1865 / 296 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Anhalt. Dessau, 13. Dezember. (L. Z.) Der Erbprinz von Meiningen und der Prinz August von Württemberg find zum Besuch am Herzoglichen Hofe eingetroffen; ihnen zu Ehren werden in den nächsten Tagen mehrere Hofjagden abgehalten werden. . Der Landtag hält, nahdem er die Wablprüfung erledigt hat, jeßt Vorberathungen in den Abtheilungen. Der Zollvertrag und die Militair-Convention mit Preußen werden auf der nächsten Tages- ordnung stehen. Die leytere Convention betrifft die Theilnabme der diesseitigen Truppen an den preußishen Militair - Vildungsanstalten seitens der hiesigen Offiziere und Fähnriche. Jn die Berathung des Hauptfinanz - Etats für das Jahr 1866 sind die Abtheilungen bereits eingetreten j derselbe {ließt in Einnahme und Ausgabe mit 3,596,000 Tblr. ab, gegen den Etat von 1865, §0,753 Thlr. mehr

Nassau. Wiesbaden, 13. Dezember. (Fr. J.) Die Zweite Kammer hielt heute Nachmittag öffentliche Sißzung ab, in

welcher Über die Regierungsvorlage bezüglih des Aulehens von |

1,500,000 Fl. verhandelt wurde. Diesmal hat die Kammer mehr Bereitwilligkeit gezeigt zu einer Verwilligung, als es bei der vorigen Vorlage der Fall war, indem der Antrag auf Verwilligung eines Anlehens von 800,000 Fl. statt der angeforderten 1,500,000 Fl.

genehmigt wurde. Bayern. München, 13. Dezember.

Nachrichten aus Nizza, welche gestern anlangten, reichen bis zum O. Dezember. Sie besagen, daß Se. Majestät der König Ludwig 1. die zutn Theile anstrengende Reise dorthin ohne die geringste Ermü- tung zurückgelegt habe und daß Allerhöchstdessen Befinden in jeder Beziehung ein vortreffliches sei.

Desterreich. Wien, 14. Dezember. (W. T. B.) Die »General- Correspondenz aus Oesterreich« bezeichnet die Zeitungs- Nachrichten Über weitere Sendungen österreichischer Soldaten nach Meyxiko als tendenzióse Erfndungen und stellt den Thatbestand in folgender Weise dar: Das Wahre an der Sache beschränke sih darauf, es seien Verhandlungen darüber im Zuge, daß den Leuten , welche ihrer Heerespflicht in Oesterreich volllommen genügt hätten, gestattet werde ; sich für Mexiko anwerben zu lassen. Der Zweck dieser Wer- bungen sei der, Ersaß zu bieten für die Abgänge des in Mexiko dienenden österreichischen Freiwilligencorps. Die Gesammtzahl der neuen Werbungen würde 2000 Mann jährlih nicht Übersteigen.

i: Ihre Majestät die Kais erin isst gestern, den 13. d. M, nach München abgereist.

Ofen, 14. Dezember. (W. T. B.) Die Eröffnung des ungarischen Landtages hat so eben in der hiesigen Soital a Pie bin A in Person stattgefunden. Die Thronrede, welche vom Kaiser verlesen wurde, enthält, nah vorangeschickter Begrüßung der versammelten Landtagsmitglieder, im Wesentlichen Folgendes :

Sie drückt den Wunsch des Kaisers aus, die Hindernisse des Aus- gleiches zu beseitigen, welche bisher hauptsächlich durch die Verschiedenheit der Ausgangspunkte (die Doktrinen der Rechtsverwirkung auf der einen und der starren Rechtskontinuität auf der andern Seite) entstanden wä- ren. Der Kaiser nehme nun die pragmatische Sanction als Ausgangs®- punkt, welche sowohl die autonome Rechtsgestaltung Ungarns, als auch den untrennbaren Verband aller Länder der Monarchie gewäh: leiste. Jm Sinne der pragmatischen Sanction, fährt die Thronrede fort, sei nun vor Allem das gegenseitige Verhältniß der Länder der ungarischen Krone zu regeln. Daher sei der Siebenbürgische Landtag einberufen, um das e H A M der ungarische Landtag aufge-

/ den diesbezüglichen Ge i m Ÿ ZA8 einer gründlichen Erwägung T A scyartifel vom Jahre 1848 einer

“Hinsichtlich Kroatiens wird unter Hinweisu i Eröffnungsresfripte an den roatischen R e n n Gesagte, der Wunsch ausgesprochen, die Frage der Vereinbarung über das Rechtsverhältniß mit Ungarñ, im Einvernehmen der beiden Landtage einer gedeihlichen Lösung entgegenzuführen. K G

In erster Linie müsse jedoh auf die Behandlung der allen Ländern gemeinsamen Angelegenheiten ein besonderes Gewicht gelegt werden, deren Existenz schon in der pragmatischen Sanktion begründet sei, deren Behandlungsart aber bei den geänderten Verhältnissen , so wie 2 m d “i dermalen eine neue Gestaltung erheische, weil mitt- edin A übrigen Ländern des Reiches verfassungsmäßige Rechte

Diese gemeinsamen Angelegenheiten seien im Oktoberdi ich- net, und die gemeinsame N ungém dias P R S jeyt ein unabweisbare® Erforderniß des einheitlichen Bestandes und der d des Reiches, dem jede andere Rücksicht untergeordnet wer-

Gür die Form dieser Behandlung sei durh das Februar-Patent ei Modalität vorgezeichnet worden; nachdem 0 dieselbe, vielseitig, Be- denken wachgerufen habe und Se. Majestät nur eine auf vielseitiger Er- kenntniß der Nothwendigkeit ruhende Vereinbarung wünsche, sei das dies- fällige Statut mit dem September-Patente sistirt worden. Sowohl das Oftober-Diplom als auch das Februar-Patent werde nun dem ungari- schen Landtage zur Prüfung und Annahme mit dem Bemerken vor- a, p Ae DiOeingen fühlen sollte, Modificationen

/ in einer Weise ge Laa Le ote E R E n enger Verbindung hiermit stehe die i i i 48er Geseße, deren formelle Giltigfkeit A S Ri Le Vei Ausführung und Beschwörung jedoch nicht erfolgen könne, in so lange dieselben der nachtheiligen Vilimmungen nicht entkleidet seien.

(Bayr. Ztg.) Die |

Jnauguraldiplomes erfolgen, und nah vollzogener Krönu i Landtage noch weitere das Wohl des L j 9 s dem vorgelegt werden. s Mevasiiéi

Der Kaiser erklärte hiernach unter Hi i antwortlichkeit, welche T der Lofuno llee ULUA F bia (dio e Landtag für eröffnet und richtete ncch einige Worte des Vertra iel lin es Matten Mitglieder des Landtages, in der Hoffnung, vai ie US dde erk mit Gottes Hülfe einem gedeihlichen Ende zugeführt wer.

Die Thronrede wurde an 26 Stellen dur j brochen. An 4 Stellen hörte man ivie ata E

In der ersten Sißung der Deputirten wendet der Alterspräsid t sih mit vertrauensvollen Worten an die Versammlung. Der © e tag könne mit Ruhe an die Arbeit gehen, weil er nicht dit La, sprehungen, sondern mit Thatsachen rechnen könne. Solche sei die Berufung des Landtags nah dem Wakhlgesey von 1848 die Einberufung des Siebenbürgischen Landtags, die an die Kroaten E gangene Aufforderung zum Anschluß an Ungarn. Der Redner for. dert die Landtagsabgeordneten zur Nachahmung der Ahnen auf die in friti{hen Zeiten den richtigen Ausweg fanden und mit nab weislihen Thatsachen zu transigiren wußten (Beifall).

Belgien. Brüssel, 13. Dezember. (Köln. Qt Hes Abend ist die Königliche Leiche , v bereits arate an wurde , von der berittenen Bürgergarde und dem Guiden-Regiment aus Laeken nach dem hiesigen Schlosse überbracht worden. Die Leiche befand sich in einer Art Sarg , der , mit {warzem Sammt “_Überzogen, mit dem belgischen und des Königs Wappen geziert, von sechs Pferden gezogen ward. Der Zug , den einige Fackeln beleuh- teten, bewegte sich langsam durch die dicht gedrängte Menge. Um 11 Uhr langte der Zug im Schlosse an, wo die Leiche von den Autoritäten in Empfang genommen ward. Heute ist dieselbe in einem zur Todtenkapelle umgewandelten Saale des ersten Stoes ausgestellt und ganz Brüssel drängt sih herbei , um die Züge des verehrten Monarchen noch einmal zu betrachten. Der Senat ist auf künftigen Freitag und die Kammer soll auf künftigen Sonn- abend einberufen werden , lediglich jedoch , um einige Arrangements für die bevorstehenden Ceremonien zu treffen.

_ Großbritannien uud Jrlaud. London, 13. Dezember. Eine dreiwöchentliche Hoftrauer (vom 14. d. bis zum 4. Janua) ist wegen des Todes des Königs der Belgier vorgeschrieben wor- den. Offiziere der Armee und der Flotte brauchen nur einen \chwar- zen Flor um den linken Arm zu tragen.

Die Regierung hat si entschlossen, den Gouverneur von Ja- maica, Eyre, für die Dauer der angeordneten Konmmissions-Unter- suchung seiner amtlichen Functionen zu entheben und durch Sir Henry Knight Storfs zeitweilig zu erseßen. Es wird dies in der »London Gazette« in einer Proclamation der Königin angekün- O N as E Beweggründe angiebt :

_JIn Anbetracht, behauptet wird, daß großes Mi 1 f d Insel Jamaica geherrscht habe, und daß a G Gde Mee nen sich verabredet hätten, andere unserer dort ansässigen Unterthanen un- zubringen; und sintemal arge Unruhen auf besagtem Eiland ausgebrochen und unterdrückt worden sind, und während der Unruhen und der Unter- drückung derselben großer Verlust an Menschenleben stattgefunden hat und behauptet wird , daß bei der Unterdrückung der Unruhen übermäßige und ungeseßzliche Strenge angewendet worden sei; und da uns schr daran liegt, daß Über den Ursprung, den Charakter und die Umstände besagler Ruhestörungen und über die zur Unterdrückung derselben angewandten Maß- regeln eine volle und unparteiische Untersuchung angestellt werde; und da es wünschenswerth sein mag, daß besagter Edward John Eyre während be- E Untersuchung auf besagtem Eiland von Anfang bis zu Ende oder M „eines Theils der Untersuchung zugegen sei, aber da es zur Hin- änglichkeit besagter Untersuchung erforderlich ist, daß die ihm als Gouver neur der Jusel übertragenen Vollmachten während besagter Untersuchung Dil von ihm selbst auêsgeübt werden, wird Sir H. K. Storks, zu dessen ; ugheit, Muth und Loyalität wir besonderes Vertrauen haben, als unser (geitweiliger) General - Capitain und Ober - Gouverneur besagten Eilandes und der dazu gehörigen Gebiete, Forts, Besatzungen u. f. w. u. \. w.

eingeseßt, Russell \chon

els

Diesen Beschluß der Regierung deutete Earl Len den Deputirten aus London und Brighton an, die G46 n in S ed sireti mit sehr dringenden Petitionen erschienen. +1 er den Wortführern waren mehrere, welche die augenbliliche berufung Eyre’'s und eine in England selbs anzustellende Unter- OS forderten. Earl Russell erwiderte im Wesentlichen: el ie Ereignisse auf Jamaica haben die Regierung sehr peinlich berührt ich wundere mich nicht über den Eindruck, den sie auf das Volk und Ie Gen Meetings hervorgebracht haben. Es is ein billiger Wunsch E u Que und mehr noch is es Pflicht der Regierung, über den Gou- u eur Eyre nicht im Voraus abzuurtheilen. Eine unparteiische Unter- ui 8 ist daher nôthig, und die Wahl der dazu geeigneten Personen hat U E T eli Mehrere Gentlemen haben gesagt, daß man “E im Voraus zu fällen brauche und doch verlangen fönne, daß F fter für die Dauer der Untersuchung sein Amt niederlege. J pl j q Mr. Eyre selbst niht den Wunsch hat, so lange die Untersuchung F evt, im Amte zu sein, und die Regierung hat gewiß niht die Absicht, n während dieser Zeit seine Functionen ausüben zu lassen. Was die

Nach Beseitigung dieser Schwierigkeiten könne die Ausfertigung des

Vorgänge auf Jamaica betrifft, so will ih ü i ixklich ei 1 / 10 will ih über die Frage, ob wirklich eine große und allgemeine Verschwörung stattgefunden e Aft, Kind Meinung

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abgeben. Der erste Ausbruch (in Morant Bay) aber isst kaum der Art ge- | wesen, wie er in einigen Petitionen geschildert wird, na denen man glau- hen könnte, daß auf eine friedliche Menge ohne Anlaß gefeuert worden sei. Die amtlichen Aktenstücke stellen die Sache hinlänglich bedeutend dar. Es war feine friedliche Menge, sondern mag ein Volfksauflauf wie einer in England gewesen sein, bei dem mit Steinen geworfen würde und ein Kra- wall stattfand. Es mag flug oder unklug gewesen sein, den Freiwilligen Feuer zu fommandiren, aber dies is aus den Berichten nicht zu erkennen. Die Regierung hat den besten Wunsch, gegen Alle diejenigen, deren Bench- | men Gegenstand der Untersuchung sein wird, mit Gerechtigkeit zu verfahren und auch die Zustände der Insel überhaupt ins Auge zu fassen. Unsere Bemühungen wind, wie wir hoffen, \o weit der Erfolg krönen, daß keine heflagenswerthen Ereignisse der Art wieder vorfallen werden.

In der St. Martins - Halle hat gestern Abend eine von der Reformliga einberufene Massenversammlung stattgefunden.

Das Gerücht, daß der Gouverneur des früheren Gewahrsams der angeklagten Fenier, Richmond Bridewell, aus Dublin ver- shwunden sei, entbehrt der Begründung. Die Prozeßverhandlun- | gen gegen O’Donovan ziehen sih in die Länge, da der Angeklagte ein äußerst detaillirtes Kreuzverhör mit den Zeugen anstellt, so daß der Gerichtshof ihn häufig unterbrechen mußte. Es sind wieder mehrere Verhaftungen vorgekommen j auch der Gefängnißwärter Byrne ist jegt als Fenier verklagt.

Frankreich. Paris, 14. Dezember. Der heutige »Moni- teur« veröffentlicht einen die Ausstellung von 1867 betreffenden Ar- tifel, in welchem die auswärtigen Kommissarien, welche bei der faiserlichen Kommission angemeldet sind, ausgeführt werden.

Spanien. Die »Gazeta« von Madrid veröffentlicht ein Oekret, dem zufolge der Civilprozeß, wie er in Spanien besteht, in gleiher Weise auf Cuba und Puerto-Rico zur Anwendung kom- men soll. Nach der »Epoca« wird das Budget den Kammern zwischen dem 10. und 15. Januar vorgelegt werden. Die Erspar-

nisse würden sich auf 60 Millionen Realen erheben.

“talien. Florenz, 14. Dezember. Chiaves übernimmt das Ministerium des Jnnern. Natoli, welcher dasselbe bis jeßt interimistish verwaltete, bleibt Minister des öffentlichen Unterrichts.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 12. Dezember. Die Moskauer Adels - Versammlung ist, der »St. Pet. Ztg-« zufolge, am 30. November geschlossen , nachdem sie am 29sten noch

den bisherigen Adelsmarschall, Fürst A. P. Gagarin, für das nächste Triennium wiedererwählt und den Fürsten A. W. Mesch- tscherski zum Kandidaten erwählt hatte. Von den Beschlüssen dieser Adelsversammlung hebt das genannte Blatt aus den Berichten der »Moskauer Zeitung« nur den folgenden hervor, der in der ersten Sißzung am 26sten gefaßt wurde, und sich auf den Entwurf der Adresse bezog , die zu Anfang dieses Jahres an Se. Majestät den Kaiser gerichtet werden sollte. Derselbe lautet: | Die Kommission zog bei Beurtheilung diejer Angelegenheit folgende Umstände in Betracht: Der Wunsch des Adels bestand einzig und allein darin, daß die Wahrheit stets von den Unterthanen aller Stände zur Kenntniß Sr. Majestät gelange. Der Adel war weik von allen persôn- sönlichen oder Standesbestrebungen entfernt. Auf den Dienst hinweisend, welchen die Stimme erwählter Männer dem Throne leisten kann, hat er sid durchaus nicht angemaßt, vorher die Rechte und Pflichten diejer Er- wählten festzuseßen, vielmehr mit volllommenem Vertrauen die Feststellung dieser Rechte und Pflichten von der obersten Gewalt erwartet. Dies bestätigen alle Protokolle der früheren Versammlung, alle vorhandenen handschriftlichen Aktenstüce. Jn dieser alleinigen Absicht hat der Adel ihn zu berufen, damit er sich in Gemeinschaft mit der allgemeinen Versammlung der Vertreter aller russischen Lande an der Besprechung der dem ganzen Staate gemeinsamen Bedürfnisse betheilige. Als der Adel des Gouverne- ments Moskau sih an die erhabene Person des geliebten Monarchen wandte, sagte er: » Auf diesem Wege, Majestät, werden Sie die Bedürf- nisse unseres Vaterlandes in ihrem wahren Lichte kennen lernea, werden Sie das Vertrauen zu den Exekutivgewalten wieder herstellen, werden Sie eine pünktliche Beobachtung der Gesetze für Alle und Jeden und die Anwendbarkeit derselben auf die Bedürfnisse des Landes erzielen. Die Wahrheit wird un- gehindert zu Ihrem Throne gelangen. « Aus alle dem erhellt, daß der Adel keine Ausnahmestellung für sich verlangte, daß er nicht das Interesse desStandes, son- dern das des ganzen Landes im Auge hatte. Der Adel erklärte fich, wie aus dem Text jenes Bittschreibens hervorgeht, bereit, ohne sich dem Staats- dienste beizuzählen, oder sich einer mit demselben verbundenen Entschädi- gung zu erfreuen, seine Pflicht zum Besten des Vaterlandes und der Ordnung zu erfüllen. Jndem der Adel diese Bereitwilligkeit aussprach, nahm er hierdurch zugleich auch die Pflichten auf sich, welche mit dieser Angelegenheit verbunden sind. Aus dem Allerhöchsten Reskript an den Hrn. Minister des Innern vom 28. Januar 1865 muß geschlossen wer- den, daß man den Jnhalt des Projekts jenes unterthänigsten Bittschrei- bens, welches mit einer Majorität von 210 Stimmen gegen 36 ange- nommen worden, zur Kenntniß Sr. Majestät gebracht hatte, wenngleich dies auch nicht dur den Adel selbst geschehen war, welcher durch seine De- putirten die Absichten, die ihn dabei geleitet, in ihrem wahren Lichte hätte darstellen lassen und vor dem erhabenen Monarchen die Gefühle unbegrenzter Ergebenheit gegen den Thron hätte kundgeben können. Auf Grund dieser Erwägungen und in der Ueberzeugung, daß alles oben Er- wähnte vollkommen mit denjenigen Ansichten übereinstimmt, durch welche

der Adel des Gouvernements Moskau bei Abfassung des Projekts des unterthänigsten Bittschreibens geleitet worden, und daß es nothwendig ist,

daß der Adel ein für alle Mal jeden Anlaß zu Mißverständnissen und falshen Deutungen beseitige, das Vertrauen Sr. Majestät des Kaisers rehtfertige und sein richtiges Verhältniß zum Volke befestige, s{lägt die Kommission der Versammlung vor, alles dies in einem besonderen Be- \cchlusse kfundzuthun, ohne in diesem Augenblicke ein unterthänigstes Bitt- schreiben an Se. Majestät einzureichen.

In der Sizung am 27. November wurde dieser Vorschlag. der Kommission von der Versammlung mit einer Mehrheit von 161 @timmen gegen 28 angenommen.

Warschau, 11. Dezember. Ueber den Fortgang der admini- strativen Reformen, schreibt man der »Schles. Ztg.« , verlautet aus zuverlässiger Quelle, daß das Comité für die Bankreform mit der Feststellung der Grundsätze für die Reorganisation der polnischen Bank fertig geworden - ist und den Entwurf der neuen Statuten

| einer besonderen Delegation überwiesen hat, während die Kom-

mission für den Entwurf des Getränfkesteuer-Geseyes sih ebenfalls dem Abschluß ihrer Arbeiten näbert. Nach lehterem Entwurfe wird die Abgabe von den Brennereien so weit erhöht, um den durch die beabsichtigte Aufhebung der Consumtions - und Konsenssteuer verursachten Ausfall zu erseyenj die Accise-Abgabe soll erst bcim Verkaufe des Branntweins, mithin vom Konsumenten, nicht vom Produzenten, erhoben werden. Die Brauereien werden einer niht nah der Lage in Stadt und Land, wohl aber nach der Einrichtung für die schwereren oder leichteren Biergattungen verschie- denen, jedoh mäßigen Besteuerung unterliegen. Von allen Etablisse- ments zur Production und zum Verkaufe von Getränken soll eine Patentsteuer erhoben, im übrigen aber Fabrication und Verkauf frei- gegeben werden. Nach den neuesten Ausweisen beträgt die Zahl der in Warschau herausgegebenen Zeitungen und Zeitschriften von Neujahr ab 35, worunter 8 täglich erscheinende Blätter. Da diese periodischen Schriften mit einziger Ausnahme des russischen »Dnjew- nik« sämmtlich in polnischer Sprache redigirt sind, so kann man hieraus die lebhafte Thätigkeit der Polen auf dem literarischen Ge- biete erkennen. Dem Jnhalte nach zeichnet sich unter den Wochen- schriften namentlich der »Tygodnik illustrowany«, unter den Mo- nats\chriften der neubegründete »Ekonomista« aus. Jn der Pro- vinz erschien bisher nur die »Lodzer Zeitung« in deutscher und pol- nischer Sprache; vom Neujahr ab soll auch in Lublin ein (pol- nisches) Blatt herausgegeben werden. Die übrigen Provinzialstädte besigen noch keine periodishen Blätter, wie denn überhaupt die lite- rarisdbe Thätigkeit des Königreichs vollständig in Warschau konzen- trirt it.

Amerika. Dem »Boston-Journal« geht aus Washington eine Depesche zu, welche die Staatseinkünfte der Union für das jeßige Finanzjahr auf 275 Mill. Dollar in Papier und 125 Mill. in Gold veranshlägt. Wenn der Präsident seinen Entschluß, die Nusgaben unter 100 Mill. zu reduziren, durchführen könne, so sei nach Abtragung der Zinsen noch auf einen Ueberschuß von 100 Mill. zu rechnen, welcher zu der Tilgung der Nationalschuld oder zur Ein- ziehung eines Theiles der Greenbacks zu verwenden sei. Doch würde im Kongreß auch der Versuch gemacht werden , statt der Herstellung einer Metallwährung lieher die Steuern zu vermindern. Wie verlautet, enthält die Schaykammer gegenwärtig 41% Mill. in Gold und 30 Mill. in Papier. Es standen noch aus 5,545,000 Dollar in alten Certififaten, 50,316,000 in neuen Certifikaten und 51 Mill. in Goldcertifikaten. Jn den Kriegs- und Flottendepartements ergab sich eine Ausgabeverminderung von mehr als 11 Millionen für November dieses Jahres im Vergleich zu November 1864.

Nordamerikanische Blätter vom 2. d. enthalten wichtige Nach- richten aus Peru, ohne Angabe des Datums, laut deren die Re- volution gesiegt hat und Friede im Lande hergestellt ist. Am bten November eroberten die revolutionairen Truppen die Hauptstadt Lima, nur 400 Mann der Besazung leisteten Widerstand und fielen fast sämmtlich im Kampse. Jn dem Fort Santa Carolina be- hauptete sich Oberst Cuba, der Kriegsminister, noch eine Zeit lang, mußte \sich aber, da ein als Verstärkung erwartetes Regunent si nah Callao zurückzog, den Angreifern ergeben. Der gestürzte Prä- sident hatte auf einem englischen Kriegsschiffe Zuflucht gesucht und war nach Panama abgereist. Der Sieg der revolutionairen Partei hat insofern auch eine weitere Bedeutung, als ein Bündniß mit Chili gegen Spanien dadurch nghe gerückt wird. i

Aus Chili berichten dieselben Blätter , daß Admiral Pareja fortfahre, die chilenishen Häfen mit einem Bombardement zu bedro- hen, ohne aber zu Thätlichkeiten überzugehen. Die Blokade hat Pa- reja auf die sechs Haupthäfen beschränkt : Valparaiso , Coquimbo, Caldera , Herradura , Tomé und Talcahuana j die Übrigen Häfen bleiben dem Verkehr geöffnet. ;

Asien. Aus Schanghai, 26. November, wird telegraphirt, daß Burgevine's Tod der chinesischen Regierung unangenehme Ver- wicklungen bereiten werde der Gefangene soll, in Fesseln geschlagen, ertränkt worden sein. Der amerikanische Konsul erklärte , daß der Vertrag China's mit den Vereinigten Staaten gebrochen worden sei. Die Seeräuberei vermehrte sich in sehr bedenklichem Maße.

Australien. Die jüngsten Berichte aus Neuseeland (über Melbourne, 26. Oktober) ftellen ein baldiges Ende des Krieges nicht