1887 / 289 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 Dec 1887 18:00:01 GMT) scan diff

G E U E I E L Fe tpr mdem n i

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Vayern. München , 7. Dezember. (Allg. Ztg.) Der Prinz-Regent ist mit dem Prinzen Arnulph heute N tel Uhr mittels Extrazuges von Aschaffenburg hierher urüdgekehrt. Y Die seit dem 1. Januar 1887 bestehende sogenannte Kabinetskasse des Königs Otto hat vom 1. Januar 1888 an die Bezeihnung „Fondskasse Sr. Majestät des

Königs Otto“ zu führen. (Dr. J.) Der

Sachsen. Dresden, 8. Dezember. : König empfing heute Nahmittag den am hiesigen Hofe neu ernannten Königlich bayerischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister, Freiherrn von Niethammer, in der Königlichen Villa zu Strehlen in besonderer Audienz.

Vaden. Karlsruhe, 7. Dezember. Die amtliche „Karlsruher Ztg.“ meldet: „Se. Königliche Hoheit der Gro ß- herzog hat heute Mittag in feierlicher Audienz in Gegenwart des Hofstaats und der Mitglieder des Staats-Ministerium die von dem Oberst-Kammerherrn Freiherrn von Gemmingen einge- führten Deputationen derErstenund der Zweiten Ka m- mer derStändeversammlungempfangen und dieAntwort- Adressen auf die Thronrede bei Eröffnung des Land- tages entgegengenommen. Die Präsidenten, Geheimer Rath von Seyfried und Geheimer Rath Lamey, verlasen die betreffenden Adressen, worauf der Großherzog die Präsidenten beider Kammern beauftragte, seinen Dank den Kammern zu über- mitteln“.

Oldenburg. Oldenburg. Der Landtag hat die Vorlage der Staatsregierung, betreffend eine durhgreifende Aufbesserung des Diensteinkommens der Volksschullehrer aus welcher an dieser Stelle srüher Mittheilungen gemacht wurden in allen Punkten angenommen, ebenso die Vorlage über das Beitragsverhältniß zu den Gesammtausgaben des Großherzogthums; nah derselben soll die Quote des Herzog- thums 771/59, diejenige des Fürstenthums Lübeck 16 und die- jenige des Fürstenthums Birkenfeld 61/, Prozent betragen. Einem Gesetzentwurf, nah welchem widerspenstige Armen- arbeitshaus-Pfleglinge in die Zwangsarbeitsanstalt verwiesen werden können, wenn die s{wersten zulässigen Disziplinar- strafen wiederholt erfolglos geblieben, wurde gleichfalls vom

Landtage zugestimmt.

Lippe. Detmold, 7. Dezember. Gestern wurde der Landtag von dem Landtags-Präsidenten von Lengerke eröffnet. Derselbe verlas darauf, dem „Hann. Cour.“ zufolge, Eee Adresse, welche an den Kronprinzen gesandt WUrDe:

„Sr, Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen des Deutschen Reichs erlaubt sich ehrfurckchtsvoll der heute zusammengetretene Landtag des ame Lippe sein {chmerzlihes Bedauern über die gegenwärtige

rkrankung und zugleich den warmen Wunsch auszusprechen, daß eine günstige Wendung des Leidens Höchstdenselben noch lange dem Vater- lande erhalten möge.“ (W. T. B.)

Hamburg, 8. Dezember. Der Senat wählte heute den Senator Dr. Versmann zum Ersten und den Senator Dr. Petersen zum Zweiten Bürger- meister für das Jahr 1888.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 7. Dezember. (Landes-Ztg. f. Els.-Lothr.) Der Bürgermeister von Straß- burg, Unter-Staatssekretär z. D. Ba, is} von Sr. Majestät dem Kaiser auf die geseßliche Dauer von 3 Jahren zum Mit: glied des Staatsraths für Elsaß-Lothringen berufen worden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 8. Dezember, Abends. (W. T. B.) Unter dem Vorsiß des Kaisers fand heute eine militärische Konferenz stat. Vor Beginn derselben empfing der Kaiser den FM. Erzherzog Albreht. Um 10 Uhr fanden sich außer dem Erzherzog Albrecht noch zur Sigzung ein: der Minister des Auswärtigen, Graf as der Kriegs- Minister von Bylandt:-:Rheydt und der Chef des General- stabes, FML. von Beck, fowie mehrere Stabsoffiziere. Die Sißung nahm mehr als 3 Stunden in Anspruch.

Das Abkommen zwischen Deutschland und Oesterreich: Ungarn, durch welches der deutsh-österreihishe Han- delsvertrag vom 23. Mai 1881 provisorisch verlängert wird, ist heute hier unterzeihnet worden. Der Vertrag ist zunächst bis zum 30. Juni 1888 verlängert und soll, sofern bis zum 15. Februar 1888 von keiner Seite eine Kündigung erfolgt ist, von dem leßtgenannten Zeitpunkt ab mit einjähriger Kündigungsfrist fortbestehen.

9. Dezember. (W. T. B.) Bezüglih der gestern in der Hofburg unter dem Vorsit des Kaisers abgehaltenen militärishen Konferenz bemerkt das „Fremdenblatt“, daß der Verlauf dieser Konferenz \ih selbstverständlich einer weiteren Mittheilung entziehe.

Großbritannien und Jrland. London, 7. Dezember.

(A. C.) Das Organisations-Comité für das Reich s-

nstitut hielt gestern unter dem Vorsiß des Prinzen von Wales eine Sizung im Marlborough-House, der Stadt- wohnung des Prinzen. Es wurde beschlossen, ein Kapital von 140000 Pfd. Sterl. bei Seite zu legen, welches zum Betrieb des «Fnstituts verwandt werden soll.

Sir Henry Wolff, der neuernannte britishe Gesandte am persischen Hofe, wird sih erst im April nah Teheran begeben, um seinen Posten anzutreten.

Ueber die Lage in Afghanistan meldet ein Telegramm „Times“ aus Kalkutta, vom 4. Dezember:

Außer der gewöhnlihen Menge von unverbürgten und unwich- tigen Bazar-Gerüchten giebt es wenig über Afghanistan zu melden, und es ist auch nicht wahrscheinlich, daß wir viel in den nächsten zwei oder drei Monaten zu hören bekommen werden. Einige kleine Abtheilungen Ghilzais sollen noch zwischen dem Abistada-Sece und Kakar stehen, aber das Anbrechen des Winters wird wahrscheinlich allen weiteren Operationen Einhalt thun. General Gholam Hyder hat großartige Winterquartiere bauen lassen, von wo aus er ohne Zweifel im Frühjahr gegen die Re- bellen ziehen wird. Es geht das Gerücht, vi Zwistigkeiten zwishen den Gouverneuren von Herat und andahar ent- standen sind, und daß der Letztere beim Emir in Ungnade gefallen ist, welcher glaubt, po der Gouverneur nicht genug Rekruten während des Ghilzai-Aufflandes ausgehoben hat. Der Geologe Griesbach, welchem die Regierung Urlaub ertheilt hat zu einer Neise nah Afghanistan, wird si in einigen Tagen nah Cabul begeben.

8, Dezember. (W. T. B.) Die Kommission der Zuckterkonferenz genehmigte und unterzeichnete s den Über ihre Berathungen verfaßten Bericht, welcher ‘am nächsten Montag in der Plenarsißzung der Konferenz vorgelegt werden soll.

9. Dezember. (W. T. B.) Der Unter-Staats- sekretär Fergusson hielt gestern Abend in dem konser-

der

vativen Verein zu Guildford eine Rede, in welcher er sagte: soweit die englische Regierung unterrichtet sei, wäre kein Grund zu der Annahme vorhanden, daß in irgend einem Lande Stritte gethan würden oder Truppenbewegungen in solchem Maße stattgefunden hätten, daß dieselben auf eine Störung des europäischen Friedens hindeuten könnten. Die von Klugheit be- seelten großen Militärmächte verabsäumten keine Vorsichtsmaß- regeln; aber diese enthielten keinerlei Andeutung eines beab- sihtigten Angriffs. Der allgemeine und ernste Wunsch nah Erhaltung des Friedens, der, wie Lord Salisbury erklärt habe, von allen Souveränen und Ministern Europas bekundet worden, sei nah der Ueberzeugung der englishen Regierun

durch die späteren Ereignisse noch gestärkt worden: Zum Schlu

der Rede wiederholte Fergusson nohmals: nach seinem besten Wissen wäre gegenwärtig keine Ursache vorhanden, einen Bruch des Friedens zu besorgen.

Frankreih. Paris, 8. Dezember, Abends. (W. T. B.) Nach den über die Zusammenseßung des neuen Kabinets umgehenden Gerüchten würde Goblet die Präsidentschaft und das Jnnere übernehmen und die anderen Portefeuilles, wie folgt, vertheilt werden : Ribot Justiz, Flourens Auswärtiges, Ricard Unterricht, Loubet Landwirthschaft, Menard Dorian öffentliche Arbeiten, Clamagéran Finanzen, Siegfried Handel, Bourgeois Marine und General Février oder General Thomassin Krieg. Jrgendwie Zuverlässiges ist indeß noch nit bekannt.

Der neue spanische Botschafter Castillo über- reichte dem Präsidenten Sadi Carnot heute sein Beglaubigungsschreiben.

8. Dezember, Abends. (W. T. B.) Der Präsident Sadi Carnot konferirte heute Abend mit Goblet und Nibot, die sich nah dem Elysée begeben hatten. Es ver- lautet, die Verhandlungen wegen Bildung des neuen Kabinets stießen auf Sh wierigkeiten.

9. Dezember, früh. (W. T. B.) Jn Folge von Ver- handlungen, welche stattfanden, um der radikalen Partei zwei Portefeuilles einzuräumen, weigerte sich Ribot, in die gestern Abend gemeldete Kabinetskombination einzu- treten. Es heißt: auch Goblet werde ablehnen, jedoch heute Morgen eine nohmalige Unterredung mit dem Präsidenten haben. Sollte Goblet nicht eintreten, so werde der Präsident auf das Ministerium Rouvier zurückommen.

9. Dezember. (W.T.B.) Die radikalen Blätter tadeln entschieden die Haltung der Opportunisten gegen- über Goblet und fordern diesen auf, das Kabinet ohne Opportunisten zu bilden. Die „République française“ weist jeden Kompromiß mit den Jntransigenten und den Anarchisten zurück. Das „Journal des Débats“ erklärt sih damit einverstanden, daß bei der Bildung des neuen Kabinets jede Verbindung mit der äußersten Linken ver- mieden werde.

9. Dezember. (W. T. B.) Goblet begab \ich heute Vormittag in das Elysée und cxklärte dem Präsidenten Sadi Carnot, daß es ihm in Folge verschiedener Ablehnungen niht möglich sei, ein Kabinet der republifkfanishen Konzentration zu bilden; er sehe sich daher genöthigt, den Auftrag, ein Kabinet zu bilden, abzulehnen. Jn Folge dessen berief t osibent aufs Neue Hunt Fallières zu sich und bot demselben den Auftrag zur Bildung eines neuen Kabinets an. Fallières hat sih Bedenkzeit bis heute Abend ausgebeten.

_— (Fr. C.) Der Staatsanwalt hat für die Affaire Wilson-Gragnon, als für eine besonders ernste, bean- tragt, daß die Anklagekammer durch die Appellkammer des Zuchtpolizeigerihts verstärkt werde. Diese vereinigten Kammern werden am nächsten Dienstag ihr Urtheil ab- geben. Es heißt: Wilson wolle Frankreich verlassen und nah Schottland ziehen, wo er bereits ein Gut gekauft habe. Die Wilson stammen aus Schottland.

Das Erträgniß der indirekten Steuern im Monat November ist um 4765200 Frcs. höher als dasjenige des gleihen Monats des Vorjahres und um 5 165 000 res. höher als die Voranschläge des Budgets. Die sich seit einiger Zeit fühlbar machende unnachsichtliche Strenge der Zollbehörden sowie der Fiscal- behörden hat in erster Linie zu diesem günstigen Ergebniß beigetragen.

Jtalien. Rom, 8. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat in ihrer heutigen Sizung den Antrag ‘des Minister-Präsidenten Crispi auf dringliche Behandlung des Handelsvertrages mit Desterreih-Ungarn, welcher berèits am 1. «zanuar 1888 in Kraft treten soll, angenommen. Dem Deputirten Bonghi gegenüber erklärte Crispi: der für die afrifa- nische Expedition bewilligte außerordentliche Kredit von 20 Millionen sei O niht aufgebraucht und werde jedenfalls ausreichen. Ueber die Expedition selbst seien noch im Laufe dieses Monats Nachrichten zu erwarten.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Massovah wird die dritte Brigade morgen 1hr Lager vier Kilometer weit über Monkullo gegen Dogali vor- schieben. Gerüchtweise verlautet von einem starken Zwie- \palt zwischen dem. Negus und Ras Alula; der Negus wolle den Frieden.

‘Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Dezember. (W. T. B.) Bei dem gestrigen Diner anläßlih des Georgs- estes brachte der Kaiser einen Toast auf den ältesten itter des St. Georgs-Ordens , den Kaiser Wilhelm, aus. Die Musik intonirte die preußische Nationalhynine. jz

Bulgarien. Sofia, 8. Dezember. (W. T.{B.) Der frühere Metropolit Clement hatftheute Sofia} verlassen und sih nah Tirnowa begeben.

Amerika. New-York, 8. Dezember. (W. T. B.) Johann Most ist zu einer L nanlrafe von 12 Mo- Me verurtheilt worden. Derselbe wird Berufung ein- egen.

__ Bevor die republikanische Partei ihrerseits Kandidaten für die Präsidentschaft und Vize-Präsidentschaft aufstellt, wird eine republikanishe Konvention am 19, Juni 1888 in Chicago stattfinden.

Mittel-Amerika. Mexico. (W. T. B.) Nachrichten aus Mexico (über London, v. 9. Dez.) zufolge ist bei dem Kongreß ein Geseßentwurf eingebraht worden, welcher die Regierung ermächtigen soll, eine Anleihe von 10 Millionen Pfd. Sterl. aufzunehmen.

Zeitungsftimmen.

Die N DMger-Zeitung-“ reibt :

In den leßten Monaten sind dur leihtsinniges Auswand nach Rußland deutsche Arbeiter in großes Elend gerathen, uten solhe Fälle wurde wiederholt in Blättern berichtet. Leider bat ter: son seit Jahren die Beobahtung machen müssen, daß gerad nan unbemittelte Klasse, deren Stellung in der Heimath im Verkbältzee zu derjenigen der russishen Arbeiter eine -gute genannt werden k 8 troß aller. shlechten Erfahrungen sich noch immer Illusionen hin ieh die einzelne Mitglieder derselben zur Auswanderung veranlassen B

Es gab allerdings eine Periode, in welcher den Gutsbesißer ; Rußland sehr daran gelegen war, Arbeitskräfte aus dem Ausla, " heranzuziehen, jeßt aber i daselbst nichts weniger als Mangel ae Arbeitern. Zudem wird die Arbeit in Aae weit niedriger be zahlt, als in Deutschland, während die Anforderungen an den de E sen Arbeiter sich steigern, au kein Vertrag dem Arbeitnehmer A Garantie bietet, vielmehr ein solher gebrochen wird, sobald es e Zwecken des Arbeitgebers passend erscheint, und dann auch dem E deren Theil kein Rehts\huß gesichert ist. Stehen den Klägern nist vollkommen rechtsgültige Kontrakte zur Seite, so werden sie gewöhn- lih abgewiesen und müssen, von allen Mitteln entblößt, in ihre Hei math C, U M Sudd e

urden [{chon früher die Deutschen in Rußland im A j stets mißtrauisch behandelt, weil eine große nationale Abn allen russischen Kreisen gegen alles Deutsche herr\cht, so ift jeßt die Behandlung eine geradezu unerträglihe. Wenn der russis{che Besiker früher deutshe Beamten auf seinem Gute oder in seiner Fabrik in Diensten hatte, so behandelte er dieselben, wenn sie ihm unentbehrlich und dur einheimishe Kräfte nicht zu erseßen waren anständig, aber nu», weil er sich feiner eigenen Noth bewußt war. Jeßt ist er aber auch in diesem Falle fast reh gegen seine Beamten und zwingt dieselben auf diese Weise, wenn er sie niht selbst entläßt, aus ihrer Stellung zu gehen. Auch der deutsche Tagelöhner, der seine Arbeiten stets ruhig und pünktlich vollendete und sih so eines bestimmten Erwerbes zu erfreuen hatte, fällt jeht N E E n Opfer. Der Haß gegen Auß ander ijt zwar in Rußland im Allgemeinen vorhanden, allei die E 4 N A Î : O : er deul]che Arbeiter, der si von vornherein der Ehrenbaftigk, eines russischen Arbeitgebers überliefern muß, seßt sich großen G aus, und ihm ist daher unter allen Umständen der Versuch, nah Rußland auszuwandern, dringend zu widerrathen. Die den Kaiser- lichen Konsulaten zur Verfügung stehenden Mittel reichen nit an- nähernd aus, um den in Noth gerathenen deutschen Arbeitern in Rußland Unterstützung zu gewähren, und mit der Privatwohlthätigkeit in Rußland ist es niht weit her." Zudem haben die Eisenbahnen in Rußland, mit Rücksicht auf die Ueberhandnahme des Freikartenwesens, Anweisung erhalten, mittellose deutsche Staatsangehörige nit mehr, wie bisher, unentgeltliG an die preußische Grenze zurück- zubeförden.

Auch dem bemittelten Deutschen ist nit anzurathen, nad) Ruß- land auszuwandern, um dort Grundbesitz zu erwerben. Früher konnte der deutsche Landwirth allerdings, wenn es ihm an Fleiß, Intelligenz und Ausdauer niht fehlte, bei einiger Kenntniß vom Lande mit geringen Mitteln sich Grundbesitz ‘erwerben, der ihm eine sorgenfreie und angenehme Eristenz bot. Die viel weniger kostspielige und mühelose Bestellung der Ländereien und der troßdem sehr lohnende Gewinn, der aus einem ertragsfähigen und reihen Boden dem Grundbesiger in Rußland erwächst, eröffneten dem deutschen Land- wirth ein ergiebiges Feld für seine Thätigkeit. Das Alles hat aber jeßt aufgehört, seitdem der russishe Ukas erlassen wurde, welcher den Ausländern die Erwerbung von Grundbesiß und von Besitz- und Nutzungsrehten auf unbewegliches Eigenthum in den 10 Gouverne- ments Polens und in den Gouvernements Bessarabien, Wilna, Witebsk, Wolhynien, Grodno, Kiew, Kowno, Kurland, Livland, Minsk und Podolien untersagt G M

Jn der „Vossischen Zeitung“ lesen wir:

De mehr wir uns dem Weihnachtsfest nähern, um fo mehr ver- größert sih die Geschäftsthätigkeit bestimmter Industrien, deren Er- zeugnisse hauptsächlich für jene Zeit vom Kleinverkehr begehrt sind. Die Kurzwaaren-Industrie, die jene unzähligen kleinen Ärtifel, als Albums, Portemonnaies, Cigarrentaschen, Leder-, Holz- und Galan- teriewaaren, billige Messing- und nahgeahmte Bronzewaaren umfaßt, die gerade zu Weihnachten so sehr stark gekauft werden, ift in ihren meisten Betrieben augenblicklich mit Aufträgen reihlich versehen, In den leßten Jahren hat diese Industrie hier außerordentliche Fort- schritte gemaht. .… . Wir konnten \{on lange den Vorzug, billig zu fabriziren, für uns in Anspruch nehmen, und zwar gilt dieses für fast alle Geshäftszweige, die hier in größerem Maßstab be- trieben werden; bei der Kurzwaaren-Industrie ist das aber in ganz be- sonderem Maße in Folge eincr regelrechten Arbeitseintheilung der Fall, welche gerade der eben genannten Industrie sehr zu statten kommt. Alle Hülfsmaterialien, alle einzelnen Theile, welche sie benöthigt, kann sie sich, weil sie meist in großen Massen hergestellt werden, so billig als möglich verschaffen, und sie ist wieder, da sie in großen Massen ab- seßen kann, in der Lage, billig zu fabriziren und billig zu verkaufen. Diesen Umständen ist es wohl in erster Reihe zuzuschreiben, daß wir gerade in der Kleinindustrie im Allgemeinen und în der Kurzwaaren-Industrie im Besonderen, so große Erfolge im Auslande erzielt haben. Es ist niht zu viel gesagt, wenn wir hier für uns den ersten Plaß beanspruhen. Oer einstige, so bedeutende französishe Mitbewerb, der mit feinen fog. „Articles de Paris die ganze Welt überzog, die selbs in Deutschland früher in großen Mengen aus Frankrei bezogen wurden, ist von uns {on längst lahm gelegt. Geschmack und Erzeugungsmittel haben sich in Deutschland in den leßten Jahren außerordentli gehoben, und das Kunstgewerbe in seinen verschiedenen Richtungen und Verirrungen is auf viele Erzeugnisse der Kunstwaaren-Industrie von wohlthätigem Cinfluß gewesen. Die höhere technis{che Ausbildung, welche unsere Hand- werker und Fabrikanten auszeihnet, die durch die Reihe von Javren erworbene Geschicklihkeit und Sachkenntniß haben den Mit- bewerb anderer Staaten \{nell überflügelt, so daß, wenn von einer Herrschaft der Berliner Kurzwaaren- Industrie auf dem Weltmarkte ge- sprochen wird, hiermit niht zu viel gesagt ist. Alle diese Eigen schaften sind erst recht zu voller Entwickelung, beziehentlih zur Geltend- machung gelangt, seitdem ein ausreihender Industrieschuß unsere Kurzwaaren vor unbefugter Nahahmung \{chüßt. Es ist uns sogar ge- lungen, der bekannten Wiener Industrie in vielen Artikeln, welche diese für ihre aus\cließlihe Oberherrschaft in Anspruch nahm, bei- zukommen. Der Absaß im Inlande ist lebhaft, doch wird derselbe übertroffen dur die Umsätze, welhe im Auslande erzielt werden, wo er dur große Kommissionsgescäfte vermittelt wird, welche die ganze Welt bereisen lassen, Englische und französische Einkäufer be- finden ih sehr oft hier, überseeische Käufer besuhen uns regelmäßig, und wenn wir alle die Länder nennen wollten, wohin Berliner Kurj- waaren gesandt werden, dürfen wir keines auslassen. Die Mittheilungen, die uns von mehreren Seiten zugegangen sind, weisen darauf hin, daß man mit der Beschäftigung besonders in der zweiten Halfte des Jahres zufrieden sein kann. . . .

Aus Nürnberg (Mitte Oktober) wird dem „Deutschen Handels archiv“ (Dezemberheft) gemeldet: . Das Galanterie-, Kurz- und Spielwaarengeschäft erfreute si im abgelaufenen Quartale eines lebhaften Aufschivunges. Alle nur irgendwie leistungsfähigen Fabrikanten waren und sind noch vollauf U atigE so daß sih die S ungewöhnlich fest halten konnten. Unsere Industrie ist reichlih mit Aufträgen versorgt in das vierke Quartal hinübergegangen jéri even Blatt wird aus Essen (Mitte Oktober) ge- rieben : „Die Marktlage des Kohlengeshäftes ist eine recht gesunde. Die erhöhte Thätigkeit in der Eisenindustrie, welhe vorzugsweise einen recht lebhaften Verkehr in Koks mit Luxemburg und Lothringen mit

brate, hat allein einen Mehrversandt von 500 000 t veranlaßt. s rae der Bedarf der verschiedene Kohlen verbrauchenden Industriezweige wesentlich gestiegen ist, so hat sich der Ver- sandt in den Monaten dieses Jahres auf 1 857 348 Doppel-Waggons à 10 t gegen 1732 395 Waggons in dem- selben Zeitraum des Jahres 1886, somit um der ge- sammten Jahresproduktion gesteigert, und gleidzeitig haben sih die Preise für Kokskohlen von 16 auf 22 4 und für Koks von 25 auf 40 4 für den Centner erhöht. j : i

Diese Thatsache fällt um so mehr ins Gewicht, als die Nach- frage nach Kohlen auch in den konkurrirenden Nachbarländern nit unwesentlich fritegen ist. ; j

Die großen Abnehmer sind nunmehr gern bereit, zu den jetzigen Preisen lange und große Erde abzuschließen.

Die Preise der verfchiedenen Eisensorten sind in langsam fortshreitender Besserung begriffen. Die Werke sind angestrengt be- schäftigt und für längere Zeit genügend mit Aufträgen versehen.

Im Wollhandel liegt das Geschäft sehr still, die großen englischen Auktionen e E Wollen erschweren das Geschäft in hiesigen Wollen mehr und mehr. : /

Die Werdener und Kettwiger Tuchfabriken sind für das Inland fortlaufend gut beschäftigt, dagegen läßt das überseeishe Geschäft zu wünschen übrig. i / N

In den Mülheimer Lederfabriken herrscht rege Thätigkeit zu lohnenden Preisen.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom 27. November bis inkl. 3, Dezember cr. zur Anmeldung gekommen: 2495 Gbheschließungen, 896 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene, 501 Sterbefälle. : :

Die Nr. 3 RXIX. Jahrgangs 1887 der „Zeitschrift des Königlih bayerischen Statistischen Bureaus“; redigirt von dem Vorstand des- Statislishen Bureaus, König- lihen Regierungs-Affessor Carl Rasp, hat folgenden Inhalt: Die Bewegung der Gewerbe in Bayern im Jahre 1886. Statistische Nachweisungen über die Armenpflege im Königreich Bayern für das Jahr 1885. Von Dr. Krieg, K. Bezirksamts-Assessor. Die Mor- bidität in den Heilanstalten Bayerns während des Jahres 1885. D Ueber die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten in Bayern für die Zeit vom 1. April bis inkl. 30. Juni 1887. Statistishe Nach- weisung der Geburten- und Sterblichkeitsverhältnisse in 25 bayerischen Städten für die Monate Januar—Juni 1887. Nach den von den Bezirksärzten der betreffenden Städte ecingesendeten Erhebungstabellen zusammengestellt und ftatistisch verwerthet. Literatur.

Beiträge zur Morbiditäts - Statistik Bayerns. (Beilagen-Heft zur Zeitschrift des Königlich bayerischen Statistischen Bureaus, Jahrgang 1887,) Y. Morbiditäts - Statistik von Nieder- bayern für 1885. Nach den Aufzeihnungen der niederbayerischen Aerzte bearbeitet von Dr. J. Gg. Reiter, K, Bezirksarzt in Vils- biburg. (Mit Diagrammen und Karten.) VI. Morbiditäts-Statistik von Oberfranken vom Jahre 1885, Bearbeitet von Dr. Ios. G. Cgger, K. Kreis-Medizinal-Nath in Bayreuth.

Württembergische Vierteljahrshefte für Landes- geshihte In Verbindung mit dem Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Obershwaben, dem württembergischen Alter- thumsverein in Stuttgart, dem Historishen Verein für das Württem- bergishe Franken und dem Sülchgauer Alterthumsverein herausgegeben von dem Königlih württembergischen Statistischen Landesamt. Jahrgang IX, 1886, 3. und 4. Heft. a Ae gishe Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Jahrgang 1886, 11. Band, 2. Hälfte.) Stuttgart, W. Kohlhammer, 1887. Das vorliegende Doppelheft bringt an der Spiße eine vom Württem- bergishen Alterthumsverein in Stuttgart e kunstwissen- schaftlihe Arbeit über _ die Skulpturen des Stuttgarter Lusthauses auf dem Schlosse Lichtenstein. Der eben genannte Verein hat ferner für das Heft als Beiträge geliefert : den Schluß der urkund- lihen Forschungen vom Pfarrer Emil Wagner in Mägerkingen, über die Schicksale der Reichsstadt Shwäbish-Gmünd während des \chmal- kaldishen Krieges in den Jahren 1546—48, und die Fortseßung der etymologischen Mittheilungen von Dr, Albert Vogelmann in Eliwangen: „aus dem Wortshaß der Ellwanger Mundart“, welcke für die Dialektforshung viel sorgfältig gesammeltes Material enthalten. Der Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Obershwaben hat beigetragen: den Schluß der Arbeit über Burg Berolfstat und Um- gebung, vom Pfarrer Aichele in Bernstadt; urkundlice Mittheilungen über Ulmer Kirchenvisitationen, vom Sekretär Dr. Giefel, und: Aus den Rathsprotokollen der Stadt Riedlingen, von Conrad Sey. Dann giebt Hugo Bazing die aktengemäße Darstellung ciner Streitsache

Werdenberg Sargans gegen Ulm und Genossen wegen Brechung von Ruggburg), welche für die Zustände in den Zeiten des Faustrechts charakteristish ist. Ueber „Keßlerlehen*® handelt Buck in Chingen, über das ursprünglihe Wappen des Hauses Württemberg Diakonus Klemm. Der Historishe Verein für das württembergische Franken ist ver- treten durch Fortseßung und Schluß der Darstellung des fränkischen Gemeinderechts auf Grund von Dorfordnungen des württembergischen Franken, von G. Bossert, sowie cinen Beitrag zur älteren Topographie Württembergs, von demselben; ferner einen neuen Beitrag zur Geschichte der Hexenprozesse, vom Fürstlih hohenlohishen Hausarchivar Dr. Bacmeister in Oehringen, dann ein „Heraldisches Râäthsel“, von dem verstorbenen Fürsten Hohenlohe (betreffend ‘einen Grabstein des 15, Jahrhunderts in der Kirche zu Krailshausen), endlih eine Be- sprechung der Schrift von R. A. Human, über den Dunkelgrafen von Cishausen und das Rätbhsel von Ingelfingen. Von den Anstalten für württembergishe Geshichte und Alterthums- kunde hat das Statistish-topographishe Bureau die regelmäßige jähr- liche Uebersicht der württembergischen Geschichts-Literatur des Jahres 1885 geliefert, der sih ein Beitrag von Stälin: Zur Geschichte der württembergischen Landesfarben, anreiht. Das Heft wird, wie sonst, eingeleitet durch die Chronik und den Nekrolog des Jahres. S os und -Konsum Frankreichs im Campagneiahr 1886/87. (Ztscbr. f. Spiritusind.) In der eit vom 1. Oktober 1886 bis 30. September 1887 gestaltete si die [koholproduktion Frankreihs, verglichen mit derjenigen des Vorjahres 1885/86, folgendermaßen. Es wurden produzirt (in Hektolitern) :

a. Von gewerbsmäßigen Brennern:

1886/87 1885/86

26 535 12541 424 853

7 031 9 367 738 753 772 506 793 006 525 317 426 462 492 093 22 645 9 306

aus Wein .. Obstwein . Treber mehligen Stoffen Rüben 2. Melasse. j anderen Stoffen . b, Von Cigenbrennern: aus Wein . Obstwein . Trebern.

4 357 2187 16 754 28 555 32 608 49 959 Summa . 2068 575 1 902 684 Die Alkoholproduktion ist demnach im Campagnejahr 1886/87 um 165 891 hI1 bedeutender gewesen, als im Vorjahre 1885/86. Abgenommen hat die Alkoholproduktion aus Obstwein, Trebern, mehligen Stoffen und Melasse, diejenige aus den übrigen aufgeführten Stoffen hat dagegen zugenommen. Die Produktion aus Wein hat sih dem Vorjahre gegenüber mehr als verdoppelt, die Produktion aus Rüben hat die bedeutende Zunahme um 267 689 11 erfahren. Die Ein- und Ausfuhr Frankreichs sowie die Menge des für den dortigen Konsum bestimmten Alkohols betrug : 1886/88 5/86

1886/87 Import 234 569 hl 220166 hl Export 269 481 ,

E A 287730 ,„ Für den Konsum bestimmt 1992788 „, 1856600 ,

iebt also für 1886/87 gegen 1885/86 eine Zunahme des S E, 403 und des Erports um 18249 bh]. Der Export übertraf den Import im Berichtsjahr um 53 161 h], im Jahre 1885/86 nur um 49315 hl. Für den inländischen Konsum blieben

1886/87 136 188 bl mehr bestimmt als im Jahre 1885/86.

Kunst, Wiffenschaft und Literatur.

Die Rechhtsgrundsäße des Königlich preußischen Ober-Verw L U gsger id t s. Nach den gedruckten Entscheidungen zusammengestellt und mit Rücksicht auf die fortschreitende und auf die neuen Provinzen ausgedehnte Verwaltungsgeseßgebung erläutert von K. Parey, Königl. Verwaltungsgerichts-Direktor a. D. T1. Er- gänzungsband, enthaltend die Rechtsgrundsäte aus Band XIIT und XIV, nebst einer Nachlese aus Band I—XII der Entscheidungen. Berlin I. I. Heine's Verlag 1887. Auch unter dem Titel: 1. Ergänzungsband der Rechtsgrundsäße des Königl. preußishen Ober - Verwaltungsgerihts von K. Parey 2c, Preis 2 A 80 §. Der Zweck der Sammlung der Rechtsgrunds pe des Königl. preußischen Ober-Verwaltungsgerihts war, über die in den,12 Bänden der gedruckten Entscheidungen zer- streuten, für das bürgerliche Leben hohwichtigen Rechtsgrundsäße des Königl. Ober-Verwaltungsgerihts einen Ueberblick zu berschaffen und gleichzeitig zur Anschauung zu bringen, welche Gestalt diese Grundsätze nach der jeßigen Lage der vielfach dem Wechsel unterworfen gewesenen Gesetzgebung angenommen haben. Besonders ist Rücksicht genommen auf die Bestimmungen der Provinzial- und Kreisordnungen für Hannover, Heffen-Naffau und Westfalen. Zu diesem Werk bildet nun der jeßt vorliegende „Ergänzungsband“ ein Supplement. Die Zusammenstellung ist nach denselben Grundsäßen erfolgt wie in dem Stammwerk, jedoch sind die einzelnen Rubriken um einige A Materien vermehrt worden. Die vorliegende Schrift zerfällt in 4 Ab- theilungen: 1) Angelegenheiten der Kommunal- und staatlichen Ver- waltungsbezirke (Provinzialverbände, Kreise, Städte, Amtsverbände, Landgemeinden und Gutsbezirke); 2) Kultus, Schule und Personenstand; 3) Polizeilihe Angelegenheiten (polizeiliche Verfügungen im Allge- meinen, auch Zwangsmittel; die Jagd, das Wasser, die Wege, das Gewerbe, Krankenversiherung der Arbeiter und eingeshriebene Hülfs- kassen, das Bauwesen, Ansiedelungen und Kolonien, Versicherungen, Staatsangehörigkeit); 4) der Verwaltungsprozeß. i i

__— Soeben erschien im Verlage von H. Reuther in Berlin (SW. Charlottenstraße 2): „Briefwechsel zwischen H. L. Martensen und J. A. Dorner 1839—1881,“ herausgegeben aus deren Nachlaß, 2 Bände (12 4, eleg. geb. 14,50 A). Der im Jahre 1884 verstorbene Professor, itglied des Evangelischen Ober- Kirchenraths D. Dorner hierselb war mit dem in demselben Jahre dahingeschiedenen dänischen Hofprediger Prof. Martensen, Bischof von Seeland, durch funfzigjährige Freundschaft verbunden. Beide hervor- ragenden Theologen hatten scit dem Jahre 1839 einen lebhaften Brief- wechsel unterhalten, der jeßt auf Dorner's Wunsch der Oeffentlichkeit Übergeben wird. Der Inhalt ist zwar hauptsächlich für Theologen werthvoll, weil si in diesen Briefen die dur ihren gegen\ eitigen Einfluß auf einander bedingte Entwickelung beider Theologen, sowie die Ge- shichte der Theologie und Kirche seit Ende der 30er Jahre spiegelt, hat aber au für die gebildeten Laien Interesse, da au die poli- tischen und kirhenpolitischen Verhältnisse jener Jahre berührt werden. Insonderheit ergeben die Briefe interessantes Material über die Ent- stehung der kirchlihen Gemeinde-Ordnung in Preußen und zur Ge- schichte des preußishen Evangelischen Ober-Kirchenraths, Der Heraus- geber hat den Text der Briefe durch Anmerkungen, wo dies nöthig war, verdeutlicht. :

Der Verlag von Carl Flemming in Glogau hat au zum bevorstehenden Weihnachtsfest wieder für eine reie Auswahl seiner trefflihen Jugends\chriften in festlicher Ausstattung gesorgt. Es sind vor Allem das Töchter-Album. Unterhaltungen im häuslichen Kreise, / Herausgegeben von Thekla von Gumpert. Mit 19 Bildern, 5 Karten und 27 Holzschnitten. 33, Band. (geb. 6,75 bis 8,70 E) und Herzblättchens Zeitvertreib. Unterhal- tungen für eine Knaben und Mädchen. Herausgegeben von Thekla von Gumpert. Mit 24 Bildern und 20 Holzschnitten von Bürkner, Limmer, Bärwinkel, Claudius, Mühlig u. A. 32. Band. (kart. 5,25 M. geb. 6 (6) Beide Bücher sind so bekannt und beliebt, daß sie keiner Empfehlung bedürfen. ;

Spielbuch, enthaltend Gesellshafts\piele, Auslösen der Pfänder, Räthsel, Charaden 2c. von Dr. R. Löwi cke (eleg. gebunden 3,50 M), eine reiche Auswahl der verschiedensten, kurzweiligsten und lustigsten Spiele, von Räthseln und Charaden, Diamant-, Kreuz- und Silben- räthseln, Kreis- und Kapselräthseln, Rösffelsprung-Aufgaben und wie diese kombinatorishen Spiele alle heißen.

Abenteuer in den deutschen Kolonien Afrikas und der Südsee. Fahrten und Abenteuer, Land und Leute geschildert von Gerhard Stein. Mit 4 Bildern. (Eleg. geb. 3 M) Die Eigenart des ebenso fesselnden und spannenden, wie belehrenden und charakterbildenden Buches besteht vornehmlich darin, daß die ganze Fülle von Leben, Natur, Sitten, von den Freuden, Leiden und Errungenschaften der europäischen Pioniere in Kamerun, am Kongo, in Süd- und Ost-Afrika, wie auf den Tropeninseln der Südsee, daß alles dies von zwei jungen Leuten, denen Gelegenheit geboten ist, die deutschen Kolonien zu bereisen, selbs geschildert wird. Die Aus- stattung des Buches ift eine ge\chmackvolle ; die Bilder, Vorwürfe aus den Tropen behandelnd, zeigen Vornehmheit in Zeichnung und Farbe.

„Kleine Erzählungen von Martin Claudius. Mit Bildern von Leopold Venus. Zwei Bändchen 1,50 M). Diese mit Verständniß des Kinderherzens und des kindlihen Begriffsver- mögens erfundenen und kunstvoll erzählten Geschichten liegen bereits in zweiter Auflage vor. Sie sind für ein Alter von 5 bis 9 Jahren berechnet.

Erzählungen für die reifere weiblihe Jugend von Paulin e Schanz. Mit Bildern von F. Bürkner, A. Diethe und B. Mühlig. 2 Bände 1,50 A6). Die Verfasserin, die als Frau und Mutter das Mädchenherz kennt, erdahte Geschichten, die, voller Leben und Wärme, erwachsene Frauen und Mädchen interessiren und unterhalten, jüngere Mädchen aber gefangen nehmen, rühren, und erfreuen werden. Die spannenden, auf streng ethisher Grund- lage aufgebauten Erzählungen voll tiefer, echter Religiosität sind durch- aus geeignet, auf Mädchen von 12 bis 15 Jahren neben der Unter- haltung auch eine gesunde, erziehlile Wirkun auszuüben.

„Königin Luise. Ein Lebensbild von Ferdinand Schmidt. Mit Bildern von Jul. Scholy. (Geb. 1,50 46) Es ist nicht allein der Stoff dieses bereits in zweiter Auflage vorliegenden Buchs, der die gemüthvollen Leserinnen anzieht, sondern auch die anmuthige Dar- stelung Schmidt's und die sehr feine Art, wie er die unvergeßliche M Luise dem Verständniß und der Phantasie nahe bringt.

eopold von Anhalt-Dessau. Ein Lebensbild von Fer- dinand Pflug. Mit Bildern von Richard Knötel. (Geb. 1,20 M) Für reifere Knaben, welche eine Vorliebe für SAGe haben, für Erwachsene, die der Vergangenheit unseres Vaterlandes warmes Interesse entgegenbringen, ist das e Lebensbild des „alten Dessauers“ eine unterhaltende, anregende Lektüre.

Außer den voraufgeführten Werken bietet der Weihnahtskatalog des Flemming’\{hen Verlags noch eine reihe Auswahl geeigneter Bestgefhenke für Jung und Alt, darunter auch viele Pracht-

erke.

Im Verlage von Gustav Weise in Stuttgart erschien in vierter Auflage: „Der Trotkopf von Emmy von Rhoden (Emmy Friedri Friedrich). Diese fris geschriebene lehrreiche Pensions- geschichte für erwahsene Mädchen hat dur die Auflagen, die sie erlebte, gezeigt, wie beliebt sie bei den Leserinnen ift; sie wird daher auch in dieser neuen, sauber ausgestatteten Auflage zum Weihnachts- fest einen_weiteren Freundeskreis finden.

Dliver Cromwell und die Stuarts. Von Mar Vorberg. (Gotha, Friedr. Andr. Perfhes, 1888. Preis 1 4) In der Form eines fesselnden Vortrages giebt der bekannte Verfasser hier eine kurze Geschichte Oliver Cromwell's und seines Verhältnisses zu den Stuarts. Er sucht den Nachweis zu führen, daß Cromwell

it seinem Wort über \ich selbst Recht behalten hat: „Jh weiß, daf Ci mähtiger E als aue E RAIR, und daß er zu seiner eit mich wieder zu Ehren bringen wird.“ : 9 E erste 2 Bogen starke, reich mit HolysGutten versehene Nummer einer neuen Zeitschrift „Elektrotechnisches Echo“, Organ für die Fortschritte der angewandten Elektrizitätslehre liegt uns vor. Das Blatt stellt es sih zur Aufgabe, über alles Wichtige auf dem Gebiet der Elektrotehnik aus allen Ländern zu referiren. Inhalt der ersten Nummer: Edison's elektrische Lampe. Der gegen- wärtige Stand der Accumulatorenfrage. Maschine und Bogen- lampe System Lever. Gewicht und Leistung der Dynamomaschinen. Ueber Scnelltelegraphie. Reckenzaun's Motor. Die Ver- sammlung der British Association zu Manchester. Kleine Mit- theilungen. Neue Bücher. Inserate. Das Blatt ersheint am 1. und 15. jeden Monats und kostet pro Quartal 3 6 ; Im Verlag von J. L. V. Laverrenz in Berlin erschien („Deutscher Humor“, Band 5): „Im Bann der Disziplin“, militärishe Humoresken von Victor Laverrenz (1 #4). Die in diesem Bändchen abgedruckte Erzählung „Der Flankierbaum“, ist hon dur eine besondere Ausgabe bekannt geworden, die anderen 3 Erzählungen dieses Bandes sind ebenso munter und unterhaltend. i ; München, 7. Dezember. (Allg. Ztg.) Die durch die bekannic Kunstanstalt von Fr. Hanfstängl hierselbst hergestellten Repro- duktionen der durch die Restauration des Konservators Hauser neu erstandenen (Darmstädter) Holbein’schen Madonna sind soeben zur Ausgabe gelangt. S i : Stuttgart, 9. Dezember. Dr. Gustav von Rümelin, Kanzler der Universität Tübingen, feierte heute den Tag, an welchem er vor fünfzig Jahren an derselben Universität die Würde eines Doktors der Philosophie erlangte. Diese fünfzig Jahre, schreibt der „St. A. f. W.“, sind zugleih ein halbes Jahrhundert des unaus- geseßten, heute noch rastlosen Wirkens im Dienst des Vaterlandes und der Wissenschaft, reich an Arbeit und Kampf, aber au an Ehren und dauernder Frucht gewesen. Der König verlieh dem Jubilar zu seinem Ehrentage den Titel und Rang eines Geheimen Raths.

Gewerbe und Handel.

Kraft- ‘und Arbeitsmaschinen - Ausstellung in München 1888, München erhält nunmehr seine dritte Spezial- ausftellung im nähsten Jahre. Es sollen nur diejenigen Arbeits- maschinen zugelassen werden, die den kleinen Arbeitsverhältnissen ent- sprehen und welche den Handwerksmeister unserer Zeit befähigen, ih für eine Reihe von en mit dem Großbetriebe erfolgreich messen zu können. Dazu gehören dann auch vor Allem die Kleinbetriebs- motoren und is die Größe derselben vorläufig bis zu drei Pferde- stärken angenommen worden. Die Initiative ist dem Münchener allgemeinen Gewerbeverein zu verdanken, welcher _sih von der Auffassung leiten ließ, daß die Zeit des Handwerker- tages des bayerishen, sowie des allgemeinen deutshen Hand- werkerbundes, welhe beide in München stattfinden, eine felten Eutroe Gelegenheit darbietet, sowohl für den Fabrikanten, um seine

C den Hauptinteressenten vorzuführen, als umgekehrt, um die aus allen Theilen Deutschlands zusammenströmenden Handwerksmeister mit den neuen Erscheinungen auf dem Gebiet der Arbeits- und Kraftmaschinen bekannt zu machen. Der Besuch der Ausstellung wird noch_ dadur anwachsen, daß im gleichen Jahre in München cine deutsch-nationale Kunstgewerbe-Ausstellung und eine internationale Kunstausstellung stattfindet. Der Polytehnishe Verein in München hat seine Unterstüßung zugesagt, au ist für die Ausstellung ein äußerst günstiger Plat, fast direkt neben der Kunstgewerbe-Ausftellung gewonnen.

Die Generalversammlung der Aktionäre der Brauerei- Gesellschaft Friedrichshain genehmigte den vorgelegten Ge- shästsbericht, wie die Bilanz und das Gewinn- und Verlust-Conto, seßte die Dividende auf 10% fest und ertheilte dem Vorstande für das verflossene Geschäftsjahr Decharge.

Die Direktion der Nienburger Eisengießerei und Maschinenfabrik äußert sich in dem Geschäftsberibt pro 1886/87 folgendermaßen: Die Erwartung einer weiteren vortheilhaften Ge- staltung des Unternehmens is insoweit in Erfüllun gegangen, als das Unternehmen das ganze Jahr hindurch gut beschäftigt war und einen namhaften Gewinn erzielt hat. Es wurden pro 1886/87 fakturirt : 408 432 M gegen 264798 im Vorjahre. Der Gewinn auf Fabrikations-Conto stellt ih auf 167 309 M gegen 104121 inf Vorjahre. Für Löhne wurden gezahlt 88 763 M gegen 72759 Æ im Vorjahre. Der Nettogewinn ohne Abschreibungen beträgt 95043 M gegen 48637 Æ im Vorjahre. Demnach i} der diesjährige Gewinn ca. 9%% höher, als der vorjährige, während der Umschlag nur um 54/0 gestiegen is. Hierbei ist außer- dem noch zu erwähnen, daß ein eingetretener Verlust von 8776 M dem Jahresgewinn entnommen ist. Tro dieser günstigen Betriebs- resultate kann die Vertheilung einer Dividende idt in Vorschlag ge- bracht werden. Der Vorstand hat sich genöthigt gesehen, zur Sicherung einer Forderung 136 000 ÆA Aktien der Leipzig-Ragwitzer Briquetts- Fabrik zu übernehmen. Der Generalversammlung wird die Aufnahme von 200000 # 59%/ Obligationen“ in Vorschla gebracht werden, welhe auf das s\chuldenfreie Fabrikgrundstü bypothekarisch zur ersten Stelle eingetragen werden sollen. Von dem vorhandenen Gewinn von 95 043 6 wird beantragt, ein- shließlich 8000 Æ zur Verstärkung des Conto für dubiosa, ins- gesammt 32043 M (gegen 25 744 M. im Vorjahre) zur Abschreibung zu verwenden. Der übrigbleibende Reingewinn beträgt 63 000 Æ, von welchem 3000 # für Gratifikationen und der Rest von 60 000 zu einem Spezialreservefonds Verwendung finden soll.

__— Dem Geschäftsbericht der Dortmunder Bergbau-Ge- sellshaft über das Geschäftsjahr 1886/87 entnehmen wir Folgendes; Während der dur{scnittlihe Verkaufspreis für Koks im Geschäfts: jahre 1885/86 noh 38,60 6 pro 100 Ctr. betragen hat, ist derselbe im legten Jahre auf 35,37 Æ pro 100 Ctr. gesunken. Nachdem der Preis und die Produktion freigegeben war, sank der Abschlußpreis für Koks im 4. Quartal vorigen Jahres von 38—39 auf 26—30 M pro 100 Ctr. Die Brutto-Förderung pro 1886/87 betrug 2 811 450 Ctr. gegen 3099 690 Ctr. pro 1885/86. Die Netto - Förderung pro 1886/87 hat 2 512 190 Ctr. oder 177 930 Ctr. weniger betragen als in 1885/86, Hiernach ergiebt si pro Arbeitstag eine durch\chnittliche Netto-Förderung von 8545 Ctr. gegen 8908 Ctr.- im Vorjahre. Die Geldeinnahme betrug: a. für verkaufte Kohlen 370 909 4, b. für ver- kaufte Kokes 304 630 4, in Summa 675 540 (4 oder 74 645 M weniger als im Vorjahre. Die Kokesproduktion aus den vorhandenen 80 Kokes- öfen betrug 858 880 Ctr. aus 1 246 960 Ctr. Kohlen gegen 843 400 Ctr. aus 1 242 880 Ctr. Kohlen pro 1885/86. In den leßten Monaten hat sih die Lage des Kokesmarkts in Folge des Aufs@wunas der

Eisenindustrie wesentlich gebessert, sodaß jeßt Kokes zu relativ

höheren Preisen sehr geivagt find, Unter den obwaltenden Umständen konnte im abgelaufenen Geschäftsjahre ein Gewinn nicht erzielt werden. Das Gewinn- und Verlustconto weist vielmehr cinen Verlust von 98 256 M (einshließlich 20 000 Æ für Abschreibungen) nah; es wird beantragt, denselben auf Reserveconto zu übernehmen.

Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 12. Dezember im „Berliner Hof“ statt.

London, 8. Dezember. (W. T. B) Wollauktion. Preise fest bei lebhafter Betheiligung. E N ELLLLEN: f Ner, is T. ÉA a e fest, stetig,

portgarne gefragter, namentlich einfädige, ohairgarne an- Aben: in Stoff en mehr Geschäft. s Y

Verkehrs - Anftalteu.

Triest, 8. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer «„Aglaja“ ist heute aus Konstantinopel hier eingetroffen.