1887 / 204 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 Sep 1887 18:00:01 GMT) scan diff

B. Unterricht in der akademishen Hohshule für 9 die bildenden Künste 9

Direktor : Professor A. von Werner.

I. Kursus. 1) Vorbereitungs-Klasse. Zeichnen nah Gipsabgüssen und nah der Natur (Köpfe): B Handcke, Maler Brausewetter, Maler öse. 2) Proportionslehre des menschlichen Körpers: i 3) Perspektive, Projekti d Shhatten-Konstrukt pektive, Projektion un atten-Konstruktion : e Stredlfuß, Maler Hugo Herwarth. 4) Ornamentlehre und dekorative Architektur : ‘Architekt Kuhn, Maler Wilhelm Herwarth. 5) Vorträge über Kunstgeschihte und klassishe Dich- tungen : Professor Dr. Dobbert. 6) Vorträge über Kostümkunde: Maler A. von Heyden. 7) Zeichnen nah dem lebenden Modell (Akt): der Direktor und sämmtliche Lehrer.

II, Kursus. 1) Zeihnen nah der Antike und dem lebenden Modell {Akt und Halbakt) : rofessor L, Maler Ehrentraut. 2) Modelliren nah der Antike und dem lebenden Modell : Professor Albert Wolff. A nach der Natur (Köpfe, Stillleben und Halb- alklafse: Professor Hell qvist, Maler Dammeier. 4) Malen nah dem lebenden Modell (Akt): rofessor Michael. 5) Modelliren nah dem lebenden Modell (Akt): Professor Schaper, Bildhauer Ja nen \ch. 6) Zeichnen von landschaftlichen Studien : Professor Bellermann. 7) Zeichnen und Malen von Thieren : Professor Meyerheim. i . 8) Vorträge über Anatomie, verbunden mit praktischen Uebungen am Kadaver: ; Dr. H. Virchow, Zweiter Prosektor an der König- lichen Anatomischen Anstalt.

ITI. Kursus. 1) Atelier-Unterriht der Professoren : Direktor von Werner, Schrader, Michael, Schaper, Wolff, Hellqvist, Friedrich. 2) Atelier n Landschaftsmalerei : Professor E. Bracht, Maler Voorgang. 3) Unterriht im Radiren und Kupferstechen : Kupfersteher Hans Meyer. Außerdem Uebungen in der Komposition : Jn allen Kursen.

Der Unterricht des Winter-Semesters beginnt : Montag, den 10. Oktober 1887. Neu Einitretende haben sich Sonnabend, den 8. Oktober 1887, von 12 bis 4 Uhr, im Sekretariat Unter den Linden 388 zu melden und einen selbstgeshriebenen Lebenslauf, ein polizeilihes Führungs- attes, die nöthigen Schulzeugnisse, sowie die \chriftlihe Erlaubniß des Vaters oder Vormundes (bei Minderjährigen) zum Besuch der Anstalt Kieicgeitig ebendaselbst einzureichen. das c Onne, sowie Näheres über die Aufnahme 2c. eben- elbst. Berlin, den 29. August 1887. Der Senat, Sektion für die bildenden Künste. Beer.

und Anatomie

att),

Angekommen: Se. Excellenz der Staats-Minister, Staatssekretär des Jnnern, von Boetticher, aus der Schweiz.

Bekanntmachungen, die Unfallversicherung betreffend.

Hur weiteren Ausführung des Unfallversicherungsgeseßzes

vom 6. Juli 1884 im Fürstenthum Reuß älterer Linie wird

im Anschlusse an die Regierungs-Verordnung vom 4. August

g Höchster Genehmigung Serenissimi hiermit verordnet, was folgt:

Einziger Paragraph.

Wegen der Bezugsberechtigung betreffs der in & 85 al, 2

des Reichsgeseßes vom 6. Juli 1884 bezeichneten Geldstrafen

eift glei q s bis auf Weiteres die Vorschrift im leßten

V von F. 17 des Landesgeseßzes vom 3. Juli 1879 Play.

reiz, den 15. August 1887. Fürstlich reuß-plauische Landesregierung.

Faber. Richter.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

eer Berlin, 1. September. Se. Majestät der Kaiser und König wohnten heute der Parade des gesammten Garde-Corps auf dem Tempelhofer Felde bei und nahmen nach Beendigung derselben zahlreihe Meldungen entgegen.

JFhre Majestät die Kaiserin und Königin ist gestern nah 2 Uhr hierselbst eingetroffen und hat der heutigen Parade beigewohnt.

Der Leibarzt Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, General-Arzt Dr. Wegner, hat sich im Einvernehmen mit Dr. Morell Mackenzie dahin ausgesprochen, daß der Gesundheitszustand Sr. Kaiserlichen

und Köni lichen Hoheit des Kronprinzen in der leßten Zeit

Die Stimme is noch heiser, da an verschiedenen Stellen des Kehlkopfs. wie schon seit mehreren Monaten, eine Disposition zu Konantemnen besteh. :

Seit der leßten Kauterisation hat eine neue Ausbilbzung der bis dahin vorhandenen Anschwellung nit stattgefunden ; eine Wiederkehr derselben is indessen niht unwahrscheinlich. Sie würde zwar die Genesung verzögern, jedoch an und für sich nicht bedenklich erscheinen. i

Vóöllige Schonung der Stimme und Vermeidung kalter und feuchter Luft sind die wichtigsten prophylaktishen Maß- regeln, welche in nächster Zeit zu nehmen sind.

Die diesjährige große Herbst-Parade über die in Berlin, Potsdam und Spandau garnisonirenden Truppen, sowie über das Garde-:Shüßen-Bataillon und das Kadetten- Corps in Groß-Lichterfelde fand heute Vormittag 10 e auf dem Jnfanterie-Exerzierplag östlih der Tempelhofer Chaussee vor Sr. Majestät dem Kaiser und König, Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin sowie in Gegen- wart Jhrer Königlichen Hoheiten der Prinzessin Friedrich Carl und der Prinzessin Wilhelm, r Kaiserlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Komatsu von Japan und anderer Hoher Fürstlichkeiten statt.

Die Truppen waren im Parade-Anzuge mit Gepäck, die Fußtruppen in weißen Hosen, das 1. Garde-Regiment z. F. mit Grenadiermüßen M enen.

Die Parade befehligte der kommandirende General des Garde-Corps, Gen. ‘al der Jnfanterie von Pape.

Die Ausstellung der Parade erfolgte in zwei Treffen: das erste Treffen bestand aus der 1. Garde-Jnfanterie-Division unter dem General-Lieutenant von Schlichting und der 2. (kom- binirten) Garde-Jnfanterie-Division unter dem General-Lieute- nant von Hahnke, Commandeur der 2. Garde-Jnfanterie-Division.

Das zweite Treffen fommandirte der General-Lieutenant von Winterfeld, Commandeur der Garde-Kavallerie-Division.

Im ersten Treffen hatten auf dem rehten Flügel die Leib- Gendarmerie und die Stäbe Aufstellung genommen, dann folgten: die 1. Garde-Jnfanterie-Brigade unter Kommando des Obersten vonLindequist, Flügel-Adjutanten und Commandeurs des 1. Garde-Regiments z. F., bestehend aus dem Kadetten-Corps, dem 1. Garde-Regiment z. F., dem 3. Garde-Regiment z. F., dem Lehr-Jnfanterie-Bataillon, der Unteroffiziershule Potsdam und dem Garde-Jäger-Bataillon; die 2. Garde-Jnfanterie- Brigade, kommandirt vom General-Major von Kaltenborn- Stachau, A aus dem 2. Garde-Regiment z. F. und dem 4. Garde-Regiment z. F. ; die 3. Garde-Jnfanterie-Brigade unter General-Major von Holleben, bestehend aus dem Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1, dem 3. Garde-Grenadier- Regiment Königin Elisabeth und dem Garde - Shügzen- Bataillon; die kombinirte Garde-JJnfanterie-Brigade, befehligt vom General-Major von N gebildet aus dem Kaiser Franz Garde- Grenadier-Regiment Nr. 2 und dem Garde-Füsilier-Regiment, sowie die kombinirte Brigade unter dem Befehl des General- Majors von Teichmann und Logischen, Jnspecteur der 1. Fuß- Artillerie-Jnspektion, bestehend aus dem Garde-Fuß-Artillerie- Regiment, dent Garde-Pionier-Bataillon, dem Eisenbahn-Regi- ment und der Lehr-Compagnie der Artillerie-Schießschule.

Im zweiten Treffen befänden ih die 1. Garde-Kavallerie- Brigade unter Kommando des Obersten von Frankenberg- Proschlig, à la suite des 2. Garde-Ulanen-Regiments, bestehend aus dem Regiment der Gardes du Corps und dem Garde- Kürassier-Regiment; die 2. Garde- Kavallerie-Brigade, komman- dirt vom General-Major von Versen, bestehend aus dem Garde- Q Ea unter Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen

ilhelm, dem 1. Garde-Ulanen-Negiment und dem 3. Garde- Ulanen-Regiment ; die 3. Garde-Kavallerie-Brigade unter Sr. Durchlauht dem General-Major Prinzen von Hohenzollern, bestehend aus dem 1. Garde-Dragoner-Regiment, dem 2. Garde- Ulanen-Regiment und dem 2. Garde-Dragoner-Regiment, und die Artillerie und der Train unter dem Befehl des General-Majors von Schell, Commandeur der Garde-Feld- Artillerie-Brigade, bestehend aus dem 1. Garde-Feld-: Artillerie- Regiment, dem 2. Garde-Feld-Artillerie-Regiment, der Lehr- Batterie der Artillerie-Schießshule und dem Garde-Train- Bataillon. ___ Die Aufstellung war: im ersten Treffen‘bei den Bataillonen in Compagnie-Front-Kolonne, bei der Lehr-Compagnie der Artillerie-Schießshule in Zug-Kolonne; im zweiten Treffen: bei der Kavallerie in Kolonne in Escadrons und bei der Feld-Artillerie und dem Train in Linie.

Beim Erscheinen Sr. Bs des Kaisers und Königs wurden die Honneurs zuerst gleichzeitig von der ganzen Parade erwiesen und demnächst brigadeweise präsentirt. Das zweite Treffen wurde, nachdem das erste Treffen vom rechten Flügel aus gesehen worden war, vom linken Flügel aus besichtigt.

Demnächst folgte der Vorbeimarsch, welcher zweimal aus- A wurde und zwar zuerst von den Truppen des ersten

reffens in Compagnie-Front, von der Kavallerie in Éscadrons- Front mit halber Distanz im Schritt, von der Artillerie in atterie-Front und vom Train in Zügen, gleihfalls im Schritt.

Bei dem zweiten Vorbeimarsh defilirten die Truppen des ersten Treffens in Regiments-Kolonne, aus\cließlich des Lehr-Jnfanterie-Bataillons, des Garde-Zäger-Bataillons und der Unteroffiziershule Potsdam, welche in Compagnie-Front- Kolonne marschirten. Das Kadetten-Corps und die Lehr- Compagnie der Artillerie-Schieß\hule nahmen an dem zweiten Vorbeimarsch niht Theil. Die Kavallerie defilirte in Escadrons-Front, die Artillerie in Abtheilungs: Front, die Lehr- Batterie der Artillerie-Schießshule für sih hinter der 3. Ab- theilung des 2. Garde-Feld-Artillerie-Regiments, der Train in Compagnie-Front, sämmtlih im Trabe.

Nach beendeter Parade formirten \sich die Truppen zum Abmarsh und rückten unter klingendem Spiel in ihre Quartiere ab.

Von den Man und Standarten, welche heute früh 81/4 Uhr durch die Leib-Compagnie des 1. Garde-Regiments z. F. resp. eine Escadron des Regiments der Gardes du Corps aus dem Königlichen Palais abgeholt worden waren, wurden nach der Parade die der in Berlin garnisonirenden ee kfantonnirenden Truppentheile wieder ias dem Palais ge 2 gebraht, während die z. Zt. in der Umgegend von Berlin untergebrahten Truppen die Fahnen bezw. Standarten bei

sih behalten.

Am Nachmittag 4, Uhr sindet im Weißen Saale und in den angrenzenden Gemächern des hiesigen Königlichen Schlosses ein Parade - Diner statt. Die Tafelmufik wird von der Kapelle des 3. Garde-Regiments z. F. Renn werden.

Abends findet auf Allerhöchsten Befehl im Königlichen

gute Fortschritte gemacht hat, da Höchstdessen Allgemeinbefinden Ri f, ass N N

Opernhause eine Militär-Vorstellung jtatt.

Die „Berl, Pol. N.“ schreiben: ‘Durh das Reihs- geseß vom 21. Juni d. J. sind verschiedene Bestimmungen des SLIO vom Juni 1868, betreffend die Quartierleistung für die bewaffnete Macht während des Friedens- zusiandes, und des Geseßzes vom 13. Februar 1875 über die Naturalleistung für die bewaffnete Macht im Frieden ab- geändert bezw. ergänzt. Unter Anderem is für die Unter- kunft unter Dah und Fah engeres Quartier —, für welche Art der Quartierleistung es troy der Anwendung in der Praxis an besonderen "Bestimmungen bisher fehlte, eine gesezmäßige Grundlage und nähere Ordnung gan (8. 2 a. a. O.). Die zur Ausführung dieses

eseßes erforderlichen allgemeinen Anordnungen erfolgen, ab- esehen für Bayern, durh Kaiserlihe Verordnung. Solcher nordnungen bedarf es entschieden auch bezüglih des 8. 2. Um die Anwendung des Gesetzes bereits für die bevorstehende Manöverzeit zu ermöglichen, ist der alsbaldige Erlaß der er- forderlihen Kaiserlihen Verordnung in Aussicht genommen worden. Dieselbe dürste bereits die Allerhöchste Genehmigung erhalten haben und ohne Verzug in der üblichen Weise, für die Armee durch das Armee-Verordnungsblatt, zur Le Kenntniß gebracht werden. (Dies ist geschehen; außerdem ist die Allerhöchste Verordnung auch in der heute ausgegebenen Nr. 35 des Reichs-Geseßblatts publizirt worden.)

Bildet eine Parzelle, welche thatsächlich mit einem angrenzenden Grundstück als Pertinenz oder Substanztheil verbunden und durh Bebauung Seitens des Eigenthümers dieses Grundstückls Eigenthum des Bebauers geworden ist, nah den Steuerbüchern den Theil eines anderen Grundstücks, für welches ein eigenes Grundbuchblatt besteht, so erstreckt sich nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 23. April d. J., im Geltungsbereih des preußischen Rechts bei dem Zwangsverkauf des Grundstücks, mit welchem die Parzelle thatsächlih verbunden ist, das Verfahren nur auf dieses Grundstük, nicht aber auf das Pertinenzstück. Weder der Eigenthümer noch die Realgläubiger desjenigen Grund- stücks, zu welchem jene Parzelle grundbuchmäkig gehört, brauchen sih bei dem Subhastationsverfahren zu betheiligen, sie. können ihre Rechte durch das Zuschlagsurtheil nicht ver- lieren. „Das Urtheil des Reichsgerihts vom 10. Februar 1886 spricht generell den Saß aus, daß ein Grundstück, welches ein eigenes Blatt im Grundbuch hat, nicht \tillshweigend zugleich mit einem anderen Grundstück durch Adjudikation oder Auf- lassung des legteren in das Eigenthum eines Anderen über- gehen kann. Ferner i} in Betreff unbeweglicher Pertinenzien erkannt, daß ihre thatsächlihe Vereinigung mit anderen Grund- stüden das Recht des Buch-Eigenthümers der ersteren nicht aufhebt , daß vielmehr nah den Grundbuchgeseßen vom 5. Mai 1872 Pertinenzien, welche als selbständige Grundstücke im Grundbuch und in den Steuerbüchern eingetragen sind, den Wirkungen der Zwangsversteigerung des Hauptgutes nur unter- liegen, wenn sih das Verfahren mit auf sie erstreckt hat. An diesen Grundsäßen muß auch für den Fall festgehalten werden, wenn ein Grundstü, welches thatsählich mit einem anderen als Pertinenz oder Substanztheil verbunden is}, zwar kein selbständiges Blatt im Grundbuch hat, aber nah den Steuer- büchern den Theil eines anderen Grundstücks bildet, für welches ein eigenes Grundbuchblatt besteht. Wird in solhem Falle der Zwangsverkauf des Grundstücks, mit welchem die Pertinenz thatsächlih verbunden ist, eingeleitet, so erstreckt sich das Versahren nur auf dieses. Das Geseß vom 13. Juli 1883 verpflichtet weder den Eigenthümer noch die Realgläubiger desjenigen Grundstücks, zu welchem die Pertinenz grundbuch- mäßig gehört, sih bei dem Verfahren zu betheiligen. Sie können deshalb ihre Rehte durh das Zuschlagsurtheil au nicht verlieren. An diesem Resultat wird auch dadur nichts geändert, daß der Eigenthümer des versteigerten Grundstücks durch Bebauung gemäß §8. 332 A.-L.-R. T, 9 das Eigenthum des Pertinenzstücks erworben hat.“

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich ge Staatsrath Dr. Heerwart, ist nach Berlin zurück- gekehrt.

Der General der FJnfanterie von Wulffen, Gouverneur des hiesigen Jnvalidenhauses, und der General- Lieutenant von Adler, Jnspecteur der 1. Jngenieur-Jnspektion, sind vom Urlaub zurückgekehrt.

Sigmaringen, 30. August. (Shwäb. Merkur.) Heute Mittag traf der König von Württemberg mittelst Sonderzugs von Friedrihshafen zum Besuch der Fürstlichen Familie hier ein. Der Fürst von Hohenzollern empfing seinen erlauhten Gast am Bahnhof und geleitete denselben nah dem Prinzenbau, wo Se. Majestät die Fürstin begrüßte. Kurz nach der Ankunft des Königs fand Galatafel statt, und gegen 2 Uhr seßte Se. Majestät die Reise nah Beben- hausen fort. Die Gebäude in der Nähe des Bahnhofs sowie dieser selbst hatten festlih geflaggi. :

_Vayern. München, 30. August. Prinz-Regent wird den neu ernannten Päpstlichen Nuntius Ruffo Scilla am 12. September in feierlicher Audienz empfangen, um aus dessen Händen das oli Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen. Se. Königliche Hoheit kehrt zu diesem Zweck bereits am Tage zuvor von seinem Jagdausflug zurück. Der Prinz- Regent hat aus dem der Allerhöchst unmittel- baren Verfügung vorbehaltenen Gewinnantheil der Müncen-Aachener Mobiliar-Feuerversicherungs- Gesellschaft für das Jahr 1886 die nachbezeichneten Unterstüßungen bewilligt: Oberbayern in Summa 2860 M, Niederbayern 1850 #, Pfalz 2850 H, Oberpfalz 1120 #, Oberfranken 3130 , Mittelfranken 3100 /, Unterfranken 6670 M, Schwaben 1000 A4.

Sachsen. Dresden, 30. August. (Dr. J.) Gestern (Dienstag) Nachmittag besuchte der Staats-Minister von Nostiz-Wallwig in Begleitung des Geheimen Regierungs- Raths Koch die Hoflößniß, um vom Stande der Unter- suhungs- und Bekämpfungsarbeiten bezüglih der Reblaus- kalamität an Ort und Stelle Kenntniß zu nehmen.

Mecklenburg - Schwerin. Schwerin, 31. August. (Mell. Anz.) Jn Doberan traf am 27. d. M. Nachmittags die Herzogin Wilhelm von Mecklenburg-Shwerin ein, begab fich von dort nah dem Heiligendamm und hat in der Villa „Großfürstin Marie“ daselbst Wohnung ge- nommen.

In Rosto ck trafen gelten der Großfürst Michael Nikolajewitsch von Rußland in Begleitung seiner beiden jüngsten Söhne, der Großfürsten Sergius und

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Alexis Miqchailowitsh, nebst Gefolge von Gelbensande ein und seßten Nachmittags mit dem Schnellzug ihre Reise nah Berlin fort.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 1. September. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht die Ernennungen des Barons Kosiek, bisherigen Ge- sandten in Teheran, zum Gesandten in Athen, des Barons Trauttenberg, bisherigen Gesandten in Athen, zum Gesandten in Bern und des disponiblen Ministerresidenten, Generals Thommel, zum Gesandten in Teheran.

Laschkau (Mähren), 31. August. (W. T. B.) Der Kaiser ist heute Abend 6 Uhr hier eingetroffen und von den Spiven der Behörden begrüßt worden. Jm Gefolge Sr. Majestät befindet sich der Königlich preußishe General- DQuartiermeister, General-Lieutenant Graf Waldersee.

Agram, 31. August. (Wien. Ztg.) Jn dem Betrugs- eaen Starcevic beshloß der Gerichtshof, die Expens- noten desselben von Sachverständigen noch: einmal prüfen zu lassen. Starcevic stellte unter Anderem für die Eintreibung von 16 000 Fl. eine Expensnote von 15 000 Fl. auf.

Niederlande. Amsterdam, 28. August. (Köln. Ztg.) Gestern ist der Königliche Beschluß erschienen, dur welchen die Kammern aufgelöst werden. Am 1. Septem- ber finden die Neuwahlen statt. Jn diesen Tagen ist von dem König ein aus fünf hervorragenden Juristen be- stehender Aus\chuß ernannt worden, welcher ein nieder- ländishes bürgerlihes Gesezbuch entwerfen soll. Schon im Anfang des Jahres 1880 war eine aus 11 Juristen bestehende Kommission zu demselben Zweck er- nannt worden, allein die Arbeit derselben machte der großen gay der Mitglieder halber nur geringe Fortschritte ; auf den

ntrag des Justiz-Ministers wurde daher diese Kommission verabschiedet und die neue ernannt.

Haag, 1. September. (W. T. B.) Der Sozialist Domela Nieuwenhuis ist vor Ablauf seiner einjährigen Strafhafl heute aus dem Zellengefängniß in Utreht ent- lassen worden.

Belgien. Ostende, 31. August. (W. T. B.) Ein englishes Schiff, welhes heute in den hiesigen Hafen Un Fabren wollte, wurde von den belgischen D chern mit Steinwürfen empfangen und gezwungen, nah dem offenen Meer zurückzukehren.

Großbritannien und Jrland. London, 30. August. (A. C.) Obgleich die Nationalisten in der Oeffentlichkeit der neuen Landakte allen Werth absprehen, maht do schon eine große Anzahl irisher Pächter, welche eine nlease“ haben und von den früheren Agzuargeseßen nicht be- troffen wurden, von den Bestimmungen derselben Gebrauch und läßt ihre Pachtzinsen von den Landkommissaren abschäßen. Jm Kreise Limerick soll es nur wenige Pächter geben, die nicht von den Wohlthaten des neuen »„ Geseßes Gebrauch machen. Mittlerweile 1} die irishe Regierung emsig mit den Vorbereitungen beschäftigt, um der neuen Landakte eine wirksame Durchführung zu sichern. Fn Gemäßheit der irischen Landakte sind bereits 8 neue Unterkommissare, von denen 4 der presbyterianischen Konfession angehören, von der Regierung ernannt worden.

Daß die Erzählungen über das zunehmende Elend in Frlan d vielfah übertrieben sind, beweift der leßter Tage dem Parlament vorgelegte amtliche Bericht über die irischen Banken. „Allein inden Postsparbanken“, schreibt der „Standard“, „haben sich die Depositen der Armen von 2 592 000 Pfd. Sterl. im Juni des Jahres 1886 auf 2802 000 Pfd. Sterl. im Juni des laufenden ahres gesteigert. Von Jahr zu Jahr is dieSumme gewachsen, seitdem die Postsparkassen überhaupt eingerichtet wurden. Jn den Aktienbanken waren die hinterlegten Be- träge um 36 000 Pfd. Sterl. größer als im Jahre 1886, A5 im Ganzen innerhalb der leßten 12 Monate 246 000 Pfd. Sterl. mehr zinstragend in Banken in Jrland angelegt worden sind. Das- selbe günstige Resultat liefern die Anlagen in Regierungs- und in- dischen Obligationen. Die ärmeren Klassen einer Nation, welche „vor Elend im Staube liegt“ und welcher „das Blut von einer tyrannischen Aristokratie ausgesogen““ wird, tragen keine Er- sparnisse im Betrage von einer Viertel Million auf eine Sparbank, oder legen nicht 300 000 Doll. in Konsols und indischen Obligationen an.“

n Portsmouth wird am 20. September ein Panzer- \chiff vom Stapel laufen, welches die britishe Marine um das größte Panzerschiff, das sie bisher besessen hat, bereichern wird. Es ist dies das aus Stahl gebaute, Ras Thurmschiff „Trafal gar“, welches mit einem Deplacemeni von 11 940 Tons Maschinen von 12 000 Pferdekraft verbindet, wodur es nah der Erwartung seiner Erbauer eine Fahrgeschwindigkeit von 161/ Knoten in der Stunde erzielen wird. Der Panzer wechselt in der Dice von 14 bis 20 Zoll ab, und die Ausrüstung

wird außer einem mächtigen Widder, aus vier 67 Tons wiegenden

Hinterladungskanonen und einer Anzahl Torpedos und Ge- shügen kleineren Kalibers bestehen. Die {weren Eee werden Geschosse im Gewicht von einer halben Tonne ab- e Bo eine Pulverladung von 250 Pfund erforderlich ein wird.

31. August. (W. T. B.) Bei der Parlament s- nahwahl für C Eon wurde der Kan- didat der Konservativen, Fellowes, mit 2700 Stim- men gegen 2414 Stimmen, welche auf den Kandidaten der Stad tonidator, Sanders, fielen, zum Unterhausmitglied ge- wählt. Bei der vôrigen Wahl waren für den konservativen Kandidaten 79 Stimmen mehr abgegeben worden.

Aus Birma liegt folgendes Telegramm vor:

Rangun, 29, August. Eine sehr erfolgreihe Affaire wird aus Ober-Birma gemeldet. Am 25. d. stürmte Brigade-General Wol - seley mit 50 Mann Kavallerie, 16 berittenen Infanteristen und etlihen Polizisten das Insurgentendorf Kalayweh während eines heftigen Regensturms. Vier Insurgenten wurden getödtet, einer ver- wundet und 30 zu Gefangenen gemacht, sowie 31 Kanonen, 57 Speere und eine große Quantität Pulver und Blei erbeutet. Auf britischer Seite wurde ein Sowar verwundet.

_Frankreich. Paris, 30, August. (Fr. m Das Telegramm des Mobilmachungsbefehls wurde heute früh 8 Uhr nah der En ettion durch einen Generalstabs-ODffizier gebraht, welcher seiner Uebersendung beiwohnte. Das Telegramm des Kriegs-Ministers ist, wie folgt, abgefaßt: „Mobilisiren Sie die Truppen des 17. Armee-Corps. Der erste Tag der Mobilmachung ist Mittwoch, der 31. August.“ Das um 8 Uhr hinterlegte Telegramm wurde um §8 Uhr 5 Minuten direkt nah Toulouse,

| in- wie ausländishen Fabrikaten ,

Agen, Auch und Montauban abgesandt. Die Empfangs- bestätigung durch Wiederholung traf um 8 Uhr 15 Minuten ein. Eine Abschrift des Telegramms wurde an alle Minister gerichtet. Nah dem Ministerium des Jnnern wurden gleich-

| falls hundert Exemplare der Vergleihungstabelle zwischen den

Tagen der Mobilisirung und dem Datum des Kalenders ge- sandt, damit sie der Presse übergeben würden. Wie aus Toulouse telegraphirt wird, sind daselbst drei Bekannt- machungen angeshlagen worden, von denen zwei die Unter- schrift des Generals Ferron tragen. Die erste enthält die allgemeinen Maßregeln für die Einberufung der Reser- visten und der Disponiblen; die zweite betrifft die Aufbringung von Reit- und Zugthieren und Wagen, die dritte die Mithülfe der Eisenbahnen. Der Kriegs-Minister wird sih erst am 8. September auf das Concentrirungsgebiet der mobilisirten Truppen des XVII. Corps egeben können. Der Minister wird vorläufig beim XVITI. Armee - Corps durch den General Haillot, Generalstabschef des Ministeriums, vertreten sein. Die Fnfanterie- Direktion des Kriegs-Ministeriums trifft alle nöthigen Maßregeln, damit die neu geschaffenen 18 Regional-Regimenter bis zum 1. Oktober vollständig organisirt sind und regelmäßig funktioniren können; alle Offiziersstellen sind bereits beseßt. Augenblicklih fordert man von den subdivisionären Regimentern Vorschläge, um die unteren Cadres (Unteroffiziere U. \. w.) der Regional-Regimenter zu bilden. Nach dem Wiederzusammentritt der Kammern wird der Kriegs-Minister in der Deputirtenkammer den Antrag einbringen, die Vertheidigung der Alpen- grenze dur 12 Jäger-Bataillo ne von je 6 Compagnien und 2 Regimenter Gebirgs-Artillerie von je 6 Batterien zu sichern. Diese 72 Compagnien Jäger und 12 Batterien sind dazu be- stimmt, im Fall eines Krieges den zahlreichen Alpentruppen Ztaliens Stand zu halten.

Der „Rappel“/ bringt Mittheilungen über das außer- ordentlihe Budget. Dasselbe erreiht danach die Höhe von 122 205 000 Fr., 911/, Millionen für dèn Krieg und 30 705 000 Fr. für die Marine. Diese Zahlen stehen für die Ausgaben schon fest; aber noch weiß man nicht, wie die Summe beschafft werden soll. Es liegen mehrere Pläne vor, jedo es wird \chließlich nichts Anderes übrig bleiben, als eine An- leihe aufzunehmen; über die Art derselben waltet noch Un- gewißheit, wenn nicht Unklarheit. Zunächst würde es sich um eine Umwandlung der alten 41/z proz. Rente hanveln. Es ist dies die am 14. Mai 1852 ausge{chriebene, welche s 37 212532 Fres. Zinsen bezahlt. Nah dem heutigen Zins- fuß würde das ein Kapital von etwa 880 Millionen aus- machen. Diese 4!/zproz. Rente kann in eine 3proz., und zwar in Jahresraten verwandelt werden, wodurch \ih eine Ersparniß von 61/; Millicnen jährlich ergäbe. Der Staat könnte die 61, Millionen als Pfand für eine neue Anleihe von 170 Millionen dreiprozentige Rente benugen, wodur das außerordentliche Budget für 1888 reihlich ge- deckt würde. Eine andere Operation, welche dasselbe Ergeb- niß hätte, bestände in einem einfahen Austaush aller 41/2 proz. Rente gegen 3 proz. Die Konvecsion würde in Kapital statt in YJahresrenten erfolgen. Nah dem Austausch der Rententitel bliebe dem. Staatsshaß ein wver- fügbarer Uebershuß von 170 Millionen, welher für das Budget von 1888 verwendet werden könnte. Der Finanz- Minister neigte unlängst zu dieser Lösung hin. s war sogar davon die Rede, diese Operation vor den Ferien zu vollziehen, aber im leßten Augenblick verzihtete man darauf, in der Oa, noch andere Hülfsmittel zu finden, welche dem außerordentlichen Budget zu Gute kommen könnten.

. Griechenland. Athen, 20. August. (Pol. Corr.) Mich. Antonopulos, welcher {hon einmal Sektions-Chef des Aeußeci war und später als Chargé d’afaires Griechen- land in Paris vertreten hat, ist zum General-Sekretär im Ministerium des Aeußern ernannt worden. Antono- u hatte unter Delyannis, aber niht während dessen leßter

tinister-Präsidentschast, längere Zeit hindur das Unterrichts- Beute inne; in leßter Zeit war er Mitglied der Vakuf-

ommission. Das neue Gesetz, betreffend die Ein- hebung einer Verzehrungssteuer auf Bier und Spirituosen, tritt nunmehr in Kraft. Diese Steuer ist mit 30 Lepta für eine metrishe Oka (1000 g) Bier und mit 1,5 Drachmen für die gleihe Quantität von Alkohol fe gesest, leichviel in welcher spiritushaltigen Flüssigkeit derselbe ent- Velten ist, und es werden diese Steuersäße sowohl von also unbeschadet des eventuellen Einfuhrzolls, eingehoben werden. Von übermorgen ab werden auh, im Sinne des neuen Geseßzes über die Tabacksteuer die staatlihen Tabackfabriken ihre Thätigkeit beginnen. Von diesem Tage an wird Niemand mehr Taback, Tumbeki, Cigarretten oder Cigarren kaufen oder verkaufen können, die nicht aus den staatlihen Tabackfabriken stammen. Verkäufer nicht staatlicher Taback- und Cigarrensorten werden im Betretungsfalle mit 1000 Drachmen, Käufer mit 100 Drachmen Nene belegt. Die Besißer von Tabal, Cigarren 2c. sind verpflichtet, dieselben gleich am ersten ne der Wirk- jamkeit des neuen Geseßes in den Tabackfabriken anzu- melden, haben die entfallende Taba®k-Verzehrungssteuer (4 Drachmen per metr. Oka), die Schnittgebühr (eine halbe Drachme per Oka) zu entrichten, und müssen die per Oka fest- gesebte ag von 1200 Blättern Cigarrettenpapier vom Staat eziehen. Besißer von Tabackblättern müssen dieselben binnen drei Tagen bei den Steuerämtern anzeigen, Mit dem heutigen Tage wird wieder eine The.ilstrecke der pelopon- nesij)chenEisenbahn, nämlihdieLinie vonArkanas nah Aigion (Vostizza) dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Da die Regierung den Wunsch hegt, auch die inner-peloponne- sischen bedeutenderen Städte möglichst bald mit dem Schienen- \strange in Verbindung zu bringen, so hat sie den Jngenieur Gosland der französischen Mission mit der Aufgabe betraut, die Linien Mylos-Tripolis und Meligala-Kalamas zu studiren, und derselbe diesen Jntentionen durch die Vorlage

der betreffenden Projekte bereits entsprochen. (Wes.-Ztg.)

Dänemark. Kopenhagen, 29. August. l Eine Protestversammlung gegen die Befestigungs- politik der Regierung fand gestern Abend hier statt, welche sehr gut besuht war, und fast einstimmig eine von dem bei den leßten Wahlen einem konservativen Gegner unterlegenen srüheren Reichstags - Abgeordneten Trier Hriitcite Kopenhagener Wahlkreise) und anderen libe- ralen Polilikern befürwortete Resolution annahm. Die Resolution wird, nachdem sie mit der Unterschrift auch anderer nicht an- wesender Wähler versehen worden, an den am ersten Montag im Dftober wieder zusammentretenden Reichstag gesandt

werden. Die Resolution erhebt von einem As Gesichts- punkt aus E gegen die Befestigungspolitik, welche unter Hinweis auf die neuesten De als politis gefahrdrohend und unter Berücsihtigung des Kostenpunkts als ökonomish ruinös bezeihnet wird. Alle Redner verlangten unter lebhafter Baum eine unbedingt deutshfreundliche Politik. Aehnliche Versammlungen werden auch in anderen Städten und Wahlkreisen abgehalten werden, sodaß dem Reichstage voraussichtlich eine von mehreren Hundecrttausenden unter- \chriebene Protesikundgebung gegen jede Nachgiebigkeit in der Befestigungsfrage vorliegen wird.

_ Asien. Bombay, 30. August. (R. B.) Aus Kabul wird gemeldet, daß eine neue, gänzlih aus Uzbeks bestehende Truppenmacht von dort abmarschirt ist, um die Aufstän- dishen in der Nähe des Abistada-Sees anzugreifen. Seit der Erkrankung des Emirs sind in Kabul zwei Parteien entstanden, von denen eine Eyub Khan, die andere Js8hak Khan begünstigt. Diese Prätendenten sind“ von A Parteigängern dringend aufgefordert worden, nah Kabul zu kommen.

Aus Bomh h vom 30. August, meldet das Reuter'sche Bureau: „Aus Fellalabad wird berichtet, daß der Befehl s- L der Truppen des Emirs in Dehbala is. 6 Jn- anterie-, 2 Kavallerie-Regimenter und 2 Batterien Artillerie stehen ihm für den geplanten Angriff auf die Shin- waris zur Verfügunz. Die Garnison von Peshbolak ist verstärkt worden, 1oeil ein Angriff von Seiten des Sirdar Noor Muhamed droht. Der Freibeuter Sadu, ein Suleiman Kheyl Ghilzai, welher Noor Muhamed bei der Einnahme - Khosts Beistand leistete, fährt fort, die Karawanen des Emirs zu berauben.“

Afrika. Egypten. Kairo, 30. August. (R. B.) Mel- dungen aus dem Sudan zufolge hat der Sheih Saleh mit dem Stamme Kabbabish den Derwishen im Baggaralande eine schwere Niederlage beigebracht. Die Verluste der Derwishe werden auf 1300 Todte angegeben. Saleh's Bruder fiel in dem Kampf. Die Abyssinier marschiren augenscheinlich gegen die Derwische in der Richtung auf Sennaar und Kassala. Der Nil ist sehr hoch und steigt bei Wady Halfa noch immer.

Zeitungsstimmen.

Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Correspon- denz“ äußert über „unsere Exportfähigkeit“ :

Deutschlands Außenhandel hat sich im großen Ganzen bekanntlih auch im gegenwärtigen Jahre in der günstigen Weise fortentwidckelt, wie er seit der Mitte des vergangenen Jahres begonnen hatte, nach- dem das Jahr 1885 und auch die erste Hälfte des Jahres 1836 eine Stagnation bezw. einen Rückgang zeigte auf Grund von Vorklomm- nissen auf dem allgemeinen Weltmarkt, welhe wir heute niht noch- mals zu erörtern brauhen. Wenn nun auch gegenwärtig noch keines- wegs alle Produktionszweige gleihmäßig an der Aufbesserung des Exports theilnehmen,- sondern hier und da noch manches zu wünschen übrig bleibt troy aller Anstrengungen, die gemaht werden, so giebt dieser Umstand gleihwohl unferen Gegnern immer noH willkommenen Anlaß zu der Behauptung, unsere Exportfähigkeit leide sihtlich unter den Wirkungen der Schußtzzollpolitik Noth.

Es ift dies eine alte Behauptung, welche von unseren Freihändlern jeßt mit Vorliebe“ als Ausgangspunkt in ihrem Kampfe gegen die herrschende Zollpolitik gewählt wird. Bestreiten sie au nicht direkt, daß eine \{chutzöllnerishe Handelspolitik für den heimishen Gewerb- fleiß ihre Vortheile habe, so behauptet man do, unsere Konkurrenz- fähigkeit im Weltverkehr gehe sihtlich zurück, und da diese für die ganze Lage der Industrie 0 ea sein müsse, so sei der Schutzoll an und für fich immer nachtheilig; als eine weitere ungünstige Folge desselben wird dann vornehmlich noch ein Gesichtspunkt geltend ge- macht, nämlich die bekannte Benachtheiligung des Konsumenten und namentlich des leinen Mannes alles Fiktionen, deren Leerheit längst erwiesen ist. :

Was nun die angebliche Benachtheiligung unserer Exportfähigkeit betrifft, so ist zunähst ganz unleugbar, daß unser jeßiger Export als ein bedeutend günstigerer bezeichnet werden muß, als er während der E jemals gewesen. Das i1t jedoch nicht Alles;

ierzu kommt, daß Unternehmungslust wie Selbstvertrauen in einem

erheblihen Maße gestiegen sind, und hiervon ausgehend darf man getrost behaupten, daß die Entwickelung Deutschlands sih sihtlich zu seinen Gunsten gestaltet hat. Unsere großen Handelspläße {lagen immer neue Wege ein und knüpfen neue Verbindungen an; aus der Jnitiative der Industrie heraus tauchen neue Erfindungen auf, alte werden vervollkommnet ; Exportmusterlager werden ins Leben gerufen, ein Gedanke, welcher im Ausland als ein überaus guter und zweckmäßiger gleihfalls anerkannt worden ist; es haben sich bei uns Vereine und Gesellschaften für Kolonisation gebildet, um unsere Kolonien in der zweckmäßigsten Weise nußbar zu machen und unserem Handel, unse.em ganzen wirth- \haftlihen Leben neue Gebiete zu ershließen. E3 ist nit bekannt, daß ähnliche Zeichen steigender ÜUnternehmungslust jemals si gezeigt hätten, als Deutschland unter der Herrlichkeit des Freihandels lebte ; es war damals die bedauerlichste Erscheinung gerade die, daß Muth und Spannkraft unserer Industrie immer mehr verloren gingen. Hiernach scheint also, daß niht nur die materiellen, sondern auch die myorali)chen Faktoren unserer Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkte im Steigen begriffen sind und ganz neue Elemente in diesem Sinne auf den Schauplatz treten.

Ein Hauptgegensaß zwishen unseren Gegnern und uns wurzelt aber noch in der Frage, ob denn in erster Linie überhaupt die Welt- verkehrsverhältnisse oder ob die nationalen Interessen berücksichtigt werden follen, mit anderen Worten, ob die dauernde Entwickelung der Volkswirthschaft sih vornehmlich unter den Bestrebungen einer inter- nationalen Konkurrenz oder des nationalen Lebens vollziehe. Es kann kein Zweifel darüber obwalten, daß der einzig rihtige Standpunkt in dieser Beziehung der nationale ist. Wird von diesem Standpunkt daran gearbeitet, unsere Erwerbsthätigkeit immer sicherer zu be- gründen und zu einer blühenden zu machen, so ist der Vor- theil offenbar ein doppelter; einmal finden alle diejenigen Umstände eine gere(Gtfertigte Berücksichtigung, welhe bei Entstehung und Fortentwidelung der einzelnen Produktionszweige von maß- Ls Einfluß gewesen sind; fürs Zweite aber wird das nati2anale

eben an und für #ich gekräftigt, es gewinnt an Freudigkeit, Kraft und Expansionsfähigkeit, wodurch wiederum auf die wirths{haftlihen Verhältnisse ein befruhtender Einfluß ausgeübt wird. Das Zusammen- wirken dieser beiden Punkte aber bildet die Triebfeder dafür, s auf allen Gebieten unseres wirth\{haftlihen Lebens fortgejeßt neue Unter- nehmungen und neue Gesichtspunkte auftauhen, wodur unsere Exportfähigkeit niht nur gestärkt und vermehrt, sondern au auf eine höhere Stufe ihres Könnens emporgehoben wird.

Die „Norddeutshe Allgemeine Zeitung“ schreibt : Von den Jahresberihten der wit arn Interessen- vertretungs-Körpershaften, Handelskammern, Gewerbekammern, üauf- männischen Korporationen, liegt für das vergangene Jahr bereits die Mehrzahl vor. .…. So viele derartige Berichte uns nun vor Augen

| gekommen sind, alle, welGe sich überhaupt mit der Lage der Land-

wirthschaft beshäftigten, was die Berichte der kaufmännischen Korpo- rationen nur selten, und die Berichte von Handelskammern in Bezirken