1866 / 43 p. 10 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Es sich die sogenannte »Bratküche« im Schloßhofe selbst befand.

Zwei Monate nah Vollendung des Baues, am 31. August 1564, erhielt Meister Arndt dann noch den Auftrag, um den großen Thiergarten, der, in weiterer Ausdehnung als jeßt, das Schloß auf der nördlichen und westlihen Seite umgab, und bis da- bin nur mit einem nothdürftigen Staket versehen war, eine 12 Fuß hobe steinerne Mauer zu führen, bis zum Grundstück des Schulzen in Vannefeld. Noch im Herbst 1564 wurde dieser Bau unter- nommen und wahrscheinlich auch in demselben Jahre vollendet.

Ob Markgraf Johann Georg späterhin noch andere Wohn- und Wirthschaftsgebäude innerhalb und außerhalb des Burggrabens, wie solche in einem Jnventarium vom Jahre 1644 angeführt wer- den, hinzugefügt habe, muß dahin gestellt bleiben. Vor der Hand war wenigstens durch den Bau des neuen Hauses (d. i. des Schlosses) und des sogenannten alten Hauses, so wie des Badehauses, der bei- den Küchenhäuser, des Brauhauses und des Marstalles, selbst bei einem längeren Aufenthalte, eben so wohl für die Bequemlichkeit und die Bedürfnisse der Herrschaft gesorgt, als durch die in den 4 Rondelen und in den Küchenhäusern befindlihen Stuben und Kammern das zur Unterbringung der Dienerschaft nöthige Ge- laß geschaffen. Das Schloß lag übrigens, da das jetzige Dorf damals noch nicht existirte, ganz in Waldeinsamkeit, und noch 1753 \{chreibt Bekmann davon: »Die Lage is sehr lustig, indem rings- umher \{chöne Wälder von Eichen, Birken und Fichten gelegen, in welche aus dem Schlosse eine {ne Aussicht ist, die sich auch auf 2 Meilen und darüber erstrecken.«

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Als Kronprinz verweilte Johann Georg größtentheils auf seinen verschiedenen Jagd- und Lustshlössern. Nach der Erbauung des Schlosses zu Letlingen zog es ihn namentlih nach dieser seiner »Hirschburg« hin. Wir finden ihn dort mit seiner Gemahlin Sabina um die Mitte des Dezember 1562, dann im Som- mer 1563, und wiederum von Anfang Dezember 1564 bis zum August 1565. Bald fand \ich ein neuer Anlaß, öfter noch in Letlingen zu weilen. Nach dem Tode seines Halbbruders, Mark- graf Sigi8munds, postulirten Erzbischofs zu Magdeburg, lenkte sih im Jahre 1566 des Domkapitels Wabl zur Administration des Erzstists Magdeburg auf seinen ältesten Sohn Joachim Friedri, der seines Vaters Geschmack an den Freuden des edlen Weidwerks theilte und, wie dieser, fleißig die Haide bejagte. Hâäu-

figer, als in seinem erzbischöflichen Palaste zu Magdeburg, im Schlosse | zu Wolmirstädt oder in dem Lehlingen noch näher liegenden Jagd- | hause zu Colbiß weilend, kam Erzbischof Joachim Friedrih oft zu | seinem Vater nach Lehlingen und wurde wieder von diesem in Col- Zuweilen versammelte der Kurprinz | So waren z. B. als | Barth. Riesenberg, damals Diakonus in Gardelegen, im August |

biß und Wolmirstädt besucht. selbst zahlreiche Gäste in Lehlingen um sich.

1565 in Letlingen predigte, außer dem Kurprinzen und seiner Ge- mablin, der Erzbischof Sigismund von Magdeburg, der ‘Fürst Ernst von Anhalt, Markgraf Johann, Bruder Joachims 11, Markgraf Joachim Friedrih und viele andere fürstliße Personen gegenwärtig. Ein anderes Mal werden, außer anderen Fürsten, die Grafcn von Hohenstein und von Regenstein als Gäste des Kurprinzen in Leh- lingen erwähnt. Auch nachdem Johann Georg als Kurfürst im J. 1571 die Regierung des Landes übernommen hatte, liebte er eê,

nach wie vor, sih auf seine Lustshlösser zurückzuziehen, um dort des |

Stilllebens und der Jagd sih zu erfreuen. Vor allen aber blieb Lehlingen sein Lieblings- Aufenthalt, wozu die Nähe des Kurprinzen Joachim Friedrich, der die Zuneigung des Vaters in hohem Grade besaß, wesentlih beitragen mohte. Während des Sommers 1572 residirte der Kurfurst zu Lehlingen, und bei ibm befand sich der Erz- bischof Joachim Friedrih. Qu Leßtlingen feierte Johann Georg am 6. Oktober 1577 ohne allen Pomp und in Gegenwart weniger Zeugen die Vermählung miít seiner dritten Gemahlin Elisabeth, einer Tochter des Fürsten Joahim Ernst zu Anhalt. Jm Jahre 1579 ließ er sich zu Lehlingen die Güter des Klosters Neuendorf abtreten, dessen ausgedehnte Forsten, die mit den Waldungen des Kurfürsten grenzten, ihm die Säcularisation desselben besonders wün- \schenswerth machten; denn schon seit der Herstellung des Schlosses Lehlingen war Johann Georg unausgeseht darauf bedacht, sein Eigen- thum an Forsten und Jagdgerechtigkeiten zu vermehren und fich ein großes Jagdrevier und eine vorzüglihe Wildbahn zu schafen. Er gelangte hierzu namentlich durch wiederholte Ankäufe von den be- nachbarten Edelleuten. So erwarb erx von denen von der Schulenburg mehrere niht weit von Lehlingen gelegene Gehölze und tauschte im Dezember 1562 von den Herren von Bismarck das Schloß Burgstall nebst den dazu gehörigen Gütern und wild- reichen Waldungen, sowie den Bismark'schen Antheil an den Dör- fern Dolle, Pläÿ und Beiendorf gegen die Dörfer Shönhausen und Fischbeck, die Probstei Crevese und andere Güter ein, Auf diese

| der Krieg sich der Hauptsiadt des Landes näherte, brachte die Kur F fürstin den damals im 6. Jahre stehenden Kurprinzen von Berlin nach dem in dichten Wäldern gelegenen Schloß Leßlingen in Sie

Weise ward allmählich das jehige Lehlinger , Mablphulsche und «j, | Theil des Colbizer Reviers und der Neuendorfer Forsten zu du großen Ganzen vereinigt und dadur ein Jagdrevier mit einer 9 be deutenden Wildbahn geschaffen, wie sie weit und breit nicht gefunden ward. Welche Ausdehnung der Wildstand zu Johann Georgs Zeit

erreicht hatte, ergiebt {hon der Umstand, daß der Kurfürst zum Ye, L máählungsfeste des Herzogs von Braunschweig im Jahre 1590 q

der Letlinger Haide 400 Hirsche als Hochzeitsgeschenk nach Wolfen, büttel mitbringen konnte.

Nach dem Erwerb von Burgstall wurde dessen Verwaltung mj der des gleichfalls zum »Amte« erhobenen Leyhlingen verbunden, und beiden etwa vom Jahre 1570 ab ein Hauptmann vorgeseht

Diese Hauptleute hatten mit der Verwaltung der fürstlichen Aemtty E

auch die dazu gebörigen Forsten unter sich und wohnten in dem s alten Hause. Später (nach 1683) wurde die Administration dg

Forsten von der der Aemter getrennt, und erstere durch Oberförste, F

leßtere durch Amtleute verwaltet.

TIT,

Joachim Friedrich, der nah dem Tode Johann Georgi z im Jahre 1598 in der Regierung der Mark folgte, während s | Sohn Christian Wilhelm vom: Magdeburger Domkapitel zuy | Administrator des Erzstiftes gewählt wurde, refidirte auch als Fur E fürft oft zu Lehlingen; Christian Wilhelm wiederum bielt \ich, dq er Kurfürst Johann Georgen's und seines Vaters Vorliebe für d, E Freuden der Jagd ererbt hatte, vorzugsweise zu Wolmirstädt un) E Colbig auf. :

Zu Joachim Friedrih's Zeit waren, wie wir aus dem Lehßling: ; Roxförder Kirchenbuche erfahren, die fürstlihen Beamten und Diener |

schaft zu Lehlingen wohnhaft und bestanden im Jahre 1603 au E

dem Hauptmanne, dem Vogte mit Familie, dem Haidereiter, dem È Holzschreiber, der Altfrau und dem Pförtner.

erwähnt, als: der Meier und die Meierin, der Gärtner und seine |

Familie, der Hopfengärtner, der Schafmeister und seine Gehülfen,

der Schwener, der Kubhirte, der Maurer und seine Familie u. \. n, |

Dies Wirthschafts- und Beamten-Pexsonal blieb bis 1629 dasselbe, F In Allem befanden sich damals (1603) ungefähr 40 Personen u nd es läßt sich hiernah wohl annehmen, daß zur Unte haltung des Kurfürstlichen Haushalts Aeccker zu Letlingen unter Pfl gewesen sein F Ebenso scheint die alte Kirche daselbst bereits zu Anfang

Letlingen,

gehalten und auch Wirthschaftsgebäude müssen. des 17. Jahrhunderts bestanden zu haben, obwohl derselben bestimmt | Erwähnung erst 1628 geschieht.

vorhanden

EV,

Mit Joachim Friedrich"s Tode (1608) war Letlingens Glanz |

periode vorüber; jedoch gewährte es wenigstens, kein Kurfürst seitdem mehr daselbst Hof hielt, dem Prinzen Frit | drich Wilhelm, dem späteren großen Kurfürsten, in seiner Kind heit cinmal für furze Zeit ein Asyl. Als nämlich im Jahre 165}

heit, mußte aber freilich bald wieder mit ihrem Söhnlein und dest

Erziehern von da nah dem festen Küstrin flühten, da beim Aut bruch des niedersächsishen Krieges die Altmark, die bis dahin vot | den Verheerungen des 30jährigen Krieges verschont geblieben wah | bald nach Anfang des Jahres 1626 ebenfalls ein Theil des Krieg! F shauplayes wurde. Jn der lehten Hälfte des Oktober 1626 rüdt F "der Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg in die Dörfer a der Haide und quartierte sich am 26. desselben Monats im Aut F

Neuendorf ein. Von dort begaben sih einige Reiter nach Leßlingt" bemächtigien sich des Schlosses und plünderten es aus. Nun 1! zwar der größere und bessere Theil des Kurfürstlichen Mobilia hon vorher von Lehlingen auf das Schloß in Tangermünde gesa}! worden j aber der Oberförster, der Amtsschreiber, die Altfrau ur! die Letlingischen Leute, die das ihrige der Sicherheit wegen auf das Letlinger Schloß gebracht hatten, verloren durch diese Plünderunj ihre gesammten Habseligkeiten im Werthe von 1340 Thalern. Einiß! Tage darauf, am 31. Oktober, kam Hauptmann Noßmann l! Abendzeit auf das Schloß und nahm noch das mit, was die lünt burgischen Neiter zurückgelassen hatten. Um weiteren Plünderung! vorzubeugen, wurde von Trinitatis 1627 bis zum 18. Mai 108) ein Kaiserlicher Soldat auf das Sch{loß gelegt, dessen Besoldung und Beköstigung 52 Thlr. erforderte. Wie arg die lüneburgischen Tru pen und die nachfolgenden Kaiserlichen Völker während der 2 Jah!

‘vom Früßjahr 1626 bis 1628 in den Aemtern Lehlingen und Bul) F

stall gehaust haben müssen, erhellt aus einem Verzeichniß dessen, wo! sie in diesem Zeitraum aus denselben erhalten und weggenommen. V! Schaden wird für die kurze Zeit im Ganzen auf 6530 Thlr. 16 Gr. 9E

i, ltfrauv Außerdem wird in (atalogus Communicantium ein sebr zahlreiches Wirthschaftspersonal F

wenn glei) E

e ; : E M legten, die das Schloß Letlingen in diesem Kriege erlitt; denn nah

dem Abzuge der Kaiserlichen kamen die Schweden, und da die Alt-

mark von 1626 bis 1644 abwechselnd von den Kriegsvölkern aller |

arteien Überschwemmt wurde, nach diesen noch manche andere | | wurden ,

Schaaren. Mochte es nun auc für die zulegt Kommenden im

Schlosse eben nichts mehr zu plündern geben, so fanden sie doch |

immer noch etwas zu verwüsten und zu zerschlagen.

s V.

Gegen das Ende des 30jährigen Krieges, im Jahre 1644, wur- den die Aemter Leylingen und Burgstall, wegen 14,600 Thlr. rüdckständiger Schmuckgelder und anderer Schuldforderungen an den perstorbenen Kurfürsten Georg Wilhelm, der verwittweten Herzogin Anna Sophia von Braunschweig verpfändet und seitdem von Beamten dieser Fürstin administrirt. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Visitation der Aemter vorgenommen und ein Jnventarium der vorhandenen Gebäude, des Viehstandes u. \. w. angefertigt.

Nach diesem Jnventarium von 1644 lagen zu jener Zeit im Schloßhofe von Letlingen, außer dem Schlosse selbst, noch fol- gende Gebäude: 1) die große Kurfürstlihe Küche zu ebener Erde und neben dieser noch ein Zimmer; 2) daneben ein zweites Küchen - haus, das im zweiten Stocwerk die sog. kleine fürstlihe Küche enthielt, von der eine bedeckte hölzerne Galleriein das zweite Stocwerk des Schlosses führte; 3) ein zweisiöckiges Gebäude, in dessen unterm Stock \sich »die Silberkammers« befand; 4) die sog. Pasteten- fammer; 5) das Waschhaus. Das zweistöckige Küchenhaus und die Silberkammer enthielten über der zweiten- Etage noch Giebel-

Zimmer.

Außerhalb des Burggrabens lagen Jnhalts desselben Jn- ventariums noch folgende, zum Schlosse gehörige Gebäude : 1) die Kanzlei; 2) die Schreiberei; 3) »der Altfrauen- Logament-, ein zweistöckiges Haus, auf dem sih eine Uhr und eine Glocke befand; neben diesem 4) »ein Gebäude, die Badstube genannt«, welche ein Badegemach nebst anstoßendem Kabinet ent- hielt; 5) der Marstall, der unten die Ställe, darüber “mehrere Zimmer mit Kammern, und Über diesen in der ganzen Länge des Gebäudes einen Boden hatte, über welhem sih dann noch ein Taubenhaus erhob; 6) das sog. alte Haus oder die alte Ober- försterei (nördlih der Kirche von 1729 oder des jeßigen Cavalier- hauses); 7) ein »langer Schafstall«, von dem »alten Hause« durch einen großen Garten, den sog. Grashof, getrennt. Abgesondert von diesen, zum Schlosse gehörigen Gebäuden lagen die Vor werts- gebäude, die ehemaligen Kurfürstlihen Wirt hshaftsgebäude, aus welchen nah dem Aufhören der Kurfürstlihen Hofhaltung ein Vorwerk gebildet worden war, das vom Amte Burgstall aus ad- ministrirt wurde. Diese Wirthschafts- oder Vorwerksgebäude bilde- ten dur eine, die einzelnen Gebäude verbindende Mauer ein abge-

\{lossenes Ganze und bestanden aus der Meierei, Scheune, Ställen, |

u. w. Wo dies Vorwerk gelegen, ist nicht mehr anzugeben. Ebenso wenig wissen wir, durch wen und zu welcher Zeit diese vor- hin genannten verschiedenen Gebäude aufgeführt worden sind, ob noch zur Zeit Johann Georgs oder erst unter seinen Nachfolgern Joachim Friedrich und Johann Sigismund. Soviel aber geht un- streitig aus dem Jnventarium hervor, daß, #9 sehr auch das Schloß

und die dazu gehörigen Gebäude während des ZUjährigen Krieges gelitten |

hatten, dieselben doch niht abgebrochen und zerstört worden waren. Die Gebäude am Kurfürstlichen Hause heißt es in dem Visita- tionsberihte des Amtes Lehlingen vom August 1644 seien sehr dahlos und daher ziemlich eingegangen, doch sonsten seien die aus- wendigen Gebäude annoch in gutem Stande. Was den Zustand des Schlosses selb} betrifft, so sah es in seinem Jnnern zu jener Zeit ziemlih wüst aus. Sämmtliche Fenster waren mehr oder we- niger zerschlagen, mehrere Thüren demolirt; in einer Stube der oberen Etage war der Fußboden aufgerissen; in einem Kabinet des oberen Stockwerks hingen die Balken von der Dee herunter; der Gang, der zur kleinen Küche führte, war dachlos, die Oefen in den Zimmern, theils aus Kacheln, theils aus Eisen, lagen zerbrochen.

Das Mobiliar des Schlosses war mehr als dürftig. Es bestand, außer ziemlich vielen Holzshemeln, die zum größern Theile noch unzer- brochen waren, aus 7 ganzen und mehreren zerbrochenen Tischen, 2 Za- feln, 4 Schenktischen, 3 Fußbänken, 1 Schrank, 5 Sekreten mit Thüren, 2 Spinden, 4 Himmelbetten, 1 Rollbettchen, 2 Bettspunden, 1 »Schap« ohne Thüre, 4 » Stieheln«, mebreren Tischplatten, 1 Himmel von einem Bette und mehreren Stücken eines zerbrochenen eisernen Ofens. Vor- dem waren auf dem Schlosse 87 vollständige Betten im Werthe von 660 Thlrn. gewesen.

Ebenso traurig wie im Schlosse, sah es auch im Amte Leßlin- gen aus, Als Rest des Viehstandes waren nur 500 Pachtschafe daj in den zum Amte gehörigen Dörfern fanden sich von 54 Acker- leuten nur 25 vor; von 40 Kossäthenhöfen waren nur 15 bewohnt.

chnet. Und doch waren die Plünderungen im Jahre 1626 gewiß nicht |

VI. x

Im Sommer 1645 ließ darauf die Herzogin die Herstellung des Schlosses in Lehlingen beginnen, aber als Michaelis 1651 die versezten Aemter Lehlingen und Burgstall vom Kurfürsten eingelöst ward der angefangene Bau wieder eingestellt. Jn den Jahren 1684 oder 1685 begann man abermals die Jnstandseßung des Schlosses oder Herrenhauses, kam aber auch diesmal mit den Reparaturen nicht weiter, als daß die unterste Stube und 2 Kabinette leidlih hergestelt wurden. Jm September 1657 waren, nah dem Berichte des Amtmanns Thon, in den Zimmern des Schlosses die Bohlen noch nicht einmal vollkommen dicht ge- macht oder Üübergipst; ebenso ermangelten dieselben noch der Oefen. Noch \{chlimmer stand es mit den anderen zum Schloß gehörigen Gebäuden. »Von den Gemächern in den Rondels und anderen Nebengebäuden war nichts zureht , sondern das Meiste davon der- gestalt baufällig , daß man nicht sicher darin gehen noch stehen fonnte.« Bei einem solhen Zustande des Schlosses und seiner Nebengebäude nimmt es niht Wunder, daß der Oberforsimeister von Borstell, der ihm gewordenen Weisung gemäß, zwar im Jahre 1688 das Schloß bezog, jedoch bald darauf scinen Wohnsiß nah Magdeburg verlegte und von dort aus feinen Dienst versah. Mit diesem Wohnortwechsel hörte die 1684 in Angriff genommene Her- stellung des Schlosses wieder auf. Nur das ganz baufällig gewor- dene Thorhaus wurde in Folge einer Kabinets-Ordre vom 10. Ja- nuar 1689 mit einem Kostenaufswande von 300 Thlrn. renovirt. Nach dieser Restauration hatte das Thorhaus , das bis dahin nur 1 Stock hoch und nur mit einer Stube versehen gewesen, 3 Etagen, von denen die dritte aus einem Saale bestand, der die ganze Länge und Tiefe des Gebäudes einnahm. Ueber dem mit dem alten Kurfürst- lichen Wappen geschmückten Portale wurde gleichzeitig folgende Jn- \{chrift angebracht :

» Verbum Domini manet in Aeternum. Anno Domini 1560 ift dies Haus allhier zu Lietzlingen angefangen und Anno 1689 dis Thorhaus renoviret worden. «

Die außerdem noch begonnenen Reparaturarbeiten blieben , wie ge- sagt, liegen; in Folge dessen das Schloß in gleihem Schritt mit den- anderen Gebäuden immer mehr dem gänzlichen Verfalle entgegen- ging. Der Holzschreiber Conradi, dem nach Uebersiedelung des Ober- forsimeisters nah Magdeburg das Schloß zur Benußung überlassen worden war , gebrauchte die darin befindlichen Gewölbe , in denen son} die Viktualien verwahrt worden waren, zu Schaf-, Schweine- und Entenställen und ließ ebenso eigenmächtig das leßte Rondel ab- brechen. Nicht weniger willkürlich verfuhren die 1701 zu Lehlingen angeseßten Erbpächter mit den ehemaligen Kurfürstlichen Wirth- \chafts-, späteren Vorwerksgebäuden. Anstatt diese ihrer Verpflich- tung gemäß zu unterhalten, brachen sie dieselben ab, um die Mate- rialien zum Aufbau ihrer Wohnhäuser zu verwenden; ja sogar die dem Oberforsimeister von Borstell gleichzeitig mit dem Jagdschiosse zu seinem Gebrauche überwiesenen Wirthschastsgebäude mußten, wie das Jagdschloß selbst, dies Schicksal mehr oder weniger theilen.

Als nah dem Tode des Herrn von Borstell im Jahre 1720 der neuernannte Oberforstmeister von Bornstädt L wiederum das Lehlinger Schloß zu seiner Wohnung angewiesen erhielt , schil- derte derselbe in mehreren Berichten vom April 1721 das Schloß als völlig unbewohnbar. Es sei berichtete er darin nur eine Stube im Stande, und selbst diese in sehr s{hlechtem; AUes sei wüste. die meisten Stuben und Kammern noch ungebohlt und nicht ein ein- ziger Ofen darinnen. Jm ganzen Hause sei nichts Gutes mehr. In der dritten Etage bilde das bloße Dach die Dee, indem die Decken dieser Etage noch nie gemacht worden, daher es durchregne und fast alle Balken im ganzen Hause verfault seien und durch neue ersegt werden müßten. Die mittelste Etage sei so, daß man fürch- ten müsse, sie falle cinem über dem Kopfe ein. Jn der untersten sei es ebenso, wie denn alle Treppen und Fenster im ganzen Hause nichts mehr taugten, auch keine Thüren mehr vor den Gemächern seien, Wenn man die Treppe herauffomme, glaube man, man müsse den Hals brechen. Nicht einmal ein Stall sei daj denn die Ställe, die sonst vor dem Schlosse gestanden, seien von den Erbpächtern des ehe- maligen Vorwerks Leßlingen zu der Zeit, da das Haus unbewohnt gewesen, abgebrochen worden.

Auf diese Klagen des Oberforstmeisters bewilligte zwar der König unterm 12. Mai 1721 200 Thlr. zur Jnstandseßung des Jagd- hauses zu Lehlingen nebst Zubehörj allein diese Summe reichte nit weit, und obwohl 700 Thlr. verbaut wurden, so war selbst hiermit noch keineswegs eine Renovation des Schlosses und der dazu gehörigen Gebäude erreicht, vielmehr mußten zu diesem Behufe bis Ende des vorigen Jahrhunderts nah und nah noch bedeutende Summen verwandt werden. Damals (1724) ward anstatt der früheren Wen- deltreppe, die durhaus unbrauchbar geworden war, eine neue, ge-

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