1887 / 235 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 07 Oct 1887 18:00:01 GMT) scan diff

: V, Cirkular an die Kaiserli deutshen Konsulate, betreffend die Tostenfreie Vermittelung des Geldverkehrs der deutschen Seeleute im Auslande mit der Heimath, vom 15. Juni 1877. i

VI. Verzeichnisse von Seebehörden innerhalb des Bundesgebiets. a. Die Inspektoren zur Beaufsichtigung des Seesteuermanns- und Seeschiffer-Prüfungswesens und die Kommissionen für die Prüfung der Seesteuerleute und Seeschiffer. b. Die Inspektoren zur Be- aufsihtigung des Maschinisten-Prüfung8wesens und die Kommissionen für die rltung der Maschinisten auf Seedampf\chiffen. e. Verzeichniß der zur Ausfertigung der Befähigungs-Zeugnisse für Seeshiffer, See- Fteuerleute und Seedampf\chiffs-Mas cini ten zuftändigen Landesbehörden. d. Verzeichniß des auf Grund des §. 4 der Verordnung vom 26. De-

ber 1875 (Reihs-Geseßblatt Seite 385) bestellten Personals der tschen Seewarte. e. Die Schiffsregister-Behörden. f. Die Inspektoren zur Beaufsichtigung des Schiffsvermessungswesens und die Schiff8vermessungs- und D En O E ETIeA, g. Die Seemannsämter und die denselben vorgeseßten Landesbehörden. fle Strandbehbörden. i. Behörden für die Untersuhung von See- unfällen.

VII. Verzeichniß der deutschen Konsulate, nah der alphabetishen Reihenfolge der Staaten und innerhalb jedes Staats nach der alpha- betishen Reihenfolge der O geordnet, nebst alphabetishem Register der Amtssiße. A. Verzeichniß der deutshen Konsulate (ab- geschlossen im August 1887). B. Alphabetishes Register der Orte, an denen die Konsularbehörden ihren Siß haben. ;

VIII. Verzeichniß der von Seiten des Deutschen Reichs an- erkannten Konsular - Beamten fremder Staaten in Deutschland (abgeshlossen im August 1887). M

1X. Alphabetishes Verzeichniß der deutschen Kauffahrteischiffe nah dem Bestande am 1. Januar 1887. z

X. Alphabetisches Verzeichniß der deutshen Kauffahrtei-Dampf- schiffe nach dem Bestande am 1. Januar 187.

X]. Verzeichniß von deutschen Kauffahrteischiffen, welchen auf Grund des §. 16 des Gesetzes, betreffend die Nationalität der Kauf- fahrteishiffe und ihre Befugniß zur Führung der Bundesflagge, vom 25. Oktober 1867 (Bundes-Gefetßzblatt Seite 35), von den Kaiserlich deutshen Konsular-Behörden Flaggen-Atteste ertheilt worden sind.

XII. Alphabetishe Liste der deutschen Heimathshäfen mit Bezeich- nung der Schiffsregister-Behörden, in deren Bezirk die Häfen liegen.

XIII. Statistishe Uebersihten. a, Bestand der deutschen Kauf- fahrteishiffe. b. Uebersicht der Seereisen deutsher Schiffe zwischen außerdeutschen Häfen in den Jahren 1875, 1880 und 1885. e. See- verkehr in den deutshen Hafenplätßzen für die Jahre 1875, 1880 und 1885. d. Nachweis über die in den U 1883, 1884 und 1885 verunglückten deutshen Seeschiffe. e. Uebersiht der Schiffsunfälle an der deutshen Küste während der Jahre 1884, 1885 und 1886.

XIV. Nachträge. N A :

Das unter IX. aufgeführte Verzeichniß giebt für jedes einzelne Schif an :

1) Das Unterscheidungssignal.

2) Den Namen.

3) Den Da baten, i

4) Die Gattung (Bauart), insbesondere: a. bei Dampfschiffen, ob Râäder- oder Schraubendampf\cchiff ; b. bei Segelschiffen, die dur die Takelage und die Form des Schiffskörpers bestimmte Gattung nach der landesüblihen Benennung. /

5) Den Bruttoraumgehalt in Kubikmetern, den Nettoraumgehalt in Kubikmetern und in britischen Register-Tons auf Grund der Ver- messung nach der Schiffsvermessungs-Ordnung vom 5. Juli 1872 (Reichs-Gesetzblatt Seite 270); insoweit eine solhe Vermessung noh nit E hat, ist dies erkennbar gema

6) Die Maschinenkraft der Dampfschiffe aus\{ließlich in indizirten Pferdestärken. :

7) Das Jahr der Erbauung, d. h. das Jahr, in welchem das L zuerst vom Stapel gelaufen is; erforderlihen Falles auch das Jahr eines etwa vorgenommenen neuen Aufbaues. .

8) Das Hauptmaterial, aus welchem das Schiff erbaut ist; ob: a. von Eisen, b. von Holz, und zwar: aa. von hartem (z. B. Eichen-, Teak-) Holz, bb. von weichem (z. B. Föhren-): Holz.

p Die Verbolzung; ob das Schiff verbolzt ist mit: a. Bolzen von Kupfer oder von irgend einer Kupferlegirung (Muntmetall, Metall in engerem Sinne), b. Bolzen aus verzinktem (galvanisirtem) Eisen, e. Bolzen aus unverzinktem Eisen.

10) Den Beschlag, ob der äußere Schiffsboden beshlagen ist mit: a, Platten von Kupfer oder von irgend einer Kupferlegirung M S, Metall in engerem Gn b. Zinkplatten.

11) Die Zahl der Schiffs8- (Bor-) Chronometer, welche das Schiff führt.

12) Den Namen und Wohnort des Rheders. Bei getheiltem Eigenthum den Namen und Wohnort des Korrespondent-Rheders.

Ä 0 G Namen und Wohnort des Schiffers (Schiffsführers, apitans).

14) Die Zahl der regelmäßigen Besaßung , einshließlich des Schiffers (Schiffsführers, Kapitäns), sowie des ärztlihen, Maschinen-, Verwaltungs- und Dienstpersonals. :

Das Verzeichniß is nach den Namen der Schiffe alphabetisch

eordnet. Schiffe gleihen Namens sind nach der alphabetischen

Reibenfol e ihrer Heimathshäfen aufgeführt. Kennt man daher den Namen, beziehungsweise den Namen und den Heimathshafen eines Schiffes, so wird man das Unterscheidungs-Signal, die Ladungs- fähigkeit, den Namen und Wohnort des Rheders und Schiffers sowie die sonstigen Angaben über das Schiff dem Verzeichniß leiht ent- nehmen können.

Die bezeihnete alphabetische Anordnung, sowie die größere Zahl und Reichhaltigkeit-der Angaben über jedes einzelne Schiff unterschei- den das Verzeichniß von der als Anhang zum internationalen Signal- buch herausgegebenen Schiffsliste. Die leßtere weist die Schiffe nah der systematishen Reihenfolge ihrer Unterscheidungssignale nah und beschränkt #fich, unter Beibehaltung des Schemas der britischen be- ziehungsweise französischen Signalbuh-Schiffsliste, auf die Angabe des Unterscheidungssignals, des Namens, des Heimathhafens, der Ladungs- fähigkeit und der Maschinenkraft des einzelnen Schiffs. Während die Signalbuh-Schiffsliste daher vorzugsweise den Signalisirung8zweckten dient, ist das alphabetishe Verzeichniß wesentlich zum allgemeinen Gebrauch für Behörden, Kaufleute, Schiffer u. #. w. bestimmt.

Ueber die deutschen Kauffahrtei-Dam note enthält das unter X aufgeführte besondere Verzeichniß derjelben im An- {luß an die Aufzeihnungen unter IX noch Folgendes :

a, Die nah §. 22 der Schiffsvermessungs-Ordnung vom 5. Juli 1872 behufs Feststellung der Identität der Schiffe ermittelten Haupt- “on: ia, Länge, Breite, Tiefe, sowie Länge des Maschinenraumes

erselben.

b. Den nat der Schiffsvermessungs-Ordnung festgestellten Brutto- Raumgehalt der Schiffe in britischen Register-Tons, sowie den Unter- Jhied zwischen dem Brutto- und dem Netto-Raumgehalt der Schiffe in Prozenten ihres Brutto-Raumgehalts. ;

c. Die Zahl und Bauart der Fortbewegungsmaschinen der Schiffe, sowie die Zahl und Bauart der zu ersteren gehörigen Dampfkessel.

Die in diesem Berzeihniß enthaltenen Dampfschiffe, welche Sea Se erhalten haben, find am Schluß des Verzeich- nisses noch besonders nachgewiesen unter Angabe des nach den Vor- \chriften, betreffend die Vermessung der Schiffe für die Fahrt durch den Suezkanal, vom 15. April 1879, ermittelten Brutto- und Netto- Raumgehalts, sowie des Unterschiedes zwishen dem Brutto- und de Netto-Raumgehalt in Prozenten des Brutto-Raumgehalts. ;

Die Körperverleßung, welhe ein Fabrikleiter dem ihm untergebenen, beim Fabrikbetriebe beschäftigten Arbeiter vorsäßlih, wenn auch durch Differenzen über die Art des Betriebes veranlaßt, zufügt, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Civilsenats, vom 11. Juli d. L nit als ein Betriebsunfall im Sinne des Reihs-Hast- : F eitgesages zu erachten, und der Schadensersaß-Anspruch aus Folchen erlezungèn unterliegt somit nicht der zwei-

jährigen Verjährung der 88. 8, 9 dieses Geseßes, viel: mehr findet im Geltungsbereih des Preuß. Allg. Land- rechts 8. 54, Th. I, Tit. 6 A. L. R. darauf Anwendung, nah welchem dau ßerenR des Verleßten erst drei Jahre, nachdem das Dasein und die Ursache des Schadens zu seiner Wissenschaft gelangt sind, - verjährt. „Das Here gese bezieht si nah seiner Ueberschrift und nah seinem ganzen Jnhalt durchweg nur auf solche Tödtungen und Körper- verlezungen, welche bei dem Betriebe einer in den 88. 1 und 2 de itnean Anlage herbeigeführt sind. Als „bei dem Betriebe“ erbeigeführt aber können sowohl in den Fällen des . 1 wie in den Fällen des §. 2 nicht alle während oder bei Gelegenheit des Betriebes eingetretenen, son- dern nur diejenigen Unfälle angesehen werden, welche mit dem Betriebe jener vom Geseßgeber für besonders gefahr- bringend erachteten Anlagen in einem inneren ursächlichen Zusammenhange stehen oder doch stehen können. .… . Jm vorliegenden ale stellt sich nun die Körperverlezung, welche der Kläger erlitten hat, nah dessen Vortrag und nach den Feststelungen der Nor non lediglih als Folge eines vor- säßlichen Stoßes des Beklagten dar, und hat somit der ein- etretene Unfall seinen Grund nicht in der besonderen Be- fhaffenheit des Fabrikbetriebes oder in dem Fabrikbetriebe überhaupt, sondern in einer willkürlihen Handlung des Beklagten. Mag auch als festgestellt anzusehen sein, daß Leßterer den ihm untergeordneten Kläger deshalb gestoßen hat, um denselben im Fnteresse einer von ihm selbst geleiteten Arbeit vom Dampfhammer zu A so kann doch auf Grund dieser Feststellung in dem qa rikbetriebe nur die äußere Veranlassung zu der vom Be- lagten verübten Körperverleßung erblickt, nicht aber ein innerer ursächlicher Zusammenhang zwischen der Verlegung und dem Fabrikbetriebe als vorhanden oder als möglih angenommen werden, da die Körperverleßungen, welche die Vorgeseßten den ihnen untergebenen Arbeitern, oder die Arbeiter sich gegenseitig vorsäßlich, wenn auch durch Differenzen über die Art des Be- triebes veranlaßt, zufügen, niemals auf den Fabrikbetrieb, und zwar weder auf die te nischen, noch auf die mechanischen Be- triebsfunktionen, als Ursache zurückzuführen sind.“

Se. Hoheit der Erbprinz von Sahsen- Meiningen hat einen Urlaub bis Anfangs November d. J. nah Süddeutschland angetreten.

S. M. Kanonenboot „Fltis “, Kommandant Kapitän- Lieutenant von Eickstedt, ist am 5. Oktober cr. in Swatow eingetroffen.

Bayern. München, 6. Oktober. ({W. T. B.) Der Finanzauss\chuß genehmigte heute einstimmig die Weiter- erhebung des erhöhten Malzaufschlags auf 2 Jahre.

Sachsen. Dresden, 6. Oktober. Der König hat, dem „Dr. J.“ zufolge, bestimmt, daß die Stände zu einem in Gemäßheit von §8. 115 der Verfassungsurkunde abzuhal- tenden or dentlichen Landtage auf den 9. November d. J. einberufen werden sollen.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 5. Oktober. (Goth. tg.) Die Vorstände der ‘Ministerien des Jnnern ämmtlicher thüringishen Staaten traten gestern in riedrichroda tan um über die Errichtun g- gemeinschaftliher, Arbeiterkolonien, über Heran- ziehung der Eisenbahüen zu den Gemeindesteuern und einige andere Fragen zu verhandeln. Es wurde über sämmtlihe zur Berathung gestellten Angelegenheiten volle Uebereinstimmung erzielt.

Anhalt. Ballenstedt, 4. Oktober. Der Erbprinz ist heute hier eingetroffen.

Schwarzburg - Sondershausen. Sondershausen,

5. Oktober. (Lpz. Ztg.) Der regierende Fürst und die

ürstin werden in diesen Tagen aus Ballenstedt zurü-

ehren. Der Landtag wird im Anfang des nächsten Monats einberufen werden.

Hamburg, 6. Oktober. Zu der spanischen Verord- nung gegen das Hamburgische Spritgeschäft theilt der „Hamb. Corr.“ mit, daß die Handelskammer eine dringende Eingabe an die Deputation für Handel und Schiffahrt ge- rihtet hat, in welher unter Darlegung der shweren, nicht allein dem hiesigen Spritgeschäft, ern in Verbindung mit ihm dem ganzen Hamburgishen und deutschen Handel nah Spanien N Schädigung gebeten wird : es möge mit thunlicster A, die Reichsregierung ersucht werden, - der spanishen Regierung gegenüber die Deutschland aus dem bestehenden Meistbegünstigungsvertrage zustehenden Rechte dahin geltend zu machen, daß entweder dem aus Deutschland kommenden und hier hergestellten bezw. rektifizirten Sprit keine weiteren Beschränkungen auferlegt werden als dem aus anderen Ländern kommenden gleichartigen Produkt, oder daß dieselben dem deutschen bezw. Hamburgischen Sprit auferlegten Beschränkungen in gleiher Weise gegen die Einfuhren von anderen Ländern und namentlich Schweden zur Anwendung gebracht werden.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Statthalter, Fürst Hohenlohe, ist heute gegen Abend hier wieder eingetroffen.

(Anh. St.-A.)

Oesterreich-Ungarn. Pest, 4. Oktober. Die erste Arbeit der neuen ungarishen Legislative wird die Beaniung über die Adresse zur Beantwortung der Thronrede sein. Es sei vorauszusehen, {reibt man der „Pol. Corr.“ mit Bezug darauf, daß die Parteien, wie jedesmal bei gleihem Anlaß, mit vollem Aufgebot ihrer Kräfte ins Feld rücken und daß ein heftiger Kampf s entwickéln werde. Es könne aber auch als gewiß gelten, da der Kampf niht von langer Dauer is und daß er der Stellung der Regierung keine Nachtheile bringen werde. Ferner wird der „Pol. Corr.“ von hier geschrieben: Jn den nächsten Tagen werden die Vertreter der beider- seitigen Regierungen zu neuerlichen Berathungen Über die Fortseßung der Verhandlungen mit dem österreihisch-ungarischen Lloyd zusammentreten, um die gegenüber der neuen Eingabe der laut Bt L U be- obactenbe Haltung festzustellen. Wie verlautet, find die Forde- rungen des Lloyd von dem Standpunkt der beiderseitigen Regierungen noch so weit entfernt, daß eine Einigung wil en den beiden Parteien s der Lloyd sich niht zu wesentlichen ießt, kaum zu erwarten steht. Nur unter der

Ren ents oraussezung, daß derartige Konzessionen Seitens des Lloyd

eingeräumt werden, darf man auf einen Erfolg der Unter- E hoffen, wel@We auf Grund der demnächst bevor: ehenden Berathungen der beiderseitigen Regierungsvertreter mit dem Lloyd aufgenommen werden sollen, andernfalls nit.

Großbritannien und Jrland. London, 5. Oktober. (A. C.) Die „London Gazette“ veröffentlicht die Namen der britishen Kommissare für die bevorstehende inter: nationale Weltausstellung in Melbourne. Es befinden sih unter en die Lords Rosebery, Hartington, Carnarvon und Granville.

Der irishe Ober-Sekretär, Balfour, scheint sih des Erfolges seiner Politik sicher zu halten. gn Erwiderun auf das Vertrauensvotum einer kürzlih in Bristol abgehal: tenen Versammlung schrieb derselbe: „Jh zweifle nit, daß die englishen Arbeiter, je e sie die Zustände in Srlaos kennen lernen, desto mehr mit der Politik der Regierung über- einstimmen werden, welche es für nöthig e das irische Volk von der Tyrannei der Nationalliga zu befreien.“

Die Königin wird auf der Nückreise von Balmoral in Edinburg verweilen, um das Denkmal des ver- storbenen Herzogs von Buccleucch, welches demselben auf dem Parlaments-Square dort geseht worden ist, zu enthül len. Jhre Majestät wird im Holyrood-Palast daselbst übernachten,

Dublin, 6. Oktober. (W. T. B.) Vor dem Polizei: gericht fand heute die gerihtlihe Verhandlung gegen den Lord-Mayor Sullivan und den Deputirten O'Brien wegen der von ihnen in den Zeitungen „Nation“ und „United Freland“ erfolgten Veröffentlihungen statt. Der Lord-Mayor wurde auf dem Wege nah dem Gerichtssaal, dem

estern vom Gemeinderath gefaßten Beshluß gemäß, von den

ldermen und den städtishen Schwert- und Szepterträgern in Amtstracht begleitet. Der Eintritt der Leßteren in den Gerichts\aal wurde jedoch, nah längerem Widerstande derselben, von der Polizei verhindert und dieselben gezwungen, sich nach der Galerie zu begeben. O’Brien war nicht erschienen. Fn dem Prozeß gegen den Lord-Mayor Sullivan erkannte das Polizeigeriht auf Grund eines von dem Vertheidiger des Angeklagten vor: gebrachten tehnishen Einwandes auf Einstellung der Ver- handlung, wogegen der Staatsprokurator Appellation anmeldete. Der Lord-Mayor wurde, als er das Gerichts- N verließ, von der versammelten Menge mit stürmischen

eifallszurufen begrüßt.

Frankreih. Paris, 6. Oktober. (W. T. B.) Das Marine-Ministerium veröffentlicht eine Depesche, nah welcher ein französisches Kanonenboot in Timbuctu angekommen ist: es sei das erste Mal, daß ein französisches Sabine Timbuctu erreiche.

Das „Journal des Débats“ meldet: das Ministe- rium habe dem Präsidenten Grévy ein Dekret unterbreitet, nah welchem der Sous-Chef im Generalstabe des Kriegs - Ministeriums, General Caffarel, unter Enthebung von seinem Posten in Nichtaktivität verseßt werde. Das Blatt fügt hinzu: Gewisse Jndiskretionen, welche die öffentlihe Meinung neuerlih beunruhigt hätten, seien dieser Maßregel nicht fremd.

Der Kriegs-Minister Ferron wird sich gutem Ver- nehmen nah demnächst zu einer Besichtigung nach der ORgrenas begeben.

(Köln. Ztg.) Gestern wurde das Manifest des Grafen von Paris durch Maueranschlag in Paris verbreitet; die Polizei riß jedoch die Maueranschläge fofort herab und nahm mehrere Anhcfter fest.

7. Oktober. (W. T. B.) Bei einem in Digne stattgehabten Bankett hielt der Minister Spuller eine Rede, in welcher er hervorhob: die Führung der Re- Es durch den Präsidenten Grévy könne als eine

ürgschaft für die Sicherheit Frankreihs und für die a des Friedens gelten. Der Redner forderte die Anwesenden auf, sih einer Politik anzuschließen, welche bezwecke, in der Republik eine Aussöhnung aller Republikaner, über- haupt aller Franzosen herbeizuführen.

Der Botschafter Herbette wird am nächsten Montag nah Berlin zurückreisen.

Die Journale „Soleil“ und „La Paix“ besprechen die marokkanische Frage und heben hervor: keine Partei in Frankreich denke daran, Marokko für Frankreich in Anspru zu nehmen. Die „République française“ meint: Andere mögen vielleicht daran denken; alsdann werde Frank: reich gezwungen sein, ein Wort mitzusprechen.

Ftalien. Nom, 3. Oktober. (Pol. Corr.) Das Spezial- corps für Afrika ist nahezu vollständig organisirt und kann zur festgeseßten Zeit an den Ort seiner Bestimmung ab-

ehen. Außerdem werden noch andere Truppen in Bereit-

schaft Ls um im Bedarfsfalle nah Afrika abgehen zu können, jo daß Anfangs November eine ansehnliche Truppen- macht in und um Massauah zusammengezogen sein kann. Die gegenwärtig die dortige Besaßung bildenden Truppen, in der Höhe von 5000 Mann, werden vorläufig nicht zurü berufen werden, sondern im Verein mit dem ebenso starken Spezialcorps für Afrika und den etwa noch nachzusendenden Verstärkungen ein Expeditionscorps bilden, welches im Bedarfs- falle leiht auf 20000 Mann und darüber gebraht werden kann. Den Oberbefehl über dieses Corps wird der General- Lieutenant di San Marzano übernehmen, welchen 4 andere Generale oder Oberst-Brigadiere unterstellt werden sollen. Der bisherige Ober-Kommandant des Expeditions: corps in Afrika, General Saletta, wird den festen Plaß Massauah befehligen, welcher als Centrum für die weiteren Operationen betrachtet werden wird.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Anläßlich der Generalrevision des Zolltarifs durch die fx eingesezte Ministerkommission wird der Finanz-Minister Wyschnegradsky zu diesem Behuf dur den „Verein zur Förderung der russischen Jndustrie und des Handels“ und dessen provinziale Sektionen eine Enquete veranstalten Gall und gelehrte Gejellshaften herangezogen werden.

Schweden und Norwegen. Stocholm, 5. Oktober. Der neuernannte Kriegs-Minister, General-Major Frel- herr von Peyron, wird erst am 31. Oktober sein Amt Über- nehmen. General - Major Ryding, der frühere Kriegs- Minister, ist als General-Befehlshaber des dritten Militär- distrikts nah Skö fde abgereist.

Einer Bekanntmachung des Stockholmer Ober-Statthalter- amts zufolge sind von mehreren Personen gegen die Gültigkeit der hiesigen Wahlen zur Zweiten Kammer Proteste erhoben worden.

Zu dieser sollen auch Börsen-Comités

Dänemark. Kopenhagen, 6. Oktober. der estrigen Sißung des Fotfetdinga brachte der Marine Minister die angekündigten Geseßzentwürfe, betreffend eine Verstärkung der Seewehr und wegen einer E ordentlihen Bewilligung zur Entwickelung der Flotte, ein. Bezüglich des ersteren Geseßentwurfs wies der Minister darauf hin, daß die S a 8 des Flottenmaterials etwas größere Cadres erfordere, namentlich mit Rüfsicht auf die Bedienung der Torpedoboote. en die Verstärkung der Flotte werden im Ganzen 8 800 Kronen verlangt, die im Laufe von sieben e verwendet werden sollen. ür das nächste Jahr sind 1 000000 Kronen bestimmt : zum au eines Torpedobootes erster Klasse und eines Minen- fahrzeuges, zum Weiterbau des ersten Kreuzers dritter Klasse und zum Beginn eines zweiten Kreuzers dieser Klasse. Alle diese Schisffsbauten sollen im Jnlande ausgeführt werden. Der Minister set voraus, daß neben diesen außerordentlichen Auf- wendungen noch jährlich 1 700000 Kr. für den Bau von neuen Kriegsschiffen in das Finanzgesey aufge- nommen werden, sodaß die dem Marine-Ministerium wäh- rend der nächsten siebenjährigen Verwaltungsperiode zur Verfügung stehenden Mittel 20 700 000 Kronen betragen würden. Die Vollmacht, alle niht verwendeten Gelder ohne Weiteres auf das folgende Finanzjahr übertragen zu können, wird vom Minister ausdrücklih verlangt.

Amerika. Washington, 4. Oktober. (R. B.) Zu Ehren des Präsidenten Cleveland wurden heute in St. Louis weitere Festlichkeiten veranstaltet. Der Präsident wird heute nah Chicago abreisen.

Chicago, 5. Oktober. (R. B.) Der Präsident Cleveland traf mit seiner Gemahlin heute hier ein und wurde von einer großen Menschenmenge am Bahnhof empfangen. Auf allen Stationen von St. Louis bis Chicago atten fih zahlreihe Menschenmassen eingefunden, und die junge Frau des Präsidenten erhielt viele Blumensträuße. Der Präsident wohnte heute mit seiner Gattin einer Truppen- hau bei, wonach er einen Empfang abhielt. Stadt ist beflaggt und bekränzt.

Süd-Amerika. Peru. Lima, 7. Oktober. (W. T. B.) Der Präsident Caceres hat nach fruhtlosen Bemühungen, ein Kabinet zu bilden, die Direktoren der einzelnen Ver- waltungs-Departements zu interimistishen Ministern ernannt.

Die ganze

Zeitungsstimmen.

Ueber die Zusammenkunft in Friedrihsruh veröffentlicht die A l D Allgemeine Zeitung“ den folgenden Artikel :

Gleihe Geschicke verbinden die Nationen nicht minder wie die einzelnen Individuen. Noch ehe Deutschland und Italien si ihrer Interessengemeinschaft bewußt waren, hat die Freundschaft der Herrscher, unter deren ruhmreiher Regierung die heißersehnte Ein- heit erreiht wurde, einen lebhaften Widerhall gefunden in den Herzen der Völker. Dieses Gefühl fand feinen edelsten Ausdru in der Thronrede, mit welcher der erste König Italiens am 15. November 1873 auf das Verhältniß zum ersten Deutshen Kaiser und zum Reich hinwies: „Deutschland und Italien“, so sprach Viktor Emanuel, „haben ih beide im Namen der nationalen Idee konstituirt. Sie haben es beide verstanden, thre liberalen Institutionen auf der Grund- lage einer Monarchie aufzubauen, welche Jahrhunderte lang Freud und Leid mit der Nation getragen hat. Das gegenseitige Verhältniß der beiden Regierungen und die Gesinnungen der beiden Völker sind eine Garantie für die Aufrehterhaltung des Friedens,

Seit dieser Kundgebung haben sih die Bande zwischen den beiden Staaten immer enger geknüpft. Beide haben gewetteifert, sh durch die Pflege der idealen Güter und der materiellen Wohlfahrt im Innern diejenige Stärke zu erringen, welche erforderlih ist, um nah Außen Achtung zu gebieten und jeden Angriff auf das \{chwer erworbene Einheitswerk abzuwehren. Beide Staaten fühlten sich in diesem Streben cinig, noch ehe sie demselben Ausdruck gaben, und kein Miß- ton hat dieses auf gleihen Grundlagen beruhende und nah gleichen Zielen \strebende Verhältniß getrübt.

Von diesen Gesichtspunkten geprüft, zeigt sh die Zusammen- kunft des italienischen Minister-Präsidenten und des deutshen Reichs- kanzlers als ein neuer Beweis der alterprobten, unter den Herrschern und den Völkern bestehenden Freundschaft und ihrer friedlichen Be- strebungen.

Der Besuch des Herrn Crispi in Friedrihsruh hat die volle Vebereinstimmung der beiden Staatsmänner in ihrer Entschlossen- heit ergeben, im Verein mit Oesterreih-Ungarn den Frieden zu erhalten, einen europäischen Krieg nah Möglichkeit zu verhindern und im Fall der Nothwendigkeit gemeinsam abzuwehren. Diese Aufgabe ist keiner \{chwebenden Detailfrage untergeordnet; sie ist auch nicht der Ausfluß vorübergehender persönliher Stimmungen, sondern das Ergebniß der Gesammtinteressen beider Völker, welche gewillt sind, nach Wiederherstellung ihrer nationalen Einheit [8 der Pflege der damit errungenen Güter zu widmen. Der riedliebende Bürger, welcher jedes neue zur Bekräftigung des europäischen Friedens dienende Pfand mit Freuden begrüßt, wird deshalb mit Genugthuung ebenso wie auf den Besuch des Grafen Kálnoky in Friedrihsruh auf den des Minister-Präsidenten Crispi hinblicken. In diesem Sinne hat si die öffentliche Meinung Europas durch die überwiegende Mehrzahl der Zeitungen ausge- sprohen. Diejenigen ausländishen Stimmen, welche ihr Mißfallen über diesen Besuch zu erkennen geben, zeigen dadur, daß sie nicht der großen Mehrheit der europäishen Bevölkerung angehören, welche den Frieden will, sondern der kleinen Anzahl derer, welche die Kalamität großer Kriege über Europa herbeizuführen suchen.

Die „National-Zeitung“ bemerkt hierzu :

, Der Schwerpunkt dieser Mittheilung liegt offenbar in der Kon- statirung der vollen Uebereinstimmung der beiden Staatsmänner sowie Desterreih-Ungarns nicht nur den Krieg nach Möglichkeit zu verhin- dern, sondern ihn auch im Falle der Nothwendigkeit gemeinsam abzuwehren. Die Entschlossenheit zu dieser gemeinsamen Abwehr ist niht auf \{chwebende Detailfragen beschränkt, sie wird als von vorüber- gehenden persönlihen Stimmungen unabhängig bezeichnet, vielmehr als das Ergebniß der Gesammtinteressen der betheiligten Völker erklärt. Damit ist der dauernde Charakter dieses Verhältnisses genügend bezeichnet,

ie Machtmittel, über welche der europäische Friedensbund verfügt, nd so außerordentlicher Natur, daß sie „der kleinen Zahl derer, welche die Kalamität großer Kriege über Europa herbeizuführen suchen“ einen heilsamen Respekt einzuflößen wohl geeignet sind. Denn der vereinten Macht der Rücken an Rücken stehenden Reiche Italien esterreih-Ungarn, Deutschland ist kein einzelner Staat und. aud) keine Staatenkoalition gewachsen. Die Schranke, die den frivolen Kriegsgelüsten so gezogen ist, wird den friedensfreundlihen Elementen in Frankrei wie in Rußland nur zur Kräftigung dienen können, Die Genugthuung über die E Ergebnisse dieses Herbstes aber wird eine außerordentlih große sein und allenthalben die Zu- versiht auf dauernd gesicherten Gedan stärken und beleben. Dem a epdischen wirth\schaftlihen Leben wird damit sicher ein kräftiger nstoß gegeben sein.

Die „Staatsbürger - Zeitung“ antwortet auf die

Frage: „Wo bleibt das Binnenland“ ? : : In der Zeit, als {nell hintereinander die deutsche Flagge an

pers Giedenen unkten der Erde gehißt wurde, erhoben \sich auch Stimmen, welche alle diese Unternehmungen nuür als eine gefährliche Last hinstellten, welche das Reih nur übernehme, um einigen Bremer und Hamburger „Pfeffersäcken“ die Taschen füllen zu helfen, auf die Gefahr hin, mit anderen Mähten in Konflikt zu gerathen

Kleinliher Krämergeist, Kurzsichtigkeit, Angstmeierei und grundsäyliches Nörgeln hatten si die Hand gereiht, um gegen eine Politik anzu- Éämpfen, die Deutschland von den drückenden Fesseln befreite, die feinem Handel auferlegt waren. Ueber die Nothwendigkeit der Hebung unseres Exports haben wir {on öfter gehandelt, aber das Binnen- land bâlt si viel zu sehr passiv im Verhältniß zu den ersten frischen Anläufen. Wohl haben wir im Binnenlande einzelne große Häuser, welche in überseeishen Ländern sih einen festen Markt eröffnet haben, aber das Interesse dafür ist ein zu vereinzeltes Das Wort des Kanzlers über die Flaggenhissungen, das er am 16. März 1885 im Reichstag sprach, gilt in gleiher Weise für das Zugreifen bei un- kultivirten Ländern überhaupt, wie auch für den weiteren Ausbau derselben: es trifft arf eine deutshe Shwäche. Der Kanzler sagte:

«Wenn wir damit lange gewartet hätten, dann würden wir über- haupt nit in die Lage gekommen fein, uns die Frage vorzulegen, ob wir dort eine deutshe Kolonie für mögli halten wollen. Längst würden Andere zugegriffen haben, wenn wir auch nur einige Momente damit gewartet hätten. Das ist diese beschaulihe und behagliche Art des Abwartens, ob die Tauben nicht noch etwas besser angebraten werden können, che man den Mund öffnet, um sie entgegenfliegen zu machen. Aber die Regierung hat geglaubt, si auf diese abwartende Stellung nit zurückziehen zu dürfen, sondern sie hat den Augenblick wahrgenommen, um dort ein Thor für deutsche Arbeit, deutsche Civilisa- tion und deutsche Kapitalanlage ofen zu halten.“

_Das ist der wunde Punkt in der Fortführung unserer über- secischen Unternehmungen : die deutsche Arbeit und das deutsche Kapital gehen aus ihrer zuwartenden Stellung nicht heraus. Es ist freilich bequemer, si zu seinem Leib-Banquier zu begeben und Russen zu kaufen, ohne Rücksiht darauf, daß wir einen mächtig aufstrebenden wirthschaftlichen Konkurrenten damit unterstüßen, als daß etwa Ka- pitalisten zusammentreten, um den Kopf darüber anzustrengen, wie sie gemeinshaftlich draußen etwas unternehmen könn- ten, wodurch das Gemeinwohl Deutschlands gefördert würde. Will man etwas erzielen, so muß man etwas wagen, und es wäre wahrhaftig an der Zeit, daß das binnenländische Kapital sih ein wenig aus den ausgetretenen Bahnen der bloßen internationalen Spekulation herausmachte und sich in den Dienst nationaler Gedanken stellte. . .. Als die Reichsregierung überseeischen Landstrihen ihren Schuß ge- währte, da erwartete sie bestimmt eine frische Betheiligung der handel- treibenden Kreise, vor Allem keinen Stillstand. Das sprach der Kanzler 1884 aus, als er genöthigt war, einem zum Theil übel- wollenden Reichstag die Ziele der überseeishen Politik darzulegen :

„Meine von Sr. Majestät dem Kaiser gebilligte Absicht ist, die Verantwortung für die materielle Entwickelung der Kolonie, ebenso wie ihr Entstehen, der Thätigkeit und dem Unternehmungsgeist unserer secefahrenden und handeltreibenden Mitbürger zu überlassen und weniger in der Form der Annektirung von überseeischen Provinzen an das Deutsche Reich vorzugehen, als in der Form von Ge- währung von Freibriefen nach Gestalt der englishen Royal charters, im Anschluß an die ruhmreihe Laufbahn, welche die englishe Kaufmannschaft bei Gründung der ostindishen Kolonie zurückgelegt hat, und den Interessenten der Kolonie zugleich das Regieren derselben im Wesentlichen zu überlassen und ihnen nur die Möglichkeit europäischer Jurisdiktion für Europäer und desjenigen Schußes zu gewähren, den wir ohne stehende Armee dort leisten können. Unsere Absicht ist, niht Provinzen zu gründen, sondern kaufmännische Unternehmungen, aber in der höchsten Entwik- lung, auch solche, die sich eine Souveränetät erworben, zu {hüten in ihrer freien Entwicklung, sowohl H die Angriffe aus unmittelbarer Nachbarschaft, wie auch gegen Bedrücckung und Schädigung anderer europäischen Mächte.“

Gs fehlt in der That nit an binnenländishen Firmen, welche den Beweis geben, daß der Faktkoreihandel in dem für Deutschland immer in erster Linie in Betraht kommenden Afrika ein gut renti- render ist. .….. Richtig und geshickt betrieben, mit tüchtigen jungen Leuten draußen, wirft das Faktoreigeschäft, wenn es erst im Gange ist, bis zu hundert Prozent Gewinn ab. Unterstüßt wird das Geschäft draußen an der Küste namentlich dur die regelmäßige Wörmann- Linie, die alle vierzehn Tage einen Dampfer dorthin abfertigt. Dabei sind die Frachtsäße mäßig, namentlih deshalb, weil Wörmann den englishen Miitbewerb vollständig todtmahen will. Er läßt mit seinen vorzüglihen Dampfern Pläye anlaufen , die einen Tag und mehr aus dem Kurs liegen, selbst wenn nur eine ganz geringe Ladung zu löschen ist, deren Frachtsaß niht einmal den Mehrver- brau an Kohlen, ges{chweige denn die Löhnung der Mannschaft det ; aus Grundsaß geschicht das. Warum arbeitet niht das deutsche Kapital aus Grundsaß auch im Interesse der Nation ?

Indessen ist es ja nit der afrikanishe Markt allein, der unserem Unternehmungsgeist offen steht. Dstasien und Australien, wo es uns au politish nicht an Stüßpunkten fehlt, sind ein von Jahr zu Jahr sich besserndes Absaßzgebiet. Dort gilt es für jede Handelsgesellschaft oder einzelnen Kaufmann, erst das Gebiet dur geeignete sprach- kundige und findige Leute studiren zu lafsen und die Waaren dem Geshmack der Fremden entsprechend anzufertigen.

Es fehlt nicht an frischen Regungen in kaufmännischen Kreisen, aber auffälligerweise sind diese stärker in Süd- und Mitteldeutshland als in Norddeutschland. Hand in Hand mit dem Hinausschicken von Handelskundschaftern muß die Errichtung von Export-Musterlagern chen, Ausstellungen, auf denen das Ausland vorfindet, was unsere Industrie bieten kann. Solche Musterlager sind in der That gerade in Süddeutschland zahlreich vorhanden. Ein s\olhes besteht in Stuttgart mit sehr reihliher Betheiligung der württembergischen Industriellen und Kaufleute; ein solches besteht auch in München. Auch das Königreih Sachsen arbeitet frisch für den Export, und gewisse Parlamentarier von Beruf hatten gar keine Ursache zu lachen, als ein Abgeordneter auf den starken Export gemusterter Papiere nah Japan hinwies. In Berlin fehlt es nicht an starker Agitation in dieser Richtung, auch nit an thatsächliher Arbeit draußen, aber das Interesse dasür ist ein auf viel zu enge Kreise beshränktes. Giebt es doch noch unendlich Viele, für die das Wort Kamerun nur ein komischer Begriff ist, die keine Ahnung haben, was diese Kolonie für uns {on jeg bedeutet und welchen Aerger es den Engländern bereitet, daß dieses Land, das Nordafrika in gleiher Weise wie Südafrika beherrs{cht, in deutscher Hand ist. Der Aerger der Engländer dürfte ja wohl auch für die- jenigen beweiskräftig sein, die stets erst das Urtheil des Auslandes ab- warten müssen.

- Ein gut rentirendes Exportgeschäft wird stets im Stande sein, auch dem gerehtfertigten Verlangen nah Aufbesserung der Löhne nach- zukommen; es wird seine Arbeitskräfte vermehren müssen und damit die Zahl der Beschäftigungslosen vermindern. Die auswärtigen Unternehmungen sind ein wesentlihes Mittel zur Beseitigung des inneren Nothstandes.

Eisenbahn» Verordnungs-Blatt. Nr. 30, Inhalt: Allerhöchste Konzessionsurkunde, betr. den Bau und Betrieb einer normaispurigen Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Bredebro nach Lügumkloster durh die BS Ae Marschbahn-Gesellschaft. Vom 21. September 1887. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Der im Augustheft 1887 zur Statistik des Deutschen Reichs soeben veröffentlihten Uebersiht über den Tabackbau und die Ergebnisse der Tabackernte im deutshen Zollgebiet für das Erntejahr 1886/87 ist zu entnehmen, daß der deutsche

Tabadckbau im Ganzen gegen das Vorjahr 1885/86 wieder etwas zu - i

genommen hat, da im erstgenannten Erntejahr von 176 718 Pflan- zern 246 777 Grundstücke mit einem Flächeninhalt von 1984 304 a mit Taback bepflanzt worden sind, wogen für das Vorjahr nur 175192 Pflanzer und 242 257 mit Taback bepflanzte Grundstücke mit einer Gesammtfläche von 1952859 a gezählt worden waren. Die Zunahme in der Zahl der Tabackpflanzer beshränkt si jedo auf diejenigen, welche eine Gesammitfläche von über 1 a bis unter 1 ha mit Taba bepflanzt haben, wogegen die Zahl derjenigen, welche weniger als 1 a, sowie derjenigen, welche über 1 ha bepflanzten, gegen das Vorjahr etwas zurückgeblieben is. Die Menge des geernteten Tabacks (in dach- reifem trockenem Zustande) betrug 1886/87 38 645 753 kg oder durh- \hnittlih 1948 kg auf 1 ha gegen 38 548 185 kg oder 1974 kg auf 1 ha im Vorjahr. Als mittlerer Preis für 100 kg des geernteten Tabacks sind 78,34 #4 (einschließlich der Steuer) berechnet gegen 75,62 M im Erntejahr 1885/86. Vergleiht man die Ergebnisse des Tabackbaus in den beiden Jahren innerhalb der einzelnen Direktiv- bezirke, so zeigt sih, daß derselbe im Erntejahr 1886/87 gegen - das Vorjahr nicht überall gleihmäßig E hat, vielmehr in ein- zelnen Bezirken, wie namentlih in Bayern, Großherzogthum Hessen, Schlesien und Rheinland, gegen das Vorjahr zurü&kgeblieben ijt.

Im Monat August 1887 sind über deutshe Häfen, Ant- werpen, Rotterdam und Amsterdam 8061 und in der Zeit von An- fang Januar bis Ende August 1887 72608 deutsche Auswan- derer nach überseeischen Ländern befördert worden. Im gleichen Zeitraum des Jahres 1886 sind über obige Häfen 6727 bezw. 52 596 und 1885 8615 bezw. 82716 Deutsche nah überseeischen Ländern ausgewandert. j

Die 1885 in den allgemeinen Heilanstalten Preußens behandelten Krankheitsfälle, (Stat. Corr.) In Betreff O der einzelnen Krankheitsfälle, welche in den allgemeinen Heilanstalten für die Civilbevölkerung Preußens im Jahre 1885 zur Behandlung gelangt sind, ergiebt sih aus den Nach- e dem Königlichen Statistishen Bureau zugegangen sind,

olgendes;

Von 1000 Krankheitsfällen kamen auf: Infektions- und allgemeine Krankheiten 222,12, Krankheiten der äußeren Bedeckungen 150,61, Krankheiten der Athmungsorgane 143,49, mecanishe Verleßungen 121,89, Krankheiten des Verdauungsapparats 93,75, Krankheiten der Bewegungsorgane 88,61, Krankheiten des Nervensystems 54,18, Krank- heiten der Geshlechtsorgane 45,98, Krankheiten der Cirkulationsorgane 29,70, Krankheiten der Augen 25,18, Entwikelungskrankheiten 14,19, Krankheiten des Ohres 3,33, andere und nicht bestimmt angegebene Krankheiten 10,97.

Zieht man die Sterblichkeit in Betracht, so ergiebt si für die- selben Krankheitsgruppen bei Vergleichung mit der Zahl behandelter Fälle eine andere Reihenfolge. Auf je 1000 behandelte Erkrankungen berechnen sih Todesfälle: an Krankheiten der Athmungsorgane 34,21, an Infektions- und allgemeinen Krankheiten 20,61, an Krankheiten des Nervensystems 6,81, an Krankheiten des Verdauungsapparats 4,71, an Entwickelungskrankheiten 3,97, an Krankheiten der Cirkula- tionsorgane 3,85, an Krankheiten der Geshlechtsorgane 3,81, in Folge mechanischer Verleßungen 3,80, an Krankheiten der Bewegungsorgane 1,88, an Krankheiten der äußeren Bedeckungen 0,44, an anderen und nit bestimmt angegebenen Krankheiten 2,44, zusammen 86,54. Die übrigen Krankheitsgruppen wurden nicht zu Todesursachen.

Im Ganzen sind im Jahre 1885 30 772 Personen gestorben, d. h. 91,67 von 1000 in den allgemeinen Heilanstalten verpflegten Kranken. Von 1000 Todesfällen, welche innerhalb des gesammten Staatsgebietes im Jahre 1885 erfolgten (überhaupt 716 859), ent- fielen auf die hier ín Frage stehenden Krankenhäuser 42,9... Von 10 000 Personen der Civilbevölkerung vom 1. Januar 1885 sind, \o- weit Angaben im Königlichen Statistischen Bureau vorliegen, während des Jahres 1885 117,3 in sämmtlichen allgemeinen Heilanstalten wegen Krankheit aufgenommen und 10,7 in denselben gestorben.

Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 29. September bis inkl. 1, Dktober cr. zur Anmeldung gekommen: 502 Gheschließungen, 909 Lebendgeborene, 30 Todtgeborene, 558 Sterbefälle.

Die Handelsflotten der Welt. (Stat. Corr.) Die

ahl der Segelschiffe mit mehr als je 50 Reg.-T. Netto-Raumgehal t elief sich nach dem Generalregister über die Handelsflotten der ganzen Welt, welches alljährlichß Seitens des „Bureau Veritas“ veröffentlicht wird, im Jahre 1886 auf 42545, welche eine Tragfäbigkeit von 12 571 384 t hatten. Im Jahre 1885 waren 43 692 Schiffe mit 12 867 375 & in die Listen eingetragen. Der seit Jahren ununterbrochen fortshreitenden Verminderung der Segelschiffe entspriht eine regel- mäßige Vermehrung der Dampfschiffe, von denen Seitens jener Anstalt allerdings nur diejenigen mit einer Tragfähigkeit von 100 t und darüber zur Auschreibung gebraht werden. Die Zahl dieser Seedampfer betrug 1885 8394, welche zusammen 6 719 101 Reg.-T. Netto faßten, und war im Jahre 1886 auf 8547 Schiffe mit 6 817 400 t Netto-Raumgehalt gestiegen. Nach der Flagge vertheilten ih die Segelschiffe 1886 folgender-

maßen: : _Flagge : Schiffe Netto-Tonnengehalt englishe . . 14584 4 654 214 nordamerikanishe . 6102 2 060 258 norwegische ¿06019 1373512 deutsche . 2 328 849 869 italienische 2 776 825 455 russische . 2157 469 098 \chwedische 1 960 403 887 franzöósishe . . . 2136 385 631 holländishe . .. 940 276 480 Wan... L440 269 578 ariehishe. .. . 1348 österreihishe. .. 464 192 590 Dane S i 991 154 652 1496 Schiffe, welche 387 514 t maßen, gehörten anderen als den vor- stehend namhaft gemachten Nationen an. Die 1886 er Seedampfer von 100 und mehr Register-Tons Netto-Raumgehalt vertheilten fich nach der Flagge, wie folgt: lagge : Schiffe Netto-Tonnengehalt englishe. ..,. 4906 4 199 144 französishe. .. 468 494 023 Deut. 529 431 700 nordamerikanische . 379 347 449 pan,» 356 260 308 holländishe .. 167 141 071 italienishe. . . 158 129 482 rufe 218 108 295 norwegische. . 275 107 800 schwedishe . . . 329 98 529 österreihishe . . 105 96 153 dänislhe, . 174 85 300 belgishe. . 62 83 286 japanishe . 161 58 021 griehishe . .. 57 34 462 brasilianishe . . 82 32 090 egyptishe . .. 28 20 560 portugiesishe . . 27 17 367 hilenishe ... 23 16 323, Außerdem gehörten anderen, hier nicht näher aufgeführten Flaggen 103 Seedampfer mit zusammen 56 027 t an.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Ill ustrirte Kulturgeschichte.“ BandTI: „Haus und Hof in ihrer Entwickelung mitBezugauf die Wohnsitten der Völker.“ Mit vielen Illustrationen. Herausgegeben von Friedri von Hellwald. In ca. 15—20 Heften à 50 &, 5.—7. Lieferung. Diese drei Lieferungen enthalten folgende hochinteressante Kapitel: Das egyptische Haus, Babylonische und assyrische Bauten, Die alten Bauwerke Vorder-Asiens, Das morgenländische Haus der Jeßtzeit

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