Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Der bisherige kommissarische Kreis-Schulinspektor und Seminarlehrer Michael von C Aa in Dirschau is zum Kreis-Schulinspektor ernannt worden. . :
Dem Seminar-Direktor Freundgen ist das Direktorat des Schullehrer-Seminars zu Paradies verliehen worden.
Den Oberlehrern Dr. Gustav Gemß und Dr. Felix Müller am Luisen-Gymnasium in Berlin is das Prädikat
rofessor beigelegt worden. i E A bisherige Kreis-Wundarzt des Stadt- und Landkreises Dortmund, Dr. Schulte in Hörde, ist zum Kreis-Physikus des Kreises Hörde ernannt worden.
Erlaß des Ministers der geistlichen Aag?legenheiten, batveten d die kirhenregimentlihe Aussicht über die Vermögensverwaltung der evangelischen Kirchengemeinden im Bezirk - des Königlichen
Konsistoriums zu Kassel.
Zur Ausführung der Presbyterial- und Synodalordnung für die evangelischen Kirchengemeinschaften im Bezirk des Konsistoriums zu Kassel vom 16.. Dezember 1885 bestimme ih unter Bezugnahme auf die Bestimmungen der §F. 18, 44 und 77 derselben rücksihtlih der kirhenregimentlihen Aufsicht über die Vermögensverwaltung der Kirchengemeinden das Folgende: 41
Zu den Beschlüssen der kirchlichen Gemeindeorgane ist die Zustimmung s firhlihen Aufsichtsbehörden in folgenden Fällen einzuholen : e a bei E Erwerb, G Veräußerung oder der dinglichen
elastung von Grundeigenthum ; i 5 B e außerordentlicher Benußung des Vermögens, welche die Substanz selbs angreist; i
3) bei Kündigung und Einziehung von Kapitalien, welche nicht zu verzinsliher Wiederausleihung erfolgt; _ |
4) bei Ausleihung von Kapitalien auf Hypothek; bei Anlegung derselben in anderen als den in E der Bormund- \chaftsordnung vom 5. Juli 1875 vorgeschriebenen Werth- papieren ; ; L :
5) bei Anleihen, welche nicht blos zur vorübergehenden Aushülfe dienen und O O Einnahmen derselben
nschlagsperiode erstattet werden jollen,
O ilung von Prozessen und Einlassung in solche, wenn dieselben nicht die Eintreibung fortlaufender Zinsen und Gefälle oder die Einziehung ausstehender Kapitalien, deren Zinsen O geblieben sind, betreffen und bei Abschließung
Vergleichen ; E : e 7) bei Erlaß und Nieverschlagung von kirchlichen Ein- fünften; — E 8) bei Annahme von leßtwilligen Zuwendungen und S ungen; :
den bsi Neubauten oder mehr als 300 M kostenden Repa- raturen, bei konstruktiven und arcitektonischen Veränderungen, desgleichen a A und erheblichen Herstelungen im Innern der Kirchen ; Ls 1 e 19) bei der Anlegung oder Aufhebung kirchlicher Begräb- nißpläßze oder M Aufstellung von Bestimmungen über - die Benugzung derselben; E bei Aufstellung von Bestimmungen über die Benußung von Kirchenstühlen; i A
12) bei Einführung eines neueu Beitragsfußes der Kirchenumlagen und bei Aenderung des bestehenden;
13) bei Veränderung bestehender und Einführung neuer Gebührentaxen; : e i
14) bei Bewilligung aus der Kirchentasse zur Dotirung neuer Stellen für den Dienst der Gemeinde, sowie zur dauernden Verbesserung des Einkommens bestehender Stellen ; bei dauernder Verminderung solher auf der Kirchenkasse
tender Leistungen ; | 4 15) bei Verwandlung veränderlicher Einnahmen der kirhlihen Beamten in feste Hebungen oder bei Umwandlung von Naturaleinkünften in Geldrente, soweit solhe niht in dem geseßlih geordneten Ablösungsverfahren erfolgt;
16) bei Verroendung des kirchlichen Vermögens zu anderen als den bestimmungsmäßigen Zwecken ;
17) bei Forderung einer nicht shon feststehenden Leistung von den Gemeindeglieoern. s
Die Genehmigung wird vom Minister der geistlichen An- gelegenheiten ertheilt : — | N
1) bei dem Erwerb, der Veräußerung oder der dinglichen Belastung von Grundeigenthum, wenn der Werth des zu errwverbenden oder zu veräußernden Gegenstandes oder wenn der Betrag der Belastung die Summe von 10000 übersteigt ; i :
9) bei der Errichtung neuer für den Gottesdienst bestimmter Gebäude ; O
3) bei der Anlegung von On Begräbnißpläyzen. -
Jn Fällen der Verwendung kirhliher Vermögenstheile zu anderen als den bestimmungsmäßigen Zwecken, in welchen a, die Substanz des Stiftungsvermögens betroffen wird, b, die Stiftung selbst dauernd geändert oder der Ertrag firhliher Vermögenstheile zu anderen als den be- stimmungsmäßigen Zwecken dauernd verwendet werden, c. die Zuwendung für einen nicht kirhlihen Zwedck erfolgen soll, — ist vom Konsistorium sowohl behufs Erwirkung der erforder- lichen Allerhöchsten als au behufs der von dem Minister der geistlihen Angelegenheiten selbst zu ertheilenden Genehmigung an den Legzteren zu berichten.
Jn allen übrigen N ist das Konsistorium die zur Ge- nehmigung zuständige Behörde.
In allen Fällen, in welchen. die Beschlüsse der Presbyterien der Genehmigung der fkirhlihen bezw. der staatlihen Aufsichts- behörden bedürfen, ist der darauf gerichtete Antrag dem Kon- sistorium zur weiteren U vorzulegen.
Im Uebrigen sind die A Fliden Aufsichtsbehörden kraft der ihnen zustehenden Beaufsichtigung der vermögensrechtlichen Wirksamkeit der Gemeindeorgane vornehmlih berechtigt und
verpflichtet, ; ; L / 1) die O aa und deren Mitglieder zur pflicht-
Vorschriften die Gemeindeorgane für die gesammte vermögens- rehtlihe Thätigkeit oder für einzelne Zweige derselben zu zweckmäßiger Wirksamkeit anzuleiten, i 2) Beschwerden, welche gegen die Gemeindeorgane oder deren Beschlüsse erhoben werden, zu bescheiden, : 3) bei der Superrevision der Rehnungen oder bei anderem Anlaß ungerechtfertigten Maßnahmen der Gemeindeorgone die Anerkennung zu versagen und die Unterlassung pflichimäßiger Obliegenheiten zu rügen. Berlin, den 5. Juli 1887. Der Minister : der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten. von Goßler.
Justiz-Ministerium.
Die Rechtsanwälte Krueger und Schweichler in Sensburg sind zu Notaren für den Bezirk des Ober-Landes- gerihts zu Königsberg, mit Anweisung ihres Wohnsißes in Sensburg, : i _
der Rechtsanwalt Malkwit in Labiau ist zum Notar für den Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Königsberg, mit Anweisung seines Wohnsiges in Labiau, und i
der Rechtsanwalt Eißfeldt in Northeim zum Notar für den Bezirk des Landgerichts zu Göttingen, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Northeim, ernannt worden.
Evangelischer Ober-Kirchenrath.
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Der in die Oberpfarrstelle zu Egeln berufene bisherige
Superintendent der Diözese Lüßen, Oberpfarrer Klapproth
zu Lützen, is zum Superintendenten der Diözese Egeln, Regierungsbezirk Magdeburg, bestellt worden.
Abgereist: Se. Excellenz der Direktor im Reichs-Justiz- amt, Wirkliche Geheime Rath Hanauer, nah Tirol;
Se. Excellenz der Vorfißende der Civilgeseßbu(s-Kom- mission, Wirkliche Geheime Rath Dr. Pape, nah Homburg v. d. Höhe.
Jn der heutigen Handelsregister-Beilage wird Nr. 27 der Zeichenregister- Bekanntmachungen veröffentlicht.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 8. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König machten, wie „W. T. B.“ aus Ems meldet, gestern nah dem Diner mit dem Prinzen Wilhelm eine Ausfahrt im offenen Wagen und wohnten Abends der Theatervorstellung im Kursaale bei. Heute seßten Se. Majestät die Trink- und Jnhalationskur fort und machten mit dem General Grafen Lehndorff eine Ausfahrt im offenen Wagen. Am Dinec bei Sr. Majestät wird Prinz Nikolaus von Nassau theilnehmen.
— Jhre Majestät die Kaiserin und Königin empfing gestern in Koblenz den Bejuh Jhrer Majestät der Königin von Griechenland, Fhrer Kaiserlichen Hoheit der Herzogin Wera von Württemberg, Großfürstin von Rußland, Jhrer Königlichen Hoheit dec Prinzessin Therese von Bayern und Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Georg von Griechen- [and. : :
Die Hohen Herrschaften trafen mit Gefolge von Wies- baden ein und kehrten nah kurzem Aufenthalt dahin zurü.
Jhre Majestät die Kaiserin traf, wie „W. T. B.“ meldet, heute Nachmittag 1 Uhr mittelst Extrazuges zum Besuch Sr. Majestät des Kaisers in Ems ein und wird um 2 Uhr nah Koblenz zurückreise:1.
— Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend § Uhr von Ems nach Potsdam abgereist.
—- Jn der am 7. d. M. unter dem Vorsiy des Staats- Ministers, Staatssekretärs des Fnnern, von Boetticher abge- haltene1 Plenarsigung des Bundesraths wurde die Zustim- mung ertheili : dem Entwurf einer Verordnung, betreffend die Aufhebung des Verbots der Aussuhr von Pferden, dem Gesehß- entwurf, betreffend den Verkehr mit Kunstbutter mit den vom Reichstage beschlossenen Abänderungen, dem Entwurf einer L über die Prüfung der Seeschisffer und Seesteuc;leute auf deutschen Kauffahrteischiffen und dem Ent- wurf der Grundsäße eines einheitlihen Syscems zur Bezeich- nung der Fahrwasser und Untiefen in den deutschen Küstengewässern. Den Eingaben von Betheiligten der Uhren-Jndustrie wegen des Erlasses oon Uebergangs- besämmungen zu dem Geseg - über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren und den Eingaben mehrerer Pulverfabrikanten und eines Guß;:ahlfabrikanten wegen der Bezeichnung weiterer, vorzugsweise als Schießmittel dienender Sprengstoffe beshloß die Versammlung keine Folge zu geben. Endlich wurde noch über den Austritt zroeier preußischer Kreise aus dem Bereich einer Unfallversicherungs-Berufsgenossenschaft und Zuweisung derselben zu zwei anderen Berufsgenossen- schaftea, über die Abänderung des Reglements für die Ein- ziehung und Verrechnung der beim Reichsgeriht in Ansaß kommenden Kosten, über die Zollbehandlung verschiedener Gegenstände und über die Rekursgesuhe zweier Beamten gegen ihre unfreiwillige Versezung in den Ruhestand Be- \chluß gefaßt. :
— Bei einer Schenkung durch Cesfion einer Forderung ist in Preußen die Cessions-Urkunde, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civilsenats, vom 25. April d. F, nur dann mit dem (nah dem Betrage der abgetretenen Forderung bemessenen) henftungsstempel zu Can wenn in ihr der Schenkungswille als Rechtsgrund der Cession erkennbar zum Ausdru gelangt ist. Jst dies aber in der Urkunde nicht zum Ausdruck gebracht, so unterliegt diese nur dem Cessionsstempel.
— Der General-Jnspecteur der Fuß-Artillerie, General- Lieutenant Roerdansz, ist von Dienstreisen zurückgekehrt.
— Der General-Lieutenant von Grolman, Direktor des Departements für das Fnvalidenwesen im Kriegs- Ministerium, hat einen Urlaub bis Mitte k. M. nah Thüringen angetreten.
— Der General-Lieutenant von Hahnke, Commandeur der 2. Garde-Jnfanterie-Division, ist von dem Kommando nah London bezw. von Urlaub hier wieder eingetroffen.
— Der Dampfer „Hohenzollern“ mit dem Ab- lösungskommando für S. M. Kreuzerkorvette „Olga“ („Bis- marck“ und „Sophie“) ist am 6. Juli cr. in Adelaide eingetroffen und hat am 7. dess. Mts. die Reise fortgeseßt. S. M. Kanonenboot „Fltis“, Kommandant Kapitän- Lieutenant von Eickstedt, ist am 7. Juli cr. in Singapore a und beabsichtigt, am 13. des). Mts. die Reise fort- zusetzen.
Potsdam, 8. Juli. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit Prinz Wilhelm is heute Vormittag hier ein- getroffen.
Württemberg. Ludwigsburg, 6. Juli. (Schw. Merk.) Der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Württem- berg sind heute in Marienwahl eingetroffen. — Der Prinz Herrmann zu Sachsen-Weimar ist gestern aus England hier wieder eingetroffen.
Elsaß-Lothringen. Straßburg, 6. Juli. Die „Lan- des-3tg. f. Els.-Lothr.“ veröffentlicht folgende Bekanntmachung :
Auf Grund des §. 2 Abs. 2 der Kaiserlihen Verordnung, be- treffend die Geschäftssprache der Gerichte und gerihtlichen Beamten, vom 17. September 1874 (Geseßblatt S. 31), verordne ih hierdurch, was folgt: S
Die Bestimmungen des §8. 15 Abs. 1 des Gesetzes, betreffend Abänderungen der Gerichtsverfassung, vom 14. Juli 1871 (Geseß- blatt S. 165) treten allenthalben, wo sie gegenwärtig in Geltung stehen, und zwar bezüglih der gerihtlihen Verhandlungen und Urtheile sowie bezüglih der Verhandlungen und Beurkundungen der Gerichtsvollzieher mit dem 1. Januar 1888, bezüglich der Verhand- lungen und Beurkundungen der Notare mit dcin 1. Januar 1889 außer Wirksamkeit. :
Straßburg, den 29. Juni 1857. i
Der Kaiserliche Statthalter in Elsaß-Lothringea. Fürst von Hohenlohe.
Der in dieser Verordnung angezogene §8. 15 Abs. 1 des elsaß-lothringishen Geseßes vom 14. Juli 1871 lautet :
„Bis auf Weiteres erfolgen bei den Friedensgerichten Meg, Gorze, Courcelles-Chaussy, Verny, Salzburg, Delme, Dieuze, Vic, Lorquin-Rechicourt, Schirmeck-Sales und La Butraye, sowie bei dem Handelsgerichte Met gerihtlihe Verhandlungen und Urtheile in französischer Sprache, und ist den Notaren und Gerichtsvollziehern in den genannten Friedensgerihté-Bezirken gestattet, ihre Verhband- lungen und Beurkundungen in französisher Sprache abzufassen.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 7. Juli. (W. T. B.) Der „Volit. Corresp.“ zufolge hat, in Ausführung der Be- schlüsse der lezten Ministerkonferenz, heute unter dem Vorsiß des Siktionscefs von Szögyenyîi eine Kommiss ion getagt, um über die Modalitäten und Restriktionen zu bera‘hen, unter welchen eine Aufhebung des Pferdeaus- fuh-verbots stattfinden könnte.
{Hroßbritanunien und Jrland. London, 7. Juli. (W. T. B.) Das Oberhaus nahm in dritter Lesung die Bill an, welche bezweckt, die Last der Zehntenabgabe von den Pächtern auf die Grundbesitzer zu übertragen. Bei der Berathung des Berichts über die Bill betreffend die Er- leihierung füx Uebertragung des Grundbesigtes wurde ein Antrag auf Streichung des Artikels, welcher das Erstzeburtsreht aufhebt, von der Regierung bekämpft und vom Hause mit 66 gegen 55 Stimmen abgelehnt. Der Bericht w1.xde angenommen. : A
Jm Unter hause erklärte der Unter-Staatssekretär des °suswärtigen, Fergusson, die Drummond Wolff er- theilte Jnstruktion, wona derselbe niht über diese
Woche hinaus in Konstantinopel verbleiben solle, fei nicht ( , 1 , (V2: 9 , | geändert worden, die Situation sei noh genau dieselbe, wie
sie von ihm am Dienstag geschildert worden fei. Das Haus begann sodann die dritte Lesung der irishen Straf- rechtsbill. Gladstone beantragte die Verwersung der Bill. ;
— (A. C.) Jm Butingham-Palast fand gestern Abend ein Hofball statt, zu welhem über 2000 Einladungen er- gangen waren. Unter den Gästen befanden sich außer den Mitgliedern der Königlichen Familie der König von Griechenland, die Kronprinzessin des Deutschen Neichs und von Preußen mit den Prinzessinnen Victoria und Sophie, der Kronprinz von Portugal, der Großherzog und der Erbgroßherzog von Hessen, die Veinzeisin JFrene von Hessen, der G roßherzog und die Großherzogin, sowie die Erbgroßherzogin von Mecklenburg - Streliß, die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen und Prinz Friedrich von An-
t-Dessa u.
0 — V W. T. B.) Die Morgenblätter besprechen die Wahl des Pr ingen von Coburg zum Fürsten von Bulgarien in beifälligem Sinne. Die „Times“ hält es für ausgemacht, daß weder England noch Jtalien, wahr- \cheinlih au die Türkei niht, Einspruch gegea die Wahl erheben werden. E
— 8. Juli. (W. T. B.) Der König von Sachsen ist heute früh von Edinburg wieder hier eingetroffen. —
Kapstadt, 6. Juli. (A. C.) Der S und Schaßmeister der Kapkolonie erklärte heute bei Ein- führung seines Budgets in der gesezgebenden Versammlung, daß die Einnahmen und Ausgaben sich im leßten Finanzjahre das Gleichgewicht gehalten hätten. Für das am 30. Juni 1888 endigende Fiskfaljahr seien die Ausgaben auf 3 147 000 Pfd. Sterl. und die Einnahmen auf 3 186 000 Pfd. Sterl. veranschlagt. Neue Steuern seien folglich niht nothwendig. Auch würden keine neuen Anleihen aufgenommen werden. Die Finanzlage des Landes bessere sich im Allgemeinen. Beson- ders günstig seien die Ausweise über die Eisenbahneinkünste im verflossenen Finanzjahr. Die Einkünfte im Juni über- stiegen die im entsprehenden Monat des Vorjahres um 23 Proz. Dem Parlament sollten Vorschläge unterbreitet werden, welche die Regierung ermächtigten, mit den Nachbarstaaten und Kolo-
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien und Hansestadt, Lübeck Dr. Klügmann, ist von hier
mäßigen Thätigkeit überhauyt anzuhalten, Auskunft über ia egeubiten der Gemeinden zu erfordern, dur allgemeine
abgereist,
nien behufs Herstellung eines südafrikanishen Zoll- vereins zu konferiren.
Frankreihch. Paris, 6. Juli. Das heute vom „Journal officiel“ veröffentlihte Dekret über die Alkoholsteuer hat folgenden Wortlaut :
Art. 1. Die Tabelle A des Eingangszolltarifs, allgemeiner Zoll- tarif, wird folgendermaßen umgeändert: Alkohol-Branntwein in Flaschen, der Hcktoliter Getränk 70 Fr.; Branntwein, anders als in
laschen: der Hektoliter reinen Alkohols 70 Fr., und andere: der
ektoliter reinen Alkohols 70 Fr. Art. 2. Diese Bestimmung gilt
bis zum 30. November d. J. Alsdann treten die Zölle, die vor diesem Gesetz bestanden, wieder in Kraft, wenn nicht anders an- geordnet.
— (Fr. Corr.) Die heutige Fraktionssißung der radikalen Linken, in der man über die Stellungnahme zur JFnterpellation über die klerikalen Umtriebe hätte berathen sollen, verlief resultatlos, da die Gruppe noh nicht offiziell von dem FJuterpellationsantrage in Kenntniß geseßt worden sei. Die äußerste Linke ihrerseits verschob ihre Beschlußfassung auf Freitag.
—— (Köln. Ztg.) Der Minister des Jnnern erklärte in der Kommission für das Geseß gegen die Ausländer, er sei bereit, dasselbe dur Dekret auszuführen; die getroffenen wirksamen Maßregeln gestatteten, die Jdentität der in Frank- reih wohnenden Fremden zu kennen und überall festzustellen ; aber zur Einrichtung einer Fremdensteuer sei ein Gesetz er- forderlich; bei Maßregeln, die dur Dekret angeordnet werden, könne die Polizei sofort zur Verhaftung schreiten. Der Aus- {uß ersuchte hierauf den Minister , Polizeimaßregeln zur Ausführung zu bringen.
Dex neue Gesandte Frankreichs bei der chinesischen Regierung, Hr. Lemaine, wurde heute von dem Minister des Aeußern empfangen, und wird sih Ende August auf seinen Posten begeben.
U S S Die e beendete heute die Berathung des ersten Titels des Militärgeseßes und trat alsbald in die Berathung des zweiten Titels ein, der von der Anwerbung und dem Kapi- tuliren der Unteroffiziere handelt.
__ Nach einem Beschluß des Ministerraths werden sich die Minister Nouvier und Ferron heute in die Budgel- kommission begeben und derselben erklären, daß die RNegie- rung die Vorlage wegen versuhsweiser Mobili- sirung eines Armee-Corps aufrehterhalte.
Ftalien. Nom, 7. Juli. (W. T. B.) Jm Senat erklärte Graf Nobilant bei der Debatte über den afrikanischen Kredit, er halte es für seine Pflicht, dem Senat über die Prinzipien, welhe ihn bei seiner Geschäfts- führung geleitet hätten, Rechenschaft abzulegen. Die wenig günstigen Erfolge bei der Ofkkupation von Affah und Massovah hätten ihn bewogen, im Fcühjahr 1885 das Portefeuille des auswärtigen Ministeriums abzulehnen ; kurze Zeit darauf hätte er dasselbe annehmen müssen; seine Bemühung hätte sich alsdann darauf gerichtet, die italienishe Okkupation von dexr Anwesenheit der egypti- schen Behörden an den betreffenden Orten zu befreien und den Okkupationsrayon zu verringern. Hierauf gab Redner detaillirte Aufklärungen über die Mission des Generals Pozzolini bei dem Negus. Ftalien habe freundschaftlihe Be- ziehungen mit Abessinien herzustellen gewünscht, doch hätten thm die Thatsachen den Beweis geliefert, daß der Negus den Frieden niht gewollt habe; erx (Nobilant) habe die Ueberzeugung. gewonnen, daß Pozzolini aus Abessinien nicht zurücfgekommen wäre, Jtalien hätte deshalb die Verpflichtung gehabt, eine Expedition ins Herz Abyssiniens zu unternehmen. Die allgemeinen politischen Verhältnisse hätten jedoh nicht zu einer solchen Eventualität gerathen, weshalb er bei seinen Kollegen die Rückberufung Pozzolini's durchgeseßt hätte. Nach- dem er die Ueberzeugung gewonnen, daß er von Abyssinien nichts hoffen könne, habe er dem General Gené befohlen, eine ebenso feste, wie Îluge Haltung zu beobachten; er müsse loyal erklä- ren, daß das Verhalten Gené's im Jahre 1886 ein sehr gutes gewesen sei. Die Expedition Salimbeni's habe als- dann dem Negus Gelegenheit geboten, das zu thun, was er bei Pozzolini verabsäumt habe. Niemand könne von der Regierung verlangen, daß sie die Truppen von Massovah abberufe; mit Abyssinien werde man einen Frieden nicht erzielen; man müsse demnach in Massovah stark und gefürchtet verbleiben, ohne von Revanhe zu sprechen, welche für die militärishe Ehre niht nothwendig sei. Er zweifle indek, daß 20 Millionen genügen, doch lasse ihn dieser geringe Betrag hoffen, daß die Regierung die Expedition in Afrikc. niht ausdehnen wolle. Nobilant wünschte schließlich, daß Jtalien im Fall von Verwickelungen in Europa \ich nit in einen Krieg mit Afrika engagirt finde. Corte bekämpfte den ver- langten Kredit, indem er behauptete, daß selbst eine scheinbare Aktion talien in einen Krieg hineinreißen könnte, den man nicht wünsche; habe die Regierung einmal diesen Kredit, so werde er in eimgen Monaten nicht mehr genügen. Redner beantragte eine aufschiebende Tagesordnung, welche, da sie nicht genügend unter- stüßt, abgelehnt wurde. Nachdem noch Massarini und Errante zu Gunsten des Kredits gesprochen, ergriff der Kriegs-Minister das Wort ; derselbe erklärte, daß die verlangten 20 Millionen zur Erreichung des von der Regierung gesteckten Ziels, unvorher- gesehene Ereignisse ausgenommen, genügen werden. Die allgemeinen Verhältnisse ließen Unternehmungen, die nicht genau erwogen seien, niht räthlich erscheinen. Die Regierung kenne ihre Verantwortung betreffs der in Europa eingegangenen Engagements und werde sehr vorsichtig vorgehen; ex verlange vom Senat, daß er es der Kammer gleihthue und mit großer Majorität ein Vertrauensvotum für die Regierung abgebe. Hierauf erklärte Corte, daß er für den Kredit stimmen werde. Der Minister des Fnnern, Crispi, erinnerte daran, daß die vorausgegangenen Ereignisse die Okkupation von Massovah, welche im Einvernehmen mit England erfolgt sei, provozirt hätten; er werde die Gcünde der Okkupation nicht aufführen, dob genüge es daran zu erinnern, daß die Verhältnisse im Sudan diese Position au für andere Mächte wünschenswerth erscheinen ließen. Die Notifikation der Blokade an den Küsten von Abessinien sei von allen Mächten an-
erkannt worden. — Hierauf wurde die Debatte über den Kredit auf morgen vertagt. —- 8. Juli. (W. T. B) Der Minister - Präsident
Depretis ist gestern Naht nah Stradella abgereist. Die Minister, viele Senatoren, Deputirte und höhere Beamte gaben demselben zum Bahnhof das Geleit.
Türkei. Konstantinopel, 8. Juli. (W. T. B.) Drummond Wolff hat dem Großvezier mitgetheilt, daß er über den 10. Juli hinaus nicht in Konstantinopel bleiben
werde.
Serbien. Belgrad, 7. Juli. (W. T. B.) Gegen- über den Meldungen mehrerer Blätter über die Vorgänge bei der Versammlung der militärpflihtigen Mann- haften des Tschuprijaer Kreises wird von amtlicher Seite mitgetheilt, es hätten sich vor der Militärrevisions- Kommission gegen 2000 Mann gestellt; der erste Tag des Revisionsgeschäfts sei ruhig verlaufen, am zweiten Tage aber sei es unter den Mannschaften zu einer Schlägerei gekommen, bei welcher mehrere Personen das Leben verloren hätten. Von den Waffen sei jedoch kein Gebrauch gemacht, die Ruhe sei bald wiederhergestellt worden. Der Vorgang sei rein lokaler Natur gewesen, alle anderen bezüglichen Meldungen seien unbegründet. Ebenso unrichtig sei die Nachricht, daß 150 Polizeibeamte auf einmal entlassen worden seien; es hätten nur verschiedene Versezungen und vereinzelte Entlassungen von stark kompromittirten Polizei- beamten stattgefunden.
Bulgarien. Tirnowa, 7. Juli. (W. T. B.) Die Sobranje hat den Prinzen Ferdinand von Coburg einstimmig zum Fürsten von Bulgarien gewählt und \ih näch der Vornahme der Fürstenwahl vertagt, um die Antwort des Prinzen abzuwarten. Die Wahl des Prinzen Ferdinand von Coburg zum Fürsten wurde von dem Präsidenten der Sobranje, Toultscheff, vorgeschlagen, welcher über die Familien- beziehungen des U Mittheilung machte und die Sobranje s\chließlich aufforderte, den Prinzen mittelst Akklamation zum Fürsten zu wählen. Die Sobranje rief darauf, indem alle Mitglieder sich von den Siten erhoben, den Prinzen unter Hoh- und Hurrahrufen zum Fürsten aus. Der Beshluß der Versammlung wurde dem Prinzen sofort telegraphisch mitgetheilt. — Fn der gestern Abend stattgehabten, nicht öffentlichen Versammlung der Sobranje gab der Regent Stambuloff nähere Aufschlüsse über die in den leßten acht Monaten befolgte Politik. Der Minister Stoiloff theilte mit, daß die Bemühungen, den Prinzen Alexander zur Rück- kehr zu bewegen, erfolglos gewesen seien; Stoiloff drückte \chließlih den Wunsch aus, daß die Regentschaft und die
(inister im Juteresse des Landes wieder mit einander Hand in Hand gehen möchten.
Ein Telegramm der „Agence Havas“ meldet: Die aus Bulgarien geflüchteten, in Konstantinopel befindlihen An- hänger Zankoff’s zeigten der Negierung an, daß sie einen von der Sobranje einstimmig gewählten Fürsten auch ihrer- seits acceptiren würden.
__ Rußland und Polen. Odessa, 8. Juli. (W. T. B.) Die Königin von Serbien tritt heute auf einem Donau- dampfer die Nückreise an.
Zeitungsstimmen.
Das „Posener Tageblatt“ schreibt:
Diejenigen Fälle, in denen ein ursälicher Zusammenhang zwischen den Maßnahmen des gegenwärtig Geltuug habenden zoll- und wirt - \chaftspolitishen Systems und Nückgangserscheinungen in irgend einem Zweige der nationalen Produktion nachw-isbar wäre, laffen fh zählen ; jedenfalls kemmt ihre Wirkung gegcnüber den Gesammtleistungen der nationalen Produktion absolut niht in Betracht. Und was letztere anlangt, so bietet sie cinen Anblick, dessen Kelorit von dem melancho- lischen Grau in Grau, womit der frcihändlerise Pessimismus seiner Zeit die Abwend1:ng Deutschlands von den Pfaden des Manchesterthums ausmaltc, in wahrhaft herzerquickender Weise absticht. Deutschland \teht niht «m Rande des wirthschaftlichen Nuins, das deutsche Volk ift niht verarmt, die deutschen Arbeiter sind nicht der Erwerbs- und Brotlosigkeit verfallen, das deutsche Kapital ist nicht en masse ausgewandert. Im Gegintheil! Aus dem tiefen Verfall, welcher auf die Periode forcirter Treibhausblüthe Anfangs der 70 er Jahre folgte, hat si das deutsche Erwerbéleben unter dem Regime der nationalen Wirthschaftspolitik zwar langsam aber stetig aufgeraf}t und sh eine Stellung im industriellen Wett- bewerbe der Kulturvölker errungen, die ihm \o lange ver- sagt bleiben mußte, als Deutschland, in den Anschauungen des Mandcesterthums befcingen, das beste Theil seiner Kraft ar die Vertheidigung des heimischer Marktes gegen die von allen Seiten hercindrängende {remde Konkurrenz zu setzen gezwungen war. Aus dem bunten Detailmosaik der Handelskammerberichte die charakteristi- schen Grundzüge der allgemeinen Lage unserer nationalen Produktion und nationalen Arbeit herauszuschälen, is daher, troß unleugbar wvorkandener vielfaher Mängel und Anstände, eine keineswegs undankbare Beschäftigung. Auch der Laie mag daraus die beruhigende Erkenntniß \{chöpfen, daß an leitender Stelle für die Bedingungen unseres materiellen Gedeihens denn doch wohl kein so absoluter Mangel an Verständniß herrscht, wie dies ven manchesterlicher Seite fort und fort behauptet wirkt. Wenn man auf oppositioneller Seite den Bedürfnissen des Gemein- wobls nur halbwegs das gleile Interesse zu Theil werden ließe, so wücden gewisse Klagen, denen wir in den meisten, wenn nicht allen Handelskommern begegnen, entweder gar n\cht oder doch nur in sehr abges{chwÄäcchtem Maße hervortreten Wir meinen die Klagen, welhe vie {weren geschäftlichen Schäden betreffen, den die aus de: allgemeinen politishen Unsicherheit während des vergan- genen Winters resultirenden Kricgs8sorgen dem Handel und Wandel zugefügt haben. Wenn Deutschlands geshworene Feinde in Ost und Süd sich vor Monaten auffallend provokant geberdeten, wenn sie drohend mit dem Säbel rasselten — was war der Grund zu folhem Benehnen? Er lag ganz allein und aus\cließlich in dec An- nahme, wozu das Verhalten unserer Oppositionsparteien zu verleiten allerdings gecignet war, daß die deutsche Reichsherrlichkeit auf {wachen Füßen stehe, daß die im Reichstage damals dominirende Opposition mit ihrem systematischen Widerstande gegen alle und jede Kräftigung dec na- tionalen Institutionen ein untrügliches Symptom der im vollen Zuge be- findlihen Zersezung des deutschen Reichs8organis8mus sei und daß es für Chauvinisten und Panslawisten keine allzushwere Arbeit bedeuten werde, der deutschen Einheit den Gnadenstoß zu verseßen. Das Schauspiel unserer parlamentarischen Zerfahrenheit machte die Feinde kühn und kriegslustig; der Sieg des nationalen Gedankens bei den Reichstagswahlen reinigte die gewitterschwangere Atmosphäre und gab dem Handel und Verkehr allmählich dasjenige Maß von Vertrauen zurück, ohne welches ein sicherer Geschäftsbetrieb. nun einmal nit existiren kann. Der auf den Gemüthern lastende Druck ift jeßt beseitigt worden, und zwar ebenfalls nur durch Maß- regeln, die von der Opposition als Ausfluß erzreaktionären Dichtens und Trachtens kategorish verdammt werden. Wird Jemand behaupten wollen, die jeßige Klärung der politischen Lage werde auch im Falle der Rückkehr ciner oppositionellen Reichstag8mehrhcit fort- bestehen bleiben? Wer folgerichtig politish zu denken vermag, der sagt sih auch, daß Deutschland der Politik treu bleiben muß, welche es groß, einig, mächtig und wohlhabend gemaht hat — und diese Politik ist von der Opposition allerwegen mit fanatishem Haß be- kämpft worden. Das Lied, das unsere Erwerbsthätigkeit von den Segnungen der nationalen, den Schädigungen der oppositionellen Politik zu singen weiß, liegt in den Handelskammerberichten zu Jeder- manns Kenntnißnahme vor.
— Die „National-Zeitung“ hebt die Schwierigkeiten hervor, mit welchen die Neichs-Postdampferlinien in dem ersten Jahr thres Bestehens zu kämpfen gehabt hätten, und sagt dann :
E Trotz alle diesem hat der Erfolg der oftasiatishen Linie, welhem von vornherein die größten Erwartungen von allen Reichslinien entgegengebracht wurden, die Hoffnungen überragt. Es gelang, die anderen Linien meistens an Scnelligkeit der Postbeförderung zu übertreffen, damit zugleich den Passagieren eine s{chnellere Beförderung, daneben aber derartige Vortheile auf der Reise zu bieten, daß keine andere Linie sich damit messen konnte. Was die Frachtenbewegung endlich anlangt, so sind von vornherein die deutschen Schiffe in der ganzen Welt wegen der sorgfältigen Behandlung der Frachten bevorzugt. Die im ursprüng- lichen Plane vorgesehene Postbeförderung von Brindisi mittels Zweig- dampfer nach Alexandria und von dort mittels Extrazugs nah Suez, wo sie auf einen Hauptdampfer überführt werden sollten, mußte be- kanntlich der Cholera-Maßregeln wegen aufgegeben¡werden. Gleich von Anfang an licß man die Schiffe vom Sucz-Kanal ab mit voller Kraft laufen und so gelang es in der That, den vom Reich vorgeschriebenen Fcthrtdurchschnitt, sowie alle anderen Postlinten bedeutend zu übertreffen. Die Schiffe machten Durchschnittsfahrten von 13 und mehr Meilen in der Stunde und der deutschen Linie gebührt die Ehre, in China die \hnellsten Posten abgeliefert zu haben, welche überhaupt seit Eröffnung der Schiffahrt dahin gelangten. Das Gleiche war auf der Rückreise von China der Fall, so daß in einzelnen Fällen die englische Post fogar um 5 bis 6 Tage geschlagen wurde. Aber auch die französische Post, ‘welche, wie erwähnt, alle Kraft anstrengte und ihrer Sache so siher zu sein schien, daß sie den Abfahrtstag ihrer Dampfer von Shanghai um 24 Stunden hinter den des Deutschen Lloyd ver- legte, hat fih felbst gegen die alten Schiffe bisher keines Vorsprungs rühmen können, während die neu erbauten, „Preußen“, „Bayern“ und „Sachsen“, nachdem man sie auf der ersten Reije mit reduzirter Kraft hatte fahren lafsén, gegenwärtig ebenfalls volle Kraft laufen. Es hat dabei beispielsweise die „Preußen“ auf ihrer leßten Reise zwischen Suez und Colombo, auf einer Strecke von 3432 Meilen, eine Durch- \chnittsfahrt von 15,8 Meilen erzielt, welher kein nach Osftasien ¡ahrender anderer Dampfer überhaupt gewachsen ist.
Auf die vorzüglichen Passagier-Einrichtungen hier einzugehen, würde zu weit führen; was jedoch die neuen Einrichtungen für das Einnehmen und die Stauung der Fracht betrifft, so hat man einen bisher nur von wenigen Schiffen überhaupt betretenen Weg einge- schlagen. Das System der Dampfwinde ist gänzli verlassen, die Ladung wird lediglich durch hydraulishe Krähne bewegt, welche neben absoluter Geräuschlosigkeit eine bedeutend höhere Arbeitsleistung liefern, so zwar, daß im Nothfall die gesammte Ladung der 4576 Tons großen Schiffe innerhalb 24 Stunden bewerkstelligt werden kann. Für die Stauung sind eine größere Reihe bestimmter Abtheilungen, als dies bisher üblih war, geshaffffen worden, so daß eine Be- schädigung trockener Ladungen durch Flüssigkeiten oder sonstige Um- stände absolut ausgeschlossen, sowie die Vertheilung von Schwer- und Leichtgut von vornherein geregelt erscheint: Thatsachen, welche bei der außerordentlich mannigfaltigen Ladung von Ostasien her \{chwec ins Gewicht fallen.
Was die Frachten an sih angeht, so sind die Schiffe der oft- asiatischen Linie von Anfang an zu mindestens drei Fünfteln in Bre- men selbft, zu etwa zwei Fünfteln in Antwerpen befrachtet worden. Gegenwärtig ist die ausgehende Fracht so stark angewachsen, daß seit einig n Monaten bereits die Schiffe für die Beförderung derselben L QuSdrcOE aba Die Ua Von Oen E C Sa Ee S Oel Otte
sung Hat abgehen müssen, in den entsprechenden Häfen
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[hreiten. Die Gattung der Fraht von Ostasien her umfaßt für
Shanghai und Hongkong: Häute, Felle, Schafwolle, Matten, Taback und Theez für Singapore: Pfeffer, Rettang, Zinn, Taback vom Deli u f}, w.; für Colombo: Kokusöl, Jute, indische Kaufmannsgüter u. |st. f. Mit Sicherheit is zu erwarten, daß gegenwärtig mi: der durch die Novelle vom Juni durchgeführten Erlaubniß zum Anlaufen von Genua der deutschen Linie eine ganz erheblihe Seidenfracht gesichert werden wird,
Die Befürchtungen vor einer Scädigung der bereits länger be- stehenden deutschen (Kingsin) Linie sind so wenig eingetroffen, daß im geraden Gegensatz dazu die leßtere Compagnie von jeßt ab vierzehn- tägige, statt, wie früher, monatliche Fahrten nah Osftasien unternimmt, und statt. wie früher, nur nach China, nunmehr auch nach Vokohama und Hiogo (Iapan) läuft. Ebenso groß sind die Erfolge in Rücksicht auf die Passagierfahrt, hauptsählih von Ostasien nah Europa. Trotz der im Allgemeinen in Ostasien ungemein starken Stellung der „Messageries Maritimes“ führte {hon der dritte von Oftasien zurückkehrende Dampfer mehr als doppelt foviel Passagiere von Shanghai, Hongkong und dem Norden Chinas als das kaum 24 Stunden später abgehende Messagerie-Boot, nebenbei cines der besten der Unie, une die deutsche Linie darf sich rühmen, jetzt in dieser Beziehung die überhaupt bevorzugte im fernen Osten zu sein, wie dies die Klasse der Pafsaziere selbst beweist : benuzen do selbst die Spiten englischer Behörden gegenwärtig bereits die deutsche Linie. Um hier gleich der Behauptung entgegen zu treten, daß die Passagiere der Reichslinie auf Kosten Deutschlands billig fahren, sei hier erwähnt, daß die Pafsagepreise höher sind, als auf den anderen Linien, mi alleiniger Ausnahme der Zwischendecks- preisc nach Australien. auf welche wir unten zurückkommen werden. Schon jetzt zeigt der direkte Bezug der Erzeugnisse des Ostens für Deutschland erhöhte Werthe, die Vormundschaft des Londoner
Marktes für gewisse, bisber als erglishes Monopol betrachtete Kolo-
| nialartilel des französischezn Marktes für den Import der Rohscide
wird erschüttert,
Landtags- Angelegenheiten.
Schildburg, 7. Juli. (W. T. B.) Bei der heute stattge- habten Landtags-Ersatßzwahl für den 9. Wahlbezirk des Regie- cungsbezirks Posen sind insgesammt 411 Stimmen abgegeben worden, Davon erhielt Joseph von Grabski auf Skottniki (Pole) 338, Landgerichts-Dire?tor Emmel in Oftrowo (nat.-lib.) 73 Stimmen. [Ersterer ift mithin gewählt,
Statistische Nachrichten.
Nach einer im Maiheft zur Statistik des Deutschen Reichs mitgetheilten Nachweisung des Verbrauchs an gestempelter. Wechselblankets und Wechselstempelmarken sowie de: Einnahme an Wechselstempelsteuer sind im Deutschen MNeic) während des Etatsjahres 1886/87 gestempelte Blankets im Wertbe von 29 066 #6 und Stempelmarken im Werthe von 6547610 4 abgeseßt worden. Nach Abzug des Werthes der älteren zum Zwcck ihrer Vernichtung baar eingelösten Wechsclstempelzeihen sowie der Bergütung und Entschädigung für Verwaltungékosten verblieb eine Einnahme an Wechsel\stempelsteuer von 6280690 ## gegen 6 329 791 M im Etatsjahre 1885/86.
— Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Beclin sind bei den hiesigen Stondesämtern in der Wowe vom 26. Juni bis inkl, 2, Juli cr. zur Anmeldung gekommen: 250 Ehe- \hließungen, 8109 Lebendgeborene, 25 Todtgeborene, 599 Sterb-fälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
W. E. Norris, der si bei den Lesern von „Engelhorn's allgemeiner Romanbibliothek“ (Stuttgart, J. Engelhorn) dur die im ersten Jahrgang veröffentlihte Erzählung „Ebeglücck“ vortheilhaft eingeführt hat, bringt im 21. Bande des 3. Jahrgangs eine neue Erzählung „Mein Freund Jim“, die durch ihre Frische und ihren Humor des Beifalls der Leser ebenfalls sicher scin darf. Der 22. Band enthält eine aus dem Polnischen überseßte Erzählung „Hanna“ von Heinrih Sienkiewicz, dessen als Romanschrift- steller auch in Deutsch"and bereits anerkannter Ruf durch dieses neue anmuthige Produkt feiner Muse bestätigt wird. Im 23. Bande wird