1908 / 96 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Apr 1908 18:00:01 GMT) scan diff

der Fürstlih Schaumburg-Lippischen Militär- verdienstmedaille:

dem Unteroffizier b ae er im Junfanterieregiment Prinz

P Friedri der Niederlande (2. Westfälischen) Nr. 15; ferner: :

des Kaiserlih Russishen St. Stanislausordens zweiter Klasse:

dem Oberstleutnant von Claer im Kaiser Franz Garde-

grenadierregiment Nr. 2;

des Komturkreuzes mit dem Stern des Kaiserli ch Desterreiwiscken Franz Joseph-Or dens:

dem Obersten von Boddien, beauftragt mit der Führung

der 3. Gardekavalleriebrigade;

des Oesterreihish-Kaiserlihen Ordens der Eisernen

Krone zweiter Klasse: _dem Obersten Freiherrn von Esebeck, Kommandeur des Kaiser Lran Gardegrenadierregiments Nr. 2, und dem Oberstleutnant von Manteuffel, beauftragt mit der Führung des Husarenregiments Kaiser Franz Joseph von T König von Ungarn (Schleswig- Holsteinschen) r. 16; des Kommandeurkreuzes erster Klasse des Königlich Schwedishen Schwertordens: Allerhöchstihrem General à la suite, Generalmajor Burg- grafen und Grafen zu Dohna-Schlobitten, beauftragt mit er Führung der Gardekavalleriedivision;, .

des Nitterkreuzes erster Klasse desselben Ordens:

dem Hauptmann von Burgsdorff im 4. Garde- regiment z. F.;

des Ritterkreuzes zweiter Klasse desselben Ordens:

den Oberleutnants von Rhaden, Sichart von Sichartsh off und von Ramm, sämtlich in demselben Regiment; sowie

der Königlih Großbritannishen Viktoriamedaille in Bronze:

dem Füsilier Kettler im 2. Garderegiment z. F.

Deutsches Reich.

Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht:

die Geheimen Regierungsräte und vortragenden Räte im Reichsamt des Jnnern Dr. Franz von Schoenebeck und Bruno Dammann zu Geheimen Oberregierungsräten zu ernennen und

dem Hauptkassier der Reichshauptbank und ständigen Ver- treter des Vorstehers und Rendanten der Reichsbankhauptkasse Matthecka sowie den Kassieren bei der Reichshauptbank Wulfert, Paul Schröter, Freisleben, Koels, Shulß- Völdcker, E Gottshlih, Drucklieb und den Ober- buchhaltern bei der Reichshauptbank Zamojski, Wilhelm Richter, Kurt Scholy, Feit, Hacke und Tietjens, d in Berlin, den Charakter als Rehnungsrat zu ver-

en.

Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht :

den ständigen Hilfsarbeiter im Reichskolonialamt, Légations- rat Dr. von Spalding zum Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat sowie

den kommissarishen Referenten beim Gouvernement von Deutsch - Neu - Guinea, Regierungsrat Dr. Krauß zum Regierungsrat und ständigen Hilfsarbeiter im Reichskolonialamt zu ernennen.

Seine Majestät der Kaiser-haben Allergnädigst geruht:

die Geheimen Posträte und vortragenden Räte im Reichs- postamt Straÿ und Teucke zu Geheimen Oberposträten,

die Postrâäte Hofmann und Warncke zu Geheimen Posträten und vortragenden Räten im Reichspostamt zu er- nennen sowie

dem Oberpostsekretär Ehrmann in Heidelberg und dem Postmeister Balbach in Bühl (Baden) bei ihrem Scheiden aus dem Dienste den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Auf Grund des § 2 des Schußgebietsgeseßes in der Fassung vom 10. September 1900 (Reichsgeseßblatt S. 812) estimme ih:

__ Dem Marinekriegsgerihtsrat de Bary wird die Er- mächtigung zur Ausübung der Gerichtsbarkeit in allen zur Zuständigkeit des Kaiserlichen Gerichts von Kiautschou gehörigen Angelegenheiten erteilt.

Berlin, den 22. April 1908. Jn Vertretung des Reichskanzlers. von Tirpißt.

Am 15. Mai d. J. wird in Gandersheim eine von der Reichsbankstelle in Göttingen abhängige Reichsbank- necbenstelle mit Kasseneinrihtung und beshränktem Giro- verkehr eröffnet werden.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Regierungsrat Dr. Scheringer in Halle a. S. zum Oberregierungsrat und die Regierungs- und Bauräte Maximilian Werren in Breslau, Jgnaz Meyer in Elberfeld und Maßmann in Ba a. S. sowie den Geheimen Baurat Bindemann in annover zu Oberbauräten mit dem Range der Oberregierungs- räte zu ernennen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Erzpriester und Pfarrer an -der St. Piuskirche in Berlin Wilhelm Franf zum Domherrn bei der Kathedral- kfirhe in Breslau zu ernennen.

„W. T. B.“, den politi

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Staatssekretär des Reihsmarineamts, Staatsminister, Admiral von Tirpiß in Berlin gemäß § 3 Nr. 3 der Ver- ordnung vom 12. Oktober 1854 zum Mitgliede des Herren- hauses auf Lebenszeit zu berufen.

Finanzministerium.

Der ber hat dem bei dem Tiergarten an- gestellten Gärtner Riemann hierselbst den Titel Garten- meister verliehen.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.

_ Der bisherige Kandidat des höheren Schulamts Georg Türner ist zum Oberlehrer an der Königlichen Landes- turnanstalt in Berlin ernannt worden.

Tagesordnung

m Dienstag, den 2. Juni 1908, Vormittags

, in Berlin im Sitzungssaale des Potsdamer

fs stattfindende 30. (ordentlihe) Sißung des für

zirke der Königlihen Eisenbahndirektionen

und Stettin etnge eoen Bezirk3seisenbahnrats n Berlin.

1) Mitteilungen der fis Eisenbahndirektionen über die

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Durchführung früherer Beschlüsse.

2) Mitteilungen der Königlichen Eisenbahndirektionen über die seit der 29. Sißung des Bezirkseisenbahnrats im Personen-, Tier- und Güterverkehr eingetretenen wihtigeren Aenderungen und neu aus- gegebenen Tarife.

3) Mitteilungen der Königlichen Eisenbahndirektionen über die im Personenzugfahrplan eingetretenen wihtigeren Aenderungen sowie über die für den Winter 1908 in Aussicht genommenen Aenderungen des Personenzugfahrplans.

4) Wahl eines ftellvertretenden Mitgliedes für den Aus\{huß des Bezirkseisenbahnrats.

F 2 Antrag, betreffend anderweite Frahtberehnung für Milch in aschen.

Berlin, den 18. April 1908.

Königliche Eisenbahndirektion. Suadicani.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 23. April.

Jm Auswärtigen Amt is heute, „W. T. B.“ zufolge, das Nor dsee-Abkommen von dem Staatssekretär des Auswärtigen Amis von Schoen, dem oline T oishafter Sir Frank Lascelles, dem fran- zöfishen Botschafter Cambon, dem dänishen Gesandten von Hegermann-Lindencrone, dem s{chwedishen Ge- sandten Grafen Taube und dem niederländischen Gesandten Baron Gevers ne worden. Ueber den Zeitpunkt der Veröffenlichung des Abkommens wird noch eine Vereinbarung getroffen mden.

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Der siamesishe Gesandte Phya Sridhamasasana hat Berlin verlassen. Während seiner Tbesennen r e der Legationssekretär Luang Bhinich Virajkich die Geschäfte der Gesandtschaft.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. J. „Hohen- zollern“ vorgentern in Taormina (Sizilien) eingetroffen und an demselben age wieder nach Korfu in See gegangen.

S. M. Flußkanonenboot „Tsingtau“ is vorgestern von Tanischau in See gegangen und in Wutschau eingetroffen.

Belgien.

Die interparlamentarishe Kommission, die vorgestern unter dem Vorsiß des Lords Weardale in Brüssel zusammen- etreten ist, hat, wie das „W. T. B.“ meldet, auf den Vor- hlag des deutschen Delegierten Eickhoff beschlossen, die nächste interparlamentarishe Konferenz für Schieds\spruch, die in Berlin Pat, am 10., 11. und 12. September abzuhalten. Für den 9. September wurde eine nichtöffentliche Zusammenkunft des interparlamentarishen Bureaus anberaumt. Als Tagesordnung der Berliner Konferenz wurde festgesegt: rien iht T eereht in Kriegszeiten, internationales risengeriht, Unverleßlihkeit des Eigentums in Kriegszeiten.

Griechenland.

Das deutsche Kaiserpaar empfing gestern vormittag im Achilleion auf Korfu die Besuche des Herzogs, der Hergogin und der Prinzessin von Connaught mit efolge. Später begaben Sich die Majestäten und die Prin- zessin Viktoria Luise nah Korfu und dann. an Bord des „Aboukir“, um bei dem Herzog und der Herzogin von Connaught das Frühstück einzunehmen. Wie die „Frankfurter Zeitung“ aus Saloniki meldet, hat eine Abteilung türkisher Truppen gestern in Baniga, Kreis Florina, eine bulgarishe Bande angegriffen. Diese erhielt Verstärkung dach bewaffnete Bauern und warf die Truppen zurü.

Dänemark. Gestern hat im Palais Christians VII. zu Kopenhagen eine Galatafel stattgefunden, bei welcher, „W. T. B.“ zufolge der König Frederik und der KönigEduard von Englan Trinksprüchhe auf die gegenseitigen guten Beziehungen beider Länder ausbrachten.

Amerika.

Der Präsident d evelt hat, nah einer Meldung des

Ì chen Führern im Kongreß mitgeteilt, daß er sein Veto gegen die Marinevorlage einlegen werde, die den Bau von zwei neuen Linienschiffen vorsehe; er werde in seine Freunde beim Kongreß dringen, für vier Linienschiffe

Das amerikanishe Repräsentantenhaus hat ein Verbot der teiligung ausländischer Schiffe am Handels: verkehr zwischen den Philippinen und den Ver; einigten Staaten von Amerika abgelehnt.

Afrika. Der englishe Dampfer, der die Delegierten, di Mulay Fan nah Europa \{chickt, an Bord hat, is W. T. B.“ zufolge, von Saffi kommend in Rabat ein

getro en.

nfolge eines Gerüchts, daß eine Harka die Stadt Ain Sefra bedrohe, ist aus Constantine ein Bataillon algeriscer S Va abgegangen, um die Garnison von Ain Sefra zy verstärken.

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Reichstage ist folgender Entwurf eines Geseßes, betreffend die Stempelabgabe vonErlaubniskarten fe Kraftfahrzeuge ausländischer Besißer, zugegangen.

8 1.

Der Bundesrat wird ermächtigt, für im Auslande wohnende Kraftfahrzeugbesißer im Grenzverkehre, bei einem nicht länger alz neunzig Tage innerhalb eines Jahres¡eitraums währenden Aufenthalt im Inland auch außerhalb des Grenzverkehrs, zum Zwecke der Ver- kehrscrleihterung Abweichungen von den Vorschriften des Abschnitts Ÿ1 (Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge) und der Tarifnummer 8b dez NReichsstempelgeseßes vom 3. Junt 1906 anzuordnen.

Die vom Bundesrat O ON Ln Anordnungen e dem Reichs tage, wenn er versammelt ist, sofort, andernfalls bei seinem nächsten Zusammentreten vorzulegen. Sie sind außer Kraft zu seßen, soweit der Neich3tag dies verlangt.

8 2, Dieses Geseß tritt mit dem Tage seiner Verkündung in Kraft,

Im Falle der Genehmigung des Géseßentwurfs ist be absihtigt, tunlihst noch vor Beginn der eigentlihen Reisezeit durch einen Beshluß des Bundesrats die Angelegenheit zu regeln. Dabei würde die Stempelabgabe für die ausländischen Kraftwagen nach der Länge des Aufenthalts bis zur Dauer von 90 Tagen zu staffeln, au imFalle einer Verlängerung des Aufent halts über die Geltungsdauer der Karte hinaus für den darin an-

egebenen Jahreszeitraum die Lösung einer neuen Karte mit ent sprechend längerer Geltungsdauer zuzulassen sein, wobei die im

nland bereits verbrachten Aufenthaltstage in der neuen Karte abzushreiben und die auf die alte Karte gezahlten Stempel: beträge in Anrehnung zu bringen wären. ei längerem als Penn oen Aufenthalte müßte eine Karte der Tarif: AUNEE a entsprehend den bisherigen Vorschriften gelöst werden.

___ Es wird ferner erwogen werden, inwieweit zur Ermög- lihung eines ungehinderten e E Grenzbewohner eines Nachbaxstaats, welche bereits in diesem eine Kraftfahr- eugsteuer zu entrihten haben, Erleihterungen in der inlän- dischen Steuer zu gewähren sein möchten. Hierbei werden jedoch, soweit auch in dem anderen Staate von auslöndischen eaen eine Steuer erhoben werden sollte, der: artige Erleichterungen von dem Zugeständnisse der Gegenseitig: keit C gemacht werden.

Die Gewährung von Erleichterungen im Se SE auf kurzen Straßenstrecken wird sih nach den örtlichen Bedürfnissen zu richten haben.

Nr. 17 des „Eisenbabhnverordnungsblatts*“, ea gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 16. d. M, hat folgenden Inhalt: Allerhöchste Konzessionsurkunde vom 8. Januar 1908, betr. die Umgestaltung und Seme eraus der Cöln-Bonner Kreisbahnen. Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten : vom 8. April 1908, betr. Ueberwahung und Prüfung der eisernen Brüdken von nebenbahnähnlihen Kleinbahnen und Privatanshlußtahnen ; vom 8. April 1908, betr. Fahrplantafeln. Nachrichten.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutshen Genossenschaften 1906 und die Ziele genossenschaftlihen Zusammenschlusses.

Das XXVII. Ercänzungsheft zur „Zeitschrift des Königlich preu- ßishen Statistishen Landes8amts“ enthält „Mitteilungen zur deutschen Genossenschaftsstatistik für 1906*, die von der Statistishen Abteilur g der Preußischen Zentralgenofsenshaftskafse unter Leitung des Geheimen Negterungsrats, Professors Dr. A. Petersilie bearbeitet sind. Diese alljährlih witederkehrende Veröffentlihung behandelt die von der amt- lihen Genofsenschafts\tatistik ermittelten Tatsahen erläuternd in der Weise, daß gewisse Seiten der Statistik alljährlih, andere nur in zeib- liher Wiederkehr von mehreren Jahren besprochzn werden, unter Ein- fügung irgendwelcher ganz neuen Gesichtspunkte.

Die Zahl der eingetragenen Genossenschaften im Deutschen Reiche am 1. Januar 1906 betrug 24 646 mit 3 811 923 Mitgliedern. Die Entwicklung des Genofsenschaftéwesens hat sich in den legten Jahren etwas verlangsamt ; es stellte si

die Zahl der

die Zunahme der Mitglieder auf je 100 000 Zivil- Genossenschaften Mitglieder personen 6,62 9/0 7,60 9/60 413 « 1904 , 1905 , 6,47 , 6,33 , 370 « 1905 „, 1906 , 461 , 6,12 , 366. Werden die Genossenschaften nach dem Gegenstande des Unternehmens bezw. nach Zweck und Grundlage ihrer genossen- \chaftliGen Arbeit untershieden, wobei nicht bloß die mechanische Gliederung nah dem Genossenschaftsgeseßze, sondern auch wirtschaft lie und sozialwirtshaftlihe Gesichtspunkte zu berücksichtigen find,

so betrug am 1. Januar 1906 die Zunahme von 1905 ¡u 1906

undert ür

von 1903 zu 1904 auf

die Zahl der

im ganzen vom für für Ge- Mitgl. | Ge- Mitgl. Ge- nossen- in | nossen- in nossen- Mitgl. schaften 1000 | shaften 1000 schaften Kreditgenofsenshaften . . . 15 108 2090 615 103,1 424 5,19 Se lgeyo l ernaaias B 13 6,22 6,01 Verwertungs8gen., gewerbl. 114 10 8 7,55 14,57 Bezugsgenofsens., ewerbl. 560 2827 36 6,87 7,98 Verwertungsgen., landw. . 3567 288 149 4,36 6,49 Bezugsgenossensch., landw. 2281 171 117 5,41 5,21 Konsumentengenosjensd. . 2656 1182 125 4,94 7/1 sonstige Genofsenshaften . 138 23 24 6,9 21,05 41,40.

Außer dieser Gruppierung ist noch eine wéitere na „Produ- zenten-* und nah „Konsumentengenofsenshaften“ in unserer Quelle

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einzutreten. Das Bauprogramm müsse fortgeseßt werden.

versucht, und es ist bei beiden die Trennung nah Eigenbedarfs- und

Eigenbedar

remdbedarfsdeckung dur(hgeführt ; fe 1906 folgendes Bild des deutschen Gacen[Corttue ; enossen» Mit- Genossenshaften der Produzent de 2 29 965

I. Genosllen]chasten der Produzenten . V e en e Era haften . 18073 28309609

und zwar

Geldgenofsenschaften 15108 2090481 Arbe Meno u gen U 8 267 Bezugsgenossenschaften ....... . 2841 197324 Sonstige Genossenshaflen . .... 116 21 537 Fremdbedarfsdeckungsgenossenshaften. - 3915 320356

Arb 2 L chaft 214 21 259 rbeitsgenofsenshaflen . „6 Verwertungsgenossenshafen ..... . 3681 297 578

Sonstige Genofsenshasten . 20 1519 Il. Genossenschaften der Konsumenten. 2658 1181958

(U De Ungen en Walen

und zwar

Konsumentengenossenshaftea . ..... 2656 1181574

Sonstige Genofsenshasten . 2 384,

Rund 89 v. H. aller Genossenschaften mit rund 69 v. H. aller

Mitglieder gehören in das Gebiet der Vereinigungen zur Förderung oder Erleichterung der Gu e Erzeugüng, nur 11 v. H. der Genossenschaften aber mit allerdings 31 y. H. der Mitglieder sind Ver- brauhs- oder Verbrauchervereinigungen. Unter den ersteren ragen bei weitem am höchsten hervor die Geldgenofsenschaften, nah ihnen kommen die Bezugs- und Verwertungsgenossenshaften. Organisation des Kredits des Bezuges und des Absayes ist neben dem wirtscha\tlichen Verbrauch das Wesen und das Ziel genossenshaftlichen Zusammenschlusses; aber diese Ziele werden im Genossenshaftswesen des Deutschen Reiches mit ungleicher Stärke gepflegt; das genofsenshaftlihe Kreditwesen mit der Absicht des Anschlusses der Kleinen an den Geldmarkt und der Zusammenshluß zur Deckung des wirtshaftlihen Eigenbedarfs sichen weitaus in erster Linie.

Baugesellschaften zu ungeteilter Hand in Dresden.

Das Statistishe Amt der Stadt Dresden ist im Jahre 1906 beauftragt worden, über den vermuteten unheilvollen ed der Gesellschaften zu ungeteilter Hand (B. G.-B. §8 705 ff.) im Dresdener Baugewerbe Untersuhungen anzustellen, und hat die Er- gebnifse seiner Ermittelungen in der Nr. 128 der „Ratsdrucksachen“ von 1907 veröffentliht. Danach treten solhe Gesellshaften im Sahre 1902 zum ersten Male auf und erlangen von 1904 ab einen zunehmend stärkeren A in den vier Jahren 1902 bis 1905 wurden 3, 6, 28 und 42 Gesellshaften ermittelt; ihr Anteil an der gesamten Bautätigkeit in Dresden stieg im gleihem Zeitraume von 4 auf 8, 36 und 59 Neubauten. Der Beruf der Gesellschafter war überwiegend das Baugewerbe, und zwar waren es 127 Einzel- personen, von denen 7 mehrmals als Gesellshafter auftraten. Aber ein großer Teil dieser Personen war kraft eidlicher Quiage völlig vermögenslos. Nachweisen ließ sich, daß von den 127 Gesellschaftern von 1902 bis 1905 nicht weniger als 71, das sind 56 v. H., den Offenbarungseid geleistet hatten, und zwar darunter 52 {hon vor ihrem Eintritt in die Gesellshaft; in 25 Fällen hatten beide Gesfell-* \hafter den Offenbarungseid geleistet, in 21 Fällen wenigstens der eine Das sind Mindestzahlen, da der Nachweis nicht für sämtliche Beteiligte zu führen war. So bestanden 46 solher Baugesellshaften (das siad 69 v. H. aller) in der Mehrzahl der Fälle ganz, im übrigen zur ibe aus gänzlih vermögenslosen Personen.

uch im übrigen Baugewerbe resdens ergaben die Er- mittelungen des Statistishen Amts der Stadt nit besonders günstige len. An Einzelunternehmern des Dreëdener Baugewerbes wurden a. ermittelt und hatten b. den Offenbarungseid gen tet a

im Iahre 1902 . . . 124 27 9/0 21000 e e208 26 , 190455 6 e 108 25 e 000 1

Von 638 Einzelunternehmern des Dresdener Baugewerbes hatten also 1902/05 160 oder 2% v. H. durch den Offeabarungseid ihre völlige Vermögenslosigkeit erhärtet, davon 38 vor dem Beginn ihrer Bautätigkeit.

Nach diesen Zahlen läßt si, wie die Quelle sagt, „niht leugnen, daß die Baugesellschaften zu ungeteilter Hand (in Dresden) einen un- heilvollen Einfluß auf das hiesige (d. h. das Dresdener) Baugewerbe ausgeübt haben. Mebr als ¡wei Drittel dieser zahlreih auftretenden Gesellshaften waren Scheingründungen. Ihre Mitglieder waren vor-

eshobene Personen, Strohmänner \krupelloser Kapitalisten. Die

Folge davon war einerseits, daß viele Baulieferanten ihr Guthaben

einbüßten, und anderfeits, daß das hiesize (Dresdener) Baugewerbe

von Elementen durchseucht wurde, denen jedes Pflicht- und Verant-

wortlihkeitsgefühl abgeht“ usw. „Nicht minder unsolid war aber auh

die Bautätigkeit einer großen Anzahl von as aua agg at. Korr.

Zur Arbeiterbewegung.

Gestern vormittag haben, wie die „Voss. Ztg." berichtet, die ent- scheidenden Verhandlungen für das deutshe Baugewerbe (vgl. Nr. 90 d. Bl.) begonnen. Sie finden im Bürgersaal des Berliner Nathauses statt und stehen unter der Leitung der bei den ersten Verhandlungen tätig gewesenen Schlihtungskommission, die aus dem hiesigen Magistratsrat von Schulz, dem Gerichtsrat Dr. Prenner und dem Gewerbegerihtsvorsigenden Dr. Wiedfeldt zusammengeseßt ist. An dieser Konferenz nehmen, außer den beiden Hauptvorsiänden des Deutshen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe und der Zentralverbände der Maurer, Zimmerer und Bauhilfsarbeiter sowie des chriftlichen erbandes der Bauhandwerker und -arbeiter, Vertreter aus den- jenigen Orten und Gebieten teil, wo eine Verständigung über die Aettgen Stigleiten noch nit erzielt ist. Dies ist bisher in fast allen Städten und umfangreihsten Lohngebieten der Fall, Groß - Berlin, Mitteldeutshland, Hessen - Nassau und Hessen, das thüringishe Land, das rheinisch-westfälische Industriegebiet, das Bergische Land, der Vierstädtebund Hamburg, Altona, Wandsbeck, B urg usw. Vereinbarungen find nur in Dresden, München und

au Posen zustande gekommen. Für die Verhandlungen sind wegen der großen Shwierigkeiten mehrere Tage vorgesehen worden.

Die Bauunternehmer von Paris haben, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, den Arbeitern, bie ihre Bedingungen annehmen, wieder ihre Baustätten geöffnet. Es scheint, daß etwa ein Drittel der ausgesperrten Arbeiter sich zur Wiederaufnahme der Arbeit unter den angebotenen Bedingungen eingestellt hat; teilweise haben auch die Unter- nehmer die Maurer wieder angenommen, die die verlangte Unter- \chrift zur Anerkennung der aufgestellten Bedingungen verweigerten. Das Syndikat der Maurer hält an der Verweigerung dieser Unter- \chrift fest. Im Innern der Stadt ruht infolgedessen noch die Arbeit auf vielen Baustellen. In der Bannmeile sind indes von 654 Bau- stellen nur noch 19 ausgeschlossen, es {eint demna, daß die Aus- eel im Sande verlaufen wird und die Bauunternehmer \ich chließlih mit ihrem Teilerfolg begnügen werden. (Vgl. Nr. 9 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

Ausstellung der Berliner Sezession 1908, I,

Manet \{reibt einmal über das Ausstellungswesen: „Man muß igen N was man gemacht hat. Ohne das verschließt sich der Künstler allzuleiht in einem Kreise, aus dem er nicht mehr heraus fann. Man würde ihn zwingen, seine Bilder im Speicher aufzu- stapeln oder gerollt im Keller aufzubewahren. Seine Arbeiten zu zeigen, ist eine Lebensfrage für den Künstler, das sine qua non seiner

in dieser A rone ch | L

Kunst, denn selbs wenn seine Arbeiten zuerst überrashten oder gar entseßten, gewöhnt do das Publikum an sie a mehrmaligem Zeigen. Nach und nach versteht und {äßt man sie. Seine Arbeiten gen, heißt Freunde und Bundesgenofjen werben für den Kampf. * ei der ersten Wanderung durch die vor 8 Tagen eröffnete Sezessions- ausstellung fielen mir diese Worte des großen französishen Impressio- nisten ein und ich sah, daß sie in vielen Punkten noch heute volle Gültigkeit besißen. In vielen une aist in allen! Gewiß, kein Maler würde malen, wenn er seine Arbeit niemals zeigen dürfte, sagte Meissonier, denn er will, wie jeder künstlerish Schaffende die Aner- kennung seiner Mitmenschen und a em hofft er dur die öffent- lihe Schaustellung einen Käufer für sein Werk zu finden. Ohne diese Veröffentlichung einan Hände Arbeit verschließt er sih allzuleiht in einem Kreise, wenn er niht andere Werke mit den sen en vergleiden kann, wenn er fein Urteil über sich hört oder selbst sich bilden kann. Das ift jeßt anders geworden. Jeder Künstler läuft heute von Aus- stellung zu Ausstellung, in Zeitschriften und Photograpbien bekommt er auswärtige zu Gesicht, und troßdem dreht er sih enger denn je in einem Kreise, aus dem er nicht mehr heraus kann und heraus will. Der eine heißt in Berlin Sezession, der andere Kunstausstellung am Lehrter Bahnhof, und in jedem dieser großen Kreise gibi’s wieder eine Unzahl von kleinen M lebe und Kringeln, die alle einen mehr oder weniger markanten Mittelpunkt haben, um den die Künstlerschar wimmelnd ih dreht. Das ist eine Tatsache, auch wenn im Vorworte des Katalogs der Sezessionsausstellung die ftolzen Worte stehen: „Die bildende Kunst gehört zu den freien Künsten.“ Und wie im Bienen- staat Königin und Volk sih gleichen, sehen wir auch heute wie zu allen Zeiten die Schü]er und Nahahmer in beiden Mie ég vas r lagern sich nach dem Meister richten, Technik, Wahl der Motive, Farbenstimmung wiederholen si getreulih, sodaß auch der Schlußsaß obenerwähnten Vorworts eine beschränkte Bedeutung hat: „Nur vor- aussezungsloses Studieren der Natur die Kunstgeschichte aller eitea lehrt es uns fkann zu eizxer Renaissance der Kunst ühren und auch die volltönendsten Programme nügen der Kunst nichis." Es strebe jeder Künstler seinem eigenen Fdeale nach, denn nur dieser Weg führt zur Unsterblichkeit. Mag immerhin die Natur sein Leitstern sein, daneben hat er fraglos noch andere Ideale, die alle Menshennamen tragen. Für die einen sind es die modernen Franzosen odêr Liebermann und Trübner, für die anderen die Akademie und ihre Vertreter. Erst dur diese Brillen- gläser sehen sie die Natur, frei und unbefangen tritt heute niemand mebr vor die höhste Lehrmeisterin. Jeder glaubt wohl frei zu sein, wirft dem anderen Abhängigkeit vor, \teckt dabei aber selbst noch tiefer darin. Das war immer so, wird immer fo bleiben. Diese Ab- hängigkeit ist so natürlih und selbstverständlich in der Kunst, wie in jedem anderen Ding. Wir alle sind nur Glieder an der langen Ent- wicklungskette, und daß man auc so unfsterblich werden kann, beweist wohl der Mann zur Genüge, dem die Sezession einen ganzen Saal einräumte: Wilhelm Leibl! r. Sch-K.

Der Hofrat, Professor Dr. Leopold Ritter von Schrötter dessen Tod gestern an dieser Stelle gemeldet wurde, war im Jahre 1837 in Graz als Sohn des Chemikers Anton S(hrötter geboren, dem die Entdeckung des amorphen Phosphors zu danken ist. Leopold Schrötter studierte und promovierte in Wien und beschäftigte sich als Assistent von Skoda vorwiegend mit Laryngoskopie und dem Studium der Herze und Bauchkrankheiten. Im Jahre 1870 wurde er Vorstand der ersten in Wien errichteten Klinik für Kehlkovf- krankheitern, 1875 a. o. Professor, 1890 o. Professor und Vorstand der neuerrihteten dritten Den Klinik. Bahnbrehend wurde Scchrötter in der Behandluung der Kehlkopfverengerungen. Seine wissenshaftlihen Werke fallen in das Gebiet der Krankheiten des Kehlkopfes, der Luftröhre, der Nase und des Rahens. Auch für die spitalmäßige klimatologische Behandlung der Lungenshwindsucht hat der Verstorbene die ersten Anregungen gegeben, wie er bis zu seinem Lebensende an der Spiye der Antituberkulosebewegung in Oesterreich stand. von Schrötter M auh zu den Aerzten, die seiner Zeit an das Krankenlager Seiner Majestät des Kaisers Friedrich berufen

wurden. Literatur.

Aus der Zeit Frkiedrihs des Großen. Von Dr. G.

B. Volz. Mit fünf Bildern. 270 S. Gotha 1908. Friedrich Andreas Perthes, Aktiengesellshaft. Broschiert 4,50 4, gebunden 6 4 Der Verfasser des vorliegenden Buches, Dr. Volz, der bekannte Nereuaoes der „Politischen Korrespondenz Friedrihs des Großen“, ietet cine Anzahl Aufsäße zur friderizianishen Geschichte, die bisher

in Zeitschriften und Zeitungen zerstreut waren, im ganzen 24. Der erste Aufsatz, zur Denkmalsenthüllung in Rheinsberg (1903) geschrieben, behandelt die Kronprinzenzeit Friedrihs und {ließt mit einem langen Gedicht, in dem er selbst dem von ihm s{chwärmerisch verehrten Voltaire sein Leben \{hildert. Ein zweiter Aufsaß, beruhend auf den Tagebüchern des Grafen Lehndorff, Kammerherrn der Köntgin, betitelt „Dreißig Jahre am Hofe Friedrihs des Gron (1746—1775)" geht auf die Ipîtere Zeit seines Lebens. Die folgenden Aufsäße beschäftigen ih mit den Geschwistern des Königs, Wilhelmine von Baireuth (auf Grund des biographishen Versuhs von Richard Fester), und Prinz Ferdinand, dem jüngsten Bruder des Königs, dem Bauherrn des Schlosses Bellevue (nach der Skizze von Krieger), ferner mit Heinrich dem Jüngeren, rinzen von Preußen, dem Bruder des nahmaligen Königs Friedrich Wilhelm Il. Dieser Prinz, an dem König Friedrih mit großer Liebe hing, wurde 1767 im Alter von 19 Jahren plöhlich von den Pocken dahingerafft ; der König widmete ihm eine tief empfundene Gedächtnisrede, die an seinem 20. Geburtstag in der Akademie der Wissenschaften verlesen wurde. Seine jüngere Schwester Wilhelmine heiratete noG in dem- selben Jahre den Erbstatthalter der Niederlande und Prinzen von Oranien Wilhelm V. Ihre Hochzeit und der Besuch Friedrichs des Großen und des Prinzen Heinrich in Holland 1768 ist der Gegen- stand des folgenden Aufsaßes. Die „Erinnerungen“, die die Prinzessin als Sechzigjährige niederschrieb, reihen bis zu ihrer Vermählung 1767; e bilden neben dem Briefwechsel der jungen Geschwister die Quelle für das Leben des so früh gestorbenen Prinzen Heinri. Die Wiedergabe zweier Oelgemälde, die den Prinzen u::d die Prinzessin darstellen, ist dem Text beigefügt. Ein anderer Aufsaß handelt von Friedrih dem Großen und den Italienern, unter denen haupt\ächlich der Venetianer Kaufmannsf\ohn Algarotti, der Marquis Lucchesini und der Abbs Bastiani in Frage kommen. Weiter wird die Frage unter- sucht, wie der König zu dem E enden Urteil über den jüngeren Francke orben sei, dessen Maeke eins ein Darsteller des Lartuffe auf esondern Befehl des Königs anlegen mußte; ein andermal werden

bbn Anschauungen über die Geschi tshreibung im Zusammen- ang betrachtet. In die ausgebreitete Korrespondenz des Königs führt

eine Untersuhung über die Tätigkeit seir 28 Kabinetts; ferner werden seine Revuereisen in großen Zügen geschildert, auh das große Ma- nôver, das im September 1753 mit 44 000 Mann, einem Drittel der E Armee, in Dover ES wurde. Bekanntlich if nah 50 Jahren, 1903, in Döberiß zur Grinnerung ein Denkmal errichtet

worden, und dies is der Arlaß zu dem ztlgenaunlen Aufsay ge- worden. Einem andern Gedenktag, dem 28. August 1756, an dem riedrih an der Spiye seiner Garnison zu abermaligem Kampf gegen

sterreich aus Potsdam ausmarschierte, is der Aufsay „Zum Ge- dächtnis des Siebenjährigen Krieges" gewidmet; er beruht auf den Tagebuchaufzeihnungen des oben genannten Grafen Lehndorff und des Leutnants von Scheelen im ersten Bataillon Garde. In den Krieg selbst mit seinen Schrecknissen v en die beiden Aussäße „Soldaten- briefe aus dem Siebenjährigen Kriege" und „Schwerins Tod“, der leßtere zum 150. Jahrestag der E bei Prag (6. Mai 1757) verfaßt. Einen Einblick in die dichterishe Eigenart des Königs ge- winnt der Leser aus dem Epos „Konföderat{onskrieg", einer scharfen Satire, die in dem Aufsaß „Ein literarishes Todesurteil Friedrichs des Großen über Polen“ in ihren Haup zügen mitgeteilt ist. Zu dem Bayerischen Erbfol, ELA wird ein neuer Bericht, ein Schreiben des Prinzen Friedrich À von Braunschweig, eines Neffen des

ugus:

Königs, angeführt, anderes, bisher unbekanntes Material, von Krauel in der Studie über die Reisen des Prinzen Hein nah Frankrei in den Jahren 1784 und he veröffentliht, wird alls vers wertet. Indem dann zur Kunst über egangen wird, schildert der Ver- asser die Entwicklung des En chen Theaters in Berlin unter

riedri dem Großen und seine Verherrlihung im Drama und läßt darauf eine interessante Studie über die Entwürfe für das Nationals denkmal des Königs folgen, das 65 Jahre na Je nem Tode Unter den Linden enthüllt wurde. Die drei leßten Aufsäße beißen: Maria Theresia, Am Hofe Katharinas 11. und Polen am Vorabend seines Unterganges. Der Verfasser hat mit seinen Abhanblungen und Er- innerungsblättern den Zweck verfolgt, einen weiteren Kreis von Lesern mit dem neuesten Stand der For! ung auf den jeweiligen Gebteten der friderizianishen Geschichte bekannt zu machen, und da er ein sah- kundiger Fuveee ist, folgt man ihm gern.

. „Deutsche Charakterköpfe. Denkmäler deutsher Per- \önlikeiten aus ihren Schriften. Herausgegeben von ilhelm Capelle. Band 1. Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orleans. Eine Auswahl aus ihren Briefen, herausgegeben und ein-

eleitet von J. Wille. Mit 13 Abbildungen auf Tafeln. 1608.

r. 8. 1907. Leipzig und, Berlin. Druck und Verl, g. “on B. G. Teubner. 2 46. Der vorliegende Band eröffnet ein-xzues Unter- nehmen des Teubnershen Verlages, durch das bedeutende Perfonen, die das deutshe Wesen treu widerspiegeln, in ihren eignen Aeußerungen vor den Leser treten sollen. Mit den Briefen der Liselotte, dieser pfälzishen Prinzessin von so ursprünglichem deutshen Wesen, daß sie das weibliche Gegenstück zu einer Natur wie der Friedrtch Wilhelms des Ersten von Preußen genannt werden kann, ift ein guter Anfang gemacht worden. Auch die Wahl des Herausgebers darf als glüdlih bezeihnet werden, es ist Professor Dr. Wille, selbst ein Pfälzer Kind und Oberbibliothekar in Heidelberq, der N eines ausführlihen Charakterbildes der Liselotte, bas 1905 bei Velhagen und Klasing erschienen ist. Er hat die von ihm mitgeteilten Briefe, die an ihre Tante, die Kurfürstin Sophic von Hannover, die Groß- mutter Friedrich Wilhelms des Ersten, gerichtet sind, sowie die Briefe an ihre frühere LUENSEA Frau yon Harling, geb. von Uffeln mit ben hand\schriftlihenOriginalen imk. Staatsarchivzu Hannover verglichen und danach manch(hes Stü ergänzt und vollständig wiedergegeben. „Liselotte“ hat viel geschrieben; was davon gedruckt ist, füllt eine Reihe von Bänden. ie schrieb jeden Tag, in der Regel vier, an Sonntagen oft sieben Briefe, in kräftigen, männliGhen Wagen. Von dem vielen Häßlichen, das sie als Gattin des Herzogs von Orleans und Schwägerin Ludwigs des Vierzehnten am franzöfishen Hof mitanseßhen mußte, lebhaft agely en und immer wieder auf die deutsche Art, die im eignen Vaterland wenig galt, zurückverwiesen, fühlte sie das Bedürfnis, mit ihren deutshen Verwandten in Verbindung zu bleiben und in ihrer Muttersprahe mit ihnen über alles zu plaudern, was sie augen- blicklih bewegte. Die ausgewählten Briefe hat der Verfafser ohne strenges Innehalten der zeitlichen Reihenfolge nah folgenden Gruppen

eordnet: I. Jugendbriefe und Jugenderinnerungen. II. Aus dem

taats-, Hof} und Gesellschaftéleben Ludwi;s XIV. und des Regenten. TIT. Maintenon. 1V. Religion und Kirche. V. Fl und Heidel- berg. VI. Frau von N . VII. Briefe verschiedenen Inhalts. VIII. Legte Tage. „Es soll alles zum Ausdruck kommen, was das innere Wesen autmaht: Liebe und Haß, Freude und Trauer, Lachen und Weinen, Ernst und Humor, poetische Stimmung und derbe Prosa, ohne daß Personen und Ereignisse bei der Auswahl vorliegender Sammlung unberücksihtigt geblieben wären.“ Vorangeschickt ist ein kurzes Lebensbild und eine anziehende Schilde- rung der Persönlihkeit. Verschiedene Bildnisse der Herzogin und ihrer Verwandten sowie des Heidelberger Schlosses, in dem sie geboren wurde, bilden eine wertvolle Beigabe zu dem Text. Die Auffindung des Inhalts wird durch Stihworte am oberen Rande der Seiten sehr erleihtert. Es ist ein reich aus8gestattetes und dabei sehr preis- wertes Buch, an dem \sich Jung und Alt erfreuen kann.

Land?’ und Forftwirtschaft. Saatenstand in Oesterreih zu Mitte April 1908.

Nach einem außergewöhnlich \{chönen und langanhaltenden, jedoch zu trockenen Herbste des Jahres 1907 nahm der darauffolgende Winter einen normalen und recht milden Verlauf. Der leßtverflossene Winter war im allgemeinen s{chneearm. Starke Schneefälle und Schneestürme owie empfindlihe Fröste herrschten vorübergehend in Galizien, in der

ukowina, in manchen Teilen der Alpenländer und in den böhmischen NRandgebirgen. An den Nordhängen der Gebirgslagen von Salzburg, Tirol, Steiermark, Kärnten und Böhmen sind noch heute stellenweise mädhtige, tief herabreihende Schneemassen anzutreffen, infolge defsen die Vegetation in jenen Gebieten no& kaum erwatt ift.

Die Ackerfelter erfreuten sch als Ersay für die mangelnde oder allzu dünne Schneedecke zum Schutze der ihnen anvertrauten Winter- faaten eines den ganzen Winter hindurch anhaltenden auten Erdfrostes. Dank des so günstigen Witterungsverlaufs haben die sehr gut bestockten und gut in den Winter eingetretenen Herbstsaaten des Vorjahres sowie au die Klee- und Wiesenbestände im großen und ganzen den Winter recht gut, an vielen Orten ganz vorzüglih überstanden. Die Wintersaaten zeigen fast durhgehends ein frishes und gesundes Aus- sehen. Auswinterungen der Früchte sind nur in vereinzelten Fällen und in geringem Umfange zu verzeihnen. Der Stand der Winter- saaten ist somit ein recht guter und berechtigt zu günstigen Er- wartungen. Im allgemeinen gelten die Saaten des Winter- roggens für besser und kräftiger als die des Winterweizens, desgleichen auch die im Jahre 1907 frühzeitiger angebauten gegenüber den später in den Boden gelangten Winterfrüchten. Leßtere Wahr- nehmung macht sich delonder in Galizien fühlbar, indem die spät gebauten Wintersaaten der Kleingrundwirte sih ungleih \{chwäcer be- \tockten und demzufolge etwas s{hütter aus dem Winter hervorgegangen sind, während diezeitgerecht gebauten Früchteder größeren Güter und großen Betriebe überwiegend dicht aufgegangen sind und sehr gut überwintert haben. Wintergerste und Winterraps haben gleichfalls den Winter gut überstanden, desgleichen die Klee- und Wiesenbestände, pv l \{chônes Grün zeigen und eine reichliche Heumahd ofen lassen.

s Das Ueberhandnehmen der Feldmäuse hat sowohl bei den Winter- saaten als auch den Kleefeldern und Wiesen stellenweise recht empfind- lihen Schaden angerichtet, sodaß die am meisten aich V Flächen umgeackert werden mußten, um mit einer Sommerfruht wieder bestellt zu werden. Am meisten hatten unter dieser Invafion zu leiden West- \{lesien und Ostgalizien, zum Teil au Niederösterreich und \trih- weise Mittelböhmen Mähren, Oberösterreich und Kärnten. Im großen und ganzen find jedoch diese Beschädigungen ohne nennens- werten Einfluß auf den allgemeinen Stand der Winterfrüchte geblieben.

Der trockene Monat März brachte s{chöône, sonnige Tage, welche alsbald die Aufnahme der Feldarbeiten und des Frühjahrsanbaues ge- statteten. Da der Boden dur die Frôste gut gelockert worden it, nahm die Bestellung der Frühjahrssaaten einen günstigen Verlauf. Aber {hon Ende März und Anfang April trat ein Witterungs- ums{chwung ein. Kaltes, stürmishes Wetter mit Regen und Neuschnee hemmten die bereits in Angriff genommenen Frühjahrsarbeiten, ohne jedoh den Saaten einen aden zugefügt zu haben. Im Gegenteil haben teils die vielen Nieder]chläge, teils rasch Omeiener Schnee auf diezarten Pflanzennur wohltätigeingewirkt, sie haben die Saaten wesentlih gebessert und dem Boden die mancherorts mangelnde und dringend notwendige Feuchte zugeführt. Immerhin wäre der baldige Wieder- eintritt duer wärmeren und regenfreien Witterung für ein rascheres und völliges Erwachen der noch zurückgehaltenen Vegetation sowie für die bessere Entwiklung der Saaten wie nicht minder im dringenden Interesse der Beendigung des unterbrohenen Frühjahrsanbaues sehr erwünscht. Leßterer wird bei günfigeis Wetter energisch fortgesetzt werden und dürfte gegen Ende April fo ziemlich überall als C en betrachtet werden können. Nur dort, wo bis in die jüngsten Tage Neuschnee, Fröste und \stürmishes Regenwetter herrshten und die Vegetation noh jeßt im tiefen Schlafe ruht, konnte der Anbau der Sommerfrüchte niht einmal in Angriff genommen werden, er dürfte aber voraus\siht- lih Anfang, längstens bîs 10. Mai gänzlich au2geführt sein. es.