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Diese Dinge sind zu ernst, als daß wir glaubten, es mit unserer
eine Absonderung dèï polnishen Bevölkerung von der deutschen
L a : L Qn : ¿ : außerhalb der An- : Fô die Hände in den Schoß zu legen und Präsident d taatsministeriums, Reichskanzler Fürst , auseinander „ er ; , daß“ man den Fürsten | nationalen Gründen bis zur Gnteignung aus politishen Gründen i nmal 1 9/6 der ausgekauften Polen hat ih i i polniser Seite systematisch | Pflicht vereinbaren zu können, die von t Fi pup S : ft Aer FAUeN Bismarck ei : dg 2 E R M anrufen E nur ein kleiner Schritt. Wenn wir s Grundfag der u wid! L ecbbicen angesiedelt. Ih glaube, das ift eine Tatsache, die | ih vollzieht, e L s L S will Sie hier niht | der Entwicklung ihren Lauf zu lassen. Wir find h der Meine Herren! Der Herr Graf Mirbah hat in seinen Aus- | Ja, meine Herren, wie si Fürst Bismarck zu dieser Maßnahme | perleblihkeit des CEigentums durhlöhern, so fägen wir den einigermaßen beruhigen könnte hinfichtlih der BefürHtung | betriebene Absonderung vom esse einen Boykott | Ansicht, daß wir an unserer Pfliht gebrechen würden, ibenges B d - ntt es, Obe S-M, be be mda | 2 S enden weilte, das kann heute | A 00 (guf dem wir figen, und leiften einzig und allein dem |Fuie Herren Natbarprovinzen dur die Polen. mit allen Einzelheiten behelligen, wie die polnishe Presse " wir nicht alles täten, was mögli” ist, um führungen sih auch mit dem Eindruck beshäftigt, den diese Vorlage | stellen würde, wenn er noch unter den Lebenden weilte, das kann heute Umsturz Vorspann. Dann wird über das Votum des Herren- ener Ueberflutung der j j jederum die Frage | über jeden verhängt, der nur einmal in einem deutshen Laden gekauft | wenn w La h è Besiges und “autentli& die im Auslande hervorgerufen hat. Da ih ähnlihen Erörterungen au | niemand mit Bestimmt! fagen. Ih bin aber überzeugt — auf | hauses niemand mehr triumphieren als die Sozialdemokratie. Dann hat Herr Freiherr von Lacius wiede! L hat, mit der Erzählung sonstiger Provokationen von polnischer Seite, | die chwindende Bedeutung eutshen Befiges un in der Presse begegnet bin, möchte ih zunähst einige Worte über | Grund so vieler Auslafsungen des Fürsten Bismarck, auf Grund so | Die Antragsteller haben mit ihren Anträgen nach ibrer Diskussion gestellt, ob Fürst Bismarck es für angängig er- : Beispiel der auszusegen hat, der seine patriotishe | Bedeutung des deutschen Kleinbefißes im Often zu erhalten. : diesen Punkt fagen. Unsere innere Politik kann niht von den | vieler Reden, die er gehalten hat, au in diesem hohen Hause, auf | Üefinnersten Ueberzeugung gehandelt, aber ih sage mit einem tet habe, zum Zweck seiner Polenpolitik auch das Enteignungsrecht | denen sich zum " llumination * betätigt, Damit komme ih zu ein paar Bemerkungen, die der Herr Referent
: W ili , di ü s | Gesin Kaisers Geburtstag dur : h Wünschen des Auslandes abhängen. Die Maßnahmen, die wir im | Grund alles dessen, was er nah seinem Rüdktritt zürnend und | überseber tue Kark Sri e No getragen HA N, das fie “Anspruch zu nehmen. In dieser Beziehung möhte ih do hervor fue, wenn man die Lebensäußerungen der polnischen Seite be- | am Eingange seiner Ausführungen mate. Herr von Burgkdorff
esagt, muß man Antrags Achenbach lenpolitik wäre gewesen, daß wir
Inneren treffen, können niht nah ausländischen Anschauungen ein- | mahnend gerade über die Ostmarkenfrage gesagt hat, auf Grund der | au B sagen. Kann ih mir von der Enteignung keinen Nußen „ver- , daß Fürst Bismarck bei der Beratung des Antrag r nit verschließen, daß hier ein | sagte, das proton pseudos der Polenpolitik wäre gewesen, j gerihtet und auf ausländische Gesichtspunkte zugeshnitten werden. | ganzen Ostmarkenpolitik, an der Fürst Bismarck ftets festgehalten | \Prehen oder sie mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, so mnn n Geses von 1886 unmittelbar vorherging, darüber gar keinen | tratet, S La E E E le vaicee. Und was | uns von der Flottwellschen Polenpolitik abgewendet baben. Ich kann U l E t 2 R sie aus Prinzip ablehnen ; im anderen Falle muß ih sie ganz an- der d nter Umständen auch die Verleihung des | systematisher Angriff geg i beipflihten. - Hätten wir die Flottwellshe Polenpolitik (Bravo!) Mein großer Amtsvorgänger, der Fürst Bismarck, hat | hat —, daß wir ihn heute unter denen schen würden, die für die nehmen, dann muß ih der Regierung eine scharfe Waffe zweifel gelassen hat, daß er u ben würde. Fürst | das Entscheidende ift: auf welhen Punkt hat sich dieser Angriff kon- | ihm darin nur fibet, fo wirke wte mehr als einmal ausgeführt, daß Rücksihten und Erwägungen der | Enteignung eintreten. Wie Fürst Bitmarck Gefahren, die geben, ihr die Enteignung unbeshränkt geben, wie sie sie Enteignungsrechts für durhaus geboten eratet haben Á L vabín: zenttiert? Er hat sich konzentriert zum Angriff auf den deutschen | noh einige Jahrzehnte lang konsequent ARaeE s E E auswärtigen Politik niht dahin führen dürften, die volle Bewegungs- | dem deutshen Volke drohten, meist früher und schärfer | verlangt. Wenn wir aber jegt in diesem Sinne stimmen würden, Hismarck äußerte fich bei Beratung des Antrags Achenbah j Grund und Boden. Iept nit „qu 10, ves: pellangelezen, Monnegen gena" 1e ;
n fragt sch, ob Preußen in seinem und des Deutschen do Skt a unter Umständen in der Lage sein könnte, 100 Millionen Taler auszugeben, um die Güter des polnischen Adels dafür zu gewinnen, — kurz und gut, um den Adel zu expropriieren. Das klingt ungeheuerlih, aber wenn wir für eine
- Eisenbahn expropriieren und die Häuslichkeit stören, Häuser und Kirhhöfe durhbrechen, ledigli zur Bequemlichkeit der
so ständen wir nach wenigen Jahren immer wieder vor einer neuen Vorlage, und der nationale Kampf würde immer von neuem entbrennen. as ift die Geschichte von dem Studenten, der seinem Hund den Schwanz stückweise abschnitt, weil es mit einem Male zu web tue. Mir haben Herren gela t, fie seien in ihrem innersten Herzens\hrein meiner Meinung, aber fie möchten der Negierung gegenüber die Ver- antwortung nicht übernehmen. Jh bin mir der Verantwortung bewußt, wenn ih gegen § 13 stimme, aber bin ih, wenn ih für die Regierung stimme, der Verantwortung ledig? Mit nichten, denn
oft hat“man uns in der Oeffentlichkeit Mangel an Konsequenz vor- geworfen! Jett gehen wir erhobenen Hauptes und geraden Weges voran, und nun will man uns die Waffen versagen, die absolut notwendig find, wenn wir zum Erfolge kommen wollen! i
I kann Herrn von Burgsdotff auch in cinem anderen Püñitte ‘nur zustimmen, wenn er sagte, die Polen betrahteten ein Entgegen- fommen nur als Shwähe. Meine Herren, wird aus der Enteig-
freiheit eines Staates im Inneren, seine Selbständigkeit und Souveränität zu beeinträchtigen. Als Fürst Bismarck das aussprach, zog er eigentlich nur das Ergebnis aus den Anschauungen, zu denen das moderne Völkerrecht und die Politik unserer Tage mehr und mehr gelangt ist. Früher war es anders. Früher bestand eine gewisse Neioung, ih in die inneren Verhältnisse anderer Staaten einzumishen. Die große französishe Revolution suhte am Ausgang des achtzehnten Jahr-
¡u erkennen pflegte als andere, so hat er au den ganzen Ernft des Ostmarkenproblems tiefer erkannt als die meisten seiner Zeitgenossen. Nachdem“ die preußische Politik diesem Problem jahr- ¡ehntelang chwächlich und s{chwankend gegenübergestanden hatte, hat Fürst Bismarck in einer planmäßigen Ansiedlung deutsheèr Bauern uns den Weg gewiesen, auf dem fich die Stellung des Deutshtums im Osten behaupten läßt. Diese Ansiedlungépolitik fortzuseßen, habe
Die Polen sind si sehr wohl bewußt, daß wer den Boden hat, auch die Herrschaft hat, und so gehen sie systematish — von dem bekannten Landhunger der kleinen Leute unterstüßt darauf aus, den deutshen Besiy wieder in polnishe Hand zu bringen, und die Herren, die vorher gesprohen haben, haben diese Seite der Sache vollkommen unterschäßt und- sind auf die Frage des Herrn Ministerpräfidenten die Antwort \{uldig geblieben, ob wir
; ; z ; ; 7 j * Gtr eïne Festung 1s, so möchte ich nicht nur das Jubelgeshrei auf hunderts Propaganda nat außen zu treiben und ihre Grundsätze anderen | ih als ein uns. überkommenés Vermäthtnis des ersten Kanzlers | wenn ih fo timme, nur um der Regierung zu helfen, gegen isenbahngesellschaft, wenn wir expropriieren, um 7 twicklung zusehen oder was | nungsvorlage nihts, so möchte / Staaten mit Gewalt aufzuzwingen. Und als die Legitimität wieder | angesehen. Auf diesem Wege dürfen wir niht vor dem | meine innere Anschauung, so übernehme ih a Vecaulvoriong, M bauen, um eine Straße in- der Stadt dur{hzuschlagen, | mit vershränkten Ee E ia in voluishe Hände über- | polnischer Seite hören, sondern auch die tatsählichen Konsequenzen Z ; i j die noch \{chwerer ift, die so groß ift, daß ih sie zu über- j l expropiieren, wie in Hamburg, um | wir tun sollen, um das Uederg n dieses Jubelgeschrei fih ausdrücken würde, die in der obenauffam, 1814, verfiel fie in den gleihen Fehler und versuhte | erften Hindernis Halt maten, nicht vor dem ersten | nebmen nicht den Mut habe. Mitglieder des Hauses, die sehr wenn wir ganze Stadtvierte xprop derten stehen, ab- | gehen zu lafsen. q sehen, in dene g Besites besteb ärden. I für ihre Grundsäße und Prinzipien dasselbe, was bekanntlich zur | Hindernis zurückweihen. Auf diesem Wege dürfen wir uns reich mit Grundbesig gesegnet sind, fagten mir, ih triebe cinen Hafen zu bauen, Häuser, die seit Jahrhun pri Ei L , Es unterliegt keinem Zweifel, daß in den leßten Jahren der | Erstürmung des Restes des deutshen Besiges d 08 i Atrer Gründung der Heiligen Alliance und zu manherlei Interventionen | nicht \{heuen, wenn es not tut, die konsequente und zähe rinzipienreiterei, denn wenn die Gozialdemoteatic ans Nuder “ hrehen: warum soll dann nicht unter Umständen ein Staat, um utshe Besiz in steigendem Maße in polnische Hände übergegangon | bin überzeugt, daß in kürzefter Frist ein nationa er haden so sübrte. Guergie zur Anwendüng, gFtingen, die in großen ftaat- | jime, gehe do alles drunter und drüber, P O, Wix seine Sicherheit für die S ie Ga u e Ee A U wir s der Ansiedlungskommission, die nicht weniger wie | Art eintreten würde, daß alle Welt fagen würde: wie kann ne Heute überwiegt die Ansicht, daß jeder Herr im eigenen Hause | lihen Etxistenzfragen allein vorwärts bringt und allein den die Erteignung jeyt zulaffen oder niht. Das gebe i zu, aber erden — ist die Sicherheit nit ein höherer Zweck als der Ver- | ist, da 00 000 ha an die polnishe Hand ver- | pflihtbewußte Regierung derartige Zustände sich entwickeln lafsen!? H t: : ; : Aa Ae i als die Vorlage bekannt wurde, {rieb eine Zeitung einer M i - Gesamtheit nit ein höherer Zweck, | 325 000 ha gekauft hat, noÿ 1 : Si den uns davor bewahren und werden das ift, seine eigenen Rehte zu wahren, si aber au niht in die inneren | Sieg verbürgt. (Bravo!) Die \{werwiegende Frage, vor der dieses | Partei, mit der wir im Reichstag jeßt sogar eine Vernunftebe fehr, ist die Sicherheit für die Gesam ? 1 | loren haben. Wäre also die Tätigkeit der Ansiedlungskommission | Ih hoffe aber, Sie werde ließlih sehr mit Recht er- Verhältnifse anderer Länder einzumishen hat. Daran wird auch im | hohe Haus steht, if diese: Will das preußishe Herrenhaus, wollen | ges{lofsen haben, die Vorlage ile niht weit genug, sie wie die Befestigung eines einzelnen festen Plaßes? — warum nit eingetreten, so hätte die deutshe Hand nit weniger | nit machen, wie Herr von Burgsdorff \{ließlich sehr m
wähnte: man darf niht aus dem Uhrwerk ein einzelnes Rad aus- \{alten. Man darf aus dem Uhrwerk der Polenpolitik nicht das eine Rad aushalten, die Konsequenz. Wir find bemüht, nicht in den
allgemeinen festgehalten. Nur uns gegenüber glaubt man sich hier und da eine Abweichung von diesem Grundsatz erlauben zu können. (Sehr wahr!) Auch andere Länder haben im Laufe der leßten Jahr-
müßte auf den Grundbesiß in ganz Preußen überhaupt ausgedehnt idt ein Staat unter Umständen zu diesem Mittel werden. Niemand weiß, wie später der Wind weht, wenn aber solche A g wird ja keine Ungerechtigkeit verlangt, es soll nah
Parteien einmal die Oberhand gewinnen, \o liegt in dem Präzedenz- i fall dieser Vorlage eine große Gefahr. Wenn dann der olaeeenl- dem vollen Wert bezahlt werden, und die Herren würden vielleicht
Sie, meine Herren, durch Ablehnung der von uns geforderten Macht- mittel die Fortseßung der von uns in voller Uebereinstimmung mit der Krone und unter Zustimmung des anderen Hauses des Landtags
als 80 Quadratmeilen an die polnishe Hand verloren , und es ist der Moment nahe, wo niht mehr auf deutsher Seite, sondern
¡ehnte manhe Maßnahmen getroffen, die nicht allgemeinen Anklang in der Welt fanden. Ih kann mich aber nit erinnern, daß sie des- halb so angegriffen und zur Rechenschaft gezogen wurden wie
wir. Ich will nicht untersuhen, inwieweit das eine Folge unserer Geschichte, unserer vielfah unglücklihen Geschichte ift, die so oft fremde Einmishung in deutshe Ver-
bâltnisse gesehen hat. Ich will nur feststellen, daß anläßlih dieser Vorlage fremde Schriftsteller, fremde Dichter und Künstler, deren Nuf unsere Bühnen gemaht haben (Sehr gut!), deren Renommee
unsere Kritiker verbreitet haben, \ich uns gegenüber Angriffe heraus- | genommen haben, die sie sich anderen gegenüber nit leisten würden. |
Wer den Dingen auf den Grund geht, kann sih nicht verhehlen, daß an folchen Erscheinungen wir selbs einen Teil der Schuld tragen,
die wir alles Fremde so gern bewundern und so hoch ftellen, vor |
Fremdem gern Platt auf dem Bauche liegen (Heiterkeit), aber | alle Schärfen und alle Schrullen unserer Kritik für die | eigenen Verhältnisse und die eigenen Männer reservieren.
Esuaift gut, jedes Wetterzeihen am Horizont der auswärtigen Politik ¿u beahten und namentlich jedes Wetterleuhten — was ih da sage, sage ih selbstverständlih niht für den Herrn Grafen Mirbach, sondern für jenen freilich geringen Teil unserer Presse, der anläßlich
dieser Vorlage mit dem Auslande operiert —, es is gut, jedes |
Wetterzeichen am Horizont der autwärtigen Politik zu beachten und
namentlich jedes Wetterleuhten. Aber vor jedem Stirnrunzeln des |
Auslandes zu erbeten, ist nicht die Art großer Völker. ! (Bravo!) Es if unsere Pflicht, durch eine gerechte und | ruhige auswärtige Politik Vertrauen und Achtung zu er- | werben und mitzuarbeiten an der großen gemeinsamen Auf- |! gabe der Zivilisation. Aber allen Haß und jeden Neid zu entwaffnen, alle üblen Nachreden abzuschneiden, das if weder |
dem einzelnen möglih noch einem ganzen Volk. Wir follten uns | gegenüber dem, was das Ausland sagt, sei es Lob, set es Tadel, eine ! größere Gleichgültigkeit angewöhnen. Wir sollten uns weder von fremder Kritik aus dem Häushen bringen, noch durch fremdes Lob ' benebeln lassen. Bei uns pflegen die einen bei fremdem Tadel in | Grregung zu geraten, die nicht ein Zeichen selbstbewußter Kraft, ! sondern mehr von übertriebener Empfindlichkeit ist. No s{limmer ; ist es, wenn andere solhe abfälligen Urteile des Auslandes mit Be- !
hagen breit treten und weiter verbreiten. Wir müssen urs mehr denn das ist eine ganz übe! flüssige Bestimmung, da die ideikommisse rubiges Nationalgefühl in dieser Beziehung angewöhnen, mehr zu dem langjährigen alten Besiß gehören, der durch die estimmungen troßzigen Selbsterhaltungêtrieb! (Bravo!) Meine Herren, der ‘Idee ist. gv es E talt Dr ION Zire ues L RnR Ÿ Q irtiaftsminifte # q : Xag feßen, und zwar aus dem Jahre 1! »), well damals der Kamp Herr H ith p äs hat A eingehender und, | m ten Grundbesiß begann. Ich bitte Sie, meinen Ver- wie ih glaube, in überzeugender eise dargelegt, daß | befserung8antrag anzunehmen und mit diesem die Beschlüsse der
die Königliche Staat®regierung in den Beschlüssen Ihrer Kommission eine Verbefserung dieser Vorlage niht zu erkennen vermag. Mit der | Waffe, die Sie uns geben wollen, kann eine Niederlage des Deutsch- j tums in dem Kampf um den Boden der Ostmark auf die Dauer | niht abgewehrt werden. Die Mängel in dea Beschlüssen Ihrer Kommission liegen darin, daß sie uns zu wenig Land geben, daß sie uns damit wieder zu unplanmäßigen Ankäufen zwingen, daß sie uns | so die Verstärkung deutsher Ansiedlungen ershweren, daß sie endlih nicht imftande sind, eine wirklihe Beruhigung der unhaltbar gewordenen | Verbältnifse auf dem Gütermarkte der Ansiedlungéprovinzen hberbei- | zuführen.
Meine Herren, aus den Reden des Herrn Grafen Mirbach und | des Herrn Freiherrn von Lucius habe ich mandte Kritik über diese } Vorlage berausgehört. An Kritik fehlt es nicht in unserer Zeit, Kritik wird gern geleistet, man hört sie auch nicht ungern. Jch bin aber bisher keinem konkreten und pofitiven Vorschlag begegnet, der uns die Sicherheit bôte, Wandel zu schaffen. (Sehr richtig !)
Die Unkhaltbarkeit der bestehenden Zustände wird ziemlich allgemein anerkannt, aber ein praktischer und gangbarer Weg zu ihrer Besserung wird nicht gezeigt. (Sehr richtig !)
Die Königliche Staatsregierung fordert die Enteignung, weil sie diese für ein zwar scharfes, aber für das allein wirksame Mittel hält. Fhre Kommission hat in ihrer Mehrheit anerkannt, daß die Enteignung not- wendig ift, sie hat diese Maßregel aber so beschränkt, daß ihre Wirk- samkeit darunter leidet. Greift man aber zu einer Ausnahmemaßregel, zu einer, wie ich vollkommen zugebe, harten Maßregel, so muß man au des vollen Erfolges ficher sein und darf die Maßnahme nicht so sehr abschwächen, daß das Odium bleibt, die Wirkung aber ausbleibt, und die Maßnahme versagt. (Sehr gut! Bravo!) Meine Herren, seitdem ih Ministerpräsident bin, bin ich in der Ostmarkenfrage den Traditionen des Fürsten Bismark gefolgt, habe ich in der Oft- markenfraze an den Traditionen des Fürften Bismark fest- gehalten. Der Herr Freiherr von Lucius hat uns soeben
| der eine wehrlos und kann fih nit einmal beshweren.
| lebende Wall der Ansiedlungen auch nicht die
weitergeführten Bismarckshen Ostmarkenpolitik lahmlegen und un- mögli mahen? Die Königliche Staatsregierung gibt sich der Hoff- nung hin, daß das Bewußtsein dieser Verantwortlihkeit Sie, meine | Herren, dahin führen wird, mit dem anderen Hause des Landtags der | Königlichen Staatsregierung die Mittel zu gewähren, die notwendig | find, um schwere Beeinträchtigungen der Interessen des Landes zu | verhindern. Von diesem Gefichtepunkte aus kann ih Sie nur bitten, dem jeßt vorliegenden Antrage der Herren Adickes und Genossen Jhre | Zustimmung zu erteilen. (Lebhaftes Bravo !)
Herr von Wedel-Piesdorf: Ein Enteignungsrecht zu politischen Zwecken ist eine so außerordentliche, in der Geshichte unerhörte Maß- : regel, daß es kein Wunder ist, wenn diese Vorlage in beiden Häusern | des Landtags den ernstesten Bedenken begegnet. Wie ein Redner im Abgeordnetenhause sih ausdrüdte, ist es eine Maßregel, die zwar der | Verfassung niht widerspricht, aber die Grenzen des Rechts \treift. Nach den Abgeordnetenhautbes{lüssen dürfen nur zur Abrundung und nur im Umfange bis zu 70000 ha Enteignungen stattfinden. ¡ Das ist dem Umfange, aber nicht der Qualität nah eine Ein-
s{ränkung. Im Gegenteil, dieses Verfahren wird verschärfend wirken, | und in zwei Jahren wären die 70000 ha ershôpft. Nun hofft
zwar die Regierung, daß die Polen dann freiwillig ißre Güter der { Staatsregierung überlassen würden, aber der Terrorismus und atriotismus der Polen ift zu groß, als daß sie je freiwillig ihren esiß herausgeben. Die Kommisfion hat \ih entshlofsen, den alten ; angestammten Besiß wenigstens vor der Enteignung zu hüten.
Sie findet eine große Härte darin, einen Mann, dessen Besiß vielleiht Jahrhunderte in seiner Familie ist, der weiter nichts verbrohen hat, als daß er Pole ist, aus seinem Besiß beraus- zuwerfen. Die Frist von 10 Jahren is willkürliß gewählt. Es scheint mir besser, einen festen Termin zu segen, und zwar das In- krafttreten des Ae Use von 1886, weil dies der Moment ist, wo der Kampf um den L oden in den Arsiedlungéprovinzen begonnen hat. Dadurch wird auch die der Staatsregierung zur Verfügung stehende Fläche nicht unerbeblih vermehrt, und sie nimmt im Laufe der Zeit in- folge eintretender Veräußerungen immer mehr zu. Man muß aber vor allen Dingen auch darauf bedacht sein, die deutshe Bevölkerung fest- zuhalten. In dieser Beziehung nüßen die Beschlüsse des Abgeordneten- hauses gar nihts, denn jeder polnishe Besitzer, der infolge seiner Ent- eignung die Tasche voll Geld hat, wird kein eifrigeres Bestreben haben, als deutschen Grundbesig in einer Lage anzukaufen, wo er nicht an andere größere Ansiedlungen grenzt. Auch dem Verfahren, daß die deuishen Grundbesitzer von der Enteiznungs- kommission einen hohen Preis fordern unter der Drobung, sonst an einen Polen ¿zu verkaufen, wird ein Riegel vorgeshoben. In meinem Antrage will ih den Aus\&luß der Fideikommife streichen,
Kommission.
Generalfeldmarschall Graf von Haeseler: Ich bitie um Er- laubnis, mit wenigen Worten meinen Standpunkt zur Enteignung aussprechen zu dürfen. Ich bin ein Gegner der Enteignung. Ich bin niht überzeugt worden, daß der Artikel 4 der Verfassung, daß alle Preußen vor dem Geseß gleich sind, von der Vorlage unberührt bleibt. Selbst wenn diese Auffaffung zuträfe, so bleibt in der Ent- eignung eine große Härte. Jeder, der einen Besiß sein eigen nennt, fühlt mit, was es heißt, wenn man mit dem, woran man die Arbeit seines Lebens gesezt hat, woran die Eltern und Großeltern gearbeitet baben, vor der Ungewißheit steht, ob es einem morgen noch gehört. Es is gesa:t worden, wenn im Kriege Tausende erschlagen werden können, so fönne auch der Staat berechtigt sein, im Interefse seiner Sicherheit zu enteignen. Das sind grundverschiedene Dinge. Der Krieg ist eine gerechte Aus» gleihung entgegenstehender Interessen. Bei der eina aber
8 ift ferner gesagt, es könnte eine Gefährdung, eine Notlage eintreten, wenn der Staat, gedrängt von eren einden, noch den inneren Feind zu überwinden habe. Diese Situation hatte Preußen vor 150 Jahren zu bestehen und bestanden. Wenn diese Notlage eintritt, so wird der
; Hilfe aus der Not sein, dann liegt die Rettung wo anders, bei der Wehrkraft der Nation, bei der ultima ratio regis.
Graf von der Shulenburg-Grünthal: Ein anderes Mittel, der leidigen Nationalitätenfrage ein Ende zu machen, weiß ih auch nit, aber der Enteignung kann_ ih nicht zustimmen, weil sie niht zum Ziele führt, weil sie ein Shlag ins Wasser ist, und weil ih sie niht mit meinem Gewissen in Einklang bringen kann. Ich habe gegen die Enteignung prinzipiele Bedenken, zwar niht bezüglih der Verfassung, denn hervorragende Juristen, wie der Justizminister, haben uns belehrt, daß eine Verfassungsverleßung nicht vorliegt, aber wir treten hier vor ein absolutes Novum. Bisher wurde enteignet um der Sache willen, hier wird zum erften Male enteignet um der Person willen. Hier wird ein preußt- scher Untertan — denn das ist auch der Pole — von Haus und Hof vertrieben, um den anderen preußischen Üntertan, den man sid vielleiht erst von der Wolga oder aus Argentinien verschrieben hat, an die Stelle zu seßen. Damit begeben wir uns auf eine shiefe Ebene, und ist der Stein er ins Rollen gekommen, fo
von der Scholle seiner Väter vertrieben würde, so würde er mit Fingern auf das Grab des Ahnherra zeigen: der da hat den ersten Schritt zu meinem Unglück getan. Mein Grab will ih davor sichern. Wenn das Herrenhaus diesem § 13 zustimmt, so wirft es die Tra- ditionen dieses Hauses, die es über 50 Jahre gepflegt hat, über den
aufen, dann werden wir im Lande niht verstanden werden, dann wird man sagen: die Regierung kann vor dieses Haus mit einer Vor- lage kommen, wie fie will, das Haus sagt doch Ja und Amen. Wenn wir diefem § 13 zustimmen, dann gräbt das Herrenhaus sein eigenes Grab, dann begeht es Selbstmord.
Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:
Meine Herren! Der Ernst der Vorlage und die Bedeutung der Stunde, die vielleiht entscheidend sein wird für die Zukunft der Ost- marken, nôtigen mich zu einigen Worten der Erwiderung. Ebe ih aber auf die Ausführungen des Herrn Vorredners eingebe, darf ih do noch einige Ausführungen der früheren Herren Redner rihtig stellen, so der Herren Graf Mirbah und Freiherr von Lucius. Herr Graf Mirbach sagte, daß die polnishe Bewegung, der Antagonismus ¿wischen deutsher und polnischer Bevölkerung in den Oftmarken dur die Tätigkeit der Ansiedlungskommission entweder hervorgerufen oder verschärft worden sei. Das heißt doch, Ursache und Wirkung ver- wehseln. Die Ansiedlungskommission ist erst eingeseßt worden als notwendige Reaktion gegen den Ansturm des Polentums, die An- fiedlungékommission hat aber ihrerseits nit die Angriffe von pol- nisher Seite hervorgerufen, sondern diese Angriffe bestanden längst vorher und nötigten den Fürften Bismarck, den Weg zu beschreiten, der in der Vorlage von 1886 beschritten worden ift. Sie finden in der Vor- lage gerade hierüber wihtiges Material. Schon in der Rede des Kultusministers von Goßler vom 5. Mai 1885, also vor Erlaß der Ansiedlungsgeseße, finden Sie folgende Aeußerungen über die plan - mäßige Absonderung der Polen von den Deutschen:
„Man knüpft am sichersten an das Jahr 1859 an, wo die Be- wegung auf dem Gebiete des Nationalitätsprinzips neue Wogen in den ehemals polnischen Landesteilen in die Höhe warf. Es ist be- kannt, daß von der Zeit an, und zwar in den beiden leßten Jahr- zebnten in fteigendem Maße, die Isolierung des polnishen Elements von dem deutschen enorme Fortshritte gemacht hat. Es gibt heute — das haben die Herren MRedner des Hauses
wiederholt anerkannt — kein Gebiet in sozialer, wissen- shaftliher oder sfonstiger Beziehung, wo nicht eine volle Sonderung herbeigeführt if. @ ist heute niht mehr
mögli%, auch nur auf freiem wissenshaftlihen Gebiete, daß die beiden Nationalitäten nebeneinander wirken. Die Polen haben \sich überall — ih erinnere an die landwirtshaftlihen Vereine, an die Darlehnskassen, an die Museen, an die Theater, an die Kasinos usw. — vollkommen abgesondert; kein Pole ist noch in der Lage, von einem deutschen Kaufmann etwas zu kaufen, ohne daß ihm daraus ein Vorwurf gemacht wird. Täglih müssen wir es in den Zeitungen lesen, daß Stellen für polnishe Aerzte, polnishe Rehts- anwälte ausgeboten werden, daß die Niederlaffung polnisher Kauf- leute, polnischer Handwerker, die eine reie polnishe Kundschaft finden würden, verlangt wird.“
Alo, meine Herren, von der polnishen Seite ift die Absonderung von allem Deutschen ausgegangen, und dieses planmäßige und im System liegende Absondern gegenüber allem, was deuts ist, vor allem aber das Verdrängen des Deutschen auf dem Gebiete des Güter- marktes hat den Fürften Bismarck genötigt, den Weg des Geseyzes von 1886 zu beshreiten. Wenn Herr Graf Mirbach weiter sagt, wir hätten die Polen mit dem Ertrage der Ansiedlungsgelder \aniert, so entspriht dies niht den tatfächlihen Verbhältnifsen. Man hat in dieser Beziehung vielfah ganz übertriebene Anshauungen. Von dem Gelde, das die Ansiedlungskommission autgegeben hat, i in der Tat der größte Teil in die Hände der Hypothekengläubiger geflossen. Das waren meist deutshe Hypothekenbanken. In der Denkschrift : «20 Jahre deutsher Kulturarbeit* finden Sie angegeben, daß von den über 300 Millionen, die die Ansitdlungsk'ommission ausgegeben hat, etwa 30 Millionen, also nur 10% in die Hände der Polen ge- flofsen find. Die Behauptung also, daß man die Polen gewisser- maßen faniert und ftarkgekauft hätte, ist niht zutreffend.
Uebrigens ist diese Denkschrift auch insofern interessant, als fie eine Beruhigung gewährt hinfihtlich der Befürchtung, daß die in Posen aufgekauften Elemente außerhalb dieser Provinz, namentli in Schlefien eine Unterkunft suchen würden. Von den ganzen 175 polnischen Rittergutsbesizern, deren Güter bisher die Ansiedlungs-
kommission gekauft hat, haben si überhaupt nur 22 glei 12 %
im Ansiedlungsgebiete wieder angekauft und nur ein einziger glei
weiß niemand, wohin die Reise geht.
Von der Enteignung aus ! 0, 6 °/6 außerhalb dieses Gebietes, nämlich in Ofipreußen. Also noch
eil sehr vergnügt sein, mit dem Gelde, was sie dafür bes a Ins in Galizien anzukaufen oder jenseits der russischen Grenze. Aber die Regierung beabsichtigt gar nit, im jeßigen Augenblick so weit zu gehen; ih nenne diese Möglichkeit nur, damit man sich im Publikum überlegt und darüber nachdenkt, ob es nit nüßlich is, und damit auch die Herren Polen, die so ungern unter der preußischen Regierung leben, ihrerseits darüber
uf polnischer das Shwergewiht des Großgrundbesizes ruhen wird. Lia Fahre 1906 nur noch 19 000 ha mehr auf deutscher Seite gehabt. Davon sind im Jahre 1907 mehr als 13 000 ha ver- loren gegangen ; also entweder, meine Herren, ist der Moment {hon eingetreten oder ganz nahe, wo uns die entscheidende Stimme in jenen | Landen dadurch genommen wird, daß wir niht mehr im Besiß des | größeren Teils des Großgrundbesizes find. Und — worauf ih noch hinweisen möhte und was die allertraurigste Erscheinung ist —, dieser
nahdenken, ob fie nicht selbst einmal den Antrag stellen sollen: „Findet uns ab! Unser Verlangen geht so weit noch nit“. i ürst Bismarck hat in diesen Aeußerungen doch ganz klar
zum ua At daß er den Gedanken des Enteignungsrechts nicht von der Hand weisen würde, wenn darin eine staatlihe Not- wendigkeit erahtet werden müßte. Und wie hat sich nun die Sache entwickelt ? — Wir sind nicht infolge des Ausscheidens des Herrn Oberpräsidenten von Wilamowit, wie Exzellenz von Lucius meinte, ¡u einem Systemwechsel übergegangen, sondern unter dem Zwange der Umstände, weil wir überhaupt keine Güter mehr aus den Händen der Polen bekamen. Also nicht aus Syftemwechsel, sondern dur jene Tatsache gezwungen, haben wir aus deutscher Hand gekauft. Die Tendenz des Gesetzes von 1886 ging dahin, den polnischen Großgrundbesiy durch deutschen Kleinbesig zu ersezen. Wir können nun polnishen Großgrundbesiß freihändig nicht mehr haben. Wollen wir also der Tendenz des Geseßes von 1886 treu bleiben und weiter dessen Aufgaben erfüllen, so bleibt uns nihts anderes übrig, als im Wege der Enteignung uns den polnischen Grundbesiß zu beschaffen,
ir den deutschen kleinbäuerlichen Besiy notwendig haben. ats | wolle uns die Mittel nicht
Exzellenz von Lucius meinte, er
ca aber es sollte nicht aus deutsher Hand gekauft werden. Ja, ih bitte ihn dann, uns mitzuteilen, was wir überhaupt fkaufen sollen. Aus polnisher Hand bekommen
wir nihts, und aus deutsher Hand sollen wir nicht kaufen ; also müßten wir die ganze Ansiedlungstätigkeit einstellen, wenn uns nit die recht- li@e Möglichkeit gegeben wird, polnifhe Grundstücke durch Enteignung werben.
4 “Das sagt Freiherr von Lucius, es sei kein Kriegszuftand vor- handen, es seien keine Aufstände vorgekommen, und die Provinzen könnten uns nit verloren gehen, und au Herr Graf Haeseler äußerte sich ähnlih etwa dahin, daß, wenn wirklich ertreme Konses quenzen einträten, die Bajonette helfen würden. i Ja, meine Herren, die Dinge dürfen doch niht bloß, wie ich meire, nah der äußeren Seite betrahtet werden, ob wir unter Um- ständen in der Lage sein würden, einen bewaffneten Aufftand mit bewaffneter Macht niederzushlagen, sondern die Frage muß doch nach der inneren Seite betrachtet werden, ob wir diese Landesteile dem Deutshtum erhalten und gewinnen wollen oder zusehen wollen, daß sie vollkommen uns innerlich entfremdet werden. Man kann diese ganze Frage, wie ich meine, niht bloß aus ih felbst betrachten, sondern man kommt zu einem zutreffenden Urteil nur, wenn man fie als einen Teil eines großen geshichtlichen Prozesses ansieht. Wir haben fast ein Jahrtausend hindur eine Welle deutscher Kultur, deutscher Arbeit von dem Westen nah dem Osten getragen, wir haben germanischen Geist über die Elbe, die einft seine Grenze bildete, hinaus an die Ufer der Weichsel und des Memel- stroms getragen und dort eine deutshe Kultur von größter Bedeutung geschaffen. Der alte Erbfehler deutschen Wesens, die Zwietracht, die Uneinigkeit, hat uns zuw Teil um die Früchte unserer Arbeit gebracht, und diese eins dur die Tätigkeit der deutschen Ordensritter geschaffenen Lande fielen wieder unter polnishe Unkultur. Nath jahrelanger Herrschaft unter der polnischen Krone gelangten fie wieder unter die Fittihe des preußishen Adlers, und es gibt kein interefsanteres Studium als den Vergleich der damaligen Zustände in diesen Landen mit den heutigen, zwishen den Aeußerungen Friedrichs des Großen über den damaligen Zustand dieses Landes, das er ein Irokesenland nannte und ein zweites Kanada, und dem heutigen glüd- lihen wirtshaftlihen Zustande des Landes, in den es dur die Tätigkeit der preußishen Regierung gekommen ift. Ein Volk, sagte Friedrich der Große, das in tiefster Barbarei und Unkultur dahinlebt, ein Volk, von dem ein polnischer König selbst sagte, daß es das einzige auf der Welt sei, wo die großen Massen \hlechterdings der Rehte der Menschheit ent- behrten. Und was is es unter den preußischen Königen geworden! Ein blühendes Land, das mit den damaligen Zuständen überhaupt nit verglichen werden kann. Man sollte meinen, daß mit einem solhen wirtshaftlihen Aufshwunge dieser Landesteile auch eine politishe Annäherung der Bewohner an den preußishen Staat Hand
Uebergang des Besitzes aus deutsher if polnische Hand hat #ich nit bloß auf den Großgrundbesiß, sondern in immer fteigendem Maße auf den Kleingrundbesiß, auf den bäuerlihen Besitz erstreckt, Fn dem Referat, das Ihnen vorliegt, hat der damalige Herr Referent angegeben, daß allein in den Jahren 1905 und 1907 der polnische bäuerlihe Besiß in den Landgemeinden um 5600 ha ih vermehrt,
er deuts: Besitz in den Landgemeinden \fih dagegen um 8600 ha ft hat, A in zwei Jahren niht weniger als 14 000 ha gleih 2 Quadratmeilen Verlust des deutshen bäuerlichen Besißes. _ Glauben Sie denn, daß diese Entwicklung irgendwie plögli ¡um Stillstand kommen wird? Glauben Sie nicht, daß die Polen, unterstützt von den Millionen, die alljährlich die Sachsengänger zurückbringen, auch in Zukunft diesen Ansturm auf deutschen Besitz fortsezen werden, und ih frage den Herrn Grafen Haeseler, wie er glaubt, diese Landes- teile auch im Ernstfalle halten zu können, wenn allmählih der ganze Grund und Boden in polnishe Hände übergegangen ist ? Meine Herren, das find durchaus keine Utopien, das sind nackte Tatsachen, | die ih Ihnen vorgeführt habe, auf die man die Schlußfolgerung auf bauen muß, daß der Uebergang des deutshen Besites in die polnische Hand mit Naturnotwendigkeit seinen Fortgang nehmen muß. Nun, meine Herren, hat der Herr Graf von der Schulenburg gesagt, die Enteignung carakterisiere sih als besonders hart, weil es fich um die Enteignung der Person handle, nit der Sache. Ih vermag \{lechter- dings nicht einzusehen, inwiefern darin ein Unterschied bestehen soll, ob ich einen einzelnen Besitzer enteigne, um ein Fort anzulegen oder eine Eisenbahn oder um das Deutshtum im Often zu halten (sehr ritig!); beidemal sind es sahlihe Rüdlsichten, die ih naturgemäß gegen den einzelnen Besißer richten; daß da ein realer Unterschied besteht, das kann ih nit anerkennen. Es besteht höchstens der Unter- schied, daß, wie i meine, nationale Nücksichten über allen Verkehr8- rüdsihten stehen, daß der Shuß unserer Grenzmarken von größerer Wichtigkeit ift, als die Anlegung, einer Eisenbahn oder die Anlegung nes einzelnen Forts. c gt: p R der Schulenburg sprah die Befürhtung aus, es könne si daran eine Enteignung des Großgrundbesißes aus politischen Gründen knüpfen; das wäre der erste Schritt zum Umsturz und der erste Schritt, um gegen den Großgrundbesiß an sich vorzugehen. Mit sehr beweglichen Worten hat er davor gewarnt, diesen ersten Schritt zu tun. Meine Herren, wenn Herr Graf von der Schulen- burg diese Warnung an uns gerichtet hat, so glaube ich, bedurfte es diefer Warnung \{chlechterdings nicht; denn, meine Herren, von uns denkt niemand daran, das als einen ersten Schritt zur Enteignung des Großgründbesitzes zu betrahten. Im Gegenteil, wir haben es aus- drücklih abgelehnt, etwa aus dem Enteignungsgeseze von 1874 das Recht abzuleiten, das diese Vorlage fordert; wir haben es abgelehnt, daraus das Enteignungsrecht abzuleiten, und haben um die Ermächtigung ge- beten, durch einen titulus specialis, dur eine besondere Vorlage, diese Enteignung vorzunehmen. Meine Herren, kein Mens denkt daran, aus diesen durch die Besonderheit der nationalen Verhältnisse des Ostens notwendigen Expropriationen das Recht abzuleiten zu einer Enteignung des Großgrundbesizes an sh. Und nun möchte ih ein- mal Herrn Grafen Schulenburg fragen: wenn wirkli jemals eine Regierung ans Ruder käme, die den Großgrundbesiz an sich ers propriieren wollte, glaubt Graf Schulenburg, daß die fragen würde, ob ein casus similis in der Vergangenheit vorhanden is? (Sehr richtig!) Meine Herren, wir können wohl ficher sein, daß in unseren geordneten preußischen Verhältnissen ein solcher Fall niemals eintreten wird; träte er aber ein, so wird es ganz gleihgültig sein, ob wir in Westpreußen und Posen ein solhes Spezialgeses gemaht “haben oder niht. Also ih glaube, in dieser Beziehung dürfen wir uns heute keiner Besorgnis hingeben. Wir betraten es als unsere Pflicht, diesen vorhandenen natio- nalen Verhältnissen des Oftens Rehnung zu tragen und zu verhüten, daß in immer steigendem Maße der deutshe Besiß in polnishe Hände übergeht, daß in immer fsteigendem Maße der deutsche Charakter
kommen kann, wo das Streben, diese Landesteile niht nur innerlich,
in Hand ging. Sie sehen leider das Gegenteil, daß namentlich in leßter Zeit auf allen Gebieten wirtshaftlihen, kulturellen, geistigen Lebens
| kaufen kann, fie verlangen,
dieser Provinzen alteriert wird, und damit eines Tages der Zeitpunkt
ehler zu verfallen, sondern das Uhrwerk intakt zu halten, indem wir A vorgehen. Meine Herren, stören Sie das Uhrwerk nicht, und ich bin ficher, daß eines Tages auch die Stunde des Friedens {lagen wird, — aber nur dann, wenn wir jeßt energisch, zielbewußt den Weg weiter gehen, den wir bisher beschrittea haben. (Lebhaftes
Bravo.)
berbürgermeister Dr. Adickes- Frankfuri a. M.: Ih möchte noch p ed Li den Gewissensbedenken wegen der Enteignung ent- gegentreten. Graf Mirbach hat die Härten der Enteignung lebhaft L schildert, aber um unsere Truppenübungspläße im Interefse der Wehrhaftmachung unseres Volkes zu schaffen, die oft 9 bis 10 ha um- fassen und im ganzen 50 000 ha einnehmen, sind ganze deutsche Dörfer enteignet worden, und niemand hat dana gefragt, ob ein deutsher Bauer dort länger als 20 Jahre gesessen hat. Das geshah vom militärishen Gesichtspunkt aus, und au b:i dieser Vorlage liegen nit politishe Gesichtépunkte vor, sondern ebenfalls gute Gründe der öfentlihen Sicherheit. Als Westländer babe ich mich gefragt : wie kommt es, daß so viele Deutsche im Osten gegen die Enteignung sind. Die Herren aus dem Osten ftehen den Dingen gegenüber wie ein Kammerdiener scinem Herrn, sie sehen alle Shwächen, die, wie., bei jedem menschlichen Institut, auch bei der Ansiedlungskommission unvermeidlih sind. Sie sehen aber niht, daß 300 deutsche Dörfer dort angesiedelt sind und jäbrlih 50 dazu kommen. Lehnen wir die Vor- lage ab, fo bekommen wir nicht den Frieden, fondern das Triumphgeschrei der Polen. Die Herren Uer LPN Drogen R E E ile
anerkannt, daß man i
Mocióde lind, YOG daß von Deutschen nichts gekauft werden Boden zu erlangen. Kann
L tei foll, also ist nur noch durch Enteignung so wird dur die ständige
jedlungswerk nicht fortgeseßt werden, A Deutschen der Östen bald ganz dem deutschen Blute
f ein. Die Regierung hat erklärt, daß die Waffe, die ihr anibngpent Ml Kommissionsbeshlüsse gegeben werden soll, eine stumpfe wäre. Die Unterzeichner des Antrages, der meinen Namen trägt, waren der Meinung, daß das Herrenhaus in der Lage fein müßte, sich auch zu den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses durch Abstimmung erklären zu kénnen. Unser Antrag tellt im wesentlichen die Abgeord- netenhausvorlage wieder her, er kommt nur einem Wunsche des Kardinals Dr. von Kopp nah und {ügt den kirhlihen Besiß im weitesten Umfange, um nicht das Gespenst eines neuen Kulturkampfes herauf- zubeshwören. Ich empfehle Ihnen unsern Antrag.
Nah einer persönlichenBemerkung des Generalfeldmarshalls Grafen von Haeseler wird die weitere Beratung gegen 53/, Uhr auf Donnerstag, 111/4 Uhr, vertagt. (Vorher : Ver- eidigung neuer Mitglieder und Beratung über die Dampffähren-
verbindung Saßniß—Trelleborg.)
Literatur.
itekturkonkurrenien. Herausgeber H. Scheurem- T Verlag von Ernst Wasmuth, A. G., Berlin. Preis jähr- li, 12 Hefte, 15 « Das Doppelbeft 9/10 des zweiten Bandes der Architekturkonkurrenzen enthält 21 Entwürfe für das neue Ems pfangsgebäude des Leipziger Hauptbahnhofes, das mit seinen gewaltigen Dimensionen als Hauptanlage an einem großen Playe eine bedeutende arcitektonishe Aufgabe darstellt. Die mit einem erften Preise aus-
beit von Kröger zeigt einen einwaydfreien E s 7 im Aeußeren eine Vereinigung des säch- sishen und preußishen Teils zu einem aritektonishen Ganzen. Die in gleicher Weise anerkannte Arbeit von Billing u.
abgewogene Verhältnisse O N e L des Gebäudes Auétdruck geben. eitere bemerkens- ar fee Luer nite die si z¿. T. auch dur die Ausbildung der großen Eingangshallen auszeichnen, stammen von den Architekten Birkenholz, Beyrich, Brurein, Froelih u. Biermann, Heydenreich u. Michel u. a. Das [eßte eft des Bandes 11/12 gibt Entwürfe fleinbäuerliher Gehöfte für den L Ee tfnad Mecklenburg wieder. Obwohl der Wert derartiger Entwürfe, die aus einem allgemeinen Prei n renen stammen, von manchen Seiten bestritten wird, — die Gebäude sollen dem Bau- plaß entsprehend entworfen werden, — läßt sich doch nit leugnen, daß der oder jener Entwurf mit einigen Aenderungen unter passenden Bedingungen wohl ausgeführt werden könnte. Der Zweck der Ver- öfentlihung ist aber vollständig erfüllt, wenn dem Unternehmer dur die hier wiedergegebenen Entwürfe der Unterschied klar wird zwischen diesen Bauten und den mit Zierformen überladenen Stuckhäusern oder den mit flahem Pappdach versehenen roten oder gelben Verblenders bauten. Das eit ist geeignet, zur Hebung des küpnstlerishen Niveaus- der ländlichen utätigkeit beizutragen. :
Nittali hat im Aufbau gut
Kurze Anzeigen sds it
iften, deren Besprehung vorbehalten bleibt.
e A a gj an die Redaktion, Wilhelm straße 32, zu rihten. Rücksendung findet in keinem Falle ftatt.
s Land. Erzählungen und Stimmungsbilder von Dr. Bil gel G Münz, Rabbiner in Gleiwiß. 2,50 G Frankfurt
a. M., J. Kauffmann. , 7 ; irtshaftlihe Studie Mietverlust-Versicherung E A Berlin:
von Professor Dr. Alfred Manes.
sondern auch äußerlich von Preußen abzutrennen, in Erfüllung geht.
8W. 68, Kochstr. 68/71. E. S. Mittler u. Sohn.