1865 / 212 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Schleswig-Holstein. Rendsburg, 7. September. Vor dem heute hier eingetroffenen General-Lieutenant von Manteuffel fand eine Parade der hier garnisonirenden Oesterreicher statt. Der General besuchte darauf das preußische Lazareth.

Die »Apenrader Nachr.« melden: An der in diesen Tagen vorgenommenen Damp f\chifftour der Nordshleswiger nach Kopen- hagen haben sich von hier aus ca. 300 Personen betheiligt, worun- ter sich auch viele Frauen und Kinder befanden. eine politische Demonstration sein sollte, so verlief dieselbe ziemlich unbeachtet. Von den angesehenen Bewohnern der Stadt sowohl, wie der Umgegend, betheiligte sich fast Keiner, und viele Landleute benußten, nach ihrer eigenen Aussage, diese günstige Gelegenheit nur, um Kopenhagen einmal zu sehen oder dortige Verwandte oder Bekannte zu besuchen. Unter dem handeltreibenden Publikum, {reibt man der »Flensb. Nord. Ztg.« aus Kiel, scheint die richtige Ansicht immer mehr durch- zudringen , daß die \chleswig-holsteinishe Jnterimsflagge für Schiffe, welche auf die lange Fahrt ausgehen , nicht ausreicht,

sondern vielmehr sehr unvortheilhaft ist. Wie wir vernehmen , hat |

auch der Kaufmann H. D. Lange, der in früheren Rhederversamn1- lungen für die Interimsflagge sich aussprach, nunmehr als Korrespon- denzrheder für das Actienschiff »Adelaide« die preußische Flagge nach- gesucht.

Von den Herren Baron Scheel-Plessen, Baron Blome- |

Heiligenstedten, Justiz-Rath Rötger und mehreren anderen Abgeordneten ist den Konvokanten der Versammlung Abgeordneten nach Kiel, der »Flensb. Nordd. QZtg.« zufolge, nach- stehende Zuschrift zugegangen :

» Auf die an uns ergangene Einladung zu einer Versammlung der | holsteinschen Ständemitglieder beehren wir uns Folgendes zu erwidern: | & E n h i Gewiß verkennen wir nicht die Bedeutung der gegenwärtigen Lage des | sie genöthigt, fast das ganze Mobiliar an Bord den Flammen zu }

Landes, können aber eine Aeußerung der Ständemitglieder über dieselbe \chon deshalb nicht für unbedenklich halten, weil dieselben dadurch einer in offizieller Weise von ihnen verlangten Aeußerung vorgreifen könnten. Sollte aber auch dieses Bedenken sich beseitigen lassen, so kommt in Be- tracht, daß bekanntlich die Ansichten darüber weit auseinander gehen, welche Ursachen hier im Lande zur Herbeiführung der augenblicklichen Sachlage mitgewirkt haben und über die zur Aenderung derselben geeigneten Mittel, und daß es daher großen, vielleicht unüberwindlichen Schwierigkeiten unter- liegt, sich über Vorschläge zu einigen, dur) deren Befolgung das Wvhl des Landes, welches wir gewiß Alle vor Augen haben, würde gefördert werden. Unter allen Umständen is nach unserer Meinung in dieser Beziehung fein anderer Weg möglich, als der Weg der Vorstellung an die beiden deutschen Großmächte, von denen die preußische uns als diejenige erscheint, auf welche die Herzogthümer für die Zukunft zunächst angewiesen sind. Da aber selbst diese Präliminarfrage nach demjenigen, was uns über die Verhandlungen bekannt geworden, die der jeßigen Einladung vorhergegangen, nicht mit Ein-

stimmigkeit wird zur Erledigung gebracht werden fönnen, so versprechen wir |

uns von der beabsichtigten Versammlung keinen geeigneten Erfolg und ver- zichten auf eine Betheiligung an derselben. «

Lübe, 6. September. Unser aus einem Bataillon Infanterie bestehendes Bundeskontingentk, \hreibt man den » Hamb. Nachr.«, hat seit der Theilnahme an dem vor mehreren Jahren bei Nordstemmen abgehaltenen Uebungslager des 10. Armee- Corps an feinem größeren Manöver Theil genommen und selbst die eigentlichen Felddienstübungen waren bei demselben in den Hinter- grund getreten , da dasselbe mehrere Jahre hindurch in seiner vollen Stärke überall nicht einberufen wurde. Der seit Anfang die- ses Jahres zum Commandeur unseres Kontingentes ernannte Major von Bülßingslöwen hat nun, in der richtigen Er- kenntniß, daß nur durch größere gemeinsame Uebungen die volle Ausbildung der Leute erreicht werden kann, bei der Behörde erwirkt, daß das Bataillon in diesem Herbste in seiner vollen Stärke ein- berufen wurde und daß zum Schluß der Uebungen auf 14 Tage ein Zeltlager bei dem eine Stunde von Lübeck an der mecklenburger Grenze belegenen Dorfe Schlutup bezogen wird. Das Bataillon hat das Lager heute Morgen bezogen und wird bis zum Q. D, M. in demselben verweilen; alsdann treten die üblichen Beurlaubungen ein, nach welchen das Kontingent nur in einer für Garnisondienst gerade ausreichenden Stärke präsent bleibt. i

Hessen. Darmstadt, 6. September. (Darmst. Ztg.) Heute fand im Jagdschlosse Kranichstein Familientafel bei Sr. Hoheit dem Prinzen Ludwig statt. Abends 8% Uhr seyten Jhre Majestät die Königin Victoria vom hiesigen Bahnhofe aus) wohin Sie Se. Königliche Hoheit der Großherzog und der Prinz und die Prin- zessin Ludwig geleiteten, mit einem Extrazuge der Main-Rheinbahn die Reise nah England fort. Jhre Majestät waren wieder von Ihren vier jüngsten Kindern, den Prinzessinnen Helena, Louise und Beatrix, und dem Prinzen Leopold begleitet.

. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Wales werden am 8. d. dahier eintreffen und im Großherzoglichen Palais absteigen.

Hesterreich. Wien, 7. September. Bekanntlich wurde in Folge der Kaiserlichen Entschließung vom 3. Juli 1865 die straf- gerichtliche Untersuchung wider alle jene, welche sih nur in entfernterer Weise der Unterstühung des Jnsurrectionskampfes in Russisch-Polen schuldig gemacht haben , eingestellt und wurden außerdem durch Kaiserlihen Gnadenakt vom 31. Juli 1865 auch in Galizien eine

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größere Zahl von Personen , welche wegen einer durch die Presse |

Falls diese Sache |

ständischer |

begangenen sirafbaren Handlung verurtheilt waren, von jeder ferne, ren Strafe befreit, so wie auch derlei strafgerichtliche Untersuchungen sogleih eingestellt worden sind.

böberen Grade betheiligt und mehr gravirt schienen.

Belgien. Brüssel, 6. September. (Köln. Ztg.) Die Zu, sammenkunft zwischen dem Könige Leopold und der Königin Victorig soll in Ostende, und zwar morgen stattfinden. Die Königliche Familie hat deshalb ihren Aufenthalt in dem Seebade verlängert.

Großbritannien und Jrland. London, 6. Septen, ber. Ein kurzes (bereits veröffentlichtes) Telegramm, welches den Ministerium des Auswärtigen von dem britishen Generalkonsul in Egypten zugegangen is, bringt die Nachricht; daß der Kaiser von " Abyssinien den englischen Konsul Capitain Cameron in Frei heit geseht hat. niers Rassam, der im Dienste der englischen Regierung steht, ge | lungen, die Freilassung Cameron's zu erwirken, denn Rassam über brachte die Mittheilung selbst nah Suez. Theodorus gefangen gehaltenen Missionaire aus der Haft erlöst wor

Schluß zu ziehen ist. In Harwich ist eine russishe Dampffregaktte, wel

der Die »Wiener Ztg.=« theilt heut, | mit, daß noch weitere Kaiserliche Gnaden-Akte auch für eine Anzah F von Personen eingetreten sind, die an der gedachten Bewegung im |

Wahrscheinlich ist es den Bemühungen des Arme: F

Ob auch die von Kaise; F

den sind, meldet das Telegramm nit, woraus ein ungünstiger

" sechs Kanonen trägt, eingelaufen, um Kohlen einzunehmen. Nur F

| wenige Meilen noch war sie vom Hafen entfernt, als ihr das Brenn material ganz und gar ausging, und um die Küste zu erreichen, war

opfern, um nur Dampf genug für die kurze Strecke zu entwieln,

Frankreich. Paris, 6. September. Sebastian statt. Letztere wird in diesen Tagen den Marquis von Tagliacarne, den italienischen Gesandten, feierlich empfangen , damit ihr derselbe den Prinzen Amadeus offiziell vorstellen fann. Die

ihrem Schlößchen Mondesir bei Havre ein. Berryer is eben auf seinem Landgute Angerville mit der Her-

schäftigt. Mehrere seiner Freunde, besonders Andral, unterstützen ihn in dieser Arbeit, --

neue Heilmittel gegen die Cholera zu. Die interessanteste Mittheilung war aber das leßte Mal die Versicherung des berühmten Arztes Velpeau, daß bis zur Stunde noch kein epidemischer Cholerafall in Paris fonstatirt worden sei.

Cherbourg, 7. September, (W. T:B)) ten Geschwader, die morgen abgehen sollten, werden bis auf wei tere Ordre hier bleiben.

Italien. Florenz, 7. September. (W. T. B.) QDurd Königliches Dekret wird das Parlament aufgelö ; die Wahlen

ments wird am 15. November erfolgen.

Am 10. September kehrt der Papst nah dem Vatikan zurüd., In dem Konsistorium am 25. Oktober wird, wie versichert wird, Pius IX. offiziell von den Verhandlungen zwischen ibm und dem italienischen Bevollmächtigten reden.

tung von weltliben Gymnasien in den auf Befehl der Regierung geschlossenen Seminarien gestattet, die königlihe Sanction erhal-

| TEN Dat.

Man erfährt durch die »Nazione«, daß der Jngenieur B, Vi- giani der Munizipalität von Florenz sein Projekt für die Leitung des Wassers der Arno-Quellen vorgelegt hat. Seiner Ansicht naŸ können sie täglih 7000 Kubikmetres oder 46 Litrcs Wasser für jeden E liefern, wenn man die Bevölkerung auf 150,000 Seelen rechnet.

Mailand, Ende August. Die Steuer auf das bewegliche Gut rief dieser Tage in der Mailänder Provinz neue Unruhen het- vor. Zu Legnano nahmen sie einen solch drohenden Charafter at daß die dortige Behörde sich gezwungen sah, zur Unterdrückung del“ selben in aller Eile eine Compagnie Scharsschüßen aus dem Lag? bei Somma kommen zu lassen, und nur mit Mühe und nicht ohné Blutvergießen konnte die Ruhe hergestellt werden. Zu Veran/0/ bel Carate am rechten Ufer des Lambro , beschädigten und entwurzelten die Bauern den größten Theil der Pflanzungen des dortigen Kom munal-Steuereinnehmers. Auch in Arluno fanden solche bedauern würdige Scenen gegen Grundbesiger statt, und au dorthin muß! eine Compagnie Schüßen von hier abgesandt werden.

Griecheuland. Der König von Griechenland is a 25. August in Begleitung des französischen und des preußischen Ote?

sandten in Korfu angekommen,

Fre | | Die Zusammenkunft | des Kaisers mit der Königin Jsabella findet am Iten in San F

Königin Christine traf gestern von ihrer spanischen Reise wieder auf j | ausgabe des reihen und interessanten Materials seiner Reden be: ff

dis T it) gehen der Akademie der Wissenschaften und der Medizin

Die hier stationir- |

find auf den 22. Oktober festgeseßt, der Zusammentritt des Parla- |

Der »Apennino« zeigt an, daß das Dekret, welches die Errich |

Admiral Kon stan tin Nikolajewitsch langte gestern gegen 4 Uhr

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Rußland und Polen. S. Petersburg, 6. September. Der »Kr. B.« vom 2. September schreibt : Der Großfürst General-

auf der Fregatte »General-Admiral« in Kronstadt an. Die Fregatte at die Fahrt von Kopenhagen nach Kronstadt wohlbehalten und in ungewöhnlich furzer Zeit zurückgelegt. Sie verließ die Hauptstadt Odnemarfs am 29. August um 6 Uhr Nachmittags und hat somit 720 Meilen in 70 Stunden gemacht. Die übrigen Fahrzeuge des Geschwaders werden von Stunde zu Stunde erwartet.

Der gesunkeneMonitor »Ss\mertsh« is, wie dasselbe Blatt in Folge ciner durch den Telegraphen aus dem Barös-Sund erhal- tenen Nachricht meldet, am 1. September gehoben und s{wimmt frei auf dem Wasser. gs

Nach der »R. St. P. Z.« ist neuerdings das fin nländische Preßgesch promulgirt worden. Jeder volljährige unbescholtene Finnländer hat das Recht, an seinem Wohnorte periodische Oruschriften nach eingeholter Erlaubniß herauszugeben. Jn Hel- singfors und Abo is bei Herausgabe eines Tagesblattes der Betrag yon 4000 Mark (1000 R.) zu hinterlegen, bei Herausgabe einer zwei bis fünf Mal wöchentlih erscheinenden Zeitschrift die Hälste, hei Herausgabe einer ein Mal wöchentlih erscheinenden Zeitschrift ein Viertheil dieses Betrages j diese Summen sind für die übrigen Städte Finnlands auf die Hälfte ermäßigt. Für Verlegung der Preß- gesehze werden Geldstrafen erhoben, bis zu deren Berichtigung das Erschei- nen des betreffenden Journals sistirt wird: der Herausgeber haftet für die Erlegung dieser Póônen mit seinem gesammten Vermögen. Die Uebertragung des Rechtes zur Herausgabe einer Zeitschrift kann nur unter Mitwirkung der Obrigkeit geschehen. Werden in einem Journal Artikel aus anderen Zeitschristen oder aus Büchern abge- druckt, so muß bei 90 Mark Strafe die Quelle angegeben werden. Bei 100 Mark Strafe müssen eingesandte sachliche Berichtigungen, die doppelt so lang als die Artikel, welche sie veranlaßten, sein dür- fen, abgedruckt werden j obrigfeitlihe Erlasse müssen bei gleicher Strafe binnen zwei Tagen abgedruckt sein. Jn Weigerungsfällen tritt Geldstrafe, resp. Suspension des Journals ein. Das neue Ge-

seh tritt mit dem 1. Januar 1866 in Kräsl.

Warschau, 6. September. Als Ergebniß der in Betreff der andern Feuersbrünste angeordneten amtlichen Untersuchungen wird der »Bromb. Patr. QJtg.« gemeldet. »Daß die Feuersbrünste in lezter eit dreifacher Natur seien : Fahrlässigkeit, begünstigt durch die große Hie und Trockenheit, sowie Gewitterschäden, dann Brand- stiftungen politischer Verbrecher und endlich drittens solche, bei wel- hen eine verbrecherishe Gesellschaft auf hohe Versicherungen von Gebäuden und Mobilien bei der Landes-Feuer-Versicherungs-Direction und Erpressung von Provisionen spekulirte und dieses durch Brand- stistung zu realisiren trachtete. Die bei dem großen Brande von Siedley (ehemaligen Gouvernementsstadt von Podlachien) auf der That ergriffenen Brandstifter, ließen keinen Zweifel darüber, daß im Lande, sowie in den wesilichen Gouvernements des Kaiserreichs eine politische Bande ihr Wesen treibt, welche vom Ausland, d. h. von der polnischen Emigration fanatisirt, aus Rache Verderben bringen will über das ohnehin unglücklich von ihnen gemachte Land. Was die zweite Abtheilung der Brandstifter aus Speculation ciner jüdischen Verbrecher-Compagnie betrifft, so wollen wir voraus- hicken, daß die Gesammt-Versicherungs-Summen der Tmmobilicn von 15,220 Personen auf 127,817,411 RS. angegeben und davon §9,045,034 RS. von der Versicherungs-Direction acceptirt sind. Dabei is Warschau durch 1192 Versicherungen mit 112,965,628 resp. 78,944,324 RS. betheiligt. Der Durchschnitt der Versicherungsfumme bei 14,028 Versicherten in den Gouvernements beträgt daher durchscnitt- lid ca. §000 RS. An der Spige dieser Bande standen in Warschau Jhig Wo lberg und Bendet Wolff. Jhre Agenten und Theilnehmer, deren eine ganze Menge verhaftet ist, waren im ganzen Lande, namentlich im Radomer Kreise Opatow, verbreitet. Sie wußten von jedem Brande sogleich, erwarteten die Beschädigten hier bei der Empfangnahme der Versicherungssumme und erpreßten unter der Drohung , sie als Brandstifter zu denunziren, bedeutende Provi- sionen. Die Verhaftung des hiesigen hierin verwickelten Feuer-Ver- siherungs-Directions-Agenten Abraham Kaminski, wirft auf dié Verwaltung des allgemein als rechtlichen und thätigen Beamten

geachteten Landes-Feuer-Versicherungs-Direktors von Wierniewicz durchaus kein nachtheiliges Licht. Die Untersuchungen haben ihren Fortgang.

Dänemark. Kopenhagen, 5. September. Jn der gestrigen Sihung des Volksthings ward der Verfassungs8entwurf nach vier- stündiger Debatte mit 61 gegen 32 Stimmen durch Namenaufruf ohne Verweisung an einen Ausshuß zur zweiten Behandlung gestellt.

Amerika. Wie der New-Yorker »Times« aus Washington geschrieben wird , herrsht in wohlunterrichteten Kreisen die Ansicht, daß die Regierung die Führer der Rebellion , die noch auf freiem Fuße seien, verhaften und vor Gericht stellen lassen , dagegen alle anderen dur eine Proclamation begnadigen werde. Einer der zur

Vertheidigung des Expräsidenten der Conföderation bestellten Advo-

faten macht bekannt, daß Jefferson Davis durhaus nichts mehr von seinem bevorstehenden Verhöre wisse, als das Publikum , und citirt ein Schreiben des Verhafteten vom 15. August , worin es heißt: »Ueber die Anklagen gegen mi, deren Quelle und den Ge- rihtshof, vor welchen ih gestellt werden soll, bin ih vollständig im Unklaren. Jhr Brief gab mir die erste Andeutung von der in Washington gegen mich vorgebrahten Anschuldigung.« Jn Washington is ein polnischer Agent angekommen, um Unter- stüzung für eine große Anzahl von Polen zu erwirken, welche -eín- wandern und sich in Virginien niederlassen wollen.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen - Büreau.

Madrid, Donnerstag, 7. September, Abends. Die Königin hat den italienishen Gesandten Marquis von Tagliacarne in einer Antritts - Audienz empfangen. Prinz Amédée von Jtalien war bei der Königin zur Tafel geladen.

Madrid, Freitag, 8. September, Vormittags. Jn politischen Kreisen ist von dem Projekte einer Vermählung der Infantin Isabella, ältesten Tochter der Königin von Spanien, und des Prinzen Amadeus von Jtalien ernstlih die Rede.

Florenz, Donnerstag, 7. September, Nachmittags. Der König reist heute Abend näch Turin ab. Der spanische Gesandte Graf Ulloa ist hier eingetroffen. i

Florenz, Freitag, 8. September, Vormittags. nach dem Lager von Somma abgereist.

Der König ist

Kunst- und wissenschaftliche Nachrichten.

Der Oberlehrer W. Shmihy in Saarbrücken hat als größere Zu- gabe zu der Einladung für die Sclußprüfung des Königlichen Gymnasiums daselbst einen interessanten Aufsay über die politischen Zustände und Per- sonen in Saarbrücken in den Jahren 1813, 1814 und 1619 bis zur Vereinigung des Saarbrücker Landes mit Preußen , nebst Aktenstüken, veröffentlicht. Es geht daraus unter Anderem hervor , berichtet die »yKöln. Jtg.« , der diese Mittheilung entlehnt ist, daß der im Jahre 1862 zu Bonn verstorbene Obver-Bergrath H. Böcking besondere Verdienste um die Wie- dervereinigung des Saarbrücker Gebietes mit dem deutschen Vaterlande sich erworben hat. Charakteristisch ist der abgedruckte Auszug eines Briefes des damaligen Kronprinzen Friedrih Wilhelm vom 11. Januar 1834 an den damaligen Bürgermeister von Saarbrücken, späteren Ober - Berg- rath H. Böcking, welcher ebenfalls eine hierauf bezügliche und bestä- tigende Anerkennung enthält. Die mitgetheilte Stelle des Briefes, welcher nach einer Rheinreise des Kronprinzen und einem herzlichen Empfange in Saarbrücken geschrieben is, lautet: » Jh grüße mit Liebe und Entzücken die Erinnerung jener {önen Täge, ganz Saarbrücken und St. Johann und alle biederen deutschen Männer und Frauen, denen ich dort und bis Ottweiler begegnet bin, insonderheit alle meine freundlichen Tänzerinnen aus dem Weißen Saal im Schloß sowobl, als aus den hellen prächtigen Räu-

| men (des Casino's); ich grüße die heiligen Hallen von Arnual und die herr-

liche Brüe und freundlichen Ufer, aufwärts und abwärts, und den bren- nenden Berg und alle seine shönen Genossen, die das Thal umlagern; ih grüße mit hberzlichem Händedrucke den edlen Mann, der zuerst den Muth hatte, auszusprechen, jene Gauen möchten unter den Fittichen unseres Adlers wieder deutsch werden. Gott segne ihn und gebe uns bald ein frohes und freundliches Wiedersehen «

Der Rathhausbau in Köln schreitet nach Mittheilung der »Köln, QZtg.« planmäßig voran. Die Zimmerleute sind nunmehr mit dem Auf- stellen des Dachstuhls über dem bis dahin noch unbedacht gewe]enen Theile des Hansa-Saales fertig geworden. Die in Werksteinen auszuführends, westliche Umfassungsmauer des sogenannten Rittersaalbaues is bereits bis zur zweiten Etage gediehen. Diesen baulichen Entwickelungen ent- sprechend, hat auch die Herstellung des prächtigen Rathhansthurmes ihren erfreulichen Fortgang. i

London, 6. September. Die geschäftige Centralstadt Englands, Birmingham, is voller Erwartung, denn morgen wird in ihr die bri» tishe Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft ihre dies» jährige Versammlung eröffnen. Es ist unter den 39 Jahreszusammenkünften, wel che der Verein gehalten hat , das dritte Mal, daß die Wahl auf BVir- mingham gefallen is. Vor einem Jahre war Bath der Ort, welcher bet der Gesellschaft Gnade gefunden hatte. Das Börsengebäude ist dem Vereine zur Verfügung gestellt worden. Der Nachfolger des vorigjährigen Prâsiden- ten, Sir Charles Lyell's, wird in diesem Jahre Hr. John Philips, Pro- fessor der Geologie in Oxford, sein j als Vice-Präsidenten fungiren der Earl von Lichfeld , der Earl von Dudley, Lord Lyttelton Hr, W. Scholefield, der Bischof von Worcester u. A. Die Versammlung wird sich in 7 Sectio- nen theilen: in der mathematisch-physikalischen führt den Vorsiy Hr. W. Spottisworde, in der chemischen Professor W. O. Miller, in der geologischen Sir Roderick J. Murchison, in der geographisch-ethnologischen Sir Henry Rawlinson, in der volkswirthschaftlich-statistischen Lord Stanley (Sohn des Earl von Derby), in der mechanischen Sir W. Armstrong; wer der zoolo- gisch-botanischen Section präsidiren wird, verlautet noch nicht; der hierher gehörigen Subsection der Physiologie ist Professor Acland vorgeseht worden.

Eine kleine Emeute wird die anthropologische Gesellschaft wahrscheinlich here