1866 / 46 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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forbe arbeiten, so offen scien darin die Verhandlungen. Er habe je- do sagen hören, daß die Bienen in einem gläsernen Korbe sehr oft die Vorsicht gebrauchen, den durcsichtigen Theil ihres Hauses mit Wachs zu verkleben, damit man ihnen nicht in die Geheimnisse ihrer Wirthschaft hineingucken könne. Das sei klug vón den Bienen, und auch er behalte sich das Recht vor, die Genster der parlamentarischen Werkstatt zu verhängen, auf so lange wenigstens, bis er den Honig vorzeigen könne.

Frankreich. Paris, 20. Februar. In der gestrigen ge- heimen Sißzung des gesehgebenden Körpers wurde der Adreß- Entwurf vorgetragen. Die Deputirten hatten sich sehr zahlreich eingefunden. Die Adresse ist im Grunde genommen wieder eine Umschreibung der faiserlihen Thronrede. Wie auch die Senats- Adresse, drüt dieselbe ihre Vorliebe für den Frieden und ihre Zu- friedenheit aus, daß sich die Flotten Englands und Frankreichs in Cherbourg und Brest zusammen gefunden haben. Betreffs Jtaliens wird gesagt, daß dèr geschgebende Körper immer eine Versöhnung Roms mit dem neuen Königreiche gehofft habe. Die loyal ausge-

führte Convention vom 15. Septbr., so heißt es hier, ist eine neue |

Sicherheit für die weltliche Herrschaft, deren Aufrechterhaltung zur Aus- übung der geistlihen Herrschaft des heiligen Vaters unumgänglich nothwendig ist. Ueber die Frage betreffs Mexiko's drückt sich die Adresse folgendermaßen aus: »Unsere Expedition nach Mexiko naht ihrem

Unsere Soldaten und Seeleute haben, durch die gebieterische Pflicht nach Mexiko geführt, unsere Landsleute dort gegen gehässige Gewalt- thätigkeiten zu beschühßen und die Abhilfe nur zu gerechter Beschwer-

den zu erlangen, die Ausgabe würdevoll gelöst, die Ew. Majestät | Diese Expedition hat in diesen | Beweis von der Uneigennügzigkeit | Das Volk dér Vereinigten | Staaten, welches von lange her die Loyalität unserer Politik, wie | wig: Aabres etmulésendén treten ollen die traditionellen Sympathieen kennt, von der sie beseelt wird, hat keinen e zul! \ ?

Grund, sih durch die Anwesenheit unserer Truppen auf mexikanischem Bo- | Kreditbeweise vor dem 31. Dezember 1868 eingelöst sein.

den benachtheiligt zu wähnen. Wollten wir deren Abberufung aus anderen | Rücksichten als auf uns selbst vornehmen, so hieße dieses unsere | Sie, Sire, sind deren Wächter, | und der gesehgebende Körper weiß, daß Sie darüber wachen mit der | die Frankreihs und Jhres Namens würdig s i Der | Griechenland und Aegypten mit großem Lobe er- | : R auf Ti a Uns wähnt und dabei hervorgehoben, daß die Abwesenheit Sr. Majestät | S Kauffmann, Adjutant Capitain Lund und der Kaiserin Gelegenheit gegeben habe, ihre seltenen und edeln Eigen- i schaften an den Tag zu legen, welche den Glanz des Thrones er- |

höhten. Die Gemeinderathswahlen, die mit \o vieler Ord- |

deren Ergebenheit anvertraut hatte. entfernten Ländern einen neuen und der Macht Frankreichs geliefert.

Rechte und unsere Ehre verletzen.

Sorgfalt, Reise des Kaisers nah Algerien wird hierauf

nung vor sih gegangen, dienen. der Adresse als Beweis, daß Frank- reich jeßt rubig sei, und daß die Regierung des Kaisers nur noch

ihr die Verfassung verleihe, Gebrauch zu machen habe. Die Adresse dankt dann dem Kaiser für die Verbesserung der Finanzen und die ge-

Elementar-Unterrichts, der bald so sein werde, daß in, Kurzem Nie-

mand mehr ohne Unterricht in Frankreih sein werde, ließt die | Adresse, wie folgt: »Der Friede nah außen, die Ordnung und Thâ- |

tigkeit im Jnnern legen gleichzeitig Zeugniß ab für die heilsame Jnitiative Jhrer Regierung und das Vertrauen des Landes in die Stabilität Unserer Jnstitutionen, deren Grundlagen auf der freien und feierlichen Abstimmung des französischen Volkes beruhen. «Diese Stabilität steht niht im Widerspruh mit dem weisen Fortschritt unserer Freiheiten. Sie haben es bereits bewiesen, Sire, und die Vergangenheit steht für die Zukunft ein: die Jnstitutionen entwickeln,

die Arbeit und den Kredit sichern, die öffentlihe Moralität fiärken, |

die religiösen Prinzipien konsolidiren, ohne welche die besten Gesehe nichts sind das is} das fruchtbare Werk, an dem Ew. Majestät die großen Staatsgewalten Theil nehmen läßt und das jeden Tag die Bande mehr und mehr befestigt, welche Frankreih an Jhre Person und Jhre Dynastie knüpfen. «

21. Februar. Die »-Patrie« meldet, daß die aus Meriko eingetroffenen Nachrichten auf einen Erfolg der Mission des Baron Saillard hoffen lassen. Der Kaiser Maximilian habe selbsi einen Vorschlag gemacht; demzufolge 5000 Franzosen Mexiko ver- lassen könnten.

Italien. Der Handelsvertrag zwischen Jtalien und dem Zollvereine wurde am 16. Februar dem Abgeordnetenhause vorge- legt. In dem Berichte der italienischen Regierung Über den Ver- trag erklärt dieselbe, sie sei entschlossen, unverzüglich auf Gutheißung des Vertrages durch das Parlament Gesandte bei den deutschen Höfen zu ernennen, welche die Ausführung desselben und die ita-

lienishen Interessen im Auge zu behalten hätten.

Dánemark. Kopenhagen, 19. Februar. (H. N.) Jn der heutigen Sitzung des Reichsraths-Folkethings legte der Kriegs- minister einen Gesehentwurf, betreffend Aushebung zum Kriegsdienste für die Jahre 1£67 und 68, vor. Derselbe besagt, daß alle die Mannschaft, welhe nah dem Wehrpflichtgeseß zur Aushebung auf

den Sessionen 1867—68 behandelt und für kriegstüchtig erklärt wird zum Kriegsdienste im Heere oder Flotte gezogen werden kann, der, maßen, daß cs vom Kriegsminister und dem Marineminister gee meinschaftlich bestimmt wird, wie viele für jede Waffe ausgehoben werden sollen. Von der in der Seerolle angeführten Mannschaft werden für jedes der Jahre 1867 und 1868 für die Flotte 20 Ganzbefahrene und 200 Halbbefahrene einberufen. Der Finanp Minister legte, wie bereits telegraphish angezeigt wurde, einen Geseh- Entwurf, betreffend Erhöhung einiger Pensionen und Unterstüßungen im Ganzen 69, vor, und ferner einen Geseyentwurf, betreffend Pen: sionen und Wartegeld für Beamte, welche aus Anlaß des Friedens. \{lusses vom 30. Oktober 1864 verabschiedet sind. Nach diesem Ge: seze erhalten die vom Könige seiner Zeit ernannten Beamten, mit einigen Ausnahmen, Wartegeld, 5 Jahr nach der Entlassung. Es folgt damit eine Verpflichtung, anderweitige Anstellung anzunehmen; wer sie nicht eingehen will, wird sofort pensionirt. Jn §. 4 heißt es: Die aus Anlaß des Friedensschlusses verabschiedeten Beamten, deren Pensionen dem Friedensvertrage Art. XV. gemäß von den abgetretenen Landestheilen entrichtet werden, bekommen eine solche Qulage zu der Pension, daß sie dieselbe Einnahme erhalten, als wären sie nah §F. 1 und 2 behandelt. (Wartegeld.) Nach g. 5 fann der Finanzminister Abfindungssummen an solche Beamte auszahlen, welche es wünschen, um eine neue Laufbahn ergreifen zu

Ende. Das Land hat diese Zusage mit Genugthuung vernommen. | können, eine größere Summe auf einmal zu erhalten. Hierüber

sprach sich der Finanzminister auch mündlich bei der Vorlage des Gesezentwourfs empfehlend aus. Nach Y. 6 gilt das Geseg nicht für solche, welche eine Anstellung im Staatsdienst in den abgetretenen Landestheilen angenommen haben. Der ganze Betrag für 1866—68 ist 416,000 Thlr. und wird vom Reservefond abgehalten.

Im Landsthing legte der Finanzminister u. A. das neue Geseh, betreffend die Ausstellung von 4 Mill. Rthlr. neuer Kredit: beweise vor, welche dann an die Stelle der vor Ablauf des gegen- Die KZinsen werden täglih mit 15 Sch. R. M. pr. 100 Rthlr. berechnet und sollen die Nah Uebereinkunft mit der Nationalbank werden sie für ihren vollen Be- trag mit Zinsen in allen Königl. Kassen als Zablung angenommen,

M. Februar. (Tel. Dep. der »Hamb. Nachr.) Der Kron- prinz tritt in Anfang März eine Reise an nach Frankreich, Atalien, In seiner Begleitung befinden si der

Amerika. New-York, 7. Februar. Von allen Seiten und immer lauter wird ein offener Bruch zwischen dem Präsi-

| denten und dem Kongresse prophezeitj wann und wie er aber / | 2 y ) | eintreten soll vermag Niemand zu sagen. ausnahmsweise von dem nothwendigen und konservativen Recht, das |

Der Plan der radikalen Republikaner, die farbige Bevölkerung in politischer sowohl wie in

| bürgerlicher Beziehung der weißen gleichzustellen, kann vorerst so / h) | ziemlich als gescheitert betrachtet werden. Der Prozeß des Ka j machten Ersparnisse. Nach einigen Bemerkungen Über den Stand des 2 l O

tains Semmes hat noch immer nicht begonnen und wird vielleicht auf unbestimmte Zeit vertagt werden, denn seine Berufung auf sein Recht, zu den unter Sherman und Johnson Parolirten gerechnet zu werden, soll vom Präsidenten und dem Kabinet als stichhaltig angesehen werden. Ein von General Sherman ausgehender Vor schlag, die in einigen südwestlichen Staaten stationirten Negertruppen zu Eisenbahnarbeiten zu verwenden, ist von der Legislatur von Missouri günstig aufgenommen worden. Der Kriegsminister ha! seinerseits erklärt, gegen die Verwendung der Truppen in dieser Sphäre nichts einwenden zu wollen, vorausgeseßt, daß diese ein willigen.

Der » Anglo-Brasilian-Times« vom 2ästen ult. entnehmen wir Folgendes: Entscheidendes ist am La Plata nicht vorgefallen, beide Heere rüsten sich für den Entscheidungskampf, der allem An- schein nach binnen Monatsfrist bei Paso de la Patria stattfinden wird. Während die Paraguaiten darauf bedacht sind , die Fluß- übergänge zu befestigen, konzentriren die Alliirten ihre Streitkräfte und sammeln das nöthige Material zur Ueberschreitung des Parana. Dieser is} bei Paso de la Patria 3600 Fuß breit, und eine Insel die sich in der Mitte des Strombettes befindet , dürfte in dem be vorstehenden Kampfe eine wichtige Rolle spielen. Das genannit Blatt, dessen Werth als Quelle freilich nicht Überschäßt werden darf, giebt die Gesammtmacht der Verbündeten , abgesehen von den noÿ zu erwartenden Verstärkungen, auf 32,000 Brasilianer, 1500 Argel- tiner und 800 Mann von der Banda orientál an. Der Gesund heitszustand sei im Ganzen erträglich; Baron de Porto Allegre he finde sich mit 14,000 Mann auf dem Marsche nah Candelaria, u bei diesem Punkte in Paraguay einzurücken, die Flotte der Verbün- deten aber liege des niedrigen Wasserstandes wegen noch immer auf dem alten Flecke. i

»Reuter's Office« meldet: New-York, 9. Februar, Abends. Der französishe Gesandte, von Montholon, hat dem Staats- secretair Seward die Versicherung gegeben, der Kaiser Napoleon habe die Rückehr der französishen Truppen aus Mexiko anbefohlen.

Das Repräsentantenhaus hat ein Geseh votirt, welches bestimm!

“der Schafe.

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daß fremde E Eisenbahnbonds eine Dividendensteuer bezahlen sollen. Am Rio

Grande sind französishe Verstärkungen angelangt. Peru

hilenischen Küste abgesegelt, um die Feindseligkeiten zn beginnen.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen - Büreau.

Frankfurt a. M. Donnerstag, 22. Februar, Vormittags. Das

« in ci S 8 K : | i€ 2 C ! o „Fr. Journ. meldet in einem Telegramm aus Karlsruhe, daß dit | geschoß des Lagerhauses, und zwar in dem nach der Neuen Friedrichs-

| straße hinausgelegenen Flügel des Gebäudes.

Postkonferenz den Antrag Oesterreichs auf Aufnahme Holsteins iîn den deutsch - österreichischen Postverein abgelehnt habe. Der preußische Bevollmächtigte hatte gegen den Antrag gestimmt. Darin war die Ansicht einstimmig, daß die Aufnahme Holsieins erfolgen könnte, wenn die holsteinshe Regierung mit den Grenzverwaltun- gen über die vorgängig erforderlichen Verträge sich geeinigt haben werde. Unter gleicher Voraussezung is auch die Aufnahme Lauen- hurgs in Aussicht genommen.

Der »Neuen Frankfurter Zeitung« wird aus Wien vom gestrigen Tage telegraphirt: Ein Kaiserliches Dekret, welches den Regierungen mitgetheilt worden is , verordnet die Abhaltung einer allgemeinen Weltaussiellung in Wien für das Jahr 1

Paris, Donnerstag, 22. Februar, Morgens. Der heutige »„Moniteur« meldet die Ernennung des bisherigen Präfekten des Nord-Departements Pietri zum Polizei-Präfekten von Paris.

London, Donnerstag, 22. Februar, Morgens. » Reuter's Office« veröffentlicht folgende telegraphische Nachrichten :]

Melbourne, 25. Januar. Der Krieg in Neu-Seeland i} faktisch beendigt; die Truppen kehren nach England zurück.

Aus Hongkong wird gemeldet, daß ein großes Rebellen-Corps sh 30 englishe Meilen von Nanking befindet .!# A

Belgien bemüht sich, einen Vertrag mit der japanesischen Re- gierung abzuschließen.

Florenz, Mittwoch, 21. Februar. Jn der heutigen Sizung der Deputirtenkammer erklärte Minghetti, daß er dem Ministe- rium ein Vertrauensvotum geben wolle. Er billige die innere und die äußere Politik des Ministeriums, so wie dessen finanzielle Pläne, halte es jedoch für nothwendig, daß die Regierung nah der Er- flärung des Staatsministers Rouher im französischen Senat von dem französischen Kabinet eine beruhigende Zusicherung darüber ver-

lange, daß keinerlei Jntervention in Rom stattfinden und daß die | & E H Jy ß D ß | find, in einem Raume vereinigt, betrachten und genießen zu können,

Anwesenheit französischer Freiwilliger in Rom feinerlei Solidarität Frankreichs mit denselben nach sih ziehen werde.

Die Nr. 8 (vom 21. Februar c.) der Annalen der Landwirth- haft in den Königlich preußischen Staaten hat folgenden Jnhalt:

Pariser - Ausstellungs - Angelegenheiten. (Zur Situation. Erklärung. )

Ueber die Leistungsfähigkeit verschiedener Typen und Racen (Schluß.)

Qwei Pflüge von J. u. F. Howard in Bedford. (Mit Abbild.) __ Aus Berichten der Vereine zur Beförderung des Seidenbaues in den Provinzen Schlesien, Pommern und Sachsen. (Fortsezung und Schluß.)

Verzeichniß der Vorlesungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Akademie in Proskau für das Sommersemester 1866.

Verzeichniß der Vorlesungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Akademie in Poppelsdorf für das Sommersemester 1866.

Das landwirthschaftliche Jnstitut in Beberbeck in Kurhessen. Berichte und Korrespondenzen: Aus Paris, im Februar (Exposé de la situation de l’Empire, so weit es sih um die Landwirthschaft handelt.)

Literatur: Die Ackergahre, die Brache und der Ersay der Pflanzennähr-

stoffe von W. v. Laer.

Vereins-Versammlungen.

Notizen. Angelegenheiten der Koppe-Stiftung. Unterstühung der land- wirthschaftlichen Dorfzeitung von Hausburg. Von H. F. Eckert dem land- wirthschaftlichen Lehrinstitute Überwiesene Modelle. Nochmals über Palm- fuchen-Fütterung. Ausstellung von Pflanzen, Blumen, gärtnerischen und landwirthschaftlichen Piuodukten zu Stralsund, Butterpreise. Viehpreise.

Produktenpreise.

und niht in Amerika lebende Besißer amerikanischer ;

hat mit Chile ein Bündniß abgeschlossen und | Spanien den Krieg erklärt. Die peruanische Flottille ist nach der |

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Kunst- und wissenschaftli6e Nachrichten.

Das Nauch-Museum.

Durch das am 17. Dezember vorigen Jahres in Allerhöchster

" Gegenwart Jhrer Majestäten und des Königlichen Hofes eröffnete

Rauchmuseum hat unsere Stadt ohne Zweifel eine große Bereiche- rung empfangen, und die {chöne Sammlung wird von nun an ein

| stets gern besuchter genuß- und lehrreicher Aufenthaltsort für Künstler

und Kunstfreunde sein. Das Museum is errihtet in dem Erd- Das ganze Erdgescho nah der neuen Friedrichsstraße hinaus mag in dberen Sie n einzige, mächtige Halle gebildet haben; jeßt durch {wache Verbin- dungsmauern in drei Theile getrennt, führt der mittlere als Korridor in die obere Etage und zugleich in das Rauhmuseum, einen Saal von 162! Länge und 25! Breite, dessen aht Fenster eben so viel Gewölbe-Coms- partimenten entsprehen. Als nach dem Tode Rauch's dessen hinterlassene Modelle vom Staat angekauft wurden, mit der Absicht, aus ihnen ein eigenes Museum zu bilden, war zuerst beschlossen worden , das- selbe in den Räumen zu errichten, welche der Verstorbene als Werk- stätten benußt hatte, und die in demselben Erdgeschoß links vom Korridor lagen. Auch wurden für die bauliche Herstellung dieser Räume zum Museum die Anschläge und Zeichnungen gemacht; doch stellte sih bald heraus, daß eine derartige Einrichtung ungenügend erscheinen müsse, da die betreffenden Räume, durch den Aufgang zur obern Etage getrennt, eben so wenig einen wohltbuenden Gesammt- eindruck gewähren konnten, als auch eine würdige Aufstellung der vorhandenen, zum Theil kolossalen Werke in den kleineren Gemächern auf große Schwierigkeiten stoßen würde und gleichfalls die Beauf- sichtigung dieser getrennten, oder nur durch schmale Gänge verbun- denen Theile des Museums unausführbar war. Die Halle aber, welche gegenwärtig dasselbe bildet; war früher zum Exerziersaale, später zur Lagerstätte von Waaren benußt, und erst, nachdem ein solches Verhältniß beseitigt war, fkonnte mit der Herstellung des Museums in seiner jegigen Gestalt begonnen werden, Für die darüber hingegangene Zeit wird das jeßt Erreichte vollkom- mene Entschädigung bieten, und man darf sich der Wahl des Raumes um so mehr freuen, als eine spätere Vergrößerung desselben zur Ausstellung der noch fehlenden Werke Rauhs möglih sein wird, wenn für die, jegt zu anderen Zwecken benußten Theile des Erd- geschosses des genannten Gebäudes sonstige passende Räumlichkeiten gefunden sein werden,

Wie es nun überhaupt lehrreich und fördernd is, die Werke eines Mannes in ihrer Gesammtheit zu betrachten, so muß es be- sonders bei plastischen und zum großen Theil monumentalen Schöpfun- gen von Bedeutung sein, dieselben, die in verschiedenen Zeiten ent- standen, und oft an weit von einander gelegenen Orten ausgestellt

um so mehr, als Monumente auf öffentlichen Plätzen sih dem ein- gehenden und ruhigen Studium der Einzelheiten oft dur ihre Größe, oft durch ihre Art der Aufstellung, oder das sie umgebende, der Be- trahtung hinderlihe Treiben volkreicher Städte entziehen. Und wie hier, in mitten aller seiner Werke, das Bild des Meisters, der volle Umfang seines Denkens und Wirkens dem Beschauenden entgegen- tritt, so ist ihm auch Gelegenheit geboten, dem mehr oder weniger allmäligen Wechsel der künstlerishen Ansichten und Behandlungs- weise zu folgen, oder das stets Gleiche der Grundprinzipien darin zu erkennen, wie Beides gerade bei den Werkèn eines Mannes, von der ununterbrochenen und so langjährigen Thätigkeit Rau hs, lehrreich zu Tage tritt. Eine andere, nicht minder wichtige Bedeutung für den Kunstfreund gewinnt das Museum dadurch, daß nicht aus\ließlich die vollendeten Modelle , sondern auch die dafür geschaffenen Entwürfe aufgestellt sind, und der Betrachtende somit dem Künstler von der ersten Auffassung bis zu dem fertig Abgeschlossenen folgen kann. Was aber die charakte- ristische Eigenheit dieser Sammlung im Verhältnisse zu anderen Museen ähnlicher Art ausmacht, das ist die vorwiegend vater- ländishe Bedeutung desselben. Wie Rauch in seinen Entwie- lungsjahren die Leiden des unterdrücten Vaterlandes mit durchzu- kämpfen hatte, so fällt seine erlangte Meisterschaft in die Zeit, da Preußen sich in mächtiger und edler Erhebung von dem Drue der Fremdherrschast freigekämpft und eine Kraft und Ausdehnung ge- wonnen hatte, wie nie zuvor. So wurde er dazu berufen, die Helden einer großen Zeit in Monumenten zu verherrlichen, welche dankbare und kunstliebende Könige ihnen zu errichten beschlossen. Sein erstes ruhmvolles Werk galt dem Schmerz des Königs, des Vaterlandes, und darum ist die Grabstatue der Königin Luise für einen jeden Preußen eine Erinnerung von tiefer, ernster und geheiligter Bedeutung. Die Statuen Scharnhorst und Bülow's, Blücher's für Berlin und Bres- lau, York und Gneisenau’s und die an diesen Monumenten ange- brachten Reliefdarstellungen geben Zeugniß davon, wie tief Rauch den Eindruck dieser Persönlichkeiten in sich aufgenommen, wie er ihr Wirken und ihre Thaten zu erfassen und darzustellen wußte.