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ter ist daher das sogenannte »Stellgeld«, das für das Hinaufbringen und Befestigen des zu \hneidenden Holzes gezahlt wird. Das Stellgeld beträgt im Sommer, wenn die Arbeit drängt, bis 15 Sgr., im Winter dagegen nur 25 bis 5 Sgr. Die Arbeits- tage sind im Winter kurz, die Arbeit schwierig und dennoch ver- dient der beste Brettschneider höchstens 2 Thlr. bei angestrengter Arbeit, bei mäßiger höchstens 1 Thlr. 10 Sgr. ; \{lechte Arbeiter faum 20 Sgr. in der Woche. Jm Sommer können ausgezeichnete Arbeiter, wenn sie von 4 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends s{hnei- den; 3 und selbst 4 Thlr. verdienen. Besser stehen sich die soge- nannten »Kürzer« und »Balkenhauer«, aber auch bei diesen is der bedeutende Verdienst, den sie ehemals hatten, im Lauf der Jahre bedeutend eingeshrumpft. Als das Ausarbeiten der »Sleeper« (Eisenbahn- \{wellen u. dgl.) begann wenn wir nicht irren 1844 wurde A2 Sgr. für das Stü gezahlt, noch vor 3 Jahren im Sommer 3 Sgr., heute nur 2 Sgr. und im Winter nur 15 Sgr. Ein ge- wandter tüchtiger Arbeiter das Geschäft erfordert eigentlih nur solche fommt auf 4 bis 6 Thlr. im Sommer. Alle diese Preise wurden seltsamerweise durch das Jahr 1848 hberunter- gedrückt und haben sich seitdem noch nicht wieder heben fönnen. Jn jedem Frübjahr stellen die Holzarbeiter fast sämmtlicher Felder (diesmal soll nur eins eine

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Ausnahme |

gemacht haben und auf einem zweiten soll die Arbeit bereits gestern |

theilweise wieder aufgenommen sein) die Arbeit ein, um nur die vor-

jährigen Sommerpreise wieder zu erlangen, was ihnen denn auch |

gelingt. Die Disziplin während dieser Strikes is eine ziemlich gute, obglei lediglich auf das Faustreht gegründet. Die Polizei mischt sich in die Sache nicht, außer wenn es zu tumultuarischen Scenen auf den Holzfeldern konmt, was selten der Fall ist. Auch die Speicherarbeiter machen einen theilweisen Strike; das Tagelohn bei ihnen is zwischen 8 und 10 Sgr. s{hwankend und streitig. « Wittenberg Die in Bastions umgewandelten Ravelins 1.

und 11. der Festung Wittenberg haben, dem »Magdeb. Corresp.« |

zufolge, die Namen »Bastion Dobschüß« und »Dänen-Bastion« und A erige » Bastion Scharfeneck« den Namen »Bastion Tauenzien« erhaiten.

Schleswig - Holstein. Flensburg , 21. April. Die heutige »Norddeutsche Zeitung« bringt ein Telegramm folgenden Jn- halts aus Sonderburg: So eben gegen 3 Uhr Nachmittags wurde die Grundsteinlegung auf den Düppeler Höhen auf der Stelle der chemaligen Schanze Nr. 6 vollzogen. Zuerst wurde die König- liche Urkunde und das Verzeichniß der zu versenkenden Dokumente ver- lesen. Nach der. Einlegung des Steines vollzog zunächst Prinz

Friedrich Karl mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den |

König unter dem Donner der Geschüße, den Hammerschlag, ihm folgten der General-Feldmarschall Graf v. Wrangel, die König- lihen Prinzen und die Deputation von Generalen und Rittern des Ordens pour le mérite. Alsdann hielt der Feldprobst Schalen - burg die Predigt. Die Feier {loß mit dem Vorheimarsch der anwesenden Truppen.

Ein zahlreihes Publikum, namentlich aus der Umgegend, hatte sih zu der Feier eingesunden.

f Die oben erwähnte in den Grundstein versenkte Urkunde lautet also :

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c. haben befohlen, am 21. April im Jahre des Heils 1865 den Grund- stein zu einem Denkmal bei Düppel zum Gedächtniß der Erstür- mung der Düppeler Schanzen durch Unsere Armee zu legen. Wir hatten mit Unserem erhabenen Verbündeten, dem Kaiser von Oester- reich, mit dem Königreich Dänemark Krieg führen müssen, damit

den Elb-Herzogthümern ihr lange vorenthaltenes und verkümmertes |

Recht an Deutschland und Deutschland sein Recht an ihnen endlich zu Theil werde. Nach langem Frieden, mit dem Gott Unser Va- terland begnadigt hatte, riefen Wir einen Theil Unseres Heeres zu den Waffen. Mitten im Winter, unter der größten Ungunst der Elemente, zogen Unsere Truppen in die Nordmarken Deutschlands, unter den Fittichen des Preußischen Adlers. Er s{chwebte über ibnen bei dem ersten Kampfe vor Missundej er führte sie bei dem Ueber- gang Über die Schlei bei Arnis; um ihn schaarten sie sih bei der Belagerung der Düppeler Schanzen, Hier bewährte sich die Vor- trefflihkeit Unserer Geschüße und die Sicherheit der sie bedienenden Mannschaften, die Mannszucht Unseres Heeres in der Beschwerlich- keit des Lagerlebens, der kriegerische Gemeingeist,- welcher Offizicre und Mannschaften Unserer Armee zu wohlgeordneter Einheit ver- bindet, und \chließlich die heldenmüthige Tapferkeit, mit welcher der Sturmangrifs auf die Schanzen durchgeführt wurde.

Unter Führung des Prinzen Friedrih Karl von Preußen besie- gelten die Söhne Unseres Volks mit ihrem Herzblute den Síeg, den Preußens Schwert für Deutschlands Recht und Ehre erfocht. Jhnen, die ihr Leben für ihre Brüder ließen, widmen Wir das Denkmal, dessen Grundstein Wir am 21. dieses Monats legen lassen, um Zeugniß zu geben von der Dankbarkeit des Vaterlandes und von t V a b ai aps Unserer heldenmüthigen Krieger

ottes Hülfe auch für fernere Zeiten den S i Waffen zu sichern. 9 MRD: Breuer

_Gegenwärtige Urkunde haben Wir in zwei gleihlautenden Aus. fertigungen mit Unserer Allerhöchsteigenbändigen Namens-Unterschrist vollzogen und mit Unserem größeren Königlichen Jnsiegel versehen lassen, und befehlen Wir, die eine in den Grundstein des Denkmals niederzulegen, die andere in Unserem Staats-Archive aufzubewahren

Gegeben in Unserer Haupt- und Residenz - Stadt Berlin, am 18. April des Jahres 1865. y

(L S) (gez.) T&ilhelm. Das Verordnungsblatt für Schleswig-Holstein und Lauen- burg enthält folgende Bekanntmachung :

»Da es beabsichtigt wird, das Wirken der patriotischen Vereine zur Unterstüßung verwundeter und erkrankter Krieger im lehten Feldzuge gegen Dänemark in möglichst ersböpfender Weise darzustellen, so richtet die Lan- des-Regierung in Veranlassung einer desfalls an sie ergangenen Aufforde rung an die Vorstände sämmtlicher Vereine der Herzogthümer Schleswig» Holstein, welche für jene edle Aufgabe thätig gewesen sind, hierdurch das Ersuchen, gefällig über die bezügliche Wirksamkeit der respektiven Vereine baldmöglichst, und zwar wenn thunlich mittelst Einsendung von Statuten und Rechenschaftsberichten, eine Nachricht hierher gelangen zu lassen. «

Dldeuburg, 20. April. Der seit dem 20. v. M. hier ver- sammesli gewesene Landtag des Großherzogthums ist, wie die » Wes. Z.« berichtet, gestern geschlossen worden. Wenngleich dessen Einberufung durch die neuen Zollverträge nothwendig geworden war, so haben doch zugleich noch eine Reihe minder umfassender Gesetze, verschiedentlih noth: wendig gewordene Nachbewilligungen zum Budget, manche zur {lüssigen Feststellung noch ausgeseßt gebliebene, auf die Oldenburg-Bremer Eisen- bahn bezügliche Punkte und mehrere sonstige Angelegenheiten ihre Er-

ledigung finden können, so daß dieser unser jüngster Landtag, ob:

wohl derselbe nur 5 Sizungen gehalten hat, ganz besonders frucht- bringend gewesen ist und in den wichtigeren Fragen ein Einver- ständniß wit der Regierung obgewaltet hat. Der Gegenstand, welcher zuleht seine Thätigkeit in Anspruch nahm und eine Verlängerung der ursprünglichen Einberufungszeit erforderli) machte, war der Ver- trag mit Hamburg wegen Uebernahme des dortigen Ka- vallerie-Kontingents. Wie bekannt geworden , hat der Ver- trag in der gestrigen vertraulichen Schlußsizung die QZustim- mung des Landtags erhalten. Nach dem Vertrage , soweit man über dessen Inhalt Kunde erhalten hat, Übernimmt Olden- burg die Stellung der Reiterquote der freien Stadt Hamburg an streitbarer Mannschaft , welche mit der oldenburgischen Quote an Reiterei zu einem Regimente vereinigt wird. Die Kosten des so ver- größerten Regiments werden gemeinschastlih getragen, indem Ham- burg einen Theil der wirklihen Ausgaben nach einem bestimmten Verhältnisse erstattet, für einen anderen und zwar den kleinsten Theil aber Aversionalsummen bezahlt. Die hiesige Regierung soll zu dem Vertrage wesentlich durch die militairishe Rücksicht geleitet sein, daß dadurch das Reitercorps in sihch tüchtiger und für eine chrenvollere Verwendung geeigneter werde. Auch liegt es wobl auf der Hand, daß aus der gemeinschaftlihen Verwaltung des vereinig- ten Corps, zu welchem übrigens Hamburg seine Quote selb} zu stellen hat, für beide Theile pecuniaire Vortheile erwachsen. Gleich- wohl sollen sehr mühevolle Verhandlungen erforderlich gewesen sein um die Landtagsabgeordneten hiervon zu überzeugen und die Zu- stimmung des Landtags zu erwirken, die denn auch nur mit 27 gegen 21 Stimmen erfolgt ist.

d Mecklenburg. Schwerin, 21. April. Jhre Majestät die Königin Marie von Baiern is gestern in Begleitung ibres Soh- nes, des Prinzen Otto Königliche Hoheit gegen 6 Uhr hier eingetroffen und hat Wohnung in den Königszimmern des Schlosses genommen. Se. Hoheit der Herzog Wilhelm nebs einem Kammerherrn war mit dem um Ii Uhr abfahrenden Bahnzuge nach Hagenow gefahren, um Jhre Majestät daselbst zu empfangen und hieher zu geleiten. Se. Königliche Hoheit der Prinz Karl von Baiern ist vorgestern infognito hier eingetroffen.

Als gestern Abend zur gewöhnlichen Zeit die Andacht in der Schloßkirche stattfand, nahmen unter den Allerhöchsten Herrschaften auch Jhre Majestät die Königin Marie von Baiern daran Theil.

: ; Meckl. Ztg.

Nossau. Wiesbaden, 20. April. Sa B A Rams mer unserer Ständeversammlung wollte heute Nachmittag öffent- liche Sizung mit der Tagesordnung »Wahlprüfung« abhalten. Sämmtliche Mitglieder der Rechten , mit Ausnahme des Aba. Sí- mon, blieben jedoch wieder aus, und es mußte somit die Versamm- [ung, welcher Herr Raht präsidirte nnd der Regierungs - Direktor Schepp beiwohnte, da sie nicht vollzählig war , ohne die Sitzung eröffnen zu können, auseinandergehen. Die Mitglieder der Linken waren alle anwesend. Der Präsident Raht erklärte, daß er, da na- mentlich der Abg. Großmann für sich und Namens seiner politischen Freundè des Hauses heute abermals die Erklärung abgegében habe, einer Sihung, in welher Wahlprüfungen vorgenommen werden sollten, nicht beiwohnen , die Herzogliche Regierung benachrichtigen werde, daß er sich nunmchr außer Stand sche, die Kammer weiter noch zusammenzuberufen. (Fr. J.) :

Baden. Karlsruhe, 20. April. Jhre Majestät die

Königin Augusta von Preußen is heute Nachmittag nah

Beilage

1245 Beilage zum Kösöniglich Preußischen Staats - Anzeiger.

T 96.

Sonntag 23.

[pril 1865.

2 Uhr auf der Durchreise nah Baden dahier eingetroffen, um der

Großherzoglichen Familie cinen kurzen Besuch abzustatten. j L (Karlsr. Ztg.) Bayeru. München, 20. April. Schloß Berg „am Starnbergersee beziehen und wahrscheinlich den größten Theil der Zeit bis zum Schlusse des Landtages daselbst ver-

weilen. Der Finanz - Ausschuß der Kammer der Abgeord- | neten, welcher die Berathung der Verträge Über Erneuerung des Zollvereins 2c. heute beendet hat , beantragt Beistimmung | | beiten der Lokalfragen mehr zu bekümmern und sich in den Kantons

zu den sämmtlichen desfallsigen Regicrungs-Vorlagen. Jn der näch- sien, auf fommenden Montag anberaumten Sihung der Kammer wird der Ausschuß die geshäftsordnungsmäßige Anzeige erstatten und die Kammer sofort über die Vorträge in Berathung treten. Hesterreich. Wien, 20. April. Die heutige » Wiener Ztg. « brachte cin Kaiserliches Handschreiben an den Grafen Coronini, in welchem der Kaiser dankbar anerkennt, daß der Graf, dem Kaiser-

lihen Rufe folgend, nah kurz genossener Ruhe mit bewährtem Eifer |

und selbstverleugnender Hingebung ihm abermals dur mehrere Jahre seine Dienste gewidmet hat. Zugleich enthebt er den Grafen Coronini auf sein Ansuchen von der Stelle als fomman- dirender General in Ungarn und genehmigt seine Uebernahme in den woblverdienten Ruhestand. Ferner hat Seine Majestät den General der Kavallerie und fommandirenden General im Banate, Fricdrih Fürsten zu Liechtenstein, zum fommandirenden General in Ungarn j den Feldmarschall - Lieutenant Karl Freiherrn v. Stcininger, unter Enthebung von scinem bis- herigen, zur allerhöchsten Zufriedenheit geführten Amte als Gendar- merie-General-Jnspektor, zum kommandirenden General im Banate, und den pensionirten Feldmarschall - Lieutenant Adolph Frhrn. von Schönberger, bei gleichzeitiger taxfreier Verleihung der Geheim- Rathswürde, zum Gendarmerie-General-Inspektor ernannt.

Prof. Oppolzer wurde der »Const. Oesterr. Ztg.« zufolge, zur Consultation nah Nizza berufen, erhielt einen zehntägigen Ur- laub und reist noch heute in Begleitung des Dr. Steidl dahin ab.

Brüssel, 20. April. Das » Journal de Bruxelles« bringt die Nachricht, daß Herr Rogier den belgischen Gesandten- im Auslande den Grund und die Einzelheiten des Chazal « Delaetschen Duells durch ein amtliches Rundschreiben mitgetheilt habe. Der König is gestern Abend in bestem Wohlsein hier cingetroffen und hat heute den Besuch des seit einigen Tagen hier anwesenden Grafen von Eu mit Gemahlin empfangen. Der seit gestern zusammen- getretene Scnat hat den Geschentwurf auf Freiheit des Zinsfußes mit 24 gegen 5 Stimmen ohne jede Aenderung genehmigt. Der Gemeinderath von Huy hat ‘eine öffentliche Subscription zum Zwecke der Errichtung eines Denkmals für J. Lebeau angeordnet. Das »Journal de Bruyxelles« i zu der Erklärung »ermächtigt«, der bis- herige mexikanische Gesandte zu London, Brüssel und Haag, Herr von Arrangoiz, habe nur deshalb seine Entlassung genommen weil er mit der antikirhlichen Wendung des Mayximilianschen Regierungs8- systems nicht einverstanden sei.

Belgien.

Großbritannien und Jrland. London, 20. April. Die Eisenhütten in Süùd-Staffordshire siad. endlich wieder in Thätigkeit. Die Arbeiter haben nach dem Ablaufe der Feiertage sih in überwiegender Mehrzahl zur Wiederaufnahme ihrer Beschäf- tigung eingefunden. Nur bei einem Etablissement in Wolverhamp- ton erhoben \fch noch Schwierigkeiten zwischen dem Besiyzer und dén Arbeitern, wurden jedoh nah einer Weile gütlich geschlihtet. Was Nord-Staffordfshire betrifft , so sind. die Meinungen getheilt. Einerseits glaubt man, daß die Arbeiter im Begrisse ständen, nach- zugeben, und einige der Puddler haben si gewillt erklärt, an ihr Werk zu gehen, wenn sie nur ihre Gehülfen zusammenbringen könn- ten, anderérseits spricht sih die Ansicht aus, daß bei der nahe bevor- stebendén Heuernte die Leute vorerst noch nicht wieder an die Arbeit gehen werden, Doch erwarten die Hüttenbesiger allgemein, daß die Arbeiter allmälig nachgeben werden , und man hält es nicht mehr für wahrscheinlich, daß Arbeitskräfte aus dem Auêlande herangezogen werden müssen.

Der irische Nationalverein, dessen Zweck die Herstellung der Unabhängigkeit Jrlands is , hat in Dublin eine Massenver- sammlung abgehalten, in welcher die verschiedenen Bestrebungen im Schoße der Liga zu Tage traten.

Frankreich. Paris, 20. April. Der Kaiser geht am 2. in Marseille ‘an Bord. Das Panzergeschwader , das während der Ueberfahrt nah Algerien vor dem Kaiser manövriren soll, ver- läßt am Sonntag Toulon und stellt sich auf der marseiller Rhede, auf. Indeß hat der Herzog von Magenta in Person die Leitung

bylenstämme in der Provinz Constantine nöthig wurde. | Stämme liegen: zwischen. Dschidscheli und Bugia am Litorale. In den nächsten: Tagen | wird, nah Mittheilung des »N. C.«, Se. Majestät der König das |

der Expedition übernommen, welche gegen das halbe Dußend Ka- Diese m Die Expedition, zu welcher der General-Gouverneur am 18, von Algier abfuhr, besteht aus vier starken Kolonnen, und es is nicht zu zwei-

| feln, daß die Aufständischen ihre unzeitize Schilderhebung theuer | werden bezahlen müssen.

Der Minister des Jnnern hat an die Präfekten ein Rundschrei- ben gerichtet, worin er sie darauf aufmerksam macht, wie nôthig es für sie sowohl , wie für die Unterpräfekten sei , sich um die Einzel-

öfter als blos bei den Rekrutirungsmaßregeln zu zeigen j sie möchten nicht vergessen, daß es kleine Fragen eigentlich gar nicht gebe, da

| das, was ihnen vielleicht sehr unerheblich scheine, für die Bevölke- | rungen cine höchst wichtige Angelegenheit fei.

21. April. Der Kaiser von Rußland ist heute früÿ bier eingetroffen und hat nach Begrüßung des Kaisers Napoleon die Reise nach Nizza fortgeseßt.

Nizza, 21. April. Nachdem der Großfürst-Thronfolger am gestrigen Abend schr unruhig gewesen, hat er, da sih Schlaf eingestellt, eine bessere Nacht gehabt.

Ftalien. Die Restauration des Papstes am Tage seiner Rückkehr von Gaeta wurde in Rom am 19. April mit einer Kund- gebung für die Encyklica und den Syllabus gefeiert: auf dem Pan- theon war ein Transparent zu sehen, welches den Papst darstellte, wie er diese Aktenstücke zur römischen Frage veröffentlichte. „An demselben Tage wurde im. Abgeordnetenhause zu Turin die Durchberathung des Gesezes über, die religiösen Corporationen ex- öffnet. Die Prüfungs-Kommission erklärt sich, gegen die Zusaß-An- träge der Regierung und findet die Verschleppung der Frage Über die Kirchengüter unzweckmäßig, während die Minister der Justiz, des Jn- nern und der Finanzen die Regierungsanträge aufrecht erhalten und mei- nen, daßdie dermalige Diskussion dieser Frage nur dazu führen würde, die- selbe auf unbestimmteZeit verworfen zu sebn. Crispibeantragt dieVorsfrage und spricht zu Gunsten der Kommission ¡ die Minister widersprechen und das Haus vertagt die Entscheidung bis zur nächsten Sizuüg. Das Haus sehte hierauf die Finanzberathung fort und gelangte zum Scchluß der allgemeinen Debatte. Zum Verständniß des Obigen erinnert die »Köln. Ztg.« daran, daß die Kommission der Regierung cinen radikaleren Geseßentwurf über das Klerikalgeseh entgegenstellt und das Kabinet hierauf zu diesem Entwurse abshwächende Anträge gestellt hat; wonach die Klöster aufgehoben, ihre Güter zum Staats- besig erklärt, verkauft, die Gelder in Renten umgewandelt werden sollen, um aus diesen eine Depositenkasse zu schaffen, aus denen die Mitglieder der aufgehobenen Korporationen, je nach Alter und Rang, Pensionen von 150 bis 600 Fres. erhalten würden. Die Nonnen sollen die Erlaubniß erhalten können, in Gemeinschaften zusammen- zutreten.

Aus Florenz; Der Provinzialrath hat den Beschluß gefaßt, Regierungsvorschlag zu protestiren, demzufolge die Wasser des Tra- simenus in den Arno geleitet werden sollen, um dur{'Austrocknung Boden zu gewinnen, Wie früher der Magistrat für die Stadt, #o erblickt der Provinzialrath für das Land die größte Gefahr in der Verwirklichung dieses Projekts. Mit Anfang Mai werden nicht weniger als 3000 Familien, Pächter von Magazinen und Läden, aus ihren Wohnungen und Lokalen verdrängt sein, da sie sich wei gerten, den Miethssteigerungen unserer Hausbesiger nachzugeben. Man darf \sich auf sehr unangenehme Vorkommnisse gefaßt machen, da es für diese Leute fast unmöglich sein wird, cin Unterkommen

zu finden.

Rußland und Polen. St. Petersburg. Der » Russische Invälide« vom 16. d. Mis. veröffentlicht eine ungewöhnlich große Anzahl von Beförderungen und: Ordensverleihungen- in der Armee und Militairbranche »für Auszeihnung im Dienste«, Neun General- Majors werden zu General-Lieutenants befördert, 33 Obersten zu General-Majors uud eine bedeutende Anzahl von Stabs - und Oberoffizieren in höhere Chargen j ferner ein Kaiserliches Reskript an den General - Gouverneur von Odessa und Truppen -:Kom- mandanten in Südrußland, Koßebue, welchem: ein Brillant- ring mit dem Bildnisse des Kaisers verliehen wixd , dann faiserliche Handschreiben an den Minister des Jnnern, Walujeff ! unter Verleihung des Alexander-Newski-Ordens, an den Finanz- minister Reitern, den Chef der Communicationen, Ingenieur-Ge- neral Melniko ff, und den Kurator des Casarewsti' schen Justi- tuts (Lehranstalt für orientalische Sprachen) in Moskau, La zare#f u. \ w. Ferner bringt der »Jnvalidé« eine 21 Großoktav-ODruck- seiten enthaltende Beilage mit dem Namensverzeichniß über die gleich-

16. April, wird der »Leipz. Ztg.« berichtet : energish gegen den