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Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : den Regierungs-Rath von Uckro zu Sthleswig zum Ober-Regierungs-Rath zu ernennen; sowie dem Regierungs- und Baurath Karl Wilhelm Eduard von Dülong in Wernigerode, Mitglied des Aufsichtsraths der Berlin-Dresdener Eisenbahn-Gesellshaft, den Charakter als Geheimer Regierungs-Rath, und | dem Bürgermeister Ludowieg in Harburg den Titel als Ober-Bürgermeister zu verleihen; ferner den bisherigen unbesoldeten Beigeordneten der Stadt M.-Gladbah, Fabrikbesißer Theodor Croon daselbst, in Folge der von der dortigen Stadtverordneten-Versammlung etroffenen Wiederwahl in gleicher Eigenschaft für eine fernere sehsjährige Amtsperiode zu bestätigen.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : den Oberpfarrer Niederstadt an St. Katharinen in Brandenburg a. H. zum Superintendenten der Diözese Neu-
stadt-Brandenburg, Regierungsbezirk Potsdam, zu ernennen.
Ministerium des Königlichen Hauses.
Der Hofkammer-Sekretär Alberti ist zum Geheimen expedirenden Sekretär und Kalkulator ernannt worden.
Ministerium der geistlihen, Unterrichhts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Der bisherige kommissarische Kreis-Schulinspektor, Seminar- lehrer Ludwig Witt in Zoppot, ist zum Kreis-Schulinspektor ernannt worden.
Bei dem Realgymnasium und Gymnasium in Leer is der Gymnasiallehrer a. D. Dr. Hugo von Kleist als Ober- lehrer angestellt worden.
Ministerium des Jnnern.
Dem Ober-Regierungs-Rath von Uckro ist die Stelle als Dirigent der Abtheilung des Jnnern bei der Regierung in Schleswig übertragen worden.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 31. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen vorgestern den Prinzen Anton von Arenberg und nahmen die Meldung des nah Madrid kommandirten Rittmeisters von Bülow vom 2. Garde- Dragoner-Regiment entgegen.
Gestern hörten Se. Majestät den Vortrag des Staats- Ministers von Boetticher und hielten das Stiftungsfest des Lehr-Jnfanterie-Bataillons im Neuen Palais bei Potsdam in herkömmlicher Weise ab. s
Heute empfingen Se. Majestät der Kaiser den bisherigen württembergischen Geschäftsträger hierselbst, Obersten Grafen von Zeppelin, nahmen militärishe Meldungen entgegen und arbeiteten mit dem Chef des Militärkabinets.
— Auf dem evangelischen Friedhofe zu Sch. bei Leipzig fand eine kirhlihe Beerdigungsfeier unter Mitwirkung des evangelischen Geistlichen statt. Nach Aufstellung des die Leiche enthaltenden Sarges auf den über das offene Grab gelegten Querhölzern trat der amtirende, im Ornat befindliche Geist- lihe an den Sarg und nahm daselbst den üblichen Play zu Q der Leiche ein, um im Anschluß an die Einsenkung des Sarges die Einsegnung der Leiche vorzunehmen. Bevor aber der Geistliche diese Einsegnung begann, erhob einer der An- wesenden, K., seine Stimme und hielt unbefugt eine Rede, wo- dur er Unordnung erregte und so eine kurze Zeit lang den Be- ginn der Einsegnung.verhinderte. K. wurde von derStrafkammer aus §. 167 Str.-G.-B. wegen vorsägliher Verhinderung einer gottesdienstlichen Verrihtung durch Erregung von Unordnung verurtheilt, und die von ihm eingelegte Re- vision wurde vom Reichsgericht, Ill. Strafsenat, dur Urtheil vom 3. März d. F. verworfen, indem dieser Gerichts- hof begründend ausführte: „Jn keinem Fall is ein Rechts- irrthum darin zu exkennen, wenn der Vorderrichter die kirch- liche Beerdigungsfeier und damit die gottesdienstlihe Verrich- tung von dem Augenblick an als begonnen erachtet hat, als nach Aufstellung des die Leiche enthaltenden Sarges auf den über das offene Grab gelegten Querhölzern der amtirende, im Ornat befindliche Geistlihe an den Sarg getreten ist, da- selbst den üblichen Play zu Füßen der Leiche eingenommen und damit die Begräbnißfeierlihkeit eröffnet hat. Das Vor- liegen einer gottesdienstlichen Verrichtung ist niht von einer aktiven Thätigkeit des dabei betheiligten Geistlichen bedingt und etwa nur auf diejenigen Zeitabschhnitte beschränkt, in welchen von diesem ein Akt eigener Thätigkeit vorgenommen wird. Völlig willkürlih aber erscheint es, wenn die Revision von der unter geistlicher Mitwirkung stattfindenden Begräbniß- feierlichkeit den, einen wesentlihen Bestandtheil derselben bil- denden und gleichfalls unter geistlicher Assistenz vor sich gehen- den Akt der Einsenkung des Sarges in die Gruft ausnehmen will. Gehört aber dieser Akt zu der Begräbnißfeierlichkeit selbst, so bildet er auch einen Bestandtheil der gottesdienstlichen Verrichtung.“
— Der Königlihe Gesandte in Dresden, Graf von Dönhoff, hat einen kurzen Urlaub angetreten. Für die Dauer seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Sekretär Brins von Thurn und Taxis als interimisüscher
eschäftsträger.
— Der General-Jnspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens, General der Jnfanterie von Strubberg, hat eine Dienstreise nah Mey und Oranienstein angetreten, desgleichen der General-Jnspecteur der Fuß-Artillerie, General- Lieutenant Roerdansz, zur Besichtigung des Königlich Sächsischen Fuß-Artillerie-Regiments Nr. 12, nah Wahn.
— Der General-Jnspecteur der Feld-Artillerie, General der Jnfanterie von Voig1s-Rheb, hat sich mit mehr- wöchentlichem Urlaub nah Sylt begeben und wird demnächst seine diesjährigen Besichtigungsreisen antreten.
_— S. M. Kanonenboot „JFlti s“, Kommandant Kapitän- Lieutenant von Eikstedt, ist am 282 Mai cr. in Port Said eingetroffen.
Potsdam, 30. Mai. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und Lonis trafen heute n 111/24 Uhr mittelst Extrazuges auf der Station Wildpark zum Stiftungs- fest des Lehr-Jnfanterie-Bataillons ein und begaben Sich von dort nah dem Neuen Palais. Dem Fest wohnten bei : Jhre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin nebst Prinzessinnen Töchtern, Königlichen Hoheiten, Jhre Vio Pee die Großherzogin von Baden, der Prinz und die Prinzessin Wilhelm, Se. Hoheit der Erb- prinz und Jhre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold, Jhre Hoheiten der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin, die Prinzen von Hohenzollern, der rinz Komatsu von Japan und der Chef der Admiralität, General-Lieutenant von Caprivi. Um 12 Uhr fand Gottesdienst statt, welher von dem Hofprediger D. Rogge abgehalten wurde. . Nah demselben chritten Se. Majestät der Kaiser die Front des Bataillons ab, und hierauf folgte der Parademarsh des Bataillons. Beim Speisen der Mann- schaften unter den Colonnaden brahten Se. Majestät der Kaijer einen Toast auf die Armee und der kommandirende General von Pape das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus.
Sachsen. Dresden, 28. Mai. (Dr. J.) Die Prinzen Johann Georg, Max und Albert sind heute Vor- mittag nah Sibyllenort gereist.
Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 28. Mai. (M. Anz.) Laut Privatnachriht vom 27. d. M. über das Befinden des Herzogs Paul S war der hohe Patient zwar sehr shwach, hatte jedoh etwas Schlaf, und der Zustand Sr. Hoheit war nicht hoffnungslos.
Lippe. Detmold, 27. Mai. (Hann. Cour.) Der Landtag fuhr heute in der Berathung über die Land- gemeindeordnung fort und erledigte die 88. 12 bis 46 in erster Lesung. è 21 wurde auf Antrag Schemmel's dahin abgeändert, da für Gemeinden bis zu 800 Seelen 6, darüber 12 Mitglieder in den Gemeinderath ge- wählt werden, während die Regierung 12 verlangt. Ein heftiger Kampf entbrannte über den §8. 46 der Vorlage. Der Abg. Riekehof wünschte den Vorstand der Gemeinde nur aus dem Vorsteher gebildet, während der Abg. Asemissen mehrere Beigeordnete dem Vorsteher zugetheilt wünsht“. Mit einer Stimme Minorität wurde \{chließlich der Antrag Rieke- hof's abgelehnt. Der Paragraph behält also in erster Lesung die Fassung der Regierungsvorlage.
Oesterreih-Ungarn. Wien, 28. Mai. (Wien. Abdp.) Das Abgeordnetenhaus hat gestern das Geseß über die Lokalbahnen nah kurzer Debatte in zweiter und dritter Lesung genehmigt. e
Jm Herrenhause wurde ter Gesezentwurf, betreffend die nachträgliche Ausgleihung des Mehrerforderni}ses bei den ‘Staatsbahnen, in zustimmendem Sinne erledigt.
Pest, 27. Mai. (Wien. Vtg.) Das „Amtsblatt“ publizirt heute ein an sämmtlihe Jurisdiktionen und ‘zur selbstän- digen Ablegaten - Entsendung berechtigten Städte gerichtetes Königliches Reskript, welches den ungarischen Rei chs- tag auf den 26. September nah Pes einberuft.
Belgien. Brüssel, 29. Mai. (W. T. B.) Der Kongreß der Progressisten, der eine Revision der Ver- fassung, betreffend Aenderung des Wahlrecht s, ankrebt, ist heute Vormittag eröffnet worden. Derselbe lehnte mit 317 gegen 127 Stimmen das allgemeine Stimmrecht ab und nam mit 379 gegen 45 Stimmen eine Resolution an, nah welcher das Stimmrecht allen Bürgern zu verleihen wäre, welche des Lesens und Schreibens kundig sind.
An den Eingängen zur Maison du peuple drängten sich heute Abend große Menschenmassen. Die Polizei nahm einige Verhaftungen vor. :
— 30. Mai. (W. T. B.) Der gesirige Abend und die Nacht sind in allen Ortschaften, in welhen die Arbeiter striken, ohne Störung der öffentlihen Ruhe verlaufen. Die Strikenden in dem Distrikt von Charleroi werden eine Deputation an den König senden, um demselben ihre Beschwerden vorzutragen. /
Die Versammlung der Progressisten hat heute verhandelt über den obligatorischen Unterricht, die Regelung der Kinderarbeit, die Reform der Steuern, die Organisation einer Arbeiterbörse und die Verantwortlichkeit der Arbeitgeber bei Unglüsfällen ihrer Arbeiter. Die Versammlung spra sich ferner zu Gunsten des Erlasses einer Amnestie aus.
— 31. Mai. (W. T. B.) Das hiesige Syndikat der Mechaniker hat beschlossen, die Arbeit einzustellen. — Jn St. Vaast (Bassin du Centre) zersprengten Gendarmen die Strikenden, von denen einer {wer verwundet wurde. — Heute Morgen ist in mehreren Kohlengruben des Bo- rinage die Arbeit wieder aufgenommen worden.
Lüttich, 29. Mai, Abends. (W. T. B.) Jn einer heute hier abgehaltenen, stark besuchten Arbeiterversamm- lung wurden Beschlüsse gefaßt, in denen das allgemeine Stimmrecht, Amnestie und die Zurüdlziehung des Geseß- E betreffend die Eingangszölle auf Fleisch, verlangt werden.
— 31. Mai. (W. T. B.) Jm Bassin von Séraing ist der Strike im Nachlassen. Während am Sonnabend noch 1300 feiernde Arbeiter gezählt wurden, hat \ich heute deren Zahl bis auf 800 reduzirt.
Großbritannien und Jrland. Ottawa (Canada),
26. Mai. (R. B.) Lord Lansdowne, welcher heute Morgen von Toronto abfuhr, kam heute Abend hier an, nachdem er auf verschiedenen Stationen der Route eine herzliche Aufnahme ge- funden. Das Unterhaus vertagte sich aus diesem Anlaß, und die Abgeordneten verbanden sich mit den Bürgern Ottawas, um eine großartige Kundgebung zu Gunsten des heimfkehrenden General-Gouverneurs zu veranstalten. Eine Abtheilung von 300 berittenen Bürgern gab ihm das Geleit, und in der beflaggten und bekränzten tadt waren mehrere Triumphbögen errichtet mit der Jnschrift : „Willkommen daheim!“ Auf dem Cartier-Plaßze wurde Lord Lansdowne von 2000 Kindern, dem Bürgermeister Stewart und dem Stadtrath empfangen, welcher ihm eine Willkommens- Adresse überreichte. Ein bejahrter katholischer Geistlicher ver- las darauf ein Begrüßungsgediht und sagte, daß alle, so- wohl die englischen, wie die französish redenden Canadier dur
die Kundgebung einen beredten Protest gegen den Versuch
erheben wollten, die Streitigkeiten der alten Welt n hinüber zu verpflanzen. Die Kundgebung war eine der il artigsten, welche die Hauptstadt von Canada je erlebt bat
Frankreich. Paris, 28. Mai. (W. T. B.) heutigen Sißzung der Deputirtenkammer beantr mehrere Abgeordnete die Vertagung der Kammer bis Diensia
der Antrag’ wurde aber abgelehnt. Die Kamm ace D) sih sodann mit Gesezvorlagen lokaler Natur. e beschäftigte
Der Senat genehmigte den bereits von der Deputirt kammer angenommenen Antrag auf Bewilligung von 200 000 e für die Hinterbliebenen der bei dem Brande f Mom [Gen Oper Ein @
ie drei republikanischen Gruppen de
erklärten sich mit der Vorstellung bter resp. gudts denten bei dem Präsidenten Grévy in Betreff Be langer's einverstanden. Die äußerste Linke N, Deputirtenkammer beschloß, bis zur Beendigung L Ministerkrisis täglih Sißungen abzuhalten. Der dieser G angehörige Abgeordnete Labordère erklärte: es müsse jedes h radikalen Jdeen feindliche Kabinet bekämpft werden, um ode Zweideutigkeit vor dem Lande zu zerstreuen. E ___— 2. Ma (2.9) Der General-Resident inTongking, Bihourd, berichtet dem Minister des Aeußern aus Hanoi, daß der Gesundheitszustand der Trup: pen in Tongking durchaus zufriedenstellend sei, und daß die jonst umlaufenden beunruhigenden Nahrithten bezüg: lih Tongkings jeder Begründung entbehrten.
Anläßlih des Jahrestages des Falls der Kom: mune fanden heute auf dem Père la Chaise bei dey Gräbern der Kommunarden Kundgebungen statt; es ky dabei zu einem Handgemenge mit der Polizei, welhe 5 Per: sonen verhaftete.
— 30. Mai. (W. T. B.) General Ferron, Comman: deur der 13. Division und ehemaliger Generalstabs: Chef unte dem Ministerium Gambetta, hat den Posten des Kriegs: Ministers angenommen. Saussier soll das Portefeuil des Krieges abgelehnt haben, weil er verlangt habe, daß der von Boulanger eingebrachte Militär-Geseßentwurf zurüt gezogen würde.
E 30. Mai, Abends. (W. T. B.) Das neue Ministerium ist nunmehr definitiv wie folgt gebildet: Rouvier, Präsidium, Finanzen, Posten und Telegraphen, Fallières Jnneres, Flourens Auswärtiges, Spuller Unterritt,
azeau Justiz, Ferron Krieg, Barbey Marine, de Hérédia öffentliche Arbeiten, d'Autresme Handel, Barbe Ackerbau.
27ck L Mai. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ veröffentliht das neue Kabinet in der bereits gemeldeten Zusammensezung. — Dem Vernehmen nah wird die in den Kammern zu verlesende ministerielle Erklärung sehr kunz gehalten sein und si darauf beschränken, die Schwierig: keiten aufzuzählen, denen die Bildung des neuen Kabinets be gegnete, sowie die Nothwendigkeit einer Finanzreform und die Herbeiführung von Ersparungen zu betonen. Außerdem wird die Vorlage eines neuen, dem Votum der Kammer ent: sprechenden Budgets in Aussicht gestellt und gleichzeitig an: gekündigt, daß in Bezug auf die Berathung der Militär: vorlagen die von der Kammer beschlossene Reihenfolge innegehalten werden soll. Auch wird ausdrücklih hervor: gehoben werden, daß das Kabinet entschlossen sei, zurü: treten, falls es nicht die Mehrheit der republikanischen Stimmen erhalten sollte.
— 31. Mai. (W. T. B.) Der bisherige Kriegs-Minister General Boulanger hat einen Tagesbefehl erlassen, in welchem er allen denjenigen dankt, die ihn unterstüßt haben, die Mittel der Landesvertheidigung zu ihrer vollen Höhe zu entwickeln, und die Bewahrung der Treue für Gese und Verfassung zur dringenden Pflicht maht. Er werde der Erste sein, das Beispiel für diese doppelte — militärische wi: republikanishe — Disziplin zu geben.
Die radikale Linke wird heute Mittag zusammen treten, um den Wortlaut einer Fnterpellation über dit allgemeine Politik des neuen Kabinets festzustellen. Die republikanischen gemäßigten Blätter sprechen sich ir wohlwollendem Sinne für das neue Kabinet aus, ebenso di monarchistischen; dagegen beobachtet die radikale Presse eint direkt feindlihe Haltung.
Ftalien. Rom, 28. Mai. (W. T. B.) Dem „Popol Romano“ zufolge beschloß die Finanz-Kommission, na& dem der Bericht Luzzatti's über den Zolltarif verlesen worden, an den Minister des Auswärtigen eine Jnter: pellation zu rihten: ob es angezeigt wäre, die Handelt: verträge mit der Schweiz und Deutshland im Jun resp. Juli zu kündigen, damit Jtalien in zukünftige Verhand lungen mit voller Tariffreiheit eintreten könne.
— 28. Mai, Nachts. (W. T. B.) Die Deputirten: kammer genehmigte heute in geheimer Abstimmung mit großer Majorität die Armee- Gesetzentwürst und begann alsdann die Berathung über die Marint- Entwürfe. Chiaves richtete eine Jnterpellation un die Regierung: ob irgend eine auswärtige Macht übe die an der Küste von Massovah verhängte Blo ckade E klärungen abgegeben habe. Bonghi fragte an, ob die Regierung
genaue Jnformationen über das französisch- englis! M
Abkommen, betreffend die Abgrenzung des G ebiett? zwischen Obock und Zeilah, besie. Jn Beantwortut!
der ersteren Fnterpellation theilte der Minister-Präside! V
Depretis mit: die Vertreter Ftaliens im Auslande hätt unter dem 1. Mai die Weisung erhalten, die gegen Abessinit verhängte Blockade den Regierungen, bei denen sie beglaubis! sind, zu notifiziren. Die Türkei habe in freundschaftlih: Weise den Wunsh ausgesprohen, ihr die Notifikatio! nicht schriftlich zu übermitteln. Die Regierung habe dem gestimmt und der Türkei Erklärungen über den Charakter d! Blockade abgegeben. Hierauf seien keine weiteren Bemerkung! erfolgt. Allen anderen Mächten sei die Blokade riftli notifizirt worden; bisher seien von feiner derselben Bem” kungen oder Vorbehalte gemacht worden.
Griechenland. Athen, 29. Mai. (W. T. B.) Dit Revisions-Gerichtshof verwarf das Urtheil dtt Kriegsgerihts wider die Offiziere, welhe der Di sertion bei der vorjährigen Truppenzusanmmenziehung an d& türkishen Grenze angeklagt waren, und überwies die Ver handlung einem anderen Gerichtshofe.
Türkei. Konstantinopel, 28. Mai. (W.- T. V Ein Telegramm des „Reuter'shen Bureaus“ meldet: Sämn! lihe Zusaßbestimmungen zu der english-türfkischt! Konvention in Betreff Egyptens sind festgestellt u
te von Drummond Wolff und den ottomani Llegirten unterzeihnet worden. schen
Bulgarien. Sofia, 28. Mai. (W. T. B.) Die Regenten, welhe im Laufe des heutigen Tages die Minister und einige Vertreter der Mächte empfangen haben, sollen si sehr befriedigt über die Stimmung der Bevölkerung geäußert haben, welhe mit Vertrauen der dur die Jnitiative der Pforte angebahnten Lö su ng der hulgarishen Frage entgegensehe.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. Mai. (W. T. : :) 7 Das „Journal de St. Pétersbourg“ reproduzirt die leßte von der Türkei an die Mächte ge- rihtete C irkularnote und sagt: die Aufnahme, welche die Note bei den Kabinetten finde, sei noh niht bekannt. Rußlands hinlänglih bekannte und genügend motivirte Weigerung, mit der gegenwärtigen bulgarischen Regentschaft zu ver- handeln, könne durch die erwähnte Cirkularnote in keiner Meise geändert werden.
General Bogdanowit#\ch, attachirt dem Ministerium des JZnnern und à la suite der Armee, ist seines Amtes ent- hoben worden.
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Heitungsftimmen.
Zur parlamentarischen Situation äußert die „Nationa l- liberale Correspondenz“:
„Der Reichstag hat nunmehr seine Pfingstferien angetreten, um nach dem F: noch zu einer NaHsession zusammenzukommen, die sich Angesichts der vorgerückten Jahreszeit und der herrshenden Ermüdung hoftentlih nicht mehr allzu lange ausdehnen wird. Der leßte Theil der Session wird vorzugsweise der Erledigung der beiden Steuervor- lagen gewidmet sein. Die Branntweinsteuer-Kommission hat (mit Auênahme der Frage der Nadhsteuer) ihre Arbeiten beentigt, und das Ergebniß der Kommissionsberathung läßt mit höchster Wahrsceinlih- keit voraussehen, daß das Geseß mit großer Mehrheit zu Stande
: uch für die Zuersteuer - Vorlage bat die ersie Lesung im Plenum günstige Aussichten eröffnet. Von fonfervativer und nationalliberaler Seite wurde der Gesetzentwurf als eine geeignete Grundlage der Verständigung cnerkannt. Au beim Centrum, welches in dieser Berathung volUständig s{chwieg, wird man Neigung zur Verständigung auf der Basis der Vorlage voraus- seßen dürfen. Es eröffnet sich sona die Aussicht, daß die Steuer- rcform mit Zustimmung einer überwältigenden Mehrheit zu Stande kommt, daß nur die Deutshfreisinnigen und einige andere kleine Gruppen in der Opposition stehen. Es wäre ein außerordenÜicher Erfolg und würde der gegnerishen Agitation von vornherein allen Boden entziehen, wenn die finanzielle Befestigung des Reichs nicht blos mit ciner knappen Mehrheit, sondern mit nahezu allgemeiner Zustimmung zu Stande käme. Was von den zahlreihen und wih- tigen sonstigen Vorlagen, die in den Kommissionen erledigt sind oder s in anderen Stadien der Berathung befinden, nah Pfingen noch unter Dach gebraht werden kann, läßt sich noch niht übersehen.“
— Das „Bromberger Tageblatt“ schreibt:
„ „Die Widerftandskraft des Reichstages“ — so klagt ein demo- fratishes Blatt — „ist gebrohen.“ Richtiger muß es heißen : die Volksvertretung ist glücklicherweise der unfruhtbaren Kampfeslust überdrüssig geworden, und sie besinnt sih auf ihren eigentlichen Beruf, in gemeinsamer Arbeit mit der Regierung das Wohl des Landes zu fördern. Dieser Wandel ift der natürlihe Rückschlag der Erfahrungen, welche wir mit den früheren Reichstagen gemacht haben. Er ist aber au zu einem Theil eine Folge des kirchenpolitisden Friedens chlusses. Vir sahen das Centrum jeßt bei der 172 Millionen-Anleihe wie in der Branntweinsteuer-Kommission unter den eifrigsten Vertbeidigern der dem Reichstage gemadten Vorlagen. Wenn etwas die Kirchen- politik rechtfertigt, so ist es diese Aenderung in der Haltung des Centrums. Ihr letztes Ziel war, die Hindernisse zu beseitigen, welche sih der inaeren Erstarkung des Reiches entgegenstellten. Die Rech- nung war, wie schon jeßt zu bemerken, rihtig. Und so dürfen wir mit Zuversicht der weiteren Entwickelung des parlamentarischen Lebens wie des Reichs entgegensehen.“
_ — Das „Posener Tageblatt“ erörtert die Ergeb- mjje der parlamentarischen Arbeiten auf steuerreformatorishem Gebiete und bemerkt darüber :
_ „Lie geheimen Wünsche der Opposition, da5 dem Einverständ- niß der nationalen Rcichstagêmehrheit in seiner praktishen Bethäti- gung von Fall zu Fall kein langes Dasein blühcn werde, sind bis jet nit in Erfüllung gegangen. An Versuchen, das Mißtrauen der Verbündeten gegeneinander rege zu machen, hat es ja nicht gefehlt, und namentlich war es der nationalliberale Flügel, der um jeden Preis dem Kartell mit den konservativen Parteien abspenstig gemacht werden follte. Aber es kat sich gezeigt, daß die realen Thatsachen doch stärker find, als alle etwa hier oder da vorbandenen subjektiven Velleitäten: das Kartell der nationalen Parteien beruht eben auf einer dauerhafteren Grundlage, als auf wech{selnden Augenblickskonjunkturen. So wie cs ist, stellt es nur die parlamentarisce Verkörperung des Willens der Wählerschaften dar. Lektere baben si überzeugt, daß die Reichsregierung von dem redlibsten Willen für das Beste des deutshen Volkes erfüllt ist, daß dieser Wille durch die kfonsequente Opposition der früheren Reihstagsmehrheit lahmgelegt wurde, und haben durch ibr Votum bei den jüngsten Reichtags- neuwahlen darthun wollen, wie es ihnen vor Allem darauf ankomme, daß der Reichstag mit der Reicsregierung gemeinsam Hand ans Werk lege, in der stillschweigenden Annahme, daß Meinungsvoerschieden- heiten über Mittel und Wege zum Ziel, die ja unvermeidlih sind, das gute Einvernehmen zwischen den beiden Faktoren nit ernstlich gefährden werden, so lange man in der Hauptsache Eincs Sinnes ijt.“
— Die „Schlesische Zeitung“ sagt zum Schluß eines Artikels über das Pfingstfest : e _+ « Wenn beute die vor zwanzig Jahren als Grundsäule der Freiheit und des irdischen Glückes gefeierten Prinzipien der Frei- bandelsschule ihre Geltung verloren haben, wenn eine diametral ent- gegengeseßte Strömung für unsere sozialen und wirthschaftlichen Verhältnisse beftimmend geworden ift, fo ift dies nicht etwa auf eine im Schooße der Freihandelépartei selbst gercifte bessere Erkenntnik, sondern auf die zwingende Macht materieller Interessen zurüc- ¿zuführen. Unentwegt wie an allem, was die Entfesselung der wirthschaftlihen Kraft anlangte, hielten die damals noch die große Mehrbcit unserer Parlamente bildenden manwefterlien Parteien auch an ihrer jeden Shußzoll verwerfenden Handelspolitit fest. Als sie 1876, in einer Zeit {chwerster wirthschaftlicher Noth, hartnätig auf der Beseitigung tes leßten mäßigen Eisenzolls bestanden und es in- folge dessen dahin fam, taß große gewcrblihe Anlagen ihren Betrieb einstellen und zaóllose Hände, die bis dahin noch ein kärglihes Brot erworben hatten, feiern mußten, nahm Fürst Bismarck die bedrängte Industrie in seinen R: Es gelang ihm, deren Interessen mit dencn der Landwirthschaft — wenigstens zeitweise — zu vcrsöhnen, die konservative Partei plößlich vom Freihandel zum Schutzoll zu be- chren und diesen zum Siege zu führen. Schritt für Schritt würde dem Manchesterthum der Boden entzogen, und heute bat dasselbe voll- ständig bankerott gemaht. Die kleine Schaar sogenannter Deutsch- freisinniger, welche es als Vertreter in unserem Parlament noch auf- weist, hat nichts zu bedeuten
. . . Ganz unstreitig haben wir im Laufe eines Jahrzehnts auf sozialém und wirthscchaftlihem Gebiete belangreihe Fortschritte ge- macht. Durch eine Reibe legislatorisher Akte, in denen sich eine höhere, ethishere Auffassung vom Beruf des Staats bekundet, sind
die s{hwersten der Fehler, welhe vor zwanzig Jahren begangen wur- den, beglihen. Den Umsturzparteien gegenüber is die staatliche Autorität wieder zu der ihr gebührenden Geltung gelangt. Dur(h die berrlihe Kaiserlihe Botsbaft vom Herbst 1881, welche auf die Pflichten des christlihen Staats hinwies, ist ein neuer großer Gedanke in das politishe Leben hineingetragen worden, und dieser Gedanke hat bereits segenéreihe Früchte gezeitigt. . . .
— Die „Berliner Börsen-Zeitung“ berichtet: Die Geschäftslage unserer Weberei-Industrie ist im Augenblick eine ungleichmäßige. Während viele Betriebe mit Aufträgen für längere Zeit reihlib versehen {ind, „haben andere weniger zu thun, obglei von einem Mangel an Beschäftigung glückliher Weise niht die Rede sein kann. Der starke Konsum der Vereinigten Staaten hat für viele Distrikte eine Vermehrung der Thätigkeit veranlaßt. Wir haben es hier nicht mit einem vorübergehenden Aufshwung zu thun, sondern mit einer lange vorbereiteten Vermehrung des Bedarfs, welche dur mächtige Faktoren begründet ist und gerade auf unsere Weberei-Industrie den günstigsten EGindruck ausübt, weil deren Erzeugnisse si vor denen konkurrirender Industriestaaten am ersten durch Billigkeit und angemessene Beschaffenheit auszeihnen. Auch in den südameri- kanischen Staaten beginnen die Vorzüge deutsher Waaren allgemein bekannt zu werden. E3 hat langer Zeit bedurft, um dem französishen Fabrikat, welches seit einer Reihe von Jahren die Allein- herrschaft in den eben genannten Staaten besaß, beizukommen ; endlich ist dies gelungen, nicht zum Wenigsten dur Pariser Kommissions- häuser selbst, welche deutsche Waare seit vielen Jahren unter franzö- sischer Marke dort binsandten; seitdem aber Hamburger Erporteure und direfte Vertreter unserer Fabrikanten es sich zur Aufgabe ge- macht haben, das deutsche Fabrikat, welchem der Boden bereits ge- ebnet war, dort immermehr einzuführen, haben wir uns ein Absaß- gebiet geshaffer, welches für die Zukunft die größten Chancen bietet. Erst vor Kurzem hat ein hiesiges Haus der Weberei-Industrie, welches einen direkten Vertreter nah Mexiko entsandt hat, die besten Erfolge erzielt; dort, wo fast nur französishe Waare bekannt war, ist das deutshe Fabrikat in bevorzugter Weise aufgenommen worden, so daß sich die Firma entschlossen hat, ihren Vertreter regelmäßig nah Mexiko zu entsenden. Wir haben ferner über eine Zunahme unserer Ausfuhr nach Ost-Asien zu berihten, welche sih dur verschiedene große, unserer Weberei-Industrie zugekommene Aufträge bemerkbar macht; nicht zum mindesten verdanken wir diesen Erfolg unseren subventionirten Dampferlinien. England hat eit Beginn diefes Jahres einen größeren Konsum für deutshe Erzeugnisse der Weberei-Industrie gezeigt, als dieses in den leuten fünf Jahren der Fall gewesen. Auf dem Continente dürfte, wenn auh kein Rück- schritt, so doch eine Stagnation im Bezuge deutsher Weberei- Erzeugnisse stattgefunden haben. Das Geschäft in Deutschland hat seinen regelmäßigen Verlauf genommen; daß das inländische Geschäft si bis jeßt vergrößert hat, wird von feiner Seite behauptet. Die Aussichten für die Herbstsaison sind bis jeßt fast durchgehends günstige, und wir hoffen, bei friedliher Entwicelung unserer politischen Verhältnisse, von einec bedeutenden und rationellen Ver- mehrung unseres Absazes mit Sicherheit in Bälde berichten zu können.
Statistische Nachriczten.
Nah den „Aktenstücken des zwanzigsten hanno- vershen Provinzial-Landtages“ weist der Haushalts-Etat des Provinzialverbandes von Hannover für das Jahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 1887 an Einnahme 5 188724 # (gegen 1886 — 20 339 e) und an Ausgabe 5 181 412 M (— 25 102 M) auf, so da sich für 1887 ein Ueberschuß von 7312 4 ergiebt, während derselbe für 1886 2549 4 betrug. — In Vergleichung des Einnahme- Etats für das gegenwärtige Kalenderjahr mit dem für das Vorjahr sind die Pos. : I. (Uebershuß aus den Vorjahren), 11. (Restituenda ex monitis), TII. (Rüdstände aus Vorjahren), IV. (das : feststehende Ordinarium) und VIII. (Erstattungen aus den Viehseuhenfonds) un- verändert. — Mehreinnahmen finden sich an den Pos.: 1X. (Aufkünfte von den Chausseen) mit 5000 #4 und X. (Insgemein) mit 10 000 46, zusammen 15 000 F; Mindereinnahmen in den Pos. V. (Zuschuß zu den Kosten der Zwangserziehung verwahrloster Kinder) mit 3000 Æ, VI. (an Zinsen) mit 13759 4 und VII, (Landarmen- und Korri- gendenwesen) mit 18589 Æ, zusammen 35 339 4 — Gegen das Vorjahr sind beim Ausgabe-Etat gleich geblieben die Pos. I. (Com- pensanda ex monitis), 1II. (Rückstände aus Vorjahren), IV. (Kosten der einzelnen Landschaften), V. (Unterhaltung und Ergänzung der Pro- vinzialbibliothek), V1. (Für Kunst und Wissenschaft), XI. (Blinden- anstalt zu Hannover), XII. (Idiotenanstalt zu Langenhagen), XIV. (Für das jüdishe Schul- und Synagogenwesen, zur Vertheilung durch den Provinzialaus\chuß), XX. (Reservefonds für bevorstehende Bauten), XX1]. (Zur Dotation der Kreisverbände), XXV. (An den Viehseuchen- fonds) und XXVI (Für Unterhaltung des Ständehauses und zur Be- streitung der auf demselben ruhenden öffentlihen Lasten). — Mehr- ausgaben enthaiten die Pos. II1. (Behufs des Provinzial-Landtags, des Provinzialauss{uf}ses, des Provinzialraths und des Landesdirekto- riums) mit 230546, 1X .(Hebammenlehranstalten) mit 278246, XVII. (Für Chauffeen, Landstraßen und Gemeindiwege) mit 9905 46, XVIII. (Behufs Bildung eines Fonds für Zuschüsse zu Landesmeliorationen) mit 922 6 und XXIII. (An den Aufforstungs-Darlehnsfonds) mit 580 M, zusammen 16 494 4; Minderausgaben die Pos. VII. (Jrrenanstalten) mit 3767 M, VIII. (Taubstummen-Anstalten) mit 4590 4, X. (Land- wirthschaftlihe Lehranstalten) mit 114 A, XIII. (Rettungsanstalten, zur Vertheilung durch den Provinzial-Auëshuß) mit 2090 A, XV. (Beihülfen an milde Stiftungen, gemeinnützige und wohlthätige Anstalten, fowie an Hülfsbedürftige) mit 622 4, XVI. (Für die Zwangserziehung verwahrloster Kinder) mit 6000 46, XIR. (Pensions- fonds) mit 1388 6, XX1I. (An den Aufforstungsfonds) mit 3633 M, XX1IV. (Für das Landarmen- und Korrigendenwesen) mit 18589 4 und XXVII. (Insgemein) mit 1053 F, zusammen 41596 M
— Dem „Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen für das Jahr 1885“ entnehmen wir folgende Angaben über die Fleishshau: In den Schlachthäusern des Dresdener Central-Schlachthofes wurdcn im Jahre 1885 ge- schlachtet 14 040 Rinder, 43 142 Schweine, 30783 Kälber, 20773 Hammel. Jm Vergleich zu Berlin ist die Zahl der geshlachteten Kälber verbältnißmäßig hoch, die der übrigen Swlachtthiere etwa den Bevölkexungszahlen der beiden Stôdte entsprechend; im Vergleich zu München ist die Zahl der geshlahteten Hammel relativ gleich hoh, die der übrigen Swlachtthiere dagegen erheblih geringer. Von den Rindern wurden 213 oder 1,5 %/o tuberkulös befunden ; jedo sind nur 2 wegen allgemeiner Tuberkulose als ungenießbar bezeichnet und vernichtet worden. Von den übrigen konnte das Fleisch nah Be- seitigung der tuberkulösen Organe zum menschlichen Genusse verkauft werden. Von den im Bereiche des Stadtgebiets Dresden untersuchten Schweinen wurden 9 Stück trichinös, 39 finnig und 19 tuberkulös befunden. Wie nothwendig eine Untersuchung des von aus- wärts eingetührten Fleisches is, erhellt aus fol- genden Angaben. Es wurden an frishem Fleish (das zum Theil nothgeshlachteten Thieren entstammte) aus der Umgebung von Dresden in die Stadt eingebraht 133331 kg Rindfleisch, 95 838 kg Schweinefleisch, 81839 kg Kalb- und Hammelfleish. Aus Desterreih-Ungarn wurden allein über Bodenbach und Tetschen, troy der fast sieben Monate währenden Sperre, in das Königreich Sachsen 594 333 Schweine in 496 Tranéêporten eingeführt und veterinär- polizeilich untersucht, wobei 4 Transporie mit 320 Schweinen wegen Maul- und Klauenseuche zurückgewiesen werden mußten, /
— In Nr. 385 der „Mittheilungen der Großherzogli hessischen Centralstelle für die Landeéstatistik" findet sih eine Uebersicht über die ortsanwesende Bevölkerung des Großherzogthums Hessen nach dem Religionsbekenntniß am 1. Dezember 1885. Nach derselben waren von 956 611 Einwohnern: 643 939 oder 67,32 9% Evangelische, 278 440 oder 29,10 °%/0 Katholiken, 3824 oder 0,40 % Frei-Protestanten, 2986 oder 0,31 % Deutsch-Katholiken bezw. Freireligiöse, 955 oder 0,10 %/% Mennoniten bezw. Baptisten,
26 114 oder 2,73 °/o Israeliten und 358 oder 0,04 %% anderen Re- ligionsbekenntnisses bezw. mit unbestimmter Angabe desselben bezw. ohne Angabe der Religion, worunter 10 Griehish-Katholische, 24 Apostolish-Katholishe, 23 Mitglieder der Brüderversammlung bezw. Brüdergemeinde, 23 Methodisten, 43 Dissidenten, 1 Congreg. Chapel, 1 Quäker, 9 Christlihe ohre nähere Bezeihnung, 58 Kon- fessionslose, 64 mit unbestimmter Angabe des Religionsbekenntnisses und 97 Personen ohne Angabe der Religion. — In der Provinz Star- kenburg waren von 402378 Einwohnern: 274248 Evangelische, 116 974 Katholiken, 26 Frei-Protestanten, 1390 Deutfh-Katholiken bezw. Freireligiöse, 86 Mennoniten bezw. Baptisten, 9516 Jsraeliten und 138 anderen Religionsbekenntnisses bezw. mit unbestimmter Angabe desselben bezw. ohne Angabe der Religion; in der Provinz Ober- hessen von 263044 Einwohnern: 236 221 Evangelische, 19 152 Katholiken, 4 Frei-Protestanten, 22 Deutsch-Katholiken bezw. Frei- religiöse, 159 Mennoniten bezw. Baptisten, 7438 Jsraeliten und 48 anderen Religionsbekenntnisses bezw mit unbestimmter Angabe des- selben bezw. ohne Angabe der Religion ; in der Provinz Rheinhessen von 291 189 Œinwohnern: 133 470 Evangelische, 142 314 Katholiken, 3794 Frei-Protestanten, 1574 Deutsh-Katholiken bezw. Freireligiö,e, 710 Mennoniten bezw, Baptisten, 9160 Israeliten und 167 anderen Religionsbekenntnisses bezw. mit unbestimmter Angabe desselben bezw. ohne Angabe der Religion.
Kunft, Wiffenschaft und Literatur.
Dem Dr. Oscar Borchardt, Verfasser der „Handels-
geseße des Erdballs“ (Bd. I—V in R. von Deter's Verlag, G. Schenck, bierselbst), ist anläßlih dieses Werkes von dem König von Württemberg die „Große goldene Medaille für Wissenschaft und U am Bande des Ordens der Württembergischen Krone" verliehen worden. _ — Bau- und Kunstgewerbe-Zeitung für da8Deutsche Reich,“ — Unter diesem Titel erscheint bereits im zweiten Jahrgange eine Zeitschrift, welche sh zum Ziel gesetzt hat, die Interessen der genannten Gewerbszweige in technischer sowohl wie in fünst- lerisher Hinsicht zu fördern, und, wie die stattlihe Reibe der vor- liegenden Nummern und der stetig wachsende Leserkreis des Blattes darthun, diesem Ziele mit Glück und Erfolg zustrebt. Der an mannigfaltigen fahlichen und tehnishen wie fünstlerishen und kunstäithetishen Beiträgen gleich reichhaltige Text erhält durch cine große Anzabl beigelegter, vorzüglich ausgefübrter Licht- druckblätter noch eine sehr willkommene Zugabe, die der Zeit- chrift auch bereits in Laienkreisen viele Freunde erworben hat. Diese Beilagen zeigen Ansichten und Grundrisse von modernen Pracht- bauten: Wohnhäusern, öffentlihen Gebäuden nebst Details, Erb- begräbnißbauten, in Berlin, Magdeburg, Dresden, Leipzig, Buenos Aires 2c., dann u. A. auch in mehreren Blättern das prachtvolle Ideal-Projekt für ein deutshes Künstlerhaus nebst Werkstatt in Rom (entworfen vom Architekten Bernhard Sehring in Berlin), Aufnahmen vortreffliber moderner Bildwerke, wie der Gruppe des Spartacus, vom Bildhauer Michael Lock hierselbst (weihe auf der Jubiläums-Kunstausstellung mit einer chrenvollen Erwähnung aus- gezeihnet worden ist), und des vor einer Schlange ershrecken- den Faun, vom Bildhauer Mar Landsberg hierselbst, 2c. 2c. Die Blätter werden gesamnmelt den Abonnenten ein {snes Album modernen künstlerischen, bau- und kfunstgewerblihen Schaffens darbieten. Von den textlihen Beiträgen des Blattes mögen die Inhalisangaben oer beiden leßten Nummern Beispiele geben: Die Nr. 15 (2. Iahr- gangs 1887) voin 1. Mai enthält: Betcachtungen über das Wort „Stylvoll“; Tuschirmethode von Prof. T. B. Günzberg; Erklärung zu den Lichtdrucken der Nummer; Internationale Gartenbau-Aus- stellung in Dresden; Ueber das Schicksal einzelner Privat-Samm- lungen (1. Die Fenkner's{We Sammlung in Goslar, 2. Lie Krauth’\che Sammlung); Neuere Bauten; Ausgrabungen und Funde; Kunst und Gewerbe; Technische Notizen; Preiserledigung; Preisausschreibung; Schulnachrihten; Personalien; Patentliste. Die Nummer vom 16. Mai enthält: Neuerungen an Heizungs-An- lagen; Ausftellungen; Neuere Bauten 2c. 2x. — Die „Bau- und Kunstgewerbe - Zeitung für das Deutsche Reich“, mit Album (redigirt vom Architekten Nothnagel), ersheint monatli zwei Mal, am 1. und 16, Der Abonnementspreis für Blatt und Album beträgt jährlich 24 M, die Versandtspesen intl. Shußmappe 3 A jährlih. Das Blatt allein ohne das Album kostet jährlich 10 \ Beigelegt werden der ersteren Ausgabe mindestens jährlih 120 Lichtdrucktafeln in freier olge. Das Blatt ist von der Administration, Berlin 8SW. Putt- ktamerstraße 1, oder durch den Buchhandel zu beziehen (bei L. Fernau in Leipzig und L Bohne, Berlin SW., Wilkelmnésstraße 35). .
— Die „Zeitbilder“ (Franz Lipperheide, Berlin und Wien, 30 4) haben folgenden Inhalt : 3. Heft. 9. Bogen. Die Feste der Stadt Paris: Die Präfektur-Treppe. Von F. de Haenen. — Robbenfang im nördlichen Polarmecre. Von W. H. Overend. — Die Strandung des Dampfers „Scotia® an dec Küste von Long Island. — Das Schmelzen des Eispalastes zu St. Paul in Minnefota. — „Die Wienerstadt in Wort und Bild“, das neue Ausstattungsstück des Theat:1s an der Wien. Von Wilhelm Gause. — Die Fußwaschung in Múnchen, am 7, April. Von Arthur Langhammer. — Ras Alula, der abessinishe Ober-Feldherr, und feine Gattin Miriam. Von Friedrich Stabl. — Die Kaiser Wilhelm-Brücke zu Berlin in threm gegenwärtigen Stadium. Von Mar Seliger. . |
10. Bogen. Fang eines Walfishes an der Küste von Lincoln- sbire in England. Nach einer Photographie von E. A. Jason.
11. Bogen. Das Nordenfelt - Torpedoboot. — Terpentin - Ge- winnung in Nord-Carolina. Von Harry Fenn. — Die Rennspiele im Induftrie-Palast zu Paris: Die Quadrillen. Von Charles Morel. — Der Afrika-Reisende Dx. Emil Holub und seine Gattin Rosa, geb. Hoff. —— Die Nihilisten in St. Petersburg: Entdeckung einer geheimen Dructerpresse. — Die hypnotishen Experimente Theodor Völlert's im Hotel de Nome zu Berlin. Von Friedrih Stahl, — Der Kon- flikt Englands mit Haiti: General Salomon, der Präsident der Neger- republik, neben ihm der haitishe Minister des Aeußern, Saint Victor, und Mr. Clement Hill, der englishe Kommissar. E :
12, Bogen. Der Ueberfall englisher Offiziere bei Gizeh in Egypten und die Bestrafung der schuldigen Eingeborenen.
Umschlag: Städtewappen: Ne, 3: Nom, Allerlei. :
4. Heft 13, Bogen. Baumwollen-Markt in Georgia, Nord- Amerika. -—— Auffindung verborgener Waffen im Kloster zu Bagna in Ost-Rumelien. Von M. Schönberg. — Episode aus dem Feldzug in Ober-Birma: Heldenthat eines indishen Sepoys. Von W. E. Hill, — Die Feste der Stadt Amsterdam zum siebzigsten Geburtstage des Königs Wilhelm 111. Von F. de Haenen. Drei Abbildungen. — Die Parade auf dem Schmelzer Execzier-Felde bei Wien, am 26. April. Von Wilhelin Gause. — Die Jubiläums-Feier der Königin Victoria in Bombay: Die Illumination des Down Ram- part Row (Nieder-Walstraße), Von Oberst Boyd. — Das Wrack des an den Klippen bei Cap Ailly gescheiterten Dampfers Victoria. Na) einer an Ort und Stelle aufgenommenen Ira dis, — Das Scheitern des englishen Kanal-Dampfers Victoria bei Dieppe.
14, Bogen. Ein Jagd-Unfall in Central-Indien. i
15. Bogen. Die Pokal-Regatta des Berliner Segler-Klubs auf dem Müggelsee. Von Ewald Thiel, — Die Okkupation von Birma: Das Lager der british-indishen Truppen in Webong. Nach Skizzen von G. S. Streeter von A. Forestier. — Ostereier-Rollen vor dem Weißen Hause in Washington. — Die internationale Gartenbau- Ausstellung zu Dresden. Von Friedrih Stahl. — Die Feier zum hundertjährigen Bestehen des Columbia-College in New-York: Festzug der Studirenden. — Kinderfest zum Jubiläum der Königin Victoria von England. — Prinz Friedrih August von Sachsen und seine Fürstliche Braut, Erzherzogin Margarete von Oesterreich. — Zusam- Bes des deutschen Dampfers „Australia“ mit der englischen Mis- sions-Yacht „Breeze“ bei Beachy Head an der Südküste von Sufsser.
16. Bogen. Briefkasten in der Prairie, Von M. B. Zogbaum. — Umschlag: Städtewappen Nr. 4: Hamburg. — Ullerlei.
Derselbe Text und die Illustrationen sind auch in der in demselben Verlage erscheinenden „Jllustrirten Zeit“ enthalten. Dieser wird