1866 / 59 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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werden. Jn der heutigen Sizung des Abgeordnetenhauses hat der I den jüngst zwischen Belgien , Frankreich, Jtalien und er Schweiz abgeschlossenen Münzvertrag vorgelegt.

Großbritannien und Jrland. London, 7. März. Ihre Majestät die Königin hat an die Stelle des verstorbenen Sir Ch. Phipps Sir Biddulph und Charles Grey gemeinschaftlich zu ihren Privatschaßmeistern ernannt.

In Dublin wurde gestern Abend wieder eine Gesellschaft von Feniern, die in einem Wirthshause Berathung hielt , aufgehoben. 28 Personen, darunter der Bruder des Hausbesizers, wurden, ohne Widerstand zu leisten, verhaftet. Auch sonst werden noch immer ziemlich zahlreiche Verhaftungen, darunter jedoch nur sehr wenige in den ländlichen Distrikten, vorgenommen. Auf mehrere Polizisten sind in den lezten Tagen Anfälle gemacht worden.

In der gestrigen Oberhaus - Sißung verschob Earl Grey aus Rücksicht auf eine Unpäßlichkeit Earl Russell's seinen die Lage Jrlands betreffenden Antrag um eine Woche. Earl Granville verliest mit leb- haftem Bedauern ein Schreiben vom Professor Simmonds, des Jnhalts, daß mit der von Mr. Worms empfohlenen Heilmethode an den Heerden des Barons Rothschild Versuche angestellt worden seien, und daß das neue, von Vielen schon für spezisisch gehaltene Mittel sich gar nicht bewährt habe.

Im Unterhause war gestern die zweite Lesung der London (City) Corporation Gas Bill an der Tagesordnung. Jm Jahre 1860 erhielten drei Compagnieen vom Parlament das Monopol der Beleuchtung Londons,

und sie liefern so s{lechtes und theueres Gas, daß darüber allgemeine |

Klage erhoben wird. Gewiß ist wenigstens, daß mehrere Städte im Lande, wie Manchester und Liverpool , besser und zu Preisen beleuchtet sind, als die Hauptstadt. Die Bill unter obigem Titel i nun eingebracht worden, um das Monopol zu brechen und zwar was fein gewöhnlicher Schritt is —- City selbs als Gasfabrifanten auftreten und den alten Compagnieen Kon- kurrenz machen. Crawford (Mitglied für die City und einer der Di- rektoren der englischen Bank) beantragt die zweite Lesung. Viscount Cranbourne und Adair bekämpfen die Motion, durch welche, wie sie behaupten die Ehre des Parlaments blosgestellt werden könnte. Aber Ayrton, Roebuck und Alderman Lawrence unterstüßen die Bill, die zuleßt mit 219 gegen 193 Stimmen zur 2. Lesung gelangt. Chambers erhält die Bewilligung, eine Bill einzubringen, welche die Che mit der Schwester der verstorbenen legalisirt. (Der Kampf gegen das Verbot solcher Ehen, der s\eit 1835 oder 1836 dauert, kommt also wieder in Gang). Hibbert beantragt eine Bill, welche die unbedingte Oeffentlichkeit der Hin- richtungen abschafft und bestimmt, daß Todesurtheile künftig nur in Gegen- wart des Obersheriffs, der Gefängnißbeamten und der Zeitungsberichterstatter im Innern des Gefängnisses vollstreckt werden sollen und daß über die Leiche des Hingerichteten eine Todtenschau gehalten werden sol. G. Grey sagt, daß die Regierung einen Geseßentwurf vorbereitc, um die Vorschläge der Königlichen Kommission über die Todessirafe auszuführen, und Hibbert solle daher wenigstens nicht auf die zweite Lesung dringen, bis die von der Re- gierung beabsichtigte Maßregel vorliege. Gilpin bezeichnet ‘den Geseht- entwurf als ein elendes Zugeständniß an die öffentliche Meinung, da diese die Zertrümmerung und nicht blos die Verheimlihung des Galgen® ver- lange. Es erfolgt die erste Lesung der Bill, Die Bill zur Abschaffung der Glaubens- oder Loyalitätsreverse für Amtskandidaten geht durch die dritte und leßte Lesung. :

Italien. Der Graf von Flandern ist auf seiner Reise am 6. März in Ro m eingetroffen und sofort beim heiligen Vater vorgelassen worden; hierauf hat er deim Kardinal Antonelli seine Aufwartung gemacht. Die französische Legion is in Antibes bereits fast komplet; sie wird aus 1206 Mann bestehen, die auf 5 Jahre kapitulirt haben und vom Obersten d’Argy befehligt werden. Die in Rom eingetroffenen Belgier, Jren u. #. w. machen während der Fasten die geistlichen Exercitien von je fünf Tagen. General Zappi bestätigt in einem Tagesbefehle, daß so manche Jtaliener sih in die päpstliche Armee nur anwerben ließen, um mit dem Handgelde

durhzugehen. Die Neugeworbenen sollen daher das Geld nur in vier Raten in die Hand bekommen.

Türkei. Bukarest, 2. März. Der » Monitorul « vom 1. März bringt bereits ein Dekret der provisorischen Regierung behufs der neuen Deputirtenwahlen. Die Kammer löst sich noch vor Ostern auf.

_ Nußland und Polen. Warschau, 6. März. (Shles. Zeitung.) Jm Verfolg der Verordnung vom 17. Februar über die allmälige Aufhebung der Militair-Polizeiverwaltung hat der Statt- halter bezüglich des militairpolizeilihen Wirkungskreises der neube- stellten interimistishen Gouverneure von Kalisch, Kielce und Siedlce auf Vorstellung des General-Direktors des Jnnern und des General- Polizeimeisters die Anordnung getroffen , daß dem Gouverneur von Kalisch die den bisberigen Militairbezirk dieses Natnens bildenden fünf Kreise des Warschauer Regierungsbezirks, nämlich Kalisch, Konin, Leczyca, Sieradz und Wielun, dem Gouverneur von Kielce die Kreise Kielce / Olkusz Miechow und Stopnica und dem Gouverneur von mt dn die Kreise Siedlce, Biala, Lukow und Radzyn unterstellt

erden. / Von der Civiladminisiration und Executivpolizei ist bekanntlich ein Theil, der bisher zur Competenz des General-Polizeimeisters ge-

will die Corporation der |

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und daber von der Regierung den net:

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hörten, -der Regierungs-Kommission des. Innern überwiesen worden,

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Der General - Polizeimeister erläßt hierüber im heutigen » Dziennji eine Bekanntmachung, die im einzelnen angiebt, welche Angeleg, I heiten von nun an zum Ressort des Fürsten T\cherkasfy Leba und welche andererseits ihm selbst vorbehalten bleiben. Die auf N lezten Aufstand bezüglichen Angelegenheiten sowie die Paßsacen stehen auch ferner unter General Trepoff. M Von der polnischen Grenze, 7. März. (Ost. Ztg.) Litthauen sind, wie polnische Blätter berichten, in manchen ém katholischen Parochien in lehter Zeit so zahlreiche Webertritte »,,, griechisch-katholischen Kirche erfolgt, daß die zu diesen Parochien s hörigen Kirchen nur wenige von ihren bisherigen Besuchern behielten gebildeten griechisch-katholischen Gemeinden zum gottesdienstlihen Gebrauch übergeben find. Als solch römisch-katholische Parochien werden genannt : Bytrzyca, Szumsk Mir, Choyniki u. a. Jn der Parochie Trosciany bei Bialystok verlangten die röômisch-katholischen Bauern, daß ihr Geistliher niht mebr pol nisch, sondern russish predige, und daß die von ihnen begründete Schule von einem griechisch - katholischen Priester ein, werde. Sie wandten sich an die Regierung und beide Forderungen durchgeseßt. Vor Kurzem sind zwei vom Kriegsgeriht in Warschau ergangene Straf- erkenntnisse gegen ehemalige russische Offiziere polnischer Ng- tionalität, welche sich am leßten polnischen Aufstande thäti betheiligt haben, vom Statthalter Grafen Berg bestätigt wort Die Verurtheilten sind der ehemalige Capitain Skompsfki und der ehe. malige Lieutenant Warawski, von denen ersterem sehsjährige {were Jestungsarbeit in Sibirien, lehterem 15jährige {were Arbeit in den Bergwerken Sibiriens zuerkannt ist. Dem Krakauer »Czas« zufolge ist der Domherr Szczygielski in Warschau, der vom Erzbischof Felinski für den Fall, daß der Prälat Rzewuski inhaftirt oder nach Ruß- land abgefährt werden sollte, zum Administrator der Erz-Diözese Warschau bestimmt war, verhaftet und auf die Citadelle gebracht worden. Am 3. d. M. wurden in Warschau drei römis\ch-katho- lische höhere Unterrichts-Anstalten für Mädchen und zwar ein Gym- nasium, ein vier- und ein dreiflassiges Progymnasium feierlich er- öffnet. Die kirchliche Eröffnungsfeier, der auch der Statthalter Graf Berg und mehrere hohe Civil- und Militairbeamte beiwohnten, fand in der griechish-katholishen Kathedral-Kirche statt. :

_ Dánemark. Kopenhagen, 7. März. (Tel. Dep. der »Hamb. Nachr. «) »Berlingske Tidende« meldet in ihrer heuti- gen »Revues, der Kronprinz reise inkognito unter dem Namen eines Grafen von Kronborg zuerst nach Paris, um dort zwei bis drei Monate zu verweilen; später werde er wahrscheinlich nah der Schweiz, Jtalien, Griechenland und möglicherweise auch nah dem Orient gehen, doch sei hierüber noch nichts bestimmt. Die verschie- denen Kommentare, welche die ausländische Presse Über diese Reise

geweiht haben

Die

| gebracht hatten, seien gänzlih unbegründet , die Politik sei derselben

ganz fremd.

_ Jm Laufe der heutigen Sißung des Folkethings erklärte der Finanzminister, daß von Seiten der Regierung der Auslieferung der Archivalien 2. an die Herzogthümer feinerlei Hindernisse irgend

| welcher Art in den Weg gelegt worden seien.

Amerika, New - Yorfk, 24. Februar. Am Geburtstage Washingtons wurden im ganzen Lande Massen-Versammlungen abgehalten, um die Politik des Präsidenten zu unterstügen. Jn der zu Washington abgehaltenen wurde eine Resolution , welche Herrn Johnson's Verfahren billigt, gefaßt, worauf man sich nach dem Weißen Hause begab. Hier wiederholte der Präsident vor einer un- ermeßlihen Volksmenge die Antündigung, daß er der in seiner let- ten Botschaft ausgesprochenen Politik treu bleiben wolle. Er fei entschlossen, die Union zu erhalten. Er stände noch, wo er beim Beginn der Rebellion gestanden, jeyt wie damals sei seine Aufgabe: Vertheidigung der Union und Verfassung gegen ihre Widersacher im Norden oder Süden. Damals, wo er sein Amt angetreten, habe der Süden sie zu zerstören gekämpft, kaum ist der Krieg vorüber und das Land befindet sich inmitten einer neuen Rebellion. Wir führten Krieg, um eine Trennung der Staaten zu verhüten, jeht macht man den Versuch, die Regierungs8gewalt in den Händen eini- ger Wenigen zu konzentriren : eine Vereinigung, die nicht weniger {limm und gefährlih als Trennung ist,« Weiter spricht sich der Präfident

sehr scharf gegen die Bildung eines Kongreß-Comité's zur Prüfung der südstaatlichen Ansprüche auf Vertretung im Kongresse aus. Die Executive

wie das öffentliche Urtheil habe entschieden, daß kein Staat die Macht

oder das Recht, die Union zu verlafsen, besiße, »und jegt behauptet Jhr;

jene seien einmal ausgeschieden und sollen niht wieder herein. Ver-

rath fand ich im Süden, und nun ih mich wende, auch hier Be- fehdung der Union und Bekämpfung ihrer Grundprinzipien « den Ruf; die Namen derer, die solches betrieben, anzugeben, nennt der Präsident Thaddeus Stevens, Chasle, Sumner, Wendell Phillips als die bedeutendsten. dent im Weitern, ihn verlästern und verleumden und der Usurpation bezüchtigen, ihn werde das nicht einshüchtern und nicht abhalten von dem, was er zum Heile der Union für nöthig erachte.

Auf Man möge, bemerkt der Präsi-

Er

| heiden Kaiser in | werden fönne. gus

| Alles steht gut. | außer Gefahr. | ird glülih sein. «

| von Radikalrepublikanern abgehalten j

| ommen wäre. Wilfon

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werde nicht weichen und wenn es sein müsse, sein Leben zum Opfer hringen. / L i F :

Jm Cooper Instituts war ein dichtgedrängter Meeting abge- | halten worden, in welchem alle politischen Richtungen vertreten | waren. Es wurde auf demselben eine Adresse und Resolution an- nommen, in welcher die Zulassung loyaler Vertreter aus den Süd- | faaten dringend befürwortet, das Veto gebilligt und des Präsidenten | Politif gutgeheißen, wurde. ee f

Seward hielt ebenfalls eine Rede, in der er die beruhigende Kersicherung ertheilte, daß die Lage der Lande eine ungefährdete sei, móôge die Politif des Präsidenten oder des Kongresses ¡ließlich den Zieg davontragen. Früher oder später müßten auf alle Fälle die Südstaaten ibren gebührenden Plag in der Nationalvertretung wieder einnehmen, dann werde die Herstellung der Union eine voll- sändige sein. Unter anderem bemerkt Seward, daß die Politik der

Mexiko weder weise noch hofsnungs8voll genannt Die Wesenheit seiner Redé liegt daria, daß er sich : Seiten des Präsidenten gegen die Majorität des Kongresses hekennt.

Ein q L) ebt sich - nach Washington, um mit dem

Comité éinflußreier Persénlichkeiten aus New-York bes Präsidenten über die

| heften Mittel zur Durchführung seiner administrativen Maßregeln | Raths zu pflegen.

‘Pon Washington telegraphirte Mr. Seward nach New - York: Die Union is} wieder hergestellt und das Land Des Präsidenten Rede triumphirt und das Land Am selben Abend wurde zu Washington eine Vorversammlung in welcher die gemäßigten

Meinungen überwogen. Beträchtliche Aufregung herrschte an dem

| Tage im Kongreß, doch ohne daß es zu bestimmten Beschlüssen ge- rachte eine Bill ein zur Verlängerung | | der Wirksamkeit der gegenwärtigen Freigelassenen - Bil für zwei | Jahre. Wie man glaubt, würde der Präsident ihr seine Genehmi- | qung ertheilen.

| General Sweeney bat dem Feniecr-Kongreß zu Pittsburg | die Details eines Kriegsplans, wie man vermuthet, gegen Canada vorgelegt. Ein Comité von Feniern aus allen Siaaten hat den | Plan gutgeheißen. S - | Man meldet aus Buenos Ayres, 25, Januar, daß der | Admiral Tamandare noch nicht abgereist war Zur Uebernahme | des Befehls über die brasilianische Flotte auf dem Parana, und daß

| die verbündeten Armeen , welche sich bei Paso de la Patria be- | finden, auf seine Ankunft warteten, um ihre Bewegungen gegen } Paraguay zu beginnen. Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen - Büreau.

Franksurt a. M., Freitag, 9, März. Das »Frankfurter | Journal « bringt ein Telegramm aus Wien vom heutigen Tage, Pnah welchem der Herzog von Naf}au heute daselbst eintrifft. Es | fänden fortwährend Ministerconseils statt, denen Feldzeugmeister IBenedek heiwohnt. Aus Prag wird mitgetheilt, daß die Kom- Ï mandanten der böhmischen Festungen daselbst zu Berathungen zu. |sommengetreten seien.

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März) des » Preußischen Handels- Zur Bankfrage. Geseygebung: ct a. O. Verzehrungssieuer-Behand-

Y Die Nr. 10 (vom 9. Jarhivs« hat folgenden Jnhalt: Zulassung zum Meßkonto in Frankfurt - Verz gsi [lung von Erdwachs bei der Einfuhr in die geschlossenen Städte der deut- hen und slavischen Kronländer in Oesterreich. Einfuhrzoll von Schleim- jucker in Großbritannien. -— Ermittelung der Tara bei rafsinirtem Zucker in Großbritannien. Entnahme der Waaren aus den Entrepots in den Vereinigten Staaten. Emission von Banknoten 1n Chile, Besteuerung und Verzollung von Tabak in Mexiko. Statistik: Waarenverzollungen jund Abfertigungen des Zolivereins im dritten Quartal 1865, so wie Zoll- Einnahmen in den drei ersten Quartalen 1869. —— Ein- und Ausfuhr von Mönigöberg in 1865. Handel und Schifffahrt Amsterdams im Jahre 869. Handel und Schifffahrt von Chicago in 1900, Mittheilun- gen: Berlin. Glogau. Nordhausen. Münster._ Siegen. Dortmund. Cöln, Friedrichshafen. Calmar. Christiansand. Horsens.

wissenschaftliche Nachrichten. (Repertoire-Entwurf derKöniglichen Schauqp1ele fur die

Kunst: un

nächste Woche: ) Am Opernhause: Sonnabend, den 10ten: Sardanapal. Sonntag, L Un Die i Montag, den 12ten: Die weiße Dame (Wachtel), Dienstag, den 13ten: Don Juan (Frau Wild). Mittwoch, en 14ten: Die Afrikanerin (Wachtel). Donnerstag, den lôten: Flick und Slod. Freitag, den 16ten: Lucia (Wachtel). Sonnabend, den 17ten: Die Krondiamanten (Frl. Artdt). Sonntag, den 18ten : Die Afrikanerin (Wachtel).

_Im Scauspielhause: Sonnabend, den 10ten: Revanche, und: Der Nilitairbefehl. Sonntag, den 11ten: Die zärtlichen Verwandten, und: Am Venster, Montag, den 12ten: Revanche, und: Der Militairbefehl. Diens- 1g den 13ten: Ausreden lassen , Das eichen der Liebe, und: Nah Son- tenuntergang. Mittwoch, den Uten: Romeo und Julie. Donnerstag, den

15ten : Revanche, und: Der Militairbefehl. Freitag, den 16ten: Die zärt- lichen Verwandten, und: Die Unglüeflichen. Sonnabend, den 1Tten: Maria Stuart. Sonntag, den 18ten: Revanche, und: Der Militairbefehl. j

Das März-Heft der Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde, herausgegeben von Prof. Dr. Foß/ liefert abermals den Beweis, wie nachhaltig sie ihrer Aufgabe entspricht , zur Kenntniß des Vaterlands in prägnanter Weise beizutragen; es spricht dafür die darin ent- haltene Abhandlung (l) des Herrn Dr. T. Märker: Der all des Kur- brandenburgischen Oberst - Kämmerers Grafen Hieronymus Schlick, welche der Herr Verfasser mit folgender Bemerkung einleitet: »Zu einer Geschichte des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg, dessen kurze Regierungs - Epoche doch so reich is an Keimen für die innere und äußere Entwickelung unseres Vaterlandes, mangelt es noch so sehr an den nöthigsten Materialien und Vorarbeiten, daß jeder, auch der geringste Beitrag dazu willkommen sein muß. Einen solchen liefern die hier mitzu- theilenden , erst neuerdings in auswärtigen Archiven zu Tage gekommenen Aktenstücke, welche den Schlüssel zu den diesseits vorhandenen, aber in ihrem fragmentarischen Zustande ziemlich unverständlichen, historischen Quellen bie- ten, und die Person und das Wirken des Hauptfaifeurs jener Regierungs- Epoche in ihrem wahren Lichte erscheinen lassen. Eine zweite schägenswerthe Abhandlung des vorliegenden Heftes bildet: Die materielle und gei stige Entwickelung des Großherzogthums Posen felt dem Jahre 1815 von Dr, Johmus (S. 150 —184), in welcher unter ver- schiedenen Abschnitten, wie: die preußische Agrar - Geseygebung, die Städte, das Schulwesen, die Kirche, die Nationalitäts - Verhäitnisse, die Juden, die Entwicfelung des provinziellen Lebens zur anschaulichen und durch thatsäch- liche Nachweise gestühten Darstellung gebracht wird. Es folgen dann, wie üblich, Rezensionen, die Bibliographie oder Uebersicht der von Mitte November 1865 bis Mitte Februar 1866 erschienenen Schriften, betreffend preußische Geschichte und Landeskunde, und schließlich eine Reihe von Be- richten über vaterländische Geschichts- 2c. Vereine.

Bonn. Während die Universität durch das chemische Laborato- rium, welches im kommenden Herbste dem Gebrauch übergeben werden wird, eine großartige Bereicherung ihrer Jnustitute, und durch den Bau neuer fli- nischen Anstalten nebst. Anatomie und pathologisch - anatómischem Justitut eine Arzneischule erhält, welche sich neben die hervorragend}ten medizinischen Anstalten Deutschlands zu stellen berechtigt sein wird, soll nun auch, wie man der »A. Allg. Ztg.« von hier schreibt, an das Universitätsgebäude selber und an das Poppelsdorfer Schloß, wo die naturwissenschaftlichen Sammlungen sich befinden, die bessernde Hand gelegt, und umfassende Her- stellungs - und Verschönerungsbauten an ihnen jeßt gleich in Angriff ge- nommen werden, wofür der Mirister die Summe von 20,000 Thlrn. an- gewiesen hat. Es handelt sih zunächst um eine zweckmäßige äußere Ver- \{önerung der Fronte und der beiden Thürme des Universitätsgebäudes, des Coblenzer Thores, um die Verschönerung der Außenseite des fatholischen Fonvikts und um eine Erweiterung des physikalischen Kabinets.

Gewerbe- und Handels-Nachrichten.

Aus Tilsit wird der »Kgb Ztg.« unter dem 5. d. Mts. gemeldet: Die Eisdecke des Memelstromes is bei der milden Witterung von 2 Grad Wärme für größere Lasten nicht mehr ausreichend; leichte unbe- ladene Fuhrwerke passiren nur die Stromdecke; die dazu gehörigen Personen müssen über einen Bohlensteg den Weg zu Fuße ausführen. Bei dem er- höhten Wasserstande (10 Fuß) sind schon Vorbrücken an beiden Ufern des Stromes von 20—40 Fuß Länge nöthig geworden. Das Memel - Eis hat wohl noch eine Stärke von 5 Zoll, doch dürfte schon in den nächsten Tagen der Tranêport von Fuhrwerken gänzlih aufhören. Die Posteffekten werden noch mit Sicherheit nach dem jenseitigen Ufer expedirt. Die Scslittbaÿn in der Stadt hat gänzlih aufgehört, auf den Landstraßen ist dieselbe unzu- gänglich. : :

Graudenz, 7. März. Während der milden Witterung, die nach der furzen kalten Periode des diesjährigen Winters eingetreten, ist, dem »yGr. G.« zufolge, das Grundeis fast völlig verschwunden und das Fahrwasser frei, so daß die Schifffahrt als eröffnet betrachtet werden kann. Heute ging von hier aus die erste Getreideladung nah Danzig ab. i : Mülheim a. d. R., 6. März. Der Sch ifferstrik e hat gestern sein Ende erreiht. Von dem größten Theil der Kaufmannschaft is ein Zuschuß von 4 Thlrn. per Schiffsreise bewilligt. (So meldet die »Rh.- u. R.-Ztg.«. Dagegen wird der »Ess. Ztg. « unter demselben Datum geschrieben : »Das Versprechen einzelner Ruhrorter Kohlenhändler, eine Zulage von 4 Thirn. pro Reise zu gewähren, hat bis zu diesem Augenblicke feinen Schiffer ver- mocht, den Bann, der die Ruhrfahrt fesselt, zu lösen. Es soll in den nächsten Tagen eine abermalige Zusammenkunft von Kaufleuten und Schif-

rn stattfinden. E

Y E Die r Qtg.« schreibt aus Ratzeburg, den 9. März: Das Generalpostamt in Bcrlin hat im Einverständnisse mit dem Minister für Lauenburg den Postanstalten in Lauenburg gestattet, in den postamtlichen Verkehr mit dem Publikum auch preußische Silbergroschen und Silber- secchser, soweit es den Wünschen des Publikums entspricht, gelangen zu lassen. Qu dem Behufe sind an das Postamt zu Raßeburg bereits 1000 Tblr. und zwar 500 Thlr. in preußischen Silbergroschen und 900 Thlr. in preußischen Silbersechsern gesandt, welche nach Vorschrist des Generalpostamtes an die einzelnen Postanstalten des Landes zu vertheilen sind.

LKgndwirthschaftliche Nachrichten.

Der flaue Winter, berichtet das »Danz. D. «, hat die Ackerarbeiten in Westpreußen gefördert und die ernste Sorge wegen Durchbringung des Viehstandes wesentlich erleichtert. Bis zum Januar haben die Schäfe- reien da, wo Wald oder Haide ihnen darbot, geweidet werden können; dennoch is die Sorge wegen des Futtermangels kaum gehoben. Die Nach- frage nach fettem Vieh ist im Steigen , gemästet indeß kann in futterknappen Jahren nur sehr wenig werden, da alles Futter zur Erhaltung des Arbeits-

und Zuchtviehes reservirt werden muß. Die Schafheerden sind im Herbste