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gebäude tagen und am 7. November, Vormittags 11 Uhr, eröffnet werden wird. Hier finden wir, nach Erledigung der nen Angelegenheiten des Kollegiums, folgende Gegenstände der T ore: I. Vorlagen des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und
1) Antrag des Vereins der Züchter edler Merinowollen, betreffend Koncentration des Wollhandels. Referent: Graf Pückler-Schedlau, Korreferent : Kennemann-Blenka.
2) Prämiirung neuer Kartoffelzühtungen und Erprobung der- selben auf Versuchsstationen. Referent: Rittergutsbesißer Heine- Emersleben, Korreferent : Dekonomie-Rath Kiepert-Marienfelde.
II. Anträge von landwirthschaftlihen Centralvereinen bezw. Mit- gliedern des Kollegiums.
1) Vorlage des Unter-Staats\ekretärs Marcard, betreffend das ländlihe Genossenschaftswesen. Referent: Oekonomie-Rath Nobbe- Niedertopfstedt ; Korreferent : Professor von Miaskowski-Breslau.
9) Referat des Professors Fleischer-Bremen über die neuen Fort- schritte der Kultur der Hoh- und Niederungs-Moore.
3) Mittheilung des Freiherrn von Hammerstein-Loxten über die Kolonifationsbestrebungen in den Emsmooren.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich serbischen Hofe Graf von Bray-Steinburg, hat Belgrad mit Urlau verlassen. Während der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungirt der Legations-Sekretär Graf von Luxburg als initerimistisher Geschäftsträger. wet, — Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Aller- Bn Hofe, Graf von Lerchenfeld-Köfering, ist vom
rlaub nah Berlin zurückgekehrt und hat die Ge]chäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.f
— Der hiesige amerikanishe Gesandte, George H. Pendleton, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Für die Dauer der Abwesenheit desjelben von Berlin fungirt der Legations-Sekretär Chapman Coleman als interimistischer Geschäftsträger. L 2 E, La G R T A
Merseburg, 27. Oktober. (W. T. B.) Der Land- tag der Provin Sachsen hat den bisherigen Landes- Direktor, Grafen Wintingerode, auf fernere 12 Jahre zum Landes-Direktor wiedergewählt.
Hannover, 27. Oktober. Der Provinzial-Landtag
Wu in seiner gestrigen (6.) Sißung den Antrag des Provinzial- us\{husses, betreffend den Beitrag zu den Grund-
erwerbsfkfosten zum Ausbau des Dortmund-Ems-
hafen-Kanals, mit einem von dem Abg. Struckmann ein- brachten Amendement genehmigt. Der Provinzial-Aus\s{huß tte beantragt:
„Der Provinzial-Landtag wolle beschließen, zum Ausbau des Dortmund-Emshafen-Kanals einen Beitrag für die Grunderwerbs8- Toften im Betrage von 335 556 M zu bewilligen, jedoch bei. dieser Bewilligung bevorworten, daß diefe Bewilligung unter der Bedingung erfolge, daß a. zunä der Nachweis erbracht sein müsse, daß die Garantieleistung für die Kosten des Grunderwerbs, soweit leßtere dur von den Interessenten übernommene Verpflihtungen zu baaren Geldleistungen nicht gedeckt werden, anderweit gesichert sei, oder daß diese
eseßlih firirte Forderung im geseßlihen Wege aufgehoben fei, b. die Kndustrie in Rheinland und Westfalen zu den auf die Provinz Han- nover vom Exekutivcomité verthbeilten Beiträgen zu den Grunderwerbs8- kosten 503 333 Æ übernehme oder daß diefer Beitrag auf anderem Wege gedeckt werde, e. die Leistung der vom Erekutivcomité auf die Kreise und sonstigen Korporationen in den Provinzen Hannover und Westfalen vertheilten Beiträge in deren Gesammtumfange gesichert sei, d. der Beschluß nur fünf Jahre verbindlich fei.“
Der Abg. Struckmann stellte den Antrag: im Aus\{huß- antrage die Worte von „jedoch“ an zu streichen und dafür zu fagen: „unter Ablehnung jeder weiteren Garantie, die Frist von fünf Jahren aber aufreht zu erhalten, binnen deren der Anfang des Kanalbaues erfolgt fein müsse.“ Ebenso gelangte ein Antrag des Abg. Fürbringer zur Annahme: „die Regierung zu ersuchen, nachdem die Provinzen Westfalen und Hannover nach Möglichkeit zu den Grunderwerbskosten des Kanals bei- getragen, den nicht gedeckten Rest auf die Staatskasse zu über- nehmen oder eine Aenderung des Geseßes zu veranlassen.“
Vayeru. München, 26. Oktober. (Allg. Ztg.) Der Prinz-Regent is mit seiner Schwester, der Herzogin Adelgunde von Modena, heute Nachmittag hier wieder eingetroffen. — Der Prinz und die Prinzessin Ludwig Ferdinand kamen heute Abend aus Jtalien zurück.
— 27. Oftober. (W. T. B.) Die Gemein debevoll- mächtigten wiesen in ihrer heutigen Berathung mit 31 gegen 20 Stimmen den Protest der Bürgerversamm- ung ab und beschlossen vielmehr mit 32 gegen 18 Stimmen die dritte Bürgermeisterstelle niht auszushreiben sowié’ den Vertrag mit dem Rechtsrath Ruppert zu ge- nehmigen.
— 28. Oktober. (W. T. B.) Jm Finanzaus\{chuß erklärte der Finanz-Minister heute bei der Berathung des Etats für das Königliche Haus auf eine bezügliche An- frage des Abg. Frhrn. von Stauffenberg: der Verkauf von Kunst- und Werthsachen aus dem Nachlaß des Königs Ludwig Il. nach Stuttgart, Straßburg und N-w-York sei Sache der Privatschatulle ; der Landtag sei in dieser Frage inkompetent. Jm Uebrigen verführen die Kuratoren des Königs loyal und patriotisch; die hauptsächlihsien Kunstsachen blieben den Königlichen Schlößfern in Bayern erhalten.
Hesscu. Darmstadt, 27. Oktober. (Darmst. Ztg.) Prinz Christian zu Schleswig - Holstein is heute Vormittag zum Besuch der Großherzoglihen Familie hier eingetroffen.
__ Medcklenburg- Schwerin. S{werin, 27. Einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers zu den Hofjagden in der Schorfhaide entsprechend, begiebt \ich morgen der Herzog Johann Albrecht dorthin und gedenkt am Sonntag hierher wieder zurückzukehren. — Am hiesigen Großherzoglichen Hofe wird am Dienstag, den 1. k. M., der Großherzog von Sachsen eintreffen, dessen Tochter, die Frau Herzogin Elisabeth mit ihrem Gemahl, dem Herzog Johann Albrecht, hier zum Besuch verweilt.
Mecklenburg - Streliß. Neustreliz, 27. Oktober. In dem neuesten „Offiziellen Anzeiger“ ist eine den am 16. November d. L in Sternberg zu eröffnenden allgemeinen medlenburgishen Landtag betreffende Bekanntmachung ent- i nach welcher die Großherzoglich Medcklenburg-Strelig- Capita proponenda fich auf 1) die gewöhnliche Landes- Kontribution und den Landesbeitrag, sowie 2) die Bewilli- gung des Edikts zur Deckung der Bedürfnisse der Central- Steuerkasse beziehen.
Waldeck. Arolsen, 25. Oktober. (Schw. Merk.) Die
Oktober.
gereist. Daselbst wird die in zum Besuch bei der Fürst- e Saale bis 5. Ma et verweilen und sih dann wieder nah England begeben.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 27. Oktober. (W. T. B.) Die österreihische Delegation ist heute von dem Minister, Grafen Käálnoky, eröffnet worden und hat Nevertera mit 48 von 49 Stimmen zum Präsidenten und Chlu- me bky mit demselben Stimmenverhältniß zum E i- denten gewählt. Die Budgetvorlage für die Dele- pan es beziffert das nach Abzug der Einnahmen zu eckende Erforderniß im Ordinarium auf 90100000 Fl, im Extraordinarium auf 18 600 000 Fl. Hiervon sind zur Beschaffung der Repetirgewehre nebst Munition 151/, Millionen erforderlih. Das Budget für Bosnien ergiebt einen kleinen Ueberschuß. 5 Die ungarische Delegation hat den Kardinal Ha y- nald zum Präsidenten und den Grafen Ludwig T1isza zum Vize-Päsidenten gewählt. Der Empfang der Delegationen beim Kaiser findet am nächsten Sonnabend Mittag statt.
Niederlande. Amsterdam, 25. Oktoder. (Köln. Ztg.)
n Dordrecht sind seit gestern mit dem Grafen von
aris auch der Herzog von Chartres, der Prinz
von Joinville, der Herzog von Nemours, der Herzog
d’Audiffret-Pasquier und etwa 70 orleanistishe Deputirte
und Senatoren, deren Namen übrigens so viel als möglich geheim gehalten werden, eingetroffen.
Großbritannien und Jrland. London, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Herzogin von Connaught is heute mit ihren Kindern nah Jndien abgereist.
er irishe Agitator Wilfrid Blunt ist von dem Gericht in Woodford zu zwei Monaten Gefängniß ver- urtheilt worden, hat aber durch . seinen Vertheidiger Appellation dagegen einlegen Men.
Einem Telegramm aus Durban, von heute, zufolge hat sih der Gouverneur von Natal, Havelock, nah dem Zululande begeben, um Dinizulu, den Sohn Cetewayo’'s, und die anderen unbotmäßigen Häuptlinge des Zululandes Me Unterwerfung zu bringen.
Liverpool, 27. Oktober. (W. T. B.) Der S ekretär des Schaßamts, Worms, empfing heute eine Deputation von Kaufleuten und bestätigte derselben, daß alle be- theiligten Mächte, Frankrei ch einbegriffen, sih bereit er- klärt hätten, an einer Konferenz über die Zudcker-
rämien Theil zu nehmen, und daß diese Konferenz wahr- cheinlich s{chon in nächster Zeit stattfinden werde.|
Frankreih. Paris, 27. Oktober. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, Flourens, empfing heute Vor- mittag den Botschafter, Grafen von Montebello, welcher sih demnächst auf seinen Posten in Konstantinopel zurübegiebt.
Jn Folge der neulich über die Lage der Dinge in Marokko eingegangenen Nachrichten ist von der Regierung beschlossen worden, das nach Tanger entsandte Panzer\chiff „Courbet“ wieder nah Frankreih zurückzubeordern.
Die Bureaux der Deputirtenkammer wählten heute die Kommission zur Berathung über den Antrag Cuneo's, betreffend die Einseßung einer Untersuchungs- Kommission wegen der Ordensangelegenheit. Alle Mitglieder der Kommission, welche der vorgeschrittenen Richtung angehören, sind dem Antrage günstig.
__— Nl. Dltober, Abends, (W. T. B.) Jn dèr heutigen Sitzung des Senats begründete Jsaac die von ihm ein- gebrachte Fnterpellation über die Dekrete, betreffend die Vereinigung der indish-chinesishen Besitzungen unter einem General-Gouverneur, und hob namentlich hervor, daß die Befugnisse des Kolonialraths von Cochinchina durch diese Dekrete zu sehr eingeshränkt würden. Etienne erwiderte: der Kolonialrath von Cochinchina habe sich viel zu sehr mit Personalfragen und bei Weitem niht genug mit den Jnteressen der Steuerzahler beschäftigt. Der Minister des Auswärtigen, Flourens, legte dar, daß die Dekrete lediglih den Zweck hätten, die Organisation der Kolonien zu vereinfachen, das für dieselben erforderlihe Truppen- fontingent herabzumindern und die Ausgaben einzu- schränken. Hierauf wurde eine von Bozérian vorgeschlagene und -von der Regierung acceptirte Tagesordnung angenommen, welhe von den Erklärungen der Regierung Akt nimmt. Das Haus vertagte sih sodann bis zum nächsten Donnerstag.
Die Deputirtenkammer hat in ihrer heutigen Sißzung den Kredit zur Gewährung lebenslänglicher Pensionen an die bei der Februarrevolution von 1848 verwun- deten Personen mit 333 gegen 193 Stimmen bewilligt.
Die Budgetkommission nahm die Vorlage wegen Konvertirung der 4l/¿prozentigen Rente einstimmig an. Der Berichterstatter der Kommission, Ribot, wird seinen Bericht am Sonnabend vorlegen. Jn Deputirten- kreisen nimmt man an, daß die Berathung der Vorlage durch die Kammer unmittelbar darauf erfolgen werde.
Die Vorsißenden der verschiedenen Gruppen der Rechten erklären die Gerüchte von zwischen denselben be- stehenden Meinungsverschiedenheiten für unbe- gründet.
— (Fr. C.) Durch die Vorlage über Renten- umwandlung foll ein Kapital von ungefähr 165 Mill. Fres. disponibel werden, wovon 100 Mill. zur Deckung der außer- ordentlichen Ausgaben verwendet, die übrigen 65 zu anderweitiger Verfügung bleiben sollen. Nach dem „Temps“ bedarf es für das Projekt eigentlich gar feiner Rechtfertigung. Wenn die 3 prozentige Rerite, dieser Prüfstein des staatlihen Kredits, nahezu 82 Fr. gelte und sich mit ungefähr 3,67 Proz. kapi- talisire, so sei es in der That unzulässig, daß der Staat noch Renten zu 41/2 oder 4 Proz. fortführe.
Die Landesvertheidigungs-Kommission hat sich gegen die vom Kriegs - Minister vorgeshlagenen Befe sst i - u ngsarbeiten ausgesprochen; es handelt sich dabei haupt- Orten um Verkleidung der Kasematten mit Beton (Stein- mörtel).
Italien. Mailand, 28. Oktober. (W. T. B.) Jhre Kaiserlihe und Königlihe Hoheit die Kron- findelsin ist mit dem Prinzen P rlG und der Prinze sin Victoria, Königlichen ete heute von aveno nah Monza gereist, um Fhren Majestäten dem
Herzogin von Albany hat sich heute hier von ihren Eltern det und ist mit ihren Kindern nach Bentheim ab-
König und der Königin von Jtalien einen Besuch
Serbien. Belgrad, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Gerüchte aus Sofia, betreffend Ansammlungen von bulgarishen Emigranten auf serbischem Gebiet, werden authentischerseits als unbegründet bezeichnet. Amtlicherseits angestellte Reherhen erwiesen, daß \sich keinerlei bulgarishe Emigranten zur Zeit in Serbien aufhalten; eine ganz unbedeutende Zahl habe noch im vergangenen Sommer Serbien verlassen, nahdem die Regierung die nothwendigen Maßnahmen ergriffen.
Bulgarien. Sofia, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Sobranje ist heute von dem Prinzen Ferdinand mit einer Rede eröffnet worden, in welcher es heißt: „Nach den Ereignissen, die das Vaterland überlebt hat, bin ih glüdcklih, die Vertreter meines vielgeliebten Volks in der Hauptstadt begrüßen zu können, die beauftragt sind, mit der Regierung für die Ehre und Größe Bulgariens zu arbeiten. Mit Einstimmigkeit zum Fürsten von Bul- garien gewählt, habe ih es für meine heilige Pflicht gehalten, mih alsbald in mein neues Vaterland zu begeben und die Zügel der Regierung zu ergreifen. Von dem ersten Tage meiner Thronbesteigung an sind Ordnung, Ruhe und Sicherheit in Bulgarien vollständig Age ewesen, und ich bin glücklich, konstatiren zu können, das mein theueres bulgarishes Volk sich friedlichen Arbeiten widmet, von welchen seine moralishe und mate- rielle Wiederaufrihtung, sowie die Wiederbefestigung der Sympathien des Sultans und der Mächte für Bulgarien abhängen. Die Liebe und Ergebenheit des tapferen bul- garischen Volks und der braven bulgarishen Armee geben mir die Kraft und den Muth, mih unserem großen Werke zu weihen und ohne Unterlaß an dem Fortschritt, an dem Ruhm und an dem Glück des theuern Vaterlandes zu arbeiten. Die Regierung wird Fhnen wichtige Gesehß- ema vorlegen: ih bin überzeugt, daß Sie bei deren Berathung mit Aufmerksamkeit, Eifer und Erfahrung zu Werke gehen werden, und bitte um Gottes Segen für Jhre Arbeiten zum Wohl des Vaterlands. Jch erkläre die Sißzung der Sobranje für eröffnet.“ — An der Eröffnungs-Sißung nahmen 204 Deputirte Theil. Zum Präsidenten der Sobranje wurde Tonts\cheff gewählt. !
“Asrila. Egypten. Kairo, 2%. Oktober. (N. B.) Ein Corps von 800 Derwischen erschien gestern in Wady- Halfa, aber das Fort Kormoussa eröffnete ein Feuer auf den Feind und zwang denselben, sih zurückzuziehen. Oberst- Lieutenant Wodehouse rückte mit einem Bataillon Infanterie und einem berittenen Corps zur WVerfol- gung der Derwische aus, stieß mit denselben bei Abkeh usammen und sprengte sie auseinander, wobei er thnen {were Verluste zufügte. Zwei Egypter wurden getödtet und zwei verwundet. Jm Gema1-Passe sollen 2000 Derwische unter dem Befehl von Osman Ezoeb stehen. — Ein örtliches Fieber, nicht gefährlicher Natur, grassirt in Kairo. Der Khedive, General Stephenson und sein ganzer Stab, sowie Sir Edgar Vincent sind krank. Die Ursache ist die Jnfiltrirung des Nils und Mangel an Drainage.
— (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Kairo (über London vom 27. Oktober) sind in Folge neuerlicher lebhafter Angriffe, denen die Garnison von Wady-Halfa aus- geseßt war, ansehnlihe Verstärkungen nah Wady-Halfa gesandt worden.
Zeitungsstimmen.
__ Der Londoner „Economist“ schreibt nah der „Deut- schen FFndustrie- Zeitung“ über den Aufschwung des deutschen Handels im Osten :
Eine der überraschendsten Thatsahen in der kommerziellen Rivalität, in welher Deutschland gegenwärtig mit England steht, ift die große Aufmerksamkeit, welche es Ost-Asien, und namentli China und Japan zuwendet. Es sind mehrere Gründe dafür vorhanden. Zunächst nehmen sich diese Länder mit größerer Zuvorkommenheit der europäischen Zivilisation und der Europäer anz diese veränderte Haltung eröffnet für industrielle Nationen vielversprehende Aus- sichten. Deutschland is natürlich im Vergleih zu England spât auf dem Schauplatz erschienen, es sucht aber, wie sich niht verkennen läßt, die verlorene Zeit wieder einzuholen, und das haben die englishen Fabrikanten zu ihrem Schaden erfahren. Alsdann wird auch der Handel dieses Landes in bemerkenswerther Weise durch den im vorigen Jahre einge- rihtcten direkten Dampferdienst zwishen Deutschland und Ost-Asien begünstigt, welcher der Ein- und Ausfuhr bereits eine große An- regung gegeben hat. Was Japan anbetrifft, so haben indeß be)ondere Verhältnisse zur Schaffung dieser engen kommerziellen Verbindung mit Deutschland geführt. Die japanishe Negierung is gegenwärtig mehr zu Gunsten Deutschlands als anderer europäi|cher Nationen ein- genomznen, eine Neigung, die sih in der verschiedensten Weise gezeigt hat, insbesondere durch das Engagement deutscher Architekten für den Bau von Staats- und öffentlichen Gebäuden, von deutschen Ingeniteuren für die Ausführung wichtiger Werke und von deutschen Post- und andern Beamten für die Etnführung deutsher Methoden in die ver- {chiedenen Branchen des öffentlihen Dienstes. .
_… . , Die deutschen Fabrikanten thun ihr Aeußerstes, um das Geschäft in Japan zu „poussiren“ und die gegenwärtigen günstigen Kon- junkturen möglih\t auszunußen. Allerdings ist der Handel zwischen beiden Ländern bis jetzt noch gering, allein der Unternehmungsgeist ift vollständig erwacht und cs werden keine Mühen, keine Versuche und keine Kosten ge- scheut, um das große Ziel, England und andere Rivalen auszustechen, zu erreihen. Die Fabrikanten werden von der Presse angespornt, und es wird ihnen versichert, daß sie, wenn sie nur wollen, sich in Iapan „die leitende Stellung mit verhältnißmäßig kleiuen Opfern“ sichern können — ich zitire hier aus einem der hervorragendsten deutschen Blätter —, während sie von der Regierung und den Rhederei- aesellshaften ebenfalls ermuthigt werden. Der Antheil, welchen Deutschland an dem Schiffahrtsge\chäft der japanischen Vertragshäfen hat, gelt aus der folgenden vergleihenden Zusammenstellung hervor, welche Dampfer und Segler für das Jahr 1885, das letzte, für welches Daten vorhanden sind, umfaßt;
Eingelaufen Ausgegangen
: Flagge Zahl Tonnen Zahl Tonnen Mae OOE 731 980 7590 730780 E e S 159 279 224 161 295 Franzose v e T 133 460 78 135 097 ama 53 58 414 94 59 212 ÖNDeTE ViaNonen 54 51 589 56 52 969 975 1134722 98 1139 353
japanische . . 8474 2845 251 8459 2837 563
Seit 1886 ‘hat jedoch der deutsche Postdampferdienst begormnen, und in Folge dessen werden die Verhältnisse andere sein. Dentschland
importirte von Japan im Jahre 188 für 463933 Yen, während die Einfuhr Englands 2411 978 Yen betrug; dagegen bezifferte sich der Import Deutschlands in den
ersten acht Monaten des verflossenen ens bereits auf 619 259 Yen, eine sehr erbeblihe Zunahme. och günstiger stellen
abzustatten.
die Verhältnisse sich für Deutschland beim Export. Die in Vokohama
igen deutschen Firmen führten von England allein für ante Yen ein, während ihr gesammter Daiort d auf 5 194 000 Yen belief. Die Ausfuhr Deutschlants umfaßte Glas und Glaswaaren aller Art, Papier, Färbemittel, Droguen und Chemi- falien, grobe Stoffe, Leder, Flanelle, farbige Stoffe, Budskins, Wollen- und andere Stoffe. Diese Thatsachen und Ziffern genügen, um zu beweisen, daß Deutschland die Wichtigkcit der Kultivirung des Handels mit Japan vollständig begreift und daß, was noch mehr ist, seine Bemühungen von Erfolg gekrönt sind.
Was China betrifft, so hat Deutschland, Dank derselben Energie und direkter und indirekter Unterstützung - der Regie- dort noch größere Fortschritte gemaht. Man braubt nur
rung, s 3 e D die großen Geldsummen hinzuweisen, welche in die Taschen ge die GVA ciffbaner — zwei neue Panzershiffe für China,
ing-Yuen“ und „Lai-Yuen“, sind beim Stettiner „Vulkan“ a au — geflossen sind, auf die wohlbekannten freundschaft- lichen Beziehungen, welche seit einigen Jahren zwishen den Re- ierungen von Berlin und Peking, sowie zwischen den diplomatischen
ertretungen beider Länder und den bez. Höfen, an denen sie akfkreditirt sind, herrschen, und endlich auf die chinesishe Anleihe von 5 Mill, Mark, die fürzlich. mit so großer Bereitwilligkeit in Deutschland untergebraht worden ist. …. Freilich hat das Cisenbahn-Syndikat seinen unmittelbaren Zweck im vorigen Jahre nit erreiht, als es eine Mission binaus\cidckte, aber es wäre zu viel behauptet, wollte man sagen, die Mission habe keine guten Folgen gehabt. Den Agenten gelang €s einfa niht, sich die Kontrakte zu sichern, weil feine Eisenbahnen zu bauen waren, allein ihr Empfang von Seiten der Regierung war ein sehr freundlicher, und nach den Berichten eines der elegirten, Namens Exner, hat Deutschland als Folgen dieser Mission alles zu erwarten, wenn die Früchte auch nicht alle auf einmal reifen. Bis jeßt hat England thatsäblih noch das Monopol des Schiffahrts- l basts in China, wie die folgenden Ziffern für das Jahr 1886 beweisen:
Flagge. f Zahl Tonnen enalliés . 19 193 14 006 720 deutsche E O2 1499 296 amerifanische. . 413 143 766 französi)he .. 123 154 400 Ivan De. 380 270 002
Im Jahre 1885 betrug die Zahl der deutshen Schiffe 2230, oder 472 weniger als im verflossenen Jahre. Dazu ist nicht uninteressant, was der englische Konsul in Tschifu vor einiger Zeit schrieb. „Bezüglich der Schiffahrt“, sagt er, „ist es bemerkenswerth, daß die Zahl der diefen Hafen besuchenden deutshen Dampfer in der Zunahme begriffen ift. Die Schiffe sind schr praktisch ausgerüstet und gebrauchen ver- hältnißmäßig wenig Steinkohlen. Die deutschen Kapitäne und Schiffffs- offiziere begnügen sich mit niedrigen Gagen, und die Folge davon ist, daß die deutschen Dampfer zu ntedrigerer Fracht fahren können, als die englishen.“ Er fügt noch hinzu, daß die Kapitäne und Steuerleute der meisten auf jene Hafen fahren- den englishen Segelschiffe entweder Deutsche oder _Skandinavier sind. Ebenso wie das deutsche Schiffahrtsgeschäft, wächst auc der deutshe Exporthandel. Eine Menge Fabrikanten haben die alten Methoden abgeschafft und betreiben den Handel jeßt durch eigene Agenten, welche sie von Deutschland hinaus\cicken. Seitdem der Postdampferdienst begonnen hat, ift das Geschäft noch mehr erleichtert, und der Mete Lloyd t qn daß er auf jeder Reise nah Osft- Asien volle Ladung befördert hat. : 5 :
| Nach dem Gesagten muß man z1 geben, daß die deutsche Kon- furrenz in China und Japan nicht ignorirt werden darf. Es ist nutzlos, sich mit dem Gedanken zu trösten, daß Deutschland seine steigende merkantile Bedeutung zum größten Theil seiner politishen Stellung verdankt und daß, wenn diese Stellung einmal — sei es dur den Verlust oder den Nüktriit derjenigen, welche Deutschlands Größe geschaffen haben — leiden sollte, auch sein kommerzielles Prestige einen Stoß erhalten würde. Das ist im besten Fall nur Spekulation, und diesen vagen Möglichkeiten steht die nit anzu- zweifelnde Thatsache von den ungeheuren Fortschritten gegenüber. welche Deutschland in allea industriellen und technischen Angelegenheiten ge- macht hat und noch mat. Es läßt fich jeßt weder der Unternehmungs- geist seiner Fabrikanten bestreiten, noch ihre Fähigkeit, die besten Waaren zu produziren und zu Preifen, welche die Kon- furrenten oft nicht einhalten können. Niedrige Arbeitslöhne und längere Arbeitsstunden, in manchen Industrien auch Sonntagsarbeit, haben vielleicht viel zu thun mit der Billigkeit der deutshen Waaren, und hier ist möglicherweise cin Hoffnungsstrahl vorhanden, wenn man sieht, wie das Arbeitsproblem in Deutschland feiner Reife entgegen- geht. Zieht man aber diese Erwägungen auch in Betracht, |o teht man doh noch der Thatsache gegenüber, daß England in Deutschland seinen croßen Rivalen sieht und daß eines der kommerziellen Schlacht» felder der Zukunft der Osten ist. Australien ist ein zweites.“
— Die „Berliner Börsen-Zeitung“ berichtet:
Die Nachrichten, die uns über den Geschäftsbetrieb unserer sre Spinnereien zugehen, lauten im Allgemeinen recht befriedigend. So- viel ist {hon heute mit Sicherheit zu konstatiren, daß der Betrieb sich gegen das Vorjahr fast überall vergrößert hat ; daß auch der Gewinn gewachsen, wird von einigen, doch nur wenigen Seiten zu- gegeben, von anderen aber wieder, und diese sind in der Mehrzahl, verneint, doh scheinen auch hier bessere Aussihhten vorhanden zu sein, wenn man sich zu Vereinigungen, wie diejenige der niederrheiniscen Baumwollspinner, entschließt, welhe eine mäßige Erhöhung des Grundpreises bereits beschlossen haben, um dem mißlichen Preiofiaude, wenigstens in etwas, aufzuhelfen. Die Zunahme der Beschäftigung der Spinnereien ist hauptsächlich auf vergrößerten Export von- Webwaaren aller Art zurückzuführen, auch der inländische Konsum weist für bestimmte Zweige einen vermehrten Bedarf auf. So wird berichtet, daß die Leinen-Industrie besser als im Vorjahre be'châftigt ist, die Ausfuhr von Fabrikaten der Textil-Industrie hat fich bis Ende August dieses Jahres um 43 167 D.-Ctr. gehoben, wo- gegen die Einfubr sich um 3233 D.-Ctr. verringert hat. Wenn diese Ziffern deutlich für die Zunahme unseres Erports sprechen, weisen die veröffentlichten statistishen Ziffern über die Ein- und Ausfubr von Garnen auf vermehrte Beschäftigung der Spinnerei hin, die erst jeßt wegen des in verschiedenen Branchen stattfindenden Saisonwesels etwas nachgelassen hat. Was aber für eine günstige Auffassung der geschäftlihen Lage im Allgemeinen spriht, ist, daß das Vertrauen si wiederum befestict hat, daß man neuen Unternehmungen näher tritt, daß man die Ausführung groß angelegter geschäftliher Transaktionen in Erwägung zieht, daß überall wieder das Bestreben hervortritt, rationelle Vergrößerungen der Umsätze, dur Kultivirung neuer Absatgebiete, dur Vervollkommnungen und Neueinrihtungen zu erstreben. Man ist si gerade in den Kreisen unserer Spinner der Stellung, welche die deutshe Industrie jeßt auf dem Weltmarkt ein- nimmt, voll bewußt, daher die unablässigen Anstrengungen, welche ge- macht werden, um unsere Industrie in dem Bezug von Garnen voll- {tändig unabhängig vom Auslande zu stellen, Bestrebungen, welche von Jahr zu Jahr erfolgreiher auftreten, wenn sie “au vorläufig die Konkurrenz des Auslandes noch nicht völlig ausschließen können. Wenn von verschiedenen Seiten darauf aufmerksam gemaht wird, daß unsere Ausfuhr, namentlich in Textil- Fabrikaten, nah den Vereinigten Staaten in nächster Zeit eine rückgängige Beroegung annehmen wird, weil die eigene Produktion daselbst mächtigen Aufshwung nimmt, fo stehen e Vg Umstande, der si vielleiht für den Einzelnen recht fühlbar machen dürfte, die Thatsachen gegenüber, daß andere Theile des Weltmarktes die Auf- nahmefähigkeit deutsher Produkte gerade in den leßten Jahren ver- doppelt haben. Wir haben felbst {on an dieser Stelle darauf auf- merksam gemacht, daß sih unsere Ausfuhr nah Südamerika ganz erheb- lih vergrößert hat, unser Handel mit dem äußersten Orient, mit China und Japan, hat sich innerhalb 20 Jahren verzehnfaht. Unser Export na Spanien betrug im Jahre 1879 9 Mill. Francs, derselbe ist seitdem bis auf 175 Mill. Francs ge-
Weltmarkt an Anschen. Der französishe Export von Industrie- produkten betrug j Fahre 1882 noch 1853 Mill. Francs, am S(hluß des Vorjobres aber kaum noch 1500 Mill. Francs, und war bei steigender Einfuhr fremder Industrieprodukte, deren im Jahre 1877 für 479 Mill. Mranes eingeführt wurden, heute dagegen wird {hon die Ziffer von 800 Mill. Francs überstiegen. Im Jahre 1868 kon- sumirte England 58,7% aller nah Europa gelangenden Baum- wolle, der Kontinent 41,2 9/0, bereits vor drei Jahren stellte sh das Verhältniß 52,3 zu 47,7 und seitdem ist eine weitere Verschiebung zu Ungunsten Englands eingetreten. Der eng- lische Antbeil am Welthandel ist innerhalb zehn Jahren um 5 °% ge- sunken. Sprechen diese Ziffern deutlich für die Ausbreitung des Mitbewerbs, so hat die deutshe Textilindustrie daran den größten Antheil. Eine weitere fortschreitende Beherrs{chung des Weltmarkts deutscherseits ist mit Sicherheit anzunehmen, und wir können daraus wohl niht mit Unrecht auf eine gedeihlihe Entwicklung unserer Spinnerei \{ließen, welche in erster Reihe dur eine Aufbesserung der in Frage kommenden wirth\chaftlihen Verhältnisse beeinflußt wird.
Amtsblatt des Reihs-Postamts. Nr. 59. — VInhalt : Verfügungen: Vom 21. Oktober 1887. Betheiligung der deutschen Post-Agentur in Shanghai am Postpacketaustaush. — Vom 22. Ofk- aer 1887, Post - Dampfschiffverbindung zwischen Stralsund und Malmsös.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 16. Oktober bis inkl. 22. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen: 586 Gheshließungen, 886 Lebendgeborene, 38 LTodtgeborene, 536 Sterbefälle.
— In dem Beilagenheft zur Zeitschrift des Königlich bayerischen Sfatistishen Bureaus, Jahrgang 1887, welches „Beiträge zur Morbiditäts-Statistik Bayerns“ enthält, liegt die Morbiditäts- Statistik von Oberfranken und Unterfranken vom Fahre 1884, bearbeitet von den Kreis - Medizinal - Räthen Dr. Fos. G. Egger und Dr, Gregorius Schmitt, vor. Die statistische Arbeit bezieht ch auf eine Reihe von Infektionskrankheiten, welche zunächst einzeln in ihrem Auftreten verfolgt werden ; alsdann folgt ein kurzer, textliher allgemeiner Ueberblick. Außerdem gewähren eine Reibe von Tabellen, Diagrammen, Kartogrammen und graphischen Darstellungen eine schnelle Üebersiht über die vorgekommenen Krank- heitsformen in numerischer, örtliher und zeitliher Beziehung. Wir führen folgende Hauptdaten an: In Oberfranken wurden in 1884 beobahtet überhaupt 9766 Krankheitsfälle, welche in den Rahmen dieser Statistik fallen, d. i. gegen 1882 und 1883 weniger 1237 und 573 Fälle. Es kamen vor von Kindbettfieber 145 (1882 92, 1883 54) Fâlle oder 1,48 % aller eingetragenen Krank- heiten, von Wechselfieber (Malaria) 164 (1882 237, 1883 175) Falle oder 1,679/6, von Unterleibs-Typhus 388 (1882 284, 1883 448) Fälle oder 3.979%, von Ruhr 35 Fälle oder 0,35 9%/, von Blattern 4 Fälle, von Scarlach 852 (1882 1094, 1883 653) Fälle oder 8,72 °/o, von Diphtheritis 931 (1882 1056, 1883 653) Fälle oder 9,93%/, von Croup 197 (1882 206, 1883 131) Fälle oder 2,01 9/0, von Masern “233 (1882 1573, 1883 2202) Bälle oder 2,38%, von Rothlauf 545 (1882 381, 1883 316) Fälle oder 5,58%/0, von Keuchhusten 659 (1882 494, 1883 938) Fälle oder 6,74%/o, von Genickstarre (Meningitis cerebrospinalis) 30 Fälle oder 0,30%/6, von Kinderdiarrhöe 628 (1882 535, 1883 510) Fälle oder 6,31%, von Lungenentzündung 2249 (1882 92114, 1883 2073) Fälle oder 23,029/o, von Tuberkulose 1841 &Fâlle oder 19,03% [f\peziell von Lungenshwindsuht 1626 (1882 1155, 1883 1340) Fälle oder 16,84°/6], von Gelenkrheumati8mus 769 (1882 532, 1883 530) Fälle oder 7,87%/o, von granulöser Augenentzündung 95 (1882 228, 1883 86) Fâlle oder 0,97% aller einge- tragenen Krankheiten. LTrichinose wurde in 1 Fall, Cholera überhaupt nicht beobahtet. — In Unterfranken wurden gemeldet von Brechdurfall 1215 Fälle oder 8,1% aller Erkrankungen, von Cholera 0 Fälle, von Viphtheritis und Croup 3321 Fälle oder 92,2 9%, von Dysenterie 22 Fälle oder 0,1%, von Erysipelas (Roth- lauf) 777 Fâlle oder 5,2 9/0, von Intermittens (Wechselfieber) 61 &âlle oder 0,49%, von Meningitis cerebrospinalis (Genidftarre) 43 Fälle oder 0,3 9%, von Morbilli (Masern) 445 Fälle oder 3 °/a, von Paro- titis epidemica (Ohrdrüsen-Entzündung) 273 Fälle, von Pnenumonia crouposa (Lungenentzündung) 3636 Fälle oder 24,3 °/a, von Puerpural- fieber (Kindbettfieber) 198 Fälle oder 1,3 °/o, von Pyämie und Sep- tichaemie (Blutvergiftung) 20 Fälle, von Rubeola (Rötheln) 82 Fälle oder 0,5 9/0, von Scarlatina (Scharlach) 1722 Fälle oder 11,5 %/o, von Tussis convulsiva (Reuhhusten) 2133 Fälle oder 14,3 %/, von Typhus abdominalis (Unterleibs-Typhus) 605 Fälle oder 4 °/o, von Varicella (Blattern) 366 Fälle oder 2,4 9/o. :
— Eine vergleichende itatistishe Studie über das Wachsthum der städtischen Bevölkerung in Frankreich und anderen Ländern hat M. E. Levasseur unter dem Titel: „Les populations urbaines en France comparées à celles de l’étranger“ veröffent- liht (Paris, Picard, 1887). Wie wir einer von Prof. Supan verfaßten Besprehung des Werls im Literaturberiht des leßten Hefts von „Petermann's Mittheilungen“ entnehmen, stellt sich, Levaffeur zufolge, die Zu- bezw Abnahme der städtischen und ländlihen Be- völkerung in Frankrei in Prozenten folgendermaßen dar: Ländliche Bevölkerung 1846—81: Abnahme 0,2 9/o, städtishe Bevölkerung (über 9000 Einwohner) 1846—81; Zunahme 1,4 /o, Städte über 90 000 Einwohner, ohne Paris 1836—81: Zunahme 3,2 °/o, Paris 1801—81: Zunahme 3,9 9%. In Frankreich vermindert ih fonach die ländlihe Bevölkerung stetig, während sih in Deutschland die s\tädtishe Bevölkerung nur rascher als die ländlihe vermehrt. Uebrigens ist es von den französischen Städten nicht etwa Paris, welches am shnellsten an Einwohnerzahl zunähme, sondern von den 77 Städten mit über 20 000 Einwohnern haben sich im Jahre 1881 14 rascher vermehrt als die Hauptstadt. So zeigen z. B. Boulogne eine Zunahme um 2400 %/ (1801: 1600 Einwohner, 1881: 25 825 Einwohner), St.-Pierre les Calais eine Zunahme um 1509/6 (1801: 2600 Ginwödhner, 1881 : 32 290 Ein- wohner), Neuilly eine Zunahme um 1150 9/6 (1801 : 2400 Einwohner, 1881 : 25235 Einwohner), Roubaix eine Zunahme um 1037 "/9 1801 : 8000 Einwohner, 1881: 91 757 Einwohner), St. Denis eine
Zunahme um 10099% (1801: 44295 Einwohner, 1881 : 43 895 Einwohner), Vincennes eine Zunahme um 900 %/o (1801: 2000 Einwohner, 1881: 20530 Einwohner). Dagegen
haben 28 von jenen 77 Städten ihre Bevölkerung niht ver- doppelt. Rouen hat z. B. nur um 22 °%/, Caen nur um 20 9/0 zu- genommen; nahezu stationär blieben St. Dieppe und St. Omer (Zu- nahme 10 d/o bezw. 5 9%). Paris hatte um das Jahr 1340 eine Einwohnerzahl von 274 000, 1675 eine solche von 540 000 auf einem
lächenraum von 1104 ha, also 489 auf den Hektar ; 1788 599 000
inwohner auf einer Flähe von 3370 ha, also 178 auf den Hektar ; 1801 547 700 Einwohner auf gleiher Fläche, also 163 auf den Hektar; 1811 622 600 Einwohner auf gleicher Fläche, alfs 185 auf den Hektar; 1831 785 800 Einwohner auf einer Fläche von 3438 ha, also 229 auf den Hektar, 1861 1696700 Einwohner auf einem Flächenraum von 7802 ha, also 217 auf den Hektar; 1886 2256 000 Einwohner auf gleichem Flächen- raum, also 289 Einwohner auf den Hektar. Die wecselnde Dichtigkeit der Bevölkerung auf den Hektar erklärt sich dur die jeweilige Einverleibung von Theilen der Umgébung. Die Dichtigkeit der Bevölkerung in den Arrondissements \{wankte 1886 zwischen 733 und 106 Einwohnern auf den Hektar, die der einzelnen Quartiere von Paris zwishen 1025 und 60 pro Hektar. Interessant ist der Ver- gleich von Paris mit anderen Großstädten, namentlich wenn man au die bebaute Fläche berücksichtigt ; Levafseur stellt darüber folgende
a b :
b Dichtigkeit pro ha:
Sue Date in Proz. Ganze Bebaute
B E “0s * von a Fläde Fläche E 5 719 Tà,9 291 392 E. M — — 87 — London . , 30 488 — — 128 — Berlin . 6 310 1 814 28,7 189 657 Hamburg . 6 345 1 620 25,5 67 263 A 5 540 1137 20,5 131 637 Budapest . 2 575 — — 150 — Mailand 2176 458 20,6 148 645
Charakteristisch für die Großstädte ist die Eigenthümlithkeit, daß die Eingeborenen darin die Minderheit bilden. So berechnet sich die Zahl dersel:u für 1881 in Paris auf nur 32 “/o gegenüber 56 9/9 aus anderen Departements oder aus den Kolonien eingewan- derten Fame) Die andere, den meisten Großstädten eigenthüm-
lide Erscheinung, das Vorwiegen des weiblichen Geschlechts, ilt auh für Paris, während Rom, St. Petersburg, ntwerpen eine Ausnahme von bieser Regel machen. —
Für Alter und Civilstand der Bevölkerung von * aris und anz Frankreich im Jahre 1881 ergiebt sich Folgendes: Cs standen im Alter von 0 bis 15 Jahren in Paris 209/o, in ganz Frankreich 26,7 fo, im Alter von 15 bis 60 Jahren in Paris 72,3 %/o, in Frankrei 61,0%/0, über 60 Jahre in Paris 7,3 9%, in Frankreih 12,3 °%/. Ledig waren in Paris 52,8%, in ganz Frankrei 951,8 9%/o; verheirathet in Paris 39,4 °/0, in Frankrei 40,2 9/0; verwittwet in Paris 7,8 9%/o, in Frank- rei 8,0%. Die Relativzahlen der Geburten haben in der Periode von 1750 bis 1885 ziemlich stetig abgenommen, aber ebenso auch die Sterbefälle, während die der Ehen ziemli konstant geblieben ist. Ganz außerordentlich groß ist die Kindersterbl ichkeit: im Alter bis 5 Jahre starben 1882 von 1900 Kindern in Paris 467, in Frankreih 229; für das Jahr 1874/75 lauten die betreffenden Zahlen 102 und 69.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Die preußische Kirchengeseßgebung nebst den wichtigsten Verordnungen, Instruktionen und Ministerialerlafsen unter Berüdck- sihtiaung der Reichsgesezgebung und der Rehtsprehung der Gerichts- und Beuioaltungsgerihtêbehörten“, zusammengestellt von Dr. Kries, Re- gierungs-Rath in Danzig. Danzig, Verlag und Druck von A. W. Kafemann. 1881. — Bei dem Gange, welchen die fkirhliche Geseß- gebung der Neuzeit genommen hat, erscheint ein Werk, welches die gesammte Gesetzgebung dieser Art möglichst vollständig enthält, als ein praktisches Bedürfniß. Diesem Bedürfniß trägt das vorliegende trefflihe Werk durchaus Rechnung. Es enthält die wichtigsten Geseße und Ver- ordnungen 2c. fowohl für die evangelisGe und für die fatholishe Kirche als auch für verwandte Religionsgesellschaften, berücksichtigt ein- \{chlägige Ministerialerlasse, gerihtlihe und verwaltungsgerichtliche Entscheidungen und macht die abgeänderten und aufgehobenen Bestimmun- en ersihtlich. — Das Werk zerfällt in 6 Theile mit folgendem Inhalt : Der 1. Theil enthält (in 2 Abschn.) kirhenrechtliche Bestimmungen des Allgem. Landrechts, welche theils aufgehoben sind, theils noch eine gewisse praktishe Bedeutung haben oder noch ganz besitzen; der 2. Theil 12 âltere Bestimmungen aus den Jahren 1815—1850, namentlich über Refsortverhältnisse; der 3. Theil die neueren grundlegenden Ver- fassungs- und La oi ae nebst den dazu gebörigen Verord- nungen (A für die fatholishe Kirche, 5 von 1875 und 1876; B. für die evangelishe Kirche, 11 von 1873—1887); der 4. Theil die (4) bauptsächlihsten Gesetze, betreffend einige verwandte Religions- gefellshaften (Lutheraner, Mennoniten, Alt-Katholiken, Baptisten- gemeinden); der 5. Theil die (20) kirchenpolitishen Geseße, vom 4. Iuli 1872 bis 29. April 1887; der 6. Theil (16) neuere Kirchen- geseße und Instruftionen, betreffend die evangelische Landeskirhe aus den Jahren 1880—1886. — Den Gesetzen find viele gute Anmerkungen beigefügt, welche zwar keine eigentlich wissenshaftlihen Erörterungen bieten, aber doch überall gute Fingerzeige für den praftishen Gebrauch eben.
s Nr. 20 von „Mode und Haus“ (III. Jahrgang. Viertel- jahreépreis nur 1 M) ist soeben, 32 Seiten stark, mit „Illuftrirter Kinderwelt“, „Jllustrirter Belletriflik“ und zwei Extrabeilagen er- \chienen. Das Hauptblatt enthält in gewohnter Mustergültigkeit 20 Modeabbildungen und 15 Handarbeitenvorlagen, während das Unterhaltungsblatt neben dem wohlgetroffenen im xylographischen Atelier der Berlagsgesellshaft hergestellten Porträt des jüngst ver- storbenen Professors Dr. Langenbeck, ein hübshes Genrebild nach dem Originalgemälde von Professor Tuttiné „Erst zahlen“, ver- öffentliht. Der interessante Haustheil und Meinungsaustausch find in 35 dem Hauswirthschaftswesen gewidmeten Artikeln ver- \chiedensten Inhalts vertreten. Die „Jlluftrirte Kinderwelt* (Redaktion Karl Neumann Strela) wird durch ein illustrativ veranschaulihtes Gedicht von I. Terjan „Marie, die Vogelhüterin“ eingeleitet. Dieser Kinderpoesie \chließen sh stimmungsvolle Kindergeshihten an. — Abonnements zum Quartalêpreise von 1 F bei allen Postanstalten und Buchhandlungen. Probenummern versendet die Ervedition von „Mode und Haus“ Berlin W., Lüßowstraße 81, auf Wunsch gratis und franko.
Land- und Forstwirthschaft.
Die Ausfubr von lebenden Schafen aus Jsland nachEnglandund Schottland hat in denletßten Jahren einen be- deutenden Umfang angenommen. Den größten Theil der für englische Rechnung aufgekauften Schafe liefern die Süd- und Nordküsten der Insel, weniger die Oftküste, während von der Westküste wegen der fehr \pärlichen Bevölkerung keine Ausfuhr stattfindet. Den Transport besorgen eioens dafür eingerihtete große englische Dampfer. Eine Firma in Leith bezog im vorigen Jahre gegen 25 000 lebende Schafe aus Island und in diesem Jahre bis Mitte Oktober son ca. 26 000 Stück. Außerdem sind für Rechnung verschiedener Konsumvereine größere Partien Schafe nach England gesandt. Die ganze diesjährige Ausfubr wird auf ca. 40000 Stück Schafe geschäßt. Zur Ausfuhr kommen fast auss{ließlih nur aus- gewahsene Hammel, die in diesem Jahre durscnittlih mit 14 bis 16 Kronen das Stück bezahlt wurden. Da in diesem Frühjahr in zwei Distrikten an der Nordküste allein gegen 20 000 Swafe wegen Futtermangel umgekommen sind, auch auf vielen anderen Stellen eine große Sterblichkeit unter den Schafen stattgefunden hat, außerdem au eine Menge Schafe geschlahtet werden, deren Fleisch in ge- falzenem Zustande zur Ausfuhr kommt, besonders nah Dänemark, so beginnt man auf Island ernstlih zu befürhten, daß eine in gleichem Maßstab während der nächsten Jahre fortgeseßte Schafausfuhr den Bestand \o verringert baben wird, daß zum großen Schaden des Landes jede Ausfuhr auf Jahre hinaus aufhören muß.
Veterinärwefen.
S{weden.
Die Königlich \{wedishe Regierung bat unter dem 23. Septem- ber d. I. eine Verordnung über die zur Verhütung und ÜUnterdrückang ansteckender Hausthierkrankheiten vorgeschriebenen Maßregeln erlassen, welche am 1. April 1888 in Kraft tritt. s
Artikel 1 dieser Vecordnung enthält allgemeine Vorschriften darüber, welche Krankheiten der Hausthiere als anfteckend zu be- traten sind und was bei Ausbruch derselben zu beobachten ist. Es gehören zu diesen Krankheiten :
Rinderpest unter Wiederkäuern ;
Bösartige Lungenkrankhbeit unter dem Hornvich ;
Sun oder Springwurm unter Thieren des Pferdegeshlehts;
p en unter Schafen; /
nsteckende Maul- und Klauenseuche unter Wieder- käuern und Schweinen;
Kräßte unter Schafen; ; :
Böôößsartige Klauenseuche unter Schafen und Ziegenz
stiegen. Jn demselben Maße, wie die deutshe Industrie sih aus- beritet verliert der englishe und französishe Mitbewerb auf dem
Tabelle auf:
Milzbrand unter Hausthieren ;