1865 / 251 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Nothwendigste zum Leben, und für den Kultus muß außer dem, was die Kommunen geben, die Regierung jährlich noch 2,200,000 Lire zuschießen.

Gewerbe- und Handels- Ikachrichten.

Insterburg, 15. Oktober. (Tils. Z.) Der heute hier abgehaltene Vieh- und Pferdemarkt, der dritte und letzte dieses Jahres, war von sehr vielen Verkäufern und Käufern besucht. Die große Venge von Verkäufern hat einerseits dex große Futtermangel, andererseits die Geldnoth herbeige- führt, während dagegen die Käufer nur durch die Aussicht auf billige Preise herbeigelockt wurden. Troydem war das Kaufgeschäft sehr flau, weil die Käufer, auf die Noth der Verkäufer spekulirend, so geringe Preise boten, daß selten ein Handel zu Stande kam. Unter den Hunderten von Pferden waren nur sehr wenig schöne, die mittlere Sorte wurde von Händlern für annehmbare Preise gekauft. Von Rindern wurde das Schlachtvieh am häufigsten gekauft und am besten bezahlt. Heute wurde die von der Kauf- mannschaft schon lange berbeigewünschte Bankkommandite in dem Proviant- Amtsgebäude hierorts eröffnet.

Memel, 17. Oktober. Am gestrigen Tage, berichtet die »Pr. Litt. Qtg.«, wurde die Eröffnung der unter dem Kreis-Baumeister Hrn. Degna vollendeten Strecke des Minge-Drawöhne-Kanals unter der Theil- nahme vieler dem Kaufmannsstande angehörender Bürger unserer Stadt vollzogen. Wird der Kanal, wie es mit Bestimmtheit versichert wird, bis zum Flüßchen Schmeltell in die unmittelbare Nähe unserer Stadt im Laufe der nächsten Jahre fortgeführt, so ist damit nicht allein unser Zolz- handel allen Kalamitäten, unter welchen ex bisher gelitten, enthoben, fon- dern auch die Hoffnung gesichert, daß russisbe Wittinnen Getreide und an- dere Waaren ungefäh1det unserem Hafen zuführen können.

Leba, 20. Oktober. (Oft. Qtg.) Für die erste durch Private gegründete Rettungsstation an der südlichen Küste der Ostsee is das Nettungsboot »Daheim« gesiern hier angekommen. Jn Betreff der Handhabung beim Ablassen des Boots von dem Transportwagen in die See und Wiederhin- aufbringen auf diesen Wagen wurden Proben gemacht, welche die Leichtig- keit des Ab- und Aufbringens genügend bekundeten, Das Boot, gut gear- beitet, bewegt sich leicht und schnell, doch konnte bei ruhiger See ein Urtheil über die Brauchbarkeit bei hohem Seegange und Sturme noch nicht gefällt werden. Es bleibt dies öfter zu wiederholenden Uebungen vorbehalten, welche durchaus nothwendig sind, wenn der beabsichtigte Zweck erreicht werden soll. Ein hier gebildeter, von dem Danziger Bezirksverein ressortirender Lokalverein ersirebt die Mittel zu beschaffen, die zu dem Ernstgebrauch und den Uebungen des »Daheim«, so wie zur Beschaffung von Rettungswerk- zeugen erforderlich sind.

Magdeburg, 21. Oktober. Jn neuester Zeit, \chreibt die »Magdeb. Qtg.«, sind der Königlichen Regierung wiederholt Mittheilungen von der hiesigen Kaufmannschaft Über Hindernisse zugegangen, welche sih im Fahr- wasser der Elbe zeigen, und die wie beispielsweise Steine bei dem gegenwärtigen niedrigen Wasserftande leichter ais zu anderer YJeit be- seitigt werden können, Hinsichtlih eines an der Grenze zwischen Salbke und, Westerhüsen durch Auffahren auf einen Stein im Fahrwasser vorgekom- menen Unfalles hat die Regierung der Kaufmannschaft erwidert , daß das dortige Fahrwasser sorgfältig untersucht , ausgesteckt und von Hindernissen, namentlich Steinen, befreit werde, womit ein Aufseher und resp. der Fischer- meister Schmidt von hier mit den nöthigen Mannschaften unausgeseßt be- \chäftigt seien; im nächsten Jahre beabsichtige die Regierung , das dortige linke Ufer weiter ausbauen zu lassen, wozu die Vorarbeiten bereits angeordnet seien. Entsprechend einem von der Regierung angedeuteten Wunsche, von deu im Strome befindlichen Hindernissen, die gerade von den Schiffsführern zuerst und am besten erkannt werden, Mittheilung zu erbalten, find neuer- dings Berichte über ein gefährlicbes Holz erstattet worden, welches in der Elbe am Kobel’schen Berge, zwischen der zweiten und dritten Buhne liegt, über ein ähnliches Holz an dem Eingange der Baggerelbe und über ein am Auenwerder bei Rogäß auf der Nordseite liegendes gefährliches Holz Außer- dem sind nach einer Bekanntmachung der Königlichen Regierung vom 17. d. in dem heutigen Amtsblatte die Wasserbauinspectionen hierselbst und zu Genthin und Stendal besonders angewiesen worden, das gegenwärtige über- aus kleine Wasser zur Beseitigung von Scbifffahrtehindernissen, nament- lih Steinen und Baumstämmen zu benutzen; gleichzeitig wird durch die Bekanntmachung das Schifffahrt treibende Publikam auf- gefordert, solhe ihm schon bekannte oder noch bekannt werdende Hindernisse einer der drei genannten Junspectionen , oder einem der Buhnen- meister zu Wahrenberg, Werben, Tangermünde, Bittkow, Magdeburg und Grünewalde, oder dem hiesigen Hafenmeister, oder endlich dem Aufseher auf der nächsten Baustelle an der Elbe möglichst genau zu bezeichnen; den be- tressenden Beamten is es \reng zur Pflicht gemacht, sofort das Nöthige zu veranlassen. Von der Königlichen Regierung zu Merseburg is der Kauf- mannschaft ebenfalls cine Mittheilung zugegangen, wonach auch im dorti- gen Regierungsbezirke dafür gesorgt wird, daß die noch bestehenden Mängel im Fahrwasser der Elbe, sobald es nah Maßgabe der disponiblen Geld- mittel nur irgend zu ermöglichen ist, ebenfalls beseitigt werden. Jn diesem Herbst und im nächsten Jahre werden dort mehrere ziemlih bedeutende und ausgedehnte Stromregulirungen zur Ausführung kommen.

Carolinensiel, 20, Oktober. (Wes. Ztg.) Dieser Tage wurde die Austiefung und Begradigung unseres Außentiess von der Friedr. Schleuse nah der Rhede beendigt. Durch Vollendung dieser Arbeiten tritt unsere Schifffahrt in ein viel günstigeres Verhältniß, indem jetzt den Schiffen das Ein- und Auslaufen bedeutend erleichtert wird.

Bürgermeister und Rath zu Wismar haben in der Beilage zur »W. ZJ.« vom 19. d. M. eine Verordnung in Betreff der Arbeitszeit und des Tagelohns der Maurergesellen, Zimmergesellen und Maurer-Hand- langer veröffentlicht. Darnach sind diese verpflichtet, zu arbeiten: 1) vom

1. Januar bis zum lehten Februar von Licht zu Licht, 2) vom 1. März

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bis zum 31. März von 6 6 Uhr, 3) vom 1. April bis zum 31. Augusft von 5—T7 Uhr, 4) vom 1. September bis zum 16. Oktober von 6—6 Uhr, 5) vom 17. Oktober bis zum 31. Dezember von Licht zu Licht. Die Mau- rergesellen und die Zimmergesellen erhalten einen täglichen Lohn in dem Yeitabschnitte sub 1 von 26 Schill. , sub 2 von 32 Schill. , sub 3 von 38 Schill, sub 4 von 32 Schill., sub 5 von 26 Schill. Die Gesellen sind huldig, von diesem Tagelohne 3 Schill. Meistergeld an ihren Meister ab- zugeben. Die hinsichtlich der Arbeitszeit für die Gesellen erlassenen Bestim- mungen normiren auch für die Maurerhandlanger. Eine Lohntaxe besteht aber für dieselben nicht.

In der nördlichsten jütländischen Stadt Skagen is am 16. Ofk- tober eine Telegraphen-Station eröffnet worden, was für auswärtige Schiffs-

| rheder von Juteresse sein dürfte.

(Ueber die sibirish-amerikanische Telegraphenlinie) welche wahrscheinlich berufen sein wird, die Verbindung zwischen der alten und der neuen Welt zu übernehmen, bringt die »y Petersburger Börs.-Ztg. « folgende thatsächliche Angaben: Der Bau eines vollständigen Welttelegra- vhen geht schnell vorwärts. Bisher is hierin Folgendes geschehen: 1) Von der Jnsel New-Foundland geht eine Telegraphenlinie durch den amerikanischen Continent bis nah San FFrancisko in Kalifornien; von da if sie von der neugebildeten Compagnie des russisch - amerikanischen Telegraphen (Collins Overland-Telegraph) bis New - Westminster, der Hauptstadt des britischen Columbia, geführt worden. 2) Von der Mündung des Amur is} eine Linie bis nach Chabarowka geführt worden. 3) Von Werchneudinsk und Kjachta geht reine ununterbrochene Telegraphenlinie über Jkutsk und St. Petersburg bis zur Westküste von Irland. Auf diese Weise sind zur Vervollständigung der ganzen Linie noch folgende Strecken zu erbauen: a) Von New - Westminster durch die Vehringsstraße zur Mündung des Amur. b) Von Chabarowka nach Werchneudinsk. ©*) Vom westlichen Ufer Jrlands durch ein unter- sceisches Kabel bis zur Jnsel New-Foundland. Der Bau der beiden ersten

| Linien ist bereits in Angriff genommen und zwar der der ersteren von der

amerikanischen Compagnie, der dexr anderen von der russischen Regierung. Die amerikanische Compagnie hat bereits cine Expedition zur Erforschung des ganzen Küstenstriches, durch welchen die Telegraphenlinie gehen soll, und zur Herbeischafsung der an Ort und Stelle zu beziehenden Materialien ent- sendet. Den Draht und andere Ausrüstungs8gegenstände hat sie in England be- stellt, und es is zu hoffen , daß zum nächsten Jahre Alles zur Stelle sein wird. Die russische Regierung hat die schwierige Linie von Chabarowka nah Werchneudinsk in einex Länge von 2810 Werst zu erbauen. Da zwei Leitungsdrähte nothwendig sind, macht dies eine Drahtlänge von 5620 Werst. Da aber außerdem noch ein zweiter 493 Werst langer Draht von Jrkutsk nach Werchneudinsk und ein anderer 880 Werst langer zweiter Draht von Chaborowka nach Nikolajewsk zu führen is, wird die ganze Drahtlänge 6943 Werst betragen. General - Lieutenant von Gerbard, der Direktor der russischen Telegraphen, ist nah dem Auslande beordert worden, um da- selbst die nöthigen Bestellungen zu machen, und nach den leßten Nachrichten hat derselbe bereits 4 Schiffe befrachtet, um gegen 100,000 Pud Materialien nach der Mündung des Amur zu beschaffen. Außerdem hat er zwei kleine Dampfer » Nikolajewsk« und »Ussuri« für den Dienst beim Telegraphenbau erworben.

LandtwirthschaftliÞhe Nachrichten.

Vom N iederrhein, 21. Oktober, schreibt man den »Köln. Bl.«: Vei der anhaltend günstigen feucht-warmen Witterung geht die Aussaat in erwünschtester Weise auf. Die Gersten- und Noggenfelder sind bereits allent- halben in Grün gekleidet; die Weizenfelder sind theilweise bestellt. Die Gärten, Felder und Wiesen haben noch Manches nachgeholt und findet sich noch Futter genug, das seit der Trockenheit vershwunden zu sein schien. Das günstige Wetter hat vielfach die Preise der Cerealien gedrückt. Wie bedeutend übrigens das Wachsthum in diesem Jahre war, zeigt sih an den großen Zufuhren von Gartengewächsen auf unsern Wochenmärkten in den lehten Tagen.

Nürnberg, 20. Oktober. (N. C) Hopfenbericht. Es hat sich als vollkommen richtig bewährt, daß das diesjährige Erntequantum mehr als genügend war. Württemberg, Frankreich , die Altmark und Braun- schweig, besonders aber Bayern und Böhmen, erzielten einen reichlichen hal- ben Bau, während Preuß.-Polen nur ?/; und Baden #5 ergaben. England erhielt diesmal seine zweitgrößte Ernte in diesem Jahrhundert, 600,000 Ctr., welche sich, wenn auch großentheils dunkel, doch gesund erweist. Die Qua- lität des belgischen Hopfens is jetzt sehr gut, und die Quantität besteht aus einem fast volllommenen Bau. Amerika's Ernte wird dem eigenen Ver- brauch genügen. Einer soliden Regulirung der Preise stand bis jeßt die abnorme trockene Witterung entgegen, welhe, da sie bei unserer unpraktischen Lusfttrocknungs - Methode (in England und Amerika wird auf Darren mit heißer Luft getrocknet und dann sogleich gepackt) die Packung erschwerte, die Waare nicht in gehöriger Quantität zu Markt kommen ließ, abgesehen davon, daß sie durh starke Verblätterung meist unansehnlih wurde. Die Preise ftiegen über den berechtigten mäßigen Standpunkt und stehen neuerdings bis Fl. 120 125 erste Kosten. Feine Hallertau wurden bis Fl. 140 bezahlt, Spalter Nebengut bis Fl. 175 erste Kosien. Sagaz steht nominell Fl. 180—200. Der größere Theil des Han- dels beschränkte sich auf den Kauf für den augenblicklihen Konsum, welches Verhalten um so mehr das richtige gewesen sein dürfte, als das eingetre- tene Regenwetter uns Ueberfluß an verkäuflicher Waare bringen wird.

Der »Odessaer Bote« klagt über Mangel an Getreidezufuhr. Obgleich die Rhede noch keinesweges leer ist, schreibt das genannte Vlatt, ist der Frachtlohn doch sehr gesunken , weil keine Frachten vorhanden sind. Obgleich die Getreidepreise sich halten, ja, eher eine Neigung zum Steigen haben, ist die Zufuhr des Getreides , die früher nah Zehntausenden von Tschetwerten berechnet wurde, jeßt kaum nach Tausenden zu zählen, und es

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kann sehr leiht fommen , daß wir das Jahr 1866 mit leeren Magazinen beginnen, während sonst um dieselbe Zeit eine Million vorräthiger Tschet- werte darin lag. rigen Ernte. Ein solcher Mangel ist um so mehr zu beklagen, als die Preise

in Europa voraussichtlich noch steigen müssen und der Odessaer Handel gar |

keinen Nugen davon haben wird.

Eisenbahn - Angelegenheiten.

T8 ist dies das beste Maß für den Auëéfall der diesjäh- |

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Ueber die Eisenbahnen und Eisenbahnprojekte im Regie-

rungsbezirk Königsberg resp. in der Provinz Preußen bringt das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königsberg einen interessanten Uebersichtsartikel, dem wir Nachfolgendes entlehnen. Der- mit der nlage

der Königlichen Ostbahn verbundene Ausshwung der Landschaften in der | Nachbarschaft dieser Königlichen Babn, wennschon die Richtung derselben, | vorzugêweise durch allgemeine politische und strategische Jnteresjen bedingt, |

nicht das Herz des Königsberger Regierungsbezirks berührt, läßt große Vor- theile von solchen Eisenbahnlinien erwaiten, weiche das weite, durch Pro- dukte des Landbaues reich gesegnete Hinterland der Provinz eröffncn und dasselbe durch die scbnelle, fichere und billige Communication eines Schienenweges mit den Haupt- und Handelsstädten des Landes, der See und dem CEisenbahnnezge Deutschlands und Rußlands in Verbindung segen. Die richtige Würdigung dieser Eiwägun- gen hatte die Bildung der Privatgesellschaften zum Erbau der Tilsit- Insterburger Eisenbahn und der Osipreußischen Südbahn, letztere einerseits von Königsberg nach dem Scehafen Pillau, und andererseits von Königs-

berg über Pr. Eylau, Bartenstein, Rastenburg nah Lyck zur Folge. Die |

bereits seit mehreren Monaten im Betriebe befindliche Eisenbahn von Znster- burg nach Tilsit wird auch für den Königsberger Regierungsbezirk von be- sonderer Bedeutung sein, wenn der Eisenbahnbau vou Thorn nach Jnster- burg zu Stande kommt, und der Schienenweg über Tilsit nach dem See- hafen Memel verlängert wird Tilsit selbsiständig , se würde es vielleicht nicht schwer fallen , eine Privat-

Uebernimmt der Staat den Brückenbau bei |

gesellschaft zum Bau der 12 Meilen langen Bahn Tilsit-Memel bereit zu |

finden. Was zunächst die Ueberbrückung des Memelstroms anbetrifft, so 3 (

besißt derselbe von den größeren Strömen Preußens allein noch keine stehende |

Brücke. und in flauen Wintern für den Verkehr entstehen , sind nicht unerheblich. Oft schon im November bedeckt sich der Strom mit einer Eisrinde , welche

Die Kalamitäten , welche daraus jährlich im Frühjahr , im Herbst |

die Schifffahrt hemmt, ohne in der ersten Zeit Lastfuhren zu tragen; die |

Schiffbrücke bei Tilsit wird abgetragen und die Communication zwischen beiden Ufern durch Böte unterhalten, bis durch anhaltenden Frost und fkünst-

liche Mittel die Eisbahn nebenbei genügend gesiäkt ist , um Lasten tragen | zu fönnen; bis dahin, d. h. oft bis Weihnachten, müssen alle Güter, selbst |

Poststücke, abgeladen und mühsam herübergeschafft werden ; der dadurch ent-

stehende Zeitverlust und die Kosten sind nicht unbedeutend; beim Aufgange | des Eises im Frühjahr ist es oft Tage hindurch nicht möglich, Briefe, ge- | schweige denn Güter oder Personen über den hochangeschwollenen , breiten | und mit Eisschollen bedeckten Strom zu befördern; die Regelmäßigkeit des | Postenlaufes wird gestört, und eine Menge von Gütern sammelt sich

an dem Ufer. Nach generellen Ueberschlägen belaufen Kosten der Ueberbrücung auf 2,010,000 Thlr., so daß der Staat zu 4 Prozent jährlih eine Zinfenlast von 80,400 Thlrn. zu übernehmen hâtte. nach Erbauung einer Eisenbahn durch unentgeltliche Beförderung der Post- wagen und deren Jnhalt (deren jeßige Kosten auf 39,420 Thlr veranschlagt find), durch Aufhebung des größten Theils der Posthaltereien, durch billigste

Beförderung der Truppen und Militair - Effekten, und durch die künstig zu | Uebe / zur Bahn in einer Pauschsumme bezahlt, die vereinbart werden soll.

erhebende Eisenbahnsteuer gewinnt, und endlich die indirekten Vortheile durch Erhaltung und Vermehrung der Steuerkräfte der rechtsmemeler Kreise. Die Gesammtkosten für die Eisenbahn Tilsit - Memel sind, abgesehen von den

ih die |

Davon kämen in Abzug die direkten Vortheile, welche der Staat |

Kosten der Memelbrücke und ven 180,500 Thlr. sür Terrainentschädigungen,

welche wohl die Kreise und die Stadt Memel übernehmen würden, auf |

4,059,500 Thlr. angenommen. Die nach dem gegenwärtigen Geschäfts-

umfange und den bei andern Bahnen gemachten Erfahrungen aufgestellte |

Rentabilitätsberechnung ergiebt- cine Netto - Einnahme von 295,115 Thlr. oder 72 Prozent des Anlage-Kapitals. Bei einer für das Bau-Kapital fest- zustellenden Rente von etwa 5 Prozent würde also auch anf die Brücken- Anlage ein Zinsengenuß sich ergeben. Diese Rente würde sih aber unfehl[-

bar steigern, sobald die Bahn von Memel weiter über Polangen Libau |

Mitau bis Riga geführt sein würde. : Der Betrieb auf der Eisenbahn-Linie von Königsberg nach dem

S cehafen Pillau ist seit einem Monate eröffnet. Die Vollendung dieser |

Bahn ist der erste Lohn für die unermüdliche Thätigkeit des Herrn Präsidenten von Salywedell und der andern Herren vom Verwaltungerath für das Qustandekommen der Ostpreußischen Südbahn, und für die Energie der eng- lischen Bau-Unternehmer. Die Bahn nach Pillau sagte der Bericht der Handelskammer zu Tilsit wird die bisherige schwere Konkurrenz Ame- rika’s in England abschwächen, da sie uns die direkte Verbindung mit der See erhält, und eine Ersparniß von gleichsam 6 Monaten KZinsen- und Absazzeit für Bodenerzeugnisse und Fabrikate herbeiführt ; die Konjunk- turen im Auslande werden stets benuyt werden können, und, bevor noch die Zufuhren Amerika's und besonders Rußlands eintreffen fönnen , werden diejenigen der Ostsee bereits am Markte sein, und die ersten Gewinne aus der Nachfcage ziehen, wodurh die höheren Frachten reichlich ausgeglichen werden. Möge das Wohlwollen, welches allseitig diese Bahnlinie begrüßt, eine günstige Vorbedeutung sein für die unbehinderte Vollendung der Bahn- linie von Königsberg nach Rastenburg und Lyck, und für den weiteren Er- bau von Privateisenbahnen in unserm Departement. Jn leßterer Be- ziehung beschäftigt jeßt das Projekt ciner Eisenbahn von Thorn na Insterburg auf das Lebhafteste die Erwägungen aller betheiligten Kreise und Personen. Für die speziellere Tracirung der Linie fehlt es natürlich nicht an verschiedenen vorgeschlagenen Richtungen.

Ein in Thorn domizilirtes »Comité für die Eisenbahn Thorn - Königs- berg (Bartenstein)« wunscht A. die Linie auégebaut von Thorn über Deusch Eylau, Liebemübl, Guttstadt, Heilëberg nach Bartenstein an die ost»reußische Südbahn von 28,3 Meilen. :

Das »Comité für den Bau einer Eisenbahn Thorn - Korschen - Jnster-

g u Bischofsburg operirt B, für die Nichtungslinie von Thorn über Deutsch Eylau, Osterode, Ullenstein, Wartenburg bis in den Bahnhof Kor- schen der ostpreußischen Südbahn, welcher von Bartenstein 3 Meilen entfernt ist, in einer Länge von 30,5 Meilen. Ls Andere Richtungen sind noch C. von Alt - Hütte über Osterode, Allen- stein, Guttstadt, Heilsberg nah Bartenstein 14 Meilen und D. von Ult- Hütte über Osterode, Allensiein und Seeburg nah Bartenstein 155 Meilen. E Das Thorner Comité , welches die Linie A. ausführen will , betont fur diejelbe, daß sie die Tkürzeste Richtungslinie sei und die wenigsten Bau- kosten verursachen würde. Das Thorner Comité hat die Auffassung: bei der Führung der Linie von Deutsch Eylau über Liebemühl, Guttstadt und Heilsberg verbleibe der Verkeyr aus den südlichen Theilen des Kreises Moh- rungen, der sich in Liebemühl resp. Locken der Bahn anschließen würde, eben 10 der des Kreises Heilsberg der Bahnlinie; die Kreise Osterode, Neidenburg und Allenstein würden in Liebemühl oder Guttstadt geeignete Anschlüsse an die Bahn finden, der Kreis Ortelsburg würde allerdings den weiteren Weg über Allen- stein nach Guttstadt einschlagen müssen; immerhin seien jedoch die Entfer- nungen nicht so groß, daß hierdurch die Konkurrenz der Produkte dieser Gegenden an dem allgemeinen Handelsverkehre wesentlich erschwert oder unmöglich gemacht werden würde. Die Herstellungs- und Ausrüstungskosten der Bahn von Thorn über Deutsch Eykau, Liebemühl, Guttstadt, Heilsberg nach Bartenstein sind nah dem von der Königlichen Direction der Ostbahn gefertigten Kostenübershlage auf 10,023,966 Thlr. 15 Sgr., einschließlich der Entschädigung für den erforderlichen Grund und Boden, und 697,190 Thlr. zur Berzinsung der, nah und nach, während der dreijährigen Bauzeit aus- zugebenden Actien, veranschlagt. Ein Bauunternehmer hat indefsen für 9,900,000 Tblr. die Bahn auszuführen si bereit erklärt ; eine Hauptbedin- gung dabei ist aber, daß die betreffenden Kreise nach Verhältniß der Zahl der sie durchshneidenden Kreise die Zinsen von 5,600,000 Thlr. garantiren. _ Das BVischofsburger Comité ist bisher mit seinem Projekt der Erbauung der Linie B. von Thorn über Dt. Eylau, Osterode, Allenstein, Wartenburg nach Korschen sür die Allgemeinheit nicht so ausführlich öffent- lih hervorgetreten, wie dies das Thorner Comité mit seinem Projekt in ciner besonderen Druckschrift (Wie is die Eisenbahn Thorn-Königsberg (Bar- tenstein} am schnellsten und billigsten herzustellen? Denkschrift des Comité's Thorn 1865. Schnellpressendruck der Raths - Buchdruckerei zu Thorn} ge- than hat.

Nach den Anführungen des Thorner Comite's geht das Projekt des Bischofs8burger Comité's für die Linie B. angeblich ungefähr dahin, daß für die Herstellung der auf 11 Millionen Thaler veranschlagten Bahn dem Unternehmer, dem englischen Bankhause Sir Morton Peto in London 13 Millionen Thaler bewilligt werden sollen. Auf Höhe dieses Kapitals sollen Aktien creirt werden, und zwar zur Hälfte Stammaktien, zur Hälfte Prioritäts- aktien. Von den lehteren, welche aus dem Ertrage der Bahn vorweg 5 pCt. Zinsen erhalten sollen, übernehmen die betheiligten Kreise 3: Millio- nen, beschaffen den Nominalbetrag durch zu emittirende Kreisobligationen und zahlen denselben dem Bauunternehmer innerhalb der 4 Baujahre baar aus. Der Unternehmer übernimmt die andern 37 Millionen Prioritäts- aktien; die von ihnen übernommenen Aktien dürfen die Kreise nicht eher an den Markt bringen, bis der Unternehmer die Seinigen abgeseßt habe. Die Stammaktien, welche der Unternehmer ferner übernähme, hätten Anrecht auf eine Dividende, falls nah Bexichtigung der Zinsen für die 67 Millio- nen Prioritäten aus dem Reinertrage noch etwas übrig bliebe; wenn dieser den Sat von 65 Procent überstiege, so theilen sih Prioritäten und Stamm- aftien den Ueberschuß zur Hälfte. Den Kreisen wird der Grund und Boden

Das BVischosswerder Comité behauptet, die von ihm mit den englischen Bauunternehmern vereinbarten Bedingungen, unter welchen sie den Bau der Bahn übernehmen wollten, forderten von den Kreisen nicht so {were Opfer, wie ihne von dem Thorner Comité dur Uebernahme der KZins- garantie auferlegt werden solle, sondern nicht höhere Leistungen, als bei Kreis- Chaufsseebauten beansprucht würden.

Das Thorner Comité stellt dagegen die technischen Schwierigkeiten, welche angeblich den Bau der Linie Thorn-Korschen wegen der Gewässer und des coupirten Terrains begleiten follen, sowie die Vertheuerung des Bahn- baues um 2 Millionen, indem derselbe auf 11 Millionen veranschlagt sei, nach dem Projekt des Bischofsburger Comité's aber 13 Millionen bezahlt werden sollten.

Nicht mit Unrecht hebt wohl das Bischofss8burger Comité herygr , daß seine Linie über Osterode, Allenstein, Wartenburg (statt der über Liebemühl- Guttstadt, Heilsberg) genau die Mitte von Ostpreußen zwischen der Ostbahn und der polnischen Grenze durchschneiden , und sih mehr den in Beziehung auf die Verkebrsverhältnisse bisher so wenig begünstigten Grenzkreisen nähere, während die andere Linie sogar theilweise in das Verkehrsgebiet der Ostbahn greife. Es liegt auch bereits ein Protest aus dein Kreise Osterode gegen das Projekt des Thorner Comités vor, welcher einen Vortheil für den Kreis darin nicht erkernen kann , daß derselbe bei Führung der Linie über Liebemühl für drei den Kreis dort an seiner äußersten nördlichen Spige durch- schneidende Meilen eine Zinsgarantie von jährlich 24,000 Thlr. übernehmen resp. aufbringen soll.

Jnmittelst, um den Streit und die Sonderbestrebungen zu enden, hat sich vor Kurzem das Bischofösburger Comité an den Herrn Handelsminister mit der Bitte gewendet , derselbe wolle sih für eine bestimmte Linie ent-

eiden. M Königsberg, den 21. Oktober. Wie wir uns dieser Tage persönlich überzeugt haben schreibt, die »Ostpr. Ztg. «, so is das Eisenbahnplanum der Südbahn von hier bis Bartenstein fertig ges{üttet und auch der Schienenweg bereits gelegt. Nur hinter Gr. Lauth is eine Stelle mit moorigem Untergrund, welche, gleich den Stellen bei Neue Bleiche und Powayen auf der Pillauer Strecke, fortwährende Nachschüttungen bean-