1931 / 47 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Feb 1931 18:00:01 GMT) scan diff

Neichs- und Staatsanzeiger Nr. 47 vom 25. Februar 1931. S. 4.

Löhne in Niederschlesien so viel niedriger sind als in anderen Re-

vieren und es daher nicht gut angeht, dur Einlegung von Feier- |

\hihten in größerem Umfange die soziale Lage der Arbeitnehmer außerordentlich ungünstig zu beeinflussen.

Aber auch ein anderer Gesichtspunkt von der Unternehmer seite her führt dahin, daß in Niederschlesien die Frage der Still- legung viel ernster betrachtet wevden muß als in anderen Re- vieren. Die Unternehmungen in Niedershlesien sind von jeher nicht besonders stark und finanzkräftig gewesen.

ibnen in Niederschlesien nicht möglich

gehabt. Jnfolgedessen ist es i die

wie vielleiht anderswo, die Reste ihrer finanziellen Mittel,

sie gegenwärtig noch haben und brauchen, um Wirtschaften und |

ihre Betriebe aufrechterhalten zu können, in Haldenbeständen fest- zulegen. Wir stehen deshalb vor der außerordentlih unerfreu- lihen Tatsahe, daß an gewissen Einschränkungen in Nieder- schlesien niht vorübergegangen werden kann; denn in Zeiten, in denen die Kohle nicht abgeseßt werden kann, ist es nicht anders möaglih, sih zu helfen. Die Lage der übrigen deutshen Kohlen- reviere ist doch auch keinesfalls so rosig, daß man sagen könnte, jeßt müßten die übrigen Reviere von ihrem natürlihen Markte, den sie bisher beliefert haben, abgeben, um Niederschlesien voll bei der Förderung zu halten. Jch glaube, daß eine solche Re- gelung angesichts der Lage der gesamten Kohlenwirtschaft undurch- führbar wäre.

Die Aufgabe der Staatsregierung ist also die, auf die Ent- wicklung in Niederschlesien dahin einzuwirken, daß das Gesamt- revier möglihst wenig Schaden erleidet. Wenn ih von dieser Gesamteinstellung ausgehe, so ist es klar, daß man die Verhält- nisse nicht lediglih unter dem Gesichtspunkte eines einzelnen Unternehmens oder au eines einzelnen Kreises betrachten darf, sondern daß man die gesamten Verhältnisse in Niederschlesien in Betracht ziehen muß, um diejenigen Maßnahmen, die zweck- mäßigerweise getroffen werden sollten, durhzuführen. Da sehe ih die Dinge folgendermaßen: Vier Kreise sind es im wesent- lichen, die an der Kohlenwirtschaft in Niederschlesien beteiligt sind, der Kreis Neurode, der Stadt- und Landkreis Waldenburg und der Landkreis Landeshut. Jn allen diesen vier Kreisen ist die Lage außerordentlih unerfreulih und ungünstig. (Sehr richtig! bei der Deutschen Staatspartei.) Wenn wir einmal betrachten, wie groß die Zahl an Wohlfahrtserwerbslosen in diesen vier Kreisen ist, wie hoh die Fehlbeträge in den Etats dieser Kreise sind, die auf irgendeine Weise gedeckt werden müssen, so ergibt sich, daß am ungünstigsten die Lage im Kreise Landeshut ist. Dort waren bisher drei Kohlengruben, von denen zwei bereits stillgelegt sind, die Abendrötegrube und die Vifktor-Grube. Die dritte, die Gustav-Grube, hat ihren Betrieb stark eingeschränkt und zur Zeit noch 750 Mann Belegschaft. Aber niht nur der Rüdckgang des Bergbaues im Kreise Landeshut hat die Verhält- nisse dieses Kreises und seiner Bevölkerung so ungünstig beein- flußt sondern er ist wohl auch derjenige preußische Kreis, der am

meisten unter dem Rückgang der Textilwirtshaft zu leiden gehabt ! Während im Fahre 1925 in der |

hat. Auch dafür einige Zahlen! Textilindustrie des Kreises Landeshut noch 7300 Arbeiter be- ¡häftigt waren, sind es jeßt nur 2700. (Hört, hört! bei der Deut- hen Staatspartei.) Von diesen 2700 Textilarbeitern im Kreise Landeshut sind aber voll beschäftigt nur 200, (Lebhaftes Hört, hört!) Alle übrigen sind in der Kurzarbeit beschäftigt. Verhältnisse dieses Kreises sind höchst unerfreulich.

Im Kreise Neurode sieht es auch nicht shöôn aus. liegen die Dinge so, daß, auch wenn die Wenceslausgrube still- gelegt bleibt, noch drei Gruben von den Neuroder Kohlen- und Tonwerken in Betrieb bleiben. Die Fohann-Baptista-Grube soll

jeßt stillgelegt werden, die Anzeige liegt bereits vorz; sie kann aber

weiter betrieben werden, wenn es bei der Stillegung der Wences- lausgrube bleibt, weil sih dann der Anteil, den das Syndikat an dieser Grube hat, auf die übrigen Gruben verteilt und sich damit die wirtshaftlihe Entwicklung dieser Unternehmungen günstiger gestaltet. Wenn die Wenceslausgrube wieder in Betrieb geseßt wird, können dort 2100 Arbeitnehmer, Angestellte und Arbeiter zusammengerehnet, beschäftigt werden. Diese Beschäftigung seßt aber voraus, daß ein Betriebskapital von 1,5 Million zinslos von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt und daß ferner ein verlorener Zushuß von 3,1 Millionen Mark gezahlt werden müßte. Auch unter diesen Bedingungen könnte der Betrieb nur dann auf der Wenceslausgrube fortgeseßt werden, wenn sih die vorhandene Belegschaft entshließen würde, mindestens eine halbe Stunde länger zu arbeiten als bisher. Weitere 3 Milliónen würden aufgewandt werden müssen, wenn man die vierte Sohle aufshließen würde, die nah dem Urteil meiner Bergbausachver- ständigen wahrscheinlich wieder die außerordentlich große Gefahr der Kohlensäureausbrüche in sich bergen würde. Die Wieder- inbetriebnahme dexr Wenceslausgrube würde also keineswegs leihten Herzens in Angriff genommen werden können. Die Staatsregierung steht auf dem Standpunkt, daß es nicht richtig wäre, diese gefährliÞhe Grube weiter zu entwickeln und die übrigen Gruben weiter in Schwierigkeiten geraten zu lassen. Bleibt dagegen die Wenceslausgrube stillgelegt, wie es bisher der Fall ist, so könnte dadurch erreiht werden, daß im Kreise Landes- Hut die Gustav-Grube mit 750 Mann Belegschaft aufrechterhalten würde, wofür wir die Zusage dieses Unternehmens bekommen haben. Wir würden im Kreise Neurode die Baptista-Grube mit 450 Beschäftigten aufrehterhalten können. Weitere 300 Mann könnten dort bei den Neuroder Kohlen- und Tonwerken angelegt werden und ferner im Waldenburgishen 300 Mann bei Pleß. So könnten wir 1750 Mann an der Arbeit halten und neu in Arbeit bringen, ohne auch nur einen Pfennig Subvention aufzu- wenden. Würden wir dagegen eine Subvention für die Wences- lausgrube aufbringen, dann wäre es außerordentlih schwer, die anderen Unternehmungen, die mit Subventionswünschen bereits an- uns herangetreten sind, zurückzuweisen. Deshalb halte ih es für richtiger, so zu verfahren wie bisher. Die Mittel, die viel- Leiht für Subventionszwecke zur Verfügung gestellt würden könnte man besser dazu verwenden, daß man im Kreise Neurode für die Bevölkerung Beschäftigungsmöglichkeiten schafft. Die Voraussebungen dafür sind vorhanden. Dort ist z. B. eine Kreis- wasserleitung im Bau; der erste Abschnitt ist bereits fertig. Wenn man diese Wasserleitung weiterbaut, kann man für die nächsten

| nicht wieder in Betrieb nehmen sollte. | reichen, daß die übrigen Unternehmungen in Niederschlesien um | so kräftiger werden und eine sicherere Zukunft bekommen als

| einmal nahzuprüfen. Sie haben schon | seit geraumer Zeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu ringen |

Also die |

Aber dort |

zwei Fahre 600 Arbeiter weiterbeswaftigen. Das wäre von großer Wichtigkeit. Jch komme zu dem Ergebnis, daß man die Wenceslausgrube

Damit würde man er-

Es ist beantragt worden, die Dinge im Auss{chuß nochch Jh begrüße diesen Antrag und bitte, die Verhandlungen so schnell wie möglich durhzuführen, weil Klar- heit geschafft werden muß. Solange die jeßige Unklarheit in Niederschlesien weiterbesteht, ist die Gefahr vorhanden, daß der Absay der Kohle stockt und die bisher abgenommene Produktion der Wenceslausgrube zugunsten anderer Reviere perlorengeht. Es muß also {nell Klarheit geschaffen werden, damit die Ab- nehmer“ wissen, von wem sie die Ersaßkohle beziehen können.

Veber die anderen Bergbauzweige will ih nur kurz folgendes sagen: Die Kaliwirtschaft, die sih in den leßten Fahren befriedigend entwickelt hatte, hat leider im Fahre 19309 einen Rükschlag erlebt. Der Gesamtabsay ist von 14014000 dz Rein- fali auf 13 570 000 dz zurückgegangen. Von den insgesamt -mit Beteiligung ausgestatteten Kalischächten werden zur Zeit nur noch 50 betrieben.

Der Erzbergbau hatte im vergangenen Fahre unter außerordentlihen Schwierigkeiten zu leiden. Das erklärt sih, ab- gesehen von der rückläufigen Konjunktur überhaupt, daraus, daß die Preisverhältnisse sich besonders ungünstig gestaltet haben. Die Preise für alle Metalle stehen zur Zeit auch nominell unter dem Friedensstand, und das erklärt zur Genüge die Schwierig- keiten, in denen die Betriebe sih befinden. Die Schwierigkeiten Haben dahin geführt, daß wir, wie Sie wissen, Clausthal haben stillegen müssen und daß wir gezwungen waren, eine Reihe von Subventionen zu zahlen, so für Mechernich, wie ja der Herr Be- richterstatter bereits erwähnt hat, neuerdings au für den Mans- felder Bergbau, der durch das Absinken des Kupferpreises in Schwierigkeiten geraten war. Jh habe zu der Frage der staat- lichen Subventionen wiederholt Stellung genommen. Man mag zu dieser Frage stehen wie man will: ih glaube jedenfalls, daß es im volkswirtschaftlihen Fnteresse gelegen ist, daß wir lden Metallbergbau niht zu Bruche gehen lassen, sondern staatliche Mittel aufwenden, weil sonst das, was wir jeyt an Subventionen zahlen, an Unterstüßungen aus staatlihen Mitteln aufgebracht werden müßte, die über das hinausgehen, was wir jeßt aufzu- wenden haben, und weil vor allen Dingen der vorhandene Berg- baushaß in Deutschland, mag er auch gegenwärtig wirtshaftlich nicht besonders viel Erträge bringen, der deutshen Wirtschaft verlorenginge, wenn wir eine entsprehende Menge ausländischer Erze einführen müßten. (Zustimmung.) Das gilt auch für den Bergbau an Sieg, Lahn und Dill. Es war zunächst zweifelhaft, ob die Aufrechterhaltung der Subventionen möglih sein würde. Das Reich hat aber seine anfänglihen Bedenken aufgegeben, und wir gewähren die Unterstüßungen nun weiter.

Ein etwas erfreulicheres Bild kann ih von der Entwicklung des Erdölbergbau s geben, auf die ja auch der Herr Bericht- erstatter bereits zu sprehen gekommen is. Fn der Erdölproduk- tion ist eine Steigerung von 102 800 Tonnen im vorleßten Fahre auf 169 000 Tonnen im leßten Jahre zu verzeihnen. Diese recht erfreuliche Steigerung, die hätte noch vermehrt werden können, wenn wir in Deutschland keine Absaßschwierigkeiten hinsihtäh des Rohöls und genügende Anlagen zur Weitervevarbeitung des Rohöls hätten. Bei anderer Gelegenheit ist Jhnen ja bereits mitgeteilt worden, daß auch die Preußag sih jeßt am Erdöl- geschäft beteiligt hat. Das Evdölgeschäft ist risikoreich das ist uns allen bekannt —; aber es war notwendig, daß wir in einem Augenblick, wo dies Mineral für unsere Volkswirtschaft an Be- deutung gewinnt, uns mit unserer staatseigenen Gesellschaft engagiert und niht nur den Ausländern die Ausbeutung dieser Bodenschäbße überlassen halben.

Meine Damen und Herren, über die Entwicklung in unseren staatseigenen Betriebs8gesellshaften will ih mich hier nicht näher aussprehen. Jh darf in dieser Hinsicht auf die Ausführungen verweisen, die ih im Ausshuß gemacht habe und denen ih kaum etwas hingzugufügen brauche. Es ist selbstverständ- lich, daß die rückläufige Konjunktur auch in den Ergebnissen der Betriebsgesellschaften stark zum Ausdruck kommt. Die Ergebnisse werden außerordentlich viel unerfreuliher sein als im vorigen Jahre, was ja auch niht wundernehmen kann. Es ist bedauerlich, daß die ersten Monate des jeßt laufenden Geschäftsjahres noch keine Ansäße zur Besserung zeigen. Fn der Beziehung kann man also einen hoffnungsvollen Ausblick niht eröffnen.

Jmmerhin glaube ih, daß wir, im gangen gesehen, mit unserer Wirtschaftskrise und mit der Weltwirtschaftskrise über- haupt doch nun am äußersten Punkt angekommen sind, und ih möchte der Hoffnung Ausdruck geben, daß auf dem bergbaulichen Gebiete niht nur in wirtshaftliher, sondern auch in sozialer und in siherheitliher Beziehung das Jahr 1931 gegenüber dem Un- glücksjahr 1930 Fortschritte bringen möge! (Bravo!)

205. Sißung vom 24. Februar 1931, 12,20 Uhr. (Bericht d. Nachrichtenbüros d. Vereins deutscher Zeitungsverleger*.)

Zu Beginn der heutigen Landtagssißzung beantragt der Abg. Schmidt-Hoepke (Wirtsch. P.), mit der Beratung des Bergetats einen Antrag seiner Freunde wegen der Streitigkeiten zwischen Gewerkschaften und Unternehmern in der Hütte Duisburg-Meiderih zu verbinden, Als er die Stelle des Antrages verliest, die sh scharf gegen die Arbeiter- schaft wendet, und u. a. den Gewerkschaften vorwirft, daß sie nah dem Eingreifen von Dr. Farres die Fnteressen der LSSELON t verleßt hätten, lärmen die Seararälen und machen beleidigende Zurufe, die Präsident Bartels rügt. Der Antrag verlangt Einwirkung auf die Reichsregierung, „das bestehende starre, in Widerspruch zu den elementarsten Not- wendigkeiten des Lebens stehende Tarifrecht wenigstens für die Notzeiten elastisher zu gestalten; die alleinige Ver- tretungsbefugnis der Gewerkschaften einzuschränken und den Gewerbetreibenden und Hausbesißern burt weitestgehende

bisher.

*) Mit Ausnahme der dur

Sperrdruck hervorgehobenen Reden der Herren Minister, die im ae

ortlaute wiedergegeben sind,

Steuerstundungen und Steuererlaß über die dur c: tungen des Staates mitverschuldete Notzeit hinwegzug n Abg. Leiner t (Soz.) meint, was hier als Antra ea wurde, jei nichts als cin Angriff gegen die Tarifgeset ee Pi die Juteressen der Arbeitershaft. Seine Freunde geoung y dahex der Verbindung dieses Anirages mit der Tagesordny 8 Mit dem Widerspruch gilt nah der Geschäftsord„,,. Verbindung als abgelehnt. 9 ftSordnum Das Haus seßt die allgemeine Aussprache zux 9 g ratungdes Bergetats fort. “E Abg. Pohl (Dt. Fr.) {ließt sih den Beileidskundge any der neuen Grubenkatastrophe bei B an und Ey die Wissenschaft und Technik bald derartige nglüdsfälle vel) jeßigen unerträglich hohen p herabdrüdcen könne. Der M [hildert ausführlih die Urjachen der Weltwirtschaftskrije z% vor allem darin sicht, daß die Rationalisierung übertriebo, daß die Maschine dem Menschen übergeordnet wurde. seien nublos in Maschinen investiert worden. Hinzu käme, ® allem die Preisbindungen, die Kartelle und Trusts, die e Preiswettbewerb ausshlössen. Festzustellen sei, daß bei wi

ebe

Niederbruh der JFndustrie auch durch die Not der Landwirs]

bedingt sei. Der Redner protestiert noh gegen die „Lüge voy g inneren Entschuldung Deutschlands“ und verlangt den Mut A Bekenntnis der Tatsache, daß wir nicht imstande seien, die Fg, Lasten zu bezahlen. Entschieden abzulehnen sei das Vorgebey wisser politisher Kreise, die das deutsche Volk dauernd b, ruhigten, statt ihm die für den Wiederaufbau nötige Ruhe lassen. Der Bergetat sei zwar sparsam aufgestellt; dennot is Zuschuß wieder größer geworden. Die Steuererträge cid auch ständig zurück. So könnte das Etatbild doh unm weiter aussehen. Seine Freunde würden nah dem Motto 4 kennt kein Gebot“ jede Mehrausgabe im Etat ablehnen aus y geplanten Ausbau der Akademie Clausthal. Die Frachtensenty E O, Es sei unerhört, daß in dieser Notzei Reichsbahndirektoren Hunderttausende Mark Gehälter bera und daß diese Zustände nicht freiwillig geändert würden, F Kohlensyndikat herrshe zwar in der Preisfrage, versage ah der Transportfrage. Entschieden protestieren müsse man dan daß deutshe Kommunen noch ausländishe Kohlen verbrauwy Auch hier habe das Kohlensyndikat versagt. Der Redner erng noch den Fall der Magdeburger Gaswerke und sagt, der Preuji Staat müsse, da das Kohlensyndikat in dieser Form überflüssiz i aus dem Syndikat austreten. Wer heute englische Kohle führe, versündige sich am deutschen Volke. Dem Kontrollausih über die Rentabilität des Bergbaus stimme er zu. Seine Fru würden, wenn sie auch grundsäßlihe Gegner der Subveuti politik seien, die Anträge zugunsten des Bergbaus im êj Lahn- und Dillgebiet unterstüßen. Unmöglich set es aber, auf einen Seite den deutshen Erzbergbau zu subventionieren y andererseits wie eine Zeitungsnachricht meldet ausländi Erze einzuführen.

Abg. Falk (D. Staatsp.): Die Regierungsparteien habe ernster Verantwortung geprüft, ob es möglich sei, an dij Notetat noch zu ae Die Redner der Opposition bej zwar diese Möglichkeit, aber sie schweigen, wenn man sie f wo denn gespart werden könne. Das zeigt, daß es eben 1 mehr möglich ist, aus dem Etat noh etwas herauszustreiß Tief bedauerlih ist, daß turbulente Sen im Landtag Feier der Trauer um den Tod der 32 Mann auf Grube weiler „Reserve“ beeinträchtigten. (Rufe bei den Kommunis „Sie haben ja den stärkeren Grubenschuß verhindert!" uns steht höher als die unbeweisbaren Behauptung der Kon nisten die Erklärung des Ministers, daß keine Beschwerde ü die Unglücksgrube in den leßten Monaten eingegangen ist (f bei den Kommunisten). Für die zuständigen Behörden erin aber die Pflicht, nichts unversucht zu lassen, um das Leben Bergarbeiter noch besser als bisher gegen so entseßliche Hitaltecohén zu shüßen. Dex Kampf um die Kohle wird aufd Weltmarkt in unvernünftiger Weise geführt. Die Eisenpi sind stark gefallen. Selbst der Kaliertrag, früher ein deu Monopol, ist heute umstritten. Was wir an Not auf dem Y baugebiet sehen, ist vor allem die Folge dieser Tatsachen. der Frage der Subventionspolitik gipfelt daher heute Nil stands- und Kommunalpolitik. (Sehr richtig! links.) Jn Zeit vielfah unzutreffender Anschuldigungen gegen die ü munen muß man bedenken, daß die Kommunen, vor allet Rheinland, angewiesen sind auf die Steuerzahlungen der A geber und Arbeitnehmer. Die Frage der Stillegungen soll 1 daher nicht so von oben herab beurteilen, Wir stimme Subventionen für den Erzbergbau an Sieg, Lahn und M und wollen auch die Mechernicher Werke erhalten. Der F Magdeburg ist zum Vorwurf gemacht worden, daß sic ent Kohle für e Gaswerk beziehe; an diesem Zustand ist abern die Stadt Magdeburg, sondern das Kohlensyndikat schuld. Kohlensyndikat seyt sih einer sehr ungünstigen Beurteilung 8 wenn es die Politik im Magdeburger Fall nicht ändert. ( ordneter Sürup (Zentrum), der Direktor des Syndikats, 1 Es D V rhandlungen über diesen“ Fall statt, und & möglich, daß er dabei geklärt wird.) Es muß unbedingt n sein, zu einer Uebereinkunft ‘mit England in der Kohlenfra? kommen, sonst gehen Außenhandel und Binnenmarkt zug! Wir werden in dieser Fr nicht vorankommen, wenn wir zu einer internationalen Verständigung gelangen. Niemals uns unsere Wirtschäft ernähren können, niemals werden wit Arbeitslosigkeit Herr werden, solange die furhtbaren Lastel dem deutshen Volk ruhen (Zustimmung). Fn dem Ziele“ wir uns hier mit der Rechten einig, niht aber über den Nicht mit Gewalt oder starken Worten werden wir hier fommen, gen nur ua dem Wege der Verständigung m! anderen Völkern. (Beifall bei der Staatspartei.) :

Abg. Dr. Schmidt-Hoepke (Wirtsh. P.) ‘bring? Beileid seiner Freunde zum Eshweiler Bergunglück zum druck. Aus dieser und der großen allgemeinen Not ziehe l Schluß, daß das deutsche Volk stärker zusammenhalten und nicht 1mmer mehr erfleishen sollte. er Rückgang der belegshaft um 24 vH und die Tatsache, daß troßdem jeder ü avbeiter durchshniti einen Monat im leyten Jahre mußte, kennzeihneten die shwierige Situation. Für die e Kohlenverständigung mit England komme es keineîawegs n! Deutschland an, wie der Abgeordnete Falk glauben Î S versuhe, Bei all den internationalen Verhandlungen omn Deutschland immer noch die Berücksichtigung der Milliar® unserer Reparationen in Betracht. Und da sei e A gerade das Haager Abkommen, das diese Lasten festjeßte, C3 von einer möglihst großen Exportsteigerung für Deuti® diese Exportsteigerung aber durh seine Lasten gerade un machte. Es war der Engländer Snowden, der 1m, Had!

inanglasten Deutschlands hoctrit, und man müsse die d

ogialisten fragen, wo das Verhalten dex englischen sogialift Regierung die internationale Solidarität erkennen lasse. ; dem Habe Herr Severing si nicht gescheut, französische Soz10 zu feiern. Der deutsch-polnishe Sandelsbertrag dürfe M

(Fortseßung in der Ersten Beilage.)

Verantwortlih für Schriftleitung und Verlag: Direktor Mengering 1n Berlin.

Druck der Preußishen Druckerei und Verlags-AktiengeseM Berlin, Wilhelmstraße 32.

Fünf Beilagen (einschließl. Börsenbeilage und zwei Zeutralhandelsregisterbti®

Lion d

Erste Beilage

n Deutschen ReichSanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger

Nr. 47.

Ve rlin, Mittwoch, den 25. Februar

_1931

(Fortseßung aus dem Hauptblatt.)

; Form nicht ratifiziert werden, weil er den deutschen bau schwer shädigen würde, Jm Kampf gegen die ¿ Kohlenkonkurrenz könnte die Reichsbahn helfen; und P bezeichnend, daß zwar die Reichsbahn von ihren Lieferanten e rmäßigungen forderte, aber selbst kein ausreichendes Ent- “tommen zeigte. 12 Millionen habe die Reichsbahn durch e hlenpreissenkung gespart. Diesen vollen Betrag müsse sie b ul Verbilligung der Kohlenfrachten verivenden. Die Sub- ‘ouspolitik lehne die Wirtschaftspartei im allgemeinen ab, n sie hernünstigere Sieuer- und Wirtschaftspolitik für wichtiger * Eur in Ausnahmefällen, wie z. B. für den Erzbergbau "Sieg, Lahn und Dill, könnte man Unterstüßung gewähren, ‘in auh nah der Einführung vernünftiger Steuer- und Wirt- itspolitik dies noch notwendig wäre. Diese Meinung komme 4 aus dem Gebiete selbst. Die Behauptung, daß Arbeits- penheiten dur Sulbventionierungen geschaffen werden en, wie es der Plan des Ministers Dietrich vorgesehen habe, “atsahlih fals, wie ein bekannter Fachmann in der „Times“ boi nachgewiesen habe. Es trete durch ein solches Verfahren nur "1 Verschiebung ein, weil der Staat das Geld für die Sub- tionen zunächst den Steuerzahlern abnehmen müsse, um es nin an anderer Stelle wieder auêzugeben. Die Kaufkraft der erzahler leide dann genau um den gleichen Betrag, mit dem ait anderen Volksgenossen zu helfen versuche. Dem Beispiel der uhrfohlenindustrie, die ihre Preise um 9 vH gesenkt habe, sei ver die öffentlihe Hand nicht gfolat. Der Redner weist noch 1 Vorwurf zurüdck, als ob die zirtshaftspartei arbeiterfeindlich Jm Gegeniteil wünsche sie sogar den Aufstieg der Arbeiter- ft, Als der Redner sich dann auSFührlih mit dem Marxismus hâftigen will, wixd er vom Vizeprästdenten Baumhoff zur dhe gerufen. Der Redner {hließt mit einem Appell an die idarität von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. (Beifall bei Birtschaftspartei.) d Abg. Lindner (Christl. soz. Volksd.) wirft den Kommu- ien vor, sie mißbrauchten die Grubenunglüsfälle, um partei- sitishe Geschäfte zu machen. (Lärmende Unterbrehungen bei » Kommunisten.) Auch seine Freunde sprähen den Hinter- benen das Beileid aus und erwarteten, daß die Regierung den troffenen Familien helfe. Was den Bezug englischer Kohle an- he, jo solle die Regierung do einmal eine Denkschrift darüber ausgeben, welche Städte in ihren Gasanstalten englishe Kohle [hrauhten, und wie in den kommunalen Körperschaften die hrheitsverhältnisse seien. Das würde den Bergarbeitern die gen öffnen! Mit der Subvention des Siegerländer Erzbaues er einverstanden; man müsse aber fragen, wie lange der Staat seiner Finanzlage diese Hilfsaktion durhführen könne. Feden- ¿ müsse jede weitere Stillegung möglichst verhindert werden. he weitere Schiffbarmachung der Lahn würde auch die Gebiete Sicg, Lahn und Dill konkurrenzfähiger machen. Einen Aus- zur Prüfung der Rentabilität sollte man für alle wirtschaft- hen Betriebe einrihten, wie in England. Man könne beim rgbau anfangen! Wenn der Bergbau sich dagegen so heftig iube, so erfülle das allerdings mit Bedenken über die Richtig- | der veröffentlichen Zahlenangaben. Der Redner erkennt die hwierigkeiten der Knappschaft an, diese dürfe aber nicht die der verpulvern, wie es die Brandenburgische Knappschast tue, jeßt die leßte Diakonissin entlassen habe. Wenn eine Organî- ion unter großen Kosten so ihre antichristlihen Bedürfnisse be- dige, so könne sie niht von der Allgemeinheit Hilfe verlangen. 1 Reduer spriht zum Schluß der Saarbevölkerung den Dank é für ihre treudeutshe Haltung. Abg. Ot ter (Soz.) tritt den Angriffen des Abg. Schmidt- pke (Wirts. P.) entgegen. Er, der Vertreter der ergwerts- tung“, sei der Lebte, der den anderen Solidarität predigen dürfe. hildert des weiteren die Lohnpolitik der Unternehmer. So imm, wie ‘die Bergwerksherren es darstellten, sei die Lage dev chenbesißer nicht. Zur Verheßung der Belegschaften set noch ner Geld genug da! Recht interessant sei die Politik des inish-westfälishen Kohlensyndikats, das auf das modernste aus- tattete Shachtanlagen stillege, statt die investierten Gelder zur serung der Löhne- und Stärkung der Kaufkrast der Bergarbeiter verwenden. Der Redner seßt sih- mit den Kommunisten aus- ander und verliest unter lebhaften Unterbrehungen der Kom- nisten einen Geheimberiht über die Durhführung des Berg- eiterstreiks im Ruhrrevier, der lediglich die Gewerkschaften be- pfen und Zersplitterung in die Bergarbeiterschaft tragen sollte. Abg. Straube (D. Nat.) teilt die Stellung seiner Fraktion einer Reihe von Anträgen mit und behandelt Fragen der ubenkontrolle. Der Grubensicherheitskommission ebühre hohe erkennung. Notwendig sei, daß Erfindungen im x nteresse der ubensiherheit möglichst nell praktisch erprobt und daß A geordnete durch Probevorführungen über Fortschritte {hne errih:et würden. Der Redner macht df die Not des nieder- esischen Gebietes. aufmerksam und forderte, daß alle Maß- hmen getroffen werden, um Betriebsstillegungen zu vermeiden. r polnishe Handelsvertrag. dürfte nicht unverändert ange- men werden, um ein Unglüd für Schlesien zu verhüten. _ Abg. Harsch (Zentr.) fordert, erst Klärung des Sah- halts bei dem leßten Grubenunglück abzuwarten, ehe man, è die Kommunisten es tun, Anklagen erhebe. BegriYnenb für Art der Beschimpfungen des Abgeordneten Sobottfa sei, } er gegen zwei verunglückte Betriebsratsmitglieder den Vor- rf erhoben habe, sie hätten niht ihre Pfliht getan. (An- tende Zurufe des Abgeordneten Sobottka.) Er, Redner, sei 90 Fahren für die Fnteressen der Bergarbeiter eingetreten d lasse sich von Herrn Sobottka nicht verdächtigen. Der dner trägt eine Reihe von Fällen vor, wonach Arbeiter zu recht entlassen worden seien. Auch die „Kölnische Zeitung e nachgewiesen, daß Betriebsbilanzaufstellungen unrichtig n, Mit Recht habe die Zeitung auf die Pflicht aufmerkjam naht, in der heutigen Notzeit nicht nur an das eigene ternehmerinteresse, sondern auch an das der Allgemeinheit nken, Urecdott sei, in welcher Weise berechtigte Renten- prühe von Bergarbeitern vom Reichsversicherungsamt troß gehender Begründung des Anspruchs zurückgewiesen würden.

Abg. Sobottka (Komm.) weist die Angriffe des Abge- dueten Harsh (Zentr.) zurück. Als er weiter den Sozial- nofraten Schwindel vorwirft, erhält er einen Ordnungsruf. m Abgeordneten Lindner (Volksd.) hält er vor, daß er den tionalen Arbeiterbund, dessen Sekretär Lindner sei, als tungbrett für die nationalsozialistishe Zellenbildung miß- uben lasse, Zu dem vom Abgeordneten Otter (Soz.) ver- nen „Geheimberiht“ über russishe Zustände bemerkt er, die ialdemokraten kauften Leute, die nie in Rußland geweien n, aber munter über angebliche rum Verhältnisse shrieben. bl Steigen der {weren Grubenunfälle im Westen und in lesien führt er auf die steigende Ausbeutung der Bergarbeiter prt die sih daraus ergebe, daß relativ viel mehr Arbeiter ¿asen würden, als die Kohlenförderung zurückgehe. (Sehr t bei den Kommunisten, ) Die Rettung. auch für die droz en Bergarbeiter liege allein in der Errichtung eines ’etdeutshland. (Beifall bei den Kommunisten.) Während in utlhland und England durch die Ausbeutung und Ratio- kerung rd. 30 vH der Bergarbeiter entlassen und den übrigen R gekürzt wurde, sei Sowjetrußland in der Lage gewe n Yppelt so viel Bergarbeiter einzustellen, die Arbeitszeit au

6 Stunden zu kürzen und die Löhne um 20 vH O

E i | f | 5 zu erhöhen. (Beifall bei den Kommunisten.) Jn weiterer Polemit oe ‘die | christlihen Gewerkschaften und die S. P. D. bezeihnet der

Redner die “erhält dafite de als „offene Zuhälter der Kapi-

talisten“ und erhält dafür den zweiten Ordnungsruf. Er wirft den So; ialdemokraten noch vor, daß sie jeßt Se loreckerc rbeit im Ruhrgebiet trieben zusammen mit den christlihen Gewerk- schaften, die sie 1912 wegen des gleihen Vergehens als Gesindel bezeichneten. ai

Abg. Dr. Losenhausen (D. Vp.) erklärt, daß der Rück- gang der Förderung hauptsächlich das Ruhrrevier und Schlesien trefse. Aachen dagegen habe eine um 11,3 vH gesteigerte För- derung Au een. Dem entspreche eine erfreuliche Steigerung der Belegschaft im Aachener Revier. Dennoch habe das Haupt- unternehmen rieden von dem Konjunkturjahr des englischen Bergarbeiterstreiks stets Qr aufnehmen müssen um rentabel zu arbeiten und jeine Betriebe auf technisher Höhe zu halten. Die Absaßverhältnisse im Aachener Gebiet seien durh- aus andere als im Ruhrrevier. Für Aachen seien die Kon- ; furrenten die holländische und belaiiée Kohle. Der Redner ver- | langt Ausbau der Wasserstraßen und eine ausreichende Frachten- | verbilligung. Die preußi]he Regierung müsse im Einvernehmen mit der Reichsregierung alles tun, um die auch im es Revier drohende Katastrophe abzuwehren. Mit Versprehungen sei es niht getan, der Beschluß des Landtags vom 24. Oktober deres auf Fursorgemaßnahmen für Aachen müsse durchgeführt verden.

Abg. Werdes (D, Frafkt.) erklärt, auch das deutsche Land- volk nehme herzlihen Anteil an der Trauer über das \chwere neuerlihe Grubenunglück. Zu bedauern sei aber der Versuch, diese Trauer politis auszunußen. (Rufe bei den Kommunisten: „Heuchler!“ Der Zwischenrufer wird vom Vizepräsidenten Baumbhoff zur Ordnung gerufen.) Seine Freunde würden immer dafür eintreten, daß die Einfuhr ausländischer Kohle eingedämmt werde. Sie forderten dann aber auch ihrerseits ein Entgegen- fommen, wenn es sich um landwirtshaftlihe Belange handle. Erfreulich sei es, daß die Preußag fich entschlossen Eibe, Vor- fehrungen zu treffen, damit das in Deutschland gewonnene Erdöl au restlos verwertet werden könne. Der Grund dafür, daß der deutsche Kalibau vückgängig sei, liege in der mangelnden Kauf- kraft der deutschen Landwirtschaft. Die Kalibergherren hätten zahlreihe Schächte stillgelegt und sie in einigen Fahren bereits völlig abshreiben könnten, was natürlich auf Kosten der Land- wirtschaft gegangen sei. Hier müsse die Regierung nach dem Rechten sehn. Erst wenn die Landwirtschaft, Handel und Gewerbe aufblühten, werde auch die deutshe Fndustrie wieder einer besseren Zukunft entgegengehen. (Beifall bei der Deutshen Fraftion.)

Abg. Fri e s - Siegen (Soz.) sebt sich mit Angriffen des Abg. Sobottka (Komm.) auf die Sozialdemokratishe Partei und die freien gros adi ég auseinander. Sobottka habe seine An- griffe sehr zu Unrecht erhoben und Vergleiche angestellt, die keines- wegs zuträfen. Die Kommunisten hätten beim Ruhrstreik so total verfehlte Parolen ausgegeben, daß ihnen sogar ein großer

Teil der eigenen Parteifreunde nit gefolgt sei. Kommunische Betriebsräte habe man zwingen lien, auf kommunistischen Versammlungen zu sprehen. Der Redner rechtfertigt die Haltung seiner Freunde hinsihtlich der Subventionierung des Erzberg- baues im Siegerland, sie hätten ihre grundsäßliche Gegnerschast gegen die Subventionspolitik zurückgestellt, um den JFnteressen der Bergarbeiter gerecht zu werden.

Abg. Dr. von Waldthausen (D. Nat.) weist darauf hin,

daß auch seine Fraktion si stets für den Siegerländer Erzberg- bau eingeseßt habe. Die Not dieses wie auch der anderen Berg- baugebiete sei aber, und das dürfe nicht vergessen werden, auf die verfehlte Handels-, Wirtschaft8- und Steuerpolitik zurüdck- zuführen. Er müsse mit Entschiedenheit die Auffassung zurück- weisen, als ob das deutsche A R mit Vergnügen die Betriebe stillege. Das sei r als, die Stillegungen seien eine bittere Notwendigkeit, die sich aus der ungeheuren Not der Zeit heraus ergebe. Fm übrigen sei ja auch das Unternehmer- tum der am meisten Leidtragende bei den Stillegungen, da große in die Werke hineingesteckte Kapitalien brahlägen. Aus Kreisen der Direktion von Duisburg-Meiderich sei die Ansicht vertreten worden, daß 90 vH der Belegschaft bereit gewejen waren, die Arbeit unter den neuen Bedingungen fortzuseßen. Lediglich das Tarifrecht habe dem entgegengestanden. Deshalb würden seine politischen Freunde in den nächsten Tagen das Staatsministerium ersuchen, sich mit der Reichsregierung in Verbindung zu seben, daß, falls bei einer drohenden Stillegung eines Betriebes die Mehrheit der Belegschaft sih für die neuen Arbeitsbedingungen ausspreche, für diesen Fall das Tarifrecht außer Kraft gcseßt werde, (Stürmisches Hört, hört! links und in der Mitte; Zustimmung rets.) enn die Belegschaft zu zeitgemäßen Bedingungen weiter arbeiten wolle, so dürfe sie daran durch das Tarifrecht nicht ge- indert werden. (Sehr richtig! rechts.) Zur Frage der Ein- eßung eines Kontrollaus\s{usses zur Nachprüfung der Rentabilität der Betriebe betont der Redner, daß es bei Durchführung eines solchen Planes mit dem Unternehmergeist vorbei sein werde.

Abg. Hillenbrand (Zentr.) wendet sih gegen diese Aus- führungen und erklärt, es sei unhaltbar, wenn der Redner der Deutschnationalen der Staatsregierung die Schuld an der Ent- wicklung zuschieben wolle. Der Redner betont weiter, daß sich die Wirtlgasntrie im Saarbergbau besonders stark auswirke. Der französishe Staat habe eine völlig falsche Absaß- und Preis- politik betrieben, so daß der französische Markt die Saarförderung niht aufnehme. Die Franzosen hätten au die Betriebe nicht modernistert, deshalb sei au die Förderung nicht über die von 1913 S leten Frankrei habe von 1920 bis 1928 631 Millionen Franken aus den Saargruben herausgewirtschaftet. Die Fran- ösi’he Erklärung, Frankreich mache feine Gewinne am Saar- bergbau mehr, könne man nicht nahprüfen, da keinerlei Angaben mehr gemacht würden. Die logishe Folge einer solhen Be- hauptung Frankreihs wäre jedenfalls die, daß es sich nicht weiter gegen die Rückgabe der Saargruben an Deutschland zu sträuben brauchte. (Lebhafte Zustimmung.) Ohne die deutschen Prin dungen an Sozialversiherungseinrihtungen und zollfreie Herein- nahme der saarländishen Erzeugnisse wäre das Saargebiet länast usammengebrochen. Die saarländische Regierungstommisfon stehe der Entwicklung vollkommen ratlos gegenüber. Die Ursachen des lezten großen Grubenunglückes im Saargebiet würden wohl kaum aufgeklärt werden. Es stehe aber, felt, daß die Sicherheit8maß- nahmen viel zu wünschen übrig ließen. (Hört, hört!) Für die deutschen Spenden anläßlich des Grubenunglücks dankt der oes und spriht die Erwartung aus, daß das Saargebiet bald dem Mutterlande zurückgegeben werde. (Lebhafter Beifall.)

Damit ist die Aussprache beendet. Die Abstimmungen sollen am Donnerstag vorgenommen werden. Gegen 20 Uhr vertagt sih das Haus auf Mittwoch 12 Uhr: :

Erster Punkt der Tagesordnung der Mittwochsizung ist | die Entscheidung darüber, ob der deutshnationale Antrag, der behauptet, daß Staatsgelder direkt oder indirekt der „Köl- nischen Volkszeitung“ bzw. der Görres-Gesellschaft zugeleitet wurden, dem Unter uchungsaus\{chuß für die Kredit- ewährungen der Preu enkasse überwiesen werden soll. So- bann Wahl des Dritten Vizepräsidenten, Finanzausgleih und

Justizhaushalt.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Reichstagsausshuß für die Strafrechtsreform behandelte am 24. d. M. unter dem Vorsiß des Abg. D. Dr. Kahl (D. Bp.) den 3. und 4. Abschnitt des neuen Strafgeseybuchs. Der 3. Ab- shnitt hat zum Jnhalt die Angriffe gegen die republis fanishe Staatsform und gegen verfassungs- mäßige Körperschaften. Nah Ansicht der Mehrheit des Aus\husses soll sowohl den Trägern der Regierungsgewalt in ihrer Gesamtheit wie au in ihren einzelnen Mit liedern die freie Ausübung ihrer Befugnisse gegen Angriffe Silisert werden, die an der Grenze des Hochverrats liegen. Fn der Aussprache wurde, dem Nachrichtenbüro des Vereins deutscher Zeitungsverleger zu- folge, betont, daß ein kräftiger Shuß bei der jeßt leider ein-

etretenen Seivolniin olitisher Polemik um so nötiger sei. Es omme hinzu, daß infolge des Uebergangs zum parlamentarischen System die Regierungen mit den gesezgebenden Versammlungen weit enger verbunden sind als früher, und die Mitglieder der Îie-

| gierungen zum großen Teil den geseßgebenden Versammlungen

angehören oder doch aus ihnen hervorgehen; ein Schub der Re- gierungen und ihrer Mitglieder bedeute jeßt mittelbar einen Shuß der geseßgebenden Versammlungen selbst. Weiter falle ins Gewicht, daß die Regierungen der Länder deren Staatégewalt repräsentieren, sodaß für ihren Shuy ähnlihe Erwägungen sprehen wie für den Schuß der Mitglieder der Reichsregierung. Die Strafbestimmungen richten sich_ in der Hauptsache gegen Be- shimpfungen oder Verleumdungen. Der Ausdruck „Beschimpfung“ umfaßt jede Kundgebung, die einen nah Form oder JFnhalt rohen Ausdruck der Mißachtung enthält. Mit Gefängnis wird bestraft, wer öffentlich die verfassungsmäßig festgestellte republifanische Staatsform beshimpft. Dèr 4. Abschnitt des neuen Strafgeieh- buchs enthält die Vergehen bei Wahlen und Abstims- mungen. Er seßt dem Hindern an der Wahl oder der Abstimmung das Nötigen dazu gleih und stellt fiar, daß die Freiheit der Stimmabgabe ebenjo geschüßt ist wie das Recht, überhaupt zu wählen oder zu stimmen. Jm Ausschuß bestand Uebereinstimmung darin, daß ein besonderes äßlihes Mittel im Wahlkampf das sei, den Waählern unrichtige oder ungültige Wahlzettel in die Hand zu spielen. Daß solche Machenschaften, die den Wähler um sein Wahlrecht betrügen und die Reinheit des Wahlergebnisses beeinträchtigen, strafwürdig sind, war allgemeine Ueberzeugung. Ein Paragraph des 4. Abschnittes bedroht daher auch ausdrücklich* den mit Mee, der dur Täuschung bewirkt, ß jemand nicht oder anders, als er will, oder ungültig wählt oder stimmt. Die Vorschrift soll nur da gelten, wo jemand durch Täuschung (z. B. über das Datum d23 Wahltages) Ea wird, seine zur Zeit der Wahlhandlun bestehende Wi Ee EnEY in die Tat umzuseygen. Nicht getroffen werden Falle, in denen jemand dur Täuschung dazu gebracht wird, sih für einen bestimmten Kandidaten zu entscheiden, den er bei Kenntnis des wahren Sachverhaltes nicht gewählt haben würde. Die übrigen Paragraphen des 4. Abschnittes behandeln dann noch die Bestechung bei Wahlen und Abstimmungen, den Wahlverruf, die Fälshung bei Wahlen und Abstimmungen, die “vid emei einer Wahl oder Abstimmung und s{chließlich die Verletzung des Wahl- oder Abstimmungsgeheimnisses. Besonders aktuell ersheint der Paragraph, der den Wahlverruf bestraft, d. h. es wird derjenige bestraft, der einen andern wegen der Ausübung des Wahl- und Stimmrechtes den wirtschaftlichen oder gesjellschaft- lichen Verruf exklärt. Nach Ansicht der Mehrheit des Ausschusses exschien die Bestrafung auc dann geboten, wenn g ohne vor- herige Drohung nach- der Wahl wirtschaftlich oder gesellshaftlich Nachteile durch Verrufserklärung bereitet wérden. Doch schien es dem Ausschuß zu weit zu gehen, wenn jede Tätlichkeit, jede Be- nachteiligung, jede Schädigung eines Wahl erehtigten nach der Wahl unter besondere Strafe gestellt würde, sofern sie dem Wahl- berechtigten deshalb zugefügt wird, weil er einem vor der Wahl auf ihn ausgeübten Einfluß zuwider gewählt hat. Jede derartige Benachteiligung mit Strafe zu bedrohen, ersien dem Ausschuß hon deshalb mißlich, weil ohne ein Geständnis des Täters der Zu- sammenhang zwischen der Zufügung des Nachteiles und der Wahl nux in den jeltensten Fällen zu erweisen ist. Deshalb wird in dem neuen Gese nur die s{chwerste Form solcher Beeinträchtigungen des einzelnen wegen seiner Wahl hervorgehoben: Der Verruf. Bei diesem wird in der Regel der Beweis auch leichter zu führen vogg Der Ausschuß nahm die Abschñitte, die die Angriffe gegen ie republikanische Staatsform, die Vergehen bei Wahlen und Ab- stimmungen und die Störung der Beziehungen zum Ausland be- treffen, im wesentlihen in der Fassung der Vorlage an. Bor- läufig abgelehnt wurden die Strafbestimmungen sur die Beleidi- ung eines ausländischen Staatsoberhauptes oder Gesandten.

eber die Fassung diejer Bestimmungen konnte noch keine Ueber- einstimmung erzielt werden. Genehmigt wurden dagegen die Be- stimmungen über hochverräterishe Angriffe gegen einen a1s- ländishen Staat, die mit Gefängnis bestraft werden, über die Verleßung ausländischer Hoheitszeichen, für die Gefängnis bis ju einem Jahre oder Geldstrafe vorgesehen ist, und über die Neutrali- tätsverlebung, für die gleihfalls Gefängnisstrafe angedroht wird. Am 25. Februar kommt der Abschnitt über Angriffe gegen die Wehrmacht oder die Volkskraft zur Beratung. Die Kommunisten haben einen neuen Abschnitt über den Schuß der Arbeitskraft be- antragt.

Der Roggenstüßzungs-Untersuchungzausschuß des Reichs- tags vernahm am 24. d. M. zunächst den Bankier Andree als Zeugen, der als Chef der Bankfirma Hardy & Co. Leiter des an der G. J. C. beteiligten Bankenkonsortiums war. Lr Zeuge ere nah dem Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins eutsher Zeiiuugopereger die Verhältnisse der ursprünglichen „Getreideindustrie-Gesellschaft“, die sich 1927 mit der „Getreide- fommission“ von Hugo Meyer fusionierte und nun als G. J. C. über 6,7 Millionen Aktien verfügte. Nun besaß die G. J. C. au ein Paket Mühlen-Aktien, und das Bankenkonsortium wollte die Mühlen zusammenlegen, um die Mühlenindustrie, die an Ueberkfapazität litt, zur Gesundung zu bringen. Zu diesem Zweck wurde die Mühlenvereinigung gegründet, und die Banken gaben 2 Millionen dazu. Die G. J. C. besaß mit dem Bankenkonjor- tium auf diese Ne 25 vH der Müßhlenkapazität und hatte auth Fühlung mit den übrigen 75 vS, deren Mühlen fie au erwerben wollte. Die Verhatidlungen waren aber schwierig wegen der hohen Forderungen, die für die übrigen Mühlen gestellt wurden. Das Bankenkonsortium war jedoch keineswegs in Schwierigkeiten, und die G. F. C. hatte 1927/28 eine sehr gunstige Bilanz. Das Bestreben des Bankenkonsortiums ging dahin, Produzenten und Konsumenten näher aneinanderzubringen, vor allem die Mühlen unter die Kontrolle der Landwirtschaft zu bringen. Be Land- wirtshaftsführer, mit denen wir verhandelten, begrußten Dieje Idee, und in der Weiterverfolgung dieser Pläne kam zunächst die Rentenban?ï für die Uebernahme unseres Jnstruments 1n Froae.

Während dieser Verhandlungen hörten wir dann, daß die Preußenkasse aus anderen Gründen genossenshaftlicher Art fich für die Sache interessierte. So kam es dann zum Ankauf der G. J. C. durch die beiden Justitute. Dur Kurs von 190 vH sicht heute sehr hoch aus, aber 1928 standen die meisten Aktien ungefähr doppelt so hoch wie heute. Das Mühlengeschäft ift leider eim Torío geblieben, weil die ausfihtsreihen Verhandlungen mit amerifanischen Finanzinstituten infolge des inzwischen in Amerika eingetretenen chs nit fortgeführt. werden fonnten. Das