1887 / 286 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Dec 1887 18:00:01 GMT) scan diff

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_Friß n O der Körpertheile,

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Den „Württembergishen Jahrbüchern für Statistik und Landes-

kunde“ zufo ge bewerthet h der gesammze Hag elshaden, welchen i i

Württemberg in den Jahren von 1 s 1887 erlitten hat, auf 141251 132.4 oder 2 394 084 M im Iahresdurhschnitt. Der größte Hagelshaden war im Jahre 1873 (7 086 596 #) zu verzeihnen ; dann folgt das Jahr 1882 mit 6 701 200 4, während das Jahr 1886 aus der gämen Periode den geringsten Hagelshaden aufzuweisen hatte, nämli 357 940 A : Die Sale „Das Pferd “, redigirt von Frhrn. von Boelßig, Verlag von Friese und von Puttkamer in Dresden, bringt in ihrer zwölften Nummer des Jahrgangs 1887, ‘folgende D Ivenack. Von peziell beim Pferde. Von 8. Das Tandemfahren. Von Franz Eberhardt. Ueber Pflege und Fütterung des Pferdes als Arbeitsthier in der Landwirth- \{chaft. Von y. B. Sportplaudereien. Von O. v. M. Die großen ostpreußishen Füllenmärkte. Von Hagedorn, Lieutenant a. D. Umschau. Patentliste. Literatur. Sprechsaal.

Gewerbe und Handel.

Der Cours für tie hier zahlbaren österreihischen Silbercoupons isi auf 161,50 A für 100 Fl. österreihishes Silber herabgeseßt worden. i

Von der Verwaltung der Kommandit-Gesellschaft Ludw. Loewe u. Co. geht der „Verl. Börs. Ztg.“ folgendes Com- muniqué ¿u: Zwischen einem unter Leitung der Württembergischen Vereinsbank in Stuttgart stehenden Konsortium und der Gefell- schaft Ludw. Loewe u. Co. in Berlin if ein Vertrag geschlossen worden, nah welchem das erstgenannte Institut die gesammten Kom- mandit-Antheile der Waffenfabrik Mauser in Oberndorf an die Ge- sellschaft Ludw. Loewe u. Co. verkauft. Durch diese Transaktion sind die beiden Waffenfabriken, welche sich bereits gelegentlich der Verhandlung und des Abschlusses des großen türkischen Gewehrgeshäfts vereinigt hatten, in ihren Interessen dauernd ver- bunden, ohne daß die Selbständigkeit jeder dieser Gesellshaften auf-

ehoben oder beschränkt wird. Namentlich wird in dem bisherigen

erhältniß des Hru, Paul Mauser als persönlich haftenden Gesell- schafters der Waffenfabrik Mauser keinerlei Veränderung eintreten. Der Kaufpreis für die nominell 2 Mill. Mark betragenden Aktien der Waffenfabrik Mauser ist Seitens der Gcsell schaft Ludw. Loewe u. Co. zum Theil in Baarem, zum Theil in nom. 750 000 M Aktien der Ge- sellschaft Ludw. Loewe u. Co zu bezahlen, welche von der Württembergischen Betreinébank zum Course von 300% übernommen werden. Der Auf- sihtsrath hat demgemäß beschlossen, eine außerordentliche General- versammlung auf den 28. Dezember cr. cinzuberufen, welche die Trans- aktion genehmigen und die dadur erforderlihe Kapitalserhöhung be- {ließen soll. Das Gtundkapital soll um 1125 Stück neuer Aktien à 1000 M erhöht werden, wovon 750 Stück der Württembergischen Bereinsbank zum Course von 300% in Zahlung zu geben und die restlichen 375 Stück zum gleihen Course den jeweiligen Kommandi- tisten pro rata ihres Aktienbesit2es zur Verfügung zu stellen sind.

Die „Rhein, - Westf. Ztg." meldet vom rheinish-west- fälishen Metallmarkt: Die Haltung des rheinish-westfälischen Eisenmarkts is eine entschieden feste, und auf der ganzen Linie ist eine Besserung zu bemerken. Die einzelnen Vereinigungen haben meistens jeßt {on ihre günstige Wirkung auf die Marktverhältnifsse zum deutlihen Ausdruck gebraht und dadurch zur Bildung neuer den Impuls gegeben. So ist in der leßten Woche auh die Vereinigung der Walzdrahtwerke perfekt geworden, während die Verhandlungen für andere, beispielsweise für die Drahtstiftfabriken, noch in der Sd webe sind. Jedenfalls darf man auf eine stetige Entwickelung des Geschäfts hoffen und demgemäß {ind die Preise fest. An einen Rük- gang ist bei der jeßigen fast allgemein lebhaften Nachfrage niht zu denken. Auch von den übrigen Märkten gehen gegenwärtig nur günstige Nachrichten ein. Hier hat sich in Eisenerzen eine vermehrte Nachfrage für einheimische Sorten bemerkbar gemacht und es sind die Preise etwas in die Höhe gegangen. Man notirt gegenwärtig im Siegerlande für die einzelnen Eisenerzsorten (die in Klammern bei- gefügten Ziffern sind die vor vierzehn Tagen geltenden Notirungen) : Spateisen|\tein roh 9 #4 (8,60—8,80), Spateisenstein geröstet 12 bis 12,10 (12 M), Brauneifenstein 9—9,20 Æ (8,70—9 4), Glanz- eisenstein 9,50 A (9 4). Wir möchten indessen davor warnen, die gegenwärtig“ ganz erklärlihe Neigung zum Decken des Ledarfs allzu optimistisch aufzufassen und mit den Preisen in zu rashem Tempo aufwärts zu gehen. Die Erfahrung der leßten Jahre hat zur Genüge gelehrt, daß jede zu rasche und zu weitgehende Preis- steigerung nur kurzen Bestand hat. In Roheisen ist die Nahfrage in der leßten Zeit eine sehr lebhafte gewesen. In Spiegeleisen hat das Geschäft keine wesentliche Aenderung erlitten; da in Amerika deutsches Spiegeleisen im Preise gestiegen ist, so wird sih hoffentlich bald ein günstiger Einfluß auf den Export geltend machen. In Puddelroheisen ist augenblicklich eine sehr rege Bewegung zu tonstatiren. Die seit VBekanntwerden der leßten Beschlüsse des rheinisch - westfälishen Noheisenverbandes erfolgten Preis- steigerungen werden in den weitaus meisten Sâllen gern be- willigt, Die Preise für Qualitäts - Puddelroheisen stellen sich in Rheinland und Westfalen bis 48, im Sieger Lande auf 46¿—47 Æ per Tonne. Aufträge sind uns bis ultimo April und vereinzelt bis Ende Juni bekanut geworden, \o daß der regelmäßige Vetrieb für das erste Quartal gesichert ersheint. In Gießerei- roheifen ist in leßter Zeit mehr Absaß und die verm Roheisen- verbande erhöhten Preise werden meist anstandélos bewilligt. T h omas- eifen ist ebenfalls ziemlih lebhaft gefragt, man notirt bis zu 44 M Deutsches Besiemereisen wird mit 49—51 4 bezahlt. Auch Luxem- burger Puddelroheisen war in letzter Zeit lebhafter gefragt und ift im Preise heraufgegangen. Auf dem Walzeisenmar kt ist die Haltung eine sehr feste, die Nachfrage ist befriedigend und die Preise sind meist dur Vereinbarung geregelt. In Stabeisen sind die jeßigen Verkands- preise lohnende. Dieselben sind fes zum Minimalsaye von 152,50 4 per Tonne. Eine Aenderung resp. Steigerung ist wohl in nächster Zeit kaum zu erwarten, wenn nicht etwa die Roheisenpreise unver- E A steigen sollten. Die Nachfrage ift eine befriedigende, nur vom Auslande her läßt dieselbe noch sehr viel zu wünschen übrig. Die vorliegenden Aufträge reichen jedoch aus, um für das erste Quartal einen regelmäßigen Vetrieb zu sihern. In Bandeisen ist lebhafte Nachfrage; die uns vorliegenden Notirungen gehen bis zu 130 M pro Tonne. In Kefsselblechen hat sih die Geschäftslage noch nicht geändert; der Preis für Kesselblehe von 5 mm Dicke und mehr i \chon seit längerer Zeit stationär ge- blieben, troßdem die Rohmaterialien ohne Ausnahme in dieser Zeit gestiegen sind. Für Feinblecche ist der vereinbarte Grund- preis von 142 M bis jeßt fest behauptet worden. Gs sind zu diesem gle bereits größere Aufträge eingegangen, und wird derselbe für

âängere Abscklüsse bezahlt. Alle Werke sind noch flott beschäftigt und mit genügenden Aufträgen versehen. In Walzdraht ist eine wesent- lihe Aenderung insofern zu verzeihnen, als der Verband deutscher Drahtwalzwerke nunmehr ein erkaufs\syndikat endgültig eingerichtet hat. Zugleich wurden von dem rheinish-westfälischen Dra twalzwerks- verband die Grundpreise für Eisendraht auf 116 #, für

Stahlwal;draht auf 115 A festgestellt. In Eisenbahn--

materialien ist die Verdingung der Königlichen Eisenbahn- direktion Frankfurt von Interesse. Die geforderten Preise zeigen eine erfreulihe Besserung in der Geschäftslage. Die Waggonfabriken Be in leßter Zeit etwas besser beschäftigt. Es sind weiter an Per- onen- und Gepäckwagen 125 Stück, an Güterwagen 525 Stück aus- geschrieben; außerdem sind fernere Ausschreibungen noch in Aussicht, jo daß in der nächsten Zeit die Beschäftigung in dieser Branche sich etwas besser gestalten dürfte. Die Eisengießereien und Maschinenfabriken sind unverändert. Die Gelb- gießereien waren im Monat November vollauf beschäftigt, Durch das rapide Steigen von Kupfer und Zinn mußten auch die e für fertige Waaren in die Höhe gehen, leider aber niht im Verhältniß zu deu Rohmaterialien. Vorläufig aber scheinen die Abnehmer si zu sträuben, eine naturgemäße Erhöhung des Preises zu zahlen, tro dem do Eisen ebenfalls gestiegen und fest ist. Die gegenwärtigen Noti-

rungen sind: Bronze 190 4, Phosphorbronze 200 A, Rothguß 180 M4 per 100 kg, » e E O Nach der offiziellen Statistik über die Fischereien Nor- wegens im Jahre 1886 hatten die ausgeführten Fishwaaren folgen- den Werth: Frühjahrshering 151 500 Kronen, anderer gesalzener Hering 9474 100 Kr., geräucherte Heringe 117 200 Kr., Anchovis 287 700 Kr., Stodckfisch 5 387 100 Kr., Klippfish 10 787 700 Kr., andere gesalzene Fische 854 600 Kr., Thran 5 140 500 Kr., Fisch- roggen 1 065 700 Kr., Fishguano 995 700 Kr., Fishmagen (S540 blase) 25 600 Kr., Fishmehl 900 Kr., frisher Lachs 680 300 Kr., frishe Makrelen 383 900 Kr., frishe Heringe 1 192 000 Kr., andere frische Fishe 369 200 Kr., geräucherter Lahs 2200 Kr., Hummern 517 900 Kr., oder zusammen 37 433 900 Kr. Im Jahre 1885 betrug der Werth dieser Ausfuhr 35 881 900 Kr., in 1884 40 486 700 Kr.

in 1883 42716 800 Kr. R er (D. T. B) Vollauktion.

es N J Ner Stimmung fest, Preise stetig.

Glasgow, 5. Dezember. (W. T. B.) Die Verschiffungen von «Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6200 Tons gegen 4200 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, s. Dezember. (W. T. B.) Für Wolle besserer Begehr, fester, Garne thätiger, mitunter theurer, in Stoffen mehr Geschäft. .

Submissionen im Auslande.

L Portugal. : /

17. Dezember. Lissabon. General-Direktion der öffentlichen

Arbeiten. Bau einer Eisenbahn von Baja nah dem Hafen von

Sines mit Abzweigung nah Aljustral. Kaution: 50000 Milreis (200 000 4).

9, Januar 1888.

260 000 Jutesäe. III. Shweden-Norwegen.

10. Dezember, Mittags. Christiania. Direktion der Staats-

bahnen. Schienen und Weichen. IV. Spanien. S

1) 22. Dezember, 105 Uhr. Madrid. General-Direktion für Post und Telegraphen. Geschmiedete und gegossene eiserne Röhren. 2) 5. März 1888, 3 Uhr. Madrid. Ministerium der Kolonien. Konzession eines Eisenbahnneßes auf der Insel Porto - Rico. Voranschlag 9 929 000 Piaster (39 716 000 M). Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs - Anuftalteu.

Hamburg, d. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Ascania“ der Hamburg-Amerikanishen Padlketfahrt- Aktien gesell\chaft ist gestcrn in Colon eingetroffen.

IL, Rumänien. Bukarest. Regie der Staatsmonopole.

Berlin, 6. Dezember 1887,

Einer der glänzendsten Bazare dieses Winters, der des Preußischen Frauen- und Jungfrauen-Vereius, ist heute im Kultus-Ministerium eröffnet worden.

Hamburg, 4. Dezember. (Hann. Cour.) Prinz Hein- rich XXIV. Reuß, der {hon dur mehrere Liederkompositionen bekannt geworden ist, hat ein größeres Werk, eine Symphonie in D-dur, persfönlih am [leßten Freitag in dem Concert der Phil- harmonishen Gesellschaft vorgeführt. Die Kritik rühmt das ernste Studium des Komponisten, wie denn auch das Werk eine sehr wohlwollende Aufnahme in dem exquisitcn Auditorium fand.

London, 30, November. (Köln. Ztg) Die leßten Nach - richten über Stanley sind von seinem Ingenieur John Walker überbraht worden. Leßterer verließ die Aruwimi-Fälle am 17. August und langte über Leopoldville und Lissabon hier an. Er besißt einen Brief des Majors Barttelot vom 15, August, den Stanley als Be- fehlshaber des befestigten Lagers bei dem Dorfe Yambuga zurückließ, und einen Brief Stanley's an Barttelot vom 24. Juni, in welhem jener diesem Verhaltungsmaßregeln für die nähste Zukunft giebt. Stanley zog am 20. Juni von dem Lager bei den Aruwimi-Fällen in östliher Richtung aus, um die Südwestecke des Albert- Sees bei Kawalli zu erreichen, dort ein Lager zu errichten und zu Shiff nah Kibero in Unyoro zu fahren, wo er von Signor Casato nähere Nachrichten über Emin Pascha's Befinden und Absichten zu erlangen hofft. So- bald er sih mit Emin in Verbindung geseßt, will er nah Verlauf von ungefähr vierzehn Tagen auf demselben Wege zurückehren. Natürlich wünshte er, daß Major Barttelot ihm nathfolge, sobald der Dampfer „Stanley“ von Leopoldville mit den 12% bei Bolobo zurückgelassenen Sudanesen in dem Lager bei Yambuga ein- getroffen und zugleich Tipu Tip die versprohenen 600 Lastträger eben dahin abgeshickt hat. Damit Barttelot den von ihm einge- \chlagenen Weg nicht verfehle, wollte Stanley tenselben durch Ab- brennung oder Abhauung von Bäumen kenntlih machen. Zugleich empfahl er ihm die O Milde und Besonnenheit im Verkehr mit den Eingeborenen. Barttelot hat also im Lager an den Aruwimi- Fällen zu verbleiben, bis obige Verstärkungen anlangen. Er fügte jenen Briefen seine militärishen Lagerverordnungen bei, die äußerst streng sind und beispielsweise das Einschlafen von Schildwachen mit 25 Streichen bestrafen. Das Lager ist mit Gräben und Brustwehren umgeben. Sobald eine Nachricht von Stanley eintrifft, wird sie von den verschiedenen Missionsstationen in möglichster Eile nah der Ost- küste übermittelt werden. Barttelot \s{cheint an dem Eintreffen der Lastträger zu zweifeln; es würde deren Ausbleiben ihn nöthigen, bis November sich im Lager zu halten und die Rückkehr Stanley's dort abzuwarten.

Ueber die Entdeckung ausgedehnter Städteruinen im südlichen Arizona bringt die «New-Yorker Staatszeitung“ nähere Einzelheiten. Der Entdecker, Hr. Cushing, hat nominell im Auf- trage des; Smithsonian Institute, aber auf Kosten einer reihen Bofloner Dáâme, Frau Augustus Hemingway, derselben Dame, welche die historishe „South“-Kirhe in Boston vor dem Abbruch bewahrte, indem sie sie ankaufte und der Stadt Boston für ein Museum \henkte, sechs8 Jahre lang unter den Zuni- Indianern in Neu-Merxiko gelebt und ih mit deren Ueber- lieferungen vertraut gemacht. Aus diesen Ueberlieferungen enlnahm er, daß vor wahrscheinlich mehr als - einem Jahrtausend blühende Städte der Zunis durch ein furchtbares Erdbeben zerstört wurden, und nah jahrelangem Suchen ist es ihm endlich gelungen, deren Städte ungefähr 30 (engl.) Meilen von dem bekannten Grubenort Phönix und etwa zwanzig Meilen von der Süd-Pacificbahn entfernt zu finden. Die größte dieser Städte hat anscheinend eine Fläche von neun Quadratmeilen eingenommen und hatte eine Citadelle mit einem Tempel, in welchen bei dem Erdbeben offen- bar eine große Zahl der Bewohner geflohen sind und dort unter den Ruinen begraben wurden Denn hier is es, wo über 2000 Gerippe gefunden wurden nebst Kleidertrachten, welche es unzweifel- haft machen, daß ein Theil der Umgekommenen Priester waren. Groß ist die Ausbeute an Geräthschaften, namentli an Thongefäßen, Aer- geräthshaften und Waffen, welhe sämmtlih dieselbe Form haben, wie die heute noch von den Zunis gebrauchten. Auch hat man deut- lihe Spuren eines N und großartig angelegten Be- wässerungs\ystems gefunden. ie Ruinen sind ein vollständiges Seitenstück zu Herkulaneum und Pompeji, nur daß dort die Vulkan- asche die Ruinen plöylich zudeckte, während hier im Laufe der Jahre der Wüstensand die Trümmer den Augen der nachfolgenden Geschlechter nach und nach entzogen hat. \

Im Residenz- Theater gelangte gestern ein d Lustspiel

„Paragraph Sieben“ von Max S Baal zur Aufführung. Das kleine Werk zeugt von Begabung des Verfassers, weist aber eine

ganze Reihe von Fehlern auf, die seinen Werth in erhebliGer M, beeinträchtigen. E ist nächst der Mangel an Wahr scheinlitgei Von allen Geseßen, die für ein Bühnenwerk in Betracht kommen. wird neuester Zeit dasjenige der Wahrscheinlichkeit, auf welche Lessing in seiner Dramaturgie so großes Gewicht legt, am meisten mißatet Der Su@t nah einem äußerlichen Erfolge werden nur zu. oft unbe- denklich die herkömmliden Gefeße und Regeln geopfert, Abgesehen von der Handlung von einer solchen kann freilih im „Paragraph Sieben“ kaum die Rede sein zeigt sich di Unwahr- \ceinlihkeit in der Charakteristik, Der Verfasser hat nah französishem Muster gearbeitet. Wenn die französis{be Bluette der Handlung entbehrt, so sucht der französische Stift: steller über diesen Mangel durch „Esprit“ hinwegzutäushen Dieser Esprit fehlt dem Stempel'shen Werk doch sehr, di; pikante „Causerie“ der französishen Lustspiele ist hier, ‘wenn auch mit Geschick, so doch obne viel Glück " ny, ahmen versucht worden, an Feinheit, Liebenswürdigkeit, eistreihen Cinfällen läßt der Dialog fehr viel zu wünschen übrig, oft berührt er sogar veinlih. Db die Rolle der Hermance bei einer anderen Bes seßung als der aestrigen an Wirksamkeit gewinnen würde, wollen wir dahingestellt sein lassen; jedenfalls gehört viel Anmuth, Liebeng, würdigkeit und Grazie dazu, um der im Großen und Ganzen nit übel gezeihneten Figur zu einem hübscheren Erfolge zu verhelfen als er am gestrigen Abend erzielt wurde. Die Rolle des Flavignac wurde von Hrn. Reu|ch gespielt. Mit dem Lucien fand sih Hr. Brand in bekannter gefälliger Weise ab. Die Partie der Hermance lag in den Händen des Frl. Jenny Lorm.

Nachdem das Publikum den Stempel'\{hen Einakter gelinde ah- gelehnt, wendete es sich mit um so größerem Interesse dem Gastspiel des Hrn. Ch. Wyndham und der Miß Moore zu. Zur Aufführung gelangte das dreiaktige Lustspiel , David Garrick“ nah den Englischen von Hermann Walther. Der künstlerishe Werts des Werkes ist ein durhaus mäßiger. Es reiht niht einmal an dey Dumas'\chen „Kean“ heran, mit dem es Aehnlichkeit besißt. Offenbar ist es auch in gleicher Absicht geschrieben, indem es einem bedeutenden Schauspieler Gelegenheit geben \oll, sein „Virtuosenthum“ zu zeigen, Als solches Virtuosenstück besißt cs denn auch feine bedeutenden Schwächen. Alles wird auf den Effekt hinaus gespielt; der betreffende Scauspieler soll um jeden Preis die erwünschte Möglichkeit haben, dur Anwendung starker Mittel zu „packen“. Sensation soll gemacht werden und das gelingt dem Dichter wie dem Darsteller des Garrick vor- trefflih. Dieser Garrick ist ein Ausbund von Genialität und Groß- muth. Er unternimmt es, ein junges reihes Mädchen, das für ihn \{chwärmt, auf Veranlassung des engherzigen Vaters von dieser Leiden- schaft zu heilen. Er weiß kein besseres Mittel, als si bei dem reichen Alderman zu Tische laden zu lassen und hier in einer Gesell/ schaft den sinnlos Betrunkenen zu spielen, eine etwas gewagte Scene, die an den ästhetishen Geshmack der Zuschauer starke Anforderungen stellt, deren Wiedergabe aber für einen gewandten Schauspieler selbstverständlich sehr dankbar ift. Zufällig ist aber Ada Ingot gerade die- jenige junge Dame, in welche Garrick selbst sih bereits früher verliebt hat. Er hat nun dem Vater sein Ehrenwort gegeben, auf alle erdenklice Weise den Abscheu des jungen Mädchens zu erregen. Der Kampf widerstreitender Gefühle, der Konflikt, in welchen ihn die zwingende Macht des gegebenen Ehrenworts mit seiner mehr und mehr emporlodernden leidenshaftliden Liebe bringt, das ist der dramatisch beste Theil des gegen Schluß in ein Rührstück auslaufenden Werks. Die Charakteristik ist zum größten Theil eine gelungene. Das Vor- urtheil, welches damals das Stück spielt 1760 gegen die Schauspielerklasse bestand, findet in einer Reihe Töstlih gezeihneter Figuren beredten Ausdruck, Der Alderman Ingot, welcher \chließlich eines Besseren belehrt und dur das wackere Herz des Garrick von seiner Voreingenommenheit ge- heilt wird, die Familie Smith, Mr. Brown nebst Schwester, der stotternde Jones, der leihtsinnige Dick Oliver, das sind jedes in seiner Art prächtige Charakterstudien. Am Sympathischsten aber ist die Ada Ingot, jenes sentimentale, liebenswürdige Mädchen, dessen Kampf zwischen Kindespfliht und Leidenschaft für den Geliebten er- greifend wirkt. Die Regie hatte gestern Hervorragendes geleistet. Maske und Spiel der Darstellenden waren außerordentli fein dur- dacht, man glaubte, namentlich wenn man die groteske Figur des

allsühtigen Brown erblickte. eine Reihe Hogarth'\her Gestalten in leisch und Blut Übergegangen zu sehen. Das Hauvptinteresse wandte sih, wie nahe liegt, den beiden Gästen zu. Mr. Wyndham, eine stattlihe Erscheinung, gewann dur sein vornehmes, fein abgemessenes Spiel rasch die Sympathie der Zuschauer. Frei von aller Manierirtheit widerstand er der durch die Rolle nahegelegten Versuchung zur Ueber- treibung. Prächtig gelang ihm die Trunkenheits\cene, der Durchbruch der zurückgehaltenen Leidenschaft, das tolle Uebershäumen eines wilden Humors, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, das Alles kam zu packender Wirkung. Selbst die undankbarste Partie des Stües, der leßte Akt, gewann in seiner Darstellung. Die deutsche Sprache beherrscht er mit ziemliher Sicherheit, ohne natür- - lih einen fremdartigen Klang vermeiden zu können. Von ungemeinem Liebreiz ist Miß Moore. Die leidende Sanftmuth, die Hingabe an ihre Liebe, der Schmerz im Entsagen, alle diese Momente verstand sie in der anmuthigsten Weise zu überzeugendem Ausdru zu bringen. Ihr etwas scchwaches Organ, das namentlich für laute leiden- schaftliche Accente niht ausreicht, hat einen \ympathishen Klang, Der deutshen Sprache ift die junge Dame nicht in genügendem Maße mächtig. Vortreffli@ waren die Leistungen der Hrn. Reicher, Pansa, P LONNen Reus, sowie diejenigen der Damen L. von Pöllniß und Fischer.

Walhalla-Theater. Vielfahen Wünschen entsprechend, werden von morgen, Mittwoch, ab die Vorstellungen der Raida'schen Volksoper „Der Jäger von Soest“ wieder aufgenommen. Das „Kaiserlied“, die stets mit vielem Beifall begrüßte patciotishe Ein- lage, hat Hr. Raida, einer Aufforderung aus Offizierskreisen ent- sprechend, vierstimmig geseßt, da dasselbe den Chorbüchern für die Mannschaften eingereiht werden foll.

Das gestrige (3.) philharmonishe Concert Dr. Hans von Bülow's fand unter Mitwirkung des Fkl. Kleeberg aus Paris statt. Dasselbe brahte nah der Struensee - Ouverture von Meyerbeer das Shumann’she Klavier-Concert in A-moll, welches sich dur diskrete und präzise Begleitung des Orchesters auszeihnete; ferner den Gespensterreigen aus der Herbst-Symphontie von Raff; den vom Orchester ape meisterhaft auégeführten bekannten „Todtentanz“ von aint -Saëns eine inter essante, höchst naturalistische Komposition mit Mitternachtsglocke und Hahnenschrei, bei welcher sogar das Klappern der Gebeine der Tan- “zenden durch ein Xylophon zu Gehör gebracht wird. Ferner drei Klavierstücke, darunter cin überaus graziós gedachtes und von der Künstlerin ebenso wiedergegebens Nocturne in Es-dur von Field und zum Schluß Beethoven's VII. (A-dur) Sinfonie.

Am Donnerstag, den 8. Dezember (74 Uhr) giebt Frl. Sophie Werner im Saale der Sing-Akademie ein Concert.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags-Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße ‘Nr. 32,

Fünf Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage), und die Juhaltsangabe zu Nr. 5 des öffentlichen Anzeigen a 4

Berlin:

(Kommanditgesellschaften auf Aktien und Aktiengesell\

für die Woche vom 28, November bis 3. Dezember 1887.

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 286,

Deutsch Na chw

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 6

es Reich. eisung

. Dezember

der in der Zeit vom 16. bis 30. November 1887 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspru auf Steuervergütung abgefertigten und der aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebrahten Zuckermengen.

[697 a: Rohzucker von mindestens 90 Proz. Polarisation und raffinirter Zucker von unter 98, aber mindestens

90 Proz. Polarisation.

698 a: Kandis und Zucker in weißen vollen harten Broden 2c., oder in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert,

sogen au Krystalls 2c.

99 a: Aller übrige harte Zucker, sowie aller weiße trockene (niht über 1 Proz. Wasser enthaltende) Zucker in

Krystall-, Krümel- und Mehlform von mindestens 98 Proz. Polarisation.]

Staaten

bezw. zur unmittelbaren Ausfuhr

Verwaltungs-Bezirke.

Mit dem Anspruch auf Steuervergütung wurden abgefertigt :

zur Aufnahme in eine öffent-

lihe Niederlage oder eine

Privatniederlage unter amt- lihem Mitvershluß

gegen Er tung in

697a 698a kg kg

kg kg kg

697a 698a 699a 697a |

Aus öffentlichen Niederlagen oder Privatniederlagen unter amtlihem Mitverschluß wurden

stattung der Vergü- den freien Verkehr

zurückgebracht

Preußen. Yrovinz Westpreußen . Brandenburg . Pommern .

S 50 000 Sachsen, einschl. der {chwarzb, | Unterherrshasten 2 442 2229| 1 824 729 Schleswig-Holstein . Hannover... 9888286 193249 U 16 987 Ne 403 141| 762 093

5 894 164 45 606

7 650 156 467 870

L x

782 260| 200000] 540 000

17 582 850| 2039 366| 294539] 265 600| 193759

6 048 525 2 524 325 18 750 150 776 95 000 200 000 72 2281| 529 566 100 000 65 917] 1 152 037 s

1060276 218 091

_240 000

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Bayern . ; A 202 189 90 475 G 2 300 S S N 699 894 Braunschweig O

Anhalt .

88 672

S 821 772 681 404 792668

Sa. Preußen 139910819 6132160 647192/12271105| 525600

1 000 000 29 703 17 101

540 000|

|

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Hierzu in der Zeit vom 1. August 1887 bis 15, November 1887)

Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet | 41 496 606| 7 925 747| 693 996/13 271 105| 525 600 237 340 72 033 264/22 733 398| 1 7

95 659132 095 170/ 7 111 246) 304 348] 9 306 231

940 000

| |

303 249

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Zusammen

Dagegen in demselben Zeitraum des Vorjahrs 1) N

Berlin, im Dezember 1887,

e 1170358 818/40 764 027) 5 165 341 1) Die Abweichungen gegenüber der lettveröffentlihten und der vorjährigen Uebersicht beruhen auf nahträglich eingegangenen Berichtigungen.

113 529 870/30 659 145| 2 489 665[45 366 275 7 636 846] 541 688] 9 846 231

Kaiserliches Statistishes Amt. Beer.

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Nichtamkliches.

Preußen. Berlin, 6. Dezember. Jm weiteren Ver- lauf der gestrigen (7) Sizung des Reichstages ergriff bei fortgeseßter erster Berathung des Geseßt- entwurss, betreffend die Unterstüßung von amilien in den Dienst eingetretener Mann- haften, der Staats- und Kriegs-Minister Bronsart von Sthellendorff das Wort zu folgender Ausführung:

Meine Herren! Wenn auch die Militärverwaltung bei der Aus- arbeitung dieses Gesetzes nit in erster Linie betheiligt gewesen ist, so veranlaßt mih doch die verschiedentliche Bezugnahme von den ein- ¡elnen Herren Rednern auf die Militärverwaltung und das von ihr Mud zu EGrwartende, hier mit einigen Worten auch zu der Sache zu

rechen.

Zunächst halte ih es für nothwendig, auch vom Standpunkt der verbündeten Regierungen aus, der Legendenbildung, die hier von einer Seite versucht worden ist, entgegenzutreten, als ob der Gedanke, daß

| die Familien der vor dem Feinde stehenden Mannschaften unterstüßt

werden müßten, eine Erfindung der Sozialdemokratie wäre. Das vorliegende Geseß, meine Herren, kennzeihnet sich durchaus als eine jeitgemäße Umbildung des preußischen Geseßes vom Jahre 1850, und ih glaube, es ist kein Zweifel darüber, daß damals die Sczial- demofratie noch garniht erfunden war, daß sie wenigstens vielleicht nur in einigen wenigen Köpfen spukte, aber in ‘den geseßgebenden Ver- sammlungen damals noch nit aufgetreten war.

Ferner ist gerade von derselben Seite, gegen die ih mich wenden mußte, gegen die minimalen Säße gesprochen worden unter Citirung von Beispielen besonderer Bedürftigkeit. Meine Herren , ih erkläre, i bin niht im Stande, diesem Gedanken zu folgen, wie man einen „Unimalsaß oder die Angemessenheit eines solchen anknüpfen kann an einen Fall höchster Bedürftigkeit. Ich bin der Meinung, die An- gemessenheit des Minimalsatzes kann nur geprüft werden in dem Falle denkbar geringster Unterstüßungsbedürftigkeit; also, wenn von einer rau mit 5 oder wieviel Kindern die Rede ist, die unter 10 Jahren nd, so fällt diese Frau gewiß unter den Gesichtspunkt des Minimal- saßes; das versteht \ich von selbst.

; És ist dann von dem Hrn. Abg. Dr. Baumbach gefragt worden, wie denn die s{ließlihe Entschädigung durh das Reich an die Liefe- Fp verbände bemessen werden sollte, ob da nur für jeden einzelnen Fall der Minimalsaß zurückvergütet werden sollte, oder ob auch die n Höheren Ünterstüßungen vergütet werden sollen. Meine

erren, über den Punkt kann meiner Meinung nah hier in diesem Gesetz garnihts bestimmt werden. Wenn Sie den §, 12 ins Auge fassen, in welchem steht: „Für die nah vorstehenden Bestimmungen geleisteten Unterstüßungen wird Entschädigung aus Reichsfonds ge- währt. Der Umfang und die Höhe dieser Entshädigung und das Verfahren bei Feststellung derselben wird dur jedesmaliges Spezial- geseh des Reichs bestimmt“, so sehen Sie, daß das Geseß von dem b edanken ausgeht, es soll nah dem Kriege dur ein besonderes Gesetz estimmt werden, in welcher Weise diese Entschädigung Seitens des Reichs an die Lieferungsverbände geleistet werden kann. Das {ließt meiner Meinung nah aus, daß man sich hier durch irgend eine be- ondere Bestimmung \chon bindet.

,_ Endlich ist dann auch gefragt worden, wie weit wir denn wären ml dem Geseß für die Unterstüßung der Familien derjenigen Mannschaften, welche zu den Friedensübungen einberufen werden, und er Hr. Abg. Dr. Baumbach, der diese Frage auch speziell hierher gerichtet hat, hat geglaubt, das wäre eigentlich das wesentlichere, das bedeutungsvollere Gesetz. (Zuruf links: Das dringlichere !)

0s dringlihere? Ja, meine Herren, wenn es also dringlicher sein soll, so kann man sagen, es ist insofern dringliher, als wir augen-

blicklih Frieden und noch nicht Krieg haben. kann doch auch der Krieg früher eintreten als übungen, und ich muß doch meinen, daß ein viel längere Abwesenheit aus der Familie u

der Familie handeln würde. : ch muß nun aber weiter, wenn wir diese

niht möglih gewesen ist, Ihnen jeßt {on e machen. Ich habe mich eben noch erkundigt bei des Reich8amts des Innern, wo das ganze Ma eingetroffen, so daß Zweifel darüber bestehen, o

‘einberufenen Mannschaften wird vorgelegt werde Der Abg. Dr. Windthorst begrüßte

Der Abg. Dr. Baumbach handen gewesen sei, sie mit der heute verh dem Hause vorzulegen.

e seßes“ handle

widelung erst in die Hand genommen Sozialdemokraten dies im Reichstage

Entwickelung der Dinge gelegen habe.

als daß man sie mit solhen Scherzen ab Der Staats-Minister Bronsart vor entgegnete :

zum Kriegsdien an Abg. Singer der Meinung ist, daß diese ganze

Aber möglicherweise die nächsten Friedens- Geseß, wclches diese

Verhältnisse für den Kriegsfall feststellt, der jeden Tag eintreten kann, au das dringlichere ist \{chon aus dem Grunde, weil es sich um eine

nd also um eine viel

größere Beeinträchtigung des gewöhnlihen Haushalts des Ernährers

Frage, ob es dring-

licher oder nit dringlicher ist, bei Seite lassen, doch sagen, daß es noch

ine Gesetesvorlage zu dem Herrn Vertreter terial jeßt zusammen-

geflossen ist; es ist aber erst in der leßten Zeit das leßte Material

b noch im Laufe der

jeßigen Session das Gesetz über die Unterstüßung der zu den Uebungen

n können. die Vorlage mit

Freuden und empfahl gleichfalls kommissarische Vorberathung, da es sich um recht erhebliche Geldaufwendungen handele. Partei-FFnteressen mit der Vorlage oder mit dem noch aus- stehenden Geseßentwurf zu verknüpfen, halte er für durhaus unzulässig; hier seien Bestrebungen in Frage, denen alle Par- teien des Hauses ein gleihmäßiges Jnteresse entgegenbrähten.

: spra nohmals den Wunsch aus, daß im Gesey ausdrücklih bestimmt werde, daß die Ge- währung der Minimalsäge nicht etwa in Zukunft die Regel bilden solle. Was die zweite ausstehende Vorlage angehe, so glaube er nah wie vor, daß in der That Zeit genug vor-

andelten gleichzeitig

Der Abg. Singer erklärte: Seine Partei habe niemals

M P N die Jdee, welche in dem Entwurf zum Ausdruck ange, eine „Erfindung der Sozialdemokratie“ sei; aber die hatsache bleibe doch bestehen, daß sein Freund Harm der Erste gewesen sei, der die Angelegenheit im Reichstage angeregt habe. Und wenn au der Minister sage, daß es sch lediglih um eine „zeitgemäße Weiterentwickelung eines preußischen Ge- so bleibe es doch rihtig, daß diese Weiterent-

sei, nachdem die net hätten.

Sie hätten auch, wie ex dem Minister bemerken möchte, die Sozialdemokratie nicht erfunden, diese sei vielmehr von selbst entstanden, weil sie in der Richtung der natürlichen

Gerade die Maß-

nahmen, welche die verbündeten Regierungen zur Zeit planten, bewiesen genügend, daß die Sozialdemokratie viel zu ernst sei,

thun fönnte. 1 Schellendorff

_ Der Hr. Abg. Singer ist mit seinen Deduktionen, soweit die that- sählihen Verhältnisse in Betracht kommen, vollständig im Unrecht. Erstens hat der Hr. Abg. Harm lediglich die Frage angeregt, ob die zum Dienst zu den Uebungen im Frieden einzuberufenden Mann- ¡haften fortan eine Unterstüßung bekommen sollten oder niht. Dieses ist ein novum în unserer Geseßgebung und Verwaltung. Hier handelt es sich um ein E welches die Unterstüßung gewähren soll für die

eingezogenen Mannschaften ;

und wenn der Hr. rage innerhalb dee

1887.

verbündeten Regierungen und besonders auch innerhalb der Militär- verwaltung geruht hätte, und daß es erst der Anregung des Hrn. N bedurft hätte, so befindet er sih in einem Irrthum. Vielleicht at er die Güte, die Seite 6 der Begründung nachzulesen; er eint fie niht gelesen zu haben. Die Herren gestatten mir wohl, daß ih die Stelle vorlese, obwohl ih glaube, daß die meisten derselben sie bereits gelesen. haben. Sie lautet : E Die Bestrebungen nah einer neuen einheitlihen Regelung der Unterstüßungen für die Familien zur Fahne einberufener Mannschaften reihen bis in den Anfang des vergangenen Jahrzehnts zurü. Dann wird näher ausgeführt, bei welhen Veranlassungen die Frage hier im Reichstage bereits zur Erörterung gekommen ist; und ih kann es nur als ein, wenn auch wohl nicht beabsihtigtes, aber thatsählich erfolgtes Aussprechen nicht rihtiger Thatsachen hier erklären, wenn dem gegen- über behauptet worden ist, diese ganze Frage hätte der Abg. Harm oder die Sozialdemokratie oder ein Vertreter derselben wie Sie wollen in Fluß gebraht. Jch muß mi auf das Allerentschiedenste dagegen verwahren auf Grund der aller Welt bekannten Thatsachen.

Die Vorlage wurde an eine Kommission von 21 Mit-

gliedern verwiesen. Es folgte die erste Berathung des Geseßentwurfs, betreffend den Verkehr mit Wein.

Hierzu ergriff der Direktor im Kuaiserlihen Gesundheits- amt, Dr. Köhler, das Wort:

Meine Herren! Schon seit einer Reihe von Jahren ist die Reichs- verwaltung bemüht gewesen, die Handhabung des Nahrungsmittel- geseßes in Bezug auf den Wein zu erleihtern. Es handelte ih zunächst um Maßnahmen auf dem Gebiet der Verwaltung.

Bereits 1883 is in einem Rundschreiben des Herrn Reichs- kanzlers an die verbündeten Regierungen die Frage der Auswahl der Sachverständigen einer näheren Erörterung unterzogen worden; es wurde darauf hingewiesen, daß für die chemische Üntersuhung nur besonders geeignete und erfahrene Chemiker bestimmt werden möchten, daß aber die Chemiker niht ausshließlich über alle hier in Betracht kommenden Fragen zu urtheilen hätten, sondern soweit es sich um Gesundheitsschädigungen handelte, es Sache hygienisch erfahrener Aerzte sei, und soweit es die Frage betrifft, ob eine Täuschung im Handel und Verkehr beabsichtigt worden, solhe Sachverständigen zu hören sein würden, welche den Gewohnheiten der betreffenden Ver- kehrsgebiete nahe ständen.

Im Jahre 1884 trat eine größere Kommission von hervor- ragenden Chemifkern in Berlin zusammen, welche besondere Erfahrungen auf dem Gebiet der Weinuntersuhung gesammelt hatten. Es handelte sih um eine Verständigung darüber bei Beanstandungen von Wein : was ist zu untérsuchen? auf welhe Weise haben die Untersuhungen stattzufinden? und „wie sind die gewonnenen Ergebnisse zur Beurtheilung zu verwerthen? Die Beschlüsse dieser Kommission sind demnächst von den einzelnen Bundesregierungen den öffentlichen Untersuchungs- anstalten zur Nachachtung bei vorkommenden Fällen überwiesen worden.

Aber au bei Zeiten wurde darauf Bedacht genommen, eventuell gtgetatide Schritte zur speziellen Regelung des Verkehrs mit

ein vorzubereiten. Im Jahre 1883 traten im Reichsamt des Innern Sachverständige, die dem Weinbau, dem Weinhandel nahe- ständen, und auh solhe, welche als hervorragende Chemiker bekannt waren, zusammen Und erörterten sowohl die gesundheitlihe Seite als auch namentlich die wirthschaftlihe Seite der Frage. Auch bei diesen Berathungen zeigte si, daß zwei ganz verschiedene Richtungen \chrofff einander gegenüberstanden, dieselbe Erfahrung, die ja auch später im Rei stage gemacht worden ift, zuleßt im Januar d. J.,, wo die Weinfrage zu eingehenden Erörterungen Veranlassung geboten hat. Die eine Seite um es kurz zu resumiren will als Wein nur das Produkt alkoholischer Vergährung des reinen Traubensaftes an- erkennen, die fogenannten Verbesserungsmethoden nur zulassen, wenn das Produkt unter entsprechender Bezeichnung in den Verkehr gebracht wird. Die andere Seite dagegen ist für möglichst freie Regelung der Sache; sie wünscht nicht die Deklarationspfliht nah Anwendung der- artiger Verbesserungsmethoden: Gallisiren, Petiotisiren, Mouilliren.

__ Insbesondere die Verhandlungen vom 4. Januar d. I. haben bei der Reichsverwaltung den Entschluß herbeigeführt, nit länger zu zögern, sondern mit den Vorschlägen, die reif waren zur geseßlichen Regelung, hervorzutreten und dieselben der weiteren Beurtheilung zu unterbreiten. (8 wurde dem Bundesrath eine Vorlage gemacht ; dort ist die Sache auf das eingehendste erwogen worden ; besonders ist auch erörtert worden, ob es sich empfehle, weitere L orshläge, die auh die wirthshaftlihe Seite betreffen, mit aufzunehmen. Allein {hließli4 hat der Bundesrath die Ueberzeugung gewonnen, daß es für jeßt nicht angezeigt sei, so weit zu gehen; er hat diejenige Vorlage angenommen, welche dem hohen Hause jeßt unterbreitet worden ist, und diese beshränkt sich auf die Regelung der gesundheitspolizeilihen Seite der Sahe. Allein so eng dieser Rahmen zu sein scheint, so ist do die Bedeutung der Vorlage nicht zu untershäßen. Es ist eine Reihe ganz bestimmter Stoffe ge- nannt worden, über welche in Zukunft ein Zweifel ausgeschlossen sein wird, ob sie verwendet werden dürfen oder nicht; es sind folhe Stoffe, die auch der Feststellung von Seiten der Chemiker verhältnißmäßig geringe Schwierigkeiten bereiten. Bei der Annahme des Gesetzes

würde der Produzent genau wissen, daß er jene Stoffe niht verwenden

darf. Der Händler wird, wenn er in dem Wein, den er gekauft hat, derartiges vorfindet, ohne Weiteres den Wein zurückweisen dürfen; und endli, der Richter wird auf eine viel leihtere Weise sein

Urtheil fällen können; denn der Sachverständige, welchen er ja als Stüßte für sein Urtheil heranzuziehen hat, braucht seine Untersuhung nur darauf zu richten: ist dieser oder jener Stoff vorhanden oder nicht? Es is seiner Begutachtung nit unterstellt, ob bei ver Menge, die im gegebenen Fall vorliegt, anzunehmen ist, daß eine gesundheits\{hädlihe Wirkung eintreten werde oder nicht. Gerade die divergirenden Urtheile der Sachverständigen sind es immer ge- wesen, welche die meisten Schwierigkeiten bei der rihterlihen Ent- scheidung bereitet haben. Es wird im Verlauf der weiteren Be- rathung im Reichstage gewiß nit daran fehlen, daß Versuhe gemaht werden, auch den Entwurf zu erweitern, auf das wirthschaftlihe Ge- biet zu erstreckden. Bei der Kommissionsberathung, die ja wohl zweifellos hier gewählt werden wird, wird ih Gelegenheit bieten, im Einzelnen nahzuweisen, daß und weshalb eine solhe Erweiterun pur E, niht angängig ist, und ih bin fest überzeugt, daß dann s er

ohe Reichstag sich zur Annahme des Entwurfs entshließen wird. Der Abg. Dr. Bürklin erklärte: er begreife es, wehn

mancher von der Vorlage nicht befriedigt sei, da sie sih nur auf den gesundheitlihen Standpunkt beschränke; er begreife aber auch diese Zurückhaltung der Vorlage, da er den Grund dafür anerkenne, denn die Meinungen der Sachverständigen gingen in dieser Frage weit auseinander. Darüber seien \ie aber einig, daß der sogenannte Kunstwein verboten werden solle. Man könnte ihn vielleicht unter Deklarationszwang frei- geben, insofern er keine s{hädlihen Stoffe enthalte, aber die Erfahrung lehre, daß Täuschung des Publikums hergestellt werde. Wenn auch der Fabrikant ihn als Kunstwein in den Verkehr bringe, so würde er von zweiter und dritter Hand doch als reiner Wein weiter gegeben. Zudem seien die für den Kunstwein ver-

dieses Prooukt nur zur

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