Compagnon* im Deutschen Theater, auf der Bühne, die er selbst Jahre lang vorbildlih geleitet und die trop mancher Wardlungen noch immer eine erfte Stelle in Deutsland behauptet. In L’Arronge O sih ein gut Stück deutsher Theatergeshihté, an seine
erson knüpft si die Grinnerung an man@e künftlerishe Tat und an die ruhmvolle Bargangaien des Hauses in der Schumannstraße. In der bescheidenen Art, die ihm eigen ist, und mit sihtlicher Rührung wies er in der Ansprache, die er an das Publikum hielt, darauf hin und bat darum, ihm ein fteundlihes Gedenken zu bewahren. Im übri tat die gemütvolle Heiterkeit des immer noh le
Der Compagnon* das ihrige dazu, um die Sympathi Berfafser rege zu erhalten. Es war eine sehr flotte Aufführung, in der besonders das lebensvolle, urehte oftpreußishe Dienstmädhen Hedwig Wangelsvon unwiderstehliher Komik war. Aber auch die Herren mann als verliebter Dichterling Winkler, Wilhelm Diegelmann als der überzärtlihe Vater August Voß, Viktor Arnold als stets gektänkter Kanileirat, Eduard von Winterstein, Elise Sauer, Else Heims und alle anderen Mitwirkenden waren mit Lust und Liebe bei der Sache und halfen dem harmlos heitern Stücke an der Stätte, wo so mancher literarishe Strauß ausgefohten worden ist, einen vollen, durch keinen Zwischenfall getrübten Erfolg erringen.
Neues Schauspielhaus.
Im Neuen Schauspielhause am Nollendorfplaß fand am Sonnabend „Der Dummkopf“, ein fünfaktiges Lustspiel von Ludwig Fulda, bei seiner Erstaufführung seitens der
ushauer eine freundlihe, durch wiederholten Hervorruf des erfafsers bekundete Aufnahme. Fulda greift in diesem Stück tiefer, als wir es sonst im modernen, dem Schwank oft allzu nah verwandten Lustspiel gewöhnt sind. Er entwidckelt die Handlung aus dem Charakter seines Helden, der, dem Leben gegen- über ein reiner Tor, in einer Phantasiewelt lebt, in der alle Menschen es gut mit ihm meinen, und der sich in der wirklichen, zum Teil von Eigensuht regierten Welt nit zurecht findet. Er ift ein harmloser EXivärmes, der auch da den Glauben an die anderen noch festhält, als sie ihn shon grausam betrogen -und zur Seite ge- stoßen baben. So lieben8würdig uns aber der gute Justus Pn anmutet, so fein die einzelnen Züge sind, mit denen ihn Fulda autgestattet hat, zuweilen ist in seiner Charafkterisierung d die Grenilinie zwishen Torheit und Dummbeit verwischt, und es gibt im Stück Situationen, in denen uns ein Mensch, der die Umwelt so anz und gar nicht zu verftehen vermag, fast pathologish erscheint. Ünsere Teilnahme \{lägt dann in ein quälendes Mitleid um, und wir ‘wissen den rechten Gesiht8winkel diesem Helden begenüber nicht immer zu finden. Ebenso haftet der Handlung des tüdes etwas Zwiespältiges an. Neben feinen Episoden finden sih derbe, faft \chwankartige Momente, und die anderen Personen stehen mit Justus Haeberlin durhaus nicht auf einer Flähe. Justuszist eine dichterish eshaute Gestalt, die anderen sind Schwankfiguren, wie sie uns {on S T ertmil begegneten. Die Handlung führt uns zunächst auf das Amtsgericht, wo das Testament eines shnurrigen Kauzes, des Rentners Amadeus Bed, eröffnet wird. Der Erblafser hat bestimmt, daß sein großes Vermögen dem „Dümmsten“ unter seinen Verwandten zufallen sell, und dabei an Justus gedaht, dem nah seiner Ansiht eine Waffe im Daseinskampf nötiger ift als allen anderen. Durch Stimmenmehrheit sollen die Hinterbliebenen sih darüber einigen, wer von ihnen der Dümmste ist. Aber jeder möchte unter bien Um- ständen das Odium geistiger Minderwertigkeit auf \sich laden. So wird die Einigung nit erzielt, und ein Nachtrag zum Testament tritt in Kraft, in dem Justus mit dürren Worten zum Erben eingefeßt ift. Er empfindet keine Freude darüber, im Gegenteil, es kränkt ihn, daß der Onkel ibn für dumm gehalten hat. Eine Verwandte, Frau Schirmer, die sich bis dahin gar nicht um ihn kümmerte, drirgt jeßt in ihn, in ihr Pensionat zu ziehen. Er nimmt ihre ndî und die Liebe, die ihm ihre Tochter Lisbeth heuchelt, für
Münze. Selbst als ihm Doris Wiegand, eine reie, von allen Seiten umworbene Amerikanerin, die gleihfalls bei seiner Tante wobnt, den Star zu stehen bemüht ift, hält er mit naiver Harm- losigkeit an dem Glauben an seine Umgebung fest. Natürlich kommt er dadurch zu Fall. Seine drei Vettern — Willibald Beck, der die Welt dur dichterishe Großtaten erobern will, Gerhard Beck, der ein lenkbares Luftshiff erfunden hat, und Kurt Engelharkt, ein Finanzgenie — wiffssen ihn davon zu überzeugen, daß das Geld des verstorbenen Onkels an den Unrehten gekommen ift. Er teilt sein Erbe unter si, ohne das geringste für Ls ¡u behalten. Die Folgen seiner tôrihten Großherizigkeit zeigen si bald. Die zärtliche
ante Schirmer set ihn an die Luft, Kurt, der in den Aufsichtsrat der Bank gewählt wird, bei der Justus bis dahin seine kleine An- stellung hatte, bewirkt seine Entlaffung, und die anderen kümmern fih
nit um ihn. Dem Untergang nahe, tauht er s{hließlich als Obdalh-
er in dem Hause des inzwischen mit Lisbeth Shirmer verheirateten, stets verhinderten Dichters Willibald Beck auf. Was follen die Verwandten mit ihm ‘machen? Er kom- promittiert es wäre ihnen auch nicht angenehm, wenn die Welt es hre, was fie seiner tôrihten Großmut ver- danken. Sie verfallen \{ließlich auf den Ausweg, ihn einer s heilanstalt zur Beobahtung zu überweisen. Der leitende Arzt gewinnt den närrishen Kauz lieb. Er möchte den lebensunfähigen Phantasten gern so lange als ais auf Kosten der Verwandten, bei be- halten. Da ers oris Wiegand in der Anstalt. Sie hat niht allein ein e für das große Kind gefaßt, sie liebt Justus fogar, sie will den- einzigen, der niht um ihr Geld kümmert, heiraten. Justus’ Tagebuch, das der Arzt gelesen hat, verrät seine inzwischen erwachte Neigung zu Doris, und Dr. Thilenius verständigt die junge Amerikanerin von dem, was sie wissen muß. Sie verlobt sih mit dem großen Kinde. „Mane Männer heiraten, manhe müssen geheiratet werden“, sagt fie. Sie will Justus? liebevoller Vormund werden und ihn „in die Zwangsjacke der Ghe stecken“. So fällt dem reinen Toren doch noch, wie im Märchen, tas Glück in den Schoß und die anderen haben das Nachsehen. Von den Schauspielern, die sih um die Aufführung ver- dient machten, ist in erster Reihe Harry Walden zu erwähnen. Er {uf in Justus einen wirklihen Menschen, der in allèn Situationen die vollste Teilnahme für ih in Anspruch zu nehmen wußte. Durch die große Zartheit seines Auftretens, durch seine rührende Naivität, dur seine phantasievolle Liebenswürdigkeit unterstützte er den Dichter auf das beste. Trefflih, wenn auch dem Charakter ihrer Rollen nach \{wankartig derb, wirkten Grete Carlsen als Frau Schirmer und Ernft Arndt als Gerhard Beck. Tilly Waldegg brachte die kluge, elegante Amerikanerin zu bester Wirkung. Auch Hans Siebert als Doktor Thilenius zeihnete si aus.
Im Königlihen Opernhause wird morgen, Dienstag, „Aïda* gegeben. Die Damen Rose, Goetze, die Herren Maclennan, Hoffmann, Knüpfer und Griswold sind in den Hauptrollen beschäftigt, im oco E Teile die Damen Kiershner und "Urbanska. Dirigent ist dex Kapellmeister Blech.
Im Königlihen Schauspielhause wird am Mittwoch, 11. März, zum ersten Male „Der Schritimacher“, Lustspiel in 3 Akten, von Velitshko (frei nah dem Russischen bearbeitet von Ludwig Wolff), mit den Herren Vallentin, Vollmer, Geisendörfer, Sommerstorff, Böttcher, Werrack, Struwe, Zeisler, Eichholz und den Damen von Mayhurg, Buße, Eschborn, Romminger und Wachner in den Haupt- rollen, aufgeführt. — Morgen, Dienstag, wird Ernft von Wildenbruhs Sha aue „Die Rabensteinerin*, mit Frau Willig in der Titelrolle, wiederho
An dem am Mittwoch stattfindenden Strindberg-Abend des Hebbellheaters find die Damen: Maria Mayer, Helene Ritscher,
a Robland, die Herren Friedrich Kayßler, Hermann Nifsen und Adolf Gdgar Licho in den Hauptrollen beschäftigt.
Mannigfaltiges. ¿4B e r.liin , 9.5März 1908.? '
“ Amtlich wird gemeldet: Heute, den 9. d. M., Vormittags
Uhr, entgleiste auf dem Shlesishen Bahnhofe beim Zurückdrücken des Leerzuges 1309 in Weiche 2 der SSlu fß- wagen mit einer Achse dadur, daß die Zunge der Weiche nah dem Umstellen niht ordnungsmäßig \{loß. Beide Fern- gleise waren auf kurze Zeit gesperrt. ersonen wurden nicht verleßt, Materialshaden ift niht entftanden. Die Fern- züge 52 P, 4 O und 24 O wurden über das Stadtgleis geleitet. Die Vorortzüge der Strecke Spandau—Strausberg haben zwischen den Stationen Strausberg— Schlesisher Bahnhof bezw. Spandau—Sle- sicher Bahnhof gependelt Der Stadtbahnbetrieb erlitt durch das Ueberleiten der Fernzüge geringe Verspätung.
Die diesjährige ordentlihe Mitgliederversammlung der Berliner ettungsge let an findet Freitag, den 13. Märi, Abends 74 Uhr, im Langenbeckhause (Ziegelstraße 10/11) statt. Auf der Tagesordnung steht außer Wahlen, Bericht und Rehnungs- legung für das Jahr 1907 der Bericht über die Durchführung des mit dem Magistrat von Berlin geshlofsenen Abkommens bezüglich der an ihn abgetretenen Zentrale, Rettungs- und Hauptwaen.
„Unser altes Berlin* betitelt sich ein neuer Lihtbilder- vortrag, den der Redakteur G. F. Kißler am Mittwoh im
Dresdener Casino (Dresdener Straße 96), Abends 8} Uhr zu Male hält. Die noch erhaltenen des alten Bilder längst entihwundener Gebäude aus dem 1
lafsen die alten Zeiten wiedererstehen und zugleich_ int te
trahtiungen zu über Sitten und Aussehen unserer Stadt vor 150 bis 200 Le Eintrittskarten Þ dem Vortrag sind in den B
handlungen von Dierig u. Siemens (Kleine “hankenttnans 2e Siegismund (P. Hienßsch) (Mauerstraße 68) sowie bei- teller (Molkenmarkt 14) zu haben.
Breslau, 8. März. (W. T. B.) Aus Anlaß des hier tagenden 29. Yalneofogen. Kangreises wurde heute nachmittag vor dem städtishen Wenzel Hanckeshen Krankenhause das von der Balneo- [ogis Gesellschaft gestiftete Denkmal für Dr. Hermann Bremer, den Grünter der Lungenbeilstätten zu Görbersdorf, ent- hüúllt. Der Vorsitzende, Profes Brieger, übergab das Denkmal mit einer kurzen An\prahe der Stadt. Die Weiherede hielt der jeßige Leiter der Görberödorfer Anstalten, Professor Dr. Kraft. Gr \prach über den Werdegang und die Perjönlihkeit Bremers.
Meiningen, 9. März. (W. T. B.) Gegenüber den von einigen Zeitungen verbreiteten Gerüchten über die Gntstehung des Brandes im Meininger Hoftheater (vgl. Nr. 57 d. Bl.) und über den Wiederaufbau des Theaters ift der „Werrabote" zu der Erklärung ermächtigt, daß von einer Entshließung Seiner Hoheit des Herzogs über den Wiederaufbau im Hofmarschallamt nihis bekannt ist, und daß über die Entstebungsursahe troß eingebender Zeugen- Pen a gen und genauester Besichtigung noh nichts hat festgestellt werden können.
Inns3bruck, 9. März. (W. T. B.) Gestern nahmittag ging am Patsherkofl eine Lawine nieder, die den 24 ährigen, an der hiesigen Universität studierenden Deutshen Eduard Spedck, der mit mehreren Teilnehmern eine Skitour unternommen hatte, mitriß und begrub. Heute früh sind von Innsbruck zwei Rettungs- expeditionen abgegangen; es ist jedoch siher, daß der Verunglückte nur mehr als Leiche geborgen werden kann.
Boryslaw (Galizier), 8. März. (W. T. B.) Gestern abend fand in Tustanowice in einem Schahte der der Firma L:8zcz gehörenden Naphthagruben eine Explosion statt. Der Schacht ist gänzlih eingeäschert, der Bohrturm zertrümmert. Zwei Arbeiter erlitten \chwere, einer leichte Brandwunden.
Samara, 7. März. (W. T. B.) Gestern entgle iste ¡wishen den Stationen Tschergotur und Karandy ein Postzu aus Tashkent. Der Postwagen stürzte die Böshung hinab. Zwösöl Personen wurden getötet, 43 verwundet, von diesen 36 |chwer.
Bilbao, 9. März. (W. T. B.) An Bord des mit Salpeter befrahteteten französishen Dampfers „Pleix“ ist ein Brand ausgebrochen. Jeder Löschversuch ist unmögli, da jeden Augenblick beftige Explosionen erfolgen. Man sieht sich genötigt, das Schiff zu versenken, um ein {weres Unglück hintanzuhalten.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene 6 Depeschen.
Konstantinopel, 9. März. (Meldung des „Wiener K. K. Telegr.-Korr-sp.-Bureaus“.) Nach einer Meldung aus Uesküb ist anfangs dieses Monats eine größere Anzahl bewaffneter Ljumesen unter dem Chef Mu stafa in Prizrent ein- fi en. Gestern erzwangen dort 160 bewaffnete Summen unter [ünderungen die Sperrung des Basars und versuchten ver- gebens in den Moscheen Versammluygen von Mohammedanern ju veranstalten. ‘Der Zweck der Ausschreitungen ist noch un- ekannt. Die Konsuln der Ententemächte haben im Jnteresse e Nuhe der Stadt entsprehende Schritte beim Gouverneur getan.
(Fortsezung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)
Ö
Theater. Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern-
haus. 65. Abonnementsvorstellung.
C Bildern) von G. Verdi. Text von Antonio | Donnerstag, Ghislanzoni, für die deutshe Bühne bearbeitet von | Lebeus.
Julius Schanz. Musßikalische Leitung : Herr Kapell- meister Ble. Regie: Herr Oberregifseur Droescher.
Schauspielhaus. 68. Abonnementsvorstellung. Die Raben Schauspiel in 4 Akten von Grnst von Wildenbruch. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 74 Uhr.
Lessingtheater. Das Tal des Lebens.
] Mittwoch, Abends 8 Uhr: Lebendige Stunden. Dienst- und | 1. Der: Puppeuspieler. Il. Die Frau mit dem ipläge find aufgehoben. Aida. Oper in 4 Akten | Dolche. IIL1. Die leßten Masken. 1. Literatur. Abends 8 Uhr: Das Tal des
Berliner Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: | s Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Anfang 74 Uhr. | Gastspiel von Ee Niese. DIOA E von M. Schönau. (Bretillot: Richard Alexander.) Mittwoch bis Sonnabend: Die
Hebbeltheater. (Königgräßer Straße 57/58.)
Dienstag, Abends 8 Uhr: tag, Abends 8 Uhr: Paune.
rster-Christel..| Vierauf: Der selige Octave. selige Octave.
Mittwoch: Opernhaus. 66. Abonnementsvorstellung. | Dienstag, Abends 8 Uhr: Frau Warreus Se- | selige Octave.
JFohaun von Paris. Oper in 2 Abteilungen, werbe.
nach dem Französishen tes St. Juft. Musik von
Báuernuehre.) Oper in einèm Auf¡ug von Pietro ascagni. Text nah dem gleichnamigen Volksstück | #Þ
von G. Verga. Anfang 7# Uhr. .69. Abonnement8vorstellung. Dies
und Freipläge find aufgehoben. Zum ersten Male: spielen. — Samum. a
Schillertheater. ©. (Wallnertheater.)
Dienstag, Abends 8 Uhr: Kollege C ton. Neues Operntheater. Sonntag : 101. Billettreserve- | Komödie in 5 Akten von Gerhard Lans Abends. 8 Uhr: Der Weg zum
Zen. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Philister. Hierauf :
Der Schritimacher. — Der zerbrochene Krug. Lustspiel in einem Aufzuge von Heinri von Kleist Anfang 74 Uhr.
sag. Dienst- und Freipläte sind aufgehoben. Wallen- | Mittwoch, fteins Tod. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Schiller. |-Her Anfang 74 Uhr. — Der Billettvorverkauf hierzu findet von Donnerütog ; as an der Tagesfkafse des | Die Lore. Königlichen Sthauspielbauses von 104 bis 1 Uhr
50 S für jeden Sigplay ftatt.
Georg Engel.
Dentshes Theater. Dienstag: Der Kom-
p Anfang 74 Uhr. : Die Räuber.
Kammerspiele. Dienstag: Lyfistrata. Anfana 8 Uhr. Mittwoch: ftrata. — Des 4x Uhr: | Ein
Lysfi W Tänze der Shwestern Wiesentha Mittw traum.
Neues Schauspielhaus. Dienstag, Abends 8 Uhr: Der Dummfkopf.,
Mittwoch%: Der Dummkopf.
Donnerstag: Weh” dem, der lügt!
Sonnabend: Dex Dummfkopf.
Mittwoch: Erstaufführung Strindberg: T. Vorm
Boieldieu. Vorher: Cavalleria rusticana. Tode. Il. Mit dem Feuer spielen. Ill. Samum. Donnerstag: Vorm Tode. — Mit d-em Feuer
ielen. — Samum.
Freitag: Frau Warrens Gewerbe.
Sonnabend: Vorm Tode. — Mit dem Muñsik von Paul Line. Feuer | “Mittwoch und folgende Tage, Abends 8 Uhr: | dressuren.
Gastspiel von Alexander Girardi. Jmmer obeu
Charlottenburg. Vormittags gegen Zahlung eines Aufgeldes von | Der Hexenkessel, " Sthauspiel in 3 Akten vón
Volks\tück in 1 Mittwoch, Abends 8 Uhr : Auf der Sonnenseite. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Kaiser und Galiläer.
Theater des Westens. (Station: Zoologiser Garten. Kantstraße 12.) Dienstag, Aberids 8 Uhr:
aum. und folgende Tage: Ein Walzer-
Komische Oper. Dienstag, Abends 8 Uhr:
Carmen. Meittwoh: Tiefland. Donnerstag: Die Fledermaus. Freitag: Der Dummkopf. ie Tiefland. onnabend: Die Fledermaus.
Thaliatheater. ODienêtag,
auf!
tmann.
Custspielhaus. (Friedrihftraße 236.) Diens- Mittwoch und folgende Tage: Panne.
Residenztheater. (Direktion : RichardAlexander.) | 1V. (letzter) Dienstag, Abends 8 Uhr: Bibi! Akten von de Gorfse und de Marsan. Deutsch Mittwoch bis Freitag: Bibi!
Sonnabend: Der Floh im Ohr. Hierauf : Der i
Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof riedrihstraße.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Baron | Verlobt: Frl. Margarete von der Marwiß mit
to. Mittwoch und folgende Tage: Baron Toto.
Beethoven-Saal. Dienstag, Abends s Uhr: ITI. (leßtes) Konzert von Theodore Spiering.
BNlüthner-Saal. Ww., Lügßowftraße 76, Ede Magdeburger Plaß. Dienstag, Abends 8 Uhr:
iederabend von Brigitta Thiele- Sch{hwank in | mann.
Birkus Schumann. Dienstag, Abends 74 Uhr :
Hierauf: Der | Große brillaute Bare ieg. Mit eigens engagierten 120 schwarzen Leuten: Amerika. Große rahtausstattung8pantomime, 4 Akte, mit herrlichen afser- und Lichteffekten, Balletten, Mafsenavfiügen, Neitermanövern auf importierten Maultieren, Feuers wehren aller Nationen und einer wirklihen Dampf-
| Abends 8 Uhr: | sprize in Tätigkeit. Prolongiert: Resisto, das Gastspiel von Alexander Girardi. Jmmer oben tletreische Rätsel. Das Vuogetmm enen auf! Posse mit Gesang in 3 Akten von Kren und | aus L2 erstklasfigen Nummeru. Sämtl
binder. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. } Spezialitäten und Direktor Albert Shumanns8
neue und moderne Freiheits- und Schul-
Familiennachrichteu.
trn. Rittergutsbesizger Waldemar von Alts- Stutterheim (Berlin—Georgenau, Ostpr.). Vereheliht: Hr. Georg-Hartmann Frhr. von
Dienstag, Abends 8 Uhr:
ierauf: Jungfer
ergrün. kt von Ernst von g
ildenbruh.
und M. Poike.
Schweizerinnenheims.
Maximilian Ronis (Violine).
Konzerte.
Singakademie. Dienstag, Abends 8 Uhr:
ITT. Quartettabend der Herren Dessau, Geh- X — Ju E et er ine: Pro | Fustiarat Sealt Wilterbyoter (E fessor O. Schubert, Königlicher Chordirektor Dugo | — Verw. Rüdel, die Königlihen Kammermusiker C. Lauge
—
Saal Bechstein. Dieneag, Abends 74 Uhr: IX. Wohstätigkeitskouzert zum Besten des Mitwirkung: Malatesta, Gracia Ricardo, Marie Fuchs, Nicolas Lambinon, Hjalmar Frey.
Klindworth-Scharwenka - Saal (Lügow- ftraße 76). Dienstag, Abends 8 Uhr: Kouzert von
Erffa mit Frl. Louise von Wegnern (Bückeburg)«
Gestorben: Hr. Geheimer Kommerzienrat Ge von Cölln (Hannover). — Hr. Amtsgerictörat D. Karl von Corswant (Berlin). — ,
Vicco von Stralendorff-Kolbans (Schwerin i. ”4
. Ptédiger Sophie Eltester, g von Rohr (Potsdam). — Fr. Klara von Lû mann, geb. von Heydebreck ( in). — Fr. Mar von Böhl, geb. von Vormann (Cöln).
Verantwortlicher
Redakteur: Marta | Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.
Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagsk- E er i E Wilhelmstraße Nr. 92.
Elf Beilagen
Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.
(einshließlich- Börsen-Beilage). (530)
zum Deutschen Reichsanze
V 59. _
Erste Beilage
_ Verlin, Montag, den 9. März
iger und Königlich Preußischen Staatsanzeige
l. 1908,
E L T T Ä T A A E R
der Ausprägungen von Reichsmünzen i
Amtliches. Deutsches Reich. Uebersicht
Goldmünzen Silbermünzen
n den deutshen Münzstätten bis Ende Februar 1908.
Kupfermünzen
Nitckelmünzien
1) Im Monat Februar 1908 sind geprägt worden in:
Doppel- kronen t. O t
Hiervon auf] Privat-
Fünf | Zwei- | Ein- rechnung*) markstüde
Kronen
K
markstüdcke | markstücke | pfennigstüde
Fünfzig- Zehn- Fünf- Zwei- Ein- 5 pfennigstüdcke P verde pfennigstücke vfennigstüde Kk 4
Mh |S A S
K
b.
Detien A
. Muldner Hütte Stuttgart . . Karlsruhe
urg
6 377 940
i 180 00
6377940] —
290 505 606 105
“ 180 000 545 970
f 75 884/401 84 234/75 M 220 239/201 24 022/30 15 604'— 20 (00|—| 20 000/— itl 10 548/90) 23 19485 111804 3209710} 17771/60 Men ba
1 400 244
117 000 102 000
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ZII | I] Z1&
Summe 1 .
2) Vorher waren geprägt **)
G 377 940 13 726 385 500/731 920 4903160640000]242 833 390/292 510 892/272 409 et ha 512 645
G 557 9101 1442980
180 000
5 Gesamtausprägung. .
13732 763 440 95 884 00C] 41 567 360
111 495 176 410
Hiervon sind wieder eingezogen . : 5) Bleiben P R
9 323/60 25 883/15 U 1619 244 16 722 04
368 093 201 195 106/65 | â | 56 315 927/60] 27 512 389/60] 7 413 130/56] 12 271 29077
732 100 190/3167 197940/244 275 9701292 510 892/272 409 200/150 131 S389 50] 56 681 020 S0 27 707 196/25| 7 413 130/56 12 288 01281 129 987] 42 579 877|— |
407 148/20 46 323/85 4 069/28 7773/45
¿
916 330 182,50 „6
*) Vergl. den „Reichsanzeiger“ vom 10. Februar 1908, Nr. 35. **) Einschließlich von Kronen, zu deren Prägung die Reichsbank das Gold geliefert hat.
Berlin, den 7. März 1908.
Hauptbuchhalterei des Reichsshaßamts. Hinge.
. [3706 879 440/690 533 N STT Tot a7 5|293 331 482[272 279 213107 592 O12/50| 56 276 872 601 27 G61 172/10) 7 109 06128] T2 250 23936 4 397 412 570 M
83 938 045,00 19 689 300,64
Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 47. Sigzung vom 7. März 1908, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)
Das Haus seßt die Beratung des Etats der Eisenbahn- verwaltung fort, und zwar die am Freitag abgebrochene Debatte über den mit 193 424 000 4 (32 989 000 6 mehr als im Vorjahre) eingestellten Titel zur Unterhaltung und Ergänzung der Jnventarien sowie D Tao der Betriebsmaterialien und über den dazu gestellten An- trag des Abg. Dr. von Kor n-Rudelsdorf (kon}.):
die Regierung zu ersuchen, gegenüber den herrshenden Miß- ständen auf dem Kohlenmarkte im Rahmen der Staat s- eisenbahnverwaltung Maßnahmen zu treffen, welche ge- eignet sind, für die Zukunft eine Schädigung des inläns- ländishen Kohlenverbrauchs mögli |st zu verhüten.
Nach dem Abg. Dr. Del L über dessen Ausführungen bereits in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden
ist, erhält das Wort
Abg. Gyßling (fr. Volksp.): Ich bedauere, daß der Abg. Oeser durch Krankheit verhindert ist, an der Debatte teilzunehmen, denn er ift gerade in diesen Fragen außerordentli versiert. Die Frage der Koblennot hat uns in den leßten Jahren wiederholt beschäftigt. Dem Grundgedanken des Antrages stimmen wir zu, glauben aber auf der anderen Seite, daß der Antrag der nötigen Klarheit entbehrt, um ihm ohne weiteres zustimmen zu können. Der Antrag ist zu allgemein gehalten, er gibt niht an, welhe Maßnahmen auf dem Gebiete der Kohlen- produktion getroffen werden sollen, und in welcher Richtung sie si bewegen sollen. Die Begründung des Antrages dur dea Abg. von Korn war au nicht geeignet, alle Zweifel zu beseitigen. Wir halten es deshalb für notwendig, den Antrag einer Kommission zu überweisen. Am besten wü.de sih dazu die Budgetkommission eignen, der bereits der Gesezentwurf über die Aufschließung der Steinkohlenfelder im Dortmunder Revier und der Antrag Porsch, betr. die oberschlesischen Koblenfelder, überwiesen worden find; denn die Aufschließung neuer Koblenfelder iit das beste Mittel, der Kohlennot entgegenzutreten. Von dem Vorschlage des Abg. Korn, daß die Staa!seisenbahnverwaltung Ausschreibungen veranstalten solle, um sich die notwendigen Kohlen zu beshaffen, kann ich mir irgend ein Resultat niht versprechen, denn die Kohlenproduktion befindet sih ja . fast ausscließ- lich in den Händen der Syndikate. Gegen ein Kohlenverkaufs- monopol müssen wir, die wir Gegner aller Monopole sind, uns erst r:cht aussprehen. Wollen die Herren vielleiht auch auf dem Ge- biete des Getreides ein Monopol errihten? Auch hier gilt es doch, wie bei den Kohlen, diesen Verbrauchsgegenstand billiger ¡u be» ziehen. Der Abg. Kaniy hat die hohen Löhne mit den hohen Koblenpreisen in Zusammenhang gebraht. In wirtschaftlichen Dingen herrscht meist eine gegenjeitige Wechselwirkung. Yèan muß sich klar machen, daß die hohen Löhne nicht der einzige Grund find, welcher die hohen Kohlenpreise veranlaßt hat. Ich kann mih in dieser Be- ziehung auf das beziehen, was der Abg. Kaempf im Reichstage gesagt hat, der ausführte, daß unsere jeßige Wirtschaftspolitik es gewesen ist, welhe die folossale Macht der Syndikate verstärkt hat. Wenn das Kohlensyndikat die Produktion einshränkt, um die Preife zu halten, dann ist es notwendig, einmal zu prüfen, ob wir nicht mit staatlihen Maßnahmen auf dem Gebiete der Tarifpolitik und \onst gegen diese Uebermacht der Syndikate vorgehen können. Meine politischen Freunde haben von jeher \ich für eine Aufhebung der Aus- nahmetarife jür Kohle ausgesprohen. Wenn die Kartelle nah dem Auslande billiger liefern als für das Inland, fo ist das eine Schädigung unserer heimischen Industrie. Aufgabe der Kommisfion wird es sein, diejenigen Maßregeln vorzuschlagen, die geeignet sind, die Kohlenpreise möglichst niedrig zu halten im Interesse der kon» sumierenden Bevölkerung und der Industrie.
Abg. Fra vas Kanitz (kons.): Nach langen Schwierigkeiten und wiederholten Verhandlungen ist endlich im Landeseisenbahnrat am 6. Dezember 1907 eia Beschluß wegen der Aufhebung gewisser Ausnahmetarife zuslande gekommen. er Abg. Volz verteidigt die Kohlenausfuhr mit handelspolitishen Gründen. Ich frage aber da- gegen, ob es nicht eine chwere Belastung unserer einheimishen JIn- dustrie ist, wenn im Inlande die Koblenpreise so hoch gehalten werden, ob dadurch niht die Exportfähigkeit unserer Industrie be- einträhtigt und unsere Handelsbilanz verschlechtert wird. Ich sche in den Ausnahmetarifen eine Art Ventil; sie sollen dazu dienen, den Vebershuß der Produktion ins Ausland abzuleyen, sie brauchen aber niht angewandt zu werden, wenn wir im Inland Produfktions- mangel haben. Ih lege dem Abg. Voly die Frage * nahe, ob es «richtig ist, das Ausland mit billigen Rohstoffen zu versorgen und die ausländishe Industrie im Wettbewerb mit der unsrigen auf dem Weltmarkt zu stärken. Ein endgültiges Urteil darüber, ob der jeßige Abschluß - der preußischen Staatseisenbahnverwaltung über die Kohlenlieferung günstig ist oder nicht, ist erst in drei Jahren mögli, und ih enthalte mich deshalb der Kritik, aber wir wollen _nicht vergessen, daß das Kohlensyntikat, als es vor 16 Jahren ins Leben trat, den ersten Abschluß mit der Staatsbahnverwaltung
Man rechtfertigt die Preissteigerung mit der Steigerung der Selbst- kosten; wenn Herr Gyßling aber die Vorgänge unter die Lupe nimmt, wird er finden, as die Lohrsteigerungen immer die Folge der Lohn- forderungen der Arbeiter gewesen sind, und daß die Arbeiter zu diefen Forderungen erft dur die hohen Ueberschüffe der Zechen veranlaßt worden sind. Zwar wurde in den Versammlungen der Bergarbeiter au von den hohen Lebensmittelpreisen gesprochen, aber das war immer nur ein Vorwand, der wirklihe Anlaß der Arbeiterbewegung waren immer die hohen Dividenden der Zehen von 10, 20 und 30 °/o. Im vorigen Jahre wurde der Reichskanzler wegen der boben Fleish- preise interpelliert, heute müßte er eigentlih wegen der niedrigen Fleishpreise interpelliert werden. Bei einem Schweinepreis von 38 oder 39 M für ‘den Zentner Lebendgewiht muß der Züchter noch 20 oder 30 4 an Produktionskosten drauflegen. Daß die Lebensmittelpreise die Steigerung der Kohlenpreise veranlaßt haben, ist also nit richtig. Die Kartellenquete, an der ih auch teil- genommen habe, hat die Erwartungen, die daran geknüpft wurden, nicht erfüllt. Der Staatssekretär von Bethmann sagte allerdings gestern im Reichstag über die Wirkungen der Enquete : „Die Mitteilungen, die dem Reichsamt des Innern gemacht siad bei der Enquete, sind von diesem durhaus benußt worden, sie haben dazu geführt, daß in wiederholten Fällen fich das Reichsamt des Innern mit den Kartellen über bestimmte Fragen in Beziehung geseßt hat, und daß infolgedessen die Kartelle in manchen Fällen ihre Absichten einer nochmaligen Prüfung unterzogen haben, fo M also eine gewisse Einwirkung nit ausgeblieben ist.“ Ist dieses Ergebnis nicht sehr dürftig ? Man weiß nicht einmal, mit welchen Kartellen ch das Reichèamt in Verbindung geseßt, bei welchen es eine evision der Beschlüsse erzielt hat. Jch glaube niht, daß sich das Koblensyndikat darunter befindet. Der Minister sagte, ein abshließendes Urteil über die Berehtigung der Kartelle und ihrer geshäftl:chen Praxis werde sich erst finden [afsen, wenn wir uns in sinkender Konjunktur befänden, und man müsse abwarten, welche Preispolitik die Kartelle dann einshlagen würden. Jeßt haben wir sinkende Korjunktur und abbröckelnde Preise bei den meiften Erzeugnissen, namentlich in der Eisenindustrie. Btim Kohlensyndikat is aber das Umgekehrte der Fall; es hat 10 bis 20 9/6 Produktionteinshränkung vorgenommen und die Koblenpreise erhöht. Ih frage den Abg. Beumer, ob die Zeitungsnachricht rihtig is, daß das Kohlensyndikat vom 1. April ab eine weitere Erhöhung der Kohlenpreise eintreten lassen wird. Die Pro- duktionskosten sind allerdings zum guten Teil durch die sozial- politishen Lasten gesteigert worden, aber andere große Er- werbszweige haben diese sozialpolitishen Lasten ebenfalls zu tragen und haben sich auch eine erhebliche Steigerung der Arbeiterlöhne ge- fallea lafsen müssen, ohne daß sie wie die Industrie Kartelle und Syndikate bilden können. Heute ist im Deutschen Reich fast kein Gegenstand des Verbrauches, der niht der Preispolitik der Kartelle unterworfen würde, mit alleiniger Ausnahme der Landwirt- haft. Wir Landwirte können kein Syndikat bilden, können nit unsere Preise beliebig in die Höhe treiben, müssen aber auch die sozialpolitischen Lasten ebenso tragen wie die Industrie und ebenfalls die erhôhten Löhne zahlen, ohne das in den. Preisen aus- leihen zu können; wir bleiben vielmehr bei unseren alten
Preisen stehen. Die Folge ist die Abwanderung der Arbeiter, die Entblößung der Landwirtschaft von den allernotwendigsten Arbeitskräften. Von den 285 000 Bergarbeitern in Westfalen e nit weniger als 96 000 aus Ost- und Westpreußen und Posen. Das ist die größte Kalamität, unter der wir leiden. Wenn wir aber eine staatlihe Aufsicht über das Kartellwesen verlangen, so gilt das für ungerehtfertigt. Wenn der Abg. Spahn nicht seine Resolution wegen des Kartellwesens im Reichstag eingebraht hätte, so würde es ver- mutlich einer meiner Freunde getan haben. Die Resolution bietet das einzige Mittel, um überhaupt zu gesunden wirtschaftlichen Zu- ständen zu kommen. Ich glaube allerdings nit, daß der Refolution von der Regierung Folge gegeben wird. Jh {lie mich dem Wunsche an, den Antrag von Korn der Budgetkommission zu überweisen. Abg. Hirsch- Essen (nl.): Der Abg. Graf von Kaniy hat dem Abg.
von Korn mit allen den Gründen ¿ekundiert, die durch ihre heutige Wieder- holung niht an Shlagkraft gewinnen. Der Vorschlag einer Be- schränkung des Nom enaplayes na dem Auslande in einem Augenblidck, wo die Koblenindustrie sozusagen niht weiß, wohin fie mit ihren Produkten gehen soll, wenn fie niht zu einer Produktionseinshränkung enötigt sein soll, ift so deplaciert, daß er keiner Widerlegun bedarf. ch muß sagen, ich habe für derartige wirtschaftspolitishe Maß-
nahmen meinerseits kein Verständnis. Jh versiehe niht, wie man behaupten kann, daß heute für das Fortbestehen der Ausnahmetarife nah der Schweiz, Jtalien, Oefterreih-Ungarn, Südfrankreich und Rußland wirtshaftlihe Gründe niht mehr geltend gemaht werden können. Ein stärkerer wirtshaftliher Grund als die Schwierigkeit, die Kohle unterzubringen, kann nicht angeführt werden. Mit Gegengründen ist aber nichts auszurichten, man muß diese Dinge über sich er- gehen lassen. Um einer Agitation willen, ich scheue mich nicht, dies auszusprehen, weist man jedes Eingehen- auf die tatsächlihen Ver- hältnisse und auf die Gegengründe einfach zurück. Man läßt jede Rü-
ficht auf die wirtschaftlihe Lage eines der bedeutendsten Industrie- zweige beiseite und arbeitet in rücksihtéloser Weise mit Slagwörtern,
auf der Preisbasis von 74 f für die Tonne machte, und daß dieser Preis von Jahr zu Jahr erhöht wurde bis jeßt auf über 12 Æ
die allerdings auf die große Menge Einfluß üben. Es nüßt auch nihts, auf die {weren Schädigungen hinzuweisen, die der Industrie beiivielsweise durch Aufhebung des italienischen Tarifs erwachsen würden. Wenn es so weiter gebt, dann müßte die Produktion weiter eingeshränkt werden, denn die Kohlenindustrie is niht in der Lage, ihre Kohlen auf Lager zu nehmen. Darauf aber, daß der Bergbau leistungsfähig erhalten werde, sollten gerade Sie (nah recht8) das größte Gewicht legen, denn Sie haben in den Zeiten der Hohkonjunktur gesehen, wie wichtig das ist. Daß die Herren aber nihts gelernt baben, beweisen der vorliegende Antrag und Ausführungen, wie sie der Graf Kaniß im Reichétag und hier gemacht hat. Es sind immer wieder die alten Gründe, die großen Worte und Behauptungen wie: hohe Preise im Inland, niedrige Preise für das Ausland, hohe Dividenden; aber von den hohen Gestehungskosten is so gut wie gar keine Rede. Solange wir die hohen Löhne haben, werden wir auch hohe Pro- duktionskosten haben. Im Jahre 1907 sind allein die Löhne gegen 1906 um 1529/0 erhöht worden. Sie scheinen aber der Ansicht zu sein, daß die Kohlenindustrie unter ihre Selbstkosten gehen müfse. Daß das ein unbilliges Verlangen ist, ist doch selbstverständlich. Schließlich sind do die industriellen Unternehmungen keine Wohl- tätigfeitsanstalten, und die Herren von der Landwirtschaft verwalten ihre Unternehmungen db auch nit in diesem Sinne. Ich meine, die Kohlenpreise müssen angesichts der gesteigerten Materialien- kosten und der Steigerung der Löhne als angemessen bezeichnet werden, und es liegt kein Grund vor, sich darüber aufzuregen. Troßdem bleiben Sie mit einer Hartnäckigkeit, um die Sie Herr Theodor Barth beneiden könnte, bei Ihren Behauptungen stehen. Der Eisenbahnminister hat einwandfrei - nachgewiesen, daß die Produktionskosten ih gegenüber der früheren Grundlage um etwa 1,50 K für die Tonae gesteigert haben, und daß er darum auf drei Jahre zu höheren Kosten abges{lossen habe. Sie bleiben dabei stehen, daß die Kohlenpreise steigen, obwohl der Handels- minister gezeigt hat, daß die Kohlenindustrie bis in die jüngste Zeit des Kohlenmangels noch eine Mark mehr nehmen konnte. Sie bleiben dabei stehen, daß ungeheuere Dividenden gegeben werden von 10 bis 30 9/0. Wenn es der Industrie so gut geht, warum hat denn nicht Graf Kaniy s{leunigst sein Vermögen in einer so rentablen Industrie angelegt ? Sie bleiben bei dieser Behauptung stehen, obwohl Ihnen bei jeder Gelegenheit vorgerewnet und s{lagend nachgewiesen worden ist, daß sih das in dieser Produktion angelegte Kapital bei dem jeßigen tiefen Kursstand höchjtens mit 5 bis 6 ?/o verzinst, daß der durchscnittlihe Verdienst pro Tonne sih im Rubhrrevier auf praeter propter eine Mark beläuft. Sie bleiben bei Ihren Behauptungen stehen, obwohl der Fiskus für seine Werke seine Preise erhöht hat a conto dex gestiegenen Selbstkosten. Sie behaupten immer wieder, daß das Ausland begünstigt wird, obwohl feststeht, daß das Syndikat im verflossenen Jahre 1 Million Tonnen weniger ausgeführt hat, während die Einfuhr dieselbe geblieben oder noch gestiegen ift. Die Ergebnisse der Enquete haben für Sie keinen Wert, weil sie niht in Ihrem Sinne ausgefallen ist. Graf Kaniß war ja selber Mitglied der Enquete. Wenn er sich Mühe gegeben hätte, so hätte er manches daraus lernen können, feine Freunde wären dann des Antrages überhoben gewesen, und wir brauhten unsere Zeit niht darauf zu verwenden. Solange die Gestehungskosten fo bleiben, wie sie sind, wird man auf niedrigere Kohlenpreise nicht rechnen können. Der Kernpunkt der Frage is die Arbeiter- frage. Sie (rechts) beklagen, daß der Bergbau Ihnen Arbeiter entzieht, glauben Sie denn, daß Sie diese Arbeiter behalten würden, wenn die Kohlenpreise niedriger wären, oder glauben Sie nicht vielmehr, daß die Arbeiter ganz wo anders hingehen würden, ins Ausland, wo die Verhältnisse wesentlich besser find als bei Ihnen ? Sie verlangen doch immer, daß Ihnen die Koblen reht- zeitig geliefert werden, es wäre die verdammte Pflicht und Schuldig- feit der Eisenbahnverwaltung, die Waggons bereit zu halten, um Ihnen jeden Zentner Kohlen, den Sie wünschen, zu liefern. Wenn Sie das verlangen, dann müssen Sie auch zulafsen, daß die Koblenindustrie die nôtigen Arbeiter einstelt. Sie wünschen ein Kartellgeseß, eine Aufsicht über die Kartelle; wie war es denn vor den Kartellen? Ueberall in der Industrie eine regellose und zügellose Produktion, das Bestreben, alle Mittel auf das äußerste auszunußen, um die Generalkosten zu verbilligen, die Konkurrenten zu unterbieten. Die Preise werden \{chlechter und s{hlechter, und {ließlich konkurrieren sich die Großbetriebe in Grund und Boden. Die Folge war eine wirtschaftliche Krisis bis in die ahtziger Jahre. Gegenüber dieser shrankenlosen Produktion hat der Kartellgedanke überaus günstig ge- wirkt. Ein großer Teil der Industriezweige entschloß fich, ihre Selbständigkeit bis zu einem gewissem Grade aufzugeben und fih freiwilligen Schranken zu unterziehen. Die Kartellbewegung hat sich als n Segen für das gesamte Wirtschaftsleben erwiesen. Sind Sie {zur Rechten gewendet) Freunde der Kartelle, wie Sie ja immer von {ih behaupten, erkennen Sie an, daß die Kartelle segens- reih gewirkt haben und wirken können, dann müssen Sie sich doppelt überlegen, bevor Sie geseßzgeberish eingreifen, ob Sie diese gute Wirkung damit nicht gefährden und illuforisch machen; olen Sie bei dieser Ueberlegung auf den geringsten Zweifel, so lassen Sie lieber die Finget davon. Die Zügel der Geseßgebung find bei uns leiht in die Hand genommen; wir leben nicht in Amerika, sondern in einem Staate; wo Mißstände sehr rasch erfaßt werden. Wenn Sie