Schweden.
_ Der König Gustav hat beschlossen, sich nicht krönen zu lassen. Wie das „W. T. B.“ meldet, erklärte der Kön einem Mitarbeiter des „Aftonbladet“, daß dieser Beschluß jeiner eigenen Jnitiative entsprungen sei. Er halte die Krö- nung, die im Grundgeseg nit vorgeschrieben sei, für überflüssig und niht dem Zeitgeiste entsprehend. Die großen damit verbundenen Kosten hätten entscheidenden Einfluß auf seine Entschließung gehabt. Der König teilte ferner mit, daß auf seinen persönlihen Wunsch eine weitgehende Vereinfachung des Zeremoniells bei der Reichétagseröffnung ausgearbeitet werde. Der König erklärte {ließlich, daß er persönlich si nichts Besseres wünschen könne, als ein einfahes und spar- james Leben zu führen. Daß dieses Prinzip fich niht dur- führen lasse, beruhe auf der repräsentativen Stellung des Regenten. Weder dem Lande noch dem Volke könnte damit gedient sein, wenn der König bei offi iellen Gelegenheiten die internationalen Sitten und Gebräuche außer acht lasse.
Afien.
Die Arbeiten der türkisch-persishen Grenzkom- mission haben, „W. T. B.“ zufolge, begonnen. Die per- sishen Kommissare versammelten sih in einer bei Urmia ge- legenen Ortschaft, wo auch der türkishe Kommissar Taschir Pascha eintraf.
— Der Präsident des per sishen Parlaments, der sein Amt niederlegen wollte, da der Gouverneur im Parlament mit dem Tode bedroht worden war, falls er die Leute nicht bestrafen würde, die auf das Tor des Parlaments geschossen und an den Morden auf dem Artillerieplagze teilgenommen hatten, hat, der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ zufolge, nah längerem Zureden seine Absicht aufgegeben. Erst gestern haben sich die bewaffneten Verteidiger des Parlaments vollständig zerstreut. Die Bedingungen der Verständigung zwischen Zzarlament und Schah sind unterzeichnet, jede der beiden Parteien deutet sie zu ihren Gunsten. Auch werden bereits neue Forderungen und Vorwürfe laut.
— Nah Meldungen Tokioer Blätter haben die Ver- handlungen zwishen Amerika und Japan wegen Einschränkung der japanischen Auswanderung nach den Vereinigten Staaten einen befriedigenden Abschluß erreicht.
Afrika.
Infolge der Ankündigung der Einführung der spani? shen Polizei in Tetuan sind, wie dem „W. T. B.“ ge meldet wird, 400 Notabeln beim Pascha erschienen und haben gegen die Reform Einspruch erhoben. Der Pascha er- klärte, er könne die vom Sultan gebilligte Einführung nit hindern, worauf die Notabeln an Mohammed el Torres das schriftlihe Ersuchen richteten, beim Sultan die Zurück- nahme der Genehmigung zu erwirken. Nach heute einge- troffenen Nachrichten bedrohen die Stämme der Wadras und der Benider die Stadt. Die spanische Kolonie besigzt reihlih Waffen und Lebensmittel; die Kirche und das Konsulat werden in Verteidigungszustand geseßt. Die Militärbehörden in Ceuta und Algeciras sind beauftragt, Truppen zur Entsendung nach Tetuan bereitzuhalten. Auch in Larache werden ernste Un- ruhen befürchtet, wenn die Spanier die Polizei einführen sollten. Jn Rabat hat die Erregung nachgelassen; die Aus- bildung der neuen Polizeimannschaften vollzieht fih dort ohne Zwischenfälle.
Parlamentarische Nachrichten.
Dem Herrenhause is der Entwurf eines Gesezes, betreffend Erweiterung des Stadtkreises Magdeburg, nebst Begründung zugegangen. Nach dem Geseßentwurf soll die Landgemeinde Rothensee, die einen Umfang von 1121 ha hat und bei der legten Volkszählung 1243 Einwohner zählte, am 1. April 1908 von dem Lan-kreise Wolmirstedt abgetrennt und der Stadtgemeinde und dem Stadtkreise Magdeburg einver- leibt werden. Zu dem gleihen Zeitpunkte soll die Land- gemeinde Rothenjecee aus dem fünften Wahlbezirke (Wolmir- jtedt-Neuhaldensleben) des Regierungsbezirks Magdeburg in den vierten Wahlbezirk (Stadtkreis Magdeburg) dieses Re- gierungsbezirks in Ansehung der Wahlen für das Haus der Abgeordneten übertreten. 5
Nr. 1 tes „Zentralblatts für das Deutshe Reith“, berau2gegeben im Neihtamt des Innern, vom 3. Januar 1908, bat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwresen: Ernennungen; Exequaturs- , erteilungen; Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstandsbantlungen. — 2) Allgemeine Verwaltungssachen: Erscheinen des Handbu{s für das Deutsche Neid; Bestimmungen über gemeinsame Maßregeln zur Bekämpfung der Cholera in den deuts russischen Grenzgebieten. — 3) Zoll- und Steuerwesen: Veränderungen in dem Stande und den Befugnifsen der Zoll- und Steuerftellen; Veränderungen in den Ab- fertigungebefugnifsen von Zoll- und Steuerstellen. — 4) Polizeiwesen : Ausweisung von Ausländern aus dem Reisgebiet.
Nr. 54 des „Sisenbahnverordnungsblatts8*, heraus3- gegeben im Minifterium der öfentlihen Arbeiten, vom 31. Dezember 1907 bat folgenden Inhalt : Erlaß des Ministers der öffentlichen Ar- beiten vom 28. Dezember 1907, betr. Tarifbestimmungen für Saatgut. — Nachrichten.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Die Zoll- und Steuerstraffälle im Rehnung8jahre 1906.
Das Inkraftt:eten des neuen Zolltarifs am 1. März 1906 sowie die Einführung der neuen Reich: steuern im Jahre 1906 matte eine Aenderung ter auf den Bundesratsbes{lüssen vom 26. Juni 1880, S 482 der Protokolle, und vom 7. Februar 1883, §8 39 der Protokolle, beruhenden Beftimmunger, betr: fff-nd die Aufstellung von Nachweisungen der Straffälle bezüglih der Zölle und Reich‘fteuern, notwendig. In seiner Sihung vom 27. Junt d. J. hat der Burd:8rat neven Bestimmungen — abgedruckt im „Zentralblatt für bas De-utshe Reih“ Nr. 34 — die Zustimmung erteilt mit der ‘Maßgabe, daß für das Rehnungtjahr 1906 der End- termin für die Einser dura der Nackweise an das Kaiserliche Stzatistische Amt bis zum 1. August 1907 hinautgerückt wird. Nach der im letzten „Bierteljahrshefte zur Statistik des Deui!hen R-ichs* veröffentlichten Statistik sind im deutschen Zollgebiete während des Rehnungsjahres 1906 im ganzen 27 848 Straîfälle gegen 28 1€6 im Vorjahre wegen Vebertretung der Zoll- und Steuergesetze sowie der Ein-, Auc- und Dur(fubrverbote an-
F
R
wurden im s
ziehungen oder Eins{wärzungen h liefen auf 93 055,62 Æ gegen 1 die wegen dieser festgeseßten Geldstrafe 298 564 4 im Vorjahre. en Gefälle be- Wegen Ordnungéwidrigkeit wurden 12 588 Pêrtgrjahre und Vorjahre 13 269 Perfonen; 1 Person wurde zufäßlih 46 gegen strafe belegt. Der Betrag der wegen Ordnungswidrigkeit 7. Geldstrafen stellte fich auf 50889 M gegen 63 580 „& im
Ls rsonen zu Geldstrafe v 2 Freiheitsstrafe, gegen frei den Hinter-
verbote find nunmehr nach den einzelnen in Betracht kommend geseßlichen Bestimmungen getrennt nahgewiesen. Wegen Banden- chmuggels und ‘Mitführurg von Waffen bebufs Widerstandes gegen die zur Wahrnehmung des Zollinteresses verpfliGteten Beamten wurden vershärfte Strafen nebst zusäßliher Freiheitsstrafe gegen 36 Personen in 21 Fällen verhängt, im Vorjahre gegen 79 Personen in 28 Fällen. Beim Zusammentreffen zwischen Zollaufsihtsbeamten und Shmugglern ist ein Aufsichtsbeamter körperlich verletzt worden.
Aus der héutigen Lage des Geldmarktes und dem hohen Bank- diékont {pft der Allgemeine deutshe Genofsenschaftsverband Ver- anlafsung, auf die wirtichaftlichen B der in Deutschland vielfa üblicen Verschleppung der Zahlungen über die geseßten Termine hinaus und der zunehmenden Begleihung durch Wechsel ‘für den Handwerker, den kleinen Gewerbe- treibenden hinzuweisen. „Um die Goldabflüse nah dem Ausland zu indern, also im Interesse der Aufre§t- erhaltung unserer Goldwährung“, führt er u. a. aus, „ist die Regulierung der Bankrate bjsher als die wirksamste Maßregel von der Reiths- bank in Anwendung gebracht worden. Alle anderen vorgeschlagenen Maßnahmen, besonders die, einen gewissen Teil der bei privaten Kreditinftituten angelegten Deposiiengelder der Reihstank zuzuführen, haben sich als undurchfübrbar erwiesen oder sind von vornberein als völlig zwedcklos zu erahten. Alle Anzeichen, sowobl auf dem Weltmarkt, wie im inneren Verkehr, lafsen darauf sch{ließen, daß der offizielle Zinssa in absehbarer Zeit überhaupt auf einer böberen Linie als früber fd bewegen wird. Die wirtschaftlihen Wirkungen der außergewöhnlien Diskontrate werden in Finanz- und Industriekreisen gewiß unangenehm und ffförend empfunden, aber unmittelbarer macht sh dies in den gewerblißen und sonstigen Kreisen des Mittelstandes fühlbar. Die oftmals ungebührlihe Aus- nußung des Ziels durch die Kundshaft wird noch verschärft dur die alsdann vorgenommene Begleihung mittels Wesel. Hierin liegt ein großer Krebéschaden. Der Handwerker, der kleine Eewerbe- treibende, durch diese Zielmißwirtschaft in seinem Verdienst bedeutend ge- \chmälert, hat nun auch noch die Diékontsvesen zu tragen, wenn er bet seinem Kredit- oder Vorshußverein den Wechsel veräußert. Daß: diese Vereine au in geldteuren Zeiten wie gegenwärtig das berechtigte Kreditbedürfnis isr Mitglieder zu ertsprehenden Säßen be- friedigen, ift bekannt. Die alljährlihen statistishen Veröffentlihungen der größeren Verbände geben hierüber intecessan!e Aufschlüsse. So baben j. B. die 915 Kreditgenofsershaften des Allgemeinen Ver- bandes der auf Selbsthilfe beruhenden Genofsenshaften nah Schulze- Delißsch nah dem neuesten Jahrbuch im Jahre 1906 Kredite im Gefamtbetrage von 3202 Millionen Mark gewährt, darunter allein 941 Millionen an Diskontkrediten. Die Zinsfäße bewegten sich dabei durchschnittlich ¡wis{en 4 und 54 °/9; vielfah wurde der offizielle Bankzinsfußi zuzrunde gelegt oder F bis 19/5 darüber be- rechnet. Das sind Sätze, die bei einem durchs{nittlihen Reichsbank- zinsfuß von 9% 9/s als recht mäßig gelten dürfen. — Der Handroerker, der Gewerbetreibende wird richtig handeln, wenn er dem Krebs\chaden der Borgwirtschaft besondere Aufmerksamkeit zuwendet. Fn Zeiten wie gegenwärtig zeigt es \sich, wie notwendig es ist, die Borgwirtshaft einzudämmen und sich nicht mit der [landläufigen, grundfalshen Redentart „wenn ih das Geschäft nicht mache, tuts ein anderer“ über den offfenen Krebssckaden hinweg- zutäushen. Ein Blick in die Gewohnkbeiten des gesckäftlihen Lebens Franfkreihs und Englands lehrt, daß man dort eine strengere Auf- fassung bat und die Einhaltung des gewährten Ziels seit langen Zeiten als ten allein rihtigen Weg erahtet. Was in dieser Nichtung dort möglich ift, darf hier nit zu den Unmöglichkeiten gehören.“
Zur Arbeiterbewegung.
Zur Lage im Baugewerbe teilt der Verband der Bau- gaeshäfte von Berlin und den Vororten folgendes mit: Die große GSeldknappheit hat eine besonders einshneidende Wirkung auf die Bautätigkeit ausgeübt, die augenblickli sehr daniederliegt. Dazu kommen die Folgen des großen Streiks im vergangenen Sommer, sodaß eine ungewöhnlich starke Arbeitslosigkeit unter den bau- gewerblihen Arbeitern berrs{t. Um Arbeit zu erbalien, bieten sich Maurer und Zimmerleute, welhe bisher 75 4 Stundenlohn erhielten, in großer Anzabl zu niedrigeren Lohnsäten an, und es zeigt sich jeßt, wie verkehrt die Arbeitnehmerorganisationen handelten, als sie im Mai v J. den ihnen angebot-nen Tarifvertrag mit einer Zulage von 3 § ableßnten und damit den Kampf berauf- beschworen. Da zur Zeit tarifliGe Abmachungen über Lohn- und Arbeitsbedingungen im Baugewerbe nickt bestehen, so regelt si der Lohnfay naturgemäß nach Angebot und Nachfrage, wird also gerade in der s{lechten Zeit keruntergehen. In der Tat bezahlen viele dem Arbeitgeberbund niht angehörende Firmen bereits seit längerer Zeit niedrigere Löbne; unter diesen Umständen, die natur- gemäß auf die Konkucrenzfähigkeit wesentli einwirken müssen, bes{loß die außerordentlihe Generalversammlung des Ver- bandes der Baugeshäfte am 3. d. M. einstimmig, den Stundenlohn für Maurer und Zimmerer bis auf weiteres auf 70 bis 75 S und den für Bauarbeiter auf 45 bis 50 festzuseßen. Unter dem Personal der städtis@en Kranken- und Irrenan stalten Berlins ift, der „Voss. Ztg.“ zufolge, gegen- wärtig eine Gärung vorbonden. Die im Gemeindearbeiterverband organisierten Pfleger und Pflegerinnen sind der Meinung, daß ibnen von der Verwaltung das Kogalitionsreht genommen werden foll, und sie wollen sich dagegen zur Wehr segen. In den lezten Tagen haben Versammlungen des Personals der Ans stalten Wublgarten, Herzberge, Buch, der Krankenhäuser am Friedrichshain und am Urban ftattgefunden, in denen mannigfahe Beschwerden vorgebracht wurden. In Wuhlgarten soll den Pflegern der bereits erteilte Urlaub wieder entzogen worden sein, weil sie eine Verbandetversammlung besuGen wollten. Ebenso sei die Verwaltung von Buch vorcegangen. In Heriberge wurde darüber geklagt, daß die Pfl-ger Verträge untershreiben müßten, ohne daß man sie auf die Tragweite der einzelren Bestimmungen (Aus- schaltung des § 616 2c.) aufmerksam mae. Ganz besonders arch ist die Unzufriedenheit im Urban-Krankenbaus. Dort sind ¿wei Verirauent männer des Verbandes entlassen worder, die Ent- laffung wurde als Maßregelung aufgefaßt, und der Direktor lebnte es auch nach wiederholten Verbandlungen ab, die Entlaffung zurück- ¡unehmen. In der Versammlung wurde, eine s{arf„ebaltene Protest- resolution angenommen, in der betort wfrd, daß die Pfleger in geeig- neter Weise für die Anerkennung ihrer Rebte sorgen würden.
Die örtlichen Verhandlungen in den vier Städten Stuttgart, Elberfeld, Osnabrück und LuFenwal de, die zwischen Arbeit- gebern und Arbeitnehmérn im Holzgewerbe nach Beschluß der leßten Konferenz kü Berlin (vgl. Nx. 295 v. J, d. Bl) in den einzelnen Orten geführt wurden, sind, wie die „Frkf. Ztg." erfährt, völlig ergebnislos verlaufen. Infolge Scheiierns dieser Verhandlungen
münster, Osnabrück, Posen, Zopyo -
Wiesbaden und
le Rh.-V *, daß der Shuß- feld meldet die Nb E at und PlüsGfabri-
Poisdam, Stuttgart,
us Cre
dert 11. Januar der Der- verband der nie 44 falls A B s én R beson strie die Sperre dings erklärt, and de oh an 1 Ln Crefelder Birmen a : i ch] der Appreturen un Die Strafen wegen Verleßung der Ein-, Aus- und Dur&füt. A rheitezeit S S n N
neuer
1 ündigen. amt- und Plúüshfabriken A Es
die tägliche
Seidenin
demselben Lage in S gleichzeitig, infolge ärbereien vom 6. Janug “Bl. 4 Stunden zu E : erfährt, 3000 ham hir Miles i vieh der erpstclie Bera d lard seit Jahrea zu verzeibnen öhung von S Ee die A ie A “Gesellshaften in Beira , 5 es steigert wet A weil der Prets e E N fei, wenn die Grudua Sie erklärten, daß es ihnen Eten Gewinn rächten. Die Sagen follten, weil diese d it Ka t Grub ihrerseits lehr Pee “meldet, eine an, Zury p Bundesk Meier. einstimmig Ge Tage teln, eventuell durch einen Streik, d { wird, mi l 87 ee E der achtfi a streben, daß an E ose ie den Glasarbeitern von beitétag ein : angekündigte, aber von ihnen Arie für den L. Jangar 10 °/o ist, wie der „Köln. Ztg.“ gemeidet wird;-Kohnberablewung L icin v0ós N die p Ahnowc ies e gestellte Ah eno A Rtet und laffen ohne Vertrag weiterarbeiten. L _ Der Ausstand der Droschkenkutscher in Gent ist, 4H dem- selben Blatte, beendet. Auf Vermittlung des Einigung2aksHufses BODA E N ‘aa Forderungen der Kutscher bewilligt. (Val. 2 Es L v. * .‘ . Der Ausstand der Kohlenträger in Port Said, der 7m 20. Dezember v. J. begarn, ist, dem ,„W. T. B.* zufolge, beendig.
Wohlfahrtspflege.
Die Jugendgericht8böfe haben bekanntlih in Amerika, Eng- land und Norwegen gute Erfolge binsichtlih der psycholcgisckcen Be- urkeilung jugendliGer Vergehen und der Einwirkung auf die sitliche Hebung der noch im Alter ungenügender Einsicht si befinzenden Uebel- tâter zu verzeihnen.. Da das Sute sih stets Bahn bricht, so hat man auch bereits in Deutshland mit der Nachbildung di:ser EinriHtung begonnen oder doch si mit der Klärung dieser Frage beschäftigt. Es wird nun von Dr. Nee in der „Sojialen Praxis“ darauf hingewiesen, daß die als erfte der gedaWten Art geschilderte Einrihtung in Haspe durchaus nit ledigli die Nachbildung eines amerikanisen Jugend- gerihtshofes, auch der dort auf Anregung des Oberlandesgerihts- prâsidenten Dr. Hollgreven gebildete Auts{huß keine Einrichtung der Justizverwaltung, geschweige denn ein Gerichtshof sei, sondern ein gutatt- liches Organ, defsen der Staatsanwalt si bedient, um feststellen zu laffen, ob ein Jugendlicher bei Begebung der Straftat die zur Erkenntnis ihrer Strafbarkeit erforderlihe Einsicht besaß. Verneint dies der Aut s{uß, und {ließt fich der Staatsanwalt dem an, dann kann das Verfabren eingestellt werden, oder der Staat2anwalt erhebt niht erst die Arklage. Für Minderjährige von 12 bis 15 Jahren sind also tatsächlih, obglei einstweilen nit rechilich, Gerihté h öfe unter Umständen ausgeschaltet. Dr. Recke erblickt hierin — und viele werden ibm beipflihten — einen sehr wichtigen Forts{ritt und ewpfi-blt die Bildung eines solchen Fürsorgeausschufses überall in Deutschland als ein Stück Vorarbeit ¡ur Uebertragung der Strafg:richtsba: keit über Iugendlihe auf den bon einem Laienkollegium zu unterstüßenden Vormundschaftsrihter. Der hier angedeutete erzieblihe Charakter solher Autshüfse, die ihre Eins wirkung nicht nur auf die betreffenden Kinder, sondern tor allem auch auf deren Umgebung, also auf die Eltirn bezw. Erzieher dieser Kinder, auszuüben baben werden, hat erfreuliherweise die deutshe Lehrerwelt veranlaßt, der Sache ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. In der „Korre- spondenz des Deutschen Lehrervereins*“ sind die Gesichtépunkte mit- geteilt, die für die Errihtung von Sondergerichten für Jugendliche als maßgebend zu gelten hätten. Dieselben lauten: „1) In jedem Amts- geridtSbezik ist ein Jugendgeriht zu bilden, das aus eine:a Vormund- \chaftsrihter und zwei geeigneten Männern (Schulmann und Arzt) be- stehen müßte; diese drei Personen find von Ueberwahungsbeamten zu unterstüßen. 2) Der Jugentliche ist möglichst seiner Familie zu be- lafsen, die aber durch geeignete Maßnahmen des Gerichts tatkräftig in der Leitung baltloser Kinder zu unterstüten ist. Ist von der Ums gebung des Kindes dessen sittlihe Gefävrdung zu befürchten, soll es rasch in eine Erziebungs8anstalt gebraht werden. 3) Gefängnisstrafe ift bei \{hulpflihtigen Kindern auezushließen ; bis zum 16. Lebensjahre ift bei ten shulentlafsenen Mifsetätern die bedingte Bestrafung mit Ueber- waung das erste Mittel der Eiawirkung. 4) Die Verhandlungen des Jugendgerichts sind zwar öffentlich, Zubörer müssen aber ein be- sonderes Interesse an dem betreffenden Falle nahweisen. 5) Trotz er Schwere der Vergehen müfsen alle Personen, die mit dem Jugendlichen zu tun haben, in ihm den Eindruck erwecken, daß man das Vertrauen zu ihm babe, er werde sich besinnen und seinem Leben eine andere Richtung geben.“
Kunft und Wissenschaft.
_ Die zweite Ausstellung der neuen Erwerbungen des König- liGen Kupferstihkabinetts wird morgen im Ausstellungssaal des Kupferstichkabinetts eröffnet werden.
Im Verein für Deutsches Kunstgewerbe spra am Donnerstag Direktor Dr. Peter Jessen über Nußformen und Pr inen imalten und neuen Kur stgewerbe. Eine tiefe Sehnsudt nah Einfachheit und innerer Harmonie, führte er etwa aus, eint beute alle besten Kräfte im Kunstbandwerk. Wir möchten den alten Urboden aller Werkkunst, die Sachlichkeit, uns wiedergewinnen, niht als Tagesmode, sondern als Grundlage für alle Zukunft. Jn gesunden Zeiten erwädst die Form unmittelbar aus dem Gebrauche, vom Einfachen zum Reichen ih verfeinernd. Von solch aufsteigender Kunjt erzählen die meisterlihen Geräte der Steinzeit, die Werke manther Naturvölker, die Gefäße und Geräte des Altertums und des Mittelalters. Seit der Reraifsance kehrt si das Verhältnis der Zierform zur Nußform um. Die antiken Vor- bilder und phantastishen Erfindungen dringen von außen ber auf das paar ein und werden nur mit Mühe verarbeitet. Es ist ein ab- teigender Kunstbetrieb, der sh immer häufiger durch neue Einshüfse kfünstlih auffrishen muß. Wir müssen zu der aufsteigenden Arbeits- weise der Alten zurückehren. Geduldig und bescheiden sollten wir zunächst nichts tun, als die Gebrauhstypen unserer Zeit zu \hlihter, refer Form gestalten. Nur dadurch schaffen wir jungs fräulihen Boden für zeitgemäße Zierformen. Sie zu erfinden, ift die Aufgabe der nächsten Generation. Es wäre ein Verbängnis, wenn wir diese Arbeit in kindisher Ungeduld oder verderbliher Gewinn- suht vornehmen wollten. — Auszeftelt waren erläuternde Gegen- stände avs dem Kunstgewerbemuseum fowie die Tafeln zweier neu er- schienner Werke: Gurlitt, Die Baukunst Konstartinopels, und die illuftrierte Geschihte des Kunstgewerbes, die im Verein mit anderen Georg Lehne:t herausgibt.
Technik.
A. F. Die Tageso:dnungen der leßten Versammlungen des Berliner Vereins für Luft\hiffahrt waren stets so stark be-
find auf Veranlassung des Arbeitgebershußverbandes für | das deutshe Holigewerbe in nachstehenden 23 Städten die Tarif- | verträze gefündig! worden: Caffel, Chemniß, Darmstadt, Detmold,
bär gig geworden, und 27 074 Straffälle gegen 27 458 im Voijabre haben ihre Erledigung gefunden. Wegen Hinterziehung oder Eins{wärzung '
Eisenach, Elberfeld, Elbing, Effen, Forst i. L, Frankfurt a. O,, | Hamburg, Herford, Jena, Luckenwalde, Magdeburg, Mün@en, Neu-
| doch die Zahl der von Anfang Mai bis Ende Oktober
seßt, daß die meist mit Spannurg erwarteten Fabrtenberihte etwas vernaläisigt werden mußten. Allerdings ist es bei der großen Anzahl der Freifahrten mit Vereinsbällons auch kaum mehr mögli, über mebr als einzelne besonders inter: fsante Fahrten zu beri&ten. Beträgt ui:ter-
nommenen Fahrten weit über 50, von Mitte Juni bis 31. Oktober
i i [ons an der allein 43, ungerechnet die Teilnahme von Vereinsba i ku von Brüfsel im September und von St. Louis :
en Sonfurteni D, für den Berliner Verein für Luftsciffahrt Ausgang f. Z. ausführli et worden ist. Es j
E Siheuen nur sechs Fahrten mit Berliner Ballons : aus legterom Sommer näher beschrieben : die erste wegen ihrer großen ; t und ihres beahtenêwerten Erfolges, die anderen fünf, weil |
groß
im Oktober, über deren
A iE ebenso au8gezeihnet ist durch die Ruhe und Sicherheit
¿iner Ballonführune, als dur die Unermüdlichkeit, mit der er seinen |
ten die weiteste Ausdebrung gibt, wie durch den s{chöônen En- Be ias, mit dem er bei der Sache ist, und durch die klugen
Gedanken, Am 22.
Frause aus Berlin eine Fahrt über die Alpen von Innsbrudck aus.
die Landung zu bewerkstelligen. Nach in der Innsbrucker Gasanstalt {nl erfolgter Füllung heb . 1 chmütte Ballon unter den Beifallsrufen het l um 8 Ußr 59 Min. in die Luft, stieg, in einer S - Linie Innsbruck iberfliegend, langsam auf 1359 m und beschrieb weiter steigend über dem westlich der Stadt gelegenen Truprerübungtplaß einen Kreis.
Bis 2000 m wehte fast gar kein Wind, sodaß die Luft|ciffer sih mit | Muße dem be: r]ihen Anblick der Alpenwelt hingeben konnten. Bis | weit hinaus übeiblickten fie das Inntal, im Süden aber die Glets(her der ; Zentralalpen, während von Norden das Karwendelgebirge herübergrüßte. j Erft um 10,30 Uhr wurde auf 2500 m der Ballon von einem leichten NW. : erfaßt, der ihn gegen den Patscherkofel trieb. Ueber Igls trat der !
Ballon tn einen Wolkersatten, fiel daher bedeutend und setzte vor einem großen Hotel in Ms mit dem Stlepptau auf. 1 eines halben Sackes Ballast von den mitgenommenen 320 kg genügte
indessen, um zurä&st vom Talwind um den Patscherkofel herum in | Weiter wurde die Brennerbahn, die Schlucht dec Sill und in 2000 m Höhe der Schönberg am Aus- | Fernsiht |
das Wipptal getrieten zu werden.
überflogen. Hierbei war die
gang des Stubaitals i ledi Swchönheit. Der
wiederum von überwältigender sh nun nach Südost und, nach Kreuzung des nne tales und der fleinen Nebentäter, in das Naviser Tal binein. Wiederum trat Fallen infolge von Wolkenschatten ein, wodur der Ballon {nell gegen eine steile, woxldbedeckte Bergleßne getrieben wurde. Sl
bütten mit Heuarbeit b:\{chäftigt waren. 5 S beide Hütten hinweg, nah Ballastausgabe überflog der Ballon die
Ballon wandte
Berglehne in wenigen Minuten; kurze Zeit darauf stand er 3500 m | hoh über Navis, dem Hauptorte des Tales; aber er stieg mehr, als mit Rüdcksiht auf ibren Ballastvorrat lieb war. | großartig der Tuxer Kamm, Olperer und NRiffler eine
Wolkend-cke über das Gebirge au8gespannt, fie wurde um 12,55 bei | 4509 m durSbrochen; aus dem weißen, von blauem Himmel über- | wölbten Wolkenmeer ragten in weiter Ferne nur der Ortker und zwei | A ees | Anblick,
den Es Vor ibnen lag {hon erbeblich ihnen. batte fich aber
unter Inzwischen
Dolomitgipfel empor. Die hohe Stille wurd? nur dur das Rauschen der Sletsherbähe unterbroGen. Wo man sih befand, mit welcher Geschwindigkeit man fuhr, konnte niSt festgestellt werden. wurde Montblarchöhe (4800 m) überschritten. unmittelbar unter dem Ballon, sie 1500 m über dem Groß-Löffler. Einmal im Fallen gina es nun rasch herab Alles war zur Landung vorbereitet, in
Y 15 Minuten betrug der Fall fast 4000 m. Vorúüber ging es an der | Y Leipziger Hütte auf dem Shwarzenstein, an der Deimer Hütte, und
in aller Eile konnte noch eîne großartige Gesamtansicht des Zillertaler
| Hauptkammes auf die photographische Platte gebraht werden. Immer tiefer ging es abwärts, du-ch das Arntal, und erft jeßt, nur etwa ! 399 m über dem Boden, wurde {nell aller noch verbliebener Ballast | i 4 : C ; und Vogesen bekannt ift, an den Rändern aber seßen sich Cirrus-
Wirkung, einer aufteßte.
daß gleich darauf der Ballon ebenen Wiese bei Die Luftschiffer
ausgeworfen, mit der ohne f‘arken Stoß in
Arntal um 150 Uhr boften in
diesem Augenblick, am SSlepptau noch talaufwärts fahren zu können | Doch war diese Rechnung |
und rifsen deshalb den Ballon nit auf. r ohne. den Talwind gema@t. Der Korb {lug um, sprang dann noch über einige Bäume, setzte ein zweites Mal auf und sprang nochmals über einen Zaun. [ ein Ende. Der Korb fiel in ein kleines Kornfeld. {iffer sprang heraus und zog den Ballon s{chnell vom Kornfeld herunter auf eine Kleewiese.
Talbewohner. D l erreihten die Luftshiffer Abends 11 Uhr Innsbruck. Ihr Ziel, den Zentralkamm der Alpen zu überfliegen, war erreicht.
der Herren Dr. Brôöckelmann und Max Krause. __ Von den fünf Luftreisen, die Professor Dr. Jo.hannes Poeschel, Direktor der Fürstensule St. Afra in Meißen, im Laufe
des Sommers ausgeführt hat, nahm die erste in Begleitung von | Justizrat Dr. Reichel, Hofrat Pfaff und Bankier George Millington |
Herrmann in der Naht vor dem Pfingstsonnabend (17. Mai) um 10,40 in Bitterfeld ihren Anfang. Gewäbhlt war der Ballon „Bezold“, der mit Wasserftofffüllung 951 kg Auftrieb gegen 537 bei Leuhtgasfüllung besaß. Meichlihe Leber 8mittel für zwei Lage waren mitgenommen; denn ein flotter NW., der den Tag über geweht hatte, ließ auf einen Flug úber Böhmen weit nah Ungarn hinein hoffen. Aber es bewährte sh au bier die alte Luftschiffererfahrung, daß es meist anders kommt, als vorausgesehen. Schon beim nächtlihen Aufftieg war der Wind träger gewerden, er trieb nah Osten, Rihturg Spreewald (die BVitterfelder Ballons scheinen den Zug nah Kottbus zu haben). Unter flarem Sternenhimmel, im Schein des ersten Mondviertels, ging'3 bei 4° C. über die Mulde, die Dübener Heide, die Elbe bei Preych, über Löben an der s{chwarjen Elster, über Schloß Ballensdorf, am Rande der zum Fläming gehörenden Dabmer Heite, über Luckau, bei Lübbenau über die Spree und die Berlin-Görlitzer Bahn, in der Ferne zeigte sih der Lichtschein einer größeren Stadt — (richtig Kottbus). Wie blind gewordenes Spiegel- glas shimmerte die Wasserflähe der vier Peiter Seen herauf, der Himmel batte sich bewölkt, aber die erste Morgendämmerung ließ sie dohch [Son wahrnehmen. Ein Kuckuck ist erwacht, sein Rufen weckt die übrigen, bald hallen die Wälder von dem gern gehörten Ruf wider. Bei Groß- Gastrose, südwestlih vom hellerleuhteten Guben, wird die wafser- und inselreih2 Neisse gekreuzt. Bald nach 3 Uhr wird es {on hell, gegen 9 Uhr ist auf dem Wege über Jähnsdorf und Seedorf am Zähnsdorfer See bei Kunow und Tornow der Bober erreiht. Bisher waren nur 3 von mitgenommenen 31 Sack Ballast verausgabt, der Bal'on bewegte sih in fast \chnurgerader, wagerehter Linie, gute Aussicht auf eine weite Fahrt etwa über Warschau. Glänzend be- währte sih ein mitgenommenes Vertikalanemoskov (verbessertes Wind- raden). Auch die lebhafte Bewegung nach oben oder unten wurde bon ihm angezeigt und konnte sofort au®geglichen werden; denn siherer als Barometer und Barcoskop zeigt das Instrument an, ob \sich der Ballon mit der umgebenden Luft im GleiSgewicht befindet. Von Tornow am Bober batte sh im August 1906 die auch damals in Bitterfeld begonnene Fahrt an der der aufwärts nah dem Oberlauf der Warthe gewandt, diesmal ging die Fahrt nah links in das Gebiet der unteren Warthe und
y darüber hinaus. Der Wind war immer {wäter geworden, anfangs 36,
zulegt nur noch 20 km in der Stunde. Der Ballon {webt über waldbedecktes Hügelland, meist dite Laubwaldungen, unterbrochen 90n Rodungen mit fkleinen, freundlihen Ortschaften. Liebtal
die er überall an seine Crfahrungen zu knüpfen weiß. | Juli unternahmen, wohl zum ersien Male mit einem ; 2euchtgasballon, Dr. Max Bröckelmann und Fabrikant Marx |
Sie hatten dafür den nur 1380 cbm haltenden Ballon ; Bezold* ausgewählt, vorsihtigerweise ihren Korb aber vollständig ; alpin mit Bergstiefeln, Eispick-eln, Seil usw. ausgerüstet, um nötigen- ; falls auch auf s{chwierigem Terrain, im Fels oder auf einem Gletscher E, j | besteht. sih der mit der deutshen Fahne ge- :
zahlreiher Zuschauer 1 : L : das S@lepptau au2geworfen, denn die Abküblung des Gases in
Die Opferung !
Brenner- ; i i L ] aué ! zudebnen, reihen Ballast und Proviant vollkommen aus; allein die | Windflaue, die sich immer verdihtenden Regenschauer, alles {eint für
Wilde Flucht von Vieh und Menschen, die bei ¡wei Senn- ! Das Stlepptau gina über ! zutreten.
Um 1:15 | Da öffnete ih bei ! langsame:m Falle plößlich die Wolke, Berge und ESletscher erschienen | erwiesen fich als È der Zentralkamm der Alp?n, man s{chwebte über den Zillertaler | Ï Gletschern,
| stunde im goldigsten Sonnenglanz.
| weniger rubigen Fläche verbunden wird.
Luttah im |
| dichte Wolkenschicht, in die irdische Trübseligkeit ! Ießt machte man dem Ballon durch Aufreißen ! Einer der Luft- | l t * und, unter starkem Drängen im Obr nach dem Trommelfell, selbst Die weitere Bergung des Ballons | erfolgte mit Hilfe herbeikemmender, niht übermäßig bereitwilliger | Durch das Tauferertal und über Brunneck im Pustertal !
Bisher waren pur die Weftalpen {hon zweimal überflogen worden, einmal von ! Jtalien und diesen Sommer von der Schweiz aus; als erste die Osts | alpen-Zentralkette überflogen zu haben, ist das unzweifelhafte Verdienst |
mit Mühle, Treppeln, Plotow, Lausiß, Krampe. Südlih erheben si
bis zu 200 m die Grünberger Rebenhügel. Nun weitet fich der Blick zu einer Landschaft, die an Großzügigkeit der Rheinebene bei
Worms nur wenig rachsteht, von den mähtigen Windungen „der | ei Tschichertzig wurde um 6,15 der Strom in 400 m !
Höbe erreiht, aa geograpbisch h3chst merkwürdiger Stelle; denn die !
Oder durHzogen.
rechtwinklige Bieguna der Oder an dieser Stelle ist nur s{heinbar, in Wahrheit biegt der Fluß in das Tal des gewaltigen Urstromes ein, der einst bier im Warsau-Berliner Tal der Elbe zuflutete.
immer m-hr nah links, also nach Norden. @ beginnt, an ihrem Ende der stattlide Bentshener See, die Sonne
zieht den Ballon auf 1000 m empor, die Wolken unter ibm verwirren und ' vers@dônen zugleih das Bild; wo fie den Blick freigebzn, fiebt man auf | W In 1200 m | kreuzt der Ballon eine Wolke, die aus den feinsten Stneekristallen | Die Orientierung beginnt hier durch leiht-s Schneegestöber ;
Schloß Pinne am gleihnamigen See |
gligzernde Gewäffer und blaugrün s{chimmernde Wälder.
\chwierig zu werden. Erft
fann wieder mit Sicherheit bestimmt werden. Punkt 10 Ubr wird
den falten Wolken und ein start abfteigender Luftstrom baben
den Ballon ter Erde nahe gebraht. So angenehm eine S{hlepp- |
fahrt ist, soll fie doch nach Mösglithkeit eingeshränkt werden, um Schaden an der Erdoberflähe zu vermeiden. Deshalb gingen die Luftichiffer auch nur 130 m davon und dann wieder ho. Die kurze Strede batte genügt, das Pferd einer Reiterin auf der Chauffee zu ershredZen, cinen Feldbhasen aus dem Schlaf aufzuscheuhen, aber
au eine Telzgrapbenleitung, fceilich ohne Schaden beiderseitig, zu !
Die Landschaft längs der Bahn Wrorke—Posen wechselt zwishen regelmäßig angelegten langgeftreften Feldern und Wiesen, musterhafte Ordrung und Sauberkeit kennzeihnen die Wohnhäuser, es find deutshe Ansiedlungen in vor- mals polrischen Ländern. Bald nach 12 zeigt sch au die Wartbe in ihrem Lauf zwischen Posen und Küstrin, aber um sie zu überschreiten, brau&t man noch 50 Minuten; denn der Wind hat jegt völlig abgeflaut, bis auf 6 km die Stunde. Es muß ein Entschluß gefaßt werden! Um die Fahrt bis weit in den folgenden Tag auê-
streiten.
die Landung zu sprechen, aber mit 18 Sack Ballast zu landen, das wäre uncrhôrt! So beschloß man denn, um 1,45 eine kleine Ho ch- fahrt in den über den Wolken zu erwartenden Sonnenschein an-
Bei 1500 m bat der Ballon den untern Wolkenrand erreiht: über, unter, rings um die Luftschiffer die gleihen trüben, grauen Massen, nickt wogend, sondern wie erstarrt, kalt und feucht, bei 2000 m — 2° C. Die Näfse beschwert den Ballon und zwingt zu immer gröferen Sandopfern; doch immer lihter wird das Grau. Es ist eine Welkenshiht von groß-r Mäthtigkeit. Endlih um 2,30 Uhr, bei 3150 m, liegen die dihten Wolken unter dem Ballon, aber noH ist die Sonne nicht sihibar, lihte Cirruswolken entziehen fie dem endli — bei 3600 m — iff auch diese Schicht durchbroten, die Sonne tritt frei bervor und spiegelt sch in dem Schneetreiben in den obersten Schichten der überwundenen Wolken, ein Flimmern und Glißern von zauberhafter Wi:kung! Den Luft- schifern wird es nah den Erfahrungen der legten Stunde zur Ge- wißheit: ein sonnizes Pfingfstfest gibt es dies Mal mindestens für Norddeutschland nicht, entshädigen wir uns dafür durch diese Feier- Langfam erbebt sih der Ballon noch auf 3800 m und \{wimmt zur Freude der behaglih durchwärmten Korbs insafsen in dieser Höhe weiter, immer oberhalb des berrlihen Wolken-
| meeres, das aber viel mehr einem sturmgepeits{hten Ozean als einem
| Meere gleicht, mit dem leiht der Begriff einer ebenen, mehr oder
d. Denn das Wolkenmeer wirft in beständigem Wechsel immer neue Gebirgsformen auf, vorberrschend die gebirgtartige Bildung der Belchenform, wie sie von Shwarztwald
streifen ab, glei Riesenfäern den Ballon noch mehrere 1000 m überragend. Doch mit der sinkenden Nahmittagssonne beginnt au die Abküblung des Gases, der Ballon sinkt unwiderstehlih, jedes weitere Ballonftopfen wäre da unnüß. Es wuß von der himm- lishen Klarheit Abschied genommen werden. Zurück gebt es in die bseli Der Fall, obgleich nur 5—6 m sekundlich betragend, ist für den Körper doch sehr empfindli®, ter sich dem wechselnden Luftdruck niht gleih anvaßt,
unter heftigen Schmerzen leidet. Bei 500 m angelangt, tritt die Erde in Siht. Wohin aber ift man bei dem Sckwimmen über den Wolken gelangt? Ein See mitten in einem aroßen Walde, nirgends eine menschlihe Ansiedlung zu sehen. Es besteht die Gefahr, ins Wafser zu geraten, darum ift unter Opferung eines Teils der ver- bliebenen 5 Sack Ballast neues Steigen nötig. Der Ballon s{hwimmt in den Wolken bei 750 m eine Weile. Als die Erde wieder in Sicht kommt, hat man unter sich ein kleines Stück Wald, dann Felder und Wiesen. Nachmittags 4 Uhr 20 Min. wird die Landung na kurzer Schleiffahrt glücklich bewerkstelligt; man ist in nächster Nähe von Offowo, Kreis Flatow, Westpreußen, südwestlih von Konitz, nähfte Bahnstation Linde. Der See, den man zuleßt überflogen, war der Vorownosee in der Kujawer Heide. Die iwei- flündige Fahrt über den Wolken hat 86 km weitergebracht, während unter den Wolken fast Windstille herrschte. Die Fabrtlinie Bitterfeld— Offowo betrug 470 km, mittlere Geschwindigkcit 27,65 km die Stunde, Zeitdauer der Fahrt 17 Stunden 40 Minuten. Statt zu den Magyaren nach Ungarn war man aber zu den Kassuben nach Pomerellen gelangt. Der landende Ballon war zuerft von einem kleinen Knaben entdeckt worden, der den Vater mit den Worten berbeigerufen hatte: e Vater, komm \{chnell heraus, es kommt eine Leuhte vom Himmel !*
(Fortseßung folgt.)
Land- und Forstwirtschaft.
Geräte und Erfindungen auf den landwirtschaftlichen Wanderausstellungen.
Auf der legten Berliner Ausstellung der Deutschen Landwirt- shaftegesellshaft wurde zum ersten Male der Versu gemacht, Geräte und Vorrihtungen auszustellen, die im landwirtshaft- lihen Betriebe hergestellt sind, um örtliGen Bedürfnifien zu dienen. Derartige Vorrichtungen, oft au Verbesserungen an gekauften Geräten, kommen vielfah in der Wirtschaft vor. Sie bleiben aber ohne Nahahma1ng, da Maschinenfabriken solhe Dinge nicht fertigen und sie daher auf Ausstellungen niht gezeigt werden. Es kann jedoch für den einzelnen Landwirt sehr lehrreich sein, wenn er von terartigen Sor nien Kenntnis erbält, um fie unter Umständen in der eigenen Wirtschaft zur Anwendung zu bringen. Wie mannigfaltig sch der Landwirt zu belfen weiß, konnte man aus der Auéftellung der „Jllustrierten“ landwirtshaftlihen Zeitung“ in Berlin entnebmen, die 100 Originalzeihnungen solher in den „Praktishen Winken“ ihrer Zeitung mitgeteilten Dinge zur Dar- stellung brate. : E
Diese Vorrichtungen sind zumeist von den ländlihen Handwerkern berzustellen und oft fehr einfaher Art. Sie bezieben fh -auf die Tierrflege wie auch auf den Ackerbau. An größeren Geräten waren in Berlin besonders Ackerwagen, au ein Gerät zur Einebnung und Bearbeitung von Wiesen ausgestellt. Die Deutsche Landwirt- shaftsgesellschaft hat nun für die Ausstellung in Stuttgart, die in der Zeit vom 25. bis 30. Juni 1908 stattfindet, wiederum eine der- artige Ausstellung ausgeschrieben und fie durch Gewährung gewifser Vorteile erleichtert. Es ist eine gute Eigenschaft des Landwirts, daß er gern seine eigenen Erfahrungen in den Dienst der Allgemeinheit
S | den Stand der Obstbäume aus der as mächtige Tal wird oberwäris nur durch den Lauf der Oder noch angedeutet. Drei preußisdhe Provinzen greifen hier ineinander, fast {eint es, als ; wolle der Ballon die Luftschiffer nah Posen tragen, aber man befindet | sich an der Vorderseite cin Tiefdruckgedbiets, und da hier die Winde | in umgekehrter Richtung des Ubhrzeigers wehen, dreht ih der Wind ; Eine Reihe von Seen ;
tellt. Hierzu ist durch die Ausstellung solcher in der Praxis bewährter eigenartiger Vorrichtungen, die allerdings vielfa auf den besonderen Fall berehnet sind, eine gute Gelegenheit gegeben.
Der „S{hweizerischen Landwirtschaftlihen Zeitschrift" wird über die Witterung, die landwirtshaftlihen Arbeiten und Zentralschweiz unter dem 22. Dezember 1907 geschrieben: Am 14. d. bewarf uns Fcau Holle unter Sturm, Donner vnd Bliß mit den ersten Flocken- shauern. Man glaubte den strengen Winter da. Es kam anders und wir haben nun mäßig kalte Nächte, sonnige Tage und bis weit hinauf shneefreié Felder und Wälter. Es ift prähtiges Wetter für landwirtshaftlidhe Arbeiten vershiedener Art. Flüsfige und fefte Dünger können au8geführt und ausgebreiiet werden, selbst den Pflug sieht wan noch für Umbruh von Sommergetr-ide- und Kartoffelfeldern in Tätigkeit. In den Baumgärten werden Bäume gefeßt, verjüngt oder ausgelichtet, „gepugt“, wie man sagt. Erd- fubren, Straßenverbefserungen und Drainagen können vorzüzlih aus- geführt werden. In den Wäldern ists kaum {chöner zu wünschen fürs Holzfällen, DurŸhforsten, Stôöcke ausbeben usw. Vieles, was im letzten strengen Winter des vielen Schnees wegen unterbleiben mußte, kann jeßt nahgebolt werden. ;
us der Ostshweiz wird derselben Zeitshrift unter dem 24. De- ¡ember 1907 geschrieben: Bei dem milden und \chneefreien Vorwinter konnten überall auf Feld, Wiese und Aeckern die landwirtshzftlichen Arbeiten ungebindert ausgeführt und der Rest der Feldfrüchte, namentlich die Gemüsearten, in den Keller und in die herg?rihhteten Gruben verbracht und gut eingewintert werden. Das Winter- gemüse fkonnte unter dem Eirflusse der milden und herrlichen, \hneefreien Witterung vorteilhaft ausreifen und fh entwFeln, sodaß die Ernte sehr reiblih - ausfiel. Die Runkeln und Winterrüben lieferten besonders reihlihe Erträge und bilden bei diesen bohen Heupreisen für das Milhvieh als Ersaßfutter- mittel eine willkommene Beigabe. Die Bestellung der Felder für die Wintersaat nimmt beute für den Landwirt nit mebr fo viel Zeit in Arspruch, wie vor 25 bis 30 Iabren, da beute weitaus größere Bodenflähen dem Futterbau dieren. Um'omebr ist es dem Landwirt mögli, der Pflege der Obstbäume vermehrte Aufmerks samkeit zu schenken. Man matt in den obstbautreibenden Gegenden die erfreulite Wahrnehmung, daß die Anpflanzung von Obst- bäumen rationell vorgenommen wird, daß die Bodenbeshaffenbeit untersucht, die Tiefe der Baumgruben und die Pflanzböbe der Kul- turen selbsi praktisch bemessen wird. Wir konnten beobachten, daß diesen Vorwinter in einzelnen Wiesen 20 bis 40 Stück junge Obstbäume angepflarzt worden sind. Die jährli wiederkehrenden Baums wärterkurse haben begonnen und tverden mit Erfolg besucht. Die milde Witterung des Vorwinters bat unstreitig alle Fruchtbäume recht günstig beeinflußt und man bört dur{weg den Stand der Obfts- bäume vorteilhaît beurteilen; das Fruhtbolz hat die Blätter erst spät fallen laffen, was zur Folge hattz, daß es gut aus- reifen konnte. Man mati die erfreulihe Wahrnehmung, daß fast überal sehr reihlihe Fruhtruten vorhanden und demnach die Obstaussihten für das folgende Jahr durchaus günstig sind, Während eine Anzahl Avpfelbäume, zumeist diejenigen, die vergangenen Herbst befriedigend getragen haben, nur einen mäßig:n Bestand an fog. Fruhtaugen aufweisen, kana man anderseits eine große Anzabl Bäume beoba§ten, die \ozusagen wegen d:r Fülle von Fruchtruten geradezu stroßen. Es kommen hier in erster Linie die vershiedenen Lagen und Sorten in Betraht. Sehr viele Ansäßge sind bei den beliebten Reinettesorten zu finden. Noch mehr Frucht- augen als die Apfelbäume weisen im allgemeinen die Birnbäume auf, am meisten die Teilersbirnbäume, die diefen Herbst bekanntlih nur eine Mittelernte abgeworfen haben. Die Spalier- und Zwergobst- bâume in den Gärten und Anlagen stellen ebenfalls gute Ernten în Ausficht.
Verkehr8anftalten.
Gestembvelte ftatistishe AusfuhranmeldesSeine älterer Art (d. h. solche, auf deren Nückseite sich steben Erläuterungen be- finden) dürfen seit dem 1. Januar nicht mehr benußt werden. Solche Steine werden von den Postanstalten kostenlos gegen ge- stempelte Anmeldescheine neuerer Art (d. b. solhe, auf deren Rück- seite dreizehn Erläuterungen abgedruckt sind) umgetauscht.
Von jeßt ab find Pakete nach Ukamas (Deuts - Südwest- afrifa) zugelassen. Die Tarçen werden von den Postanstalten in Deutschland nur bis Lüderizbucht berechnet und die Weiterbeförde- rungskosten vom Empfänger eingezogen.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause beginnt morgen, Dienstag, eine zyklishe Aufführung von Richard Wagners Bübnenfestspiel „Der Ning des Nibelungen" mit dem Vorabend „Das Rhbeingold“. Die Herren Bahmann, Berger, Grüning, Kirhhoff, Knüpfer, Krasa, Lieban, Mödlinger, die Damen Ekeblad, Hempel, Ober, Reinl als Gast, von Scheele-Müller find in den Hauptrollen beschäftigt. Der Kapellmeister Dr. Strauß dirigiert. — Boieldieus komishe Over in ¡wei Akten „Johann von Paris“, in den Hauptrollen dur die Damen Hempel, Kauffmann-Franzillo, Nothauser, die Herren Kirchhoff, Knüpfer und Nebe beseßt, wird als nächbste Neueinstudierung der Königlichen Oper am 27. Januar, dem Geburtstage Seiner Majeftät des Saisers und Königs, in Sjzene gehen. l
Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Ernst von Wildenbruhs Schauspiel „Die NRabensteinerin" in der bekannten Besetzung wiederholt. « l E
Die Erstaufführung der „Räuber“ im Deutschen Theater ift für Freitag angeseßt. In dieser Aufführung spielt den „alten Moor“ : Rudolf S@hildkraut, den Franz Moor: Paul Wegener, den Karl Moor: Oskar Bereczi, den Spiegelberg: Alexander Moissi, die Amalia: Lucie Höflih, den Shweizer : Wilhelm Diegelmann. Die erste Wiederholung des Stücks findet am darauffolgenden Sonntag statt. In der dritten Vorftellung am Dienétag, den 14. d. M., wird Alexander Moissi ¡um ersten Male den Franz Moor und Paul Binsfeld den Spiegelberg spielen. — Für die erste Gafivorstelung von Eleonore Duse am Montag, den 13. d. M., die als einzige in den Ka mmerspielen des Deutschen Theaters ftattfindet und, wie bereits gemeldet, eRos8mersholm“ mit Frau Duse als Nebekka Weft bringt, müssen die Reservate spätestens bis Mittwoch, den 8. d. M., abgekbolt werden, da se infolge der starken Nachfrage sort anderweitig vergeben werden müssen. Auch diese Vorstellung beginnt, wie alle anderen in den Kammerspielen, um 8 Ubr. E /
Der Direktor Smieden hat für die männlicke Hauptrolle in dem neuesfien Schauspiel von Henry Bernstein „Simson“, das im Februar im Neuen Theater in Szene gehen wird, Ferdinand Bonn als Gasft gewonnen. — Die Tänzerin Miß Maud Allan wird in dieser Woche im Anschluß an die Vorftellungen des Neuen Theaters ihre Tanzshôöpfung „Salomes Vision“ vorführen. -
Die Proben für die nächste Neueinstudierung an der Komischen O per: Charpentiers „Louise , sind bereits fo weit vorgeschritten, daß die Erstaufführung dieses Werkes für den 15. Januar angeseßt ift. — In der heutigen Aufführung der Oper „Tiefland“ singt Herr Willi Birrenkoven vom Stadttheater in Hamburg die Partie des Pedro.
P Im Blüthbnersaal finden am 25. Januar, Nahmiitags 4x Ubr, Musik- und Melodramvorträge für die reifere Jugend statt, die von der Geigenkünsilerin Inka von Linprun veranstaltet werden. Ihre Mitwirkung baben ferner zuge‘agt: Marie Blanck-Peters (Gesang), Marx Bayrhammer vom Frankfurter Schx2u-
spielhaus (Rezitation) und Wladimir Cernikof (Klavier).