großen Teil seiner Gefahren entkleidet und in seiner Leistung erhöht. Shließliß wird auh der ftaatlichen Ordnung, wie bereits angeführt, dur eine Verbesserung und Erleichterung der Rehtspflege ein stärkerer Boden ge- geben.
Die übrigen Leitsäße beschäftigen sich mit der Art der DurWh- führung und der finanziellen Behandlung und dem Eigentum der Bahnen. Meine Herren, diesen wirtshaftlihen Wirkungen treten nun solhe militärish-strategisher Art hinzu, die gerade bon besonderer Wichtigkeit find. Wir haben in Südwestafrika gesehen, daß dur die Shwierigkeit des Feldzuges und die langen Vorbereitungen und die Schwierigkeit der Verpflegung, des Nahshubs niht nur ungeheure Summen ausgegeben sind, sondern daß dieser Feldzug auch viel \hreckliher und grausamer \ih ‘“zestaltet hat, als es der Fall gewesen wäre, wenn er in einem durch Eisenbahnen zivilisierten Lande geführt worden wäre. Etwas garz Aehnliches ist in Ostafrika eingetreten. Ich verweise Sie hier auf die Denkschrift, die ih dem hohen Hause habe zugehen lassen, und in der festgestellt worden ist, daß in einem einzigen Bezirk im Süden infolge des Feldzuges 1905/06 75 000 Menschen umgekommen sind, welhe man nicht hat ernähren können, und bei denen man angesihis der furchtbaren Hungersnot untätig hat dastehen müssen, ohne die Möglichkeit zu haben, einen Finger für die Rettung dieser Leute zu rühren. Das ist ein großer Teil des National- vermögens von Ostafrika, den wir so verschwendet haben, weil wir niht für Verkehrswege gesorgt haben. Ih habe die Gesichtspunkte in einer Erklärung, die der Herr Referent bereits erwähnt hat, zu- \sammengefaßt. Sie ist in der Budgetkommission verlesen worden.
Ih lese sie aber der Wichtigkeit des Gegenstandes halber noch einmal vor: 0
Fh habe mih während meines Aufenthalts in Ostafrika auh vflihtmäßig mit der Frage der militärishen Beseßung des Landes beschäftigt. Ich bin dabei zu der Ueberzeugung gelangt, daß geger über der gewaltigen Größe der deutsh-ostafrikanishen Kolonie, ihrer Unwegsamkeit und der daselbst verfügbaren Transportmittel diese Beseßung nit hinreichen würde, um im Falle eines ausgedehnteren Aufstandes, sei es der großen, das Zentrum bewohnenden Völker, sei es auf Grund der Vereinigung mehrerer anderer Stämme, die Kolonie für Deutschland zu erhalten. Verglichen mit der um 115 mal fleineren Togo-Kolonie, woselbst 550 Mann Polizeitruppe existieren, beträgt die Besaßung von Ostafrika auss{ließlich der Polizei nur s/; derjenigen von Togo, d. h. Togo ist 15 mal so stark beseßt als Deutsh-Ostafrika. Der etwa 750 000 Einwohner umfassende Muansabezirk ist nur mit einer friedensstarken Kompagnie, und der 1 Million Einwohner umfassende Taboradistrikt gleihfalls nur mit einer Kompagnie besetzt. Zur Deckung der wichtigsten Bezirke sind deshalb bereits jeßt Polizeitruppen in größerem Um- fange herangezogen. Die Verwaltung bätte demnach eine Ver- stärkung der ostafrikanischen Besaßung in Vorschlag bringen müssen. Gemäß dem auf wirtschaftli#e Gesichtspunkte basierten und auf eine Verminderung der Reibungéflähen zwischen der Bevölkerung und der deutshen Regierung gerichteten Programm ist hiervon ab- gesehen worden, weil eine Truppenvermehrung einerseits eine wirt- \chaftilich niht gerechtfertigte Ausgabe darstellt, anderseits direkt geeignet ist, diese Reibungsflächen zu vergrößern. Koloniale Auf- ftände find unter anderen Gesichtspunkten zu betraten, wie Kriege feindliher Nationen. Geht bei den leßteren die Aufgabe dahin, den Feind möglihst pbysisch und materiell zu vernihten, so muß bei fkolonialen Aufständen die Tendenz dahin geben, unter möglihfier Schonung des Gegners und seiner Subsiftenzmittel demselben den Willen der kolonisierenden Ma@t aufzuzwingen. Jede Vernichtung von Menschen und Eigentum in fkolonialen Schwierigkeiten {ädigt zunächst und direkt die kolonisierende Macht. Es kommt daher bei solchen Aufftänden darauf an, jede Unbotmäßigkeit mit der größten Schnelligkeit und der größten Konzentration von Kraft niederzuschlagen, den örtlihen Umfang .der Feindseligkeit zu beshränken und die Gelegenheit zur Vereinigung mehrerer Stämme zu verhüten. Dazu ist eine erheblihe Beweglich- keit der Truppe und die Möglichkeit, größere Truppenmengen sehr {nell an einem Ort zu vereinigen, erforderli. In Ostafrika im besonderen ist die Verpflegung einer im Feld befindlihen Truppe abhängig von dem Nahshub dur Trägerkarawanen und der Deckung der Etapp?nstraßen. Hierbei bandelt es \sch um sehr große Trägermofsen einerseits und um außerordentlihe Ent- fernungen arderseits. Die Etappenstraße von Morogoro bis Tabora ist 700 Kilometer lang und erfordert unter günstigen Vers hältnissen über 30 Tagemärshe, ihre Deckung deshalb einen er- heblichen Teil der verfügbaren Truppe. Ebenso wird in solben Fällen die Anwerbung der erforderlihen Träger außerordentli schwierig und bei einem allgemeinen Aufstand zweifellos unmöglich. Eine Nachricht, wahr oder fals, von einer Schlappe der fehtenden Truppe würde notwendigerweise eine sofortige Zerstreuung der naschiebenden Verpflegungskarawanen mit sih . ziehen. Diese Salhlage is bei dem Feldzuge im Süden des Schuhßgebiets im Iabre 1905/06 mit Deutlichkeit zutage getreten. Die Truppe war dort angewiesen auf eine Verproviantierung aus dem Lande. Sie if dadur genötigt gewesen, die sämtlichen in dem Lande vor- handenen Nahrungêémittel an fich zu ziehen und zu verbrauchen bezw. zur Shwäthung des Gegners zu zerstören. Der an und für fi nit bedeutende Feldzug bat, wie die Denkschrift aufweist, zu einer Zerstörung des Lebens und Eigentums von etwa 75 000 Menschen geführt.
Wenn oben die Straße Morogoro—Tabora herangezogen worden ift, so ift dies geschehen, weil der Zentraldistrikt ¡weifellos die selbstbewußteste und deshalb gefährlihste Bevölkerung in ih s{ließt. Hierbei ift nit zu vergefsen, daß die Grenzen na den Nachbargebieten außerordentlih {wah gedeckt sind, sotaß selbst bei der loyalsten Handhabung durch die Nachbarbehörde eire Ver- stärkung des Aufstandes durch Krieger und vor allen Dingen Munitionsnahshub nit verhindert werden kann, das um fo weniger in dem Falle, wenn etwa in einem oder beiden dieser Nachbar- gebiete gleichfalls Unruhen ausbrechen.
Auch nah der glücklichen Ueberwindung eines Aufstandes sind die Folgen mangels der Möglichkeit, die betreffenden Gebiete mit Nahrungkmitteln und besonders Saatkorn zu versorgen, außerordent- lih betrübende cewesen.
Aus diesen Erwägungen heraus hat die Kolonialverwaltung un- mittelbar nach der Rückehr des Staatssekretärs das Studium der
Fortseßung der Zentralbahn nah dem Zentrum des SqMPuhtgebietes aufgenommen und eine entsprehende Vorlage den verbündeten Regierungen unterbreitet. Sie glaubt, zur Deckung ihrer eigenen Verantwortung zur Abgabe dieser Erklärung verpflichtet zu sein. Sie glaubt zur Deckung ihrer eigenen Verantwortung
— ih lese das nohmals vor — é zur Abgabe dieser Erklärung verpflichtet zu sein.
Durch die vorstehenden Erwägungen rückt die Frage des Baues dieser Zentrallinie aus der Reihe der rein wirishaftlich nüßlichen Anlagen, für die man den Zeitpunkt wählen kann, in die Reihe der politisch notwendigen, die im Interesse nicht der Entwicklung, sondern der Erhaltung des deutshen Besißes einen Aufschub nicht verträgt. '
Meine Herren, die Erfahrungen, welche ih Jhnen aus der Kolonialbahnbauge schichte der anderen Nationen in der Denkschrift nieder- gelegt habe, haben seitdem eine erbeblihe Bestätigung erfahren durch die Erfahrungen, welhe wir an unseren eigenen Bahnen haken machen können. Die jeßt seit einem Jahre eröffnete Togobahn ift ganz be- sonders gut entwickelt. Die Entwicklung der Usambarabahn zeigt dasselbe Bild. Diese Entwicklung hat es ermögliht, Frachtverträge zu verabreden, ‘die noch vor wenig Jahren in das Gebiet des Unwahr- \heinlihen verwiesen worden wären. Die aus \trategishen Rüdck- sten gebaute Lüderißbuhtbahn hat uns bis jeßt mehr als die Hälfte ihrer gesamten Kosten an Frachten erspart.
Die durch die Denkschrift allgemein verbreitete Kenntnis von dem Nutzen, ja ter Unentbehrlihkeit der Eisenbahnen in den Kolonien hat zu Vorlagen geführt, welche gleihfalls hier mit beraten werden. Jch will, weil wir in der ersten Lefung sind, auf die einzelnen Bahn- vorlagen nicht näher eingehen. Sie sind in den Denkschriften ganz ausführlih behandelt. Jh möchte nur eine Bemerkung machen hin- sichtlih des Umfanges der Denkschriften.
It die Togodenkshrift ganz ausführlich ausgefallen, so ist die Denkschrift für die ostafrikanische Bahn äußerlih ziemlich mager. Der Grund dafür liegt darin, daß ih diesem hohen Hause eine umfang- reiche Denkschrift über Oftafrika habe zugehen lassen. Mit den Shußz- gebietsberihten und einer Veröffentlihung des Neichsamts des Innern über den Handelsverkehr Ostafrikas liegt Ihnen alles dasjenige vor, was über dieses Land und über die zu erbauende Bahn zu wissen nötig ist. Ich habe diesen Weg gewählt, weil ih nicht wußte, in welchem Moment wir mit dieser Denkschrift an Sie herantreten würden, und welcher Zeitraum zwishen dem Empfang der Denk- {rift seitens der Mitglieder dieses hohen Havses und der Einbringung der Eisenbahnvorlage liegen würde. Ih glaube, ih habe damit der Sahe gedient, indem ih JFhnen durch die Aus- führli4hkeit, die ih gewählt habe, die Möglichkeit gab, si mit den Umständen vorher bekannt zu machen. Die sogenannten Eisenbahn» vorlagen enthalten aber erheblich mehr als nur den Bau von Bahnen. Sie enthalten den Versu, die Kolonialfinanzen auf einen Fuß zu stellen, welcher die Lasten der Heimat in Zukunft in ihrer Maximal- höhe definieren und beshränken soll, indem festgestellt wird, in welchem Falle die Heimat noh herangezogen werden soll.
Ih möchte einfügen, im vorigen Jahre ist in der Budgetkommission in der Sißzung vom 19. April diese Frage ausführlich behandelt worden, und gerade das Schema, welches ih hier vorgeführt habe, ist — und ih möôhte das mit Rücksicht auf die Ausführungen eines Artikels in der „Germania" vom heutigen Tage betonen — von einem Mitgliede aus der Mitte des Haufes als zweckmäßig und wünschen3wert bezeichnet worden. Die Definierung der Marximalhöhe des Reichszuschusses ist meines Erachtens ein großer und fundamentaler Fortschritt. Er enthält den Zwang für die Schuggebietsverwaltungen, sparsam, zweckmäßig und vorausshauend sih zu verhalten und nit ohne Rücksihht auf dié eigenen Einnahmen, wie dies jeßt vielfa ge- schieht, große Forderungen zu stellen und im Interesse der Kolonial- aufgaben auch auf die Ershließung entsprehender Einnahmequellen, dauernd Éedacht zu sein.
Es liegt auf der Hand, meine Herren, daß, folange das Reich wie ein guter Hausyater für die Kolonien aus\chließlich sorgt, die Gouverneure und die Beamten selbstverständlih niht den Wuns haben, auH unter Shwierigkeiten neue und größere Mittel herbei zu \chaffen. Sie verlassen sih dabei lieber auf den hohen Reichst2g und auf die Reichskolonialverwaltung, und das liegt niht im Interesse einer sparsamen, selbstbewußten Wirtishaft. Er enthält ferner die Forderung, daß wir unsece großen Kolonien jeßt nach 21 Jahren+- finanziell selbständig mahen müssen, soweit nit besondere Umstände dies, wie in Südwestafrika, unmöglich machen, soweit niht die Landes- verteitigung, die Kosten des Erwerbs, in erster Linie in Frage kommen. Ein Gouvernement in Ostafrika entspriht sowohl einer Zentral-
verwaltung in Deutschland, als auch einer Lokalverwaltung. Es ift deskalb nicht unrichtig ershienen, daß auch solche Ausgaben auf Anleihen verwiesen werden , welhe bei
deutshen Kommunen und Kreisverbänden daraus gedeckt zu werden pflegen.
Der gegenwärtige Zustand der afrikanischen Schutzgebiete läßt eine solhe Regelung zu, und die Aussichten, daß der Zustand in Zu- kunft aufrecht erhalten werden kann, find duraus gut. Für die Südsee wird es noch einige Jahre der Geduld bedürfen. Ich habe {on in der zweiten oben erwähnten Denkschrift diese Gesichtspunkte ganz genau aufgestellt, wie sie jeßt zur Durchführung gebracht werden sollen. Sie sind damals keinem Widerstand begegnet,. sondern haben, wie ih \{chon zitierte, in der Budgetkommission des vorigen Jahres mancherlei Billigung gefunden. Es ist der Anfang gemackcht worden mit einem Ausgleihsfonds zunächst für Togo. Auch der entspricht dem Beschlusse, den die Budgetkommission im vorigen Jahre gefaßt hat. Es wird die Frage sein, ob nicht auch für die anderen Kolonien ein solcher Fonds eingeführt werden soll, beispielsweise für Ostafrika, wo ein Teil des Kommunalvermögens zur Verfügung stehen würde. Diese Behandlung des Anleihegeseßzes ist aus denselben Gesichts- punkten der Klarheit und der Uebersichtlihkeit in den Finanzen ge- s{hehen, und zwar mit der Absicht, jedem einzelnen Gouvernement beständig vor Augen zu führen, daß cs niht nur dem Reich, sondern auch Dritten vershuldet ift, und den Anteil8eignern der Kolontal- anleihe, für deren Sicherheit und Verzinsung es aufzukommen hat. Es ist ganz etwas anderes, meine Herren, wenn man dafür zu sorgen hat, einem Fremden gegenüber die Verpflichtungen zu erfüllen, als daß einfach durch Etatisierung im Etat des Reichskolonialamts solche Sulden beglihen werden. Daneben ist aber noch ein Gesihtépunkt
ins Auge zu fassen, der sich auf die allgemeinen Finanzen des Reiches bezieht. ;
Meine Herren, alle unsere Nachbarn, die Engländer wie die Franzosen, haben seit langen Jahren ihre Kolonialausgaben auf dem Wege der Kolonialanleihen finanziert, und das sind zum Teil sehr gewaltige Summen gewesen. Frankreih hat nit allein 27 Mill. Francs jährlihe Rente nah Algier versprochen, das entspriht einem Kapital von 900 Mill. Francs, sondera es hat auch 600 bis 700 Millionen Kolonialeisenbahnanleibe aufgenommen, ganz abgesehen von den anderen Anleihen für Schußzzwede. Das sind un- gefähr 15 Milliarden. Hier bei der ersten Lesung des Neichsetats ist darauf hingewiesen worden, in welch ungeheuer \chnellem Tempo \ih die Reichsshulden vermehren. Es if dabei gesagt worden, Frank- rei habe seit 1870 keine weiteren Schulden gemacht. Gewiß nicht, wenn Sie diese 1} Milliarden nit renen oder das, was. die Eng- länder in ihren Kolonien aufgenommen haben. Dann würde es dasselbe sein. Sie haben aber hier 400 Mill. Mark für den Feld- zug in Südwestafrika auf die Reichs\hulden genommen, und man kann sih da nicht wundern. Aber das ist niht nôtig. Die Schußz- gebiete sind eigene Fieci. Sie haben ihr eigenes Vermözen. Es ift gerecht und billig, daß sie ihre eigenen Schulden tragen. Das dient ihrer Selbstverwaltung.
Ich komme ferner zu der Frage einer teilweisen Verstaatlihung der ostafrikanishen Zentralbahn. Die Gründe dafür werden am besten in der Kommission noch eingehend auseinandergesett ; sie find au im wesentlihen in der Denkschrift enthalten und führen den Grundsaß durch, daß Eisenbahnunternehmungen in den Kolonien notwendigerweise, weil fie nicht nur Erwerbs-, sondern auch staat- lichen Zwetten dienen müssen, in- der Hand. des Fiskus sein sollten. Dieser Zustand besteht in Deutschland seit langem und hat sich be- währt, und daß die Operation, die den Anteilseignern niht mehr zu- führen soll, als sie vor zwei Jahren mit Genehmigung des Reichs- tags für ihren Anteil bezahlt haben, gelingen wird, glaube ih nach der Zusicherung und Unterstüßung der emittierenden Banken versichern zu dürfen. Diese Zustimmung und Unterstüßung ist allerdings’ von der Bedingung abhängig gemaht worden, daß alle Klienten der Banken in gleiher Weise behandelt werden sollen. Infolgedessen ist die Summe von 15 Mill. Mark eingeseßt worden, indem ange- nommen wird, daß zwei Drittel der Leute von dem Anerbieten Ge- brauch machen werden, sobald es vom Reichstag sanktioniert werden wird. Ih hoffe inzwischen aber noch genauere Daten zu bekommen, so daß ih die Ziffern dann werde vorlegen können.
Ich will auf die Linienführung im einzelnen niht eingehen; ih weiß, daß bezüglih Ostafrikas nahezu so viele Ansichten sind als Leute \sich über die Eisenbahnfrage geäußert haben, und das ist auch nur natürli. Ostafrika kann durh eine Linie nicht ershlossen werden, das. ist ganz ausgeslofsen, und je nach dem Gesichtspunkte, von dem man ausgeht, und dem Orte, wo man wohnt, und den Gegenden, die man besuht hat, kommt die Vorliebe für das eine oder andere Projekt. Wer in Tanga wohnt, will die Bahn von Tanga, wer im Süden wohnt, will eine Bahn von Kilwa haben. Danach kann natürlich die Kolonialverwaltung niht gehen, sie steht auf dem Standpunkt, daß in der Kolonie jeder entwicklungsfähige Teil, sokald die Kolonie finanziell in der Lage ist, die Zinsen dafür aufzubringen, eisenbahnmäßig erschlofsen werden muß, und daß das immer nur eine Frage der Zeit ist, und daß der ganze Streitpunlkt si nur darum drehen kann: wer kommt zuerst ?
Nun will ich nah den Erfahrungen, die ih früher gemacht habe, Ihnen die Methode auseinander1eyen, die ih hinsihtlich der Er- schließung Oftafrikas eingeshlagen habe, {hon deshalb, damit nicht die zur Ergänzung des Etats von Ostafrika angefügte Karte etwa zu
Mikßdeutungen führt. Ih habe da folgende Methode verfolgt. Bei
den lolonialen Eisenbahnen kommi es gar niht darauf an, daß hoh- wertige Güter aus dem Innern herauskommen. Das wissen wir genau, daß Gummi und Elfenbein auf dem Rücken von Trägern mit Erfo?g nah Europa gebracht werden können, aber auch von der Eisen- bahn befördert werden können; es handelt si aber hier darum fest- zustellen: welhe Mengen von geringwertigen Massengütern können für den Eisenbahnt:ansport erzielt werden, und wie weit ist der Wirkungskreis einer jeden Eisenbahn mit Rücksicht auf solhe Güter ?
Ein schr geeigneter Beobahtungsplay war die Straße zwischen Muansa und Tabora auf der Hin- und Rückreise. Da haken wir eine Vorfraht von Mombassa bis nach Port Florence von 949 km und eine Seefraht von 300 bis 500 km, je nahdem das S(iff nördlih um den See fährt oder südlich. Die Kosten der Verfrahtung von den einzelnen Häfen find genau die gleihen wie die Kosten der Daressalam nach Europa. Darum würde Muansa ein Punkt sein, der für die Eisenbahntechnik ungefähr ähnlih gelegen wäre wie Tabora, wie wenn die Bahn auf 908 oder 910 km ausgebaut von Daresfalem liegen würde. Auf diefer Strecke von Muansa nah Tabora habe ich sowohl auf der Hin- wie auf der Nüdkreise jede Karawane: angehalten, um festzustellen: was trägt sie? -— und ich habe besonders aufgepaßt auf die Erdnuß, die Kalanga; tenn das ist ein Artikel, welher ein gutes Massenprodukt ist und welcher keinen hohen Preis hat, d. h. dessen Exportfähigkeit abhängig ist von den Kosten des Trarsports. Da habe ih gefunden, daß Kalanga aus dem VFnnern von Ostafrika kommen können, dann über den Viktoriasee verfrahtet, mit der Ugandabahn weitergeführt und nah Marseille vershickt werden können in einem Radius von etwa 150 km vom Endpunkt Muansa. Man müßte also 6 bis 7 Tagereisen auf dem Nüden der Träger, dann die Fraht von 1000 km auf der Bahn, 309 auf dem See und die Strecke von Dareésalam, Momkassa nah Marseille bezahlen. Auf der Karte dort finden Sie auÿ einen roten Kreis um Muansa gezogen, und einen ähnlichen Kreis habe ih gezogen sowohl um Mombo und Mrogoro, als auch entlang der Küste, und habe so festgestellt, daß innerhalb des Seeverkehrs oder des Wirkungsbereihs einer Eisenbahn oder gleihwertiger Schiff- verbindung 34 9/0 des Schutzgebiets liegen.
(Schluß in der Zweiten Beilage.)
Verfrahtung von -
(S@luß aus der Ersten Beilage.)
Jh gehe auf den zweiten Punkt ein, der viel umstritten ist und klargestellt werden muß. Sobald die englische Ugandabahn gebaut worden war, haben si in Deutschland Stimmen erhoben, diese Bahn würde uns das Geschäft wegziehen, und wir müßten sle schleunigst konkurrenzieren. Ih habe diesem Argument mal näher kommen wollen. Da habe ih gefunden, daß die englishe Ugandabahn unser Squggebiet niht nur gar niht s{ädigt, — im Gegenteil, fie hat uns unser Gebiet in einem Umfange er- \{lofsen, daß alle Distrikte ihren Anteil an ter Lokalverwaltung und an der Zentralverwaltung felbst tragen. Daraus ergibt si, daß die englishe Bahn ein großer Segen für unser Schutzgebiet ist. Aber sie ist bei 11/5 9% Rente auf ihr eigenes Kapital kein gutes Geschäft gewesen. Vollständig mat ih - diese Bahn für English-Ostafrika bezahlt darin, daß sowohl die Steuern wie die Zölle einen derartigen Aufschwung genommen haben und der ganze Händel so gestiegen ift, daß die Einnahmen, die der Fiskus, der auch die Bahn besißt, hat, mehr als die Verzinsung der Bahn ausmacht.
Was würde nun folgen, wenn wir eine Konkurrenzbahn! von Tanga nach Muansa bauen würden? Die Konsequenz würde sein, daß sie an und für sih ein \chlechtes Geschäft sein wüßte; denn da die Ugandabahn die Hälfte ihrer Frachtyebühren aus Deutschland zieht und nur 11/2 %/ Rente abwirft, so wird naher nur 2/4 9/0 bleiben, wenn \sich zwei Bahnen in die Fracht teilen müssen. Und warum ollen wir die Bahn duplizieren, wo wir auch in unserem Lande soviel Strecken haben, die noch keine Bahn haben? Es ist überhaupt niht die Aufgabe der kfolonisatorisch tätigen Nationen, {ih das: Wasser gegenseitig abzugraben. Die Kulturaufgaben find so gewaltig und bieten so viel Raum für Initiative, daß man sich freuen muß, wenn einer dem andern die Schultern etwas erleichtert. (Sehr rihtig!)) Ih habe av die Erfahrung in Britisch. Ostafrika gemacht, daß auch von seiten der engliscen Verwaltung durchaus dieselben Gesinnungen gehegt werden.
Meine Herren, was hat die Ugandabahn getan? Sie hat uns unser Seengebiet entwickelt. Was würde eine deutshe Südbahn tun, die man von Kilwa nah dem Nyasfsasee baute ? Die würde den Engländern und: Portugiesen” und dem Congostaat genau denselben Dier s tun, und da sie durch kein günstiges Gebiet geführt werden kann — die Gegend ist menschenarm und durch den Kueg sehr zerstört —, so würde sie angewiesen sein auf die Frachten über den Nyassasee hinaus, und sie würde niht die Steuern erhöhen; denn die Bevölkerung des Südbezirks ist sehr gering. Auch werden wenig Zölle aufkommen ; denn die Sachen müssen gerade so wie bei der Uzandabahn transito gehen. Deshalb habe ih versucht, eine Linie zu legen, welche keine andere dupliziert, und wenn Sie diese Linie ansehen, die nah Tabora eingezeichnet ist, werden Sie sehen daß dur diese Linie die Linie Muansa— Tabora absolut überflüssig ijt. Wenn Sie die 200 Kilometer ansehen — 159 Kilometer stellen den Wirkungskreis der Bahn dar —, so sehen Sie, daß der nördlide Teil nah Muansa, der südliche Teil na Tabora gravitiert, und \o kann es noch ziemlich lange bleiben. Ebenso is eingezeihnet in die Karte, welche Wirkung es sein würde, wenn die Bahn von Tabora nah Uds@hidschi weitergeführt winde. Ih glaube, daß der Tanganjika dieselbe Wirkung haben würde wie der Viktoria Nyanza, einmal eine Verlängerung des Sammelbeckens der Bahn, daß das Küstenland und ein Teil des belgischen Congolandes ershlossen würde, ferner habe ih eingezeihnet, daß durch die Korrektion des Nufiji, die hoffentlih möglih ist, der ganze Südbezirk ershlossen werden fann. Diese ganzen Bahnen machen keineswegs eine überaus große Summe aus, wenn wir sie in den nä&sten 20 Jahren leisten, dann wird auch das Schußtzgebiet innerhalb dieser Zeit wie bereits vorher in der Lage sein, diese Summe aufzubringen, und wir werden eine Bahn nah der anderen bauen können, und ich kann nur an alle diejenigen, denen der koloniale Bahnbau wirklih am Herzen liegt, die Bitte rihten, ihre Spezialwünsche nunmehr zurückzustellen und der Regierung zu folgen. Ich glaube, daß an einer Verzögerung des kolonialen Bahnbaues mindestens ebenso die Kolonialfreunde, die sich nie über eine Linie haben einigen können, {huld sind, als eine Vergeßlichkeit oder Zögerung der Regierung. Meine Kenntnis der darüber er- wacsenen Akten gibt mir diese Ueberzeugung.
Die Taborabahn hat aber noch eine andere Bedeutung. Tabora ist die einzige wirkliche, große Stadt im Innern, es hot 40 000 Ein- wohner, ein \tädlisches Gemeinwesen, eine sehr intelligente, arbeits- fähige Bevölkerung, wie Sie daraus sehen, daß die Pflanzer von Usambara diese Wanyamwesi haben wollen. Dabei sind die Leute Flug, selbstbewußt, ziemli gut bewaffnet, und gerade daher ist die Möglichkeit einer - kommenden Gefahr für den deutschen Besißstand außerordentli groß. Die Wirkungen eines Aufstandes im Innern dieses Landes, welcher ungefähr 1 Millionen stammyerwandte Leute ergreifen würde, könnte ih mir gar nicht vorstellen; es würde wie beim Verlust des Sudan, der 13 Jahre den Engländern die größten Schwierigkeiten verursacht hat, und nur mit Hilfe von Bahnen \{ließlich wieder zurückgewonnen werden können. In der Budgetkommission habe ih bereits darauf hingewiesen, daß die Regierung ihr Eisenbahnprogramm daïauf beshränken wid, wirtshaftlich rentable Bahnen vorzuschlagen. deren Wirt schaftlichkeit so nachgewiesen werden kann, daß nach ver- ständigem Ermessen eine Belastung des Reichs mit erhöhten Zuschüssen ausgeschlossen ist. Dieses Programm ist hier eingehalten. Die Ver- längerung der Usambarabahn und die Togobahn sind hinsichtlich Kapital und Zinsen dur die Patverträge sichergestellt. Die Kamerunbahn kann bei dem ausgedehnten Handel des Südbezirk's und den großen Schäßen, die doriselbs sind, in dieselbe Kategorie gerehnet werden. Für sie sprehen aber noch andere wirtschaftliche Gesihtépurkte, von denen meines Erachtens die Zukunst des ganzen Südbezirks abhängt und die ih bereits in der Kommission aus- führlih erörtert habe. Für die Rentabilität der Taborabahn gibt die weit ungünstiger situierte Ugandabahn einen sicheren Anhalt,
Zweite Beilage
Ï
Berlin, Mittwoch, den 18. März
ebenso aber süßen die steigende Richtung der allgemeinen Finanzen: des ostafrikanishen Schupgebiets und die aus der Bahn sich ergebende Möglichkeit der Erhöhung der fiskalishen Intraden das Reich vor jeder Belastung. Auch darüber behalte ih mir vor, Ziffern beizubringen. Der Sicherheit halber sind jedoch überall die Bauzinsen in die Anlage- summe einka!kuliert und. von den Kolonien deshalb erst nach und nah mit zu verzinsen und zu tilgen.
Noch ein Wort hinsitlich der Südbahn in Südwestafrika. Sie ist nit nur eine strategishe Bahn, obglei sie aus militärishen Rücksichten, zur Verminderung der Schußtruppe und der Kosten der Transporte, angefordert ist und aus dieser Verminderung der: Shuß- truppe vollständig abgeschrieben werden kann. Aber sie wird den für die Wollproduktion geeigneten Südzipfel besiedelungs- und produktions- fähig machen. Dort sind die Produktionskosten heute so enorm, daß fle diejenigen auf - den Schultern der Neger - in Ostafrika um das Doppelte übertreffen. In Ostafrika kann man rechnen: bei 40 Tagelohn 20 Kilometer Tagesleistung, 33 Lasten von 60- Pfund auf die Tonne, 1 Tonnenkilometer kostet 66 4. Jn Südwestafrika kostet heute per Frachtfahrer der Tonnenkilometer noch 1,20 6 Daß es un- möglich ist, bei einem Transportlohn, der doppelt so hoch ist als bei Transport auf den Schultern von Menschen, Futterstoffe, Nahrungs- stoffe, Baumaterialien usw., in dieses Gebiet zu bringen, sowie Wolle und dergleichen zu exportieren, liegt auf der flahen Hand.
Die Verbindung mit der Nordbahn in Südwestafrika hat der Herr Referent angeschnitten. Hier habe ih aber geglaubt, mit Rück- sicht auf die Bahnlinie; Karibib—Windhuk, die selbstverständlih um- gebaut werden muß, ehe eine andere Bahn wirksam sein kann, und darauf, daß die Swakopmunder Landungsverhältnisse noch nit geklärt sind, ferner mit Rücksicht darauf, daß ih mich unmittelbar nah der Tagung dieses hohen Hauses selbst an Ort und Stelle begeben will, die Vorlage verschieben zu sollen.
Meine Herren, wenn Sie die Vorlage annehmen, werden Sie erreichen, daß Deutschland in seinen Kolonien niht mehr sehr wesent- lích hinter den anderen zurückbleibt, Sie werden eine große Ent- wicklung dieser sämtlichen Kolonien erleben können; Sie werden die Sicherheit des Besihstandes des Deutschen Reichs, die ohne solche Bahnen immer eine sehr problematische bleiben muß, ohne Erhöhung der Militärkosten, ja, mit einer Verminderung derselben durhscten ; Sie werden die Früchte ernten, welche eine mit warmem Herzen unter großen Schwierigkeiten begonnene, manchmal verlästerte, {ließli als nôtig anerkannte Kolonialpolitik mit Recht verdient. Und Sie werden das tun, ohne Präjudiz für die gesamte Finanzlage des Reihs und mit der sicheren Aussicht, daß die Opfer, die bisher gebraht worden sind, zwar nicht heimgezahlt, aber für die Zukunft vermieden werden.
Indem das Nähere den Beratungen der Kommission vorbehalten werden muß, exbitte ih für diese Vorlagen Ihre- freundliche Auf- nahme. (Beifall) i ' “N h
Abg. Freiherr von Richthofen (kons.): Wenn“ man bis nach Mitternacht hier gewesen und am Vormittag {hon wieder in den Kommissionen S hat, so kann man au eine Rede zu diesem Thema nicht gründlih vorbereiten. Ich will daher jeßt nur einzelne einleitende Bemerkungen geben. Die Budgetkommission hat sich, solange ih ihr angehöre, noch nie so gründlich mit den Schußgebieten beschäftigt wie die8mal, und während früher manhmal in ret unerquickliher Weise persönlihe Fragen erörtert wurden, trugen die Verhandlungen diesmal einen außerordentlih ernsten, sachlichen Charakter. Fch glaube deswegen, daß wir die Kommissionsvo: schläge gut haben vorbereiten können, und wenn wir das getan haben, so muß ih be- sonders anerkennen, daß der Chef -der Kolonialverwaltung in aus- giebigster Weise Auskunft erteilt hat. Ec hat dabei gzzeigt, daß er ein Mann von energisher ‘Initiative ist, und ih als alter Verwaltungsbeamter weiß, daß ‘es, wênn man etwas vor si bringen will, besser ist, etwas Bestimmtes zu wollen, als immer das Richiige zu wollen. Es mögen Fehler vorgekommen sein, aber fie werden dur den ernsten Willen, vorwärts zu kommen, entschuldigt. Kulturelle und nationale Gesichtspunkte durchzogen den Vortrog des Chefs der Kolonialverwaltung. Fch will noch ein Wort über die Missionen sagen. Solange die christlihe Kirche \ih ibrer selbst bewußt ist, wird und fann sie nicht von der Mission lassen. Die Kirche muß aber niht bloß christiani- sieren, sondern au fultivieren, und da geht es nicht ganz ab ohne Reibungen; Konflikte ergeben \sich dabei von selbst. Die Missionen werden aber, ohne es zu wollen, zum Anwalt der Eingeborenen, und dadurh werden se Partei. Das Stichworkt, das sih durch die ganzen Kommissionsverhandlungen z0g: „Der Ein- geborene ist der wertvollste Besiy in den Kolonien“ ist vollkommen rihtig. Wie haben den Eingeborenen zu erziehen und zu erhalten, das bleibt unsere Aufgabe vom christlichen, vom menf{chiichen und besonders auch vom nationalen Standpunkt. Aus Wilden müssen wir Menschen machen. Meinetwegen sollen sie Wilde sein, wenn sie auch -hon Fortschritte gemacht haben. Dazu gibt es Mittel und Wege. Der eine ist, pon wir sie vor Schaden bewahren, nämich vor dem Alkohol. Ih kann nur der Hoffn-ng Ausdruck geben, daß in der Alkoholfrage auf internationalem Gebiete noch weiteres geschehen wird. ch hoffe, daß die gestellten Anträge angenommen und wir weitere wohltätige Wirkäangen davon zu verzeihnen haften werden. Die Ge- fahr dec Ausbreitung der Scslafkrankheit in Ostafrika is wirksam von einem Deutschen, von unserem berühmten Landêmann Koch, be- fämpft worden ; wir können stolz darauf sein, folche Männer zu Landsleuten zu haben. Die wichtigsten Fragen find die Er- ziehung der Eingeborenen zur Arbeit und die 4 eziehungen zum Land- besizg. Die Erziehung zur Arbeit ist eine der s{chwierigiten Aufgaben, aber sie m u ß gelöst werden, und ohne Zwang kann sie es nicht, wenigstens nicht ohne indirekten Zwang, indem man die Ein- geborenen zu Kommunalleistungen, ¿U Steuern heranzieht. Es gibt au einen direkten Zwang, der zum Teil auch geübt worden ist, aber do nur vereinz-lt anwendbar ist. Es muß dahin gebracht werden, daß wir den Eingeborenen zeigen, doß [es în ihrem eigenen Interesse liegt, zu arbeiten. Es müssen Arbelterkommissare bestellt werden; die allgemeinen Verwaltungsbezirke müssen in der Lage sein, A1beiter anzugeben. Die Arbeite:kommissare dürfen nur dort Arbeit ver- mitteln, wo die Plantagen sonst keine Arbeiter finden, den Arbeitern muß Wohnung — von Palästen ist natürlih niht die Rede — und ausreihende Nahrung gewährt werden. Ich freue mich, daß mit der Ausführung dieser Pläne alsbald vorgegangen werden soll. Neben den Negern, welche erst zur Arbeit erzogen werden müssen, gibt es chon jeßt kleine Negerkulturen, Negeransiedlungen, die “wir hegen
und pflegen müssen, die wir in jeder Weise zu fördern haben,
zuni Deutschen Reichsanzeiger und Köñiglih Preußisch M 67. 0
den Sie
für ‘uns
lichen ja ihre
Kommissi geseßzt w verlangt.
bleiben.
ferneres \ Kolontalr von Kolo
Kolonien
sie ‘von
weisung
gung dar
gesunken.
Innere
wir ganz
nehmen, widerspri
worben.
werden. steuer. unberecht
schaffte,
bauen.
Negern.
sehr verb
daß eine
nalistentr
Damit ‘ ift eine gro freigewaht worden. I Europä-rn vorbehalten , ‘und da wünshe ih schon jeyt, daß auh Kleinbesiß und Plantegenbesiß gleihmäßig Die deutschen Auf | die bezüglihe Eingabe zer Farmer will i gehen; aber i i ; ß ' in jeder Weise berücksihtigt werden, soweit’ das mözlih ist. Der deutsche Farmer ist der Landwehrmann, der wird den Ersatz bringen, der wird die Etappen machen, er wird das Land ‘erst vollends
das ifft einstweilen noch Zukunftémusi
Kodifikation h Eine solche \ta:re Kodifikation hat um so weniger Sinn, je mehr dort
eine allmählihe Umbildung der Begriffe zu einer Entwicklung nah der modernen Seite hin sich vollzieht. der Trennung von durhführbar, dazu fehlt es hon an übertreiben,
li tis jeßt keine Rede sein kann; d nÿs- weise Reich3garantien bis auf weiteres noh unentbehrli sind. Der Redner wendet sh sodann zu dem Ergänzungsetat und bespricht die einzelnen vorgeschlagenen Eisenbahnlinien und ihre wirts{aftlihe Und \trategishe Bedeutung ; sein endgültiges Urteil über diese Bahnen behält er sih bis zur Spezialbetatung vor und beantragt die Ueber-
Abg.
Kolonien, ordentlich günstig vollzogen hat. Auch die kleinen Kolonien der Südsee haben ih günstig entwitckelt ; die Reichszushüsse sind überall
werden hoffentlich der Kolonie zum sekretär hat ih in der Kommission und hier sehr eingehend mit der Eingceborenenfrage beschäftigt. Als wir in die Kolonie kamen, fanden
Uns verdanken sie gewissermaßen ihre Existenz. l müssen wir auch die geistige Entwicklung der Leute in die Hand
keiten führen. l günstigen finanziellen Verhältnissen in der aber nicht übersehen werden, da
den Ausfütrungen des Staatssekretärs niht folgen. z. B. können die Farbigen nur unter rihtiger Anleitung der Weißen Gerade dieses Produkt wird uns volkewirtschaftlih weiter- bringen in Ostafrika. Die Neger müssen ja zur Arbeit erzogen werden, aber fo fe do nit, als von ihnen behauptet wird. Unsere Weißen erweisen ih im großen und ganzen jeßt sehr wohlwollend gegenüber den
Weißen verallgemeinert; die Verhältnisse haben
en Staatsanzeiger. 1908.
Tatsählich haben wir in gewissem Sinne bisher eine “ vérfehlte Kolonialpolitik getrieben, E3 i} ein Triumph der fa der leßten Zeit, daß mit
die nicht im deutshèn Interesse lag.
dlungsgesen a erträge zustande ‘gekommen sind. e Menge von Land für kleine Ansiedlungen Der größte Teil des Areals ift freilih den“
gefötdert werden. Kleinsiedler sollten noch mehr Ben werden.
hier niSf ein- ch der Hoffnung hin, daß ie Ehiriche
ch gebe mi
erobern. Der Redner! verbreitet sih dann über "den
Plantagenbau im einzelnen und über die Viehzucht, insbefondere die Schafzuht, und fährt fort : Alle diese Bestrebungen muß die Verwaltung, Eine ‘verständige Politik kann auch sehr wohl in den Kolonien all- mählich Einnahmeguellen entwickeln. seuer unter den obwaltenden Umständen, wenn au einer Steuer, so do eine gerechte Steuer; ihre Erhöhung wird \ich nur ‘allmählîch empfehlen.
nahmequellen vorhanden. Vorteilen vom Staatssekretär M geschildert worden; aber
soweit irgend mögli, aufs fkrâftigste unterstützen. Die Hüttensteuer ist als Kopf- h nicht das Sort
Es sind aber sonst noh zahlreihe Eins Die Eisenbahnen sind in ihren wirtschaft-
Die Wertzuwachssteuer hat
Berechtigung, aber mehr als Kommunalsteuer, und die
Kommunen sind dort noch nicht weit genu entwickelt. Die Interefsen der Schwarzen dürfen nicht vernachlä)sigt werden.
Es ift eine on zum Studium der Rechtsgebräuche der Schwarzen ein- orden. Nun wird eine Kodifikation des Eingeborenenrechts Ih halte dieses Verlangen für unberehtigt; eine solche {haft aus flüssigen Verhältnissen leiht fstarre.
Cine {nelle Durhführung Jurisdiktion und Administration ist auch nicht Personal ; man darf da nicht die Aufgabe muß wesentlih der Zukunft überlassen Aber die Vorbereitungen dazu müssen getroffen werden,
und soweit die beantragte Resolution dics im Auge hat, kann ih ihr zustimmen. Die Gestaltung der Kolonialverwaltung ist ein
ehr wihtiges Thema. Hoffentiih haben sih die neuen äte bewährt. sind zwei verschiedene Kategorien
Jeßt : r nialbeamten in der Ausbildung begriffen, die eine knüpft
an das Van ne Institut, wo mehr das Praktische gelehrt wird, die anderean Ÿ Vordergrunde steht. darüber Ausdruck, daß es gelungen ift, in Hamburg, zum Teil au unsere Anregung, größtenteils aber aus der bewährten alten ham- burgishen Bürgerinittative heraus ein solches Institut wie * die Kolonialakademie zu schaffen; auf beiden Wegen wird es gelingen, eine wirklih tüchtige Kolonialbeamtenschaft zu gewinnen. finanziellen Seite stehen wir mit der ganzen Etatsbehandlung unserer Mir scheint mit dem Programm des neuen Statißsekretärs im wesentlichen der richtige Weg eingeschlagen zu sein; es wird mit der get dahin kommen, da auf dieje Wise die auf eigene Füße gestellt werden. Dazu
wo mehr der Jpcachlihe Unterriht im
erlin an, meiner besonderen De
Ich gebe
Nach der
heute an einem Wendepunkt.
selbständig gema gehört auch, da wovon natür-
Kolonien finaniie
den Reichsfinanzen unabhängig werden, ie Mee e beziehu
des Nachtragêetats an die Bud etkommission.
Dr. Arning (nl.): Ih möchte zunähit meiner Befriedi- über Ausdruck geben, daß die finanzielle Entwicklung der insbesondere Togos, ih _ in den leßten Jahren außer-
Wir stimmen dem Vorschlage des Vorredners zu, daß
eine Kommissionsberatung über die Eisenbahnen stattfinden foll. Ge- freut hat es uns, daß der neue Staatssekretär nah Ostafrika gereist
ist, um wirtshaftlihen Verhältnisse zu unterrihten.
dortigen rehtlihen und Diese Reise in das
der Kolonie war notwendig; die Ergebnisse dieser Reise Staats-
sich persönlich über die
egen gereihen. Der
ungeordrete kriegerische Verhältnisse unter den Stämmen
vor; das Land war verwüstet, und die Eingeborenen waren entrechtet.
Selbstverständlih
soweit es mögli
ist, und es nicht unseren Interessen cht. Zu dem Zwecke müssen wir Schulen gründen.
er
Staatssekretär erhofft von sanitären Einrichtungen eine Vermehrung der Bevölkerung. In dieser Beziehung ist schon vieles geleistet worden, zum Beispiel in der Bekämpfung der ( i der Swlaskrankheit hat sich der Geheime Nat Koch große Verdienste er-
Malaria. Um die Bekämpfung
Mit der Behandlungsart der Eingeborenen, die der Staats-
sekretär vorgeschlagen hat, kann ih mi einverstanden erklären. Bei der Anwerbung von Arbeitern muß mit der größten Vorsicht verfahren
Ein Mittel, die Leute zur Arbeit zu erziehen, ist die Hütten-
Fch persönlich halte eine Kopfsteuer für rationeller. Eine
igte Erhöhung der Hüttensteuer würde zu Unannehmlich- Hoffentlih gelangen wir durch den Bahnbau zu Kolonie. Es darf die Weißenkultur mehr Werte Ich kann in dieser Beziehung
als die Negerkultur. Baumwolle
Die Qualitäten find do.t ganz S aul fin
Man hat einige gewiß nicht wegzuleugnende Delikte der O seit 10 Jahren essert. Die Besiedlungsmöglichkeit der Kolonie ist unt-r-
{äßt worden. Namentlich die hochgelegenen Tropengegenden lassen ih durch Weiße befiedeln, wie das Beispiel Südamerikas gezeiut hat. In Ostafrika ist vor allem der Norden besiedlungsfäbig. Abnehmer für die Erzeugnisse ¡
Hauptsache nur die Europäer sein, was auch Australien bestätigt. Der Redner äußert sich sodann zustimmend zu den vorliegenden Resolutionen, bemerkt allerdings bezü lich der Resolution Hompesch,
in den Kolonien können în der
Revisio: s- oder Berufungsinstanz im Deutschen Reich kaum
geschaffen werden könnte wegen der damit verknüpften Umständlih-
eiten und Kosten. | Abg. Dr. Spahn (Zentr.) spricht so leise, daß er auf der Jour-
ibüne nur hin und wieder zu verstehen ist. Er führt aus,
ée Sat mtd S T r S eri M c Er: