1907 / 305 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Dec 1907 18:00:01 GMT) scan diff

4) ein Verzeichnis ter für die Konkurrenz bestimmten Arbeiten auf besonderem Bogen.

: esuhe, denen die vorbezeiHneten Schriftstücke und Zeugnisse nit vollständig beiliegen, werden nit berüdsichtigt. Die Einsendung der Gesuche hat pra von den Arbeiten zu erfolgen.

Der Preis besteht in einem Stipendium von 3000 4 zu einer Studienreise nah Jtalien.

Der Genuß des Stipendiums beginnt mit dem 1. Oktober 19083. Die Auszahlung der ersten Rate im Betrage von 1500 4 erfolgt beim Antritt der Studienreise; die zweite Nate in gleicher Höhe wird gezahlt, wenn der Stipendiat vor Ablauf von sech8 Monaten über den Fortgang feines Studiums an den Senat der Akademie der Künste einen für genügend erachteten \{riftlihen Bericht erstattet hat.

ährend der Dauer des Stipendienjahres wird dem Stipendiaten eins der von der Akademie im Interesse ihrer in Rom studierenden Stipendiaten gemieteten Ateliers mietsfrei überlassen werden, wenn ältere Ansprüche auf folche nit zu berüdsißhtigen sind.

Wlojes Teilung des Stipendiums an mehrere Bewerber ist aus- geschlossen.

Die Zuerkennung des Preises erfolgt im April 1908; nah getroffener Entscheidung kann auf Bestimmung des unterzeichneten Ae eine öffentlihe Ausstellung der Bewerbungsarbeiten statt-

nden.

Die preisgekrönte Konkurrenzarbeit wird Eigentum der Akademie der Künste.

Berlin, den 1. November 1907.

Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste. A. Kampf.

Nichtamllicßes. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. Dezember.

Diejenigen Persönlichkeiten, die Jhrer Majestät der Kaiserinund Königindie Glückwünschezum Neujahrs- tage darzubringen beabsichtigen, werden gebeten, ihre Karten im Laufe des 31. Dezember d. J. bei Jhrer Ex ellenz der Frau Oberhofmeisterin Gräfin von Brockdorff 1m Einschreibe- zimmer des Königlichen Schlosses zu Berlin vom Lust- garten aus im Portal IV links und in Potsdam am 1. Januar 1908 in der Zeit von 10 bis 2 Uhr im König- lihen Stadtschlosse daselbst, in der Eke beim Lustgarten, am Aufgange zur früheren Wohnung JZhrer Kaiserlihen und Königlichen Majestäten, abzugeben.

Der Königlich bayerishe Gesandte Graf von Lerchen - feld-Köfering hat Berlin verlassen. Während seiner Ab- wesenheit führt der Legationsrat Freiherr von Grunelius die Geschäfte der Gesandtschaft.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der heimkehrende Transport der von den Schiffen des Kreuzer- geschwaders abgelösten Offiziere und Mannschaften mit dem Reichsposidampfer „Prinzeß Alice“ am 21. De- erer in Aden eingetroffen und . hat an demselben Tage die

eise über Suez nah Port Said fortgeseßt.

S. M. S. „Sperber“ ist vorgestern in Konakry (Fron- zösish-Guinea) eingetroffen und geht am 2. Januar von dort nah Axim (Aschanti) in See.

S. M. S. „Seeadler“ ist gestern in Daressalam ein- getroffen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ wird eine Uebersiht über die Ernte der wichtigsten Feldfrüchte im Jahre 1907 im Deutschen Reich, zusammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Amt, veröffentlicht.

Mecklenburg-Strelit.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat, „W. T. B.“ zufolge, dem Staatsminister von Dewitz die wegen seines Gesundheitszustandes erbetene Entlassung in einem huldvollen Handschreiben gewährt. Mit der einstweiligen Rortturung der Geschäfte ist der Geheime Regierungsrat

r. Selmer beauftragt worden.

Frankreich.

Zwischen den Ministern des Aeußern, der Finanzen und der Kolonien ist, wie das „W. T. B.“ meldet, ein Einver- nehmen bezüglih der abessinishen Bahn erzielt worden, deren Lage durh den Bankerott der mit dem Bau und dem Betrieb betraut gewesenen Gesellschaft sehr shwierig geworden ist. Die genannten drei Minister haben dem Ministerpräsi- denten ¡f de die von ihnen zur Lösung dieser Angelegenheit geplanten Maßnahmen vorgelegt.

Im Senat stand gestern die Beratung des Staats- haushalts auf der Tagesordnung.

In der General diskussion sprach si, wie das ,W. T. B.“ meldet, der Generalberihterstatter Poincaró dahin aus, daß angesihts der jet tatsählich bestehenden Einheitlichkeit dea Budgets außerordentliche Etats nicht mehr zu rechtfertigen seien. Der Finanzminister Caillaux verteidigte die finanziellen Maßnahmen, miitels deren er das Budget für 1908 aufgestellt babe. Nachtragsetats seien ein Uebel, aker ein notwendiges Uebel. Der Senat würde sich den Dank des Landes erwerben, wenn er die Regierung darin unterstüßte, Ausgaben zu hindern. die niht durhaus notwendig seien, um die Hilfsmittel de3 Landes für Zwecke aufzusparen, die seine Größe und sein Wohlergehen auêmacen. B

Hierauf wuxde die Sihung aufgehoben.

Niederlande.

In Gegenwart des Prinzen airs, der Niederlande, der Königin-Mutter, des deutshen Gesandten von Müller, der Rofeurdenträger und Behörden enthüllte gestern die Königin ilhelmina auf dem Vorhof des Palais Huis ten Bosch im Haag eine Statue des Prinzen Friedri Heinri ch von Oranien, ein Geshenk des Deutschen Kaisers. Der D A Gesandte Pas der Königin die Statue mit einer Ansprache, in der er „W. T. B.“ zufolge ausführte : Eurer Majestät habe ch im Auftrage Seiner Ma estät des Deutschen Kaisers die Statue des großen Prinzen Friedri Heinrich

von Oranlen zu übergeben, des ruhmreiGßen Ahnberrn Eurcr Majestät und Seiner Majestät des Kaisers, dessen kriegerishe Lorbeeren unter der segensreihen Regierung Eurer Majestät zu Friedenêpalmen ge- worden sind. Das Standbild ist etn Dankbild für alles Große, das dem Kaijer in seinen oranishen Ahnen voranleuchtet, aber auc) zuglei ein Gedenkbild der Freundschaft, die Eure Majestät mit dem Deutschen Kaisec verbindet zum Wohle des Weltfriedens. Möge die Statue herabbliden auf eine lange glorreihe Negterung Eurer Majestät, den schönen Niederlanden und dem edlen niederländt|chen Volke zum Segen.

Die Königin erwiderte hierauf in holländisher Sprache :

Ich ersuhe Eure Exzellenz, Seiner Majestät dem Kaiser meinen tiefgefühlten Dank für das fürstlihe Gesch: nk auszusprehen. Ich gebe Ihnen die Versicherung, daß ih die Gefühle, welhe Seine Majestät bewogen haben, mir die Statue unseres gemeinschaftlichen Vorfahren zu s{enken, aufs höchste würdige. Sie wird ein kostbares Pfand der rege des durhlauchtigsten Souveräns für mih und mein Boll sein.

Hierauf enthüllte die Königin das Standbild. Der deutsche Gesandte legte im Namen des Kaisers einen Lorbeerkranz am Fuße des Standbilds nieder.

Türkei.

Der Sultan ha§ nah einer Meldung des „K. K. Telegraphen-Korrespondenzbureaus“ den Belgier Joris be- gnadigt, der vor zwei Jahren wegen eines Anschlags auf das Leben des Sultans zum Tode verurteilt worden war.

Nachdem in der Bot schafterkonferenz am Sonnabend beschlossen worden ist, auf die leßte Note der Pforte, wonach sämtlihe Reformorgane in türkijhe Dienste übernommen und von der türkishen Regierung bezahlt werden sollten, zu ant- worten, daß die Mächte auf der in der Botschafternote vom 15. Dezember verlangten siebenjährigen Mandatsverlängerung unter Aufrechterhaltung des Status quo bestehen müssen, ver- langen die Botschafter dementsprechend sofortige Weisung an den Generalinspektor. Ueber die Justizreform ist kein Be- {luß gefaßt worden.

Serbien.

Die Skupschtina hat gestern die Debatte über die Ermordung der Gebrüder Novakovic beendet und, „W. T. B.“ zufolge, die Tagesordnung der Jungradikalen, welche die Haltung des Ministers des Jnnern und der Ne- gierung verurteilt, abgelehnt, dagegen die Tagesordnung der

egierungspartei angenommen, durch welche die Skupschtina ihr Bedauern über den Vorfall ausspriht, sih mit der Antwort des Ministers zufrieden erklärt und die Feststellung einer eventuellen Verantwortlichkeit der Verwaltungsorgane dem Gerichte überläßt.

Schweden.

Der König Gustav hat eine Kundgebung erlassen, in der ec seinem Volk für die mannigfaltigen Zeichen der Liebe und Teilnahme beim Tode seines Vaters dankt und, D O zufolge, erklärt, er sehe darin vor allem einen Beweis für das Gefühl des Zujammenhaltens zwischen König und Volk, das ein Kennzeichen des \{hwedishen Volkes und eine der Grundlagen für sein Glück und Gedeihen sei. Er hoffe, daß es auch ihm Les seinem hochgeliebten Vater vergönnt sein möge, mit dem s{hwedishen Volke die Entwiklung und Wohl- fahrt des Landes zu fördern.

Asien. f

Nach ciner Meldung des . T. B.“ aus Teheran ist dem Parlament dur seinen{Präsidenten bekannt gegeben worden, daß mit dem:Schah fötgendes vereinbart ist:

Dec Schah willigt n Lie Verbannung Saad ed Daulebs und verschiedener Priester und in die Bestrafung der Personen, welche die Unruhen hervorriefen; er erteilt Ala ed Dauleß und seinem Bruder die Erlaubnis zur Nükkehc, er stellt für die Parlamentsgebäude eine Leib- wache von 200 JInfanteristen, unterstellt alle Truppen ein\chlteßlich der Kosakenbrigade, die bisher ein unabhängiges Kommando bildete, dem Kcienottniforinma und beläßt den ruffishen Offizieren nur die JIn- struktion, niht wie bisher das Kommando der Brigade.

Afrika.

Das diplomatis che Korps hat, wie das „W. T. B.“ aus Fez meldet, eine Kommission ernannt, die beauftragt ift, Bestimmungen, betreffend die Anwendung der Artikel 63, 64, 65 und 72 der Algecirasafkte, auszuarbeiten.

Die französishen Jnstruktoren baben fünfzehn einge- borene Bewerber, die die vorgeschriebene Prüfung abgelegt haben, in die Polizeiabteilung eingestellt.

Die Kolonne Felineau hat, obiger Quelle zufolge, auf ihrem Marsh nah Ain Bezil zwei Dörfer von Ein- geborenen beschossen, die sich nicht unterworfen hatten, und ih gestern mit der Kolonne Branlières vereinigt. Zahl- reiche Angehörige des Stammes der Beni Snassen Raben fh infolge dieser Vereinigung den französischen Truppen unter- worfen und Naturalien im Werte von etwa 10 000 Fr. sowie über hundert Gewehre abgeliefert.

Nr. 55 des „Zentralblatts für das Deuts che Reich *, herausgegeben im Meichéamt des Innern, vom 20. Dezember, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen : Ernennung; Ermähhtigunçen zur Vornahme von Zivilstandshanblungen ; Enitlafsungen. 2) Finanz- wesen: Nachweisung der Einnahmen des Deutschen Neichs für die Zeit vom 1. April 1907 bis Ende November 1907. 3) Medtzinal- und Veterinärwesen: Erscheinen der deutschen ‘Arzneitaxe 1908. 4) Militärwesen: Ermächtigung zur Ausstellung ärztliher Zeugnisse über die Tauglihkeit von militärpflihtigen Deutschen in Russisch- Polen. 5) Post- und Telegraphenwesen : Erscheinen der Blätter 11 und XVII der Post- und Eisenbah: karte des Deutschen Reichs. 6) Zoll- und Steuerwesen: Veredelungsverkehr mit ausländishem s{chmiecdbarem Gisen in Stäben zur Herstellung von Hufräg: ln. 7) Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Rei sgebiet.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Die Arbeiterverhältnisse in den Betrieben der Neiché- marineverwaltung 1906.

Nach den tabellarishen Uebersihten über die Arbeiterverhältnisse in den Betrieben der Reihömarineverwaltung und der preußischen, bayerischen, \ächsischen und württembergischen Heeresverwaltung im Jahre 1906, die jeßt dem Reichstage zugegangen sind, beschäftigte die Neichsmarineverwaltung in thren Betrieben während des Berichtsjahres eins{hließlich von 63 Hilfsbediensteten (Technikern, Monteuren, Bauiechnikern usw.) im ganzen 18 386 Vollarbeiter, d. h. Arbeiter, von denen jeder mindestens 300 Tagewerke im Jahre ver- rihtet bat. Davon entfallen 16 783 auf die Kalferlihen Wérften in Kiel, Wilhelmshaven und Danzig und die Torpedowerkstatt in Friedrihsort, 1603 auf die Kaiserlichen Artillerie-, Munitions- und Minendepots, Garnifonverwaltngen, Lazarette, Verpflegungs- und Bekleidungsämter.

Dig normale tägliche Arbeitszeit dauerte in den Bureaus 8 Stund in den Betrieben bis um die Mitte des Rechnungsjahres 18906 9 be 10, dayn 9 Stunden. Eine regelmäßige Dienstzett ron mehr als / bezw. 9 Stunden kam nur im Sicherheits- und Waßhtdtenst in ge 0 Umfange, ein Arbeiten in regelmäßigen Tag- und Nachtschihtez ausnahmêweise vor. In die 9stündige Arbeitszeit werden feinerta Pausen eingerechnet. Sonntags- und Fetertagsdienst wird arundfälig vermieden und nur angeordnet, wenn er unbedingt erforderli is Der Sicerbette- und Wachtdienst wird an den Sonn- und Festtage, von dem dazu bestimmten Personal (Schußleute, Feuerwehr, Wägite: usw:) wahrgenommen. Ueberstunden werden nach Möglichkeit vermieden An Arbeiis\tellen, auf denen lünstlihes Licht nicht verwendet werde, i darf, wurde im Wintec 1906/07 eiwa 6 Woten hindurch 8 Stunden und weitere 6 Wochen lang nur 7 Stunden gearbeitet; die Stunden, E P Ang erhielten . dabei eine Zulage von 20 bezw. 40 M für en Tag.

Insgefamt betrug die Summe der von der Retichsmarineverwg], tung im RNehnungéjahre 1906 gezahlten Arbeitälöhne 25 685 345 Auf den Kaiserlihen Werften und in dec Torpedowerkstatt hatten von den Stund: nlößnern einen Tagesverdiens von mehr als 6 A 308 Handwerker: Torpedoschlosser, Gat- und Wasser, fitter, Preß- und Hammerschmiede, Schaltbrettwärter und Tors pedobauer, etren Tageéverdienst von über 9,60 bis 3202 Handwerker: Dreher, Kupfers{miede, Maschinenbauer Graveure, Former, Kesse!s{miede und Mechanikergehilfen, über 5 90 bis 5,60 Æ verdienten für ein Tag-werk 2199 Handwerker: Klempner Maler, Segelmacher, Büchsenmater, Bleh- und Winkel\Hmiede, Modelltishler, Schiffszimmerleute und Werkzeugmacber, über 4,80 big 9,20 A 2913 Handwerker : Mourer, Sattler und Tapezierer, Schiff, bauer, Schmiede, S{losser, Takler und Tischler, bis 4,80 M (im DurEschnitt 475 A) 135 Handwerker: Vlockmater Böttcher, Korbmaher und Zimmerleute; ferner erhielten die 2542 Hilfshandwerker durchshnittlih 4,47 4 für ein Tagewerk, die 1792 Handlanger durchschnittliß 3,74 M, die 993 Lehrlinge und Uen. 1009. G ble 184 Tage- Iôhner (Perfonal des WBaggerbetrtebes) im Dur shnitt 4,36 #4 Von den Monatslöhnern hatten die 366 diensttuenden Weikführer einen monatlichen Verdienst von durchschnittlich 159,70 « 176 Bureaugebilfen, Feinmechaniker, nautische Bureaugehilfen und diensttuende Bauaufseher durchshnittlich 125,30 A, 269 Bogts, steurer, Vorarbeit-r des allgemeinen Betriebs, diensttuende Mascinisten, Maschinenwärter, Wiegemeister, Oberfeuerwehrmänner, Pförtner, Telegraphisten und Steuerleute durchschnittlih 116,62 ,4, 75 technische Arbeiter im Durchschnitt 113,69 46, 193 Haus8meister, Heizer für Fahrzeuge, Schleusenwärter und Schleusenhandwerker durchschnitlih 105,60 4, 356 Lohnschreiber, Maschiaenschreiber und Magazingebi!fen im Durchschnitt 103,40 „6, 1040 Babnwärter, Weichensteller, Bauboten, Bureauhilfsdiener, Schulwärter, Telepbonisten, Matrofen, Shleusen- arbeiter, Buchbinder, Drudcker, Lich! pauser, Feuerwechrmänner, Wähter, Heizer, Kesselwärter, See- und Zimmerleute rurch\chnittlich 99,43 d; die Feuerwehrmänner und Dkecfeuerwehrmänner erhielten außerdem freie Dienstbekleidung. In den Artillerie-, Munitions- und Minendepots, bei den Garnifonverwaltungen, in den Lazaretten, Verpflegungs- und Kleitungsämtern hatten die Monats[shner, nur 98 an der Zabl, einen durhs{nittlihen Monatsverdierst von 110,19 A; die 140 Handwerker der Artillerte- und Minens- depots vertienten für eia Tagewerk im Dur&schnitt 4,37 4, die 248 Handwerker der übrigen Betriebe 4,16 4, die 61 Wädhter der Artillerie- und Minendepots 3,57 4, die 699 Handlanger der Artillerie- und Minendepots 3,50 4, die 186 Handlanger der übrigen Betriebe -3,55 4 und die 168 Arbeiterinnen der Artilleziedevois und Gornisonwaschansialten 2,50 A Die 63 Hilfsdbediensteten (Techniker, Monteure, Bautechniker usw.) in der Torpedowerkstatt und den Artillertedepots erhielten im DurWschnitt monatlih 180,90 A

Im Bereiche ter Marineverwaltung bestehen drei Betriebz. krankenkassen, dezen Mitgliederzabl im Jahre 1906 zwischen 19 869 (am 1. September) und 20589 (am 31. Dezember) s{wankte, im Durchschnitt 20 120 betrug. Sie halten insgesamt 9037 Erkrankungs- älle, d. f. auf je 100 Mitglieder 45, mit 172 328 &rankheitstagen, d. f. füc ein Mitalied 8,5 und für einen Erkronkungsfall 19, zu ver- zeihnen; Sterbefälle kamen 188, auf je 100 Mitglieder 0,93 vor. An Krankheitskoften (cin{hließlich tes Sterbegeldes) sind im Jahre 1906 809314 #, durr(schnittlih auf ein Mitglied 4022 Æ, auf einen Erkrankungsfall 89,67 M, auf einen Krankentag 4,69 # aufgewendet worden, darunter an Krankengeld für Mitglieder und deren Angehörige (eins{ließlich der Unterstüßungen für Wöchnerinnen) 347 §90 4, durhschnittlih auf ein Mitglied 17,29 4, auf einen Erkrank'ungsfall 3850 A und auf etnen Krankentag 2,02 46 Die Ausgabe der Marineverwaltung für die Unfallve:siherung im Jahre 1906 betrug 325 693 4, diejenige für die Invalidenversicherung 158 129 „« und die Gesamtausgabe der außerdem bestehenden Marinearbeiter-Unterstözungskasse 508 247 4 Im ganzen sind also in Betätigung der Fürforge für die Arbeiter und deren Angehörige im Berichtsjahre (ohne die zur Verbesserung des Dahn gowelens auêégegebenen Summen) 1801 383 G aufgewendet worden.

Wie die Mitglieder¿ahl der Krankenkassen ergibt, war die Zahl der in den Betrieben der NReichémarineverwaltung überhaupt ein- gestellten Arbeiter nit unerheblih größer als die oben angegebene Zakb]l der Vollarbeiter. Am 1. November 1905 waren 19 458 Arbeiter (darunter 193 weibliche), am 1. November 1906 19 670 (darunter 208 weibliche) eingestellt. Von je 100 Mann der Arbeiterzahl am 1. November 1905 sind im Laufe eines Jabres 15,7 der weitaus größte Teil infolge eigenen Antrags aus vershiedenen Gründen, ein kleinerer Teil behufs Erfüllung der Viilitärpfliht abgegangen ; von je 100 Mann des Arbeiter personals an 1. November 1906 find 16,6 neu eingestellt. Bei mehr als einem Drittel 35,6 9/9 der 19.670 Arbeiter, die am 1. November 1906 gezäblt wurden, hatte die Dauer der Beschäftigung in den Betrieben der Reichsmarineverwaltung ncch nicht 5 Jahre betragen, kei 24,1 9% 5—10 Jahre, bei 16,7 9/9 10—15, bet 9,89% 15—20, bei 5,1 %/ 20—25, bet 5,8 9% 25—30 und bei 2,99/6 mehr als 30 Jahre. Auch dem Lebensalter nah sind die jüngeren Jahr- gänge unter dem Arkeiterversonal stark vertreten. 10 % der am 1. November 1906 gezählten Arbeiter standen im Alter bis zu 21 Jahren, 9,3 0/0 im Alter von 22—25, 18% im Alter von 26— 30, demnach 37,3 9% in einem Lebensalter bis zu 30 Jahren ; 29,9 9/5 waren 31—40, 17,9 % 41—50, 10,4 % 91—60, 49% 61—70 und 0,5 % über 70 Jahre alt.

Automobile und durch ste verursachte Unfälle im Deutschen Reiche.

Ohne Zweifel hat das Automobil auf dem Gebtete des Verkehrs- wesens eine bedeutende Zukunft. Es wenden sich daher auch nur wenige gegen das Automobil als Verkebrsmittel, viele aber gegen die Ausschreitungen mancher Automobilfahrer, und zwar ridiót ch die Vorwürfe fast immer nur gegen Besißer von Automobil-rn, die dem Sport und der Personenbeförderung dienen. Obgleich ein großer Teil derselben sch meistens außer- halb des stark belebten Straßenverkehrs bewegt, fallen ihnen doch weit mehr Unglücksfälle zur Last als den zur Beförderung von Lasten in Handel und Gewerbe verwendeten Automobilen. Nach der Reichsftatistikk gab es am 1. Januar 1907 in Deutschland 15954 RKrafträder und 11072 Kraftwagen, also zusammen 27 026 Kraftfahrzeuàe, von denen 25815 der Personenbeförderung uad 1211 ‘der Lastenbeförderung dienten. In dem Halbjahr bóm 1. April bis 30, September 1907 wurden durch alle diese ahrzexge 1303 auf einen Mangel an Vorsit und Verantwort- ihkeitsgefübl, auf strafbare Ausschreitungen zurück;uführende Unglüdcksfälle, soweit Personen zu Schaden kamen, und außerdem 1617 Fälle verursacht, bei denen nur Sa(schaden angerihtet wurde. L-tterer betrug 317000 M Die Zahl der getöteten Personen bezifferte sih in jenem halten Jahre auf 51, Es ist dabei bezeichnend, daß unter diesen Toten si nur 18 Führer und Infafsen von Automobilen,

| verpflichtet, nur tariftreue Gehilfen zu beschäftigen.

33 gänzlih unbeteiligte Personen befanden. Auf je hundert dem Ee us Vergnügen dienende Wagen entfielen 15,4 Unglücksfälle, auf die gleiche Zahl der zur Lastenbeförderung in Handel und Gewerke perwendetzn nur 7,8, auf hundert Wagen des öffentlichen Fußhrverke hrs (Automobildroshken 2c.), die auch vielfa dem Vergnügen dienen, entfielen, da sie meistens in den belebten Straßen der Eroßstadt fabren, 48,5 Un- glúdsfálle. Nah einer Berehnung voa R. Kuczinski in den „Jahr- büccern für Nationalökonomie und Statistik" werden gegenwärtig in Deutschland verhältniémäßig ebensoviel Personen dur das Auto- mobil verleßt, wie durch die Cisenbahn. Die Zahl der Getöteten ist allerdings kiciner. Wenn man die Verunglückungen tes Personals der Eisenbahnen und der Automobile, also die eigentlichen Betrieb sunfälle auésheidet, so ist abermals, natürli relativ, die Zahl der dur das Automobil verleßten Personen fast doppelt so groß, wie jene der Fisenbahnreisenden. j

Zur Arbeiterbewegung.

Der Organisationsvertrag im deutschen Buchdrucker- gewerbe ist in wesentlichen Punkten außer Kraft geseßt worden. Die am meisten angefeindete Bestimmung des Vertrags ging, wie die Voss. Ztg.“ berichtet, bisher dahin, daß die Mitglieder des Deutschen Buchdruckervereins, der tariftreuen Prinzipalsorganisation, nur Mit- glicder des Verbandes der deutshen Buhdruer be\@äftigen und anderer- sets die Mitglieder dieses Verbandes nur bei Angehörigen des Deutshen Buchdruervereins Arbeit nehmcn sollten. Gegen diese Bestimmung wandte ih besond:xs der außer- halb des Verbandes stehente tariftreue „Gutenbergbund“. Auch viele Prinzipale waren mit dem Organisationsvertrag nit ein- perstanden und gründeten deshalb einen neuen Arbeitgeberverband. Jeßt sind die betreffenden Bestimmungen des §8 4 abgeändert worden. Sie lauten nu¿ mehr: „a. Der Deutsche Buchdrucker- verein verpflichtet sich, nur solhe Prinzipale als Mitglieder aufzunehmen, die der Tarifzemeinshaft der deutschen Buchdruker angehören. Die Mitglieder des Deutschen Buchdruckervereins find b. Der Verband der deutshen Buchdrucker verpflihtet si, nur tariftreu- Gehilfen als Mitglieder aufzunebmen. Die Mitglieder des Verbandes der deutschen Buchdrucker siad - verpflihtet, nur in tariftreuen Bu(- drudereten zu arbeiten. c. Gehilfen, welhe von den tariflichen Schtedsinstauzen als gemaßregelt erklärt worden sind, müssen bei Ein- stellung in erfter Linte berücksichtigt werden.“

Zur Abwehr von Ausständen der Kaffeehauskellner“hat, der „Post zufolge, der Verein der Cafótiers Deutschlands be- hlossen: 1) Jeden Cafstier zu verpflihten, von einem bet ihm aus- gebrohenen Kellnerstreik sofort der Organisation mit Namensnennung der Ausständiaen Kenntnis zu geben. 2) Kein Cafstier darf einen hei einem Kollegen in Streik getretenen Kellner einstellen. 3) Die dem Verein der Cafsangeftellten, der ins srzialdemokratishe Lager erlegangen ist, angehöcendzn Kellnec siad von der Anstellung aus- ¡ushließen.

Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Crefeld telegraphiert : Der Verband der niederrheinischen Sammet- und PlIüs\ ch- fabrikanten hat in seiner gestern nahmittag abgehaltenen KLaupt- bersammlung einstimmig beschlossen, wenn bis Ende dieser Woche der Ausstand in den Seidenfabriken nit beendet sein würde, einer dann tinzuberufenden Hauptversammlung das Verhängen der Sperre in den Sammeitfabriken vorzuschlagen. (Vgl. Nr. 304 d. Bl.)

Kunft und Wissenschaft.

Wieder hat die medizinishe Wissenshaft und die medtzinische Fakultät der Friedrich Wilhelm-Universität in Berlin insbesondere, einen {weren Verlust zu beklagen. Der Geheime. Medizinalrat, Professor Dr. med. Adalbert von Tobold ist nah kurzer Krank- heit im ahtzigsten Lebensjahre in Beriin verstorben. Der Berstorbene, ein Schüler von Johannes Müller, Schöalein, Traube, Casper und Romberg, war zunäcst längere Zeit als Assistent y. Langer b: cks âtig, Auf einer Studienreise erkannte er die Vorteile, die Garcias Kehlkopfspiegel der ärztlihen Wissenschaft bot. Er wandte ih der Laryngologie zu und wurde auf diesem Gebiete bald ein aner- annter Führer, eine Stellung, die er ia einem langen, an Erfolgen und Anerkennung reihen Leben behauptete. Als der Gelehrte vor wenigen Wochen in geistiger und körperlicher Frisdbe den 89. Geburts- tag beging, wurde er von Seiner Majestät dem König in den erblichen Adelssrand erhoben.

Die Galerie Eduard Schulte is am ersten Feiertag ge- lÿlofsen, am zweiten sind die Rä1me von 10 bis 2 Uhr geöffnet.

Jagd. Offizieller Streckenrapport

der Königlichen Hofjagd im Hammer—Wuster- hausener Gehege am Freitag, den 20. Dezember 1907.

Auf der am Freitag, den 20. Dezember, in den Köni lichen hausfideiklommißrevieren Hammer (Forstmeister Gallash) und Köónigswusterhausen (Forstmeister Oppenhoff) abgehaltenen Hof- agd wurden in den dur den Hölzernen Sce getrennten Forst- rien, den Kaßenbergen und der Dubrow, in zwei mit hohem zeuge und Horden abgestellten Jagen von 31 Schüßen t Zpaufler, 175 Dam-Spießer und Wild, 212 Sauen gestreckt.

Seine Majestät der Kaiser beschränkten den Aller- hôhsteignen Abshuß auf Schaufler und grobe Sauen, von denen ersteren 14, leßteren 43 zur Strecke kamen.

Das Wetter war so ungünstig wie nur möglich, an-

M dauernder naßfallender Nebel.

Ausftellungswesen.

, „Eine Internationale Gartenbauausstellung wird vom « bís 13, April 1909 in Berlin stattfiaden. Der „Verein zur Veförderung des Gartenbaues in den preußishen Staaten“, der im îhre 1822 gegründet ist, wird nah einer Folge kleinerer Aus- tungen diesen çärtnerischen Wettbewerb im großen veranstalten. Ag Ausftellungsoit sind die neuen Au6stellungshallen am Zoologischen tten gemietet, die im Mittelpunkt Groß-Be*lins, gegenüber kt Kaiser Wilhelm - Gedähtniskicche, erbaut sind. Der Vor- lind ladet die Liebhaber und Freunde des Gartenkaues ein, hre Pflanzenshäße auf kurze Zeit weiteren Kreisen zugänglih zu Uen, und bittet die Gärtner von Beruf in Süd und Nord, in Ost ind West, die Züchter neuer Vartetäten und die Entdecker neuer Arten, durh große und kleine Einsendungen zum Gelingen der Ausftellung bhutragen. Durch den Nutzen des Vergleichs soll eine erzicherische kung ausgeübt werden. Jede weitere Auskunft erteilt das ‘neraljekretariat des Vereins, Berlin N. 4, Invalidenstraße 42.

Verkehrsanstalten.

Anfang Januar 1908 erscheint eine neueNummer des „Postblatt g*, ks eine Beilage zum „Netchsanzeiger bildet, aber auch für sich gen werden kann. Im Postblatt, das im Neichspostamt zusammens- tellt wird, sind die wichtigsten Versendungsbedingungen und Tarife ostsendungen aller Art sowie für Telegramme enthalten. Auf

t dem Erscheinen der vorangegangenen Nummer (Aufaug

e Uto er) eingetretenen Aenderungen wird in der neuen Nummer 10 hesonderea Druck (Srägschrift) hingewiesen. Das Postblatt y neben anderen, umfangreicheren Hilfsmitteln für den Verkehr

Holt und Telegraphie (Postbüher, Post- und Telegraphen- hrihten für das Publikum usw.) mit Vorteil benußt werden, weil

bis auf die neueste Zeit ergänzt. Der Bezugspreis des

Postblaits beträgt für das ganze Jahr 40 S, für die einzelne Nummer 10 §. Bestellungen werden von den Postanstalten entgegengenommen.

Laut Telegramm aus Ratibor if die Post aus Wien, die heute früh in Berlin fällig war, infolge von Zugverspätung aus- geblieben.

Theater und Musik.

Neues Schauspielhaus.

„Zwischen Ja und Nein“, eine Kowödie in drei Aufzügen von Oskar Blumenthal, brachte es bet ihrer gestrizen Erst- aufführung auf der Shauspielbühne am Nolleudorfplaßz nur nah den ersten beiden Akten zu etnem vollen Erfolge, während im dritten, der merklich abfiel, die Meinungen ves Publikums zwishen Ja und Nein erheblich \{Grankten. Schade, denn anfangs \chienen alle Bedingungen für ein gutes Lustspiel \sich erfüllen zu wollen. Es handelt sich um eine junge Malerin dunkler Herkunft, aber edler Gesinnung, die den Legationdsekretär von Maltus liebt und von diesem wieder- geliebt wird, Der chelthen Verbindung der beiden stellt sich nit allein die Nücksiht auf die Familie und die Laufbahn. des Diplomaten diese Hindernisse ließen sich, wie gezeigt wird, überwinden —, sfsondern au der Stolz des Mädchens ent- gegen, das nicht als Eindringling in einen Kreis betrachtet werden möchie, in den sie nicht paßt und in dem fie vur geduldet wäre. Ste ift eher bereit, dem Geliebten frei anzugehören, als diese Demütigung zu erdulden. So weit is der Konflikt gut, knapp und bühnengereht durchgeführt aber die Lösung! Der Legattonsfekretär hat eine Broschüre von stark liberaler Tendenz geschrieben, die Aufmerksamkeit in parlamentarischen Kreisen erregt hat. Gs wird ihm ein Abgeordnetenmandat angetragen und damit die Aus- sicht eröffnet, {ih als freier Politiker und Schriftsteller zu betätigen. Er gibt die diplomatische Laufbahn auf, wird von seiner Familie ver- mutlih hinfort verleugnet, von der Malerin aber und ihrem sonder- baren Berater, einem alten Bohémien, der bie dankbare Rolle sptelt, in allem, was er sagt, recht zu haben, nun erst für würdig befunden, mit ihr die Ehe einzugehen. „Pfut, ein politis Lied!“ kein Wunder, daß dieser sonderbare S{luß verstimmte und das Behagen, das der feingeshliffene, wißige Dialog der beiden ersten Akte verbreitet hatte, fast vergessen ließ. An der Aufführung unter der Spiel- leitung Ernst Welischs war nihts auszuseßen. Das Liebespaar fand in Fräuletn Maren und Herrn Kaiser-Tiß \ympathis@e Vertreter. Gine befonders belustigende Charge bot Herr Ernst Arndt in derx Rolle eires jovialen Onkels des jungen Diplomaten und Abgesandten seiner Familie. In den andern Aufgaben zeihneten \ich Frau Schneider-Nissen, die Herren Adolf Klein, Walden, Kühne, Grube Siebert, Neßbach u. a. aus.

Theater des Westens.

Seit einigen Tagen füllt die neue Operette „Walzertraum“ von Oskar Straus allabendlih das bisher von der „Lustigen Witwe“ aus\iteßlich beherrschte Charlottenburger Theater mit frohem Bei- fallsjubel. Alle Bestandteile zu einem Erfolge sind aber auch vor- handen: ein dankbares Textbuch, eine anmutige feine Musik und cine ousgezeihnete Darstellershar. So frisch raus{te der Meelodienquell seit langer Zeit nit mehr in der Operette. Unermüdlich klingt und singt es in lockdenden Weisen, die ein feiner Geist voll Empfindung und Humor durhleuhtet. Noch höher ist die vornehme und überaus charakteristische Instrumentation einzushätzen; wie hier die Eigenart der verschiedenen Instrumente verwendet wird, um heikle Situationen zart zu fkizzieren, um lächelnd ironishe Lichter avfzuseßen, und um dann wieder über- mütigen Frohsinn Funken sprühen zu lassen, zeugt, von natürlicher Schöpferkraft und geistboller E1findungsgabe. Der Text, von Felix Dörmann und Leopold FJacobfon verfaßt, behandelt ein niht ganz neues Thema überaus bühnensiher; es ist die Geshihte von der bodgeborenen, in Etikette einge- s{hnürten Dame, die von einem temperamentvollen Bürger- mädchen, einer kleinen Musikantin, lernt, den jungen Ehgemahl zur Liebe zu zwingen. Die Darstellung der Opereite war auch gestern abend alles Lobes wert. Den blutjungen Prinzgemabl fang und spielte Gustav Maßner frisch und fröhlich; Hermine Hoffmann gab die Prinzessin Helene, die dur kleine Künste die Nei ung des Gatten gewinnen will, mit vornehmer, manchmal noch etwas zu tkühler Haltung; den gesanglihen Teil führte fie angenehm durch. Das kecke junge Wiener Blut, die Franzi Steingruber, fand in Vali Paak etne ebenso grazióse wie temperamentvolle Vertreterin; mit köstlicher Laune führte sie ihre Schelmereten aus, ohne an geeigneter Stelle ein echtes Gefühl vermissen zu lassen. Auch die übrigen Rollen fanden vortrefflihe Vertreter. Das Orchester unter dem Kapellmeister Alexander Stefanides arbeitete alle inneren und äußeren Neize der Partitur tadellos heraus. Die Inszenierung zeichnet si durch prunk- volle Dekorationen und künstlerish abgetönte Kostümbilder aus.

Konzerte.

Katherine Ruth Heyman gab am Donnerstag im Beethoven saal einen Klavicrabend mit einem sehr mannigfaltigen Programm; alle Stilarten waren da vertreten, von den klassischen Schöpfungen des deutshen Altmeisters Joh. Seb Bach bis zu den neuzeitlihen Kompositionen des Amerikaners MacDowell. Die Pianistin entwickelte eine gute tehnishe Bildung, nur der Ton klang öfters flah. Was die Gestaltungskraft der Dame anbetrifft, so scheint sie das Gesuchte zu lieben; eine reine , natürliche Empfindurg klang niht oft aus ihren Vorträgen hervor; der Verstand ftrebte stets nah besonderen Shattierungen. Der gleichzeitig von Franz Bothe im Saal Bechstein ver- anstaltete Kompositionsabend verlief ziemlich wirkungslos. Aus dem das Konzert einleitenden Streichquartett wollte durhaus kein anregender oder neuer Ton hervorklingen. Ebenso hörten si die Lieder, die Eugen Brieger, zum Teil mit seiner Gattin Margarete Brieger -Palm, vortrug, wokl freundlich an; in die Tiefe des Gemüts drang jedoch keins. Den besten Eirdruck rief noch das , Abend- ständchen* mit seiner sinnfälligen Begleitung hervor. Die Stimmen des Streichquartetts, der Flöte und Harfe verbanden fich au manchmal zu wohlklingenden Harmonien. Neben den Sängern wirkten noch das Streichquartett der Königlißen Kammer- musiker Gebrüder Borish, die Königlichen Kammermusiker Otto Rößler (Flöte) und Julius Foth (Harfe) mit. Vortrefflih wurde an demselben Donnerêtag in der Singakademie musiziert. Fräulein Vicky Bogel (Mavier) trug bei Be- ginn und zum Schluß des Abends das Lisztsche 8-Dur-Konzert und das in G-Moll von Saint-Saöns, mit Begleitung des von Herrn P ante Be rana es Stavenhagen geleiteten hil-

armonischen Orchesters vor. Wohl selten dürfte namentli die nah der virtuosen Seite hin uncemein shwierige, aber au flangshône Tondichtong Saint-Saöns* mit soviel Feuer, Sicherheit und rhythmischer Straffheit auf dem Klavier wiedergegeben worden sein, wie das hier der Fall war. Zwischendurh sang der mitwirkende Kammer- sänger Rudolf Gmür aus Weimar einige der interessanten Mahlerschen Lieder mit s\ympathishem weihen, Bariton, bei dem

freilich hin und wieder eine Unausgeglichenheit der Register und ein |

unshônes Tremolo den Genuß etwas beeinträhtigten. Von dea

Gesängen hinterließ „Die Fischpredigt*“ den tiefsten Gindruck. Auh |

hier führte das Orchester die Begleitung aus. Der Symphonieabend der Königlihen Kavelle

am vergangenen Freitag war ein Beethoven-Abend. Felix Wein- |

gartner bereitete den Hôrern den seltenen Genuß, ihnen alle drei Leonoren-Ouvertüren vorzuführen und ihnen so den Meister in immer neuem und immer erfolgreiherem Ringen mit dem spröden Stoff zu zeigen. Ferner stand die Symphonie 8, F-Dur, auf dem Programm, die in der gewohnten vollendeten Weise vorgetragen wurde. Einen besonderen Genuß bereitete das Klavierkonzert Nr. 4, G.Dur. Als Solist wirkte Er n st von Dohnányi am Klavier. Er erntete mit Ret reichen Beifall, denn er verfügt niht nur über eine höchsstt bemerkenswerte Technik“ und einen [klangvollen

verhältnisse des Vereins,

Anschlag, sondern sein Spiel bekuntet au eine tiefe innere mustfalische DurWbbildung. Jm G.Dur-Konzert fügte sich sein In- strument dem Fufammenspiel künstlerisch ein, und es war ein hoher Genuß, den feinen, fast filigranartigen Aufbau des Mittelsatzes ent- stehen zu hören. Martinus Steveking, der, Es am Freitag, mit dem Philbarmonischen Orchester im Beethoven - \aal ein Konzert gab, bewährte si als ein tehuisch weit entwickelter

ianift. Selner meir auf das Virtuose gerichteten Eigenart ent- prehend, bot Sieveking in der leßten Nummer seines Programms, dem G-Moll-Konzert von Saint-Saëns, die abgerundetste und innerlih unanfechtbarste Leistung des Abends, während er in Beethovens8 un- vergleihlichGem Es-Dur. Konzert, besonders nah der geistigen Seite bin, noch wanhes schuldig blieb, Auch schien das Tempo im leßten Say überhastet, sodaß die Klarbeit und Plastik des Spiels sowie die gerade diejem Saß notwendige strafe Nhbythmisierung darunter litten. eien wirkte das Spiel Sievekings, dieser Einschränkungen un- geachtet, auchß durch manche musikalische Vorzüge, zu denen in erster Reihe ein außergewöhnlich modulationsfähiger Anschlag zu zählen ift, der selbst im stärksten Forte nichts von seiner Schönheit verliert. Das gleidzeitig im Klindworth-Scharwenka-Saal gegebene Konzert der _Violoncellistin Sara Gurowitsch gestaltete sich für die junge Künstlerin im allgemeinen recht günstig. Der Ton ihres Instruments ist zwar nicht groß, aber wobllautend, und in den kleineren Kompositionen ihres Programms traten ihr musikalisch:s Verständnis und warmes Empfinden vorteilhaft in die Erscheinung.

Am Sonnabend spielte Fräulcin Gisela GSrosz, die hier wohlbekannte Klavierkünstlerin, im Beethovensaal die F-Moll- Sonate von Brahms, die bei allem Temperament und allem musikalishen Feinsinn, den die Künstlerin im Bortrag ertwickelte, doch hin und wieder etwas mehr Energie und Kraft des Ausdrucks vertragen hâtte. Die Schönheiten der kleinen Stücke von Schumann und Choptn förderte sie restlos zutage und konnte in einer Valse caprice bon Weißwmann auch ihre glänzende Fertigkeit zeigen. Ae Grosz zählt unzweifelhaft zu den Besten thres Faches.

n dem Sonatenabend, den Fräulein Alice Schwabe (Klavier) und Alfred Wittenberg (Violine) an demselben Tage im Saal Bechstein veranstalteten, erfreute der bekannte intelligente Geigen- künftler wieder durch sein etles, stilgerehtes Spiel, den warmen, markigen Ton und die s{chwungvolle umd ga gerundete Wiedergabe der gewählten Zonen, In Fräulein Schwabe hatte er eine tüh- tige Partnerin, die nur manches etroas zu derb anfaßte. Besonders eindrück8voll wurde die künstlerisch wertvolle 3. Sonate in G-Moll voa Berger, namenilih in ihrem Scherzo, vorgetragen.

Im Köntalihen Opernhause wird morgen „Aïda*®, mit den Damen Rose, Go:tze, den Herren Maclennan, Hoffmann, Knüpfer, Griêwold in den Hauptrollen, gegeben, am 2. eiertage „Carmen“, mit den Damen Deftinn, Hempel, Dietrich, Ober, den Herren Kirch- hoff, Griswold, Krasa, Lieban, Bachmann und Dahn, am Freitag «Orpheus und Eurydike“, mit den Damen Goetze, Destinn, Dietrich.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen, Mitts- wo, Ernst von Wildenbruch8 Schauspiel „Die RNabensteinerin“ in der bekannten Beseßung aufgeführt. Am Donnerstag wird Gustav Freytags Lustspiel „Die Journalisten“, mit den Herren Keßler, Arndt, Boettcher, Staegemarin, Werrack, Zeisler, Vollmer, Oterländer, Eichholz und den Damen Arnstädt, von Mayburg und Schramm in den Hauptrollen, ge; eben. Am Freitag, den 27. d. M.,, wird das neue Schauspiel von Rudolf Herzog „Auf Nissenskoog*, mit den Herren Krausneck, Staegemann, Vollmer, Pohl, Geifendörfer, Eichholz und den Damen Buyte, Wachner, von Arnauld und £of in den einzelnen Rollen, wiederholt.

Im Neuen Köntglihen Operntheater geht morgen Goethes „Faust“ (1. Teil) in folgender Beseßung in Szene: Faust: Herr Maikowsky; Mephistopheles: Herr Pohl; Wagner : Herr Bollmer; Schüler: Herr Boettcher; Greichen : Fräulein Wachner; Valentin : Herr Werrack; Martha: Frau Schramm. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr. Am 2. Feiertage (Donnerstag) wird „Nathan der Weise“ von Lessing aufgeführt. Die Besetzung lautet: Sultan Saladin: Er Zimmerer : Sittah: Fräulein Lindner; Nathan: Herr Pohl; Recha: Fräulein Wawner; Daja: Frau Buyte; Tempelherr: Herr Matkowsky ; Der- roish: Herr Cggeling; Patriarch: Herr Müller; Klosterbruder: Herr Vallentin. Als Nachmittagt vorstellung werden am 2. Feiertage die Oper „Hänsel und Gretel“ und das Ballett „Die Puppenfee“ gegeben. Am Freitagabend findet ‘eine Aufführung des „Barbiers von Sevilla“, mit Fräulein Kauffmann, den Herren Sommer, Hoffmann, Nebe und Mödlinger in den Hauptrollen, statt.

Das Wohltätigkeitskonzert, das am 27. Dezember, Abends 7# Uhr, in der Philharmonie zum Besten der VII. Haus- haltungs\hule des Zweigvereins Berlin des Vater- ländishen Frauenvereins stattfindet, bietet ein ebenso „gewähltes wie reihhaltiges Programm. Es wirken mit: die Konzertsängerinnen Frl. Fromm und Frl. Schünemann, Herr Professor Halir, Herr Eisenberger, (Pianist), der Opernsänger Herr Heller und der Res zitator Herr Türschmann. Eintrittskarten zu 3, 2 und 1 K sind bei Bote u. Bock und im Warenhaus A. Wertheim (Leipziger Straße), bet Frau Polizeimajor Nau (Fehrbelliner Straße 92) und an Bureau des Vaterländishen Frauenvereins (Dessauer Straße 14)

u haben. y dn Freitag, den 27. d. M, Abends 73 Uhr (niht wie \onft am Mittwoch), veranstaltet der Königlihe Musikdirektor Bernhard Irrgang in der St. Marienkirche vor dem bevorstehenden Orgel- umbau das leßte Orgelkonzert, als Jahress{lußfeier, unter Mitwirkung von Frau Erra von Storch (Sopran), Frau Emmy Gareisten - Pease (Alt), Herrn Erwin Zingel (Tenor) und Frau Bianka Becker-Samolewska (Violine). Der Eintritt ist frei.

Mannigfaltiges. Berlin, 24. Dezember 1907.

Die Stadtgemeinde Berlin hat beschlossen, auf dem im Nord- westen der Stadt belegenen Gelände der sogenannten Wurzelberge eine Parkanlage zu schaffen, die den Namen Swhillerpark er- halten soll. Zur Erlangung eines für die N e geeigneten _Ent- wurfs wird ein allgemeiner Wettbewerb au2geshrieben. Für die drei besten Entwürfe sind drei Preise in Höhe von 5000 4, 3000 4 und 2000 # aus8zeseßt. Die Verteilung der Preise erfolgt dur ein Preisgeriht von 12 Mitgliedern. Die Entscheidung darüber, ob einer und welher der Entwürfe ausgeführt werden soll, bleibt der Stadtgemeinde Berlin vorbehalten. Die für den Wettbewerb maß- gebenden Bedingungen und sonstigen Unterlagen können ge en vorher- gehende Einzahlung von 5 #, die dem Bewerber nah Einlieferung eines den Bedingungen entsprechenden Entwurfs zurückgegeben werden, durch \chriftlihes oter mündlihes Ersuhen vom Bureau der städtischen Parkverwaltung, NRathaus, Zimmer 119, bezogen werden. Die Ent- würfe sind portofrei bis spätestens am 1. April 1908, Abends 8 Uhr, ebendaselbst abzuliefern.

Am 20. d. M. fand im Langenbeckhause die zablreih besuchte Generalversammlung des Aerztevereins des Berliner Rettungswesens unter dem Vorsiß des Sanitätsrats Alexander statt. Nach einem warmempfundenen vtachruf für den verstorbenen Vorsitzenden der Berliner Rettungsgesellshaft, Geheimen Sanitätsrat Dr. Julius Becher und die übrigen verstorbenen Vereinsmitglieder gab der Vorsitzende einen Bericht über die Tätigkeit des Vereins im verflossenen Jahre, besonders seit der Uebernahme der Rettungs- wathen der Berliner Rettungsgeselshaft in städtishe Verwaltung. Es siad hierdurch dem Verein neue große Aufgaben im Interesse des Gemeinwohls erwachsen. Die Tätigkeit des Vereins war allseitig zufriedenstellend. Dr. O. Salomon berihtete über die Kassen- die dank Len vi R e städtishen Behörden als befriedigend zu bezeihnen sind. en Bericht über die Tätigkeit der MRettungswachen erstattete der Professor George Meyer. Die Tätigkeit der Wachen, die ein-