1866 / 105 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Kriegs - Ministerium.

Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 19. April 1866

betreffend dieErhöhung der(Kriegs-)Verpflegungs®-

Etats ciner Ersayg-Batterie resp. einer Festungs®-

Artillerie-Compagnie um einen Lazareth-Gehülfen,

so wie die Verhältnisse sämmtlicher Lazareth-Ge-

hülfen des mobilen (Kriegs-) Standes der Armee überhaupt.

Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich, daß der in den bezüglichen (Kriegs8- ) Verpflegungs-Etats einer Ersaz-Batterie resp. einer Festungs-Artillerie-Compagntie angegebenen Stärke ein Lazarethgehülfe hinzutrete und daß auf die Verhältnisse dieser, sowie überhaupt sämmtlicher Lazaretb - Gehülfen des mobilen (Kriegs-) Standes der Armee die Bestimmungen Meiner Ordre vom 11. Ja- nuar dieses Jahres analoge Anwendung finden. Das Krieg®- Ministerium hat biernah das Weitere zu veranlassen. Berlin, den 19. April 1866.

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(gez.) Wilhelm. (ggez.) von Roon.

An das Kriegs - Ministerium. Vorstehende Allerhöchste Kabinets-Ordre wird mit nachfolgenden Erläuterungen zur Kenntniß der Armee gebracht :

1) Die in der Allerhöchsten Ordre vom 11, Januar d. J- ge- dachten Ernennungen und Löhnungssäge finden die be- siandene resp. »gut« bestandene Prüfung vorausgesezt 1m Kriegszustande lediglich nach Maßgabe der zurückgelegten aktiven Dienstzeit Anwendung. Die im Beurlaubten-Verhältniß zuge- brachte Zeit bleibt hierbei außer Betracht.

2) Die Lazareth-Gehülfen der auf dem Feld-Etat stehenden Trup- pen und Feld-Lazarethe erhalten , statt des sub pos. 4 der Allerböchsten Ordre vom 11. Januar d. J. gedachten freien Mittagstisches, die freie Viktualien-Portion, ohne den bishe- rigen Löhnungsabzug dafür zu erleiden. E Bei den Feld- Lazarethen erbalten die Lazareth - Gehülfen auch ferner die dort bisher etatsmäßig gewesene Löhnung sofern dieselbe nach Vorstebendem nit auf eine böbere Löhnung An- spruch haben. i Berlin, den 23. April 1866.

Kriegs-Ministerium, Allgemeines Kriegs-Departement.

D. Bob bielsli, v. Wedell.

(Sw)

Personal - Veränderungen in der Armee.

Dffiziere, Portepee : Fähnriche 2c. A. Ernennungen, Beförderungen un® Versetkungen. Den 28. April.

v. Radecke, Rittmfsir. à la suite des Litthauischen Drag. Regts. Nr. 1

Prinz Albrecht von Preußen) unter Belassung in seinem Verhältniß als persönlicher Adjutant des Prinzen Albrecht von Preußen Königliche Hoheit Bruders Sr. Mazj. des Königs), zum Westfäl. Drag. Reg. Nr. {/ à la

zuite def. verseßt. Beamte der Militair- Verwaltung. Durch Verfüguna des Kriegs-Ministeriums. Den 23. ApriL Schindler, Zahlmstr.-Aspirant vom 2. Bat. 1. Oberschles. Jnf. Regts. Nr. 22, zum Zablmftr. 2. Klasse beim 2. Landw. Ulanen-Regt. ernannt.

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Nichtamtliches.

Preußeu. Berlin, 5, Mai. Se. Majestät der König besichtigten heute auf dem Exerzierplay binter dem Carlégarten das Garde - Pionier - Bataillon und das Kaiser Franz Garde - Grenadier Regiment Nr. 2.

Darauf ertheilten Allerhöchstdieselben dem Rittergutsbesigzer iFrei- herrn von Heinze aus Holstein, sowie dem General-Major und Ge- sandten in Cassel von Roeder Audienzen und nahmen den Vortrag des Kriegs-Ministers und Militair-Kabinets entgegen. Später dbe- gaben Se. Majesiät Allerhöchstsich ins Auswärtige Ministerium un® empfingen dort den Vortrag des Grafen von Bismarck.

Die Depesche des Herrn Grasen v. Bismarck an preußischen Gesandten in Dresden vom ‘27, April lautet -

Aus den Aeußerungen des Königl. \sächsishen Herrn Mini- siers der auswärtigen Angelegenheiten, welche Ew. 2c. wiederholt berichtet haben, hatten wir bisher entnehmen müssen, daß das

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österreichishe und \Ächsi}

der sächsishen Regierung im Falle eines zwischen

ausbrechenden Konsflikts die Neutralität v. Beust hat es als seine eigene Ansicht ausgesprochen, daß diese Neutralität anf das Strengste innegehal- ten und nach keiner Seite hin verlassen werden dürfe. Zugleich hat er den Bundesstandpunkt als für Sachsen allein maßgebend bezeichnet, und es sich sowohl in seinen hierher gerichteten, wie in den am Bundestage abgegebenen Erklärungen zur besonderen Auf- gabe gemacht, nachzuweisen, daß dieser Bundesstandpunkt einen Krieg unmöglich mache, und daß die Institutionen des Bundes, namentlich des Art. R1. der Bundesakte, hinreichende Mittel dar- bôten, um eine Spannung zwischen Bundesgliedern auszugleichen, und einen Konflikt zu verhüten.

In einem {wer zu lösenden Widerspruch hiermit stehen die Nachrichten, welche uns über die nichts destoweniger in Sachsen stattfindenden Rüstungen und Kriegsvorbereitungen zugehen, und welche uns nicht darüber in Quveifel lassen, daß die ganze säch- sishe Armee allmälig auf vollen Kriegs8fuß geseßt werde, und daß dies Verhältniß namentlih durch die angeordneten und zum größeren Theil bereits effektuirten Pferdeankäufe, bei der Artillerie bereits vollständig, bei der Kavallerie nahezu erreicht ci.

Die Natur unserer gegenwärtigen Beziehungen zu Oester- reich und die geographische Lage Sachsens erlauben uns nicht, diese Vorbexeitungen und Rüstungen unbeachtet zu lassen. Wir fönnen es nicht gleichgültig anschen, wenn in cinem solchen fkriti- {en Augenblicke ein Staat , dessen Haltung von Bedeutung für beide Theile ist, Maßregeln trifst, welche nur einen Sinn haben, wenn die Neutralität aufgegeben werden soll. Dazu fommt zu meinem Bedauern muß ich es aussprehen daß die bis- herige Stellung der Königlich sächsischen Regierung und der in der sächsischen offiziösen Presse sich fundgebende Geist der Feind- seligkeit gegen Preußen uns kaum cine andere Annahme erlaubt, als daß diese Rüstungen gegen uns gerichtet seien.

Diese Erwägungen werden es rechtfertigen, wenn wir die Königl. sächsische Regierung um Aufklärungen über ihre Kriegs- vorbereitungen angehen.

Auf Befehl Sr. Majestät des Königs habe ich daher Eu. 2c. ergebenst zu ersuchen, von dem Freiherrn von Beust mündlich, aber amtlich \sich die geeigneten Aufklärungen über den JZueck die- ser Rüstungen zu erbitten. Ew. 2c. wollen ihm dabei zugleich andeuten, daß, wenn diese Aufklärungen nicht in befriedigender Weise gegeben und die vorgenommenen Rüstungen nicht abgestellt werden, Se- Majestät der König genöthigt sein würden , ent- sprechende militairische Maßregeln Sachsen gegenüber anzuordnen.

Indem ih einer baldigen gef. Rückäußerung entgegensehe, ermädtige ich Ew. 2c. zugleich, diese Depesche dem Königl. \ächsi- hen Herrn Minister der auswärtigen Angelegenheiten in ihrem vollen Umfange vorzulesen und, wenn er es wünschen sollte, sie auch in seinen Händen zu lassen. (gez.) Bismar ck.

Die »Spenersche Ztg.« enthält folgende Mittheilungen über he Kriegs8rüstungen :

Aus Oberschlesien vom 4. Mai: Nach Nachrichten aus Trop- pau sind die Urlauber der drei Bataillone des Regiments Franz Joseph daselbst bereits eingefleidet und unter Waffen. Ein Theil derselben hat gestern Nacht die Stadt verlassen. Die außerdem daselbst eingekleideten Urlauber des 4. und 11. Jäger - Bataillons, so wie diejenigen der Ar- tillerie find in einzelnen Abtheilungen nach Prag dirigirt. Gestern Abend ging eine Schwadron des Husaren-Regiments Nicolaus unter 4 Offizieren per Eisenbahn durch Oderberg nah Theresienstadt. Die anderen Esca- droné des Regiments folgten gestern in der Nacht und heute ruh, - Die ganze österreichishe Armee wird mobil gemacht. Die ältesten Jahrgänge werden eingezogen.

Aus Halle, vom 3. Mai:

Programm | Preußen und Oesterreich sein werde. Der Frhr.

: Seit mehreren Tagen gehen bedeutende Pferdetranéporte auf der Eisenbahn nach Leipzig. Dem Anscheine nach sind die Pferde im Hannöverschen und in Jütland aufgekauft. Sie wer- den in Wagen der hannöverschen und braunschweigischen Bahnen beför- dert und gehen dem Vernehmen nah durch Sachsen nach Oesterreich.

Aus Leipzig vom 3. Mai: Am 1. d. M. sind neue Urlauber für das hier stehende Schügen-Bataillon eingetroffen. Jn der leyten Woche haben Kommandos der Kavallerie-Regimenter die bei den hiesigen bekann- ten Pferdehändlern angekauften Pferde in Empfang genommen. Die Pferdelieferungen dauern fort.

Mecklenburg. Schwerin, 4. Mai. (Mecklenburg. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist gestern Nachmittag von Rostock hierher zurückgekehrt, Jhre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin-Mutter Abends von Ludwigslust wieder hier eingetroffen.

Hessen. Darmstadt, 3. Mai, (Darmstädt. Ztg.) Jhre Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Carl sind heute Vormittag von Gießen resp. Schwerin wieder in hieslger Residenz eingetrofsen.

Frankfurt a. M., 4. Mai. Morgen sindet eine außer- ordentlihe Bundestagssihung auf Antrag Sachsens statt; welches in Folge des lehten Notenwechsels mit Preußen die Ver- mittelung des Bundes anruft,

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Hesterreich. Karlsbad, 3. Mai. (W. Z.) Die Frau Erzherzogin Sophie ist heute hier angekommen.

Prag, 2. Mai. (Dresd. J.) Als bestimmt verlautet, daß gestern Abend die Kirchenparamente der Schchloßkapelle und die Lo- rettoshaykammer, so wie Kostbarkeiten des Kaisers Ferdinand nach Wien befördert wurden.

Pest h, 3. Mai. (W. Z.) Die 67er Kommission hielt heute unter Vorsiy des Grafen Andr ássy eine Sißung, in welcher be- {!ossen wurde, zur Beantwortung der Fragen, welches sind die ge- 15 Mitgliedern bestehende Subkommission zu ernennen. Das Elo- horat dieser Subkommission wird, ehe man an die Detailberathung geht, dem Hause vorgelegt werden. - Die 12er-Kommission hielt heute Rormittag ebenfalls eine Siygung, welche Abends 5 Uhr fortgeseßzt wird. Es handelt sich um die Einreihung der Mitglieder in die noch zu wählenden fünf Kommissionen, deren jede aus ungefähr 80 Mitgliedern bestehen wird,

Triest, 3. März. (W. Z.) Auf der Fregatte »Novara« im Dock zu Pola is ein Brand ausgebrochen, welcher vermuthlich ge - legt wurde. Der Waarentransport auf der Bahn von Pesth nach hier (herwärts) is eingestellt.

Aus Oesterr. -Schlesien, 3. Mai, wird der Schl. Ztg.-« geschrieben: Die Situation wird von Tage zu Tage kriegerischer. Aus allen Ortschaften Schlesiens eilen in diesen Tagen die Beur- laubten nach Troppau, um dort sih zu gestellen. Man hat selbst solche einberufen, die bereits über ihre reglementösmäßige Dienstzeit hinaus sind, wenn sie ihre Entlassung noch nicht erhalten hatten, was bei der Langsamkeit unserer Behörden sih oft auf 2 bis 3 Jahre über den Termin hinaus verzögert, Jn Troppau wird in Folge

meinsamen Angelegenheiten und wie sind sie zu behandeln? eine aus”

dessen eine so große Masse von Urlaubern zusammenkommen, daß |

man sie nur dadurch wird unterbringen können, daß man die Schulen {ließt. Es is bereits auch ein dahin gehender Befehl erlassen. Auch sind zur Beseyung der Grenze {on mehrere Regimenter Infanterie in Anmarsch. Aus Galizien wird ein Jnfanterie-Regiment erwartet,

welches für die Troppauer Gegend bestimmt ist, für Bieliy, Biala

und Oswiecim sind zwei ungarische Jnfanterie-Regimenter im An- marsch, welche die Grenze beseßen sollen.

da man Gelegenheit hatte, die rohen Sitten dieser halbwilden Nation bei ihren Durchzügen kennen zu lernen.

Lemberg, 1. Mai. Dem »Dziennik pozn.« wird Über die österreichischen Rüstungen unter vorstehendem Datum geschrieben : »Tch habe {on früher berichtet , daß, wie die Artillerie und der

Train, so auch die Jnfanterie - Regimenter wenigstens die hier in Galizien stationirten , auf Kriegsfuß gestellt worden sind. Die be-

treffenden , den Regiments - Commandeuren \chon vor vier Wochen zugekommenen Befehle sind ießt in Folge telegraphischer Weisungen des Kriegsministers zur Ausführung gebracht. Lemberg is der Sam- melyunkt für die jeyt einberufenen Urlauber und Reservisten der zum Lemberger Wehrbezirks-Rayon gehörigen Regimenter. Täglich treffen daher bedeutende Transporte Soldaten theils zu Wagen , theils zu Fuß ein. Heute) ist der legte Gestellungs - Termin für sämmtliche Urlauber des hier stationirten Infanterie - Regiments »Martini«. - Seit Tagesanbruch ziehen daher shaarenweise die Ur- [lauber dieses Regiments herbei. Die hiesige Militair - Verwaltung erwartet einen sehr bedeutenden Zufluß von Truppen, da außer den Urlaubern neue Truppen - Abtheilungen aus der Bukowina und Siebenbürgen eintreffen sollen. Für jezt sind 6000 Mann in Quartieren unterzubringen. Da die vom Magistrat zu beschaffenden Privat-Quartiere niht ausreihend sind, Citadelle zu diesem Zweck geräumt worden. Die Jäger und die Infanterie, welche dort untergebraht waren, wurden einstweilen in en umliegenden Dörfern einquartiert. Ein Theil dieser vorgestern einquartirten Jäger wurde gestern plöylih zusammengezogen und per Eisenbahn nach Westen befördert. Die Kasernen in der Cita- delle füllen sich täglich mit von allen Seiten heranziehenden Ur-

[aubern.

Schweiz. den Cantonen Genf und

Bern, 2. Mai. Seit einigen Tagen finden in Waadt, sowie im Berner Jura, so mel- det man der »Köln. Ztg.« aus zuverlässiger Quelle, für Rechnung der französischen Regierung große Pferdeankäufe statt. Ebenso wer- den in dem Canton Wallis, ganz wie zur Zeit des Krimkrieges und des lehten italienischen Krieges, von italienischen Händlern alle dort vorräthigen Maulthiere und ganze Heerden von Schafen angekauft, und endlih geht aus Genf die Nachricht zu, daß in der Nähe von Lyon bei Satbonay Vorbereitungen zu einem großen Feldlager ge- troffen werden, welches aus drei Divisionen unter dem Befehle des

Generals Montauban bestehen fol.

Belgien. Brüssel, 3. Mai. Das Abgeordnetenhaus hat Heute die Discussion der Wablreform- Vorlagen unterbrochen,

um einen mehrstündigen Vortrag des Justizministers Bara anzuhören, der zur Antwort auf eine Juterpellation des Hrn Funck die Ge- \chichte der Mißbräuche in den dur idiengesey ab- geschafften Spezialverwaltungen der beleuchtete ;

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Man sieht diesen Regi- mentern aus Ungarn gerade nicht mit besonderer Freude entgegen,

so ist die ganze biesige |

\{ließlich wurde nah langer, bewegter Sizung die Fortsezung der Debatte auf morgen vertagt. Hr. de Broukère und mit ihm eine Reihe Mitglieder beider Parteien haben einen Geseyentwurf eingebracht, der die Gewährung einer Million Francs als Zuschuß zu dem eventuellen Ertrage der National-Subscription für das Denk- mal des Königs Leopold I. beantragt.

Großbritaunien und Jrland. London, 3. Mai. Der Prinz von Wales hielt gestern statt der Königin ein Lever im St. James-Palast. Es fanden gegen 170 Vorstellungen statt, welche gp mit Vorstellungen vor Jhrer Majestät selber sein sollen.

Der Verein Literary Fund (zur Unterstüßung von Schrift- stellern) vereinigte sih gestern unter Vorsiy von Lord Houghton zu dem jährlihen Bankette. Gegen hundert Mitglieder nahmen an dem Festmahle Theil.

In der gestrigen Sigung des Unterhauses beantragte Chambers die zweite Lesung der »Marriage with a Deceased Wife’s Sister Bille, d, h. eines Entwurfs, der den Zweck hat, die Ehe mit einer Schwester der verstorbenen Gattin zu legalisiren, Gegenwärtig wird eine solche Ehe vom englischen Geseß nicht anerkannt, Kinder aus solcher Ehe sind in den Augen des Gesehes Bastarde und ohne Erbrecht. Troßdem find viele solcher Ehen von britisen Unterthanen im Auslande geschlossen worden, und eine von Lord Lyndhorst 1835 erwirkte Parlamentsafkte gab den bis dahin im Auslande geschlossenen Verbindungen aus Rücksiht darauf, sagt man, daß unter den so Vermählten ein sehr begüterter Herzog war

die Jndemnität, legalisirte sie, erklärte aber zugleich) daß das Verbot fortbestehen und jede fünftig wissentlich eingegangene Ehe solcher Art ungültig sein solle. Das Verbot würde in der Erwartung,

daß eine ähnliche Jndemnitätsbill oder die Abschaffung des alten Statuts nach einer Reihe von Jahren wahrscheinli sei, von vielen Seiten übertreten, was jedoch für die Nachkommenschaft böse Folgen gehabt hat. Vor ein paar Jahren ers verloren zwei Geschwister, Sprossen solcher Ehe, durch ge- richtliche Entscheidung ihr ganzes Erbtheil, Seit einer ziemli langen Periode wird fast jäbrlih von einem oder dem andern „Mitgliede eine Bill zur Ab- schaffung des Verbotes eingebracht, aber sie \cheitert bald im Unter- bald im Oberhause, Chambers, der diesmal den Gesehentwurf beantragt, macht unter anderen Gründen den geltend, daß sih das Verbot auf eine Begriffsver- wehslung süße, indem man übersehe, daß die Schwester der Gat- tin zwar eine Verwandte, aber keine Blutöverwandte des Gatten sei. Jn der That verbiete die Bibel die vom englischen Geseh untersagten Ehen nicht. Die Gegner der Bill brandmarkten die vewußten Ehen mit dem starken, aber falshen Wort: Blutschande; aber eine blutshänderische Ver- bindung müßte nicht blos für ungültig erklärt, sondern als entehrendes Ber- brechen bestraft werden. Sie hätten aber nicht die Konsequenz oder den Muth, ein Strafgesez zu beantragen. Er weist endlih auf das Beispiel der protestantischen Länder der übrigen Christenheit hin und auf die

sache, daß selbs in fkatholishen Staaten der Wittwer die Schwester der

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Altar führen und seinen Kindern eine zweite Mutter ; anstatt Stiesmutter, geben darf. Hunt, der die Verwerfung beantragt, deha: tet, daß die Verwandtschaft durch Ankheirathung nicht so leiht genomm werden dürfe; denn erkläre man die Schioester der Gattin für eine ¡eremde, fönnte auch die Ehe mit der Nichte oder Mutter der verstorbenen oder gar der geschiedenen Gattin für erlaubt gelten. Die zahlreichen Vetitionen 1egen die Bill seien ein Beweis von der im Volke berrschenden Meinuna, das das Verbot sch auf das Wort Gottes stüze. Es handle sich h nit darum, den ärmeren Klassen eine Erleichterung zu verschaffen, denn unter 1648 solcher Ehen seien nur 40 von Tagelöhnern und Handwerkern

{lossen worden. Sir G. Grey glaubt, daß die Majorität der Meinun- gen zu Gunsten einer Milderung des Verbots si, und daß er nit gegen die zweite Lesung stimmen werde; aber man sollte die Frage nit immer wieder von Neuem anregen, so lange keine Aussicht zu einer Lösung fich zeigen wolle. Der Aitorney-General bekämpft die Dill ntschieden sie würde das Familienglück, wegen dessen England berühmt und durch das es vor allen Ländern groß sei, untergraben ; sie würde die Abschaffung aller auf die Verwandtschaft gegründeten Verbote rechtfertigen u. f. w. n. f. D (Der Minister des Jnnern sprah für, der Attorney - General spricht das Prinzip der Bill sie ist nämli »offene Frage«4.) Die zweite Lesung

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wird darauf mit 19 Stimmen Majorität; mit 174 gegen 155, verworfen (s o _— c) C e # rf N _— - úItalien. Florenz, 30. April. (Köln. 3.) Zw der geitrigen

Ein Mann, unx dem roeschem alle Vartet- e TFnteresse des Allge- begrüßte den einmüthi ¿erse GSebhrauch; den das

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Kammersizung erhoben sich die Deputirten wie Minister ein Vertrauens-Votum zu geben, det Unterschiede vor der Rücksicht auf das gro meinen wegfielen. Ein donnernder Beifall gen Beschluß der Landesvertretung. Ver

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Ministerium von den ihm ertheilten Finanzvollmachten machen wird, soll die Einführung des Zwangscourses für die Banfnoten set; welche unter den jeßigen anomalen Verhältniffen woßl. gerechtfertigt und zur Vermeidung s{limmer Katastrophen unumgänglich tft. Dagegen giebt man den Plan einer Besteuerung: der ‘italienischen Rente als solcher gänzlih auf. Die Rüstungen nehmen ihren energischen Fortgang. Admiral Persano datte etne Zusammenfuntt mit dem Könige und wird wahrscheinlich im Kurzem: das Ober- fommando der Flotte überneßmen. Weberail bilden fich Camites3 zur Einreihung von Freiwilligen Rußland und Polen St. Petersburg, 2 Mak. Die Ergebenheits-Adreffen und Beglütwünfchungs- Telegramme n e. Mazesi Kaiser laufen nmoch immer voi aller Setten ett.

* Ä Die leßten beiden Nummern der »Nordd. Post« theilem 21 Worts