1907 / 276 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Nov 1907 18:00:01 GMT) scan diff

des Kreises Grafschaft Schaumburg und der Negierungs-

assessor Graf S zugeteilt worden.

aus Cassel Verwaltungsdienst bestanden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der heimkehrende

Transport der von S. M. S. „Sperber“ abgelösten Besaßung mit dem Reichspostdampfer „Lucie Mert ang am 15. November in Groß-Bassam eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nah Monrovia fortgeseßt. Der ausreisende Ablösungstransport für S. M.S. „Planet“ ist mit dem Reichspostdampfer „Yorck“ am 16. No- vember in Aden eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nah Colombo (Ceylon) fortgeseßt. Der ausreisende Ablóösungstransport für die Schiffe des Kreuzergeshwaders (Fähnrichstransport) ist mit dem Reichspostdampfer „Prinzregent Luitpold“ vor- gestern in Penang (Halbinsel Malacca) eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nah Singapore fortgeseßt. S. M. S. „Moltke“ ist am 16. November in Port of Spain auf Trinidad eingetroffen und geht am 7. Dezember von dort nah Fort de France auf Martinique in See. S. M. Flußkbt. „TLsingtau“ ist am 16. November in Hongtong E ; L QUMS Af i ein-

getrof ch st vorgestern in Nagasaki ein- . M. Kbt. „Jltis“ ist gestern von Ningpo nah dem Nimrodsund in See gegangen und ge Di j Schanghai gegang geht von diesem nah

Sachsen.

Das gestern ausgegebene Bulletin über das Befinden Ae Majestät der Königin-Witwe besagt, WE, Di“ zufolge:

Die Nachtruhe Ihrer Majestät der Könizin-Witwe v tag zu Montag war mebrfach gestört. éer fonnte n eft werden, daß das Sinken der bisher erhöhten Körpertemperatur bei Gee oel N E lebhaften Entzündungsersheinungen am

r eine erfreulihe ; Lie Tanveratie 372 G esserung spreche. Heute morgen betrug

Oesterreich-Ungarn.

Der König der Hellenen ist, „W. T: B.“ gestern and aue Paris in F :ingtcofet dge Der Ausgleihsaus\schuß des österreihischen Abgeordnetenhauses hat gestern die Lte drei Geoen des Ausgleid I E 17 bez -oTond die Festseßung eines ein- eitlihen [55 16 4 | 13 231/606 Amt D angenommen. ie ôjterreihr | 8 4 | 11 112075G4tation hat die Regierungs- vorschläge bezüi.D 4 1,7 |30,50bzCebilligt; diese ist demnach mit

63,6 zu 364/24 114 T j mea E #604 [dfrtshaftli hen Ausschuß des ungarischen Aogeordnetenhauses wurde gestern der Gesehentwurf über den durch das Kabinett Fejervary am 25. Januar 1905 mit dem Deutschen Reiche abge- schlossenen Handelsvertrag einer Beratung unterzogen. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ beantragte der Bericht- erstatter Graf Arved Teleki die Annahme einer Erklärung, wonach die in dem Handelsvertrag und dessen Beilagen vorkommenden Aus- drüde Oesterreich - Ungarishes ollgebiet und Oesterreichish- Ungarischer allgemeiner Zolltarif so verstanden werden sollen, wie dies in dem am 8. Oktober 1907 abgeschlossenen Handelsvertrage zwis: n Ungarn und Desterreih festgeseßt worden sei. Auf eine Anfrage über die Wirkung des seit zwei Jahren in Kraft befind- lichen deutshen Handelsvertrags und dessen Folgen auf die Ausfuhr nah Deutschland erklärte der Landwirtschaftsminister Dr. Daranyi, daß die Ausfuhr von Rindvieh auf die Hälfte ge- sunken sei; das Kontingent von 80000 Schweinen hätte niht nah Deutschland eingeführt weiden können, weil infolge der Schweinepest der Viehstand |ta:k vermindert worden sei. Bezüglich dec Gerste bälten sich Nachteile infolge der Zollerhöhung für Ungarn nit bemerkbar gemaht. Der Minister sprah die Hoffnung aus, daß die Gerste- ausfuhr künftighin aufreWterhalten bleibe. Falls bei Abs{luß der restlihen Handelsverträge mit Umsicht vorgegangen werde, so werde sh die Lage niht bedeutend verschlimmern, troßdem der deutsche Handelsvertrag den Export stark eingeschränkt habe.

Großbritannien und Frland.

Der König und die Königin, der Prinz u i Prinzessin von Wales, der Prinz Ártbe as vi Prinzessin Viktoria von Connaught begleiteten „W. L. B.“ zufolge, gestern vormittag mit großem Gefolge den Kaiser und die Kaiserin von Windsor zu Wagen nah der Southwestern Station, von wo die Kaiserin mittels Sonder- zuges nah Port Viktoria und Holland abreiste. Alsdann begaben sih die hohen Herrschaften nah der Great Western Bahnstation, von wo nah herzlichem Abschied der Kaiser die Reise nah Highcliffe antrat. Bei seiner Ankunft “lg ‘rig E Ge DOS vie Obersten Stuart Wortley

enßer von Highcliffe Castle, 1 Spi Be- U eaten, ghcliff \ 1nd den Spitzen der Be

Frankreich.

Die Deputiertenkammer hat gestern, einer Meldun des „W. T. B.“ zufolge, das Landwirtschaftsbudget a genommen. i

Rußland.

Dem Reichsrat und der Neihsduma is gestern d Budgetvoranschlag für 1908 zugegangen aus dem 18 B Mde E T mitteilt: tai E

rden e nnahmen in Rubeln: 173 301 059; fndirekte Steuern 90 038 "fiat 116 949 507; Negalien 784715 100; Krongeigentum und Kapi- talien 657 366 467; Verkauf von Staatsimmobilien 488 252; Ablösung#zahlungen 506 600; erseßte Rückzahlungen an die Staats- rentei 83 139 691; diverse Einnahmen 12360524. Gesamtsumme 2318 837(00, Außerordentlihe Ressourcen. Ewige Ein- lagen in dec Reichébank 1 900 000; Verkauf bedeutenden Staatseigen- tums 100009; Rückzahlung von Darlehen zur Verstärkung des allgemeinen Verpfl-gungskapitals 5 000 0Cc0; Spezialkapital, Er- trag bevorstehender Kreditoperationen 189 628 866. Zusammen 196 628 866. O -dentliche Einnahmen plus außerordentliche Ressourcen

Steuern Gebühren

f von Bothmer aus Stralsund dem Landrat des Landkreises Oppeln zur Hilfeleistung in den landrätlichen

j egierungsreferendare Dr. jur. Nollau aus Breslau, Dr. jur. Janssen aus Düsseldorf, Dr. jur. Günther und von Weyhe aus Hannover, Dr. jur. Graf zu Ranßau aben die zweite Staatsprüfung für den höheren

Ordentliche Ausgaben: Hofministerium 16 359 595; Staats- L Reichsrat 2 374 843; Reichsèuma 1 942 307; Kanzlei des M nisterrats 149 426; eigene Kanzlei des Kaisers 741 703; Kanzlei für Bittschriften an den Kaiser 530356; Heiliger Synod

29 739 152; SInnenministerium 144 123 675; Finanzministerium 428 948 442; Justizministeriuum 58 943 245; Außenministerium 6 208 327; Volksaufklärungsministeruum 53149088; V rkehrs-

ministerium 552 298 967; Handelsministerium 33 609 599; Aerbau- ministerium 58 987 039; Gestütwesen 1862723; Kriegsministerium 429 141 793; Fonds für den Fall voa Preissteigerung des Proviants und der Fourage 8 000 000; Marineministerium 87 091 933; Staats- fontrolle 9 845 654; Zahlungen für Staatsanleihen 385 965 986; zur

2 317 550 169 Nubel. Außerordentliche Ausgaben : Mit dem russisch-japa- nischen Krieg verknüpfte Ausgaben 66 687 811 Nubel ; für Eisenbababauien 59 386 981 ; Unterstüßung der notleidenden Bevölkerung 7 732 000; Zahlungen an die osthinesishe Eisenbahngesellschaft 7 500 000; Aus- kauf des Propinationsrechts 3 680 000; zur Tilgung kurzterminierter Schabscheine der Emission von 1906 52978905. Im ganzen 197 965 697. Gesamtbetrag der Ausgaben 2515 515 866 Rubel.

Jn dem Exposé, welches der Finanzminister zu- sammen mit der Budgetvorlage im Reichsrat und der Reichs- duma einbrachte, wird, obiger Quelle zufolge, ausgeführt:

Da nach Auflösung der ersten Duma die Einberufung der zweiten auf den 4. März 1907 anberaumt wurde, konnte das Staatsbudget nicht zur vorgeschriebenen Zeit eingebracht werden, und es mußte in das laufende Jahr ohne ein gesezmäßig be- e Blase eingetreten werden. Infolgedessen wurden dur Beschlu des Ministerrais dem Finanzminister und den Oberdirigierenden der einzelnen Ressorts Kredite in der vom wirklichen Bedürfnis verlangten Höhe eröffnet, wobei das am 11. De- zember 1905 bestätigte Budget für 1906 als Grundlage diente. Die Jahreëausgaben wurden hierbei bis zur Bestätigung des Budgets für 1907 auf einen Höchstbetrag von 2571 902 320 Rubel festgeseßt. Bei der Aufstellung des Budgets für 1908 war zu beachten, daß __die Staatseinnahmen viel langsamer wachsen als“ die Bedürfnisse und daß auf eine bedeutende Er- höhung der Einnahmen in nächster Zukunft kaum zu rechnen ist, zumal da der Staats\haß 80—90 Millionen jährlihe Einnahme durch Auf- hebung der Ablösungszahlungen in leßter Zeit verloren hat. Der Ministerrat machte demzufolge den Ressorts zur Pflicht, die wirk- samsten Mittel zur Beschränkung der Forderungen für 1908 zu ergreifen und die Einstellung von Ausgabeposten, die auf das nächste Iahr verlegt werden können, in die Voranschläge nicht zu gestatten.

Der gemäß den Weisungen des Miniflerrats aufgestellte Budget- voranschlag für 1908 weist folgende Posten auf: Ordentliche Ein- nahmen 2318 887 000 Rubel, ordentlihe Ausgaben 2 317 550 169 Rubel, d. i. die ordentlichen Einnahmen übersteigen die ordent- lihen Ausgaben um 1336831 Rubel. Außecordentlichße Ein- nahmen 7 000 000 Rubel, außerordenilihe Ausgaben 197 965 697 Nubel, d. i. die außerordentlihen Einnahmen nebst den NRest- beträgen des ordentlichen Budgets {ind um 189628 866 Rubel ge- ringer als die außerordentlihen Ausgaben. Der fehlende Betrag ift somit durh Kreditoperationen zu beschaffen. Der bedeutendste Teil der Uebershüsse des leßten Jahrzents is für den Bau neuer Eisen- bahnen, insbesondere der sibirischen Bahn, verwendet worden.

Die Realisierung des Budgets für das laufende Jahr 19 07 geht, so fährt das Exposé fort, bisher in verhältnismäßig sehr günstiger Weise vor si, sodaß, falls die Einnahmen für Oktober- Dezember die Höhe der Einnahmen des Vorjahres erreichen, ein Ucber- {uß von 145 illioaen zu erwarten ist. An ordentlichen Ei n- nahm ‘den ul 9 Millionen Rubel mehr erwartet als im Vor- ansch} Ace, Bossgeführt waren ünd um 47,2 Millionen mehr als die F e im. Jahre 1906 betrugen. Die ordent- lihen, Len ib gégen 1907 um 144,1 Millionen höher be- rechnet. Hiervon erhälf das Krieg8ministerium 43,6 Millionen und das Marineministerium 12,1 Millionen mehr. Auch für das Ver- lehrsministerium, das Finanzministertum und das Eisenbahndepartement find größere Ausgabeposten bewilligt worden. Die Ausgaben für das Ministerium der Volksaufklärung sèLen um mehr als 7,2 Millionen für das Aderbauministerium um 12,1 Millionen erhöht werden. Das Ausgabebudget für Post- und Telegraphenwesen erhält etnen Zuwahs von 3,2 Millionen. Sämiliche Ressorts erhalten für Ausgaben 12,7 Millionen mehr; auch die Zahlungen für Anleihen find um 1,4 Millionen erhöht. Jn den außerordentlichen Aus- gaben siad die dur den Krieg bedingten Kredite um 57,1 Millionen gekürzt, ebenso diejenigen zur Hilfeleistung an die von Mißernte heim- gesuchte Bevölkerung um 8,19 Millionen. Für Eisenbahnbauten im ganzen 46,2 Millionen is vorgesehen ein Mehr von 10,8, für Erteilung von Darlehen an Eisenbahngesellshaften 2,2 Millionen. e i agd sind die außerordentlihen Ausgaben um 126,6 Millionen Ii, Bei den Zolleinna hmen werden 8,2 Milltonen mebr erwart als im Jahre 1906. Die von China zu zahlende Krieasfontcibutien geht im allgemeinen ohne Rückstand ein, dagegen ist die Türkei in ihren Verbindlichkeiten mit 2595 000 Rubel rückständig. Den Fehlbetrag von 139 628 866 Rubeln in der zur Deckung der außerordenilihen Ausgaben erforderlihen Summe beabsichtigt der Finanzminister dur Kreditoperationen zu beschaffen. Eine wesentliche Erhöhung der Einnahmen is nicht zu erwarten, da eine gute Ernte im nächsten Jahre fraglich erscheint. Der Umfang dec Kredit- operationen wird von der Entwicklung der Dinge abhängen, jedenfalls werden sie nur ia erforderlihem Umfange zur Ausführung gelangen. Dementsprehend beantragte der Finanzminister, ihm das Recht zu A die s gut Es fehlende Summe dunch Kredit- verationen zu beschaffen und Anleihen in de ‘derli Bet T Ercitein hen in dem erforderlihen Betrage Sodann weist der Finanzminister darauf hin, daß in den letzte 5 Jahren infolge Aufhebung der Ablösungszablungen die Licctia irt B L auiweilew, bie indirekten Steuern und andere ; men dagegen mehr oder weniger ihren frü S Cs haben. y : E : as Crposós verbreitet ih ferner über einige Fragen wir - lihen Charakters und erklärt die bedeutende ce Drag der alie im Jahre 1906 (um 29,4 9/0) dur den nie dagewesenen Zufluß von Waren _nach Wladiwostok und Nikolajew infolge der während des Krieges erfolgten Aufhebung der Einfuhrzölle im fernen Osten. Der Finanzminister weist sodann auf die merkbvac zu- nehmende Festigung des russischenStaatskredits hin, welcher fich in der Festigkeit der russishen Fonds äußert. Das zu Ende Ok- tober 1907 im „Umlauf befindlihe Gold beträgt 605,9 Millionen Nubel, der der Reichsbank gehörige Goldvorrat ist auf 12548 Mis- lionen Rubel angewathsen. / S ie verhältnismäßig guten Ergebnisse auf dem Gebiete Staatskredits, des Geldumlaufs und des kommerziellen Kredits laffe in jüngster Zeit eine ungünstige Beeinfl sung durch die in Amerika ausgebrochene Kcise erkennen; doch ist man berechtigt, anzunehmen daß die Lage des russishen Kredits im Auslande keine wesentli e Steue L wird, B m + gl P10 N allerdings nit so

1) aus, wte erwartet wurde, gestattet a gen A rde, g er doch eine genügende __— Jn der gestrigen Sißung der Reihsduma über- reichten 246 Mitglieder des Hauses dem Präsidenten eine Denkschrift, in der die Notwendigkeit betont wird, dem Kaiser als Antwort auf dessen an die Duma gerichtete Begrüßungs- wünsche cine Ergebenheitsadresse zu überreichen. Die Duma erörterte darauf, wie das „W. T. B.“ meldet, den bei der Wahl zweier Vizepräsidenten zu beobachtenden Wahlmodus. Die Wahl erfolgte Barn! mittels Zettelabgabe.

Es erhielten: Baron Meyendorf (baltiser konstitutioneller Monarchist) 269 Stimmen, Für\t Wolkonski_ (Verband eht russi- scher Leute) 259, Maklakow (Kadett) 133 und Fürst Lwo w (Partei

2515 515 866 Rubel.

Deckung im Budget nicht vorgesehener Bedürfnisse 10000 000. Imganzen -

zum Ersten Vizepräsidenten der Duma der 261 Stimmen, zum Zweiten Vizepräsidenten mit Di V h e Frage der Anzahl der Sektionsgehil i lang oe O Dana ervor. En M e Vfktobristen beantragten, daß Stellen für Sek allen politishen und sogar den volkstümlichen ola, n R seien. Die Rechte und die äußerste Rechte hielten die Zulassung von

"tistaat j : für e M gegen Nußland kämpfenden Parteien ins Präsidium

__ Nah Schluß der Rednerliste wurde die Verhan dieser Frage mit einer dur die Linke, das tis e M Rechte gegen die äußerste Rechte gebildeten Mehrheit auf die nächste Sißung vershoben. Nachdem einstweilen die Geschäfts- ordnung der zweiten Duma angenommen worden war, teilte sih die Duma in 11 Sektionen zwecks Prüfung der Voll- machten der Abgeordneten. Die S1ßung wurde darauf ge-

\{hlossen. s a Niederlande. le Jaht „Hohenzollern“, mit der Deutschen Kaiseri an Bord, fuhr, „W. T. B.“ zufolge, heute früh S Men e P E Gn auf dem Hafenkai versammelten ( e alutschü des i D rudel cia, üssen des Forts in den Hafen von

der Baron Meyen dorf

Z Belgien.

| ie Zuckerkonferenz ist, „W. T. B.“ zufolge, gest in Brüssel zusammengetreten, um über den oe Seen Rußlands zur Zuckerkonvention zu beraten.

2 Afrika. er französishe Gesandte Regnault und der spani Gesandte Ll aberia hatten, na einer Meldung des R E B vorgestern mit dem Machsen Vorbe|prehungen über eine sofortige Organisation der Polizei, wie sie in Algeciras vorgesehen ist, Der zur Erö terung gelangende Plan würde t oen Ute E Sa0e im Süden Marokkos im gegen- gen Augenblick die Bildung von Polizeikorps auf Tanger Tetuan, Larrasch und Rabat eaten Y O Pa Einer telegraphishen Nachricht des Generals Drude zu- folge hat die aus Parteigängern Abdul Asis* bestehende Mahalla Buchta ben Bagdadis das Gebiet des Stammes Ziaida, 55 km nordöstlih von Casablanca, erreiht. Jhr folgt e Beiareuva a u Befchl Abdel Malecks, die in uta angefommen sein soll. Die Mahal Rachids lagert noch in Sidi Aissa. O

Parlamentarische Nachrichten.

Die Vorlage über die Aenderung, die das bestehende

Flottengeseß erfahren soll, ist am 14. dto eaten Hou

e angenommen worden. Sie hat nachstehenden ortlaut :

Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung des 8 2 des Gesetzes, betreffend die deutsche Sette f vom 14. Juni 1900. a Sai Einziger Paragraph. n Stelle des § 2 des Gesetzes, betreffend di vom 14. Junt 1900, tritt der aSfiokende p L E Ausgenommen bei Schiffsverlusten follen Linienschiffe und Kreuzer nach zwanzig Jahren erseßt werden. Die Fristen la»fen vom Jahr der Bewilligung der ersten Nate des zu ersegenden Schiffes bis zur R D A Nate E SLAUNUES, Für den aus 3 J werDe!

teil en die Ersaßbauten nah der Anlage B ü Anlage B.

erteilung der in den Iahren 1908 bis 1917 )0T- zunehmenden Crcsaßbauten auf die einzelnen Jahre. S, Vor

e ayiahe Aen Große Kreuzer Kleine Kreuzer O s 3 3 E, 3 -—— p E N E L L bia 2 1ER l L 2 S 1 l 2 E 1 l 2 I 4 1 1 2 a E 1 1 2 1917 1 1 L Summe . 17 6 19

iti Begründung. on bei den Verbandlungen über das erste Flottenge Jahre 1898 ift von dem Vertreter der Verbündeten Dec lecin es E hingewiesen worden, daß die Lebensdauer der Linienschiffe mit 25 Fahren möglicherweise zu hoh bemessen sei. Die 25 jährige Ersaßfrist rechnet im Sinne des Gesetzes ron der Bewilligung der ersten Nate des zu erseßenden Schiffes bis zur Bewilligung der ersten Nate des Ersat- \chiffes. Für die Lebensdauer der Schiffe im militärishen und technischen Sinne kommt aber ein erheblich größerer Zeitraum in Betracht. Der militärish-technishe Geburtstag eines Schiffes ist nicht der Tag der Bewilligung der ersten Rate, fondern der Zeitpunkt der endgültigen Festseßung der der Konstruktion zu Grunde zu legenden militärischen und tehnischen Anforderungen. Fecner erfolgt die Aus3- rangierung eines Schiffes nicht dann, wenn die erste Rate des Ersah- iffe8 bewilligt wird, sondern erst dann, wenn das Ersatz\hifff fertiggestellt ist und in den Frontdienst eintritt. Jnfolgedessen find die Linienschiffe bei ihrer Ausrangierung nicht 25, sondern in Wirklichkeit etwa 30 Jahre alt. Sie sind dann, wie die Erfahrung in allen Marinen gelehrt hat, völlig überaltert und zur Ve: wendung in der Schlacht in den leßten Jahren nit mehr brauchbar ge- Been Dies ist begründet durch die shnellen Fortschritte, die auf allen ebieten der Schiffbau-, Maschinenbau- und Waffentechnik andauernd os! werden und denen jede Marine Rechnung tragen muß. Nach den rfahrungen, die seit dem ersten Flottenges-ß gesammelt worden find, steht es fest, daß die Lebensdauer der Linienschiffe verkürzt werden muß, - Sen die Shiffe bis zu ihrer Ausrangierung zur Verwendung “in der SE at geetgnet bleiben sollen. Heryorragende Fachmänner fremder 2 arinen find der Ansicht, daß die Lebensdauer eines Linienschiffes 15 bis e Jahre nicht überschreiten sollte. Bei der Forderung der Ver- ea Regterungen, die Lebensdauer der Linienschiffe in der bis- / rig ey Berehnungsweise auf zwanzig Jahre festzusetzen, beträgt die w t che Lebensdauer vom Konstruktionsbeginne bis zur Aus- taus erung immer noch etwa 25 Jahre. Dieser Zeitraum ist in An- 4 ade G A E A der Technik noch so lang, daß an | ; Ur die Verwendun - e ua 10s B Frage kommen tvird. R E u e Verkürzung der Lebentdauer der Lintenschiffe n U Der Periode 1908 bis 1917 3 Linienschiffe mehr d pte ois d her. Um diese 3 Schiffe in der jeßigen Ersatztabelle (Anlage B es Gesees) unterzubringen, ist eine neue Anlage B erforderli. Wollte uian utter Béritsißitan Ler g e eure Genn, ung der verTfürzten Lebens8dau der Periode 1908 bis 1917 die Linienschiffe unv Großen rieen n

der friedlihen Erneuerung) 101 Stimmen. Jn der Stichwahl wurde

denjenigen Jahren erseßen, in denen sie nah § 2 Absaß 1 zum Ersatze

Fürst Wolkonski mit

ehen, so würde ih infolge der ungleihmäßigen Bewilligungen Be Sab nastehender Ersaßbauplan ergeben :

E: saßjahr See Große Mur Summe

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1

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Summe 23

Ein derartiger Bauplan ist nit rationell. Es sind daher in der neuen Anlage B rie von 1908 bis 1911 fällig werdenden 11 Linien- \hiffsersaßbauten möglihst gleihmäßig auf die ersten vier Jahre ver- teilt, die von 1912 bis 1917 fällig werdenden Grsaßbauten für Linien- cie sowie die Ersagbauten für Große Kreuzer auf die folgenden sechs Jahre, in welhe im Interesse der Gleichmäßigkeit noch ein Ersatlintenshiff aus der Zeit nah 1917 hineingezogen ist. Zum Aus8- gleih ist ein Großer Kreuzerersagbau auf die Jahre nah 1917 zurüd- geshoben worden.

Die Gesamtkosten der Aenderung des Geseßes kommen etwa den

Kosten von dret Linienschiffen gleich.

Kunst und Wissenschaft. Römerforshung inNordwestdeutshland im Sommer1907.

Im Frühling dieses Jahres ging durch die Ma SO die Nachriht von der Entdeckung eines neuen westfälishen Römerlagers, das bei dem Dorfe Erle im Kreise Recklinghausen

von dem Oberlehrer Hartmann gefunden sein sollte. Begeisterte Gemüter hatten da wieder einmal mehr gesehen und gewußt als der Entdecker selbst, der zunächst nur mit einigen BVersuchs\chnitten den Befestigungscharakter alter Wallreste hatte feststellen wollen und sich wohl gehütet hatte, seine Entdeckung der Welt sofort als ein neues NRömerlager vorzuseßen. Sein sachliher Bericht erschien, veranlaßt durch die falshen Mitteilungen, im Westfälischen Merkur“ (Nr. 309). Nachdem nun aber einmal die öfentliche Aufmerksamkeit erregt war, hien es Pflicht, möglichst bald eine weitere Untersuchung folgen zu lassen, um die Sache womöglih gleih klar zu stellen und dem „NRömerlager“, wenn es keines war, sofort den Garaus zu machen. Die Untersuchung ist im August durch Herrn Hartmann erfolgt und in wenig Tagen war die Frage entscheiden. Heute ist das Rômer- lager von Erle längst begraben. Es war wieder einmal blinder Lärm. Die Wallreste sind, wie Herr Hartmann feststellen konnte, sicher kein Röômerlager, wahrscheinlih sogar ganz späten Ursprungs.

Fh erwähne den Vorgang, weil er zeig, mit welchem Interesse die Nömerforshung in Westfalen verfolgt wird, und wie stark noch immer die Neigung ist, jedea alten Rest aus den Jahrtausenden west- fälisher Geschichte und Vorgeschichte zunächst einmal mit den wenigen Fahren der Römerzüze in Verbindung zu feßen. Der Fall Crle steht nit vereinzelt da. Erst vor wenigen Wochen wurde der öffent- lihen Meinung wieder ein Römerlager aufgetischt. Die Grundlage war, daß eine Anzahl Skelettgräber bei Nieder-Ense gefunden waren. Glei wurde aus einigen Wallresten in der Nähe ein Rômerlager und die Gräber wurden mit einer Schlacht aus der Römerzeit im

intergrunde tauhte sogar das Gespenst der Varus\chlaht auf in

ufammenhang gebraht. Leider ist das einzige, was bisher feststeht, daß die Gräber niht aus der Römerzeit, d. h. nicht aus dem Anfang des I. Jahrhunderts stammen. Alles Weitere muß sich finden.

; Doch genug von diesen Irrgängen. Glüdlicherweise hat die Römerforshung in Westfalen auch positive Erfolge zu verzeichnen. Namentlich ist an den beiden großen Ausgrabungéstätten der leßten Fahre bei Haltern und Oberaden, über die auch an dieser Stelle regelmäßig berichtet ist, energisch weiter gearbeitet worden.

Non dem Römerlager von Oberadezn, wo das Dortmunder Museum mit der Römisch-Germanischhen Kommission des Kaiserlichen Archâäolo- gischen Instituts gräbt, wurde von Dr. Baum glci zu Anfang der diesjährigen Kampagne das Nordtor gefunden und aufgedeckt. Es stellte sich als prinziviell ganz den Halterner Toranlagen gleichartig heraus, nur entsprechend den größeren Abmessungen des Lagers eben-

falls größer als dort. Zwei ins Lager hineinspringende Türme sind miteinander ver-

hinten durch den eigentlihen Torverschluß bunden, sodaß davor, von den Türmen flanfiert, ein offener Vorhof entstand, in dem der das Tor berennende Feind von

drei Seiten gefaßt werden konnte. Auf eine Flankierung der Walls linien verzihtete man, wie au in Haltern, noch gänzli. Die Wall- front wurde dur die Gräben hinreichend geschügt. Man seßte offenbar voraus und das ist für die primitive Kampfesweise der Germanen in jener Zeit ganz lehrreich —, daß der Feind das Tor berennen und aufzubrehen suhen würde. In den allmählih immer stärker und komplizierter werdenden Be engen der Römer auf germanischem Boden \piegelt sich die wachsende Angriffstechnik der Germanen wider. Und die weit vor|pringenden Türme der gerade gegen die Germanen- anstürme des III. und 1Y. Jahrhunderts gekrönten mächtigen Befesti- gungen auf dem linken Rheinufer zeigen, wie anders ih damals {hon die Germanen auf den Angriff verstanden.

Entsprechend dem Nordtor war auch das Westtor gestaltet, dessen Stelle {hon im vorigen Jahre gefunden wurde und das jeßt aufgedeckt

ist. Wieviel Tore an dem Oberadener Lager, das abweihend vom üblihen Schema ein Polygon war, vorhanden waren, muß noch festgestelt werden. Einige Anzeichen lassen es môg-

lich erscheinen, daß zwishen den Toren in der Wallinie ich noch Türme befanden. Doch bedarf das noch weiterer Prüfung. Im übrigen ist die Wallkonstruktion im Prinzip ebenfalls der uns von den Lagern bei Haltern bekannten gleih. Nur sind die Pfosten, welche den Wall hielten, enger gestellt und wie erhaltene Reste zeigen sorgfältig vierkantig behauen. Auch der Oberbau des Walles war mit behauenen verzahnten Balken hergestellt. Reste davon find, vom Grundwasser erhalten, in der Tiefe des Grabens zum Vorschein gekommen. :

Dem feuhten Boden Oberadens verdanken wir die Erhaltung der interessantesten Einzelfunde, die glei berehtigtes Aufsehen gemacht haben. Während der zähe Lehm das Finden sonstiger Kleinfunde, der Scherben, Münzen usw. sehr erschwert, hat ‘er im Grundwasser das Holz erhalten. Neben den [hon erwähnten Resten des Wallgerüstes, des Flechtwerkes, aus dem die Brustwehr bestanden haben mag, u. a. anden \sich \chon im ersten Jahre der Grabung zahlreiche, an beiden Enden zugespißte Eichenhölzer, und die diesjährige Grabung hat eine beträchtlihe Zahl hinzugebraht. Die Hölzer sind etwa 1,50—2 m lang, die bestgearbeiteten unter ihnen sorgfältig vierkantig behauen und tragen eine eingeshnittene Inschrift, welhe die Centurie, der die Ge- râte gehörten, mit dem Namen des Centurionen bezeihnen. Da lesen wir ck (centuria) c. Lusi, ck. Campani, ck. Fusci und eine ganze Neibe anderer. Einmal wird auch die Kohorte genannt, leider nie die Legion, die uns historisch weiterhelfen könnte. Jeßt bringen uns die Fnschriften einstweilen niht weiter, als w:nn auf einem Inventur- süd heutzutage „dritte Kompagnie“ ohne Angabe des Negiments steht. Fateressant find die Inschriften troßdem in mancher Richtung, und wir dürfen immerhin hoffen, daß wir im Laufe der Zeit auch lernen werden, sie zu geshichtlichen Shlüssen zu verwenden. Interessant

nd aber vor allem die Geräte selbst. Es ist schon früher darauf ingewtesen, daß ein paar ähnlihe Hölzer auf der Saalburg und ein Bruchstück in Remagen gefunden sind. Ob wir es hier mit Waffen zu tun haben {hon gleich nach der Auffindung wurde von ver- \hiedenen Seiten an die pila muralia erinn, \chwere Waffen, die speziell bei der Verteidigung der Wälle enu wurden steht noch nicht fes Möglich ist es; auch ohne Eisenspitze waren diese Hölzer, nam?ntlih den ungepanzerten Germanen gegenüber, eine bösartige Waffe.

in diesem Sommer mit einigen Untersuchungen im sogenannten Feldlager, dem großen, leiter gebauten Lager, das als erstes den später von dem angelegten „großen Lager“ eingenommenen Naum umfaßte. Es galt, an Stellen, wo dieses Feldlager niht von dem späteren großen Lager überbaut war, sich einen Begriff von seiner Anlage zu machen, um mit Hilfe des gewonnenen Bildes dann womöglich innerhalb des großen Lagers die zum Feldlager gehörigen Reste ausscheiden zu können. Es ergab sich, daß zum mindesten große Teile des Feldlagecs nur ganz leihie Innenbauten gehabt haben können, die wentg Spuren im Boden hinterlassen haben. Die gay der Fundstücke war ebenfalls gering. Dafür wurde eine interessante Feststellung gemacht, dur die das Bild der Halterner Anlagen sh wesentlich belebte: in der Gegend, wo der vom Nordtor des großen Lagers herkommende Weg den Feldlagergraben überschritten haben muß, fanden \ih über diesem große Wohngruben mit zahlreihen Funden, namentlich an Trink- geschirr, Lampen usw., augenscheinlich die Reste von canabaeo, von Kneipen u. a., aus der Zeit des großen Lagers, die sih während

der Dauer der Besegzung hier angesiedelt Hatten und der Garnison den Aufenthalt im rauhen Germantien etwas angenehmer zu gestalten suhten. Als sie angelegt wurden,

waren Wall und Graben des Feldlagers noch in Nesten erhalten. Stets lag die eine Grube in der Vertiefung des Lagergrabens, während eine zweite innerhalb desselben, durch einen 3 m breiten, von Funden völlig freien Streifen von der ersten getrennt. Hier bedeckte den Boden also noch der Wall, der dana eine Breite von 3 m hatte. Da an dem Wall auch hier keinerlei Spuren eines hölz:rnen Wall- gerüstes gefunden wurden, muß man schließen, daß der Wall ein Rasenwall, aus Heideplaggen aufgebaut, war.

Die Canabae sind eines Tages dur Brand zu Grunde gegangen. Das mag geschehen sein, als nah der Varuskatastrophe die Germanen dur das Land zogen. Dann hat man die Reste eingeebnet, au den Rest des Walles in den Feldlagergraben geworfen, offenbar um das Gelände unmittelbar vor der Festung frei und übersihtlih zu haben. Canabae aus der leßten Zeit des großen Lagers scheinen wenigstens an dieser Seite niht gelegen zu haben.

Die Forschungen in diesem Teile der Ausgrabungsfelder führten au zur Auffindung des Nordtors des Feldlagers, das aber ebenso wie das jegt gefundene Ositor nur in einer Unterbrehung des Grabens h zeigte. Spuren eines festen größeren Torbaues waren nit vor- banden. Das Südtor wurde noch niht gefunden. Hier liegt eine Aufgabe für das nächste Jahr; denn für das geshichtlihe Verstäñädnis der Anlagen scheint es jeßt unerläßlih, die Ortentierung des Feld- lagers festzustellen. Dazu müssen wir den Hauptbau, das Prätorium finden, und das können wir wiederum nur mit Hilfe mindestens dreier Tore, die uns die Nichtung der beiden Hauptstraßen geben. Vor dem Prätortum Fönnen wir auch am erften hoffen, auf Gruben mit reierem Inhalt zu stoßen, die uns dann vielleicht auch für die Zeit dieses „Feldlagers" und sein Verhältnis zu dem „großen Lager“ Aufs{luß geben. Cinst- m ist hier das Material für eine sichere Entscheidung noch zu gerina. Als zweite Hauptaufgabe hatten wir uns in Haltern die Frei- legung des Prätoriums des großen Lagers geseßt, dessen nah Süden gerichtete Front im vorigen Jahre festgestellt war. Ohne auf die zahlreichen, zum Teil durch Umbauten und ältere, an der Stelle liegende Reste überaus verwickelten Einzelheiten einzugehen, sei bier nur auf das Hauptergebnis hingewiesen. Das ganze rechteckige Ge- bäude wurde von einer Holzwand umshlossen. Dur den südlichen Eingang betrat man einen großen, etwa quadratishen Hof, der von Hallen umgeben war. An diesen {loß sich nördlich ein zweiter kleinerer Hof, an dessen Rückwand eine Anzahl Gemächer lagen, hier führte auch eine Tür ins Freie. Db son das ganze Prätorium freigelegt ist oder ob es nah Norden zu eine weitere Fort- setzung findet, bleibt mir demnach noch zweifelhaft. In dem zweiten Hof lagen anscheinend auch Werkstätten, wie ja der Hauptbau des Lagers neben den Verwaltung9räumen gerade au Waffenkammern u. a. barg. Während das Jnnere des Prätoriums, namentlich des vorderen Hofes bezeihnenderweise an Einzelfunden so gut wie nichts brate, wurden die Grabungen vor der Südwand des Prätoriums an folen ungemein ergiebig. An der hier vorüberziehenden Via principalis mußten na allen Anatogien die Offiziersquartiere ge- legen haben, und {on im vorigen Jahre hatten ganz besonders reiche Ginzelfunde darauf hingewiesen, daß das auch in Haltern der Fall war. Jn diesem Jahre wurden nun eine ganze Reihe von Gruben in dem Streifen zwischen Straße und Prätoriums- wand systematisch ausgegraben und ergaben eine ganz überraschend reiche Ausbeute, namentli an feinem Tongeschirr. Einzelne Gruben enthielten ganze Reihen von B:chern, Tassen, Tellern aus italischer Terra \igillata und in der feinen belgischen Technik, die sich damals bereits unter dem Einfluß italishen Imports auf einheimischer Grundlage entwickelt hatte. Daneben gab es Fibeln, Münzen, Reste von \{önem bunten Glas, mehrere Bronzekasserolen und Siebe, ein Bronzetintenfaß u. a. Die Sammlung der Kleinfunde von Haltern ist dur die diesjährige Kampaane ganz besonders bereichert worden. Sie is für augusteische Keramik augenblicklich zweifellos die reiste Sammlung, in der man diese für die Kultur Westdeutsch- lands Epoche machende Periode, in der aus italischem und einheimishem fh provinziale Eigenart zu entwickeln beginnt, vor Augen führt wie faum eine andere. Man ftaunt über die Fülle der Formen und Tech- niken, die diese Frühzeit im Vergleih zu der späteren auszeichnet. Mañ bekommt aber auch ein Bild von dem ausgedehnten Handel, der den Heeren bereits bis an den Rhein folgte und dessen Produkte dann

wieder den in Germanien operierenden Heeren nahgesandt wurden. In threr zeitlihen und örtlichen Geschlofsenheit bieten diese Funde von Haltern ein eigenartiges Arbeits-

material. Seit Mitte August, wenige Tage, nahdem die Grabungen noch den bedeutendsten Zuwachs gebracht hatten, haben die Fundstücke nun auch eine würdige Unterkunft gefunden in dem hübschen kleinen Museum, das im Beisein zahlreiher Gönner und Gelehrten eröffnet wurde. Nachdem dur private Zuwendungen eine anfehnlihe Summe zusammengebraht und von der Stadt Haltern ein Bauplay zur Ver- fügung gestellt war, ermöglihte ein Gnadengeshenk Seiner Majestät des Kaisers den Bau, der von Baurat Schmedding in Münster aus- eführt wurde. In musterhafter Ordnung, die in erster Linie der ständigen Fürsorge des Vorsigenden des Halterner Altertümer- vereins, Dr. Conradt verdankt wird, find hier die qunte untergebraht. Die in den Schaukästen aufgestellte Auswahl der beften Stüdcke wird für den, der ein eingehenderes Interesse hat, dur das in den zahlreihen Schubfähern unterzebrahte Parallelmaterial er- gänzt. Dem wissenschaftlih Arbeitenden endlich gibt ein s{öner, heiz- barer Magazinraum alle Bequemlichkeit, die dort in guter Ordnung aufbewahrten Massen des Materials durhzuarbeiten. So ist in dem kleinen Museum zugleich eine gute Lösung für das Problem efunden, eine übersihtlihe Schausammlung für das größere Publikum mit einer Arbeits\ammlung, die dem Gelehrten jeden Mowent zugänglich gemacht werden und weiteres zugehörtges Matertal liefern kann, zu verbinden, Die Ausgrabungen von Haltern haben {hon in vielem befruhtend gewirkt und nicht zum wenigsten sind es die Kleinfunde, denen unsere Wissenschaft eine große Bereicherung ihrer Kenntnisse verdankt. Aber auch die Ausgrabec erhoffen gerade von den Klein- funden noch wihtige Ergebnisse für das Oie Verständnis der in Haltern freigelegten Anlagen ein Ansporn zu immer erneuter Sorgfalt in der Behandlung und Durcharbeitung des Materials, das uns die Grabungen liefern. D.

Literatur.

Bilder aus der Brandenbur A At Gee \chichte, nah Radtierungen von Danîe Chodowtecki, her- ausgegeben von Professor Dr. Georg Voß. Album mit 83 Licht- druckbildern und erläutecndem Text von Professor Dr. Georg Voß. Verlag von I. Spiro, Berlin W. 380. Es ist ein mit großem Dank zu begrüßendes Unternehmen, dessen Mag eneg Professor Voß und der Verlagsbuhhändler Spiro mit dieser {önen ammlung wert-

während des 17. und 18, Jahrhunderts mit und nicht minder seine intime Bekanntschaft mit der brandenburgisch-preuß schen Hof- und Staatsgeschichte, die thn zu gesteigerter Hochshäßung der großen Persönlichkeiten dieses Zeitalters, insbesondere des einzigen Friedrich, geführt hat ; der Verleger aber ist seit lange in einer Speztalrihtung tätig, in der er den Beifall Aller findet, die Alt-Berlin lieben und gern sich von seinem Werdegang erzählen lassen. In diese Richtung paßt auch die vorliegende neue Gabe ganz prächtig hinein. Denn, wie Professor Voß in einer orientierenden Einleitung lihtvoll darlegt, find diese Bilder niht nur deshalb in Berlin entstanden, weil der Künstler hier wohnte, sie konnten nur in Berlin entstehen, weil alles, was Chodowiecki in seinen zahlreihen Radierungen aus dem Leben des großen Königs wiedergibt die niht felbst erlebten Greignifse aus- genommen —, alle diese Gestalten in seinen Bildern, der König selbst, die Prinzen, die Offiztere und Soldaten, die Zimmer der Königlichen Schiöffer, die Trachten der Bürger und Bauern und der Königlichen Diener, mit dem frishen Blick des Künstlers festgehalten und în un- gezählten einzelnen Studienblättern mit shneller Hand nah der Natur gezeichnet sind. Das gibt, wie der Herausgeber treffend bemerkt,

Chodowieckis Radierungen die Wahrheit “des Milieus, das maht sie zu Dokumenten des Zeitalters Friedrichs des Großen; denn so wie Chodowiecki den König in Krieg und

Frieden geschiltert hat, so lebte sein Bild in den Augen der Zeit- genossen. Es war hohe Zeit, daß diese Radierungen in den vor- liegenden, trefflihen Nachbildungen gesammelt und der Oeffentlichkeit zugäng!g gemacht wurden. Denn die Originale und tausende guter, aber bereits ret fostspieliger Abdrücke sind wohl weitverbreitet und eine große Anzahl der Blätter in den Königlichen Kunstsammlungen dem Publikum zugänglich, aber eine systematish angelegte Sammlung der besten Bläiter fehlte. Angesichts der vorliegenden Gabe leuchtet es ein, wie jeßt erst das in Erfüllung geht, was im Voranstehenden als Hauptgewinn aus der Bekanntschaft mit diesen Dokumenten aus einer großen Epoche bezeichnet ist. Das Format der Chodowieckishen Radies rungen bedarf einer Erklärung. Der größte Teil von ihnen ift für jene kleineren, zierlih ausgestatteten Kalender und Almanachs angefertigt worden, die für den Ausgang des 18. Jahrhundect so Garakteristis sind. An der künstlerishen wie wissenshastlihen und literarischen Vollendung dieser Kalender hatte die Königliche Akademie der Wissen- haften in Berlin den lebhaftesten Anteil; denn aus dem Kalender- privilegium bezog sie ihre wesentlichsten Einkünfte. Das glänzende Talent Chodowieckis für die künstlerische Ausstattung des Berliner Kalenders heranzuziehen, lag deshalb im wohlverstandenen Interesse der Akademie. Es geschah zuerst für den „historish-genealogischen Calender“ von 1769. Später war Chodowiecki in gleiher Art auch Mitarbeiter an andern Kalendern, dem westpreußischen, dem Gothaischen, dem Königlich großbritannischen, Lauenburger, dem Göttinger Kalender u. a, So wurde das übereinstimmende kleine Format dieser Kalender der Maßstab für die Chodowiedckischen sie begleitenden volkstümlichen Fslustrationen und folglich au der meisten Blätter des vorliegenden Werks. Es find 83 Blätter, die sh hier in eirem Bändchen in handlihem Format von 13 auf 19 cm darbieten. Acht von den Bildern gehören der Geschichte des Großen Kurfürsten, 2 der des ersten Königs an, die bei weitem größte Zahl der fridericianischen Zeit, im besondern der Kriegszeit; den Schluß bilden wenige Bilder aus der Zeit Friedri Wilhelms I1., endlih ein Bild „Daniel Chodowtecki und seine Familie im Jahre 1771“, ein ganz besonders woblgelungenes Blatt. Ein kurzer Text ist jedem Bilde dur den Herausgeber beigefügt, zum Teil in Anlehnung an die Begleitworte, mit denen fich zu threr Zeit die Originale in den betreffenden Kalendern etinführten. Es bietet einen Reiz eigener Art, Bilder und Texte gleichzeitig zu genießen. Diese Dokumente zur Zeitgeshite, als welche an sich die Blätter an- muten, gewinnen Leben und Bewegung dur die Texte, die so rund und abgeschlossen zu fassen, die Leistung einer ihres Ziels bewußten, die Ereignisse von dem höheren Werte des Geschichtskundigen würdigenden Feder ist. Hoffentlih läßt sich das große Publikum die Gelegenheit nit entgehen, ein Werk von dieser Anschaulichkeit und

historischen Treue, zugleih ein so unterhaliendes und belehrendes Buch, fh zu dauerndem Besiy zu erwerben. A Wohlfahrtspflege.

Einer der ältesten deutschen Arbeiterfürsorgevereine, der im Jahre 1844 nah der ersten Zollvereinsausstellung von Industriellen und höheren Beamten begründete Zentralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen, wird am 13. Dezember d. J., Abends 6 Uhr, in Berlin, Leipziger Straße 3 (Herrenhaus), die Hauptversammlung seiner Mitglieder abhalten. Der Verein hat die statutenmäßige Auf-

abe, „für die Verbesserung des sittlihen und wirk-

fSaftliden Zustandes der arbeitenden Klassen an- regend und fördernd zu wirken“. Diese Aufgabe zu erfüllen, ist der Verein unter der Leitung seiner früheren Vorsigenden Viebahn, Lette, von Gneist, Herzog, Lohmann und seines gegenwärtigen von Hollmann stets nah Kräften bemüht gewesen. Der Verein sucht vor- zugsweise durch die Herausgabe feiner Vierteljahrs\{hrift „Der Arbeiterfreund“ und durch die zweimal wöchentlich erscheinende „Sozial-Korrespondenz* die Arbeiterfrage in möglihst weitem Umfange zu beleuchten, mustergültige Einrichtungen zur Förderung des Arbeiterwohls zu beschreiben und gemeinnüßige Bestrebungen aller Art anzuregen oder auch finanziell durch Unterstügung bestehender oder neu si bildender Spezialvereine zu fördern. Die Mitgliedschaft des Vereins, dem bisher stets eine größere Zahl hervorragender Staats- männer, Parlamentarier, Jndustrielle, Kaufleute sowie auch Staats- und Kommunalbehörden, Vereine, Aktiengesellshaften und andere Körperschaften als Mitglieder angehören, wird dur Anmeldung bei dem Vorstande (Geschäftsstelle: Berlin NO. 55, Heinersdorfer S 22) und Zeichnung eines Jabresbeitrags von mindestens 12 F erworben, wofür die Vereinszeitshrift „Der Arbeiterfreund" in Vierteljahrsheften kostenfrei geliefert wird.

Land- und Forftwirtschaft.

Nah einer Meldung des „K. K. Telegraphen-Korrespondeni- Bureaus“ aus Konstantinopel wird amtlih bekannt gegeben, daß die A usfuhr von Gerste für das ganze Gebiet der Türkei verboten und die für die Einfuhr von Weizen speziel nah Kon- stantinopel angeordnete Zollfretiheit bis zum 13. Februar 1908 auf die Wilajets Adrianopel und Trapezunt ausgedehnt

worden ist. Verkehrsanftalten,

Die Vereinigten Elbeshiffahrtsgesellshaften (Aktien- gesellschaft) erklären laut Meldung des „W. L. B." zugleich im Namen der mit ihr im Pachtverhältnis stehenden Gesellschaften den regelmäßigen Sch iffahrtsbetrieb mit dem heutigen Tage als wieder er- öffnet, da die Niederschläge eine wenn auch unbedeutende Wasser- zunahme bewirkt haben.j „Aud E au .. M

Theater und Musik

Nleues Königlihes \Operntheater.

Bei Gelegenheit des gestrigen ersten Gastspiels von Madame Jane Hading wurde des fikatrtn Dumas alte Sittenkomödie „L Doemi-Monde“ aufgeführt. Bet aller Bübnengewandtheit, die der berühmte französishe Dramatiker auch in diesem Werk entwidelt, merkte man der Komödie doch ihr ehrwürdiges Alter von ungefähr einem halben Jahrhundert an. Die Fein- heiten des Dialogs, die Dumas in verschwenderisher Fülle über das das ganze Stüd vos regen dagegen immer wieder und der leichte liebenswürdige Konversationston , über französishen Künstler een, verhalf den geistreihen satirishen Ein- fällen zu zündender Wirkung. Madame S y E eitete außerdem die Reden der weitherzigen, kühl aufwärtsstredenden

voller Chodowteckisher Bilder in die Hand genommen haben.

In Haltern, wo die Ausgrabungen, die seit Jahren unter Leitung der Professoren Dr. Koepp und Dr. Dragendorff standen, begannen die Arbeiten

er Herausgeber brachte dafür seine genaue Kenntnis der Kanstentwicklung

Baronin Suzanne v'Ange mit beredtem Mienenspiel und ausdrucks-

vollen Gesten; sie erschien als geistvolle, vornehme Sprecherin stets anziehend und natürli. Alles, was mit kluger Ueberlegung und