1887 / 198 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Aug 1887 18:00:01 GMT) scan diff

und des 6. Badischen Pen oli Der Nr. 114 Fahnen anfertigen lan, welche dem Vorbild der übrigen badischen hnen dieser Regimenter entsprehen und mit badischen Fahnen- ändern versehen sind. Se. Königliche Hoheit hat, dem aus- gesprohenen Wunsche Sr. Majestät des Kaisers folgend, dieje Fahnen Allerhöchstdemselben für die feierliche ¿Fahnen- weihe zur Vecfügung gestellt.“ Hessen. Darmstadt, 24. August. (Darmst. Ztg.) Der Großherzog, der Erbgroßherzog, die Prinzessin

Ludwig von Battenberg und Prinz Alexander von -

Battenberg statteten im Laufe des gesnigen Tages dem Prinzen von Wales und der Prinzessin Christian «zu Schles- wig: Holstein in Homburg v. d. H. einen Besuch ab.

Oesterreih-Ungarn. Lemberg, 23. August. (Pr.) Eine aus Delegirten der russishen und österreichi- \shen Regierung zusammenost te Kommission bereist die Grenzlinie längs einigéanWestgalizien grenzenden Gouvernements, um einzelne Punkte zu reguliren. Zu gleihem Zwecke steht eine kommissionelle Bereisung eines Theils der ostgalizishen Grenzlinie bevor.

Schweiz. Bern, 23. August. (Bund.) Der Bundes- rath hat zu der am 22. September d. J. in Karlsruhe stattfindenden internationalen hay My der Ver- eine vom Rothen Kreuz die Herren Oberst Ziegler, Ober- Feldarzt in Bern, und Oberst-Divisionär Cérésole in Lausanne abgeordnet. Bei den eidgenössishen Räthen ist beantragt worden, dem Kanton St. Gallen für die Korrektion der Thur im Bezirk Wyl einen Bundesbeitrag von 40 Proz. der wirklichen Kosten, die auf 1052875 Fr. ver- anschlagt sind, zuzusichern.

Belgien. Brüssel, 25. August. (W. T. B.) Der „Chronique“ zufolge hat General Brialmont wegen der gegen seinen Rath stattgehabten Beförderungen im Per- onal des Generalstabes seine Demission als Chef des- selben gegeben. Der König hat die Demission angenommen M “a General Bo yaert an die Spitze des Generalstabs gestellt.

Ostende, 24. August. (W. T. B.) Die Auss\chrei- tungen hiesiger Fischer, welche dur a A englisher Fishladungen hervorgerufen worden, haben sh heute, und zwar in noch \{limmerer Weise wiederholt. Die Artillerie der Bürgergarde war genöthigt zu feuern. 2 Fischer sind getödtet, 4 s{chwer verwundet. Eine De Menge von Fischern beobachtet andauernd eine drohende altung.

Großbritannien und Jrland. London, 23. August. (A. C.) Jin Unterhause cirkulirt gegenwärtig ein von den Abgeordneten Dillwyn, Labouchere, Bradlaugh, Haldane, Cob und Stanhope unterzeihnetes Rundschreiben, welches die liberalen Mitglieder. zu einer am Donnerstag im großen Kommissionszimmer abzuhaltenden Besprechung einladet, um zu berathen, wie die Führer der Jrländer bei der durchdas Ver- botderNationalliga enlstandenen Krisis am Besten moralisch unterstüßt werden könnten. Die Abgeordneten Cob,

Bas Fenwick und Jacob Bright haben sih gestern nah

ublin begeben, um an der heute Abend daselbst in der großo Rotunde stattfindenden Entrüstungsversammlung theilzunehmen.

Dem Parlament wurde der Schriftwechsel über die aus den Operationen im Sudan entstandenen Forde- rungen der egyptishen Regierung und die Gegen- forderungen der britishen Regierung vorgelegt. Die Depeschen erstrecken sih über den PYraun vom 21. De- ember 1885 bis zum 7. Februar 1887. Unter leßterem

atum telegraphirte der Marquis von Salisbury an Sir E. Baring: „Das Kabinet hat die Entscheidung des Schat- amts bezüglich der egyptischen Forderungen wegen militärischer Ausgaben genehmigt, Die Regierung kann das Parlament nicht um Bewilligung weiterer, über den im egyptischen Budget vorgesehenen Betrag hinausgehender Summen angehen. Diese Ausgabe wird bis zum 31. März nächsten Jahres auf 622 500 Pfd. Sterl. geschäßt. Die Regierung glaubt, daß die der egyptischen Regierung aus der Befreiung vom Militärdienst erwachsende, ungefähr 250000 Pfd. Sterl. betragende Summe zu der Bestreitung dieser Ausgaben genügen dürfte. Die Regierung Jhrer Viajestät ist bereit, auf den egyptischen Beitrag von 200 000 Pfd. Sterl. zur Erhaltung der britishen Okkupationsarmee für das laufende Jahr Verzicht zu leisten, und will 58 000 Pfd. Sterl., wie es in den Voranschlägen für die Armee festgeseßt ist, für die Garnison von Suakim beitragen. Ferner will sie die Summe von 33000 Pfd. Sterl. , welhe bis zur Abrehnung mit Egypten zurückbehalten worden ist, zurückgeben. Es verbleibt somit nur noch eine Summe von weniger als 100 000 Pfd. Sterl. zu ordnen. Dieser Rest sollte aus den Ueber- \{hüssen, welhe im April für Administrationszwecke verwendet werden können, oder aus dem noch nicht verausgabten Theil der garantirten Anleihe von 9 000 000 Doll. bestritten werden. Die Meorung Jhrer Majestät wird später erwägen, ob der Nachlaß des Beitrags zur Erhaltung der britishen Okkupa- tionsarmee für das laufende Jahr nicht als Anleihe zu be- trachten ist, welche künftig zurückbezahlt werden muß.“ Die an den Präsidenten und den Kongreß der Vereinigten Staaten gerichtete Denkschrift zu Gunsten des Abschlusses eines Vertrages, welcher stipuliren soll, daß etwaige zwischen Amerika und England entstehende Differenzen, die nicht durch diplomatische D kunft beglichen werden können, einem Schiedsgericht unter- breitet werden sollen, ist von 200 englischen, schottischen und wallisischen Mitgliedern des Hauses der Gemeinen unter- jaone, worden. Die aus etwa 12 Unterhaus-Mitgliedern estehende Deputation, welche die Denkschrift überreichen wird, verläßt England in der ersten Woché des Oktober. _ 25. August. (W. T. B.) Jn Gemäßheit des neuen irischen Strafgeseßes beabsichtigt die Negierung gegen den. irishen Deputirten O'Brien vorzugehen, weil derselbe in einem am 9. d. M. abgehaltenen Meeting die Pächter auf der iung der Gräfin Kingston aufreizte, sih dem Gesege nicht zu fügen. "Brien is zum 9. September vor das Gericht zu Mitchelstown geladen.

(Fr. C.

_ Frankreih. Paris, 23. August bisher eingetroffenen Berichten lief die gestrige der Generalräthe und die Wahl dér Vorstände überall ganz glatt ab. Jn den Vogesen wurde der Dep. Jules Ferry wieder zum Präsidenten ernannt und hielt

Nach den röffnung

eine Ansprache, deren Hauptstellen unten folgen. Der Redner dankte der Versammlung für die ihm erwiesene Ehre, welhe ihm nit nur zur persönlichen Genugthuung gereiche, sondern auc als Beweis der Folgerichtigkeit und der Meinungs- A gelte, durch welche sich die Demokratie des Ostens aus- zeichne. _ Das allgemeine Stimmrecht in den Vogesen, fuhr derselbe fort, ist ih seiner Ziele E und sagt dies laut und deutlich, so oft es befragt wird. Seit 15 Jahren verfolgt es unablässig die Gründung einer weisen, liberalen, Allen offenen, dem Geist der Utopie und der Unordnung aber wie der Reaktion vershlossenen Republik. Dieser Rube und Besonnenkbeit haben wir es zu verdanken, daß uer Departement von dem Wahlsturm unberührt blieb, der im Jahre 1885 unsere Einrichtungen einen Augenblick zu gefährden hien. Diese zähe Vorliebe für die positive Politik \{chüßt unsere Gegend gesen den Hader, die oberflählihen Bewegungen, die unfrucht- aren und geräuschvollen Versammlungen, gegen jenen ganzen R Export-Radikalismus, welcher vergeblich die tiefe Hohlheit einer Ideen durch eine überspannte Polemik zu decken sucht. Die beste Antwort, meine Pete welche man auf die Gewraltthätigkeit der Parteien Qa ann, besteht in einer . guten Verwaltung der Interessen des Landes. In der Wage des allgemeinen Stimmrechts wird die geringste. praktishe Reform \{chwerer ins Gewicht fallen als alle Programme. Dies hat das neue Kabinet, welches seit Kurzem die Geshicke der Republik leitet, wunderbar gut verstanden. In der s{hönen, von einer rechtschaffenen und stolzen Bered- samkeit durhwehten Rede, die kaum zwei Tage alt ist und in den tiefen Schilhten der öffentlihen Meinung den größten und erfreulichsten Widerhall finden wird, hat der Minister-Präsident sich forgfältig vor allen nichtssagenden Allgemeinheiten und geräushvollen Ver- \prehungen gegütet. Er hat fich darauf beschränkt, mit einer seiner hohen Kompetenz würdigen Genauigkeit die großen Linien einer ge- wissen Anzahl von Budget-, Verwaltungs-, Finanzreformen zu ziehen, deren Verwirklichung nicht nur mögli%, sondern nahe bevorstehend ist. Er nennt dieses Programm bescheiden. Alle Die- jenigen aber, die es in der Nähe ansehen, werden es bedeutend finden. Möge er es zur Durchführung A Múßsgen die extremen Parteien, welhe das Werk der laufenden Legislatur bisher zur Un- fruhtbarkeit verdammten, dem neuen Kabinet gestatten, dieses segen- bringende Werk ans Ziel zu führen! Dies is zur Stunde, deß bin ih überzeugt, in den verschiedensten Lagern der innige Wunsch aller guten Franzosen. : _Die Rede wurde von dem Generalrath der Vogesen mit Beifallsbezeugungen überhäuft, namentlich aber jene Stelle, in der Ferry die „oberflählichen Bewegungen“ und den „Pariser Exportradikalismus“ brandmarfkt. Die Herren Rouvier, Fallières, Dautresme und de Hérédia, die einzigen Minister, die in diesem Augenblick in Paris anwesend sind, vereinigten sich heute Morgen im Finanz- Ministerium, wo sie, ohne einen eigentlichen Kabinetsrath ab- zuhalten, sih über laufende Angelegenheiten unterhielten. Unter Anderem berichtete der Minister des Jnnern über die von Ct bereits eingelaufenen Rapporte, betreffend die Eröffnung der Generalräthe, und konnte hieraus konsta- tiren, daß durchweg die Wahl der Vorstände sowie die An- sprachen der Präsidenten ohne Zwischenfall verlaufen sind.

23. August. (Köln. Ztg.) Der Kriegs-Minister, welcher übermorgen von seiner Besichtigung der Verthei- digungswerke in den Alpen nah Paris zurückkehrt, wird nah seiner Ankunft endgültig den 409 bestimmen, wo der Mobil- ta Sia ee R beginnen soll.

Portugal. Lissabon, 18. August. (Pol. Corr.) Am 13. d. M. erfolgte, na vis-maliger Verschiebung, der Schluß der diesjährigen Cortes-Session, welche am 2. April ihre Arbeiten aufgenommen hatte. Kurz vor Thores\{luß wurde noch der Ger ente welcher die Ministerverant- wortlihkeit abändert, zum Beschluß erhoben. Unter den anderen, von den Cortes angenommenen Vorlagen nimmt die, betreffend den Tabac, den ersten Play ein. Merkwürdig ist, daß die progressistishe Partei, welhe im Jahre 1864 dieses Monopol beseitigte, dasselbe nunmehr wieder herstellt. Ungeachtet der eifrigen parlamentarischen Thätigkeit, welche an 10 Vorlagen zu Stande brachte, bleiben noch mehrere Entwürfe unerledigt, so z. B. das neue Handelsgesetß, welches, gleih anderen Vorlagen, niht mehr zur Berathung gelangen konnte. Die \chließlihe Annahme aller dieser Restanten ist aber gesichert. Der neue Gouver- neur des Congo- Distrikts, Neves - Ferreira, ist gegen Mitte Juni d. J. auf seinem neuen Posten eingetroffen und residirt in Cabinda, während zu gleicher Zeit portugiesische Residenten in St. Salvador und Ambrizette angelangt sind. Binnen kurzer Zeit dürfte die Eisenbahnlinie von Loanda nah Ambaco fertig- Pav und dem Verkehr übergeben werden, zur großen Zu- riedenheit der Eingeborenen, welche si mit gutem Willen bei den Bauarbeiten verwenden lassen. Die Stadt Loanda selbst wird demnächst mit einer Leitung trinkbaren Wassers vom Bengofluß her versehen sein. Jn Mossamedes wurde durh das Generalgouvernement von Angola ein berittenes Corps organisirt mit der Aufgabe, die iemlich häufigen Einfälle zurüczuweisen, welche berittene S nton auf portu- giesishes Gebiet U Viehraubs und Fouragirung unter- nehmen. Auch die Arbeiten an der projektirten Eisenbahn- verbindung von St. Lourenzo-Marques nach der Transvaalgrenze, welhe sich in einem sehr fort- geschrittenen Stadium befinden, jollen noch mit Ende dieses Jahres zum Abschluß gebraht werden. Sowohl der Bahnbau als auch die Hafenarbeiten haben eine große Zahl Werkleute aller Art nah Lourenzo-Marques ge- lockt, und es entwickelt si in Folge dessen eine so lebhafte L Ge daß die vorhandenen Zollmagazine zur nterbringung der Waaren nicht mehr ausreichen und die Negierung daran denkt, für eine ausgiebige Erweiterung der Zollanstalten vorzusorgen. Es besteht auch die Ab- sicht, fremden Ansiedlern die Erwerbung von Staatsländereien behufs Ausbeutung derselben durch den Aderbau möglihst zu erleihtern. Kürz- lih is der Gouverneur von St. Thomas krank hier an- gekommen. Man glaubt, dieses Jahr auf eine gute Ernte auf den a8 Verdischen Jnseln rehnen zu können, nach- dem ausgiebige Regenmengen gefallen sind. Bezüglich Dahomeys werden die in einem Theil der europäischen Presse verbreitet gewesenen ungünstigen Darstellungen als unzutreffend bezeihnet, nachdem die Beziehungen zwischen dem König und den portugiesishen Behörden, E einzelner Mißverständnisse, andauernd freundschaft- iche sind.

Ftalien. Rom, 24. August. (W. T. B.) Vom Papst wurde den Kardinälen mitgetheilt, daß von der Bevöl- kerung einer großen Anzahl von Ortschaften in Macedonien das Verlangen nach der Rücckehr zur katholischen Kirche und nah der Entsendung katholischer Priester zu ihrem Unterricht ausgesprochen worden sei.

__ Türkei. Konstantinopel, 24. August. (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Konstontinopel : Unter Hin- weis auf die bedenklichen Konsequenzen lehnte die Pforte entschieden das dringende Verlangen Rußlands betreffs der sofortigen Entsendung ihres Vertreters Artin Effendi nach Sofia ab.

Bulgarien. Sofia, 24. August. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Agence Havas“ meldet: Die Pforte antwortete auf die Depesche des Prinzen Ferdtnand, daß sie, da der Prinz ohne die Zustimmung der suzeränen Macht und der anderen Mächte nah Bulgarien gekommen sei, die Besißergreifung des bulgarishen Throns als illegal ansehe.

Amerika. New-York, 23. August. (A. C.) Das Schhayamts-Departement hat eine Untersuchung der angeblich in Castle Garden, dem Einwanderer-Depot, herrschenden Mißbräuche und shlechten Behandlung von Einwanderern daselbst eingeleitet. Aus den bis jeßt statt: gefundenen Erhebungen geht hervor, daß geseßwidrige Er- pressungen stattgefunden haben und auch die Beförderung der Einwanderer nah ihren Bestimmungsorten unnöthig ver- \chleppt worden ist.

Süd - Amerika. Peru. (R. B.) Nach einer aus Lima in New-York am 23. August eingetroffenen Depesche hat das peruanische Kabinet seine Entlassung genommen und ist folgendes Ministerium gebildet worden: Mariano Alvarez, Premier und Finanz- Minister; Carlos Elias, Minister der auswärtigen Angelegenheiten; Borgono, Kriegs- H Torrico, Minister des Jnnern; Seegarcia, Justiz:

inister.

Zeitungsftimmen.

Dem Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer für Niederbayern entnahm die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ vom 11. Juli d. J. einige Aeußerungen, welche sih über die günstigen Wirkungen der Holzzölle A

Die „Frankfurter Zeitung“, resp. ein iesiger Mitarbeiter derselben, glaubte jenen Urtheilen entgegentreten zu sollen, und gegen die von dieser Seite gemachten Ausführungen wendet sh der „Nürnberger Korrespondent von und für Deut shland“, indem er schreibt:

In Nr. 206 der „Frankfurter Zeitung“ erklärt cin Berliner Korrespondent, cs sei eine große Unvorsichtigkeit von der „Nord- deutschen Allgemeinen Zeitung“ gewesen, daß ste sih auf die Aeuße- rung eines Paetfabrikanten und eines Sägemüllers in Nieder- bayern zu Gunsten der Schußzölle auf Paetfabrikate berufen habe und einer Erböhung der Holzzölle das Wort rede. Diese Unvor- sichtigkeit soll darin bestehen, „daß hierdurch die Aufmerksamkeit auf die Auslassungen der niederbayerischen Holzindustrielen über nah- theilige Wirkungen der Holzzölle gelenkt wurde.“ Wir können niht zugeben, daß die in dem Jahretberiht der Handels- und Gewerbekammer für Niederbayern erwähnten Uebelstände Wirkungen der Holzzölle \eien ; vielmehr müssen wir konstatiren, daß zwishen den Holzzöllen und den in jenen Handels8kammer- berihten beanstandeten Maßnahmen der bayerishen Forstverwaltung keinerlei ursähliher Zusammenhang besteht. Die bayerishe Staats- forstwirthshaft hat das Bestreben, aus den Forsten des bayerischen Waldes eine höhere Rente als seitdem zu erzielen ; diese höhere Rente glaubt sie dadur erzielen zu können, daß sie aus den alljährlich zur Fällung zu bringenden Stämmen einen größeren Prozentsaß Nutzholz und einen um dies kleineren Prozentsaß Brennholz aus\ceidet. Der Prozentsaß also, um welchen ih das Nutholzquantum nunmehr erhöht, besteht aus solhen Stammtheilen, die ihrer geringen Beschaffenheit halter bisher als Brenn- holz verwerthet wurden. Hierdurch ist das Nutholz und das aus demselben erzeugte Brennmaterial jener Gegenden, Passau und Zwiesel, selbstredend von einer geringeren Durchschnittsqualität geworden, so ¿war, daß das Renommee der Pafsauer und: Zwieseler Bretter bei den Abnehmern am Rhein gelilten hat. Dieser Umstand wird in jenen niederbayeris{hen Handelskammerberichten beklagt und kritisirt als der Auéfluß einer Maßnahme der bayerischen Staats- forstverwaltung, die indeß mit den Zöllen garnichts zu thun hat. Es i} vielmehr hervorzuheben, daß alle V raorfnenteres Holz: industriellen, da wo sie sich in den niederbayerischéen Handelskammer- berihten über den Holzzoll äußern, dies in einem und demselben günstigen Sinne thun. Wenn der _Berliner Korrespondent der „Frankfurter Zeitung“ die Auslassungen der betreffenden niederbayerishen Sägebesißer in dem Jahresbericht ihrer zuständigen Handelskammer fo hinzustellen sucht, als wenn mit diesen Berichten gesagt worden wäre, daß der Holzzoll nachtheilige Wirkungen gehabt habe, und daß die niederbayerischen Sägewerke hierdurch auf den Bezug aus den bayerischen Staatswaldungen angewiesen seien, so ist diese Darstellung nicht richtig und beruht auf Unkenntnifi der that- sächlihen Verhältnisse. Von den berihterstattenden Sägewerken des niederbayerishen Handelskammerbezirks Hat die Mehrzahl auch vor Einführung des Holzzolles überhaupt nie Rohkbolz aus dem Auslande zum Verschneiden bezogen, und nur zwei derselben kauften etwa den dreißigsten Theil ihres Bcdarfs vom Auslande ein minimales Quantum, von dessen Bezug sie sich auch jeßt dur den kleinen Rohholzzoll nicht abhalten lassen. Wir können jeder Zeit nachweisen, daß auch vor dem Holzzoll kaum 19% des in Niederbayern ver- \hnittenen Robholzes vom Auslande eingeführt wurde. Es ist dem- nach eine Entstellung, wenn die „F. Z.“ in jenem Artikel sagt, „daß in den Berichten der niederbaycrischen Holzindustriellen wiederholt die Klage wiederkehre, als ob durch den Holzzoll das Monopol der Staatsforstverwaltung verstärkt worden sei." Jene Handelskammer- berihte zur Hand, fragen wir, wo ist dies gesagt? und wo ist in diesen sämmtlichen Berichten auch nur eine Auslassung niederbayeriscer Holzindustrieller über nahtbeilige Wirkungen der Holzzölle zu finden ? Das von den niederbayerischen Sägern beklagte und abfällig beurtheilte Ver- fahren der bayerishen Staatsforstverwaltung wird in jenem Artikel in ganz willkürliher Weise mit dem Holzzoll verquickt, während die Säger nicht nur Nieder-Bayerns, sondern ganz Bayerns eine Er- höhung des Holzzolles als ein wohlthätiges Mittel in dem {weren Kampse gegen die russische, shwedische, österreichische und amerikanische Konkurrenz mit Freuden begrüßen würden. Jenes „weltvergessene Dörfchen“, in dem der von der „Frkf. Ztg.“ mit so mitleidigem Achselzucken behandelte \{hubtzöllnerishe Sägenbesiger domizilirt, heißt Köln a. Rh. Wer fo ungenügend orientirt ist, wie der betreffende Artikelscreiber der „Frkf. Ztg.“, sollte in diesem dozireiden Tone nicht Andere der „Unklarheit* bezichtigen.

Jn den „Mecklenburgishen Anzeigen“ lefen wir:

Die deutsche Handeléflotte hat sich im Jahre 1886 nicht nur auf der dritten Stelle unter den Handelsmarinen Europas behauptet, sie nähert sich der norwegischen Kauffahrteiflotte, welche die zweite Stelle einnimmt auch \o erbeblih, daß deren baldige Ueberflügelung' in Aussicht steht. Denn während 1885 der Unterschied in dem Tonnen- gehalt beider noh rund 82 000 t betrug (1 492 000 zu 1 410 600 t), \tellte \sich derselbe 1886 nur noch auf 23000 t (1447 000 zu 1424 000 t), also auf nit voll den dritten Theil. Bleibt daher die Bewegung in dem laufenden Jahre derjenigen in dem verflossenen au nur annähernd glei, so ist die Annahme gerechtfertigt, daß Deutschlands Rhederei am Cnde desselben die zweite Stelle in Europa einnimmt. Während der Tonnengehalt der norwegischen Flotte um reihlich 3 “/o zurückging, weist derjenige der deutschen eine, wenn auch nur gering?

Zunahme von über 14% auf. Dies is um so erfreulicher, als die rößeren Handelsmarinen, mit denen Deutschland zu konkurriren hat, mit der norwegischen das Schicksal eines mehr oder minder beträcht- lihen Rückgangs theilen. Die britische Handelsflotte ging von 11 165 000 auf 10 539 000 t, also um über 5 °/o, die franzöfische von 1056 000 - auf 1029000 t, also über 259%, zurück. Spanien, Schweden, Dänemark, Griechenland, Oesterreich u. \. w. weisen gleih- falls einen Rückgang auf und ebenso die Vereinigten Staaten, deren Handelsmarine die zweitgrößte der Welt ist und die deutshe noch um 509% übertrifft. Der Rückgang der leßteren betrug ziemlich

enau 2 /0. E E :

s Nur die russische und italienische Handel8marine bewegen G mit der deutschen in aufsteigender Linie. Doch bleibt die Zunahme der ersteren absolut und relativ weit hinter derjenigen der deutschen Flotte zurü; er beträgt bei jener nicht voll 3000 t und F %/o gegen- über 14 000 t und über 15 % bei dieser. Der Aufschwung von Ftaliens Handelsflotte übertrifft dagegen noch denjenigen Deutschlands : èr betrug 42500 t oder nahezu 5 °/o.

Wenn bei der deutschen Rhederei die Zahl der Schiffe nicht

ebenso stieg wie der Raumgehalt, so hat dies seinen Grund in dem fortshreitenden Uebergang vom Segelschiff zu dem Dampfschiff und der gleichfalls stetig sh vollziehenden Crseßung der fleinen Schiffs- gefäße durch größere. In Deutschland hat die Zahl der Segelschiffe sh um 117 mit einem Raumgehalt von nicht voll 37000 t ver- mindert, die Dampfs{iffsflotte um 20 Schiffe mit mehr als 50 000 t Gehalt vermehrt. An durchschuittlichhem Raumgehalt über- treffen die deutshen Handelsschiffe mit mehr als 630 t diejenigen Frankreihs, der Vereinigten Staaten und Norwegens mit rund 600, 500 und 400 t Gebalt, bleiben aber hinter der Durchschnittstrag- fähigkeit der englischen Kauffahrteischiffe mit rund 800 t erheblich zurü. So weist denn auÿ die deutshe Rhederei, troy der Schwierig- keiten, welche der andauernd niedrige Stand der Seefrachten diesem Erwerbszweig bereitet, eine gesunde und vergleihsweise befriedigende Entwidelung auf und liefert aufs Neue den Beweis dafür, wie unbegründet die Behauptung war, daß die Politik des Schuges der nationalen Arbeit den internationalen Verkehr und insbesondere den überseeischen Verkehr Deutschlands \hädige.

Der „Berliner Börsen-Courier“ theilt folgende

kommerzielle Notiz mit:

Scienen-Lieferung für Dänemark, Entgegen der Meldung, wonach für die neulich von der General-Direktion der dänischen Staatsbahnen vergebenen 6000 t Stahlschienen die Société Cockerill in Seraing Mindestfordernde geblieben sei, werden wir heute von unterrihteter Seite darauf aufmerksam gemacht, daß die Lieferung zum Thcil dem Hörder Bergwerkë- und O und zum Theil ten Rheinishen Stahlwerken in Ruhrort übertragen worden ist. Diese Nachricht ist um so erfreulicher, als es, wie wir gestern zu berichten in der Lage waren, den deutshen Werken gelungen, auch bei einer kürzlih bei dem niederländischen Kolonial-Ministerium stattgehabten Verdingung von 10 0600 t Schienen und 4000 t Schwellen die Société John Cockcrill aus dem Felde zu lagen. Diese der belgishen Gesellschaft beigebrahten Schlappen müssen für dieselbe um so empfindlicher sein, als sie bekanntli bei Schienenverdingungen auf dem deutschen Markt es si zur Aufgabe mat, durch Abgab- äußerst billiger Offerten die deutschen Werke zu \câdigen, in der aus- gesprochenen Absicht, hierdurh die leßteren in ihrer Konkurrenz- fähigkeit auf dem internationalen Markt zu \ckchwähen. Daß der belgishen Gesellshaft dies nicht gelingt, beweisen die beiden Sub- missionen in Dänemark und in den Niederlanden. Wir beglück- wünschen die deutsche Eisenindustrie zu diesen \{önen Erfolgen!

Statistische Nachrichten.

Veber Kinderarbeit in den französischen Wer k- stätten entnehmen wir einem Bericht des Vorsitzenden der Kom- mission für die Beaufsichtigung der Arbeit der in den Werkstätten thätigen Kinder an den Präsidenten der Republik folgende Angaben : Die Zahl der beaufsihtigten Werkstätten betrug 1876 10041, 1880 31 927, 1883 47 617. Mit der zunehmenden Zahl der beaufsihtigten Fabriken und Werkstätten, in denen Kinder beiderlei Geschlehts vom zartesten Alter an beschäftigt werden, hat 2 au die Zahl der jugendlichen Arbeiter vermehrt. Dieselbe belief \ich 1876 auf 119492, 1880 auf 172 848, 1883 auf 243 001 Kinder, vorwiegend Mäden. Seit dem Jahre 1883 is die Zahl der arbeitenden Kinder wieder im Sinken begriffen, da das Geseg des Schulzwanges vom 98. März 1882 eine beträchtliche Summe Kinder unter 13 Jahren den Werkstätten entzogen hat. Während man 1876 noch 7780 Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren, in den Werkstätten zählte, betrug ihre Zahl 1881 nur 4805 und 1883 4235. Auch son vor dem Schulgeleß von 1882 wurde auf den Elementarunterriht Werth gelegt, wie daraus hervorgeht, daß 1876 \chon 276 Fabriksculen existirten ; ihre Zahl stieg im Jahre 1881 auf 714, Gegenüber der Abnahme jener kleinen Arbeiter unter 12 Jahren ist eine Zunahme derjenigen von 12 bis 15 Jahren dîie das Entlassungszeugniß der Elementarschule besißen, eingetreten. Der Bericht konstatirt, daß die Fabrik- und Wer stättenbi sier die bei ibnen arbeitenden Kinder mehr und mehr persönli, beaufsihtigen und gegen Alles shüßen, was ihnen körperlih und geistig zum Schaden gereichen kann.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Aus dem Reih des Herzens.“ Dies ist der Titel eines im Verlage von Rosenbaum u. Hart în Berlin erschienenen Buchs (2 X), durh welches si cine neue Striftstellerin, Ida Hofmann, mit 9 Skizzen und Erzählungen einführt. Sie behan- delt keine der großen sozialen, politischen oder sonstigen Probleme, mit denen sich Literaten fo gern belegen, sondern bleibt in der weiblichen Sphäre, indem sie einfache „Liebesgeshihten erzählt, „wie sie sie häufig mit etwas beschleunigt flopfendem Herzen und einiger Kübrung um si her beobachtet hat.“ Und da die Verfasserin versteht, diese ihre Eindrücke auch in dem Leser hervorzurufen, ]0 werden ihre von Talent zeugenden Erzählungen ih gewiß viele Freunte er-

werben. Die am 27. d. M. erscheinende Nr. 2304 der „Illu- strirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen : Die Kaiser- Spazierfahrt der beiden Kaiser. Original-

begegnung in Gastein: : zeihnung von unserem Spezialzeichner W. Gause. Drei Mozart-

Porträts aus dem Mozarteum in Salzburg. Zur Säkularfeier der ersten „Don Juan“-Aufführung. Empfang des Bürsten Ferdinand L, von Bulgarien in Widdin. „Bauernparade auf dem Marienplaßp in München. Originalzeihnung von Fr. Stahl. Die 150jährige Jubelfeier der Universität Göttingen : Das Studentenfest in Maria- spring. Originalzeihnung von Robert Geißler. (Zweiseitig.) An iten aus Dorpat und Umgebung. 10 Abbildungen: Dorpat vom Ressourcegarten. Steinbrücke mit Hafen. Universitäté-Bibliothek. Sternwarte. Anatomie. Universität. Rathhaueplaß. Domruine. Concertlokal Mollay. Heiligensee. Josephine Wessely, +_am 12. August. Stichelreden. Nach einem Gemälde von Noë Bor- dignon. Zwei Leipziger Humoristen: Edwin Bormann, „der alde Leibzger“. Gust. Schumann, „Partikularist Bliemchen“. Der renovirte Justitia-Brunnen auf dem Römerberg zu Frankfurt a. M. Polytehnische Mittheilungen : Nedler's automatischer Fahrpreis- anzeiger Taxanom. 5 Figuren. Tropische Eismascine. 2 Figuren. Moden: Erfindung für den Transport reichverzierter Kleidertaillen. 2 Figuren.

Gewerbe und Handel.

In dem Konkurs über das Vermögen der \chaft „,Rittershaftlihe Privatbank zu Stettin ist der dritte Plan zur Vertheilung des v Massenbestandes entworfen. Nach diesem Plane etrug der

Aktien-Gesell- in Pommern“ erfügbaren assen-

bestand Ende Mai 1887 985 000 Davon gehen ab an Kosten, die dec Konkursmasse zur Last fallen, 8539 4; zur Deckung der noch entstehenden Gerichtskosten und des Verwalterhonorars, fowie zur späteren Vertheilung, namentlich zur Befriedigung der Forderungen der „National-Hypotheken-Kredit-Gesellshaft“ zu Stettin von zu- sammen 71 000 M, welche sämmtlich streitig sind, werden 11 567 M zurückbehalten. An Massenshuld sind also aus dem disooniblen Be- stande noch zu decken, bezw. zur späteren Vertheilung zurückbehalten 20106 Æ, so daß jeßt zur Vertheilung gelangen 964 893

Vom rheinisch-westfälishen Kohlenmarkt berichtet die „Rhein. Westf. Ztg.“ : Während die Anzeichen eines früher als sonst herannahenden Herbstes {ih bereits geltend machen, s{chleppt sih das Kohlengeschäft noch immer mit Preisunterbietungen durch, die besonders nah den Rheinbäfen einen kaum glaubhaften Grad erreiht haben. Infolge derselben bleibt zwar der allgemeine Versandt ver- hältnißmäßig lebhaft, der gesammte Kohlenmarkt wird dadurch aber \chwer geschädigt. Die Preisberichte unserer Industriebörsen nehmen von den weit billigeren Verkäufen zu den Rheinbäfen, die ja vielleicht getrennt angeführt werden könnten, bisher noch keine Notiz, und diese vollzichen sich doch innerhalb des Reviers selbst und geben für die jeweilige Lage des Marktes ein wesentliches Kennzeichen. Nur Koks und Kokskohle erfreuen \sich thatsähliher Nahfrage. Der Rheinversandt, der wegen niedrigen Wasserstandes etwas ins Stocken gerathen war, hat \ich in den leßten Tagen bei steigendem Wasser wieder gehoben und nimmt, ohne aber im Geringsten die starken Magazinbestände zu vermindern, die enormen Kohlenmengen auf, die täglih den Häfen zugeführt werden. Es ift zu hoffen, daß diejes Verhältniß mindestens so lange andauert, bis die vorschreitende Jahres- zeit mit ihren stärkeren Anforderungen in die Schranken tritt.

Die Dividende der Leipziger Pferdebahn ist für die Stammaktien und Stamm-Prioritätsaktien auf 64 9% gegen 6 9/0 im Vorjahre festgeseßt worden. i

Die Russishe Südwestbahn {ließt das Fahr 1886 mit einem Reinertrag von 7 052 554 Rbl. ab. Dävon gehen ab auf Zinsen und Amortisationen der Aktien 2 560 808 Rbl., Zinsen und Amortisation der Obligationen 2 142 445 Rbl., zur Reserve 141051 Rbl., und der Rest von 2208 249 Rbl. wird auf Rehnung der an die Regierung zu zahlenden Zinsen und Amortisationen abge- schrieben. Die Gesammteinnahmen betrugen 91 867 894 Rbl., die Betriebskosten 14 815 340 Rbl. :

Siegen, 23, August. (Köln. Volks-Ztg.) In der beutigen Versammlung von Vertretern der vereinigten Feinblech-Walz- werke von Rheinland-Westfalen und dem Siegerlande wurde der Grundpreis “um 5 #6 die Tonne_crhöht. Der Minimal- Grundpreis ist jeßt allgemein 139 A ab Siegen, so daß der Preis für die westfälishen Werke für Lieferungen nah Norddeutschland und nach den umliegenden Bezirken ca. 140 H beträgt. Diese Preis- festsezung soll wiederum au? vier Wochen bindend sein und innerhalb dieser Zeit eine neue Versammlung stattfinden. Die Kommission hatte eine größere Preiserhöhung vorgeschlagen. :

Antwerpen, 24. August. ._ T. B) Wollauktion. Angeboten wurden 903 B. Buenos-Aires-, 483 B. Montevideo-, 638 B. Sydney- und 19 B. gewaschene Wollen. Verkauft wurden 454 B. Buenos-Aires-, 446 B. Montevideo-, 405 B. Sydney- und 8 B. gewaschene Wollen

St. Petersburg, 24. August. (W. T. B.) Im Beisein des Adjunkten des Finanz-Ministers und des Börsencomités sind heute die durch den am 31. Juli cr. veröffentlichten Kaiserlichen Ufas überwiesenen 40 Mill. Gold-Rubel in die Kasse des Um- wechslungsfonds für die provisorisch emittirten Kreditbillete über- tragen worden.

Washington, 24. August. (W. T B.) Dem Scchayamt wurden heute 449% Obligationen im Betrage von 7 148 900 Doll. zum Preise von 106,86 bis 110 zur Einlösung angeboten, Es wurden 3 138 400 Doll. zu 107,90 bis 109 angekauft.

Verkehrs - Anstalten.

Falmouth, 24. August. (W. T. B) Das deutsche Shiff „Mathilde“ ist heute mit 7 Passagieren und 6 Mann der Besatzung des auf der Reise von New-York nah Queenstown ver- brannten Dampfers „City of Montreal", welche sih auf dem vermißten Rettungsboot befunden hatten, hier eingetroffen.

Saunitätswesen und Quarantänewesen.

__ Marokko, E : Der Sanitäts-Conseil von Marokko hat beschlossen, daß dîie- jenigen Schiffe, welhe nach dem 27. Juli 1887 von Neapel ab- gegangen sind, bis auf Weiteres in den marokkanishen Häfen nicht zugelassen werden sollen.

Berlin, 25. August 1887.

Auf der diesjährigen Akademischen Kunstausstellung nimmt dem Umfange nah die Land\schaftsmalerei die zweite Stelle ein und ift dur eine Reihe ahtenswerther Leistungen vertreten.

So zeugt die spanishe Landschast von Felix Possart von einer außerordentlihen Technik. Der dunkel gehaltene Vordergrund mit der hübshen Staffage und dem prächtigen Durchblic auf die in Sonnen- duft gehüllte Alhambra sind von außerordentlicher Wirkung.

Die italienishe Landschaft ist von Alfred Zoff in einem \chwer- müthig stimmungsvollen Gemälde anziehend geschildert. :

In Behandlung der Felsen der Brandung und der Wolken zeigt ih Hugo Veit in seiner Küstenpartie als \chäßenswerthe Kraft.

Adolf von der Velden hat eine prächtige Waldlandschaft ausgestellt.

Eduard Leonhardi versteht_es trefflich, mt | uns die Reize der sächsischen Schweiz zu vergegenwärtigen, den fris einhersprudelnden Waldbach, das zarte Grün der Bäume, den satten Ton der Sandsteinfelsen, das Alles weiß er în prächtiger Farbengebung im Bilde zu veranschauli&en. : i :

P. Tübbecke hat zwei ansprehende Motive aus Thüringen gewählt : die Partie aus einem Hain zeigt zarte Behandlung des Baumschlages, auch sein Bauernhof ist gefällig gemalt. i i

Die gewitterdrohenden Wolken in Degode's Bild „Am Zwischen- ahner See“ sind trefflich bcobahtet und meisterhaft wiedergegeben, die Gewitterswüle, welhe über dem See liegt, verstand er über- zeugend zum Ausdruck zu bringen; die westfälische Landschaft stellt ih dem ersten Bilde ebenbürtig ¿zur Seite. : S

Ecns Körner führt uns die grandiosen Schönheiten orientalischer Bauten in drei prähtigen Gemälden vor; die staubige Sonnengluth der Landschaft ist dur die Farbengebung trefflich angedeutet.

C. G. Hellqvist zeigt auch in seinem hübsch ausgeführten „Schloßhof in Südtirol“ den silbergrauen Ton, welcher seiner Mal- weise eigen ist; hier wirkt derselbe \reilih nicht so störend. |

æ. Bergmann behandelt die Puszta und giebt in seinem Bilde eine pa L ouis t eigenartigen Schönheit derselben; die

erde sind trefflich gezeichnet. : D E. Berninger ist in seinem Bilde der Farbenshönheit des Golfs von Neapel vollauf gerecht geworden. i :

A. Normann hat die Reize einer nordischen Sommernacht in pompöser Weise mit dem Pinsel zu Va gen verstanden.

Hermann Schnee führt uns einen wo [bekannten und interessanten Punkt der Mark, das S(loß Grunewald, vor. Das Landschaftliche ist in diesem Gemälde trefflih wiedergegeben, die demselben von C. Arnold eingefügten Figuren mußten, dem Raumverhältniß entspre- Pend, sehr flein ausfallen, wodur sie an Eindruck bedeutend verlieren.

Landschaft und Genre E anmuthig vereint in Gussow's kleinem Gemälde, welches uns ein Liebespaar, in einem Park wandelnd, zeigt. Es ist ein sauber gearbeitetes ansprehendes Stimmungsbild, 7

Hans Gude hat einige Landschaften von der Rügenschen Küste ausgestellt, Kolorit wie Zeichnung find gleich anerkennenswerth.

L. Skramstad lieferte eine große interland\haft. Das Düstere,

in seinem tüchtigen Bilde

Starre derselben is von ihm vortrefflich zum Ausdruck gebracht; nur

fann si der Zuschauer troß aller Anerkennung des Gedankens niht erwehren, daß eine Ausführung derartiger Motive in kleinerem Maß- stabe genügen würde. _ S :

Carl Saltzmann ist durch drei Bilder vertreten, deren jedes den fleißigen, nahdenkenden Künstler zeigt. Die Behandlung von Luft und Wasser ist eine wirkungsvolle, doch sind die Lihhtreflere auf den Wellen in der Farbe etwas zu derb aufgetragen. L

Müller-Karzwelly's „Am Strande“, „Auf dem Melkplaß“, „Kühe am Wasser® gefallen durh das warme Kolorit und sind auch zeichnerish tüchtige Arbeiten. / 2

Douzette , dessen Spezialität Mondscheinlandschaften sind, ift diesmal durch ein prächtiges „Waldinnere“, in welches der volle Sonnenschein fällt, und dur ein Bild „Auf alter Düne“ vertreten ; aber auch eine stimmungsvolle Mondscheinlandschaft hat er geliefert.

Rich. Friese zeigt in den drei ausgestellten Bildern wieder seine große Vertrautheit mit der melancholishen Landschaft der oftpreu- fischen Provinz; er belebt die Scenerie mit den dort noch heimischen Elchen, wodur sie an Eigenart gewinnt. Í | /

Hans Peter Feddersen malte eine alte Mühle bei Dortrecht ; die Farben sind namentlich beim Himmel etwas derb aufgetragen.

Die geheimnißvolle Schönheit eines Winterabends hat, Bomba in einem prächtigen Bilde zum Auéëdruck gebracht, ein eigenartiger Zauber liegt über dieser Landschaft; au sein Leuchtthurm auf Neu-

. werk zeigt Schönheiten.

Klever hat das Spukhafte einer Mondnaht im

die Figur des Sein „Landweg zeigen mannigfache

Julius von l Î Î Erlengrunde mit grotesker Meisterschaft dargestellt ; Erlkönigs ist wohl nur als Staffage zu betrachten. in Rußland“ und seine „Landschaft im Regen“ Vorzüge. . : i i /

Eduard Fischer's Wasserlandschaften zeigen bei treffliher Technik eine wunderbare Intensität der Farbengebung; das Wasser wetß er geschicki zu be“andeln. : L /

Eugen Bracht lieferte eine Landschaft in Palästina, în welcher die viereckige Ruine freilich wenig malerisch wirkt; der „Herbsttag an der cnglishen Südküste“ zeigt die tüchtige Leistungsfähigkeit des Künstlers. 6 : S

Eine recht wackere Arbeit ist H. Pohle's Landschaft bei Regz?n ; der feudte Dunst ist zart wiedergegeben. i s

P. Söborg zeigt uns eine märkishe Landschaft bei Sonnenunter- gang mit hübschen Farbenreflexen._ :

Georg Oeder bietet cine ansprehende Landschaft aus der Um- gegend von Blankenberghe. Paul Baum's thüringishe Landschaften verrathen entschieden tüchtige Begabung. : t z

Von Johann Aiwasowsky i\t ein eigenartiges Gemälde ausge- stellt: „Die Geburt der Venus“. Leider gestattet der ungünstige Platz, welcher dem Bilde eingeräumt wurde, nicht eine genauere Besich- tigung; do läßt sich erkennen, daß die Behandlung der Luft und des Wassers eine technisch vollendete ist ; der leichte Nebel, welcher über dem Meere liegt, erhöht den Eindruck des Duftigen, Zarten. Weniger befriedigt wird der Blick durch dic en miniature gehalten2 Gruppe der Venus und ihrer Begleiter: die Figuren sind zu unbedeutend und vershwinden in diefer blaugrauen Umgebung; der von oben herein fallende Sonnenstrahl genügt nicht, um die Bedeutung der Scene klarer zu machen. Die Figuren erscheinen überhaupt nur als über- flüssiges Beiwerk zu der \timmungêvollen Meeres\childerung. Auch auf der anderen Aiwasowski'shen treflihcn Marine 1]t das vom Nebel leiht verhüllte Schiff wohl nur als Staffage zu betraten. Besonders hervorgehoben sei der in überaus zarten Farbenübergängen reizend geschilderte „Sonnenuntergang in Venedig“. :

Fn Behandlung von Meeresküsten zeigt ih H. Petersen: Angeln von iner treffli@en Technik. Die zerstäubende Brandung, “Luft und Wolken sind mit solcher Zartheit und Feinheit wiedergegeben, daß diese Gemälde als hervorragende Leistungen angesehen zu werden verdienen.

In Breitbah's Herbstlandschaft tritt der Mond doch wohl etwas zu unvermittelt am Himmel hervor; daß er nicht einmal auf die allernähste Wolkenumgebung cinen leiten Refler wirft, _iît unwahr- \ceinlich ; die Dämmerungsstimmung ist sonst vortrefflich wieder- gegeben; zwei andere Landschaften rühren von demselben Maler her.

Fn Ludwig's Wasserpartie sind die das finstere Gewölf durch- brechenden Sonnenstrablenbüschel von packender Wirkung. E

Kehrmann's Küstenlandschaft erscheint auf den ersten Blick kreidig, doch läßt die sommerlihe Mittagshie, welcher der Maler Ausdruck zu geben versucht hat, dies Kolorit natürlich erscheinen, dieser fahle Dunst ist auf Mittag an der See häufig. : E

Wenglein hat das \{chwermüthig Welke einer Herbstlandscaft recht ansprechend wiederzugeben verstanden. y

Carl Ratbjen zeigt uns in prächtiger Ausführung eîne Landschaft bei heraufziehendem Gewitter; die drohende Wolkenwand mit der dur sie hervorgerufenen Beleuhtung ist wirkungsvoll darçestellt.

Josef Jensen hat eine mähtige Gebirgsland\haft von majeitäti- \hem Eindruck geliefert. i

Zwei tüchtige Landschaften rühren von Gustav Pflugradt her.

Baish wendet in seiner Landschaft mit Kühen wieder jene leben- dige, etwas derbe Darstelkungsweise an, wie hte ]etnen Bildern eigen ist. i

e Hans Gude zeigt sich au diesmal in seinen Bildern als der längst bekannte tüchtige Marine- und Landschaftsmaler. : i

Durch einen warmen goldigen Ton zeichnet sich das die Heiter- keit der Rheingegend Hübsh vergegenwärtigende Bild von Th. Hagen aus. : i L

Gustav Behn giebt in zwei Motiven von Marburg die malerische Swönheit der alten Musens\tadt trefflich wieder.

Aug. Shaeffer hat cine überra\hende Beleuchtung einer Baum- gruppe von der Seite her recht wirkungsvoll darzustellen gewußt.

Ferd. Bellermann's „Abend im Park von Schönhausen“ und „Waldschänke" sind hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Landschaftsmalerei. | i e

Rudolf Dammeier bringt einen Vorwurf aus Berlin, jenen oft dargestellten Blick auf die Fisherbrücktke und die Spree in gefälliger Behandlung. E :

Ludwig Dettmann betitelt eine Uferpartie: „In Gedanken“, das Gedankenvolle kommt aber in der angelnden Dame kaum zum Ausdruck; das Wasser hat eine unnatürlihe Farbe. :

Frit Ebel bietet in zwei Waldgegenden einen sorgsam behandelten Baumschlag. : E

Adolf Fischer's Mondaufgang ist eine rathende Arbeit. ; :

Paul Flickel hat seine Rügensche Strandlandschaft etwas dunkel

gehalten.

tühtiges Können ver-

Der Stab der Garde-Kavallerie-Division sowie der Stab und die Regimenter der 3, Garde-Kavallerie-Brigade sind heute früh zu den Kavallerie-Brigade- bezw. Divisions-Uebungen nach Pots- dam abgerückt.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Hr. Robert N kehrt in diesen Tagen von einer Reihe sehr erfolgreicher astspiele nach Berlin zurück, um seine neue Stellung an dieser Bühne anzutreten, welher der Künstler hon im Anfang feiner Operetten- laufbahn angehörte. Hr. Philipp war bekanntlich, bevor er ein aus- gezeichneter Bverettensänger wurde, dem das Berliner Publikum die volle Gunst zuwandte, bereits ein sehr gewandter Schauspieler. Hr. Philipp wird in der Titelrolle der Operette « Farinelli“ debutiren, die allabendlich das Publikum in Schaaren nach dem Operetten- Theater in der Chausseestraße führt und noch für lange Zeit führen dürfte, sodaß die Doppelbesezung der umfangreichen Heldenpartien nöthig ersien. Ein anderés interessantes Engagement hat Direktor Fritsche noch abgeschlossen, indem Frl. Christine Löffler, das chemalige humor- reiche Mitglied des Wallner-Theaters, von der jeyigen Saison an dem Personal des Friedrih-Wilhelmstädtischen Theaters angehört. Hr. Alexander Klein, der Nachfolger des nach Hamburg abgegangenen Hrn. Weidmann, trifft ebenfalls in diesen Tagen aus Wien zur Ueber- nahme seiner neuen Stellung ein.