1887 / 207 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Sep 1887 18:00:01 GMT) scan diff

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Der General-Jnspecteur des Militär-Erziehungs- BARs, hat sich nach Kulm ee bebufs

Kassel zur Jnspizirung der Kriegsshulen dortselbst.

Der Gouverneur von Köln, General-Lieutenant von

Sanißt, ist auf einige Tage hier eingetroffen.

Königsberg i. Pr., 5. September. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Brauxnschteig, welcher Se. Manövern vertritt, i lih ‘geshmüdten Ostbahnhof hierselbst eingetroffen und von dem kommandirenden General , dem Ober-Präsidenten , dem Ober-Bürgermeister und dem Polizei-Präsidenten empfangen worden. Se. Königliche Hoheit s{hritt zunächst die Pront der auf dem Bahnhof aufgestellten Ehrenwache ab, bestieg nah kurzem Verweilen im Kaiserzimmer den Wagen und fuhr unter brausenden Hochrufen der die Straßen füllenden, dicht- edrängten Volksmenge durch die Via triumphalis nah dem öniglichen Schlosse.

E urt a. M., 5. September. (W. T. B.) Jhre Kaiserlihen und Königlihen Hoheiten der Kron- prinz und die Kronprinzessin sind mit den Prin- gef! innen-Töchtern heute früh 71/4 Uhr hier eingetroffen und haben im „Frankfurter Hof“ Absteigequartier genommen.

Kiel, 5. September. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales traf heute Vormittag hiex ein und wurde von seinem Sohne, dem Prinzen Albert Viktor empfangen, welcher mit der Yacht „Osborne“ gestern Abend angekommen is. Der Prinz, welher am Bahn- hof von dem Chef der Marinestation der Ostsee, Contre- Admiral Blánc, und dem englishen Konsul Kruse be rüßt Me war, begab sich dann sofort an Bord der Yacht „Vsborne“,

Vayern. München, 3. September. (W. T. B.) Das Entlassungsgesuch des bayerishen Gesandten am italienishen Hofe, Grafen Moy, ist vom Prinz-RNegenten genehmigt worden.

Sachsen. Dresden, 8. September. Ueber das Be- Ae der Erzherzogin Maria Josepha in Persen- eug geht dem „Dr. J.“ aus zuverlässigster Quelle die ceiveulide Nachricht zu , daß die Rekonvalescenz Jhrer Kaiser- lihen Hoheit mit ruhigem Schlaf und gutem Appetit ungestört ihren Fortgang nimmt, und daß man daher mit Zuversicht öcstderen vollständiger Genesung, bei der stetig anhaltenden esserung des Kräftezustandes, in Bälde entgegensehen darf. Eine heute veröffentlichte Bekanntmachung vom 31. August ordnet die Vornahme einer Ergänzungswahl für die Erste Kammer der Ständeversammlung an, und ar im Erzgebirgishen Kreise, wo ein Siß in Folge ee ais des Mandats Seitens des bisherigen Jnhabers ur Erledigung gekommen is. Eine Ver ordnung von dem- {elben Tage bestimmt die erforderlihen Ergänzungswahlen ür die Zweite Kammer, und zwar in folgenden Wahl- + vas im 5. Wahlkreise der Stadt Dresden, im 3. Wahl- kreise der Stadt Leipzig, im Wahlkreise der Stadt Zwitau, im 4, 6., 7, 8., 10., 14, 17,, 18., 19. und 22. städtischen Wahlkreise, sowie im 3,, 8., 13.,, 17., 22., 23., 25., 26., 28., 34., 36., 37.,, 38., 39.,, 43. und 45. Wahlkreise des platten Landes. Die Abgabe der Stimmen hat. in allen diesen Wahl- kfreisen am 18, Oktober 1887 stattzufinden.

Württemberg. Stuttgart, 3. September. (St.-A. f. W.) Mit Schreiben des Königlichen Staats-Ministeriums von heute ist dem Präsidium des ständischen Ausschusses der Entwurf eines Gesetzes, betreffend den Eintritt Württembergs in die Branntweinsteuergemein-

Haft, Ul aiveitercu Bebaydlupg zugggangey . 4 -

Baden. Karlsruhe, 3. September. Die „Karlsr. Ztg.“ meldet : Se. Ne Hoheit der Pr eros reiste heute Mittag von Schloß Mainau ab und beabsichtigte, \i{

eute Abend in Baden - Baden aufzuhalten, um

hren Majestäten dem Kaiser und der Kai- serin von Brasilien einen Besuch abzustatten. Se. Königlihe Hoheit gedenkt noch diesen Abend

in Karlsruhe einzutreffen. Der Großherzog verbleibt Sonntags, den 4. d., in Karlsruhe, wird verschiedene Vor- träge entgegennehmen und gedenkt Abends nah Waibstadt abzureisen. Von da aus wird Se. Königliche Hoheit den Manövern der 28. Division während einiger Tage anwohnen und am 8. d. Abends wieder auf Schloß Mainau eintreffen. Jhre Königlichen Hoheiten der Erb - großherzog und die Erbgroßherzogin ven sih Sie Mittag nah Rorschah zum Besuch Jhrer Königlichen

oheiten des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm von Württemberg und kehren heute Abend nah Schloß Mainau zurück. ;

effsen. Darmstadt, 3. September. (Darmst. Ztg.)

Der Prinz von Wales traf gestern Nachmittag von Hom- burg zum Besuh des Großherzogs, welcher zur selben Stunde aus Oberhessen zurückehrte, hier ein. Zur Be- grüßung des hohen Besuchßs waren bereits kurz zuvor die Prinzessin Ludwig von Battenberg und der Prinz Alexander von Hessen von Jugenheim hier angekommen. Die Prinzessin Victoria besuhte darauf im Laufe des Nachmittags mit dem Prinzen von Wales das Mausoleum auf der Rosenhöhe. Der Prinz von Wales kehrte Abends nach Homburg zurück, vom Großherzog zum Bahnhof geleitet, woselbst Se. Königliche Hoheit dann den Prinzen Christian zu Schleswig- Rein sing, welcher mit den Prinzessinnen ictoria und Luise nebst dem Prinzen Albert

zum Besuch der Eo erwglicen ‘Familie aus England hier eintraf. Einer Einladung des Prinzen von Wales folgend begaben sich die hohen Herrschaften heute Vormittag nah omburg, von wo die rinzen Christian und Albert zu

chle3wig-Holstein heute Abend hierher zurückehren werden.

Oldenburg. Oldenburg, 3. September. Der Groß herzogliche Hof hat die Sommer-Residenz Rastede heute verlassen und sh nach Gülden stein begeben.

Schwarzburg - Rudolstadt. Rudolstadt, 2. Sep- tember. (s Ztg.) Am 7. d. M. finden die Landtags- wahlen stati, aus welhen, allen Anzeichen nah, meist die

General der Jnfanterie von Strubberg, und Bildungs- 6 Besichtigung des en Kadettenhauses; desgleihen der General-Lieutenant Mischke, Jnspecteur der Kriegsshulen, nah Hannover und

rinz Albrecht, Regent von ajestät den Kaiser bei den heute Vormittag 9 Uhr auf dem fest-

Elsas;-Lothringen. Straßburg, 3. September. Das „Gesegblatt für Elsaß-Lothringen“ veröffentlicht folgende Ver- ordnung, betreffend die Einberufung der Bezirkstage und Kreistage:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König

von Preußen 2c. verordnen im Namen des Reichs, für Elsaß-Lothringen, auf Grund der Geseße vom 22. Juni 1833, 10. Mai 1838, 18. Juli 1866 und 24. Januar 1873, was folgt:

L Die Bezirkstage werden am 21. November dieses Jahres eröffnet und spätestens am 3. Dezember LEes Jahres geschlossen.

Die erste Sißurgsperiode der Kreistage beginnt am 17. Oktober, die zweite am 19, Dezember dieses Jahres. Die Dauer einer jeden dieser Sißzungsperioden wixd auf höchstens fünf Tage festgeseßt.

Urkundlich unter Beidrückung des Kaiserlihen Insiegels.

Straßburg i. E., den. 29. August 1887.

Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Kaisers.

(L. 8.) Fürst von Hohenlohe.

Der Staatssekretär. In Vertretung: : von Puttkamer.

Die „Lds.-Ztg. f. Els.-Lothr.“ bemerkt hierzu: Zu den Aufgaben der diesjährigen Bezirkstage gehört insbesondere au die Neuwahl von Mitgliedern zum Landes-Auss\{chuß. Das Mandat der bisher von den Bezirkstagen abgeordneten Mitglieder des Landes-Ausschusses ist durch Ablauf der drei- jährigen Frist, für welche die Wahl erfolgt, seit dem 28. April d. «3. erloschen.

Oesterreich-Ungarn. Koniß 3. September. (Wien. Abdp.) Die Konißer Manöver fanden heute ihren Abschluß.

bei Neudorf eine Revue über die gesammten Truppen ab. Am Schluß derselben richtete der Kaiser an das Offizier-Corps eine Ansprache, in welcher erx den Kommandanten wie den Truppen seine volle Zufriedenheit kundgab. Ganz besonderes Lob zollte der oberste Kriegsherr dem 6. Dragoner-Regiment. Um 1111/2 Uhr verabschiedete h der Kaiser von den Truppen und ritt nah Leschkau, von wo Abends die Abreise erfolgt. Neutra, 5. September. (W. T. B.) Der Kaiser, welcher gestern früh hier eintraf und von der Bevölkerung enthusiastish begrüßt wurde, empfing im Laufe des Vormittags mehrere Deputationen, die ihm ihre Huldigungen darbrachten. Zur Hoftafel waren die Erzherzöge Albrecht, Wilhelm und Josef, Towie die fremden Militär-Attachés geladen. Abends fand zu Ehren des Kaisers eine Zllumination der Stadt und eine

Serenade statt.

Agram, 3. September. (Wien. Abdp.) Jn der heutigen Sißung des kroatishen Landtages be- rihteten die ou bee R Nonen über ihre Konstituirung, worauf der Präsident denselben die Mandate zuwies. Die E Sizung findet erst statt, wenn die Kom- missionen ihre Arbeiten beendigt haben. Sodann dürfte der Landtag zur Wahl der Delegirten für den ungarischen Reichstag schreiten, welher, wie bekannt, in den leßten Tagen dieses Monats wieder zusammentreten soll.

Schweiz, Bern, 3. Septèmber. (N. Zürch. Ztg.) Die Zolleinnahmen betrugen îm August1887 1812 631 Fr. 92 Rp. oder 72024 Fr. 06 Rp. mehr als im August 1886, vom 1. Fanuar bis 31. August 1887 15 107 660 Fr. 43 Rp. oder 1560913 Fr. 98 Rp. mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Velgien. Lüttich, 4. September. (W. T. B.) Der kfatholische Sozial-Kongreß hat seine Sizungen heute Abend eröffnet. Derselbe ist zahlreicher besucht als im vorigen Jahre. Unter den Anwesenden befinden sich der Kardinal von Rheims, der Fürst von Löwenstein, mehrere deutshe Abgeord- nete 2c. Der Bischof von Lüttich eröffnete die Sißung mit einer ede ür dieflichte der Aeitgeder®in eler erdie“Noth" wendigkeit brüderliher Gesinnung betonte und si für das Recht und die Pflicht des Staats, zu Gunsten des Arbeiters zu interveniren, ausließ. Der Bischof spra \ich anerkennend über die von dem Ministerium und der Arbeits - Kommission vorgeschlagenen Geseße aus, empfahl den Arbeitgebern christ- liche Liebe und Unterweisung gegenüber den Arbeitern und {loß mit der Versicherung der Treue gegenüber den belgischen „nstitutionen. Der frühere Minister Woeste sagte: Die Ge- seßgebungen seien unzureihend, um ohne den Beistand Aller der sozialen Krise zu begegnen.

Großbritannien und. Jrland. London, 3. September. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unterhauses erklärte der Unter-Staatssekretär des Auswärtigen, Fergus - son, auf eine bezügliche Anfrage: es sei im gegenwärtigen Augenblick nicht zweckmäßig, irgendwelhe Ansicht über eine Mission des Generals Ernroth in Bulgarien aus- zusprechen. Das Unterhaus nahm sodann die Bill, be- tresfend den Bètrieb von Kohlen- und anderen Berg- werten, in dritter Lesung an.

4. September. (W. T. B.) Nach Meldungen aus Ennis (Grafschaft Munster in Jrland) hat das von der National-Liga auf heute einberufene, vom Vize-König verbotene Meeting, während der dafür ursprünglich in Aussicht genommene Play von der Polizei und von Truppenabtheilungen beseßt war, an einem in entgegen- e Richtung, jedoch in der Nähe von Ennis ge- egenen Punkte stattgefunden. Die irishen Deputir- ten Dillon, Sullivan, O'Brien und Cox sowie der englische radikale Abg. Philipp Stanhope hielten Ansprachen, bis die Ankunft der Polizei und einer A Militär das Auseinandergehen der Versammlung herbeiführte. Die Theil- nehmer an der Versammlung suchten darauf in Ennis selbst das Meeting forlzusezen, waren aber, als die Polizei zur Räumung der Straßen shritt, der Aufforderung der Depu- tirten und der Geistlichen, keinen Widerstand zu leisten, Folge und gingen ruhig auseinander.

: Dae: Paris, 2. September. (Köln. Ztg.) Die Nan eme gun gon auf dem Kriegsversuchs- felde haben heute begonnen; durch Toulouse gingen heute fünfzehn Militärzüge. Der Unterrichts - Minister Spuller, welcher gegenwärtig in Mont-sous-Vaudry der Gast des Präsidenten Grév f ist, wird am Sonntag in Saint Claude zur Enthüllung der Bildsäule Voltaire's erscheinen. Der Marquis von Salisbury is in

Noyat eingetroffen. 93. September. (Köln. Ztg.) Depeschen aus Tou-

bisherigen Abgeordneten wieder hervorgehen werden.

Nach dem Abblasen hielt der Kaiser südöstlih von Konig |-

kommen Guigea die Mitwirkung des „Civil-Elements“ werde in der Armee sehr geshäßt, und es herrshe zwischen Militär und Civilisten vollständige Eintracht. Bei der Requirirung der Pferde freilich sei man einem gewissen Widerstande bei den Besißern von Luxuspferden begegnet, und in der Umgegend von Toulouse zahlten die Pferdebesizer lieber Strafe. Gestern trafen vier Regimenter Jnfanterie in Carcassonne ein. Infanterie und nah ihr Artillerie fuhren in diesex Nacht von Toulouse ab. Das elfte Jnfanterie-Regiment ver- [läßt Montauban morgen; auch die Besaßung von Agen fährt morgen ab. Nach der Abhaltung des Minister- raths, am D Dienstag, wird der Minister des Innern aufs Land und der Kriegs-Minister zu den militärischen Operationen an der obern Garonne abreisen.

Bulgarien. Sofia, 2. September. e: T. B.) Die „Agence Havas“ berichtet: Jn dem gestern unter dem Vorsiß des Prinzen von Coburg abgehaltenen Minister- rath soll dem Vernehmen nach die Anschauung zur Geltung gekommen a daß die Mission des Generals Ern- roth, selbst wenn dieselbe von den Mächten gebilligt werden sollte, von Bulgarien G e werden dürfe.

3. September. (W. T. B.) Jn dem eute abgehal- tenen Ministerrath is, wie verlautet, beschlossen worden, die Wahlen zur Sobranje auf den 9. Oktober anzu- beraumen und den Belagerungszustand am 8. Sep- tember aufzuheben.

Zeitungsstimmen.

die Handelsvertrags-Verhandlungen mit Oesterreih-Ungarn :

Die Verhandlungen zwischen dem Deutschen Reih und der österreihish-ungarishen Monarchie über die Erneuerung des mit Ende dieses Jahres ablaufenden Handelsvertrages bezw. Erweiterung des- selben zu einem Zollvertrage haben noch nicht begonnen; von den Ab- sichten der beiderseitigen Regierungen ist noch nichts Bestimmtes in dieser Angelegenheit bekannt geworden, und schon trachtet die man- heit erlih-freisinnige Agitation und Presse, dieselbe zu ihrer undeutschen Opposition anszubeuten und zu verunstalten.

_Gesflissentlih sucht man von dieser Seite die Unwahrheit zu ver- breiten, daß die deutsche Reichsregierung die übermäßig \hutzöllnerische Politik des Auslandes, selbst die fast täglih sich steigernde Prohibitiv- Politik Rußlands, hervorgerufen habe. Historish und thats*chlich ift das Gegentheil der Fall. Frankreih ließ ih in dem Frankfurter FSrieden8vertrage vom 10. Mai 1871 Artikel 3, etwas seltsamer Weise in diesemFFriedeasinstrument, zwar die Meistbegünstigung in Zolltarifsahen zusichern, hat seitdem aber niemals Neigung an den Tag gelegt, ein Tarifvertrag8verhältniß mit Deutsch- [land zu erneuern, vielmehr in seinem, das Freihändlersystem Napoleon's 111. beseitigenden hochschußzóllnerishen Generaltarif, wie anderweitig, vornehmlih die Erzeugnisse der deutshen Industrie aus- zushließen getrahtet; neuerdings nimmt man höchstes Aergerniß jenseit der Vogesen selbst an der Uecberlegenheit der deutshen Spiel- waaren-Industrie, deren überlegene Originalität und Geschicklichkeit freilich unverkennbar sind. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind, im überlegten Eigeninteresse ihrer nationalen Produktion und Industrie, die ebenso rücksichtslofen Hochschutzöllner, wie bis

vor Kurzem wenigstens in ebensolhem Interesse die Eng- länder die gefeierten und erklärten Freihändler waren. Oesterreih-Ungarn aber stellte sich {hon im Jahre 1878, als

der Handels- und Zollvertrag mit Deutschland vom Jahre 1868 er- [loshen war, wesentli auf die Basis eines autonomen, zwischen den beiden Reichstheilen dicsseit- und jenseit der Leitha von Neuem ver- einbarten Generaltarifs; nur mit dem seiner Industrie geringe, seiner Landwirthschaft keine Konkurrenz machenden Italien schloß es den Handels- und zugleich Tarifvertrag vom 27. Dezember 1878 ab. Zu- folge Kündigung von italienischer Seite läuft derselbe mit Ende dieses Jahres (1887) gleich dem deutsh-österreihishen Handelsvertrage ab.

In diesem Falle also folgte Deutschland mit seiner autonomen Tarifpolitik vom Jahre 1879 Oesterreih nah, ging ihm keineswegs voran. Dennoch wird von bezeichneter Seite selbst die durchaus fal\sche Nachricht verbreitet, daß Deutschland nunmehr gar den österreichis- ungarischen Generaltarif mit seinen erhöhten Zollsäßen vershuldet hab? gnd avf das Fntgegenßomu für ein neues Tarifverhältniß oder gar cine Zolleinigung keine Er- widerung zeige. Wie verhält es sich in Wahrheit damit ?

Der neue Zolltarif Oesterreih-Ungarns, der durch die Ausgleihs- verhandlungen zwischen beiden Reichstheilen wiederum auf zehn Jahre erneuert worden und bereits am 1. Juni d. J. in Kraft getreten ist, enthält allerdings in vielen seiner neunundvierzig Tarifklassen recht erheblihe Erhöhungen. Für uns aber ist die Hauptfrage hier die, wie verhalten dieselben sih zu dem deutschen Zoiltarif vom 15, Juli 8 selbst mit dessen Abänderungen durch die Novelle vom 24, Mai

Schon der österreihish-ungarishe Generaltarif vom Jahre 1877, der also dem deutschen vom Jahre 1879 um zwei Jahre voraufging, enthielt fast dur&gängig hökere Zolljäße als der leßtere, namentlich für fertige Fabrikate. Bei einer genauen Vergleihung beider Tarife aber, in deren gegenwärtigem Bestande, stellt sich heraus, daß die neuen Zollsäße des jenseitigen Tarifs die entsprechenden des diesseitigen vielfa sehr beträhhtlich, zum Theil fast prohibitiv übersteigen und gerade für solhe Fabrikate, welche die deutsche Industrie zunächst be- rühren, während im deutschen Zolltarif höhere Säße kaum zu finden O Es genüge, dies mit einzelnen hervortretenden Beispielen zu elegen.

In der Eiseninduslrie übersteigen die Zollsäße des österreichisch-

ungarischen Tarifs die des deutshen durchgängig und beträchtlich, so unter den Halbfabrikaten für Bleh und Platten von 5 bis zu 13 und 19 und unter den Eisen- und Stahlwaaren unter anderen Eisen- bahnräder um 9, Blehwaaren um 20, blanke Sägen, grobe Messer, Werkzeuge aller Art um 25, Kinderspielwaaren und Sghlittschuhe um 26, feine Messershmiedewaaren, Schreibfedern und dergleichen um 40, Nähnadeln unter 5 cm Länge um 140 A Unter den Instrumenten sind Klaviere und Pianinos um 50, optische um 280, unter den Kurzwaaren feinere Kinderspielwaaren, Spißen und künstliche Blumen um 80 X im österreichish-ungarischen Tarif höher als im deutschen verzollt ; nur Schmuck und Nippes sind in leßterem um 80 und 100, gewisse Stickereien um 20 4 höher tarifirt als in jenem. Auch in der chemischen Industrie übersteigt der österreihishe Tarif den deutschen vielfach. Wir können wohl darauf verzichten, weiter in einen Verglei der einzelnen. Positionen der beider Siy: p Tarife einzugehen. Thatsache ist, daß unter dem im Deutschen Reich mit gleihmäßigerer Berü- sichtigung der Landwirthschaft wiederhergestellten System des Schutzes nationaler Arbeit die deutsche Jndustrie sih zu einer Höhe aufge- \{chwungen hat, daß sie im gegenseitigen Verkehr mit fertigen Fabri- katen qualitativ und quantitativ selbst Syn überragt. Von diesem Standpunkt kann die international? Wirthschaftspolitik des Reichs mit Ruhe und Zuversicht den ausländishen Handels- und Zollbewegungen entgegenblicken. .

Die „National-Zeitung“ schreibt über das Scheitern der Spiritus-Koalition u. A. :

. __. Obgleich wir das Recht der Brenner zu ihrem Koalitions- versuche anerkennen mußten und in der Erhöhung dec Schnapspreise kein Unglück sehen, haben wir doch den Plan von Anfang an im politishen und im Handelstheil unseres Blattes dur Hervorhebung

louse bezeihnen die Mobilmachung bis jegt als voll-

der sahlichen Gründe gegen denselben vielfach bekämpft. . . . Was an dem Versuch der Brenner berechtigt war, nämlich das Bemühen,

In der „Staatsbürger - Zeitung“ lesen wir über |

von Ésterrei{Wcch-rugarisdgr Seits f

die ihnen durch das Branntweinsteuergeseß zugedahte Entschädi- M für die Beeinträhtigungen durch dieses Geseß thatsächlich zu ern, dürfte sich auch auf andere Weise verwirklihen laffen.

Vielleicht noch s{chwerer als die Urheber des Koalitionsgedankens werden durch das Scheitern desselben die deutsch - freisinnigen Agitations-Politiker getroffen. Selbst auf die Gefahr hin, das Unternehmen dadur zu fördern, hatten sie behauptet, dasselbe sei eine nothwendige und natürliche Folge des Branntweinsteuergeseßes. Jeßt liegt die Thatsahe vor, daß die Koalition auf der Basis dieses Griepes niht möglich war, obglei E ersten Ranges ihre Beihülfe zur Durchführung dargeboten hatten, die natürlichen gesthäftlihen Gegner des Unternehmens sich zum größten Theil äußerst s{chwachmüthig erwiesen und dasselbe mit großem Eifer und Geschick geleitet wurde. Troß alledem ist es gescheitert, ist die angebliche selbstverständliche Ne des Branntweinsteuergeseßes niht eingetreten. Selten ist eine haltlose Agitation so eklatant zu- fammengebrochen, wie die, wozu die Deutsh-Freisinnigen das Koalitions- projekt hatten ausnugen wollen.

Die „Nationalliberale Correspondenz“ äußert sih über die gescheiterte Spiritusgesellshaft folgendermaßen :

An dem wunderlihen Lärm der deutschfreisinnigen Presse war jedenfalls das Wunderlichste, daß man gar nicht bedacht hatte, wie sehr man auf einen sonst bei jeder Gelegenheit so hoh epriesenen Ruhmestitel der alten Fortschrittspartei loshieb. Oder steckte in dem Spiritus-Gesellsbaftsprojekt im Grunde etwas Anderes, ols jener Genossenshastsgedanke, den vor einem Menschenalter Schulze-Deliß\ch den Handwerkern und Arbeitern predigte? Ganz speziell genommen, hat niht au das Sculze-Delibsh'she System den Handwerkern die Errichtung gemeinschaftliher Verkaufsmagazine zur Erzielung besserer Preise empfohlen? Und wo ist es da einem fortschrittlihen Blatt eingefallen, über die Gefahr von „Privatmonopolen“ zu schreien oder von Verleßung der berechtigten Interessen des Zwischenhandels zu reden? Was das [leßtere anlangt, fo sind bekanntlich die nah Schulte-Deliß\{ch'\{chent Muster geschaffenen‘ Konsumvereine der Abscheu zahlloser Kleinkrämer, deren rechtmäßiges Einkommen sie allerdings in vielen Fällen erheblid geschmälert haben. Wer aber hat je aus fortschrittliher Feder ein Verdammunggsurtheil über die Konsum- vereine gelesen? Nun, was dem einen recht ist, ist dem andern billig diesen Saß wird doch am wenigsten eine ,freisinnige Partei mißachten wollen! Wenn die Konsumenten - berehtigt sind, Vereinigungen zur Erzielung niedrigerer Preise zu bilden, wie sollteñ die Produzenten ihrerseits sich nicht ebenfalls zur Erzielung höherer Preise zusammenschließen dürfen? Das leßtere ist nicht nur jedenfalls ebenso berechtigt, es kann auch unter Umständen als allgemein volks8- wirthschaftlih nüßlich, ja nothwendig erscheinen. Unsere extrem frei- händlerishe Opposition thut immer, als ob ein ungemessenes Sinken des Preises der Verbrauchëgegenstände der Inbegriff einer gedeihlichen WVirthschaft8entwickelung sei. Ueber folch kurzsichtige Einseitigkeit ist gar niht erst zu reden. Es giebt immer eine Grenze, unter welche der Marktpreis der Waaren wichtiger Produktionszweige niht sinken darf, ohne daß das Gemeinwohl Schaden leidet. Darin liegt einer der unbestreitbaren 2e rah (00 2 von Schußzöllen, welche einen durch ausländische Zufuhr bewirkten übertriebenen Preisdruck zu ver- hindern bestimmt sind.

Die „Danziger Allgemeine Zeitung“ schreibt:

Deutsche Waaren in Frankreih find bekanntlich fortwährend Gegenstand der heftigîten Angriffe der französischen Hetblätter, welche den Einkauf sowohl wie den Verkauf deuts{cher Waaren als eine Art Landesverrath behandeln. Wie aus dem Wochenbericht der Leipziger Monatsfchrift für Tertil-Jndustrie ersichtlich, können die großen Pariser Häuser in einzelnen Geschäftszweigen ohne die deutschen Waaren gar nicht bestehen. Das bekannte Pariser Geschäftshaus „Bon Marché“ hat dur einen nach Berlin gesandten Vertreter in Berlin sowohl wie in Plauen, Chemniß u. \. w. Mäntel und konfektionirte Weißwaaren einkaufen lassen (die später zum Theil wohl wieder als „Pariser“ Arbeit auch nah Deutschland zurückwandern werden), Auch Zaillen hat der „Bon Marché“ in Berlin bestellt, ebenso hat ein anderes Pariser Haus mit zwei Einkäufern aus Buenos Ayres hier sehr bedeutende Ankäufe und Bestellungen gemaht. Es scheint alfo, daß für einige Franzosen wenigstens noch in Geschäftssachen die Ungemüthlichkeit aufhört, welche sie den Deutschen gegenüber sonst so gern zur Schau tragen.

Der „Hannoverfche Courier“ bemerkt:

Die deutshe Sceibenglasfabrikation beherrscht in ihrem der- zeitigen Entwickelungs\stadium außer dem heimischen Markt auch cinen großen Theil des Auslandsmarkts, und bietet namentlich in Eng- land sowie in Belgien der dortigen Inlandskonkurrenz mit Erfolg die Spitze. euerdings tritt mgn in Belgien ans\cheine dem Prost nähF, an Skelle os Gndbeiebs in der Glasfao ation den Maschinenbetrieb zu seßen. Wie von dort berihtet wird, sollen erfolgreihe Versuhe angestellt sein, das Glas, anstatt es zu blafen, auszurollen, und hâtten die zu diesem Behuf kon- struirten Maschinen ihrem Zweck vollends Genüge geleistet. Allerdings dürften noh Jahre darüber hingehen, ehe das neue Verfahren eine industrielle Verwerthung im Großen gestattet, zumal auc der Kosten- punkt ein sehr beträchtlicher zu sein heint. Allein das Streben, in der Konkurrenz obzusiegen, wird auch in diesem, wie in allen anderen Fällen nicht cher rasten, bis das vorgesteckte Ziel entweder erreicht ist oder sih als überhaupt unerreihbar herausgestellt hat. Es gilt also, die Augen offen zu halten.

Die „Kölnische Zeitung“ deutsche Eisengewerbe im Orient: A

Schon wiederholt wurde an dieser Stelle auf die stetige Er- weiterung des Absaßzmarktes des deutschen Eisengewerbes im Orient, insbesondere in Serbien, Bulgarien, Rumänien und in der Türkei, hingewiesen, und die fortgeseßten Berichte und Klagen von Seiten des österreichishen, belgishen und englischen Wettbewerbs be- kunden, daß das fkräftigste der deutschen Ausfuhrgewerbe das Gebiet seiner Thätigkeit noch immer ausdehnt. In Bulgarien hat deutsher Draht allen Mitbewerb geschlagen, ins- besondere aben deutsche ODrahtfabriken bei der bulgarischen Regierung ‘und Eisenbahnbau-Gesellshaft größere Lieferungen an Telegraphendrähten und Vorrichtungen erstanden. Ebenda haben deutsche die belgischen Drahtstifte ziemli verdrängt. Auch in Stab- eisen beherrshte Deutschland neben dem verkehrsbegünstigten englischen und belgischen Mitbewerb den bulgarishen Markt, und machte die Preise (9 H ab Fabrik, 12,40 bis 12,80 4 in Lompalanka), ebenso in Kleineisen und Stahlwaaren; ferner bezieht Bulgarien deutsche Waffen, Landwirthschaftsmaschinen, Buchdruckpressen, Nähmaschinen u. \. w., und wenn die politishen Verhältnisse si friedlih erhalten, so dürften in Folge des reihen Erntesegens in Bulgarien die deutsch- bulgarishen Handelsbeziehungen sh weiterbin vermehren. In Kon- stantinopel hat das deutsche Gewerbe seit 1875 die bis dahin vorherr- schenden Pariser Stifte durch deutshe Nägel völlig verdrängt. Konstantinopels Jahresbedarf hierin beträgt 2000 t und wird zumeist aus Deutschland, zum kleinen Theil auch aus Belgien gedeckt. Ferner liefert Deutschland nah Konstantinopel, wie der neueste Bericht der französishen Handelskammer daselbst hervorhebt, Möbelschlöffer, polirte Scharniere, Schrauben, Schreinerwerkzeug, Schmiedeeisen, Emailleguß, Feilen und Solinger Messershmiedewaaren, welche, wie die Sheffielder, in ihrer Art ohne Mitbewerb dastehen.

äußert über das

Statistische Nachrichten.

In dem in Nr. 205 des „Reichs-Anzeigers *" unter den Statistischen, Nachrichten abgedruckten Artikel über die Zahl der Richter und Rechtsanwälte ist aus Versehen die „N. L. C.“ als Quelle an-

Das Juliheft der Statistik des Deutshen Reichs welches soeben veröffentliht worden ift, enthält neben dem Nahweise über die Ein- und Ausfuhr der wichtigeren Waaren- artikel im deutschen Zollgebiet für den Monat Juli 1887 auch den entsprehenden Nachweis für die Zeit vom 1. Januar bis Ende Juli 1887. Die Vergleichung der Ergebnisse desselben mit denjenigen für den gleichen Zeitraum des Vorjahres ergiebt im Allgemeinen eine Zunahme der Einfuhr wie der Ausfuhr. Die nachfolgenden An- gaben sind in Doppel-Centnern zu 100 kg gemaht. Wesentlich estiegen ist die Cinfuhr von Arrak, Cognak und Rum, Wein in bäfern, Sleisch, Südfrüchten, Mehl, Reis, Kartoffeln, Eiern, un- earbeiteten Tabakblättern, Oelfrühten, Palm- und Kokos- nußöl, Petroleum (2576 029 gegen 1 961 995) und mineralishen Schmierölen, ferner von roher Baumwolle (18317737 gegen 1146 086), Flachs, Hanf und Jute, Eisenerzen e 045 477 gegen 4 243 372), Holzborke und Gerberlohe, Bau- und Nußholz (11 845 173 gegen 9118 150), Dachschiefer, Braunkohlen (24 794 945 gegen 23 508 627), Fichtenharz; und Terpentin, gewöhnlihen und feuerfesten Steinen aus Thon, Taschenuhren 2c. Von der Einfuhr an Bau- und Nuthol; im laufenden Jahre entfallen auf rohes Bau- und Nußholz 7108 918 (+ 1 404 421), auf Faßdauben und Stabholz 380 313 (+ 22 178), auf beshlagenes 2c. Holz 1883 921 (+ 746780), und auf Säge- und Schnittwaaren 2 370 665 (554 510). Was die Ein- fuhr von Getreide, Hülsenfrühten und Malz betrifft, so hat die Ein- fuhr von Weizen, Roggen, Hafer, Buchweizen, Hülsenfrüch- ten, Hirse und Malz, wenn auch niht beträhtlih, zu- enommen, die Einfuhr von Gerste und Mais dagegen abgenommen. ei Weizen beträgt die Zunahme 265 175, bei Roggen 318 314. Eine Abnahme der Einfuhr is insbesondere bemerkbar bei Borsten- vieh, Schmalz und \{chmalzartigen Fetten, Obst, Kaffee, Kleie, Rinds- häuten, Roheisen, Baumwollen-, Leinen- und Wollengarn 2c. Be- treffs der Ausfuhr liegt ein bemerkenswerther Rückgang vor bei den Kartoffeln (— 207 394), Spiritus (— 167 483 Doppel-Ctr.), Wein, Kochsalz, Obst, Weizen, Hafer, Raps und Rübsaat, Schafvieh, Blei, Eisenerzen und Roheisen, Holzstoff, Bau- und Nußholz, Schaf- wolle, Baumwollen- und Wollengarn; im Uebrigen ist dieselbe fast durchweg, und zum Theil recht beträchtlih gestiegen.

(Berl. Pol. N.) Für den 15. Aerztetag in Dresden hat der Referent desfelben über das M E: Dr. Busch- Krefeld, eine Uebersicht über die Ergebnisse dieses Ge)eßes im Jahr 1885 ausgearbeitet, welche cine Fülle interessanten Materials dar- bieten. Nach derselben kamen für das Deutsche Reih, dessen Ein- wohnerzahl 46 845 531 beträgt, auf je 10000 Einwohner 3,48 Aerzte. Die Anzahl der Kassenmitglieder überhaupt betrug 4294 173, so daß auf je 10 000 Einwohner 917 Kassenmitglieder entfielen. Die Anzahl der Kassen nah dem Reichsgeseß vom 15. Juni 1883 belief sich auf 18776, es famen somit auf jede Kasse durch- \chnittlid 228,7 Mitglieder. Die Gesammt - Einnahme dieser Kassen berehnete sich für das in Rede stehende Jahr auf 66 100 344 M, die Gesammtausgaben auf 52 646 826 4 Die Aus- gaben für Aerzte stellten sich insgesammt auf 9 060 945 d, d. h. 13 9% der Einnahme und 17% der Ausgabe, pro Kopf und Jahr also auf 2,11 M; die Ausgaben an Arznei 2c. beliefen fich auf 7 072 016 M, pro Kopf und Jahr auf 1,64 4, die Ausgaben für Krankengelder an Mitglieder, Angehörige der Mitglieder und für Verpflegungskosten an Krankenanstalten insgesammt auf 28419 658 4, also pro Kopf auf 6,61 4 Die Verwaltungskosten betrugen insgesammt 3 384 536 4, d. h. 5% der Einnahme und 69/0 der Ausgabe, pro Kopf und Jahr 0,78 M

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Stettin in alter und neuer Zeit. Bearbeitet von Wun. Heinr. Meyer, Stettin. Stettin, Druck und Verlag von F. Hessenland, 1887. Pë. geheftet 6 4, in Prahtband 7,50 M. Der Verfasser hat sich bereits durch andere Beiträge zur Lokalgeshihte Stettins bekannt gemaht. Die gute Aufnahme, welche diese Arbeiten gefunden haben, veranlaßten ihn, tiefer in die Geshihte Pommerns und speziell die Heimathskunde von Stettin einzudringen. Mit den fo gewonnenen Resultaten war ursprünglih nur eine für den Verf. selbst bestimmte, nach der Zeitfolge geordnete Uebersicht der hauptsächlichsten, die Stadt Stettin betreffenden Begebenheiten in alter und neuer Zeit beabsichtigt. Bei der Zusammenstellung dieser chronologishen Notizen kam er jedo mehr und mehr zu der Ueberzeugung, daß mit seiner Arbeit auch für manchen seiner Mitbürger ein in vielen Fällen nüßliches Nachschlagebuh geschaffen sein dürfte. Deshalb entschloß er si zur Veröffentlihung und hofft, dadur nit nur ein allgemeineres Interesse, sondern besonders noch das anderer Forscher für die Geschichte der alten Handelsstadt anzu- regen. er ursyxünglichen Bestimmung und Entstehungsart dk Arbeit ® entsprend, ninfft die” hrInologishe Uebersicht der Geschihte der Stadt einen besonders großen Raum, etwa die Hälfte des Bandes, ein. Dieselhe verzeichnet alle bemerkenswerthen Daten aus der Geschichte der Stadt, geordnet nah den drei Hauptperioden: unter der Herrschaft wendiscer Fürsten und Herzöge von Pommern bis 1637 (nebst Stamm- ta'el der männlihen Linie der regierenden Herzöge von Pommern-Stettin), unter \{chwedis{er errshaft, 1648 bis 1720, und unter preußisher Herrschaft, 1720 bis Ende 1886. Voran gehen kenntnißreih und interessant geschriebene Abschnitte über die Geschichte der Stadt im Allgemeinen, ihre Lage, Klima und Witterung, Bevölkerung, Handel, Schiffahrt, Industrie, die Topo- graphie älterer Zeit, die Bauwerke und Kunstdenkmäler, mit zahl» reichen Abbildungstafeln; am Schluß find die Siegel der Stadt ab- gebildet und beschrieben \owie einige bezüglihe Urkunden mitgetheilt. Eine ganze Reihe von Plänen und Ansichten der Stadt, nah alten Originalen, Gemälden, Handzeichnungen 2c., Abbildungen des Schlosses und der Hauptkirhen, auch Karten der Wasserstraßen von Stettin über Swinemünde in die Ostsee bieten eine angenehme, belehrende Zugake. Die auch äußerlih elegant ausgestattete Chronik verdiènt die Aufmerksamkeit aller pra städtischer Geschichte, ganz besonders aber der jeßigen und ehemaligen Bürger Stettins selbst. j

Brubn's Verlag (Inhaber: Eugen Appelhans) in Braunschweig bietet der deutshen Schuljugend und patriotischen Vereinen in neuer, um über das Doppelte vermehrte: Auflage die Festschrift : „Von Ems bis Paris* von F. Knauth, Rektor. Materialien zur musikalisch- deklamatorishen Gedenkfeier des Krieges 1870 und 1871. (Preis à 50 S. Partiepreis 25 Exemplare 9 46.) Diese von warm patriotishem Geist durchwehte Festschrift wird Vielen willkommen sein. Die Aufführung wird nirgends Schwierigkeiten bereiten.

Die „Deutsche Rundschau“, von der uns das Sep- temberheft zugegangen ist, beendet mit demselben ihren dreizehnten Jahrgang und bietet uns Veranlassung, von neuem auf diese vornehme und gehaltreihe Zeitschrift aufmerksam zu machen. In wenigen anderen Zeitschriften mag während der gleichen Frist eine gleich große Zahl von novellistishen, wissenschaftlichen und zeitgeschicht- lichen Baltelan veröffentlicht worden sein, welche die Aufmerksamkeit des Jn- und Auslandes in so hohem Grade beschäftigt oder in Reproduktionen und Ueberseßungen eine so weite Ver reitung

efunden haben, wie - die der „Deutschen Rundschau“. Aber indem wir einen fsolchen Erfolg rühmen , stellen wir noch über denselben' das Bestreben der „Deutschen Rundschau“, in ernster, gewissenhafter und gleihmäßiger Arbeit jedem ihrer Hefte den Ausdruck und Charakter echter Geistesbildung zu geben. Die „Deutsche Rund- \hau“ hat den Beweis geliefert, daß auch für Deutschland die Zeit der großen, vornehm gehaltenen, reih ausgestatteten Revuen gekommen ist, und nach dem Programm, welches sie für den 14. Jahrgang ver- öffentliht hat, wird sie auf diesem Wege beharren. Das September- Heft \chließt auf das würdigste den dreizehnten Jahrgang ab. Neben einer feinsinnigen, auf Corfu spielenden Novelle Hans Hoffmann's: „Die Weinprobe“ finden wir einen hochinteressanten Aufsaß von Reinh. Koser „Sophie Charlotte, die erste preußishe Königin“,

Siegmund Slesinger beleuchtet unter dem Titel „Station Buratbeater !“ die Hofburg - Direktionsperiode Wilbrandt's. An der Hand eines der Königin Victoria zu ihrem Regierungs - Jubiläum dargebrahten umfassenden literarischen Werkes s{ildert Lady Blenner- hassett in kurzen, PREs Zügen die „fünfzig Regierungsjahre der Königin Victoria“, Gust. Karpeles theilt einen bisher ungedruckten Auffay H. Laube's über Heinrich Heine mit, den Laube Anfang August 1846 auf das Gerücht hin, daß Heine gestorben, geschrieben hatte und der nun jeßt erst seine Veröffentlichung erfährt. Neben der Politischen und Literarishen Rundschau, neben den bibliographischen und „litera- rischen Notizen nennen wir noch Karl Frenzel's Novelle „Schönheit und Helene Böhlau's leßte Rathsmädelgeschihte „Das Gomelchen“. Ein derartig reicher und anregender Inhalt erweckt hohe Erwartungen auf das fommende Quartal der „Deutschen Rundschau“, und wir sind überzeugt, daß diese nicht getäusht werden!

Land- und Forstwirthschaft.

Im Verlage der Roßberg'shen Buchhandlung, Leipzig, ersien ein Scristchen, betitelt: „Wie wird man ein Forstwir1h?“ auf Grund der für die Staatsforstverwaltungsbeamten in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz erlassenen Regulative und Verordnungen herausgegeben von Max Neumeister, ‘Professor an der Forst- akädemie Tharandt. Pr. 1 4 Die Verlagshandlung hat bereits eine Reihe von derartigen fahwissenshaftlihen Brochuren erscheinen lassen, in denen eine kurze, mit manchen praktischen Winken ver- bundene Beantwortung der Frage geboten wird, wie das betreffende Studium einzurichten sei, um das Wichtige nicht zu übersehen und an das Unwichtige nicht zu viel Zeit und Kraft zu verschwenden. Der Verfasser legt zunächst die Nothwendigkeit für den Staat dar, sih tüchtige Fors\twirthe zu verschaffen, womit er nur die eigentlichen Verwaltungs- beamten meint im Gegensaß zu dem niederen Forstshuß- oder Hül\s- personal. Er empfiehlt, nur solche Personen zum forstlihen Studium zuzulassen, welche militärtüchtig sind, dadurch würde nah Ansicht des Verfassers am einfachsten und gerechtesten die Frage der Ps gelöst werden können. Im Königreih Sachsen haben z. B. seiner ngabe nab seit Einführung des Einjährig-Freiwilligensystems ca. 50 °/o der Oberförster-Kandidaten beim Militär gedient. Hätten nur diese beim Forstfah Aufnahme gefunden, so würde die Kandidatenzeit im Durh- {nitt von 13 auf 6 Jahre, also etwa auf die für Preußen geltende Norm, herabgedrückt worden fein. Daß das zu späte Einrücken in die selbständige Stellung eines Oberförsters dem Dienst aber nicht zu Gute kommen. kann, liegt seiner Ansicht nah auf der Hand. Der Verfasser konstatirt ferner die eigenthümliche Thatsache, daß bei dem starken Andrang zum Forstfach die Söhne von Forstbeamten verhält- nißmäßig zurücktreten, was, wie er meint, ohne Zweifel daran liegt, daß die Forstbeamtenföhne mehr mit den Schattenseiten des Forstfahs vertraut find und vielfa niht den für die Ausbildung des Forstmanns erforderlihen hohen Aufwand von zu Hause erlangen können. Diese Erscheinung sei um so bedauerlicher, da jedenfalls Söhne von Forstbeamten in hervorragender Weise die Qualifikation für den forstlihen Beruf besißen müßten. Obwohl der Eintritt und die Beförderung als Staatssforstdienst-Aspirant in den verschiedenen Ländern an eine Reihe von Bedingungen geknüpft ist, fo lassen fh troß mehrfacher Abweichungen derselben in den Staaten des Deutschen Reichs, in Oesterreich und der Schweiz für eine übersichtliche Dar- stellung folgende Kapitel bilden: Allgemeine Vorbildung, körperliche Beschaffenheit, sonstige Vorausseßungen, praktishe Vorbildung, akademische Studien nebst Prüfungen, Weiterbildung bis zur Siaats- prüfung, Staatsprüfung, Weiterbildung bis zur Anstellung als Revier- verwalter bezw. Oberförster. Für das Ausbildungs- und Prüfungs8wesen der Forstverwaltungsbeamten stellt der Verfasser folgendes Normal- programm auf, welches er der Kritik aller Sachverständigen empfiehlt. Die Grundzüge dieses Programms sind folgende: Die allgemeine Vorbil- dung ist durch das Ma eines Gymnasiums oder eines Realgymnasiums nachzuweisen. Nach Absolvirung einer solhen Schule muß eine Universität mindestens während dreier Semester be- zogen werden, um eine weitere allgemeine Ausbildung in der Mathe- matik und in den Naturwissenschaften zu erhalten und Vorträge über Natignalökonomie, Finanzwissenschaft und Rehtswissenschaft zu hören. Wenigstens in diesen Fächern ist eine genügende Prüfung abzulegen. An ‘diese Studienzeit [chließt sich eine halbjährige praktische Vorbe- reitungszeit bei einem Staats-Dberförster an. (Söhne von Forst- beamten könnten füglih davon dispensirt iv Der Eintritt in diesen Kursus wird in der Regel nur denjenigen gestattet, welche ihrer Militärdienstpfliht bereits genügt haben. Diese Bestimmung ent- spricht dem Grundsatze, daß nur Militärtüchtige Zutritt zum Staats- forstverwaltungsdienst erlangen follen, und daß jedenfalls vor Ab- legung des Staat8examens die Militärdienstzeit bei der Truppe zu

beenden is. Für Nichtmilitärs i nur Aussiht auf An- stellung im Gengsinde-. . u@d Pri@atdägnst vorlgnden. tach dan praktishen Kursus muß wenigstens drei Semester lang

orstwissenshaft ftudirt werden. Dieses Studium erfolgt ent- Ube 4 La mit einem forstlihen Institut oder Seminar ver- bundenen Universität oder auf einer Forstakademie. Ersteres erscheint zweckmäßiger. Alle hierbei in Betracht kommenden Disziplinen, deren Ausdehnung am besten ein Forstmann beurtheilen kaun, find von Forstleuten resp. forstlihen Professoren vorzutragen. (Die jeßt dazu theilweis noch fehlenden Dozenten würden nach Einführung des Normalprogramms leichter zu beschaffen fein.) Nach Beendigung der forstlihen Studien ist eine Abgangsprüfung zu bestehen, bei welcher nur die betreffenden Professoren examiniren. Die darauf folgende Acceßzeit muß mindestens 2 Jahre und darf längstens 5 Jahre dauern. Eine Beschäftigung bei Forsteinrihtungsarbeiten ift unerläßlich. Die letzte oder Staatsprüfung wird dur eine von der Regierung besonders ernannte Kommission abgehalten. In diese Kommission, welche am besten aus 5 Mitgliedern gebildet wird, sollen nur Forstbeamte oder forstlihe Professoren (von diesen höchstens 2) gewählt werden. Vor der Anstellung als Oberförster sind thunlichst alle Kandidaten theils im Verwaltungsdienst, theils bei Forsteinrihtungen zu beschäftigen.

Veterinärwesen.

Nachrichten über Verbreitung von Thierkrankheiten im Auslande.

Rußland. / ÎÍn den Deutschland zunächst gelegenen und in den sonst haupt- \ächlich in Betracht kommenden Gouvernements und Gebieten : Nach Meldungen vom 1. Juni bis 1. Juli 1887.

Rinderpest. Zal / « Gouvernements L A Neuerkrankten : Gefallenen: Woronesch . 312 124 JIrkutsk 953 780 Perm 434 356 Ssaratow . 993 993 Taurien 1231 856 Tobolsk. 1221 968 Tomsk . 4332 3784 (Gebiete : 5

Donische Kosaken 867 576

Oesterreich.

Laut der am 7. August 1887 vorliegenden Meldungen.

gegeben, während der Artikel dem „Hannoverschen Courier“ ent- nommen war.

der eine besondere Wichtigkeit durch die darin mitge- theilten, bisher ungedruckten Briefe der Königin erhält. Fanny Lewald seßt ihre „Erinnerungen an Franz Liszt“ fort, und

Land. Zahl der infizirten Orte. Milzbrand.

Galizien E Ua e A R SIRE o E

Maul- und Klauenseuche. M9 Nieder-Oesterreich 1 S(blesien . C 3 Ua (S 2

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