1908 / 17 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Jan 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Sachsen-Coburg- Gotha.

Jhre Königliche Hoheit die Herzogin Victoria Adelheid if, „W. T. ge zufolge, af estern abend auf Qa Friedenstein von einer Reinzessitt entbunden worden.

Waldeckck.

Der am 8. November v. J. vertagte Landtag der Fürstentümer Waldeck und Pyrmont ist am 16. De- zember v. J. wieder zusammen getreten.

In der an diesem Tage abgehaltenen vierten Plenarfizung wurde nur über einen dringlihen Antrag der Fürstlihen Domänen- kammer auf Erteilung der Genehmigung zum Verkauf eines Domanialgrundstückz in der Stadt Corbach Beschluß gefaßt. In seiner fünften Plenarsißzung am 21. Dezember v. J. nahm der Landtag den Entwurf eines Zivilpensionsgeseßes, durch welches die waldeckishen Beamten mit den preußischen in ihren Pen- sionébezügen gleihgestellt werden, sowie zwei weitere Gesegentwüife, von denen der eine die Abänderung des Geseßes über die Verpflichtung der Gemeinden zur Bullenhaltung, der andere die Antragébefugnis in Zusammenlegungs- und Teilungssahen betrifft, unverändert an. Ein Anrag des FürstliGen Konsistoriums auf Er- böbung der Landetkirhensteuer behufs Aufbefserunrg des Dienst- einkommens der landeskirhlichen Geistlihen wurde in diefer Sizung bis zur nächsten ordentlihen Tagung des Land- tags zurückgefstellt. Die sechste Plenarsitzung wurde am 23. Dezember v. I. abgehalten. In dieser wurde außer kleineren Vorlagen der Entwurf des Staatsbaushaltsetats für die Jahre 1908, 1909 und 1910 beraten und unverändert genehmigt. Der Etat balanciert mit Einnahme und Ausgabe für 1908 auf 1386022 #, für 1909 auf 1382258 # und für 1910 auf 1389 128 A In demselben find als Zuschuß Preußens zu den Verwaltungsausgaben wie bither 530 090 4, als Anteil der Fürstentümer an dem Ertrage der Maiscbbottiih- und der Branntweinsteuer sowie der Neichsstempelabgaben 197 330 4 und als Matrikularbeitrag zu den Ausgaben des Reichs 222840 vorgesehen.

Nachdem der Landtag vom 24. Dezember v. F. bis zum 14. Januar d. J. nohmals vertagt worden war, fand am 15. Januar d. F. die siebente und zugleih leßte Plenar- sizung ftatt.

In diefer wurde zur Veräußerung mehrerer zum Bau der Eder- talsperre erforderlihen Domania!grundstüle an den Preußischen Staat (Wafserbauverwaltung) auf Antrag der Fürstlißen Domänen- kammer die Genehmigung erteilt. Alsdann wurde der Landtag durhch den Landesdirektor ge\chlofsen.

Großbritannien und Frlaund.

Der Parlamentsunterstaatssekretär des Kolonialamts, Winston Churchill, der von einer Reise durch Ostafrika zurückgekehrt ist, hat vorgestern im nationalliberalen Klub in London einen Vortrag über die Jndierfrage in Trans- vaal gehalten und, „W. T. B.“ zufolge, darin ausgeführt :

Er stände keinem nah in der Bewunderung und Schätzung des indischen Reiches, aber er könnte der Regierung Bothas nicht das Recht zu den getroffenen Maßnahmen bestreiten, die fie für ihr eigenes Volk für notw-ndig erachtet hätte. Er wäre der Ansicht, das britis@e Ostafrika biete einen genügenden Ersatz für foloniale Unterrehmungen der britischen Indier, die aus Südafrika ausgeschlossen wären. In Ostafrika wäre Raum genug für Weiße, Indier und Eingeborene. Falls die Ab- [enkung der indishen Einwanderung nach Ostafrika zur Ausführung gebraht werden würde, würde in Ostafrika ein „Enkelstaat* entstehen, und es würden die Shw?erigkeiten sowohl für Südafrika wie für

Indien beseitigt werden. Frankreich.

Jn einem vorgestern abgehaltenen Ministerrat berichtete der Minister des Aeußern Pichon, „W. T. B.“ zufolge, über eine kürzli) unternommene Reise nah Spanien sowie über eine Unterredung mit dem Könige Alfons und den Mitgliedern der spanishen Regierung. Ueber die den jüngsten Ereig- nissen gegenüber in Marokko zu befolgende Politik herrsche zwishen Frankreih und Spanien vollständiges Ein- vernehmen. Die leßten Telegramme erklären, wie die Aus- rufung Mulay Hafids zum Sultan in Fes erfolgte, und die von Mulay Hafid gegen die Fremden und gegen die. inter- nationalen Abmachungen unternommenen Schritte. Alle Häfen seien ruhig; troßdem seien für die fremden Kolonien für jede Eventualität Sicherheitsmaßregeln getroffen worden.

Gestern vormittag fand im Ministerium des Jnnern eine Konferenz statt, an der die Minister Clemenceau, Pichon, Caillaux, Thomson und Picquart sowie der französishe Gesandte in Tanger Regnault teilnahmen. Letterer gab sehr genaue und erschöpfende Erklärungen über die beabsichtigte Organisation der Polizei in den marokkanischen Häfen. Eine endgultige Entscheidung wurde nicht getroffen

Der englische Premierminister Sir Henry Campbell- Bannerman ist in Paris eingetroffen und vorgestern vom Ministerpräsidenten Clemenceau empfangen worden.

Rußland.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ überstiegen in den ersten neun Monaten des Jahres 1907 die ordentlichen Einnahmen die ordentlihen Ausgaben um 195 316 000 Rbl. Gegen das Vorjahr ergaben die ordentlihen Einnahmen ein Plus von 47 600 000 Rbl., die ordentlihen Ausgaben ein Minus von 10 508 000 Röl. Jm außerordentlichen Etat be- trugen die Einnahmen 824 209 000 Rbl., die Ausgaben 468 155 000 Rbl. weniger. Die Sparkassendepositen betrugen im Jahre 1907 72 Millionen Rubel. Gegen den Durchschnitt der leßten fünf Jahre ergab das Anwachsen der Depositen ein Mehr von 29,4 Millionen Rubel.

Ftalien.

Der Minister des Aeußern Tittoni hat, laut Meldung des „W. T. B.“, von dem italienishen Ministerresidenten aus Addis Abeba betreffs des Vorfalls in Lugh folgende Depesche erhalten :

Am Donrerstag sprach ich mit dem Negus über den Vorfall in Lugh. Der Negus bestätigte, daß die abessinisce Expedition, die aus dem Gebiete der Arussi aufgebrochen war, strengen Auftrag hatte, den Litaurari- und Gabrastämwmen zu Hilfe zu kommen, aber gegen den erhaltenen Befehl nach Lugh zog. Menelik versicherte, E er die s{chleunigsten ur.d wirsamiten Maßregeln getroffen habe, damit die Abessinier sofort das Hinterland von Benadir verlassen, und glaubt, daß dieser Rückzug auch schon erfolgt sei, es sei denn, t die Abessinier fi offen empören sollten, Der Negus befahl {ließli dem Degigace Lul Seghet mit mir die geeignetsten Maßnahmen fest- zuseßzen, um den italienishen Handelsvertreter im Arussigebiet nach Lugh zu geleiten, der die einftweilige Leitung des Platzes übernehmen

Der persishe Geschäftsträger in Konftantinopel hat, dem „K. K. Telegradk d faträger in Nord zufolge, der Pforte eine Note überreiht, die den von türkishen Kurden auf den Generalgouverneur von Täbris, Prinzen Ferman, verübten Angriff betri A / i | Während serbishe und bulgarishe amtlihe Berichte melden, daß die Morde in Dragoklaresse von einer griehischen Bande verübt worden seien, find fie nach amt- lihen Depeschen der Pforte von einer bulgarishen Bande begangen worden.

Bulgarien.

Der Ministerrat hat, nah ciner Meldung des „K. K. Telegraphen-Korespondenzbureaus“, beschlossen, seine Demission einzureichen. es aber noch ungewiß ist, ob der Fürst die Demission annehmen wird, dürfte die Lösung der Krise erft im Laufe dieser Woche erfolgen.

Norwegen.

Der Storthing hat vorgestern, laut Meldung des „W. T. B.“, einstimmig den Jntegritätstraktat genehmigt.

Dänemark. Der Landesverteidigungsminister brachte vorgestern im Folkeihing einen Geseßentwurf ein, betreffend die Bewilligung von 460000 Kronen zur Anschaffung eines Untersee- boots, das im Auslande gekauft werden und im Oere- sund Verwendung finden soll. Die Anschaffungskosten sollen durch den Verkauf alten Kriegschiffematerials gedeckt werden. Der Minister brachte ferner fünf Geseßentwürfe ein, welhe die Einführung verschiedener Reformen bei der JFntendantur, dem Sanitätskorps und der Ad- ministration des Heeres bezwecken, darunter die Errich- tung einer besonderen Mobilisierungsabteilung im Kriegs- ministerium. Amerika.

Nachrichten aus Mexikos Hauptsiadt besagen, der „Kölnischen Zeitung“ zufolge, daß ungeachtet der Friedesver- pflihtung der Vertreter der fünf mittelamerikanishen Frei- staaten auf der jüngst beendeten Friedenskonferenz in Washington es ein offentlihes Geheimnis sei, daß Vor- bereitungen getro würden, um eine Bewegung einzuleiten, die den Frieden Mittelamerikas ernsthaft ssttören müsse.

Nach einer Meldung der „Affsociated Preß“ is die Polizei in Rio de Janeiro einer anarchistishen Ver- \chwörung auf die Spur gekommen, welche die Zer- stórung eines Teils der amerikanischen Flotte bezweckte. Der Herd der Vershwörung befand sich in Petropolis, Zweigverbindungen in Sao Paulo und Minas Geraes. Ein in Petropolis wohnender Jean Fedher ailt als Hauptvershwörer, es sollen aber auch ausländische Anarchisten beteiligt gewesen sein. Jn einer amtlihen Note erklärt die brasilianishe Regierung, daß sie vor dem Eintreffen der amerikanischen Flotte in Rio aus Washington und Paris Mitteilungen erhalten habe, wonach von Anarchisten ver- schiedener Nationalitäten Unternehmungen gegen die ameri- B A Kriegs\chì g lant seien. Die Wolizei hat alle Vorsichtsmaßregeb( * telhütung derartiger Unternehmungen getroffen. e :

v Asien.

: Jm persishen Parlament machte am Donnerstag der beim Volke beliebte, aus der Haft entlassene Rakhimkhan Tchelianogly, „W. T. B.“ zufolge, den Vorschlag, auf seine Kosten eine Abteilung auszurüsten, um das eingeshlossene Saudjbulak zu befreien. Die Begeisterung der Versammlung benugie der Abgeordnete Seidabdullah und seßte die Frei- lassung Salarimufakhams durch, der das Versprechen gab, die von den Türken jüngst in die Gefangenschaft fort- geführten Perser zu befreien.

Nach einer Meldung der „St.. Petersburger Telegraphen- agentur“ aus Täbris beschossen am Freitag früh Fidas (Mitglieder eines Geheimbundes) infolge Parteizwistes das Stadtviertel Daratschi. Das Gefecht, das sich infolge- dessen entwidckelte, währte bis zum Abend. Vorgestern waren die Bazare geschlossen und fanden Ansammlungen von Be- waffneten statt. Die Stimmung ift gespannt.

Afrika. Wie das „W. T. B.“ meldet, wurven bei einer am

12. Januar in Fes vorgenommenen Zählung 75 000 waffenfähige Leute ermittelt, die auf die vershiedenen Stadt-

Abg. Scheidemann (Soz.): Der Shuß des deutschen Y

lame gegen Seucengefahr ist eine der wihtigsten und dringendstt:

ufgaben des Reiches, denn ohne gesundes Vieh kein gesundes Fleis und ohne dieses keine gesunde Volksernährung. Tatsä&lig scheint mir aßer in der Novelle weniger dieser Gesichtspunkt der durchshlagende gewesen zu sein, als vielmehr der, gewtfse Vor, teile, die den Herren Agrariern auf diesem Gebiete noch ent, gingen, ihnen jeßt zuzuwenden, also die bisherige Liebesgabenpolitik iu ergänzen. Dabei ist man fo rücksihtslos vorgegangen, daß in gewissen Voríchriften nit einmal das neue Reich8vereinsgeseßz, wie es im Entwurf vorliegt, respektiert wird. Bei den Schweinekrankheiten kommen so viele Verschiedenheiten und Zufälle vor, daß die Erkennung der Sdjweine pest oder der Schweineseuhe außerordentlih erschwert ift, felbst den Tierärzten. Hier ist die Anzeigepflicht eine sehr wih:ige Sage, Nicht anders steht es mit der Tuberkulose, obwohl deren Unterwerfung unter die Anzeigepflicht sehr wünschenswert wäre, denn nah den zu, gänglihen statistishen Angaben ift unser Rindviehbestand hig ¡u 35 9/0 tuberkulôs. Dabei ist der versteckte Vorwurf, der von dem Abg. Lehmann gegen Dänemark erhoben wurde, gänzli deplaziert; der Zufall hat gewollt, daß an demselben Tage, wo der Abg. Lehmann dies hier tat, der preußische Landwirtschaftsminister ein Rundschreiben erlafsen hat an die deutschen Landwirte, worin er auf den hohen Stand der Viehwirtshaft in Dänemark hinweist und die Herren dringend auffordert, nah Dänemark zu gehen und dort die Viehzucht zu studieren. Die Rechte verlangt immer den Befähigungsnat- weis für das Handwerk; weit notwendiger wäre es, daß die deutshen Landwirte den Befähigungsnachweis erbrächten, nit der kleine Bauer, aber die osftelbis&en Großgrundbesizer, die die Landwirtschaft größtenteils als Offizi-re in einem Garderegiment in Berlin erlernt haben. Die Regierung gibt selbst in den Motiven ¿u, daß es mögliq wäre, die unheilvollen Seuchen stark einzuschränken, aber wir haben nicht Tierärzte genug, denn es fehlen etwa 600 Tierärzte, die ca. 3—4 Millionen Ausgaben verursahen würden; in Anknüpfung an diese Tatsache wird ausgeführt, daß auh die Besitzer ohne staatliches ns die Seuchen erheblih ein\{ränken könnten, daß aber auf freiwilliges Vorgehen nit gerehnet werden könnte. Das ift ein sehr ftarker Vorwurf gegen die Viehbesigzer,

(Schluß des Blattes.) Jn der heutigen (14.) Sißzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minifter für Landwirtschaft 2. von Arnim beiwohnte, erklärte vor Eintritt in die Tages- ordnung der riftführer Atg. Eichstaedt, daß bei der namentlichen Ab- stimmung über die Enteignung8vorlage am Donnerstag beim Aufruf des Abg. Dippe die Antwort „nein“ zu hören gewesen sei. Wenn Abg. Dippe am Sonnabend erklärt habe, daß er gar nicht anwesend gewesen sei, so sei anzunehmen, daß ein anderer Abgeordneter, der vielleiGßt den Namen beim Aufruf falsch verstanden, „nein®" ge- rufen habe. 5 : i Abg. Peters (frkonf.)? erklärt, daß er in der Abstimmunggalifte als fehlend aufgeführt, daß er aber anwesend gewesen sei und mit „ja“ gestimmt habe. Darauf wird die Beratung des Etats der landwirt-

\chaftlihen Verwaltung fortgeseßt. ; Das Kapitel des Ober-Landeskulturgerihts wird

ohne Debatte bewilligt. / Zum Kapitel der Generalkommissionen teilt Berichterstatter Abg. von Arnim-Züsedom mit, daß der Minifter in der Kommission eine Reorganisation der General- kommisfionen für untunlich erklärt babe, nahdem der Minifter des Innern eine Reorganisation des gesamten inneren Verwaltungsdienftes

in Aussicht gestellt habe.

A yßling (fr. Volkap.): Die Reformbedürftigkeit der Nech der Grflärang des Minisiers in ber Kommission scheint u

ach der ng l ers er Kommission

E die Erledigung der Frage ad calendas Graecas verschoben zu sein. Wir müssen erwägen, ob wir nit eine zwishengeseglihe Organisation der Generalkommissionen herbeiführen können, bevor die in Aussicht ge- nommene Neorganisation der inneren Verwaltung in Kraft tritt. Die von der landwirtichaftliGen Verwaltung beabsichtigte Entlastung der General- kommissionen, die VereinfaGung und Beshleunigung des Verfahrens genügt niht. Wir müfsen vielmehr eine organishe Negelurg ver- langen. Die Spezialklommifsare haben ihre Privatbureaus. Ich bin nun im allgemeinen nicht für Verstaatlihung, aber ih meine, wo die Verhältnifse die gleichen sind, muß auch die Regelung die gleiche sein, Auch eine Neuordnung der Vorbildungs- urd Rangverhältnifse der Vermefsungsbeamten erseint dringend geboten. / |

Abg. von Bockelberg (kons.): Im Auftrage meiner Partei habe ich zu erklären, daß auch wir uns nicht mehr mit dem Hin- weis gedulden möchten, daß die Reform der Generalkommisfionea in der von dem Landwirtschaftsminister erwähnt:n Weise erfolgen soll. Wir baben große Bedenken gegen die Art der Zusammenseßung der Seneralkommissionen, die eine prompte Erledigung der Geschäfte verhindert. Es ift z. B. ley nicht mögli, daß die Mitglieder der Kommissionen der einen Provinz mit gleihen Befugnissen nah { einer anderen Provinz auch gegen ihren Willen verseßt werden | können. Weiterhin halten wir es nicht für sehr glüdcklich, daß bei der Kollegialverfaffung der Generalkommissionen die Geschäfte derselben in unnüger Weise verteuert werden. Die Tätigkeit der General- tommwisfionen würde fih viel {neller vollziehen, wenn manchts aus dem Verwaltung8wege geordnet würde. Wir haben s{on früher

teile verteilt wurden. El Merani versuchte, die Menge dazu aufzureizen, die Wohnungen der Mitglieder des Machsen zu zerstören. Im öffentlihen Gebet wurde Name Mulay Hafids zum ersten Male am Freitag genannt, wobei der Vertreter des Sultans Bendaud den Wunsch aus- sprach, die Christen vertreiben zu fönnen. Die Städte Sfou und Zarkum wurden gezwungen, Mulay Hafid zum Sultan auézurufen. Jn Tetuan, Elksar und Larrasch, deren Gouver- neure dem Sultan Abdul Asis treu geblieben sind, hat die Verkündigung des heiligen Kricges in Marrakesch keinen Erfolg gehabt. .

Wie der Erste Sekretär der französishen Gesandtschaft in Tanger Graf de Saint Aulaire meldet, hat die Vorlesung eines Briefes von Abdul Asis in der großen Moschee auf die Bevölkerung cinen ausgezeichneten Eindruck gemacht. Der Brief kündigt besonders an, daß Abdul Asis fich demr ächst nan Fes begeben und die Begünstiger des Aufstands züchtigen werde.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die vorgestrigen Sißzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen 84. Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern Dr. von Bethmann Holl weg und der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke bei- wohnten, erbat und erhielt der Men Graf zu Stolberg- Wernigerode vom Hause die Ermächtigung, Majestät dem Kaiser und König zu Seinem Geburtstage die ehrfurhtsvollsten Glücwünshe des Reichstags dar- zubringen. i

Das Haus seßte darauf die Generaldiskussion der Novelle zum Geseß, betreffend die Abwehr und Unterdrücckung

foll, und um die Sicherheit von Lugh zu verbürgen und neue Zwischenfälle hintanzuhalten.

von Viehseuchen, fort.

der :

Seiner !

darauf hingewiesen, daß die Generalkommissionen eingefügt werden | müßten in den allgemeinen Verwaltungsorganiämus. : j Abg. Freiherr von Zedliß und Neukirch (freikons.): Jch be i daure auch, daß wir die Reorganisation der Auteinandersezung?- | behörden vershieben müssen. Eine Aenderung in der Ordnung der Behörden und des ganzen Systems der Verwaltung if ein dringendes Bedürfnis. Gleichwohl teile ih niht ganz den Stand- punkt des Vorredners, daß man ohne NRücksicht auf die in Aut- siht stehente Reorganisation der Landesverwalturg vorweg diese Maßnahmen treffen sol. JIch wünshe, daß die GSeneral- kommissionen aus ihrer Sonderstellung herau8genommen und n organishen Zusammenhang mit den Landesverwaltunasbchörden ge! | braht werden. Wenn der Minister des Innern dankentwerterwelt neulich die Reorganisation der Landesvenwaltung in Aussicht gestellt hat, so werden wir uns wohl mit der grundlegerden Reform der Generalkommissionen bis dahin gedulden müfsen. Aber es fragt sid, ob man nicht einige Punkte bezüglih der Generalkommissiont vorweg durh ein Spezialgeseyß erledigen sol. Es ist besonder in Bedacht zu nehuen, den Geshäftsumfang der Spezialkommissalt zu erweitern und ihnen eine selbständige Stellung zu gewähren. im Verwaltun;8wege wird man den Spezialkommifsaren das Me einer selbständigen Entscheidung, das nah modernen Grundsäßen nol- wendig ist, nicht geben können, dies wird vielmehr nur im Wege Gesetzgebung gesehen können. Ferner wird den Spezialkommissaren a (niger Bureauvorsteher für den inneren Bureaudienst beizu geben sein.

Schluß des Blattes.)

i

Nr. 3 der „Veröffentli ungen des Kaiferlihen L

| fundheitsamts" vom 15. Januar bat folgenden j, | Personalnachrihten. Gesundheitsftand und Gang der Volkskrar" beiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. p Cholera. Medizinalwesen im Königreih Sachsen, 1905. t gebung usw. (Deutsches Reich.) Leichenpässe. (Preußen, Reg. n, | Vsnabrück.) Desinfektionsapparate. (Sachien.) Viehseuchen"! ) einkommen. Beanstandete Fleishteile. (Oesterrei Salzb Infektionskrankheiten. Sanitäre Gefahren durch Wassermangé Großbritannien.) Butter, Margarine 2c. Tierseucken im Auslan M aul- und Klauenseuche in der Shweiz. Desgl. in Frankreich.

ritannien, 3. Vierteljahr 1907. peitweilige Mafß- Lie gegen Tierseuhzn. (Preuß. Reg.-Bezirke Königsber Bua bine Oppeln, Aachen, Bayern, Oberbayern, Mittelfranken; Württemberg: Glsaß-Lothringen.) Vermishtes. (Deutsches B Erkrankungen in Krankenhäusern einzelner Großstädte, 1905. (England.) An- stalten für Trunksüchtige, 1906. (Aegypten. Mipan ien.) Gesund- heit8verbältrisse, 1906. (Straits Settlements.) Sterblichkeit 2c, 1906. (Auftralien.) Pest in Sydney, 1906. Geschenkliste. MWothentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40060 und mehr Einwohnern. Desgl. in Gee Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenbäusern deutsher Großstädte. Desgk. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung.

seahen in Gro

Statiftik und Volkswirtschaft.

Ein- und Ausfuhr einiger wihtiger Waren in der Zeit vom 1. bis 10. Januar der beiden lezten Jahre.

Einfuhr | Ausfuhr im Speztalhandel

dz = 100 kg

1908 1907 9 916 II 797

2 133!

1647! 132 875

2090|

986 104! 3 739 505 3 673| 759|

3 204

59 602! 573

Warengattung

1908 188 226

20 283

9 620 36 406 15 521

16 034 464 449 2 055 419 1 828 844 463 671 49 643) 64 575!

1907 Baumwolle . . 193 248 Flahs, gebrochen, ge- shwungen usw. L: Hanf, gebrochen, s{chwungen usw. .. Jute und Jutewerg Merinowolleim Schweiß Kreuzzuhtwolle im Oa » Eisenerze « Steinkohlen . Braunkohlen . . Erdöl, gereinigt. . . Chilesalpeter . . Moe e e 2 31 977| Berlin, den 20. Januar 1908.

Kaiserliches Statistishes Amt. van der Borght.

37 295 I 912 : ges IZ6I11I 32 823

20 548

713 165 228

23 837 372344 I 490 932 I 464 539 483 516 25 635 5T 559 14 847

348

872 628 3653 725 4 166 100

I 254

108 040 981,

Zur Arbeiterbewegung.

„Der Ausftand der Korbmacher in den Fabriken von Frißshe senior und junior in Düben ist, wie der „Köln. Ztg.“ aus Halle gemeldet wird, durch die Bewilligung der Lohnforderungen beendet. (Vgl. Nr. 15 d. Bl.)

In den Sensenwerken in Judenburg, Pöls und Kind- berg sind, wie dasselbe Blatt aus Graz erfährt, die Arbeiter wegen Lobnstreitigkeiten ausftändig. Man befürchtet einen allgemeinen Aus- stand der Sensenarbeiter in Steiermark und Niederösterreih.

_Uéber 90 9/6 der Baumwollspinnereibesizer von Lancas- shire baben. wie „W. T. B.“ meldet, ihren Arbeitern mit- cte daß fie am 25. d. M. entlafsen werden, doch sind Verhand- ungen im Gange und bereits so weit vorgeschritten, daß eine Einigung unmittelbar bevorzustehen {heint. (Vgl. Nr. 14 d. Bl.)

Kuust und Wissenschaft.

Ueber das Leben der Pflanze im Winter schreibt die als Organ der Gesellschaft der BIe ia gleihen Namens wohlbe- kannte Monatschrift „Kosmos*: Man darf \ich nit vorstellen, daß der Baum den ganzen Winter bindurch \chliefe; das ist durhaus nit der Fall. Aeußerlih zwar verrät er ni#ts von der stillen Arbeit, der er während des Winters obliegt, aber man braucht bei- spielsweise nur von einer Linde während der Nuhepause zu ver- \hiedenen Zeiten Zweige chemish zu untersuchen, um die Ergebnisse der Arbeiten des Baumes zu schen. Arfang November steckt das Holz voll von Stärke, und ein über die Jodflasche gelegter mikroskopischer S6rnitt färbt sich tiefblau. Wird der BVersuh im Dezember wieder- bolt, so tritt die Bläuung nit mehr ein. Es färbt si aber der In- halt der Holzzellen rot und weist sih damit als Fett aus, wenn man den Schnitt in Alkannatinktur taußt, die man mit der gleihen Menge Wasser vecsegt hat; das Präparat wird dann in Wein- geist abgeschwenkt und nun unt:r dem Mikroskop betrahtet. Ende Februar fahndet man im Lindenholz vergeblich nah dem Fett, dagegen iritt die Blaufärbung durch Jod ein; es ist demna jeßt wieder Stärke da, und einige Wochen später hat sih die Stärke in Zucker umgewandelt. Man erbält jeßt nämli eine ziegelrote Färbung des Schnittes, wenn man ihn erft in Kupfervitriollösung und dann in heiße Aeßkalilauge taucht (Reaktion auf Frucht- zuer). Die Protoplasten arbeiten also im November den Stärkevorrat in Fett, im Februar das Fett in Stärke, später die Stärke in Zucker um. Jn ähnlicher Weife sind auch die Protoplasten anderer Holzgewächse des Winte1s beschäftizt. Welchen Zweck diese Arbeiten haben, was die Protoplasten veranlaßt, sie auszuführen, und wie sie diese Arbeiten autführen, wifsen wir noch nicht. Von einer absoluten Rube kann man bier also durchaus nicht sprechen.

, Die Urgeshichte des Kompasses glaubt der Ftaliener Timoteo Bertelli aufgedeckt zu haben. Nah scinen Dtiticilener E fh auf inesis&e und japarisce Beschreibungen und facten stüßen, war der Kompaß bereits viele Jahr- underte vor der hristlichen Zeitrechnung bei den Chinesen dannt und hatte die Form eines mens{chlichen Körpers mil ausgestreckter, nah Süden weisender Hand. Dieser aus eer schwimmenden Magnetnadel bestehende chinesische Kompaß soll, 0 wird der Beilage zur «Münchener Allgem. Ztg.“ berichtet, von Seefahrern aus Amalfi aus dem Osten mitgebrawt worden sein, wo er dann später seine Vervollkommnung erfuhr.

Der Direktor des Florentiner Bargello, Dr Poggi hat ein großes gut erbaltenes Altarbild von Fra Angelico ba Fiesole a Be n. Es befindet sich, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, in einem kleinen dar, |

e des Arnotale nahe bei San Giovanni, stellt die Verkündigung itüg st durch fünf reizende Predellen geschmückt und ein Gegen- Tem: dem bekannten Madrider Bilde des Meisters über dasselbe

Bauwesen.

Dr. Qs dem tgn dem Bibliotheksdirektor, Geheimen Regierungsrat A us dwenke i „Zentralblatt für Bibliothekswesen“ veröffentlichten Verle über den Neubau der Königlihen Bibliothek in Sn (vergl. Nr. 14 d. Bl.) seien bei der Bedeutung, die der an für die gesamte wissenshaftlihe Weli hat, folgende Aus-

tungen mitgeteilt : vird ver Neubau erbebt ih auf dem fog. „Akademieviertel“. Er die R einer architektonishen Einbeit, die das ganze Viertel umfaßt, Bib1j gliche kademie der Wissenschaften, die Königliche talis otbek, die Universitätsbibliothek, das Orien- je A e Seminar und noh einige andere Institute enthalten. Dherb ußarbeitung des Bauplans lag in den Händen des Geheimen

Der Bauplaßt bildet ein längliches ted, das mit den \{malen Seiten (rd. 106 m) südl:ch den „Linden* U: der Doroiheenstraße, mit den Lan- seiten (rd. 170 m) westlich der Char- lottenftrafe und sôstlich der Universitätsstraße zuwendet. Mit vier Außenflügeln paßt \ich der Plan dieser Lage an: die Hauptfront und der Haupteingang, eine große, 11 m hohe Hale, liegen an den Linden, im Südflügel. Sein mittlerer und östliGer Teil mit dem anstoßenden Stück des Oftbaues if für die Akademie der Wissen- schaften bestimmt. Im Innern verbinden drei Querflügel den Ost- und Weftbau, der südlihste von ihnen bildet die eigentliche Bibliotheksfront. Von ihm aus bis zum Nordbau läuft, die Quer- flügel durchschneidend, ein großer Mittelbau, in dem das Haupts- treppenhaus und die großen Lefesäle der Königlichen und der Universitätsbibliothek untergebraht sind. Für leßtere ist der i¡weite, monumental ausgestaltete Eingang von der Dorotheenstraße aus bestimmt. Außer dem ersten Haupthof entstehen dur di- Quer- und Mittelgebäude noch sechs weitere Höfe und ein kleiner Lichthof, ¡u denen Durchfahrten von der Charlotten- und Universitätsstraße aus führen, sodaß die Feuerwehr an alle Gebäudeteile nahe hbéran-

kommen fann. Der Höhe nah gliedert sich das Gebäude in 13 Büchergeschosse das 12. und 13. zum

Teil “Dachste T Ti 2 U A d eil im u egen. as 2. und 3. Büchergeshoß kann man als Erdgeschoß, das 4.—6. als I. und das T Bao IT. Haupt- geshos bezeichnen. Im allgemeinen dienen diese drei N vit mit Ausnahme des nôördlihen Teils des zweiten, zu Verwaltungs- und Benußungsräumen, die darüber liegenden Geshofse zu Bücher- speichern. Um sie zu tragen, liegen im 6. Büchergeschoß mähtige Eisenträger ; die unteren Geschosse sind unter möglichster Beschränkung der tragenden Wände in großen Hallen konstruiert, die nach Bedürfnis geteilt werden können. Infolgedefsen war es unbedenklich, einen Teil der Nâume vorläufig für niht bibliotheksmäßige Benuzung in Aus- E Bei der Bi teilung der Räume jst als G

1 der Verteilung der me ist a rundsaß möglihs\t feft- gehalten, daß die Wege der Beamten und des Dublifunag. fi ibi berübren sollen, und daß die den Benuzern zugänglihen Räume ges trennt sein müsse bon denen, die dem inneren Dienft vorbebalten find. Außer dem Eingang für die Benugzer besteht deshalb ein be- sonderer für die Beamten, auf den auch die eschäftlihen Besucher angewiesen sind. Jeder von beiden Eingängen Bt geräumige Kleider- ablagen und Perfonenaufzüge in der Nähe, der für die Berugzer au einen Erfrishungsraum. Von der Haupttreppe aus kann man po, öffentlihen Treppen an alle dem Publikum freigegebenen Punkte gelangen.

An den amtlichen Eingang, der. fi in der westlihen Innenseite

des sih nah den Linden öffnenden Portals befindet, und LIGS gebö:ige Trepve {ließen si im Westbau die Haupträume für den inneren Dienst an, vor allem im I. Geschoß die Akzession für Kauf, Geschenke und Pflichtlieferungen nebst Auslageraum, und das Zimmer des Buchbinderbeamten. Dur Aufzug besteht Verbindung mit der darunter gelegenen Buchbinderei und mit den Räumen für vorläufige Aufstellungen, die sich unmittelbar an die Paketeinfahrt anschließen. Leider war es niht mögli, Akzession und Zeitschriften- faal nahe ¡usammenzubringen, wenn man nit auf die noch wichtigere Verbindung mit den Katalogen und überhaupt auf deren bestmöalihe Zusammenlegung verzihten wollte. An die vorgenannten Geschäfte- räume ftôößt zunächst der für den inneren Dienstgebrauh bestimmte alphabetische Zettelkatalog, weiter an diesen der Nealkatalog, mit ausceihenden Arbeitspläßen für die Beamten, und im reten Winkel daran anschließend der alpbabetishe Bandkatalog. Da wo die drei Katalogräume zusammentreffen, wird si die Bestellzentrale befinden, die imstande sein muß, je nach der Lage des Falls einen oder mehrere Kataloge zur Erledigung der Bestellzettel beranzuziehen. Für das D Apel ist der alphabetisGe Bandkatalog vom großen Treppenhaus und Lesesaal aus zugänglich und dur ihn der anftoßende Benugerraum des Realkatalogs. Während so die Kataloge der Königlichen Bibliothek auf einer Ebene mit den Leseräumen zusammenliegen, stehen sie in vertikaler Richtung in Verbindung mit den darunter liegenden Räumen des preußishen Gesamtkatalogs und der Auskunftsstelle, die auch ihrerseits wieder für die Benuzer vom Treppenhaus aus errei{bar ist. Auf derselben Ebene liegen die Amtszimmer der drei Ab- teilungêdirektoren der Druckschriftenabteilung und des Ersten Direktors. Die Zimmer des Generaldirektors, das onferenzzimmer und das Bureau liegen darüber im ¡weiten Geschoß.

Die Benußung der Druckschriftenabteilung geshicht ent- weder dur Entnahme in der Leihstelle oder durch Arbeit in den Leseräumen, zunähft im großen Lesesaal. Beide Stellen sind zentral und möglichst übereinander gelegt. Die Leibstelle, die von den an- liegenden öfen Licht erhält (das freilih bei trükem Wetter etwas künstlihe Nachbilfe brauchen wird), liegt im Erdgeschoß, ist unmittel- bar vom Haupteingang zugänglich und hat binter si ein reihlihes ¿wzigeshossiges Büchermagazin, das erforderlihenfalls zur Aufstellung einer besonderen Ausleihebibliothek dienen kann, ebensogut aber auch für den Lesesaal verwertbar ist. Westlih an die Leibstelle |sßt ein Packraum. Ueber eine Inrentreppe sind die Kataloge und der Direktor erreichbar. Zum großen Lesefsaal gelangt man über die Haupttreppe und durch eine 11 m hohe Vorhalle. Der Saal selbft ist ein 34 m hoher Kuppelbau mit 8 vorspringenden Pfeilern, die eben- sobiele Nischen bilden. In. diesen kommt (natürlich abgesehen von der Eingangsseite) die Handbibliothek zuc Aufstellung und zwar in einer eigenartigen Anordnung, indem zwei Büchergestelle in angemessenem Abstand hintereinander aufgestellt find, von denen das zweite um 1 m erhöht und über fleine Nebentreppen erreihbar ist. Für den am oberen Gestell Stehenden bildet der Kopf des unteren ein Auflege- pult. Auf der in der Höhe des zweiten Hauptgeshosses umlaufenden Galerie find keine Bücher aufgestellt, sie wird aber als Posten zur wirksamen Beaufsichtigung der Benuter dienen können, auch dem Fremden, der nur kommt, um die Bibliothek zu besihtigen, einen ein- druckevollen Blick auf ihren Betrieb gewähren. Unmittelbar über der Galerie befinden si die sieben großen Fenster, die dem Lesesaal Licht geben. Außerdem ist im Stheitel der Kuppel ein rundes Oberliht in Aussicht genommen. Die Bügeraus8gabe im Saal liegt in der Nähe des Eingangs, sodaß jeder Eintretende oder Ausgebende fie passieren muß, erstreckt aber ziem- li weit nah der Mitte des Saales. Für die etwa 360 Personen, die der Naum fassen kann, werden einseitig beseßte Tische ‘von nur zwei oder an der Peripherie drei Plätzen angeordnet sein, mit radial zwischen den Tischen laufenden Gängen, sodaß man wie bei den modernea Schulbänken zu jedem Play gelangen kann, obne hinter dem Rücken der arbeitenden Nachbarn durchzugehen, und daß die Handbibliothek von jeder Stelle aus bequem ju erreichen ift. An den Saal stoßen vier durch das Oktogon entstandene Zwitel, von denen einer nur als Durchgang zum alphabetishen Katalog gedaht ist. Die übrigen bieten zweigeshoîsfige Räume zur Aufnahme von Büchern, die als Ergänzung der Nachsclagebibliorhek des Lese- faals {nell zur Hand sein sollen. Außer dem großen Saal fteht auf derselben Ebene noch ein Reservelesesaal mit 150 Pläzen zur Verfügung. An ihn {ließen sich Zimmer für Gelehrte, denen ein ungeftörtes Arbeiten mit einem größeren Apparat ermöglicht werden soll. In diese Gruppe der Benußungsräume im östlihen Bauteil gehört endlih noch der Zeitschriftenlesesaal mit ¡unächst 150 Plägen. Dur einen Gang steht er mit den internen Diensträumen, nament- lih der Pl Dueeaaession in Verbindung.

Das IL. Obergesho ist das Reich der Sondersammlungen. Zu ihm führen Treppen öftlih und westlich, erstere zur Musik- und Kartensammlung. Die Musiksammlung, zu der außer den alten Beständen der Königlichen Bibliothek später au die „deutsche Musiks sammlung“ gehören wird, hat mehrere Arbeits¡immer, einen Leseraum von 10X18 m und einen durch drei Büchergeschosse gehenden Speicher, der später durch Aufstockung erweitert werden kann. Die angrenzende Kartenfammlung hat ebenfalls ein fleineres Lesezimmer 10 X 9 m), zum Teil aber erfolgt die Benuzzung unmittelbar in den

ofbaurats von Ihne, mit der technischen und geschäftli Leit M/Baves ift Baurat Adams be Si fiskhen Leitung

agazinräumen neben den Kartenshränken, um größere Transporte

R E E E S M UB terie A 0rd adt ouiandn

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Diesen beiden Sammlungen gegenüber auf der Westseite des bäudes liegt die Handshriftenabteilun i der ral, einen bellen und ftattlichen Benugerraum besonderes ewicht gelegt ift. Die beiden vor und hinter dem Arbeitsfaal belegenen Räume sind zuglei als monumentale Aufstellungsräume für Handschriften gedaht. Eine ansehnlichere, nicht magazinmäßige Aufste ung follen auch die Inku- nabeln und andere Seltenheiten erhalten. Zu ständigen und we{seln- den Ausstellungen aus diesen und den HenblGriften dhâgen bieten die in unmittelbarer Nähe gelegenen Schausäle Gelegenheit. Der Hörsaal, in dem sie ebenfalls zu Demonstrationen gebrauht werden können, der aber voraussichtlich nit allzu Gusa becuyt werden wird, hat ein imes Etn in die E des L S gelegt werden müssen.

nda befinden noch) weitere Nâume für abzusondernde und das photographische Atelier. pel E

__Im übrigen ist das dritte Obergeshoß in der Hauptseite von Büchers p eihern eingenommen, die sich als West-, Noxs- und Oft- speicher von je rund 105 mi Länge um einen großen Teil ‘des Gebäudes berumizieben und später durch Aufstockung des ersten OQuerflügels zu einem vollständigen Karree ges{lofsen werten können. Dieselbe Längs- ausdehnung;, nur bei entsprehend geringerer Breite, haben die Spei im Dachgeschoß. Bei Ausnuzung aller Reserven (Kellerg-\{oß) und Rie E V aATIES Li M einung auf die Neben-

n]litute und die Hoführung der Hofflügel) ift die Aufnahmefäbigkeit des Gebäudes auf fünf Millionen Bande berechnet. i‘

Zur Beförderung der Bücher aus den Speichern nah ihren Ds find ¡wei Zentralftellen, West und Ost, im Erd- geschoß in Aussicht genommen, die die aus den Speichern kommenden Bücher in Empfang nehmen und fie, nah Benuzungsftellen geordnet, weiter geben. Zu diesem Zweck stehen die Zentralen mit jedem Bücbergeshoß dur einen besonderen Aufzug in direkter Verbindung. Die im Speicher stationierten Diener, die auf pneumatishem Wege die fignierten Bestellzettel erhalten haben, schaffen, nöôtigenfalls mit Hilfe des elektrischen Wagens, die Bücher zum Aufzugsraum und befördern sie, jeder dur seinen Aufzug, an die entsprechende Zentrale. Hier werden fie von einem Beamten je nah ihrer Bestimmung einer der elektrishen Bücherbahnen übergeben, von denen eine in gleiher Ebene zur Ausleibestelle, die andere ansteigend ¡zum Ausgabe- E E führt. 2

er Bau, wie er im Vorstehenden beschrieben ift, soll im Fabre 1911 fertig sein. Da aber der Betrieb in den bisberigen Framdós weder von der Königlichen noch von der Universitätsbibliotbek länger aufrecht erhalten werden kann, und da überdies die alte Königliche Bibliotkek bis zur Jubelfeier der Universität im Jahre 1910 ¡ur Aula umgebaut sein foll, ift in Aussicht genommen, daß die Königliche Bibliothek {on im Herbst 1908, die Universitäts- bibliothek im darauffolgenden Frübjahr in den Neubau übër edelt, von dem bis dahin die nördliche Hälfte mit Ausnahme des großen Lesesaals fertiggestellt sein sol. Es handelt sich also um ein Pro- visorium mindestens für die Geshäfts- und Tee A PRtränine und für die Magajine einiger Spezialsammlungen; die agazine für Druck- schriften follen glei endgültig bzzogen werten.

_ Zunätst erhält die Königliche Bibliothek die späteren Räume der Universitätsbibliothek mit Auedehnung auf das ganze Erd- und L, Geschoß des Nordflügels und der angrenzenden Bauteile. Der provi- lorishe Sig der Universitätsbibliotbek wird im. Ostbau sein, mit dem. Eingang in der Mitte dieses Flügels.

Land- und Forftwirtschaft. Ernteergebnisse und Getreidebandel in Spanien.

Der Kaiserlihe Generalkonsul in Barcelona berihtet unterm 8. d. M.: Nah einer Veröffentlihung der Generalzolldirektion wird die Weizenernte in Spanien im Jahre 1907 auf 2 693 262 850 kg = 34 977 439 11 geshäßt. Im Vergleiße ju der Ernte des Jahres 1906 und unter Zugrundelegung der von der Junta consultiva agronómica herausgegebenen Statistik würde dies einen Minderbetrag von 14737355 hl ergeben. Gegen den Durchschnitt der Jahre 1901—1906 bedeutet das Ernteergebnis des vergangenen Jahres gleihfalls einen Ausfall von 6 537 821 hL Die besten Weizenernten von den 49 Provinzen Spaniens hatten Orense und Navarra, die \{le{testen Cadiz, Ciudad Real, Córdoba, Huelva, Hueêca, Palencia, Santander, Sevilla, Valladolid und Zamora. Trotz des nicht unbeträhtlihen Minderertrages wird angenommen, daß im laufenden Jahre die Ernte für den Bedarf des Landes genügen und eine Weizeneinfuhr in nennenêwertem Umfange nit stattfinden wird, da ncch erbeblide Bestände aus dem vorhergebenden Jahre vorhanden sind und die Höbe der Getreidepreise im Auslande die Einfuhr wesentlih erschweren dürfte.

Verdingungen im Auslande. Defterreih-Ungarn. ,_ 29. Januar, 12 Uhr. K. K. Postökonomieverwaltuna in Witen- Lieferung von 1500 Buch Löspavier, 4000 Buch Packpapier als Be:

darf für die Jahre 1908 und 19039, Näberes bei s waltung und beim „Reich?anzeiger“. L

Jtalien.

Postministerium in Rom. 23. Januar 1908, 11 Uhr Vorm. : Vergebung der Lieferung von 100 C00 gebogenen eisernen Armen für Telegraphenstangen in 2 Losen zu 50 000 Stück. Wert 50 000 Lire, Vorläufige Sicherheitsleistung 1(00 Lire; definitive /;5 der Zuschlags- summe. Näheres in italienisher Sprache beim Reichsanzeiger“. B Generaldirektion des Königlichen Arsenals in Spezia und gleih- zeitig diejenige in Los 4. Februar 1908, 11 Uhr Vormittags: Lieferung von Messingschrauben für die Köniclichen Arsenale in Spezia, Neapel, Venedig, Taranto und für die Königliche Werft in Castellammare én 4 Losen im Werte von 34 000, bej¡w. 6500, bezw. 4000, bezw. 7500 Lire. Sicherheitsleistungen 3400, bezw. 650, bezw. 400, bezw. 750 Lire. Näheres in italienisGer Sprate beim „Reichsanzeiger“. Niederlande. 22. Januar. Landbouwbereeniging nVooruitgang zy ons streven“ von Sherpenisse: Lieferung von 105200 kg Super- phoëphat, 1300 kg eter Peru-Guano, 11 800 kg Chilisfalpeter, 12 800 kg shwefelsaurer Ammoniak, 36 800 kg Ammoniak-Super- phoëphat, 11 700 kg Laudwirtshaftskalk, 200 kg Thomasphosphat- mebl, 200 kg Kainit. Lieferung vor oder am 15. Februar 1908. Landbouwbereeniging in Zevenberashe Hoek, Gemeinde Zeven- bergen: Lieferung bon ungefähr 130 000 kg Supervpbosphat, ungefähr 10 000 kg Ammoniak Suvperphosphat, ungefähr 25 000 kg Chili» salpeter. Näheres in bolländisher Sprate bei der Expedition des „Reichsanzeigers*. Bulgarien.

Im Anschluß an die in Nr. 6 des „Deutschen Nei nzeiger und Königlih Preußishen Staatsanzeigers" e d. R ge STUTE Tung, velxessend die Vergebung des Baues von Regie- Aen, u y dab

ngebole fur den Bau der gedachten Gebäude werden bis ¿zum 21. Januar 1908, 5 Uhr Nachmittags, in der Kanzlei Lee Kreisfinanzkommission zu Sofia entgegengenommen.

Theater und Musik.

Neues Schauspielhaus. e W olkenkraßze r“, eine Burleske in drei Akten, deren Ver- fasser der Theaterzettel verschwieg, erweckte am Sonnabend im Theater am Nollendorfplat fröbliche Heiterkeit. Der Erfolg des Stücks berechtigt daju, was obnehin im Foyer öffentlihes Geheimnis war, ofen auszusprechen, nämli daß Karl Rößler und Ludwig Heller die Verfasser des lustigen Stückes find. Ihr Name weist {on auf das Land der Uebertreibungen und der „unbes{ränkten Möglichkeiten" bin, und sein Inhalt bildet eine Blütenlese von dem, was man in beißen Sommertagen in den Blättern von Milliardären und den Marotten ibrer

zu vermeiden,

Töchter, wilden Börsenmanöbern , vershuldeten europäishen Edel-