1907 / 289 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Dec 1907 18:00:01 GMT) scan diff

eben. Der Abg. Bleyer (natl.) spra Partei re

freunden gegen das Pluralwahlrecht aus.

sich im Gegensay zu ädi

Der Abg. Brückner

freikons.) erklärte sih gegen die Kommunalwahl und gegen die Ver-

hältniswahl mit nur einer Pluralstimme.

_ Hierauf wurden die Verhandlungen Sigung geschlossen.

abgebrochen und die

Oesterreich-Ungarn. Im österreichischen Abgeordnetenhaus wurde

gestern die Debatte über den Dringlichkei

tsantrag Masaryfk,

betreffend die Lehr- und Lernfreiheit an den Univer-

sitäten, fortgeseßt.

Wie das „W. T. B.“ berihtet, erklärte der Abg. Professor

Mayr, die Christlih - Sozialen würden für

Dringlichkeit stimmen,

weil ihyen ganz besonders an der Einhaltung der Gesetze gelegen

set. Die Angriffe der Katholikentage wen gegen die Verfolgung katholisher Studen

Soztalen verlangten Gleihberechtigung und verwahrten si

das Ueberwiegen

jüdischen Geistes Abgg. Dr. S 1 A

deten sich vornehmlich ten. Die Christlich- gegen

den Hochschulen. Die ommer und Redlich polemisierten gegen Mayr und

betonten, es komme den Chrisfilih-Sozialen darauf an, dem Klerika- liémus, der bereits die Volks. und Bürgershule vollkommen be- berrse, auch auf der Universität die Vorherrschaft zu verschaffen.

gestrigen Erkl

ministers g-währleistet sein. Der Abg. Perne

ärung des Unterrichts- rstorfer erklärte, die

Sozialdemokraten seien unbedingte Anhänger der absoluten Glaubens- Lehr- und Lernfreibeit und verlangten Trennung von Staat und Kirche.

In der gestrigen Sißung des ungarishen Ab- geordnetenhauses beantwortete der Ministerpräsident Dr.

ekerle die Jnterpellation Popo

witsch (Kroate) be-

züglich der kroatishen An elegenheiten.

Der Ministerpräsident bezeinete es, obiger Quelle zufolge, als unziemliches Vorgehen, daß die ungarischen Abgeordneten aus Kroatien mit den füdslavishea Abgeordneten des österreihishen Reichsrats Verbindungen unterhielten und ihr pclitishes Vorgehen von fremden

Staatsbürgern

beeinflufsen ließen. kFroatischen

Landtages betreffe,

Was fo solle

die Auflösung des fie keine Deohung

sein. Die Regierung werde in Kroatien thr streng verfassungsmäßiges Regime fortsetzen und felbst, wenn die derzeitigen kroatischen Ab- geordneten dies unmözliß machen sollten, den Boden der Gesepli{hkeit

ntcht verlassen. verwirklichen

festhalten, in der Hoffnung, daß Kroatiens diese Bestrebungen dankbar anerkenne

Frankreich.

Sie werde die im Programm versprochenen Neformen und am ungarisch-kroatischen Ausgleich unabänderlih die besonnene öffentliche Meinung

n werde.

,_ Die Deputiertenkammer genehmigte gestern vormittag einen vom Finanzminister gebilligten Kredit von einer Million

Francs, der dazu bestimmt ist, täglih ein Viertel Liter Wein zu gebe mittagssizuug wurde die Beratung

den französishen Soldaten

n. Jn der Nach-

es Militärbudgets

beendet und die des Kolonialbu dgets begonnen.

Wie das ,W. T. B.“ berihtet, richtete ein Abgeordneter an die Negterung die Frage,

im Laufe der Debatte ob die Kolonien im

Falle eines Krieges des Mutterlandes genügend Streitkräfte hätten, um fich felbst zu verteidigen. Der Abgeordnete Doumer bemerkte, daß die bewilligten Kredite es eclaubten, die Infanterte in ihrer gegen- wärtigen Stärke aufrecht zu erhalten und die Artillerie zu vermehren.

Ftalien,

Die Deputiertenkammer hai, wie das „W. T. B.“

meldet, gestern in Pr Abstimmung gegen 22 Stimmen angenommen. Belgien. Die im Laufe

mit 230 Stimmen

en Handelsvertrag mit Nußland

der vorgestern beendeten Tagung der

ständigen Zuckerkommission gefaßten Beschlüsse be-

stimmen, nah einer Meldung des W, D,

B.“, folgendes:

Rußland behält seine fiskalische und seine Folgeleßgebung bei,

ohne die Vorteile vermehren zu können, die produzenten aus den von den inneren Marimalverkaufépreisen ergeben können. das uckerkontingent, welches Nußland den ärkten der Vertragsftaaten vom 1. zum 31. August 1913 wird ausführen können, 1 überschreiten. gebung in verschiedenen Jahren wesentlich

sich für seine Zucker- Müärkten festgeseßten Andererseits darf îín Konkurrenz mit September 1907 bis 000 000 Tonnen nit

Da Rußland mit Rücksicht auf seine innere Gesetz- vershiedene Ausfuhren

haben kann, und da es den Vertrage staaten nit angängig er-

[chien, Rußland zu ermähhtigen, die in e Anspruch genommene Ausfubrerlaubnis auf zu verteilen, hat jür die russische

Ausfuhr festgesetzt.

man für jedes Fahr ein

inem Jahr nicht in die anderen Jahre Marximalquantum

darf Nukß-

and ausführen: Vom 1. September 1907 bis ¡um 31. August 1909 :

300 000 Tonnen, vom 1. September 1909 bis

zum 31. August 1910:

2(0 000 Tonnen, vom 1. September 1910 bis zum 31. August 1911: 200 000 Tonnen und vom 1. September 1911 big zum 31. August 1912 :

200 000 Tonnen und vom 1. September 1912 1913: 200000 Tonnen. Ziffern 1 1C0000 Tonnen ergibt, darf das russishen Ausfuhr bis zum 31. August 1913,

bis zum 31. August

Obwohl die Gesamtsumme diefer fünf

Gesamtquantum der wie bereits erwähnt,

1 000 000 t nit übershreiten. Dur die oben angegebene Verteilung

hat den einzelnen Jahresausfuhrkontingenten Clastizität gegeben werden sollen, um Rußland

ledigli eine größere in gewissem Maße in

den Stand zu setzen, die etwa vorher nicht in Anfpruh genommene Ausfuhrerlaubnis zum Teil nachträglih anzuwenden,

Türkei.

In der Angelegenheit der mazedonischen nah etner Meldung des „K, K. Telegraphen-

reform hai,

Justiz-

Korrespon denzbureaus“, gestern bei dem russishen Botschafter in Konstantinopel Sinowjew eine vierslündige Botschafter-

Tonferenz stattgefunden.

Schweden. Wie das

„Svenska Telegrambyran“ meldet, sind die

Kräfte König Öskars in der leßten Zeit infolge unruhigen Schlafes geshwäct; die Aerzte ha en dem Könige deshalb an- eraten, die in if eue dafte für einige Zeit abzugeben.

er Kronprinz ist daher ge Krankheit des Königs ernannt worden. Der Landesverteidigungsminister

tern zum Regenten während der

Tingsten, der

Marineminister Dyrßen und der Minister des Innern Juhlin haben, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, den

nahgesuchten Abschied erhalten.

Der Kapitän z. S.

Graf

Ehr ensvärd ist zum Marineminister und der Landeshaupt-

mann in Gefle Graf Hugo Hamilton Jnnern ernannt worden; mit der Le

ministeriums ist vorläufig der Minister des

man betraut worden, Amerika. In der gestrigen Sißung des

„zum «Minister des ua le des Kriegs- Ae

amerikanishen Senats

brachte der Senator Newlands einen Gesetzentwurf ein, der

die Ernennung einer Kommission zur V

erbesserung und

ußern Lind- ;

S

zum Ausbau der Wasserstraßen des Binnenlandes sum Gegenstand hat. Der Entwur sieht, „W. T. B.“ zufolge, ie Bildung eines Fonds von 50 Millionen Dollars vor, die der Präsident von Leit zu Zeit durch den Verkauf von Aktien wieder ergänzen kann.

Afrika.

Die Nachrichten über die Kämpfe an der algerisch- marokkanischen Grenze und über die Niederlage, die der Schauja-Stamm der Mahalla des Machsen beigebracht hat, haben, wie dem „Temps“ aus 4 anger gemeldet wird, auf die Eingeborenen einen bedenklihen Eindruck gemacht. Diese seen überzeugt, daß die Franzosen genötigt Os

eien, Udshda zu räumen, und daß ganz Süd-Oran edroht ei. Einer Depesche des „W. T. B“ zufolge hat gestern ein neuer Kampf der Sultansiruppen mit den RebeUen in der Umgegend vou Mar Chica stattgefunden, mit welhem Er- folge ist niht bekannt.

Um den affenshmuggel ju verhindern, sind vor- n zwei Torpedoboote aus Toulon an die marokkanische tüste N worden. Diese Maßnahme dürfte, obiger Quelle zufolge, mit der Meldung im Zusammenhang stehen, daß die Beni Snassen von der Küste aus mit Waffen und Munition versorgt werden. Ferner erhielt der Torpedojäger „Cassini“, der gegenwärtig im Brester Kriegshafen aus- ebessert wird, den Befehl, gegen den 10. Dezember nah

arokko abzugehen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Si ung des Reichstags befindet sih in der Ersten Géilage, 6 y

Fn der heutigen 66. Sißung des Neichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern Dr. von Bethmann Holl- weg, der Staatssekretär des „Reichsmarineamts, Admiral von Tirpiß, der Finanzminister err von RNhein- baben, der Kriegsminister, General der Kavallerie von Einem, der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieberding, der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke, der Staatssekretär des Reichs\chaßamts Freiherr von Stengel und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Schoen beiwohnten, wurde die Generaldiskussion des Etats für 1908 und der Novelle zum Flottengesegze von 1900 fortgeseht.

Abg. von Normann (d.-konf.): In bezug auf die gestern abend in der Presse erschienenen Artikel über die innere politishe Lage habe ih im Namen meiner politischen Freunde folgende Erklärung h ¡ugeben: „Wir haben bereits im Laufe der Etatsberatun zu erkennen egeben, daß wir gesonnen sind, die Blockpolitik des Reichskanzlers, oweit sie sich mit unseren Grundsäßen verträgt, aufrichtig und ehrlih mitzumahen. Wir sind au ferner gewillt, in diesem Sinne innerhalb dieser Grenzen weiterzuarbeiten, und daß sih in unserer vertrauensvollen Stellung zu der Politik des e antlers und zu dem Verhältnis zum Block nits geändert hat. ch habe weiter zu erklären, daß die Fraktion der Reichspartei, der wirtschaftlihen Ver- ans und der Reformpartei {ih vo unserem. tandpunkte an-

eßen.“ ; E

bg. Basfsermáänn E: Ich habe im Auftrage meiner poli tishen Freunde folgehde Grklärung abzugeben: „Wir erkennen in dem Zusammenwirken der konservativen und liberalen Partei nah wie vor eine politishe Notwendigkeit und vertrauen, dal der Reichskanzler diese durch die Reichstagsauflösung vom 13. ezember 1906 ein- geleitete und bei den Neuwahlen durch das Volk gutgeheißene Politik fortseßen wird; wir werden ihn darin unterstügzen.“ Ich habe dieser Erklärung no folgendes hinzuzufügen. Auf die Erörterungen zwishen dem Kriegsminister und meinem Freunde Paasche komme ich nit zurück. Der Abg. Paasche wird das in seinen Händen befindlihe Material zur Verfügung des Herrn Kriegs- ministers stellen. Wie der Abg. Paasche bereits ausgesprochen hat, hat er nicht die Absicht gehabt, dem Herrn Kriegsminister persönlich nahezutreten. Ich habe weiter binzuzufügen, B wir unbeschadet unserer sahlihen Kritik einzelner Fälle in langjährigem Zusammen- wirken mit dem Herrn Kriegsminister volles Vertrauen zu seiner Person und seiner Verwaltung gewonnen haben. g. Dr. Wiemer (fr. Volksp.): Im Namen der freisinnigen

Volkspartei, der freisinnigen Vereinigung und der deutshen Volks- artei habe ih zu erklären, daß wir einmütig gewillt sind, nah unserer isherigen, aus sahlihen Gründen beobachteten Haltung die Block- politik weiter zu unterstüßen, unter Wahrun unserer politischen Grundfäße, in der Hoffnung, daß damit Fortschritte zum Besten des Vaterlandes gemaht werden.

Präsident Graf zu g Das Wort hat der Abg. Gröber.

Abz. Bebel (Soz.): Ih bitte um das Wort zur Geschäfts-

ordnung.

Präsident Graf zu Stolberg: Nachher! Ich habe dem Abg. Gröber {hon das Wort gegeben.

Abg. Gröber (Zentr.): Auf die vorhergegangenen Erklärungen gegenüber dem Reichskanzler möchte ih eine ganz kurze Bemerkung machen : „Und der Hans küßt die Grete, und es ift alles wieder gut. Unter diesen Umständen betrachte ih es nit als unsere Aufgabe, die Unterhaltung der Liebenden zu stören.

Abg. Dr. Müller- Meiningen E Volksp.): Ich verzichte mit Rücksit auf die Erklärung des bg. G1öber meinerfeits auf das Wort.

Zur Geschäftsordnung erhält jeßt das Wort der

Abg. Sli Son) Wir befinden uns heute in einer sehr merk- würdigen Situation: Das liberale „Berliner Tageblatt" war bereits in der Lage, beute morgen anzeigen zu können, wie die Nednerliste sein würde. Jch frage den räsidenten, ob es zulässig ift, daß Parteien dieses Hauses, die zufällig die Mehrheit haben, hinter ver- \{lossenen, Türen bestimmen, in welcher Reihenfolge die Redner zu Worte kommen.

Etbdent Graf zu Stolberg: Ueber die Reihenfolge, in der die Nedner zu Worte kommen, habe ih zu bestimmen. (Abg. Singer meldet sih zum Wort.) Sie bekommen nachher das Wort. Es wird Schluß der Diskussion beantragt von den A 989. von Normann, Fürst Haßfeld, Bassermann und Dr. Mugdan.

Der Antrag wird genügend unterstüßt und darauf von den Blokparteien unter rgen Beifall angenommen.

Abg. Singer (Soz.) (zur Geschäftsordnung) : Ich hoffe, daß der heutige Vorgang den Herren vom Zentrum zeigen wird, wie unheil- voll fie gehandelt aben, als sie damals mithalfen, die Geschäfts- ordnung so zu gestalten, daß der Präsident das Necht hat, Rufe nah dem Wort zur Geschäftsordnung nit zu hören. Im gegen- wärtigen Augenblick möchte ich dem Präsidenten gegenüber est- stellen, daß, auch wenn ein Schlußantrag gestellt is, Be- merkungen zur Geschäftsordnung immer zulässig waren und vor der Unterstüßungsfrage und Abstimmung gemacht wurden. Ich konstatiere, daß dieses Vergehen En dem langjährigen Gebrau des Hauses heute vorgekommen ti. Wic wußten ja durch das „Tageblatt“ “das P-ogramm der Blockparteien; wir waren selbstverständlih darauf vorbereitet und wollten im Ans{luß an die Debatte dieses Verfahren hier zur Sprache bringen. Es ist niht mögli gewesen, das im Laufe der Geshäftsordnungsdebatte zu tun, aber der Beschluß, den Sie gefaßt haben, wird im Lande ver-

standen werden.

im Lante maten wird gehört nit zur Geschäftsordnung.

- Singer (Soz.): Ih kann nur der Meinun Ausdruck geben, daß diese Rütlikomödie bewiesen hat, daß die Minorität an der Geschäftsordnung in diesem Reichstag keinen Schuß mehr hat. Wir haben nur noch einen Präsidenten der Mehrheit.

Präsident Graf zu Stolberg: Ih muß mir jede Kritik meiner Geschäftsführung durchaus verbitten.

ah einem AntrageBassermann u. Gen. foll die Novelle zum

Flottengeseß und ein großer Teil des Etats an die Budgetkommission verwiesen werden. Da der Abg. Bebel dem widerspriht, muß über diesen Antrag abgestimmt werden. Dafür stimmen außer den Block, parteten au cinige Mitglieder des Zentrums.

Der Antrag wird angenommen.

Es folgt die zweite Beratung des Gesehentwurfs, be- treffend die Han de l8beziehungen zum Britischen Reich.

Staatssekretär des Innnern von Bethmann Hollweg: Dex Gntwurf, den ih die Ehre habe, vor Ihnen zu vertreten . (Im Hause herrsht andauernder, Ae steigernder Lärm, den der Prä f ident vergebens durch wiederholtes Läuten und durch mehrfache Ermah- nungen zur Ruhe zu (I TEe subt. Die Ausführungen desg Staatsseklre!ärs gehen in dem Lärm vollständig unter. Nach wieder- holten Versuchen, sih verständli ¡u machen, bricht der Staats. sekretär seine Rede ab und {ließt mit der Erklärung): Im Augen- blick bleibt mir nihts anderes zu tun übrig, als Jhnen die Annahme der Vorlage zu empfehlen.

Darauf erhält das Wort Abg. Frhr. (nl.), dessen Bemerkungen ebenfalls fär die Tribüne in tem fort- ri E unverständlih bleiben. Er {eint sih für die Vorlage auszu]precken. z

Abg. Dr. Wiemer (fr. Volksp.) versucht \ih verständlich zu machen, wird aber von „dem gesteigerten Lärm wieder übertönt. Er verlangt, daß dem Provisorium endlich dur einen definitiven Handels. vertrag mit Ss ein Ende gemacht werde.

bg. v. Dirksen Pieibep. findet mehr Gehör beim Hause. Er erklärt, daß au seine Freunde die Annahme der Vorlage obne Kommissionsberatung empfehken, sih aber der Hoffnung hingeben, daß der. diesmalige Entwurf der leßte seiner Art gewesen sein wird und daß über zwei Jahre ein S Vertrag zustande kommen werde.

Abg. Graf von Schwerin- öwig (d. kons.): Jh hatte die Absicht, über unser handelspolitisches Veriragsverhältnis zu England und seinen Kolonien einige Ausführungen zu machen. Mit Rücksicht auf die erregte Stimmung des Hauses verzihte ih darauf und beschränke mih heute darauf, namens meiner Fraktion zu erklären, daß wir, um die guten freundschaftlichen Beziehungen, die ih erfreulier- weise zwischen den beiden großen ermanishen Ländern geknüpft und einen fo erfreulihen Abschluß but die Kaiseitage in England ges funden haben, nicht zu stören, für das Provisorium, das wir freilih lieber nur auf ein Jahr verlängert gesehen. Hätten, ohne Kommissionz- beratung stimmen werden.

Abg. Sin ger (Soz.): Ih habe für meine Fraktionsgenofsen die Erklärung abzugeben, daß wir der Regierungsvorlage zustimmen.

Damit schließt die erste Lesung. Jn zweiter Lesung wird der Entwurf ohne Diskussion angenommen.

Die Tagesordnung ist damit erschöpft.

Schluß 13/4 Uhr. Nächste Sißung Cretag 1 Uhr. O: Antrag des Zentrums, betreffend Förderung des Handwerker- und ittelstandes.)

Das Haus der Abgeordneten erteilte in der heutigen (4.) Schung, weiGer der Minister für Handel und Gewerbe Delbrü beiwohnte, zunächst zu der Verordnung des Staats- ministeriums wegen Anordnung besonderer Maßregeln auf Grund der Seuchengeseße zur Bekämpfung der Wechse[- fi eberepidemie in dem Gemeindebezirk Wilhelmshaven und dem südlichen Teile des Kreises Witimund sowie zu den Ver- ordnungen des Staatsministeriums, betreffend die Masern- epidemien in den Kreisen Angerburg, Koschmin und Pill- kallen, ohne Debatte seine Zustimmung und ging dann zur ersten Beratung des Entwurfs eines Quellenschuß- geseßes über. 4

,_ Die Vorlage will natürliche oder fünstlih ershlossene Mineral- und Thermalquellen, deren Erhaltung aus über- wiegenden Gründen des öffentlichen Wohles als notwendig erscheint Nee Quellen), schüßen durch Feststellung eines Schußbezirkes, innerhalb O Bohrungen und Erdarbeiten nur mit Genehmigung des O erbergamts und des Regierungs- präsidenten vorgenommen werden dürfen. Wenn eine gemein- nügige Quelle in einer ihren Bestand gefährdenden Weise oder niht nah den Bedürfnissen der öffentlichen Gesundheitspflege benußt wird, sollen die Grundstücke des Quelleneigentümers enteignet werden können.

Minister für Handel und Gewerbe Delbrück: Der vorliegende Gesetzentwurf bietet Ihnen nihts Neues. Der Entwurf war vom Herrenhause mit ganz geaen Abänderungen angenommen und so an dieses Haus gelangt. er Entwurf wurde an eine Kommission ver- wiesen und dort eingehend besprohen. Bestimmte Direktiven wurden nicht gegeben, wohl aber einzelne Wünsche geäußert. Die Negierung hat nit die Auffassung gewinnen können, daß in der Kommission eine Uekereinstimmung bestand über diejenigen Aenderungen, die erforderli sind, um dem Entwurf eine Majorität zu sichern; sie hat thnen destalb den vom U übernommenen Entwurf unverändert vorgelegt. Was den Entwurf selbst betrifft, so war wiederholt der Auffassung Ausdruck gegeben worden, daß der Quellenshuß nit auf die fog. Heilquellen zu beschränken, sondern auch auf andere gemein- nüßige Quellen auszudehnen fei. Wir geben ohne weiteres zu, daß diefer Entwurf nit die Löfung, sondern eine von den möglichen Lösungen bringt; ih glaube aber, daß es zweckmäßiger war, den Entwurf stehen zu lassen. Wir sind gern bereit, uns mit Ihnen über eine andere Grundlage zu verständigen, und wünschen nur, daß wir möglichst bald zu einem günstigen Ergebnis kommen.

Abg. von Tresckow n Zu den Wünschen, die in der Kommisfion über M Gesetzentwurf geäußert wurden, gehörte auh der, daß die Provinzialvertretungen Gelegenheit gefunden hätten, ihr Urteil über den Gesetzentwurf abzugeben. Es i für ¿weckmäßig erahtet worden, den Schuß nicht auf die Heilquellen zu be- s{hränken, sondern auch alle diejenigen Quellen in die Regelung einzubeziehen, bei denen ein allgemeines Interesse vorhanden war. Wir bedauern, daß die Regierung nicht vor Aufstellung des Entwurfs die aus den Znerelsententreisen zusammengesetzten Provinziallandtage F hat, durch die sie ein brauhbares Gutachten hätte bekommen önnen. In der Zwischenzeit seit der vorigen Session hätte die Re- gierung dies noch nahholen können. Im übrigen kann ih mi mit dem Cntwurf einverstanden erklären, und ih hoffe, daß es möglich sein wird, ihm in der Kommission eine geeignete Fassung zu geben. Namens meiner Fraktion beantrage ih, die Vorlage etner Kommission hon 21 Mitgliedern zu überweisen.

T Lusensky (nl.): Auh meinè Freunde bedauern, daß die Puevinz allandtage nit in der Zwischenzeit gehört worden sind. Dem

lras auf Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission von 1 Mitgliedern {ließen wir uns an. Bei der vorigen Beratung ist bereits darüber geklagt worden, daß die benachbarten Grundbesiger ketn genügendes Einspruchsreht gegen die Bes ränkung ihres Besitzes zu Gunsten der Quellen ven! denn dies wider\pricht unserem bür erlichen Rechte, nach dem der Eigentümer völlize Verfügungsfreiheit über die Sache hat. Œs wird hier ein besondercs Bergwerkseigentum Tonstrutert ; aber es wird kaum einen anderen Weg geben als den, welchen die Negierung vorschlägt, indem sie den Quellenshuß mit Rücksicht auf das öffent« liche Wohl vorsieht. Das Gesey foll nur auf gemeinnützige Quellen nwendung finden, und was etne gemeinnüßige Quelle ist,

Heyl zu Herrnsheim

darüber foll die Ministerialinstanz entscheiden. Jst eine Quelle

Präsident Graf zu Stolberg: Der Eindruck, den der Beschluß |

a pes s P A SEITI 1 Tes g: P E LE A E T E S E E E BIE E E r A I e Eg E B E r R E E s E R B E

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4 in den Schußbezirk einbezogen würde,

ür gemeinnüßig erklärt, so soll der Besiger die eststellung es Su bezirks verlangen können. Die Wirkung dieser Feet ist, daß Innerhalb des Schugbezirks Erdarbeiten, Ausgrabungen usw. nur mit Genehmigung des Re eun pel honten und des Oberberg- amts vorgenommen werden dürfen. Soll eine solhe Beschränkung seines Eigentums dem benahbarten Grundbesißer unentgeltlich zugemutet werden? Es ist sahgemäß, daß man den Uen er zu einer gewissen Entschädigung verpflichtet, und die Vorlage sieht Ent ädtgungsrenten vor. Aber die Bastiinimuncon des Entwurfs darüber sind recht kompliziert. Es muß auch dem Quellenbesißer die Verpflichtung auferlegt werden, seinerseits dafür zu sorgen, daß die Quelle erhalten wird. Wenn der Quellenbesiger die Quelle nit pfleglih behandelt, soll er nach der Vorlage enteignet werden. Wir erkennen an, daß dieses ganze System \chlülsig is. Aber eine Kommissionsberatung über den Entwurf ist doch nôtig, weil hier Interessentenkreise gegenüber- stehen, deren Interessen genau geprüft werden müssen. Schwierig ist besonders die Frage, was als zu schüßende Quelle anzusehen it. Daß die Erhaltung der Heilquellen im öffentlihen Interesse liegt, ist klar; aber eine andere Frage ist es, ob auh die Tafelwasserquellen geshüßt werden sollen. Es handelt ih dabei weniger um öffentlihe als um wirts{haftliche Interessen. Es wird in der Kommission zu prüfen sein, ob man nicht den Kreis der zu shüßenden Quellen in der Vorlage enger begrenzen soll. Gbenso wird die Entschädigungéfrage in der Kommission eingehend J prüfen sein.

Minister für Handel und Gewerbe Delbrück: Die Provinzial- landtage werden über Geseßentwürfe in der Regel nur gehört, wenn eine besondere Veranlassung dazu vorliegt. Insbesondere war keine Ner- anlassung, den Provinziallandtag von B zu hören, weil dort chon geseßlihe Bestimmungen bestehen. Bei der rwägung, ob noch nack- träglih eine Anhörung der Provinziallandtage stattfinden solle, habe ich mir gesagt, daß die Provinztallandtage erft wieder im rühjahr tagen und dann also die Verabschiedung der Vorlage um ein ganzes Jahr verzögert werden würde. Das aber erschten mir mit Nücktsicht auf die vielfahen Wünsche nah Erlaß dieses Gesetzes nicht angängig.

Abg. Kraus e- Waldenburg (freikons.): Den Wunsch, daß ein ausreihendes Quellenshußgeseß zustande komme, teilen auch wir; wenn dies aber niht in dem erwünschten Maße mögli wäre, so trâäfe die Schuld die Regierung, deun in der Kommission sind verschiedene Wünsche geäußert worden, die die Negierung in der Zwischenzeit prüfen und im Geseßentwurfe durch entsprehende Umgestaltung berüdsihtigen konnte. Es if nicht rihtig, daß in der Kommission keine Uebereinstimmung in wihtigen Fragen geherrsht habe. Es wurde von den verschiedensten Seiten der Wunsch ausgesprchen, daß an Stelle der Beschwerde- instanz, die aus vier Ministern bestehen soll, das Verwaltungsstreits verfahren für gewisse Fälle eingeführt werde. Der Minister weiß sehr gut von der Beratung der Berggeseznovelle her, wie \schwierig es ist, in eine Regierungsvorlage das Verwaltungsstreitverfahren bei der Kom- missionsberatung hineinzuarbeiten. Was den § 19 betrifft, so halte ih es für notwendig, daß das, was die Begründung darüber fagt, zum Teil in den Text des Gesezes hineingearbeitet wird. In der Begründung heißt es, daß die Schadenersaßpfliht si{ch nur auf den wirklich entstandenen Schaden erstrecken foll. Aus dem Wortlaut des Paragraphen kann man nicht mit Sicherheit \{hließen, daß der Grsap des entgangenen Gewinns ausgeshlossen werden foll. Außerdem halte ih es für wünschenswert, daß dieses Gesey nohch weitergehende Beschränkungen gegenüber dem Bergbau trifft. Es wird notwendig sein, für den Bergbau einen besonderen Schußkreis zu zieben. Nach § 34 soll der durch das Geseß in Nassau geshaffene Zustand bestehen bleiben. Wir werden in der Kommission prüfen müssen, ob es nicht rihtiger wäre, diese Bestimmung weiter auszu- dehnen dahin, daß für jede Quelle, für die bereits jeßt ein aus- reihender Schuß besteht, es einfa bei dem bisher bestehenden Zustand zu bleiben hat. Zu ganz erheblihen Bedenken gibt § 29 Veranlassung; danach soll, wenn der Regierungspräsident und das Dberbergamt gemeinschaftlich der Ansicht sind, daß der Quellen- besißer seine Quelle niht den bygienischen und fonstigen Anforde- rungen entsprechend betreibt, die Behörde berechtigt sein, Vor- hriften darüber zu erlassen, wie er es machen soll, und wenn er thnen niht nahkommt, die Quelle z1 enteignen. Im Prinzip halte ih die Enteignung für berechtigt, glaube aber, daß doch noch andere Kautelen geschaffen werden müssen, daß hier unzweifelhaft das Ver- waltungsstreitverfahren stattfinden muß. Ih hoffe mit dem Minister, daß wir zu einem ausreihenden Quellenshu gelangen werden.

Abg. Dr. Gerschel (fr. Volksp.): Auch wir find mit dem Minister der Meinung, daß die Quellen, die eines Schutzes bes dürfen, diesen T recht bald erhalten mögen. Der Hinweis des Ministers auf die Unmöglichkeit der Anhörung des Provinztialland- tages ersheint uns aber niht als stichaltig. Wenn der Geseßentwurf 15 Jahre \{chwebte, so shadet es auch nichts, wenn er ein halbes Zahr später zustande käme. Bedenklih ist uns, daß der Entwurf die Schußzgrenzen viel weiter zieht, als es hielleiht notwendig ist. Der Begriff des öfentlihen Wohbles kann überspannt werden. Es lönnte z. B. auh ein privates Industrieunternehmen dazu gerechnet werden. Es läßt ih noch nit übersehen, ob nit Fälle vorkommen können, wo ein Schuß gegen die lagenaunten Mofetten notwendig ist. Die Entschädigungsfrage scheint uns nicht glüdlih gelöst zu sein. So erscheint uns der Aut\{chluß des entgangenen Ge- winns bedenklich. Der Entwurf enthält eine Belastung des Quellens besißers, die weit über den Fes des Gesetzes hinausgeht. Berlin hat einen großen Heilquellenbesiß; es könnte sein, daß ganz Berlin und dann wären Tunnel- bauten unmöglich. Es würde zu erwägen sein, ob nicht Staat, Kommune und Quellenbesizer in bezug auf die Gntshädigung in eine bestimmte Verbindung gebraht werden sollten. Die Enteignung muß

H mit besonderen Kautelen umgeben werden; denn es kann niemand be-

f | zu prüfen sein, ob nicht die Quellen zur Wasserverforgung Eee

n (u B bedürfen.

haupten, daß die Weisheit lediglich bei den Behörden zu finden sei. ch gegen Eingriffe der

Es müssen Rechtsmittel gegeben werden, um ommission wird ferner

Bergbehörden schüßen zu können.* In der

Städte geschüßt werden müssen, die jeßt jeden Schutzes entbehren. Infolge der Arbeiten an der Untergrundbahn in Berlin hat zeitweise schon eine Senkung des Grundwassersptegeks stattgefunden, sodaß runnen versiegten. Abg. Stull (Zentr.): Der Gesezentwurf wird doh der Um- Aus der Debatte geht hervor, daß über manches e eine andere Ansicht herrs{cht als bei der Regierung. Ins-

im Hau besondere muß sicher festgestellt werden, was eine gemeinnügige Quelle

M ist. Es ist bedauerlich, daß die Regierung die Zwischenzeit nicht dazu

7 ge'angt,

| mindestens die leyteren gehört werden sollen. | mich au, daß

benußt hat, nach den hier früher ausgesprohenen Wünschen die Vor- lage umzuarbeiten und die Interefsentenkeeise zu hôren. Wir hoffen, au die Regierung ihrerseits die Vorlage zu fördern bereit ift, indem sie den Wünschen des Hauses nahkommt.

Abg. von Pappenheim (Cons): Der vorliegende Geseßentwurf hat in der vorigen Session bereits das Herrenhaus beshäftigt und ist mit einigen ledigli redaktionellen Aenderungen aufs neue an uns Daß man es bei den s{chon im vorigen Jahre hervor- etretenen Schwierigkeiten unterlassen hat, den Provinziallandtag von

tesbaden oder die Stadtverwa tung von Wiesbaden oder doch wenigstens die Behörden der speziel in Nassau interessierten reise zu befragen, halte ich nit für glüdlich. Die Kom- mission wird wohl auf dem Standpunkt behárren, daß zunächst Veberrasht hat n der Begründung ein neues erlgries in

Aussicht gestellt wird, nahdem wir doch erst im vorigen Jahre das Verggeseß abgeändert haben. Oder liegt das nur daran, daß der Wort- aut der Begründung vom vorigen Jahre übernommen worden ist ? hoffe, daß, nahdem wir bereits im vortgen Jahre unsere Wünsche ausführlich ausgesprochen haben, etwas Brauchbares zustande kommt.

Damit schließt die i ] wird einer Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen. (Schluß des Blattes.)

‘fortfällt, eine Vergleichung

erste Beratung. Der Gefegentwurf

Dem Reichstage is eine Denkschrift über die Auskunftserteilung an Auswanderungslustige, insbesondere über die Zentralauskunfts stelle für Aus- wanderer, zugegangen.

Der Zuschuß in Höhe von 30 000 4, den das MNeich dér Deutschen Kolonialge|ellshaft als Beitrag zu den Kosten zur Unterhaltung der Zentralauskunfts\telle für Auswanderer gewährt, ist im Etat bisher als einmalige Ausgabe erschienen und jährlih neu angefordert-worden. Im Etatsentwurf des Auswärtigen Amts für das Neckuunasjabr 1908 ist vorgeschlagen, die Summe in die fortdauernden Ausgaben zu über- nehmen. Mit Beziehung hierauf is dem Reichstag die genannte Denk- {rift zugesandt worden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ein- und Ausfuhr einiger wihtiger Waren

in der Zeit vom 21. bis 30. November und im Monat November 1907.

E Muter im Spezialhandel

21.—30. | Monat | 21.—30. | Monat November | November | November | November

dz = 100 kg 333 494 7 891 14 918 1 332

47 054 4 088 11 621 165 998 2 221 3 520 6 362 11 890 219 742

9 540 23 562 340 992 2106 873| 6 437 030] 1 134 357) 3 065 478 4 767 385/11 905 218] 5 741 476/16 580 798 3 479 390] 7 407 285 8864| 27052

368 536| 1 071 551 330 833 93 838| 271 698 1 868 4 540 Noheisen 108 119] 371 420 43 372/ 181 337 Kupfer . 43 737| 103 150 1181 4 584.

*) Außerdem Durfuhr im Monat November 23 193 gz. Berlin, den 5. Dezember 1907.

Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght.

30 709 2 663

97 342 7 987

8 837 77 753

Baumwolle . Flachs, gebrochen, ge- schwungen usw. i anf, gebrochen, ge- chwungen usw. *) Jute und Jutewerg . Merinowolleim Schweiß Kreuzzuhtwolle im Sw 4 Eisenerze Steinkohlen . Braunkohlen . . Erds1, gereinigt . Chilesalpeter .

Zur Arbeiterbewegung.

Eine Versammlung von Handlungsgehilfen in Leipzig beauftragte, wie die „Frkf. Ztg.“ meldet, den deutshnationalen Handlungsgehilfenverband, in Anbetracht der Teuerung die Prinzipale {riftli} um eine 10 prozentige Gehaltserhöhung zu ersuhen. Die Anfangsgehälter sollen niht unter 110 bezw. 150 4 betragen.

Der Fabrikantenverband der niederrheinischen Seidenindustrie tritt, der „Köln. Ztg.“ ¿ufolge, morgen in Crefeld zusammen, um Maßnahmen eo den Gtfiéeu begonnenen Ausstand zu treffen. (Vgl. Nr. 287 d. BL.) :

Der Ausstand in der Shuhfabrik Engelbardt u: Co. in Cassel ist, nach demselben Blatte, beendet. Die Ausständigen nahmen die {on vor dem Beginn des Streiks von der Firma an- gebotenen Vergünstigungen an. i

Die Arbeiter und Arbetterinnen der Zigarrenfabrik Roland in Treffurt, die die Kündigung eingereiht hatten, haben diefe, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, nahdem die[Verwaltung Lohn- erhöhungen gewährte, zurückgezogen.

Kunft und Wissenschaft.

Etwas Neues und Eigenartiges findet der Besucher des Katser FSriedrich-Museums in dem ftillen, abgelegenen Saals, der die deutschen, französishen und englishen Bilder des 17. und 18. Fahr- hunderts birgt. Jn einer Wand- und ciner freiftehenden Tischvitrine find 64 Porzellanfiguren und -gruppen ausgestellt worden, die aus dem Vermächtnis des verstorbenen Bankiers Sigismund Samuel her- rühren. Der frühere Besißer hatte die teilweise sehr kostbaren und feltenen Stücke erst in seinen leßten Lebensjahren gesammelt, wobet er besonderen Wert auf gute Erhaltung und kostümlih interessante Porzellane legte. Der ganze Raum bekommt dur diese feinen Arbeiten figürlicher Kleinkunst cinen intimeren, wohnlicheren Charakter und ermögliht, was in den Sammlungen der Kunstgewerbemuseen meist mit den Bildern derselben Periode. Neben Watteau, Laucret, Troy kann hier, da es fich ja haupt\ächlich um deutsches Porzellan handelt, Chodowiecki F rangegogen werden.

Von den verschiedenen Manufakturen sind die von Höchst und Frankenthal am reisten vertreten, dann folgen Ludwigsburg, Nymphenburg, Wien und Meißen 1E einige kleinere Fabriken.

In der Tischvitrine steht an höchster Stelle auf kleinem Maha- gonisockel ein tanzendes Far, das durch die Brillanz der kräftigen Farbentône zitronengelb neben \{chwarz, etsenrot, purpur und blau sind die Haupttône über seine Umgebung stark dominiert. Mehr noch fällt es jedoch durch die Lebendigkeit der Bewegung auf. Fn toller, übermütiger Laune wirbelt das ausgelassene Paar umeinander, die Nöôe fliegen, die Beine sind im Tanzschritt erhoben. Gar vornehm und zurückhaltend wirken daneben die zwet Nymphenburger weiblichen Figuren von Franz Bastelli (1760—1765) und der Jäger und die Jägerin, Wiener Arbeiten aus den Jahren 1750—1760. Man beate bei diesen Stücken, wie der Künstler den graziós geschwungenen Rocaillefockel, der gleichzeitig als Brandstüßze dient, ges{chickt mit den

iguren verbindet. Die kaffeceingteßende Dame, der Cello- und iolinspteler sind aus der udweg ane Manufaktur, sie ähneln einander in der etwas gesuhten Stellung. Die Dame in ihrem

lofen, mit Streublumen gezierten Morgengewand, die fo kokett vor G

dem runden Tischchen sißt, ist eine wertvolle Arbeit Wilhelm Beyers. Von Johann Peter Meliton, der der Höchster Guten in ihrer Blüte- zeit vorstand und dann nah Frankenthal übersiedelte, ift die reizende Schäfergruppe an der Schmalseite der Vitrine. Zu den Füßen des Geliebten ist das lose Mädel eingeshlafen oder verstellt sie si{ nur —, in zterliher Pose hat sie den Körper hingestreckt, leise zupfte e an dem Röckchen, damit aub von den nackten Beinchen etwas zu ben wäre. Eine genreartige Gruppe, la bonno mòrs, erinnert an Greuze, wie die ebenerwähnte Szene ein Bouches skizziernt haben könnte. Ein echtes Werk Konrad Links, ebenfalls eines Frankenthaler Künstlers, is die kleine Venusstatuette, die in leuchtender, milhweißer Glasur strahlt. In der Wandvitrine, deren E v CRLT E etgrund nur proviforisch ist, fällt eine figurenreiche, fast noch ttalienisch-barock wirkende Gruppe

‘f: die Rache der Tomyris, Troy der raîfinierten Bemalung läßt

siè uns wegen der topligen und etwas. zu derben Darstellung kalt. Eine andere Gruppe gehôö\t in die Periode des jüngeren Hannong (1759—1762) und entstand auch in Frankenthal. Ein Kayalier beob» achtet durch ein Glas seine Dame, die mit der Toilette beschäftigt ift.

Sieben chinesische, blaugoldene Vasen, die gleichfalls von dem- selben Besißer überwiesen wurden, find als Schmu-estücke in der Ge- mâldegalerie verteilt worden, Da das geplante Deutsche Museum

auch eine Abteilung für Porjzellane enthalten soll, so bildet das Samuelshe Vermähtnis eine sehr willkommene Gabe für die Berliner useen. Dr. Sch— k.

Ueber Schillers Adelswappen und Stammbaum schreibt die „Köln. Ztg.“ : Als Schiller 1802 auf Betceib-n des Her10gs Karl August von Weimar vom leßten rômishen Kaiser deutscher Nation in den Reichsadels\tand aufgenommen wurde, erhielt er na dem vom Kaiser Franz am 7. September desselben Jahres unterzeichneten Reichsadelsdiplom als Wappen einen von Gold und Blau quer- geteilten Schild mit einem wachsenden, natürlih-weißen Einhorn in der oberen und einem gotoeuen Querstreifen in der unteren Hâlfte; auf dem Schilde ruht rechts gekehrt ein mit einem natürlichen Lorbeerkranz geschmüdckter, goldgekrönter frei-adeliger, offener, blau angelassener und rot gefütterter, mit goldenem Halss{chmuck und blau und goldener Decke behängter Curulerkoln, auf dessen Krone das im Schild beschriebene Ginhorn wfederholt erscheint. Das Wappen Goethes, der am 10. April 1782 auf Drängen der H:rzogin-Mutter Anna Amalia geadelt wurde, ift viel einfacher: ein goldener Stern im ungeteilten blauen Felde. Aber der Stern ist ein Hinweis auf Goethes Bedeutung; es ist also verständlich, daß Goethe sein Familienwappen fallen ließ, das nah der Wiedergabe des Freien Deutschen Hochstifts in dessen Festschrift zu Goethes 150. Geburtstagsfeier (1889) im obern Felde so etwas wie einen \tockbewehrten Schulme'ster enthält. Schiller aber s{hreibt am 12. Juli 1802 dem Geheimen Rat Voigt, der nah Schillers Wünschen für den Kaiser das neue Schiller|he Wappen besorgen sollte, er solle felbst das Wappen nah eigenem Gutdünken bestimmen. „Wobey ih bloß erinnere, daß ich metnem bisher gebrauchten Wappen gern möglichst nahe bleiben möchte.“ Dem Wunsch wurde will, fahrt. Schillers Adelowappen ift wenigstens ein Teil des Wapvens, mit dem Schillers Vater, der württembergisheHauptmann KasparSchiller, 1774 tte zur Aufnahme seines Sohnes in die Militärakademie geforderte Erklärung untersiegelte. Dieses Wappen zeigt im unteren Drittel den Quer- streifen des Adelswappens von 1802. Der Rest ist senkre%t geteilt und zeigt rechts (von dem hinter dem Wappen gedahten Schildhalter aus, also vom Beschauer links) ein aufgehendes Einhorn, links einen senkrehten Pfeil mit der Spiße nah oben. Denselben Pfeil trägt au der das Wavpen krönende Helm. Dieses Wappen nun ftimiat in den wesentlichen Teilen, Einhorn und Pfeil im längszeteilten Schild und Pfeil auf dem Helm, mit dem Wappen der Familie Shiller von Herdern. Ein Bernhard Schiller war an der vorderösterreihishen Universität Freibucg seit 1494 Magister in der philosophischen (Artisten-) Fakultät, seit 1503 erst Lektor, dann Professor der Medizin. Mit dem G-lde seiner Frau Margarete Forner kaufte er das vor Freiburg bei dem Dorfe Verderen gelegene Landgut zum Weiher. Troßdem die Familie den Weiherhof {hon 1542 wieder verkaufte, nannte fi? fi Sciller von Herdern. Bernhards zweiter Sohn Joachim baute in Freibu! g das jeßt zur Universität gehörige Haus zum Rechen, dessen Erker mit dem Einhorn noch jetzt eine Sehenswürdigkeit der Dreisamstadt ist. Während des Baues wurde ihm dur Urkunde Ferdinands I. 1542 gestattet, das Wappenbild des ausgestorbenen Geschlechts der Herren von Herdern, der ehemaligen LENIe des Weiherhofes, nämlich eine \{chwar1e Pfeilspite, in sein eigenes, nur ein wahsendes Einhorn zeigendes Wappen beceinzunehmen. Joachims ältester Sohn Leomann Schiller von Herdern wurde vom Erzherzog Ferdinand I1. als „Regimenttkanzler“ nach Jansbruck be- rufen. Er half ihm getreulich, die Protestanten auszurotten. Jst nun unser Dichterfürst, dessen Vater das Sghiller - Herdernsche Wappen in seinem Petschaft führte, der selbst als Adelswappen 1802 das ursprünglihe Wappen der Freiburger Stiller bekam, ein Abkömmling der Schiller von Herdern ? _Die Familie bai’s wohl angenommen, denn das Wappen, das dem ältesten Sohne des Dichters, dem Oberförster Karl von Shiller, 1845 bei seiner Erbebung in den Freiherrnstand verliehen wurde, zeigt im gevierteten Schilde ¡weimal das Schillershe Einhorn und zweimal den Herdernschen Pfeil. Und seitdem 1856 das Gothaishe Taschenbuch die Abstammung des Dichters von dem Tiroler Blutmenshen Ferdinands I. als wahrsein- lich hingestellt hatte, hai diese viele Verfechter gefunden. Sie ist aber heute aufgegeben, weil die tirolishen Schiller von Herdern bereits 1643 im Mannesftamm ausgestorben sind. Dafür hat der Freiburger Stadtarchivar Dr. Albert die neue Vermutung aufgestellt, zur nâm- lihen Zeit, wo Leomann Schiller als Regierungekanzler nah Tirol gegangen set, sei ein anderer Schiller von Herdern in das Tal der ¡um Neckar fließenden Rems gezogen und des Dichters Ahn ge- worden. Und nach Grunbach im \{chwäbis{chen Remstal weisen aller» dings alle noch erreihbaren Urkunden. Richard Weltrih, dem wir au im Vorstehenden durchweg gefolgt sind, hat mit Benutzung der Archivstudien des Bürgermeisters Traugott Haffner aus Mar- bah und des Pfullinger Stadtpfarrers Gottfried _Maier ein reihes Material zusammengetragen und des Dichters Stammbaum sicher bis 1568, mit Wahrscheinlichkeit bis 1330 festgelegt. (Schillers Ahnen. Eine familiengeshichtlihe Untersuhung. Mit 6 Stamm- tafeln und 4 in den Text gedruckten Wappen, Weimar, Wötßlau.) In ununterbrohener Linie durhgeführt ist Schillers Stammbaum bis aúf einen Hannß Stiller, der 1568 zweimal urkundlih als zins- pflihtiger Besißer von Weingärten bei Neustadt (Waiblingen) erscheint. Weltrichh maht es wahrscheinli, daß dieser Hannß Stiller um 1560 aus Grunbah im Remstal nah Neustadt bei Waiblinaen verzogen, daß er also glei ift mit dem Hans Schiller, der nah der Maierschen Stammtafel um 1530 in Grunbach geboren is und sein Gescbleht zurückgeführt auf einen um 1330 în Grunbach geborenen Haiay Stiller. Natürlich verträgt si diese Annahme nit mit der Verwandtschaft mit den von Srubien, Weltrih bringt auch eine Neibe von Gründen dagegen vor. Wir erwähnen davon nur Haffners Ent- deckung, daß Schillers Vater wenigstens bis zum Jahre 1766 ein anderes Siegel führt, ein Stegel, das im Schild einen Zweig und auf dem Feld einen Arm mit gezücktem Schwert zeigt. Wichtig ist au Weltrihs Nahweis über die Quelle des Reverswappens von 1774. Der Wappenkünstler, der Schillers Vater um 1770 ein neues Pete schaft stach, fand in der neuen Ausgabe des Siebmacherschen Wappen- buches (Erneuertes Deutsches F Pud, Nürnberg, Paulus Fürst, 1656—1668) in Band 11 auf Tafel 40 in der Gruppe , Tyrolische“ eine Abbildung des Wappens der eSchiller“. Jn gutem Glauben hat er den Unfug angerichtet, mit dem jeßzt Weltrih hoffentlich endgültig aufgeräumt hat

Land- und Forftwirtschaft.

Die Weizenernte und die Schiffsfrahten im Nordwesten der Vereinigten Staaten von Amerika 1907.

Der Kaiserlihe Konsul in Portland (Oregon) berihtet: Nach den jeßt vorliegenden genaueren Angaben des ftatistishen Bureaus des land- Virtsaftlihen Departements in Washington beziffert fich der Gzfamt- ertrag der dies]ährigen Weizenernte der Vereinigten Staaten von Amerika auf rund 625 Millionen Bushel. Dieser Ertrag bleibt hinter demjenigen des vorigen Jahres um ungefähr 110 Millionen Bushel zurück. An der verminderten Grzeugung find jedoŸ nur die Mittel staaten der Union beteiligt, während die nördlihen Staaten der Pazifikküste etn überaus günstiges, die Vorjahre noch überragendes Eryebnis aufzuweisen haben.

Nah sorgfältigen, auch von den diefigen Banken als zuverlässig. anerkannten Schäßungen beläuft sich die Weizenernte im Nordwesten für dieses Jahr auf zusammen 63 400 000 Bushel. Hiervon entfallen auf den Staat Washington 38 000 000, auf Oregon 19050 000 und. auf Idaho 6 350 000 Bushel. An Hafer wurden in demselben Gebiet erzeugt: 25500 000 Bushel, an Gerste 12 250 000 Bushel.

Wenn man den einheimischen Verbrauch an Weizen und den Bedarf der hiesigen Mühlen zusammen auf etwa 12 Milltonen Bushel, die Versendung nach Ostasien auf 15 Millionen Busbel und den Bedarf Kaliforniens, das wieder eine Fehlernte hat und auf den Bezug aus dem nördlihen Gebiet angewiesen ist, auf 10 Mil- lionen Bushel veranschlagt, so ergibt sich für die sonstige Ausfahr ein Uebershuß von 26 400 000 Bushel. Aagesihts des u! ar EE Ausfalls der lezten Ernte in den meisten europäischen Ländern, der

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