1865 / 201 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

2744

Naffau. Wiesbaden, 24. August. (Fr. J.) Jn der

beute Vormittag stattgehabten Sißzung der Ersten Kammer wurde

dem Antrage der Abtheilung zufolge die Legitimation des Geheimen Regierungsraths von Trapp, als Vertreter des Grafen von Schöôn- born, beanstandet und die Prüfung derselben an einen besonderen Ausschuß verwiesen; ebenso wurde beanstandet die Legitimation des Grafen von Kielmannsegge, der den Siy der freiherrlich von Stein'schen Familie zum ersten Male eingenommen hat. von Trapp ist vorläufig von der Theilnahme an den Verhandlungen ausge- \{lossen, von Kielmannsegge indessen zugelassen. : i

IKürttemberg. Stuttgart, 25. August. Herr v. Bismarck is gestern Abend hier angekommen und hatte sogleich eine Konferenz mit Herrn v. Varnbüler, der, wie das »¿Fr. A telegraphisch meldet, au heute den ganzen Morgen bei ibm war. Um 12 Uhr reist Herr v. Bismarck wieder ab.

Niederlaude. Haag, 23. August. (Köln, Ztg.) Der Herzog Karl von Braunschweig ist nach einem 16 Monate langen Aufenthalte, während dessen er den Advokaten viel zu thun gab, wieder von hier fortgezogen. Morgen wird das Erinnerungs- Monument an die Rückkehr des Königs Wilhelm |. im Jahre 1813 an dem Punkte, wo derselbe ans Land stieg, in Scheveningen unter großen Festlichkeiten enthüllt werden. Die Beurtheilungs-Kom- mission für die eingelieferten Pläne ¡um Baue des neuen Parla- mentsgebäudes is ernannt und wird ihre Sißungen beginnen.

Großbritaunuien und Jrland. London, 24. August. In Portsmouth, wo man nächste Woche. einen Gegenbesuch ias französishen Geshwaders erwartet, werden großartige An- stalten getroffen, um die Alliirten in würdiger Weije zu bewirthen. Die Gemeindebehörden haben cine Anzahl Bankette und Bälle zu veranstalten beschlossen natürlich auf Stadtkosten und es ist zu dem Zweck eine Geldsammlung im Gange, deren Ertrag si jeßt hon auf 1200 Pfd. St. beläuft.

Frankreich. Paris, 24. August. Das Lager bei Chalons wird am 4. September aufgehoben. Im nächsten Jahre kommt die Garde an die Reihe, welche nebst zwei Divisionen der Line unter dem Marschall Regnault de Saint Jean d’'Angely manôövriren wird.

25. August. Ueber den Unfall, welcher gestern Abend in Neuenburg einen Wagen- des Kaiserlichen Gefolges auf dem Wege vom Hotel Bellevue nah dem Bahnhofe betroffen hat, meldet der » Abend-Moniteur«: Außer der Prinzessin Anna Murat haben die Gräfin von Montebello und die Hofdame Mlle. Bouvet, welche sich in dem Wagen der Prinzessin befanden, Verlegungen er- litten; mehrere Personen wurden übergcfahren. Der Kutscher wurde fontusionirt, und ein Lakai brach das Bein. Der Kaiser ist heute Morgen abgereist j die Kaiserin bleibt, um die Verwundeten, deren Zustand übrigens befriedigend ist, zu pflegen,

Spanien. Aus Madrid, 23. August, wird telegraphirt: »Der »Correspondencia« zufolge wirb die Königin sih niht nach Logroño begeben. « Au aa g 7

Wie die »Epocas« erfährt, wird der spanishe Hof vor Ende August nichl von Zarauz abreisen. Die Zusammenkunst mit dem Kaiser und der Kaiserin der Franzosen soll in sehr intimer Weije vor sich gehen. Von , französischer Seite werden nur Drouyn de Lhuys und General Fleury als Begleiter auwesend sein.

Jtalien. Pius 1X. will eine Rehnungskammer einsehen j eine Kommission ist beauftragt worden, die Frage zu begutachten und Vorschläge zu machen.

Dánemark. Kopenhagen, 22. August. Dem binnen wenigen Tagen außerordentlicher Weise zusammentretenden Reich8- rath wird in der jütländischen Kriegsentshädigungs - Frage eine Negierungs-Vorlage gemacht werden, welche in dem gestern abgehal- tenen Geheimen Staatsrath definitiv festgestellt worden ist. |

Helsingör, 24. August. Der König und die Königin mit der Königlichen Familie, so wie der Großfürst Constantin langten hier heute Mittag 1 Uhr auf dem Dampfschiffe »Schleswig« von Kopenhagen an, werden in Marienlyst ein Dejeuner einnehmen und zu Wagen eine Tour in die hiesige Umgegend machen.

Ruß!'and und Polen, Von der polnischen Grenze, 24. August. (Ofts. Z) Die aus Militair- und Civilpersonen be- stehende Kommission zur Ermittelung der Ursachen der Brände im Königreich Polen entwickelt große Thätigkeit. Es ist thr bereits ge- lungen, die Anstifter des Brandes in der Stadt Siedlce zu ermit- teln und zur Haft zu bringen. Zwei derselben haben das Geständ- niß abgelegt, daß sie von einem ihnen unbekannten anständig ge- fleideten Manne zur Brandstiftung aufgefordert seien und je 10 SR. dafür erhalten hatten. Auch in Lowicz und Plock sind Brandfstifter verhaftet worden.

| allen Parteien ihre Rechte zurückgeben wird;

| voraussichtlich um Zwanzig Millionen verringert werden. | in Kentuy. | zieren ein, die Mannschaften zur höchsten Stu}

| Leistungsfähigkeit zu bringen, da das Corps wahrscheinlich noch län- | gere Zeit in Texas bleiben werde.

Amerika. New - York, 12. August. Die Unions- Convention des Staatcs New-York hat am 10. ds. in Port- land, einer Stadt am Erie-See, unter zablreicher Betheiligung aus dem ganzen Staate und geleitet von J. A. Peters aus Bangor als dem Präsidenten stattgefunden. Bei der Nomination zum Gou- verneur erhielt Samuel Con y, der gegenwärtige Gouverneur, von 564 Stimmen 553. Nach der Abstimmung wurde eine Reihe von Resolutionen vorgeschlagen, welche einstimmige Annahme fand. Die bedeutendsten derselben lassen sich folgendermaßen in Kürze wWwieder- geben : 46M )

»Die Prinzipien und Maßregeln der Administration des Präsidenten Lincoln werden von Neuem anerkannt und Präsident Johnfon ver- dient unbedingtes Vertrauen, weil man von ihm erwarten darf, daß er - der Regierung liegt die Pilicht ob, jene Staaten, deren Bevölkerung noch unzuverlässig ist, unter provisorischer Regierung zu halten ; es ist das Recht und die Pflicht der Regierung, bei der Reorganisation der rebellischen Staaten die Vollziehung des die Sklaverei abschaffenden Amendements zur Verfassung, die Beseiti- gung aller Rechtsbeschränkungen, welche auf dem Unterschiede der Farbe beruhen, und die vollkommene Gleichstellung Aller zu verlangen ; Ver- rath is ein Verbrechen und muß besiraft werden, und das Gefeß 1} gegen die Mitglieder der weiland kfonföderirten Regierung in Anwendung zu brin- gen; die Bestrafung der untergeordneten Werkzeuge der Rebellion wird wenig nügen, so lange nicht Jefferson Davis vor Gericht gestellt und bestraft worden ist; die Verfassung der Vereinigten Staaten muß amen- dirt werden, auf daß Gleichberechtigung und Einheitlichkeit des Vertretungs- rechts der Staaten im Kongresse gesichert werde; die Emancipations- Proclamation des Präsidenten Lincoln, die Einstellung von 100,000 Mann farbiger Trappen in die Armee, die Treue der farbigen Race inmitten des Verraths haben die nationale Ebre verpfändet, daß die Farbigen in der That wie dem Namen nach alle politischen Rechte der Freiheit genießen sollen. « |

In Verbindung mit der Angabe, daß in dem Kabinetsrathe vom 17. d. lebhafte Debatten vorgekommen seien, zirkulirt das Ge-

| rücht, daß beim Zusammentritte des Kongresses eine einflußreiche

Opposition mit dem Oberrichter Chase an der Spitze auftreten und Néegerstimmrewt, Vobe Darife Und. Centralisation. dtr Macht in der nationalen Regierung anstreben werde. Die Zoll- einfünfte des Monats Juli belaufen sich auf zehn Millionen Dollars; derx laufende Monat soll noch cinen viel reicheren Ertrag geben. Es heißt, die Regierung werde die nächsten Wochen hindurch täglich eine Diillion Dotlars auf den Markt bringen, um die von den inneren Revenüen nicht gedeckten Notenbedürfnisse des Schaßamtes zu erhal- ten. Das Saldo von Gold in der Schagkammer werde dadurch Eine große Reserve an Gold jei nicht erforderlich, da die Zolleinnahmen für die

| Zinsenzahlungen in baar ausreichen. Die demokratische Presse beschäftigt sih viel mit den Wahlen

Die Militairbehörden sollen allen demokratish ge- sinnten Wählern den Zutritt zur Urne verwehrt und zahlreiche Ver- haftungen Widerstrebender vorgenommen haben; gegen die Wabl eines jeden Republikaners , der unter so rechtswidriger Einmischung gewählt worden, werde Protest erhoben werden. J General Weitel, welcher-in Texas das 295. Armee - Corps,

| meist Neger , kommandirt , {ärft in einem Tagebefehle seinen Offl-

e der Disziplin und

Quebec. Der General-Gouverneur hat das canadische Parlament am 8. d. mit einer Rede eröffnet, in welcher er von dem Plan der bundesstaatlichen Cinigung der britischen Provinzen Nordamerika's in hoffnungsvollem Tone sprach. Das Parlament berieth am folgenden Tage die Antworts - Adresse, welche mit ciner

| Majorität von zwei Dritteln Annahme fand; sie stimmte mit dem

General-Gouverneur in der Erwartung überein, daß in nicht ferner

Zukunft die Küstenkolonieen dem Conföderationsplane beitreten wUk-

den. Das Aktenstück, welches den Bericht der nach England ge- \hickten Deputation enthält und dem Parlamente vorgelegt wurde, braucht keiner detaillirten Erwähnung, da die Thatsachen bereits aus dem Berichte bekannt sind, den das englische Ministerium Uber die in London gepflogenen Konferenzen veröffentlicht hat.

Die Ankunft der »Sphinx« in Heart's Content hat auf New- foundland zu voreiligen Freudebezeugungen Veranlassung gegeben. Man glaubte, die »Sphinx-« sei die Vorläuferin des »Great Castern- und zwei Dampfer fuhren schon hinaus, um dem Riesenschifse un Empfang zu bereiten. Tausende von Besuchern waren nach der Dreifaltigkeitsbucht gekommen, haben sich aber {hon in großer Ent- täushung wieder nach Hause begeben.

Asien. »Reuter's Office« hat Nachrichten aus Shanghal bis zum 12. Juli erhalten. Die Nyenfei-Jnsurgenten lagerten i der Umgegend von Peking; es lief sogar das Gerücht von A Einnahme der Stadt. Oberst Burgevine wird noch immer gefangel gehalten ; der amerikanishe Gesandte hat die Freilassung desselben mit der Erklärung verlangt, daß eine Weigerung als casus belli a geschen werden würde. Der Aufstand der Taipings scheint beendet. Fn Japan herrsht Nuhe.

| nissen beseht sein,

Australien. Die neueste Ueberlandpost bringt Nachrichten aus Melbourne bis zum 26. Juli. Der König der Maoris hat

die Convention bestätigt, welche William Thompson, einer der Führer

der Eingeborenen im lehten Kriege, mit den Engländern abgeschlossen

hatte.

E T T R E ML

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen - Büreau.

Paris, Sonnabend, 26. August, Morgens. Wie der heutige „Moniteur« meldet , is der Kaiser gestern in Fontainebleau einge- troffen. Die Kaiserin is in Neufchatel zurückgeblieben.

Madrid, Freitag, 25. August, Abends. Die »Correspondencia« dementirt die Nachricht, daß in Uldecana neue Unruhen ausgebrochen seien. Die Cholera ist in Gibraltar von Neuem aufgetreten, dagegen ist sie in Barcelona erloschen und hat in Valencia abge- nommen.

Lissabon, Freitag, 25. August, Abends. Jun der Deputirten- fammer fand heute die Wahl des Präsidenten statt. Der Kandidat der Regierung wurde mit ©5 gegen 74 Stimmen gewählt.

Kommission zur Berathung der Coalitionsfrage. Berlin, den 25. August 1865. Die Kommission nahm in ihrer heutigen Sihung, welcher der Herr Handelsminister von 1 Uhr bis zum Schlusse beiwohnte, zur Frage 2 noch folgende Resolution an:

Die Kommission spricht die Ueberzeugung aus, daß mit und nah Auf- |

hebung der F§. 181 und 182 der Allgemeinen Gewerbe - Ordnung vom 17, Januar 1845 auch die sonst auf anderen Arbeitsgebieten noch vor-

handenen gleichartigen Beschränkungen des Coalitionsrechbts, z. V. die in

den §ÇF. 16 und 17 des Geseßzes vom 21. Mai 1860 (betr. die Aufsicht |

der Bergbehörden über den Bergbau und das Verhältniß der Berg- und Hüttenarbeiter) enthaltenen Beschränkungen in Wegfall konunen müssen, und beschaftigte sich sodann mit der Frage: »ob es im Falle der Aufhebung

der Coalitionsverbote des Erlasses besonderer Bestimmungen zum Schutze |

Derjenigen bedürfe, welche an der Verabredung, die Arbeit einzustellen, nicht Theil nehmen wollen , und gegen welche Handlungen oder Unterlassungen die Strafbestimmungen vornehmlich zu richten sein würden. « Zu dem zweiten Theil der Frage waren die folgenden Anträge gestellt Die Kommission wolle beschließen : 1) die im §Y. 182 der Gewerbe - Ordnung vom 17. Januar 1845 ausgesprochene Straffälligkeit der Verrufserklärungen, und 2) die Strafbestimmungen der F. 181 und 182 daselbst wegen des Zwanges gegen die Obrigkeit durch Verabredung von Arbeits- einstellungen sind beizubehalten ; Es sind Strafbestimmungen gegen Solche zu erlassen, welche zur

Arbeitseinstellung auffordern oder anreizen, ohne dem Kreise der |

betreffenden Arbeiter selbs anzugehören.

) Es sind Strafbestimmungen zu treffen, welche mit denen der

Gewerbe - Ordnung für das Königreich Sachsen vom 15. Oktober |

1861 übereinstimmen. Der erste Thetl der obigen Frage wurde von 1 17 Stimmen verneint,

U

Stimmen bejaht, von

von den zum zweiten Theil der Frage gestellten, oben unter 1 bis 4 |

aufgeführten Anträgen fand keiner die Mehrheit der Stimmen. __ Dagegen nahm die Kommission mit allen gegen eine Stimme die Re- jolution an: Im Interesse der Arbeiter selbst erscheint es ziveckmäßig , die eim- \chlagenden Strafbestinmungen über Gewalt an Personen und Sachen, über Drohungen, Betrug, Widerseßlichkeit gegen obrigkeitliche Anordnun- gen, über Erregung von Haß und Verachtung, Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung, soweit sie nach allgemeinen kriminalrechtlichen Grund- sagen strafbar sind, zur Belehrung der Betheiligten übersichtlich zusammen zu siellen. Die nächste Situng findet am Sonnabend den 26. statt.

a A Jn den Tagen vom 23. bis zum 26 September d. J. wird zu See ein Wettkampf von Civil- und Militair-Musikcorps des Jn- und Auslandes stattfinden. Anmeldungen zu demselben sind bis zum 31. d. M. bei dem Verwaltungsrathe der Société Royale de la grande harmonie in Brüssel einzureichen. Die Bedingungen der Theilnahme sind aus dem Programm zu entnehmen , dessen Einsicht bei den Königlichen Polizei-Prä- sidien hierselbst und in Cöln erfolgen kann.

“Sine Cic ana

Kunst- und wissenschaftliche Nachrichten.

rier 23; August. Die Ausstellung von kirchlichen und reli- Zldsen Gegenständen, meldet die »yTr. Ztg.«, geht ihrer Vollendung entgegen ; nach Verlauf von acht Tagen werden die meisten Gegenstände aubgepackt und aufgestellt sein. Ein Vergleich mit den ähnlichen Expositionen a lehten Jahre ergiebt, daß die hiesige Ausstellung sehr umfangreich und uind QAltig wird insbesondere übertrifft sie jene Ausstellungen zu Aachen Mir D Ein einziger Fabrikant von metallenen Kirchengeräthen hat 80 1 für Uber 5000 Thlr. hierher gesendet. Jm Ganzen werden circa „V Quadrat-Fuß Bodenfläche vollständig mit Kunst- und Gewerbserzeug- cut | Gegen nächtlichen Diebstahl sind die geeigneten Vorkeh-

gen getroffen.

| stände für 2360 Tblr

2745

| Am 18. d. M. hat im Beisein des herzoglichen Consistorial - Vrä- | fidenten aus Dessau die Oeffnung des S ets BaieE des ck

20. Mai 965 verstorbenen und in der von ihm erbauten Kirche in Gern-

rode beigeseßten Markgrafen Gero stattgefunden. Man hat darin | eine geringe Anzah: menschlicher Gebeine vorgefunden und eine Glasflasche, | deren Jnhalt das Scriptum eines hiesigen Geistlichen enthielt, welcher früher | bei Gelegenheit einer Verrückung des erstern folche hinein gethan hat. Das Schriftstück erwähnt einer vorgenommenen Renovation in der Kirche, daß der Sarkophag erst im Mittelschiffe derselben \sich befunden und dann nach dem hohen Chore translocirt sei und daß an demselben ein Täfelchen befindlich gewesen (welches jeßt nicht mehr existirt) mit folgender Inschrift : ü Laussnütz Erster Fürst war ich, Dreyssig Wendischer Herrn tödt ich, Stift Gernrode von eigener hab, / Daselbst man sicht noch heut mein Grab.

__ Außerdem befinden sich in dem Scriptum Notizen über die damals hier fungirenden Geistlichen u. st. w. Nach Oeffnung des Sarkophages laßt sich übrigens von einem solchen eigentli nicht mehr reden. Der leere Raum darin isst nur 4/ 9/ lang, 1! 3 breit und 2! tief, mithin nicht groß genug, um einen männlichen Leichnam aufzunehmen. Es handelt sich nur um ein Grabdenkmal in Sarkophagenform. Dasselbe trägt die Jahres- zabl 1519 und ist wahrscheinlich von der damaligen Aebtissin Elisabeth v. Weyda hergestellt worden, weil das ursprüngliche Grabmal im Laufe von beinahe jechs Jahrhunderten schadhaft geworden sein wird. Jedenfalls sind die zu Jener Beit etwa noch vorhanden gewesenen Gebeine Gero's wieder hineingelegt worden. Das Grabimonument ist unverändert vor den Auf- gang nach dem hohen Chore gebracht, wo ursprünglich die Beiseßung des Markgrafen stattgefunden haben wird. Die vorgefundenen Gebeine nebst

jenem Seriptum sind wieder hinein gethan und außerdem is eine Abschrift

der Verhandlung über die jehige Oeffnung und Translocirung des Grabmals beigelegt worden. Der Aft der Schließung hat am 22. d. M. in feierlicher Weise stattgefunden. ;

Der evangelische Kirchengemeinderath in Konstanz hat die Idee zu einem Hußdenkmal daselbst angeregt. Die Büsten von Johann Huß und seinem ¿Freunde Hieronymus von Prag sollen nämlich in einer dorti- gen Kirche aufgestellt werden. Ja der Nähe des Plaßes, wo der Refor- mator verbrannt wurde, ist bereits ein Grundstück zu diesem Zwecke ange- fauft und am 6. Juni, als am 450. Todestage des Märtyrers, der Grund- stein gelegt worden. Zur Ausführung des Baues aber fehlt es der Ge- meinde an Mitteln, weshalb sie sih an das protestantische Deutschland wenden will.

Am 23sten is in Wien der akademische Rath Professor Fer di- nand Georg Waldmüller im 72. Jahre seines Alters, plöglich an Lungenlähmung verschieden. Waldmüller gehörte zu den begabtesten Genremalern der Wiener Schule, Seine Gemälde, meist Scenen aus dem österreichischen Dorfleben , erfreuten sich nicht blos in Oesterreich , sondern as Auslande großen Beifalls und waren namentlich in England sehr gejucht.

Statistisbe Nachrichten.

Die neueste Doppelnummer der Zeitschrift des sächsischen sa- tistishen Bürcaus giebt die Vertheilung der bei der leßten Volkszählung ermittelten Bevölkerung des Landes nach Geschlecht , Civilstand, Religion 2c. Beigefügt ist diesmal eine Vergleichung dieser Uebersicht von sänuntlichen Zählungsjahren aus der dreißigjährigen Periode von 1834—1864. Neu is ferner eine Zusammenstellung dex Dörfer mit mehr als 2000 Einwoh- nern, deren es 75 im Lande giebt, die meisten im Gebirge und in der Lausiy und eine spezielle Uebersicht des Wachsthums der großen Dörfer in der nächsten Umgebung von Leipzig, sämmtlich niht über zwei Stunden von der Stadt entfernt. Die Einwohnerzahl derselben if in den 21 Jahren 1843 - 1864 von 20,079 auf 52,059 Seelen gestiegen.

-— Der Jahredöbericht des preußischen Konsulats zu Ostende (Nr. 94 des pr. Hand. Arch.) enthält folgende Mittheilungen: Jm Konsular- Bezirk Ostende wurde während des Jahres 1864 von Preußen einge- führt : Holz (Eisenbahnschwellen) 3968 Cbmtr. im Werthe von 52,907 Thlr., Bauholz 414 Cbmtr. für 8832 Thlr., Wein in Fässern 1111 Gall. für 1200 Thlr. , Wein in Flaschen 1062 Stück für 821 Thlr., Bier in ¿Fässern 3111. Gall. für (21. Thlr: «Flachs C200. Rog, Mi

| 2976 Thlr, Physikalische Instrumente für 1920 Thlr. , Bücher, ungebun- | dene, 91 Kos. für 145 Thlr., Kurze Waaren für 1127 Thlr., Fleisch aller

Art 320 Thlr. , Manufakturwaaren für 736 Thlr., nichtbenannte Gegen- Der Import aus Preußen beläuft sich sonach im Jahre 1864 auf 74,091 Thlr. gegen 67,604 Thlr. in 1863 und besteht hauptsächlih in Holz, nämlich einigen Ladungen Schienenhölzern und einer Partie Dielen. Leßtere können nur in kleinen Quantitäten einge-

| führt werden, da die Eingangszölle besonders für Dielen unter 5 Centti- | Meter Zu Po

ch sind; durch eine Ermäßigung der hohen Zölle würden die Einfuhren bedeutend gewinnen, da die Qualität der von Memel und Stettin bezogenen Hölzer sehr geschäßt ist. Der Zolltarif

| von 1847 ist noch in Kraft, Veränderungen sind im Laufe des Jahres 1864 | nicht eingetreten. | Z preußische, eingelaufen.

Während 1864 sind in Ostende 445 Schiffe, darunter Das nach Preußen und dem Zollverein exportirte Quantum von frischem Fisch und Austern in 1864 kann un- gefähr betragen : frischer Fisch, feiner Fish für 4000 Thlr., Austern und

Hummern 50,000 Thlr.

Es wurden von England im Laufe des Jahres 1864 für 4,335,026 Thaler gegen 3,649,735 Thlr. in 1863 über Ostende nah Preußen und dem Zollverein transitirt.

Gewerbe- und Handels-Nachrichten.

Aus Danzig, 7. August, wird in Nr. 34 des »Pr. Hand. Arch.« berichtet: Die günstigen Witterungs8berichte des Auslandes übten auf die

S TAIEAMTN