1908 / 6 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Jan 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Die Technishe Hochschule zu Berlin wird das Geburtsfes Seiner Majestät des Kaisers und Königs am Sonnabend, den 2. Januar d. J., Abends 6 Uhr, in der Halle des Hauptgebäudes festlih begehen. Der h findet nur dur den Haupteingang statt; es wird er- ut, dortselbst die Einlaßkarten vorzuzeigen.

Der Gt Sie zum Bundesrat, Königlih württem- va de Wirkliche Geheime Kriegsrat von Wunderlich ift in Berlin angekommen.

Der hamburgische Bevollmächtigte zum Bundesrat, Senator Dr. Schaefer ist von Berlin abgereist.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ift S. M. S. „Freya“ vorgestern in Messina eingetroffen und geht am 13. Januar von dort nah Malta in See.

S. M. S. „Seeadler“ ist vorgestern in Bagamojo ein- getroffen und geht übermorgen von dort nah Zanzibar in See.

S. M. S. „Arcona““ ist gestern in Amoy eingetroffen.

. M. S. „Tiger“ iff gestern von Tsingtau nah Futshau in See gegangen.

S. M. S. „LTuchs“ if gestern von Hongkong nah

Hoihow und Pakhoi in See gegangen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ wird eine Zusammenstellung der Berichte von deutshen Fruchtmärkten für den M Dezember 1907 veröffentlicht.

Ftalien.

Die „Tribuna“ veröffentliht Unterredungen mit dem japanischen Botschafter Takahira und dem Botschafter der Porotritaton P iei N Bali Mo! Vereinigten Staaten Griscom inRom bezüglich der Meldungen, die Regierung der Vereinigten Staaten habe bei Japan gegen die Vermehrung der japanishenEinwanderung Einspruch erhoben. Tafkahira erklärte, „W. T. B.“ zufolge:

Fapan bemübe sich in loyalster Weise, die Auëroanderung nah den Küsten des Stillen Ozjeans zu vermindern. Die japanische Regie- gierung gebe nur Leuten in gutec wirtschaftliher Lage Päfse nah den Bereinigten Staaten, aber zablreihe Japaner gingen nach Canada und Mexiko, von wo sie, durh Auswanderungsagenten dazu bestimmt, ih in die Vereinigten Staaten bezäben. Tafkahira versiherte, daß die Beziehungen ¡wishen Japan und den Vereinigten Staaten aus- gejeihnet seien.

Der amertkanishe Botschafter Griscom erklärte:

Er wisse ni§ts von einem Etnspruch seiner Regierung und vers sitherte, die japanische Regierung beweise das aufrihtige Beitreben, die Einwanderung zu verhindern. Die Regierung der Vereinigten Staaten sei durch die Haltung Japans vollkommen zufriedengestellt. Es handle ih hier um Fragen, die in einem oder zwei Tagen nicht entschieden werden könnten, und die von den Diplomaten mit der größten Vorsiht behandelt werden müßten. Die Bejziebungen zwischen Japan und den Vereinigten Staaten seien als sehr gut zu bezeihnen.

Türkei. Die mazedonische Finanzkommission hat, wie das „K. K. Telegraphen-Korrespondenzbureau““ meldet, am 3. Ja- nuar ihre Sigungen wieder begonnen, troßdem die Mandate noh nit verlängert find.

Amerika.

Nach einer Meldung der „New York Times“ aus Washington hat der Vorsizende des Finanzausschusses des Senats Aldrich gestern dem Senat ein Geseg über die Umlaufsmittel vorgelegt, an dem Aldrich und andere Senatoren seit der Krisis auf dem Geldmarkte gearbeitet haben. Das Gesetz sieht die Ausgabe von 250 000 000 Dollars Notstandsnoten vor, die zu jechs Prozent zu versteuern sind und zurückgezogen werden, wenn der Notitand beendigt ift. Die Noten tragen die Form und den Charakter von Nationalbanknoten und werden fichergestellt durch die Hinter- legung von Staats- und Stadtanleihen. Die „Times“ be- merken hierzu, daß das Geseg gegen den Plan der Schaffung eines Zentralnoteninstituts gerichtet sei.

Afrika.

Nach Meldungen aus Casablanca vom 4. d. M. soll die Mahalla Mulay Raschids auf ihrem eiligen Marsche nah der Kasbah Settat erst von den Ulad-Zeyan und dann von den Mdakra geshlagen und ausgeplündert worden sein, nachdem sie sich geweigert hatte, sich mit ihnen gegen die Europäer zu verbünden. Die Trümmer der Mahalla sollen völlig ershöópfi in Settat angekommen sein.

Parlamentarische Nachrichten.

Die heutige 74. Sißung des Reichstags eröffnete der Präsident Dr. Udo Graf zu Stolberg-Wernigerode mit einem freundlichen Neujahrsgruß an die Mitglieder.

Auf der Tagesordnung des heutigen Schwerinstages stand an erster Stelle die Fortscßung der Beratung des An- trags des Zentrums (Graf Hompesh u. Gen.), betr. Er- haltung und Förderung des Handwerkerstandes und des kaufmännischen Mittelstandes.

Die Erörterung des Antrags ist in den beiden Sizungen vom 6. und 7. Dezember v. J. erfolgt und zu Ende geführt worden. Das Schlußwort der Antragsteller und die Ab- stimmung ftehen noch aus.

Abg. Irl (Z) nahm namens der Antragsteller das S({lußwort und \sprach zunäbst den Vertretern derjenigen Parteien, die dem Antrage ihre Sympathie bekundet haben, ihren Dank aus, Der Antrag werde ja mit großer Mehrheit angenommen werden. Immerhin kabe man auch an Einzelforderungen Kritik geübt und bezügli der einzushlagenden Wege abweibende Anschauungen vertreten, namentlich seit-ns der freifinnigen Parteien. Gewiß werde es seine großen Schwierigkeiten haben, die Begriffe Fabrik und Handwerk gegen einander abzugrenzen, aber davor dürfe man niht zurückschœeck:n. Daß die Forderung der Pa ziehung der Fabrifbetriebe mit handwerksmäßig ausgebildeten Arbeitern den Kostzn der Ausbildung der Handwerker durch die Handwerker- organisationen unbillig sei, könne absolut nicht zugegeben werden.

(Schluß des Blattes.)

onat

Auf der Tagesordnung für die heutige (7.) Sihung des Hauses der A ge orn welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben und der Minister der öffentlichen Arbeiten Breitenbach beiwohnten, stand zunächst die Ent- gegennahme von Vorlagen der Königlichen Staats- regierung. /

Der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben legte dem Hause die allgemeine Rehnung über den Staatshaushalt für das Etatsjahr 1904, die Uebersicht von den Staats- einnahmen und -ausgaben für 1906 und den Gesegentwurf, betreffend die Feststelung des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1908, vor und gab einen Ueberblick über das tatsächlich bezw. vorausfichtlihe finanzielle Ergebnis der Jahre 1906, 1907 und 1908. Die Ausführungen des Ministers werden morgen im Wortlaut wiedergegeben werden.

(Schluß des Blattes.)

Nah dem Entwurfe des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1908 (1. April d. I. bis 31. März 1909), der beute dem Hause der Abgeordneten vorgelegt worden ift, find für das nächste Etatsjahr die Einnahmen des Staats auf 3 362 921 686 4, die Ausgaben im Ordinarium auf 3173881274 #4, im Ertra- ordinarium auf 188 140 412 #, zusammen mithin ebenfalls auf 3 362 021 686 veranschlagt. :

Gegenüber den Veranschlagungen für das laufende Jahr zeigen die St{lußsummen des Etats für 1908 eine Erhöhung um 161 947 756 #4 Dieselbe sett fich bei den Ausgaben aus einer Erhöhung im Ordinarium um 270 899 434 und aus einer Verminderung im Extraordinarium um 108 951 678 #4 zusammen. Gs sind angeseßt bei den saatlihen Be - triebsverwaltungen die Einnahmen um 152 525 177 #4 und die Aus- gaben im Ordinarium um 144 387 552 4 böber, die Ausgaben im Erxtra- ordinarium um 78 572 060 Æ niedriger, bei den Dotationen und der allgemeinen Finanzverwaltung die Einnahmen um 1717578 M niedriger und die Ausgaben im Ordinarium um 12 928 688 M böber, bei den eigentlichen Staatsverwaltungen die Einnabmen um 11 140 157 M und die Ausgaben im Ordinarium um 113 583194 A böber, die Ausgaben im Extraordinarium um 30 379 618 Æ niedriger.

Die über das sonst üblihe Maß weit hinautgehende Steigerung der ordentlihen Staat#verwaltung8ausgaben findet ihre Erklärung überwiegend in der Bereitstellung einer Summe von 77 000 000 „46 zur teilweisen Deckung des Mehrbedarfs für die in Aussiht genommene allgemeine Aufbesserung der Dienstbezüge der Beamten, Geistlichen und Volksschullehrer, zum Teil auch darin, daß zur Durchführung des Volkss{ulunterhaltungsgesezes in den Etat der geistlißen usw. Verwaltung weitere Ausgaben im Ge- samibetrage von rund 12000000 M einzustellen waren. Um die Mittel hierfür zu gewinnen, mußte das Extraordinarium ent- sprechend niedriger bemessen werden. Trotzdem erreicht dieses immer noch 5,6 °%/9 der Gesamtaus8gaben des Etats und hält sich damit un- gefähr auf der Höhe der bezüglihen Aufwendungen früherer Jahre, wenn die lezten 3 Jahre außer Betracht gelafsen werden, in denen das Extraordinarium außergewöhrlich boch dotiert worden ift.

Bei den staatlihen Betriebsverwaltungen ist im Ordinarium ein Mebrübershuß von überhaupt 8 137 625 #4 verans(lagt, der sich aus Mehbrübershüssen von 26 528 120 Æ und aus Minderübers{hüfsen von 18 390 495 „6 ¡ufammenseßt.

Von den Mehrüberschüssen entfällt der größte Teil mit 92 654 200 Á auf die Verwaltung der direkten Steuern, bei welcher die Einnahmen aus der Einkommenfteuer um 18 000 000 #4 und aus der Ergänzungsfteuer um 5 000000 A höher in Ansaß gebrat sind, während die Ausgaben eine Steigerung um 455 300 H

aufweisen. j

_, Gs folgt die Verwaltung der Zölle und indirekten Seuern mit einén Mebrübersch;5 von 1931 5904, der sih aus étner Mebreinnabme von 3 744 und einer Mehrau3çabe von 1812410 # zusamnuensezt. Von Mehreinnahmen find ¡u erwähnen 1750000 Æ an Vergütungen für Erbebung der Neichs5steuera, 3017000 «A Anteil an der Reich8erbschafts- steuer gegenüber einer Mindereinnahme an Erbschafts\teuer nah den bisherigen preußishen Gesetzen von 255000 —, an Stempelsteuer find 1000000 # weniger angeseßt; unter den Mehrau8gaben find enthalten die Bezüge für 319 neue etatsmäßige Stellen, 200 211 Æ für Beschäft8bedürfnisse, 336 000 M zu Tagegeldern und Reisekosten, 101 000 jur Unterhaltung der Dienstgebäude, 50000 A zu Umzugskosten und 55 669 #4 zur Be- wafnung der Zollaufseher usw. und zu Verluftentshädigungen für Kafsenbeamte.

Weiter tritt bei der Berg-, Hütten- und Salinenver- waltung ein Mebhrübershuß von 1469 140 A bervor; bier sind die Einnahmen um 17 388 750 Æ und die Ausgaben um 15 919 610 „% gesteigert. I

Ein Mehrütershuß ersheint auch bei der Domänen- verwaltung, und zwar in der Höbe von 462870 # Durch den Zugang von 36 neu angekauften Domänen entstehteine Mehreinnahme von 408 900 # und dur die Neuverpahturg älterer Domänen eine solhe von 66009 A 5 Domänen sind durch Veräußerung “in Ab- gang gekommen.

An den Minderüberschüssen ift in erster Linie die Eisen- babnverwaltung beteiligt, nämli mit 15 677045 # Während die Einnahmen um 108 999 227 M böber verans{hlagt find, und zwar um 25 680 000 „# bei dem Personen- und um 68 620 000 # bei dem Güterverkehr, zeigen die Au8gaben eine Steigerung um 122 676 272 M Von den Mehrausgaben sind hervorzubeben: 40716000 G für versönlihe Ausgaben, darunter die Bezüge für 8809 neue etatsmäßige Stellên, 32 989 000 A für Betrieb8materialien, 30 503 000 für den Oberbau, 21 550 000 # für Betriebsmittel, 1043 200 Æ an Steuern, Kommunalabgaben usw. Eine Minderausgabe rein formeller Art entitebt dadur, daß die Shulden der Braunschweigischen Eisen- bahn, darunter die ax die Herzoglih braunshweigishe Regierung zu zahlende Annuität von 2 625 000 Æ, auf den Etat der Staatsshulden- verwaltung übertragen worden find.

Bei der Forstverwaltung ergibt sh ein Minderüberschuß von 2 669 000 4, indem Mehreinnahmen von nur 786 000 4 Mehr- au?gaben von 3 455 000 4 grgenüberstehen. Ausgabeerböhungen er- scheinen namentli bei dem Fonds zur Unterhaltung und zum Neu- bau der éffentliden W-ge 500000 Æ und bei dem Fonds zu Forstkulturen 1 500 000 A —. Im Extraordinarium ist wiederum

| ein Zuscbuß zu dem ordentlihen Grundstücksankaufsfonds, und zwar

in der Höbe von 3 000 000 A ausgebracht.

_Die Dotationen und die allgemeine Finanzverwaltung weisen einen Mehrbedarf von 14 646 266 A auf.

Die Verwaltung der öffentlihen Schuld erfordert eine Mehbrausgabe von 15 470 344 4; zur Verzinsung sind 11 346 571 M, ¡ur Tilgung 1762496 Æ und an Renten 2375 000 #4 mehr ver- anshlagt. Unter den Mehrausgaben erscheinen au die bei der Eisen- babnverwaltung abgesezten Ausgaben für die Schulden der Braun- schweigishen Eisenbahn, darunter die an die Herzoglich braunschweigishe Regiecung zu zablende Annuität von 2 625 000 #4 Von dem Mehr- bedarf zur Tilgung entfällt ein Betrag von 880 868 4 auf die Tilgung des Kaufpreises für die vom Staat erworbenen Aktien der Bergwerks- gesellschaft Hibernia. Dieser Mehrau8gabe steht bei der allgemeinen Finanzverwaltung eine entiprehende Mehreinnahme an Dividenden für die Aktien der genannten Bergwerksgesellshaft gegenüber.

Bei der allgemeinen Finanzverwaltung ergibt ih ein Minrderbedarf von 8:8 985 4, der fich aus Mi- derau8gaben von 2 558 896 A und aus Mindereinnahmen von 1699 911 4 zusammen- seßt. Den bezüglichen Ansäßen in dem Entwurfe jum Reichéhaus- haltsetat für 1998 entsprehend sind die Ueberweisungen vom Reich um 4100 160 Æ niedriger eingestellt, während der Matrikularbeitrag, der nach dem Entwurfe zum Neichshausbaltsetat den Sollbetrag der UVeberweisungen um mehr als 40 H auf den Kopf der Bevölkerung

übersteigt, gemäß der Bestimmung im § 3 des Gesetzes vo 3. Juni 1906, betreffend die Ordnung im Reichshausbalt und die Tilgung der Reichs\huld, (Reichsgeseßbl. S. 620) nur in Höhe der Ueberweisungen zuzügli eines Betrages von 40 S auf den Kopf der Bevölkerung in Ansay gebracht ist, wodur ein Weniger von 4 093 558 gegen den vorigen Etat entsteht. Bei den hinter, legten Geldern sind dem Durchschnitte der leßten beiden Rehr.ungs« jahre entsprechend die Einzahlungen um 1 000000 und die Rück, jablungen um 1 500 000 Æ gesteigert. An Mehreinnahmen kommen noch in Betracht 542 965 Rückzahlungen und Zinsen auf gewährte Darleben usw. und 826 584 „4 Dividende von den Hiberniaaktien (zu vergleihen die Bemerkung bei der öffentlichen Schuld).

Bei den eigentlihen Staat8verwaltungen ist die Einnahme, wie bereits oben angegeben, um insgesamt 11 140 157 Æ höher vers anschlagt. Von den Mehreinnahmen erscheinen u. a. 1574227 M bei der Ansiedelungskommission für Westpreußen und Posen gegen- über einer glei hohen Mehbraus8gabe, 1 027 500 M bei der Baus verwaltung, 3777100 M bei der Justizverwaltung und 1740020 A bei der Verwaltung des Innern; bei dieser Verwaltung ist eine Mehreinnahme von 1584430 ¡u Beihilfen für unterstütungsbedürftige ehemalige Krieger “it der eine Mehbrausgabe von gleihem Betrage gegenübersteßt. Eine Mehreinnahme von 2230 002 #4 bei der landwirtshaftlihen Verwaltung ist im wesentlichen ebenfalls durchlaufender Natur, indem der Anteil Preußens an dem Ertrage der Reichsftempelabgabe von Wetteinsäßgen Hei Pferderennen mit 2050000 # zwar hier als Mehreinnahme erscheint, gleichzeitig aber unter dem Titel zu Prämien bei Pferderennen in Auggabe ge- stellt ist. Es handelt \sich hierbei um Einnahmen, die zur Förderung der Landetpferdezuht bestimmt und dazu auch son bieher verwendet worden sind, jedo ohne daß sie im Staat2haus- haltsetat vorgesehen waren. Dies if nunmehr in Gemäßheit der besteh:nden geleßlihen Bestimmunzen nahgeholt worden.

Die dauernden Ausgaben bei den eigentlihen Staatéverwaltungen

erhöhen si, wie ebenfalls bereits oben bemerkt, um 113583 194 4

Der Etat des Finanzministeriums {ließt mit einer Mehr- ausgabe von 80 920 058 Æ ab. Hier ersheinen zunächst die Mittel jur teilweisen Deckung des Mehbrbedarfs für die in Ausficht genommene allgemeine Erhöhung der Dienftbezüge der Beamten, Geittlichen und Volkeshullehrer mit 77 000 0C€0 4 An weiteren Mehrausgaben sind vorgesehen u. a. 2250000 #ÆG für Zivilpensionen, 1600000 # ju geseßlichen Witwen- und Waisengeldern und 580000 Æ# Vergütung für aversionierte Porto - und Gebührenbeträge. Bei den Oberpräsidien und Regierungen tritt zwar eine Minderau8gabe von 472 470 # hervor, dieselbe ist aber nur eine s{einbare, weil von dem Fonds zu Tagegeldern und Reisekosten ein Betrag von 865 000 4 für die Kreimedijinalbeamten auf den Etat des Ministeriums der geistlihen usw. Angelegenheiten übertragen worden ist. Abgesehen von dieser Uebertragurg, ergibt sich bei den Obervräsidien und Regierungen eine Mehbrauëgabe von 392 530 Æ: darunter sind die Bezüge für neue Stellen für 30 Re- gierung8râte, 40 Bureaubeamte usw. enthalten.

Bei der allgemeinen Bauverwaltung sind an dauernden Mebrausgaben 1 308 768 # veranschlagt, darunter die Bezüge für neue etatsmäßige Stellen für 6 Bauräte, 4 Bauinspektoren, 21 Re- gierungsbausekcetäre, 30 Bauassistenten usw., ferner 130139 „G zu Neisekosten und Tagegeldern sowie Dienstaufwandsents{ädigungen und 428 500 A zur Unterhaltung der Seehäfen, Seeschiffahrtsftraßen, Binnenbäfen und Binnengewäfser.

Bei der Handels- und Gewerbeverwaltung ist die dauernde Auêgabe um 1100498 M gestiegen; insbesondere treten 885 570 A für das gewerblihe Unterriht8wesen Hinzu, darunter 375 000 4 für Fortbildung2s{chulen neben 115 000 „, die speziell für Westpreußen und Posen bestimmt sind.

Die dauernde Mehrausgabe der Justizverwaltung stellt sh auf 4180 800 4, darunter find enthalten 1 306 800 infolge des Richterbesoldungsgeszes, ferner die Gehälter für neue Stellen für 125 Richter und Staatsanwälte, 140 Bureaubeamte usw., 403 500 4 für dauernd beschäftigte Kanzleigehilfen, 448 958 „G für die besonderen Gefängnisse und 100 000 Æ bare Auslagen in Zivil- und Strafsachen.

Bei der Verwaltung des Innern find an Mehrausgaben veranschlagt, abgesehen von den in Mebreinnahmen gedeckten Mehr- au8gaben von 1 584 480 # an Beibilfen für unterstüzungsbedürftige ehemalige Krieger, überkaupt 3254 210 4 (93921 „G für die land- rätlihe Verwaltung, darunter die Bezüge für 100 Kreisaisifstenten, 1814140 für die Königlichen Polizeiverwaltungen, darunter die Gehälter für 736 reue Stellen, 391 418 für die Landgendarmeiie, 1030 000 Æ# für die Fürsorgeerziehung Minderjähriger).

Bei der landwirtschaftlihen Verwaltung find an dauernden Ausgaben 2668 259 Æ und, wenn die durch Mehreinnahmen gedeckte Mehrau8gakte von 2 050 000 Æ zu Prämien bei Pferderennen außer Betracht gelassen wird, noH 618 259 4 mehr au8gebracht, u. a. 299713 e für die landwirtshaftlihen Lehranstalten, darunter 140 000 A für ländlihe Fortbildungéshulen, ferner 121160 # für Landeêmeliorationen. Außerdem ist, wie im Etat des laufenden Jahres, ein Betrag von 500 000 im Extraordinarium als Ver- [Es des Dispositionsfonds zu Prämien bei Pferderennen vor- gesehen.

Bei der Gestütverwaltung hat sh die dauernde Ausgabe um 657 475 #4 erbôht, darunter befindet sih ein Betrag von 200 C00 A zu Rennpreisen usw., dem eine gleih hohe Mebreinnabme gegenüber- steht; im Extraordinarium ist wiederum ein Zuschuß zum ordentlichen Pferdeankaufsfonds, und zwar in der Höhe von 132 000 „, vorgeseben.

_Von den dauernden Mehrausgaben bei der Verwaltung der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten im Gesfamtbetrage von 16 271 890 Æ sind zu erwäbren: 412 924 für die Universitäten neben einer rein formellen Mehraus8gabe von 673 672 4, welche durh Uebertragung der Ausgaben für das Charité- krankenbaus von dem Kapitel für das Medizinalwesen hierher ver- ursadt ist, ferrer 40 750 Æ für die höheren Lehranstalten, 14 476 331 4 für das Elemertarunterrihtswesen, darunter namentlih der Mekbr- bedarf zur Durchführung des Volkéshulunterbaltung8gesezes, der sid auf rund 114 Millionen Mark beziffert, neben 50 000 „6, die speziell für Wesipreußen und Posen bestimmt sind. Unter den Mehbrau®2gaben für das Elementarunterricht8wesen sind ferner enthalten der Mehrbetar! für 12 neue Seminare und 3 neue Präparandenanstalten, 200 009 4 behufs allgemeiner Erleichterung der_Volkss{ullasten, 300 000 Æ ju Zushüfsen für die Alterszulagekassen der Volfss{ullehrer und Lehrerinnen, 409 090 Æ zur Errichtung neuer Schulstellen, 150 000 zu Pensionen für Volksschullehrer, 210000 # zu Witwen- und Waisengeldern für die Hinterbliebenen von Volkss{ullehrern und 130 (00 Æ zu Unterstüßungen für Witwen und Waisen von vor den! 1. Avril 1907 verftocbenen Volkzschullehrern ; von weiteren Mehraus- gaben sind zu erwähnen 146 346 # für Kunst und Wissenschaft und 197 268 c für das tehnishe Unterrihtéwesen.

_Von den einmaligen und außerordentlichen Ausgaben entfallen auf die Betrieb8verwaltungen 122 347 750 4, darunter 107 767 000 Æ auf die Eisenbahnverwaltung, und auf die eigentlichen Staattkverwaltungen 65 792 662 p

Das . Mitglied des Hauses der Abgeordneten Brauereibesizer und Stadtrat Schmidt in Rawitsch (freikons.), Vertreter der Kreise Fraustadt, Lissa, Nawitsh und Gostyn im Regierungsbezirk Posen, ist einer Meldung der „Schlesischen Zeitung“ zufolge am 7. Januar gestorben.

Bei der Ersaßwahl eines Mitglieds des Hauses der Abgeordneten, die am 7. Januar im Stadt- und Landkreise Trier stattfand, wurde nach amtlicher Feb stellung, wie „W. T. B.“ berichtet, an Stelle des verstorbenen Abgeordneten Dasbah (Zentr.) der Kandidat der Zentrum? partei, Landgerichtsrat Schrei ner, mit allen 359 abgegebenen Stimmen gewählt.

Statistik und Volkswirtschaft.

Gin- und Ausfuhr einiger wichtiger Waren im Spezial- handel in Les Sn vom 21. bis 31. Dezember 1907 und in den Monaten Dezember 1907 und 1906.

dz = 100 kg. Einfuhr

Ausfuhr

21.—3L| Monat Dezember |21.—31.| Monat Dezember

Dezbr. E

1907 | 1907 | 1906 | 1907 | 1907 | 1906 Baumwolle. | 181234| 505753| 503663| 12506 834297| 26506 Flas, gee j E ge- |

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34268] 109870 1414| 10983 ei ge- | wungen | a vat E 12544! Fute und JFutewerg *) Merinowolle im Schweiß Kreuzzucht-

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Shweiß .} 29601| 5951424 54239 753 824 Gisenerze . . 13511997 7319568] 6047638|1459971 3114897 Steinkohlen 15065286/11800853 8783866/6980924 19025867 Braunfkoblen|2755060| 8045585] 6673223| 4305 20262

Grdôl, ge-

reinigt. . . | 430258! 1292665 1261765 _64 884 Chilefalveter] 193687| 367241 273948 2557 9190 Robeisen . .| 123534| 394189] 674301 58461! 173517 Kupfer .. .| 49703] 134164 96813 920 3634

*) Durchfuhr im Dezember 1907 29 994 dz. Berlin, den 7. Januar 1908. Kaiserliches Statistishes Amt. van der Borght.

35049] 1455| 199292] 1810) 51071] 210!

30844 13876

9378

| 33288| 154512 61211} 87951

Die Hypothekenbewegung in Preußen 1905.

Die Statistik der Hypotbekenbewegung in Preußen umfaßt jeßt den Zeitraum vom 1. April 1886 b:s zum 31. März 1906, also von 20 Fahren. In diesem sind in den Städten sowie in den Land- gemeinden und Gutsbezirken mit städtishem Wesen, insbesondere in O und Vorort8gemeinden der Großstädte, nah der „Stat.

orr.“ in8gesamt 37 068,06 Millionen Mark an Hypotheken und Grundschulden eingetragen, dagegen 18 173,33 Millionen Mark oder 49,0 v. H. der Eintragungen gelöscht worden, fodaß sich ein Ueber- wiegen der Buchvershuldung um 18 894,73 Millionen Mark ergibt. In den Gemeinden mit rein ländlihem Charakter beliefen sich die Eintragungen auf zusammen 15 922,65 Millionen Mark und die Wihungen auf 10 254,65 Millionen Mark oder 64,4 v. H. der Ein- tragungen, mitbin die Mebrvershuldung auf 5868,00 Millionen Mark.

Am Berichtsjahre, d. h. in der Zeit vom 1. April 1905 bis zum 31. März 1906, ist wie aus der folgenden Zusammenstellung ersihtlich sowobl in den städtischen wie in den ländlichen Bezirken der Jahresübershuß der Eintragungen über die Löshung?n sebr stark gestiegen, und ¡war gegen das Vorjahr in ersteren um 208,70 Millionen Mark, d. i. um 13,6 v. H., in legteren um 63,72 Millionen Mark, d. i. um 15,6 v. H.; insbesondere war 1905 die Mehrbelastung in den Städten um über vier Fünftel, auf dem Lande um rund zwei Drittel bößer als im Jahresdurhshnitte 1886 bis 1905. In Stadt und Land bilden die buGmäßigen Mehr- eintragungen des Berichtsjahres den böchsten Jahreszuwahs an Hypo- theken und Grundschulden seit dem Bestehen der Statistik. Natur- gemäß if der Umfang der Hypotbekenb-wegung, insbesondere der Uebershuß der Eintragungen, in den ländlihen Bezirken viel geringer als in den ftädtishen, weil auf dem platten Lande niht in dem Maße wie in den Städten durch Bebauung, Anlage von industriellen Unternehmungen usw. neue beleibungsfähige Werte entstehen und übers haupt der ländlihe Bodenwert nicht so erheblih wie der städtische zu steigen pflegt.

Im einzelnen betrugen im Jahre 1905 |

in den städtisGen Beziken|in den ländlichen Paten das as

im die Hypotheken- Mekbr- | die Hypotheken- Mehr Regierungs- Eintra- LWsun- der Ein-| Eintra- Löshun- der Ein-

bezirk gungen gen tragun- | gungen gen tragun-

gen gen Millionen #4 Millionen #6 Königsberg . . 56,15 26 55 2960| 32,609 16,78 15,91 Gumbinnen . 10,16 5,24 49 270 14989 296 Allenstein .. 8,36 3,52 484| 14,33 96 - 437 E. 43,48 22,52 20,961 26,42 16,09 10,33 Marienwerder 18,69 10,43 8,261 40,77 2 9,57 Stkr. Berlin 00 229 2730 —— Baan. s 779,91 321,00 458,91| 65,24 32,96 cankfurt 30,39 15,42 1497) 32,17 J, 12,60 idt) 47,01 37,56 9,45) 19,96 8,69 i. 11,74 9,29 6,491 22,88 , 12,46 Stralsund .. 6,76 2,90 3,86! 4,55 ; 1,54 | reien 66,73 35,97 2070 Bo H: romberg …. 21,00 10,92 10,081 36,87 28 8,21 Breslau 99,01 42,55 5646| 5954,16 8 2448 eit. 25,27 12,04 13291 O11 22,24 Oppeln. . 58,52 34,05 24,47| 49,10 15,15 Magdeburg . 5428 38834 1544| 4003 13,52 Merseburg . . 52 68 27,02 25,36! 49,86 i 20,90 E 27,51 10,72 16,79| 11,46 5 4,88 Schleswig .. 90,73 36,41 5432| 71,47 i 36,36 Hannover . . . 50,88 323 18,54| 21,67 3,07 Hildesheim . . 19,85 10,82 9,03| 18,86 i 8,16 Lüneburg . . 16,65 S 127 ALSt T 971 E 14,72 5,19 9,53| 14,50 7 Osnabrück 9,15 2,84 631 10,79 M «a 12,36 5,07 7,291 11,54 Münster . L 0 2 28 Miet 4 22,65 9,69 12,96} 18,95 Arnsberg . . . 19665 82,09 11456| 45,34 Ga s 63,30 29,97 33,33| 35,61 Wiesbaden . . 995,99 111,47 11452] 26,87 Nod. .ck 28,38 16,14 20,42 Düfseldorf .. 380,60 224,42 89,54 C. n ION 40,40 Trier 33,25 34,74 C A 32,53 16,41 Sigmaringen 0,49 A G 2,86 1906 ... D947 1904 .., 8300464 O. SSGHII 1902... 24707 1901 .. . 82 060,39 1900 .. «. 191413 1899. » 2099,11 1898 . „¿, 1.869,28 1897 » ch « S „D 892,26 1886-1905*) 1 853,40 _ 908,67 *) im Jahresdurhschnitt.

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993,05 809,77 877,25 835,30 877,93

im Staate

97| 78331 | 796,13

Unter den Landesteilen® weist biernah der Regierungsbezirk Potsdam mit den großen Berliner Vororten im Stadtgebiete bei weitem die bedeutendste Mehrverschuldung auf; sie ift dort gegen das Vorjahr um 62,01 Millionen Mark emporgegangen. Es folgen mit einem Abstande von etwa 185 Millionen Mark Berlin, wo in den 1890er Jahren die jährlihe Zuwahtziffer höher war als in allen anderen Landesteilen, hierauf das städtische Gebiet der Re- gierungsbezirke Düfseldorf, Arnsberg und Wiesbaden; in den übrigen Bezirken blieben die städtischen Mebreintragungen unter 100 Mils lionen Mark. Auf dem Lande zeigt si der größte Jahresübershuß niht mebr, wie noch 1904 mit 36,07 Millionen Mark, im Regierungs- bezirk Schleswig, sondern im Bezirk Düsseldorf, der im Vorjahre mit 34,00 Millionen Mark an zweiter Stelle ftand; der Bezirk Potsdam nabm im Berichtsjahre bereits den dritten (im Vorjahre mit 17,14 Millionen ‘Mark den siebenten) Plaß ein.

Die ftädtis&e Mehrverschuldung ist in der Regel, und zwar zumeist um ein Vielfaces, höher als die ländliche; leßtere überwiegt in sechs Regierungsbezirken Gumbinnen, Marienwerder, Köslin, egn Osnabrück und Trier —, im Bezirk Gumbinnen sogar mehrfah.

Zur Arbeiterbewegung. :

Die Leipziger Maler- und Lackierergebilfen ließen sich am Mortag in einer Versammlung über den Stand ihrer Lobn- bewegung berihten. Hiernah sind, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, die Gehilfen von den Arbeitgebern aufgefordert worden, bei Vermeidung der Aussperrung einen Mevers zu- untershreiben, wonach sie der Gewerk shaftsorganisation den Rüdcken zu kehren haben. Es wurde behauptet, daß von den rund 690 Gehilfen nur 64 au3gesperrt worden seien, obwohl sicher alle diese Unterschrift verweigert hätten, und daß von den 64 Ausgesperrten 15 bereits wieder von ihren Meistern eingestellt worden seien. Damit sei die von den Arbeit- gebern angedrohte Aussperrung als gescheitert zu betrahten. Die Gehilfen wollen nunmehr mit der in der Weihbnaht8woche in Leipzig neu gearündeten Arbeitgeberorganisation zwecks Regelung der Tarif- vérhâltnifse verßandeln.

Zur Lohnbewegung der Preßglas8arbeiter in der Rbei- nisbenGlasbhütten-AktiengesellshaftinCöln-Ehrenfeld (val. Nr. 1 d. BL) teilt die Betriebsleitungder „Köln. Ztg.“ mit, daß die auf Wunsch der Arbeiterschaft gepflogenen Verhandlungen über die bestehenden Lobnstreitigkeiten zu einer Einigung geführt haben. Der Ausstand sei infolgedefsen beendet worden und die Arbeiter hätten die Arbeit wieder aufaenommen. In der Wagen fabrik der Firma F.W.U termöhle in Cöôln find, nah demselben Blatte, am Sonnabend die Stell- macher und Schmiede, etwa 70 Personen, entlassen worden, weil sie sich mit einer Verlängerung der Arbeit2jceit von 9} auf 10 Stunden bei gleihem Lobn nicht einverstanden erklären wellten. Ein anderer Grund zu den Streitigkeiten war, daß die Firma in Zukurft nur un- organisizrte Arbeiter einftellen will.

Fn Crefeld wurde, wie die „Fikf. Ztg." meldet, mit Ausnahme von vier Seiden- und Krawattenfabriken, überall die Arbeit wieder aufgenommen. Heute dürfte der Ausstand gänzlih beendet sein. (Val. Nr. 5 d. Bl.) E i:

Fn Luzern baben, laut Telegramm der „Köln. Ztg.“, die sämt- lien Arbeitgeber im Schreinergewerbe die Aussperrung der Arbeiter wegen Nichtanerkennung eines aufgestellten Arbeitêvertrags beshlofsen.

Kunft und Wissenschaft.

Aus Anlaß der 100. Wiederkehr des Geburtstages Eduard Meverbeims ist in einem Kabineit der Handzeihnungssammlung im 3. Geshoß der Königlichen Nationalgalerie eine Ausstellung von Skizzen und Studien des Künstlers varanstaltet worden.

Bei den Feldarbeiten in der Umgebung der antiken Stadt A qu ileja werden, wie der „Voss. Ztg.“ aus Triest gemeldet wird, fortwährend interefsante Ueberreste aus der Nömerzeit gefunden. Fn einem Acker fand man mehrere Graburnen mit noch sehr gut erhaltenen Gegenständen aus den letzten Jahrzehnten vor Christi Geburt. Auf dem sogenannten Grunde Violini wurde eine Gedenk- tafel an Quintus Veratius Bassus ans Tageslicht gebracht, und bei den Ausgrabungen in der Nähe einer Mühle fand man Ueberreste eines öffentlihen Brunnens mit den Bleirobren für die Wafferleitung. Endlich kann man auf einem Felde der Gräfin Cassis die interessanten Svburen eirer rômishen Straße mit einem s{chöônen, aus regelmäßigen Steinen gebauten Trottoir und sorgfältig gebauten Wafserrinnen sehen. Die Leitung des arhäologishen Museums von Aguileja beaufsibtigt alle Ausgrabungen und erwirbt die gefundenen Gegens stände für die eigenen Sammlungen.

Technik.

Die Beuth-Preisbewerbung im Verein deutscher Maschineningenteure in Berlin für 1908 bat den-Entwurf eines Hebewerks zur Ueberführung von Eisenbahnzügen auf Fährschifse ¡um Gegenstand. Bei starkem Wechsel der Wafserstände genügen für diesen Zweck die üblichen beweglihen Zwischenbrücken nicht; der Höhenunterschied (bis zu 8,5 m) foll daher durch Anwendung eines Hebewerks ausgeglihen werden, zu dessen Betrieb ein bahn- eignes Kraftwerk vorzusehen ist. Für eingehende preiswürdige Lösungen werden nach Grmefsen des Preisrihterausschufses goldene Beuth-Medaillen gegeben, für die beste von'ibnen außerdem der Staats- vreis von 1700 A Die Arbeiten sind bis zum 7. Oktober 1908 an den Vorstand des Vereins deutsher Masineningenieure z. H. des Gebeimen Kommissionsrats Glaser in Berlin SW., Lindenstr. 80, ein- zusenden. Der volle Wortlaut des Preiéautschreibens ist in den Annalen für Gewerbe und Bauwesen vom 1. d. M. abgedruckt.

Bauwesen.

Ein Wettbewerb um"Entwürsfe für den] Bau eines NRathbauses in Niedershönhausen bei Berlin wird unter den im Deutschen Reiche ansässigen deutschen Architekten mit Frist bis zum 15. April d. I. ausgeschrieben. Die Unterlagen find gegen poît- und bestellgeldfreie Einsendung von 5 # vom Gemeindevorstand da- selbft zu beziehen. Den Eirlieferern von Entwürfen werden diese 5 4 zucüderstattet. An Preisen werden verteilt: Drei Preise von 2500 4, 1500 A und 1000 # Ferner hat der Deutsche Verein für Ton-, Zement- und Kalkindustrie E. V. eine Summe von 2500 zur Verfügung geftellt, die als Preise bezw. als Zusaßpreise für solche Entwürfe gezahlt werden, die im Ziegelgewande auftreten.

Ein Wettbewerb um Vorentwürfe für den Neubau einer Königlihen Maschinenbaushule in Essen wird unter den in Rheinland und Westfalen ansäsfigen deutshen Architekten mit Frist bis zum 16. März ausgeschrieben. Ein Bauprogramm mit den näheren Bedingungen nebst Lageplan kann unentgeltlih von dem Ober- bürgermeisteramt ffen bezogen werden. Drei Preise von 3000, 2000 und 1000 A kommen zur Verteilung. Außerdem bebält \sich die Stadtgemeinde das Recht ¡um Ankauf weiterer Entwürfe vor. Dem neungltiedrigen Preisgeriht gehören u. a. an: Landbauirspektor Hamm in Cffen, Stadtbauinspektor Kleefisch in Cöln, Regierungs- und S Profefjor Richter in Düsseldorf, Baurat Shmoh]l in

fen.

Das Rohr- und Strobdah in Dänemark bildet den Gegenftand eines im Auftrage des Ministers der öffentlichen Arbeiten erstatteten Berih18 des Regierungs- und Baurats de Bruyn“in Kopen- hagen. Der Bericht stützt sich, wie „Die Denkmalpflege“ mitteilt, auf die Vorschriften der dänishen Bau- und Feuerpolizei auf dem Lande aus dem Jahre 1898; danah ist die Verwendung weicher Bedachung, wie Stroh, Schilf und Heidekraut, in Dänemark in weitgehendem Maße gestattet. Dazu ift allerdings zu bemerken, daß

die ländlichen Gehöfte in Dänemark in der Regel weit verftreut liegen. Besondere künstlihe Mittel zur Verniinderung der Feuer- gefährlihkeit jener Stoffe kommen nicht zur Anwendung.- Jn Städten ist die weihe Bedahung seit dem Jahre 1858 niht* mehr zugelaffen. Der Mindestabstand der einzelnen Geböfte von einander muß bei Ausführung unter kEarter Bedahung 3,15 m betragen, während bei Bekleidung der Wände oder Dächer mit feuergefährlichen Stoffen die zehnfahe Entfernung (31,50 m) vorgeschrieben ist. Um ¡u verbüten, daß bei einem Strohdahbrarde die Ausgänge dur berabfallendes Stroh versperrt werden, ist über den Türen, die unter einer Strohdachraufe liegen, ein Feuershußgitter von 63 cm Höhe und einer die Türbreite nach jeder Seite um 95 cm überschreitende Breite anzubringen oder der Deckungtstoff muß über dem Eingang in der vorerwähnten Breite von der Traufe bis zum First mit galvanisiertem Eisendraht an den Latten festgebunden sein. Strobgeteckte Gebäude müssen von einer Eisenbahn 44 m Abstand haben. Die dänische Bau- und Feuerpolizei für das Land schreibt ferner eine Brandshau vor, die in jedem Frühjahr und Herbft über die Gebäude abgehalten werden soll, um festzustellen, daß Schornsteine, Ofenrohre, Backöfen und Feuerstätten sich in gutem Zustande befinden, daß die vor- geschriebenen Brandgeräte zur Stelle und gut aufbewahrt werden, Die Brandshau wird vom Brandvogt in Gemeinshaft mit ¡wei anderen vom Gemeinderat auf drei Jahre gewählten Männern ab- gehalten.

Ein Vergleih der Brände bei weihgedeckten und hartgedeckten Gebäuden bat nach den Aufzeihnungen der Königlich dänischen Feuer- versiherung für Gebäude auf dem Lande ergeben, daß in der Zeit von 1900 bis 1906 auf je 10000 Baugruppen eine Brandschaden- bäufigkeit vorgekommen ift, die für Gebäude unter feuerfeftem Dach rund 24, für Gebäude unter feuergefährlihem Dach rund 28 beträgt. Der Unterschied der Brandschadenhäufigkeit ift also gering und bes weist, daß die Feuersgefahr mehr im Innern als im Aeußern der Ge- bäude liegt und daß bei genügendem Abftande der einzelnen Anwesen eine Deckung der Dächer mit dem in gesundbeitliher und wirtshaft- lier Beziehung vorteilbaften Stro5 oder Robr nit allju bedenklih ist. Allerdings hat die Statistik weiter ergeben, daß bei den Bränden die Brandschäden bei den weihgedeckten Anwesen rund zehnmal größer gewesen find als bei den hartged-ckten. Das Feuer, einmal aus8- gebrochen, wirkt also bei Gebösten, deren Einzelbauten weih ge- deckt sind, sehr verbeerend. Troßdem wird in Dänemark von der weihen Bedachung ausgiebig Gebrau aemacht, sodaß etwa 435 000 ländlihen Anwesen mit feuerfester Bedahung rund 1084 0€0 mit feuergefähßrliher Bedahung gegenüberstehen.

Land- und Forftwirtschaft. Anbaufläche Argentiniens im Wirtshaft8jahr 1907/08, Nath den neuesten amtlihen Angaben über die Anbauflähen im laufenden Wirtschaftsjahre beträgt die Anbaufläche _ an Weizen . è 5 759 987 ha e L. 1391467 ,y e Hafer L 224088 (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Buenos Aires vom 22. November 1907.)

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln,

Aegypten.

v

nternationale Gesundkeitsrat in Alexandrien hat beschloffen i Häfen gegen Herkünfte aus dem Hedjaz das

eglement in Anwendung zu bringen.

Verdingungen im Auslande. Rumänien.

Generaldirektion der Regie der Staatsmonopole in Bukarest, Sonnabend, den 26. Januar / 8. Februar 1908, Vormittags 10 Uhr : Lieferung verschiedener Sorten und Mengen von Papier in ver- schiedenen Farben (satiniertes, glasiertes und moiriertes Papier, Wah8« und Chrompapier). Nähere Auskünfte und Bedingung8beft find bei der obigen Generaltircktion (serviciul exploatärei) zu erbalten.

Bulgarien.

Mit Bezug auf die in den Nummern 286 und 301 des „Deutschen Reich3anzeigers und Königlich Preußishen Staatsanzeigers“ vom 2. bezw. 23. Dezember v. F, erfolgten Mitteilungen, betreffend di Vergebung des Baues von Regierung8gebäuden: Der ungFfähre Wert der ganzen Lieferung ist nunmehr mit 25 Millionen Franken berechnet worden, sodaß ih die zu leistende Kaution von 5 °/o auf 1 250 000 Franken erböbt. 8 Lastenbeft kann beim „NReichs- anzeiger“ eingesehen werden.

Santa Catharina, Brasilien.

Bis zum 5. März 1908, Mittags, werden in der Directoria de Viacäo. Terras e Obras Publicas (SLand- und Wegebauamt) ju Florianopolis (Desterrc) gceschlossene Angebote auf Einrichtung und Betrieb von Kanalisation, Lieferung trinkbaren Wassers und elektrischer Beleuchtung für die genannte Hauptstadt des Staates Santa Catha- rina angenommen. Der Staat gewährt eine Zinsgarantie von 6 °/9 für das angewendete Kapital bis zum Höchstbetrage von 3 000 090 Milreis (3000 Kontos).

Verkehr®sanftalten.

Im Reih8vostamt hat gestern unter dem Vorsiß des Staats- etärs Kraetke eine eingehende Besprehung der beabsihtigten

ernsvrechgebührenreform zwischen Vertretern der Reichs- telegraphenverwaltung und der Königlih Bayerischen Telegrapbens, verwaltung einerseits, Vertretern von Handel, Industrie, Land- wirtschaft und Handwerk aus dem Reichstelegraphengebiet und Bayern andererseits stattgefunden. Die eingeladenen Vertreter erkannten, „W. T. B.® zufolge, an, daß der bestehende, in Ansehung der Gesprähsjabl unbegrenzte Pauschgebührentarif wegen der damit verbundenen ungleichen finanziellen Belastung der Teilnehmer und der aus der übermäßigen JFnanspruhnahme der Anschlußleitungen sch ergebenden Betrieb \hwierigkeiten niht aufrecht zu erhalten sei. Die Mebrheit entschied ih dafür, der gänzlihen Beseitigung des Pausbgebühbrentarifs und seiner LREs dur Erbebung von Grund- und Gespräch2gebühren zuzu- stimmen. Eine Minderbeit hatte sh für Staffelung der Pauschgebühren na der Gesprähs8zabl unter Erhöhung der Säße für mehr als 3000 Gesvräche jährlih ausgesprochen. Die vorgesblagene Stufenfolge der gegen den bisherigen Tarif um je 10 #4 ermäßigten Grundgzbühren wurde mit der Maßgabe gebilligt, daß eine weitere Herabsezung der Grundgebühr von 50 auf 40 4 für Neze mit weniger als 500 Teilnebmern befürwortet wurde. Allgemein kam der Wunsch zum Ausdruck, die Gespräh8gebühr statt auf 5, 47 und 4 4 einheitlich auf 4 A festzuseßen. Bei der Besprehung der vorgeshlagenen Fern- gebühren wurde die Einfügung der neuen Stufe von 75 für Ent- fernungen von 100—250 km allseitig begrüßt. Mehrere Anträge auf weitere Herabsetzung der Gebühren für Entfernungen unter 79 km fanden niht die Mehrheit, da der davon zu erwartende Einnahmes auéfall zu erbeblich sein würde. Einem Wunsche auf unentgeltliche telepbonishe Zusprehurng angekommener Telegramme stellte der Staatssekretär Entgegenkommen in Ausficht.

Ueber die Wirtshaftlihkeit elektrisher Stadt- schnellbabnen hielt der Regierungsrat a. D. Kemmann im Verein für Eisenbabnkunde in Berlin im Dezember v. J. einen lehr- reihen Vortrag. An der Hand einer Zusammenstellung der Wirt- shaftsergebnifse sämtlicher elektrish betriebenen Stadtshnellbahnen wies er, wie das „Zentralblatt der Bauverwaltung“ mitteilt,