1907 / 236 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Oct 1907 18:00:01 GMT) scan diff

25, September. Book, Oberzahlmstr. vom Landw. Bezirk T Berlin, auf seinen Antrag mit Penfion in den Ruhestand verseßt.

Durch b der Feldzeugmeisterei. 21. Sep- tember. Volkmann, Meister bei der Art. Werkstatt in Spandau, Nadant, Meister beim Feuerwerkslaboratorium in Spandau, mit dem 1. Oktober d. J. zu etatmäß. Meistern ernannt.

Königlich Bayerische Armee.

München, 28. September. Im Namen Seiner Majestät des Königs. Seine Königliche Hoheit Prin Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, haben Sih Allerhöchs bewogen gefunden, nach- tehende Personalveränderungen Allergnädigst zu verfügen: a. bei den

ffizieren und Fähnrihen: am 1. d. M. den Lt. Friedr ih v. Nagel zu Aichberg des Inf. Leibregts. vom Kommando zum Reichskolonialamt vom 1. Oktober d. J. ab zu entheben; am 12. d. M. den Leutnant Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern Königliche Hoheit des 3. Chey. Regiments Herzog Karl Theodor, bisher ohne Gehalt beurlaubt, ò la suito des genannten Regts. zu stellen; mit Allerhöhstem Handschreiben den Lt. Friedrich v. Nagel zu Aichberg des Inf. Leibregts. zum 1. Ok- tober d. J. zum persönlichen Adjutanten Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Konrad von Bayern zu ernennen; am 19. d. M. dem Hauptm. Griot-Sévenot, Komp. Chef im 20. Inf. NRegt., vom 5. Oktober d. J. ab Urlaub ohne Gehalt auf vier Monate zu bewilligen; am 20. d. M. den Leutnant Frhrn. v. Reiten- stein des Snfanterieletbregiments Do L DITODer. D, S OD vom Kommando zum MRNeichskolonialamt zu entheben; am 28, d. M. den Oberstlt. z. D. Limmer von der Stellung als Stabsoffizier beim Bezirkskommando Nürnberg zu entheben mit der Grlaubnis zum Tragen der Uniform des 7. Inf. Regts. Prinz Leopold mit den bestimmungsmäßigen Abzeichen; den Hauptm. Ableitner, Komp. Chef im 18. Inf. Negt. Prinz Ludwig Ferdinand, mit der eseßlichen Pension und mit der Erlaubnis zum Forttragen der bis- Vaiten Uniform mit den bestimmungsmäßigen Abzeichen zur Dis- position zu stellen; den Abschied unter Nud der Pension zu bewilligen: den Majoren z. D. und Bezirksoffizteren Heiders- berger beim Bezirkskommando Augsburg mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des 10. Inf. Negts. Prinz E und Matulka beim Bezirkskommando Dillingen mit der Erlaubnis zum Forttragen der bisherigen Uniform, beiden mit den für Verabschiedete vorgeshriebenen Abzeichen; zu ernennen: zum Stabsoffizier beim Bejzirkskommando Nürnberg den Oberstlt. z. D. Cull- mann, zum Plaßmajor in Ingolstadt den Hauptm. Poft, Komp. Chef im 13. Inf. Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, zu Bezirksoffizieren den Hauptm. a. D. Degmair beim Bezirks- Tommando Augsburg unter Stellung zur Disp. und den Hauptm. Muß, Plaßmajor in Ingolstadt, beim Bezirkskommando Dillingen, unter Stellung zur Disp. mit der geseßlichen Pension, zu Komp. Chefs in ihren Truppentcilen die Oberlts. Haut im 18. Inf. Negt. Prinz Ludwig Ferdinand und Kuf ner im 20. Inf. Regt., leßteren zum 6. Oktober d. J., beide unter Beförderung zu Hauptleuten ohne Patent, zum Fähnr. den Vizewahtm. der Reserve Sendel, zur Zeit dienstleistend im 1. Feldartillerieregiment Prinz-Regent Luitpold, in diesem Negt.; zu befördern: zu Oberlts. die Lts. Oesterreicher, Bats. Adjutanten, und Naegelsbach, beide im 5, Inf. Regt. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen; wiederanzustellen : den Oberlt. Kurz des Kaiserlihen 11. Seebats. zum 1. Oktober d. Is. als Komp Chef im 13. Inf. Negt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich unter Beförderung zum P mit Patent -vow 23. Juni 1907 (65 a), die Lts. Seidl im 6. Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, und Hißler im 12. Inf. Regt. Prinz Arnulf, beide mit ihrem Ausscheiden aus dem Ostasiat. Detachement, dann zum 1. Ok- tober d. I. die nahgenannten Offiztere der Kaiserlihen Schußtruppe für Südwestafrika, und zwar: den R Gr. v. Zech auf Neu- hofen im 1. Feldart. Negt. Prinz-Regent Luitpold mit Patent vom 7. März 1900 (10a), den Feuerwerksoberlt. Engelhardt beim Art. Depot Augsburg mit Patent vom 23. Juni 1905, die Lts. Gabler im 13. Inf. Regt. Kaiser Franz Joseph von Oester- reih und Georg Mayer im 2. Schwere? Reiterre4t. Erzherzog

ranz Ferdinand von Desterreich, E; zur Nes. zu beuxlauben: die ähnrihe Le nich des 6. Chev. Regts. Prinz Albreht von Ag Kreckel des 1. Fußart. Negts. vakant Bothmer und A belein des Eisenbahnbats.; b. bei den Beamten der Militärverwaltung: am 28. d. M. den tehnishen Assist. Gribtius beim Konstruktionsbureau ver Werkstätten mit Pension in den erbetenen Ruhestand treten zu lassen.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 3. Oktober.

Der Bundesrat versammelte sih heute zu einer Plenar- fißung ; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Zoll- und Steuerwesen, die ver- einigten Ausschüsse für Nechnungsroesen und für Handel und Verkehr sowie die vereinigten Ausschüsse für Rehnungswesen und für Elsaß-Lothringen Sißungen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Freya“ vorgestern in Genua eingetroffen und geht am 10. Oktober nah Venedig in See.

S. M.S. „Jaguar“ ist gestern in Tsingtau eingetroffen.

S. M. S. „Tiger“ ist gestern von Amoy nah Wusung ièn See gegangen. :

Baden.

Unter dem Geläut aller Glocken fuhr der Zug mit der sterblihen Hülle Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs gestern morgen von Konstanz ab und nahm, „W. T. B.? zufolge, in mäßiger Geschwindigkeit den Weg über Singen und Waldshut nach Freiburg, indem er nur auf einigen Stationen anhielt. Schulen, Vereine und die Bewohner der Ortschaften hatten Aufstellung längs des Bahngleises genommen; überall wurde der Zug mit Glockengeläut, Choralgesang und Trauermusik empfangen. Die ge durh das Land machte einen überwältigenden Eindruck.

eine Königliche Hoheit der Ma og g ried L begrüßte auf den Stationen persönlih die Spißen der Be- hörden. Um 5 Uhr lief der Trauerzug auf dem Hauptbahn- hof in Karlsruhe ein, wo fich die Hofstaaten und die Spißen der Militär- und Zivilbehörden zum Empfang versammelt ae, Auf dem Bahnsteig hatten eine Kompagnie des ‘teibgrenadierregiments als Ehrenwahe und vor dem Bahnhofsgebäude eine Eskadron des Leibdragonerregiments mit den Musikkapellen Aufstellung genommen. Nachdem der Sarg auf den mit 6 Pferden bespannten Leichen- wagen aufgebahrt war, seßte sich der Hug nah der Schloßkirhe in Bewegung. Voran die Eskadron des Leib- dragonerregiments und die Dienerschaft, der der Leichen- wagen folgte; rechts und links vom Sarge der Generaladjutant von Müller und die Flügeladjutanten sowie zwei Kammer-

erren. Hinter zen ging der Oberkirchenratspräsident r. Helbing, dar en zu Fuß Zhre Königlichen Hoheiten der Großherzog ur prinz von Schweden sowie Seine Großherzogliche H P nz ax von Baden ; sodann in Wagen Jhre Königl Hoheiten die Großherzogin-Witwe mit der Kronprinzessin von Schweden und die Gro Denen Hilda mit der Prinzessin Max ann folgten die Minister und die dels Militärs sowie die Hofstaaten. Ein Bug Dragoner beschloß den Kondukt. Eine“ i aPpge enge umsäumte die Straßen. Nachdem die Leiche in der Schloßkirche aufgebahrt war, hielt der Hofprediger Fischer eine kurze Andacht. Während der Ueberführung (äileten alle Glocken, und es wurde Trauer- salut gefeuert. # : Heute morgen weilte die Großherzoglihe Familie längere eit am Sarge des verewigten Großherzogs. Kurz vor 1 Uhr wurde dem Publikum der Zutritt zur Schloß- kfapelle gestatte. Vor dem Katafalk sind Taburetts mit den Throninsignien aufgestellt. Der Großherzog ruht in einem Prunksarge in der Uniform seines Leibdragoner- regiments. Die Hände sind über der Brust gefaltet. Zwei Kammerherren, vier Stabsoffiziere und zwei Unteroffiziere des Leibgrenadierregiments halten die Ehrenwache.

Oesterreich-Ungarn.

Der „Neuen Freien Presse“ zufolge haben die Buda- pester Ministerverhandlungen gestern einen etwas Me Verlauf genommen. Die Hauptschwierigkeit bildete

ie Bankfrage, in der die ungarische Regierung jede formelle

Entscheidung hinausschieben will und gegenwärtig auch die Abgabe einer Erklärung über die Aufrechterhaltung der Bank- gemeinsamkeit ablehnt.

Der nie derösterreihishe Landtag wird bis zum 15. Oktober tagen. Jnfolgedessen ist der Zusammentritt des Reichsrats hinausgeschoben worden.

Infolge der passiven Resistenz der Eisenbahn- angestellten, an der auch Beamte der niederen Klassen teil- nehmen, haben si, obiger Quelle zufolge, bereits empfindliche Verkehrsstörungen ergeben. Die Stktaatseisenbahngesell- haft mußte die Güteraufnahme auf allen in Wien einmündenden Linien einstellen. In der Versorgung Wiens mit Lebensmitteln usw. machen sich bereits starke Schwierigkeiten bemerkbar, und der Personenverkehr erleidet große Verspätungen. Auf der böhmischen Linie der Staatseisenbahngesellshaft von Bodenbach bis Böhmisch-Trübau herrsht nur auf der Station Choßen eine kleine Bewegung unter den Angestellten, die auf passive Resistenz shließen läßt ; der Güterverkehr stockt.

Jn den gestern in Wien abgehaltenen Verwaltungsrats- sißungen der Oesterreihishen Nordwestbahn und der Süd-Norddeutshen Verbindungsbahn wurde eine Neu- regelung der Bezüge des Personals beschlossen. Danach wird vom 1. Oktober 1907 ab für alle definitiv angestellten Bediensteten das Schema der österreihishen Staatsbahnen eingeführt; auch für die übrigen Kategorien des Personals werden Verbesserungen vorgenommen. Jn einer Abends ab- gehaltenen, stark besuhten Versammlun von Be- diensteten der westbahn wurde beschlossen, die Zu- gehgronisse der Bnxyerwaltung als unbefriedigend zurück- zuweisen.

Rußland.

In dem Prozeß gegen die Kampforganisation der russishen sozialdemokratishen Arbeiterpartei, von der am 19. September zahlreiche Mitglieder wegen Hervor- rufung des Aufruhrs in Sweaborg und Anreizung zum be- waffneten Aufruhr in Kronstadt vor Gericht gestellt worden waren, ist gestern das Urteil gefällt worden. 18 Personen sind, „„W. T. B.“ zufolge, als shuldig erkannt und zu Zwangs- arbeit von 4 bis zu 7 Jahren, der am s{chwersten belastete Bergingenieur Malosemow zu 8 Jahren verurteilt worden ; 16 Angeklagte sind freigesprohen worden.

Amerika.

Der Präsident Roosevelt hat gestern in St. Louis eine Rede gehalten, in der er die Hoffnung aussprah, daß die wichtige Wasserstraße des Mississippi nicht nur ihre frühere Bedeutung wiedererlangen, sondern entsprehend der außer- ordentlihen Zunahme der Bevölkerung des Mississippi-Tales und ihres Wohlstandes eine noch höhere Bedeutung gewinnen

möge.

Von jedem Gesichtspunkt aus, führte Roosevelt nah dem Bericht des „W. T. B.“ aus, wäre es für die Nation wünschen8wert, sich zur Verbesserung des größten, innerhalb ihres Gebietes gelegenen Wasser- weges, des Mississippt und seiner mächtigen Zuflüsfse zusammen zu tun. Dieses Flußsystem durchfließe zu viele Staaten, als daß man diesen allein die Aufgabe überlassen dücfte, es so zweck- mäßig als möglich auszugestalten. Dies sei vielmehr eine hervor- ragend nationale Aufgabe, denn dieses System gehöre zu dem hauptsächlichsten nationalen Besiß. Die Interessen der Natton als Ganzes müßten immer zuerst in Betracht gezogen werden. Denn es könne nicht oft genug gesagt werden, daß, was tatsächlich zunächst einem Teil des Landes zugute komme, {chließlich dem ganzen von Nuten sei. Ein Beispiel hierfür set der Panamakanal, mit dessen Ausgrabung man in fünf bis sechs Jahren fertig werden würde, wenn man in dem bisherigen Tempo fortfahre.

Der Präsident kam hierauf auf die Marine zu sprechen und sagte :

Die Amerikaner hätten endgültig ihren Play unter den großen Mächten der Erde eingenommen, und es würoe ein Zeichen von Schwäche sein, wenn sie jeßt vor den Verantwortlihkeiten zurück- weichen wollten. Wenn sie niht diesen Play, die Monroedoktrin und den F namSana) aufgeben wollten, müßten sie zielbewußt am Ausbau der Schlachtflotte fortarbeiten. Die amerikanische Flotte sei bereits so wächtig, daß fie cin Gegenstand berehtigten Stolzes für jeden Ame- rikaner sei. Aber solange sie nit stärker wäre als jeßt, müsse es als erster Grundsay betrachtet werden, thre Hauptmasse immer beieinander zu halten. Wenn der Panamakanal gebaut wäre, könnte sie ohne Schwierigkeit von einer Küste zur anderen geführt werden. Aber auch ehe der Kanal fertig wäre, sei es angebraht, daß das von Zeit zu Zeit Fldete, In einigen Monaten würde ja auch eine Flotte roßer S{hlachtshiffe nah dem Pacific aufbrehen und, nahdem sie

ch dort aufgehalten, nah dem Atlantischen Ozean zurückehren.

Schließlih ging Roosevelt auch noch auf die staatliche Aufsicht und Kontrolle über Korporationen ein.

ie Verfassung, erklärte der Redner, Je nicht geändert worden und könne nicht geändert werden, außer auf vegfassangs, mäßigem Wege. Aber die Verhältnisse, auf welche die Verfafsung angewandt werden müßte, hätten eine Veränderung erfahren mit dem Ergebnis, daß manche Dinge, die früher der Kontrolle der Einzelstaaten unterlegen hätten, jeßt der Kontrolle der Nation

unterständen, so Eisenbahnen, Telegraph und iten Aly dem Dualismus in der Regierung ergäben sich Schwierigkeiten ; we diese sih als unüberwindbar erweisen sollten, müßte man zu ein Verfassungsänderung greifen. Zunächst sollte man aber den Schwieri; keiten zu begegnen suchen, indem man alle Befugnisse der national Regierung, die in der Verfassung begründet seien, benuze. Die vg nehmste wirtshaftlihe Aufgabe des Tages in Amerika bestehe dar für elnen Herrscher über die großen Korporationen zu \org die am zwischenstaatlihen Handel beteiligt seien, nämli die Eisenbahnen und die industriellen Körperschaften. Augenblickl[ii handle es sich hauptsächlich um die Eisenbahnen. Marche Mißbräug die mit diesen Korporationen verbunden seien, würden wahrscheinlis verschwinden, jeßt wo die Negierung die Oberhand gewinne un besonderen Privilegien, die einige diefer Korporationen ( nöfsen, ein Ende mahe. Schließlichß würde aber e eben, daß das vollständige Heilmittel für diese Mißbräudi in einer direkten Aktion durch die nationale Regierung läg Noosevelt {loß mit den Worten: „Jh trete nicht für eine Auz dehnung der konstitutionellen Macht ein, ih trete dafür ein, daß di hon, vorhandene konstitutionelle Maht auf neue Verhältnisse ang, wandt wird, die noh nicht cxistierten, als die Konstitution in Leben trat.“

Der Lee Staatssekretär des Aeußern R oot der zur Zeit Mexiko bereist, ist vorgestern vom Präsident V und den Ministern empfangen worden.

ah einer Meldung der „Affociated Pre} \prach Root b dem Empfange seine Genugtuung darüber aus, mit dem Mann z/ sammenzukommen, der Mexiko zu einem der mächtigsten Staaten de lateinishen Amerika gemaht habe, und drückte die Hoffnung aus, daj die guten Beziehungen zwischen Mex:ko und den{Wereinigten Staate fortdauern würden. Der Präfident Diaz erwiderte, der Eifer Noott ein besseres Einvernehmen zwischen den Vereinigten Staaten und dey lateinischen Amerika herbeizuführen, set wohlbekannt und werde gf bührend geschäßt. Am Schlusse seiner Nede hieß der Präsident da Staatssekretär im Namen Merikos willkommen. :

Asien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ haben vorgestern vor dem persishen Parlament 57 Prinzen und Edelleute eine feierlichen Eid auf die Verfassung geleistet. 5

Wie aus Hongkong gemeldet wird, haben die Regierung behörden in Wut chau dem Protest der Kaufleute gegen dil Errichtung einer Likin-Station in Kaisow nachgegeben un}! die Station aufgehoben. :

Der amerikanishe Kriegssekretär Taft ist gestern von Kaiser von Japan mit allen Auszeihnungen empfange worden. Vor seiner Abreise von Tokio erklärte der Krieg: sekretär, obiger Quelle zufolge, der ihm gewordene großartizf Empfang sei das positivste Zeichen, daß zwishen Japan unf Amerika die besten Beziehungen beständen. Er hege die Zuf versiht, daß die Beziehungen auch in Zukunft so bleibak werden. i

Afrika.

Der Sultan Abdul Asis hat vorgestern vor einem de Tore von Rabat eine sogenannte Sarthe, d. h. eine Zähluns der Mannschaften und Reittiere, abgehalten. Der mit da Zählung betraute Kaid Michat erstattete die Meldung, dass von den mit dem Sultan aus Fes eingetroffenen Truppen 500 Mann Fußvolk als Deserteure zu he trachten seien. Der Korrespondent des „Figaro“ in Casa: blanca meldet hierzu, daß die europäerfeind: liche Uung in der Mahalla des Sultan Abdul Asis fortdauere. Der Feldhauptmann des Sultans, Buchta ben Bagdadi, werde mit der Mahalla sechs Weg stunden von Rabat entfernt Eeamg nehmen, um die Be wegung der zur Zeit das Gebiet der Schaujas durchziehenden Mahalla des Gegensultans Mulay Hafid zu beabeGten unt erforderlihen Falles den Kampf mit ihr aufzunehmen. Au! Fes, wo angeblih volle Nuhe herrscht, crwarte Abdul As zwei Geschüße, die dort entbehrlih geworden find. /

Wie die Zeitung „Fmparcial“ aus Tanger meldet, ha der dortige spanishe Gesandte bei dem Sultan Abdul As um eine Audienz nahgesuht, deren Zeitpunkt indessen not nicht festgeseßt ist. A

Unter den Stämmen Zentralafrikas machen si nah einer Meldung des „W. T. B.“, Anzeichen von UnF ruhen bemerkbar. Eine von Wadai-Häuptlingen zusammen

ezogene starke Streitmacht beabsihtigt, die ÜUlad-SolimanF lraber des Kanemagebiets und wahrscheinlih auch die franz sischen Posten nördlih vom Tschadsee anzugreifen. A

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Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung. E

Infolge der Bergarbeiterbewegung ist es, wie „W. T. B. meldet, in Senftenberg zu Ausschreitungen gekommen. Geste!

nahmittag wurde der Direktor eines Werks von dret Arbeitern übe

fallen und durch Mefserstihe shwer verletzt. E

Der Zimmereraus|\tand in den Saarstädten ist, wie d „Köln. Ztg.“ mitteilt, nah zehnwöhhiger Dauer beigelegt worden Die Arbeiter nehmen bedingungslos die Arbeiter wieder auf.

Ein Ausstand der Spediteurarbeiter i auf dem Staat! bahnhofe in München ausgebrohen. Der Vernehmen der „Post nah handelt es fich dabei um Streitigkeiten wegen der Höhe df Löhne und der Arbeitszeit, deren Begleihung die Spediteure at elehnt haben. Im Güterverkehr mit Berlin dürfte dieser Ausftan} fd ¿weifellos bald empfindlich fühlbar machen, zum mindesten werd!

wohl bis auf weiteres Verzögerungen in der Zuführung der El an Frachtstückgüter an die Münchener Empfänger nicht vermeid| assen.

ständigen Elektromonteure und Hilfsmonteure, die Arbe! wieder aufzunehmen, nahdem die Arbeitgeber eine Lohnerhöhung ¡1 gestanden haben.

Aus Paisley (S(hottland) wird dem „W. T. B.* telegraphiert?

Während der Mittagsftunde griffen 2000 ausständige Arbe ite? rinnen der Clarkeshen Zwirnfabrik Arbeiterinnen del Coatesschen Werke in Ferguslie an und mißhandelte! sie fo, daß einige bewußtlos wurden. Eine in Tätigkeit gesetzte Feutt \priye verfehlte thre Wirkung. Die zur Hilfe der Stadtpolizet bet beigerufene Grafschaftspolizei , wurde mit Steinen beworfen. D! Firma Coates hat bekannt gegeben, daß sie ihre Fabrik in Ferguél! bis zur Beschaffung ausreihenden Schußes für ihre Arbeiterinnen die unterdessen vollen Lohn beziehen, s{ließe.

Aus Lüttich meldet die „Köln. Ztg.“, daß die halbe Bele(' schaft der Zinkhütte „Nouvelle Montagne“* ausständig ß

Infolge von En eines Teiles der Arbeiterschaîf! weil in einer Fabrik ein Streikbrecher arbeitete, haben, nah demfelbe! Blatte, die Maschinenfabriken Escher und Wyß u. Comy. i Zürich am 1. Oktober ihre sämtlichen dort beschäftigten 1400 Arbeite! ausgesperrt und den Betrieb eingestellt.

In Hambu rg beschlossen, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, die au!

Kunft und Wissenschaft.

Die Nahwirkungen Davids in der Ge\chicht e. *)

Daß eine so gewaltige Persönlichkeit wie David in der Geschichte

irgendwie nachgewirkt hat, versteht fh von selbst. Die ganze folgende Geschichte ist ja ohne David gar nicht denkbar, er hat für fie eine \{lechthin grundlegende Bedeutung, So haben ih auch die l'emmenden Geshlehter noch für David interessiert. Sie haben sh niht damit begnügt, sh seine großen Taten zu merken, sondern e haben das Bedürfnis gehabt, feine ganze Persönlichkeit ch vor Augen zu stellen. Aus diesem Bedürfnis Liiaks erklärt es ch, daß man die Ueberlieferungen, die über David im Umlaufe waren, fleißig sammelte, sie zum Teil unter Benußung gangbarer Erzählungsschemata zu lebensvollen Geschichten formte und diese Geschichten zu einem abgerundeten Ganzen zusammenwob. In dem so geshaffenen Bilde nun hat die Gestalt des g Königs auf die kommenden Geschlehter gewirkt. Daß dieses Bild nicht ganz historisch treu ift, sondern vielfah legendäre, ja ausgesprochen mythologishe Züge und Reflexe aufweist, haben wir bei Gelegen- heit immer {hon bemerkt, zugleich aber auch betont, daß auch die Tlegendären Züge zuweilen wertvoll sind, weil sle uns den Charakter des Mannes zeichnen, wie er sch dem Gedächtnis des Volkes ein- geprägt hatte. Daß es das alte Davidbild übrigens nicht auf eine unwahrhaftige Jdealisierung des großen Königs abgesehen hatte, zeigt, daß kein Versuh gemacht worden ist, die s{limmen und be- denklichen Züge im Bilde des Königs zu vertushen. Vielmehr ist das alles in großer Deutlichkeit und Unmißverständlichkeit mitgeteilt. Und daß der Erzähler diese Dinge niht etwa nur für harmlose Eni- gleisungen gehalten hat, zeigt deutlih der Umstand, daß er David hinterher die ganze Schwere des göttlihen Zorns empfinden läßt, und daß er einen sehr deutlichen Zusammenhang zwischen Davids Schwächen ui Katastrophen, die über ihn und sein Haus hereinbrehen, estiteut.

Je länger, je mehr tritt allerdings das Bestreben hervor, die Schattenseiten im Leben Davids möglihst auszumerzen. Das it aber nur ein neuer Beweis dafür, daß die Erinnerung an David etne moralische und erziehlihe Macht bedeutete, die man sich auf jeden Fall erhalten wollte. Wir dürfen mit einiger Sicherheit vermuten, daß diese Reinigung der Ueberlieferung etwa im 7. vorchristlichen Jahrhundert eingeseßt hat, d. h. im sogenannten deuteronomischen Zeitalter, das überhaupt in Reinigungs8arbeit groß gewesen ist. Jn der Chronik ist von den üblen Dingen, die die ältere Ueberlieferung enthielt, mit keinem Worte mehr die Nede. Hier erscheint David aller Flecken und Fehler bar.

Der dadurch veranlaßte Ausfall an alter Ueberlieferung ist in der Chrorik nun aber durch eine ganze Anzahl neuer Ueberlieferungen über David mehr als gedeckt. Diese Ueberlieferungen zeigen nun, dem veränderten Charakter der Zeit entsprehend denn aus dem alten weltlihen Israelvolke ist inzwischen die jüdische Kultusgemeinde ge- worden die ausgesprochene Tendenz, alle wichtigen kultishen Ein- rihtungen, rote fie im Laufe der Jahrhunderte allmählich geschaffen worden sind, unmittelbar auf David zurückzuführen, ja ihn sogar am Tempelbau zu beteiligen. Daß freilich Salomo den Tempel zu Jerusalem gebaut hat, hat ihm keine spätere Zeit nehmen können. Aber man hat den Versuch ge- mat, David wenigstens zum intellektuellen Urheber des Tempel- baves zu stempeln. Schon 11, Sam. 7 wird ihm der Gedanke an einen Tempelbau zugeschrieben. Daß dieser Gedanke aber nicht zur Ausführung kommt, liegt nah diesem Kapitel in Umständen be- gründet, für die David die Verantwortung nicht trägt. Ganz be- sonders hat aber der Chronist (um -300 v. Chr.) David in eine Beziehung zum Têmpelbau zu seßen gesucht. Nach T. Chron. 28, 11 ff. hat David ein genaues Modell des Tempels mit allen feinen Vorhöfen, Hallen, Gemächern und Geräten angefertigt und es dem Salomo bet seiner Thronbesteigung feierlich übergeben. Er hat ferner Gold und Silber, so viel wie für Herstellung der goldenen und silbernen Geräte und zur Ausftattung des Heiligtums nötig war, genau abgewogen und für Salomo rel geen sodaß dieser nur die Pläne seines großen Vaters auszuführen brauchte. Und niht nur das, David foll bereits die künftige Tempelpriesterherrschaft bis ins einzelnste hinein organisiert, die Priester und Leviten in ihre Abteilungen geteilt, die 24 Abteilungen der Tempelsänger, die Ab- teilungen der Tempeltorhüter, Schatzmeister und Verwalter geschaffen haben. Kurz, wie der Tempel, so wird auch der Tempelkultus, wie er sh allmählich im Laufe vieler Jahrhunderte ausgebildet hat, auf David felbst zurückgeführt. Das ift historisch falsch, durch und dur legendär; aber es spricht fich darin das richtige Bewußtsein davon aus, daß, wenn eia David niht in Jsrael aufgetreten und ein großes isfraelitisches Reih mit Jerusalem als Mittelpunkt ge- schaffen hätte, auh kein Salomo und kein Tempel gekommen und kein Tempelkult und kein Tempelgesang in Israel vorhanden gewesen wäre, David hat für das alles die geschihtilihen Vorausseßungen erst ge- hafen und darf somit in einem gewissen Sinne als der Urheber von dem allen gelten. Es wird uns von hieraus nun au begreiflih, daß dem David so viele Psalmen zugeschrieben worden sind, a E œ 16 Ode e. Me Qu Dee MITTOH a fast aller Psalmen, als der Pfalmensänger \chlechthin galt. Hat David die Tempelsängerschaften geschaffen, fo war es nur noch ein Schritt, daß man ihn auch zum Vater des Tempelgesanges und zum Urheber der reihen Shäße machte, die in dem Psalmbuch aufgespeihert sind. Das war um so leichter, als David bereits der alten Ueberlieferung als gottbegnadeter Dichter galt, der fih aufs Dichten von Liedern und, was für das Altertum davon unabtrennbar war, auf ihren gesanglihen Vortrag verstand. So ward er, der Sänger einiger Lieder, mit der Zeit der Sänger bieler geistlicher Lieder, die anonym im Umlauf waren, genau so wie Salomo, der im Geruche großer Weisheit stand, als Verfasser der Weidsheitsbücher gilt, die in viel späterer Zeit entstanden find.

Aber Jsrael und das Judentum hat sich nicht damit beanügtk, den David der Vergangenheit zu idealisieren uyd ihn mit Taten und Werken zu s{chmüdcken, die die strenge Historie ihm absprechen muß, es hat sich nach der Wiederkehr dieses David geschnt und fein gewaltiges Bild in die Zukunft projiziert, indem es sich nach dem Modell des David die Idealgestalt des Messias s{chuf, der ein neues goldenes Zeitalter über Israel und die ganze Welt herauf- führen sollte. Man hat früher öfter gemeint, daß die Sehnsucht nach David oder einem Herrsher wie David reht eigentlih die Mutter der me|sianischen Erwartung in Israel gewesen sei. Das it aber niht rihtig. Israel teilte die Erwartung der Wiederkehr einer goldenen Zeit, der Paradieseszeit, mit dem gesamten alten Orient. Im alten Ortent (auch in Aegypten) lebte man der Er- wartung, daß, wenn dieses gegenwärtige Weltzeitalter vorüber sein würde, ein neues Weltzeitalter anbrehen werde. Sein Kommen dachte man sih eingelcitet durch die Wiederkehr des ersten Menschen in neuer Auflage, oder durch das Auftreten des Paradies- königs oder des Erlöserkönigs es find das alles nur Spiel- arten der einen großen Erwartung, daß eire geheimnisvolle über- menshlihe Persönlichkeit den neuen Aion heraufführen werde. Diese Erwartung ist auch im alten Jsrael von jeher lebendig gewesen, hat hier aber im Laufe der Zeit eine ganz besondere israelitishe Form angenommen, insofern nämli, als man sich hier den Erlöserkönig, der das neue Zeitalter heraufführen sollte, mit Farben ausmalte, die man von dem großen König der Ver- gangenheit entnommen hatte. So bildete #ch hier die Erwartung beraus, daß am Ende der Zeiten ein Herrscher ganz wie David aus Davids Geschlecht erstehen und auf Davids Throne sißen werde, um von hier aus ein baid ani g A in Recht und Gerechtigkeit zu führen. Und diese Erwartung hat auch die Gedanken der ersten Christen, die in der Eeleirung Jesu die alten Weiésagungen erfüllt sahen, bestimmt. Für ihr im alttestamentlihen Gedankenkretse

*) Nachstehende Ausführungen" bilden den zusammenfassenden Ab- uus cines interessanten, soeben im Verlage von Quelle u. Meyer in Leipzig erschienenen Buches (David und \ein Zeitalter von Professor Dr. Baents\ch in Jena. Wissenschaft und Bildung Bd. 16). Geh. 1 M, gebunden 1,25

wurzelndes Denken stellte sich R als der Messias notwendig dar als Davids Samen, als das Reis, das nach dem alten Propheten- wort aus der Wurzel JIsais HALEAn sollte. So ragt Davids Gestalt bis in das Neue Testament hinein.

__ Durch die Erinnerungen und Erwartungen, die sch an sie knüpften, is die Gestalt Davids aber besonders für Israel eine Kraft zum Leben geworden, sie hat die Bedeutung einer ceistigen Macht, einer geistigen Potenz gewonnen, deren Wert über alle wechselnden Meinungen und Urteile sicher gestellt ersheint. Mag der historischWe David auch noch so weit hinter der JIdealgestalt des messianishen Königs, die doch sein Abbild sein soll, zurück- bleiben daß eine solhe Idealgestalt überhaupt aus dem piorsGen David herauswachsen konnte, zeigt, daß in diesem bistorishen David etwas war, das ein Samenkorn der Ünvergänglich- keit in si trug. Nicht jeder beliebige brave Durchschnittskönig kann sich zu einer solchen Idealgestalt auswachsen, und wenn Willkür eines Volkes oder der Machtspruch eines Herrschers einen solchen König denno auf ein ewiges Piedestal stellen wollten, so würde das immer den Eindruck innerer Unwahrheit machen, die spätere Generationen einfa dadur korregieren würden, daß sie die betreffende Gestalt von dem Piedestal, auf das sie nicht gehört, behutsam entfernen. Das Urteil der Geschichte ist unbestechlid, es läßt sich nichts abdingen. Und auch über David hat die Geschichte gesprohen. Mag kleinliche Kritik des großen Königs Schwächen, Fehler, Verbrehen auch noch fo sehr in den Vordergrund zerren, * sie wird nicht imstande sein, ihn selbst aus der Reihe der Großen der Weltgeschichte zu streichen.

Von dem Unternehmen der Allgemeinen Staatengeschichte, das nun son dreiviertel Jahrhundert in dem Verlage von Friedrich, Andreas Perthes, Aktiengesellshaft in Gotha, jeßt unter Redaktion von K. Lamprecht erscheint, sind im yerflossenen Berichtsjahre veröffentlicht worden: 1) In der Abteilung Geschichte der europäishen Staaten: Der zweite Band der Geschichte Böhmens von Bachmann, die Rumänishe Geschichte von I orga in zwei Bänden, der erste Band der Kretschmayrs{hen Ge- hihte Venedigs, die dritten Bände der Geschichte der Niederlande von Blok, der Belgischen Geschichte von Pirenne und der Geschichte der Shweizerischen Eidgenossenschaft von Professor Dierauer, endlih der erste Band der Geschihte Spaniens unter den Habsburgern von Häbler. 2) In der Abteilung Ge- schichte der außereuropäishen Staaten: Der erste Band der Geshihte Japans von Nachod. 3) In der Abteilung Deutsche Landesgeschichten, die speziell Herr Dr. Tille redigiert: Vancsa, Geschichte Nieder- und Oberöfterreichs, Bd. 1. Seraphim, Geschichte von Liv-, Est- und Kurland, Bd. 1. Wehrmann, Geshihte von Pommern, Bd. Il. Kaindl, Geschichte der Deutschen in den Karpathens ländern, Bd. T und Il, und der erste Band von Widmann, Geschihte Salzburgs.

__Die deutschen Ausgrabungen in Miletos, durch Pro- fessor Wiegand tatkräftig fortgeführt, haben in der leßten Zeit die Aufräumung der Löwenbucht gebraht. Dabei wurde, wie der „Boss. Ztg.“ mitgeteilt wird, ein höner Säulenhof entdeckt, der noch viele prächtige Architekturstücke enthielt, auch die Weihinschrift des Propylons des milesishen Bouleuterion trat zu tage. Sodann grub man beim Südmarkt einen zweishiffigen Hallens gang aus. In der großen Thermenanlage beim Dorfe Balad stieß man auf einen neuen ausgedehnten Saal. Die feine, wohlberehnete Anlage der Heizung ließ sich vortrefflich erkennen, wobei au die ausgezeihnet geformten und verbauten Hohlziegel mit- wirkten. Weiter ließ Wiegand noch in den Grabstätten am Kalabak Tepe und am Kastar Tepe Versuchsgräben ziehen. In dem nahen Didyma, dessen umfangreiher Tempelruinenbezirk nun mit vielen Kosten deutsches Eigentum geworden ist, wie auch Miletos zum größten Teile durch Ankauf gesihert und freigemaht wurde, ist mit der Abtragung der modernen und der mittelalterlißen Aufbauten be- gonnen worden. Bet den byzantinischen Bauresten traten wichtige Merkmale für die Zerstörungsgeshihte des Tempels zu tage. Die Windmühle, die bis vor kurzem das Wahrzeichen der Tempelruine war und sih keck auf die höchste Stelle der Shußhalde aufgepflanzt hatte, ist nun auch verschwunden.

In Schanghai ist am 1. Oktober die deutsche Medizin- \chule in Anwesenheit des Generalkonsuls und der Vertreter des Generalgouverneurs, der chinesishen Ortsbehörden und des deutsh- hinesishen Kuratoriums, ferner der Dozenten und Aerzte der Anstalt eröffnet worden. Acht Militärshüler aus Nanking werdêèn auf Re- gierungskosten ausgebildet; ferner find 23 Schüler eingetreten.

Land- und Forftw irtschaft. Ernteergebnisse in Kurland.

Das Kaiserliche Konsulat in Libau berihtet unterm 25. y. M. : Obgleich das Wetter sih soweit gebessert hat, daß die Erntearbeiten in Angriff genommen werden konnten, ist es bis jeßt doch nicht möglih gewesen, dieselben zu beenden. Es fehlt an Arbeits- kräften, weil fich die Arbeiten an den wenigen ganz regenfreien Tagen übermäßig häufen und Tagelöhner an maachen Orten garnicht, an andern nur gegen sehr hohen Lohn zu beshaffen sind. Roggen ist zwar meist eingebraht, Sommergetreide dagegen erst zum kleinsten Teil. Kartoffeln liegen noch überall in der Erde. Viele Heu- {läge stehen immer noch unter Wafser und müssen daher ungemäht bleiben. Die Winterfelder sind troß der Schwierigkeiten beim Bearbeiten des aufgeweihten Bodens durhweg bestellt. '

Ernteergebnisse in Dänemark.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Kopenhagen berihtet unterm 16. v. M.: In der letzten Zeit ist endlich besseres Wetter eingetreten. Seit einer Reihe von Tagen entsprehen Temperatur, Bewoölkung und Niedershläge annäh-rnd dem Normalen. Traten Nieder- {läge ein, so trocknete der Wind die Feuchtigkeit bald. Unter diesen Verhältnissen Ane die Erntearbeiten rüstig fortgeschritten, wenn auch starke Nebel gelegentlich hemmend wirkten. Das Korn ist fast überall gemäht, und auf den Inseln auch größtenteils ein- gefahren, während es in Jütland vielfah noch auf den Feldern liegt. Die kieinen Höfe sind im allgemeinen mit den Arbeiten weiter als die großen Güter. Die ungünstige Wiiterung dieses Jahres hat die EGrntearbeiten vielfah ershwert, sodaß nicht selten über Unbrauchbar- werden von Mähmaschinen geklagt wird.

Was die einzelnen Kornarten anlangt, so {eint das Ergebnis ein verschiedenes zu sein. Am wenigsten gut steht es mit demNoggen.

Die Quantität is gering und die Qualität noch geringer. Die Müller klagen vielfa darüber, daß sih der neue Roggen \{lecht mahlen läßt. Das Ergebnis wird als unter mittel zu betrachten sein. Etwas günstiger verhält es fih mit dem Weizen. Man hofft, daß die Quantität annähernd mittel sein wird. Die Qualität dagegen dürfte unter mittel ausfallen, da die Körrer zu klein sind und das Qualitätsgewiht zu niedrig ist. Von der Gerste hofft man, daß sie in quantitativer Hinsicht eine Mittelernte vlelleicht etwas darüber ergeben wird. on der Qualität weiß man noch nihts Sicheres. Die Farbe ist jedenfalls im allgemeinen keine gute. Vom Hafer dagegen erwartet man Gutes. Seine Farbe und die Ent-« wicklung der Körner lassen nihts zu wünschen übrig. Man hofft auf eine Ueber-Mittelernte. Mit den Rüben sieht es wentg günstig aus. An der für ihre Entwicklung notwendigen Wärme hat es în diesem Sommer zu sehr gefehlt, als daß man etwas Besseres als eine Unter« Meittelerrte erwarten könnte.

Da die Preise für landwirtshaftlihe Produkte ret hoh sind, so dürfte das pekuntäre Ergebnis der Ernte kein s{lechtes sein.

tert tete

Getreidehandel in Rotterdam.

Der KaiserliGße Konsul in Rotterdam berihtet unterm 26, v, M. : Ueber die Getreide-Ein- und Ausfuhr in den Niederlanden, insbesondere in Rotterdam bis Ende August 1907, liegen folgende Angaben vor: Eingeführt wurden:

seit Anfang des Jahres 1907

in die Nieder- lande

im August 1907

davon

n Notter- dam

_1000 kg [1000 kg/ 1000 kg

Verein.St. v. A. 13 021 60 306 Belgien «4 61 5521” 507 055 Deutschland 324 4 376 Rumänien . 7 950 154 305 Rußland . . 41 579 264 633 Anderen Ländern 30 205 360 637

Zusammen 154 631 1351 312

Belgien . 578 18 318 Deutschland 4 885 16 3€0 Numänien . 3 990 73 888 Rußland . .., 14712 123 226 Anderer Ländern 4 599

Zufammen 238 391

24 169 elgien. 5 601 52 730 ODester.-Ungarn ¿ 6 863 Deutschland 295 15 193 Rumänien . 3 240 74 469 Nußlland .. .. 15 158 117 619 Anderen Ländern 3 967 18 054!

Zufammen 28 261 284 928)

Verein.St. v. A. 35 432| 214 805 Dele «A 23 040; 129 120! Rio de la Plata 6 920 48 308 Rumänien . 32 753 113951 Rußland . 18 360 114 947 Andecen Länderr 2 942 19 559

Zusammen 119 447| 88 943| 640 690| Dea 6112 73 011 Deutschland 582 44 164 Rumänien 1158 48 990

Ruflland . . 11787 47 551 Anderen Ländern 1 630 21 241

Zusammen 21 269| 15 085] 234 957| Ausgeführt wurden:

davon in Notter- dam

in die Nieder- [lande

1000 kg_

92 187 827 723

204 747

20 529 224 728

459 965

158 036

seit Anfang des Jahres 1907

im August 1907

aus den | aus den [davon über Nieder- | Nieder- | Rotter- [anden | landen dam

nach:

1000 kg [1000 kg| 1000 kg | 1000 kg_

Belgien .….. | 22954 110 122| Deutschland | 125 433| 1095 472 Anderen Ländern 127| 662

Zusammen | 148 514 1 206 256 Belgien 373| 2 053

Deutschland 13 811| 161 194 AnderenLändern ; 6!

Zusammen 14 185 163 253!

34 038 3230 205 422 1 909

241 699|

15 356) 249 967] 2771 268 094

141 332

ai A England ats Deutschland

AnderenLändern Zusammen Belgien 1 669!

Deutschland | 49879 AnderenLändern 50|

Zusammen 51 598| S 4e 80 8 680 England 1 263

20 902

Deutschland 225 023 AnderenLändern 7 404

20 989| 15 0791 235 370

2631)

24 651| 1 836|

29 118 165 891

145 658

151 084

Dem Bericht der der all- tember

Washington, 2. Oktober. (W. T. pie Abteilung für landwirtschaftlißhe Produkte zufolge betru gemeine Durhschnittsstand von Baumwolle Ende dieses Jahres 67,7 9/0.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absþerrungs- maßregeln.

Rußland.

Die Kommission zur Bekämpfung der Pestacfahr hat die Städte Nishni-Nowgorod, Omsk und Kostroma für Solera- verseuht, die Städte Rostow a. Don, Jekaterinoslaw, Jelisawetpol, den Kreis Jelisawetpol und das Akmolinsk-

ebiet für cholerabedroht erklärt. Die Stadt Girin in der landshurei wird für choleraverseu§t erflärt. (Vgl. „N.-Anze® vom 21. v. M. Nr. 226.) Portugal.

Durch eine im Diario do Governo Nr. 216 veröffentlichte Vers fügung des Ministeriums des Innern vom 2. September d. J. if der Hafen von Bahia für seit dem 28. August d. J. von Heft verseucht erklärt worden.

C biîina.

Der Kaiserli®de Konsul in Mukden hat unterm 24. August d. J. angeordnet, daß dic aus Tientsin kommenden und den Hafen von Niutshwang anlaufenden deutschen Seeschiffe zur Verhütung der Cins(leppung der Cholera der gesundheits8- polizeili@en Kontrolle unterliegen.

Korea.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Sbul hat angeordnet, daß die von M otî (Japan) kommenden, den Hafen von Tshemulpo anlaufenden deuts@en Schiffe zur Verhütung der Ein- \{leppung der Cholera der San I e E Untere fudung gemäß den koreantshen Quarantänevorschriften unterliegen

Aegvpten.

Oer internationale Gesundbeitsrat in Alexandrien hat f ür Her-« künfte von Jamnagar (Ostindien) das Pestreglement in den äapptis@hen Häfen in Kraft gefeßt.