1866 / 7 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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T e ia L Lo Ie CCOTMWiNTL C E,

Preußen. Berlin, 9, Januar. FJhre Majestät die Königin ertheilte gestern dem Fürsten von Ligne Audienz.

Zu dem großen Diner, welches hierauf bei den Königlichen Majestäten stattfand, war der Fürst mit seiner Begleitung und an- dere hochstehende Personen geladen. Abends erschien Jhre Majestät in der ersten diesjährigen Vorlesung des Evangelischen Vereins.

Se. Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern den Hauptmann von Hahnke vom 3. Garde - Grenadier- Regiment Königin Elisabeth, den Hauptmann von Saldern vom Generalstabe der 4. Division und den Oberst von Oberniß, Com- mandeur des Garde - Füsilier - Regiments. Se. Königliche Hoheit dürfen noch nicht wieder ausgehen, und auch die Grippe Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin ist noch nicht gehoben.

Ihre Majestät die Königin st suche im Kronprinzlichen Palais ab.

_— Die Administration und der Betrieb des Postwesens im Herzogthum Lauen bura if seit dem 1. Januar d. J. von dem preußischen General-Post-Amte übernommen worden. Seitdem hat dasselbe in Anspruch genommen, daß die Postsendungen aus Hamburg nach dem Lauenburgischen bei dem preußischen Ober- Post-Amte in Hamburg eingeliefert würden. Dieser Anspruch findet in den bestehenden Vertrags- und sonstigen Rechtsverhältnissen seine Begründung. Die freistädtishe Deputation für das PostweseninHamburzg erkannteindeß diesen Anspruch nicht an, son- dern verfolgte die Ansicht, daß die Sendungen nach dem Lauenburgischen, welche bis dahin durch die s{leswig-holsteinsche Abtheilung des Stadt- Posi-Amts in Hamburg kolligirt worden waren, mit dem daraus

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tattete gestern zweimal Bes |

1) Jenen ehemaligen Angehörigen des lombardisch - veneczianischen Königreiches, welche als unbefugte Auswanderer verurtheilt worden sind werden die in dem Patente vom 24, März 1832 enthaltenen geseßlichen Folgen der unbefugten Auswanderung nachgesechen, und is das unter Sequester stehende Vermögen an die Eigenthümer, beziehungsweise an die geseßlichen Vertreter oder gehörig ausgewiesenen Bevollmächtigten der- selben unverzüglich auszufolgen. Diese Personen bleiben jedo der öster- reichishen Staatsbürgerschaft verlustig und sind in allen bürgerlichen und politischen Beziehungen fortan als Fremde zu behandeln.

2) Alle wegen unbefugter Auswanderung von Angehörigen des lombardisch-venezianischen Königreiches bei den Gerichten anhängigen Pro- zesse sind niederzuschiagen.

3) Mein Statthalter im lombardisch - venezianischen Königreiche hat den Auswanderern dieses Landes die Entlassung aus dem österreichischen Staatsverbande auch beim Bestande der Hindernisse des Y 7 des obigen Patentes zu bewilligen, wenn dieselben binnen Jahresfrisi vom heutigen Tage darum einschreiten und die übrigen im § 3 des berufenen Patentes angeführten Erfordernisse erfüllen.

4) Der Statthalter i ermächtigt, Gesuche der unbesfugt Abwesenden oder Ausgewanderten des lombardisch - venezianischen Königreiches , mit Ausnahme der Militairdeserteurs, um \traffreie Rückkehr und beziehungs- weise um Wiederverleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft bewilli- gend zu erledigen, wenn diese Gesuche innerhalb eines Jahres vom heuti- gen Tage eingebracht werden. Im Falle der Statthalter aus Rüfsichten der Staatssicherheit Bedenken trüge, in die Bewilligung von derlei Ge- suchen einzugehen , werden diese an das Staatsministerium behufs der einverständlichen Entscheidung mit den Ministerien des Aeußern und der Polizei, und bei abweichenden Meinungen Mir zur Schlußfassung vorzu- legen sein.

Die » Wiener Abendpost« bringt gleichzeitig mit diesem Schreiben

| den nachfolgenden auf dasselbe bezüglichen Artikel :

entspringenden Porto-Genusse auch ferner in der bisherigen Weise zu |

expediren seien. Jene Abtheilung vertritt das ehemals königlicch

dänische Ober-Post-Amt in Hamburg, welches der Senat

im Jahre 1864 mit Beschlag belegt hat. Da der preußischer Seits behauptete Anspruch diesseits für völlig unzweifelhaft begründet er- achtet wurde, so erübrigte nur, die geeigneten Maßregeln zu treffen, daß unter vollständiger Sicherstellung der Jnteressen des Publi-

fums die Sendungen aus Hamburg den Post-Anstalten im

Lauenburgischen nur dur das preußis\che Ober-Post-Amt in Ham-

burg zugeführt werden dürfen und die früher bestandene Gelegenheit |

zur postmäßigen Zuführung derartiger Sendungen zwischen der ge- dachten Abtheilung des Stadt-Post-Amts und den Post-Anstalten im Lauenburgischen nicht mehr anerkannt ist, vielmehr ihre Erledigung gefunden hat.

Bei den ferneren Wahlen des alten und des befestigten

Grundbesizes für das Herrenhaus is von den Mitgliedern des Landschaftsbezirks Neumark (Krossen - Züllichau - Schwiebus) der Oberst - Lieutenant a. D. Graf von Schmettow auf Brauchit\ch- dorf bei Lüben, als Majoratsherr von Pommerzig und von den Mitgliedern des Landschaftsbezirks Nieder-Lausiy und Kottbus

(Kalau mit den Kreisen Lübben, Luckau, Kalau) der Staatsminister

a. D. Freiherr von Manteuffel auf Crossen für die Präsentation gewählt.

Eupen, 7. Januar. (Elberf. Z.) Der Landrath Armand von Harenne is heute Morgen in Folge eines Gehirnschlages ge-

storben. Derselbe war auch landesherrlicher Kommissarius für das

zwischen Preußen und Belgien noch immer gemeinschaftliche neutrale Gebiet.

Mecklenburg. Schwerin, 8. Januar. (Mel. Ztg.) Se. Hoheit der Herzog Wilhelm und Gemahlin reisen heute Mit- tag um 115 Uhr mit der Eisenbahn ab, begeben sich zum Besuch nah Jvenack beim Grafen von Plessen und von da an den Hof in

Neustrelizg. Dem Vernehmen nach werden die hohen Herrschaften |

am Sonnabend hierher zurükehren.

Frankfurt a. M., 7. Januar. (Fr. J.) Ja der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag verschied Senator a. D. C. Heinrich Georg v. Heyden in nicht ganz vollendetem 73. Lebensjahre. Der Verblichene gehört seit November 1827 dem Senate an und befklei- dete sech8mal die BürgermeisterwÜürde.

Bayern. Aus München, 7. Januar, Abends, meldet das »Dr. J.« telegraphish: “Se. Majestät der König von Sachsen ist soeden, Abends 10 Uhr, im besten Wohlsein hier eingetroffen.

S, Januar, Vormittags {12 Uhr. Frau Herzogin Sophie hat die verwichene Nacht ruhiger verbraht. Fieber und Brust- beschwerden haben etwas nachgelassen.

Hesterreich. Wien, 8. Januar. Das in der gestrigen Zeitung telegraphisch angezeigte Kaiserliche Handschreiben vom 1. d. M. an den Staatsminister Grafen Beleredi in Betreff der ehemaligen Angehörigen der Lombardei, enthält folgende nähere Bestimmungen:

___ Um der unbefugten Auswanderung aus dem lombardisch - veneziani- schen Königreiche entgegenzutreten , welche in dem Krieg8jahre 1859 und unmittelbar nah demselben außerordentliche Dimensionen angenommen hatte, sah sich die Landesstelle genöthigt , gegen die Flüchtlinge , insofern der Art. XI[. des Züricher Friedensvertrages auf dieselben keine Anwen- dung fand, im Sinne des Auswanderungspatentes vom Jahre 1832 das Verfahren einzuleiten und die gerichtliche Sequestration des Vermögens derselben zu erwirken. Seitdem is der Strom der Emigration zum Still- stande gelangt und zahlreiche Flüchtlinge sind in Folge der Einberufungs- edikte oder mit besonderer staatlicher Bewilligung in den Kreis ihrer Ange- hörigen zurücgekchrt. Doch is die Zahl jener Abwesenden noch sehr bedeutend, welche als unbefugte Auswanderer gerichtlich verurtheilt worden sind und nah den Bestimmungen des §. 10 des obgedachten Patentes nicht nur die österreichische Staatsbürgerschaft sondern auch den hierlän- digen Adel, die Dispositionsfähigkeit Über ihr Vermögen, dann das Recht, hierlands Eigenthum zu erwerben oder hintanzugeben verloren haben. Gegen viele Abwesende is} das gerichtliche Verfahren wegen ihrer unbe- fugten Auswanderung noch anhängig. Die meisten Flüchtlinge sind aber der geseßlichen Behandlung bisher noch nicht unterzogen worden, von denen wieder viele durch unbefugte Annahme einer auéländischen Staatsbürger- schaf! oder eines auswärtigen Civil- oder Militairdienstes oder durch eine der übrigen im §. 7 des Auswanderungspatents genannten Handlungen sih den geseßlichen Folgen ihrer hiernach vollzogenen undefugten Aus- wanderung bereits ausgeseßt haben. Außerdem sind nicht einmal die staatdrechtlichen Beziehungen aller Emigranten aus der früheren Zeit voll- kommen geregelt. Wie schwer das Familienleben und mitunter auch die Subsistenz eines bedeutenden ja des größeren Theiles der lombardisch- venezianischen Bevölkerung durch die bisherige Emigration und durch die gesehz- lichen Folgen derselben getroffen wurde, is daher einleuchtend. Indem nun Se. Majestät dieBahn zur allseitigenVerständigung undVersöhnung vertrauensvoll eröffnet haben, konnte sich das landesväterliche Herz der in jenem König- reiche herrschenden Beklommenheit und allgemeinen Sehnsucht nach einer Abhülfe wohl nicht länger verschließen. Diese Abhülfe hat das heute er- D Kaiserliche Handschreiben im vollsten Maße gebracht, da hienach die wegen unbefugter Auswanderung Verurtheilten, welche im Auslande verbleiben wollen, in allen bürgerlichen und politischen Beziehungen ledig- lich in die Kategorie der Fremden mit Nachsicht aller übrigen geseßlichen Folgen des Auswanderungsurtheils gestellt; alle bezüglichen Prozesse nie- dergeschlagen und durch die dem Statthalter ertheilten Weisungen und eingeräumten außerordentlichen Vollmachten die Flüchtlinge in den Stand geseht werden , die endgültige Regelung ihrer staatsrechtlichen Verhältnisse im fürzesten Wege zu bewirken. Möge die Dankbarkeit der lombardisch- venezianischen Bevölkerung dem vorliegenden hochherzigen Gnadenakte ibres Herrn und Kaisers entsprechen! : |

Schweiz. Schaffhausen, 5. Januar. Schwyz is zum

| Festort für das nächste eidgenössische Freischießen bezeichnet.

Frankreich. Paris, 7. Januar. Der »Moniteur« zeigt an, daß Lord Cowley von dem Kaiser in einer Privat - Audienz

| empfangen worden ist. Der englische Botschafter hatte darum nah- | gesucht, weil er durch das shlechte Wetter in Dover zurückgehalten

und deshalb verhindert worden war, am 1. Januar Sr. Majestät die Glückwünsche seiner Königin darzubringen.

Spanien. Madrid, 7. Januar. Die Jnsurgenten sind entmuthigt, da sie nirgends Sympathieen finden. Prim befand si gestern in Villa Rubia de los Ozos. Man glaubt, daß er seine Streitkräfte auflösen und den Versuch machen wird, die Grenze von Portugal zu errreichen. Einem Gerüchte zufolge marschirte Prim gegen Saragossa, wo der Belagerungszustand proklamirt war. Jn der Hauptstadt und in den Provinzen herrschte Ruhe.

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Portugal. Aus Lissabon wird vom 2. Januar berichtet : Hér König Dom Luis hat heute die Kammern mit einer Thron-

rede eröffnet. Er drückte seine Befriedigung über die Aufnahme, die |

ihm und seiner Gemahlin an den bedeutendsten Höfen Europa’s zu

Theil geworden, und Über die vortrefflichen Beziehungen aus, die zwischen Portugal und allen übrigen Mächten bestehen.

Atalien. Anschläge an den Straßenecken machen die Bevöl- ferungen darauf aufmerksam, daß durch die Einführung des neuen

Civilcodex, mit dem 1. Januar im Königreich Jtalien die Civilehe | teine Wirklichkeit geworden ist. Die Trauungen werden von nun an |

öffentlich im Gemeindepalast vor einem Beamten des Civilstandes voll- zogen. Zuwiderhandlungen dagegen sind mit einer Strafe von 100 bis 1000 Fr. bedroht. Dem Trauungsacte muß ein zweimaliges öffentliches Aufgebot unter dem Eingange zum Gemeindepalast vorausgehen. Re- [ligióse Ordensgelübde sind kein Hinderniß bei Heirathen. Als niedrigstes

Alter, das zur Verehelichung erforderlich ist, sind 15 Jahre für die |

Braut und 18 Jahre für den Bräutigam angeseyt. Ausnahmen hier-

von sind nur durch Verwendung beim Könige zu ermöglichen. Die

Civilstands-Register sind gleichzeitig mit dem neuen Geseße aus den

Händen des Klerus genommen und der Gemeindebehörde anvertraut. | Mit Neujahr hat ebenfalls die Verwirklichung einer ins innere | Nolksleben gehenden Annäherung der verschiedenen italienischen Voltks- | stämme begonnen. Mit der neuen Gerichtsorganijation werden die Gandhaber der italienischen Rechtspflege ohne Ansehen der Person, eln, nah einem |

aus Nord und Süd, aus Mittelitalien und den Jnjeln, gemeinsamen Plane über das ganze Königreich ausgeschickt.

Am 2. Januar fiel ein Jndividuum über den fürzlih zurück- | getreteten Finanz-Minister Sella her und traktirte ihn mit Sto- |

\{chlägen. Zwei Munizipalgardisten, die in der Nähe waren, sprangen herbei und nahmen den Mann am Kragen. Allein der rief setne Unverlehlichkeit an, denn er sei Deputirter. Die Munizipalgardisten ließen ihn los. Wie die »Nazione« anzeigt, wurde das betreffende Tndividuum am folgenden Tage festgenommen. Dasselbe war noch mit dem Werkzeuge, dessen es sich gegen Herrn Sella bedient, etner

Bleikugel an der Spiye eines sehr dicken Kautschukriemen®, versehen. |

Herr Sella wurde nicht ernsilich beschädigt.

Rom, 3, Januar. (Köln. Sa) Mer Finanz-Minister Mat zu thun. Es handelt sich, da es nun wegen der mit dem Hause | Rothschild abgeschlossenen Anleihen zur Cession an die italienische |

Regierung kommen soll, das Papiergeld der römischen Bank zu ver-

ringern, dessen Menge zu den Garantieen, wie sie gegenwärtig sind, | in keinem Verhältnisse steht. Die römische Bank emittirte den heuti- | gen Complex ihrer Schagbons für den ehemaligen Kirchenstaat, wie | e auch noch Umbrien, die Marken |

ex außer dem Patrimonio Petri : y ) und die Romagna zu seinen Bestandtheilen- zählte; von diesem Areal

ist aber der päpstlichen Regierung nur noch ein Fünftel geblieben. | Immerhin hat die Qurückziehung auch nur eines kleinen Theils des | Papiergeldes in diesem Augenblicke große Schwierigkeiten, weil efffsek- |

tives Geld nur in äußerst geringen Summen im Verkehr blieb.

Don Ne Xav, de Urn wurde gestern Mittag vom heiligen

Vater empfangen, um ihm seine Beglaubigungsschreiben auszuhän- | digen. Er wird in der Eigenschaft als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Sr. ‘atholischen Majestät beim heili- |

gen Stuhle fungiren.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Januar.

Das » Journ. de St. Petersb. « veröffentlicht folgenden Auszug. aus der allgemeinen Jnstruction, welche der gegenwärtige diesseitige Ge- sandte am Hofe zu Athen bei seiner Abretse erhalten hat: A »Die Veränderungen , welche die Lage Griechenlands und der ZU- stand des Orients und Europa's erfahren , haben die Dispositionen des Kaiserlichen Kabinets in ihrem Ganzen nicht geändert weil si Interessen und Sympathieen zur Grundlage ihrer Prinzipien haben. Gegenüber der neuen Gewalt, welche in Griechenland eingeseßt worden,

hat unsere Stellung sich nicht geändert. Sie kennen die Umstände, welche |

die Berufung Königs Georg 1. auf den griechischen Thron herbeigeführt

haben. Sie wissen, daß diese Wahl von dem Kaiser mit einem Wohl- |

wollen aufgenommen worden / welches auf den freundschaftlichen Be- ziehungen, die Se. Kaiserliche Majestät mit der dänischen Königsfamilie verbinden , und auf den persönlichen Gefühlen gegen den jungen Fuürsien, der über Griechenland zu herrschen berufen worden / beruht. Unser erha- bener Herr wünscht lebhaft daß seine Macht sich befestige und diese das

Wobl des hellenischen Königreiches dadurch sichere, daß sie den unfrucht- | baren Agitationen, welche bisher die Entwielung desselben verhindert |

haben, ein Ende macht. Sie werden Sorge tragen, mein Herr, bei jeder

a

Gelegenheit diese Gesinnung des Kaisers kund zu thun.

Mir wollen uns keine Partei in Griechenland schaffen. Unter den |

verschiedenen Fraktionen, welche sid das politische Uebergewicht streitig

machen, giebt es nur eine einzige, die wir anerkennen können, es ist die | der rechtlichen Männer, welche das Glück ihres Landes wollen und das- | selbe in den Bedingungen monarchischer Stabilität, öffentlicher Ordnung | | d ; : men die Wahlen zum Reichsrath vorzunehmen. Die Wablen wer- wollens sicher sein. Wir wünschen aufrichtig, daß sie sich bilde, sich ent- | wicele und die nöthige Kraft gewinne, um der Macht ein feste Stütze zu | bieten. Ohne sih in die inneren politischen Kämpfe einzumischen, werden | Sie durch Jhre Haltung und Sprache Zeugniß für die Achtung ablegen, |

und Geseßlichkeit suchen. Diese nationale Partei kann unseres Wohl-

welche wir den Förderern und Vertretern jener patriotischen Jdee zollen. Es is wichtig, daß die Griechen von unseren beständigen Sym-

sie dauernde |

pathieen wohl überzeugt sind. Das is der Unterschied, welcher die ver- wandtschaftlichen Bande, die durch Glaubenseinheit geschaffen , von jenen vorübergehenden Verbindungen trennt, welche auf deu Interessen und politischen Berechnungen des Augenblicks beruhen. Die Glieder der gro- ßen orthodoxen Familie sind in ersterem Falle. Welches auch die BVer- schiedenheiten sein mögen, die sie trennen, sie kehren immer wieder zu dem unzerstörbaren Gefühle der sie einenden Gemeinsamkeit zurück, und was dem Einen ersprießlih is wird als cin Gewinn für Alle betrachtet. Dieses ist der Charakter unserer Beziehungen zu Griechenland.

Unsere Ueberzeugung ist, daß dieses Land vor Allem der Ruhe und Ordnung bedarf. Es hat im Heldenmuthe der Verzweiflung die nöthige Kraft geschöpft, um seine Unabhängigkeit zu begründen. Es kann diese nur befestigen, wenn es die Hülfsquellen seines Bodens, seines Klimas und seiner Küsten organisirt und entwickelt. Eine Nation lebt nicht vom Heldenmuthe allein; dieselben Tugenden, welche die Helden des Unab- hängigkeitsfampfes geschaffen, haben im Frieden anarchische Elemente er- zeugt, welche bisher die Befestigung dér Monarchie verhindert und deren Bestehen mehr als einmal gefährdet haben, Jn unseren Tagen gebührt das politische Uebergewicht den Staaten, welche im Frieden ihr finanzielles, kommerzielles und industrielles Gedeihen zu entwickeln gewußt haben. Folglich ist nicht nur im Jnteresse seiner gegenwärtigen Sicherheit, sondern auch in dem der zukünftigen die erste Pslicht des helle- nischen Patriotismus , die Wirksamkeit der Regierungsgewalt zu unter- stüßen, um eine politische und finanzielle Organisation, eine regelmäßige Civilverwaltung , kurz ; eine Ordnung der Dinge zu schaffen , welche den Fortschritt des Landes auf dem Wege der materiellen und moralischen Wohlfahrt sichert. Das is es, was wir den Griechen stets wiederholt haben und Sie ihnen zu wiederholen nicht müde werden dürfen.

Was die allgemeine Politik anbetrifst, so beruht sie gegenwärtig einzig und allein auf den Juteressen, die veränderlich und vorübergehend sind. Ein solches System gestattet weder dauerndes. Einverständniß, noch absolute Feindseligkeit. Jn Griechenland haben Unterhandlungen , welche mit Frankreich und England zugleich abgeschlossen worden, zwischen diesen beiden Mächten und uns noch besondere Beziehungen geschaffen. Wir suchen diese Uebereinstimmung so viel als möglich zu unterhalten. Aber wir haben weder die direkten Einmischungen in die Parteikämpfe, noch die Tnterventionen in die inneren Angelegenheiten des Landes gutheißen fönnen. Wir halten das Prinzip der Achtung vor der Unabhängig- feit der griechishen Regierung aufrecht, und Sie werden Sorge tragen, dies bei jeder Gelegenheit in Jhren direkten Beziehungen, sowohl zu dem Kabinet von Athen, als auch zu Jhren Kollegen zu fonstatiren.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 4. Januar. Heute Morgen is der König mit dem Schnellzuge nah Norwegen abgereist. In seiner Abwesenheit wird die Regierung unter Vorsih des Erbprinzen Oscar Fredrik von den Staatsräthen Lagersträle, Bredberg und Thulstrup geführt werden. :

In der gestrigen Reichstagsversammlung is von der Ritterschaft der Vorschlag des Gesehaus\{chusses, Über das Erbrecht unehelicher Kinder, ohne Diskussion angenommen worden.

Än der gestrigen Plenarsigung des Ritterstandes wurde der Antrag des Herrn Fahraeus, eine neue Universität in Stocfholm zu gründen, gemäß dem Antrage des Ausschusses mit 73 gegen 50 Stimmen abgelehnt. Graf Björnstjerna, der Vorsigende des Auê- usses, sagte, daß die Universitäten Lund und Upsala resp. 400 und 1000 Studenten zählen und daß, wenn eine neue Universität errich- tet werden solle, sich Gothenburg wegen seiner centralen Lage und rasch wachsenden Bevölkerung eher dazu empfehlen würde. Eine Universität in der Hauptstadt cheine ihm aus verschiedenen, beson- ders politischen Gründen nit wünschenswerth.

Dánemark. Kopenhagen, 7. Januar. (Tel. Dep. der » Hamb. Nachr.«) Der Gesegentwurf, betreffend die Ertheilung einer Eisenbahn-Konzession an Civil-Ingentieur Kröhnfke, wurde in der gestrigen Nachmittags - Sißung des Reichstags - Folke- things nach einstündiger Diskussion in zweiter Behandlung unver- ändert angenommen und einstimmig der dritten Berathung über- wiesen. Es heißt, daß der Reichsrath Ende Januar einberufen werden wird, so daß Reichsrath und Reichstag gleichzeitig zusam- men sind

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen - Büreau.

Dresden, Dienstag, 9. Januar; Mittags. Das »Dresdenerx Tournal« veröffentlicht ein Telegramm aus München von heut, Morgen über das Befinden der Herzogin Sophie: Die Nacht wa.. ziemlich rubig, die Athembeshwerden etwas vermindert, das Fieber mäßig, der Kräftezustand befriedigend.

Wien, Montag, 9°. Januar, Abends. Der niederösterreichische Landtag beschloß in seiner heutigen Sißung mit allen gegen 5 Stim.

den in einer auf Mittwoch anberaumten Sitzung stattfinden. Die Kaiserin empfing heute Mittag eine Deputation des ungarischen Landtages, an deren Spiye der Primas stand. Die Kaiserin er- widerte die Anrede des Erzbischofs in ungarischer Sprache und ver-