E S C E Sitte a a E E O L R S E I
Königreich Preußen.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :
dem Bürgermeister Frit she zu Charlottenburg den Titel als Db Bir erineisier, und : :
dem Fabrikanten Friedrich Wilhelm Roeseler zu Berlin den Charakter als Kommerzien-Rath zu verleihen.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Königliche Friedrih-Wilhelms-Universität.
Das im Druck erschienene amtliche Verzeichniß des Per- sonals und der Studirenden hiesiger Universität für das Sommer-Semester 1887 is in unserem Bureau für 75 Eäuflih zu haben.
Berlin, den 4. Juni 1887.
Der Rektor und der Richter. Vahlen. Daude.
Kriegs-Ministerium.
Wth a@ tagte t Seitens eines Patrioten ist dem Kriegs-Ministerium eine Summe von 500 # zur Verfügung gestellt, um solche unter 10 bedürftige und würdige Hinterbliebene von im vormaligen Kurfürstenthum Hessen gebürtigen Soldaten, welche in dem Feldzuge von 1870/71 geblieben oder später in Folge von Ver- wundungen oder Kriegsstrapazen gestorben sind, zur Verthei- lung zu bringen. Demgemäß ist die Militär-Pensionskasse hierselbst ange- wiesen, den nachbenannten Personen, nämlich: 1) der Wittwe Sybille Rupp, gebornen Köppel, in Erbstadt, Kreis Hanau, 2) der Wittwe Marie Veronica Ruhl, gebornen Schultheiß, in Neustadt, Kreis Kirchhain, 3) der Wittwe Lea Bachus, gebornen Roßmar, in Marbach, Kreis Fulda, 4) der Wittwe Anna Katharina Lauer, gebornen Bindemann, in Wernswig, Kreis Homberg, 5) der Wittwe Möller in Rockensüß, Kreis Rotenburg
a. F., 6) der Wittwe Eidam in Wippershain, Kreis Hersfeld, 7) der Wittwe Eisenhut in Völkershaufen, Kreis __ Eschwege, 8) e Krahmann in Brotterode, Kreis Shmal- alden, 9) der Wittwe Helene Finkenstein in Haine, Kreis Frankenberg (Kassel), 10) der Wittwe Emilie Leimbach in Holzhausen, Kreis Hofgeismar, Utiterstüßungen von je 50 M. portofrei zu übersenden. Berlin, den 3. Juni 1887. Kriegs-Ministerium. Departement für das Jnvalidenwesen. von Grolman.
Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetes vom 21. Oktober 1878,
Das im Verlage von C. Grillenberger in Nürnberg er- schienene, von Woerlein & Comp. daselbst gedruckte Flug- blatt, welhes nah der Aufschrift: „An die Wähler Deutschlands!“ mit den Worten: „Wähler! Am Tage der Auflösung“ beginnt, und vor den Worten: „Zur Pfingst- zeit 1887. Das Central-Wahlkomité der sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Grillenberger, Haseaclever, Liebkneht, Meister, Singer.“ mit „die shwindende Macht ihrer Verfolger sieht“ schließt, wird hierdurh auf Grund von §. 11 des Ge- seßes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozial- demokratie vom 21. Oktober 1878 verboten.
Erfurt, den 5. Juni 1887,
Der Regierungs-Präsident. Jn Vertretung : Hennig.
Die nichtperiodishe Druckschrift: „Sozial- demokratishes Liederbuch, Zehnte Auflage, Hottingen- urid, Verlag der Volksbuhhandlung 1887, Schweizerische
enofsenschasts - Buchdruckerei Hottingen - Zürich“, _— wird hiermit auf Grund der 88. 11 und 12 des Reichsgeseßes vom 21. Oktober 1878 verboten. Konstanz, den 5. Juni 1887. Der Großherzoglich badische Landeskommissär für die Kreise Konstanz, Villingen und Waldshut. Engelhorn.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 7. Juni. Se. Majestät! der Kaiser und König empfingen heute den Besuch ZJhrer Kaiserlichen und Königlichen H oheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz stattete im Laufe des gestrigen Vormittags Sr. Majestät dem Kaiser und König einen Besuch ab.
— Jn der heutigen (37.) Sizung des Reihs- tages, welcher der Staats-Minister von Boetticher sowie andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien desselben beiwohnten, theilte der Präsident zunächst mit, daß der Abg. von Colmar infolge seiner Ernennung zum Regierungs-Präsidenten in Aurich sein Mandat niedergelegt habe.
Anz Vorlagen sind eingegangen: die Darlegung der An- ordnungen, welche von der Königlich preußischen egierun auf Grund des §. 28 des Geseyes vom 21. Oktober 187 gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemo- ratie unter dem 20. Mai mit Genehmigung des Bundesraths getroffen worden sind, die Uebersicht der;Ergebnisse des Heeres- ergänzungsgeshäfts und der Entwurf eines Geseßes für Elsaß-Lothringen, betreffend die Ernennung der Bürgermeister und Beigeordneten.
Der Entwurf eines Geseyes, betreffend die Ab- änderung des Gesezes über den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Gebrauchs- gegenständen, vom 14. Mai 1879 (Reichs:Geseßbl. S. 145), wurde in zweiter Berathung ohne Debatte angenommen. (Schluß des Blattes.)
— In Bezug auf das Züchtigungsrecht des Lehrers hat das Reichs gericht, II. Strafsenat, dur Urtheil vom 29. März d. J., (in Uebereinstimmung mit einem Urtheil des III. Siraliencté vom 3. März cr.) ausgesprochen, daß jede bewußte Ueberschreitung des durh Amtsinstruktionen fixirten geseßlihen Züchtigungsrehts des Lehrers, wenn sie objektiv sich als Körperverleßung darstellt, niht nur discipli- narisch sondern wegen Körperverleßzung im Amte aus §. 340 des Str.-G.-B. zu bestrafen ist.
— Der Landes-Eisenbhahnrath ist, wie die „Berl. Pol. N.“ mittheilen, zu einer Sißung auf den 17. d. M. be- rufen. Dieselbe wird wieder im Sigßungssaal des hiesigen Potsdamer Bahnhofes stattfinden.
— Der Chef der Admiralität, General - Lieutenant von Caprivi, ist von der Dienstreise nach Kiel hierher zurückgekehrt.
__— Der Inspecteur der Kriegs\chulen, General-Lieutenant Mischke, hat eine Dienstreise nah Neisse und Glogau be- hufs. Jnspizirung der dortigen Kriegs\shulen angetreten.
— Der General-Lieutenant des Barres, Präses der Ober-Militär-Examinationskommission, hat sich mit drei- wöchigem Urlaub nah Freiburg in Baden begeben und wird von da aus eine mehrwöchige Dienstreise nah Met, Engers, Anklam, Glogau und Neisse antreten.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Regierungs-Rath Landmann und Großherzoglich mecklenburgisher Ober-Zolldirektor Oldenburg sowie der Bundesraths - Kommissar der Landesverwaltung für Elsaß- Lothringen, Kaiserliche Unter-Staatssekretär Studt, sind hier eingetroffen.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren : Dr. Körber, Dr. Adler, Dr. Cramer, Goldschmidt und Dr. Gärtner, sämmtlih in Breslau, Dr. Broll in Maltsh, Teich- mann in Obernigk, Dr. Bögel in Hannover, Dr. Kaßenstein in Linden, Dr. Kühlwetter als Arzt der Provinzial-Jrren- anstalt in Merzig.
— Der Dampfer „Salier“ mit dem Avlösungskommando für S. M. Kreuzer „Albatroß“ ist am 6. Juni cr. in Largbay (Süd-Australien) eingetroffen und an demselben Tage wieder in See gegangen.
Liegniß, 6, Juni. (W. T. B) Zur Feier des (Mjährigen Fubiläums Sr.Majestätdes Kaisers und Königs als Chef des Königs-Grenadier-Regiments Nr. 7 fand heute Vormittag auf dem Haag eine Parade des Regiments statt. Nachdem der kommandirende General des V. Armee-Corps, General-Lieutenant Freiherr von Meerscheidt- Hüllessem, die Front des Regiments abgeschritten, erfolgte der Parademarsh in Compagniefront. Nach demselben bildete das Regiment ein Viereck, in dessen Mitte der General-Adjutant Sr. Majestät, General der Kavallerie, Freiherr von Steinäcker, mit dem Commandeur Obersten von Buch trat. Nachdem General Freiherr von Steinäcker das Bedauern Sr. Majestät ausge- jprochen haite, am Erscheinen verhindert zu sein, wurde folgende Kabinetsordre verlesen:
Als Ich vor zehn Jahren mit Meinem Regiment den Tag feierte, an welhein Mein in Gott ruhender Vater Mich vor 60 Jahren zum Chef desselben ernannte, ist Mein Denken und Hoffen nicht so weit gegangen, daß Mir auch noch die Feier Meines 70 jähcigen Chef- jubiläums vergönnt sein könnte. Des allmächtigen Gottes Gnade reicht abec weiter als das Denken des Menschen, und so stehe Ich auch heute ncch an der Spitze Meines Regiments, voll des tiefsten Dankes für die göttlichen Fügungen und mit ver alten, im Herzen tief festgewachsenen Licbe und Anerkennung für Mein Regiment. Der Rückblick auf die jeßt verflossenen zehn Iahre zeigt niht die turmbewegte Zeit und nicht die glorreichen Kämpfe, von denen Ih dem Regiment bei Meinem 60 jährigen Jubiläum mit hochgehobener Empfindung \prechen konnte. Es ist eine Zeit treuer und rechtschaffener Friedensarbeit gewesen. — Aber auch dicse gewährt dem Soldaten hohe Ehr-, deur: in ihr allein liegt die würdige Bewährung des ecworbenen Ruhms und die Sicherheit, daß die Fahnen des Regimente in der Stunde ernster Prüfung — möge sie kommen, wann sie wolle — wieder die alten Ehrenstellen finden werden. In 70 Jahren der Zusammengehörigkeit lernt man si kennen, und so blie J, wie mit warmem Dank und hoher Befriedigung auf die Vergangenheit Meines Regiments, so mit dem festesten Vertrauen auf dessen Zukurft. Jch rufe vem Regiment auch beute zu, wie Ih
es vor zehn Jahren gethan habe, gedenkt Meiner jederzeit, auch wenn |
Ih nit mehr bei Euch bin, wie Ih Meines Regiments bis zu Meiner leßten Stunde gedenken werde! Scid dessen stets eingedenk, daß Mein Regiment immer zu den besten der Armee gehören muß, daß jeder künftige Chrentag des Regiments die beste Feier der Er- innerung an Mich sein wird — und es möge Gottes Segen jederzeit bei Meinem Regimente sein!
Hierauf hielt der Regiments-Commandeur eine Ansprache, welche mit einem Hoch auf dea Kaiser {loß. Sodann wurde eine zweite Kabinetsordre, betreffend die Auszeichnungen und Beförderungen, verlesen. Nachmittags fand im Offizierkasino ein Festoiner statt.
Vaden. Karls8cuhe, 7. Juni. (W. T. B.) Die außerordentliche Session des Landtages ist heute von dem Staats-Minister Turban eröffnet worden. Derselbe theilte mit, doß die Vorlagen sih auf die Staatsverträge wegen Ausbaues des Bahnneßtes und auf einen Nachtrag Ln Budget der Eisenbahnverwaltung behufs Bereit- tellung der dazu erforderlichen Mittel beschränken.
Hessen. Mainz, 6. Zuni. (W. T. B.) Zur Feier der Einweihung der neuen Hafenanlagen waren eute Vormittag 10 Uhr der Großherzog, der Erbgroß- erzog, die Prinzen Wilhelm und Heinrih von Hessen, der Großfürst Sergius von Rußland mit Gemahlin und die Prinzessin Jrene, ferner der Staats-Minister Finger und mehrere höhere Beamte eingetroffen. Der Stadt-Baumeister Kreissig übergab die Hafenanlagen an die Stadt Mainz, in deren Namen Bürgermeister Oehsner die neuen Werke an- nahm, um diejelben alsdann dem Handelsstande zum Ge-
brauch zu überweisen. Der Präsident der Handelskammer Michel dankte hierauf. Nah Uebergabe der Schlüssel zum Lagerhause Seitens des Bürgermeisters an den Großherzog wurde von Sr. Königlichen Hoheit unter den Klängen eines Chorals das Hauptthor des Lagerhauses erschlossen. Um 12 Uhr bestiegen der Großherzog und die geladenen Gäste die im Hafen liegenden Dampfer zur Seel nah Wallu f. 30 Dampfer nahmen an dieser Fahrt Theil.
Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 4. Juni. (Goth.Ztg.) Die Herzogin ist heute aus Nizza hier wieder eingetroffen.
Der gemeinschaftliche Landtag für Coburg und Gotha is gestern durch den Staats-Minister von Seebach wieder eröffnet worden. Es sind demselben sieben Gesepent- würfe und vier anderweite Vorlagen zugangen. Von leßteren sind bemerkenswerth: die Kommunalbesteuerung der Militärpersonen, die Krankenversiherung der Dienst- boten und der im land- und forstwirthschaftlichen Dienste stehenden Personen, der Staatsvertrag der thüringishen Regierungen über gegenseitige Rechtshülfe bet Zwangsvollstrekungen in Verwaltungssachen und die Verein- barung derselben wegen eines gemeinschaftlichen Bundesraths- bevollmächtigten. Die Vorlagen wurden zunächst an Kom- missionen verwiesen.
D)
Oesterreich-Ungarn. Pest, 6. Juni. (W. T. B.) Der Staatssekretär Weckerle hielt in Banat-Komlos eine Rede, in welhec er im Allgemeinen die Errungenschaften Ungarns und Oesterreih-Ungarns in dem lezten Dezennium berührte und das Hauptgewicht auf die Wiederherstellung des Gleichgewihts im Staatshaushalts - Etat legte. Der Redner erklärte: dasselbe könne nur erreicht werden durch eine entsprehende Beschränkung der Jnvestitionen, durch eine bessere Ausbeutung des Taback-Monopols und dur Erhöhung der indirekten Steuern, wo solhe ohne eine schädigende Rückwirkung thunlich sei, namentlich bei den Stempelgebühren, bei der Besteuerung geistiger Getränke und bei der Ablösung von Regalien. Eine wesentliche Ver- ringerung des FJahresbudgets werde auch die bereits vollständig
| vorbereitete Konversion der meisten Staatsshulden herbei-
e welche bei günstiger Lage des Geldinarkts zur Durch- ührung gelangen solle.
Prag, 6. Juni. (W. T. B.) Graf Heinrich Clam- Martinißtz ist gestern gestorben.
Schweiz. Bern, 6. Juni. (W. T. B.) Die eid- genössishen Näthe sind heute zusammengetreten. Der Nationalrath wählte Zemp-Luzern (ultram.) zum Präsi- denten, Kurz-Aargau (radikal) zum Vize-Präsidenten. — Der Ständerath wählte Herzog-Luzern (ultram.) zum Prä- sidenten, Gavard-Genf (radikal) zum Vize-Präsidenten.
Der Bundesrath hat heute der \{chweizeriscchen Nord-Ostbahn die Auszahlung von Dividenden an die Aïtionäre der Prioritäts- und Stammaktien für so lange untersagt, bis der Bundesrath über den Bau der Mora - toriums-Linien entschieden haben wird.
Großbritannien und Jrland. London, 6. Juni. (A. C.) An der großen, im Lager von Aldershot ab- zuhcltenden FJubiläums-Truppenrevue werden von regulären Truppen Theil nehmen: eine aus 9 Regi- mentern bestehende Division Kavallerie, 18 Batterien reitende und Fuß-Artillerie mit etwa 100 Kanonen, das «Ingenieur-Corps, das Kadeiten-Corps, 1 Brigade Garde zu Fuß, 1 Brigade Marine - Artillerie, 1 Brigade leichte «znfanterie, 4 Brigaden Linien-Jnfanterie, 2 Brigaden Miliz, 17 Compagnien vom Proviantamt und endlih der Stab der Milit ir-Aerzte. Von den Freiwilligen werden niht weniger als 72 Regimenter an der Revue theilnehmen.
Fn Singleton-Abbey bei Swansea in Wales wurde am Sonnabend Gladstone eine große liberale Kundgebung dargebracht. Deputationen liberaler Ver- eire aus allen Theilen des Fürstenthums Wales hatten sih daselbst eingefunden, um Adressen zu überreichen
«nd an dem großen Umzuge Theil zu nehmen. Lehz-
terer währte volle vier Stunden. Nach demselben hielt Gladstone eine Rede, deren Thema die irishe Frage und die Selbstverwaltung von Wales war. Die Entscheidung über leßtere, bemerkte er, müsse den Wallisern allein zustehen. Am Schluß seiner Rede prophezeite Glad- s:one den sicheren Sieg der Homerule.
— 6. Juni. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unter - hauses kündigte bei der Einzelberathung des Etats der Civil- verwaltung der General-Postmeister Raikes die baldige Wiedereinführung derpostmäßigenSendungen von Proben in England an. — Das Unterhaus nahm sodann nah kurzer Debatte die zweite Lesung der Bills über das Einnahmebudget und über die Staatsschuld an.
Frankreich, Paris, 5. Juni. Der bisherige Handels- tinister Lockroy is, nah dem „Journal officiel“, zum Mitglied des Ueberwachungs- und Finanz-Berathungsaus\chusses der allgemeinen Ausstellung von 1889 an Stelle des Handels- Minister gewordenen Deputirten Dautresme ernannt worden. — (Köln. 31g.) Das Kriegs-Ministerium hat nit der Staatsbahnverwaltung einen Vertrag abgeschlossen, demzufolge das erstere vom 1. Dktober an die Bahnstrecke von Orleans nah Chartres übernimmt. Den Dienst wird T M gegenwärtig in Versailles liegende Genie-Regiment versehen.
— 6, Juni. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer seßte heute die Generaldiskussion über das Militärgeset ohne jeden Zwischenfall fort. : ;
Das „Journal des Débats“ erklärt es für unrichtig, daß beunruhigende Nachrichten über die Lage in Tongking eingegangen seien. S
Die Abendblätter veröffenilihen einen Brief Wil- \on's, in welchem dieser die von gewissen Zeitungen über ihn verbreiteten verleumderishen Behauptungen, be- treffend Börsenspekulationen , formell als unbegründet bezeihnet und ein Schreiben des Syndikus der Agents de change mittheilt, in welchem dieser in Beantwortung eines von Wilson an ihn gerichteten Briefes die bezüglichen Behauptungen wiederholt für fals erklärt und A er werde bemüht sein, diesen Verleumdungen mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzutreten.
Vulgarien. Sofia, 6. Juni. (W. T. V.) Die aus- wärts oerbreitete Nachricht, daß das Mitglied der Regentschaft, Shiwkow, auf Befehl der übrigen Regentschafis-Mitglieder in Sistowa verhaftet worden sei, entbehrt jeder Be-
gründung. Shiwkow ist gestern Abend in Familien-An- gelegenheiten in Varna eingetroffen.
Amerika. New-York, 4. Juni. (A. C.) Einem Washingtoner Telegramm der „New York Tribune“ zufolge u! der Staatssekretär Bayard mit Bezug auf die Fischerei- rage die Erklärung abgegeben, daß die Verhandlungen zwishen den Vereinigten Staaten und Groß- britannien einen befriedigenden Verlauf nehmen. Lord Salisbury und Mr. Bayard hätten beide Vorschläge über den Gegenstand gemacht, doh wäre eine Verständigung noch nicht erzielt. Bayard sagt: Lord Salisbury hätte Mäßigung und Billigkeit gezeigt in seinem Wunsche, eine ehrenvolle und zu- friedenstellende Lösung der Frage zu Stande zu bringen. Er selber würde die Jnkraftseßung des Repressaliengeseßes als ein Unglück für beide Nationen betraten. Der Staatssekretär erklärte ferner, daß der Hauptstreit sich drehe um den canadishen Anspruch, daß amerikanishen Schiffen das Ein- laufen in canadishe Häfen nur gestattet werden sollte, um ein Obdah zu suchen, Wasser einzunehmen oder Aus- besserungen zu bewerkstelligen; während die Amerikaner ver- langten, daß ihren Schiffen das Einlaufen in jene Häfen für jeden Zweck, ausgenommen für Fischen, gestattet werden sollte.
W. A. Wheeler, vormaliger Vize-Präsident der Ber- einigten Staaten, ist gestorben.
Zeitungsstimmen.
Die „Hamburger Nachrichten“ begrüßen die Mit- glieder der Reich3behörden, des Bundesraths und des Reichs- tages bei ihrer Ankunft in Hamburg behufs Besichtigung der dortigen Zollanshlußbauten und sagen, nahdem der Verlauf der Verhandlungen um den Zollanshluß rekapitulirt ist:
Mögen die Vertreter der politischen Intelligenz aus allen Gauen Deutschlands, welche heute in unserer Mitte weilen, wenn sie Ham- burg nah kurzem Besuche wieder verlassen, nit nur die Ueberzeugung mit sich hinwegnehmen, daß unsere Zollanschlußbauten , dank den Bemühungen unserer Behörden und unserer Techniker, allen an sie zu stellenden Anforderungen genügen, sondern auh das Bewußtsein, daß man in Hamburg niht weniger als im übrigen Deutschland mit der erfolgten Lösung der Zollanschlußfrage einverstanden ist und nicht zaghaft oder zweifelnd, sondern freudig und zuversichtlich der sih eröffnenden neuen Zukunft cntgegenblickt. Leider fehlt unter den hervorragenden Bästen, die wir heute in unserer Stadt zu begrüßen die Chre haben, der große Staatsmann, dessen Energie auch in der Zollanschlußfrage so wejentlih zur Herbeiführung der, wie wir glauben, glücklichen Lösung beigetragen hat. Wir bedauern dies doppelt, weil sich durch seine Anivesenheit für Hamburg die Gelegenheit geboten hätte, zu zeigen, daß unsere Stadt, wenn er sie auch seiner Zeit nicht eben mit zarten Händen angefaßt hat, wohl zu würdigen weiß, daß er dabci von großen nationalen Gesichtspunkten ausging. Daß wir Hamburger dies freudig anerkennen, haben wir {hon vor zwei Jahren gezeigt, als der Präsident des Hanseatischen Ober-Landesgerichts Dr. Sieveking bei Gelegenheit der Bismarckfeier unter jubelndem Beifall die Worte sprach: „Das Eine darf ihm Niemand ftreitig machen: Was er thut, das thut er aus Liebe zu Deutschland. Wenn er kümpft, so kämpft er den Heldenkampyf für die aationale Idee, wenn er zürnt, fo entbrennt cer in heiligem Zorn für Deutschlands Wohl; mit einem Wort, Deutschland ist seines Lebens Kern und Stern.
— Die „Danziger Allgemeine Zeitung“ äußert über die Wiederaufnahme der Reichstagsarbeiten :
Mit gespannter Erwartung blickt ganz Deutschland auf die zum 7. Juni bevorstehende Wiederaufnahme der Reichstagsarbeiten; denn mit diesem Tage beginnt die Zeit der parlamentarischen Ernte, welche in den leßten Monaten vorbereitet worden ist. Wie wird diese Ernte ausfallen ?
Mit Zuversicht, wie wir überzeugt sind, dürfen wir den kommenden Verhandlungen entgegengehen, nachdem die vorbereitenden Arbeiten für das Branntweinsteuergeseß in der Hauptsache zu cinem glücklichen Ab-
\chluß gebraht worden sind und da die Uebereinstimmung über die
Grundlagen des Zuckersteuerentwurfs eine so große ist, daß die schnelle Erledigung desselben wohl keinem Zweifel unterliegt. Diese Zuver- cht ersheint uns um fo begründeter, als die Bemühungen, dem Zu- \tandekommen jener Geseße Steine in den Weg zu wersen, in weiteren Kreisen schr wenig Rückhalt und Anklang gefunden haben. Die Zug- fraft freifinniger Schlagworte von „agrarisher Begehrlich- keit“, von „Geschenken“ an die Großgrundbesitec u. \. w. hat offenbar erheblich nachgelassen, und selbft freisinnige Blätter wissen nichts zu berichten von etwaigen Erfolgen, die der Versuch ihrer Parteigenossen, Massenkundgebungen gegen die „Vertheuerung des Schnapses“ und gegen dic beabsichtigte Wahrung der landwirthschaftlichen Interessen ins Werk zu seßen, gehabt haben könnte.
Roch weniger scheinen uns die Bedingungen für die Wirkung solher Schlagworte im Parlament vorhanden zu sein. .
Was das Volk von dem Reichstage erwartet, das hat cs dur die leßten Wahlen bekundet. Der handgreiflihe Beweis, daß der frühere Reichstag în einer der wichtigsten Lebensfragen im Stande war, dem Reich die unabweislih nothwendigen Mittel vorzuenthalten, hat die Waagschale zu Gunsten derjenigen Parteien sinken lassen, welhe bereit sind, ohne Rücksicht auf Parteiwünsche und Poactetinteressen wirklihe Bedürfnisse zum Wohle des Ganzen zu befriedigen. Daß hierzu neben der Stärkung der Wehrkraft auch die Eröffnung neuer Einnahmequellen gehört, ohne welche weder das Reich noch seine Glieder auf eine gesunde Weiter- entwickelung rechnen können, bedarf keines Beweises. Wie man von ihm auh auf diesem Gebiete nah so vielen vergeblichen, durch die leidigen Parteiverhältnisse früher vereitelten, Ver- suchen endli entscheidende Thaten erwartet, so wird er auch sicherlih in der Erledigung der weiteren noch in der Schn:ebe befindlichen Gegenstände, namentlich auf sfozialpolitischem Gebiete — wir rechnen hierzu die beiden Geseße wegen Ausdehnung der Unfallversicherung — feine Leistungsfähigkeit zu erkennen geben. Der Reichstag würde mit solhen Leistungen niht nur den Dank aller Vaterlandsfreunde sich erwerben, sondern auch wesentli dazu bei- ¡ragen, daß das Ansehen der Volksvertretung, welches infolge ihrer längeren Unfruchtbarkeit s{chon zu sinken begann, \ich wieder auf- richten wird.
— Die „Times“ begleitet die Grundsteinlegung zum Nord-Osftsee-Kanal mit folgenden Worten :
Das Unternehuaen ist von hervorragender Bedeutung, sowohl vom Standpunkt der Marine- wie der Kauffahrtei-Interessen aus be- trachtet. Es ist eine Ausgabe des Reichs, niht unwürdig der Größe desselben, und der Beginn des Baues wird in passender Weise ver zerrliht durch die Gegenwart des greisen Kaisers. Die Vortheile, welhe der Kanal der Schiffahrt in den nörd-
“ lien Meeren erweist, sind zu cinleuhtend, um näherer Erörterung
zu bedürfen. — — — Der Kanal foll in erster Linie mili- tärishen Zwecken dienen. Die dänishe Halbinsel trennt die beiden großen Kriegshäfen Wilhelmshafen und Kiel von einander und cin cinziges feindlihes Geschwader, welches den Sund bloirt, fann alle Verbindung zwischen den beiden Häfen aufheben. Der projcktirte Kanal stellt die Kommunikation her, und zwingt den Feind, zwei Blockadengeschwader statt eines anzuwenden. Ein Umstand freilich könnte {wer in die Waagschale fallen, der nämlich, daß der Kanal zufrieren möchte, Dieser Fall ist bei dem strengen Winter Nord- deutshlands ziemlich naheliegend, aber im Ganzen sind die \trategischen Vortheile des Kanals unter gewöhnlichen Umständen und während des
größeren Theiles des Jahres fo hervorragend und auf der Hand lie- gend, daß die deutshen Marinebehörden wohl daran gethan haben, den Bau zu befürworten. . .. Das ganze Unternehmen is eine \hlagende Jllustration des Ernstes und systematischen Vorgehens, wie die deutsche Regierung die Vertheidigungsmittel der Nation zu ver- vollklommnen bemüht is. Die zu erhebenden Zölle werden in Friedens- zeiten niedrig genug sein, um den Kauffahrteisiffen aller Nationen die Benußung des Kanals zu gestaiten. Natürlih kann nur die Erfahrung bestimmen, in wie weit dieses der Fall scin wird... , Der kommerzielle Werth des Kanals ist ein Problem, bei welchem gar viele Faktoren ins Gewicht fallen und über welhes sih nur Vermuthungen ausfprechen lassen. Die deutsche Regierung scheint auf einen jährlihen Verkehr von 18 000 Schiffen zu rechnen, d. h. etwas über die Llste der Fahrzeuge, welche jetzt jährlih den Sund passiren. Die deutsche Regierung ist jedo un- abhängig von solchen Erwägungen. „Nicht fo sehr für den Handel, als für die Marine*, ist ihr Wahlspruch. Wenn der Kanal in Friedenszeit die Ausgaben deckt, so genügt dieses. Ist es nicht der Fall, so wird dadurch der Nutzen des Kanals nicht verringert und er ist nit minder eine Nothwendigkeit für Kriegszeiten. Selbst wenn er si nicht be- zahlt macht, dient er den Handelsinteressen in größerem oder geringerem Grade, und hat den Vortheil, zu welchem sich die kaufmännische Welt Glück wünschen kann, daß er, weil er zu militärishen und Marinezwecken erbaut wird, wegen Mangels kommerzieller Unter- stüßung nicht leiden wird. :
Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 35. — Inhalt: Verfügungen : vom 28. Mai 1887. Erweiterung der Gewichtsgrenze für Postpackete im Verkehr mit den Strcits-Settlements, sowie mit Hongkong und den cinesishen Pläßen; vom 28. Mai 1887. Nachweis über Ladungsgegenstände 2c. bei Bahnposten.
Post - Dampfschiffverbindungen nach außereuro- päischen Ländern. Juni 1887.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlihen Gesund- heit8amts sind in der Zeit vom 22. bis 28. Mai cr. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berehnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 1€,8, in Breslau 23,5, in Königsberg 30,3, in Köln 295,9, in Frankfurt a. At. 23,7, in Wiesbaden 12,7, in Hannover 19,0, in Kassel 11,8, in Magdedurg 25,0, in Stettin 22,9, in Altona 22,9, in Straßburg 20,9, in ‘Meh 22,0, in München 37,8, in Nürnberg 26,9, in Augéburg 30,9, in Dresden 18,2, in Leipzig 21,7, in Stuttgart 18,8, in Karlsruhe 15,2, in Braunschweig 11,2, . in Hamburg 22,7, in Wien 29,0, in Pest 31,2, in Prag 34,3, in Triest 27,3, in Krakau 36,3, in Basel —, in Brüssel 24,0, in Amsterdam 23,5, in Paris 25,7, in London 19,0, in Glasgow 23,Ï, in Liverpool 25,3, in Dublin 24,1, in Edinburg 20,2, in Kopenhagen 26,2, in Stockholm 23,5, in Christiania 20,6, in St. Petersburg 30,5, in Warschau 22,3, în Odessa 22,8, in Rom 28,2, in Turin 30,7, in Venedig 25,8, in Alexandria 35,0. Ferner in der Zeit vom 1. bis 7. Mai cr.: in New-York 27,7, in Philadelphia 25,1, in Baltimore 15,4, in Kalkutta 26,8, in Bombay 24,3, in Madras 34,1. :
Auch in dieser Berichtswoche blieb die Sterblichkeit in den meisten Großstädten Europas eine günstige, und wurden, namentlich aus \üd- deutshen Städten, zum Theil recht kleine Sterblichkeitsziffern mit- getheilt. Gering war die Sterblichkeit in Braunschweig, Kassel, Wiesbaden, Darmstadt, Karlsruhe, Stuttgart, Mainz, Mannheim, Düsseldorf, Berlin, Hannover, Dresden, Bremen, Straßburg, London, Edinburg, Christiania u. a. Auch in München, Augsburg, Breslau hat die Sterblichkeit gegen die Vorwoche bedeutend abgenommen, doch war sie in den beiden ersten genannten Orten, sowie in Königsberg, M.-Gladbah, Chemniß, Nostock imuexr noch eine für die Jahreszeit ungewöhnlich hohe (über 30,0 pro Mille und Jahre. — Ziemlich allgemein traten akute Entzündungen der Athmungsorgane, undKatarrhe der Luftwege selt.ner als Todesursachen in den Vordergrund, doch wurden sie in Berlin, Barmen, Breslau, Dresden, (Flberfeld, Hamburg, Köln, Königsberg, München, Nürnberg, London, Wien, St. Petersburg u, a. noch viel- fach Todesveranlassung. — Auch Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder zeigten in Hamburg, Breslau, Danzig, München, Augsburg, Nürnberg eine Abnahme der Sterbefällz2, während sie in Berlin, Dresden, Warschau fast die gleihe, in Magdeburg, Altona eine größere Zahl von Todesfällen als in der Vorwoche hervorriefen. — Die Theilnahme des Säuglingsaltecs an dec Sterblichkeit war im Allcemeinen eine geringere als in der Vorwoche. Gon je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 66, in München 111 Säuglinge. — Ünter den Infektionékrarkheiten haben nuc Sterbefälle an Masern und Keuchhusten eine Steigerung erfahren, während Diphtheri-, Scharlach, typhose Fieber und Pocken weniger Todesfälle hervorriefen. — Masern herrschen in München, Paris, Wien, London, Dublin, Stockholm, Liverpool, St. Petersburg, namentlich verlaufen sie in München sehr bösartig (51 Sterbefälle in der Berichtswoche), auch in Magdeburg find Masern häufig, sowie aus Breslau und den Negierungs-Bezirken Düsseldorf, Königsberg, aus Berlin, ferner cus Stockholm zahlreihe Erkrankungen gemeldet werden. — Das Sarlachfiebec forderte nur in London mehr Opfer, in Wien nahm die Zahl derselben ab; neue Erkrankungen kamen aus Hamburg, Pest, Edinburg, Stockholm, Christiania immer noch in großer Zahl zur Anzeige. — Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, München, Hannover, Paris, Prag, Kopenhagen, Christiania eine gesteigecte, in Breslau, Leipzig, Frankfurt a. M.,, Hamburg, London nahezu die gleiche, in Kövigs8berg, Magdeburg, Wien und Petersburg eine verminderte. Neue Ertrankungen wurden aus Breslau, Stockholm und Christiania in größerer, aus Berlin, Hamburg, Nürnberg, dem Regierungsbezirk Schleswig, een und St. Petersburg in verminderter Zah! gemeldet. — Sehr abgenommen haben besonders in deutshen Städten typhöse Fieber und kamen sie zur Zeit in keiner größeren deutschen Stadt in nennenswerther Verbreitung zum Vorschein ; auch in Paris, St. Petersburg, Kopenhagen waren typhöse Fieber seltener. An Flecktyphus kam aus St. Petersburg und Warschau je 1 Todes- fall, aus St. Petersburg auch 1 Erkrankung zur Anzeige. — An epidemisher Genickstarre wurden aus Berlin und St. Petersburg je 1 Todesfall gemeldet. — Rosen- artige Entzündungen des Zellgewebes der Haut wurden in Berlin, St. Petersburg, Kopenhagen Häufiger beob- achtet. Auch der Keuchhusten rafte in Berlin, Paris, London, Liverpool, Edinburg, Kopenhagen, St. Petersburg etwas mehr Kinder N — Sterbefälle an Pocken wurden aus der Stadt Könige- berg, Lemberg, Amsterdam vereinzelt, aus Pest, Wien, Prag, S. Petersburg mehrfach, aus Triest, Paris, Warschau in großer Zahl gemeldet. Neue Erkrankungen wurden aus Berlin 2, aus dem Ne- gierungs8bezirk Königsberg 17, aus St. Petersburg 14, aus Pest 19 mitgetheilt.
— Die Uebersiht über die Ergebnisse der Heeres- ergänzung im Jahre 1886 weist folgende Zahlen auf: Es wurden ausgehoben im Bezirk des 1. Armee-Corps 9585 Mann, T]. Armee- Corps 9765, III. Armee-Corps 11107, IV, Armee-Corps 10 200, V, Armee-Corps 7801, VI, Armee-Corps 10 492, VIL, Armee-Corps 11583, VIII. Armee-Corps 10002, IX. Armee-Corps 9570, X. Armee-Corps 8625, RI. Armee-Corps 9757, der Großherzoglich hessischen (25.) Division 3344, des XI1. Armee-Corps (Königlich \ächsi- \chen) 11 080, X111. Armee-Corps (Königlih württembergishcn) 7C52, XIV. Armee-Corps 5901, XV. Armee-Corps 5732 Mann. Im Be- zirk des I. Königlich bayerishen Armee-Corps wurden ausgehoben 10011, I. Königlih bayerischen Armee-Corps 9919 Mann. Ins- gesammt wurden somit 1886 ausgehoben 161526 Mann, von denen 154565 zum Dienst mit der Waffe, 4527 zum Dienst ohne Waffe und 2434 für die Flotte bestimmt wurden. Wegen unerlaubter Aus- wanderung wurden 18 888 verurthcilt, in Untersuhung befinden si noch 15 796 Mann.
— Von den 4654 Studirenden der Universität Berlin sind im gegenwärtigen Sommer - Halbjahr 1167 neu immatrifkfulirt worden, während der Verlust am Schlusse des Winter-Semesters insgesammt 1755 betrug. Unter den 669 Theo- logen sird 560 Huien, 109 Nichtpreußen; bei den 1006 Juristen stellt fi dieses Verhältniß auf 780 zu 226, bei den 1140 Me- dizinern auf 916 gegen 224. Die philosophishe Fakultät zählt unter ihren 1839 Kommilitonen 470 Nichtpreußen; unter den 1369 Preußen sind 668 aus einem Gymnasium hervorgegangen, 381 aus einem Realgymnasium und 8320 find ohne ein Zeugniß der Reife immatrikulirt worden. Zu den 4654 Stu- direnden kommen noch 1410, die zum Hören der Vor- lesungen berechtigt sind, so daß die Gesammtzahl 6964 beträgt. Den 3625 preußishen Kommilitonen stehen 565 aus den übrigen Reichs- landen gegenüber. Die sonstigen europäishen Staaten haben im Ganzen 310 Studirende entsandt, und zwar im Einzelnen: Rußland 82, Desterreih 57, Schweiz 46, Ungarn 36, Großbritannien 25, Rumänien und Luxemburg je 13, Italien 12, Skandinavien 9, Türket 8, Frankrei 6, Grieenland 5, Niederlande 4, Spanien 3, Belgien 2, Serbien und Dänemark je 1. Die außereuropäischen Länder sind durch 154 Kommilitonen vertreten, nämlich Amerika durch 115, Asien durch 34, Afrika durch 3 und Australien durch 2 Studirende.
— Ueber die-Gewerbe-, Landwirthschafts- und Han- dels\chulen im Königreich Sachsen giebt ein auf Anordnung des sächsischen Ministeriums des Innern nach dem Stande des Jahres 1886 zusammengestelltes Verzeichniß Aufshluß. Danach bestehen zur Zeit 187 derartige Lehranstalten mit (1886) nahe an 20000 Schülern und Schülerinnen, die von mehr als 1000 Lehrern und Lehrerinnen unter- richtet wurden. Anr zahlreichsten sind die gewerblichen Lehr- anstalten, denn ihre Zahl beträgt 151. Davon haben 5, nämli die tehnishen Lehranstalten zu Chemniß (bestehend aus einer höheren Gewerbeschule, einer Baugewerks\hule, einer Werk- meisterschule, einer Müllershule, einer Färbershule, einer Fachshule für Seifensieder und einer Gewerbezeichenschule), die Kunstgewerbeshule zu Dresden, die Kunstakademie und Königliche Kunstgewerbeschule zu Leipzig, die städtishe Gewerbeschule zu Leivzig und das Technikum zu Mittweida die Eigenschaft höherer gewerblicher Schulen. Dieselben besuchten insgesammt 2228 Schüler, welche von 116 Lehrern unterrihtet wurden. Die übrigen 146 Schulen obiger Kategorie sind Fachschulen für gewerblihe Einzelfäher, nämlich: 4 Königlihe Baugewerkshulen in Dresden, Leipzig, Plauen und Zittau mit 39 Lehrern und 351 Schülern, je 1 Fach- schule für Blecharbeit (in Aue) mit 6 Lehrern und 50 Schülern, für UÜhrmacherei (in Glashütte) mit 4 Lehrern und 61 Schülern, für Drechslerei und Bildschnitzerei (in Leisnig) mit 5 Lehrern und 22 Schülern, je 3 Fahschulen für Spielwaaren- Fabrikation (in Grünhainihen, Olbernhau, Seiffen) mit 5 Lehrern und 326 Schülern, und für Fabrikation musikalischer Instrumente (in Adorf, Klingenthal, Markneukirchen) mit 17 Lehrern und 337 Schülern, 1 für Töpferei (in Altstadt-Waldenburg) mit 3 Lehrern und 22 Schülern, 2 für Dekorationsmaler und Lackirer (in Chemnitz und Leipzig) mit 7 Lehrern und 69 Schülern, je 1 für Müller (in MNofßwein) mit 5 Lehrern und 41 Schülern und für Droguerie (in Dresden) mit 4 Lehrern und 55 Schülern, 6 für das Schiffergewerbe (in König- stein, Meißen, Pirna, Riesa, Schandau, Wehlen), mit 8 Lehrern und 92 Schülern, 5 für Dampfkesselheizer und Maschinisten (in Groß- röhrsdorf, Dresden, Freiberg, Pirna, Leipzig) mit 5 Lehrern und 309 Schülern. Die Zahl der Fachshulen für Weberei, Wirkerei und Fabrikation von Posamenten ist besonders groß, denn es giebt deren in Sachsen nicht weniger als 28 (davon 3 in Chemniß) mit 129 Lehrern und 1810 Schülern; für Schneiderei bestimmt sind 2 Schulen (Chemniß und Dresden) mit 7 Lehrern und 409 Schülern, sür Barbiere und Friseure 1 mit 43 Schülern. — Weibliche Handarbeiten verschiedener Art haben zum Unterrichts- gegenstand 7 Fachlehranstalten (davon 3 in Dresden) mit 67 Lehre-
rinnen und 1279 Schülerinnen. Das Spigßenklöppeln wird in der Spißentlöppel-Meisterschule zu Schneeberg in höherer Ausbildung ge- [ehrt (2 Lehrerinnen, 25 Schülerinnen); ferner bestehen noch 28 Klöppel- \chulen mit 31 Lehrerinnen und 1533 Schülerinnen. Im Sticken und Schlingen unterweisen die Schulen zu Hartenstein und Neubokwa mit 2 Lehrerinnen und 62 Schülerinnen, in der Handspinnerei 2 Spinn- \{chulen mit 3 Lehrerinnen und 48 Schülerinnen, im Strohflehten 4 Schulen mit 7 Lehrerinnen und 211 Schülerinnen. — Die verschte- denen Zweige der Hausindustrie im Allgemeinen werden gelehrt in den Hausindustrieshulen der sächsishen Schweiz, bestehend aus 3 Schnißschulen (in Pirna, Schandau und Schmilka), 7 Erwerbs- \c{ulen für Männer und Frauen (in Hermsdorf, Hinterhermsdorf, Hohnstein, Pirna, Rottwerndorf, Shandau und Wehlen), ferner etwa 20 in dem genannten Distrikt vertheilten Gemeinde-Flechts{chulen für Kinder sowie 2 Grünkorb-Flechtschulen (in Hosterwiß und Struppen) mit zusammen 25 Lehrern und Lehrerinnen und 816 Schülern und Schülerinnen, Die Meihe der gewerblihen Unterrichts8anstalten Sawsens beschließen die 6 gewerblichen Zeichenshulen (davon je 2 in Dreêden und Leipzig, je 1 in Plauen i. V. und Schneeberg) mit 93 Lehrern und 467 Schülern, und 2% Fortbildungs\{hulen mit 258 Lehrern unt 5600 Schülern. — Insgesammt betrug die Zahl der Schüler und Schülerinnen, welche die gewerblihen ¿achschulen des Königreihs Sachsen im Jahre 1886 besuchten, 14408, die Gesammtzahl der Lehrer und Lehrerinnen 563. -— Lehranstalten für Landwirthschaft bestanden 1886 im Gaazen 8 n1it 79 Lehrern und 471 Schülern, und zwar zu Annaberg, Au:rbach, Bauten, Chemnitz, Freiberg, Meißen, Rochlit und Wurzen; Schulen für Gartenbau 3 mit 21 Lhrern und 291 Schülern, und zwar zu Baußen (vereinigt mit der dortigen landwirth\caftlihen Lehranstalt), Dresden und Nötha. — Handelss\ch{chuklen giebt es in Sachsen 26 zit 157 Lehrern und 3092 Schülern (davon 4, mit Einschluß einer Lehranstalt für Buchhändler, in Leipzig, und 3 in Dresden).
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Reglement über die Servis - Kompetenz der Trupyen im Frieden vom 20. Februar 1868 in der durch die inzwischen erschienenen Gesetze, Nachträge u. #. w. bedingten Fassang, Abgeschl ossen im April 1887. (Berlin, Verlag der Liebelschen Vuch- handlung. 1887. 1,50 M) — Das Servis-Reglement hat seit se:neimn Erscheinen (1868) durch die inzwischen erlassenen Gesetze über Quartier- leistung, Wohnungszeldzushuß, Rechtsverhältnisse der Neichsbeamten 2c., durch die Neuausgaben des Geld- und Naturalverpflegungs-Reglei:ents, der Garnisonverwaltungs - Ordnung 2c., sowie durh etwa 150 mini- sterielle 2c. Nachtragsverfügungen zahlreiche Aenderungen und Crgän- zungen erfahren. Das vorliegende Werk stellt nun die Servisbestim- mungen in ihrer gegenwärtigen Gültigkeit dar; zu arer Ueckersicht find sämmtliche, eine Wirkung auf das Reglement habender. Vor- \christen, unter genauer Bezugnahme auf die Quelle, möglihst in den Urtext eingefügt, der Wortfassung des Lebteren angepaßt und dur auffälligen Druck kenntlich gemacht. Hiernach bietet das Buch eine zuverlässige Handhabe, um in gegebenen Fällen die Servisgebührniß \hnell und rihtig zu beurtheilen; es erleihtert das Verständniß der für die verschiedenen Dienst- 2c. Verhältnisse maßgebenden verschiedenen Servisbestitnmungen.
— „Die deutsche Sappho* (Anna Luise Karschhin), ihr Leben und Dichten. Ein Literatur- und Kulturbild aut dem Zeit- alter Friedrich des Großen. Von Dr. Adolph Kohut. (Dresden und Leipzig, E. Pierson’s Verlag, 1887. -— Wir besißen noch keine erschöpfende Biographie und Charakteristik der „deutschen Sappho“, wie Anna Luise Karshin von ihren Zeitgenossen genannt wurde. Zum ersten Male bietet hier nun der bekannte Literatur- und Kultur- historiker Dr, Adolph Kobut eine aus den besten Quellen geshöpfte biographishe Charakteristik der durch ihre tragishen Schicksale, wie ihre Natur-, Volks- und Kriegsdihtungen and Improvisationen merkwürdigen Frau. In anzichender und fesselnder Weise scil- dert er die Beziehungen der Karshin zu ihren berühmten Zeitgenossen, wie Friedrih dem Großen, Friedrich Wilhelm I, Ferdinand von Braunschweig, dem Prinzen Heinrih, G. E. Lessing,
Moses Mendels\ohn, Gleim, Sulzer, Klopstock, Wöllner, Graf von Herßberg u. A., und entrollt so ein ebenso lehrreihes wie unter-