1908 / 42 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Feb 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Die Verkehrseinnahmen deutsher Eisenbahnen für Januar 1908 betrugen nach der im Reichseis n-

amt aufgestellten Uebersicht :

; gegen das Vorjahr ute A. | mehr, weniger) Sn im ganzen | auf 1 M M. A Æ#A O für alle Bahnen im Monat Fanuar 1908: onen- : E . 141900123) 862|+2 081 102/+ 2+ 423 Güter- i | verkehr . [124 068 865] 2 498|+1 670 964|+ 10/+ 0,40

für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre il—März in der Zeit vom 1. April 1907 bis s d Ende Gear 1908:

onen- A] 4 L

antr . [508 334 201/ 12 047|+13823500+ 185+ 1,56 üter- N

M eréehr . [1210433124] 28 056|+61408385/+ 1 111|+ 4,12

für die s p mit dem Rehnungsjahre Dezember in der Zeit vom 1. Fanuar 1908 e y bis Ende Januar 1908:

E / verkehr . | 5 289 247] 849|+ 172494/4+ 17|+ 2,04 üter- | | e: . | 12965 906] 2020|+ 46020— L15|— 0,74

Die Gesamtlänge der Bahnen betrug 50 008,03 km, gegen das Vorjahr + 526,48 km.

Oefterreich-Ungarn.

Jm Neuneraus\{huß der ODesterreihishen Delegation begrüßten gestern bei der fortgeseßten Beratung des Extra- ordinariums fast sämtlihe Redner wärmstens den Antrag Latour-Schraffl, betreffend die Erhöhung der Offiziers- gagen und der Mannschaftslöhnung. :

Nah dem Bericht des ,W. T. B.“ erklärte der Reichskriegs- minister Sh nai auf verschiedene Anregungen, daß er aufs eifrigfte seine Bemühungen bezügli der Sicherstellung und Versorgung langs edienter Unteroffiziere fortseßze. Das Gehaltsschema des Antrags atour - Shraffl entsprehe den Ansägen der Kriegsverwaltung. Eine Einschränkung der Gagenerhöhung auf die Chargen bis einshließlich zum Hauptmann könne die Kriegsverwaltung unter keinen Umständen annebmen. Auf eine Anfrage des Abg. Klofac erklärte der Minister, daß bisher keinerlei Verhandlungen mit der ungarishen Regierung stattgefunden hätten, daß er selbft auch zu folchen Verhandlungen niht ermächtigt sei und deshalb au derartige Verhandlungen nie geführt habe. Was die Zeitungen über solche angebli stattgehabten Bespr-chungen geschrieben bâtten, dafür kônne er nicht einstehen, er sei keineswegs in der Lage, jedea Tag die Fluten von folhen Gerüchten, die überall auftauhten, zu dementieren. Gewiß sei allerdings, # daß ih eine Bewegung zu entwickeln scheine, und daß er fich für diese Bewegung rüfte; er könne aber auch heute mt N

kià Verhandlungen bisher niht ftattgefunden de nut des . Stanek erklärte der er, daß innerbalb des Heeres fkeia Teil die ungarische Kommandosprache be- kommen werde, aber auch nit die froatische, Kommandosprate bleibe die deutshe Sprache. Zukunftsmusik könne er niht machen, es handle b bei den fogenannten Konzessionen zum großen Teile um Kron-

rehte, über die der Minister nicht disponieren könne. Die Beratung wird heute fortgeseßt.

Großbritannien und JFrland.

Im Unterhause brachte geftern der Abgeordnete Per ey im Namen der Opposition eine Resolution ein, welche die english-russishe Uebereinkunft im Prinzip i kommen heißt, aber erflärt, die Bestimmungen des Ueberein- kommens ließen, da fie in mehreren Punkten die tatsähliche Aufopferung der britishen Jnteressen bedeuteten, Raum für intecnationale Mißverständnisse. Perey erkannte zwar die Wichtigkeit der Uebereinkunft für den internationalen Frieden an, beflagte aber die ausgedehnten Zugeständnisse, die England gemacht habe. Hierauf erwiderte der Staatssekretär des Aus- wärtigen Amts Sir Edward Grey in längerer Rede:

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ wies Grey zunäwhst auf die gegenwärtig in Persien herrshende unsichere Lage hin und erklärte, |

wenn da8 Uebereinkommen nicht abgeschlofsen worden wäre, würde diese Lage zu Reibungen baben. ziehurgen an ter Kritiken aus es linie

gewesen, die

erwiderte auf die in Persien geübten Standpunkte Abgrenzungs-

zwishen England und Rußland, Abgrenzung der Interessensphären in und gab zu, daß vom fkommerziellen möglich gewesen wäre, eine günstigere herbeizuführen, es sei aber tie das Uebereinkommen wihtig

gemaht habe,

und Seistan, das der Schlüfsel der strategishen Position sei, sei für |

die britishe Interefsensphäre gesibert. Er neige bezüglich eines Ein- dringens in Indien niht zu Befürchtungen, selbft wenn das Ueberein- kommen nit getroffen worden wäre, und es sei für ihn zweifelhaft, ob ein solches Eindringen möglich sei, wenn aber russische Eisenbahnen und russische Macht nah Seiftan vorgedrungen wären, in die Nähe der verwundbaren Punkte an der indishen Grenze, dann würde bei der indishen Regierung Beforgnis und Beunruhigung ent- standen sein und sie würde eine Vermehrung der ihr zur Ver- fügung stehenden Streitkräfte verlangt haben, um für alle Fâlle Vorkehrungen treffen zu können Im weiteren Verlaufe seiner Rede fübrte der Staatssekretär aus: Jeder, der das strategische roblem der Verteidigung der indischen Grenze \tudiere, müsse das bkommen mit der arp Befciedigung und Erleichterung bes traten. Gr bestreite, daß Gngland bedeutende Handelsinteressen habe in Persien opfern müssen, doch wolle er dem niht wider)prehen, daß Rußland Gelegenheit haben werde, mit Mesopotamien Handels- bejziehungen anzukrüvfen. ein Bagdad geschaffen werde, welhes das Land Mesopotamien zur Entwicklung bringen würde. Es sei nur billig, daß der ugang zu jenem Gebiete für Rußland niht vershlofsen sein olle. Bezüglih des Wachstums des russishen kommerziellen und politischen Einflusses ia Nordpersien während der letzten zwanzig Iabre und bezüglich der großen Militärmaht, die Rußland über die verfishe Grenze werfen körne, erklärte Grey, daß England nichts auf- gegeben babe, das nicht {on früher verloren war. Wenn aber über den perfishen Eolf etwas in das Uebereinkommen hätte einbezogen werden sollen, bätte es fich nur um das persishe Ufer des Golfs handeln können, während doch im Ma auf die Msöglich- keit der Bagdadbahn die tatsähl:ch w Mtige Seite wahrscheinlich Mesopotamien sein werde. Der Staatssekretär wandte sih dann zu der von einigen Seiten aufgestellten Behauptung, daß England in Anbetracht der inneren Lage Rußlands das Uebereinkommen nicht bätte abs{chließen follen, und erklärte, ein Versuch, durch die auswärtige Politik auf eine greße Nation in der Stunde, wo sie Versuche m

will: |

¡wishen England und Rußland geführt ! Der Staatssekretär sprach dann über alle politishen Be- |

ftrategische Position |

Es sei in Zukunft wohl möglich, daß !

Druck auszuüben, würde nur reizen Groll führen. In den leßten n die englis - russischen Be-

b zum Vo:teile beider Länder sehr ge- ommen bätte das Gleichgewicht: in den werden köanen. Grey verwies England in vergangenen Jahren und sagte, das gegenw Uebereinkommen babe eine Aenderung in dieser Beziehung erm “und wenn das Woblwollen einmal hergestellt sei, w es zur Zeit nit nur die Anläfse zu Reibungen beseitigen, auf die sich das Uebereinkommen kteziehe, sondern auch jeden möglihen Anlaßiszur Reibung, der irgendwo entstehen könnte. Um das zu erreie: e England nichts in Tibet, nichts in Afahaniftan, sondern 1 ge entfernte Möglichkeiten von Handels- vorteilen in n während Rußland zwar kommerzielle

Vorteile, aber nichts ge! habe, was England zu gewinnen be- ründete Ausficht gehabt bt hâtte. Grey spra, schließlich die Hoffnung iy daß aus ea tatsählich und andauernd die Friedens- auësibten bessern werde. A i _

Die weiteren Redner sprachen sich im allgemeinen günstig über das Abkommen aus. :

Der Abgeordnete Balfour bemängelte die Zugeständnisse, die England gemabt hake. Der Staatssekretär für Indien Morley betonte, das Abkommen sei von er Bedeutung für Indien.

Schließlich wurde die Resolution Perey, die nur zu dem Zwecke eingebraht worden war, um eine Besprechung herbei-

zuführen, zurückgezogen. Frankreich.

Die Deputiertenkammer seßte in der geftrigen Sißung die Debatte über die Einkommensteuer fort. |

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Finanzminister Caillaux, daß die Sten ein Vorurteil gegen jede Steuer- reform hätten. Der Abg. Aynard wünschte den inquisitorishen Charafter der Vorlage gemildert zu sehen. E

Darauf wurde die Generaldebatte über die Einkommen- steuervorlage beendet und der Uebergang zur Spezialdebatte mit 487 gegen 56 Stimmen beschlossen.

Rußland.

Der Standpunkt der Regierung in der Frage der Alandsinseln is, nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“, folgender : :

Rußland habe keine wie immer geartete Absicht, die Alandsinfeln zu befestigen. Die Gerüchte, die über eine sol&e Absicht Nußlands im Umlauf seien, seien von interessierten Seiten ausgesprengt, deren Ansprüche nihts gemein hätten mit den Ansprüchen der russischen Politik. Die einzige Grundlage der Gerüchte sei die Tatsache, daß während der handlungen mit Schweden, betreffend den status quo in der Oftsee, Rußland bedungen habe, daß die Erhaltung des status quo nit verstanden werden dürfe als die Aufrechterhaltung der Alandsinselnkonvention vom Jahre 1856, die für Rußland demütigend sei. Dieser Ständpunkt sei um fo natürlicher, als der Staatêvertrag zwischen , England und Schweden vom Jahre 1855, auf dem Konvention beruhe, von England und Frankrei als dure die Unterzeichnung des norwegishen Integritäts- vertrages als aufgehoben erklärt worden sei.

Portugal. :

Der p R: ern Moliea eri ge bei dem Königsmor *ch von der Polizei e enen Mannes, M T. s) 29, ns Palais gebeten und ihr seinen Schub zugesiGert. 8" K s 3

| einer Verfassung Ï

und s{ließlid zu iwei, dret Sat ( iehungen zur Gri See U

ezteQungen nit au dann auf Rußlands D

[1 LELi

Serbien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat die österreihisch- ungarische Regierung der serbishen Regierung ihr Projekt, durch den SandshakNovibazar eineBahn zu bauen, bekannt gegeben und sih bereit erklärt, alle Schritte zu unter- stützen, die Serbien bei der Pforte unternehmen wolle, um den Bau einer durch Serbien führenden Donau-Adria-Bahn durhzusezen. Jn ihrer Antwort erklärt die serbische Regierung, | daß fe bei der Ee um die Genehmigung nahsuhen werde, | ihre geplante Bahn auszuführen, die von der unteren Donau | an der rumänishen Grenze durch das Timoktal nah Nisch | führen soll, bei Merdar in die Türkei eintritt, die Städte | Bs und Prizren in Alt-Serbien berührt und bei San | Giovanni di Medua das Meer erreiht, von wo die Linie nagch Dulcigno geführt | werden soll. : j i O j In einem gestern veröffentlihten Communiqué der | serbishen Regierung wird die Hoffnung ausgesprochen, daß | Oesterreich-Ungarn und alle an dem Schicksal der Balkan- | vôlfer interessterten Mächte die von der serbishen Regierung in der Frage der Donau-Adria-Bahn bei der Pforte unter- | nommenen Schritte unterstüßen werden, und dann weiter aus-

eführt : M bgleih die projektierte österreihishe Linie durch den Sandschak | Novibazar länger sei und das am wenigsten fruhtbare Gebiet durh- | laufe, kônne fie dcch, wenn politishe Gründe es erforderten, | den bereits beftehenden, turh Setbien, Bulgarien, die Türkei | bis Saloniki und Konstantinopel führenden Verbindungen Kon- | kurrenz mahen. Guropa müsse in Betraht ziehen, taß gemäß | Artikel 38 des Berliner E und gemäß der besonderen | österreihisch-serbishen Konvention bien verpflichtet gewesen sei, im | Jahre 1884 seine Linie der Orientalishen Eisenbahnen zu bauen. | Die neue Donau-Adria-Linie, die lediglich wirtshaftliGen und kom- merziellen Interessen diene, könne allein dazu beitragen, die wirtshaft- | lie und politische Unabhängigkeit Serbiens ¡u wahren. | In der Skupschtina wurde gestern die Budget- | beratung fortgeseßt. S Im Laufe der Debatte erklärte der Ministerpräsident Paschitsch, | „W. T. B.“ zufolge, auf eine Arfrage, die Regierung habe die | Apanage im Interesse des Staates ins Budget eingestellt, da es die fliht der Regierung sei, der Krone die Erfüllung der monarchischen flidten fe ermöglihen. Der König habe die Tee nicht verlangt,

oder Antivari in Montenegro

er überlafse der Skupschtina, diese Frage zu lösen. Die Jungradika en und Fortshritiler erklärten gegen die Apanage und verwiesen darauf, daß der Kronprinz fie abgelehnt habe.

Asien.

Das „Reutershe Bureau“ meldet aus Teheran, daß das arlament vorgestern die Entlassung des see Un des nnern verlangt und dem Kabinett im allgemeinen seine Un- ufriedenheit ausgesprochen habe. Der Präsident des

B ariam ents hat sein Abschiedsgesuh eingereiht, das aber vorläufig niht angenommen worden if. Ueber die englishe Expedition gegen die Zak kakhels liegen folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor:

Die Kolonnen des Generals Willcocks und des Obersileutnants Roos -Keppels haben im Vormarsch auf das Dorf Chinar . vereinigt. Gegen stärkere feindlihe Kräfte, die von einem Höhenzuge eine große Transportkolonne des englischen Expeditionskorps an- gegriffen haben, hat der General Willcocks durch das Begleit- detahement dieser Kolonne einen Sezenanarf machen laffen, den er mit Teilen der Hauptkolonne und Geschützen unterstüßt hat. Die Anhöhe ift genommen worden.

Afrika. | es herrshen, dem „Daily Telegraph“ zufolge, fort- adfehD in ER Tf ers ust ände. Die Lage in den jüdischen Quar- tieren sei kritisch. Englische, deutshe und franzöfishe Kuriere, die sich auf dem Wege nah Tetuan befanden, seien von Ange- Y igen des Argherastammes ausgeraubt und die Briefschaften,

ie fe mit fih führten, vernichtet worden.

Koloniales.

Besizshußz für Samoaner. In der Absicht, den Samoanern ihren Grund und Boden zur Bea1beitung dur diese und ihre Nach- kommen zu erbalten, ift die Uebergabe samoanishen Landes an Nicht- eingeborene, fei es dur Verkauf, De Verpachtung oder auf andere Weise, verboten worden mit folgenden Ausnahmen: Ländereien innerbalb des sogenannten Pflanzungsbezirks dürfen nah vorschrift?mäßiger Vermefsung gegen angemefsene Gegenleistun verkauft oder verpachtet werden, sofern der Gouverneur {riftli feine Genehmigung erteilt und der Vertrag vor Gericht ab-

eschlofsen wird. Ländereien außerhalb der Srerze des Pflanzungs- bezirks dürfen ferner nach sforgfältiger Feststellung der Grenzen für eine angemefsene Gegenleistung vem Gouverneur zu freiem Eigentum oder pahtweise erworben werden. Das Gouvernement hat aber Sorge zutragen, daß die ländlihen Grundstücke und die Fruchtpflanzungen der Samoaner nicht ungebührlih vermindert werden. Unter Pflanzungs- bezirk werden begrenzte Teile der Umgebung von Apia verstanden.

Die Bedeutuna der Shußgebiete als Serbmate rialien-Produzenten. In der soeben erschienenen Sehrift „10 Jahre deutsch- Versuhzanftalt für Lederinduftrie“ gibt deren Vorstand, Dr. Iohann Paeßler, einen Ueberblick über die Bedeutung der deutshen Schußgebicte als Gerbmaterialien-Produjenten. Aus8gebend von der Tatsache, daß unsere Lederindustrie bei weitem nit in der Lage ist, ihren Gerbstoffbedarf im Inlande zu decken, erörtert er die Mêglich- keit, Gerbstoff in unseren Schuggebieten zu erzeugen. In Deutsch- Ostafrika werden bereits Mimosen- und Mangrovenrinde gewonnen, jene allerdings nur in geringen Mengen und leiter nih: fo viel wie in den benachbarten englishen und portugiesishen Kolonien. Auh Deutsh-Südwestafrika kann für die Anlegung von Mimosenpflanzungen in Frage kommen, wenn auch erst Versuche vorgenommen werden müfsen. Dagegen kommt in dieser Kolonie die gerbstoffhaltige Acacia Saligna vor. Aus Deutsh-Ostafrika beziehen wir reihlihe Mengen gerbstcf- haltiger Mangrovenrinde. Zu deren rentabler Ausnußung wird man erft vorgehen können, wenn man an Ort und Stelle die Gerbstoffe erxtrahieren kann, weil der Transport dieser festen oder flüfsigen Auszüge billiger ist als der der Rinde selbst. Wie bekannt, kat die Deutsche Kolonialgesellshaft ein Preisausschreiben erlaffen, das die dahingehenden Versuche förderr, besonders die urangenehme Farbe des Mangroven-Erxtraktes beseitigen soll. Weiter kommt als Gerbstoff führendes Pflanzenprodukt noch die Malletrinde in Frage, die, wie wahrsheinlich anzunehmen ift, in unseren Schutzgebieten eingeführt und vlantagenmäßig angepflanzt werden kann. Es ist außerdem noch eine Reibe von Serbstoffvflanzen in unjeren Kolonien vorhanden, an des EREReNO aber aus mehreren Gründen vorläufig nit zu denken ift.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des U Cttaas aub des Hauses der Abgeorduetèn befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

der heutigen 104. Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieber- ding und der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke beiwohnten, wurde die Spezialberatung des Etats der Reichspost- und Telegraphenverwaltung fortgeseßt.

Bei den Besoldungen für die Oberpostassistenten, Dber- telegraphenassiftenten, Postassistenten und Telegraphenasfistenten bemerkte der L

Abg. Eickhoff (fr. Volksp.): Der Staatssekretär hat vor einigen Tagen eifklärt, er sei kein Freund von Strafen, wenn er aber ftrafe, dann strafe er streng. Ein Postasfiftent in Leipzig, der als Teilhaber in eine Gerberei eingetreten war und infolge widriger Umstände da- durch sein ganzes Privatvermögen verloren hatte, ift bestraft worden durch Zurückseßung im Avancement um ein Jahr. Der Mann wird dadur, wenn er das Hêchftgehalt erreiht, einen Verlust von über 2000 M erlitten haben, eine Ginbuße, die weit über die bôchste Geldstrafe hinausreicht. Seine Bitte, ihm die Alterszulage ein Jahr früher zu gewähren, wurde nach einem Jahr abshlägig beschieden. Diese Behandlung des Mannes ift umso unverständliber, als er fih dier. stlich nichts hat zuschulden kommen lafsen. Ih bitte den Staatssekretär, diesen Fall, in dem Milde angezeigt ist, nochmals in

Erwägung zu ziehen. :

irektor im Reichépostamt Fran ck: Es ift rihtig, daß der Be- treffende am 1. April 1896 von der g rae 2A Arstellung zunächst auf ein Jahr zurückgestellt worden ist. Der Beamte ist aber nicht wegen feiner Beteiligung an einem gewerbliher Unternehmen auf e Fahr zurückgestellt worden, sondern wegen seiner gänzlih zerrütteten Bermögenéverbhältnifse und namentlich wegen seiner sehr mangelhaften Dienftführung. Die Frage, ob nun in einem solWen Falle nach- träglih die Dienstalterszulage ein Jahr früher gewährt werden könne, muß auf Grund der bestehenden Vorschriften verneint werden.

Abg. Kop \ch (fr. Volksp.): Für die Möglichkeit, daß die Schalterbeamten während des alterdienstes Grfrishungen zu fih nebmen fönnen, ist noch immer nicht genügend gesorgt. Eine generelle Verfügung der Verwaltung gestattet den Schalterbeamten die Einnahme von Erfrishungen. In direktem Gegensaß dazu fteht eine Verfügung des Oberpostdirekiors in Königéberg, die den Schalterbeamten das Frühbstücken untersagt. Was dem leßten Ar- beiter recht ift, muß den Swalterbeamten billig sein. ie Ein- nahme alfkobolis§er Getränke ift in einem Falle mit einer Strafe belegt worden. Sehr wenig erfreulich ift die neue Einrichtung des Zwangsurlaubs, namentli% im Winter, der für die Beamten gar keinen Wert hat, ibnen aker obendrein noch große Nachteile dadurch zufügt, daß die Betreffenden vorher oder nachher zu ver- stärkten Dienstleistungen herangezogen werden, die in gar keinem Verhältnis zu dem Urlaub stehen. Die Verwendung der Bahnpost- wagen als Schußzwagen ist besonders bei D-Zügen E bedenklich. Der Staat hat nicht die Aufgabe, seine amten in erhöhtem Maße als andere Staatsbürger Gefahren auszuseßen. Liegt die Verartwortung hierfür bei der Pcft- oder der Eisenbahn- verwaltung? Jedenfalls muß Abhilfe gesehen, event. durch Ent- scheidung des Bundesrats. - z

Abg. Eickhoff (fr. Volksp.): Die „zerrütteten Vermögens- verhältnisse“ sind bei dem erwähnten Oberpostasfistenten doch dadurh entstanden, daß er sein Geld verloren hat, weil er von seinem Teilhaber getäusht worden ift.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (83,) Sipung, welcher der Minifter der geiftlihen 2c. Ange- egenheiten Dr. Holle beiwohnte, die Beratung des Etats des Ministeriums der geiftlihen, Unterrichts- und Medizinalan gelegenheiten im Kapitel „EGlementar- unterrihtswesen“ fort.

. hat neuerdings mehreren Anatomen, vor allem italienis@en Forschern,

Hierzu beantragen die Abgg. Dr. Gottschalk- Son (nl.), Kop\ch (fr. Volksp.) und Ernst (fr. a: D Ee Staatsregierung um die Vorlegung eines Gesetz- entwurfs zu erfuchen, dur den für den Umfang der Monar a. die Dauer der Schulpflicht nah einbeitlihen Gesichte- punkten, jedoch unter Berücksichtigung berechtigier Sondterverhältnifse der einzelnen Landesteile geregelt,

b. einbeitlihe Bestimmungen über die Folgen der ungerecht- fertigten Schulversäumnis, die Voraussetzungen ihrer Straf- barkeit, den Kreis der veraniwortlihen Personen, die Art und Höhe der Strafen ur.d das Strafverfahren getroffen werden.“

Die Abgg. Engelbrecht (freikons.) und Genossen be- antragen:

„die Königliche Staatsregierung zu ersuhen, in dem Gebiet des s\chleéwig - holfteinishen Kirhenrechts unter Aufhebung bezw. T der entgegenftehenden Vorschriften die Be- stimmungen des Gesetzes vom 23. September 1799 und des § 65 der allgemeinen Schulordnung vom 24. August 1814 in gleichem Umfange wie vor dem Jahre 1871 wieder in Anwendung ju bringen.“

Abg. Dr. Gottschalk. (nl.): Der allgemeine S{hul¡wang hat den Zweck, zu ermöglihen, daß alle Kinder der sittlihen und g EN p Ser teilhaftig werden. Ueber die Bedeutung der all- gemeinen Schulpfliht noch Worte zu verlieren, ist nit nêtig; es muß alles gesehen, was notwendig iff, um diese allgemeine Sghulpflicht auch durchzuführen. Es berrscht aber auf diesem Gebiete eine Burtscheckigkeit, die nicht nur ein Schönkeitsfebler ift, sontern auch vielfach Bedenken erregen muß. Auf diese Buntscheckigkcit und die Mittel zu ihrer Abbilfe ift in diesem Hause schon wiederholt hin- gewiesen wotden. Es ift wiederholt auch eine geseßlihe Regelung der Schulpfliht und der Schulversäumnisse versucht worden. So hat z. B. shon der Minisier von Goßler ein solches Geseß vor- gelegt, später der Kultusminister von f 3 Die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer solchen Regelung if allgemein anerkannt. eine

Ich will darauf verzichten, würde auch

Mißstände zu geben; sie (Fortgeseßzte große Unruhe. Präsident Kröcher: Die Unterhaltung wird doch zu laut geführt; es wird dem Redner fat unmöglih, selbst mir fih werständliß zu machen.) Der Retner \{iltert dann eingehend zur Begründung des zweiten Teils feines Antrages die großen Verschiedenheiten, die in den Schul- ordnungen der einzelnen Provinzen in bezug auf die Bestrafung der Schulversäumnis bestehen.

ierauf nimmt der Minister der geistlihen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten Dr. Holle das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird, und alsdann begründet Abg. Engelbrecht (freikons.) den oben an zweiter Stelle etwähnteri Antrag.

(Schluß des Blattes.)

sehr

von

\{wierig sein.

Kuust und Wissenschaft.

A. F. Die Februarsißung der Gesellschaft für Anthro- pologie eröffnete der Vorfizende, Profeffor von den Steinen, durch ¿wei Nekrologe, Mitglieder der Gesellschaft betreffend, nämlih den Kunfstmaler Albert Schütze, seit 1879 der Gesellschaft angehöri gewesen, und den Hauptmann a. D. Moriß Maerker, bekannt Vers seine Studien über die Abstammung der am Kilimandsharo wohnenden Massai. Gewisse bibelähnlihhe Traditionen dieses Stammes hatien Maerker zu der Ueberzeugung gebraht, daß die Mafsai jüdishen Ursprungs seien. Die Idee erfüllte ihn ganz, er {rieb darüber ein viel gelesenes und kommentiertes Buch und erregte damit die öffentlihe Aufmerksamkeit für längere Zeit. Jeßt ift er, ansheinend ohne seinen Studien weitere Folge gegeben iu haben, im besten Mannesalter in Deutsh-Ostafrika estorben. Mitte März wird im Kunstgewerbemuseum die von dem

orshungêreisenden Kraemer in der Südsee angelegte, reiche

ethnographishe Sammlung ausgestellt werden, nachdem fie durch Kommerzienrat Kahlbaum erworben und dem Museum für Völkerkunde zum Geschenk gemaht worden ist. Herr

Kraemer ist aufgeforderi worden, in der Gesellschaft einen er- läuternden Vortrag zu halten. Der kommende Monat verspricht mehrere besonders interefsante Darbietungen: am 14. März einen Vortrag über das Alter des Menschen auf der Erde und Vorlage der von Profeffor Kla2tsch in Australien und Tasmanien gesammelten Steinartefakte, und am 21. März Bericht von Robert Koh über seine anthropologischen Beobachtungen in Deutsh-Ostafrika. Es prachen vor Eintritt in die Tagesordnung noch Geheimer Medtzinalrat,

rofessor Dr. Hans Virchow, der einen kurzen Nachtrag zu seinem rüberen Bericht über das mens{lihe Gebiß, betrahtet als ein meha- nishes Kunstwerk, gab, und der Kuftos am märkischen Provinzialnmuseum Buchholz, der einen in der Neumark gefundenen, carakteristishen Langshädel vorlegte. Der Schädel rührt von einem Funde mehrerer Skelette ber, der zu den kriegerischen Greignifsen vor hundert Jahren in Beziehung gebracht wird; genauere Untersuchungen stehen noch aus. Den erften Vortrag des Abends hielt Geheimrat, Professor Dr. Waldeyer über „Unterschiede zwischen Zwillingsgebhirnen bei vershiedenem Geschlecht.“ Die noch unaufgeklärte Frage über Verschiedenheiten des männlihen und weiblihen Gebirns

zur Untersuhung der im Thema des Vortrages bezeichneten Unter- shiede Anlaß gegeben. Diese Forscher sagten fich mit Recht, es kaum einen von allerhand Zufälligkeiten und den ver- \hiedensten Umftänden unabbängigeren Vergleih ¡wischen männ- lidem und weiblihem Gehirn gebe, als den zwischen Den verschiedenen Geschlechts. Welche Unterschiede im ewicht, in den Gehirnwindungen und -furhen gefunden worden sind, erläuterte der Vortragende teils durch an der Tafel entworfene Skizzen, teils an größeren bildlihen Darstellungen aufs eingehendste. Das Gefamtergebnis will jedoch, nach Arsiht des Vortragenden, mit der größten Vorfiht und durhaus noch niht als einwandsfrei aufge- nommen werden. Es find meist sehr geringe Gewichtsverschiedenheiten und andere Abweichungen feftgestelt worden, immerhin ift ter be- tretene Weg gangbar und verspriht weitere Aufshlüfse. Selegentlih erwähnte der Vortragende, daß es au für die Unterscheidung des männlihen vom weiblihen Schädel keine bestimmten erk male gebe, eine absolute Sicherheit der Unterscheidung also ausgeschlofsen sei. Auch Rudolf Virhow, der \ich im Punkte der eftstellung, ob ein gegebener Schädel einem männlihen oder weib- ihen Individuum angehört habe, durch einen sichern Blick auszeichnete und kaum irrte, bestätigte das Fehlen objektiver Merkmale und räumte ein, niht angeben zu können, wie er zu seinem Urteil gelange. Diese Notiz Waldeyers über intuitive Begabung darf als fehr interessant perverpatenn werden. _ Als zweiter EgROE sprach der Dozent Dr. Münsterberg über den „Einfluß Westasiens auf oftasiatishe Kunst in der vorhristlihen Zeit *. Der als guter Kenner Japans, eifriger mmler feinfinniger Urteiler in Sachen der Kunst geltende Vortragende suchte den Beweis zu führen, daß was für China als außer weifel angesehen wird auch für Japan Anwendung babe, nämli, daß Beziehungen auch zwischen Japan und West- afien lange vor Beginn unserer Zeitrehnung bestanden haben und daß die japanishe Kunft zu verschiedenen ten von dorther Anregung und Befruchtun empfing. ur Erläuterung seiner Anschauungen hatte Dr. ünsterberg ein praktishes Mittel angewandt, nämlih jedem seiner Zuhörer Ab- bildungen aus seinem im Verlage von Westermann ershienenen Werke „Japanische Kunstgeschichte“ in die Länd gegeben. An diesen vor- trefflihen Bildern erklärte, zum Teil recht überzeugend, der Vor-

erschopfende Darstellung diefer ;

im zweiten Jabrt d, der Bronzezeit in Eauliezen Ee den im lesien

Nordchina Jahrhundert

Ï

auf dem Wege über Miitel- und Südchina vorberrsche

per hinesis-japanishe Stil entwickelt, der in der Folgeze

Mee tuigen Iapans zu dem mykenischen r

die auch die Ureinwohner Japans, seien, der und Jur hoben sich von Mittelasien her die Chinesen zw afien bewobnenden Ainos und drängten die etne

von anderen Forschern geteilte

Ansicht , Ainos, Ô

ein

äbnlihkeit zwishen Ainos und Kleinrufsen erflärt werden. Die wvorangegangene in Mittelafien verlegt Dr. Münsterberg auf des dritten Jahrtausends, die ersten

in der heutigen Provinz Schantung erfolgt sein.

das

wanderer aber war durch irgend w Zuzügler vom Aegäischen

dahin unbekannten Ringe an Fingern und Ohren 2c. über China im zweiten erkennbar an vielen Einzelbeiten, u. a. ankünstl Flügelpferde und dem

griedische Kunft entstanden ist. aroßem

unserer Zeitrechrung. Die eingestreuten

egnete der vecllen Zustimmung der Hörer, aber niht im gleichen Geschichte der Einwanderuugen gesagt worden war.

Coffinna geaen den Vortragenden auf. Sie wollten von malatiischen Abstammung der Japaner ebensowenig etwas wissen, als die Ainos als Arier anerkennen. Der Vorsitzende dankte dem Redner in seinem S{lufwort für den gedankenreihen und formvollendeten Vortrag, der in Einzelheiten zwar siher noch man§en Anfechtungen begegnen werde, aber das Verdienst besize, zu dem Studium zahl- reicher, fih aufdrängender Fragen angeregt zu haben.

will. Ihr Programm zeigt viel Aebnlihkeit mit dem des Werdandi- einzusGwören; aber wie die Leiter des Werdandibundes will au sie die Künstler bevorzugen, „die zu den Stillen im Lande gehören, die über ihren Werken keine Zeit fanden, im Zuge der Mode und Reklame mitzumarshieren. Diese, wo sie \ich as niht der allgemeinen Anerkennung erfreuen, berauszufinden und ibnen Geltung zu vershaffen, soll auf kürsftlerishem Gebiet die Hauptaufgabe der Gesellschaft sein.* Sehr dankenswert ist dabei das Prinzip, das fie verfolgen will, immer nur wenige Künstler, aber diese mit einer größeren Anzabl von Werken zu Worte kommen zu lafsen. Die Eröffnungsausftellung bringt Ar- beiten der Maler Georg Barlösius und Franz Möüller- Münster und des Bildhauers Johannes Göt. Georg Barlösius ist einem größeren Publikum bisher weniger durch seine Gemälde als durch seine Illustrationen für Kalender und für Publikationen des Jungbrunnens bekannt geworden. be, eiwas fknorrige Zei- nung, die sich an altdeutsche Muster anlehnte, kräftige Charakteristik zeichneten sie aus. Neben folhen Illustrationen sind Lier noch Skizzen zu seinen Wandgemälden in Halberstadt und außerdem eine Reibe von Delbildern ausgestellt. In diesen ift der Künstler allerdings sehr fern von allem modernen Treiben und Leben Ffeben: es sind [lieben3- würdige, mit feinem Humor gegebene Genrebilder, die er malt, forg- fältig ausgeführt in der Technik, vortreflich in der behag-

vor- fich gelterd matenden kyprishen und endlih den im zweiten Sabrhuvbert nd wer n griehisch-baktrishen Ginfl:ß. Aus allen diesen Elementen hatte sich etwa um Chrifti Geburt der beginnenden Eisenzeit tr A C o schöne [üten trieb. Die ohne nähere Begründung befremdlih ersheinenden : 1 Kuliurkreis be- dritten Jahrtausend erklärte der Vortragende da a ariser Stamm ch etwa zur genanrten Zeit von jenem Kreise los8gelöft babe afiatishen Küste gelangt sei. Vielleiht 1000 Jabre später hen die gan ge e na den Inseln, die andere nah Weften. Die merkwürdige NRassen- würde hHierdurch Mongoleneinwanderung Ende Siedelungen dürften j das 6. Jahr- hundert vor Christo glaubt der Vortragende die Einwanderung malaiischer Elemente von Süden her nach den Inseln des japaniscken Reiches segen zu müssen. Sie gewannen allmählich die Oberhand über die Ainos und mit ibnen wurden naturgemäß auch die Einflüsse der Kultur, die sie mitbrachten, mächtig. Diese Kultur der neuen Ein- Vermittlung, vermutlih dur i eer her, deren es bei ihrer unfraglihen geistigen Ueberlegenbeit gar nit vieler bedurft haben roürde, seit lange durch kypris@e Vorbilder beeinflußt, daber die merkwürdigen Aecbnlih- keiten der von der nunmehr in Japan herrshenten Bevölkerung ein- geführten Waffen, Geräte, keramishen Gefäße, Hausbauten 2c. mit fyprisWen Vorbildern, daher der Import von Perlen, E P bis 8 tes Element in der Mischung fo vershiedener Einwirkungen kam us ahrhundert der griechis{Ftaktrishe Einfluß, schen Eebilden, die dem ; j bônir teilweise aufs Haar gleihen. Geringer oder keicen Einfluß auf die japanische Kunstrihtung hat der indis{- buddbistishe Stil geübt, obgleih auch er unter Befrubtung dur die A 1 Der Vortragende ließ seinem mit ? Beifall aufenommenen Vortrage uo eine große Reibe von Lichtbildern japanisher Kunstwerke folgen, unter ibren mebrere über- raschend edle Fresken aus der klassishen Zeit Japans, dem 7. Jahrhundert 1 n i merkungen über charafteristishe Züge des japanischen Stils, sein Bedürfnis, bei Reliefdarstellungen die ganze Fläche zu füllen, sein Festhalten, am Hergebrahten und Veberlieferten, scdaß eigentlich alles noch in der japanischen Kunst- übung lebendig ift, was ihr jemals zugetragen und von ihr auf- enommen worden ift, wodurch ihr großer Formenreihtum \i{ erklärt,

Grade das, was über Rafsenabstammung der beutigen Japaner und zur

j Hier traten in der sich anschließenden Debatte die Herren Ehrenberg, Nachod und einer

v. A. Zu den vielen Kunstsalons, die Berlin {hon besitzt, ift noch ein neuer hinzugekommen, Gichbornftraße 5, in dem die Gesell- schaft für Kunft und Literatur ständige Ausstellungen veranstalten

bundes8, obwohl fie es ablehnt, fih auf irgend eine beftimmte Richtung

J Kunftpause“ u. a. behaglihe Bürgerleben um die Mitte des bergangenen abrhunderts. Die Skizzen zu den Wandgemälden find klar in den Linien, anshaulich und leicht verständlih in Gruppierung und Ausdruck. Auch Franz Müller -Münfter hat Entwürfe zu Wandgemälden ausgestellt; am [ebendigsten in der Wirkung ist das Bild , Die Hussiten vor Naumburg*, in dem der aus der Tiefe heraufwandelnde Kinderzug sehr lieblich und poetisch ersheint. In seinen Oelgemälden liebt der Künstler es besonders, alte Sagenftoffe zu behandeln: „Die wilde N Kriemhild und Egel“ u, a. Eine fortreißende Gestaltungs- kraft zeigt er in diefen Arbeiten nit, sondern mehr eine solide Tüchtigkeit in Zeihnung und Technik, die doch nit ganz für diese Aufgaben genügt. Dagegen überrashen kleinere Arbeiten von ibm tur das Unmittelbare und die Frische, von der fie erfüllt find. So die Pastzllandschaften aus dem Riesengebirge „Leßter Shnee“ und „Einsame Baude“, die Oelbilder „Trüber Tag im Gebirge“ und „Sommernachmittag“ sowie einige Studienköpfe von anziehender Treu- Herzigkeit der Auffassung und feiner malerisGer Behandlung. Am reichsten ift der Bildhauer Johannes S s 8 vectreten, seine Arbeiten strd von mannigfachen u + ag her auf das beste bekannt. Besonders zahlrei find hier seine fraftvollen Porträtbüften ausgestellt. Unter ihnen fei vor allem die Büste der Mutter des Künstlers hervor- geboben, die in der s{lichten Auffaffung und der liebevollen, realifti- ftischen Dur{führung sehr anziehend wirkt. Unter den Bronzen fällt der Athlet dur die treffliGe Behandlung der Muskelpariien aüf und die W5fserträgerin durch die Anmut der Halturg und S{önbeit der Linien, unter den lebensgroßen Figuren eine Susanna im Bade.

Der Caspershe Kunstsalon bringt eine Sammlung moderner englischer Arbeiten, die jeßt, während der Aus- stellung älterer englisher Kunst in der Königlichen Akademie der Künste, den Arspruch maten kann, besonders aftuell zu sein. Es find Werke der Society of 25, die hon zu wiederholten Malen in dem gleichen Salon Ausftellungen veranstaltet bat. Eine gute, sorg- same Technik, Sinn für feine Farbenwerte; kultivierter Geshmack machen die Vorzüge dieser Bildhen aus. Was ihnen mangelt, ift Frische und Selbständigkeit. Die Künstler bedienen ein Publikum, das seine bestimmten Forderungen felt und genug Kunstfinn besißt, um eine delikate Technik zu verstehen und zu würdigen, das aber durchaus keinen Sinn für Kühnheit und Eigenart der Auf- faffung befißt. Von den Arbeiten seien nur einzelne erwähnt, wie die lichten Früblingslandshaften von George Houston, Montagu Smyths tieffarbig stimmungsbolle Bilder, die in delikaten Tönen, aber mit gar zu flebrigen Farben gegebenen Mädchenbilder von

akteri Die „gute, alt E lien A i Kaffee kochen“, Wi

Consftance Halford, die flähigen, mit weitem Pinsfelstri Ppgeisdten Landschaften von Grosvenor Ry s Prieftmans etwas leere, aber in der rauben Tiefe

ihrer Farben doch fraftvoll wirkende Landschaften.

on deutschen Malern sind hier einige feine, fünstlerisch sehr aparte Bilder ausgeftellt. öningers Mädhhenbildnis

ist als Farbenstudie ungewöhnlih interessant. Wie der dunkelblaue Ssleier sich gegen das blaue Meer im Hintergrund abhebt, das ift vortrefflich gegeben, ebenso zeigt der Ausdruck in Blick und Mund eine seltene Kraft der Charakteristik. Von Julie Wolfthorn ist ein elegantes, frisch bingestridenes, feintöniges Pastellbild zu seben, von Koh § ein Bildchen, das, rein als Farbenftudie betrachtet, sehr gute Eigenschaften befizt, ven Völ cker eine sehr wei gemalte kleine Arbeit „Slatte See“, und von Grobe eine Studie, ein Mann in roter Jacke im Karren über Feld fahrend, gegen einen blaßgelben, belleuchtenden Himmel.

Bauwesen.

_ Die Wiederherstellung des Meyer Doms wird nah einem Bericht, den der jeßige Dombaumeifter Smit dem Landes3- ausschuß von Elsaß-Lothringen erstatkét hat, noch ungefähr 2100000 A beanspruhen. Die Arbeiten sollen in 12 Jahren ausgeführt sein. Der nôtige Betrag wird u. a. durch 12 Jahresbeiträge des fiskalischen Fonds zu je 40 0C0 Æ, durch die Dombaulotierie, deren Ertrag auf 1 476 500 Æ angenommen wird, einen Zushuß des Dombauvereins in Höhe von 108 000 „« aufgebracht werden. Ferner hat der Bischof Beniler für die Anlage eines Kreuzweges im Dom und für die Erneuerung einer aus dem 16. Jahrhundert stammenden Grablegungsgruppe, die als Sthlußstation dabei verwendet werden foll, 355 000 Æ zur Ver- fügung gestellt. Die Hauptautbefserungen erstrecken ih mit 180 000 4A auf den Mutteturm, mit 400000 auf die Sakristeianlage, mit 390 000 _ auf die Erweiterung des Flähenraums des Hohchores nach dem Quershiff hin, mit der Neugestaltung der Chorschranken und der Ausftattung des Chores. Der neue Bodenbelag des Doms wird 100 000 Æ, die Bronzetürme des neuen Hauptportals 200 000 „46 und die Ausbefserung sowie Neubeshafung der wertbollen Glasmalerei 400 000 Æ erfordern.

Land- und Forftwirtschaft. Züchtervereinigungen in Deutshland im Jahre 1907.

Das Zuchtgenofsenshaft8wesen hat sich auch im Jahre 1907 weiter günstig entwickdelt. Nah einer in den „Mitteilungen der

Deutschen Landwirtshaftsgesellshaft“ veröffentlihten Statistik waren Ende 1906 und Ende 1907 vorhanden:

E den nah ihm s{on im dritten Jahrtausend vor Christo, also zur Steinzeit, wirksamen prämykenishen Einfluß, dann den

Züchter- nos MAgrenges Eingetragene | Eingetragene | Eingetragene vereinigungen ferde inder Schafe Schweine Ziegen 1906 | 1907 j 1906 | 1907 1906 1907 1906 | 1907 ] 1906 | 1907 | 1906 | 1907 Preußen: | | E ee « e 15 23} 7683| 8164 946 11375) | —_— | Westpreußen . R D 2 1442| 1498 6 163! 63323 | -— 59 Brandenburg 34 1829| 3188 6 873! 7797} 1 718) 1525 48) 41 58! 36 ommern . 9 239) 419 4 283! 7849 | 451 25 Es “E 6 S0 S O E la E a La leflen . 6 | 5 148) 6388 | 861 100] rovinz Salsen Ï 82 1723| 1229 6811| 7737| 915) -898) 836! 1 000 le8wig-Holftein . 144 5 504] 5 434 38 056! 41333} _— -— 293 420 E s a4 132 5016| 6226 29 323! 29268] 2235| 370} 5 772) 6275] 1110| 6071 estfalen. . 32 1859| 1976 5 329 7597| 1235| 1977 400| 601 Hefsen-Nafsau 61 969| 1349) 9047| 10246) | 130) 130| 554| 745 Rheinprovinz 99 2886| 3349 11 654 12276} 1059) 8821 512 755 Hohenzollern . 7 —-— 2357 2159 19 16 27 E a is a 656 839| 919 31 943 36 302] 180} 3280| 4321 389 515 Königreih Sachsen . 12 2 064 2087| 211| 211 1941 209 Württemberg . . . 57 9} 10 036 11674 156) 195} 5565| 4783 R 4 G 88 1411| 1936 18 019 18 393) 841 731) 834| 1257 E s e o S 6 138 420 577 7 660 7478} 717| 510} 3462| 4948 ecklenburg-Shwerin . . 8 247| 8247 5 010 6397| | Sachsen-Weimar-Eisenah 32 143 146 2 227 2357| —— 67 96 Mecklenburg-Strelitz 3 63 87 2451 2557] —— -— 70| Se 7 oe 5 26 7295| 7311 18 614 659| 923 42 54 Braunschweig. . 5 580) . 667 771 —- Sachsen-Coburg-Gotha 10 1131 118 713 1031 216 Sachsen-Meiningen. . 4 _— 713 -— _— Sawfen-Altenburg . 4 150| 154 816 —_ 190 203] -— E wae 16 881 1970| 2174 Lippe-Detmold . . 1 _ 193 230| Schaumburg-Lippe . . 1 _— 140 —— -—— S@hwarzburg-Sondershausen . 2 1 043 “s jüngere Linie . . , 1 743 _— Waldeck und Pyrmont. . . 3 159/ 212 415 —— _— E ae s 3 221| 112 122 -|—-T—- |-— 37| - 40 übeck -— Bremen. . . , 1 —— 273 _— _— Elsaß-Lothringen . 48 180) 19) 2133 e 35) 35] 95| 129 Deutsches Reich . 1704| 1804| 43 426] 48 054] 243496] 276770] 1953| 2075| 15 572| 13 817] 11 607|10 830.

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