1865 / 168 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Ministerium der geistlichen , Unterrichts- uud Medizinal - Angelegenheiten.

In Berlin ist ein neues städtisches Gymnasium, welches den Namen »Sophien-Gymnasium « erhalten hat, sowie eine neue städtische Gerverbeschule, unter der Benennung »Louisenstädti- \he Gewerbeschule « errihtet und der daselbst bestehenden älteren städtischen Gewerbeshule der Name »Friedrichswerdersche Gewerbeschule « beigelegt worden.

Die Reäâlschule zu Nordhausen ist als Realschule erster Ordnung, das Progymnasium zu Siegburg als vollstän- diges Progymnasium, insbesondere auch im Sinne des g. 131 1. g. der Militair-Ersay-Jnstruction vou 9. Dezember 1858 und die höheren Lehranstalten zu Spremberg, zu Mülheim am Rhein, zu Neustadt in Oberschlesien und zu Delißsch sind als höhere Bürgershulen im Sinne des Reglements vom 6. Oktober 1859 anerkannt worden.

Berlín, 19. Juli. Se. Majestät der König haben Aller- gnädigst gerubt: Dem kommissarischen zweiten technischen Mitgliede der Direction der Ostbahn, Eisenbahn-Bau-Jnspektor Keil zu Brom- berg, die Erlaubniß zur Anlegung des von des Kaisers von Rußland Majestät ihm verliehenen St. Annen - Ordens dritter Klasse zu ertheilen.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin , 19. Juli. Se. Majestät der König fabren fort, wie aus Karlsbad, den 17. d. gemeldet wird, die Trink- und Badekur mit dem besten Erfolge zu gebrauchen. Neben den regelmäßigen Vorträgen des Minister - Präsidenten und des Militair- und Civil - Kabinets empfingen Se. Majestät der König am 15. d. eine aus Prag angekommene Deputation des K. K. österreichischen Jnfanteric - Regiments König von Preußen, bestehend aus dem Regiments-Kommandanten Oberst Benedeck und vier Offi- zieren, welche zur Begrüßung ihres Allerhöchsten Regiments - Chefs eingetroffen war und zur Tafel gezogen wurde.

Gestern wohnten Se. Majestät der König dem Gottesdienste in der evangelischen Kirche bei.

Danzig, 18. Juli. Der Verein zur Rettung Schiff- brüchiger hielt gestern im Artushofe eine öffentliche Sizung ad, in welcher der Bericht. des Vorstandes ergab 3400 Tblr. und 380 Tblr. jährliche Beiträge durch Sammlungen. Ein Statut wurde angenommen und ein definitiver Vorstand gewählt.

Hannover, 18. Juli. Se. Majestät der nig ist, wie die »N. H. Ztg.« meldet, in Begleitung Sr. Königlichen Hoheit des Kconprinzen , aus dem Lüneburgischen zurücfkehrend gestern auf der Marienburg wieder eingetroffen.

Mecklenburg. Schwerin, 18. Juli. Na) Bericht der »Meckl. Ztg.« wuïde am Freitag der Königlich chwedische Gesandte Baron von Hochschild von Sr. Königlichen Hoheit dem Groß herzog în feierlicher Audienz empfangen. Mie aus Marienbad geschtieben wird, dürften die Reiscdispositionen Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin Alexandrine eine Aenderung e€r- fabren, indem die hobe Frau wahrscheinlich er am Sonnabend in Schwerin wieder eintreffen wird.

Bayern. München, 17. Zuli. Zu der am Wsten d. M. in Franksurt a. M. wieder zusammentretenden Bundes - Konferenz über Einführung gleichen Maßes und Gewicbtes in Deutschland be- giebt sih dieser Tage als bayerischer Kommissär in Allerböstem Austrage der {on früber dazu ernannte K. Universitäts - Professor Dr. Jotly. (Bayer. Z.)

Destérreich. Wien, 17. Juli. Wie die »Wiener Abend- poft« méldet, liegen über das Befinden des Feldmarschalls Freiherrn von Het. die erfreulihsien Berichte vor.

Der Bötschaster« hört auf zu erscheinen. desselben wird am 3lsten d. M. ausgegeben.

Die »Wiener Abendpost« schreibt heute: »Oeffentliche Blätter bringen in neuerer Zeit wiederholt Mittheilungen über ein vor län- gerer Zeit von englischer Seite dem Finanzministerium gemachtes Anerbieten zur Bezablung der Staatsschuld an die Bank. Zur Be- richtigung dieser Gerüchte und der bezüglichen, lediglich auf Vermu- thungen beruhenden Mittheilungen sind wir zur Erflärung ermäch- tigt, daß ein formulirtes Anerbicten in dieser Richtung niht gemacht wurde, daß aber Gegenstand der diesfälligen Besprechungen sowie cines Entwurfes von PBunftationen die Verpachtung eines Staat®- monoPols als Aecguipalent für das zu gewährende Anlehen gewesen ist, wobei jedoch solche Bedingungen gestellt wurden, daß selbe von der Stäatôregierung als unannehmbar erflärt werden mußten.

Sechvweiz. Aus Ber, 18. Juli, meldet die » Fr. Postztg.« telegraphisch: Aus ‘Jerrnatten wird die Nachricht bestätigt, daß am 13. Juli bei Bestcigüng des Mattérhotns Lrei Engländer und cin Führer verunglüdckten, darunter der Präsident des Londoner Alpen- Klubé, Hudson, und der 18jährige Lord Dougias

Die leÿte Nummer

worden.

Niederlande. Haag, 18. Juli. Die Deputirtenkam-

| mer bat in ibrer heutïgen Sißung den Handelsvertrag mit

Fränkreich mit 51 gegen eine Stimme votirt.

Großbrítaunien und Jrland. London, 17. Iuli So weit bis jeßt bekannt, sind 457 Parlaments-Mitglieder gewählt Ihrem Bekenntnisse nach befinden sich darunter 283 Liberale und 174 Konservative. Verluste bäben die Liberalen bis jeßt an 97 Orten erlitten, während sie 39 erobert haben. Es kommt dies demnach einem Gewinne von 12 Stimmen gleich.

Der »Great Eastern« hat seine Reise vorgestern angetreten und gestern die Jnsel Wight passirt.

_ Frankreich. Paris, 18. Juli. Der Kaiser und die Kaiserin werden morgen Paris verlassen, wenn in dem Befinden des Kaiserlichen Prinzen keine Verschlimmrung eintritt.

äFtalien. Der mexikanische Gesandte, Herr Aguilar, so wie die Mitglieder der außerordentlichen mexikanischen Mission, die Herren Velasquez de Leon, Ramirez und Deguallado, haben sich von Rom nach Neapel begeben, um dort weitere Jnstructionen abzuwarten. Die Kardinäle und Prälaten, welehe der mexikanische Gesandte zu einem Diner und einer Soirée auf den 6., den Geburtstag des Kaisers Maximilian, eingeladen hatte, waren sämmtlich für densel- ben Tag und dieselbe Stunde von dem Papste zur Einweihung des Saales zur unbefleckten Empfängniß in den Vatican geladen.

Lamarmora denkt ernsilich an eine Erleichterung des Budgets durch Beurlaubungen und sonstige Ersparnisse. Es ist von Ent- lassung einer ganzen Altersklasse die Rede. Auch wurde eines der sieben Militair - Departements, das von Parma, aufgehoben ; vier militairishe Subdivisionen wurden gleichfalls abgeschafft; dagegen wird nach Beendigung der Lagerübungen die Besazung von Florenz verstärkt und zu dem Zwecke provisorisch noch eine Anzahl von Klostergebäuden in Anspruch genommen 1werden. :

Die offizielle Zeitung des Königreichs meldet, daß durch König- liches Dekret vom 12. Juli die definitive Schließung des bischöflichen Seininars von Comachio versügt ist, weil der Rektor, den Geseßes- verfügungen zuwider bandelnd, sih geweigert hat, die Besichtigung Seitens der Schulbehörde vornebmen zu lassen.

Man liest in der »Gazzetta del Popolo« von Fkorenz, daß be- schlossen is , die Deputirtenkammer in den ersten Tagen des August aufzulösen. Die allgemeinen Wahlen werden Anfang September

vorgenommen werden. Dánemark. Die in Hamburg, den 18. d., eingetroffene Kopenhagener » Departements - Tidende« veröffentlicht ein Protokoll über die Ergänzungen zum Friedensvertrage. Dasselbe ist in Berlin ausgefertigt und von dem Präsidenten v. Brästrup, Herrn v. Bismarck und dem Grafen Karolyi unterzeichnet. Scin Inhalt bezieht sih vorwiegend auf die ehemaligen Augusten- burgischen Besizungen. Alle Zinsen und diejenigen Theile der Kauf fumme, die nach dem 16. November 1864 noch rücständig waren, werden den Herzogthümern gut geschrieben ; dagegen find die früheren Schuldverpflihtungen Seitens der Beamten und Kommunen gegen- über der dänishen Finanzkasse an Dänemark zu entrichten. ]

Amerika. New-York, S. Juli. Der-Präsident Johnson ist auf der Genesung begriffen und hat einem Ministerrathe beige- wohnt. Spanien hat die Herausgabe des Widderschiffes »Stone- wall« ratifizirt, Der Gouverneur von Georgien hat die Sklaverei auf ewige Zeiten für abgeschafft erklärt. j

Die Ordnung der industriellen und landwirtbscaftlihen Ver- bältnisse in den Südstaaten geht einen sehr langsamen Gang. Die Verluste, welche der Krieg Über den Süden gebracht hat, wer- den von einem Richmonder Blatte auf 5000 Millionen Dollars berechnet, eine Summe, worin die Abschassung der Sklaverei frei- lich mit 240 Millionen in Anschlag sicht, der Antheil an der Verbindlichkeit für die nationale Kriegss{uld mit 500 Millionen, die Schädigung von vier Baumwoll - Ernten mit 1000, von vier Tabak- und Reis - Ernten mit 200 Millionen. Der Rest von cwa 900 Millionen würde den direkten Verheerungen des Kricges zur Last zu legen sein. Bisher scheinen die Bewohner des Südens sich noch {wer zu ernstlihen Anstrengungen aufraffen zu fönnen, um den Schaden wieder gut zu machen. Von den zerstörten Eisenbahnen sind einige zum Theil wieder in Stand gesezt worden, doch leidet die weitere Entwickelung einer neu- \chaffenden Thätigkeit unter dem Mangel an heimishem Kapital und unter den wenig ermuthigenden Aussichten, welche sich einst- weilen für die Einführung nordstaatliher Finanzkräfte eröffnen. Eine andere Hestaltung wird die Sachlage gewinnen, wenn erst die gänzliche Wiederanftihtung der bürgerlichen Geschordnung und die befricdigende Beilegung der viclsach s{chwebenden Besih- fragen den Kapitalisten des Nordens Vertrauen einflößen wird, sich an der Hetstellung. der Eiseubahn- und Dampfschifsfahrts-Verbindun- gen , sowie an lokalen Unternehmungen zu betheiligen. Auf den Plantagen wird nur eben so viel gearbeitet, daß für die persönlichen

Bedürfnisse des Augenblicks gesorgt werden fann. Doch sind noch;

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e der Sturz der Konföderation und die Béfreiung der Neger die | c î 4 L

Pflanzer ibrer Arbeitskräfte - beraubte cinige sehr bedeutende An- »flanzungen und Saaten vorgenommen worden, welche man dur zeitige Organisation des neuen Systems freier Arbeit vor der Erndtezeit noch in Sicherheit zu bringen hofft. Die neuer- lien militairishen Befehle zur Aufgreifung feiernder Neger als rbeits\{cuer Landstreicher wird ibren Zweck nicht verfehlen und den Agrikulturbezirken eine Menge von Negern wieder zuführen, die si bisber in der Umgegend von Feldlagern und von großen Städten umbergetrieben haben.

MWäbrend der letzte der südstaatlichen Kriegsgefangenen am 1. d. bei Point Look Out in Freibeit gesezt worden und die Armee des Südens abgesehen von den höchsten Offizieren vershwunden ist, gebt auch die Heeresmacht der Union mit ungebemmtem Fort- {ritte ibrer Auflösung entgegen. Der Amnestiegesuche laufen täg. lih zwischen 200 und 300 ein ; das »Pardonpult« in dem Büreau des Attorney-Generals is von solchen Schriftstücken förmlich Über- futbet. Am 5. d. gab der Präsident zu 180 derselben seine Qu- timmung. Von den Personen , welche unter die 20,000 Doll.- Klausel gebören, erbalten die meisten ohne weitere Umstände als die Vorzeigung eincs Attestes den gewünschten Pardon j Offiziere werden sich eines [längeren Wartens getrösten müssen. Es nd vorzugsweise die in West-Point erzogenen Militairs , welchen die Gnade des Präsidenten am längsten vorenthalten bleiben wird.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen - Büreau.

Düsseldorf, Mittwoch, 19. Juli, Nachmittags. Der »Rhei- nischen Zeitung« zufolge haben die Mitglieder des Comités für das Abgeordneten fest eine Quschrift- des Polizeipräsidenten v. Geiger erbalten, durch welhe das Festcomité für einen politischen Rerein erklärt und auf Grund des Geseßes vom 11. Mai 1850 g. 8 B vorläufig aufgelöst wird. Der Polizeipräsident verweist hier- hei auf die Strafbestimmungen des §. 16.

Koburg, Mittwoch, 19. Juli, Morgens. Der Landtag hat gestern die Beratbung des Preßgesehes beendet und dasselbe überein- stimmend mit den Beschlüssen des vorigen Landtages amendirt. Die Regierung bat abermals die Sanetion verweigert.

Wien, Mittwoch, 19. Juli, Morgens. Die heutige » Wiener

Zeitung- meldet in ihrem amtlichen Theile, daß der Geheime Rath

Baron Paul Senuyey mittelst Kaiserlicher Entschließung vom 18. d. M. zum Tavernicorum regalium Magister in Ungarn er- nannt sei.

Brüssel, Dienstag, 18. Juli, Nachmittags. Die Kammer der Abgeordneten bat das Amendement Orts, bezweckend, als Be- dingung zur Theilnabme an den Wahlen die Fähigkeit des Lesens und Schreibens aufzustellen, mit 43 gegen 27 Stimmen verworfen. Vier Mitglieder enthielten fih der Abstimmung.

London, Mittwoch, 19. Juli, Morgens. Die Liberalen haben gestern 2, im Ganzen bis jegt 17 Sige im Parlament gewonnen. Gladstone fiel in Oxford durch und wurde in Lancasbire enthu- siastish empfangen.

Paris, Mittwoch, 19. Juli, Morgens. Der beutige »Mo- niteur« meldet, daß die Gesundheit des Kaiserlichen Prinzen voll- fommen bergestellt ift.

Madrid, Dienstag , 18, Juli , Abends.

Ein. großer Brand hat

Florenz, Dienstag, 18. Juli, Abends. Der König wird in der Hauptstadt zurückerwartet. Jn Ancona haben sich einige Cholera- fälle gezeigt; in den beiden leßten Tagen sind jedoch keine gemeldet worden.

Gewerbe- und Handels-Nachrichten.

Das Eisenb ahn-, Post- uad Dampfschiff -Coursbu ch, weléhes, nah den Materialien des Königlichen Post-Cours-Büreaus in Ber- lin bearbeitet, im Verlage der Königlichen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei (R. von Deer) erscheint, ist so eben in Nr. 5 für das laufende Jahr aus- gegeben; Nr. 6 wird Anfangs September erscheinen. Dassselbe umfaßt

nur böbere |

Die Regierung hat die Haltung der Repräsentanten Spaniens in den leßten Verhand- lungen mit der ‘Republik Chile gemißbilligt.

Rom, Mittwoh 18. Juli; Abends. den Palast Sciarra zerstört, die Gallerie wurde gerettet.

A446 Seiten , außer verschiedenen Anzeigen-Anlagen , eiger große Karte von

Europa, dem Jubalts-Verzeichniß, dem Verzeichniß der Eisenbahn-Stationen, Verzeichniß der Eisenbahnen (KRXRXU Seiten), Ueber Werth und Brauch- barkeit dieses Buches hat das reisende und gewerbliche Publikum längst an- erkennend entschieden. Königsberg i. Pr. im Juli. Während des diesjährigen Wollmarkts sind: in der Mittelwaage y 2,934 Ctr. » » Hinterwaage Do 9 » dem Aschhofe. . 10,296 » in Sa Wolle gewogen, deren Durchschnittspreis pro 106 Pfd. sich für die feine Wolle auf 70 Tblr. bis 76 Tblr., feine Mittelwolle auf 63 Thlr. bis 68 Thlr., Mittelwolle auf 60 Thlr. bis 65 Thlr. herausgestellt hat. Von der zum Markt gebrachten Wolle find 16 Ctr. unverkauft ge- blieben. i Hamburg, den 18. Juli. Jn Folge des seit dem 1. Juli d. J. in Kraft getretenen Handelsvertrages mit Frankreich werden den hier sich auf- haltenden französishen Reisenden, Agenten und Geschäftsleuten nach einem vorgeschriebenen besonders stipulirten ¿Formular Erlaubnißscheine von dem GewerbeeBüreau ertheilt und zwar in der Weise, wie sie den Hamburgern von den französischen Präfekten für Frankreich und Algier ertheilt werden. Die hier geschäfttreibenden Franzosen erhalten gleih den Staatsangehörigen die dazu nöthigen Gewerbescheine gratis. (H. B. H.) i

Landwirthschaftliche Nachrichten.

Paderborn, 16. Juli. Morgen beginnt hier, wie der » Westf. Mer- fur« berichtet, cin großes landivirthschaftliches Fest. Die landwirthschaftlichen Vereine der vier Kreise Paderborn, Höxter, Warburg und Büren halten vereinigt ihre General - Versammlung, twvomit eine Ausstellung landwirth- schaftlicher Geräthe, Maschinen u. st. w., Thierschau mit Prämiirung, endlich eine große Verloosung verbunden sein wird. Die Vorbereitungen sind, Dank den Bemühungen des Comités, an dessen Spihe der Landrath Grasso und der Bürgermeister Wördehoff stehen, in großartiger und cnt- sprechender Weise getroffen. Die Betheiligung verspricht in allen Bezichun- gen eine bedeutende zu werden. Der Regierungs-Präsident von Minden wird, wie wir vernehmen, das Fest mit seiner Gegenmart beehren.

Aus Kienigt, 15. Juli, berichtet die »Osts. Ztg.«: Jn Winterraps und Rübsen i fast gar keine Ernte gemacht worden, 1ch habe nur ein ‘ein- ziges ziemlich gutes Feld gesehen. Sommerrübsen ist besser, auch Dotterx scheint gut zu werden, jedoch wird davon zu wenig gebaut und spielt die Witterung auch hierin noch eine bedeutende Rolle. i

Der Stand des Roggens is ein so verschiedener, wie ex selten war- jedo fommen die Urtheile alle darin überein, daß er schr Furz im Stroh und sein Stand ein sehr dünner list, besonders auf dem ‘hohen geringeren Boden ist derselbe sogar sehr schlecht, so daß er nur 1—2 Fuß dort lang im Stroh is , aber nicht allein auf. dem geringen Boden steht er \s{hlecht, sondern auch auf dem ganz guten, fein Ständ ist nur voll und gut in den niedern Feldern, wo er Feuchtigkeit genug hatte, so z. B, hier an der Oder entlang, wo der Boden ein gemischter milder is , auch sah ih vorgestern in der Gegend von Neu - Trebbin auf mehreren Stellen sogar Lager ‘im ‘Rog- gen. Mögen diese Ausnahmen immerhin scin, und wenn auch nícht zu verkennen, daß durch den lehten Regen und die kühle Witterung das Korn sich gehörig , vollständiger und besser ausgebildet hat, so wird diése Ro:gen- Ernte gewiß hinter der vergangenen weit zurückstehen, wenigstens in der Qualität. Mit dem Schneiden des Roggens is bereits begonnen.

Auch der Stand des Weizens is sehr verschieden , / obgleich derselbe viel besser als der des Roggens ist, denn man sieht zwar recht geringe Fél- der, jedoch die Zahl der guten und besseren is weit größer als beim Rog- gen, leider ist áber viel Brand în manchen Feldern. Das Stroh ist durch- \nittlich so lang, wenn: nicht länger, als beim Roggen. i 4

__ Wenn von der vorigjährigen Ernte unsere Oderbruch-Gerste öfter für mätkische und \{lesische gehalten worden ‘ist, so dürfte dies in diesem ahre nicht gut möglich sein, indem dieselbe voller Wild-Hafer is , ‘daß manche Felder oberflächlih angesehen, für Hafer gehalten werden. ‘Wenn nun auch der meiste Wild-Hafer auf dem Felde bleibt, da er in der Regel früher als Gerste reift und beim Reinigen der Gerste fehr viel noch herauskommt, so wird von der großen Masse dennoch genug unter der Gerste bleiben. Was den Stand derselben anbetrifft, so is er mit geringen Ausnahmen gut, 4mit- unter sind Feldèr von folcher Ueppigkeit vorhanden, daß es tin Vergnügen ist, sie anzusehen. Wir sind also wohl berechtigt , wenn wir s{chöne Witte- E haben, auf eine gute Ernte sowohl in Qualität wie Quantität zu rechnen.

Hafer läßt mit wenigen Ausnahmen nichts zu wünschen übrig, ja es is mitunter merkwürdig anzusehen, wenn ein Haferfeld gegen Roggen stebt

“und ersteres um 2 Fuß höher als lehteres ist, es is gewiß keine Ueber-

treibung, wenn man sagt, es giebt Haferfelder, wo der Halm durchschnittlich 4 Fuß lang ist.

Kartoffeln versprechen bis jeßt sehr gut zu werden, da dieselben schön im Kraut stehen und über den Knollenanfaß nicht zu klagen is ; bei dieser Frucht hängt aber noch viel von der Witterung ab. ;

Von Klee ist mit seltenen Ausnahmen der exste Schnitt gar nicht, wenigstens sehr schlecht, gerathen „und da im Frübjabr viele Kleefelder um- gepflügt worden sind, so ist auch wenig auf den zweiten Sehnitt zu retdnen.

Oberwiesen haben weht gut „und ziemlich viel Futter geliefert und ist dasselbe bei schöner Witterung geborgen worden.

Die Gesammternte verspricht also durchschnittlich nicht viel unter, wenn nicht gar eine Duxchschnitts «Ernte für den Landwirth zu werden; wad an Roggen fehlt, erseyt Hafer und Gerste und was an Klee und Roggenstrod mangelt, kann Gerst- und Haferstroh ersegen. Da die Ernte aber noch auf dem Felde steht, so hängt noch Vieles von der Witterung ab.

Die Getreide - Vorräthe sind ziemlith aufgeräumt, jedoed wird ummer noch für jeßige Jahreszeit stark verladen