1887 / 104 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 May 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Anderes wolle der konservative Antrag als ein Wort einlegen zum Schugz der heimischen Erde. - Der Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer-Alst bezweifelte, daß der konservative Antrag jest am Schlusse der Session und bei versammeltem Reichstage opportun, und überhaupt ein Druck auf die Regierung nöthig sei. Troßdem begrüße er den Antrag, der die Nothlage der Landwirthschaft zum Ausdruck bringe, mit Sympathie; am wirksamsten glaube er denselben aber durch die vorgeschlagene motivirte Tagesordnung zu unterstüßen. Platonish stehe er den Wünschen der Land-

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wirthschaft in dieser Schußzollfrage keineswegs gegenüber, er werde sogar für seine Person im Falle der Ablehnung des eigenen Antrags dem Antrag von Minnigerode zu- stimmen. Der Rückgang der Landwirthschaft könne einem Zweifel niht mehr unterliegen. Allerdings scheine das Ausland mit seinen Tarif- und Transportkosten- ermäßigungen an die äußerste Grenze gelangt zu Jjein und könne feine Konfurrenzfähigfkeit kaum noch steigern. Jndeß seien die Preise jeßt so niedrig, daß fast durhweg unter dem Selbstkostenpreise gearbeitet werde. Es handle sch nicht um die ausscließlihen Jnteressen des Großgrundbesißes, auch der mittlere und selbst der kleine Grundbesiß müsse eine gewisse Fruchtfolge einhalten. Die kleinen Landwirthe, die selbst Korn fkaufen müßten für ihren eigenen Grundbesig, ständen meist als Arbeiter im Dienst des mittleren und großen Grundbesißzes und hätten an der Blüthe dieses leßteren das größte Jntereßse, weil sie sons nicht bestehen könnten. Der Niedergang der Landwirthschast mache sich schon eminent bemerkbar in seiner Rückwirkung auf die industrielle Produktion; der Einwand, daß die Jndustrie bei billigen Preisen leichter arbeiten könne, sei längst widerlegt. Die Preise der landwirthschaftlihen Produkte würden auch nit um den Zollbetrag vertheuert; das Ausland habe die Zölle anz und voll auf sich genommen. Er empfehle die Annahme eines Antrages oder, im Falle der Ablehnung die Annahme des Antrages des Abg. Freiherrn von Minnigerode.

Der Minister für Landwirthschaft, Dr. Lucius, bemerkte, er sei zu der Erklärung ermächtigt, daß die Staatsregierung die shwere Krisis, unter welcher die Landwirthschaft leide, er- kenne und zu ihrer Abhülfe bereit sei; sie sei geneigt, mit einer Erhöhung der landwirthschaftlihen Zölle vorzugehen, vorausgeseßt, daß sie die Zustimmung des Bundesraths und der Mehrheit des Reichstages finde; dieselben Rücksichten für die Landwirthschaft, welche beider bisherigen Gesezgebung maßgebend eas würden auch künftig maßgebend sein. Die E hätten isher eine erhebliche finanzielle Bedeutung gehabt, aber für den Schuß der Landwirthschaft nicht viel gewirkt. Trotz der Steigerung der Zölle sei der Preisstand des Weizens so nie- drig, wie er seit hundert Jahren nicht, oder überhaupt noch nie gewesen. Die Roggenpreise böten feine so großen Schwan- kungen, weil der Kreis der roggenbautreibenden Länder si nicht ausgedehnt habe, wie dies beim Weizen, durch den Hinzutritt Amerikas und namentlich Indiens, ge- schehen sei. Der Jmport von Pferden beschränke ih auf Pferde niedrigster Gattung. Gegenüber einem Bestande von 152, Millionen Haupt Rindvieh sei ein Jmport von 200 000 Haupt nur unbedeutend ; gerade ausreichend, um eine Aufbesserung des Bluts herbeizuführen. Der Export sei bedeutend größer als der Jmport. Nur bei den Schweinen sei der Jmport von einigem Belang. Bei Schafvieh sei der Import allmählich beinahe gleich Null geworden. Die staat- lihen Maßnahmen zur Hebung der Landwirthschaft, welche möglich seien, würden Seitens der Regierung ergriffen werden ; aber auch die weitgehendste Staatshülfe werde niemals die Selbsthülfe der Landwirthe, billig und sparsam zu produziren, überflüssig machen. Die Regierung hoffe, daß bei dem Be- itreben die landwirthschaftlihe Krisis zu überwinden, ihr die Mitwirkung des Reichstages nicht fehlen werde.

Der Abg. Graf von Kanitz dankte dem Minister für seine Erflärung, bat aber nochmals zu erwägen, ob nicht au eine Erhöhung der Viehzölle möglih sei. Nah England werde nicht mehr so viel Rindvieh, nah Frankreich nicht mehr so viel Schafvieh versendet. Nicht eine Grenzsperre werde verlangt, jondern nur normale Viehpreise; das Sinken der Preise be- deute eine Verschlehterung der Viehzucht. Wenn eine Vorlage dem Reichstage gemacht werden sollte, so müßte es noch in diesem Jahre geschehen; gelange die Erhöhung der Getreide- glle nicht sofort zur Ausführung, so würde ein bedeutender Import stattfinden, durh den die Maßregel vollständig illuforish würde.

Bei Schluß des Blattes nahm der Abg. von Saucken- Tarputschen das Wort.

__— Ein mündliches Mitgiftversprehen oder das mündliche Versprehen der Gewährung einer Zulage zum Haushalt oder eines sonstigen Vermögensvortheils Seitens eines Fremden (eines nicht zur Ausstattung Verpflichteten) an einen oder den anderen der künftigen Eheleute unter der Bedingung oder zum Zwecke einer zu s{ließenden Ehe wird na einem abweichend von früheren Entscheidungen ergangenen Urtheil des Reichsgerihts, IV, Civilsenats, vom 7. März d. J, im Geltungsbereih des Preuß. Allg. L.-R. dur die Erfüllung dieser Bedingung rechtswirksam und fklagbar, auh wenn Derjenige, welchem die Mitgift resp. Zulage versprochen worden, dem Versprechenden gegenüber sih nit zu der geforderten Heirath verpflichtet hatte. „. . . Es fragt sich, ob die mangelnde Feststellung des gedachten klägerishen Ver- sprechens der Eheschließung als nothwendige Vorausseßung für die Anwendbarkeit des 8. 165 Th. I, Tit. 5 A. L.-R., wona die Leistung der Handlung den Anspruch auf die mündli versprochene Vergütung begründet , anzusehen ist. Jn einigen früheren Entscheidungen des gegenwärtig erkennenden Senats ist diese Frage bejaht; nach nohmaliger Prüfung derselben ist jedo diese Nehtsauffassung niht aufrecht erhalten, sondern im wesentlichen Anschlusse an die Praxis des vormaligen preußischen Ober-Tribunals der entgegengeseßten, welche zur Verneinung der gedachten Frage führt, der Vorzug ge- geben. .. . . Jndem §. 1048 Th. 1 Tit. 11 A. L--R. („Auch wenn ein Fremder unter der Bedingung oder zum Zweck einer zu shließenden Ehe einem oder dem anderen der künftigen S earin Etwas in rehtsgültiger Form versprochen hat, ist ein solcher Vertrag einem lästigen gleich zu ahten“) das dort erwähnte, formell einseitige Leistungsversprehen den lästigen, d. h. den Verträgen mit gegenseitigen Verpflichtungen gleichstellt, spricht er damit aus, daß die von dem Promissar zu erfüllende Be- C oder Auflage, welhe an sich nur Modalitäten des Leistungsversprechens sind, als vertraglih übernommene Gegen- leistungen angesehen und retlich beurtheilt werden sollen. Nur in dieser Weise ist die Ausschließung der Schenkungs- natur dieser Verträge und" deren Unterordnung unter den

Begriff der lästigen zu erklären und zu rehtfertigen, da die- selben nah Ovigon die Abwesenheit jeder vorgängigen, sei es au nur generellen Verbindlichkeit des Versprehenden vóraus- seßen. Diese Auffassung steht nun auch mit dem Wesen der Sache durchaus im Einklange. Denn das zum Begriff der Schenkung unerläßliche Erforderniß der Unentgeltli feit wird insoweit nicht erfüllt, als von dem Bedachten eine Gegen- leistung verlangt wird, sei es au, daß dies formell in Gestalt einer von ihm zu erfüllenden Bedingung oder Auflage geschieht, und die Schenkungsnatur eines derartigen Geschäfts ze)|rt anz, wenn der Werth solcher Gegenleistung den Werth der Zuwendung ershöpft oder in Gelde überhaupt niht zu shäßgen ist. Dieser \{on im Gebiete des gemeinen Rehts an- erkannte Grundsay hat im Allg. L.-R. nur injofern eine Modifikation erfahren, als derartig belastete Zuwendungen überhaupt im Zweifel (8. 1053 stlg. das.), unter den besonderen Voraussetzungen des §8. 1048 cit. aber shlechthin und durhweg als lästige Verträge beurtheilt werden sollen, welche legtere Vor- schrift vermuthlich dur die Rüfsicht auf die Beförderung der Ehe- \chließungen sowie durch die Erwägung motivirt ist, daß die Eingehung einer Ehe eine völlig unshäßbare Handlung ist. Geht man hiervon aus, so fann auch die Anwendung des 2 165 Th. T Tit. 5 A. L.-R. auf den in Frage stehenden Fall des S8. 1048 cit, in der Weise, daß die Sollziehung der Ehe einen klagbaren Anspruch auf eine auch nur mündli versprochene Zuwendung im Werthe von über 150 # zu begründen vermöge, einem durchgreifenden ge ie Be- denken niht begegnen. Das Gese beschränkt die Gleichstellung der im §. 1048cit. behandelten Verträge mit den lästigen Verträgen weder nah seinem Wortlaute noh nah seinem Grunde auf den Ausschluß der besonderen Formerfordernisse und der Widerruflichkeit der Schenkungen, sondern spricht solche all- gemein aus und giebt dadurch zu erkennen, daß es auf jene ¿Fälle den ganzen Komplex der bezüglich der lästigen Verträge aufgestellten Normen angewendet wissen will... . Auch dem sittlichen Gefühle dürfte es mehr entsprehen, wenn die Be- theiligten niht durh die Rücksicht auf den beiderseits er- strebten Erfolg genöthigt werden, die Eheschließung aus- gesprochenermaßen zum Gegenstande eines an sich vermögens- rechtlihen Vertrages zu machen.“

_— Dur Allerhöchste Ordre vom 20. April d. J. ist dem Kreise Osterode das Enteignungsrecht für die zur Aus- führung des Neubaues der Landstraße von Willershausen über Düderode und Oldenrode bis zur Northeim - Seesener Chaussee im Dorfe Düderode erforderlihen Grundstücke ver- liehen worden.

Am 27. April d. F. verstarb zu Burtscheid bei Aachen der frühere Königlich preußishe Minister-Resident in Florenz, Wirkliche Geheime Rath Dr. Alfred von Reumont.

Dr. von Reumont, geboren am 15. August 1808 zu Aachen als Sohn des dortigen Medizinal-Raths Reumont, trat, nach- dem er seine Studien absolvirt hatte und längere Zeit Privatsekretär bei dem preußishen Gesandten Freiherrn von Martens in Florenz gewesen war, am 28. Juni 1835 in das Sekeetariat des hiesigen Königlichen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten ein. Jm März 1836 wurde er der Königlichen Gesandtschaft in Floxenz als Geheinzter expedirender Sekretär beigegeben und erhielt im Sommer 1843, nahdem er längere Zeit die Geschäfte des Legations-Sekretärs in Rom wahrgenommen, eine Stellung als Hülfsarbeiter im Ministerium der aus- wärtigen Angelegenheiten und im Civilfabinet Sr. Majestät des Hochseligen Königs.

Unterm 13. Januar 1844 zum Legations-Rath ernannt

und durch Allerhöchste Ordre vom 5. Dezember 1846 in den Adelstand erhoben, wurde er im Oftober 1848 als Legations- Sekretär nah Rom verseßt und im November 1851 mit den Funktionen eines Geschäftsträgers in Florenz betraut. Jm August 1856 zum Minister-Residenten am toskanishen Hofe ernannt, bekleidete er diese Stelle, in welcher er im Oktober 1859' den Titel Geheimer Legations-Rath erhielt, bis zum 22. März 1860, zu welchem Zeitpunkte in Folge der politischen Umgestaltung Jtaliens die Einziehung diejes Postens und zum 1. Januar 1861 seine Zurdispositionstellung erfolgte. : ___ Seitdem widmete Dr. von Reumont seine Muße wissen- schaftlichen, namentlich historischen und kunsthistorischen Arbeiten. ___ Jn seinen diplomatischen Stellungen hat Dr. von Reumont sich stets die vollste Zufriedenheit zu erwerben gewußt, und es sind ihm auch später durch Verleihung hoher Auszeihnungen ahlreihe Beweise Allerhöchster Gnade zu Theil geworden. Bereits im Jahre 1860 mit dem Rothen Adler-Orden 2. Klasse mit Eichenlaub, im Jahre 1871 mit dem Stern zu diesem Orden dekorirt, erhielt er anläßlih seines 50 jährigen Doktor- Jubiläums im Jahre 1883 den Stern der Komthure des König- lichen Haus-Ordens von Hohenzollern. i

Am 28. Juni 1885, an welhem Tage er 50 Jahre dem Staatsdienste angehörte, wurde Dr. von Reumont auf seinen Antrag in den definitiven Ruhestand verseßt und er in An- erkennung der gegen Se. Majestät und das Königliche Haus stets bewährten Treue und Anhänglichkeit zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädikat Excellenz ernannt.

__ Abgesehen von seinen dienstlihen Beziehungen zum Aus- wärtigen Ministerium, stand Dr. von Reumont Jhren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin, sowie dem Hoch- seligen König Friedrih Wilhelm IV. perfönlih nahe. Durch seine zahlreihen über die Geschichte und Kunstgeschichte gtaliens veröffentlichten Schriften hat er sich auch um die Wissenschaft reiche Verdienste erworben, die ihm auch nach dieser Richtung ein ehrendes Andenken in weiten Kreisen des Vaterlandes sichern.

Der Kaiserliche Botschafter, Graf zu Münster, ist vom Urlaube nach Paris zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder übernommen.

au S. M. Fahrzeug „Loreley“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Freiherr von Lyncker, ist am 30. April cr. in Jaffa eingetroffen und am 3, Mai wieder in See gegangen.

L Os „Marine-Ver.-Bl.“ veröffentliht folgende Nach- rihten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 2./2. Sydney. 20./4. (Post- station: Sydney [Australien |). S. M. Kreuzer „Albatroß“ 15./1. Matupi. Legtte Nachriht von dort 27./1. (Post- station : Sydney [Australien].) S. M. Fahrzeug „Caurus“ 20./4. Wilhelmshaven. S. M. Knbt. „Cyclop“ 30./3. Bonny 2./4. (Poststation: Kamerun.) S. M. Verme}.- Fahrzeug „Drache“ Wilhelmshaven 27./4. (Poststation: Wil- Lebe (at S M Fahrzeug „Falke“ 18./4. Wilhelms- aven. (Poststation : Wilhelmshaven.) S. M. S. „Friedrich

Carl“ 16./4. Wil en und JFrland. London, 2. Mai. (A. C.) abfichtigt, wo möglih, die Aus \chuß- der irishen Zwangsvorlage vor den des Parlaments zu beendigen; die Opposition ch, daß die Berathung sih bis Mitte dehnen werde. Gladstone und seine Freunde bezwecken, sehr als möglich zu verlängern, um die Auf- i Seitens der Opposition fung der Dauer des Geseßes auf drei Jahre

elmshaven 22./4. 23. oststation: Wilhelmshaven.) S. M. K /3. Kapstadt. „Hansa“ 24./9. 86 Kiel. (Pofstation : Kiel.) „Hyäne“ 24./4. Zanzibar (Voststation: Zanzibar.) Knbt. „Fltis“ Wilhelmshaven 25./4. (Poststation: Gib . Fahrzeug „Loreiey“ 1 24./4. Canea 25./4 (Poststation:

/4. Wilhelmshavey _-eDabicht“

S. M. Knle

Großbritanni

(Poststation: Kamerun.)

rseits glaubt jedo

5./11. 86 Malta. 20 28./4. Aler

M S S. M. Kreu Zanzibar.)

; Kamp? 19_ _ertfsamkeit des cicd die Beschrän tragt werden Am Sonna j Gemälde-Ausstellung,

_29./ andria 29.14 Landes zu erregen. ) Konstantinopel.) S ; 10./2. Kiel. (Poststation: Kiel.) ar. (Poststation: „Moltke“ 1./4. Kiel. (Poststation: Kiel , dan Swinemünde.) S. M. Pzrfhrzg. „Müde“ 28./7. 86 Wilhelm haven 18./4. 87. 20./4. Wilhelmshaven. (Poststation: helmshaven.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 12./4. 24./4. 27./4. Nagasaki. S. M. S. „Nixe“ 31./3. Lissabon. (Poststation: Gibraltar M. Vermessgsfhrzg. „Pommerania“ Kiel 25.4. 25,4 Eernförde. 29./4. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M.& Wilhelmshaven. N

Zer ,, Möwe“ Z Ï S. M. bend, dem Vorabend der Eröffnung der all- bis 11. Mai, dan gaben der Präsident und die der Königlichen Äfademie der Künste im das übliche Bankett. Unter den zahlreichen sich der Prinz von Wales, der Herzog Prinz Christian zu Schleswig-Holstein, der Botschafter Oesterreih-Ungarns, Frank- ¿ und Ztaliens, der Gesandte der Vereinigten Staaten, der j von Salisbury und die meisten Mitglieder des zahlreihe Pairs und Mitglieder des Unterhauses, ondon weilenden Vertreter der Kolonien, der Lord- sowie die Zierden der Kunst, Wissen- Sir F. Leighton, der Präsident der Tishreden vermieden, sorgfältig das Gebiet

¿ften befanden „5a Cambridge,

(Poststation: Singa og von Tedck, die

Adalbert“

Wilhelmshaven (Poststation:

- 3. | _Eckernförde.) ._ „Sachsen“ 25./9. 86 Kiel. (Poststation : Kiel.) 5 . „Stein“ 30./3. Wilhelmshaven. j Wilhelmshaven bis 6. Mai, dann Kiel.) S „Wolf“ 11./4. Formosa. saki. (Poststation : Hongkong.) Kreuzerge)\{chwader: S. Schiffe „Bismarck“ (Flaggschiff), „Carola“, „Olga“, „Sophie“ 15./3. Kapstadt. (Poststation: Sydney (Australien). Torpedo: Divisionsboot „D. 1“ 27./3. Dampfer „Salier“ mit dem Ablösungskommando für S. M. Kreuzer „Albatroß“ Bremerhaven 20./4. 21,4 Amsterdam 23./4. i

Wiesbaden, 3. Mai.

«anyor von London, d Literatur. E führte den Vorsig. Festmahl,

(Postitation: . M. Knht ¿F0ochow 21./4. 27./4. Na r Politi e Mitglieder der Königlihen Familie folgte Heer und Cambridge beziehung . Hamilton, beantworteten. Taufe seiner Rede Mittheilungen über die am 2 r Rhede von Spithead zu Ehren des ‘¿biláums der Königin in Gegenwart Flottenrevue und

Danzig 1./4. sweise der Chef der Admiralität, Letzterer machte im 3. Juli auf Regierungs-

Jn der heutigen 6. öffentlichen der Monarchin

Sizung des Kommunal-Landtages wurde zunächst auf den “Bericht der Wegebaukommission zu der Vorlage des Landesaus\hus}ses, betreffend die Uebernahme der straßenstrecken fommunalständische

zbzuhaltende

einem Souverain riedenszeiten gesehen worden ist, überlegen sein wird. Sie ; er hundert Wimpel zählen, nodernsten Kriegsschiffe umfassen werden, vom Torpedoboot +3 zum mächtigiten Panzerschiff. Fede Gattung von Kanonen vird vertreten sein, von der 110 Tonnen {weren Kanone, die n Stande ist, ein Wurfgeshoß von 1800 Pfd. Gewicht auf ¿ne Distanz von 6 Meilen abzufeuern, bis zu den \chnell- :¿vernden Maschinenkanonen, die im Stande sind, viele Hundert Schüsse in einer Minute abzugeben u. #\. w.“

3. Mai. (A. C.) Anläßlih der Feier des erungsjubiläums der Königin sind für den Monat Zuni mehrere Hoffestlihkeiten im Buckingham-Palast in i So findet am 1. oder 2. Juni ein Hof- ‘anzert, am 24. Juni ein Hofball, am 28, Juni wiederum ein Lonzert und am 29. Juni ein Gartenfest natt.

Bis jet sind niht weniger als 155 Amendements um ersten Paragraphen der irischen Verbrechen-Bill ¿estellt worden, obgleih dieselbe fast gleihlautend mit dem “treffenden Abschnitt der früheren Gladstone'’schen Zwangsakte F. Alle diese Amendements rühren, mit Ausnahme eines einzigen, ron Parnell’'s und Gladstone’s Anhängern her. Zwei Abgeordnete, nêèmlich die beiden Healy, sind die Urheber von 97 Amendements. Lon den 155 wurden am Freitag nach fast actstündiger De- batte 14 erledigt. Nach diesem Maßstab gemessen, wird allein diz Berathung des ersten Paragraphen 88 Stunden in An- ioruh nehmen, und wenn es in dieser Weise bei den übrigen 19 Paragraphen fortgeht, so wird allein das erste Stadium tunden, also eine lange Parlamentssession

(W. T. B.)

nafsauishen Gemeinden Unterhaltung , : beshlossen, einmal an die Finanzkommission und Wegebaukommission zur emeinschaftlihen Berathung zurückzuverweisen. Auf den Bericht derselben Kommission wurde der Umbau einer Theil: strede der Hachenburg-Herborner Straße beschlossen. Eingabe eines Einwohners zu Holzhausen ward durch Ueber: gang zur Tagesordnung erledigt. Ein Gesuch der Gemeinde Holzhausen um eine Rückvergütung der zu den Kosten des Baues der Straße Eifabachsmühle—Laisa geleisteten Beiträge wurde dem Landes-Ausshuß zur Berücksichtigung überwiesen. Auf den Bericht der Wegebaukommission genehmigte der Landtag die Abtretung eines Theils der Darmstädter und Mörfelder Landstraße Verwaltung der Stadt gegen Gewährung einer Rente von 2000 H per Kilometer, Auf den Bericht der Finanzkommission zu der Eingabe des Kuratoriums des landwirthschaftlichen Fnstituts zu Hofgeisberg wurde dieselbe an den Landesaus\huß verwiesen, und auf den Bericht der Rechnungsprüfungskommission die Rechnungen der ständishen Fonds und Jnstitute dechargirt. Í such um Unterstüßung wurde dem Landesdirektor überwiesen. Einige Wahlprüfungen wurden ohne Debatte genehmigt. Nächste Sißzung morgen früh 11 Uhr.

Bayreuth, Prinz-Regent wurde auf seiner Reise von Bamberg in Kulmbach überaus herzlih bewillkommt. traf der Zug in Bayreuth ein. Der Bürgermeister Munter betonte in seiner Begrüßungsrede: die Bayreuther seien mit Bayerns Königshaus aufS engste verwachsen. in die festlich geschmüdte Stadt bis zum Schlosse wurde dem Prinz-Regenten ein jubelvoller Empfang bereitet. einer Tribüne in pforte, brahten Ehren- poetische Huldigung dar.

die jede Abart

Aussicht genommen.

Eigenthum, Frankfurt a. M.

(Allg. Ztg.)

Um hatb 11 Uhr M der Vorlage 176(

3. Mai. Jn der heutigen Unterhaus- ¡igung theilte der Unter-Staatssekretär Fer gusfon auf eine Die Unterhandlungen mit der dem Par-

Beim Einzug ezüuglihe Anfrage mit: : Pforte bezüglih Egyptens dauerten noch fort; lament würden über den Charakter und das Resultat der- elben Mittheilungen gemacht werden, sobald das Staatsintere)e Lewis beantragte wegen des gestern von gebrahten Artikels: en _ Unterhause“, Anklage zu erheben, und behauptete: derselbe verleze die Parlamentsprivilegien. Intrag und wünschte, den Anschuldigungen der „Times“ ent- 1 bemerfte: der Herausgeber der „Times“ Smith beantragte, die Sache zu ver- agen, um dem Hause Zeit zu ruhiger Ueberlegung zu geben. Die Parnelliten, welhe Gladstone unterstüßte, bekämpften diesen Antrag. Die Vertagung wurde schließlich mit 213 gegen 174 Stimmen genehmigt. E 4. Mai. (W. T. B.) Jm Unterhause bekämpfte die Regierung heute den Antrag Lewis' durch einen Unter- zntrag, in welchem erklärt wird: der Artikel der Parlamentsprivilegien. sei erwünscht, die- Sahe zum Austrage zu bringen, aber Unterhaus Regierung die „Times“ durch den General-Fiskal einen Verleumdungs- und Dillon

Jägerstraße aus, unter einer Ehren- ungfrauen dem Prinz-Regenten eine p : . Bei dem Reiz seiner Straßen an sich mußte Bayreuth Besonderes aufbieten, um einen festlichen Schmuck zur Geltung bringen zu können. straße, Opernstraße, Richard-Wagnerstraße u. \. w. gewährten denn auch einen prachtvollen Anblick. : die Auss{hmückung des Opernhauses, des Komman- des Herzogs Alexander von 2 des Palais der Häuscrtratts

dies gestatte. e A G ELOS | „Dillon's Lügen im Die Marimilians- N 2 Ci : Dillon unterstüßte den Reih und s{hön war - : S zegenzutreten, indem er bäud E S e QE danturgebäudes, ei ein feiger Lügner.

an des Palais Württemberg ,

Bezirksamtsgebäudes , n Meyernberg, eisters Wölfel und der alten Kaserne zu Königliche Hoheit nahm in der prächtigen Residenz Wohnung und wurde im Treppenhause von lieblihen weiß-blau gekleideten Mädchen mit Rosenspenden begrüßt. Heute Mittag hat Se. Königliche Hoheit die Aufwartungen der Staats- und Civil: behörden, der Gemeindefollegien und Landbürgermeister ent- gegengenommen und Nachmittags mit den Herren seiner Be- gleitung einer Hoftafel im Schlosse beigewohnt.

i Karlsruhe, 4. Kronprinz und die Kronprinzessin von Shweden und Norwegen sind heute nah Amsterdam abgereist.

S Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 3. (Th. C.) Der Großherzog ist gestern nah der Wartburg zurückgekehrt, woselbst heute Abend, einer Einladung des Groß- herzogs folgend, Prinz Wilhelm von Preußen eintrifft.

Tribunal.

die Wahl zigenen Anwalts zu überlassen. Die Debatte war äußerst lebhaft: die Anhänger Parnell's und Gladstone's protestirten gegen die Absicht der Regierung, da dieselbe unbillig gegen Leßtere erklärten, die Angelegenheit ge- hôre nit vor das Gericht, sondern vor ein aus Gentlemen bestehendes Ehrentribunal. Unterantrag der Regierung angenommen würde, einen An- trag auf Ernennung eines Comités des suhung der Anklage der „Times“.

ichließlich auf morgen vertagt.

_ Ottamwa (Canada), 1. Mai, Regierung hat beshloÿjen, Eisenbahn-Gesellsch ubvention von 200 eine Dampfschiffsverbindung / Fnsel und Australien errihte. Die und Westindishe Gesellschaft erhielt eine 5 000 Doll. und eine fran-

die Parnelliten sei.

Gladstone

Oesfterreih-Ungarn. Wien, 3. Mai. (Wien. Abdp.) Jm Abgeordnetenhause des Reihsrath® wurde heute die Spezialdebatte über den 1887 fortgeseßt. eine längere Debatte.

Hauses zur Unter-

Staatsvoranschlag Der Titel „Dispositionsfonds“ veranlaßte ei Bei der Abstimmung wurde der Titel jedoch mit bedeutender Majorität genehmigt. Posten des Kapitels „Ministerrath“ wurden theils nah kurzer, theils ganz ohne Debatte angenommen.

Die Budget-Kommission des Herrenhauses den Bericht über den Geseßentwurf, betreffend die aus An der Ummwan i Srundentlastungs\{huld von Ober- Defterreih in eine neue Landesshuld im Höchstbetrag von 9 400 000 Fl. zu gewährenden staatlichen Begünstigungen, vor- elegt und stellt durch den Obmann und Berichterstatter ¿Fürsten C. Czartorysfi den Antrag: „Das Herrenhaus wolle dem Gesezentwurf in der Fassung des Abgeordnetenhauses seine Zustimmung ertheilen.“

Pest, 3. Mai. (W. T. B.) Das Unterhaus ge- nehmigte heute im Ganzen und im Einzelnen die Vorlage, betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 32 Millionen Gulden

(A. C.) Die canadische der canadischen Pa cific- für drei Jahre eine jährliche 000 Doll. zu bewilligen, damit die zwischen

Die übrigen

Gesellschaft der Vancouver- Lalifax- Subvention im Betrage von ( T n zöôsishe Gesellschaft, deren Dampfer zwischen Havre und Halifax fahren, 50 000

der Ummwandelung der

Der General-Gouverneur, Lord Lansdowne, reiste heute Morgen von hier nah ronto, wo die Bürger eine großartige Kundgebung ihm zu Ehren veranstalten wollen.

Ftalien. Rom, 4. Mai. (W. T. B.) Der König ist heute Abend von Venedig hierher zurücgekehrt. :

Der Erlaß des Generals Saletta, durch welchen

Zustand verhängt wird, verbietet längs der blokirten Küste den Handelsverkehr mit Abessinien und den Bewohnern dieses Landes. Jedes Schiff, welches diesem Verbot zuwider- handelt, wird vor ein in Massovah einzuseßzendes Prisengericht gestellt, welches über Schiff und Ladung dem Völkerrecht gemäß erfennen wird.

Venedig, 3. Mai. (W. T. B.) Heute fand in Gegen-

wart des Königs und der Königin der Stapellauf des Avisodampfers „Galileo“ statt.

Griechenland. Athen, 3. Mai. (W. T. B.) Bei

den Ersaßwahlen zur Deputirtenkammer sind überall die ministeriellen Kandidaten gewählt worden.

Türkei. Konstantinopel, 4. Mai. (W. T. B.)

Bg gens wird Folgendes bekannt gegeben: Der ,

wischenfall, welcher zu den Gerüchten über Unruhen auf reta Anlaß gegeben hat, ist auf folgende Vorkommnisse

zurückzuführen : Ein Muselmann aus Alifkan, einem Dorfe bei Canea, war durch einen Flintenshuß getödtet worden. Einige seiner Glckubensgenossen schossen während des Transports der Leiche auf zwei Christen und verwundeten dieselben. Drei der Ermordung des Mujselmanns ange- klagte Christen und die Muhammedaner, von welchen die beiden Christen verwundet worden waren, wurden verhaftet, Während der Nacht entstand eine gewisse Aufregung in Darazu, einem anderen in der Nähe von Canea gelegenen Dorfe: bei einem sich daran s{hließenden Streit wurden eine Person getödtet und drei verwundet. Jn Folge der von den Behörden ergriffenen Maßregeln wurde die Ruhe und Ord-

nung wieder hergestellt. Es handelte si also nur um ein jeden politishen Charakters entbehrendes Verbrechen.

Rumänien. Jassy, 4. Mai. (W. T. B.) Der König ist heute Nachmittag zur Feier der Einweihung der Metropolitan-Kirche hier eingetroffen ; derselbe wurde auf allen Stationen von Bukarest bis hier mit enthusiastischen Kundgebungen begrüßt.

Ruß:land und Polen. St. Petersburg, 3. Mai. (W. T. B.) Heute sind die Kaiserlichen Erlasse veröffent- liht worden, durch welche die Machtbefugnisse des St. PetersburgerStadthauptmanns resp. des die Polizei verwaltenden Gehülfen des Ministers des Jnnern zur Wahrung der öffentlihen Sicherheit in der Residenz resp. in den Provinzen erweitert werden.

4 Mai ŒW E B) russisY=englis{che Kommission für die Regelung der afghanischen Grenz- frage trat heute zu einer Sizung zusammen. Rußland war durch Zinowieff, Kuhlberg und Lessar, England dur Ridgeway, Lessoe und Barrow vertreten. Die Kommission vertagte sih, ohne Beschlüsse zu fassen, bis nächsten Diensiag, wo wahrscheinlich die Verhandlungen geschlossen werden. :

Amerika. Chicago, 2. Mai. (R. B.) Die Königin Kapiolani von Hawait ist auf der Reise nah Washington hier angefommen. Vertreter des Kriegs- und Marine- Departements werden ihr zur Begrüßung bis Baltimore ent- gegenfahren.

Afrika. Egypten. (A. C.) Ueber das Treffen bei Sarras ist im Kriegs-Ministerium zu London von dem Höchstkommandirenden in Egypten ein vom 30. v. M. datirter Beriht mit weiteren Einzelheiten ein- gegangen. Darnach hatte vor dem Frontangriff auf den Feind die egyptishe Kavallerie dessen Stellung vollständig umgangen. Nah Meldungen von Eingeborenen wurde die erste Linie des Feindes, aus etwa 200 sana- tishen Derwishen bestehend, fast aufgerieben; die zweite Linie, bestehend aus etwa 300 Dongolesen unter dem Scheih Tahir und den Scheichs von Ambigol, Akasheh, Sukkat u. f. w., löste sich auf, als fie von der Kavallerie umgangen wurde, und die Araber shwammen gerade unterhalb Sarras über den Nil. Das engagirte egyptishe Bataillon war ein schwarzes. Die Kavallerie seßte die Verfolgung fünf Meilen jenseits des Punktes fort, wo die Dongolesen den Fluß auf der Flucht überschritten hatten, fanden aber jenseits keinen Feind zu verfolgen. Die ganze Streitkraft kehrte nah Wady Halfa zurück. Diese feindliche Bewegung der Derwische hatte muthmaßlih den Zweck, das Prestige unter der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Nur 14 wirklihe Derwische entkamen. Die Dongolesen zerstreuten sich nach ihren Distrikten. Die ganze Correspondenz des Feindes wurde erbeutet. i

Suakim, 2. Mai. (N. B.) Hier angelangte Deserteure melden, daß die Hadendowas und andere freundlich gesinnte Stämme die Rebellen von Kassala vertrieben und ean Digma und Abu Girga gefangen genommen haben.

Zeitungsftimmen.

Die „National-Zeitung“ schreibt: : Der Naturforscher vermag aus dem aufgefundenen Zahn eines vorsündflutbliben Thieres das Letztere zu rekonstruiren. Die deutsh- freisinnige Presse hat es beinahe ebenfoweit gebraht: aus zwei an- geblich in der noch unbekannten Branntweinsteuer-Verlage enthaltenen Zablen baut sie vor den erstaunten Blicken ihrer Leser den Entwurf auf; und die „Freisinnige Zeitung“, welche niht den Raum erübrigen fann, um die Note des Reichskanzlers in der Schnäbele'schen An- elegenheit mitzutheilen, sih vielmehr auf den Abdruck einiger Sätze esOränfkt, weil die Note „nihts Neues“ enthalte, bringt über die unbe- fannte Branntweinsteuervorlage gleihzeitig vier Leitartikel. Der Menschheit ganzer Jammer faßt das Blatt bei dem Gedanken an, daß der Schnaps theurer werden könnte. Ein Ausländer, der diese herzbrehenden Klagen liest, muß glauben, daß die Deutschen ein Bolk von leidenshaftlihen Scnapstrinkern seien. Nebenbei heyt das deutschfreisinnige Organ, welches dieser Tage den Süddeutschen auf Grund des Nachtrags-Etats Angst vor dem Reichs-Eisenbahnprojekt maten wollte, nun zur Abwechselung die Norddeutschen gegen den Süden auf: dieser werde aus der Branntweinsteuereinnahme mehr erhalten, als dazu beitragen. Damit aber die Süd- deutschen nit hierdurch allzu sehr für die Vorlage gewonnen werden, wird alsbald bei ihnen wieder die Erzeugung eines neuen „Angst- produkts“ versuht: mit dem Reservatrecht betreffs der Branntwein», werde auch das betreffs der Bierbesteuerung hinfällig werden. Es eht doch nichts über fortshrittlihe nationale Gefinnung! Auf die Erzrterungen über den angeblichen Inhalt der Vorlage einzugehen, haben wir feinen Grund; wir wollen abwarten, bis wir nit blos den Zahn, sondern das Mammuth selbst vor uns haben.

Demselben Blatt entnehmen wir: :

Ueber die Lage der Landwirthschaft äußert sih eine anerkannte landwirthschaftlihe Autorität, Geheimer Rath Settegast, in einem offenen Briefe an den General-Sefkretär der landwirthschaftlichen Vereine für das Großherzogthum Hessen, anläßlih einer dort an-

gänzung der Reservebestände der Staats-

über Massovah und Dependenzen der Blokade-

gestellten Enquete, u. a. wie folgt:

Ih wende mi nun zu den Ergebnissen der Enquete, deren Zu-

sammenstellung die Gesammtlage der Landwirthschaft in Hessen klar- stellen und därüber Auskunft geben soll, ob und inwieweit durch Um- gestaltung bestehender Verhältnisse bezw. dur Beeinflussung oder Eingreifen von der einen oder anderen Seite die wirthschaftlihe Lage der Landwirthe einer Besserung entgegen zu führen wäre. Da mag es denn in erster Linie zur Berubigung dienen, daß auch die Enquete im Großherzogthum Hessen die schwere Sorge und düstere Befürchtung Derer nicht bestätigt, welche vessimistisch den deutshen Land- wirtbschaftsbetrieb weit und breit in unheilvolle Zustände ver- strickt und von unausbleiblihem Zusammenbruch bedroht er- abten, wenn die Agrargesetzgebung und Wirthschaftspolitik dur außerordentlihe Maßregeln niht fofort Abhülfe s{chafffen. Es it wabr, trübe genug sieht es da und dort aus, aber ebenso wahr ift, daß die bisberigen deutschen Enqueten mit Einschluß der jeßt in Hessen veranstalteten nichts weniger als Denen Recht geben, die von einem beschränkten Beobactungéfelde aus die landwirthschaftliche Gesammtlage durch den leßten Schluß: „untröftlich ift es allerwärts“ charafterisiren zu dürfen vermeinen. Dieses Urtheil, an fich schon unzutreffend, erweist fch besonders verfehlt, wenn es die Gründe für herrsbende Nothstände nicht in der Verkehrtheit wirthschaftlihen Gebahrens, sondern vor Allem in Um- und Zuständen erblickt, die ganz außerhalb der Selbst- bülfe des Landwirths liegen. Noch ist es Niemandem geglückt, die von mir früher einmal aufgeworfene Frage zu beantworten, wo es eine Gegend, einen Ort, ja auch nur eine Einzelwirthshaft gebe, die dem Schisal des Niederganges oder Zusammenbruchs der Oekonomie anheimfalien mußte, obgleich der Grund und Boden niht zu theuer erkauft oder erpachtet war; es an hinlänglihem Bet riebskapital nicht

mangelte; der Bewirthschaftung des Gutes eine zweckmäßige

Organisation zu Grunde lag; die Oekonomie mit Intelligenz, Umsicht,

Ordnung und Fleiß geführt wurde; die Lebenshaltung des Wirths niht über setne Verhältnisse hinausging. Bis jeßt, so sagte ih 1885 und fann es hier wiederholen, hat es selbst dem verbittertsten Pessimiêsmus nit glücken wollen, Fälle dieser Art nambaft zu machen und damit die Regel umzustoßen, daß landwirth- \chaftlihe Unternehmungen vom Misßlingen nicht bedroht sind, wenn ibnen obige Bedingungen festen Bestandes zu statten kommen, d. h. wenn sie Forderungen erfüllen, welcbe das heutige Gewerbsleben zum Gelingen einer Unternehmung als sfelbstverständlih erachtet. Gewiß winkt den Staatsregierungen noch eine s{chöône, die allgemeine Wohl- fahrt fördernde Aufgabe, durch geseßgeberische Akte dort, wo es fehlt und angebracht ist, dem wirthschaftlichen Aufshwunge Stützen zu ver- leihen. Aber alle Maßregeln von dieser Seite würden erfolglos sein, wenn die durhdachten vraftishen Vorschläge der Enquete für die auf Selbsthülfe beruhenden Verbesserungen der Technik und Oekonomie unbeachtet verhallen sollten. .

Die „Berliner Börsen-Zeitung“ bemerkt:

Nach dem Verlauf der kommissarischen Berathungen über den Nathtrags-Etat ist zu. erwarten, daß auch die Verhandlungen im Plenum feine besonderen Schwierigkeiten bereiten werden, so daß vielleiht noch in dieser Woche oder wenigstens in den ersten Tagen der nächsten Woche die ganze Etatsberathung erledigt sein kann. . In der Kommission sind die Forderungen alle einstimmig bewilligt worden. Das ist eine Thatsache, die des heilsamen Eindrucks auf das Ausland insbesondere nit verfehlen wird. . ..

Ueber dieselbe Angelegenheit schreiben die „Ham- burger Nachrichten“:

„Die Bebandlung, welche der Nathtrags-Etat für militärische Zwecke bisher im Reichstage bezw. in der Budgetkommission gefun- den bat, berührt ordentlich wohltbhuend, wenn man c erinnert, wie vor Weihnachten die Hrrn. Richter und Windthorst an jeder Säbel- fopvel und jeder Haferration herumfeilshten. Jett ist die Frage der unumaänglich nothwendigen militärishen Sicherheitsmaßregeln in großem Zug und patriotishem Geist angefaßt worden. Es ist an- zuerkennen, daß au die Opposition sih gebessert hat. Das Läute- rungsbad der jüngsten Wahlen ist niht ganz spurlos an ihr vorüber- gegangen, und das Bewußtsein ihrer inneren Dhnmacht drückt sie einigermaßen nicder .. . Die Art, wie jeßt die Fragen der mili- täri! den Wehrkraft bei uns behandelt werden, der entshlossene Ernft, die volle Kraft der Nation an die Abwehr feindliher Angriffe zu setzen, fann aub nach außen unmöglich ohne Eindruck bleiben und muß somit nothwendig zu Gunsten des Friedens wirken.“

Ferner das „Posener Tageblatt“:

„Man wird diese Ecscheinung und den Gegensaß gegen das Elend der früheren Reichstagêmehrheit, den sie zum Bewußtsein bringt, dovpelt freudig begrüßen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Kommissionsmebrheit mit dieser Haltung zugleich endlich entschieden mit der unsinnigen Ans{chauung gebrochen hat, daß das Parlament grundsäßlih die Aufgabe habe, an allen, auch den wohlerwogensten und auf das fnappste Maß gestellten Anforderungen der Regierung zu mäkeln und zu streichen. Wir hätten, wenn diese Theorie noch länger eine Mehrheit hinter sh gehabt hätte, unmöglih dem Schicksal ent- gehen fönnen, einem System der Heuchelei und Unehrlichkeit zu ver- fallen, da unserer Regierung \chließlich nichts Anderes übrig geblieben wäre, absihtlih mehr zu fordern, als sie gebrauhte, und sich dann im Parlament auf das wirkliche Maß des Bedürfnisses herunter- handeln zu laffen.“

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Die am 7. Mai 1387 erscheinende Nr. 2238 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Hebe und Amor, die Tauben der Venus tränkend. Marmorgruppe von Frit Schaper.

Die neue Façade des Domes zu Florenz. Der italienishe Bild- bauer Donatello. Zur 5. Säcularfeier seiner Geburt. Berliner

Bilder : „Schaler“ (Lumpensammler). Originalzeichnung von C. Koch. Bilder aus Holland. 11 Abbildungen. Bei Zaardam. Bei Sceveningen. Aus Dordreht. Aus Harlem. Thor in Delft. Im Haag. Aus Utrecht. Rotterdam. Aus Amsterdam. Dörfchen Holl, Beim Fishmarkt in Amsterdam. Die Lavinenstürze im Urseren- thal (Schweiz) zwishen Andermatt und Hospenthal und die Sthöllenen mit dec Teufelsbrücke. 4 Abbildungen. Nach der Natur gezeihnet von J. Weber. Panorama von Gurschen, Skt. Annaberg, Winterhorn, Hospenthal. Fahrt durch die Schölle- nen. Wegmachher. Die große Lavine bei Hospenthal. Charlotte Wolter. Zu ihrem 25 jährigen Künstlerjubiläum. Kunst- fritifer. Nach einem Gemälde von José Echena. Der französische Grenzpolizeikommissar Schnäbele. Himmelserscheinungen: Der Barnard-Hartwig'she Komet. Der Ringnebel in der Leier, Poly- tehnishe Mittheilungen: Momentphotographien. 24 Abbildungen. Aus Eder's „Anleitung zur Herstellung von Momentphotographien“ (Halle, W. Knapp). Photographie des elektrischen Funkens. _Photo- graphie eines rennenden Stiers (12 Fig.). Heimkehr des Storches zum Neste. Photographie des elektrischen Funkens. Photographi|che Straßenbilder (6 Fig.). Katenphotographie v. Pointer. Moment- aufnahme eines Stocfspringers. Katenphotographie von Pointer. Moden: Morgenhaube aus Mull. Morgenrock aus gedrucktem Flanell. Morgenhaube aus gesticktem Tüll. Morgenhaube aus Krepp.

Land- und Forstwirthschaft.

Im Bezirk des Königlich preußischen Hof-Jagdamts sind in der Ja‘gdsaison 1886/87 an Wild und Raubzeug im Ganzen erlegt worden: an Rothwild 219 Hirsche und 410 Spießer und Wild, an Dammwild 340 Schaufler und 1394 Spießer und Wild, an Schwarzwild 366 grobe und 338 geringe Sauen; ferner 36 Rehe, 1007 Fasanen, 2872 Hafen, 1840 Rebhühner, 605 Gänse, Enten, Schnepfen u. \. w., 278 Reiher, Kormorane u. \ w., 232 Füchse, 42 Marder, 123 Iltisse, 203 Wiesel, 678 Raubvögel, 1244 verschiedene. Von den im Ganzen erlegten 12 227 Thieren fallen 1763 (Roth-, Dam und Schwarzwild, Rehe) auf die Hofjagden in der Schorfheide, im Saupark bei