1865 / 290 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Handlungen christlicher Barmherzigkeit, nächst derjenigen, mit welcher sie zu frônen Gott sich vorbehalten hat, ist das Zeugniß des Gewissens. Dieser haben sih für Sie die Schritte beigesellt, durch welche die Bevölkerung von Toulon Jhnen öffentlich ihre Erkenntlichkeit hat aussprechen wollen. Für eine edle Seele kann nichts derartige Genugthuungen übertreffen. JTndem ih Jhnen mit meinem Schreiben die Medaille übersende, habe ih daher feinen anderen Gedanken, als das Andenken an Jhre Aufopferung zu ver- ewigen und Jhnen einen dauerhaften Beweis der Gefühle zu geben, welche dieselbe mir eingeflößt hat. Nächstdem, Madame, bitte ih Gott, daß er Sie unter seinen heiligen Schuß nehme. Eugenie.

Diese goldene Medaille, die für Madame de Chabannes geprägt worden ist, zeigt auf der einen Seite die Köpfe des Kaisers und der Kaiserin, auf der anderen Seite stehen folgende Worte: »Die Kaiserin an Madame Vicomtesse de Chabannes -Curton. Cholera - Epidemie von Toulon (1865).«

Spanien. Das Kabinet O’Donnell bereitet einen Schritt vor, der von den segensreichsten Folgen werden kann. Es handelt sich um die Freilassung dèr Farbigen in den spanischen Kolonieen, auf den Philippinen und auf den Antillen. Die officielle Zeitung bringt ein Dekret vom 23. November, das als Vorläufer dieses Schrittes gilt, indem es den Kolonial - Minister beauftragt, Untersuchungen Über die besten Mittel anzustellen, wie die Arbeit der Kulis und Neger in den spanischen Kolonien zu regeln sei.

Italien. Florenz, 7. Dezember. Der bayershe Gesandte am hiesigen Hofe, Graf von Hompesh, wird noch im Laufe dieses Monats hier erwartet.

Nufßland und Polen. Von der polnishen Grenze, 6. Dezember, wird der »Osts. Ztg.« geschrieben: Der Jahrestag des Aufstandes von 1830, der 29. November, ist auch dieses Jahr Überall von der polnischen Emigration feierlih begangen worden. Der Statthalter des Königreichs Polen, Graf Berg, hat auf Antrag des Haupt- Direktors der Regierungökommission des Tnnern genehmigt, daß die Eh e - frauen der so eben ausgehobenen verheiratheten Rekruten ihren Männern in ihre Garnisonsorte, mögen diese in Polen oder Rußland sein, nachfolgen dürfen. Den ärmeren Frauen, welche von dieser Begünstigung Gebrauh machen wollen, werden nicht blos angemessene Reisekosten , sondern auch Geldunterstügungen zur ersten wirthschaftlihen Einrichtung , deren Betrag sich nach der Zahl der Familienglieder richtet, aus Staatsmitteln gewährt. Die wohl- habenderen Rekrutenfrauen müssen die oft sehr weite Reise auf eigene Kosten machen. Wie der Krakauer »Czas« erfährt, haben von den vom Kaiser von Oesterreih amnestirten Polen alle diejeni- gen, welche in Galizien niht heimathsberechtigt sind, bei ihrer Entlassung aus den Festungen Olmüß und Josephsstadt die strenge Weisung erhalten, Oesterreich sofort zu verlassen, da ihnen als Ausländer nicht gestattet werden könne, das galizische Gebiet zu betreten. Die Ausgewiesenen wurden mit einem freien Fahrbillet und mit einem Reisegeld von 5 Fl. pro Person versehen und von Polizeibeamten auf die Eisenbahn gebracht, um nah Bayern beför- dert und dann ihrem eigenen Schicksale überlassen zu werden. Die polnische Emigration hat auf diese Weise einen neuen Zuwachs er- halten. Die meisten der Ausgewiesenen haben sich zunächst nah der Schweiz gewendet.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 28. November. (Köln. Ztg.) Das Comité für die Landesvertheidigung hat eine Erhöhung der {wedis{chen Armee empfohlen; im stehenden Heere soll die Jnfanterie von 49 auf 50 Bataillone (von 22,383 auf 295/897 Mann), die Kavallerie von 4290 auf 4818 Mann erhöht werden. Die Artillerie soll in der Mannschaftzahl wenig verändert, doch die Zahl der Batterieen auf 25 erhöht werden (außerdem Reserve-Batterieen), jede Batterie von 6 Kanonen. Die Jngenieur- Truppen werden bis 720 Mann verstärkt. Das Comité glaubt aber, daß Schweden bei einem Vertheidigungskriege 25 pCt. der Be- völkerung , also 100,000 Mann , aufstellen kann. Von diesen 100,000 Mann sollen aber beim Beginn des Krieges nur 70,000 Mann aufgestellt werden, ungerechnet Offiziere, Spielleute und nicht Streitende.

(W. T. B.) Der Reform- Vorschlag is seitens des Adels mit 361 gegen 294 Stimmen angenommen worden. Der Priesterstand hat morgen sein Votum , das wahrscheinlich ebenfalls zustimmend lauten wird, abzugeben. Jn der Stadt herrsht großer Jubel.

Christiania, 2. Dezember. (H. Börs. H.) Jn der Berathung Über den ersten Haupttheil des Budgets: »Das Königliche Haus und die zur Disposition des Königs gestellten Schlösser«, hat das Storting heute folgende Ansäte einstimmig beschlossen. Für die Hofhaltung des Königs 84,000 Spd. jährlih. Als Apanage für die Königin-Wittwe Eugenie 16,000 Spd. Als Apanage für Prinz Os far 13,000, und für Prinz August 6000 Spd., sowie für die Prinzessin Albertine 2000 Spd. jährlich.

Dánemark. Kopenhagen, 5. Dezember. (Hamb. N.) Der Minister des Jnnern legte heute, in Folge des gestern mit 65 gegen 5 Stimmen erfolgten Beschlusses des Folkethings, betreffend die Incorporation der vormaligen \{leswigshen Distrikte, zwei der

früher angekündigten organisatorishen Gesehe vor, nämlih A E wurf eines Geseyes, betreffend die Regulirung der Amts- und 4 dictionsverhältnisse in den gemäß dem Friedensvertrage vom Ÿ) f. tober 1864 ins Königreih einverleibten früher \chleëwigsden Distrikten und B. Entwurf eines Gesehes , betreffend Veränderun N und Supplement zum Geseh, betreffend die Wahlen zum Reichôtag, vom 16. Juni 1849, Der Minister bemerkte, daß die westlich M genen Distrikte ins Amt Ripen, die östlich belegenen als KoldingerHarde t Amt Veile und die Jnsel Aerró ins Amt Svendborg einverleiht wäre. Aus der Jnsel Aerrö mit der Stadt Aerröskjöbing und dem Handelsort Marstall wird eine Harde unter dem Namen UAerz, Harde errichtet. Jn Kraft tritt das Gesey A. den 1. April 1867 Der Justizminister legte einen Gesegentwurf , betreffend die Einfüh, rung der dänischen Gesehe in die vormaligen {leswig\chen Distrikte vor. Der Entwurf besteht aus 14 Paragraphen und das Geseh tritt am 1. April 1867 in Kraft. Der §. 12 stellt fest, daß die Fästegeseßgebung des Königreichs in den einverleibten Distrikten nit gültig wird. Jm Allgemeinen bleiben die Bewohner der Distrikte im Besige aller wohlerworbenen Gerechtsame, und Seefahrer, welche nihtdie dänischen Verpflichtungen in Betreff von Examen und Befahrenheit erfüllt haben, brauchen dieselben nicht nachträglich zu erwerben. Testamente Ehe- und Erbpakte, Verpfändungen 2c. bleiben in Kraft, doch sollen neue Pfandregister eingerichtet werden u. d. m. Personen, welhe das Mündigkeitsalter in Schleswig (21 Jahr) erreicht haben, blei, ben mündig auch nah der Jncorporation, obgleih sie das des Königreichs (25 Jahr) vielleiht noch nicht erreicht haben. Der Ab. geordnete Professor Steen brachte darauf seinen Privatgeseßvorschlag, betrefsend Anlage und Betrieb einer Eisenbahn durch Süd-Seeland und einer Pferdebahn nah dem kopenhagener Hafen, ein.

6. Dezember. (Tel. d. Hamb. N.) Der Antrag der Bauern- freunde, dem Reichstage die Befugnisse des Reichsraths zu über: weisen, wurde verworfen und der Uebergang zur zweiten Berathung mit 53 Stimmen gegen 35 verweigert.

7. Dezember. (W. T. B.) Die Abend-Zeitungen berichten: Der König hat sich auf der gestrigen Jagd eine ernstlihe Erkältung zugezogen und leidet an heftigem Rheumatismus. Derselbe wird mehrere Tage das Bett hüten müssen.

Das Abendblatt der »Berlingske Tidende« spriht \ich in einem offiziösen Artikel \{charf gegen die Versuche aus, durch öffent: liche Versammlungen (Kasino) oder Zeitungsartikel (Dagbladet) die Vorstellung hervorzurufen, als ob die Regierung unfrei und Beein- flussungen unterworfen sei. Der Standpunkt der Regierung in der \{chles8wig - holsteinschen Frage sei der, den Artikel Z des Wiener Friedenstraftats in loyaler Weise zu erfüllen. Entgegen- geseßte Bestrebungen zu unterstüßen, wäre dem wahren Wohle des Vaterlandes shädlich. Alle Gerüchte von Verhandlungen däni- her und auswärtiger Diplomaten bezüglih Schleswigs seien unbe- gründet. Dänemark habe keinen derartigen Schritt gethan. Ebenso unwahr sei die Vorstellung, als ob die Regierung in irgend welcher Verbindung stehe mit untergeordneten Agenten und Korresponden- ten im Auslande. Es sei wünschenswerth, daß die Presse es unter- lasse, in der Bevölkerung derartige Vorstellungen und Hoffnungen zu erwecken, welche Dänemark unter den gegenwärtigen Verhält- nissen nicht befriedigen könne.

Amerika. New-York, 25. November. Die »New-Yorker Times» wiederholt, daß die Regierung der Vereinigten Staaten keinen Grund habe, die Auslieferung der Mannschaft des »Shenan- doah« zu verlangen. Da der amerikanische Konsul das Schiff als ein Kriegs\hif entgegengenommen habe, so könne die Unions - Re- gierung sich nicht über die Entlassung der Leute beklagen, Herr Mackenna, der chileni sche Gesandte bei der Regierung der Ver- einigten Staaten, hat in einer zu Panama gehaltenen Rede das Auftreten Spaniens gegen Chili als einen Vorwand, um eine feste Position auf amerikanischem Boden zu gewinnen, dargestellt.

Aus El Paso vom 20. -Olltober. wird dem : New- Yorker »Herald« gemeldet, daß die Kaiserlichen im Anmarsche gegen die Stadt seien; man glaubte, daß Juarez sich baldigst über Kali- fornien in die südlihen Provinzen Mexiko's begeben werde. Der Bevölkerung der Umgegend El Paso's hatte Juarez starke Zwangs- anleihen auferlegt, Aus Rio-Grande vom 5. November wird nah New - Orleans berichtet , die Republikaner hätten aht Meilen von Matamoros entfernt ein Lager bezogen; Zeitungen vom 10. Novem- ber aus Matamoros befürchteten keine Wiederholung des Angriffes gegen die Stadt. Laut Nachrichten aus Vera-Cruz vom 13. No- vember hatten die Kaiserlichen Erfolge gegen die Guerillabanden er rungen j die angebliche Zurückziehung der Kaiserlichen Truppen aus dem Jnnern Mexiko's bestätigt sich nicht. (Es war früher die Rede von einer Zurücziehung der Truppen von den Vorposten.) Die Kaiserin hat mit großem Gefolge am 6. November ihre Reise nach Yucatan angetreten.

_ Asien. Dem erfreulichen Telegramme, welches den Frieden mit Bhutan meldete, hinkt als unliebsamer Bote die indische Post nach, welche Über die ruheverheißenden Aussichten einen {limmen

Schatten wirft Der Deb-Radschah scheint zwar die englischen

| Macht, ihn zu züchtigen,

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euen ; aber sein mächtiger Unterthan, Tongso Pen- Base U 169 eigenen Willen haben und von Unterwerfung nichts El Der »Times« wird über diese Wendung der bbutanesishen a aus Kalkutta vom 7. November berichtet : Der Deb-Rad- a und seine verantwortlichen Berather wollen unsere Forderungen

s eben, wenn wir die Subsidien, welche wir ihm vor dem Kriege L ti zum Ersay für den von un®ë eingenommenen Theil 8 Duars vermehren. Als Beweis des Ernstes ihrer Ab- aften haben sie uns zwei in ihre Gefangenschaft gerathene Zepoys zugesandt und das Versprechen gegeben, daß die während L lezten zehn Jahre als Sklaven fortgeschleppten Bengalesen ihre Jreiheit erhalten sollen. So wird denn die linke Kolonne unter Citrál Tytler nichts zu thun haben; das Unglück aber bei der Sache is daß der Urheber des Krieges, Tongso Penlow, entschlossen is auf eigene Faust zu handeln. Der Deb-Radschah bat nicht die pu und so muß unsere rechte Kolonne ans Perf, unter General Turner. Damit der Häuptling uns nicht überrashe, sind zwei Sepoy-Regimenter nach Dewand\ chiri her- aufmarschirt. Die Früchte des Krieges werden wir also nicht ge- nießen, wobl aber seine Kosten tragen, um am Ende binnen einem oder zweier Jahre die E unter ungünstigeren Umstän-

vieder von vorn anzufangen. j

L für uns behalten, \o soll dem Deb-Radschah die geforderte Erhöhung der Subsidien bewilligt werden. Hierauf wird dann als auf einen uns abgezwungenen Tribut im ganzen Thibet und Central- Asien hingewiesen werden. Jndessen sind die Bhutanesen so aal-

gleich \chlüpferig, daß wir vor wie nah auf den »großen Marsch« |

vorbereitet bleiben.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen - Büreau.

Vien, Donnerstag, 7. Dezember, Abends. Von den Land-

tagen in Linz, Troppau und Klagenfurt sind heute die Adressen

gegen das September-Patent angenommen worden.

Brüssel, Freitag, 8. Dezember, Morgens. Der heutige

„Moniteur belge« veröffentlicht folgendes Bülletin: »Der König befindet sich heute in demselben Zustande wie gestern. 7, Dezember. (gez.) Wimmer. de Roabaiz.«

Laeken,

Kunst- und wissenschaftliche Nachrichten.

Am 1. Adventfonntage wurde in Blankenburg am Harz die alte Ober- oder St. Bartholomäumskirche nach einem längeren Reparatur-Bau zwar noch nit ganz vollendet dem öffentlichen Gottesdienste wieder übergeben. Die Kirche ist, dem »Braunschw. Tageshl. « zufolge, schôón und prächtig aus ihrer Restauration hervorgegangen. Als eins der am höchsten gelegenen Gebäude blickt dieselbe herab auf die Stadt; sie wurde im 13ten Jahrhundert von den Grafen Heinrich 1. und Siegfried mit dem dazu ge- hörenden Mönchs- und Nonnenkloster des Cistercienser-Ordens fast auf halber Höhe des Schloßberges gegründet und nach dem Verfall der Kloster- gebäude als Parochialkirche der Stadt übergeben. Es isst dem Stadtma- gistrate, so wie dem Stadtverordneten-Kollegium nicht genug Dank zu wissen, daß dieselben dies alte Baudenkmal durch eine Reparatur erhielten und nihh wie projeftirt war, für eine neue Kirche niederreißen ließen. An der St. Geor genkirche daselbsi, die gleichfalls einer umfassenden Repa- ratur und Restauration unterworfen ist, wird mit allem Eifer täglich, selbst in den späten Abend hinein, fortgearbeitet, und man hofft, daß am 1, Weihnachtstage der Gottesdienst in jenen heiligen Räumen wieder ge- halten werden kann. i s

Gotha, 5. Dezember. (L. Z.) Heute Vormittag fand man in der Tiefe eines hiesigen Steinbruchs die Leiche des Geh. Hofraths Dr. Ewald, des früheren Direktors des hiesigen Kunstkabinets und langjährigen Re- dacteurs des genealogischen Taschenbuchs. Der Verstorbene war gestern in der Abenddämmerung, wie er stets zu thun pflegte, zu einem weiteren Spaziergang von Hause gegangen.

Jn Dorpat wird mit Zeitung« unter Redaction des früheren E, Mattiesen, erscheinen.

Ait etzt E A

Statistische Nachrichten.

Das eben veröffentlichte Budget des Fürstenthums Serbien für das Jahr 1866 C den Einnahmen 11,128,000 Franken und in den Ausgaben 11,075,047 Fr. : i

d ne Zahl. der Geistlichen und Gotteshäuser der nicht zur orthodoxen Kirche gehörigen Bewohner des russischen Reiches bringt die y Nordd. P.« folgende, dem Bericht des Ministeriums des Jnnern M dessen Verwaltung in den Jahren 1861, 1862 und 1863 entnommene atisti ngaben : | :

O A Iatdolis@e Kirche hat in Rußland 4 Eparchien mit 1094 rômisch-fatholishen und 42 armenisch-katholischen Pfarrkirchen und 2146 Kapellen, Bethäusern und Filialkirhen. Von 1861 bis 1863 is die Erlaubniß zur Erbauung einer massiven Kirche und von 19 Kapellen, zur Errichtung von 18 Hauskapellen, zur Umgestaltung einer Filialkirche in eine Pfarrkirche und zur Einrichtung eines neuen Kirspiels ertheilt worden. Jn der geistlichen Akademie befanden sich 1863 45 und in den 6 Eparchial-Se-

dem neuen Jahre eine »Neue Dorpatsche Redacteurs der »Dorpt. Ztg.«, Dr.

Da wir die Duars in jedem |

minarien 421 QJöglinge. Von den Zöglingen, welche 1861 bis 1863 ihren Kursus beendigt haben, sind 246 als Priester geweiht und angestellt worden. Im Jahre 1863 bestanden im Reiche 50 etatsmäßige und 10 überetats- mäßige Mönchs- und Nonnenklöster. Zum Unterhalte der Geistlichen wer- den 614,000 R. verabfolgt ; außerdem befindet sich ein Kapital von 2,021,000R. zur Verfügung des römisch-katholischen geistlichen Kollegiums. Von 1861 bis 1863 End 58 Protestanten, 91 Juden und 5 Mohamedaner zur römisch- katholischen Kirche übergetreten. L

Die evangelisch - lutherishen Kirchspiele bilden 8 Konfsistorial- Bezirke. Von 1861 bis 1863 sind 9 neue Kirchspiele errichtet worden. Die Zahl der Pfarrkirchen erstreckt sih auf 592; eine ist aufgehoben, dafür aber die Erlaubniß zum Bau von 7 neuen Kirchen ertheilt worden. Jn der drei- jährigen Periode wurden 41 Geistliche angestellt. Zum Unterhalt der Geist- lichkeit werden 55,000 R. verabfolgt. Das Sektenwesen innerhalb der evan- gelisch - lutherischen Kirche hat sehr nachgelassen. Die Pietisten des Gouv. Chersson haben sih mit der Konsistorialkirhe vereinigt; im Gouv. Livland dauern jedoch noch die unerlaubten Zusammenkünfte der Herrenhuter fort. In Estland erschien der unter dem Namen Leinberg oder Mansfeld bekannte Prediger einer neuen religiös-politischen Lehre ; seitdem man aber angefangen, die Anhänger derselben nach der Krim zu \chicken , verschwindet auch allmälig diese Sekte. Da die Lehre der Baptisten, welche sh im Gouv. Kurland eingenistet, die Militairpflicht verwirft, hat das Ministerium eine Prüfung derselben vorgenommen, um festzustellen, ob sie geduldet wer- den darf oder nicht.

Die Reformirten haben 23 Kirhen. Als Geistliche wurden 6 Per- sonen neu angestellt. Jm Jahre 1862 hat vom 7. bis 26. Juli eine Synode der evangeliscb-reformirten Geistlichen in Wilna stattgefunden.

Von 1861 bis 1863 sind 285 Katholiken und 56 Juden zur protestan- tischen Kirche übergetreten.

Die armenish-gregorianische Kirche hat 6 Eparchien, von denen 2 sich außerhalb der Kaukfasusländer befinden. Qu derselben gehören 808 Kirchen, 57 Klöster, 376 Welt- und 86 Klostergeistlihe. Zum Unterhalt der Geistlichkeit giebt der Staat 3800 R. Zu dieser Kirche sind 39 Mohame- daner übergetreten. j

Die talmudistischen Juden besißen im Reiche 616 Synagogen und 2435 Betschulen mit 5109 Geistlichen. :

Die Karaim haben in den 5 C40, Gilde in welchen dieselben angetroffen werden, 14 Synagogen mit 46 Geistlichen. 5 /

y Di Mohamedaner besigen 4220 Moscheen, bei welchen 6783 Geist- liche fungiren. Qum Unterhalt der leßteren werden 8880 R. verabfolgt.

Den Lamaiten steht eine Veränderung in der Organisation ihrer Geistlichkeit bevor, und dic desfallsigen Vorschläge unterliegen bereits der Prüfung. An Stelle des 1858 verstorbenen Lamas der Kalmüdcken ist der Ober-Baktscha (Lehrer) Arsha Shgodshajew zum Lama erwählt und am 10. November 1861 bestätigt worden.

Gewerbe- und Handels-Nachrichten.

Kiel, 5. Dezember. Das »Verordnungsblatt für das Herzogthum Holstein« enthält folgende Bekanntmachung der Herzogl. holsteinshen Landes- Regierung hierselbsi, vom 29. November: i A

»In Ergänzung des Tarifs, nach welchem die Abgaben für die Be- nuguna des Störstroms bei Jhehoe von Schiffen und Waaren bis weiter zu erlegen sind, vom 4. Juni 1860, wird die Waaren-Abgabe am Jhehoer Hafen für Kreide-Erde und andere Erd- und Thonarten lose im Schiffe auf 1/ ¿ Sh. Crt. für 100 Pfd. bestimmt.«

Die neuen österreichischen Fünfgulden-Banknoten werden, der »yOstd. Post« zufolge, mit Januar in Druck kommen und müssen täglich 2500 Stü vollkommen rein ausgefertigt sein. Selbe sind nicht wie die jeßigen Banknoten dieser Sorte nach der Länge, sondern der Quere nach gedruckt ; der grüne Unterdruck besteht in einer Reihenfolge der mikroskopisch fleinen Worte in Fraftur: »Fünf Gulden« und sind die Banknoten den preußischen Tresor-

cinen ähnlich. i: V Die Nachforschungen nah Steinkohlen, die auf Befehl der tür- fischen Regierung in der Provinz Anatolien, Türkisch-Asien, angestellt wurden, hatten die Entdeckung eines großen Kohlenlagers am Fuße des Berges Olympos zur Folge. Die Beschaffenheit derselben ist, wie man sagt, für Dampskesselzwecke vortrefflich und der Vorrath in solcher Fülle vorhan- den, daß man die Tonne zu 8 Sh. verkaufen kann. Man beabsichtigt, zum Gebrauch der Dampfer ein Kohlendepot in Suez anzulegen.

Landwirthschaftliche Nachrichten.

Die neueste Nummer der y Annalen der Landwirthschaft« veröffentlicht folgende Berichte : : i i;

1) Aus dem Reg. Bez. Gumbinnen, im November. Der unguün- stige Ausfall der diesjährigen Ernte, welcher einer sehr großenAnzahl von ländlichen Besizern den Verkauf von Getreide überhaupt unmöglich macht und sogar Viele nöthigt, den eigenen Bedarf sich von anderwärts zu beschaffen y sowie der Futtermangel, welcher voraussichtlich im Grühjahre erheblih zu Tage treten wird und sich schon jeyt in dem Streben bemerklich macht, den Viehstand so viel als immer thunlih zu beschränken, üben auf den Grundbesizer einen sehr drückenden Einfluß. Die arbeitende Klasse hat dagegen fortdauernd ein angemessenes Auskommen, da es an Arbeit, namentlich bei öffentlichen Bau- Unternehmungen nicht fehlt, die Preise des Getreides vorläufig noch nicht unverhältnißmäßig boch, die Kartoffeln im Allgemeinen gut gé- rathen sind und die Arbeitslöhne noch immer hoch stehen. ;

2) Aus dem Reg.-Bez. Königsberg, Mitte November. An Winter- getreide wurde durchweg nur wenig gebaut, und hat dasselbe auch noch in der Qualität durch das in der Zeit der Ernte eingetretene Regenwetter ungemein gelitten. Jn gleicher Weise ist der Futterertrag sehr färglich audgefallen, so daß in dieser Hinsicht bedeutender Mangel zur Frühjahrszeit zu befürchten steht. Was die Kartoffel-Ernte anbelangt, so ist dieselbe größtentheils zufriedenstellend gewesen. Die Wintersaaten haben bei der

günstigen Witterung sehr gut bestellt werden können. Dieselben begannen