1887 / 223 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Sep 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Die Haf triot eines Bergwerks-, Fabriks- 2c. Be- fißers für Unfälle bei dem Betriebe aus dem 8. 2 des Reichs- haftpflichtgesezes ist, nach einem Urtheil des Rei@hs- erihts, VI. Civilsenats, vom 30. i d. J., davon ab- ngig, daß Derjenige, welhem die Herbeiführung des Unfalls ur Last gelegt wird, zur Zeit der Herbeiführung zu dem abrikunternehmer in dem Verhältniß eines Bevollmächtigten oder eines Repräsentanten oder einer zur Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebes oder der Arbeiter an- ra Person gestanden und in diesem Verhältniß durch ein ershulden in Ausführung der Dienstverrihtungen den Unfall herbeigeführt hat. Hat dieser aber thatsählih zur Zeit der Herbeiführung des Ünfalls in dem gedahten Verhältniß zu dem Fabrik- 2c. Unternehmer nicht gestanden, so fehlt die P für die Anwendbarkeit des Reichshaftpflicht- gesebes, elbst wenn dem Urheber des Schadens früher die eaufsihtigung des Betriebes übertragen gewesen war, und der Beschädigte ihn zur Zeit des Unfalls irrthümlih noch für den Betriebsleiter gehalten hat.

Der General-Lieutenant von Grolman, Comman- deur der 8. Divifion, ist mit achttägigem Urlaub von Erfurt hier eingetroffen.

Kiel, 22. September. (W. T. B.) Heute Abend 6 Uhr fand bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wil- helm auf Bellevue ein Diner statt, zu welhem gegen 70 Einladungen ergangen waren. Bei dem Diner brachte Prinz Wilhelm ein O auf Se. Majestät den Kaiser aus, welches begeistert aufgenommen wurde. Der Chef der Admiralität, General-Lieutenant von Caprivi, feierte durch einen Toast Jhre Königlihe Hoheit die

rinzessin Wilhelm, worauf Se. Königliche Hoheit der

rinz Wilhelm mit warmen Worten dankte, in denen Höchstderselbe zugleih für den Fhm und Seiner Gemahlin be- reiteten herzlißhen Empfang Seinen Dank aussprah. Am Abend wurde Jhren Königlichen Hoheiten von den hiesigen Gesangvereinen eine Serenade dargebracht. 7 /

23. September. (W. T. B.) Fhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm haben heute Mittag 121/2 Uhr, von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen T h begleiiet, Kiel wieder verlassen. ne Voi der Herzog und die Herzogin zu Shhles- wig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg gaben ihren hohen Verwandten das Geleit nach dem Bahnhof; eine offizielle Verabschiedung fand nicht statt. Das in den Straßen und am Bahnhof ¿atTreid versammelte Publikum begleitete die Prinzlichen Herrschaften mit begeisterten Zurufen. Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm begiebt Sich nah O L QTL L Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin

ilhelm kehrt, wie verlautet, direkt nah Potsdam zurü.

Bayern. München, 23. September. (W. T. B.) Die Kammer der Cf E E hat den Geseßh- entwurf, betr. die Abänderung der Verfassung, auf den Antrag des Abg. Walter, welcher sih für den Geseh- entwurf aussprach, an einen besonderen, aus 14 Mitgliedern bestehenden Aus #\chuß verwiesen. Der Gesetzentwurf, betreffend den Ausbau der strategishen Bahnen, wurde nah kurzer Berathung in erster Lesung ange- nommen.

Sachsen. Dresden, 22. September. (Dr. J.) Der Prinz Georg und Prinz Friedrih August haben sih estern Nachmittag nah dem Königlichen Jagdhause R ehe- Feld begeben.

Württemberg. (St.-A. f. W.) Die regierende Fürstin zur Lippe ist heute von hier abgereist, Der Prinz und die Prinzessin

Friedrihshafen, 21. September.

Wilhelm sowie die Prinzessin Pauline sind heute Nacht, von ihrem Sommeraufenthalt in der Villa Seefeld bei Rorschach kommend, wieder in Ludwigsburg eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 22. September. (W. T. B.) Die „Karlsruher Zeitung“ erklärt die Meldung mehrerer Blätter, daß der Großherzog auf der Mainau den preußischen Gesandten von Schlözer empfangen und mit demselben über kirchenpolitishe Fragen konferirt habe, für vollständig erfunden. Der Großherzog habe den Ge- sandten von Schlözer niht empfangen, und Leßterer habe auch gar keine Schritte gethan, um vom Großherzog empfangen zu werden.

Hessen. Darmstadt, 22. September. (Darmst. Ztg.) Nachdem der Großherzog am Abend des 20. d. die sämmt- lichen Bivouaks der Großherzoglichen (25.) Division besucht, gestern dem Manöver auf dem re{hten Fulda:Ufer bis zum Schluß und Mittags auf dem Bahnhof zu Fulda der Ein- \{hiffung eines Theils der Truppen beigewohnt hatte, traf derselbe gestern Nachmittag hier wieder ein und wurde am Bahn- hof von dem Prinzen Christian zu Shleswig-Holstein empfangen. Jm Gefolge der Höchsten Herrschaften befanden ih General-Lieutenant von Westerweller, Oberst-Lieutenant

ernher und Hauptmann von Grancy. Der Erbgroß- herzog ist bereits vorgestern aus dem Manöver hierher urückgekehrt, weil derselbe sich * beim Sprung von einem

avin den Fuß vertreten hatte. Heute Vormittag hat sich der Prinz H Nian zu Shleswig-Holstein von hier nah Ungarn begeben.

Sachsen - Coburg - Gotha. Coburg, 22. September. (W. T. B.) -Jhre Königlihe Hoheit die Erb- prinzessin von Sachsen-Meiningen is heute nah Meiningen abgereist.

Séehweiz. Bern, 22. September. (W. T. B.) Der Bundesrath hat die Neuwahlen für den National- rath auf den 30. Oftöber angeordnet. Der Zusammen- triti der neuen Bundesversammlung wird am 5. Dezember erfolgen.

Großbritannien und Jrland. London, 21. Sep- tember. (A. C.) Mit Ausnahme der „Daily News“ und „Pall Mall Gazette“ billigen die großen Londoner Blätter

ie gestern von der iri}chen Exekutive verfügte theil- weise Unterdrückung der National - Liga. Die „Times“ s{reibi: „200 Zweigvereine der National-Liga werden durch die Verfügung des Landstatthalters berührt. 65 derselben befinden sfich in dem befonders unruhigen Kreise Clare. Zum Kreise Condons und Clangibbon gehört Mitchels- town, sodaß die Regierung wirksam einschreiten kann, falls

irgend ein aufrührerisher Versuch wegen der Prozessirung W. O'’Brien's gemacht wird. Nachdem die e die Liga in gewissen Distrikten verboten und aufgelöst hat, ist es ihre Pflicht, darauf zu sehen, daß die Unterdrückung jeßt auch wirklich durchgeführt und es der Liga nicht erlaubt wird, unter neuem Namen wieder aufzutreten, wie es die Landliga unter Sir G. Trevelyan that. Die Verbrechenakte hat auch diesen Fall in Betracht gezogen, und die der Regierung übertragenen Gewalten müssen jeßt ohne Zaudern und Schwäche zur Anwendung gebracht werden. Dann werden die Zustände in Frland „bald andere werden.“ Der „Standard“ meint, das Verfahren der irischen Exekutive werde eher Befriedigung als Ueberrashung erwecken. Der Schritt werde natürlich auf jeder separatistishen Versamm- lung und in jedem separatistischen Blatte einen neuen Text für Jnvektiven gegen die Regierung bilden, aber er sei nur die Folge von- dem, was die irishen Unzufriedenen gewollt haben. Wie Dillon gestern offen in Limerick Ge, andele es sich um einen Kampf auf Leben und Tod zwischen der Regierung und der Liga. Die Regierung würde den herbsten Tadel verdient haben, wenn sie eine halbe Session damit zu- gebracht hätte, sih Vollmachten geben zu lassen, ohne dieselben dann anzuwenden. Der Kampf gegen die Liga möge ein hef- tiger werden, aber der Sieg werde jedenfalls dem Geseh ver-

bleiben.

%22. September. (A. C.) Der irische Ober- Sekretär Balfour hat bereits eine große Anzahl anonymer Briefe erhalten, in welchen er mit dem Tode bedroht wird. Auch anderen Ministern sind dergleichen Schreiben zugegangen. Als der verstorbene Forster das Amt eines Ober-Sekretärs bekleidete, pflegte er durchschnittlich zehn solher Briefe täglich zu erhalten. Dieselben verursachen feine Besorgniß, aber die Polizei ergreift dennoch Vorsichts- maßregeln.

Jn London sind beunruhigende Nachrichten von den

Stanley Falls eingegangen, welche Station die Araber dem Congo-Freistaat zu übergeben verweigerten, als Tippoo Tipp mit dem Major Bartellot ankam, um die Gouverneurschast Namens des Staats anzutreten. Die Araber wollen augen- scheinlih Herren von Stanley Falls bleiben, um im Stande zu sein, den Sklavenhandel bit iglitas :

Aus Sydney (Australien) berichtet ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“:

Das Parlament von Neusüdwales wurde heute von dem Gouverneur Lord Carrington eröffnet. Jn seiner bei diefer Gelegen- heit gehaltenen Rede kündigte der Gouverneur an, daß die zwei Hauptmaßregeln der Session die Herstellung einer Lokal- verwaltung und die Ergänzung der Bodengeseße scin würden. Letztere würden größere Erleichterungen bereiten für die Er- werbung von Freilehns-Häusern Seitens der niederen Klassen und die Ansprüche der Weidelandpächter in billiger Weise regeln. Ferner würden Vorlagen eingebraht werden für die bessere Verwal- tung von Eisenbahnen, die Gründung von Musterfarmen und land- wirthschaftlihen Seminaren, die weitere Entwickelung des Berg- baues und für eine gleiGmäßige Vertheilung der Steuer- lasten unter den verschiedenen Klassen der Bevölkerung. Das Parlament würde auch angegangen werden, die in der in London abgehaltenen Kolonial - Konferenz vereinbarte Uebereinkunft für die Verbesserung der Flottenvertheidigungs- mittel der Kolonie zu sanktioniren. Gleichzeitig würde die Militär- organisation zur Begutachtung unterbreitet werden und sei auch die Gründung einer militärischen Bildungsanstalt sowie die Fabrikation von Schießpulver und anderer Kriegsmunition in Gemeinschast mit den übrigen Kolonien in Ausficht genommen.

22. September. ‘(W. T. B.) Ein Reuter'sches Tele- gramm ‘aus Simla, von heute, meldet das Gerücht: Eyub Khan sei bei Kain in Persien gefangen ge- nommen und mehrere seiner Begleiter in der Umgegend von Meshed gesehen worden. i :

Dublin, 22. September. (W. T. B.) Die Behörden haben den Deputirten Dillon und Cordon das Verbot zugehen lassen, morgen, wo der Prozeß gegen O'Brien und Mandeville wegen Aufreizung der Pächter zum Widerstand gegen die Gesegze seinen Anfang nimmt, in Michelstown eine öffentlihe Versammlung abzuhalten.

Frankreich. Paris, 21. September. (Fr. C.) Da der Kriegs-Minister den Wunsch geäußert hat, baldmöglichst die Jäger- und Zuaven-Bataillone, welhe der Okkupa- tions-Division angehören, aus Tongking zurückzuberufen, werden im Marine-Ministerium die Mittel gesucht, diese Ba- taillone durch Marine-Jnfanterie zu ersetzen.

Der neulihe Kongreß der Schullehrer, der zu An- fang des Monats in Paris tagte, hatte u. A. au die Reso- lution gefaßt, eine Föderation oder einen Syndikats- verband aller Volksschullehrer Frankreichs herbei- uführen, welher die Aufgabe haben sollte, die pro- fessionellen Interessen der Lehrer zu wahren, die Verbindung zwishen den Lehrervereinen zu unter- halten und hinsihtlich der Lehrer alle Bestimmungen des Geseßzes vom 21. März 1884 über die Gewerkvereine zur Anwendung zu bringen. Der Unterrichts-Minister Spuller hat nun, wie {hon gemeldet, in einem längeren Cirkular an die Präfekten sehr entschieden darauf hin- gewiesen, daß die Regierung unter keinen Umständen die Bildung eines folhen Syndikats dulden würde.

Türkei. Konstantinopel, 22. September. (W. T. B) Ein Telegramm des „Reuter'’shen Bureaus“ meldet: „Die Pforte hat in der bulgarischen Angelegenheit gestern Abend eine Note an das St. Petersburger Kabinet abgesandt, welche im Wesentlichen besagt: die Pforte glaube im Hinblick auf die Ansichten gewisser europäischer Kabinette, welhe die Annahme der russishen Vorshläge wenig wahrscheinlih erscheinen ließen, zu einein neuen Meinungs- austausch mit Rußland schreiten zu sollen, um ein beiderseitiges Einvernehmen über eine Kombination rig Pad die eeignet sei, die Zustimmung aller Mächte zu sichern. wischen Kiamil Pascha, Said Pascha und dem russishen Geschäftsträger Onon fand gestern Abend eine längere Besprechung fiatt.“

Schweden und Norwegen. Stockholm, 20. Septem- ber. Der König wird in Begleitung des Kronprinzen und des Prinzen Oskar am 4. Oktober, Abends, von hier nah Sofiero in Schonen abreisen. Am folgenden Don- nerstag wird der König auf der Spiel Hven eine Jagd abhalten, wozu der Königliche Fagdklub eingeladen worden ist. An einem der nächsten Tage werden dann der König und die Königlichen Prinzen einen kurzen Besuch bei der dänischen Königsfamilie auf Fredensborg abstatten. Auf Ein- ladung des ersten Hof-Stallmeisters, Grafen Piper auf Söfde- borg, des Freiherrn von Hochschild auf Bellinga u. f. w. wird der König dann an Jagdpartien theilnehmen und die

Rückkehr Sr. Majestät nach der Hauptstadt zum 15. Oktober

erfolgen.

Mehrere der am Montag zusammengetretenen Lands- thinge Lnge haben sich soglei mit den Ersaßwahlen zur ersten Kammer (im Ganzen sind 19 Sitze erledigt) beschäftigt, und es sind die bisher be- A Wahlen alle zu Gunsten der Schutzzollpartei aus- gefallen.

Dänemark. Kopenhagen, 22, September. (W. T. B.) Prinz Ludwig Wilhelm von Baden ist heute von Stockholm hier eingetroffen. Der Kaiser Alexander von Rußland hat für morgen einen Besuch des Doms in RNoeskild in Aussiht genommen. Zu der auf Sonn- abend angeseßten Hofjagd, an welcher sämmtliche hier an- wesenden Fürstlichkeiten theilnehmen, haben auch die Mitglieder des diplomatischen Corps, die Minister sowie die höheren Hof- beamten Einladungen erhalten.

Amerika. Washington, 21. September. (R. B.) Der Staatssekretär Bayard und der hiesige spani} che Gesandte Muruaga unterzeichneten heute eine Ueber- einkunft, betreffend die beiderseitige vollständige Ei n- stellung aller Differential-Tonnenzölle auf die Schiffe beider Länder und deren Ladungen in den Vereinigten Staaten einerseits sowie in Cuba, Porto Rico und allen anderen zu Spanien gehörigen Ländern andererseits. Der Gesandte der Vereinigten Staaten in Madrid, Curry, wird daselbst Unterhandlungen anknüpfen, um die Handelsbeziehungen der Vereinigten Staaten und Spaniens, entweder mittelst einer Uebereinkunft oder eines Vertrages, auf einen für beide Theile vortheilhaften, dauernden Fuß zu stellen.

Afrika. Egypten. Kairo, 20. September. (A. C.) Der Khedive und Oberst Sir Colin Moncrieff reisen am nächsten Donnerstag nah Damiette und werden si alsdann nach der Barrage begeben und den Nil nah Rosette hinabfahren. Der Nil fällt durhweg, und die Aussichten werden für befriedigend erahtet. Jn Ober-Egypten sind in Folge der durch den Austritt des Nils veranlaßten U eber- schwemmungen 800 Familien obdahlos geworden, und der angerichtete Bermögensschaden wird auf eine halbe Million Pfd. Sterl. geschäßt.

Zeitungs®sstimmen.

Anläßlich des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums, welches Fürst Bismarck heute feiert, bringt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ einen Artikel, in welchem es heißt:

._., Um dem Leserkreise, der unseren Ausführungen mit Ueber-

zeugungstreue gefolgt, am heutigen Tage das Wirken und Schaffen

des Staatsmannes lebendig in die Erinnerung zurückzurufen, dem das deutsche Volk in dankbarer Begeisterung entgegenjubelt, dazu mögen hier cinige Gedankenspähne aus Werken hervorgehoben sein, welche es ih zur Aufgabe machen, das Bild des verdienstvollen Politikers und warmherzigen Patrioten dem Andenken der Mit- und Nachwelt fest einzuprägen. Es wird niht {wer sein, denselben diejenigen MRe- flexionen zu entnehmen, zu denen der heutige Tag in feiner historischen Bedeutung ganz besonders die Anregung giebt.

Ludwig Hahn leitet seine : „Zwanzig Jahre. 1862/1882, Rük- blicke auf Fürst Bismarck's Wirksamkeit für das deutshe Volk. Eine politische, aber keine Parteischrift“ mit folgenden Worten ein:

„Vor Kurzem wurde im Reichstage der Ausspruch gethan, das deutsche Volk müsse endlih dem Willen des Fürsten Bismark seinen eigenen Willen entgegenseßen und ihm das Bewußtsein der Allmacht austreiben. Selbst auf demokratisher Seite schien man einen Augen- blid die unglaubliche Taktlosigkeit des übermüthigen Aus\pruchs zu empfinden; das binderte jedoh nicht, daß er in Vereinen und Flug- blättern hundertfah wiederholt wurde. An sfeéine politische Allmacht glaubt der Kanzler gewiß selbs am Wenigsten denn er hat îin all seinem Witken die Grenzen seiner Macht erfahren und muß sie nah allen Seiten noch alltäglih empfinden ; keinem Staatsmann if die Erreichung hoher Ziele für das Volk so s{hwer gemacht worden, wie ihm, und wenn er nicht eben dur das Gefühl einer hohen Verpflichtung und durch den Drang nach weiterer Sicherstellung des Reichs getrieben würde. wer wollte es ihm vcrdenken, wenn er von jem. m unablässigen Kampfe auszuruhen und endlih sich dem Genuß der Stellung, die er auch persönlich errungen hat, hinzugeben wünschte.

Also nicht von geträumter Allma(t ist beim Fürsten Bismarck die Rede, wohl aber sollte bei den Führern des deutshen Volks eine lebhaftere Erinnerung für die wirklihen unvergänglichen Ver- dienste vorhanden sein und zur Geltung gelangen, welche er sich um das Vaterland erworben hat; man würde niht umhin können, zu gestehen, daß es Größere8s ist, als irgend ein Einzelner nicht blos, sondern irgend eine politis{e Partei von si rühmen kann, und man würde selbst da, wo man ihn bekämpfen zu müssen glaubt, do einen achtungévolleren Ton anschlagen und davon ausaehen, daß auch in diesen Dingen dem Streben des Fürsten Bi8marck eine tiefe und gewiß sehr bea%tungëwcrthe Ueberzeugung von dem Bedürfniß und Interesse des Reichs zu Grunde liegt.

Ie heißer die Kämpfe der Gegenwart sind, desto mehr ziemt es si, jener historischen Thatsachen nicht zu vergessen, bei denen dem Fürsten Bismark theilweise eine ebenso einmüthige öffentlihe Mei- nung entgegenstand und die beute als Wohlthaten für die deutsche Nation allgemein anerkannt sind.“

Fedor von Köppen, einer der ersten Biographen Bismarck's, knüpft an die Mittheilung der Kabinets-Ordre vom 23. September 1862 und eine Betrachtung der damaligen Situation in seinem Buche: „Fürst Bismarck, der deutsche Reichskanzler. Ein Zeit- und Lebensbild für das deutsche Volk“ folgende Bemerkungen:

«Was Bismarck in dieser \{wierigen Lage des Staats und troß seiner vielen Gegner den zuversihtli&en Muth gab, um mit der Hand am Steuer das Staats\cif zwischen Klippen und Strömungen hin- durhführen zu wollen, war das Vertrauen in den Genius feines Vaterlandes. Bismarck's Ehrgeiz ist nicht ein persönlicher, wie bei manchen bedeutenden Staat8männern vor und zu seiner Zeit, sondern er wurzelt in der Liebe zu seinem angestammten Vaterlande. Der Glaube an den geschichtlichen Beruf Preußens in Deutschland ift bei ihm in Fleisch und Blut übergegangen.“

_In Professor Wilhelm Müller's Bu: „Reichskanzler Fürst Bismarck* wird der Abschnitt „Bismarck als Minister-Präsident“ folgendermaßen eingeleitet:

„Die Aufgabe, welche Bismarck bei Uebernahme des Ministeriums si gestellt hatte, war eine ungemein {wierige. Die Größe Preußens war sein nächstes, die Einheit Deutschlands sein zweites Ziel; jenes war nur eine Etappe zu diesem; alles Andere verhielt \ich zu diesen Zielen wie das Mittel zum Zweck. Unter einem großen und starken Preußen verstand er nicht gerade ein solches, das mit dem Schwerte HSriedrich's des Großen Eroberungen machte und die zahl seiner Pro- vinzen vermehrte, sondern au ein folhes, das in Deutschland den- jenigen Cinfluß ausübte, welher ihm vermöge seiner hervorragenden Macht, besonders wegen seiner militärishen Kräfte, gebührte.

Am Schluß dieser Citate möge aus dem Opus Julian Klaczko's : „Zwei Kanzler“ noch folgende, dem der Parteinahme für Fürst Bismarck gewiß unverdächtigen Autor sihtlich nur aus dem Gesammt- bild feiner historishen Studien sich aufnöthigende Reflexion hier ihren Plat finden:

„Willenskraft, Charakterstärke und, um Alles zu sagen,. das Genie, vermögen selbst in unserem Jahrhundert demokratischer Ver- plattung und egalisirender Mittelmäßigkeit eine Rolle zu spielen, von der Untere arme Geschichtsphilosophie sich nichts träumen läßt, sie, die so bequem alle Verantwortlichkeit, alle Jnitiative in dem blinden Verhängniß aufgchen läßt, das die „Massen“ treibt, eine Philo- e ne wie ein deutsches Sprihwort sagt, den Wald vor Bäumen nicht sieht.“

Aus gleicher Veranlassung schreiben:

Die „Vossische Zeitung“: i: :

Ein Vierteljahrhundert ist heute vollendct, seit Fürst Bismarck berufen ward, die politishen Geschäfte seines Vaterlandes zu leiten. Ein Vierteljahrhundert Minister! Wenigen Staatsmännern war es beschieden, ein gleihes Jubiläum zu feiern; keinem von ihnen war es vergönnt, auf eine gleihe Summe von Erfolgen zurückzublicken. Was auch immer den leitenden Staatsmann von großen Par- teien des Reichs trenne, welche Nothwendigkeit auch immer weite Kreise zur Bekämpfung mancher seiner Maßnahmen zwinge: in der Politik entsheidet zumeist der Erfolg, und das Glück hat fast immer dem Mann gelächelt, der freilich nicht bittend dem Glücke nahgegangen, sondern es beherzt angepackt und gefesselt hat Wer den Gegner \{mäht, seßt sich selbst herab; wclchen harten Strauß auch die freisinnige Partei mit dem eisernen Kanzler ausgefohten, welche lebhaften Kämpfe ihr noch bevorstehen: der Blick für die Größe des Staatsmannes wird dadurch nicht ge- trübt, das Wort des Lobes dadurch nicht gehemmt. In dem Viertel- jahrhundert der Ministerschaft des Fürsten Bismarck und zum großen Theil durch sein persönliches Verdienst is Deutschland zur Einheit, zur Größe, zum Ruhm emporgewachsen: ihm gebührt die Verant- wortung, ihm gilt die Anerkennung

Die freisinnige Opposition . . . weiß und sie wünscht. daß au der Kanzler es wisse: der Gegensaß gilt nicht seiner Person, er gilt den Maßregeln, welche er zeitweise vertritt... . Wer so gewaltige Dinge vollbracht, wie Fürst Bismarck, der hat \ich ein persönliches Recht des JIrrthums erkämpft; denn auch die Sonne wirst Schatten in die Welt der Körper. . ..

Aber je getheilter die Meinungen des deutschen Volks über die Leitung der inneren Politik durch den Fürsten Bismarck sein mögen, . . . fern wird es jedem deutshen Manne sein, an dem glühenden Patriotismus, an der unermüdlihen Opferfreude, an der unverglei- lihen Kühnheit des Entwurfs selbst auf diesem Felde der Thätigkeit des leitenden Staatsmannes zu zweifeln. Mögen auch häufig die Mittel zum Zwecke nicht die glücklichsten sein, mögen auh nicht immer die Beweggründe des Entschlusses die nämlihen sein, welche die Linke treiben: es muß gleihwohl anerkannt werden, daß Fürst Bismark Bahnbrecher moderner Ideen geworden ist. Und wenn die deutshe Nation ihm nichts verdankte, als das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht, sein Name würde unvergänglih in der Geschichte

Ut

Mit wahrem und vorbehaltlosem Stolze aber blickt jeder Deutsche auf die gewaltige Gestalt des Fürsten Bismark inmitten der zeit- genössis{hen Diplomatie, inmitten der Kämpfe um die zukünftige Gestaltung des Welttheils. Sein Ruhm is in goldenen Lettern in den Blättern der Geschichte verzeichnet. Sein Name is} untrennbar verknüpft mit der glorreihsten That der Deutschen in diesem Jahr- hundert. Er war der Nufer im Streit, in dem eine Kaiserkrone erobert ward; er war der Meister, der das kunstvolle Gewebe voll- endete, welches alle deutshen Stämme zur unlöslichen Einheit ver- band; er war und ist der Hüter des deutschen Ansehens, der deutschen Würde, des deutschen Interesses im Staatenreigen. Als Minister des Auswärtigen trat heute vor einem Vierteljahrhundert Herr von Bismarck-Schönhausen in die preußishe Regierung, als Minifter des Auswärtigen hat ih Fürst Bismark seine vollsten Lorbeern er- rungen. Und troß des Widerstreites auf anderen Gebieten wir blicken hinaus in das europäische Heerlager, wir hören die Waffen der Völker klirren, wir gehen einer rauhen, unheils{wangeren Zeit entgegen, und darum beglückwünschen wir troy alledem und alledem an diesem Tage der Erinnerung die deutsche Nation, daß an der Spitze ihrer Geschäfte ein Mann steht, der in Fährten und in Nöthen erprobt ist, ein Mann, der, ohne der Schiedsrichter der Welt sein zu wollen, den Frieden will, ohne den Krieg zu fürchten.

Der „Schwäbische Merkur“:

Am 23. September werden es 25 Jahre seit der Ernennung des damaligen Herrn von Bismarck-Schönhausen zum Staats-Minister und zeitweiligen Vorsitzenden des preußishen Staatt-Ministeriums, worauf am 8, Oktober desselben Jahres die Ernennung zum Präsi- denten des Staats-Ministeriums und Minister der auswärtigen Angelegenheiten erfolgte. Welche geschihtlihen Umänderungen, die zumeist mit dem Namen Bismarck verknüpft sind, liegen zwischen damals und dem heutigen Tage! Wie anders sehen sih bei uns und rings um uns die Dinge politisch und wirthschaftlich an, nachdem fünfundzwanzig Jahre lang der Ein- fluß dieses seltenen Mannes gewirkt! Ein neues Preußen, ein neues Berlin, ein neues Deutschland. Und die Mächte, die uns umgeben, wie anders als damals ist ihr Verhältniß zu uns, und auh in ihrem Innern wie verschieden gegen früher sind sie in Folge der Weltschicksale geworden, an denen jener Gewaltige einen so großen Antheil gehabt hat. Um bei Deutschland stehen zu bleiben: man muß sie erlebt haben die jämmerlihe Zeit des Bundestages mit öster- reichisher Präsidialmacht, die Wonnetage der Beust und Dalwigk, die Kurfürstlich hessishen Scherereien, den welfischen Uebermuth, der „bis ans Ende aller Tage“ zu reihen \sich anmaß, die mittelstaatlichen Liebäugelcien mit Frankreih, von der Ee und ihren tollen Quälereien im meerumschlungenen Lande zu \{chweigen. Dabei Mete, von dem doch, wie Jeder sah, der nicht träumte oder die Uugen si niht künstlich vershloß, der Umshwung ausgehen mußte, in einem kläglihen Zustande des Wollens und Nichtkönnens, der seine Freunde zur Verzweiflung brate, seine Feinde und Neider mit Hohn und Scadenfreude erfüllte. Nun kam der Mann, der Alles ändern sollte. Daß dazu, zum Eingreifen, zum Bessermachen ausdrücklich feine Berufung erfolgt war, das waßte man. Aber ihn selbst kannte man nicht. Nur fal\che, entstellte Darstellungen drangen damals aus der preußischen Hauptstadt ins deutsche Land. Im „Poschinger“, der nach- weist, wie Bismarck gerade am Sitze des Bundestagselends zum Retter Deutschlands herangereift war, konnte man ja noch nit nachs{lagen; die meisterhaften Berichte des Gesandten in Paris und St, Petersburg waren Staatsgeheimniß; auch das persönlich - Ge- winnende an dem Manne, das Bild feines kraftvollen, originellen, dabei doch weihen und gemüthvollen Wesens, leuchtete für den weiteren Kreis der Zeitgenossen erst später aus Lebensabrissen und Briefsammlungen hervor. In Süddeutschland zumal hatte si fast ein Zerrbild des Mannes gebildet, der wahrlich \{chwer zu kämpfen batte, bis er es seinen Deutschen recht machen konnte; eine freilih, wie wir gestehen müssen, überhaupt besonders \chwer zu lôsende Aufgabe; der große Mann hat bis auf den heutigen Tag daran zu arbeiten. Und dohch, wie hätten erade in Süddeutshland die Geister vorbereitet sein können! ier blühte ja, um es so auszudrücken, die Schule von Poli- tikern, freilih oft auf ein kleines Häuflein zusammenschmelzend, welche die Anschauung vom Beruf Preußens, die Mittel- und Kleinstaaten in sich zu sammeln, Oesterrei auf sein Theil im Osten zu verweisen, jedoch mit ihm den weiteren Bund zu \chließen, der eine fast un- angreifbare Macht im Herzen Europas aufrihten würde zur festen Lehrmeinung ausgebildet, ja selbst philosophisch vertieft und dichterisch- träumerish ausgestaltet hatte. Hier hatte Paul Pfizer in Flug- schriften, Büchern, Dichtungen gewirkt, und auch Schnekenburger's „Wacht am Rhein“ war nit nur ein zufälliger Wurf, sondern be- ruhte auf dem ganzen Sinnen und Denken einer dem neuen Deutsch- land der Zukunft zugewandten Jünglingsseele. Und auch daß es, um das Erkannte zu vollbringen, ein Mann der Gewalt sein müsse, der kühn und rüdsihtslos den ou auf das Alte sehte, über Trümmer zum Neuen \hreitend, sagten hier im Süden Stimmen voraus, wie der wohlbekannte Ruf nah dem Diktator mit der leßten Diktatur, Nun, so haben denn, ob die Mitwelt \{chnell oder langsam es erkannte,

vor 25 Jahren begonnen die Wünsche und Gesichte sich zu erfüllen, und noch wirkt und waltet der Mann, der unserem Zeitalter die große Wendung gegeben, troß hoher Jahre, in der Fülle seiner Kraft. „Solche Männer und ihresgleichen“, sagte Goethe einmal, als von hervor- ragenden Menschen die Rede war, denen es gegeben sei, noch im Alter mit jugendlicher Frishe ihre Geschäfte zu treiben, „sind geniale Naturen, mit denen es eine eigene Bewandtniß hat ; sie erleben eine wiederholte Pubertät, während andere Leute nur einmal jung find.“ Mäthtig regt heute der Gedenktag des 23. Septembers den Wunsch auf, es möchte diese zweite Jugend dem Manne noch weit hinaus verlängert werden, der alle seine Tage dem härtesten Dienst fürs Vaterland unter tausend Schwierigkeiten, gegen eine Welt von Feinden gewidmet hat.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 11. September bis inkl. 17. September cr. zur Anmeldung gekommen: 200 Ebeschließungen, 897 Lebendgeborene, 46 Todtgeborene, 595 Sterbefälle. i

—- ‘Nach den, Seitens des städtischen statistishen Bureaus ver- offentlihten statistishen „Mittheilungen über den Civilstand der Stadt Frankfurt a. M. im Jahre 1886“ entfielen auf 1000 Köpfe der mittleren Bevölkerung 9,5 Stel GLehungen, 27,9 Ge- burten (eins{chl. Todtgeburten) und 19,6 Sterbefälle. Unter den 4347 überhaupt Geborenen waren 4182 lebend und 165 oder 3,8 9% todt geboren, 3879 ehelihe und 468 oder 10,8 9/0 uneheliche Kinder ; 2200 oder 50,8 9/o gehörten dem männlichen und 2147 oder 49,2 9% dem weiblihen Geschlehte an. Von den 3050 Gestorbenen (excl. Todtgeborene) standen 821 oder 26,9 9/0 im ersten Lebenéjahre, 1798 waren ledig, 862 verheirathet, 390 verwittwet oder geschieden und 1653 oder 54,2 9/0 gehörten dem männlichen und 1397 oder 45,8 9% dem weiblihen Geschlehte an, Unter den Todesursachen sind folgende hervorzuheben :

m: -w, Sa.

V CD40

S A S 60 11

D Otberie uno Cu e 200 123

Keuchhusten . . C A 56

Mee e H 18

Gb L L 9

Akuter Gelenkrheumati m8 7 H

Gehirnschlag E O 12

S Co 47 100

Lungen- und Luftröhren-CEntzündung 2c. . . 162 134 296

LUnO On e 8439 207 000

Andere akute Krankh, der Athmungsorgane . 401 306 707

Dana ce O O 232

C O 22 00

Alle anderen Krankheiten „28 829 615

C

Une O T : Die meisten Todesfälle kamen im Mai, die wenigsten im Novem- er vor.

Paris, 20. September. (Fr. C.) Das „Journal Officiel“ ver- öffentliht eine Tabelle, welhe die Veränderungen der Bevölkes- Fung Frankreichs im Jahre 1886 zusammensaßt. Aus derselben ergiebt sih, daß die Zunahme der Bevölkerung (Uebershuß der Ge- burten über die Todesfälle) in dem abgelaufenen Jahre 52 560 Seelen betrug. Der Zuwachs, der 1885 noch 85464 und 103 229 Seelen im Jahre 1881 betrug, wird demnach stetig ein geringerer. Fast in der Hälfte der Departements if die Bevölkerung in der Abnahme begriffen. So überschritten die Todesfälle im Jahre 188 die Geburten in den Boughes- du-Rhône um 3114, in der Manche um 2302, in der Cure um 1897, in der Orne um 1863, in der Seine-et-Oise um 1823 und in der Rhône um 1779, Mehr Geburten als Todesfälle gab es hingegen: im Nörd 14305, im Pas-de-Calais 5694 und im Seine-Departement (Paris) 3211. Heirathen gab es 283 193, Schei- dungen 2949, Unter den Heirathen nimmt das Seine-Departement mit 25 409 die erste, der Nord mit 11 926 die zweite und das Gebiet von Belfort mit 508 die legte Stelle ein. Auch die Scheidungen find im Seine-Departement die zahlreihsten, 650; dann kommen die Gironde mit 12%, die Bouches-du-Rhône mit 107, die Seine - Inférieure mit 105, der Nord und die Rhône mit je 104, Keine Scheidung wurde im Lozère-Departement und in den Hochalpen, 1 in Savoyen, der Vienne und dem Cantal vollzogen. Legitime Kinder wurden 1886 im Ganzen 838 230 geboren und zwar 427527 männlihen und 410703 weiblihen Geschlechts natürliche Kinder 74 552, davon 37 965 männlichen und 36 587 weib- lichen Geschlechts. Die Zahl der natürlichen Kinder ift in langsamer, aber steter Zunahme begriffen. Die Geburten der letzteren vertheilen ih nah den Departements: 18754 auf die Seine, 5820 auf den

tord, 3149 auf den Pas-de-Calais, 3122 auf die Seine-Inférieure u. f. w., 106 auf die Hochalpen und 64 auf die Niederalpen. Todt- geborene Kinder gab es 43581. Die 860222 Todesfälle vertheilten sich auf 446 318 Individuen männlihen und 413 904 weiblichen Geschlechts.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Annalen des Deutschen Reichs für Gesetzgebung, Ver- waltung und Statistik, Staatswissenschaftlihe Zeitschrift und Materialiensammlung. Unter Mitwirkung von Dr. A. Arndt u. A. herau8gegeben von Dr.Georg Hirth und Dr.Mar Seydel. (Verlag von G. Hirth in München und Leipzig.) Die foeben ausgegebenen Nrn. 7 und 8/9 der Zeitschrift haben folgenden Inhalt. Nr. 7: Das Reichsgeseß, betr. die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaftlihen Betrieben beschäftigten Personen. Von Re- gierungs-Rath Dr. Zeller in Darmstadt. (Schluß) A. Unfall- versiherung. B. Krankenversiherung. C. Gesetzeskraft. Ver- waltungsberiht der Reichsbank für das Jahr 1886. Marguardsen's Handbuch des öffentlihen Rechts und die moderne Siontaledre. Von Dr. Ernst Mayer. Spezialhandel des österr.-ung. Zollgebietes, d. i. gewöhnlihe Einfuhr und Ausfuhr der wi{htigeren Waaren in den Jahren 1883 1885 über die Grenzen gegen Deutschland. Da bei neuen Abonnements oft mit Bedauern bemerkt wird, daß die Erwerbung der früheren Jahrgänge der „Annalen“ mit fo großen Kosten (270 46) verknüpft sei, und der Wunsch ausgesprochen, bei Bezug der vollständigen Serie eine Preisermäßigung eintreten zu lassen, hat G. Hirth's Verlag, um derartigen Wünschen entgegenzu- kommen, fih cnts{lossen, neu eintretenden Abonnenten die komplete Serie 1870 bis 1886 anstatt zu 270 #6 zu nur 115 # zu liefern. Der Vorrath dieser Jahrgänge ist nur fehr gering. Der Preis der einzelnen Bände resp. Jahrgänge bleibt wie zuvor 16 Æ Die Jahr- gänge 1868/1869 sind ganz vergriffen.

Nr. 8/9. Inhalt: Der Ausgelieferte vor dem Gericht. Von Dr. Ernst Müller. Einleitung. Erster Theil. Die Rechts- quellen des Strafrihters in Fragen der Auslieferung. Zweiter Theil. Die Aufgabe der Gerichte bei Fragen der Auslieferung. Erster Abschnitt. Einreden gegen die rechtlide Gültigkeit der Aus- lieferung. Zweiter Abschnitt. Einreden aus der Thatsache der er- folgten Auslieferung. Ein Beitrag zur Kataster- und Grundbuchs- frage in Elsaß-Lothringen. Von Th. Mayer, Finanz-Affessor. Einleitung. Allgemeine Vorbemerkungen. Erster Theil. Ge- \hihte des französischen Katasters. Zweiter Theil. Die Mängel des französishen Katasters, ihre Ursachen und Folgen. Dritter Theil. Katasterberihtigung oder Neuberstellung. Vierter Theil. Vorschläge. Geseh, betreffend die Vereinigung des Katasters, die Ausgleichung der Grundsteuer und die Fortführung des . Katasters. Vom 31, März 1884, Die Reform der Branntweinsteuer. I. Reichsgesetz, betr die Besteuerung des Branntweins, vom 4. Juni 1887, 11. Aus dem Entwurf des Branntweinsteuergesetes.

IIT. Begründung des Entwurfs des Branntweinsteuergesetes, Ein- und Ausfuhr der g eren Waarenartikel im Deutschen Zollgebiet vom 1. Januar bis Ende Dezember 1886. Hamburger Waaren- durchschnittspreise für die Jahre 1885/86. Miscellen. Erwerb und Verlust der Reichs- und Staatsangehörigkeit in Preußen 1886.

Soeben is erschienen: „Preußisher Termin- und Notizkalender auf das Jahr 1888. Zum Gehrauch der Beamten der allgemeinen Verwaltung und der Verwaltung des Innern, ein- \chließlich der Bürgermeister sämmtlicher Städte Preußens x. Unter Benutzung offizieller Quellen von Beamten des Ministeriums - des Innern bearbeitet“. Neunzehnter Jahrgang. (Friedr. Schulze's Ver- lag, Berlin 8W., Wilhelmstr. Nr.1a. Preis 2 4 50 -, mit Papier durhshossen 3 4). Der Kalender hat folgenden Inhalt: Kalen- darium. Genealogie des Königlich pen Cen Pofes, Die gebräuchlichen Eide. Portotaxe. Gebührentarif für Telegramme. Zinstat-ell- Münztabelle. Die neuen Maße und Gewichte. Abgekürzte Bezeich- nung der neuen Maße und Gewichte. Zeit-Vergleichungstabelle. Re- gister der in den leßten zehn Jahrgängen des Terminkalenders abge- druckten Geseße und Verordnungen: Mittheilung über die Abänderung der Servis-Klasseneintheilung von Ortschaften des preußischen Staats. Verzeichniß der Behörden und Beamten der allgemeinen Verwaltung und der Verwaltung des Innern, inkl. der Referendarien und der Bürgermeister sämmtlicher Städte Preußens, sowie der Namen der Beamten des Ober-Verwaltungsgerichts, der Provinzialräthe und Be- zirksaus\chüsse, desgl. der Mitglieder der Polizei-Präsidien und «Direktionen. Namenregister. Dieser Kalender, welcher mit Ge- nehmigung der Minister auf Grund des amtlichen Materials zu- sammengestellt wird, bietet bezüglih seiner Zuverlässigkeit als dienst- lihes Nachshlagebuch Garantie. Er is pro 1888 in den „Verände- rungen während des Drucks“ dur die amtlihen Nachrichten über die Einrichtungen der neuen Landrathsämter in den Provinzen West- preußen und Posen vervollständigt, wie er im Text auch die Mitthei- lungen über die organisatorishen Veränderungen in der Provinz West- R auf Grund der neu eingeführten Kreis- 2c. Ordnung ringt.

Spezialkarte von Afrika im Maßstab von 1 : 4,000,000 (10 Blatt), entworfen von Hermann Habenicht; bearbeitet von demselben, Bruno Domann und Dr. Richard Lüddecke, Gotha, Justus Perthes. Zweite Auflage. Von der zweiten Auflage dieser ausgezeichneten und größten Karte von Afrika liegen zwei neue Lieferungen vor: die 3. Lieferung, enthaltend die Sektionen 4, West-Sudan, nebs Bemerkungen von B. Domann, und 9, Kapland, nebst Bemerkungen von Dr. R. Lüddecke; und die 4, Lieferung, enthaltend die Sektionen 5, Cen- tral-Sudan, nebst Bemerkungen von H. Habenicht, und 10, Delagoa- Bai, nebst Bemerkungen von Dr. R. Lüddeckte. Sämmt- liche 4 Sektionen haben in Folge neuerer Spezialkartenpublikationen über einzelne Gebiete, der Ergebnisse neuerer Expeditionen, neu ab- geschlossener Verträge über Grenzregulirungen, der Erweiterung der Verkehrsmittel, als Eisenbahnen, Dampferfahrten, Telegraphen 2c. mannigfache durchgreifende Veränderungen erfahren und sind bis auf die neueste Zeit nah allen zugänglichen Quellen der Kenntniß über Land und Bewohner vervollständigt. Im Uebrigen zeigt die neue Auflage der Karte, was Gewissenhaftigkeit und kritishe Sorgfalt sowie tehnishe Ausführung betrifft, alle Vorzüge der ersten. Die Karte erscheint in 5 Lieferungen (jede mit zwei Karten) zum Preise von 3 M4 für die Lieferung, von denen alle 4 bis 6 Wochen eine aus- gegeben wird. -

„Heimwärts.“ Eine Geschichte aus unseren Tagen. Von Max Vorberg. Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1887. (Preis: 4 M, geb, 5 4) Die belletristishen Arbeiten Max Vorberg's, von den landläufigen Erzeugnissen auf diesem Gebiet sehr verschieden, haben sich rasch eine große Beliebtheit in den gebildeten Leserkreisen erworben. Die scharfe Grenze, welche gewöhnlich die \pezifish christ- lihen Romane von den rein humanitären scheidet, ift bier glüdcklich durchbrochen, da beide Momente, wie es ganz in der Ordnung ift, vollständig zu ihrem Rechte kommen. Der Grundtypus des Verfaffers ift sinnige Beschaulichkeit. Seine etwas geheimnißvolle, oft mehr andeutende als auëmalende Weise ist für ein volles Verstehen auf Seiten des Lefers durchaus kein Hinderniß, da eine Fülle tiefer und feiner psychologisher Züge uns das innere Wesen der delnden Personen überzeugend erschließt. Vorberg's eigentlihe Stärke besteht in dem Zeichnen ansprehender und lebensvoller Genrebilder, die von dem Hauch warmer Poesie uwmflofsen sind. Die beiden Hauptpersonen des „Heimwärts“, der prächtige Kandidat Auer und die feinfühlende Anna Berg, ein Muster edler Weiblichkeit, nehmen das Herz des Lesers sofort gefangen. Der Weg, der fie endlich durch das goldene Thor des „Untrennbar verbunden“ führt, ist ein vielgewundener; aber gerade so wird die besondere Art und die unwandelbare Treue der beiden Liebenden in ein belles Licht ge- seßt. Die übrigen Perfonen, welche theils harmonirend, theils kontra- stirend eingreifen, gestalten das Ganze zu einem farbenfris{hen Bilde, das jeden gebildeten Leser erfreuen wird.

Die Turnausbildung des preußis{chen Heeres geht von den in der Königlichen Militär-Turn-Anfstalt in Berlin gelei- teten Kursen aus. Eine Beschreibung dieser Anstalt, ihrer Organi- sation und ihres Unterrichtsbetriebes, wie fie deren zeitiger Direktor, Oberst-Lieutenant von Dresky, soeben veröffentlicht („Dic König- lihe Militär-Turn-Anftalt zu Berlin*, Verlag der Königlichen Hof- buhhandlung von E. S. Mittler u. Sohn in Berlin, Preis 50 4), läßt daher den Werth, welcher den gymnastischen Uebungen in der Armee beigelegt wird, und die gedeihlihe Entwickelung am besten erkennen, welche die körperlibe Autbildung in der Armee genommen hat. Das System, nach welchem in der Anstalt geturnt und gefochten wird, wie es diese Schrift dcs Näheren schildert, zeihnet ih dur vollkommene Einfachheit der Formen und Korrektheit der Dur@- führung aus, um als wirkfamftes Mittel zur Erziehung eines wirkli tüchtigen, kriegsbrauhbaren, s\elbständig denkenden und im Bedarfs- falle selbständig handelnden Soldaten zu dienen, obne daß jedo pl so nothwendige Frische und Fröhli(hkeit des Turndienftes darunter eidet.

Stocktholm, 20. September. Von dem König hat die Bibliothek der hiesigen musikalishen Akademie ein schr werthvolles Geschenk erhalten, nämli einen eigenhändig ges{hriebenen Brief des Komponisten Ioseph Haydn, in welhem s E für seine Wahl zum Mitglied der Akademie (im Jahre 1798) edankt.

Land- und Forftwirthfschaft.

Sch{werin, 17. September. (M. T.) Nah der Ernte- statistik für das Etats8jahr 1886/87 wurden in Me&len- burg-Sch{werin bezw. Mecklenburg-Streliß geerntei und zwar an Weizen 104225,5 t und 2255/1 t Körner (1 t = 2000 Pfd.), 213 445,7 t und 32 689,9 t Stroh auf einer Ernteflähe von 43 6334 ha bezw. 10689,1 ha, Roggen 311 0565 t 1nd 36 906,3 t Körner, 643 636,9 t und 62 999,9 t Stroh (Erntefläthen 167 344 ha und 28 150,7 ha), Gerste 36 269,1 t und 6515,8t Körner, 58 473,4 t und 9135,4 t Stroh (Ernteflähen 17 717,1 ha und 4369,4 ha), Hafer 216 332 t und 35 328,9 t Körner, 360 361,8 t und 39955 t Stroh (Ernteflähen 112 900,5 ha und 19 470,7 ha), Bu weizen 2470,2 t und 173,1 t Körner, 4295,8 t und 246,8 t Stro (Ernteflähen 2975, 5 ha und 340,9 ha), Erbsen 22 467,4 t unb 4616,2 t Fruht, 55421,7 t und 9658,7 t Stroh (Erntefläben 15 221,3 ha und 4061,7 ha), Ackerbohnen 88448 t nund 16816 t Fruht, 19 498,5 t und 2295,1 t Stroh (Ernteflähen 5291,6 ha und 1147,6 ha), Wicken 1927,8 t und 312,2 t Frucht, 48136 t und 690 t Stroh (Ernteflähen 1389,9 ha und 2948 Ha), Lupinen 3700,7 t und 1098 t Fru{t, 7831 t und 2383,9 t Stroh (Ernte- flä@hen 3182,6 ha und 1318,3 ha), Kartoffeln 582 585,1 t Knollen (1,1% erkrankt) und 93559,2 t Knollen (2% erkrankt), Erntéflächen 426688 ha und 73687 ha, Runkelrüben 118 996 t und 13 958,8 t Wurzeln (Ernteflähen 3307,2 ha und 565,6 ha), Möhren, Köhlrüben x. 42 182,4 t und 70352 t Wurzeln (1415, ha und 272,9 ba), Raps, Rübsen 14 525,7 t und 3911,11 t Körner (Ernte»