1887 / 233 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 05 Oct 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Bei der Einsegnungsfeier der Leiche des verstorbenen “Wirklichen Geheimen Raths von Langenbeck ne Sih Jhre Majestät in Wiesbaden durch den Königlichen Kammerherrn und Sg8loßhauptmann, Freiherrn von Ompteda vertreten.

Der General-Jntendant der Königlichen SGae, Graf Bolko von Hochberg, ist von München zurückgekehrt.

Das Schulgeschwader esten) aus S. M. Kreuzer-Fregatten „Stein“ (Flaggs if), „Moltke“ Gneisenau“ und „Prinz Adalbert“, Geschwader-Chef Contre-Admiral von Kall, ist.am 3. Oktober cr. in Plymouth eingetroffen. S. M. Kanonenboot „Fltis“, Kommandant Kapitän- Lieutenant von Eicsstedt, 1sst| am 4. Oktober cr. in Amoy angekommen.

Köln, 5. Oktober. (W. T. B.) Se. Majestät der König der Belgier kam gestern Abend auf der Rückreise von Baden-Baden hier an und fette heute die Heimreise fort.

Württemberg. Stuttgart, 2. Oktober. Wie die M. „Allg. Ztg.“ hört, soll der Landtag im November wie- der einberufen werden. Was den zur Berathung kommenden Stoff anbelangt, so dürften darüber die definitiven Beschlüsse erst nah der E des Minister-Präsidenten Dr. L i von Mittnaht gefaßt werden. Auf jeden Fall ist Seitens des Ministeriums des FJnnern ein sehr umfassendes Material für die Verhandlungen vorbereitet. Hieher gehört der Entwurf eines Verfassungsgesetzes, mit dessen Vorlegung die Regierung im Vertrauen auf allseitiges Entgegenkommen den erneuten L A machen will, j einer Verständigung über eine veränderte Zujammenseßung eider Kammern der Ständeversammlung zu gelangen. Ebenso sind die Vorarbeiten für Geseße, durh wels unter Festhaltung der bewährten Grundlagen der Organi- ation der Gemeinden und Amtskörpershasten die Selbstverwaltung derselben weiter entwickelt, den besonderen Bedürfnissen der größeren Gemeinden Berücksichtigung geschenkt und die Aufsichtführung der höheren Behörden im Sinne der Vereinfachung neu bestimmt werden soll, vollständig beendigt, so daß die Entwürfe fix und fertig daliegen. Außerdem ist auch noch ein Geseßentwurf über Bewässerungs- und Entwässerungsanlagen im Zusammenhange mit anderen Theilen des Wasserrehts zu erwarten.

Anhalt. Georgium, 3. Oktober. (Anh. St.-A.) Die Erbprinzessin und die Prinzessin Antoinette Anna nebst Gefolge sind heute hier wieder eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. Oktober. (Wien. Abdp.) Die Kommission, welhe unter Leitung des Be- zirks-Hauptmanns von Trentini von österreichisher und des Hrn. Alexander Ritter von Aumüller von italienischer Seite die österreihish-italienishe Grenze zu begehen und wo nöthig richtigzustellen hatte, hat, wie dem „Boten f. Tirol“ aus Trient gemeldet wird, in den lezten Tagen ihre Arbeiten beendet. Während der ganzen Zeit, als die Kommission tagte, herrschte stets das beste Einvernehmen und der freundliste Verkehr zwischen allen betheiligten Mitgliedern.

5. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, hat die italienishe Regierung ihre Forderungen in Bezug auf den abzuschließenden Tarifvertrag auf scrift- lihem Wege nah Wien gelangen lassen und gleichzeitig die Bitte ausgesprochen, daß au Oesterreich seine E vor Beginn mündlicher Verhandlungen s{chriftlich mittheile. Aus diesem Anlaß findet am 6. Oktober eine Sißung der österreihisch-ungarishen Zollkonferenz statt.

Pest, 5. Oktober. (W. T. B.) „Nemzet sagt gegen- über anderweitigen Zeitungsmeldungen: die Regierung werde von dem bereits bewilligten Kredit von 45 Millionen Gulden höchstens 20 bis 21 Millionen in Anspru nehmen und selbst die Beschaffung dieser Summe bei ungünstigem Geldmarkt verschieben.

Großbritannien und Jrland. London, 4. Oktober. (A. C.) Die Untersuchung über die neulihen Un- ruhen in Mitchelstown wurde gestern wieder auf-

enommen. Als Hauptzeuge wurde der Kreis-Polizei-Jnspektor rownriog vernommen, welcher entschieden in Abrede ftellte, daß er den Befehl zum Feuern gegeben habe. Er habe viel- mehr, als sich die Polizei in die Kaserne zurückzog, den Leuten befohlen, niht zu schießen, was dieselben bezeugen könnten. Er sei außer Stande, zu sagen, wer den Befehl zum AUN gegeben habe. er Vorstand der irishen National-Liga in Großbritannien macht bekannt, daß eine National- eon am 29. d. M. in Cardiff zusammentreten werde.

Der Deputation, welhe dem S der Vereinigten Staaten die von der Jnternationalen Shiedsgerihts-Gesell\schaft entworfene Adresse be- ¿üglich der Einseßung eines Schiedsgerichts zur Entscheidung aller zwischen England und den Vereinigten Staaten entstehenden Streitigkeiten, überreichen wird, gehören außer einer Anzahl von Parlamentsmitgliedern, au drei Vertreter des Kongresses der Gewerkvereine an. Die Adresse ist von 230 englischen, ien und mallisischen, dagegen- von keinem irischen Abgeordneten unterzeihnet worden. Jn dieser Fe begeben si die leßten Mitglieder der Deputation nah

merika.

Der Ausweis für das mit dem 30. September endigende zweite Quartal des laufenden Finanzjahres ist niht ungünstig. Die Einnahmen beliefen sich während dieses

eitraums Zut 17 866 986 A9, Sterl. gegen 17 464 562 Pfd.

terl. im O uartal von 1886, was eine Zu- nahme von 402424 Pfd. Sterl. bedeutet. Die Getränke- steuer, Stempelgefälle, die Einkommensteuer, die Post und der Telegraph sowie verschiedene andere Einnahmequellen lieferten, bote mit dem entsprehenden Quartal des Vorjahres, Mehrbeträge, während die Einnahmen aus den Zöllen, der

von Darlehen an Lokal-

Gebäudesteuer und der Verzinsun behörden hinter denen des entsprehenden Zeitraums von 1886 zurüdblieben. endigenden Halbjahr des die in dem entsprehenden®]J Halbjahr von 1886 um 28677 Pfd. Sell

Die Einnahmen in dem am 30. September

aufenden Fiskaljahres überstiegen

A _.—_—

Aus Süd-Afrika liegen folgende Meldungen des „Reuter’shen Bureaus“ vor:

Kapstadt, 14. September. Die hiesige Handelskammer faßte gestern eine Resolution, in welcher die Regierung aufgefordert wurde, eine nach Parijs, an der Grenze von Transvaal, zu bauende Eisenbahn durch eine Subvention zu unterstüßen. Sollte die Regierung des Transvaal dagegen sein, so folle die Kimberley- Eisenbahn sogleich bis zur Grenze des Transvaal auf britishem Gebiet weitergeführt werden. E

Durban, 13. September. Der Präsident der Neuen Republik, Lucas Meyer, hat sh nach Prätoria begeben, um mit dem Präsidenten Krüger über die Annexion der Neuen Republik an Transvaal zu unterhandeln. Aus dem Zulu- lande wird gemeldet, daß Dinizulu einen eingeborenen Häuptling getödtet hat und sich im Ngomi-Walde verborgen hält. Die Eisenbahn an der Delagoa-Bai naht sich der Vollendung. Am Hafen foll ein Damm ins Wasser gebaut werden, so daß die größten Oceanschiffe anlegen und ihre Fracht direkt in die Eisen- bahnwaggons verladen können.

Aus Birma wird gemeldet : :

Rangun, 2. Oktober. Berichte aus Ober-Birma besagen, daß Éleine Räubereien noch immer stark vorherrs{hen. In Myingian wurde von den Freibeutern eine Polizeistation niedergebrannt. Der einzige Distrikt, der ernstlid gestört ist und sich niht unter militärischer Kontrole befindet, ist Yaw. Der Gesundheitszustand der Truppen in Ober-Birma ist gegenwärtig unbefriedigend, aber es darf eine Besse- rung erwartet werden, wenn die Zustände des Landes es gestatten, daß die jeßt beseßten ungesunden Stationen geräumt werden.

Frankreich. Paris, 3. Oktober. (Fr. C.) Der Handels-Minister Dautresme wohnte gestern Abend in seiner Vaterstadt Elbeuf einem ihm zu Ehren veranstal- teten Ba nquet bei, auf welchem er die übliche Rede hielt. Der Minister sprah von den Handelsinteressen der gewerbe- treibenden Stadt, die er zu fördern verhieß, und von der allgemeinen rad des Ministeriums, welhe von allen Seiten Anfechtungen erfährt. Dann fuhr er fort:

„Was hat denn das Ministerium begangen? Wessen zeiht man uns? Chrgeizige zu sein? Hat einer von uns seine Haltung geändert, seitdem er im Ministerium sißt? Orleanisten zu sein? Hat einer von uns an den Herzog von Aumale geschrieben? Dem Klerikalismus günstig zu sein? Worauf stüßt man eine solhe Beshwerde? Nein, was man uns vorwirft, das ist, daß wir uns enthalten, eine Kampf- regierung zu sein. Wohlan, ich wiederhole, was Hr. Rouvier und was vor ihm Hr. von Freycinet gesagt hat: Wir wollen nicht Frankreich kommandiren, sondern es überzeugen. Auf der Rechten sehen wir Männer, welchen ihre Vergangenheit, ihre Geburt, ihre Beziehungen verbieten, aus den Reihen, wo sie stehen, hervorzutreten, Diesen haben wir nichts zu geben, nihts zu gewähren, und wir werden ihnen niemals ein Prinzip oder einen. Beamten opfern, Aber neben ihnen giebt es Wähler, die ein Mißverständniß uns entfremdet hat, und wenn eine Politik im Stande ist, sie zur Republik zurückzuführen, \o ist es die unsrige. Die Rechte warf alle Kabinette zu Boden in der Hoffnung, das ers{chöpfte Land werde in den Armen eines Retters Hülfe suchen. Da sie damit ihr Fiel niht erreicht, hat sie ihre Taktik geändert: daher die Manifeste der leßten Zeit, Aber mit diesen Trompetenstößen werden die Flüchtlinge nicht aufgehalten werden. Kaiserreich und Königthum liegen in derselben Gruft eingemauert. In dieser Lage ist es die Pflicht der Republikaner, das Land zu beruhigen, welches im Innern die Sicherheit, nah Außen die Achtung vor der französi- {en Fahne will, und daß wir uns auf der Höhe dieser patriotischen Bea zu behaupten wissen, haben die Vorgänge der leßten Zeit gezeigt.“

Der ata E der Kammer prüfte vorgestern den Budgetentwurf der Finanzverwaltung und beschäftigte sih besonders mit dem Bedarf für den Dienst der fkurzlaufenden Schaßscheine (s{chwebende Schuld) und für

4 die den Eisenbahnen zu zahlenden t ten. Es

werden im laufenden Jahre für 100 Millionen Schaßscheine fällig, von denen nah dem Haushaltsgesez für 1887 ein Betrag von 15 Millionen baar eingelöst, der Rest aber gegen neue Schaßscheine umgetauscht, also verlängert werden sollte. Wie das Ministerium indessen mittheilt, konnten in Folge einer Ersparniß von Zinsen 18 statt 15 Millionen ein- gelöst werden. Als Bürgschaftszushuß an die Eisenbahnen wurde ein Betrag von 85 Millionen Franken vorgesehen und vom Ausschuß genehmigt. Dieser Zushuß überstieg im laufenden Jahre 100 Millionen; allein in leßter Zeit haben sich bekanntlih die Bahn-Einnahmen wieder merklih gehoben. Ferner seßte der Ausschuß den Zinsfuß für die dem Staate von den öffentlichen Anstalten der Städte und Departements, wie Armenpflegen, Kirchenstiftungen 2c. in Verwahrung ge- gebenen Gelder von 3 auf 2 Proz. herab, was eine Ersparniß von dreiviertel Millionen Franken ergiebt. Auch die Verzinsung der Beamten-Kautionen, die ursprünglich 9 Proz. betrug, im Jahr 1816 auf 4 und im Jahr 1844 auf 3 Proz. herabgeseßt wurde, soll nah dem Vorschlag des Bericht- erstatters F. Faure auf 2 Proz. herabgeseßt werden. Sodann erörterte der Ausshuß das Kapitel der bürgerlichen Ruhe- ehälter, das sich auf niht weniger als 621/; Millionen

ranken beläuft : 1?/; Millionen mehr, als für das laufende Fahr bewilligt worden sind. Der Berichterstatter beantragte, den ganzen Mehrbedarf zu streichen, um \ih damit gegen die, wie er behauptete, von den Ministern bisweilen aus persönlihen oder politishen Rücksichten verfügten Pensionirungen auszusprehen; der Aus\{huß lehnte jedo diesen Antrag ab, weil dessen Wirkung nicht die Minister, sondern die in Ruhestand Versegzten betreffen würde, die mit dem Bezug ihrer Pensionen warten müßten, bis die Mittel dur den Tod älterer Pensionirten frei würden. Der Ausschuß erklärte sich jedoch damit einverstanden, zu ver- hindern, daß Beamte willkürlich und vorzeitig in Ruhestand verseßt werden. :

__ Die tehnische Eisenbahnkommission für Tong- king hat in ihrem im „Journal officiel“ veröffentlichten Be- riht an den französishen Minister der Auswärtigen An- O den Bau der folgenden fünf Eisenbahn- inien vorgeshlagen, von denen die drei ersten bei der Ün- zulänglichkeit der vorhandenen Wasserstraßen als im handels- politishen und militärishen Interesse dringend erfor- derlih zur sofortigen Ausführung empfohlen werden: 1) Die Linie Hanoi—Port Courbet, 175 km; sie verbindet Hanoi mit dem günstigsten Hosenplas Tes Die übrigen vier Linien bilden den nshluß aus dem FJnnern an diese Linie. 2) Die Linie Bac-Ninh nah der chinesishen Grenze (Provinz Kouang-Si), 125 km, Diese Bahn wird dem gewöhnlichen Wege von Annam nah China folgen. 3) Die Linie

anoi—Yunnan, 300 km. Diese soll die Verlängerung der Linie Port Courbet—Hanoi bilden und auf dem linken Ufer des Rothen Flusses konstruirt werden. 4) Die Linie Laos nach der Hauptlinie; sie wird entweder durh das Thal des Schwarzen Flusses nach Luang Prabang oder in dem Thalbecken des Song-Ma nach Muong: Luong führen. 5) Eine Verbindungsbahn Den Tongking und dem nördlichen Annam (von Hanoi über Ninh-Binh nach Hué), Die Dauer

der betreffenden Konzessionen ist auf 99 Jahre festgesegt. Konzessionär hat die zum Unterbau nöthigen Gelder Ger E gierung vorzuschießen, welche ihm innerhalb 90 Jahren mit einem Zinsfuß von 6 Proz. zurückgezahlt werden.

Das französishe Schiff „La Dives““ hat einige kanakishe Dörfer auf den Neuen Hebriden bom: bardirt, nachdem die Eingeborenen französishe Ansiedler ge:

plündert hatten.

Spanien. Madrid, 3. Oktober. (R. B.) Jn Folge der hier eingegangenen Meldungen von der ernsten Erkrankung des Sultans von Marokko wird heute ein militärishes Corps von Madrid abgehen, um die Gar- nisonen in den spanishen Besißungen in Nord: Afrika zu verstärken, damit Spanien vorbereitet sei, im Fall des Ablebens des Sultans bei möglichen Ereignissen seine Interessen wahren zu können.

Serbien. Belgrad, 4. Oktober. (W. T. B.) Nah dem nunmehr vorliegenden offiziellen Wahlresultat gehören von 142 in die Skupschtina Gewählten 65 der liberalen und 71 der radikalen Partei an. Alle Meldungen über den Zeitpunkt und den Ort des Zusammentritts der Skupschtina werden als verfrüht bezeichnet.

Schweden und Norwegen. Stocckholm, 4. Oktober, (W. T. B.) Der Kriegs - Minister, General - Major Ryding, hat seine Entlassung genommen; an seiner Stelle ist General-Major Freiherr von Peyron zum Kriegs: Minister ernannt worden.

Dänemark. Kopenhagen, 4. Oktober. Die eise Eröffnung der 40. ordentlihen Reihhstagssession fand gestern Vormittag im Festsaale der Universität statt. Alle Minister sowie die meisten Mitglieder der Rechten beider Thinge waren erschienen, während sämmtliche Mitglieder der Linken fehlten. Der Conseils-Präsident Estrup verlas ein Aller: höchstes Reskript, auf Grund dessen er im Namen des Königs den Reichstag für eröffnet erklärte. Jm Lands- thing eröffnete der Abg. Neergaard als Alterspräsident die Sißung und leitete die Wahlen des Bureaus. Zum Präsidenten wurde der Abg. Liebe und zu ize- Präsidenten die Abgg. Plong und Rosenörn gewählt. Im Folkething leitete der Abg. Alberti die Vorstands: wahlen. Gewählt wurden der Abg. Högsbro zum Präsidenten und die Abgg. Bojsen und Hörup zu Vize-Präsidenten. Vom Conseils - Präsidenten war die Mittheilung eingegangen, daß dem Thinge folgende Vorlagen gemaht werden sollten: vom Finanz-Minister der Entwurf des Finanz: eseges für 1888/89, das vorläufige und das provi- orishe Finanzgesez für gegenwärtiges Sabr, Gesetzentwürfe, betreffend die Anlage von Freilagern, die Verwaltung der Staatswälder und das Pensionswesen; vom Minister dez A Geseßentwürse, betrefsend das Lehrlingswesen, die

unstbutter und die Gehälter der Post- und Telegraphen: beamten; vom Marine-Minister wird eine außerordentliche Bewilligung für die Entwicklung der Flotte verlangt werden. Der Bericht über die Staatsverwaltung im Finanzjahre 1885/86 ist dem Reichstage zugegangen. Die Staatsrevisoren Högsbro und Hörup beantragen, die Decharge zu verweigern, da dem Reichstage kein Finanzgeseß oder Nachtragsbewilligungsgeseß für genanntes Finanzjahr vorgelegen habe. Dagegen beantragen die Staatsrevisoren Dinesen und Dresing die Anerkennung und Genehmigung, da die vorläufigen N als vollgültige und zur Führung der Staatsverwaltung nöthige Geseße anzusehen seien. Von dem Finanz-Minister wurden heute Üebersichten über die Ein- nahmen und Ausgaben im Finanzjahre 1886/87 veröffentliht. Die mit 55865987 Kronen eingestellten Einnahmen ergaben danach nur 54769601 Kr. Gerin- gere Einnahmen weisen auf: die Domänen mit 627 688 Kr. gegen den Voranschlag von 950 755 Kr. die Zinsen der Staatsaktiven mit 3482619 Kr. gegen 9307011 Kr., die Zölle und Branntweinsteuer mit 27 180 907 Kr. gegen 28 661 000 Kr. u. #st. w. Die Aus- gaben, zu 55 549 236 Kr. veranschlagt, beliefen sich auf 58 091 293 Kr. Der N von 3 321 692 Kr. wurde aus den Staatskassenbeständen gedeckt, die am 31. März 1886 62 495 996 Kr. und nach Abzug des Fehlbetrags am 31. März 1887 59 174 303 Kr. betrugen.

4, Oltober. Tr T. B.) Bei Einbringung des Budgets im Folkething theilte der Finanz-Minister mit, daß die Staatsschulden durch die Auszahlung der Amsterdamer Anleihen von 1764 und 1785 und der Antwer- E von 1788 um 1 600000 Kronen vermindert werden würden.

Amerika. New-York, 3. Oktober. (A. C.) Der O Cleveland hielt heute in der Börse zu St. ouis eine Rede, in welcher er sagte: er wisse den Werth fleißiger, mäßiger und sparsamer Ausländer, welche das amerikanische Bürgerrecht zu erwerben wünschten und sich mit den durch die Geseze und Einrichtungen der Ver- einigten Staaten gewährleisteten Freiheiten zufrieden gäben, wohl zu s{häßen. Es lasse sih leiht unterscheiden zwischen solchen Leuten und Einwanderern, welche sich nicht assimi- lirten und nur nah Amerika kämen, um daselbst Ruhestörun- gen anzufachen.

Süd - Amerika. Argentinien. Buenos - Aires, 5. Oktober. (W. T. B.) Während des Monats September d. J.

- find hier 41 Dampfer mit 8650 Einwanderern einge-

troffen. Die En betrugen während desselben ée Vie 3 095 Pesos für Buenos-Aires und 541 600 Pesos ür Rosario.

Asien. Aus Afghanistan meldet „Reuter's Bureau“:

Lahore, 3. Oktober. Die „Civil and Military Gazette“ RE heute die Nachricht, daß der Emir Abdurrahman {wer erkrankt ift.

Bombay, 3. Oktober. Nach den leßten von Kabul ceinge- angenen Nachrichten entbot der Emir kürzlich Isa Khan nah abul. Der Lettere kam jedoh nit selbst, sondern sandte A waz

Minbashi, den hervorragendsten Mann des Abab-Stamms. Der Emir war darüber so erbittert, daß er Minbashi und dessen Gefol ge sofort ins Gefängniß werfen ließ. Auf Befehl des Emirs wurden die Ghilzai-Kaufleute von der städtischen Abgabe befreit, welche sonst auf allen in die Hauptstadt gebrachten Waaren ruht.

Kalkutta, 2. Ottober. Ein eingeborener Berichterstatter mel-

det die Wirkung der Nachriht von dem Entkommen Eyub's in Kabul. Der Emir soll die Chefs mehrerer Stämme ein- berufen und mehr Mannschaften zur Garnisonirung von Kabul und Ghuzni verlangt haben. Er \caffte auch verschiedene Abgaben ab. Ein heutiges Telegramm aus Quetta besagt, n Eyub's ungewisses Schicksal im südlichen Afghanistan ortdauernd das höchste Interesse errege. Seine Parteigänger glauben zuversichtlih,

-

.i ta rann wit

daß er die Nachbarschaft von Farah erreihen werde. Nur ein einziger d eri Chef von Bedeutung hat die Grenze erreicht ; derselbe befindet ¡ch unter Aufsicht in Quetta. Die Uebrigen haben sich nach Norden Merten um sich den Suleiman Khel Ghilzais anzushließen, von denen sich gerüchtsweise eine Sektion unter Waffen befinden soll.

Afrika. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ berichtet: Aus Tamatave, vom 21. v. M,., wird gemeldet: es seien zwischen der Regierung von Madagascar und dem dortigen französischen Minister-Residenten sehr gespannte Beziehungen ein- getreten: der französishe Minister-Resident hätte seine Flagge eingezogen und Antananarivo verlassen, und der bisherige madagassische Minister des Auswärtigen wäre verbannt worden.

Zeitungsfstimmen.

Gegenüber den Darstellungen der deutschfreisinnigen und demokratishen Presse, als ob die Einführung fünsjähriger Legislaturperioden eine für das deutshe Verfassungsleben ganz une Neuerung bedeute, stellt die „Kölnische

eitung“ fest: :

d daß die Verfassungen der meisten größeren deutschen Bundes- staaten längere Legislaturperioden haben als dreijährige. Sechsjährige Gesezgebungsperioden bestehen in Sachsen, Württemberg, Bayern, Hessen, Sachsen-Meiningen, Reuß à. L, Reuß j. L, Schaumburg- ppe und Lippe. Von den übrigen Staaten hat Preußen die drei- jährige Geseßgebungsperiode, Baden die vierjährige, während die fleineren Staaten , deren Ständeversammlung nur aus einer Kammer besteht, sich zumeist zu Gunsten der dreijährigen Gesetzgebungsperiode entshieden haben. Abgesehen von Preußen haben die größeren Bundesstaaten ohne Ausnahme längere als dreijährige Gesetgebungéperioden, und es ist wohl zu beachten, daß es in erster Unie die süddeutshen Staaten sind, deren Verfassungen diesen Punkt wesentlich anders regeln, als die Reichsverfassung, ohne daß jemals die längere Dauer der Geseßgebungsperiode einen Anlaß zur Un- zufriedenheit daselbst gegeben hätte. Die Zufriedenheit, welche in diesen Staaten ganz allgemein in Ansehung dieser Verfassungéeinrihtung seit langer Zeit besteht, beweist zur Genüge, daß man daselbst für die Vorzüge einer Einrichtung nicht blind is, welhe die Aufregung und Beunruhigung einer Wahl möglichst selten zu machen suht. Der Umstand, daß es gerade die süddeutschen Bundesstaaten sind, welche vier- und sechs8jährige Gesetzgebungsperioden besißen, ist aber weiter ein Beweis für die Unwahrheit des Vorwurfs, die Verlängerung der Gesezgebungsperioden beshränke die Volksrechte. Wenn man in Staaten, die in durhaus liberalem Sinne regiert und verwaltet werden, seit vielen Jahrzehnten unter den vierjährigen und \sechs- jährigen Gesetgebungsperioden gelebt hat, ohne von einer Verkümme- rung des Mitwirkungsrehts des Volks bei Geseßgebung und Ver- waltung etwas zu bemerken, ohne sich über die unstatthafte Ein- \{hränkung der dem Volke zustehenden Befugnisse zu beklagen, dann fann die Einführung einer ähnlihen Einrichtung für das Reich doch wohl kaum eine reaktionäâre Maßregel scin, dann kann in einer Nach- ahmung dieser erprobten Einrichtungen Seitens des Reichs doch nur von dem blinden Parteieifer ein Angriff ¡auf die Volksrehte erblickt werden. Es wäre wunderbar, daß eine Einrichtung im Heimathlande der deutshen Volkspartei mit den Volksrehten verträglich sein, im Reiche dagegen dieselben in \{werster Weise verletzen sollte. . ..

Die „Berliner Politischen Nachrichten“ \hreiben:

Wie wir bereits vor längerer Zeit mittheilen konnten, hat der Centralverband deutscher Industrieller, um eine zuverlässige statistische Unterlage für die Beurtheilung der Frage der Alters- und Invaliden- Versicherung zu gewinnen, an seine Vereine und Unterverbände einen aeaen verschickt, in welchem die Industriellen um Angabe der

erhältnisse der in ihren Betrieben etwa \{chon vorhandenen Alters- und Invalidenkassen ersucht wurden. Der zum Centralverband ge- hôrige Oberschlesishe Berg- und Hüttenmännishe Verein hat diese Enquête nun bereits abgeschlossen und veröffentliht. Und in der That, der Verein konnte diese Publikation mit einer gewissen Genug- thuung vornehmen, denn die Leistungen, welche seine Mitglicder auf dem fraglihen Gebiet aufweisen können, sind hervorragende.

Die innerhalb des Vereinsbezirks vorgenommene Umfrage er- streckte sich auf 80 000 Arbeiter und von diesen 80 000 ift nur für 2400, d. i. nur für 3%, zur Zeit noch keine Gelegenheit vorhanden, sih für den Alters- und Invaliditätsfall zu versihern. Von den übrig bleibenden 77 660 Arbeitern sind wirklich versichert : 73 600, d. i. 92% der Gesammtzahl von 80000; die fehlenden 4000 sind nur deswegen nicht versichert, weil sie eine Versicherung nicht beantragt haben (bei einigen Kassen sind die Arbeiter zum Beitritt nicht ver- pflibtet, sondern nur berechtigt) oder weil ihnen der Eintritt in die Kassen ihrer Jugend, ihres Geschlechts oder mangelhafter Gesundheit halber statutengemäß zur Zeit nicht gestattet werden darf.

Für die wirklich versicherten 73 600 Arbeiter sind insgesammt 22 Kassen vorhanden, von denen eine, die des Oberschlesishen Knapp- shaftsvereins, allein mit 58 130 Arbeitern ca. 80 %% der Gesammt- zahl umfaßt. Das Vermögen sämmtlicher Kassen betrug Ende 1886 ca. 7 440000 4, ihre Einnahme pro 1886 von den Arbeitern ca. 1518 000, von den Arbeitgebern ca. 1382 000 und an Zinsen 2c. ca. 289 000 A An Invaliden-, Wittwen-, Waisen- und sonstigen Unter- stüßungs8geldern zahlten die Kassen in dem genannten Jahr an Arbeiter selbst ca. 1068 000 und an die Hinterbliebenen von Arbeitern ca. 724000 6 Der von den Kassen im Jahr 1886 erzielte Gesammt- übershuß beläuft ih auf ca. 459 000 (A und ist zweifellos nur des- wegen so hoch, weil ein großer Theil der Kassen noh ganz neuen Datums ist, ihre Leistungen daher den zu erwartenden normalen Stand noh niht erreiht haben.

Das sind geradezu erstaunliche Ziffern, und nah dieser ersten Zusammenstellung eines der zum Centralverbande gehörigen Vereine darf man auf das Ergebniß der gesammten Enquete gespannt sein. Jedenfalls geht {on aus dieser einen Publikation hervor, daß es keine leeren Worte sind, wenn unseren Industriellen nachgerühmt wird, daß sie ein Herz für die Leiden ihrer Arbeiter haben und ihnen bei den Folgen der Gefahren, welche leider mit unserer modernen Betriebsweise unzertrennbar verknüpft sind, helfend zur Seite stehen. Veber eine Million Mark bringen die Arbeitgeber innerhalb eines einzigen Montanindustriebezirks jährli freiwillig für Zwecke der Alters-, Invaliden-, Wittwen- und Waisenversorgung auf!

Man wird danach wohl behaupten dürfen, daß Deutschland auf dem „Felde der Alters- und Invalidenversorgung der industriellen Arbeiter \hon heute an der Spiße sämmtlicher civilisirten Nationen marschirt und die ebren, welche es sich zum Lebens8zweck gesetzt haben, unseren Jndustriellen die Arbeiterfreundlihkeit abzusprehen, werden g ngelts solher Thatsachen einen anderen Beruf suchen müssen.

Ueber die Beliebtheit der Dampfer des Norddeutschen Lloyd in Ost-Asien jagt, wie wir der „Weser-Zeitung“ entnehmen, die „Ceylon-Times“: Í :

Nichts ist bemerkenswerther als die Art und Weise, wie die deutshe Dampferlinie in wenigen Monaten die beliebteste von allen für Reisende aus Ceylon g ist, Wahrscheinlich würde si, wenn man eine Statistik aller seit Eröffnung der deutshen Linie von

olombo abgegangenen Passagiere hätte, herausstellen, daß diese mehr befördert hat, als irgend eine andere, die Pen. u. Oriental nicht ausgenommen. Warum das? Die Shnellig- keit und Billigkeit der Fahrt gegenüber der P. u. O. wird der Grund sein. Ein Star-, oder Clan- oder B. I.-Dampfer berechnet 450 Rup. für eine 28—30 Tage dauernde Fahrt, während die deutshen Schiffe den Passagier in 22 bis 23 Tagen nah outhampton bringen und nur 500 Rup. berechnen. 50 Rupien

mehr für eine Woche Gufpaenin an der Seereise ist wahrlich billig. Wer nit erster Klasse fahren kann, ist au in der zweiten gut genug aufgehobeu und kommt in einer Woche weniger nach Hause. Ver- schiedene unserer englishen Linien werden sich gewaltig aufrappeln unen, wenn sie gegen den Norddeutshen Lloyd das Feld behaupten wollen.

Amtsblatt des Reihs-Postamts. Nr. 55. Inhalt: O vom 24. September 1887, Postverbindung mit

elgoland.

Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheits- amts. Nr. 40. Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswohe. Volkskrankheiten und Sterblichkeit im August 1887. Sterbefälle in deutshen Städten von 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Cholera-Nahrihten. Witterung. Zeitweilige Maßregeln 2c. Thierseuhen in Großbritannien. Tuberkulose bei Schlachtthieren. Medizinalgeseßgebung 2c. (Preußen. MReg.-Bez. Düsseldorf.) Verfahren bei ansteckenden Krankheiten. Obligatorishe Leichenshau. Rechtsprechung. (Reichsgeriht und Landgeriht Passau.) Töpfergeschirr mit bleihaltiger Glasur. Kongresse. Sanitätskonvention in Dwosso. Sterbefälle in deutschen Orten mit 15000 und mehr Einwohnern für den Monat August 1887. Desgl. in größeren Städten des Auslandes.

Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteo- rologie. Organ des Hydrographishen Amts und der Deutschen Seewarte. Herausgegeben von dem Hydrographischen Amt der Admiralität. Fünfzehnter Jahrgang. 1887. Heft IX. Inhalt: Die Taifune der Chinesishen Meere. Von Kapt. D. Ruete. (Hierzu Tafel 15—19.) Aus dem Reiseberiht des Kapts. G. Inhülsen, Führers der deutshen Brigg „J. H. Lübken“. Beobachtungen in Kaiser Wilhelms-Land, dem Bismarck-Archipel, Apia und Lefuka. (D. S.) Meerestemperatur-Beobahtungen im östlichen Theil des Südatlantishen Oceans und in der Walfish-Bai. (D. S.) Die Untersuhungen von Elias Loomis über die Form, Ausdehnung und Fortpflanzung der barometrishen Maxima, sowie über die Beziehungen der Maxima und Minima, besprochen von Dr. J. van Bebber. (D. S.) Bericht über die zehnte auf der Deutshen Seewarte im Winter 1886—87 abgehaltene Konkurrenz-Prüfung von Marine-Chronometern. Bericht über die im Winter 1886—87 auf dem Kaiserlichen Obser- vatorium zu Wilhelmshaven abgehaltene Prüfung von Marine-Chrono- metern. Kleine Notizen. Tabellen. Kartenbeilagen.

Statistische Nachrichten.

Das diesjährige Augustheft zur Statistik des Deutschen Reichs bringt eine Abhandlung über die Schiffsunfälle an der deutshen Küste während des Jahres 1886, d. h. über die- jenigen zur amtlichen Kenntniß gelangten Unfälle, von denen Schiffe an der deutschen Seeküste selbst, auf dem Meere in einer Entfernung von niht mehr als 20 Seemeilen von der Küste oder auf den mit dem Meere in Verbindung stehenden, von Seeshhiffen befahrenen Binnengewässern im Jahre 1886 betroffen wurden. Derartige Unfälle sind im Ganzen 162 gezählt, welhe (bei 64 Kollisionen) 226 Schiffe betrafen. Die Erhebungen der vorhergehenden 4 Jahre hatten ergeben : für 1885 170 Unfälle und 220 betroffene Schiffe, für 1884 230 bezro. 299, für 1883 218 bezw. 273 und für 1882 225 bezw. 272, Die Abnahme der Unfälle in den Jahren 1885 und 1886 darf haupt\sächlih als eine Folge der günstigen Witterungsverhältnisse betrachtet werden, welche in diesen Jahren in den deutschen Küstengewässern herrshten. Nur 22 Unfälle oder 13,6% im Jahre 1886 und 32 Unfälle oder 18,8 9/6 im Jahre 1885 gegenüber 30,4 %/o, 31,3% und 41,89% in den Jahren 1884, 1883 und 1882 werden ursächlich auf stürmisches Wetter zurückgeführt. Die Zohl der bei den Unfällen an der deutschen Küste vorgekommenen Totalverlust& von Schiffen ist im Laufe der leßten 5 Jahre erheblih zurückgegangen; dieselbe betrug 1882 83, 1883 60, 1884 56, 1885 39 und 1886 36, im leßtgenannten Jahre also nur etwa ?/7 der für das Jahr 1882 festgestellten ent- sprechenden Zahl. Der Verlust an Menschenleben bei sämmt- lihen Unfällen im Jahre 1886 bezifferte sich nur auf 9 Mann der Besatzung der betreffenden Schiffe und 4 Passagiere (1885 24 Mann Besabung und 3 Passagiere, 1884 56 bezw. 2, 1883 45 bezw. 2 und 1882 18 Mann Besaßung und keine Passagiere). Unterscheidet man die Unfälle nah ihrer Art, so sind im Jahre 1886 an der deutschen Küste gestrandet 48 Schiffe, gekentert 3, gesunken 24, in Kollision gerathen 128 und von sonstigen Unfällen betroffen 23 Schiffe. Der Gattung nach bestanden die von diesen Unfällen betroffenen Schiffe aus 86 Dampfschiffen (38,1 9/0) und 140 Segelschiffen (61,9 0/0). Von den 86 Dampfern waren 7 Räderdampfer, 78 Schraubendampfer und 1 Dampfbagger. Unter den 140 Segelschiffen befanden sich_8 Voll- chiffe, 20 Barken, 6 Scoonerbarken und dreimastige Schooner, 3 Briggen, 20 Schoonerbriggen und Schooner, 4 Galeassen und Galioten, 2 Gaffelshooner, 16 Kuffen und Tjalken, 48 Ever, Schaluppen, Schniggen, Mutten und dergleichen, 2 Leichterfahrzezge und 11 Fluß- und Haffkähne. Ihrer Verwendung nach_ zerfallen diese Schiffe in 196 Kauffahrtei- \hiffe, 2 Leichter, 7 Fischerfahrzeuge, 6 Passagier- und Fährdamvfer, 9 Schleppdampfer, 2 Leuchtschiffe und je «in Lootsenfahrzeug, Zoll- kreuzer, Eisbreher und Dampfbagger. Von der Gesammtzahl der Unfälle entfallen 55 auf das Ostseegebiet (0,69 auf je 10 Seemeilen Küstenstrecke) und 107 auf das Nordseegebiet (3,63 auf je 10 See- meilen E und von den sämmtlichen von den Unfällen be- troffenen Schiffen fuhren 151 Schiffe unter deutsher und 73 unter fremder Flagge; von 2 Schiffen blieb die Nationalität unbekannt.

Verwaltungs8bericht des Magistrats der König- lihen Haupt- und Residenzstadt Breslau für die drei Etatsjahre vom 1. April 1883 bis 31. März 1886. In dem soeben erschienenen stattlihen Bande, welher den allgemeinen Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten in der zweitgrößten Stadt Preußens für die Zeit vom 1. April 1883 bis 31. März 1886 enthält, ist die Anordnung des Stoffes zur Vergleich- barkeit mit den früheren Ergebnissen der Verwaltung nahezu dieselbe geblieben, wie in den feit 1875 ershienenen vier Berichten für die Jahre 1870 bis 1883. Demgemäß enthält der erste Theil Beiträge zur allgemeinen Statistik, welhe sich über folgende Kapitel verbreiten: 1) Stadtgebiet. 2) Grundstücke und Ge- bäude. 3) Besißwechsel an Grundeigenthum. 4) die Wohnungen und Haushaltungen, die Geschäftslokale und leerstehenden Gelasse. 5) Be- völkerungsstand nach den Zählungen von 1861—1885. 6) Die Be- cufsverhältnisse der Bevölkerung. 7) Die gewerblichen Verhältniffe, 8) Bewegung der Bevölkerung und Gesundheitsverhältnisse. 9) Meteo- rologishe und physikalishe Verhältnisse. 10) Landwirthschaft und Viehhaltung. i Verkehr. 12) Preise und Konsumtion. 13) Ein- kommensverhältnisse. 14) Wahlen. Der zweite Theil, welcher über die Kommunalverwaltung berichtet , zerfällt in drei Unter-Abtheilungen. Davon enthält die erste die Ausgabezweige in folgenden Abschnitten: 1) Amen 2) Fn erne 2 Schul- und Bildungswesen. 4) Kirhenwesen. 5) Kommunal-

Ie 6) Verwaltung der polizeilichen Einnahmen und Ausgaben. 7) Sicherungswesen und Marstall.“ 8) Bauwesen. 9) Oeffentlihe Anlagen. 10) Einquartierungs- resp. Servis- und Militär-Angelegenheiten. 11) Sn 12) Standesämter. 13) Statistishes Amt. 14) Stadtschuldenwesen. Die zweite Unter- Abtheilung behandelt die Einnahmequellen in folgenden Abschnitten : 15) Das Wekindeigentbum der Stadtgemeinde. 16) Steuern. 17) Han- dels- und Verkehrs-Abgaben, Gefälle 2. 18) Städtishe Gas- und Wasserwerke. 19) Städtishe Bank. 20) Städtische Sparkasse. 21) Städtisches Leihamt. 22) Städtische Feuersocietät. 23) Gewerbe- Angelegenheiten. Die dritte Ünter-Abtheilung giebt allgemeine Ueber- sichten über den Finanzzustand und in einem E werden die von 1883 bis 1886 hinzugetretenen Stiftungen und Legate aufgeführt. Wir kommen auf den reichen Inhalt demnächst noch zurück.

Wien, 30. September. (M. Allg. Ztg.) Den statistischen Er- gebnifsen über die Cioilrechtspflege in den im Reichsrath vertretenen Königreichen und Ländern im Jahre 1884 ist von der statistischen Centralkommission ein Anhang über die Ehescheidungen, Ehbe- trennungen und Ehe-Ungültigkeitserklärungen beigefügt. Nah demselben zählte man 747 Fälle, um 38 mehr als im Jahre 1883. Von denselben waren 312 einverständlihe Scheidungen, und 34 Seidungen erfolgten auf Grund richterlicher Erkenntnisse. In 65 Fällen erfolgte die Ehetrennung, in 26 die Ungültigkeitserklärung; 232 Fällen lag das Einverständniß beider Chetheile, 129 das Verschalden des Mannes, 25 die Schuld der Frau und 23 das Verschulden beider Theile zu Grunde. Die Sceiduna erfolgte nach einjähriger Ehe in 53, nach ein- bis fünf- jähriger Che in 243, nah fünf- bis zehnjähriger Ehe in 172, nach zehn- bis zwanzigjähriger Che in 224 und nah fünfundzwanzig- bis dreißigjähriger Che in 29 Fällen. Dem Stande und der Be- schäftigung nah waren von der Gesammtzahl der geschiedenen Männer 111 Landleute, 130 Arbeiter und Gesellen, 56 Diener, 260 Kauf- leute, Industrielle und Gewerbsleute, 18 Rentiers, 82 Beamte, Lehrer, Aerzte und Gelehrte, 11 Schriftsteller und Künstler, 6 Militärs, und der Rest gehörte verschiedenen anderen Ständen an.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 3. September 1887 ist eine neue „Kriegs-Etappen-Ordnung“ genehmigt worden, die vom Kriegs-Ministerium foeben (in der Königlichen Hofbuchhand- lung von E. S, Mittler u. Sohn in Berlin ; Pr. 1,20 46) herausgegeben wird. Dieselbe regelt die Leitung undOrganisation des gesammtenEtappen- wesens während eines Krieges, einschließlich der Beziehungen, in welche dasselbe zum Eisenbahnwesen, zum Feld-Sanitätswesen, zur Militärtelegraphie und zur Feldpost tritt.

Vorschriften, betreffend die im Auslande zu erledigenden Ersuhungs\chreiben der Justizbehörden. Von Dr. W. Cahn, Kaiserlihem Legations-Rath im Auswärtigen Amt. Verlag von H: W. Müller in Berlin. Preis 2 #4 In einer allgemeinen Verfügung des preußischen Justiz-Ministers sind unterm 20. Mai d. I. diese Vorschriften zur Kenntniß der Gerichts- behörden gebracht. In fast jeder einzelnen Bestimmung finden sh jedoch zahlreiche Hinweise auf D a Staatsverträge, Bekanntmachungen 2c., die bei der Anwendung zu beachten, aber niht. immer sofort zugäng- lih find. Der Herausgeber, welcher in seiner amtlihen Stellung an der Ausarbeitung dieser „Vorschriften“ theilgenommen, hat nun in dem vorliegenden Werkchen jene Ergänzungen an Ort und Stelle ein- gereiht, so daß das zeitraubende Auffuchen derselben bei dem Ersuchen um Gewährung der Rechtshülfe erübrigt wird. l

Reiche Leute, Von Ludovika Hesekiel. (Gotha riedr. Andr. Perthes, 1887. Preis 3,60 4) Die auf belletristi- hem Gebiet rühmlih bekannte Verfasserin läßt hier einen tiefen Blick in das Leben reicher Leute thun, um davon zu überzeugen, daß der Reichthum vor mangwerlei Beschwerden, Nöthen, Gefahren und Schmerzen nicht zu {chüßen vermag, dagegen oft noch besondere Un- annehmlihkeiten und Schwierigkeiten mit ih bringt, unter denen die Reichen Erfahrungen sammeln und zur rechten Lebensweisheit geführt werden sollen. Die Verfasserin ist mit dem wirklichen Leben, seinen Verhältnissen und Verwickelungen durch richtige Beobachtung genau bekannt und versteht es, Bilder von oft überrashender Wahrheit zu zeihnen, durh welche ein Licht auf die verschiedensten Gesell- schastskreise sowohl als auf die Stimmungen und Erfahrungen der einzelnen Herzen geworfen wird. Die handelnden Personen sind in einer Weise charakterisirt, daß man an ihnen Interesse gewinnt und der Entwickelung ihrer Lebensshicksale mit Spannung folgt. Die Darstellung ist um so wirksamer, als sie das Thatsächlihe überall psychologish vermittelt und somit die Anwendung aufs Leben, welche aus der Erzählung gewonnen werden soll, in. ungezwungener Weise im Innern des Lefers selbst entstehen läßt. Gewiß wird dieses neue Werk aus der gewandten Feder Ludovika Hesekiel’s von der gebildeten Leser- welt mit Dank entgegengenommen werden. S

Weihnachtsfreude. Eine Sammlung unserer \{önsten vierstimmigen Weihnachtslieder und -Chöôre in liturgisher Ordnung. Dritte Auflage. Herausgegeben von Daniel von Cölln, Ober-

farrer zu Brück in der Mark. Das Büchlein, welches ürzlih in lein Quartformat erschienen ist, bietet das voll- ständige Material und eine eingehende Anweisung _ zu einer lieblihen Weihnachtsfeier der Kinder in Kirche, Schule und Haus, wie sie in der mehr als sech8undzwanzigjährigen Amtsthätigkeit des Herausgebers entstanden und mancher Gemeinde durch dauernden Gebrauch lieb und werth geworden ist. Nachdem seit einiger Zeit der Vorrath der beiden ersten starken Auflagen völlig vergriffen war, erwies ih die Veranstaltung einer dritten Auflage als nothwendig, welche sih von ihren Vorgängerinnen wesentlich dadurch unter- scheidet, daß vielfach ausgesprohenem Wunsche gemäß alle in derselben enthaltenen Lieder und Chöre jeßt vierstimmigen Saß erhalten haben und darum auch mit Klavierbegleitung gespielt werden können, das \höne Recitativ aus Händel’s Messias „Es waren Hirten“ u. j. æ. in einer durch Kinder leiht ausführbaren Bearbeitung aufgenommen ist und die liturgishe Anordnung eine noch mehr abgerundete Gestalt erhalten hat. Die „Weihnachtsfreude“ will zunächst zur Vorb :reitung einer edlen und freudebringenden Festfeier dienen, indem fie jedem mitwirkenden Kinde Text und Melodie. der zu fingenden Lieder und Chöre und die Reihenfolge der aufzusagenden Bibelworte in die Hand giebt; sodann aber bietet sie sih in ihrer gefälligen Ausstattung der bunte Umschlag iff ge- \{chmüdckt durch einen Weihnachtsbaum, das Büchlein selbst aber mit einem den Kindern viel Freude bereitenden Titelbilde „Die Hirten auf dem Felde“ als ein hübshes Weihnachtsgeschenk dar, das si namentlich zur Vertheilung bei größeren Bescherungen in Schulen, Vereinen und Anstalten eignet; endlich aber will fie der christlihen Familie am heiligen Abend neben dem f{chönen plastishen Scchmuck, welchen die Züllhower Anstalten darbieten, Gelegenheit geben, ihrer Weih- nachtsfreude auch im Liede Ausdruck zu geben. Der Umschlag ift deshalb so eingerichtet, daß in ein leeres Feld der Name hineingeshrieben werden und in dieser Weise durh das Büchlein jedem Festtheilnehmer fein Plaß unter dem Weihnahtsbaum angewiesen werden kanvy. Die „Weihnachtsfreude“ ist in jeder Buhhandlung (Kommissionär: Buch- handlung des Vereinshauses in Leipzig) für 20 S zu haben. Bei größeren Partien empfiehlt sich die direkte Bestellung bei dem Heraus- geber, welcher nah vorheriger Einsendung von 4 4 25 Expl. postfrei liefert. Wenn der Bestellung der Betrag nicht beiliegt, wird ange- nommen, daß Postvorshuß erhoben werden darf, do muß in diesem Falle das Paket unfrankirt geshickt werden.

Die altbewährie „JIllustrirte Frauen- Zeitung“, welche sich seit März d. J. unter dem Titel „Die illustrirte Zeit“ mehr dem allgemeinen Interesse der Familie zugewandt hatte, widmet sich auf vielseitigen Wunsch der Leserinnen von nun ab wieder ledig- lih den Frauen und hat dementsprehend auch ihren früheren Titel wieder angenommen. Das empfehlenswerthe Blatt dient bereits vier- zehn Jahre lang den Interessen der Frauen mit immer wachfendem Erfolge und hat durch die Vielseitigkeit und Gediegenheit seines Inhalts unter den belletristischen Zeitschriften Deutschlands eine angesehene Stellung errungen. Der Unterhaltungstheil bringt sorgfältig ausgewähste Erzählungen, fesselnde Plautereien und zahlreibe, durch inftruktive Abbildungen erläuterte Rubriken, in welchen insbesondere die mannig- faltigen praktishen Bedürfnisse des Hauses und der Familie behandelt werden: Hauswirthshaft, Gärtnerei, Mode, Handarbeiten, Erzeugnisse des Kunstgewerbes und andere in den Wirkungsbereih der Frauen fallende Gebiete erfahren die eingehendste Berücksichtigung. Der teh- nische Theil enthält, wie bisher, den vollen Umfang dec „,Moden- welt“. Außerdem werden der durch kunstvoll ausgeführte Illustra- tionen rei e aren Zeitschrift noch farbige Modenbilder und ebensolhe Stickmuster-Vorlagen, sowie Stickmuster-Beilagen (,„Ertra- blätter“) beigegeben. i E A /

Kirchhoff u. Wigand in Leipzig haben über ihr anti- quarishes Bücherklager Katalog 732 (Theologie betr.) veröffent- liht. Derselbe enthält ein Verzeihniß von 3789 S({hriften unter