Reichs- und Staatsanzeiger Nr. 26 vom 31, Januar 1931, S. 2.
Preis nachgelassen hat; da hat der Bauer sich selbstverständlich gesagt: Obgleich also weniger Hafer gebaut worden ist und die Haferernte sehr s{lecht war, haben wir einen Haserübershuß, den wir mangels der Einfuhrsheine niht aus-
dann bau ih weniger Hafer.
führen können. Wenn nun der Haferanbau infolge des Rückganges des Roggenanbaues noch mehr vergrößert wird, dann - wird im nächsten Herbst die Schwierigkeit für den Hafer noch größer sein, Wenn man nun aber untersuht, in welchem Umfange die einzelnen Provinzen an dem Rückgange der Winter- roggenanbaufläce beteiligt sind, kommt man zu über- raschenden Ergebnissen. Jn Ostpreußen hat die Anbauslähe um 10,9 vH und in Pommern um 8,8 vH abgenommen. Fn Ost- preußen is es besonders der Regierungsbezirk Allenstein, es ist Masuren, welches den gewaltigen Rückgang von rund 13 000 Hektar zu verzeichnen hat. Das bestätigt meine Annahme, die ih vorhin angeführt habe, daß man diese Böden einer anderen Kultur hätte zuführen müssen. Es wird si ja nachher zeigen, was aus diesen Böden geworden ist. Jedenfalls dürfen diese Böden in Masuren nicht zu einer Versteppung führen, sondern sie müssen der forstwirtschaftlihen Kultur zugeführt werden. Jh habe bereits am 18. Februar vorigen Jahres in diesem hohen Hause wörtlih gesagt: Es ersheint mir vorx allen Dingen nicht angängig, be- sonders im Westen und in Mitteldeutshland, für Weizen ge- eignete Böden mit Roggen zu bestellen. Dort habe ich also den Schwerpunkt der Umstellung erblickt. Wenn wix nun sehen, daß gerade im Westen diese Umstellung nicht in dem Maße erfolgt ist, wie wir annehmen zu dürfen geglaubt haben, so hat dies auch seine Gründe. Man glaubte eben, aus betriebswirtshaftlihen Ueberlegungen diesen Bestrebungen nicht ohne weiteres folgen zu können, obgleih gar kein Zweifel daran bestand, daß der Rübenboden auch Weizenboden, aber nit Roggenboden ift.
Nachdem nun festgestellt ist, daß die Roggenanbauflähe um 10 vH zurückgegangen ist, kann man die Frage aufwerfen, ob niht die Gefahr besteht, daß die Brotversorgung in eine gewisse Schwierigkeit kommt. Jch habe mir eine Rehnung über die Brotgetreideernte und ihre Verwendung aufgemaht und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß ih sagen kann: diese Gefahr besteht nicht. Allerdings gebe ih zu, daß in dieser Rechnung zwei Unbekannte enthalten sind. Das ist erstens einmal die Ernte. Kommt eine Fehlernte, dann ist natürlih die Rechnung über den Haufen geworfen. Die andere Unbekannte ist dcks Maß der Ver- fütterung des Roggens. Ueber dieses Maß gehen ja die Mei- uungen im großen und ganzen auseinander. Auf der einen Seite stehen die Landwirte, auf der anderen Seite die Männer der Wissenschaft, und beide Teile haben verschiedene Auffassung; das ist ganz natürlich, weil sich der Landwirt im gegebenen Fall von seinen besonderen Erfahrungen leiten läßt die einmal in der Ernte und in der Beschaffenheit des geernteten Noggens und der übrigen Früchte begründet sind, sowie im übrigen auf den Preisen für die käuflihen Futtermittel beruhen. Es ist Jhnen in Erinnerung, daß ih shon im Herbst 1929 die Forderung
müsse. Dieser Forderung is zu meinem Bedauer ¡ - sprohen worden. Jch glaube bestimmt, die a E den Roggenpreis wäre in diesem Fall entbehrlich geworden. Es wäre auch nicht nötig gewesen, ein Brotgeseß zu schaffen, von dem die überwiegende Mehrheit annimmt, daß es dem Zweck, den man erreichen wollte, doch nicht entspriht. Jch glaube also wenn normale Verhältnisse herrschen, wir wegen ‘der Bildung des Roggenpreises vor der Hand nicht besorgt zu sein brauchen, TchO sage nochmals, wenn normale Verhältnisse bezüglich der ‘Ernte und der Beschaffenheit der Frucht herrschen. 2a
i: Obwohl ih mich am 14. Novembex 1930 eingehend über die Verwertung der Kavrtoffelernte unter besonderer Betonung des Ostens verbreitet habe, habe ih gesehen, daß man in der Presse meine Ausführungen zum Teil ganz anders ausgelegt hat Und will deshalb nochmals hervorheben, daß die fartoffel- verarbeitende Fndustrie nur die Aufgabe hat, die Spißen weg- gunehmen, und daß hierbei in erster Linie die Brennerei steht weil sie besonders geeignet ist, die gesamte Landwirtschaft zu heben, weil sie zu einer stärkeren Viehhaltung führt und zu einer stärkeren Gewinnung von Stallmist, der sür Gemüsebeete von be- sonderer Bedeutung ist, Da bedaure ih nur, daß meiner wieder- holten Anregung, hier das volle Brennreht zu gewähren, nicht entsprochen is. Jch bin der Auffassung, hier wäre es möglich gewesen, dem Osten sofort eine wirksame Hilfe zu bieten. :
Jh mache dann weiter darauf aufmerksam, daß die Stärke- industrie sih doch shon zu 75 vH Brin 6m L muß die Hoffnung aussprechen, daß das in vollem Maße, und gwar auf breiterer Unterlage, geschieht, und wix dürfen dann die Erwartung hegen, daß es dieser vereinigten Stärkeindustrie au S ist, den Stärkeverbrauh auf den verschiedenen Wegen, auf L R Kürze der Zeit halber hiex nicht eingehen will, Gegenüber den Forderungen, die am 14, November vorigen Jahres in diesem hohen Hause ausgesprohen worden sind und die dahin gingen, daß die Kartoffelslockenfabriken mit allen Mitteln zu fördern seien, habe ich festzustellen, daß Mittel dazu nicht mehr vorhanden sind, wedex Beihilfen noch Zinsverbilli- gungsmittel. Es hat also keinen Zweck, in dex Oeffentlichkeit dafür Propaganda zu machen.
Was die Verwendung der Kartoffel zux menshlihen Ernäh- rung anlangt, so bin ich nicht der Meinung, daß es hier möglich ist, die Menge des Verbrauchs, das Volumen, zu erweitern. Hier liegt der Schwerpunkt auf einem anderen Gebiet. Wir müssen die Mißstände auf dem Speisekartoffelmarkt beseitigen, und ih werde darauf noch im besonderen kommen, wenn ih von dem geseßlich zu \hübenden Standard sprehe. Der Schwerpunkt liegt wie ih schon einmal ausgeführt habe, bei der Verfütterung, also auf dem Hofe selbst, und es wird der Frage der Ensilierung, der Einsäuerung der Kartoffel nicht bloß durch Dämpfung, sondern auch insbesondere durch Anlage von Futtergruben, die weitest- gehende Förderung zuteil werden müssen. Aber ih weiß ganz genau — und ih habe {hon wiederholt darauf hingewiesen t
Schweinchaltung im Osten ganz entschieden mehr ausgedehnt wird. Dagegen müssen wir also {hon hiernach ein Korrektiv suchen, und ih glaube das darin gefunden zu haben, daß ich den preußischen Jnstituten für Tierzucht usw. den Auftrag gegeben habe, zu prüfen, wie weit die gedämpsten Kartoffeln nicht nur für
geeignete Verwendung finden können. Wir sind zu Ergebnissen gekommen, die ich durch ein Merkblatt verbreiten lassen werde.
Wir gelangen also damit ohne weiteres zu dem Problem der Schweinehaltung. Meine Damen und Herren, Sie wissen, in welch großem Umfang die Shweinehaltung zugenommen hat, und ih darf besonders hervorheben, daß sih bereits eine Verlage- rung der Schweinehaltung nah dem Osten zeigt (schr rihtig!), allerdings nit in einem besonders starken Maße. Es entfielen bei der Zählung im Fahre 1930 von dem Gesamtschweinebestand 39,66 vH auf den Osten und im Fahr vorher nur 36,89 vH. Aber auch wenn diese Verlagerung nur gering ist, so muß sie doch als ein Symptom gewertet werden, das die Rihtung der Schweine-
habe auch bereits im November angegeben, daß ich der Meinung bin, daß die nun stärker anfallende Schweinemenge nach der
im Gewicht um 200 Pfund. Jch habe nun inzwischen feststellen lassen, daß besonders im Westen in den Fahren 1927 und 1928 der Preis der Klasse c meist über dem Preise der Klassen a und b sag. Es ist Jhnen ja in dex Erinnerung, daß wir in den Fahren 1927 und 1928 jene ungewöhnliche Senkung der Schweinepreise
großen Märkten im Westen am besten gehalten haben — das sind also die Schweine der Klasse e —, und daß die voll ausgemästeten Schweine der Klassen a und b sich bei weitem nicht so gut im Preise gehalten haben wie diese. (Zuruf: Das machen die Koteletts!) Das muß auch ein Fingerzeig sein. Auf diesem Weg müssen vir vorwärtsgehen.
erkennen, daß mit den Forderungen, dié man gerade im leßten
mehr eine planmäßige Selbsthilfe hinzutreten.
interessiert. Jm ganzew genommen ist zu beachten, daß die Einfuhr von Buttex und Käse gegenüber der Vorkriegszeit niht bloß un- gewöhnli gestiegen ist, sondern auch einen großen Umfang ange- nommen hat. Die Buttereinfuhrübershuß hat im Fahre 1930 noh 132 900 t betragen, und erx beträgt niht weniger als 28 vH unseres gesamten Bedarfs. (Hört, hört!) Hieraus geht hervor, daß also noch genau so wie vor dem Kriege das Problem, um das es sih hier handelt, zunächst einmal ein mengenmäßiges ist. Wir haben die Aufgabe, die Menge heranzuschaffen, die uns fehlt, und da ist
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Zahl der Kühe ist wohl die erste Bedingung, um zu erkennen, welche Bewegung in der Landwirtschaft nah dieser Richtung hin vorhanden ist. :
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Jm lezten Jahre hat nun der Milchkuhbestand in Preußen nur um 0,15 vH zugenommen, und fünf Provinzen haben sogar
eine Abnahme zu verzeichnen. (Zuruf.) — Warten Sie mal ein bißchen! s t Außerdem ist nun aber zu beachten, daß man von einem einzigen Fahr überhaupt nichts sagen kann, sondern mehrere Fahre nehmen muß. Jch habe die leßten vier Fahre genommen, und da ergibt sih, daß in den lebten vier Fahren die Bewegung der Kuhzahl so war, daß wir im ganzen noch nicht ein- mal 20 000 Kühe mehr bekommen haben. (Zuruf: Aber die Milchleistung!) — Au Sie müssen ein bißhen warten. — (Heiterkeit.) Nun is dabei mindestens zu beachten, daß zweifel- los dort, wo Hochwassershäden eingetreten sind, und“ dort, wo im leßten Fahre infolge von Dürre shwere Schädigungen zu ver- zeihnen sind, der Rindviehbestand abgenommen hat. Also es be- steht die Tatsache, daß wir nux eine Zunahme von 20 000 Stü haben. Diese Ergebnisse sind um so kritisher zu betrachten, als wir gur Förderung des Grünlandes für Kultivierungen und Meliorationen große Mittel zur Verbreiterung der Futterbasis verausgabt haben. Wir haben einmal die Grünlandbewegung seit «Fahren betrieben, wir haben seit 1925 in den Provinzen Hannover und Schleswig-Holstein, seit einem Jahre auch in Westfalen, die Umwandlung der Oedländereien in Kulturland gefördert, indem wir rund 2,7 Millionen Mark an Darlehen gegeben haben, das heißt für Ländereien, die überwiegend als Grünland Verwendung finden; es handelt sich hier um Land mit hohem Grundwasser- stand. Wir haben ferner sür Meliorationen im leßten Fahr 58,5 Millionen gegen 55,9 Millionen Mark 1929 aufgewandt. Meine Damen und Herren, ih bin dexr Meinung: wir sind damit
daß wir diese Förderung der Grünlandbewegung und der Meliorationen haben eintreten lassen, auf dem rihtigen Wege. Jch gehe abex noch weiter und habe dem Staats- ministerium [hon im Oktober einen Entwurf zur Förderung der Landesmelioration zwecks Arbeitsbeshafsung vorgelegt. Dieser Entwurf hat die Förderung von Meliorationen in allen Provinzen zum Gegenstand. Er “verlangt einen Gesamtaufwand von 400 Millionen Mark und geht von dem Gedanken aus, daß diese Meliorationen binnen drei Fahren durhgeführt werden, daß die preußischen Provinzen zunächst einmal in den nächsten Fahren den gleichen Betrag für diesen Zweck aufwenden wie bislang und das
andere durch Anleihen beschaffen wird, daß Zins und Tilgung von
Reih, Preußen und Provinzen bereitgestellt werden, um so auf
breiterer Basis vorzugehen und für die Sicherung der Rindvieh-
zuht noch mehr zu tun, als bisher ges{hehen ist, (Bravo!)
Jst das nun alles vorhanden, um einmal der Zahl nah eine
bessere Basis für die Steigerung der Milcherzeugung zu schaffen,
so muß auch, worauf schon einer der Herren hingewiesen hat, eine
Hebung des Milchertrags stattfinden, und ih habe Fhnen
ja hon vor Jahren von dieser Stelle aus gesagt, daß wir nichts
wenn ih das empfehle, so hat das zur Folge, daß dann die
300 bis 400 1 steigerten; dann hätten wir das Manko auch gedeckt,
mehr nötig hätten, als daß wir pro Kuh den Milchertrag um
die Schweine, sondern au für die Pferde und das Rindvieh eine j
mast auf Roggen und Kartoffeln zum Ausdruck bringt, und ih |
Richtung bearbeitet werden soll, daß man nicht mehr voll- | ausgemästete Shweine in den Handel bringt, sondern Schweine |
hatten, die in der Landwirtschaft die größte Beunruhigung hervor- | gerufen hat, und da ergibt sich nun, daß gerade die Preise der | Schweine im Gewicht um 200 Pfund si insbesondere auf den
Meine Damen und Herren, schoù diese Ausführungen lassen
Jahre so häufig gehört hat, daß Reih und Staat hier helfen | müßten, das Ziel allein niht erreiht werden kann. Es muß viel- | Diese | Selbsthilfe muß si besonders auf die Mil ch wirtschaft erx- | strecken. Es handelt sih dabei aber niht um eine Maßnahme für den Osten allein, sondern um eine Angelegenheit, die die gesamte | preußishe Landwirtschaft — allerdings in verschiedener Weise — |
Wodurch wollen wir nun dahin gelangen? Durh tz Rindviehkontrollvereine, die 2ine planmäßige as derung finden, von denen wir im ersten «Fahre, d. H. im Jah 1930, im ganzen 2228 hatten, die in 40881 Betrieben dearbeig haben und 781000 Kühe unter Kontrolle hatten. Das f 14,9 vH, und das ist an sih ein erfreulihes Ergebnis. Aber G darf sih damit niht begnügen. Jh habe nun untersucht iw sih die Zahl der unter Kontrolle stehenden Kühe auf die einzelne Besibklassen verteilt, und will Jhnen die Fragé dahin bels worten, was in den einzelnen Besißklassen n i ch t unter Kontrolld steht. Jn der Besihklasse bis 2 ha stehen 99,73 vH nicht unteg Kontrolle, in der Größenklasse von 2 bis 5 ha 99,38 vH, in dey Größenklasse von 5 bis 20 ha, also beim mittelbäuerlihen Besiß 96,97 vH. Ergebnis: beim fklein- und mittelbäuerlihen Besiß kann man von einer Milchleistungsprüfung beinahe gar nit sprehen. Das sind die zahlenmäßigen Ergebnisse, die um so auf merksamer zu beachten sind, als nah der Viehzählung von 1995 | bei der festgestellt worden ist, wieviel Kühe auf die einzelnen Besibklassen entfielen, im gesamten Preußen 4,7 Millionen Milch fühe vorhanden waren, davon allein 3,1 Millionen in den Besiß | klassen bis einshließlich 20 ha.
So sehen wir also, daß nach dieser Richtung noch unendlih | viel zu tun ist. Erst bei dem großbäuerlichen Besiß ist eine ent: sprechend stärkere Beteiligung zu verzeihnen, und bei dem Besig über 200 ha geht die Milchleistungsprüfung sogar so weit, daß nur rund 24 vH nicht unter Kontrolle stehen. Es wird also eine wesentlihe Aufgabe der in Betraht kommenden Stellen sein müssen, daß sie das Manko, das hier offenbar vorliegt, sobald als möglih beseitigen.
Wir müssen zu einer vermehrten Milchviehhaltung sowohl wie zu einer erhöhten Leistung kommen, obwohl andererseits nicht zu verkennen ist, daß die Weltbutter- und -käseproduk- tion ungewöhnlich zunimmt, Neuseeland, das vorx wenigen Jahren noch gar keine Rolle spielte, tritt immer mehr in den Vordergrund. Die Ostseestaaten drängen immer stärker auf die | beiden Hauptabnahmeländer England und Deutschland. Es ist in der Tat notwendig, unter Aufbringung aller Kräfte die Steige rung der Milcherzeugung einerseits, der Butter- und Käse gewinnung andererseits anzupacken, bevor die Hauptproduktions- gebiete ihren Absay auf dem deutschen Markt so weit gefestigt haben, daß die Vorrangstellung der deutschen Milchivirtschaft als verloren gelten muß. (Zurufe rechts.) — Seien Sie einmal zu- frieden, das sind ernste Worte. — Da drängt" sih unwillkürlih die Frage auf: was hat zu geschehen? Das Problem ist einmal qualitätstechnisher, betricbswirtschafstliher und dann organi- satorisher Natur. Jh brau bloß diese drei Momente zu nennen, um Sie erkennen zu lassen, wie {wer es auch ist, hier den An forderungen zu entsprehen. Zunächst einmal ist notwendig, daß man allgemein erkennt, daß Milch nicht gleich Milch ift (sehr rihtig! im Zentrum und links), daß man aus schlechter Milt keine guten Erzeugnisse herstellen kann. Es ist unglaublich, i welhem Maße gegen diese Selbstverständlichkeiten gesündigt wird.
Das Nächste ist eine Erziehungs8a ufgabe. Wir müssen dahin kommen, daß die gesamte Landwirtschaft mehr von dieser
Uohorzo0uauna durchdrunaen ist. Dioss Aufgabs mird vorfolgt dur die Aufteilungsarbeiten in den landwirtschaftlihen Schulen,
ferner durch unsere 11 staatlih anerkannten Melkershulen. Ge- rade diese Melkerlehrgänge, die wir veranstalten, sollen deut kleinsten Landwirt „Gelegenheit geben, zu erkennen, daß es erstens einmal möglich ist, eine saubere Milch zu erzeugen, und zweitens, daß es auch seine Pflicht ist, danach zu verfahren.
Dabei bedürfen wir in den Gegenden, die molkereimäßig noh nicht erschlossen sind, einer besonderen Fürsorge. Dieser Anforde- rung will ich nun dadurch entsprechen, daß 20 besonders vorge- bildete milchwirtschaftlicheBerater in diesen Gegenden tätig sein sollen. Sie werden gegenwärtig in dem milchwirt- schaftlihen Forshungsinstitut in Kiel ausgebildet. Sie sollen für drei Jahre arbeiten. Aber es soll um keinen Preis dur sie irgendeine neue Organisation geschaffen werden. «An Organisationen an si fehlt es uns gar nicht. Aber €s fehlt in dieser Hinsicht an Aufklärung. Es fehlt au niht an dem guten Willen draußen, den haben die Leute schon; sie wissen nur nichi, worum es sich handelt, Deshalb muß ein Mann kommen, der das versteht und Aufklärung in allen Beziehungen geben kann. Dort, wo die Gebiete molkereimäßig noch nit ershlossen sind, is es Aufgabe der Molkereigenossenschaften, das zu tun, was si leider in großem Maße bislang niht getan haben. Sie sollen eine wesentliche Unterstüßung durch die milhwirtshaftlichen Institute der Landwirtschaftskammern finden, die ih nach jeder Richtung unterstüße, wobei ih auch noch betonen darf, daß ich füt die Molkereiinstruktoren der Landwirtschaftskammern besondere Mittel bereitstelle.
L Es muß also unser Bestreben sein, zu besserer Quali- tät zu kommen. Damit meine ih aber niht, daß man allein dahin streben soll, nur eine Spiyßenleistung zu erlangen. Das ist nicht der springende Punkt, sondern das is das Wesen, daß wir allgemein die Produktion auf eine entsprehende Höhe bringen, daß wix dann auch dafür sorgen, daß diese Produktion gleichmäßig ist. Was nußt és denn, wenn wir einmal beste Butter haben, und dann haben wir wieder keine, so daß die BVek- braucher gezwungen: werden, wieder andere Quellen in Anspru zu nehmen. Es is also unbedingt notwendig, nach dieser Rilh- tung hin eine Besserung herbeizuführen. Fm Westen liegt die Sache außerordentlih darnieder in den Höhengebieten. Das ist verständlich in diesen armen Gegenden. Aus diesem Grunde habe ih diesen Gegenden eine besondere Sorgfalt gewidmet, und es sind bereits 12 Projekte für neue Molkereien genehmigt. (Bravo!) ; Der Forderung der Standardisierung, die dekr äußere Ausdruck der Bestrebungen der Erzeugung einer besseren Qualität sein soll, trage ih seit vier Jahren dadurch Rechnuns daß lch Mittel bereitgestellt Habe. Wenn diese ganze Angelegen heit hin und wieder hon von einem Erfolg begleitet worden ist, so müssen Sie ihn doch höher s{äyen, als es zahlenmäßig zum Ausdruck kommt, denn es ist außerordentlich schwer, auch bei den Molkereien in dieser Beziehung Wandel zu schaffen. Jh darf Jhnen z. B. sagen, daß irgendwo einer Molkerei zum drittenmal
die Führung der Standardmarke aberkannt werden mußte. Si
Reichs- und Staatsauzeiger Nr. 26 vom 31, Januar 1931, S. 3.
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n daraus, wie wenig Verständnis man unter Umständen felbst hei einer Molkerei in dieser Sache hat.
Mir haben uns dann aber auch zu bemühen, die M olke- ¡eien selbst technisch zu verbessern. Es war ja ganz klar, daß infolge des Krieges die Molkereien in technisher Beziehung außer- ordentli heruntergekommen sind. Dann kam die Juflation, wo wieder nihts zu machen war. So is es nun erfreulich, daß vom Keih Mittel für Zinsverbilligung zur Verfügung gestellt werden, damit eine Verbesserungin tehnisher Hinsicht er- jolgen kann. Die erste Aktion ist abgeschlossen. Die zweite aftion ist im Gange, und es ist dafür Sorge getragen, daß hier die Mittel wirklich zweckmäßige Verwendung finden.
Aber auf eins möhte ih noch hinweisen. “ Es genügt nicht, daß die Molkereien- nur die Mil ch nah Fettgehalt bezahlen. Das ist ja auch schon eine Errungenschaft, die ich gern anerkenne. Aber es genügt nicht. Wir müssen auch dahin kommen, daß wir Schmuyß und Säure Herüdsihtigen. Erst dann sind wix auf der notwendigen Höhe. Jch habe Gelegenheit gehabt in diesem Sommer, daß mir verschiedene Molkereien, die ih niht nennen will — denn ih darf au keine Reklame dafür machen —, mit besonderer Freude gezeigt haben, wie sie jeden einzelnen kontrol- lieren nicht bloß auf den Fettgehalt, sondern auch auf Shmuy, wie sie jedem scin Ergebnis vorführen, um so in einer vortrefflichen Weise erzieherish zu wirken. Sie haben auch gezeigt, wie die Zahl derjenigen, die sie zu beanftanden hatten, abgenommen hat.
Als Kardinalfrage für die Zukunst der deutschen Milchwirt- hast betrachte ih die organisatorishe Gestaltung im Kerkehr mit Milch und Milcherzeugnissen. Es ist ein unerträglißer Zustand, daß Milchmengen aus großen Ent- fernungen in die Verbrauchszentren befördert werden und gemein- sam mit der ortsnahen Milch in jedem Fahr viele Monate hindur Milchshwemmen hervorrufen. Die Landwirtschaft muß an sih endlih organisatorish die planmäßige Versorgung der Milch- verbrauchsgebiete gemeinsam mit den beteiligten Wirtschafts- gruppen in die Hand nehmen und muß niht nur die Produktions- stätten für Butter und Käse bestimmen, sondern sie hat auh den gemeinsamen Absatz in die Hand zu nehmen und darauf hinzu- wirken, daß das in rihtiger Weise geschieht. Dann wird man auth ohne weileres dem Verbrauther gerecht werden, denn er hat auth Anspru darauf, daß man seine Verhältnisse berücksichtigt. Wir sind in dieser Beziehung allerdings insofern noch in den Anfängen, als Lagerhäuser für Butter und Käse, Kühlhäuser, erst in einem geringen Umfang bestehen.
Die Förderung der Milhwirtschaft auf dieser Basis hat eine Bedeutung für ganz Preußen, aber für den Osten besonders, und innerhalb des Osten ganz besonders für Ostpreußen, Jch habe mir einmal eine kurze Berechnung gemacht, wie sih in Ostpreußen die Bedeutung des Roggenanbaues im Verhältnis zur Milchwirtschaft gestaltet. Jch habe dana errechnet, daß man annehmen fann, daß im Jahre 1929/30 die Landwirtschaft in Ost- preußen durch den Verkauf von Roggen 56 Millionen Mark ein- genommen hat. Auf der anderen Seite hat sie dur Butter und Käse nah meiner Aufstellung 55 Millionen eingenommen, aus dem Frishmilhverkauf mindestens 50 Millionen, so daß also einer Ein- nahme aus Roggen von 56 Millionen cine Einnahme aus der Milchwirtshaft von 105 Millionen gegenübersteht. Es kann aljo feinem Zweifel unterliegen, daß die - Milchwirtschaft für Ost- preußen eine ganz besondere Bedeutung hat. Das hat mi auth veranlaßt, dem Reihhsministerium des Junern einen genauen Plan vorzulegen für eine Reihe von Fahren, in welcher Weise die Förde- rung der Milchivirtschaft Oftpreußens, angefangen von der Kuh bis zu der genossenshaftlihen Lagerung, erfolgen soll, um wirklih in der breitesten Weise zu einem Erfolg kommen. Daß man damit auf dem rihtigen Weg ift, dafür kann ih JFhnen noch einen anderen Beleg geben. Wenn ih vorhin gesagt habe, daß die Zahl der Kühe in Preußen von 1927 auf 1930, also in vier Fahren, nux um 20 000 zugenommen hat, daß nur zwei andere Provinzen außer Ostpreußen ständig eine Zunahme des Kuhbestandes hatten, so ist cs besonders Ostpreußen, wo man deutlih erkennt, daß hier aus sich heraus das Drängen nah stärkerer Betonung der Milchwirt- schaft erfolgt. Schon dadurch, daß wir die Milchwirtschaft in stärkerem Maße aufnehmen, verteilen wir das Risiko der Wirt- schaft und werden damit zu einer siheren Entwicklung kommen. Aber das genügt niht. Wir müssen möglichst viele Segmente der Wirtichast behandeln, nur dann werden wir zu einem sicheren Er- gebnis kommen.
Die Milchwirtshaft muß ergänzt werden duxch geeignete Verwertung des Viehes. Die Verwertung auf genossen- shastliher Basis ist zwar alt, hat aber längst nicht die erforder» lihe Ausbreitung gefunden. Allerdings i} zuzugeben, daß wir jeßt die Reichsviehverwertung haben, daß wir eingelne Zentralen in den Provinzen haben, daß, organisatorish gesehen, das Er- forderliche geleistet ist. Es ist auch zuzugeben, daß im legten Jahr gegenüber dem Vorjahre der Geldwert der genossenschaft- lih verwerteten Tiere um etwa 8 vH gestiegen ist, und es ist fernex festzustellen, daß wix „auf einer Reihe von westlichen Märkten durch die Genossenschaften etwa 30 bis 40 vH des Auf- triebes an Schweinen auf den Schlahhtviehmärkten in der Hand haben; aber im ganzen müssen wix doch gestehen, daß wir noh in den Anfängen stecken, und das eigentliche Ziel, eine dem Bedarf entsprechende Zufuhr zu bewerkstelligen, liegt noch in ziemli weiter Ferne. /
Ferner interessiert uns besonders die Erzeugung der Ei ét; weil ihr Schwerpunkt beim kleinen Besiy liegt, wo es beinahe jedem möglich is, Hühner zu halten. Wir können erfreulicher- weise feststelben, daß die Neigung zu einem Rückgang der Einfuhr an Eiern vorhanden is. Der Einfuhrübershuß ist von 167 900 Tonnen auf 160100 Tonnen gesunken. Jh glaube, daß daran huld is einmal die Tatsache, daß die Zahl der Legehennen be- sonders zugenommen hat, nämlich von 1929 bis 1930 von 39,9 auf 42,6 Millionen, also um 6,78 vH. Jh glaube auth annehmen zu dürfen, daß die Leistung der Hühner gestiegen ist. Sie wissen, daß wir in einzelnen Provinzen Geflügellehranstalten haben, daß die Einrichtung eines Zuchthofes besteht, und ih darf bestimm? annehmen, daß das auch zu einer größeren Leistung in der Lege- tätigkeit führt und wir deshalb wohl eine Abnahme der Einfuhr zu verzeihnen haben.
sowohl in der Spiße als in den einzelnen Provinzen, und der
Absaÿ hat zugenommen von 66,9 Millionen Stück 1929 auf 146,3
Millionen Stück 1930. Jch glaube, daß vielleiht ein Teil der
Zunahme auf das Konto des Maismonopols zu seyen ist; denn
der kleine Geflügelhalter, welher 100 Eier abgeliefert hat, be-
fommt dafür 15 kg Mais zum halben Preise. Hier hat also
das Maismonopol wohl noch eine andere Wirkung, als man | ursprünglich von ïhm erwartet hat. Weiter is Jhnen bekannt, daß der Ueberschuß aus der Grund- | vermögensteuer zur Förderung der Geflügelzuht Verwen- | dung finden joll. Jn dieser Beziehung sind die erforderlichen | Maßnahmen im Kreise Waldenburg in Oberschlesien und im
Ruhrsiedlungsverbandsbezirk eingeleitet worden, überall in der
Weise, daß einheitlich und mit Zwang vorgegangen wird: die-
selbe Rasse, dasselbe Futter, überall Absaÿ durch die Genossen-
schaft. Sie dürfen nicht glauben, meine Damen und Herren, daß | das so einfa ist, wie es vielleiht klingt. (Sehr rihtig!) Aber ih muß feststellen, daß man für diese Forderungen weitgehendes j Verständnis besißt. j Jm Rahmen des veränderten Geshmacks der Verbrauther
liegt auch die Zunahme des Verzehrs von Gem üsse und Okst.
Obwohl die Anbaufläche von Feldgenmüse von 69 022 auf 71 590 ha
gestiegen ist, obwohl wir 800 000 qm unter Glas gebracht haben,
haben wir doch im Jahre 1930 eine Gefamtgemüseeinfuhr von
115 Millionen Mark gehabt. Allerdings ist sie geringer als im
Jahre vorher. Denn alle, die sich mit der Gärtnerei befassen,
wissen ja, wie \s{hlecht der Absay der Gärtnereierzeugnisse im leßten Jahre war. Das ist eine allgemeine Klage, besonders im
Westen Preußens.
Was die einzelnen Gemüsearten anlangt, so ist festzustellen, daß beim Blumenkohl eine beträchtliche Steigerung vorhanden ist, während Tomaten und Gurken zurückgegangen sind. Wenn man die Einfuhr nach der Höhe der Zollsäte zergliedert, dann ist es interessant, daß man allemal deutlih erkennen kann, daß die Einfuhr am höchsten ist, wenn der Zollsay am niedrigsten ift, und daß, was das Schlimmste ist, die Einfuhr dann am höchsten ist, wenn wir in Deutshland die Ernte gehabt haben. Das ist wirt- shaftlih verkehrt; es läge sowohl im Jnteresse der Verbraucher wie der Erzeuger, wenn die Einfuhr dann am größten wäre, wenn wix niht gerade in Deutschland die Ernte haben.
Dieselbe Beobachtung macht man auch bei der Einfuhr vou O b st. Die Süddeutschen wünschen den Bezug von Obst aus dem Süden, der Schweiz usw. für die Apfelweinherstellung und haben verlangt, daß der Zollsay nach der Ernte geringer gestaltet würde. Das wax nach meiner Ansicht ein falscher Gedankengang. Sie haben sich damit felbst am meisten geschädigt und werden eine derartige Regelung wohl nicht wieder fordern, wenn solche Maß- nahmen noch einmal zur Erörterung stehen.
Daun mathe ih darauf aufmerksam, daß wix beim Obst die Klage erheben, daß das Angebot in geeigneten Sorten noch zu wünschen übrig läßt, daß zu viele und keine zweckmäßigen Sorten angeboten werden, und, daß auch das Angebot meistens bald auf- hört. Um zu einem einheitliheren Angebot zu gelangen, haben wir Beihilfen für das U m pfropfen von Bäumen bereit- gestellt. Jn welchem Umfange das gestehen ist, möchte ih Jhnen doch an drei Zahlen zeigen. Jm Jahre 1928 wurden mit Bei- hilfen 90 000 Bäume umgepfropft, im Jahre 1929 131 000 Bäume und im Jahre 1930 138 000.
Wer in diesem Winter in Oberschlesien oder Niederschlesien mit dem Auto durch das Land fuhr, konnte die Wahrnehmung machen, daß dort an den Straßen ein Baum nah dem andern niedergehauen wurde, was einen wirklich betrübenden Eindruck machte. Das sind die Folgen des Winters von 1928 auf 1929; wir hatten dadurch niht nur einen gewaltigen Ausfall an Ein- nahmen aus dem Obstverkauf, vorx allen Dingen haben wir auch einen Ausfall an Angebot in Obst. Jh habe mi daher veranlaßt gesehen, aus den Ueberschüssen der Gruüdvermögensteuer gerade für den Osten Beihilfen für die Anpflanzung von Obst- bäumen zur Verfügung zu stellen. (Bravo!)
Jn diesem Zusammenhange hat gestern einer der Herren Redner auf dem Reexpeditionsverkehr hingewiesen, auf die Tatsache, daß die über Kufstein und Basel aus dem Süden, auch aus Frankrei@ einlaufenden Sendungen den Vorteil ge- nießen, daß sie auf den Umjschlagspläßen in München und Frank- furt nicht rechnerisch noch einmal expediert werden. Das hat nun zur Folge, daß für Frankfurt von den im Jahre 1928 in Höhe von 9,5 vH des Gesamtauslandsempfangs reexpedierten Ladungen je 28 vH auf Kartoffeln und Südfrüchte und 44 vH auf Gemüje und Obst einschließli Weintrauben entfallen. Es kann also gar keinem Zweifel unterliegen: Dieser Reexpeditionsverkehr ist eine einfuhrbegünstigende Maßnahme.
Neben der Weiterentwicklung des Treibgemüsebaues dient nun als Mittel gegen die Einfuhr von Gemüse und auch von Obst die Kühllagerung. Leider haben wir selbst in Deutsch- land noch keine besonderen Erfahrungen auf diesem Gebiete. Jh habe daher mit beträchtlihen Beihilfen exakte Versuche für Tomaien, Gurken, Blumenkohl, Aepfel und Birnen angestellt, die der Direktor der Lehranstalt in Dahlem gemeinsam mit Pro- fessor Brandt von der Landwirtschaftlichen Hochshule durhführt.
Beim Weinbau handelt es fsih zunächst darum, der Reb- lausverseuchung durh Anbau von Pfropfreben auf Amerikanerunterlagen gzu begegnen. Die Zahl der festgestellten Reblausherde ist im lehten Jahre auf 188 ge- stiegen; 0,2 vH der Weinbaufläche sind wieder der Reblaus zum Opfer gefallen. Die planmäßige Umstellung auf Amerikaner- unterlagen wurde bisher überwiegend durch die Einfuhr von Unterlageholz aus dem Ausland betrieben. Jn den leßten zwet
bezogen. SLAERIE in Ems, Lachbach und Vallendar, für die Sie ja in den leßten vier Jahren recht bedeutende Mittel bewilligt haben, zusammen 78 Morgen, in den Ertrag, und es wird angenommen, daß vom Jahre 1933 ab jährlich rund 3 Millionen Schnittreben aus diesen Anlagen anfállen. Jch habe ferner angeordnet, daß in den Weinbaudomänen Schnittrebenanlagen geschaffen werden, um an Juteressenten Pfropfreben abzugeben. (Bravo!) Jh habe es dann weiter begrüßt, daß auch die Provinz und andere Pfropf- rebengewinnung betreiben, und habe auch gar nichts dagegen,
Fn organisatorischer Hinsicht haben wix auth einen Fortschritt zu verzeihnen, wix haben jeßt einen durhorganisierten Absaß
Jahren haben wir niht weniger als pro Jahr 1 Million Meter : Nunmehr treten nach und nach die staatlichen Schnitt- |
dahin führt, möglichst rasch auf Amerikanerunterlagen zu kommen, werden wir begrüßen müssen.
Zch habe dann auch der Absaugestaltung des Weinbaues Aufmerksamkeit zugewendet. Jchch konnte es unr so eher, als mir ja die Mittel aus den Ueberschüssen der Grund- vermögenssteuer zur Verfügung gestanden haben.
Von der Rebenzüchtung, die vor drei Jahren auf
| meine Veranlassung eingeführt worden ist, kann ih nur sagen,
daß sie zeigt, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Diese Reben- zühtung ist ein ungeheuer mühseliges Gebiet. Wir haben jeßt in Geisenheim 10, in Hochheim 18 Morgen, die wir mit Säm- lingen — in diesem Fahre mit 500 000 — bepflanzen. Unfer Gedanke ist der: in diesen vielen Huùderttausenden muß doc einer drin fein, der unseren Anforderungen entspriht, und diesen zu finden, das ist die Kunst. Wir haben tatsächlih schon Ergebnisse, die uns darauf schließen lassen, daß wir eine Sorte haben, dic gegen den Mehltau ziemlih widerstandsfähig ist. Jch glaube also, daß wir auf diesem Gebiete zwar nicht so ras, wie wir es
| wünschen, aber langsam und sicher zum Ziele kommen.
Meine Damen und Herren, wenn Sie das überblicken, was ih ausgeführt habe, dann werden Sie mir einräumen, daß wir be- müht sind, in breitester Front vorzugehen, um einmal die Erzeu- gung’ zu vermehren und dadurch den Anforderungen der Deckung des Bedarfs wenigstens mengenmäßig zu entsprechen. Zweitens sind wix auch bemüht, den an sich noch s{wereren Weg zu gehen, die Qualität zu heben und für ein gleichmäßiges An- gebot zu sorgen. Nach den Erfahrungen des Auslandes aber ist es niht mögli, in der sogenanuten Veredelungswirt- [chaft auf freiwilligem Wege zum Ziele zu kommen, und bei uns in Deutschland wird das noch viel weniger möglich sein (sehr richtig!), weil jeder einzelne glaubt, daß er es am besten weiß und sich nah den anderen niht zu rihten braucht. Wir brauchen also zur Einführung der Standards eine geseßliche Regelung, und diese haben wir nun in dem Handelsklassengeseb er- halten. Auf diesem Wege wird es uns möglich sein, geseßlich ge- shüßte Standards einzuführen, und zwar für das gauze Reich, denn es geht anch nit, daß man das lokalitex macht, da man dannt wieder den Kampf gegeneinander hat. a
* Die Vorans}ezungen, die wir im Handelsklassengejeß geben, müssen wir aber auch auf der breitesten Basis ausnußen. Fh denke da vor allem au an die Kartoffeln. Auf dem S peijee- kartoffelmarkt ist doh die Lage so, daß wir fortgeseßt mit Beanstandungen rechnen müssen. Das ist ja beinahe das Wesen des ganzen Handels. Fortgesezt werden die Sendungen zur Ver- fügung gestellt,- dann verstopfen sich zujehens die Bahnhöfe, der Abnehmer bekommt keine Kartoffeln, der Absender befomnit feiu Geld und dazwischen steckt dann der Handel. Hier muß Abhilse geschaffen werden. Das fann nur dadur geschehen, daß das Sath- verständigenwesen geseßlich geregelt wird. Wir wollen feine Be- sonderheiten für die Landwirtschaft, das wäre unsfinnig, sondern die Frage muß geseßlih für alle dabei in Betracht kommenden Stände geregelt werden. Nur auf diesem Wege können wir zw einex glatten Erledigung auf dem Speisekartoffelmarkt fommen.
Nun hat aber das Handelsklassengeseb noch einen anderen Vorzug: es gibt die Möglichkeit, Jndustrien für die Erzeugung und den Abjsay zusammenzuschließen. Das ist bereits auf frei- willigem Wege, wie ih Jhnen sagte, weil man im stillen _vor dieser geseßlichen Regelung Angst hatte, bei der Kartoffelstärke- industrie geschehen. Jett stehen wir vor dem Zusammenjshluß der Zuckerindustrie. Hier liegen die Verhältnisse so, daß wir viel mehr Zuckerrüben anbanuen, als in Deutschland Zutcker verzehrt wird. Vor dem Kriege war das eine ¡höne Sache, da- mals standen wix bei der Ausfuhr der vershiedenen Erzeugn}e in bezug auf Zuckerrüben an jechster Stelle, und es war geradezu ein Stolz für die Landwirtishaft, das nachzuweisen. Heute ist die Lage ganz anders. Der Weltmarktpreis ist sehr viel niedriger alS unser Julandspreis. Wir müssen aber mit dem Uebers{huß ari Zucker hinaus, und die Differenz, die nun entsteht, kann niemand anders als die Fabriken selbst tragen und die lebten sind dann die Rübenbauern. Die große Ausfuhrvereinigung Für Deutsch- land legt den Ausfall auf die Fabriken und die Fabriken legen ihn auf die Rübenbauern um. Der Ausfall im Jahre 1929/39 wird fsich wohl auf nit weniger als 60 Millionen beziffern und man rechnet damit, daß si die Rübenbauern einen Abschlag von ungefähr 50 Pfg. pro Doppelzentner gefallen lassen müssen. Jux laufenden Wirtschaftsjahr wird es aber no shlehter werden. Es ist damit zu renen, daß der Ausfall 120 Millionen beträgt und daß si die Rübenbauern einen Abzug voR 85 Pfennigen ges fallen lassen müssen. Es ist klar, daß das Verhältnisse find, die man auf die Dauer {o nicht weitergehen lassen kaun.
Nun ist es aber nicht möglich, den Verbrau im Juland zu steigern, was ja das Beste wäre. Einmal ift das niht mögli, weil die Bevölkerung in ihrem Standard in den lebten Jahrew bereits gesunken ist und wahrscheinlich noh weiter sinken wird. Dos spricht s|ch{ deutlih im Zuckerverbrauch aus. t Fahre 1928/29 pro Kopf %,51 kg und im Fahre 1929/30 25,73 kg betragen. Jm neuen Wirtschaftsjahr wird er bestimmt noch ge- ringer sein. Wir sehen also: der Zuckterverbrauh im Jnland kann angesihts der niedergehenden Konjunktur nicht gesteigert werden. ESs gäbe ein Mittel: die Aufhebung der Zuersteuer; aber Sie alle wissen, daß man angesichts des ungeheuren Finanzbedarfs im Reiche es überhaupt niht wagen darf, eine solche Forderung aus- zusprethen.
Es bleibt also nichts anderes übrig, als die Kontingentierung, eine Maßnahme, die ih an si nit wünsche, die aber angesichts der Verhältnisse nicht zu umgehen ist. Allerdings ergibt fh shon jeyt, daß es sehr s{chwer ist, innerhalb einer Kontingentierung die verschiedenen Verhältnisse zu berüsihtigen, auh wenn sie shein- bax so einfach liegen, wie in der Zuckerfabrikation. Schon wenden sich die Kaufrübenbauern an ihre zuständigen Stellen und diese wieder an das Landwirtschaftsministerium und das Reih und be- klagen si, daß sie in den Sayßungen, die die Ausfuhrvereini- gungen aufgestellt haben, keine entsprechende Berücksihtigung ge- funden hätten, und die Rübenbauer im Westen führen aus, daß diesen Tatsachen der Vexrlagerung des Rübenbaues vom Osten nach dem Westen auch keine Rechnung getragen würde. Die kleinen Weißzuckerfabriken sagen dasselbe. Jch habe dem Reichs» ernährungsministerium meine Meinung in Bezug auf diese Vers
wenn sih dex Privatbetrieb dev Sache annimmt. Alles, was
hältnisse mitgeteilt, habe mi abex nit darauf beschränkt, die
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