1866 / 42 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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zu fassen, jedoch mit der geringen Veränderung der S{hlußbestim- mung, daß es dem Staate ausdrücklich vorbehalten bleibe, dieses Gesch wieder außer Wirksamkeit seßen zu können.

Dánemark. Kopenhagen, 14. Februar. Jn der gestri- gen und heutigen Sißung hat die erste Berathung des Budgets des Krieg8ministeriums stattgefunden. Aus der umfangreichen Debatte dürfte nur die Rede des Kriegsministers hervorzuheben sein, mit wel- er dieser die Diskussion in der heutigen Sißung eröffnete und die dahin ging:

Mit Befriedigung habe er den Eindruck und die Ueberzeugung er- halten, daß das Thing keine Entwaffnung, sondern eine starke Wehr wolle. Es wolle Ersparungen und damit fei auch er einverstanden, d. h. soweit dem Hauptzwe® des Heeres niht dadurch Schaden zugefügt werde; er habe das durh die Reductionen in der Kavallerie und den Wegfall der Exercierzeit bethätigt. Der ihm von seinem Vorgänger überkommenen Reorganisation (über welche er eine Uebersicht gab): enthalte viele vortreffliche Momente, während Manches doch einer Modification bedürftig fei. Der neue Plan liege in der Kommission vor. Es fei wichtig, die bisherigen Cadres aufrecht zu erhalten, theils um den Arbeiten der Kommission nicht vorzugreifen, theils um nicht Auflösung und Verwirrung in die Armee zu bringen, deren traurige Wirkungen wir vom Herbst 1863 fennten. Auch würde man durch cin Eingreifen in die Armeeverhältnisse im jeßigen Zeitpunkt nichts sparen. Er bitte daher keine Veränderungen zu verlangen. Einer ferneren Reduc- tion der Kavallerie widerseße er \sich und schilderte in instrukti- ver Weise, unter großer Aufmerksamkeit des Tbings, die Anwen- dung der Kavallerie und that die Gründe dar, weshalb sie, als noth- wendiges Glied einer Armee überhaupt, wenigstens in der gegenwärtigen Stärke aufrecht erhalten werden müsse. Dann sprach ex sih über die Vewaffnung aus, in Bezug auf welche ein kleiner Staat weniger Grund zu sparen habe, als ein großer, da die Einführung von Verbesserungen leichter zu bewerkstelligen sei. Mehr als die Ueberlegenheit in der An: zahl des Feindes sei seine Ueberlegenheit in der Bewaffnung unheil- voll im leßten Kriege gewesen. Er schilderte, mit wie großer Bravour die dänischen Truppen gegen den Feind gegangen scien, aber wie mör- derisch die Salven des Feindes auf kurzer Distance gewirkt hätten, die ihm in größerer Anzahl als auf dänischer Seite durch die Zündnadel- gewehre zu geben möglich gewesen sei. Was die Ausbildung von Offi- zieren beträfe, so schlage sein Plan einen Zugang theils aus der Unter- offiziersflasse, theils aus der Reserveoffiziersklasse vor.

Amerika. New-York, 3. Februar, Abends. General Weigtel hat über den Protest der Kaufleute und fremden Konsuln in Matamoras ein Schreiben an den General-Adjutanten des - Departements von Texas gerichtet. Er erhebt die Gegenbeschuldi- gung, daß sie während des Bürgerkrieges den Konföderirten zu Kriegsmaterial verholfen hätten. Uebrigens desavouirt er die Ein- nahme und Plünderung von Bagdad und weiß, daß die föderale Regierung desgleichen thun werde. Alle Theilnehmer an der Affaire von Bagdad sind, wie er sagt, verhaftet worden und eine Kommission untersucht jeyt die ganze Angelegenheit. Weigzel hat auch alle Be- waffneten, die sih im Bezirke des Rio Grande auf der Lauer halten, verhaften lassen und den Befehl zur Ausmusterung des 118. Re- giments farbiger Jnfanterie annullirt, bis die Militair-Kommission ihren Bericht abgestattet haben wird.

Im Senate hat Mr. Howard eine Nesolution beantragt, Jefferson Davis und Clement C. Clay sch{leunigst vor ein Kriegs- gericht zu stellen.

Depeschen aus New-Orleans wiederholen die Nachricht, daß Juarez in Texas angekommen sei. Nachrichten aus Vera-Cruz vom 22. Januar melden, daß eine von General Fignisoa befehligte republikanische Streitmacht von 2000 Mann im Staate von Tehuantepec vou den Kaiserlichen unter Prieto geschlagen worden ist, Marschall Bazaine hat die Belagerung von Tampico für aufgehoben erklärt. Der republikanische General Porferio Diaz hatte noch cine Streitmacht in Oajaca. Ju Michoacan war der republi- kanische General Riva Palazzio verstärkt worden und rüstete sich zu einem neuen Feldzuge an der Spiße von 3000 Mann.

Asien. Der Pariser »Moniteur« bringt (theilweise hon ge- meldete) Nachrichten aus Hongkong vom 1. Januar, denen zufolge der Aufstand in dem Norden von China noch lange nicht unterdrückt ist. Die Provinzen Sang-tong, Honan, Tscheli, Kiang-Si, Huppeh, Fo-Kieng, Sutscheu, Kuang-Si und Kanton sind theilweise von den Banden dieser Uebelthäter verheert worden. Die Taipings bilden, mit Einschluß der Weiber und Kinder, eine Masse von 100,000 Per- sonen, von denen kaum 20,000 waffenfähig sind, und doch konnten sie bis jeyt noch nit unterworfen werden. Die Rebellen von Sang- tong wußten den Truppen Tseng-kwo-fan's, denen sie in geordneter Schlacht nicht hätten widerstehen können, zu entshlüpfen. Sie sind ]eht, nördlich vom Gelben Flusse, im Honan, wo sie in einer starken Stellung Winterquartier bezogen haben. Der Gouverneur von Kiang-Nan mußte einige Truppen von Nanking heranziehen, um, wenn möglich, den Marsch der Jusurgenten nah dem Süden aufzu- halten. Alle ansässigen Frémden bedauern \ehr lebhaft, daß die Kai- serlichen die europäischen Offiziere, die unter Gordon gedient, nicht beibehalten haben. Durch ihren Muth und ihre Geschicklichkeit wären

Räuberscharen alle beißen, Herr geworden. werthen Thätigkeit der Kreuzer werden die Küsten durch die Seer ber noch sehr unsicher gemacht. Beinahe täglih nehmen oder zerüörer die Kanonenboote einige mit Feuershlünden und zahlreichen Mare schaften ausgestattete Dshunken. Mit genauerer Kenntniß der Küs, und der verschiedenen Ankerpläge wird auch diese Gefahr abnebmen Die franzöfische Admiralität läßt Aufnahmen der chinesishen Küse anstellen, eben so is von Seiten der englishen Marine Capitai: Wilds nah vierjähriger Arbeit mit der ißm übertragenen Aufgabe fertig geworden. Er hat den vollständigen Plan der Küste und V Hâfen Chinas, den südlichen Theil von Korea, so wie die Insel Gormosa mit ihren Bänken aufgenommen. Das Jnnere dieser Insel wird gegenwärtig von zwei englischen Reisenden durchforscht. “Am 3. Dezember wurde der Chirurg des vor Hankao liegenden franz. sischen Kanonenbootes uit einem seiner Landsleute auf einem Cu zirgange von eine Anzahl Chinesen ohne alle Veranlassung über fallen und {wer mißhandelt. Der französische Chirurg wurde \0, | gar von den Angreifern in der Gefangenschaft zurückgehalten. Oer | französische Co.sul begab sich sofort mit 50 Leuten des Kanonen: boots nah dem Gefängnisse, befreite den Offizier und nabm vier Chinesen mit fort. Am folgenden Tage trat auf Verlangen des Konsuls das Gericht zusammen und verurtheilte zivei der Delin. quenten zur Bastonnade, welche sofort an ihnen öffentlich vollzogen ward. Die beiden anderen, welche Mandarinenrang haben, befinden sich, bis der Hof von Peking ihre Absezung verfügt haben wird, als Gefangene an Bord des Kanonenbootes. Die übrigen Consuln und die ansässigen Ausländer haben das energische Auftreten des franzö, sischen Consuls sehr gebilligt und unterstüßt.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'shen Telegraphen - Büreau.

Hamburg, 17. Februar, Nachmittags. Der »Börsenhalle wird aus Braunschweig telegraphirt, daß heute Morgen 8 Uhr eine bedeutende Feuersbrunst in der Wohnung des Schloßpersonals, so wie in der anstoßenden herzoglichen Reitbahn ausgebrochen ist,

Wien, Sonnabend, 17. Februar, Morgens. Wie die »Neu freie Presse« meldet, ist die handelspolitische Annäherung Oesterreichs an Jtalien nunmehr eine vollendete Thatsache. Der Handelsminister hat gestern eine Verordnung an die Zollbehörden erlassen, dur welche denselben eröffnet wird, daß der Handelsvertrag mit Sardinien vom 18. Oktober 1851 mit dem heutigen Tage auf alle italienischen Provenienzen ausgedehnt worden ist.

Pesth, Freitag, 16. Februar, Abends. Jn der heutigen Sihung des Unterhauses wurden die Adreßdebatten fortgeseßt. Nah Madaraß, welcher keine gemeinsamen Angelegenheiten kennt, sprach Eôtvés für die Annahme des Adreßentwurfs in seiner vollen Aut- dehnuag. Er sei überzeugt, daß eine Lösung gewiß sei, wenn dieë- seits und jenseits der Leitha wahre Verfassungs8mäßigkeit herrsche, Seine Rede erregte Sensation und hörte man vielseitig den Ruf nah sofortiger Abstimmung und Annahme des Adreßent1wurfs, Nach Eötvös traten jedoch noch 7 Redner auf. Am Schlusse der

sie hon längst der Taipings, Nienfeis, Mohamedaner und wie diese

Sizung zeigte der Präsident an, daß Bartal zwei Amendements eingebracht habe.

Der »Lloyd« theilt mit, daß die Hierherkunft der Minister ve- hoben worden sei. (S. Wien.)

London, Freitag, 16. Februar, Nachmittags. Die Regierung hat die beiden Häuser des Parlaments aufgefordert, sich morgen in außerordentliher Sißung zu versammeln, um eine Bill behufs

Suspendirung der Habeas-Corpus-Akte in'Jrland entgegenzunehmen. London, Sonnabend, 17. Februar, Morgens. Das Ober

haus tritt heute Mittags, das Unterhaus Nachmittags zusammen, Die Regierungsbil, betreffend die Suspendirung der Habeas-Corpus, Akte in Irland, dürfte sofort alle Stadien der geschäftlichen Behand- lung durchlaufen. Eine andere demnächst einzubringende Bill soll die Regierung eventuell zur Besizergreifung der irischen Telegraphen leitungen ermächtigen.

Paris, Sonnabend, 17. Februar, Vormittags. Das »Mé' morial diplomatique « schreibt: Oesterreich und Ftalien find im Begriff, eine Vereinbarung zur Verbesserung ihrer wechselseiti- gen Beziehungen auf dem Gebiete der kommerziellen und Konsular Verkehrs abzuschließen. Oesterreih wird jedo Jtalien nicht aner kennen; wohl aber seine Zustimmung dazu geben, daß die Bestin mungen des ausiro - sardinishen Vertrags von 1851 auf alle Pro- venienzen des Königreichs ausgedehnt werden.

Troh der anerkennen, | Ì| Kaiser

Î mexikanische

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Man versichert, daß der Kaiser Franz Joseph bereit sei, dem Maximilian alle Truppen, welche dieser verlangen sollte, zur Verfügung zu stellen, unter der Bedingung, daß dieselben in die Armee inkorporirt und die Kosten von Mexiko getragen werden. | Madrid, Freitag, 16. Februar. Der »Correspondencia« zu- folge wird die spanische Regierung auf die Note des Florentiner Kabinets erwidern, daß sie ebenso die Rechte des Königreichs Jtalien wie die des heiligen Stuhles achten und zu Gunsien dieses lehteren unablässig so handeln werde, wie es einer katholischen Macht zu-

mme. : : E Florenz, Freitag, 16. Februar, Nachmittags. Lamarmora

e in der heutigen Sigzung der Deputirtenkammer den Handelt

segt ne i Bei der Berathung des provisori-

vertrag mit dem Zollverein vor.

{en Budgets erklärte der Ministerpräsident, Jtalien würde jeßt im Stande sein, niht nur einen Krieg, sondern sogar einen unglüclichen Krieg auszuhalten, ohne seine Einheit in Gefahr zu seyen.

Das » Justiz-Ministerial-Blatt« für die preußische Geseh- gebung und Rechtspflege (Nr. 7 vom 16. Februar er.) veröffentlicht ein Er- fenntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 14. Dezember 1865, wonah »die gegen Ausländer statt der Polizei» Aufsicht zu verhängende Landesverweisung nicht wie jene, auf eine bestimmte Zeitdauer zu beschrän-

ist«; und i n Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 22. Dezember 1865, wonach »bei einer auf Unterschlagung amtlich empfangener Gelder 2c. 2c. lautenden Anklage, die fonkurrirende unrichtige Buchführung, einen erschwe- renden Umstand bildet, über welchen die Geschworenen besonders abstimmen

issen; und schließlich j na án E La des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenz-Konflikte vom 14. Oftober 1865, wonach im Rechtswege darüber zu entscheiden ist, wenn ein Uferbesißer zur Benugung des an seinem Grundstücfe vorüberfließenden Wassers Anlagen unternimmt, welche den benachbarten Mühlenbesizern das zum Betriebe ihrer Mühle erforderliche Wasser entziehen, und von den Leßteren Widerspruch dagegen erhoben wird.

Das »Amtöblatt des Königlichen Po st-Departements« (Nr. 7 vom 15. Februar) veröffentlicht folgende General-Verfügungen: vom 5. Februar e. Einführung von Formularen zu den Vollmachten

wegen Empfangnahme von Postsendungen.

O » Vollziehung der Ablieferungsscheine Über Geld- und Werthsendungen an solche Behörden, welche in den Ausführungs-Bestimmungen zu F. 34 des Reglements von 21. Dezember 1860 zu dem Geseße über das Postwesen nicht namentlich bezeichnet sind. :

Portofreiheit sür zurücszuerstattende Gebäudesteuer- und Grundsteuer-Beträge.

Erhebung der Stempelsteuer für aus dem Auslande überwiesene inländische Zeitungen.

Kunst- und wissenschaftliche Nachrichten.

Die durch legtwillige Verfügung des Königlichen General- Garten» Direktors Len dem Museum Wallraf- Richary verehrte prächtige PBor- zellan-Vase is, nach Mittheilung der »Köln. Blätter« in Cöln ange- fommen und im früheren yRubens-Saale« des Museums, in N sich jeßt die Gemälde der modernen Schule befinden y aufgestellt. Dieselbe ist mehrere Fuß hoch und bekanntlich ein Geschenk des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin, dessen Widmung: »Dem Garten-Direktor Lenné in Anerkennung. Friedrih Franz, Schwerin, 186« auf der Vorderseite der Fußplatte zu lesen ist. E : S S L OAR O und Fortbildungsschulen wird in Stü 6, vom 9. Februar, des Amtsblatts der Regterung zu Oppeln ein Artikel veröffentlicht, in welchem die allgemeine Nothwendigkeit solcher Ein- rihtungen, so wie die gesetzlichen Bestimmungen darüber nachgewiesen wer- den, Jn Bezug auf lehtere, namentlich daß die sonntäglichen Wieder- holungsstunden auch von den Kindern , welche bereits aus der Schule ent- lassen sind , bis zu ihrem 16ten Jahre besucht werden müssen , heißt es: leider war diese heilsame Vorschrift im Laufe der Zeit uud an vielen Orten fast ganz in Vergessenheit gerathen , so daß die Königliche Regierung des hiesigen Departements sich genöthigt gesehen hat, sie wiederholt einzuschä1 fen und noch neuerdings durch den Erlaß vom 24. Juni 1861 die Landräthe und Magisträte zu beauftragen , »die Aeltern y Lehrherren uny Dienstherr- schasten auf das Strengste anzuweisen , daß sie ihre Kinder, Lehrlinge und Dienstileute zum Besuche der in den erwähnten Schul - Reglements vor- geschriebenen sonntäglichen Wiederholungsstunden anhalten.« Ü

Einem verwandten, doch noch weiter gehenden Bedürfnisse sollen die »Fortbildungs\schulen « abhelsen. Während die sonntäglichen Wieder- holungsstunden nur den Zweek haben, den in der Schule erworbenen Kennt- nissen, wenn sie s{chwach und lücenhaft sind, nachzuhelfen oder sie durch Wiederholung zu“ erhalten und zu befestigen, ist den Fortbildungsschulen ein über das Wissen der Elementarschule hinausgehendes Ziel gesteckt, haupt- sählich in den Unterrichtsgegenständen , welche für die bürgerlichen Beschäf- angen und den Verkehr im- Handwerk, Gewerbe und Handel von Wich-

gkeit sind. i In richtiger Anerkennung dieses Bedürfnisses haben es die Staats-

dur die Ministerial-Erlasse vom 31. Mai 1844 und vom 20, April 1846 geschehen, in welchen zugleich ausgesprochen wurde, daß die Veranstaltun- gen zur Fortbildung der aus der Elementarschule entlassenen Jugend Überall nur das Werk freier Entschließung sein, und daß sie ihre Einrichtung und Förderung lediglih dur freie Vereine und durch die Thätigkeit einzelner wohlwollender Personen finden können.« Am Schlusse des Jahres 1858 betrug die Gesammtzahl der Handwerker - Fortbildungsshulen im ganzen Staate nur 274 mit 21,528 Schülern, während sich die Zahl der Gehülfen und Lehrlinge auf über 560,000 belief, so daß etwa nur der 26ste Theil derselben die Fortbildungsschulen besuchte. Jm hiesigen Regierungsbezirke haben sich Handweiker - Fortbildungsschulen núr in Ratibor, Gleiwiß, Leobschüh und Loslau mit einer Schülerzahl von etwa 500 gebildet.

Den Grund dieser geringen Theilnahme hat man vorzüglich darin ge- sucht, daß die Einrichtung und Unterhaltung der Fortbildungsschulen ledig- lih in den guten Willen und die Opferfreudigkeit der betreffenden Kommu- nen und Berufskreise gestellt is. Jn der That fehlt es in der Schulgeseßz- gebung unseres Staates an Anhaltspunkten, um die Errichtung und den allgemeinen Besuch dieser Anstalten ¿u einer Sache des Qwanges zu machen. Es muß daher, fo lange nicht auf gesehlichem Wege etwas anderes bestimmt wird, immer aufs Neue an die Einsicht, den Gemeinfinn und erleuchteten Eifer der Magisträte, Stadtverordneten-Versammlungen, Innungen und einflußreicher Privatpersonen, welchen das Wohl des Volkes am Herzen liegt, namentli der Geistlichen und Lebrer, appellirt und von ihrem opferwilligen Zusammen- wirken die Förderung dieser Sache erwartet werden. Daß die zur Schule inscribirten Lehrlinge die Stunden nicht willfkürlih versäumen dürfen, ver- steht sih von selbs. Jm Departement Oppeln hat die Regierung in ihren diese Angelegenheit betreffenden Erlassen wiederholt darauf hingewiesen, wie in dem Anschluß der Fortbildungsschulen an die geseßlich bestehenden Sonn- tags- Wiederholungsstunden ein zweckentsprechendes Mittel geboten sei, um die Schulen der érsieren Art mit möglichst geringen Kosten ins Leben zu rufen. Auf solchem Wege ist vor ca. 10 Jahren die Fortbildungsschule in Ratibor zu Stande gekommen, welche von ca. 350 Lehrlingen besucht wird.

Se. Majestät der Kaiser, schreibt die »Wiener Ztg.« hat, wie wir aus fompetenter Quelle vernehmen, durch Entschließung vom 6, Februar d. J. genehmigt, daß allen Lehrern an öffentlichen Gymnasien, selbstständigen Real- shulen und Realgymnasien, welche auf Grundlage der vollständig abgeleg- ten Lehramtsprüfung und der Erfüllung der geseßlichen, auf ihre lehramtliche Stellung bezüglichen Bedingungen im Lehramte definitiv bestätigt worden, der Titel »Vrofessor« zuerkannt werde.

Statistische Nachrichten.

Die neue Organisation der russishen Armee, schreibt die »D. Petersb. ZJtg.«, ist nun, nah dem Erscheinen des kleinen Staatshand- buches für 1866, auch für den Laien übersichtlich , beendet und von der früheren Eintheilung in Corps und Brigaden feine Spur mehr vorhanden, dagegen aber die Division, bei der Jufanterie zu 4, bei der Kavallerie zu 6 Regimentern, zur taktischen wie administrativen Einheit erhoben worden. Selbst die kaukasische Armee is nah dem Erlöschen der Feindseligkeiten jezt zu einem kaukasischen Haupt- Militairbezirke geworden, in welchem alle diejeni- gen Aemter und Chargen eingezogen worden sind, die für den Kriegszustand functioniren, z. B. der General-Quartiermeister, der Dujour-General und der General-Gewaltiger, eine Charge, die außer in der russischen nur noch in der österreichischen Armee existirt. Vor einem Jahre noch stand der Generalstab Sr. Majestät des Kaisers, zu welchem allerdings auch der Kriegsminister gehörte, an der * Spiye des Armee-Tableaus. Dieser Generalstab des Kaisers is ganz verschwunden und der Kriegsminister steht allein an der Spitze. Jhm folgt der Kommandeur des faijerlichen Hauptquartiers, Graf Adlerberg II, dann 121 General-Adjutanten bis zum General-Licutenant hinab, 81 General-Majors à la suite und 87 Flügel-Adjutanten vom Obersten bis zum Lieutenant. Dann folgt das Kriegsministerium mit verhältnißmäßig, gegen andere Ministerien, wenigen Beamten. Die Militair-Unterrichts- und Erziehungs- Anstalten, früher eine ganz abgesonderte Verwaltung, sind jeyt ebenfalls dem Kriegsministerium untergeordnet; welches überhaupt ganz die Faktur und Form des französischen Kriegsministeriums angenommen hat, d. h. ohne alle Zwischen-Jnstanzen direkt mit den Truppen und Militair- Anstalten verkehrt. Alle Absonderung und Selbstständigkeit einzelner Theile der Armee oder der für sie wirkenden Justitute hat aufgehört, und nur durch den Kriegsminister kommen die Befehle des Kaisers zur: Armee, Die: | na und nah entstandenen Haupt - Territorial- Kommandos sind nun, mit Umwandlung der kaukasischen Armee in ein solches, abgeschlossen und heißen: Petersburg, Finnland, Riga, Wilna, War- hau, Kiew, Odessa, Charkow, Moskau, Kasan, Kaukasus, Orenburg, West- Sibirien und Ost-Sibirien. An der Spihe eines jeden steht ein General, in dem Verhältnisse eines Militair-Gouverneurs oder Territorial-Komman- danten, dem alle Truppentheile , welche und so lange sie in seinem Bezirk stehen, untergeordnet sind. Nur das Garde-Corps hat seine Namen noch behalten und besteht aus 12 Infanterie-, 4 Kürassier-, 2 Dragoner-, 2 Ulanen- und 2 Husaren-, so wie 2 Kojaken-Regimentern, aus der Garde-Artillerie und 3 Garde-Schügen-Bataillonen , sowie mehreren Garnison-, Muster-, Lehr- und Invaliden - Truppentheilen, Dann folgen 4 Grenadier - Divisionen, jede zu 4 Regimentern = 16 Grenadier - Regimenter) 40 Infanterie - Divisionen, ebenfalls jede zu 4 Regimentern = 160 Jnfanterie-Regimenter, 25 Scharf- shühen-Bataillone, 9 angesiedelte finnländische Schügzen-Bataillone, 1 Garde=-, 1 Grenadier, 9 Sappeur-Bataillone, 3 Reserve - Sappeur - Bataillone und 6 Pontonier-Halbbataillone, 8 Kavallerie-Divisionen, von denen T N 2 Ora- goner-, 2 Ulanen- und 2 Husaren-Regimenter hat, die 8. oder Kaukasische aber 4 Dragoner-Regimenter, also 18 Dragoner-, 14 Ulanen- und 14 Husaren-Regi- menter. 7 reitende und 42 Fr ß-Artillerie-Brigaden, sowie 8 Parkbrigaden. Die Reserve-Jnfanterie (Ersaz-Depot) zählt 72 Bataillone und 10 Scharf- shühen-Bataillone; die Reserve-Kavallerie : 8 Brigaden, jede von 8 Esca- drons; die Reserve-Artillerie: 2 reitende und 4 Fuß-Brigaden. Von den Linien- (Grenz-) Bataillonen giebt es 37 kaukasische/ 9 orenburgische, 7 west

behörden an ernstlicher und wiederholter Anregung zur Errichtung solcher Fortbildungs- Anstalten nicht fehlen lassen und namentlich ist dieses zuerst

und ostsibirische, 8 Festungs-Regimenter, 3 Festungs-Bataillone, 53}Gou-