1907 / 270 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Nov 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamlliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 12. November.

Die vereinigten A des Bundesrats für Handel tizwesen hielten heute eine Sißung.

Und Verkehr und für Ju

Der Kaiserlihe Gesandte in Athen Graf von Arco- Valley ist vom Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und

hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ hat der heimkehrende Transport der von S. M S. „Sperber“ abgelosten Besaßung mit dem Reichspostdampfer „Lucie Woermann“ am 7. November von Duala (Kamerun) aus die Heimreise angetreten, ist am 8. November in Victoria (Kamerun) ein- geen und hat am 9. November die Reise nah Lagos

fortge}eßt.

S. M. Kbt. „Jltis“ ist vorgestern von Schanghai

nah Ningpo in See gegangen.

S. M. S. „Fürst Bismarck“ und S. M. Tpdbt. „Taku“ sind gestern von Tsingtau nah Schanghai in See

gegangen.

Potsdam, 12. November. Ueber

zufolge, nachstehendes Bulletin ausgegeben worden:

Das Befinden Ihrer Kaiserlißen und Köntglihen Hoheit der

Frau Kronprinzessin und des Prinzen ist befriedigend. Bumm. Keller.

Bayern.

Seine Königlihe Hoheit der

Influenza erkrankt. Prinz Heinrich, der Sohn des Erkrankten, von München nah Venedig abgereist, während Jhre König- lihle Hoheit die Prinzefsin Arnulf ihrem Gemahl bereits vor mehreren Tagen entgegengefahren war. „W. T. B.“ 4aeee ist nah einer gestern abend in München eingetroffenen

epeshe im Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Arnulf eine wesentlihe Vershlimmerung ein- getreten und der Zustand sehr ernst.

Sachsen-Altenburg.

Ueber das Befinden Seiner Hoheit des Herzogs von Sachsen - Altenburg, der von une U Bronchialkatarrh befallen ist, is gestern folgender Krankheits- E fUagegeten worden :

enn au in dem Befinden Seiner Hoheit eine allmähli o \chreitende Besserung festzustellen ist, so kommen doch ma ere Tleinere Rückschläge vor, die sich in Mattigkeit und in starkem Husten-

reiz äußern. Die Rekonvaleszenz wird dadur verzögert. Naht ist gut v-:Aaufen, Î ch verz M Die legte

Oesterreich-Ungarn.

Jn der gestrigen Sißung des Ausgleichsaus\{chusses des ósterreichishen Abgeordnetenhauses teilte der Obmann Kramar vor Beginn der Beratung der Ausgleihsvorlagen mit, daß der Fürst Auersperg sein Ausshußmandat nieder- gelegt habe.

In der Debaite sagte der Abg. Laginia, laut Bericht des «W, T. B.*, der Verband der Südslaven erkläre \ich mit den For- derungen der Kroaten in Ungarn folidarisch und lehne den Ausgleich ab, Die Sozialdemokraten Renner, Wityk und Modracek be- tonten, daß die Verantwortung für die weitere Gestaltung der politishen und der wirtihaftlihen Verhältnisse der im neugebildeten Ministerium zur Geltung elangten agrarisch- flerifalen Mehrbeit zufallen werde. Der Abg. Fteiberr von Nolss berg erklärte, daß der Ausgleih für die Landwirte annehmbar fei, und bob die Verdienste der Regierung um die Beseitigung des bis- herigen unhaltbaren Zustandes hervor.

Die nächste Sizung findet am Mittwoch statt.

¡4 m: 00 EHIET Konferenz der ungarischen Unab- | hängigkeitspartei wurde, obiger Quelle zufolge, nah einer ;

langen Debatte die Ausgleichsvorlage mit großer Mehr- heit angenommen. glieder der Partei niht gegen die Vorlage stimmen dürften ; im entgegengeseßten Fall müßten sie aus der Partei austreten. Die Annahme des Ausgleihs wurde jedoch nicht in dem Sinne als Parteifrage erklärt, daß die Mitglieder verpflichtet seien, für die Vorlage zu stimmen.

Großbritannien und Jrland. Jnfolge dichten Nebels ist die Jaht „Hohenzollern“ mit dem Deutschen Kaiserpaar an Bord gestern verspätet in Portsmouth eingetroffen.

Landforts in den Hafen ein. Jn dem Augenblick, als der Kaiser und die Kaiserin mit dem Prinzen von Wales, der vorher mit dem deutshen Botschafter Grafen Wolff-Metternich an Bord der „Hohenzollern“ gekommen war, landeten, brach die Sonne durch den Nebel. Am Landungsplagte hatten

gee Ehrenwachen, die Auf der Militär- und Marine- sowie |

er städtishen Behörden Aufstellung genommen. Der Mayor von Portsmouth überreichte dem Kaiser eine Adresse, in der der Freude über den Besuh der Majestäten auf Englands Soden und der besonderen Genugtuung Ausdruck ge- Nordérd, daß es den Stadtbehörden von Portsmouth vergönnt Rie Gf, das Kaiserpaar willkommen heißen zu dürfen. | Obschl.Éisb.-paiser mit g Worten gedankt hatte, traten die do. È,-JÏ.Car.y Fahrt nah Windsor an, wo sie um 4 Uhr | do, Kokswerke |-afen. Zum Empfange des Kaisers und der | Oren rik Bem. l4er König Eduard, die Königin, der Herzog | Olbh.Eisenh.ky,| 41 Connaught, der Prinz Arthur von Connaught, | Opp.Portl.Zem.|13 [Iales und andere Mitglieder des Königlichen ! en n SopLet 14 1 Mitglieder der deutschen Botschaft er- arr abg Sh ul 7 Kaiserlihe Zug in Sicht war, begann |

anzer . . «« [10 |—vachen die deutshe Nationalhymne zu

afsage abg. | b | 6h die Majestäten auf das herzlihste be-

en die beiden Monarchen die Front

M i: der das Befinden Jhrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin und des Prinzen ist gestern, „W. T. B.“

Ö ) Prinz. ALnUl} von Bayern ist auf der Nückreise von Asien in Venedig an JFYLeE Koniglichen HoYetiten der i ) : und die Prinzessin Therese, seine Schwester, sind vorgestern abend

der Ehrenkompagnie ab

offenen Wagen nah dem Schlosse. Laute

Cs die Mazestäten, insbesondere brachten die Kundgebungen dar. Troß der Empfang äußerst glänzend.

verwandtschaftlihhen Beziehungen nit a

Handelsaustaush zwishen beiden Völkern in verstärken, von dem ihr Gedeihen so sehr abhängig sei. wordene herzliche

Begrüßung. Am Abend nahmen

Schlosse das Diner ein.

Frankreich.

Unter dem Vorsiß des Ministerpräsidenten Clemenceau hat gestern eine Beratung der Minister der Kolonien, des Krieges, der Marine und der Finanzen mit dem Präsidenten und den Berichterstattern der Budget- kommission über die Beschaffung von Geldmitteln 6 StTartung gewisser rolontaler BentLungen tattgefunden, die als unzureihend erkannt worden waren. Man kam, „W. T. B.“ zufolge, überein, durch eine Aende- rung einzelner Posten des Krieges und des Kolonialbudgets die für den erwähnten Zweck erforderlichen Mittel auf- E s j h

Die Deputiertenkammer hat gestern das Budget der öffentlichen Arbeiten genehmigt. gel 5

Türkei,

__ Ueber neue Greueltaten bulgarisher Banden be- richtet die „Agence d’Athènes“/: Am 2. d. M. ermordete eine Bande drei Griehen aus Armenochori, am 5. d. M. steckte eine Bande in dem serbishen Dorfe Cozista im Distrikt Kirtsovon 16 Wohnhäuser und 17 Wirtschaftsgebäude in Brand und machte einen Mann und zwei Frauen nieder. Am 6. d. M. wurden vier griehishe Bauern auf der Landstraße zwischen Brot und Florina ermordet, und zwei Tage darauf wurden drei griehishe Bauern aus Clestina im Distrikt Florina und eine Griechin getötet.

Griechenland. Die Session des Parlaments ist gestern, „W. T. B.“ zufolge, mit einem gottesdienstlihen Akt eröffnet worden. Die Wahl der Bureaus findet in etwa aht Tagen statt.

Bulgarien.

Die Soboanje hat gestern“ die Beratung des Adreßentwurfs begonnen. Der Entwurf führt, wie das „W. T. B.“ meldet, betreffs der mazedonischen Frage aus, das Reformwerk habe bisher kein solhes Resultat er- geben, das die fkulturellen und materiellen Jnteressen der mazedonischen Bevölkerung sicherstellen könnte; dies wirke auf die Bevólkerung des Fürstentums zurück und errege deren Ge- müter. Die Deputierten hofften, die Regierung werde fünftig- hin auf eine shnellere Durhführung der Reformen in den benachbarten türfishen Wilajets hinarbeiten. Die Regierung fönnte dabei auf die vollste Unterstüßung des bulgarischen Volkes renen.

Während der Rede des Führers der radikalen Demokraten Zanoff, der in scharfen Ausdrücken der Regierung zahlreihe Ver- lezungen der Verfassung und der Landesgeseße vorwarf, ereignete ih ein Zwischenfall. Als Zanoff erklärte, die Politik der Regierung habe die Kundgebungen gegen den Fürsten im Januar dieses Jahres herbeigeführt, wurde er von einigen Regtierungsdeputierten gewaltsam von der Tribüne herabgestoßen. Es entstand! ein großer Lärm, fo daß die Sitzung unterbrohen werden mußte.

Z

Amerika.

Als Ergebnis der Verständigung, die in der leßten Woche zwischen den Präsidenten von Salvador, Ls und Nicaragua erzielt wurde, wurde, wie das „W. T. B.“

| hergestellt seien.

peruanishe Truppen kürzlih das brasilianische Fort Leticia angegriffen.

Zugleih wurde ausgesprochen, daß Mit- |

ist bei Kolbano in der Landschaft Amanoebang auf der Jnsel Ti mor eine Patrouille von Eingeborenen überfallen worden;

worden.

; out! Bie dab 16. D. D meldet Uer | die Kaiserjaht um 1 Uhr 30 Minuten unter dem Salut | der auf der Reede von Spithead liegenden Schiffe und der |

Chica is, wie die „Jmparcial“ aus Melilla erfährt, ret ungünstig. Es kommt vielfah Fahnenfluht vor. Die Führer der Mahalla hatten versuht, in Melilla Geld anfzunehmen, doh waren ihre Schritte vergeblich, da der Machsen auf bezüg- liche Anfragen nicht antwortete.

meldet, in der zentralamerikanishen Friedenskonferenz, die gestern zusammentrat, erklärt, daß alle Streitigkeiten beigelegt und die herzlichen Beziehungen zwischen den Ländern wieder

Nach einer Meldung des „RNeutershen Bureaus“ haben

Die Garnison flüchtete. rückten vor und beseßten Tabatinga.

Asien. Nach einer amtlihen Depesche aus Niederländish-Jndien

Die Peruaner

2 europäische und 14 eingeborene Soldaten sind niedergemacht

Afrika. Die Lage der Mahalla des Sultans bei Mar

ans egeben im Ministertum der öffentlihen Arbeiten, vom 30. Vk- ober, , Ueber Scherkräfte bei Talsperren. Vermischtes: Wettbewerb um Skizzen für die architektonische Ausbildung der Möhnetalsperre. Bestimmungen über die Teilnahme an dem Seminar für Städtebau ' an der Technischen Hochschule in Berlin. Bauart „Terrassensystem“.

Nr. 88 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“,

at folgenden Inhalt: Die Königin-Luife-Brückte in Tilsit.

deutshen Zollgebiets“ hat die Einfuhr von Pferden im 3. Viertel- jahr 1907 erheblich abgenommen. d. I, beträgt der Rückgang der Einfuhr 8601 Stück und gegenüber

Statiftik und Volkswirtschaft.

Deutschlands Einfuhr von lebendem Vieh im 3. Vierteljahr 1907.

Nach den „Monatlichen Nachweisen über den auswärtigen Handel des Gegenüber dem 2. Vierteljahr

und begaben sich darauf im y g J Hochrufe der die festlich geschmüdckten Straßen belebenden Men A eihen ildenden Studenten den Kaiserlichen Herrschaften O des dichten Nebels gestaltete sich

1 _âu _ Der Mayor begrüßte die Majestäten mit einer Ansprache, in der er an die früheren Be- suche des Kaisers erinnerte und darauf hinwies, daß er es tief em- pfinde, wie die zwischen Deutschland und MON bestehenden engen i l ein der Festigung des Weltfriedens dienen, sondern auch den stetig wachsenden Phein Maße

. . . Der Kaiser dankte für die ihm und seiner Gemahlin zuteil ge: ie

Majestäten uud die Mitglieder der Königlichen Familie im

eine Wollwe \häftigt, geschlossen, ebenso in Chicago die Griffin Wheel

noch vermehrt und beträgt nunmehr im ganzen 23 630 Stü Zeit des Vorjahres.

vorläufig für dieses Jahr auf 80 634 (00 Gattungen zeigt folgende Zusammenstellung:

ul : 1907 Arbeitspferde, leichte : U qug es engste, Wallache . ¿ 1525 Mee, \chwere: M A 394 17 88 Hengste, Wallaße . 6 155 521 27 356 Zuchthengste, leihte 7D 143 C E 19 65 Kutsh-, Reit- und Renn- t E E f! SMlaciserde 5 Pferde unter 1,40 Stokmaß 4 E P LCOE Saum 286 8 + 63

28785 ,

4 068

11

17 070

2 013

S 408

Absaßfohlen

Die Einfuhr von Rindvieh hat sch im 3. Vierteljahr 1907 ¡war auf der gleihen Höhe gehalten wie im 2. Biecteliihe d: F. doch ist auch hier ein starker Nückgang gegenüber der gleihen Zeit des Borjahres zu verzeihnen, sodaß nunmehr für die Zeit vom 1. Januar bis 30. September d. J. die Mindereinfuhr im ganzen 41206 Stü gegenüber dem Jahre 1906 beträgt.

Der Wert der gesamten Rindvieheinfuhr ist nah der O Wertberechnung für dieses Jahr auf 64 024 000 M er-

elt.

ui Einfuhr an Rindvieh gestaltete sich im einzelnen folgender-

Juli/Sept. geg. Juli/Sept. [S 1907 y A V O

688 St 607 St 4433. .— . 44 . 3 866 969 7

9 039 8428 „» 2716 33 541 595989 , + 1308

Kälber unter 6 Wochen . Jungvieh bis zu 14 Jahren . Männl. Jungv. bis zu 24 Jahren . Weibl

Kühe 9 i "” è s Bullen . Ochsen .

é 13 399 . 17 644 4815 54 049 2 939 00 6 945

1840 0407 R B E 4 52 988 Gt. —183 642 St. 159 232 St. Die Einfuhr von Schafen im 3. Vierteljahr 1907 ift

des 2. Vierteljahrs um 2287 Stüdck défiäien dold hat fie die dhe der Einfuhr im 3. Vierteljahr des Vorjahres niht ganz zu erreichen vermocht, wie E R zeigt:

uli/Sept. gegen Juli/Sept. an.-/Sept. 1907 1906 Y 9 1607 Y

Lämmer . 6 Stüdck 1 Stück 184 ü Schafe . O 0A 7828 s S O + 403 , O

Dagegen ist die Einfuhr von Ziegen verhältnismäßig bedeuten gestiegen, au gegenüber dem 2. Vierteljahr d. J. a Sti

Der Wert der Schafeinfuhr ist für die ersten drei Viertel: jahre auf im ganzen 376000 #4, derjenige der Einfuhr von Lämmern auf 6000 und der der Ziegeneinfuhr auf 28 000 4 va ereus woe, S6

e Einfuhr von weinen betrifft, fo find, obwohl die Monate Juli bis September die höchsten Simetuererite in E Jahre gebracht haben, doch von dem zugelassenen russischen Kontingent auch in dieser Zeit nur reihlich zwei Drittel eingeführt worden und aus Oesterreih-Ungarn im ganzen nur 420 Schweine statt des zu- gelassenen Kontingents von 20 000 hereingekommen. Zwar ift die Gefsamteinfuhr von Schweinen (der Verkehr an Span- ferkeln vollzieht #sich nur zwishen deutschen Zollausshlüfsen und dem Zollinland) im 3. Vierteljahr 1907 um 6471 Stück E gewesen als Im 2. Blertelzahr d) I, 000 tit ie gegenüber der gleihen Zeit des Vorjahres, wie nach- stehende Tabelle zeigt, um 7352 Stück und daher in den ersten drei: Vierteljahren zusammen bereits um 14791 Stück kleiner gewesen als in der gleichen Zeit M Eg red E P eingeführt : uli/Sept. geg. Jali/Sept. an./Sept. 1907 G 1906 Y Ian ent

1907 Spanferkel unter 10 kg 296 Stck. 187 Stck.

897 Stck. Schweine B 78052 61 751 E

Der Wert der Schweineei bet ü biaber 9 880 000 S S infuhr beträgt für dieses Jahr e Einfuhr von Geflügel if naturgemäß im IL1. Halb stets erheblih größer als im I. Halbjahr, da es D bet diefer CintaLe ja fast aus\{ließlich um im I. Halbjahr zur Welt gekommene Tiere ee Die Eng, vex Een E 2. und 3. Vierteljahres aher ohne Bedeutung. Dagegen es sehr wichtig, d i - stehende Zusammenstellung der Einfuhr: SOO E E E Juli/Sept. gegen Juli/Sept. 1907 1906

Gânse ¿e & 0028010 Sl. 1412711 Sr. u aller Art 34 347 Dz. 1 011 D, U i 11180 . L090 I 0A 2 Tauben usw. . 0SS 190 BO zeigt, daß au die Geflügeleinfuhr im 3. Vierteljahr 1907 einen sehr erheblihen Nückzang gegen die gleihe Zeit des Vorjahres aufzuweisen hat und daß speziell die ganz zollfreie Gänseeinfuhr in diesem Jahre bereits um 1653 529 Stück gegen das Vorjahr zurück-

idr ia L G er Wert der Geflügeleinfuhr berehnet in die Jahre bisher auf 26 392 000 4 G E O

Jan./Sept. 1907

3 987 279 St. 81 543 Dsz.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Tarifbewegung der Kürschner und Rauhwarenzurichter von Leipzig, Rötha, Markranstädt und Shkeudiß beschäftigte, der „Lpz. Ztg." zufolge, eine kürzlih in Leipzig abgehaltene, von mehr als 400 Personen besuhte Versammlung von Gehilfen dieser Berufe. Wie berichtet wurde, besteht die Bewegung bereits seit diesem Frühjahr. Dem Tarif der Arbeitnehmer haben die Arbeitgeber einen anderen entgegengeseßt, ohne daß bisher eine Einigung erzielt werden konnte. Die Gehilfen verlangen namentlich eine tre erung der Lehrlings\kala und eine Herabminderung der zulässigen Lehrlingszahl sowte eine Verkürzung der Arbeitszeit von 10 auf 9# Stunden täglich und eine Verlegung des Arbeitsbeginns von früh 6 auf 7 Uhr, um Ueberstunden zu vermeiden. Schließlih wollen die Gehilfen auch noth eine bestimmte Regelung der Maifeierfrage, damit in Zukunft Streitigkeiten und Maßregelungen vermieden werden. Die Versamm- lung beschloß, durch die Lohnkommisfion erneut mit den Prinzipalen zu verhandeln, und ermächtigte diese Kommission, auf dem Boden der geäußerten Wünsche und Forderungen mit den Prinzipalen einen auf 3 Jahre gültigen Tarifvertrag zu vereinbaren.

_In Prag hat, wie „W. T. B." meldet, eine Versammlung von: Bäckergehilfen gestern beshlofsen, heute in den Werkstätten der:

Meister, mit denen eine Einigung nicht zustande kam, in den Aus- stand zu treten. Zweiundzwanzig Firmen mit 200 Arbeitern haben die bewilligt.

Die Zahl der Ausftändigen beträgt U 1400. orderungen

Wie die „Pyantsurier Zeitung“ aus New York meldet, wurde erei im Staate New Vork, die 5000 Arbeiter be-

Company, die 10 000 Arbeiter beschäftigt.

1. Halbjahr 1907 eine erhebliche Mindereinfuhr gegenübee der alciden Zeit des Vorjahres aufwies, hat \fich also diese Minderein (o hr die Zeit vom 1. Januar bis 30. September 1907 gegenüber derseltes Der Wert der Gesamteinfuhr von Pferden berehnet sich Die Gestaltung der Einfuhr von ‘Pferden in den einzelnen

Juli/Sept. gegen Juli/Sept. Jan. /Sept. 1906 1907

891 Stck. - 9 900 Stck..

39 593 Ct 5 563 Si. 107 700 SIE

« diese Aufsicht mitheranziehen.

Wohlfahrtspflege.

Kleinwohnungsreform in Bayern.

Dur Gesez vom 22. Juni 1900, ergänzt ‘durch Verordnung vom 10. Februar 1901, wurde für das ganze Königreih Bayern die Beaufsichtigung der Wohnungen vorgeschrieben. Es ist nicht zu ver- kennen gewesen, daß in der siebenjährigen Wirkungszeit dieses Gesetzes die Wohnungsaufsicht in Bayern bemerkenswerte Fortschritte gemacht hat. Man muß aber berücksihtigen, daß diese Wirksamkeit fih mehr auf die allgemeine Behandlung der Frage beshränkt hat, da weder das Wohnungzaufsichtsgesep noch die dazu erlaffenen Vollzugs- bestimmungen vom 12. April 1901 zwischen Miet- und Eigentümer- wohnungen oder zwischen großen und kleinen Wohnungen unterscheiden. Nachdem diesem Wirken entsprechend die Aufsichtsbeamten eine allge- meinere Information über die Wohnungsverhältnifse sh haben ver- hafen können, werden sie neueren Bestimmungen vom 12. Sep- tember d. J. zufolge sich nunmehr der Kleinwohnungsfrage intensiver zuzuwenden haben. Es heißt in der erwähnten Mini- lterialentsGltehung, wie wir der „Sgztalkorrespondenz“ ent- nehmen, u. a.: „Die Wohnungsaufsicht wird sih in erster Linie den- jenigen Wohnungen zuzuwenden haben, welche der Ueberwachung am ehesten bedürfen, nämtlih den kleinen Mietwohnungen mit drei oder weniger Räumen (Küche als bewohnter Naum eingerechnet), sowte denjenigen größeren Mietwohnungen, bei denen infolge von Unter- vermietung nit mehr als drei Räume für eine Haushaltung verfügbar geblieben find, außerdem auch den Wohn- und Schlafräumen, welche zur Unterbringung des häuslihen und gewerblichen Dienstpersonals bestimmt sind. Diese Wohnungen sind künftig, so oft erforderlich, tunlihs| aber alle zwei Jahre zu besichtigen." Die Ministerialent- \{ließung L ihre Anerkennung für die bisher im wesentlichen ebrenamtlih ausgeführte Wohnungsaufsiht aus, sie verheblt aber nit, daß die freiwilligen Aufsichtsorgane auch an verschiedenen Orten un- zureihend gewesen sind, insbesondere hinsihtlich der öfteren In- anspruhnahme derselben. Es is ja einleuchtend, daß die mit der Wohnungsaufsiht verbundenen Mühen nit unerheblih sind, und daß an den freiwilligen Helfer auf diesem Gebiete Anforderungen sowohl an seine Menschenfreundlihkeit als auch an seine Energie zu stellen sind. Die bayerishe Regierung will nun dort, insbesondere in kleineren Gemeinden, wo ehrenamtlihe Organe für die Wohnungs- aufsiht {wer zu erlangen find, die „FeuerbesGaukommissionen“" für Da diesen Kommissionen auch Bau- \sahverständige angehören müssen, kann bet ihnen dasjenige Maß von Einsicht und Erfahrung vorausgeseßt werden, das für den Vollzug der S o Lanaago olieilime Vorschriften unerläßlich ist. Der Re- gierungserlaß empfiehlt auch die Hinzuziehurg von Aerzten sowie in größeren Städten und in industriellen Orten die von Vertretern der Arbeiterschaft, der Krankenkassen und der Armenpflege. Die Wohnungsaufsiht in den größeren Städten foll intensiver ausgestaltet werden. In allen Städten von 15 000 Einwohnern an wird die bisherige ehrenamtlihe Aufficht durch besondere, geeignet vor- gebildete Wohnungsinspektoren erseßt; in Städten von weniger als 15000 Einwohnern wird die Anstellung von Inspektoren von Fall zu Fall zu erwägen sein. Des weiteren trifft der Stlal Bestimmungen über eine gleichmäßig zu gestaltende Statistik der Ergebnisse der Wohnungsbesichtigungen, über die Anmeldepfliht bei Aftervermietung, über die Kontrolle der Be- folgung der polizeiliGen Vorschriften für Abortanlagen und hin- fihtlih der Shlafräume für Dienstboten. Zur Erleichterung der Durchführung von Umbauten und Abänderungen ungesunder Wohs- nungen wird die Einrichtung von gemeindlihen Borschußkassen empfohlen, aus denen unbemittelte Hausbesizer gering verzinsliche oder unverzinsliche, in kleinen Raten zurückzahlbare Darlehen erhalten können. Da in \chwierigen oder besonders kostspieligen tehnishen Abänderungsfällen an die Regierung eingehend zu berihten ist, darf li gut die Bereitwilligkeit staatlicher Beihilfe für solche Fälle wohl

eßen. /

Um die Mieter zur besseren Behandlung ' der Wohnung zu ver- anlafsen, regt der Erlaß die Nachahmung der Verbreitung von Merk- blättern über „gesundes Wohnen“ und die Erstrebung befserer Wohn» sitten durch die Wohnungsaufsicht an.

Eine Reihe von Bestimmungen betrifft die Förderung einer Ver- mehrung gesunder Kleinwohnungen. Zunächst foll eine genaue Kenntnis der einschlägigen Verhältnisse durch alljährliche tabellarishe Feststellung der beseßten, leerstehenden und neu hergestellten Wohnungen bis herab zu Gemeinden von 5000 Einwohnern gewonnen werden. Der gemeindliche Wohnungs8- nahweis soll ausgestaltet werden. Die bisherigen anerkennen8werten Be- strebungen von Arbeitgebern und Genoffenschaften in der Neuerrichtung kleiner Wohnungen sollen intbesondere dadur unterstüßt werden, daß es ih die Gemeinden angelegen sein lassen, pafsende augelände recht- zeitig der Spekulation zu entziehen, damit solches Land der genofsenschaft- lihen Verwertung für Kleinwohriuungen zur Verfügung stehen fann. Auch empfiehlt der Erlaß, hon bei der Gestaltung \tädtischer Be- bauungsypläne und der Anlegung von Straßenzügen mehr als bisher die Kleinwohnungéfrage zu berücksihtigen, und weist hin- sihtlich der bauästhetischen und der praktischen Ausgestaltungs- ragen auf die vom Bayerishen Verein für Nolkskunst und

olfsfunde in München herausgegebenen Anleitungen _ hin. SHhließlich wird den Verwaltungen der größeren Städte empfohlen, dem Schlafgängerwesen und der Frage der Errichtung von Ledigenheimen besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die bayerischen Kreisregierungen werden aufgefordert, über die nunmehr einzusetzenden energischeren Bestrebungen in der Reform des Kleinwohnung8wesens bis zum 1. März 1909 Bericht zu erstatten.

Wenn die vorstehend skizzierten e mungen vom 12. Sep- tember d. J. naturgemäß mehr die städtischen ohnverhältnisse be- rühren, so will die bayerische Regierung der ländlihen Klein- wohnungspflege durch besondere geseßlihe Bestimmungen zu De fommen. Sie hat dem gegenwärtigen Landtag einen

esegentwurf zur Abänderung des Geseßes über die Landes- kultur-Rentenanstalt in dem Sinne vorgelegt, daß diese An- stalt für die Folge außer ihren bisherigen auch die Aufgabe haben foll, „die Beschaffung von Kapitalien . . . zur Muna und esundheitlihen Verbesserung von Kleinwohnungsbauten für die minder- Femittelto Bevölkerung und zur MLGng von landwirtschaftlihen Arbeitern zu erleihtern*. Wenn rechtsfähige gemeinnüßige Bereini- gungen und Genossenshaften Kleinwohnungen errihten oder gesundheit- lih verbessern wollen, so kann ihnen dur Vermittlung der Gemeinden ein Darlehn bis zu 90 vom Hundert der Kosten von Grunderwerb und Bauausführung gewährt werden. Es bleibt nun zunächst abzuwarten, ob der Abänderungsentwurf Gese wird, jedenfalls wird aber die Rührigkeit, mit der die bayerishe Staatsregierung ih bemüht, die Kleinwohnungsfrage zu lösen, anspornend auf weitere Kreise wirken.

Wohnungs statistishe Aemter wünscht der preuß ige Landes-

verband der Haus- und Grundbesitzervereine in größerer Zahl eingerichtet zu sehen. In einer an den Minister des Innern gerichteten Bon be- handelt der Verband dur seinen Vorsißenden, Justizrat Dr. Baumert in Spandau, die Mißstände auf dem Gebiete des Wohnungswesens und hält es für notwendig, daß zur Förderung, insbesondere zur Herbeiführung einer besseren Uebereiastimtnung von Angebot und og bay auf dem Woh- nungsmarkt die Wohnungsstatistik nicht nur in den Großstädten, son- dern auch in den kleineren Städten ausgebaut werde. Für die Woh- nungsstatiftik der kleineren Städte, die kein eigenes statifstisches Amt haben oder einrihten können, wären provinzia statistische Aemter zu

schaffen.

Unter dem Titel „Archiv für Volkswohlfahrt“ erscheint seit Oktober d. J. eine Monats\{rift, die von Stadtbibliothekar Dr. G. Friy in Charlottenburg, Se Dr. À. Eo es in Berlin, Mee Regierungsrat W. Treptow in Charlotten urg, Professor Dr. med. H. Wolpert und Dr. A. Coppius în Berlin herausgegeben wird und der Förderung der gesamten

Volkswohlfahrtspflege dienen will [Pun er Verlag für Volks- woblfahrt, G. m. b. H., Berlin, ollendorfstraße 20/20) Bisher liegt das sehr inhaltsreihe, 76 Quartseiten umfassende erfte Heft vor, in dem Professor Dr. Bolte die Reihe der Beiträge mit einer eingehenden Erörterung der Aufgabe, der Mittel und Wege der Volkswohlfahrtepflege eröffnet. Daran \chließen sich Abhandlungen über „Schußvorrichtungen und Staubabsaugung bei Schmirgel schleif- maschinen“ e 92 Abbildungen) von Regierungsrat Treptow, über „Krüppelfürsorge, Volkswohlfahrt und Volkswirtschaft“ (mit 4 Ab- bildungen) von Oskar Neve, der nach einem Ueberblick über den gegenwärtigen Stand der Fürsorge für Krüppel im Auslande und in Deutschland unter Zuhilfenahme der Statistik (wobet auch bereits die Ergebnisse der vor kurzem vom Deutschen Zentralverein für Jugendfürsorge mit Unterstüßung der Behörden durchgeführten Zählung der Krüppelkinder für Preußen mitgeteilt werden) die Frage des Krüppelelends vom volkswirtschastlißhen und sozialen Standpunkt beleuGtet und untersuht, welche produktiven Kräfte, bei einer gleichzeitigen Herabsezung der öffent- lihen wie der privatea Armenpflegelasten, eine durchgreifende Krüppelfürsorge zu ershließen vermag. In beactenswerten weiteren Beiträgen behandelt Stadtrat von Frankenberg in Braun- {weig die „soziale Ausgestaltung der Armenpflege“, Professor Dr. Faßbender in Berlin „Genofsenschaftswesen und Wohlfahrtépflege auf dem Lande“, Dr. med. Dornblüth in Frankfurt a. M. die Sqularztfrage, Professor Dr. Rein in Jena „das Pädagogische Universitätsseminar mit Beziehung auf die Probleme der Volks- erziehung“ und der Regierungsrat Treptow „die Entnebelung von gewerblihen Betriebsräumen“. Den Abhandlungen folgt ein Ab- \Mnitt, der Materialien zur Volkswohlfahrtspflege bietet; im vor- liegenden ersten Heft enthält er aus Gemeindeverwaltungsberihten von Berlin, Charlottenburg, Königsberg und Chemniß entnommene Materialien zur \tädlishen Volkswohlfahrtspflege, Mitteilungen über die ôffentlihe und gemeinnüßige Wohnungsfürsorge in Sachsen fowie historishes Material zur deutshen Volkswohlfahrtsliteratur. Weitere Abschnitte bringen Mitteilungen über den Inhalt der im In- und Auslande erlassenen, Fragen der Volkswohlfahrtspflege be- treffenden Geseße und Verordnungen, Auszüge aus einschlägigen Be- rihten von Behörden, unter der Ueberschrift „Statistik“ zahlreiche statistis%e Mitteilungen aus dem JIn- und Auslande, endlich aus- führlihe Berihte über die Verhandlungen abgehaltener Kon- grese und Versammlungen, und den Schluß bilden eine Vebersiht über die einschlägigen literarishen Neuersheinungen, eine Zeitschriftenshau und Besprehungen neuerer Werke, die Fragen der Bolkswohlfahrtspflege behandeln. Die Kommunalbehörden, die ge- meinnüßtzigen Vereine, die Leiter von gewerblichen und landwirtshaft- lien Ünternehmungen werden aus dem „Archiv für Volkswohlfahrt“ mangtherlei Belehrung \chöpfen können. Der Preis für ein Vierteljahr (3 Hefte) beträgt 6 M

Kunst und Wissenschaft.

In seinem eben erstatteten Jahresberiht bespriht der Präsident der Columbia-Universität Butler eingehend den Profesforen- austausch und hebt seine hohe Bedeutung hervor. Er empfiehlt die Einrichtung eines germanistishen Instituts, das dem deutschen Profeffor in Amerika als Mittelpunkt seines Wirkens dienen könne. Butler führt ferner aus, daß Amerika bemüht sein sollte, für den deutschen Professor eine ebenso würdige und zweckentsprehende Stelle zur Entwicklung seiner Tätigkeit zu schaffen, wie dies von der preußischen Regierung für den amerikanishen Professor geschehen sei.

Verkehrsanfstalten,

Postverbindung nah Deutsh-Südwestafrika.

Mit Rücksicht darauf, daß nach Beendigung des Aufstandes in Deutsh-Südwestafrika außergewöhnliche Postversendungsgelegenhbeiten dahin nit mehr zu erwarten und die regelmäßigen Postbeförderungs- gelegenheiten aus den laufenden postamtlihen Viitteilungen über die Postverbindungen nah außereuropäischen Ländern zu ersehen find, wird die besondere Veröffentlihung der nähsten Postverbindungen nah Deutsh-Südwestafrika seitens des Reichspostamts eingestellt.

Theater und Musik.

Konzerte.

Auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers fand am Donnerstag im Konzertsaal der Königlichen Hochschule für Musik ein Volksliederkonzert des Ber- liner Lehrergesangvereins, unter der Leitung seines Dirigenten, Professors Felix Schmidt und unter Mitwirkung von Frau Marie Goeße und des Pianisten Richard Rößler, zum Besten des Militärhilfsvereins des 111. Armeekorps statt. Die ausgezeihneten Leistungen des genannten Vereins sind ja oft genug gewürdigt worden. Auch diesmal fonnte man die schône Ausgeglichenheit des Chores besonders in den Tenöôren be- wundern. Aus dem reihen Programm, das eine Reihe von Liedern aus dem auf Veranlassung Seiner Majestät des Kaisers heraus- gegebenen Volksliederbuh für Männerchöre enthielt, seien als besonders wirkungsvoll hervorgehoben: „Trennungs\{merz“ (1534 aufgezeihnet) bearbeitet von Georg Schumann, „Drei Reiter am Tore“ (1774 aufs gezeichnet), bearbeitet von Hermann Niedel, „Der Liebesbote“, be- arbeitet von Friedrich Gernsheim und „Horch, was kommt“, be- arbeitet von Philipp Wolfrum. L Goetze trug außer- dem, von Herrn Rößler treffli begleitet, sech3 Lieder mit Wärme und Geshmack vor. Seine Kaiserlihe und König- lihe Hoheit der Kronprinz wohnte dem genußreihen Konzert von Anfang bis zu Ende bei. Eine Wiederholung desselben Progtaueno brahte am Sonnabend das 1. Konzert des Berliner Lehrergesangvereins in der vollbesezten Phil- harmonie, mit dem einzigen Unterschiede, daß anstatt Frau Goetze die bekannte Geigerin Fräulein Erika Besserer die Reihe der Chorgesänge durch Solovorträge unterbrah. Der gleichzeitig veranstaltete I. Kammermusikabend mit Blas- instrumenten im Saal Behstein (Donnerstag) unter Gustav Bumckes Leitung bot den sehr zahlreih ershienenen Höôrern ebenso auserlesene wie seltene Genüfse. Karl Reineckes formschônes Oktett eröffnete das Konzert, das außerdem ein klassishes Rondino von Beethoven und eine köstlihe Serenade für zwei Dboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte von Mozart brahte. Die Pausen wurden dur Gesangsvorträge von Susanne Dessoir würdig ausgefüllt. Gleihfalls am Donnerstag gab in der Singakademie die bekannte Sängerin Paula Weinbaum einen Brahms- Abend, der reiche Anerkennung fand. Als begabter Geiger stellte ih an demselben Abend der noch jugendlihe Efrem Zimbalist im Beethovens saal vor. Sein gesangreiher, warmklingender Ton, seine bereits auf anzehuer Höhe stehende Technik erwarben ihm die lebhafte nerkennung seiner Zuhörer. Bedauerlißh war nur, daß sich in der Wiedergabe des D-Dur- Konzerts von Brahms ein Mangel an Temperament und innerer Vertiefung bemerkbar machte, dagegen zeigte er sich in den beiden folgenden Nummern: Suite in A-Moll von Sinding und Konzert in A-Moll von Glazounoff seiner Aufgabe völlig gewachsen. _Das Phil- harmonishe Orchester unter Dr. KFunwalds feinfühliger Leitung und, ale Klavierbegleiter, Alfredo Catrati unterstügten den Künstler aufs beste. j

| Den 3. Symphonieabend der Königlichen Kapelle im Königlichen Overnhause leitete an Stelle des erkrankten Herrn Felix Weingartner der Kapellmeister Leo Blech. Den Manen Griegs war die „Peer Gynt“-Suite gewidmet, deren leiht verständliche, dem Ohre \chmeichelnde Weisen den Abend eröffneten. Drei „einfache Stüde für kleines Orchester“ von Hugo Kaun: ZOLANL Wandern“, „Elegie“ und „Scherzo“, {lossen sich an. Man lernte in ihnen aufs neue die Vorzüge des Komponisten erkennen, der des öfteren an dieser Stelle mit seinen Werken zu Worte kam. Diese drei Stücke geben sih, ihrem Titel entsprehend, anspruchslos,

verraten aber in Bau, Gliederung und Gedankengang den tüchtigen, seine Kunst völlig beherrschenden Musiker. Der Quell der Erfindung fließt in ihnen freilih niht o reihlich, wie in manchen früheren Arbeiten des geshägten Tonseters. Liszts symphonische Dichtung „Les préludes“ und Beethovens 1. Symphonie in C-Dur, bei denen Herr Blech \sch auch als Konzertdirigent glänzend be- währte, gaben dem anregenden Abend einen würdigen Abschluß. Frau Antonia Dolores brachte gleichzeitig im Beethoven- saal ihre hobentwidckelte Gesangskunst wieder angenehm in Erinnerung. Die zu Beginn vorgetragenen älteren Gesänge aus dem 17. und 18. Jahrhundert boten in ihrer lieblichen Melodienfolge reiche Gelegen- heit zur Entfaltung ihrer vollen, sympathishen Stimme. Die darauf folgende Arie aus „Proserpine“ von Paefiello gab sie in ihrer ganzen Tonfülle ergreifend wieder, weniger gelang jedo diejenige aus Verdis „Rigoletto“. Von den anderen Kompositionen brachte fie namentli folhe von Saint-Saëns, Liszt, Bizet und Mafsenet mit ihrer feinen, AUGIIS ENONNEN Vortragsweise und individuellen Auffassung zu voller eltung.

Von der „Paul Kuczynski-Stiftung“, die sih die hilf- reihe Förderung junger Dichter und Musiker angelegen sein läßt, wurde am Sonnabend, in pietätvoller Erinnerung an den zthn- jährigen Todestag des Namensgebers der Stiftung, in der Sing- akademie ein Konzert veranstoltet. Auf dem Programm standen aus\chließlich Kompositionen von Paul Kuczynski, denen als allgemeines Merkzeihen eine ernste, vorwiegend schwermütige_ Stimmung mitgegeben war. Für den idealen Sinn des Verfassers sprachen {hon die hohen Aufgaben, die er sich in feinen Musikwerken gestellt hat. Vorgetragen wurden „Zwei ernste Lieder“ nach alten Texten für eine tiefe Stimme und Orchester; dann eine \ymphonische Dichtung für Soli, Cbor und Orchester: „Die Fahrt zum Licht“, ferner Verse „Aus der Bergpredigt“, für Bariton- und Sopransolo, mit Chor und Orchester, und der „Gesang des Turmwächters“ aus einer unvollendeten Oper. Die selbstlose Hingabe an eine edle Kunst, wenn auch nicht alle gesteckten Ziele erreicht wurden, spra aus diesen Ton- dihtungen mit beredten Klängen zuden dankbaren Hörern. Zur Ausführung waren vortrefflihe Kräfte herangezogen. So wirkten als Solisten die Damen Aline Sanden und Else Shünemann, die Herren Leonor Engelhard und Kammersänger Albert Fischer mit; der Mengeweinshe Oratorienverein unter Friß Krügers, seines neuen Leiters, sicherer und kundiger Führung sang die Chöre, und das Philharmonische Orchester spielte unter dem umsichtigen und temperamentvollen Professor Traugott Ochs. Um dieselbe Zeit gab Elena Gerhardt imBeethovensaal ihren ersten dies- jährigen Liederabend, und zwar wieder unter Mitwirkung des Professors Arthur Nikisch, der in seiner vollendeten Weise die Sängerin am Klavier begleitete. Ueber die gesanglihen Leistungen der Künstlerin wäre kaum Neues zu berichten; fie entzückte wieder insbesondere durch die geshmackvolle Anwendung ihres außerordentli reizvollen Piano und durch die kluge, künstlerische Auffassung. Bei größerer Kraftanwendung büßt freilich der Ton in der Höhe an Nundung etwas ein. Das Programm enthielt Gesänge von Brahms, Schumann, Wagner, Grieg, Hugo Wolf und Erich J. Wolff. Den Liedern „Knabe und Veilchen“, „In einem Garten“, „Fäden“ des leßtgenannten Komponisten verhalf sie zu eindringliher Wirkung. Eine neue Konzertvereinigung, das „Nora Clench - Quartett“, erschien an demselben Sonnabend im Saal Bechstein. Von den dazu gehörigen Damen: Nora Clencch (1. Violine), Lucte Stone (2. Violine), Cecilia Ga tes (Viola) und May Mufkle (Violon- cello), boten die erst- und leßtgenannte gute Durchschnittsleiftungen, wogegen die Leistungen der anderen, namentli der Bratsistin, erbeblich zurückstanden. In ihrem Zusammenspiel wa:en außerdem die Mitwirkenden niht immer miteinander einig; auch fehlte es ihrem Bortrage an s{lichter, natürliher Auffassung, was vornehmlih in dem D - Dur - Quartett von Haydn hervortrat. Das darauf fol- gende in G-Moll von Debussy war ein Chaos von Tönen mit wenigen Ruhepunkten, zu denen das Andantino gehörte. Auch die „Phantasie“ von Walker, eine ziemli flache Komposition, machte wenig Eindruck. Von dem den Schluß bildenden Mozart- \chen A-Dur- Quartett gelang den Damen das Andante noch am besten und trug thnen aufmunternden Beifall ein. Im Mozartsaal brachte, gleichfalls am Sonnabend, der erste der drei Beethoven gewidmeten Abende der Herren Ernst von Doh- nányi und Henri Marteau die drei Violinsonaten : A-Dur (Op. 12), G-Dur (Op. 96) und C-Moll (Op: 30). Durch ihr stil- gerechtes Musizieren, aus dem jedes effektsuhende Element verbannt war und in dem nur der geistige Gehalt der Kompositionen ergründet wurde, boten die beiden hervor- ragenden Künstler ihren Hörern einen außerordentlihen Genuß. Leo Gollanin gab gleichzeitig einen erfolgreichen Liederabend im Blüthnersaal. Wenn die Stimme besonders in der Höhenlage niht immer willig den Absichten des Sängers folgte, fo glih doch sein feines musikalishes Gefühl diese Schwankungen glücklich wieder aus. Zwischen solhen Meistern der Liedkomposition wie Schubert, Brabms, Tschaikowski, die auf dem Programm standen, hatte Erich F. Wolff mit seinen Gesängen einen {weren Stand; es muß aber zu ihrem Lobe anerkannt werden, daß sie durhgängig die lebhafte Auf- merksamkeit und Anteilnahme der Hörer erregten. |

Die Freunde und Verehrer des kürzlih verstorbenen Klavier- fünstlers Alfred Reisenauer hatten am Sonntagmittag zu einer Erinnerungsfeier im Saal Bechstein eingeladen. Gin Bild des Künftlers chmüdckte das Podium, auf dem er so oft seine große Kunft ausgeübt hatte. Der Musikschriftsteller Otto Leßmann hielt dem Freunde die Gedächtnisrede, in der er den hervorragenden künsts [erishen und menshliden Eigenschaften Reisenauers in \{chlichter Form eine wehmütige Erinnerung wethte. Auch im übrigen war es eine einfahe und ergreifende Feier. Eine Tondichtung von Retisenauers großem Lehrer und Berater, die „Funérailles“ von Franz Liszt, ero öffnete die Matinee; Sergei von Bortkiewicz trug das Werk packend auf dem Flügel vor. Nah der Rede wurden Lieder und Klavierkompositionen des Betrauerten von Eva Leßmann und von Artur Reinhold und S. von Bortkiewicz warmherzig und tonshöôn zu Gehör gebraht. Das zu wohltätigem Zweck Abends in demselben Saal veranstaltete Konzert der Gesang- und Theater- \chule Feßler gewährte bei allen Darbietungen, den besten wie den weniger guten, einen erfreulihen Einblick in die gediegenen Leistungen dieser Anstalt. Von den zahlreichen Mitwirkenden seien die gesanglichen Leistungen der Damen Margarete Beck und Doris Angelroth hervorgehoben. Glei wirkung8voll waren auh einzelne Vorträge mit Violinbegleitung, welche leßtere Signorina Margherita Nossi übernommen hatte, deren voller, edler Geigen- ton besonders ansprah. Das s\timmungsvoll von einem gemischten Chor wiedergegebene „Zigeunerleben*“ von Schumann beschloß den wohlgelungenen Abend.

Im Königlihen Opernhause findet morgen, Mittwoch, eine Wiederholung von „Madama Butterfly“, mit Fräulein Florence Easton als Gast in der Titelrolle, Fräulein Rothauser und den Herren Maclennan, Hoffmann, Philipp u. a. in den übrigen Hauptrollen, statt. Dirigent ist Herr Dr. Besl.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Shillers „Braut von Messina®* zum ersten Male in der Beseßung der Neu- einstudierung wiederholt.

Im Neuen Königlichen Operntheater geht am Sonntag „Margarete“ von Gounod unter der Leitung des Kapellmeisters von Strauß in Szene. Die Titelrolle singt Fräulein Easton als Gast; den Faust Herr Kirchhoff, den Mephistopheles Herr Griswold, den Valentin Herr Berger, den Stebel Fräulein Parbs, die Marthe Frau von Scheele-Müller. Der Billettverkauf zu dieser Vorstellung e i Donnerstag an der Tageskasse des Königlichen Dperns

auses 1tatt.

Die öffentliche Hauptprobe zu dem Konzert des Königlichen. O pernchors findet Mittwoch, den 20. November, Mittags 12 Uhr,

im Königlichen Opernhause statt. Der Billettverkauf hierzu findet; täglih bei Bote u. Bock (Leipziger Straße 37) statt.