1866 / 119 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1670

Berlin, 22. Mai. Se. Majestät der König haben Aller- gnädigst geruht: dem Staats-Anwalt Carl Otto Lehmann zu Tilsit dic Erlaubniß zur Anlegung des von des Kaisers von Rußland Majestät ihm verliehenen St. Annen-Ordens dritter Klasse zu ertheilen.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 21. Mai. Seine Majestät de" König begaben Allerhöchstsih heute früh 8 Uhr nah dem Ham- burger und um 10 Uhr nach dem Potsdamer Bahnhofe, um die Stäbe und 1. Escadrons des 11. Ulanen- resp. 6. Kürassier-Regi- ments bei deren Durhmarsch zu begrüßen, und geruhten demnächst die Meldung des General-Lieutenants von Schmidt, beauftragt mik der Fübrung des 11. Armee-Corps, so wie die Vorträge der Hof- marsch{älle, des Militair-Kabinets und des Kriegsministers Nller- gnädigst entgegenzunehmen. : Î

Mittags fubren Allerböchstdieselben nach Schloß Babelsberg, dinirten dann bei Jbrer Majestät der Königin Wittwe in Sanssouci und kehrten nach einem Besuch im Neuen Palais bei Ibren Königlichen Hoheiten den Kronprinzlichen Herrschaften um ? Ubr von Station Wildpark aus nach Berlin zurück.

22 Mai. Se. Majestät der-König saben heut Morgen den Stab und die 1. Eskadron des Z. Husaren-Regiments auf dem Hamburger Babnbofe. Allerhöchstdieselben arbeiteten dann mit dem Mislitalr- Kabinet, dem Cbef des Generalstabes der Armee und dem KriegEminister, und fanden die militairischen Meldungen, bei denen beute die Generale Graf von der Goly, von Hartmann, Keiser, von

Leng®feldt und von Schweinit betheiligt waren, im Beisein Seiner |

Königlichen Hobeit des Prinzen August von Mecklenburg, des Gou- verneurs und des Kommandanten siatt. Es folgten die Vorträge des Staatêsministers von Selchow und des Minister-Präsidenten. Königsberg, M. Mai. Zur Unterstüßung hbülfsbedürftiger Familien der zu den Fabnen einberufenen Landwebrmannschasten bat fch bier cin Comité aus Mitgliedern der städtischen Behörden und Einwobnern der Stadt gebildet. Außerdem bat auch der Patriotise Verein zu gleichem Ywecke cinen Aufruf erlassen. Yosen, 19. Mai. (Pof. Ztg.) Der Probst Jan iszew ski in Koscielec ist an Stelle des emeritirten Kanonikus Cieslinski zum Vikar und General - Offizial der Erzdiözese Posen ernannt worden und bat als solcher bereits den fanonischen Eid geleistet. Fernere

Aenderungen in der QZusammensezung des Posener Konsistoriums sollen bevorstehen.

Breslau, 19. Mai. Auf dem gesiern bier abgehaltenen Kreistage wurde, der »Prov. Ztg. f. Schles.« zufolge, binsichtlih der andlieferungen beschlossen, daß solche niht in natura ausge- rat, sondern die Kosten nach den Steuern repartirt und eingezogen werden sollen; um jcdoch den Dominien und Gemeinden des Kreises Gelegenheit zu geben , sich an den Natural - Lieferungen zu betbeiligen ; sollen die Anerbietungen derselb:-n vorzug8weise berü- ridtiat werden. Da es ferner in der Absicht eines jeden Bataillons- Bezirkeë liegt, cin bis zwei Landwebr-Compagnicen aus Wehrleuten des 2. Aufgebots zum Schugze unserer Provinz einzuziehen, beschlossen die Stände, dem biefigen Landwebr - Bataillon 500 Tblr. als Bei-

bilfe für die Auêrüftung dieser Compagnieen zur Disposition zu

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ellen. Außerdem kam es zur Sprache, daß es in gegenwärtigen |

Zeiten dem Staate erwünscht sein müsse, die Steuern früher als ion zu erbalien; cs wurde daber beschlossen, die Einkommen- und Grundfieuer für das [aufende Jahr im Voraus zu bezablen. Ein

Mitglied der Breslauer Kreisstände hat 200 Scheffel Hafer für die | | wiener Blättern; daß die Seebehörde dem »Tampico« den Gesund» | beitépaß verweigert habe, ist dahin zu verstehen, daß eben, weil die

Truppen gesthenki.

20. Mai. Den Gerüchten gegenüber, welche über die Ein- ficllung Des neuen Börsenbaues in Umlauf sind, kann die »Schles. Jig.« versichern, daß si die betrefsenden Gesellshaftsvorstände ent- binn baben; frinerici Unterbrechung in der Ausführung des Werkes eintreten zu lafsen. Was dagegen den Wiederaufbau des Stadttheaters anbetrifft, so erfahren wir, daß fih demselben insofern Hindernisse entgegenfiellen, als die Geldmittel noch immer nicht be- Gat werden fonnien.

Münfier, 1“. Mai. Das General-Kommando des 7. Armee- corpé mat nah den »Rhcin. BVl.« Folgendes bekannt :

» "In Folge der Allerbowst besoblenen Formation der Landwehr- (Be- iagungs-) Bataillone werden zunäcwst in jedem Landwehr-Bataillons- Bezirk diejenigen Mannstbaften des 1. Aufgebots ecinbeordert respective in ven Stabégquartieren zurückbehaïten, welhe nah Completirung der Linien- Regimenter nov übrig geblieben sind. Sodann werden event. noch die Mannichafien der Klasse § und so : iele aus dem 2. Aufgebot einbeordert, alé zur Formation des Bataillons im der Allerhöchst befoblenen Stärke ersorberlich sind. Hierdurch werden je nach der größeren oder geringeren Zahl ber in den versijiedenen Bataillonébbezirken vorhandenen Wehrleute 1. Auf- groolé event. jüngere oder ültere Jahrgänge des 2, Aufgebots zur Ein- veorb-erung gelangen. Ju cinem Bataillonsbezirk des Armee-Corps (Me- tbe) zien sogar samumtliciie Wehrleute 2, Ausgebots zux Formation Lanvdwegr - Bataillone no© nit aus. Um dem Uebelstande, daß in

énzeinen Bataillonsbezirken altere Jahrgänge von Mannschaften zur Eín-

stellung gelangen, als in anderen Bataillonsbezirken , so viel als möglich vorzubeugen, wird vom General-Kommando eine gegenseitige Ausgleichung zwischen den einzelnen Landwehr - Bataillonen angeordnet werden. Jm Allgemeinen werden hierdurch die formirten Landwihr (Besazungs-) Ba- taillone hinsichtlich der Alteröklassen der Mannschaften namentlich des 2. Aufgebots möglichst gleichmäßig formirt werden. Die Königliche Regierung wird hiervon mit dem Anheimstellen ergebenst benachrichtigt, den Land- rathsämtern entsprechende Mittheilung zugehen zu lassen, um in Folge des Umstandes, daß in den verschiedenen Landwehr - Bataillonsbezirken sehr verschiedene Ulteréklassen einbeordert werden, der Meinung vorzu- beugen, daß in einzelnen Bezirken sehr viel ältere Altersklassen, als in anderen Bezirken, auch zur Einstellung gelangen werden. «

Frankfurt a. M., 20. Mai. Die offizielle Mittheilung über die Bundestags-Sihßung vom 19. Mai lautet:

Ein Bericht des Präsidenten der Komwission für die Aus- arbeitung einer allgemcinen Civil-Prozeß-Ordnung legt der Bundesversammlung das Resultat ihrer Arbeiten in dem des- fallsigen Entwurfe und in den Sihungs - Protokollen vor. Oesterreih erklärt \s\ch mit dem Entwurfe einer deutschen Maß - und Gewichts - Ordnung einverstanden, vorbehaltlich der verfassungsmäßigen Behandlung. Eine gleiche Erklä- rung erfolgt von der Fürstlich liechtensteinishen Regierung. Von den Regierungen von Bayern, Württemberg, Baden, Großherzogthum Hessen, Nassau, Sachsen - Weimar, Sachsen - Mei- ningen und Sachsen-Coburg-Gotha wird ein Antrag eingebracht, es möge an alle diejenigen Bundcsglieder, welche Rüstungen vorge- nommen haben, das Ersuchen gerichtet werden, zu erklären, ob und untex welchen Vorausseßungen sie bereit seien , gleichzeitig und zwar von cinem in der Bundesversammlung zu vereinbarenden Tage an zum Friedensstand zurückzukehren. Die desfallsige Abstimmung soll in der nächsten Sitzung stattfinden. Von der König- lich niederländischen Großherzoglich luxemburgischen Regierung ward der Antrag gestellt: den Bundesbeschluß vom 5. Sep- tember 1839 1vieder aufzuheben und den Austritt des Herzogthums Limburg aus dem Bundesverhältuiß zu genchmigen. Die geschäft- liche Behandlung dieses Antrages soll in einer nächsten Sizung fest- gestellt werden. Cine Erklärung der Regierung von Scbaumburg- Lippe betrifft die- gemeinschaftliche Patentgeseßgebung. Mehrere Vorträge des Militärausschusses binsichtlih des Entschädigungsgesuchs cines bei der Bundesfestung Rastatt beschäftigt gewesenen Bauunter- nehmers, sowie in Betreff der WiederbersteUung ciner Schwimm- \hule sür die biesige Bundesbesaßung werden zur Beschlußfassung einer späteren Sigung vorbehalten, und wird die Verbesserung einiger bulichen Einrichtungen in der Bundesfestung Mainz genel migt.

Desterreich. Wien, 19. Mai, Die heutige »Wiener

| Zeitung« macht folgende Mittheilungen :

Se. K. K. Apostolische Majestät haben von dem patriotischen ner- bieten des in Wien besiebenden Dienstmann - Jnstituts der concessionirten ersten Wiener Stadtträger, bei dem Eintritte kriegerischer Eventualitäten bei der Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung mitwirken zu wollen, mit besonderem Wohlgefallen Kenntniß zu nehmen geruht,

Die K. K. Hofwaffenfabriksfirma B. W. Ohligs Haußmann in Wien hat das Anerbieten gestellt, im Falle des Krieges eine Com- pagnie Freiwilliger mit erprobten Hiebwaffen unentgeltlich zu versehen und auf ihrem Landsiße die Verpflegung entweder von zwei verwundeten Offizieren, vier Unteroffizieren oder sechs Gemeinen unentgeltlich zu über- nehmen.

\ Ein Comité von Jndustriellen und Bürgern in Brünn pat sich die Aufgabe gestellt, mitteln Zeichnung freiwilliger Beiträge die Bestreitung der Gagen und Löhnungen der drei Feldbataillons des Jnfanterieregiments Baron Gerstner im Falle des Ausbruches eines Krieges auf die Dauer einiger Monate sicherzustellen. c L

Triest, 19. Mai. Wie die »Tr. Ztg.« meldet, sind heut früh die mexikanischen Freiwilligen, welche bisher noch auf dem »Tampicoa« waren, ausgeschifft worden. Die telegraphische Mittheilung von

Abfahrt nicht gestattet ist, das Boot keine Schiffspapiere erhalten

| bat und nit ausflarirt worden ist.

Graz, 17. Mai. (W. Z.) Heute fand bei dem Statt- halter abermals eine Besprehung in Angelegenheit der Errichtung eines steiermärkishen Freicorps statt, bei welcher die Aller- höchste Entschließung mitgetheilt und beschlossen wurde, nunmehr unter Beiziehung der vorgeschlagenen neuen Mitglieder zur definitiven Konstituirung, - Wabl des Obmannes, seines Stellvertreters u. \. f.

zu \schreiten. Pesth, 18. Mai. »Magyar Vilag« bringt zu seiner vor-

gestrigen Mittheilung über die Berathung der Siebenbürger wesent-

liche Berichtigungen, welchen zufolge Ocsvay die sofortige Einfüh-

| rung des Judexcurialconferenzelaborats in Siebenbürgen, und

Trauschenfels die Exmittirung einiger siebenbürgischer Deputirten wünscht, damit sie diejenigen Geseße zusammenstellen, welche Sieben- bürgen beizubehalten verlangt.

Wie der »Lloyd« mittheilt, findet morgen eine Plenarsißgung der ungarish-kroatischén Deputation statt.

Schweiz. Bern, 18, Mai. Jun dem Kanton Baselland hat die Opposition bei der Regierungswahl über die Regierungs-

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Partei den Sieg davongetragen. Jeht kommt die unterlegene Partei und verlangt von dem Bundesrathe Absendung cines eidgenössischen Kommissars nah Liestal, weil die Wahlprotokolle von den -Antis« gefälsht worden seien und daher von einer unparteiishen Persön- lichkeit geprüst werden müssen. Die Königlich bayerische Negie- rung hat an die Stelle des als bayerischer Gesandter nah Florenz gegangenen Grafen von Hompesh einen Freiherrn von Rie- derer zum Minister-Residenten bei der Eidgenossenschaft ernannt.

Großbritannien und Jrland, London, 18. Mai. Zur Feier des Geburtstages Jhrer Majestät der Königin is statt des üblihen 24. Mai (Jhre Majestät ist am 24, Mai 1819 ge- boren) diesmal der 26. Mai bestinnnt worden.

Dem Capitain Maur y zu Ehren wird in den nächsten Tagen ein Bankett unter dem Vorsige Sir Jobn Pafkingston's stattfinden und soll demselben zugleich zur Anerkennung seiner ausgezeihneten, den seefahrenden Nationen geleisteten Dienste ein Geschenk von 3000 Pfd. St. Überreicht werden.

Im Oberhause war gestern die Berichterstattung des neulichen Comités über die Chelmösfordsche Sonntagsbill an der Tagesordnung. Lord Houghton giebt zu bedenken, daß die Bill entweder im Hause der Ge- meinen durchfallen oder, wie eine ähnliche Maßregel vor mehreren Jahren gethan, Sonntagskrawalle in den Parks und den ärmeren Stadttheilen erregen werde, Der edle Antragsteller möge die Bill zurücknehmen. Lord Chelmsford lehnt den Nath ab. Lord MRedesdale beantragt darauf mehrere Amendements, welche die Bill darauf beschränken, daß sie nur während der Skunden des Gottesdienstes am Sonntag allen Geschäftsbetrieb außer in Apotheken verbieten soll. Lord Chelmsford sagt, wenn dieses Amendement durchginge, wäre das Prinzip seiner Bill vernichtet und er würde ste zurücknehmen. Lord Ellenborough fürchtet als Folge der Bill eine chroniscve Fehde zwischen der Polizei und den ärmeren Volksklassen und wird daher gegen die Maßregel stimmen, Earl Russell und Earl Grey sprechen für die Bill, Aber da die Redesdaleschen Verbesserungs- Anträge mit 54 gegen 41 Stimmen angenommen worden, erklärt Lord Chelmsford, daß er zwar die Bill nicht zurücknehmen, aber ihre Weiter- förderung Andern überlassen werde. Lord Taunton zeigt darauf die Absicht an, bei der 3. Lesung ein Amendement auf Verwerfung zu stellen.

Im Unterhause richten einige Mitglieder an den Schahtkanzler die (Frage, ob er es für recht halte, daß die Bank, troß der ihr ertheilten Erlaubniß, ihre Notenemittirung zu vergrößern, vielen Kaufleuten und Ban- quiers die gewünschte Anomodation verweigert habe. Der Schaßkanzler erwidert, daß zur Widerlegung dieser Beschwerde einige Ziffern hinreichen würden. Am Freitag, dem Tage der Panique sagt er hat die Bank 919,000 Pfd. St, am folgenden Sonnabend 747,000 Pfd. St., an drei spätern Tagen verschiedene Gesammtbeträge, im Ganzen binnen 5 Tagen 2,874,000 Pfd. St. gegen Regierungssicherheiten vorgeschossen. Außerdem hat | sie Vorschüsse gegen Wechsel gegeben und Wechsel escomptirt im Betrage von 9,350,000 Pfd. St. Jhre Vorschüsse und Escomptirungen zusammen be- trugen demnach in 5 Tagen 12,225,000 Pfd. St. Am Montag erst, als die Pa- nique sich zu legen begann, und Staatspapiere der Bank zur Erlangung von Vorschüssen präsentirt wurden, empfahlen die Direktoren mehreren Ansuchenden, in deren eigenem Junteresse es lieber mit dem offenen Geldmarkt zu ver- suchen und selber zu realisiren, Aus diesen authentischen Erklärungen werde man sehen, \cchloß der Schaßkanzler, wie hülfreich und doch vorsichtig die Bank in kritischen Zeitläuften operire. Gegen den Antrag auf 2. Lesung der irischen Pacht- und Bodenverbesserungs «Bill stellt Lord Naas ein Amendement auf Verwerfung. Die Fassung der Vill verstoße gegen das in dem Akte von 1860 aufgestellte Prinzip, wonach ein Pächter nur für die mit Erlaubniß des Grundberrn angebrachten Verbesserungen einen Er- saß beanspruchen dürfe, und komme somit einem Angriff auf das Eigen- thum gleih. Der Attorney-General entgegnet, daß der Amende- mentsteller die eigentlihe Tragweite des Gesehentwurfs nicht zu kennen scheine. Nach den Bestimmungen der Bill habe der Grundherr nur für Ver- besserungen von dauerndem Werth und nur in dem Fall, daß er den Pächter weg- jage , Ersaß zu leisten. Das sei eine conservative Maßregel und nicht ein Angriff auf das Eigenthum. Low e muß eine Bill, die dem Pächter ge- stattet, ohne Wissen und Willen des Grundherrn Verbesserungen vorzuneh- men, als fkfommunistish bezeichnen, und verlangt für den irischen Grundherrn dieselben Rechte , die der englische und schottische besißt. Stuart Mill be- merkt , daß Jrland eben nicht England oder Schottland sei. Der irische Pächter sei so voll Mißtrauen gegen den Grundherrn, daß er seine Erspar- nisse eher in allem Andern anlege, als in einer Verbesserung seines Pacht- gutes, von dem er so leiht verjagt werden könne. Wenn man dem Grund- herrn ein Motiv gebe, von dem Austreibungsrecht keinen schnelléèn Gebrauch zu machen , werde etwas von dem gesunden Gefühl des Besißes und der Sicherheit im Pächter entstehen und die Bewirthschaftung des Bodens verbessern helfen und die Stimmung des Volkes loyaler machen. Der Grundbesig verleißbe nicht blos Rechte, sondern lege auch Pflichten auf. Die Maßregel enthalte nur ein kleines Qugeständniß an die Gerechtigkeit, aber der gute Wille, den die Regierung damit bewiesen, habe in Irland schon ein allgemeines Gefühl des Dankes hervor- gerufen. So leicht wäre es, die Jrländer zu befriedigen, daß man die gol-

dene Gelegenheit dazu nicht versäumen follte. Whiteside bezeichnet die | Bill als einen Köder, mit welchem die Regierung auf die Eingebung Brights | die Trländer bestochen habe, um sie für die Gladstone'’sce Reformbill zu ge- winnen. Und Bright habe den Zrländern in einem Briefe an den Lord- | Mayor von Dublin noch andere verderbliche Zugeständnisse versprochen, | darunter die Niederreißung der irischen Staatskirhe. Eins hänge mit dem | Andern zusammen. Bagwell beantragt die Vertagung der Debatte. Die Opposition widersteht, aber die Motion wird mit 167 gegen 154 angenom- | men, und die Fortsezung der Debatte auf kommenden Montag anberaumt. | 19. Mai. Jhre Majestät die Königin hat beute, „ing Windsor eine Geheimerathssizung abgehalten. 1

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__ Der »Globe« ist ermächtigt, anzuzeigen, daß die Vermählung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Helene auf den 5. Juli definitiv festgeseßt ist und daß die Trauung in der Schloßkapelle zu Windsor stattfinden wird:

Die chinesische Gesandtschaft ist vom Continent kommend

| hier angelangt. Dieselbe wird, wic es heißt, ungefähr vierzehn Tage

in England verweilen.

__— Jm Oberhause ersuchte Lord Stratford de Redcliffe gestern die Regierung, das Haus nicht auf die 10 volle Tage dauernden Pfingst- ferien zu entlassen, ohne über den Stand der Dinge auf dem Kontinent so viel Licht zu verbreiten, als sie thun zu dürfen glaube. Die drohenden An- zeichen eines kommenden europäischen Orkans würden diesen Wunsch wohl rechtfertigen, Indem er dann die Kongreßgerüchte und die italienische Schwie- rigfeit erwähnt, sagt er, daß wenige Menschen aufrichtiger die Wohlfahrt Italiens wünschen oder es lebhafter als er selbst bedauern könnten, daß der Plan, Jtaliens Einheit herzustellen, nicht gleih anfangs (a. 1859) aus- gefuhrt worden fei, aber zugleich müsse er sagen, daß es etwas gebe, das noch werthvoller als die Einheit Jtaliens sei, nämlich die Erhaltung der moralischen Prinzipien Europa's. Er denke nichi, daß dem Interesse eines einzigen Landes die geseglich begründeten Jnteressen aller anderen Länder geopfert werden dürften. Welcher Meinung man auch huldigen möge, o könne doch am Ende nicht geleugnet werden, daß der österreichische Besiy Benetiens auf ciner rechtlichen Grundlage ruhe. Die Stellung Oesterreichs in Venetien sei durch den Vertrag mit Frankreich sanctionirt. Man möge es beflagen, daß Oesterreich sein eigenes Juteresse nicht besser verstehe, aber seine Rechte könne man nicht ignoriren, und wenn man nun sehe, wie Tta- lien, seine eigene Stellung gefährdend, sich weit über scine Mittel anstrenge, um gegen das Vertragsrecht die Gelegenheit zur Erhashunug jenes Preises zu ergreifen, so mußten die Befürchtungen, welche der gegenwärtige Stand der Dinge einzuflößen geeignet sind, sih noch steigern. Große Elemente der Verwirrung seien vorhanden für den Fall, daß unglücklicherweise ein Krieg ausbrechen sollte. Unter diesen Umständen frage er dei Staats-Secretair des Auswärtigen, ob etwaige Unterhandlungen oder Unterhandlungs-Präliminarien amtlicher oder vertraulicher Natur wirklich von Seiten der Regierung Jhrer Majestät in Gang geseht scien. Und wenn die Antwort hierauf bejahend ausfallen sollte, wünsche er zu wissen, ob die bewußten Unterhandlungen einige Aussicht auf eine gütlihe Lösung eröffnen? Lord Claren- don sagt darauf, daß man die Krisis unmöglich so {wer nehmen fönne, und daß sein edler Freund daher vollkommen Recht habe, ehe das Haus sih über Pfiagsten vertagt , seine Frage zu stellen. Er dürfe sagen , daß amtliche und, wie er sagen fönne, vertrauliche Mittheilungen den Namen Unterhandlungen vermöge er ihnen nicht beizulegen in diesem Augenblick im Gange seien , und er hoffe, daß sie zu einer Qusammenkunft aller be- theiligten Mächte , nicht blos der neutralen , sondern auch der in Waffen stehenden, führen dürften. Er könne keine Hoffnung geben, daß diese Vor- gänge den Frieden stiften würden, aber eine Zusammenkunft aller Mächte würde gewiß einige Aussicht auf ein gütliches Resultat eröffnen. Der edle Lord werde bei seiner langjährigen Erfahrung sicherlich eingestehen , wie shwer es sein müsse, die Mächte, welche den gegenwärtigen Stand der Dinge geschaffen haben , zu einem harmonischen Handeln zusammen zu bringen. Er fönne nur sagen , daß Jhrer Majestät Regicrung keine Be- mühung sparen werde, um jenes Resultat zu erzielen, und er glaube, daß die Erreichung desselben auch im Wunsch des Kaisers der Franzosen liege. Mehr zu sagen würde , bei dem jezigen Stande der Mittheilungen er wolle nicht sagen Unterhandlungen nicht zweckdienlih sein. Die Chelmsford' sche Sonntagsbill veranlaßt wieder eine kurze, aber scharfe Debatte, und obgleich zuleßt die dritte Lesung mit 50 gegen 49 Stimmen genehmigt wird, kommt man überein , das endgültige- Durchgehnlassen (pussing) auf 14 Tage zu verschieben.

Im Unterhause fragte San dford, ob die europäischen Groëmäckte sih dahin geeinigt hätten, einen Kongreß abzuhalten, um die venctianische und schleswig-holsteinische Frage in Erwägung zu nehmen, und ob es wahr sei, daß Frankreich für gewisse Eventualitäten von England das Versprechen einer gemeinsamen bewaffneten Vermittelung zu erlangen wünsche? Layard sagt, er könne darauf nur erwiedern, daß in diesem Augenblick Unterhandlungen Behufs der Abhaltung eines Kongresses in Paris zwischen den Regierungen von Frankreih, Rußland und England im Gange seien. Mehr zu sagen, wäre in diesem Augenblick unstatthaft. Auf eine, das Bombardement von Valparaiso betreffende Frage von D. Griffith er- wiedert Layard, daß die angebliche Depesthe des amerikaniscen Commes- dore Rogers mit den amtlichen Erklärungen des Admirals Denman ün Widerspruch stehe. Da in wénigen Tagen alle Schriftstücke vorliegen wür- den, werde das Haus fich selbst ein Urtheil darüber bilden können. Das Benehmen Thomson's, des britishen Vertreters in Chili, sei von Jbrer Majestät Regierung vollkommen gutgeheißen. Watkin bringt das Ab- laufen des Gegenseitigkeitövertrages zwischen den Vereinigten Staaten und den britisch - nordamerikanishen Provinzen zur Sprache, und bedauert, daß er, obgleih ein Anhänger der Regierung, ihr große Nachlässigkeit in der Behandlung dieser wichtigen Frage vorwerfen müsse. Sie habe dem Hause die demselben zukommende Jnformation vorenthalten und nichts mitgetheilt, als daß die Regierung der Vereinigten Staaten ihre Absicht, den Vertrag nicht zu erneuern , in aller Form angezeigt babe. Das Haus saß fi da- durch die Hände gebunden und außer Stande, Schritte zu thun, um das amerifanische Volk zur Erneuerung des Vertrages zu bewegen. Eiwaige Eröffnungen würde das amerikanische Volk, dessen Gesinnungen er wobl kenne, freundlich aufgenommen haben. Nun aber seien schon britisite und

| amerikanische Panzerschiffe nach den Fischereien abgegangen , um die mathe» matischen Grenzlinien zwischen beiden Gebieten zu wahren. Einen solchen

Stand der Dinge müsse man wegwünschen. Layard weist den Vorwurf

der Nacblässigkeit zurück. Gleich nach der ersten Nachricht von der beabsic-

tigten Kündigung babe Sir F. Bruce sein Möglichskes geihan , um von

Se1bärd. eine Erneuerung des Vertrages oder eine Modification desselben zu

erden "Akt Sèewaxd babe erwidert (im Februar), das eine solche Unter-

hadKiuße ‘außtdalbVWO Wtzichs der Erefutive liege, und daß der Kongreß INIE S [IANUUM!EINQIY 733

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