1887 / 302 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Dec 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin, den 15. Dezember. v. Ehrenkrook, Korvetten- Kapitän von der Admiralität, mit Pension und seiner bisher. Unif der Abschied bewilligt. v. Hoven, Kapitän-Lt., zum Kerv. Kapitän, Capelle I., Lt. zur See, zum Kapitän-Lt,, Trummler, Unter-Lt. zur See, zum Lt. zur See, befördert.

Nigtamlliches. Deutsches Reich.

eee: Berlin, 24. Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König hörten gestern Nachmittag den Vortrag des Vize-Präsidenten des Staats-Ministeriums, von Puttkamer, sowie denjenigen des Staatssekretärs Grafen von Bismarck und empfingen den aus San Remo zurückgekehrten Hofmarschall Grafen Radolinski. O

Heute arbeiteten Se. Majestät mit dem Chef des Militär- kabinets.

Die Weihnachtsbesheerung wird, wie gewöhnli im Königlichen Palais für den Hofstaat stattfinden, worauf die Bescheerung für die hier anwesenden Mitglieder der König- lihen Familie erfolgt. / / 1

Morgen findet Haus-Gottesdienst und später das Familien- Viner im Königlichen Palais statt.

Dos Antwortshreiben Sr. Kaiserlichen und Königlichen Ao des Kronprinzen auf das kürzlich Seitens des Niederbarnimer Kreistages abgesandte

Telegramm lautet folgendermaßen : San Remo, 19./12. 87. An den Königlihen Landrath des Niederbornimer Kreises, Ritter 2c., Beten S(arnweber Hochwohlgeboren Berlin.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron- prinz sind durch die warmen und theilnehmenden Worte und die guten Wünsche, welche der Kreistag des Niederbarnimer Kreises Höchstihm am 17, d. M. telegraphish übermittelt hat, sehr erfreut worden und lassen Ew. Hohwohlgeboren bitten, dem Kreistage den herzlihsten Dank dafür auszusprechen. l

von Rabe,

Major und stellvertretender Adjutant.

An Zöllen N d Sn Gai Gan Verbrau chs- steuern sowie anderen Einnahmen sind im Reich für die Zeit vom 1. April 1887 bis zum Schluß des Monats November 1887 (verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vor- Jahre, e Inenao der kreditirten Beträge zur Anschreibung elangt: Zölle 182 780 845 M (+15 381 299 M), Tabacksteuer

292 312 M (— 129 343 M), Budersteuer 58 540 176 M 283 483 921 M), Salzsteuer 26 393 432 M (+144 298 M),

ranntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein für die Zeit vor dem 1. Oktober 1887, Maischbottih- und Branntweinmaterialsteuer, Verbrauhsabgabe von Brannt- wein und Zuschlag zu derselben und Nachsteuer für Branntwein 45 023007 # (+ 29071920 #4), Brau- steuer 14347314 Æ (+ 768260 M), Uebergangs- abgabe von Bier 1576 233 M (+ 144 209 M); Summe 216 832 967 M. (+ 21 896 722 M6). Spielkartenstempel 739 095 M. (+ 62023 M6), Wechselstempelsteuer 4511 840 M (+ 110698 M), Stempelsteuer für a. Werthpapiere 3368058 M (— 266563 F), b. Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte 4 718 272 M (— 444821 M), e. Loofe zu Privatlotterien 322 042 M, (— 236 687 M), Staatslotterien 4318 955 M (+ 989 177 M), Post- und Telegraphen-Ver- waltung 122 280 201 M (+ 5 822 217 46), Reichs-Eisenbahn- Verwaltung 33 030 400 M (+ 1 546 400 M).

Die zur Reichskasse gelangte Fst-Einnahme ah- züglih der R TVaTglitangen und Verwaltungskosten be- trägt bei den nahbezeihneten Einnahmen bis Ende November 1887: Zölle 158907 001 M (+ 14103 682 M), Tabacksteuer 8231 670 M (+ 513329 M), Zuckersteuer 13 736 742 M (— 1515 176 6), Salzsteuer 24 020 564 M (+ 7719 A), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 28 224417 M (+ 3 255 569 M), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 13 503 351 M (4+ 777 603 M); Summe 246 623 745 M (+ 17 142 726 M). Spielfarten- ftempel 657 019 M (+ 56 113 M).

Auf die im Art. 146 des H.-G.-B. bestimmte n jährige Verjährungsfrist für Klagen gegen einen Ge? sellschafter aus Ansprüchen gegen die aufgelöste Gesellschaft, findet der in dem §8. 512 Th. I. Tit. 9 des Preuß. Allg. Landrechts ausgesprohene Grundsay („Keine Art der Ver- jährung kann gegen den anfangen, welcher von seinem Rechte niht hat unterrichtet sein können“) na einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 26. September d. F, keine Anwendung. d O ist die allgemeine Vorschrift des §. 569 L, 9 A. L-N., wona ) der Schuldner sich nicht auf die Verjährung berufen kann, wenn er unredliher Weise und gegen besseres Wissen von seiner noch fortwährenden Verbindlichkeit ‘sich der Erfüllung derselben entziehen will, auf die fünfjährige Verjährung des Art. 146 H.-G.-B. anwendbar.

Württemberg. Stutigart, 20, Dezember. (Karlsr. Ztg.) Die neue mwürttembergishe Kirchengemeinde- Und Synodalordnung, die nah mehr als 12 jährigen geseß- geberishen Arbeiten in diesem Jahre verabschiedet worden ist, dürfle nit so bald in die Praxis übergeleitet werden. Es handelt sich um die Bildung neuer kirchliher Kolle ien, denen die Verwaltung der kirhlihen Vermögensangelegenheiten über- tragen werden soll. Bisher wurde dies von den weltlichen Ver- tretungskörpern der Gemeinden unter Hinzutritt der Geist- lichkeit besorgt; der durch diese kirhlichen Organe verstärkte Gemeinderath jieß „Stiftungsrath“. Na der Neuordnung sollen die örtlichen Kirhenvermögen künftig von eigens ge- wählten, und zwar fkonfessionell geschiedenen Kollegien ver- waltet werden. Die Hauptaufgabe ist aber, das kirchliche Vermögen vom weltlihen erst wieder aus uscheiden. Mehr als 6 Jahrzehnte lang hat eine _solhe Schei- dung niht bestanden, und es war üblich geworden, die ursprünglih fkirhlihen Einkünfte auch für Schul- Armen- und ähnliche Zwecke heranzuziehen, wie dies au im Sinne der Urheber dieser meist aus Stiftungen bestehenden kirhlihen Vermögen lag. Jn Gemeinden, die nicht konfessiönell

gemischt waren, hat man sich dabei bis heute gut befunden, in größeren Städten und in paritätischen Orten ergaben sih aber Unzuträglihkeiten. Eine dieser Tage er- lassene Bekanntmahung der Ministerien des Kultus und des Jnnern besagt nun, daß unächst einmal die Einleitungen zur G Rng der rtskirhenvermögen getroffen werden sollen. Die Ueber- führung der Verwaltung an die neu zu schaffenden Kirchen- gemeinderäthe könne dann in einer jeßt allerdings noch niht näher zu bestimmenden Zeitfrist erfolgen. Zu- gleih aber werden in dieser Bekanntmachung die Gemeinden auf den §. 92 des neuen Geseßes aufmerksam emacht, nah welchem dieselben, falls die M Minori- täten einen gewissen Prozentsay nicht ü ersteigen, sich auch für Beibehaltung des bisherigen Zustandes entscheiden können. Da die Auseinanderseßzungen über diese Ver- mögensangelegenheiten keine leihte Arbeit sein werden und sih in den weitesten Schichten der Bevölkerung {hon während der Beitbuls jenes Geseßes eine stark konservative Strömung für Beibehaltung des bisherigen Zustands geltend gemacht hat, jo ist vorauszusehen, daß die weitaus überwiegende Zahl der württembergischen Gemeinden von der Ausnahmebestimmung des §. 92 Gebrauch machen wird.

Vaden. Karlsruhe, 23. Dezember. (W. T. B.) Den Mitgliedern der Kammern ist durch den Staats- Minister Dr. Turban ein Handschreiben Sr. König- lihen Hoheit des Großherzogs zugegangen, in welchem der Großherzog mittheilt, daß er Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen den Ausdruck der Theilnahme des Landtages übermittelt habe. Die Kundgebung habe den Kronprinzen tief gerührt. Bei der zur Zeit fühlbaren Besserung glaube \ich der Kronprinz zu der Hoffnung berechtigt, mit Gottes Hülfe dereinst noch die Kraft wiederzufinden, Seine Pflichten dem Vaterlande gegen- über erfüllen zu können. „Jh seße Mein Vertrauen,“ habe der Kronprinz geantwortet, „auf Den, der unsere Geschicke in Händen hält und der sih uns so häufig gnädig erwies, wenn wir uns von Gefahren umgeben wußten. Wenn aber etwas Irdides im Stande ist, aufzurihten und wohlzuthun, so ist es die allgemeine Theilnahme, welhe Mir das ge- sammte Vaterland zu erkennen gegeben hat ; nie werde Jh dies vergessen. Mir ist zu Muthe, als sei ein Band mehr zwischen Meinen Landsleuten und Mir entstanden, welches Mir beweist, daß ein größeres Vertrauen, als Jh es für mögli hielt, auf Mich geseßt wird. Gebe Gott, daß Mir Us Gelegenheit geboten wird, Mich dessen würdig zu erweisen !“

Schwarzburg “Sondershausen. Sonder shausen, 21. Dezember. (Magdb. Ztg.) Der regierende Fürst und die Fürstin sind heute A nach Dessau abgereist und A voraussichtlih das Weihnachtsfest am dortigen Hofe verleben.

Lippe. Detmold, 21. Dezember. (Hann. Cour.) Nach der Abstimmung über das Seminar gelangte im Land- tage in zweiter und dritter Lesung das Geseg, betr. die Ausführung des Reichsgesezes vom 5. Mai 1886 über die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaftlihen Betrieben be- shäftigten Personen, zut Berathung. Es soll hier eine Unfallversicherung gegründet werden für die Arbeiter, welche in land- und forstwirthschaftlihen Betrieben beschäftigt sind, und soll die konstituirende Genossenschaft aus 25 Vertretern (8Städtern, 13 ländlichen Vertretern, 4 Domanium- Vertretern) bestehen. Die dritte Lesung über das Volkss{chulgesetß und die Landgemeinde- Ordnung wurde auf Antrag des Abg. Asemissen vertagt. Der Antrag Asemissen: Fürstliche Regierung zu ersuchen, ein Negentschaftsgeset vorzulegen, wurde zurüdckgelegt, ebenso der zweite Antrag Asemissen: Fürstliche Regie- rung zu ersuchen, einen Verfassungsentwurf vorzulegen. Der leyte Antrag Asemissen: eine Aenderung der Steuergeseßgebung des Fürstenthums Lippe, wurde von der Tagesordnung abgeseßt. Hiermit war die Tagesord- nung erledigt, und erklärte der Kabinets-Minister, Freiherr von Richthofen, den Landtag bis auf Weiteres für vertagt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 22. Dezember. (Wien. Abdp.) Nachdem gestern auch die Landtage von Vorarl- berg und Mähren ihre Arbeiten beendigt haben, ist die Session nunmehr in fünf Landesvertretungen definitiv abgeschlossen. Die übrigen werden theils nah den Weihnachtsfetertagen, theils nah Neujahr ihre Berathungen wieder aufnehmen. Der niederösterreichishe Landtag hält am 28. d. M. seine nächste Sitzung.

24. Dezember. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ hält es angesichts der widersprechenden Auffassungen in Wiener ungarischen und deutschen Blättern über den weiteren Verlauf und die etwaige Lösung der bulgarischen Frage, welche, was die Stellung O Maras anbelange, auf ernst- licher Grundlage nit beruhten, für sehr zeitgemäß, die von dem Grafen Kälnok y in den Delegations-Ausshüssen im Jahre 1886 abgegebenen Erklärungen zu reproduziren, in welchen die Auffassung der österreichishen Regierung mit voller Klarheit dargelegt fei.

Schweiz. Bern, 23. Dezember. (W. T. B.) Der Nationalrath hat den Antrag des Bundesraths, schon jeßt einen Aus\chuß für die Berathung der Angelegen- heit, betreffend den Rücckauf der Nordostbahn, nieder- zuseßen, mit 56 gegen 17 Stimmen abgelehnt. Der Ständerath hat den bezüglichen Antrag des Bundes- raths gleichfalls mit 14 gegen 13 Stimmen abgelehnt.

Belgien. Brüssel, 22. Dezember. (Köln. Ztg.) Die Kammer hat gestecn das Finanzbudget mit 86 gegen 20 Stimmen bewilligt. Das Budget der Staats\chuld wurde einstimmig angenommen, desgleichen heute das Budget der „Mittel und Wege“, wobei der Minister Beecnaert eine Ge- seßvorlage über die Tabasteuer ankündigte. Die Kammer wird sich morgen bis zum 17. Januar vertagen. Der Senat beschäftigte sich mit dem Gesetz über die Be- förderung der Offiziere und die Militärschule. Zum Artikel 3 stellte Graux den Antrag, die Ausschließung der niht vlämish verstehenden Offiziere fallen zu lassen, im Uebrigen aber den Unterricht im Vlämischen als sehr erwünscht zu bezeihnen. Der Minister Lejeune trat im Namen der Regierung dieser neuen Fassung des Artikels bei, die dann auch mit 49 gegen 8 Stimmen genehmigt wurde; 6 Sena- toren, darunter die von Lüttih, enthielten sich der Ab- stimmung.

Serbien. Belgrad, 23. Dezember. (W. T. B.) von Serbien bereits unterfertigte Konvention, betre end den Bahnanschluß bei Vranja, ist nach hier eingetrof Meldung vom Sultan ratifizirt worden.

Bei denNachwahlen Mi pla sind, mit Aus. nahme des Wahlbezirks von Nisch, wo die Wahl sistirt wurde überall die liberalen Kandidaten A worden. :

24. Dezember. (W. T. B.) Die Regierung hat dem französischen Gesandten mitgetheilt, daß sie auz finanziellen Gründen sich nicht an stellung im Jahre 1889 betheiligen werde. Die Skupschtina hat den Aae, den früheren Minister-Präsi: denten Garaschanin in An lagezustand zu verseßen, an die Justizkommission verwiesen.

Vulgarien. Sofia, 23. Dezember. (W. T. B.) Seit gestern erheben die türkishen Zollämter an der rume- lishen Grenze einen Zoll von 8 Prozent von aus Nu: melien oder Bulgarien kommenden Waaren; einen Jollà Zoll erheben an weg yar n Grenzen die bulgarischen

der Pariser Aus:

ollämter von den aus der Türkei kommenden Waaren,

onstige europäische Waaren können durch die Türkei im Transit geen und ebenso bulgarishe Waaren, welche nach Europa bestimmt sind.

Das Budget ist von der Sobranje fast ganz votirt worden. Die Ausgaben betragen 61 Mill. einschließlich des Tributs für Ost-Rumelien; die Einnahmen belaufen si auf 53 Mill. Die Differenz von 8 Mill. soll ebenso wie das außerordentlihe Budget durch die rüdständigen Steuern ge: dedt werden, welche ca. 30 Mill. betragen.

Amerika. Washington, 23. Dezember. (A. C.) Dex Senat hat die Ernennung Fairchild's zum Sekretär des Shayzamts bestätigt und der Kongreß sih für die Weihnadtsfeiertage bis zum 4. Januar vertagt.

Afrika. Massovah, 21. Dezember. (R. B.) Die Auf- ständischen machten am 17. d. M. einen Angriff auf das Le Lager bei Suakim, wurden aber nah einem kurzen Gefecht zurückgewiesen. Später sammelten sich dieselben im Norden der Stadt und feuerten auf ein im Hafen vor Anker liegendes Schiff, welches ih genöthigt sah, seine Stellung zu verändern.

Heitungsstimmen.

Die „Kölnische Zeitung“ äußert zur Frage der Geseßgebung gegen die Sozialdemokratie:

Am 30. März 1888 läuft das Sozialistengeseß ab. Ueker neun Zahre sind vergangen, seitdem zum ersten Mal der Staat ih dur dieses Ausnahmegesetßz gegen die alle bestehenden Verhältnisse ge- fährdenden Umtriebe der Sozialdemokraten zu \{chüßen begonnen hat. No ist cine Verlängerung des Geseßes von der Regierung niht vorgeschlagen worden, wird aber höchstwahrscheinlih in der nächsten Zeit erfolgen. Doch son lange beschäftigen sih die Gegner des Gesctzes mit ¡jeser Frage und wiederholen bei jeder Gelegenheit, wo sozialdemokratische Bewegungen zur Sprache kommen, daß das- selbe unwirksam gewesen und daß eine Erneuerung nur dem Watsen der Sozialdemokratie förderlih sein könne. Da dürfte es wohl an der Zeit sein, an der B der Thatsachen objektiv, ohne si auf einen einseitigen Parteistandpunkt zu stellen, zu untersuchen, ob diese Behauptungen richtig sind, oder ob im Gegentheil für die, welche bis- her dem Geseye zugestimmt haben, noch Gründe vorhanden sind, bei ihrer Meinung zu verharren.-

Der E Ehrgeiz Lassalle's, jenes seltsamen Mannes, der im politishen Leben von der mächtigsten Partei der sehziger Jahre, der Fortschrittspartei, zurückgestoßen, die Arbeiter gegen dieselbe zu empören "und durh die Uebertragung rein wirths\chaftlicher Fragen auf das politishe Gebiet die Herrschaft über die Arbeiter- massen zu gewinnen suchte, hatte die sozialdemokratishe Bewegung ins Leben gerufen. Lafssalle selbst war durch seinen frühen Tod die Verfolgung seines Werks versagt worden, aber der Funke, den er geschlagen, hatte Nahrung genug gefunden, und trotz der vielen sich untereinander bekämpfenden sozialdemokratishen Elemente loderte er zu einem gewaltigen Feuerbrande empor. Durch die Einführung des geheimen und allgemeinen Wahlrechts wurde die Sozialdemokratie dann befähigt, öffentlich im Parlament Zeugniß abzulegen von ihren Bestrebungen und Zielen und ihre Vaseinsberehtigung zu hbe- weisen. Man muß es ihr zugestehen, sie hat aus denselben kein Hehl gemaht. Von Anfang an galt als das erste Kennzeichen eines gesinnungstüchtigen Sozialdemokraten seit dem Tode Lassalle's die frehe Verhöhnung des Deutschen Reichs; sie hat es offen aus- gesprochen, daß ihr Streben sei, auf den Umsturz aller jeßigen gesell- \haftlihen Zustände hinzuwirken, um eine neue Welt, in welcher der Arbeiterstand die Herrschaft habe, zu ermöglichen. Der Schlachtruf eines sozialdemokratischen Manifestes: „Proletarier aller Länder, ver- einigt euch! Ihr habt nichts als eure Ketten zu verlieren, ihr habt eine Welt zu gewinnen; zittert, Tyrannen der Welt!“ redet deutlih genug. Noch offener und klarer legt das Partei-Organ die Ziele der Partei dar: * „Nein, nicht lieben“, so ruft es, „wollen wir, wir wollen hassen hafssen jede Bedrückung, jede Bevorrehtung, jede Schurkerei, ob von großen oder kleinen Schurken begangen! Nicht Frieden wollen wir, sondern Krieg Krieg gegen das ganze Gebäude von Unreht, Shmach und Elend, das id heutzutage Staats- und Gesfellschaftsorganisation nennt, und der Krieg soll nur mit unserem Siege enden. Friede und Versdöh- nung wollen wir niht eher kennen, als bis die Zwingherren alle zu Boden liegen und der alten S(hlange der Giftzahn ausgebrochen ift, ohne den fie nit leben kann. Zwischen der alten Welt der Klassen- vorrechte und der neuen sozialen Welt giebt es nicht Versöhnung fie schließen einander aus wie Wasser und Feuer. Das Leben des Einen ist der Tod des Andern. |

In der gewaltigen patriotischen Erhebung der Jahre 1870/71, in der so oft erschnten und nun endlih erlangten Einigung der Deutschen, in der Wiedergeburt des mächtigen Reichs schien die sozialdemokratische Bewegung ihre Kraft verloren zu haben, konnte man si der Hoffnung hingeben, daß die irregeleiteten Massen der Arbeiter, die selbst für das Vaterland gefohten, nun auch den mit ihrem eigenen Blut vertheidigten heimischen Boden wieder leb ge- winnen würden, Doh \chon Bebel's Rede im Reichstage bei der zweiten Lesung der revidirten Reichsverfassung ließ diese Hoffnung als eine nihtige erscheinen, und am 31. Mai erklärte der „Bolkgs- staat“, das in Leipzig erscheinende Organ Bebel’s und Liebknecht's, ganz unumwunden: „Wir sind und wir erklären uns solidarish mit der (Pariser) Kommune und sind bereit, jederzeit und gegen Jeder- mann die Handlungen der Kommune zu vertreten.“ Dazu kam, daß sih alle alten Formen des wirthschaftlichen Lebens zu lösen und in eine Umwälzung zu gerathen begannen, wie sie in der Weltgeschichte niht dagewesen war. Es handelte sich darum, die wirren, vielfach sih aujs heftigste bekämpfenden Elemente zu sihten, zu ordnen und zu einem neuen Bau zu s{hichten, oder in kurzer Zeit sih den entseßlichsten fozialen Zuständen gegenüber zu sehen. Denn bei dieser namentlich die Verhältnisse der untersten Klassen aufs mächtigste ergreifenden Umwandlung wurden auch alle unsaubern und bösen Elemente in Bewegun eseßt, und gerade diese versuchten es in einer Zeit, wo die Leidens fien aufs bôchste erregt werden, der freie Blick aufs tiefste getrübt wird, die Herrschaft über die Guten und Reinen, welche diesem gewaltigen Prozeße des Neuwerdens fast fafsungslos gegenüberstanden, zu gewinnen und sie mit si in

den_ Abgrund zu ziehen, in den sie müssen. Die Agitation Lafsalle's hatte, man mag so abfälliq, wie man will, über dieselbe urtheilen, do noch einen nationalen Charakter getragen; nun aker unterwarf sich die Sozialdemokratie völlig den Strebungen des Kommunisten Marx und nabm eine ent- chieden internationale d. h. reihsfeindliche Stellung ein. Aug die wistigkeiten der sich befehdenden verschiedenen Richtungen in der Pialtemokratischen Partei wurden beigelegt; der gemeinsamen, unauégeseßt regfamen, mit allen Mitteln des Fanatismus arbei: tenden Agitation der sozialdemokrat s ungeheuren Erfolge, die bei jeder Neicbst

wachsen der sfozialdemokratishen Stimmen weiteste Verbreitung dur die geschickt redigirte, ganz Deutschland übershwemmende Presse fanden. Bei der Reichstagswahl am 10. Ja- nuar 1877 erwies sich die Sozialdemokratie als die viertstärfkste

artei in Deutschland. Von den gültig abgegebenen 5 401 021

timmen verfügten die Sozialdemokraten damals über 493 288 (9,1 9/0). Bei Beginn des Jahres 1878 erschienen 44 politische Organe, von denen 13 6 Mal, die übrigen 1, 2 oder 3 Mal in der Woche herausgegeben wurden. In Breslau wurde außerdem noch cine besondere Wochen- und in Hamburg eine Monats\{rift herausgegeben. Dazu kamen das offizielle Centralorgan „Vorwärts“ mit 12000, ein illustrirtes Unterbaltungeblatt mit ciwa 40 000 Abonnenten, 2 wissenschaftlihe Zeitschriften, 2 Wisßblätter, endlich 14 Gewerksc{aftsorgane, die mehr oder minder für die Partei zu werben suhten.

_Es wird diese kurze Anführung der Zahl der sozialdemokratischen Stimmen und der Preßorgane genügen, um jeden Zweifel über die Bedeutung der Partei zu zerstören. Am 11. Mai 1878 erfolgte Hödel's Mordversuh; die Regierung legte das sogenannte Sozialisten- geseß vor, dasfelbe wurde am 24. Mai mit 251 gegen 57 Stimmen abgelehnt. Dann am 2. Juni durceilte die Welt die ersütternde, furhtbare Kunde, daß das Leben des greisen, allgeliebten Kaisers durch den neuen Mordanshlag Nobiling's aufs böcbste gefährdet worden sei. Die Regierung löste den Reichstag auf; in dem neu berufenen wurde am 18. Ottober 1878 das von der Regierung umgeformte, bedeutend verbesserte Sozialistengesez an- genommen. Die Gültigkeitsdauer deëfelben wurde bis zum 31. März 1881 bestimmt. Seitdem ist das Gesetz in den Jahren 1880, 1884 und endlich 1886 bis zum 30. März 1888 verlängert worden. Das erste Mal batte die Mebrhbeit der Abgeordneten, wel {e für das Gesetz stimmten, aus Nationalliberalen und Konservativen bestanden, das zweite Mal 1880 verstärkte sich die verhältnißmäßig noc größere Zahl dur etwa 15 Centrum®mitglieder, beim fünften Mal 1884 ergab die namentliche Abstimmung 189 Stimmen für, 157 gegen das Gese. Dafür waren die beiden konservativen Fraktionen und die Nationalliberalen ges{lossen, 39 Centrumsmitgliéder, 27 Mitglieder der deutsc{freisinnigen Partei ver- einzelte Elsäfser und Welfen; beim leßten Male 1886 stimmten die beiden konservativen Fraktionen und die Nationalliberalen wieder geschlossen, sowie 27 Mitglieder des Centrums dafür, dagegen 42 Centrums8mitglieder nebst den Welfen und Polen, die Deuts{hfrei- finrigen geschlossen, von denen jedoch 14 Mitglieder fehlten, die Volkspartei und die Sozialdemokraten. Der erste am 20, Mai 1878 dem deutschen Reichstage vorgelegte Entwurf des Atenes „zur Abwehr fozialdemokratisher Aus\chreitungen* hatte si deutlich als ein aus dem Rahmen des gemeinen Rechts berauêtretendes Aus- nahmegesetz gekennzeihnet, dem der Grundfebler anbhaftete, daß das entscheidende Merkmal für das Einschreiten der Behörden in die „Verfolgung fozialdemokratischer Ziele“ gelegt war, während man do in keiner Weise in Abrede tellen konnte, daß diele „Ziele“, namentlih in dem Hauptpunkt, die Lage der Arbeiter zu verbessern, mit den Bestrebungen aller anderen Parteien und der Regierung selbst übereinstimmten. Man konnte es daher der nationalliberalen Partei ebensowenig wie der großen Mehrzahl der übrigen Abge- ordneten verdenken, wenn sie sich durchaus ablehnend gegen diese Vorlage verbielt. Einen verhängnißvollen politishen Fehler aber beging die nationalliberale Partei dadur, daß sie in {dem Wahn befangen, mit der Fortschrittäpartei eine große liberale Partei bilden zu können, dieser, die sofort feierli sih als die entschiedene Gegnerin aller Ausnabmegesege binstellte, folgte und das Geseg einfa verwarf, ohne dur Berathungen „und Besprechungen diese wichtigen Fragen zu klären oder sie wenigstens der Prüfung einer Kommission zu überlassen. Die Auflösung des Reichstages, der Mordversub Nobiling's, der durch die Neuwahlen \sich klar und deutlich kundgebende Wille des Volkes wiesen sie auf _den ridtigen Weg zurück. Und nur dem bei der Entstehung der Partei ausge- sprochenen Grundsaß wieder folgend, daß nit in allen Zeiten für dieselben Aufgaben mit denselben Waffen gekämpft werden darf, daß das innerste Wesen des Liberalismus darin bestehe, die Zeichen der Zeit zu beachten und ihre Ansprüche zu befriedigen, hielt es die nationalliberale Partei bei den sehr bedeutsamen Verbesserungen, welhe das Gesetz dur die Regierung erfahren hatte, für durchaus angemefsen, noch einmal sorgfältig zu prüfen, ob man die Gefahr niht untershäßt babe, und ob es nit gcboten sei, gegen eine dringende Noth des Augenblicks der Staatsgewalt {arf und unver- züglih wirkende Waffen der Abwehr zu liefern. So kam ein Gesetz zu Stande, welches durch die Verbesserungen der national- liberalen Partei nicht die Sozialdemokratie als- folde, auch nicht alle ihre Bestrebungen, fondern nur ihre Agitation verfolgen wollte, sofern sie cinen bestimmten Charakter und Zweck bat, fofern sie den Umsturz der S aaté- und Geseüschafts- ordnung erstrebt und in einer den öffentlichen Frieden, insbesondere die Eintracht der Bevölkerungsklassen gefährdenden Weise zu Tage tritt.

Als die Gegner des Gesetzes sind von vornherein, abgesehen von den dur dasselbe in erster Linie getroffenen Sozialdemokraten selbst, die Deutschfreisinnigen und das Centrum, do dieses nicht ges{lossen, aufgetreten. Die Gründe, welhe damals gegen das Geseß geltend gemacht wurden, werden auch heute wieder angeführt : daß das Gese prafktisch erfolglos gewesen sci, daß die sozial- demokratishe Bewegung laut der Zahl der Wähler zu- statt abgenommen habe, daß eine mättige geistige Bewegun; mit Polizeimitteln nicht unterdrückt werden fönne, daß man dur die gewaitsam versuchte Unterdrückung nur zu Geheimbündelei und Verbrechen treibe, daß man die Stimmung in der Arbeiterwelt immer mehr verbittere und die stets wieder unter den Sozialdemokraten hervortretende Spaltung zurückdränge und die Partei wie mit eisernen Klammern dur das Besey zusammenhalte, daß net E einem Relhté- ftaate grundsäßlich zu verwerfen seien, daß das Gesey oft genug will- kürlih, auch andere Parteien schâdigend, gehandhabt worden, und daß man do endlich einmal auf ten Boden des gemcinsamen HKechts zurüdfehren müsse, das Hunderte von Handhaben darbiete, um den wirklichen Ausschreitungen zu begegnen. „Diese legte Forderung wünscht wabrlich Jeder so bald wie möglich erfüllt zu sehen, aber ob cs gesehen kann, hängt eben von der Bejahung oder Verneinung der andern aufgestellten Behauptungen ab. Was zunächst den Say anbelangt, daß das Gesetz willfürlich oft straffer, oft gelinder gegen die Sozialdemokraten und au egen andere Parteien angewandt worden sei, so ist es natürli, daß bei fo vielen auëubenden Organen der Regierung hin und wieder Mißgriffe vorkommen können und vorgekommen sind; aber diese sind dann au in der ehrlibsten Weise gutgemaht worden. Aber jeder vernünftig denkende Mann wird wobl in diesen neun Jahren zu der Erkenntniß gekommen sein, i j E leeres Schreckensgebilde ciner aufgeregten Phantasie gewesen ist. „Nimmt der Reich81ag“, so hieß es damals, „das Gescy an, fo steuert das Deutsche Reih mit vollen Segeln im breitesten Fabrwafser der Reaktion; eine Zeit der Gesinnungépolizei und Lan, eine Zeit der Denunziationen bricht heran. Das Doppelgesidt des Gesetzes, das neben dem terroristishen Medusenhaupt, das es der Sozialdemokratie zuwendet, au die Züge eines in daé alte Präventiviystem zurückfallenden Spezialprozeß- Gesetzes Am, mat dasselbe für die Freiheit des deutshen Geistes nur um so be- droblicher“. Wie sehr gerade die nationalliberale Partei der freien Darlegung und Ausübung jeder politisheni Meinung, sofern fie n in den Schranken des Gesetzes bleibt und sih demselben unterordnet,

\ließlih doch zurücksinken

- e ç O § ftir of ß di st vorau8gesagte wüste Keaftion ein j we S “E ns ; Pr daß die einst Bes | rische Gewerbe-Zeitung“ ersheinende Organ des Museums ersetzt.

| von den Hochöfen zu den

die Freiheit erhalten haben will, das zeigen klar genug die Worte, welche der Abg. Miquel in der Reidstagssizung vom 27. April 1887 bei Gelegenheit der Wahlprüfungen \prach: „Fch halte, so hob derselbe hervor, das Verbot sozialdemokratischer Wakhlcomités und das Verbot von Versammlungen blos deshalb, weil ein sozialdemokratisher Redner in ihnen auftritt, für geseßwidrig. Das Sozialistengeseßz sollte gerade bei Wahlen streng interpretirt werden. Jh gebe ¿„och weiter und sage: alle PaGitnzen der Sozial- demokraten, welhe \ich auf die Wablen beziehen, haben von vorn- herein die Vermuthung für si, daß sie nibt auf den Umsturz der beftebenden Staatsordnung abzielen, sondern daß die Sozialdemokraten innerhalb der bestehenden Staatsordnung mitwirken wollen an der legalen Aktion der Staatékörper.“ Ebensowenig aber wie man irgend weler geseßlihen Thätigkeit der Sozialdemekratie entgegentreten darf, ebensosechr muß man \ih gegen die Auffassung erklären, daß in einem Rechtsítaat Ausnahmegeseße niht bestehen könnten Wie sehr die radikalen (Flemente in der sozialdemokratischen Partei an Einfluß gewonnen haben, das hat die St. Gallener Versammlung bewiesen, welcher die opportunistische Politik der sozialdemokratishen Reichstags-Abgeordneten wenig gefiel, weil dieselben mik den andern Parteien kokettirten und so die Unabhängigkeit sowie den revolutio- nâren Charakter der Sozialdemokratie beeinträbtigten; das hat auch der bei den leßten Berliner Stadtverordnetenwahlen zu Tage getretene Zwiespalt in der sozialdemokratischen Partei gezeigt, in welcher von den Radikalen den Arbeitern vollständige Wablenthal- tung geboten wurde. Wenn also die Anhänger der Sozialdemo- kratie fi felbst außerhalb der bestebenden Gesetze ftellen, wenn sie in dem Proteste gegen ihre eigenen Abgeordneten erklären, daß sie von den Regierungen nichts zu erwarten haben, daß sie entshlofsen seien, der Gewalt die Gewalt entgegenzuseßen, da sollte man doch aufhören, dur das Sozialistengeseß als ein Ausnabmegesez die allgemeinen Grundlagen des Rechtsftaats gefährdet zu wähnen

Wir halten unter den gegenwärtigen Verhältnissen den Augen- blick noch nit gekommen, das Sozialistengeseß mit Erfolg aufzu- beben. Es würde den Arbeitern der Schus entrissen werden, unter dem sie allmählih die Segnungen der sozialen Reform, des höhsten Werkes unseres Kaisers und Bismarck's, kennen lernen können; es würde der gegen die rohe Agitation errihtete Damm niedergerissen und den noch immer von Neuem anbrausenden unheilvollen Wogen sozialdemokratisher revolutionärer Pläne und utopisher Ideen das große Feld der deutschen Arbeiterwelt zum freien Spiel wieder über- lassen werden.

Gewerbe und Handel.

Von Seiten derjenigen Gruppe der Großindustriellen, welche bisher in Sachen der Industrie und Gewerbegesetzgebung si als allein berehtigte Vertreterin ausgab, ist gegen den Verband der Deutscben Be- ruf8genossenschaften, der alle als Berufsgenossenschaften organi- firten Zweige der Industrie und des Gewerbes zum Worte und zur Vertretung der gemeinsamen Angelegenbeiten kommen lassen will, der Vorwurf erboben worden, die auf den Berufsgaenofsenschafts- tagen sich äußernden Mitglieder griffen den Entscheidungen ibrer Berufsgenossenscaften vor, auch verlasse man den Boden des Gese8es, wenn man einen vom Gese geber nicht vorge- sehenen Verband der Berufsgenossenscaften zur Vertretung gemein- samer Angelegenheiten \{ließe, zumal wenn man über den Kreis der Unfallversiherung binaus zu den weiteren in Auêësiht genommenen ArbeitersGußgesezen Stellung nehme oder verwandte, getneinsame Angelegenbeiten der Irdustrie und des Gewerbes berathe.

Diesem Vorwurf ist der Vorsißende des Verbandes der Deutschen Berufsgenofsenshaften Dr. Oskar von Hase in einer Anspra&e entgegengetreten, mit welcher er den außerordentlichen Berufs8-

enoftenschaftêtag zur Berathung der Grundzüge der Alters- und Invaliditäts-Versorgung am 17. Dezember in Berlin eröfnete:

„Sehr geehrte Herren, ih eröffne den außerordentlichen Berufs- genofsenschaftêtaa, zu welchem Vertreter aller Berufsgenossenschaften geladen sind, um die Grundzüge der Alters- und Invaliditäts- Versorgung zu berathen. Die BerufsgenosiensGaften sind vom Geseßz- geber als Träger des vorbereiteten Geseßes gedaht; cs muß deshalb der Regierung wie dem Völk erwüns&t fein, daß vom Vertrauen ibrer Berufêägenoffen getragene Angehörige gerade dieser Körperschaften sh in gemeinsamer Verbandlung guta®tli über die denselben zugedahten Aufgaben außern. Keiner der Vertreter wird scine Beruf&genossensaft dur sol&e gutachtlihe

Aeußerung über die vorgelegten Grundzüge binden wollen oder können : | C, Meinung z

es wird deshalb jeder einzelne Anwesende nur seine veriönliée

und Stimme abgeben. Den einzelnen Berufsgenossenschafts

lungen foll nit voraegriffen werden, i, dafern

Meinung sind, seiner Zeit über den Gesetzentwurf selbst zu äußern ; vorläufig aber dürften die Vertreter aller Berufsgenofsenschaften durchaus berufen sein, in dieser ihrer eigensten Angelegenbeit ein gewitiges Wort zu sprechen. L :

Die Botschaft unseres Kaisers vom 17. November 1881 bat die staatliche Fürsorge auf Grund freier Selbstverwmaltung der Erwerbs- kreise den nothleidenden Arbeitern verkündet: die leßte Thronrede bat „die grundlegende Bedeutung der s{rittweise weitergeführten Unfall- versiberung8gesetgebung für die genosenichaftlice Giiederung unseres Erwerbslebens“ hervorgeboben : die vorgelegten Grundzüge nehmen einen erbeblichen neuen Schritt ur weiteren Ausgestaltung dieser Slieder, der Berufégenofsenschaften, in Autsiht. So begegnet sich der Zweck des Verbandes der deutschen Berufêgenofsenshaften, „dic weitere Ent- widelung der berufsgenosens&aftlicen Gliederung zu förtern“ mit den Wünschen unseres Kaiserlihen Herrn. zu ehren, rufen: „Se. Majestät, unfer allgeliebter Kaiser, lebe bot, boch und nochmals bo!“

Bon den „Mittbeilungen Museums Gewerbe“, redigirt von Dr, F. St bis 24 XIV. Jakbrgargs rer, mit denen dieser zum Abs&luß gelang

des Bayeriséen Gew erbe-

Unfern großen Friedenskaiser | erbeben wir uns jeßt beim Beginn unserer Arbeit und |

zu Nürnberg“ (Beiblatt zur Zeitschrift „Kunft und | bauer) liegen uns die Nrn. 22 |

Die leßten Nummern des Blatts enthalten Mittheilungen über da j

t nl roi E47 fe Tas io 5 Li S-PreiSiti iung, LIDCT Oie a

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neuen WVireltors des

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neue Preisausshreiben der Kênig 1. November erfolgte feierli&e Einführung des Museums, 3 Kunstgewerbe-Ausftellung zu Müncen 1888, Referate über Vorträge, die im Museum gehalten wurden, Mittheilungen über die Permanente Ausftellung für Industrie und Handel, Berichte aus dem Verbande bayerisher Eewerbevereine x. und vermisGte Notizen. Sonntag, den 13. November, babern, wie wir dem nebmen, die Gruppen- oder Wocbenauéëftellungen der bildersammlung ihren Arfang

T. F + Lai ents

2m ¿ar

genommen, und l die Reibe die Abbildungen mcoderrer Zimmereinrihtungen. Ans- gestellt wurden Abbildungen f|ilvoller, den jetzigen Anschauungen ent- sprechender Autstattungen von Wchn- und Speisezimmern sowie einiger interessanter Ateliers- und Herrexzimmer - Dekoraticnen. Weitqus überwiegend waren bier vertreten die d

reibten si einige Entwürfe im japarisen Geshmadck und in modern englischer Art. Für die jeßt so bclicbten modernen Rococo-Einrih- tungen ift eine cigene Wochen-Auéstellung vorgesehen. Mit den vorliegenden Nummern bören übrigens, wie die Redaktion anzeigt, die „Mittheilungen“ in ihrer biéherigen Gestalt zu erscinen auf und werden dur das vom 1. Januar 1888 an unter dem Titel „Bave-

Vom Oberschlesischen Eisen- und Metallmarkt berichtet die „Sé{les. Ztg.*: Die Erzeugung von Robeisen hat auf den Obers(lesishen Hoböfen in der Berichtswohe keine Ver- schiebungen erfahren. Cn nabm die Ueberführung von Nobeisen

altdeutichen ŒEinrihtungen, daran |

Hrn. Theodor von Kramer, über die deuts-nationale

Mit j

VBor- | or A t 7 croTTnetien

| merzien-Rath Pinfkuß

| beridt pro 1887, ertheilten Decharge für

N erbraucéftätten nach und nach an Aus- j | dehnung ab, da die Walzwerke zu einem ansehnlichen Theil bebufs

der alijährliben Inventur- und Reparaturarbeiten ciner Periode !

Betriebsthätigkeit entgegengehen. Der Robeifen- in der jüngsten Zeit von den Verhandlungen, Syndikat der auf Verkauf arbeitenden dem Oberstlefis#cen Walzwerke - Verband

rubigerer markt wurde welche das

werke mit jum

Hohofen- | 21. Dezember 1886 den ges

res eines bis Ende 1890 auszudehnenden Abschlusses für das ver- ligbare Roheisen führt, wesentli beeinflußt. Es handelt sich um

engen von jährlich 30000 t Roheisen, deren fester Absaß umso- mebr ins Gewiht fallen würte, als die behinderte Ausfuhr von Roheisen der Erleichterung der Bestände entgegengewirkt hat und dies noch thut; es gilt dies vorwiegend von den gewöhnlihen Roh- cisensorten für das Verpuddeln. Letzteres wird zur Zeit bewerthet mit 9—5,40 4, Gießerei-Roheisen 5,50—5,80 Die Eisen- gießereien bekundeten neuerdings eine unverkürzte Beschäftigung mit {weren Arbeitésstücken, sowie in Apparaten- und Röhrenguß. In den Eisenwalzwerken war unter Berücksichtigung des schwächeren Bedarfs und der nothwendigen Instandseßungen der Betrieb etwas weniger angestrengt; daher standen einzelne Streen still, während andere Strecken nah Maßgabe vorliegender Aufträge voll in Anspru genommen waren. Der Absaß an Fertigeisen und Blechen kann als der Jahreszeit angemessen eratet werden; die gestellten Preise werden bewilligt. Stabeisen wird in fonfurrenz- freiem Absaßzgebiet mit 14 M bezahlt, Profileisen 15,50 M, Kesselblehe mit 16—1650 # Schienenica!;werk der Friedenshütte ift der Betrieb vorübergehend unterbrohen worden. Im Metallmarkt erweisen sih die Metallfabriken an- dauernd fo beschäftigt wie kaum jemals in den Vorjahren, daher Roh- zink andauernd in Nachfrage steht. Die Aufbesserung für Blei hat sih bisheran nit erhalten fönnen. Die Preise von Robzink sind in stetig steigender Richtung begriffen und notirte Hohenlohe-Marke zulegt 39 M, W.-H.-Zink 40 4, Zinkbleche bis 46 #4, Zinkweiß von 40 4 ausgehend. Ia Blodblei 30,50—31 A

Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 27. Dezember 1887 im „Berliner Hof“ statt.

New-York, 23. Dezember. (W. T. B) Baumwollen- Wochenberiht. Zufuhren in allen Unionshäfen 202 000 B., Ausfuhr nach Großbritannien 75 090 B., Ausfuhr na dem Kontinent 99 000 B., Vorrath 1 023 000 B.

Verkehrs - Auftalten.

(W. T. B.) Die Poft von dem am 23. November von Shanghai abgegangenen Rei chs-Postdampfer „Preußen“ ift in Brindisi eingetroffen und wird in Berlin vorauésichtlich am 26. Dezem-

ber früh zur Ausgabe gelangen.

Triest, 23. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Minerva“ ist beute Vormittag aus Konstantinopel hier ein- getroffen.

- London, 23. Dezember. (L, T. B.) Der Castle-Dampfer MLCRTNLIY Castle“ hat beute auf der Heimreise Lissabon passirt.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Rußland.

Zufolge einer Anordnung des General-Gouverneurs von Odessa sollen die Provenienzen aus Sardinien, welde nah dem 1. No- vember d. I. abgegangen sind, in den Häfen des Schwarzen Meeres einer Quarantäne-Observation unterzogen werden.

Portugal.

Nah einer unterm 14. Dezember 1887 veröffentlibten Ver- fügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sollen die bisher als von Cholera „,verseucht“ betrahteten Häfen des italienischen Festlandes und der Insel Sicilien seit dem 1. Dezem- ber d. I. nur als derselben Krankheit „verdächtig“ angesehen werden, wogegen die Häfen der Insel Sardinien nah wie vor als „verseucht“ gelten.

Schweden.

Laut Bekanntmachung des Königlih \chwedis{en Kommerz- Kollegiums vom 9. Dezember 1887 sind die italieni chen Landeé- gebiete Latien, Campanien und Calabrien als von der (holera nit mebr befallen erklärt worden. (Vergl. „R.-A.“ Nr. 170, 203 und 232 vom 23. Juli, 31. August und 4. Oktober 1887.)

Brasilien.

Die gegen Schiffe von der Insel Malta angeordnet gewesene Quarantäne (vergl. „R.-A.“ NT. 206 vom 3. September 1887) ift durch Verordnung der Kaiserli brasilianisGen Regierung unterm 24. November 1887 aufgehoben worden.

Verlin, 24. Dezember 1887,

Die englishe Post vom 22. Dezember, ab London 38,25 N., ist ausgeblieben. Grund: Das Schiff hat wegen starken Nebels auf See in Vliffingen den Anschluß verfehlt.

Auch die englische Poft vom 24, über Vlissingen, ist ausgeblieben. Grund: Schiff in Vlisfingen Anschluß ver- fehlt. Nebel auf See. (

Aus Veranlassung der Einweihung der Kirche ¡u Alt- Geltow bei Potédam is dem Gemeindekirenratb in Ait-Geltow geftern folgende Depesche aus San Remo ¿¡ugegangen :

„Die Kronprinzessin und IH nehmen berzlich Theil an dem Fest der Kirhenweihe. Bedauern, dasselbe ni&t mit der Gemeinde feiern zu können.

Friedrich Wilhelm, Kronprinz,

Verhandelt Berlin, den 21. Dezemker 1887, Nachmittags 2 Ubr, im Geschäftélokal des Central - Comités der Deutschen Vereine vom Rothen Kreuz.

Zu der ftatutenmäßigen 9. Jabressißung des Gesammtvorstandes der „Deutscen WMarine-Stiftung 1878“ waren Einladungen an die sämmtlichen Mitglieder des Gesammtvorstandes und des geihäfts- führenden Ausschusses ergangen.

Die Mitglieder des leßteren batten si sämmtli eingefunden, während von Seiten des Gesammtvorftandes erscienen waren: die

erren Dr. Franz Fischer, Rudolf Mosse und J. W Seibel, Präsi-

dent der Handelskammer zu Kiel. Die Herren: Königlicher Kom- und Gebeimer Admiralitäts-Rath Domeier baben ihr Nichtershetnen schriftli entshuldigt.

Herr Dr. F. Fischer übezrnabm den Vorsitz. Die anwesenden Mitglieder des Gesammtvorstandes erklärten, feine Bedenken zu er- beben gegen den vorgetragenen, in der Anlage enthaltenen Jahres- das abgelaufene Geichäfts- jahr 1887 unter Vorbehalt der in der Anlage vorgeschenen Reserva- tion und genebmigten den Vorarshlag zu dem Etat pro 1888, wie er gleidfalls in der Anlage zu diesem Protokoil aufgestellt ift.

Herr Seibel theilte mit, daf der Spezialfonds der Stiftun zu Kiel, aus welchem im Jahre 1887 für ein Kind eines Berunglückten eine Unterftüßung von §9 Æ gewährt worden ist, fi auf 2827 beläuft.

Da ein Weiteres ni&t zu verhandeln war, wurde die 9. Jabres- fißung geschloffen.

Geschehen wie oben. Dr. Franz Fiscber.

__ Der geschäftsführende Autshuß der „Deutschen Marine-Stistung E beehrt fic in Nabstehendem den GSeschäftsberiht pro 1887 zu statten : Der Gesammtvorftand der Stiftung Hat in seiner Sitzung am astéfubrendzn Autshuß ermähtig:, den