1865 / 246 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Erfurt, 14. Oktober. (N. Hall. Ztg.) - Einer Mittheilung des Seniors des evangelishen Ministeriums, Superintendenten Rudolphi, zufolge, ist es nach längeren Unterhandlungen den vereinigten Bemühungen mehrerer von gemeinnüßigem Streben erfüllter Männer gelungen, das Eintreffen von Schwestern aus der Diaconissenanstalt in Hallé zur Ausübung häuslicher Pflege zunächst an weniger bemittelten Kranken in nächster Zukunft zu veranlassen.

Nordhausen, 12. Oftober. (Magdeb. Corresp.) Um dem Uebelstande abzuhelfen, daß der Königl. Kreis - Landrath mit seinen Bureaus , so wie die Kreis-Spar- und Darlehnsfasse öfter dur die Miethsverhältnisse gezwungen in ihren Lokalen zu wechseln haben, als auch um den Kreisständen zu ihrer geschäftlichen Thätigkeit einen bestimmten Aufenthalt zu geben, haben dieselben durch Kreistags-

Beschluß vom 9. d. M. einstimmig beschlossen, für den Kreis Nord- -

hausen ein Kreis-Ständehaus zu erbauen. Schleswig-Holstein. Husum, 14. Oftober. (Flensb. Nordd. Ztg.) Gestern hatte unsere Stadt die Ehre, den Herrn Gou- verneur in ihren Mauern zu begrüßen. Derselbe besah in Be- gleitung des Bürgermeisters Sluhr das hiesige Schloß, dessen Ein- richtung zur Kaserne schon lange von der Bürgerschaft dringend gewünscht worden is, und gab in dieser Beziehung auch die besten Zusicherungen, wenn anderzveitig eine Wohnung für den Herrn Amtmann herstellig gemacht werden könnte. Namentlich zeigte Se. Excellenz ein sehr reges Jnteresse für den Neubau unseres Gym- nasiums, und besuchte nicht nur das alte Gymnasium, sondern auch verschiedene sür den Neubau in Aussicht genommene Bauplähe, wobei derselbe es namentlich auch wiederholt anerkannte, wie wün- \chenswerth es sei, das neue Gymnasium in der Stadt selbst und nicht außerhalb derselben zu erbauen, ein Plan, der bekanntlich nur aus Sparsamfkeitsrücksihten in Anregung gekommen ist und keines-

wegs mit den Wünschen der Bürgerschaft übereinstimmte. Die |

wiedererwachte Hoffnung auf Realisirung des zuerst von den Kolle- gien vorgeshlagenen Bauplanes hat daher auch in der ganzen Stadt die lebhafteste Freude erregt.

Kiel, 16. Oktober. (Kiel. Ztg.) Vorgestern kam mit der Eisenbahn ein Detachement des Magdeburgischen Pionier-Bataillons in der Stärke von 1 Offizier, 4 Unteroffizieren, 32 Mann und

ging Sonntag Nachmittag nah Friedrich8ort. Jn diesen Tagen

find etwa 280 Mann vom Seebataillon und von der See-Artillerie aus der Stadt verlegt worden und zwar die See-Artillerie nach Wyk und Umgegend und die Mannschaften des Seebataillons auf das gegenüberliegende Hafenufer (Wellingdorf, Diedrichsdorf 2c.) Gestern Abend 103 Uhr trafen mit einem Extrazug die Rekruten des Seebataillons hier ein.

Hannover, 16. Oktober. (Hamb. Börs. Halle.) Der Ge- neral-Secretair im Ministerium des Jnnern, Geh. Regierungs-Rath Heinrichs, ist nach Leipzig gereist, um Hannover auf der Kon- ferenz zu vertreten , welche dort abgehalten wird, um sih Über den Flächenraum zu verständigen, den Deutschland außer Oesterrei und Preußen auf der Pariser Jndustrie-Ausstelung 1567 erhält. Das Ministerium des Jnnern sammelt noch immer Gutachten über die Räthlichkeit der Aufhebung der Wuchergesege. Nachdem früher die Handels- und Gewerbevereine befragt sind und diese si fast ohne Ausnahme für Beseitigung der Zinsbeschränkungen aus- gesprochen haben , soll jeßt der Central - Auss{huß der Landwirths- Gesellschaft in seiner Versammlung im nächsten Monat sein Urtheil darüber abgeben, ob die Aufhebung der Wuchergeseße für den Grund- besi unbedenklich sei.

Mecklenburg. Schwerin, 17. Oktober. Aus Malaga, 9, Oktober, berichtet man dem »N. C.«: Während des Aufenthalts Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs in Lissabon ist Dem- selben von Sr. Majestät dem Könige von Portugal das Groß- kreuz des »Thurm- und Schwert-Ordens« verliehen worden, und hat auch Se. Königliche Hoheit der Großherzog Se. Majestät den König mit den Jnusignien der Wendischen Krone dekorirt. Der Großherzog verließ am 2. Oktober auf dem französischen Paketboot »Ville du Havre« Lissabon und traf am 3. Oktober Nachmittags in Cadix ein. Von bier ging derselbe mit der Eisenbahn nach Sevilla. Anm fol-

genden Morgen verließ der Großherzog um 3 Uhr Sevilla, kam um |

7 Uhr in Cordova an und besichtigte im Laufe dieses Tages die Sehensroürdigkeiten dieser Stadt. Am 7. früh sehte der Großherzog die Reise mit der Eisenbahn nah Malaga fort. Einer telegraphischen Mittheilung zufolge hatte der Großherzog am 12. d. M. Granada besucht und beabsichtigte, am 18. wieder in Madrid zu sein. Sachsen. Leipzig, 17, Oktober. (L. N.) Gestern Vor- mittag 10 Uhr isst im Saale des Kramerhauses eine Konferenz von Vertretern aller mittleren und kleinen deutschen Staaten behufs einer gemeinschastlichen Ausstellung auf dex nächsten Pariser Weslt- Ausstellung im Jahre 1867 zusammengetreteîn. Den Vorsih führte Herr Geh. Rath Dr. Weinlig aus Dresden, Vertreter Sach- sens; außerdem sind anwesend die Herren Obermünzmeister v. Haindl für Bayern und Regierungs-Rath Dr. Wießner für Sachsen, Direk- tor Dr. v. Steinbeis für Württemberg, Geh. Regierungs-Rath Hein-

richs und Direktor Karmarsch für Hannover, Geh. Nath Dieg für

Baden , Geh. Nath Eckard und Kommerzien - Rath Fink für daz Großherzogthum Hessen, Ober-Bau-Direktor Lasius für Oldenburg Ministerial-Rath Dr. Dippe für Mecklenburg-Schwerin, Regierungs, Rath Hildebrand für Sachsen - Weimar, Regierungs - Rath Müller für Sachsen-Coburg-Gotha, Regierungs - Rath Haase für Satbsen. Altenburg, Prof. Varrentrapp für Braunschweig, Finanz - Direktor Hemsfkferk für Nassau, Fürstenthum Schwarzburg - Rudolstadt und Fürstenthum Sondershausen durch Weimar, Kommerzien-Rath Weber für Reuß jüngerer Linie, Kommissions-Rath Dr. Lange für Anhalt Architekt Meier und Fabrikant Wichmann für Hamburg, Syndikus Dr, Böhmert für Bremen und Senator Freiherr v. Bernus für Frankfurt.

Anhalt. Dessau, 16. Oktober. (L. Z.) Prinz Georg Bern.

hard von Anhalt (geb. 21. Februar 1796) ist_laut cingegangenem Telegramm heute Mittag zu Dresden, wo er seit längerer Zeit lebte, verschieden. Er war der älteste und lehte Bruder Sr. Hobeit des Herzogs, der mit ihm im Laufe eines Jahres drei Brüder verlor. __ Bayern. München, 16. Oktober. (N. C.) Nachdem heute Vormittags sämmtliche Mitglieder des Gesehgebungs - Aus. \chuss\ses der Kammer der Abgeordneten sich angemeldet haben, wird sofort der Dienst des Hauses geordnet und zur Fortseßung der Aus. shußarbeiten geschritten werden. Abg. Umbscheiden hat bereits einen umfassenden Antrag an die Ausschußmitglieder vertheilen lassen, der eine Umarbeitung des zur Berathung ausstehenden V11, Haupt- stükes der Prozeßordnung enthält und die Herstellung eines rascheren und wohlfeileren Verfahrens vor den Bezirksgerichten zum Zwecke hat. Morgen wird sich der Ausshuß zum ersten Mal wieder offiziell versammeln und dann an einem der nächsten Tage seine Berathungen wieder aufnehmen.

Hohenschwangau, 16. Oktober» (Bayr. Ztg.) Morgen Nachmittag gedenken Seine Majestät der König mit Jhrer Ma- jestät der Königin Mutter und dem Prinzen Otto, in München einzutreffen. | ;

__ Oesterreich. Wien, 17. Oktober. (Wien. Ztg.) Se. Ma- jestät haben durch Verfügung ddo. J{l den 8. Oktober d. J.

genehmigt, daß die durh Entschließung vom 9. Februar 1860 bis |

inclusive 1865 bewilligten Prämien und sonstigen Anordnungen für Hebung der Pferdezucht auh noch für das Jahr 1866 An- wendung finden.

Der heutigen »Wien. Ztg.-« liegt der Ausweis über den Stand

der gesammten österreichischen Staatsschuld zu Ende des ersten Se: |

mesters (Juni) 18695 bei. Danach betrug die Summe der nicht rüd- zahlbaren fonsolidirten Schuld um diese Zeit 1,745/,455,815 Fl, d. i, 24,060,009 Fl. mehr als im Dezember 1864, die Summe der rückzahlbaren fkonsolidirten Staatsschuld nebst Gewinnstrückständen 646,514,530 Fl., d. i. 344,141 Fl. weniger als Dezember 1864, die Gesammtsumme der konsolidirten Staatsschuld also 2391 Mill, 970,351 Fl, oder 23,715,868 Fl. mehr als im Dezember 1864.

Die s{chwebende Schuld betrug 146 Mill. 065,414 Fl., oder |

9,904,945 Fl. weniger als Dezember 1864, die gesammte Staatsschuld incl. des Kapitals, Betrag für Entschädigungsrente 2, V S854/,267 Fl., oder 17,656,932 Fl. mehr als im Dezem- er 1004.

Belgien. Brüssel, 16. Oktober. (Köln. Ztg.) giesische Königspaar wird sich von hier aus, wie es heißt, zunächst nach London begeben. Gestern ist auch der Prinz Amadeus, zweiter Sohn des Königs Victor Emanuel und Schwager des Königs von Portugal, hier eingetroffen.

Die belgische Geistlichkeit scheint auf dem Entschlusse zu beharren, der Nusführung des Stipendiengeseßes durch Nichtauslieferung der Stiftungs-Archive sih zu widersegen. Der neue Bischof von Namur, Herr Dechampë, hat in seinem ersten Hirtenbrieje den ihm unter- gebenen Klerus dazu angefeuert. Die anglo-französische Arbeiter- Vereinigung hat auf Grund des Fremdengeseyes beschlossen, den nah Brüssel einberufenen Arbeiter-Kongreß zu vertagen und erst künftiges Jahr in Genf abzuhalten.

Großbritaunien und Jrland. London, 16. Oktober. Wie der »Observer« angiebt, wird das Parlament nicht vor der dritten Woche des Monats Januar zusammentreten und nach Er- wählung des Sprechers eine Woche mit der Eidesleistung der Mikt- glieder hinbringen, so daß die regelmäßigen Geschäfte gegen Ende Januar ihren Anfang nehmen werden.

Frankreich. Paris, 16. Oktober. Der französische Handels- Minister hat eine neue Kommission ernannt, um die Frage del Arbeitervereine in einer Über Frankreich hinausreichenden Enquete ivrer Lösung näher zu bringen. Bekanntlich hatte der Kaiser in seiner lehten Thronrede versprochen, die (legalen) Hindernisse weg- zuräumen , welche sich der Bildung von Arbeitervereinen entgegen- stellen, und ein Geseßvorschlag wurde deshalb der Kammer vorgelegt. Allein dieser Vorschlag. ist nicht zur, Berathung gelangt, und deshalb wird die Sache einem weiteren Studium unterworfen werden.

Das portu- }

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Spanien. Die offizielle »Gazeta« von Madrid veröffentlicht das Königliche Dekret, welches die Kammer der Abgeordneten auf- (6 und die Wabikollegien auf den 1. Dezember zusammenberusft. Die neue Kammer soll am 27. Dezember zusammentreten.

Italien. Die Werbungen werden im Kirchenstaate so eifrig betrieben, daß daselbst und besonders im Süden, wo die Be- völferungen sich bisher eifrig am Banditenthume betheiligten , sich laut der »France« bereits an die 500 Mann bereit haben finden lassen, unter der päpstlichen Fahne die Grenzposten an der Stelle der Franzosen zu beziehen.

Die italienishe Regierung hat nach ihrer Anerkennung von Isabella 11, sofort mit dem madrider Kabinet Unterhandlungen wegen eines Hanudelsvertrages eröffnet und provisorische Verkehrs- erleichterungen vereinbart , die ‘hon am 1. November ins Leben treten. : Zur Ausbeutung der sicilishen Schwefelgruben hat sich eine neue Gesellschaft mit einem Kapital von 25 Millionen gebildet. Ob- wohl bereits 10,000 Menschen in den Minen beschäftigt sind und spekulative Engländer und Franzosen mit Erfolg die Maschinen ein- geführt haben, so ist diese Jndustrie doch noch einer großen Ent- wicklung fäbig.

Nußlandòd und Polen. Warschau, 15, Oktober. (Dresd. Journ.) Staatsrath Witte, General - Direktor des Unterrichts- wesens in Polen, ist von St. Petersburg retournirt. Ein paar Tage vor dessen Rükehr is an die Regierungs-Kommission des öffentlichen Unterrichts aus St. Petersburg die Weisung gekommen,

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die Einrichtung der Shulen für jede einzelne Nationalität und |

Konfessioz zu beschleunigen. besondere, nur fonfessionelle Schulen, anstatt der bisherigen allge- meinen erhalten werden. Nach Analogie des Verbots der Aufnahme von Kindern griechish - unirrer Konfession in andern als sür sie eingerichteten Schulen, darf also vorauszuseyen sein,

daß auch cvangelishe Kinder nur auf die paar evangeli- hen Schulen in Warshau und Lodz beschränkt bleiben

werden, was Für die Bildung der Kinder der im Lande so zerstreuten Evangelishen von großem Nachtheil ‘ein wird. Zur Eröffnung des Gymnasiums für griechish - unirt e Kinder in Biala begiebt sich niht nur Staatsrath Witte sondern auch der griechisch{ -orthodoxe Erzbischof von hier dahin welcher Lehtere das Gymnasium nach orthodoxem Ritus einweihen wird.

Der bisherige Chef in der Kommission der innern Angelegenheiten, |

Abtheilung für Kulten, ist als Pole dieses Postens enthoben und an scine Stelle ein russisher Beamter aus St. Petersburg eingeseßt worden. Es is dieses zum ersten Mal , daß in dem überwiegend fatholishen Polen ein Andersgläubiger den Kultusangelegenheiten vorsteht. Es is dieses um so auffallender als die äußerst fleine Zahl griechish-orthodoxer Bekenner bis jeyt ohnehin den polnischen Kirchenbehörden nicht untergeordnet war. Die hiesige so junge Hochschule, eine Schöpfung des Markgrafen Wielopolski Wird nächstens einer Reorganisation unterworfen werden. Ein desfallsiger hier ausgearbeiteter und vom Staatsrath Witte besürworteter Plan hat in St. Petersburg keine Annahme gefunden. Die dort aus- gearbeitete Reorganisation soll ganz nach russischem Muster sein. Von der polnishen Grenze, 16. Oktober. (Osts.-Ztg.) Ein Warschauer Blatt brachte unlängst einen dem Anschein uach aus authentischer Quelle stammenden Bericht über cine frühere Sizung des Militairvereins der polnischen Emigration, in welcher über die Brandstiftungen in Littbhauen und Polen debattirt und die Unterstüßung derselben mit Geldmitteln beschlossen worden sei. Mitglieder des Vereins, welche nah der Angabe des Korre|pon- denten in dieser Angelegenheit das Wort nahmen, waren namhaft gemacht und der Juhalt ihrer Reden und Bemerkungen fajt wörtlich mitgetheilt. Gegen diesen Bericht haben die Emigranten Burchardt und Sulmirski im Namen des Vorstandes des Militairvereins in

polnishen Blättern einen Protest veröffentliht, worin sie die Angaben desselben für eine boshafte Berleumdung erklären.

In leyter Zeit sind von russischen Kriegsgerichten wieder meh- rere {were Strafurtheile gegen beim lehten Aufstande bethei- ligt gewesene Polen vollstreckt worden, So ist vor einigen Wochen der Geistlihe Rajewski , welcher die Hänge - Gendarmen ver- eidigt und selbst mehrere Meuchelmorde veranlaßt haben sollte, in Kowno erschossen, ferner der ehemalige russishe Ritt- meister Franz Chroszezewsfi aus dem Gouvernement Kiew wegen thätiger Unterstüßung des Aufstandes zur Vermögensconsfiscation und Ansiedelung in Sibirien, und der Titular -Rath Gabriel Chroszczewsfi aus demselben Gouvernement wegen Verheimlichung der von Insurgenten begangenen Verbrechen und falscher Denun- ciation zum Vortheil des Aufstandes zu 8Sjähriger \s{chwerer Arbeit

in den Festungen Sibiriens verurtheilt und die beiden leßteren an

ihren Bestimmungsort bereits abgeführt worden.

Dánemark. Kopenhagen, 15. Oktober. Jn der gestri- gen Abendsizung des Reichsraths-Landsthings wurde, wie bereits telegraphisch angezeigt is (vergl. Nr. 244) „ie . zweite

Es scheint also, daß wir wirtlih bald

Behandlung des Gesehes, betreffend Kriegsentshädigung für Jütland, geschlossen. Es wurden alle Aenderungsvorschläge, gegen welche die Regierung sich erklärt hatte, verworfen, - dagegen die vom Ausshuß und von Krieger gestellten, gegen welche die-Re-

| gierung sih nit erklärt hatte, einstimmig oder mit großer Majo-

rität angenommen. Endlich überwies das Landsthing das Geseß einstimmig der dritten Behandlung, wo es dann an’'s Folkething geht, dem es noch nicht vorlag. Es is nämlich eine der Verbesse- rungen der Novemberverfassung, daß es der Regierung freisteht, ein Gesey auch zuerst dem Landsthing vorzulegen. Der gemeinsame Ausschuß beider Thinge in der Verfassungsfrage hielt gestern seine erste Sizung, in der sih eine unfruchtbare, wenig Gutes verheißende längere Diskussion entsponnen haben soll.

Mit der Uebersiedelung des früheren dänischen Minister-Präsi- denten, Bischofs Monrad, nah dem Auslande scheint es jeyt Ernst werden zu wollen. Am 18. d. M. wird die bedeutende, vorzugs- weise theologische und sprachwissenschafilihe Schriften umfassende Bibliothek des Genannten nebst Landkarten, Gemälden und Kupfer- stichen öffentlich meistbietend versteigert werden.

Der hochbetagte Landgraf Wilhelm von Hessen (Vater der regierenden Königin Louise von Dänemark) erreichte im Laufe des gestrigen Tages, aus Deutschland kommend, via Korsör die dänische Hauptstadt. Auf dem Bahnhofe waren zum Empfange der König und die Königin, der Kronprinz Friedrich und die Prinzessin Dagmar, so wie zahlreiche Würdenträger und Offiziere erschienen.

Der Herzog von Ostgothland, Prinz Oskar von Shwe- den-Norwegen, welcher scit Kurzem nebst Gemahlin auf dem un- weit der schonenschen Küstenstadt Helsingborg belegenen Landgute »Sophienruhe« residirt, erschien nach der »Berlingske Tidende« vor- gestern incognito zu furzem Besuch in Kopenhagen. i

Der unlängst verstorbene Jnfanterie- General de Meza hat mehrere schriftliche Aufzeichnungen zur Rechtfertigung seines Verhal- teus gegenüber der Räumung des Dannewerks hinterlassen, dieselben follen später der Oeffentlichkeit übergeben werden, jedoch erst dann, wenn mehrere darin namhaft gemachte hervorragende Persönlich- feiten das Zeitliche gesegnet haben werden. Eine andere auf den- selben Gegenstand bezügliche, in allgemeineren Umrissen abgefaßte Auseinanderseßung- von der Hand des Entseelien dürfte dagegen alsbald im Drucke vorliegen.

Amerika. New-York, 4. Oktober. Der Gouverneur von Tennessee, Brownlow, hat seine erste Jahresbotschaft erlassen. Er empfiehlt Amendirung und Erweiterung des Wahlrechts, dagegen Bestrafung Üüberführter Rebellen mit Entziehung des Wahlrechts auf wenigstens zehn Jahre und strenge Behandlung der Führer der Rebellion. Ein politisches oder sociales Zusammenleben der Weißen und der Farbigen auf dem Fuße der Gleichheit hält er für uner- reihbar und macht den Vorschlag, einen besondern Theil des Ge- bietes dex Vereinigten Staaten den Negern zu ausshließlichem Be- sie anzuweisen. Er verlangt ferner die volle Gleichstellung der Neger mit den Weißen, was gerichtliche Zeugenaussage betrifft, und spricht \sih \chließlich für die allgemeine Durhführung der Recon- structions - Politif des Präsidenten aus. Sharkey, der Gouverneur von Mississippi, hat den Ausspruch gethan, daß nicht amnestirte Mitglieder der Legislatur ihren Siy nicht einnehmen dürfen eine Entscheidung , welche die Wahl des als Kandidaten für den Gouverneurposten aufgestellten Generals Humphreys un- möglih macht. Die geschäftliche Lage Mississippi's bessert sih zu- sehends. Jn Alabama hat General Woods alle bischöflichen Kirchen schließen lassen, weil Bischof Wilmer sich weigerte, die Wie- dereinfügung des Gebets jür den Präsidenten in den Gottesdienst anzuordnen. Wie die »New-Yorker Times« wissen will, haben die Dampfer »City of Boston« und »Erin« eine Million Dollars in Obligationen der »irischen Republik« und eine Menge gedruckter und zur Verbreitung in Irland bestimmter Proclamationen nach Europa hinübergenommen.

Die bereits telegraphisch gemeldete Nachricht, daß Hr. Seward eine in drohendem Ton gehaltene Depesche an Frankreich ge- rihtet habe, findet ihren alleinigen Stühpunkt in einer Mittheilung des Korrespondenten der »Times«. Jn welchem Maße sie auf Au- thenticität Anspruch machen darf, ift vorerst abzuwarten.

7. Oktober. Die Regierung kündigt in halbamtlicher Weise an, sie werde Mexiko gegenüber wie bisher eine strenge Neutralität beobachten. Der Staat Mississippi hat Herrn Humphrey zum Gouverneur gewäblt und diejenigen Kandidaten begünstigt , welche sih gegen die Zulässigkeit der Neger als Zeugen aussprachen. Der Präsident Johnson hat dem Vernehmen nach Herrn Humphrey be- gnadigt. Louisiana hat Herrn We st zum Gouverneur gewählt und beschlossen, in einer Petition an den Kongreß eine allgemeine Am- nestie, Entschädigung für die durch die Sklaven-Emancipation erlit- tenen Verluste und rasche Rückerstattung der eingezogenen Güter zu hegebren.

Australien. Die lehten Nachrichten aus Australien sind datirt aus Melbourn, den 25. August. Mehrere Scharmügzel hatten auf Neu-Seeland zwischen den Freiwilligen und den Eingebore-