E E
— Die KönigliheEisenbahn-Direktion zu Altona giebt bekannt, daß zum Pfingstfest außer den mit besonderem Plakat angezeigten Erxrtra-Personenzügen am Sonnabend, den 28. Mai d. J., noch nah- stehende Vorzüge abgelassen werden: Abfahrt aus Hamburg 1 Uhr Nm. bis Wittenberge (Ank. 5,55 Uhr); aus Hamburg 10,20 Uhr Abds, in Berlin um 5,33 Uhr Morgens; Abfahrt aus Berlin um 1,05 Uhr Nm. mit Ankunft in Hamburg um 9,35 Uhr Abds. Das Nähere ift aus den auf den Stationen zum Auskhang gebrachten Plakaten zu ersehen. ¿
Hamburg, 23. Mai. (W. T. B.) Der Ne dampfer „Lessing“ der Hamburg- Amerikanischen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft ist, von New-York kommend, heute Nach- mittag auf der Elbe eingetroffen. — Der Postdampfer „Rhaetia“ derselben Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New-York angekommen.
Berlin, 24. Mai 1887.
Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.
(Aus dem Jahrbuch der Königlih preußishen Kunstsammlungen, Berlin, G. Grote’she Verlagshandlung.)
I. Königlihe Museen. 1. Oktober bis 31, Dezember 1886.
(Fortseßzung.)
E. Egyptische Abtheilung.
Unter den Erwerbungen egyptisher Alterthümer steht in diesem Vierteljahre ein Geschenk des Hrn. Professors Schweinfurth obenan, das für die Kulturgeschihte von besonderer Bedeutung ift. Es ift eine Sammlung von 457 Kleidern und Kleidertheilen aus den etwa dem scchsten Jahrhundert nah Christus angehörigen Gräbern der alten Stadt Arsinoe in Faijum. Gewebe aus diesem und aus anderen ähnlichen Friedhöfen sind zwar in den leßten Jahren vielfach nach Europa gekommen, aber man hat sich bei dem Sammeln derselben fast immer auf die ornamentalen Theile der Kleider beschränkt, während die Schweinfurth’she Sammlung die Gewänder selbst in möglichster Vollständigkeit bietet. Jm Anschluß an dieses werthvolle Geschenk wurde der Abtheilung aus dem Kunstgewerbe - Museum ein vollständiges Kinderkleidhen derselben Provenienz überwiesen, bei dem ebenfalls das kostümgeshihtlihe Interesse das ornamentale über- wiegt. — Hr. Prof. Dr. von Kaufmann überwies uns gütigst die Abdrücke von Abraxasgemmen, die seinerzeit Bellermann behufs seiner Untersuchungen über diese Steine gesammelt hatte. Hrn. Dr. Dümmler in Halle verdanken wir cinen auf Cypern gefundenen Skarabäus. Die beiden leßteren Geschenke {ließen sich der großen Vermehrung an, welche die cgyptishe Sammlung durch Ueberweisung der bisher in anderen Abtheilungen der Königlichen Museen aufbewahrten orien- talishen Alterthümer erfährt. Uebernommen wurden bisher die cin- slägigen Alterthümer des Antiquariums, darunter die werthvollen alten Bestände an egyptischen und phönizishen Skarabäen; die Abraxas- gemmen; die überaus reihen Sammlungen babylonish-a}syrischer Siegelcylinder und saffanidischer Gemmen. Sodann die egyp- tisirende Silberschale aus Cypern, die Sammlung palmyreniscer Thon- tefserà, eine Reihe kleiner Bronzen aus Persien u. a. m. Auch die älteren arabischen Siegelsteine des Antiquariums und des Muünzkabinets wurden unserer Abtheilung überwiesen, unter den leßteren das merk- würdige amtlihe Bronzesiegel mit dem Namen des : ujiden-Sultans Muizzeddaula und des Chalifen el Muti.
Die Ausstellung dieser kleinen und der noch vonder Skulpturen- abtheilung zu übernehmenden großen Denkmäler vorderasiatischer Kunst kann erst nah Abschluß bauliher Veränderungen erfolgen; inzwischen konnte sür die alsdann zu eröffnenden orientalishen Säle bereits ein werthvoller Zuwachs in einer Anzahl altarmeniscer Alterthümer er- worben werden. Dieselben stammen fast sämmtli aus dem in ver- chicdene Museen zerstreuten Funde von Toprakqaleh am Warnsee, der
eihgeshenke des Tempels des Gottes Chaldis enthielt. Unter ba N ragen s
ronzestatue eines Eunuchen in reiher Gewandung, das aus Alabaster, mit Resten von Vergoldung. G S
Bronzefigur eines Greifen; mit Resten von Vergoldung und gleich der vorigen augenscheinlid zu dem großen Throne gehörig, von dem mehrfah Theile gefunden sind.
_Ein vollständiger Schild und Fragmente von zwei anderen; mit Reihen von Stieren und Löwen in getriebencr Arbeit und mit der Weil inschrift des Königs Rusa versehen.
Bronzegefäß, am Rande drei Hieroglyphenzeichen, den cetitishen ähnli. / Erman.
F. Museum für Völkerkunde. _ I. Ethnologishe Sammlung.
Aus Afrika hat Herr Stabsarzt Dr. Wolf die früberen bereits dem Museum angefügten Ergebnisse seiner epochemachenden Ent- deckungsreise durch weitere Sammlungcn vermehrt, in welchen jedes Stück, im Gepräge ethnischer Originalität, als werthvollster Baustein für die fernere Bearbeitung central - afrikanisher Völkerkunde ver- bleiben wird.
Einen interessanten Beitrag von dorther hat Hr. Dr. v. Dankel- mann geliefert. Von den Herrero gingen dankenswerthe Geschenke des Hrn. Dr. Marlott ein. Hr. General-Konsul Rohlfs schenkte werth- volle abyssinische Gegenstände im Anschluß an die dur seine Güte bereits früher von dorther dem Museum überwiesenen kostbaren Be- M, L erver
lus Amerika ist cin wichtiger Beitrag für die altperuanis Geschichte gewonnen, in zwei Steinfiguren aus Huarat, welibe E
Vowsinne des Hrn. Sokolowski zu danken sind, eines alten Gönners des D
Für Guyana wurden aus der Sammlung des Reisenden Ten K Dubletten erworben, sowie solhe (im Austausch) von beta Kaiserli Königlichen Hof-Museum in Wien, — werthvolle Erinnerungszeicen aus früheren Reisen Natterer's in Brasilien.
_ Hrn. Professor Philippi, Direktor des Museums zu Santiago, find Alterthümer aus Chili zu danken, Hrn. Geheimen Medizinal- Rath Professor Dr. Virow vorzügli erhaltene aus San Salvador.
Aus Asien hat Hr. Otto Blas orientalishe Amuleite zum Ge- senk überreit, Hr. Herrings eine umfangreibe Sammlung von den BVatta, Herr Pankow Bootsmodelle der Madras.
Aus Oceanien sind Gegenstände von Viti, sowie einige von den Infeln Mikronesiens erworben. Bastian.
i 1]. Vorgeschichtlihe Alterthümer.
Die Uebersicdelung in das neue Gebäude und die dadur er- möglichte übersihtlihe Aufstellung hat bereits begonnen (obwohl nur erst cin Dritthcil der Sammlung aufgestellt ist), ihre wobltbätige Wirkung zu Außyern, in}ofern, als {hon eine nambafte Reibe von Geschenken eingegangen ist. Hoffentlih werden dieselben sich mit dem Weiterfortsreiten der Aufstellung in gleibem Maße mebren.
olgendes ift der Zuwachs für das verflossene Vierteljahr :
Provinz Brandenburg:
a. Geschenke: Fund von Mariendorf aus römischer Zeit (Sild- budel, Lanzenspiße, Schwert, Messer und Riemenzunge), Geschenk des Hrn. Oéke in Mariendorf. — Serben und Feuersteinsplitter, die vom Galerietiener Wannemawer in Rosenthal bei Berlin ge- sammelt wurden. — Pfeilspißzen und Geräthe aus Feuerstcin von Scmöckwiß im Kreise Teltow, theils Geschenk des Hrn. Translators Finn, theils Ergebnisse einer Erkursion der Beamten der Abtheilung. — Herner ein Grabfund von Amt Wittstock im Kreise Königsberg, bestehend aus mehreren Urnen, einem Bronzemesser und cinem Stein- hammer, Gescenk des Hrn. Ober-Amtmanns Pfütenreuter. — Drei sehr {ne Thongefäße aus Rae im Kreise Luckau, Geschenk des Hrn. Dr. Degner hierselbsi (durch Vermittelung des Hrn. Direktors den im
Bronzen und Gefäßscherben aus einem Gräberfelde bei“ Grünow im Kreise Angermünde, Geschenk des Hrn. Rittergutsbesiters Kühn. — Ein Bleiwirtel aus einem Gräberfelde bei Breez, im Kreise West- Prigniß, Geschenk des Hrn. Dr. Olshausen hierselbst. D Ankauf: Ms rmringe von Bronze aus der Lausigß. rovinz Sachsen.
a. Geschenke: eine Bronzescheere und ein Hirshhornhammer aus Döllniß bei Wolmirstädt, Gesbenk des Hrn. Direktors W. Sh hierselbst. Ein megalithishes Steiumonument, sog. Speckseite, Ge- schenk des Hrn. Geheimen Raihs Professors Virhow.
b, Ankauf: eine große Zahl von Bronzen verschiedener Art, wahrscheinli aus einem Gräberfelde bei Acken, im Kreise Kalbe. rovinz -Pommern. Ankauf: S - y , Verschiedene eiserne Waffen, ein Gefäß und Gefäßscherben aus einem Grâäberfelde der La-Tène-Zeit, sowie eine größere Zahl fertiger und in Herstellung begriffener Bernsteinperlen, aus einer Bernstein- 5 aat römischer Zeit von Butke bei Nassow, im Regierungsbezirk öslin. | Apfe: Westpreußen. Theils wohl erhaltene, theils zerbrochene Gefäße aus How-Pa eschken bei Alt-Kishau, Geschenk des Herrn R Treichel daselbst. Aus der Provinz Posen wurden vershiedene Ausgrabungen aus der Gegend von Luschwiy, im Kreise Fraustadt angekauft.
Aus der Rheinprovinz wurden fränkishe Gefäße, Waffen und Gürtelshnallen von Kärlih und Andernach angekauft.
Großherzogthum Hessen und Provinz Hessen-Nafsau. Thongefäße aus Mainz und Alzey, Geschenk des Hrn. Erost Zais in Wiesbaden.
Voß. (Séluß folgt.)
Die Eröffnung der Ausstellung des künstlerishen Na ch- [lafses des verstorbenen Professors H Spielberg in der Aula der Königliden Technischen Hochschule findet morgen, Mittwoch, den 29. d. M. (10 bis 3 Uhr), ftatt. An den folgenden Tagen, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, ist die Ausstellung bis zum 30, Juni von 12 bis 6 Uhr geöffnet.
_ Bekanntlich verbindet sih in der Gegenwart bereits seit lä ngerer Zeit mit dem Interesse für die Erbaltung und stilgemäße Wieder- herstellung der Bauten und Denkmäler früherer Zeiten das Bestreben, die âlteren plastishen Kunstwerke durch Na(bildungen weiteren Kreisen zugänglich zu machen und durch die Anschauung den Kunstsinn zu fördern. So befindet sich auch in dem Großherzoglichen Museum zu Schwerin eine werthvolle Sammlung von antiken Gypsabgüssen, welche in dem vorigen und in dem laufenden Jahrzehnt eine erfreulißhe Vermehrung erhalten hat. Museums-Direktor Hofrath Dr. Sclie, welcher bereits vor 5 Jahren ein trefflihes beshreibendes Verzeichniß der Werke älterer Meister in der Großherzoglihen Gemälde-Galerie herausgab, hat nun soeben einen instruktiven Katalog jener Gyp8abgüsse im Museum veröffent- licht. Die Abgüsse werden von ibm in kunstgeshi{tliher Folge beschrieben und erklärt. Die Schrift (XI. u. 345 S. gr. 8.) ist in der Bärensprung- schen Hofbuchdrudckerei in Shwerin ershiexen. Das Vorwort giebt in kurzen Zügen an, wie die jeßt vorhandene Sammlung entstand. Im Jahre 1869 gab es nur 8 Abgüsse nach antiken Bildwerken in den Groß- herzoglichen Kunstsammlungen, von welchen 2 der verstorbene Beh. Kabi- nets-Rath Dr. Ed. Prof, damaliger Intendant der Großherzoglichen Kunsisammlurgen, geschenkt hatte. Im Winter 1868/69 arbeitete alsdann auf Wunsch des Ebengenannten Dr. Stlie, damals unter dem jüngst verstorbenen Profeffor Dr. Henzen Hülfsarbeiter am Arcbäologishen Institut in Rom, eine Denkschrift über die Be- schaffung einer Sammlung von Gypéabgüssen nach den hervor- ragendsten Bildwerken der Alten für die Stadt Shwerin aus. Diese Denkschrift bestimmte den verewigten Sre terzos Friedrih Franz II. dazu, Mittel für die Beshaffung von Sypsabgüfsen zu gewähren und die ersten Bestellungen durch Dr. Sélie in den Formereien bei Leopoldo Malpieri in Rom und Antonio Vanni in Franffurt a. M. zu machen. Die Aufstellung der Abgüfse, welbe später noch dur Lieferungen aus Formereien in München und Berlin ergänzt wurden, erfolgte zunähst in dem Haufe, welches auch - die Gemälde-Galerie und das Kupferstih-Kabinet enthielt, und die Eröfnung der Samm- lung von Gypsabgüssen fand im Sommer 1872 statt, um welche Zeit auch Dr. Pros einen kleinen Leitfaden über die neue Abtheilung der Kunstsammlungen herausgab. Bereits 1875 war derselbe so ver- mehrt worden, daß der eben genannte Intendant ein zweites Heft mit Erläuterungen folgen ließ, und Ostern 1877, als Dr. S&lie als Direktor der Kunstsammlungen eintrat, zählte die plastisde Sammlung bereits 94 Nummern. Bald kamen noch 16 Abgüfse binzu, aber dann wurden erst Ende 1881 durch die Munificenz des boseligen Großberzogs weitere Anschaffungen mögli, um die Sammlung auf den Standpunkt zu bringen, von welchem der Katalog jetzt Zeugniß giebt. Derselbe zerfällt in 6 Abschnitte: 1) Werke der altgriechishen Kunst vom 7, Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 5. Iahr- hunderts vor Christo (Nr. 1—27), 2) Werke der alterthümelnden (archaisirenden) Kunst (Nr. 28—34), 3) Werke aus der zweiten Hâlfte des 5. Jabrhunderts vor Christo (Nr. 359— 148), 4) Werke aus tem 4. Jahrhundert vor Christo bis zu Alexander's des Großen Zeit (Nr. 149—206), 5) Werke der bellenistisck- römischen Zeit (Nr. 207—263) und 6) Werke der Kleinkunst und des Kunsthandwerks (Nr. 264— 368). Anhang I bringt noch ein Ver- zeihniß antiker Originalwerke (Nr. 369—376) und Anbang Il führt Nacbildungen antiker Werke in Marmor auf (Nr. 377—383), wor- auf ein alphabetishes Register den Sbluß mat. Wenn nun au, wie axs den vorstehenden Angaben erhellt, zur Veranschaulihung des Entwickelungsganges der antiken Plastik, immer noch einige nit un- wichtige Denkmäler, z. B. die von Phigalia und Halikarnaß, feblen, so gewährt do im Eanzen die Sammlung, welche seit dem 22. Oktober 1882 im neuerbauten Großherzoglichen Museum_ vereinigt, sowie sehr sachgemäß aufgeitellt ist, und in der sich auch ein von Dr. H. Schliemann geschenkter Abguß der Metope eines Tempels in Neu-Ilion befindet, Gon ein trefff- liches Bild von dem Reichthum und der S{önkbeit der antiken Kunst. Durch den Swlie’shen Katalog wird nun die Sammlung dem Ver- \tändniß des kunftsinnigen Publikums wesentli näher gebracht. Nicht nur, was das alte Bildwerk vorstellt und kunstgeshichtlih bedeutet, sondern auch auf welchem Wege und in welchem Zusammenbange das Resultat gewonnen iît, erfährt der gebildete Laie aus dem vorliegenden Führer. Der Verfasser des Katalogs hat sich mit Ret jener Aus- führlichkeit befleißigt, die iu Werken über griehishe und römische Kunstgeschihte jowie in wissenshaftlihen Katalogen üblich ist. Dabei ind au längere Einleitungen bei einzelnen Gelegenheiten zur Drientirung voraufgeshicckt. anche bereits vorhandenen guten BVe- schreibungen der einzelnen Denkmäler, wie z. B. von Berndorf, von Brunn, von Michaelis und Klügmann, bat der Dr. Schlie wörtlih aufgenommen. Insbesondere sucht der Verfasser den Prof. Dr. von Brunn .in Münden, der die cigentlihe griehische Kunstgeshihte in hervorragender Weise, wie jeder Fans weiß, gefördert hat, zu Worte kommen zu laffen. An Widersprüchen gegen einige wenige vor den berkömmliwen Auffassungen abweichende Darlegungen im Katalog S{hlie's wird es freilich wobl nit feblen, sicherlih aber auch nit an vielfaher Zustimmung zu denselben, da sie durchweg von gründlihem funstgeshihtlihen Wissen und praktischer Erfabrung Zeugniß ablegen.
1m ] (Th. C.) Geleitet von dem Wunsch, eine Stelle pietätvoller Erinnerung an Liszt zu schaffen, hatte Se. König- lihe- Hoheit der Großberzo g bestimmt, daß die von dem verstor- benen großen Tonkünstler bewohnten Räume in der „Hofgärtnerei“ in ein Liszt-Museum umgewandelt würden. Dieselben sind gestern offiziell
dieser Bestimmung übergeben worden. Jn Gegenwart der Großh
Weimar, 23. Mai.
lichen Herrschaften, des SOCLeness und der Herzogin
Albrecht von Mecklenburg-Schwerin fand unter ent]prechender Feier-
Schwartz). — Zwei Gefäße und zwei Bronzemesser von Seb
Kreise Königsberg, Geschenk des Hrn. Paul Wendeler án Soldin. —
Pm eeDMT en
Der /
G
rolle am Donnerstag als folgen. — Im „FreisGüt“, der am gastirt Frl. Wenzel als Aennchen.
wie immer, an beiden Pfingstfeiertagen prächtigen Sommergarten Frübconcerte
Nr. 2 ausgeführt und beginnen um 5 geht bei dieser Gelegenbeit zum ersten Male das Kaiser’s{e Charakter-
ponist und Dirigent größerer Sympbonie- vortbeilhaft bekannter Tonkünstler, gab gestern im Saale der Phil- harmonie ein Mengen wig ; Ae ubin!tein, dessen sechste, 1nahte den Anfang. ü le ver- fiegende {chöpferisäe Kf sang. Des Künstlers nie ver di und originellen Motiven, deren geshickte, stilvolle Durchfüh- n lier Effektmittel Länge enthält, dem Eindruck Abbruch. Es concert (Es-dur), das Hr. Artbur F kflangvollen Flügel von Cbickering und wohnter Bravour vortrug, und dem der von Liszt binzufügte. den größten Theil des Weise erst mit seinen e günstiger Umstand ; nichtsdestoweniger fefselten seine Werke E, und on eziente ire tallsbezeugungen. zu Sbakespeare's „Sturm“ sind besonders , ) itter“ und die sehr carafteristisch gehaltene o E SAUE bervorzuheben. der Stucken, Therese Zerb f noh das bübsce zufügte, machte â komponirt und stattet, den Beschluß tes Abends. spendete allen Orwefter unter der wiederum höchst Lobenswerthes.
G Taden bis zum 29. ippspringe bis zum 22. Mai (Kurgäste)
Neuenahr bis zum 20. Mai E Oeynhausen bis zum 20. Wiesbaden bis zum 22. Mai (Kurgäste und sonstige Fremde, Wildungen bis zum 22. Mai (237 Nrn.) E
von 96 Personen (in 82 N 91 Kurgästen und 27 sonstigen Fremden.
meine deutsche Musikverein dem Großherzog, seinem Erinnerung an den verstorbenen Meister Porgeven hat. Namenz Vorstandes des Vereins bielt Prof. Dr. A. Stern aus Dresden Liszt's Beziehungen zu Weimar und Weimars Bete für die tine Richtung in der Tonkunst darlegende warme und geistvolle Ansgr L an die Anwesenden. Gesang leitete die Feier ein und endete sie. DE Kunstwerk ist eine vortrefflihe Arbeit von monumentaler Wirkung, aber auch ausgezeihnet durch große Aehnlichkeit.
Protektor,
Coburg, 22. Mai. Die 17. Generalversammlung der Gesell schaft für Verbreitung von Volksbildung, welhe beute unk, morgen hier im Gesellschaftshause tagt, wurde gestern Abend durch u Kommers eingeleitet. Heute Vormittag 8 Ubr besichtigten die L wesenden Gäste die Sehenswürdigkeiten der Stadt, sowie eine Sul ausftellung in der städtishen Mädchenschule. Sodann begann prets 10 E e erste E N razis
er-Bürgermeister Muther-Coburg begrüßte die V ; Hs der “gin e E ; fi ersammlung im s ur ersten auf der Tagezordnung stehenden Frage d t führung des Unterrichts in der Geseßeskunde in die Sortbilduxn, \hulen wurde folgende Resolution einstimmig angenommen;
«Die Versammlung beschließt: 1) Die Berücksichtigung der Geseteskunde, sowohl für das öffenilihe als auch für das Privatreck§t in dem Unterricht der Fortbildungsshule if als ein dringendes Er- forderniß anzuerkennen. 2) Dieser Unterricht ift in Anlehnung an praktische Fälle des Lebens zu ertheilen und in möglichste Verbindung, E m e O E Es E zu bringen
ur weiteren Anbabhnung der Angelegenheit ift die S A ite 4 Rd S ea Séaffung eins
um zweiten egenstaide, Studienstiftungen für entlaffen Zöglinge der Volks\{ule, nahm die Veriammlu E Re A gu y Fel E j L E _ „Die Versammlung empfiehlt die Errihtung von Stiftu Beschaffung anderweitiger Fonds zum N der Ausbildung E voller Zöglinge aus der ärmeren Klasse der Bevölkerung für den Ce Oen und technishen Beruf. Sie empfiehlt insbesondere den ildungsvereinen die Förderung dieser Bestrebungen.“ , g s E Fränkel - Berlin berichtete ann uver die Frage der Errihtung dauernder gewerbli » stellungen durch Gewerbe- und Bildungsvereine. G as E N
London, 23. Mai. (W. T. B.) Nat einer beute einge an Meldung aus Saint Thomas (am Golf von Guinea) ist die Gl: pedition Stanley’s zur Auffuchung und Befreiung Emin Bey's am 30. April von Stanley Pool in 4 Dampfern den Congo aufwärts gegangen. Von dem einen der Dampfer waren mehrere Lihtershiffe ins S{lepptau genommen 1orden.
Im Deutscen Theater wird am näbsten Freita Calderon’ Sóauspiel „Der Richter von Zalamea“ wieder h 14 Die Aufführung sollte bereits in voriger Woche am zweibundertjährigen Todestage des Dichters stattfinden, mußte aber aufgeschoben werden, weil Hr. Friedmann durch „die vor einiger Zeit erfolgte Verletzung seines Armes noch am Spielen verhindert war. Jett ift Hr. Fried- mann wieder so weit hergestellt, daß er am Freitag in der Roll: des Don Lope de Figueroa zum ersten Mal wieder auftreten kann.
Kroll's Tbeater. Sgra. Bendazzi läßt ihrer ersten Gast- zweite die „Margarethe“ von Gounod Freitag zur Aufführung gelangt, Ver Sonnabend bringt Mozart's
Lens
„Zauberflöte“.
Belle-Alliance-Theater. Auch in diesem Jahre finden, Geor und in dem n Dc niatl. Viese leßteren werd
von dem Musikcorps des Kaiser Franz Gatde-Grenartece Matin
Ubr Morgens. Im Theater
ild „Doctor und Friseur“ in Scene.
Herr Frank van der Studcken, ein in New-York als Kom- und Choraufführungen
Concert, in welhem er zum ersten Mal vor dem Eine neue Symphonie ( A-moll) von
zeigte sich auch bier in den bödft inter-
zugleih flar und gehalten ift;
das unter
überall frei vom Uebermaß \sinn-
nur thut die ungewöhnliche andern drei Moderato - Säße folgte Liszt's beliebtes Clavier- riedbeim auf einem sehr Sons in New-York mit ge- E Virtuos noch eine Rhapsodie Das der Concertgeber nun nah so bedeutenden, Concerts einnehmenden Leistungen bescheidener etgenen Kompositionen hervortrat, war ibm kein
des Werkes,
Interesse der Zuhörer noch in reichem Maße und erwarben ihm
Aus der Musik
) „Heßiagd auf Caliban* lobend Nah zwei recht anmutbigen Liedern von Frank von denen die rühmlichst bekannte Concertsängerin Frl. noch de „Gute Naht“ von Brahms bin- „Ein Sänger-Festzug*, vom Concertgeber für Orchester mit allem Glanz moderner Inftrumentirung ausge- b nds. Das zablreich ershienene Publikum Vorträgen reihlihen Beifall. Das philharmonische umsictigen Leitung des Concertçebers leistete
Bäder-Statifstik.
Personen
9 667 192 352
615 26 229
ch R A 278 Von anderen Bädern wurden besucht: Elster bis zum 17. Mai
rn.); Salzbrunn bis zum 18. Mai von
Mai (Fremde).
D Mai (ubt 195 Die Lial (nebst 423 if
(Nrn. der Kurgäste) Durhreisenden)
nebst Durchreisenden) .
lihkeit die Enthüllung der Marmorbüste Liszt's statt, die der Allge-
p die Juhaltsan
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutscen Bubdruckerei und V 8-A Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 55190 ti
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage),
abe zu Nr. 5 des öffentlichen mmanditgesellschaften auf Akti für die Woche vom 16. bis 4. Me gesells
Berlin:
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
M 119.
Berlin, Dienstag, den 24. Mai
1887.
Reichstags - Angelegenheiten.
Die Begründung zu dem dem Reichstage vorgelegten Ent- wurf eines Geseyzes, betreffend die Besteuerung des Zuckers, hat folgenden Wortlaut:
Das Gesetz, die Besteuerung des Zuckers betreffend, vom 1. Juni 1886, verfolgte die Absicht, die zur Wiedererlangung befriedigender Steuererträge vom Zucker gebotene Reform austs{chließlich auf dem Boden der Materialsteuer, zu vollziehen. Die Erreichung des er- trebten finanziellen Erfolges war dadur bedingt, daß die wirkliGe durdscnittlihe Ausbeute an Zuer aus den Rüben nicht erheblih über das bei der Neuregelung der Steuer und Steuervergütung zu Grunde gelegte Verhältniß hinausgehe. Das leßtere entspricht bei einer Steuer von 1,70 Æ jür 100 kg robe Rüben und einer Steuer- vergütung von 17,25 Æ für 100 kg Robzucker der Annahme, daß zur Herstellung von 109 kg Robzucker im Durchschnitt 10,15 Doppel- centner Rüben erforderlich seien. Eine höhere Durchschnittsaus- beute war bis dabin nur in den Betuiebsjahren 1883/84 und 1884/85 erzielt worden. Inzwischen find die Ergebnisse dieser beiden Iahre dur die durhsnittliche Zuckerausbeute im Jahre 1885/86 erheblich übertroffen worden, und die laufende Campagne 1886/87 wird voraus- siótlih abermals ein höheres Ausbringen an Zucker aufweisen. Bei Ausbeuten von der in den Campagnen 1885/86 und 1886/87 erreichten Höhe würde das gedachte Geseß auch nach dem Inkrafttreten der definitiven niedrigeren Vergütungssäße nur Reinerträge von jährli faum 25 bis 30 Millionen Mark ergeben. Unter diesen Umständen hat die Ausficht auf sihere und angemessen bobe Steuererträge aus dem vorigjährigen Geseß fsich so verringert, daß: eine alsbaldige weitere Abänderung unserer Zucergeseßgebung im Interesse der Reiché- finanzen unvermeidlih erscheint.
Dem bis*erigen Enútwickelungsgange würde es entsprechen, wieder- um eine Erhöhung des Steuersaßzes der Rüben in Verbindung mit einer Korrektur der Vergütungssäße herbeizuführen. Um auf diesem Wege einen dauernden jährlihen Reinertrag von annähernd 50 Mill. Mark mit einiger Sicherheit zu erzielen, müßte die Steuer für 100 kg Rüben auf 2 # erhöht und die Steuervergütung für 100 kg Roh- zuer bié auf den, dem voriojährigen Ausbeuteverhältniß von un- gefähr 8,50 : 1 entsprebenden Betrag von 17 F herabgeseßt werden. Erscheint eine Erhöhung der Materialsteuer in dem bezeichneten Maße {on an sich bedenklich, so würde sie in Verbindung mit einer so niedrigen Bemessung der Steuervergütung unzweifelhaft von ver- derblihen Folgen sein. Denn bei einer derartigen Einrihtung würde die Steuervergütung felbst in Jahren günstiger Rübenernten vielen Zuckerfabriken nicht den vollen Ersaß der verlegten boben Steuer ge- währen, in Jahcen mit \{lechteren Rübenernten aber würde die Mehrzahl der Fabriken namhafte Beträge an der Steuer zusetzen. Dies müßte zu der Betriebseinstellung einer großen Anzahl von Zuerfabriken und einem erbebliden Rückgang unserer Zucerproduk- tion, damit aber au zu einer weitgreifenden Schädigung wichtiger wirtbscaftliher Interessen führen.
Kann hiernach in einer Umgestaltung der Materialfteuer allein die geeignete Art der Reform nicht erblickt werden, so erscheint es andererseits auch nit rathsam, die Materialsteuer gänzli zu be- seitigen und hinfort den Zucker etwa auës{ließlich mittelst einer Ver- brauchéabgabe vom fertigen Fabrifat zu besteuern. Die Material- steuer bildet seit langen Jahren die Grundlage unserer Zucker- besteuerung; unter der Herrschaft dieser Steuerform hat \sich unsere Rübenzuckerproduktion aua kleinen Anfängen allmählich zu einer der bedeutendsten nationalen Industrien entwickelt. Diese Steuerform hat auf die Gestaltung des Rübenbaues und der Zuckerfabrikation, sowie aller damit in Verbindung stehenden Verbältniffe einen entscheidenden Einfluß ausgeübt und kann dur eine andere Steuerform nit erseßt werden, ohne daß die bezeihneten weitverzweigten Verhältnisse, mit welchen das wirthschaftlibe Gedeihen aroßer Gebietstheile Deutsch- lands eng zusammenbängt, davon in tiefgreifender und s{ädigender Weise berührt werden. Die hiernach gegen einen vollständigen Wech- sel des Steuersystems \sich ergebenden Bedenken wiegen besonders {wer in der gegenwärtigen Zeit, in welcher unsere Zuckerindustrie si obnehin durch den andauernd niedrigen Stand der Zuckerpreise und die s{arfe Konkurrenz der Zuckerproduktion anderer Under in niht günstiger Lage befindet. Es wird daher von einem solchen Svstemwechjel um so mehr Abstand zu nebmen sein, als si ein an- derer Weg bietet, welher unter größerer Schonung der Intereffen un’erer Rübenzuerindustrie und der betheiligten Landwirthschaft einen auSreibenden finanziellen Erfolg in Aussicht stellt. Es ist dies die Verbindung einer Verbrauh8abgake mit der angemessen abzuändern- den Materialsteuer. E
Für die Ausgestaltung einer derartigen Zuckersteuer wird davon auszugeben sein, daß der beabsichtigte Mehrertrag zu einem wesent- lichen Theile durch Beseitigung der biéber von der Rübenzuckerindustrie genoftenen Steuervortbeile und thunlihst ohne Mehrbelastung des in- ländischen Zucerverbraus erfolgen soil. Diesen Gesichtspunkten ent- \priht es, wenn die Materialsteuer für einen Doppelcentner Rüben von 1,70 Æ auf 1, die Steuervergütung für einen Doppelcentner Robzucker von 17,25 # auf 10 # herabgeseßt und die Verbrauchs- abgabe für 1 Dovpelcentner Rübenzucker jeder Art, auêëgenommen Syrup und Melasse, welche als solhe zum Verbrauch gelangen, auf 10 Æ bestin:mt wird. ! 7 :
Die bezeichnete Herabsetzung der Materialsteuer beträgt etwa 41 %o; in demsclben Maße verringern sich die zufolge dieser Steuer- sorm zwischen den einzelnen Zudckerfabriken bestehenden Ungleichheiten der Steuerbelastung des Fabrikats und die von den Fabrikinhabern zu verlegenden Steuer]ummen.
_ Die Steuervergütung für Robzucker würde um etwa 42 9% herab- geleßt werden und in ibrem fünftigen Saße von 10 Æ der An- nabme entsprechen, daß im Durchschnitt aus 10 Doppelcentnern Rüben 1 Doppelcentner Robzucker gewonnen werde. Wie \ih die Ausbeuteverhältnisse während der leßten 10 Iahre gestaltet haben, ergiebt die (folgende) Tabelle, welhe auf Grund der amtlichen Statistik mit der Ergänzung aufgestellt worten is, daß auch die bisher niht zur amtlihen Erhebung gelangte Zudckerproduktion der selbständigen Melasse-Entzuckerungsanftalten (obne Rübenverarbeitung) auf Grund der bezüglichen Mittheilungen von Fachzeitschriften Berüd- sihtigung gefunden hat. Zu bemerken ift, daß die danach für die Betriebsjahre 1880/81 bis 1882/83 een Produktionsmengen jener Anstalten von 75 000, §5 000 und 125 Doppelcentnern Roh- zucker größer sind, als die von der Zucker-Enquetekommission im Jahre 1883 ermittelten Mengen von 40961, 62233 und 74463 Doppelcentnern Robzuer. 4 -
Nah der (vorstehenden) Tabelle hat das Erforderniß an Rüben zur Herstellung von 1 Doppelcentner Robzucker, die Produktion der jelbständigen Melasse-Entzuckerungsanstalten eingerehnet, im Durch- Ichnitt der 10 Jahre 1876/77 bis 1885/86 — 10,00 Doppelcentner, im Durt{schnitt der 5 Jahre 1881/82 bis 1885/86 — 9,42 Doppel- centner betragen. Wird au die laufende Campagne 1886/87 in Be- tracht gezogen und dabei übereinstimmend mit Schäßungen aus sach- verständigen Kreisen angenommen, daß diesmal im Durchschnitt 8,20 Doppelcentner Rüben zur Gewinnung von 1 Doppelcentner Rohzucker ge- nügen, mithin aus den verarbeiteten 83066518 Doppelcentnern Rüben 10 130 000 Doppelcentner Robzucker werden erzeugt werden, so ergiebt eine vorläufige Berechnung für die Periode 1877/78 bis 1886/87, daß sich die durhschnittlihe Zuckerausbeute aus den Rüben während der bezeihneten 10 Jahre auf 9,66 : 1 und während der leßten 5 Jahre
1882/83 bis 1886/87 auf 9,00 : 1 gestellt bat. Gegenüber diesen Ergebnissen ist das Ausbeuteverhältniß von 10 : 1 als Grund”age für die künftige Bemessung der Steuervergütung rechnungsmäßig zu niedrig gegriffen. Es fommt jedoch in Betracht, taß zu den sehr bohen Zuckerauêëbeuten aus den Rüben in den Jahren 1885/86 und 1886/87 außergewöbnlich günstige Witterungsverbältnisse nicht uner- beblich mitgewirkt zu haben scheinen, und daß die große Vorsicht, deren es überhaupt bei dem Ausmaß der Steuervergütung bedarf, damit niht die Zuckerfabriken mit s{le{chterem Rübenboden in der Regel, die übrigen Fabriken aber wenigstens in unbefriedigenden Erntejahren empfindlihe Einbußen an der Steuer erleiden, gerade jeßt in besonderem Maße geboten ist. Denn der niédrige Preis- stand des Zuers und die vershärfte, zum Theil durch hohe Prämien begünstigte Konkurrenz der Zuckerproduktion anderer Länder bedingt bei der Neugestaltung der Zuckersteuer die Rüksichtnahme, daß unsere Zuckerindustrie auch ferner in einen erfolgreihen Wettbewerb mit dem Auslande treten kann. - 8 : L
Die Zudckerpreise sind im Laufe der leßten Jahre auf dem englishen Weltmarkt und folgeweise au auf unserem Inlandsmarkt erbeblich gesunken. Der durchs{chnittliche Jabrespreis in Magdeburg für einen Doppelcentner Robhzucker von 96 %% betrug: 1880/81 — 61,20 M; 1881/82 — 64,00 A; 1882/83 — 59,20 Æ; 1883/84 — 54,20 M; 1884/85 — 44,70 M; 1885/86 — 46,20 Mz; zur Zeit beträgt derselbe etwa 43 bis 44 Æ Eine mitwirkende Ursache dieses für unsere Zuckerindustrie sehr empfindlihen Preiërückganges bilden die der Zuckerproduftion in den wichtigeren Produktionsländern gewährten Steuervortheile, durH welche ein starkes Wachsen der Produktion und ein billigeres Angebot gefördert worden ist. Insofern kommen andererseits die Steuerprämien für Zucker auch wieder den Konsumenten der Urfprungsländer zu Gute. —
Eine Steuerbegünstigung der Zuckerindustrie findet fast überall in den hauptsähliven Konkurrenzländern ftatt. Insbesondere wird in Oesterreich und Frankreih au bei der dermaligen Umgestaltung ver Zuersteuer die Weitergewährung erhebliher Si
ru1 r Steuervortheile beab- jihtigt. Der österreihi]che Geseßentwurf will den Zucker aus\ch{ließ- lich im Wege der Verbrauchsabgabe besteuern, sieht jedoch für die Ausfuhr desfelten Prämien vor, welche na bestimmten Säten, ins- besondere für mittleren und befferen Robzucker nah einem Saße von 1 Gulden 26 Kreuzer, bis zur Höhe eines Jahresbetrages von 4 Mil- lionen Gulden gezahlt werden sollen. Durch diese Zahlung würde auf 1 Doppelcentner Robzucker, wenn die Ausfubr nicht über die durh- sGnittlib während der drei leßten Jahre exportirte Menge von 3 106 336 Doppelcentner binausgeht, die vorgedahte Ausfuhrprämie von 1 Gulden 26 Kreuzer entfallen ; außerdem wird angenommen, daß die Zukerfabrikanten auß an dem zum inländishen Verbrau ge- langenden Zucker in dem Inlandspreise einen dem Prämiensate von 1 Gulden 26 Kreuzer entsprechenden Steuergewinn für je 1 Doppel- centner Rohzucker machen werden. Was Frankrei betrifft, so wird nach dem Gese vom 29. Juli 1884 den Zuckerfabrifkanten für 100 kg Rüben eine Ausbeute von 6 kg beziehungsweise 5 kg raffinirten Zuer, je nahdem die Saftgewinnung mittelst Diffusion oder mittelst eines weniger ausgiebigen Verfahrens stattfindet, zur Last geshrieben, urd zwar nach dem Steuersaße von 50 Fr. für 109 kg raffinirten Zuer ; der über das geseßlihe ÄAusbeuteverhältniß hinaus gewonnene Zucker ist steuerfrei. In Folge der seit dem Jahre 1884 gemachten Fort- schritte im Rübenbau und in der Fabrikationstechnik hat die steuer- freie Zuckergewinnung bereits ein so hohes Maß erreiht, daß für die laufende Kampagne voraus\fichtlich ein Ausfall von 60 Millionen Franken an der etatêmäßigen Steuerauffunft eintreten wird. Die wirklihe dermalige Zuckerausbeute aus den Rüben wird zu 99% raffinirten Zucker geschäßt. Nichtsdestoweniger foll nach dem vor- gelegten Gesetzentwurf die geseßlice Ausbeute aus 100 kg Rüben nur festgestellt werden: :
für 1887/88 auf 7
¿4868/90 C20 5 : s
. 1890/91. 150 Z Z
O A.
Zur Begründung wird der in Folge des Geseßes vom 29. Juli 1884 eingetretene Aufschwung der Rübenzuckerinduftrie nahdrüdcklich gewürdigt und die Fortdauer von Steuervortheilen als im Interesse dieser Industrie und der Landwirthschaft nothwer.dig bezeichnet. Vis zum 31. Dezember 1887 foll zur einstweiligen Aufbesserung des Steuerertrages eine Erhöhung der Zuckersteuer stattfinden.
Aus den vorstehend bezeihneten Gründen erscheint es zur Zeit bedenklich, bei uns die Steuervergütung für Robzucker nach einem böberen Rendement zwischen Rübe und Zuter als 19:1 zu be- stimmen. Sollte diese Bemessung der Vergütung in Jahren guter Rübenernte zur Gewährung einer durdscnittlihen Prämie für die Zuckerproduktion führen, so ist dies eine unerwünschte, aber au unvermeidlihe Folge der erwähnten Verhältnisse. Jedenfalls wird durch die Sallebiaa der Materialsteuer und der Vergütung auf beziehungêweise 1 F und 10 F die Höhe der etwaigen Prämien wesentlich abgemindert. Der Vortheil, welcher für die Reichskasse und die Zuckerkonsumenten von einer weiteren Herabseßung der Ver- gütung, welche sich jedenfalls in mäßigen Grenzen halten müßte, zu erwarten wäre, steht außer Verhältniß zu der Größe des Schadens, welcher aus einer zu fnavpen Bemessung der Vergütung für die Zuderindustrie, die Landwirthschaft und die Wohlfahrt weiter Lznd- strihe und Bevölkerungskreise tervorgehen könnte.
Die für raffinirte Zuker in Aussiht genommenen Vergütungs- säße von 12,50 Æ und 11,70 Æ sind auf Grund des Vergütungs- saßes für Robzucker nah den Verhältnißzahlen berechnet, welche ih aus den bezüglichen definitiven Säßen des Gesetzes vom 1. Juni v. J. (17,25 MÆ, 21,50 , 20,15 MÆ) ergeben. Durch die damalige Rege- lung wurden die raffinirten Zucker gegenüber dem Rohzucker ein wenig besser gestelt als nah den Geseßzen vom 26. Juni 1869 und 7. Juli 1883, um damit auf die Förderung der in der Entwickelung zurück- gebliebenen Produktion und Ausfuhr von Raffinaden hinzuwirken. Im Betriebsjahre 1885/86 sind an Zucker gegen Steuervergütung ins- gesammt 4 906 600 Doppelcentner ausgeführt, darunter an Raffi- .naden erster Klasse 660 196 Doppelcentner oder 13,46 %, an Raffinaden zweiter Klasse 205 689 Doppelcentner oder 4,10%. In den ersten acht Monaten der Kampagne 1886/87, bis Ende März 1887, betrug die ZudLerausfuhr gegen Steuervergütung im Ganzen 4 436 276 Doppelcentner, worunter 842555 Doppelcentner, oder 18,99 9% Raffinaden erster Klasse und 149 836 Doppelcentner oder 3,38 9% Raffinaden zweiter Klasse. Dieses Anwahsen der Raffinadenausfuhr wird allerdings nicht blos auf die Verbefferung im Ausmaß der Ver- gütungssäße, sondern au darauf zurückzuführen sein, daß dur das vorjährige Geseß die Würfelzucker allgemein und demnächst durh Be- \{chluß des Bundesraths auch die sogenannten cristals und die .granu- lirten Zucker in die höchste Vergütungéfklasse verseßt worden sind. 5
Die Steuerbelastung des inländishen Zuerkonsums durch die Verbrauchsabgabe von 10 Æ und die umgestaltete Materialsteuer zusammen wird ungefähr die gleiche sein, wie bisher durch die Mate- rialsteuer allein. Zum inländishen Verbrau gelangen fast aus- \{lißlich raffinirte Zucker. Dieselben würden künftig im Inlands- preise durch den Betrag der A Age der Materialsteuer von 12,50 MÆ bezw. 11,70 Æ für 1 Doppelcentner, unter Selaureinig der Verbrauchsabgabe mit 22,50 4 bezw. 21,70 M be astet werden, Gegenwärtig beträgt die Steuerbelastung durch die Vergütungssätze 22,20 M bezw. 20,80 Æ, vom 1. November d. I. ab 21,50 M bezw.
kg raffinirten Zucker
20,15 M
Die Einführung eines einheitlihen Saßes der Verbrausabgabe ist im Hinblick auf die geringen Preiëuntershiede der einzelnen in Betracht kommenden Zudckerarten fachlich gerechtfertigt und gestattet, die Kontrolen einfacher zu gestalten, als es im Falle der Erhebung der Abgabe nah verschiedenen Säßen möglich wäre. Die Frei- laffung des Syrups und der Melasse von der Verbrauchs8abgabe ift zu empfehlen, weil diese Stoffe, insbesondere der leßtere, überhaupt niht in großer Menge zum menshlichen Genuß gelangen, als Genußmittel aber vorzugêweise für die ärmeren Klassen der Bevölke- rung in Betracht kommen, und den leßteren dur die Auflegung einer Verbrauch2abgabe, auch nach einem niedrigeren gs ungeatet der Herabsetzung der Materialsteuer, vorauss\ichtli vertheuert werden würden. Die Erstreckung der Verbrauchésabgabe auf den Stärkezucker ift nicht in Aussicht genommen, weil, abgesehen von der Frage, ob nicht durch die Steuerbelastung des Stärkezuckers dieser Industriezweig sowie folgeweise die Stärkebereitung und der Kartoffel- bau empfindlich ges{hädigt werden könnte, dermalen aus einer solchen Besteuerung ein nennenswerther Ertrag nit zu erwarten wäre. Denn unsere Jahreësproduftion an Stärkezucker beträat bisher nur zwischen 300 000 bis 490 000 Doppelcentner, wovon der größte Theil in das Ausland geht und nur etwa ein Drittel im Inland verbraucht wird. Ueber den Ertrag der künftigen Zuckersteuer ift die in der Un- lage 1 enthaltene Bere{nung möglichst vorsihtig aufgestellt und dur die beigefügten Bemerkungen erläutert worden, Danach läßt si ein jährliher Reinertrag von 46 bis 52 Millionen Mark erwarten. Im finanziellen Interesse würde es erwünsht gewesen sein, die neue Steuer {on von der nächsten, mit dem 1. August d. ÎÏ. be- ginnenden Betriebsperiode der Rübenzukerfabriken ab erheben zu lassen. Es ift jedoch nicht möglich, bis dabin alle zur Kontrole und Erhebung der Verbrauchsabgabe nöthigen Einrichtungen zu treffen. Auch baben die Fabrikanten ihre Dispositionen für das bevorstehende Betriebsjahr bereits abges{lofsen, während sie dabei die noch unbekannte Aenderung der Steuerverhältnifse zu berücksihtigen um fo weniger im Stande waren, als erstmals in der Reichst2gssißzung vom 23. März d. F. amtlich die Absicdt öffentlich kundgegeben worden ift, das Zuckersteuergeseßz vom 1. Juni 1886 alsbald wieder einer Revision zu unterziehen. Es
‘ist deshalb in Ausfiht genommen, das neue Geseß erst mit dem
1. August 1888 in Wirksamkeit zu setzen.
Bisher gelten in Betreff der Zuckerbesteuerung eine Anzabl âlterer, nit dur{chweg in allen Einzelheiten übereinstimmender Landes- geseße, in Verbindung mit späteren abändernden und ergänzenden Bundes- und Reichsgeseßen. Der Hinzutritt der Verbrauchsabgabe läßt es als nothwendig erscheinen, alle bezüglißen Bestimmungen in ein einbeitlihes Gese zusammenzufassen und damit zugleih die jeßt fehlende Uebersichtlihkeit berbeizufübren.
Zu den einzelnen Bestimmungen des Gesetzes ist noch Folgendes zu bemerken:
1) Zu §. 1.
Die Unterscheidung der in die bisherigen zwei Zollklassen ge- böôrigen Zucker unter Benußung der Musftertypen ist mit Schwierig- keiten und Unsicherbeiten bet der Zollabfertigung verbunden. Die ein- geführten Robzucer der zweiten Zollklafse gelangen in der weit über- wiegenden Menge ebenso obne zuvorige Raffination in den Verbrauch wie die Zucker der ersten Klasse, meistens zum Zweck der sogenannten Weinverbefserung, welche nit zu begünstigen ist und au mit in- ländishem Zucker beschafft werden fann. Aus diesen Gründen em- pfieblt es f, die jeßt mit 24 A für 190 kg kelegten geringeren Robzucker künftig glei{falls dem für die übrigen importirten as geltenden Zollsaß von 30 6 zu unterwerfen. Die Einfuhr von Zucker 1st unbedeutend, neuerdings jährlich ungefähr 12 000 Dovpelcentner erster Klasse und 20 000 bis 25 009 Doppelcentner zweiter Klase.
Die Befugniß der zollfreien Einfuhr von Melasse zur Brannt- weinbereitung foll nicht weiter aufrecht erbalten werden, weil einerseits von derselben in den legten Iabren fast gar kein Gebrau gemacht worden ist, andererseits der Fortbestand derselben, falls dadur die Melafsebrennerei wieder an Ausdehnung gewönne, unserer Landwirth- schaft zum Nachtheil gereichen könnte.
Da der Eingangszoll vom Zucker zugleich ein auêreihendes Aequivalent für die auf dem inländishen Zucker ruhende Steuer, ein- \chließlich der Verbraucksabgabe entbält, so wird die leßtere von dem- jenigen Fabrikat, weldes durch Verarbeitung von zollpflihtigem aus- ländischen Zucker in einer inländishen Zuerfabrik, insbesondere z. B. einer Raffinerie, bergestellt wird, nicht nochmals erboben werden dürfen. Diefer Erwägung entspricht die Bestimmung im zweiten Ab- saß des S. 1.
2 QUS L
Gegenüber finanziell unsiheren Inhabern von Rübenzuckerfabriken hat sih der Mangel einer geseßlihen Bestimmung fühlbar gemacht, wel{e es der Steuerbehörde ermöglicht, die Steuerkasse gegen Nach- theil aus der zugelassenen monatsweisen Nachweisung der Material- steuer zu s{chüßen. Dem foll durch die Bestimmung am S{hlusse des ersten Absatzes abgeholfen werden.
Nat Absatz 2 ift die Verbrauhsabgabe von demjenigen zu ent- rihten, welher den Zucker zur freien Verfügung erhält. Den Produ- zenten als folhen trifft eine Verpflihtung zur Zahlung der Ver- brauchsabgabe nicht. Der Rohzucker wird voraussihtlich künftig in der Regel niht mehr in den freien Verkehr treten, sondern unter Steuerkontrole direkt von der Robzuckerfabrik beziehungsweise über eine steuerfreie Niederlage entweder in eine Raffinerie oder in das
Ausland gehen. 3) Zu §8. 11 bis 38.
Es ist Bedacht darauf genommen, die Kontrolen auf das mit der Steuersicherheit verträglihe Mindestmaß zu beschränken. Ins- besondere ist es vermieden worden, die Fabrikanten in Bezug auf die Art und den Gang des Betriebes in irgendwie hemmender oder be- \chwerender Weise zu binden. Dagegen ist es unvermeidlih, alle Rübenzuckerfabriken, auch die Raffinerien und die Melasse-Entzuke- rungsanstaïten, ohne Rübenverarbeitung, so lange sie im Betriebe sind, einer ständigen Ueberwahung dur Steuerbeamte zu unterwerfen.
Daß den Inhabern bestehender Zuerfabriken die erstmaligen Kosten der im Steuerinteresse erforderlihen Umfriedigung der Fabrik- anlagen aus der Reichskasse erstattet werden (8. 13 am Ende), ent- spricht der Billigkeit. Die Kosten der sonstigen durch die neue Vie hang bedingten baulichen Einrichtungen werden nit er- eblich fein. : i
Von der im §. 14 ausgesprochenen Verpflihtung zur Gewährung von Wohnungen für die Steuerbeamten wird die Steuerbehörde be- züglih der Inhaber von Zuckerraffinerien und selbständigen Melasse- Entzuckerungsanstalten einen umfassenden Gebrauch zu machen voraus- sihtlich nicht genöthigt sein, weil die bezeichneten Etablissements meistens in größeren Ortschaften liegen, in welchen leiht au anderswo, als beim Fabrikanten, die erforderliGen Wohnungen zu erlangen sind. - Bei den Zuerfabriken mit Rübenverarbeitung, welche sih meift auf dem platten Lande befinden, ist überall bereits Wohnung für die zur Kontrole der Material steuer erforderlichen Aufseher vor- handen, und es wird daher die Neubeschaffung hauptsählih nur in Bezug auf die Vermehrung der Beamtenkräfte von praktisher Be- deutung werden. O
Zu 8. 39. Die Bestimmung im Absay 4 empfiehlt sich für den Fall, daß demnächst die Vergütung der Zukersteuer bei der Ausfuhr von zucker- haltigen Fabrikaten, insbesondere von Chokolade und Confitüren, zu-
gestanden wird.