1908 / 103 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 May 1908 18:00:01 GMT) scan diff

B S L A T E De TE S E (A E O A T T E E L Mt S é

von Berg, sowie des Chefs des Militärkabinetts, Generals der ien Grafen von Hülsen-Haeseler und des Chefs des rinekabinetts, Vizeadmirals von Müller. |

Jn der am 30. v. M. unter dem Vorsiy des Staats- ministers, Staatssekretärs des Reichsshaßamts Sydow ab- gehaltenen Plenarsißung des Bundesrats wurde dem Entwurf eines Gesezes wegen Aenderung des Gesetzes, be- treffend die Wechjelstempelsteuer, und dem Abkommen mit Großbritannien über die gegenseitige Anerkennung der Mes eihen an den von Handlungsreisenden eingeführten

renmujtern, die Zustimmung erteilt. Annahme fand ferner die Vorlage, betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für das i: vat co 1908 (O markenzulagen). Außerdem wurde über die Beseßung er- ledigter Stellen bei den Kaiserlichen Disziplinarkammern Be-

{luß gefaßt.

Die vom Reichskanzler einberufene Bankenquete ist heute namens des Staatssekretärs des Jnnern, Staats- ministers Dr. von Bethmann Peweg, von dem Unter- staatssekretär Wermuth im hiesigen BRGEban ge s er- offnet worden. Die Mitglieder der Enquetekommission waren vollzählig erschienen. Der Vertreter der Reichs- verwaltung hob, „W. T. B.“ zufolge, hervor, daß eine Lane der Bankverhältnisse {hon mit Rücksiht auf die Bestimmungen des Bankgeseßes über die Erneuerung des Reichsbankprivilegs unumgänglich sei. Aber auch die An- spannung der Geld- und Kreditverhältnisse, die shwer auf unserem Wirtschaftsleben gelastet haben, mußte den Wunsch nach einer umfassenden Erörterung des gesamten Bank- und Kreditwesens begründet erscheinen lassen. Wenn der Reichskanzler diesem Wunsche bereitwilligst entsprochen habe, so habe er damit in keiner Weise die vollkommene innere Gesundheit unseres ge- amten Wirtschaftskörpers anzweifeln wollen. Die Grundpfeiler es deutschen Bank- und Kreditwesens, nämlih unsere Währung und die Verfassung der Reihsbank, müssen unverändert erhalten bleiben. Ebensowenig bestehe die Absicht, eine Trennung der deutshen Privatbanken in Effekten- und Depositenbanken her- beizuführen. Jm übrigen aber sei die Enquete vollkommen undegrenzt, und jeder von ihr gebrahte Vorshlag werde vorurteilslos geprüft werden. Der Ünterstaatssekretär Wermuth übergab hierauf den Vorsiß dem Reichsbankpräsidenten H aven- stein, der die geshäftlihen Dispositionen für die Enquete- kommission erörterte. Die Kommission wird im Plenum oder in Subkommissionen täglich Sißungen abhalten und gegen 200 Sachverständige in kontradiktorishem Verfahren vernehmen.

Der rumänische Gesandte A. Beldiman hat Berlin y lassen. Während seiner Abwesenheit führt der Legat! sekretär Dr. Michael B. Boeresco die Geschäft: Gesandtschaft.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Tige- vorgestern in Schanghai und S. M. S. „Jaguar gesi in Tsingtau e ngeiresfen.

S. M. S. „Bussard“ geht morgen von Daressalam * Durban in See. ä

Deutsche Kolonien.

Aus Deutsh-Südwestafrika werden, „W. T... ufolge, über die legte Expedition gegen Simo opper von zuständiger Stelle noch die folgenden weite: c: Einzelheiten mitgeteilt :

Das zunächst in zwei Kolonnen von Arahoab und Gochas : mars{hierende Expeditior skorps bereite fich am 11. März in Geinav und stieß am 14. auf eine verlafsene Werft Simon Coppers nördli von Klip-Kolk. Da die von dort nah Norden führende Abzugs- spur in der nächsten Naht wegen starker Bewölkung nicht verfolgt werden konnte, nußte Hauptmann von Erckert diesen Um- stand aus, um die Kamele, die {hon seit acht Tagen kein Wasser mehr erhalten hatten, durch die allerdings nur sehr spärlih vor- handenen alten und welken Tsamas zu erfrishen und die Tiere dadur für das unmittelbar bevorstehende Zusammentreffen mit dem Gegner widerstandsfähiger zu machen. Neue Tsamas waren in dieser Gegend infolge außerordentlicher Trockenheit niht gewahsen, und die wenigen vorhandenen alten Früchte hatten die Hottentotten zum größten Teil als Depots eingegraben, um bei ihren Unternehmungen darauf zurüdgreifen zu können. So bildete der vom Expeditions- korps durhzogene Teil der Kalahari ein absolutes Durst feld. Wenn es troß der außerordentlihen Schwierigkeiten in der Wafserversorgung gelang, den Gegner überraschend zu tellen, so ist dies in erster Linie der Maßnahme zu danken, daß Wasser wie Verpflegung nit auf Fahrzeugen, sondern nur auf Reitochsen und Kamelen mitgeführt wurde, die der Truppe überallhin folgen konnten. Simon Copper hat si bierdurch täushen lafser. Nah Aussage seiner gefangenen Frau hielt er das obne Fahrzeuge heranrüdende Expeditions- korps nur für eine zur Unterhandlung bestimmte Kompagnie. Infolgedefsen soll er befohlen haben, niht zu schießen, wenn die Deutschen eine weiße Flagge zeigten, da er dann unter Hinzuziehung des Magistrats der zunädst gelegenen britishen Station Matsa hätte verhandeln wollen. Demgegenüber ift aber festgestellt, daß die Copperleute z u - erft das Feuer eröffnet haben, wobei Hzuptmann von Erckert als einer der ersten fiel, nahdem er alle Anordnungen getroffen hatte.

Während des Gefehts wollen mehrere Reiter zwei Weiße auf gegnerisher Seite gesehen haben, von denen der eine, {wer ver-

wundet, einen Reiter beim Sturmanlauf in gebrohenem Deutsch an- | gerufen habe. Nah dem Sturm war der Weiße jedoch verschwunden. | Die Frau Simon Coppers stellt die Anwesenheit von Weißen zur j ga des Gefechts in Abrede, bekundet aber, daß drei Wochen vor dem |

efecht der Magistrat von Matsa und ein Händler im Lager gewesen

seien. Ersterer habe ihren Mann aufgefordert, auf deutshes Gebiet |

zurückzukehren.

Coppers Frau gibt ferner an, daß der am 5. Juni v. J. erfolgte !

Veberfall der Farm Daberas am Westrand der Kalahari, bei dem deren Besißer Duncan ums Leben kam, durhch den früberen Unter-

fapitän der Hottentoiten Christian Lambert ausgeführt wurde, | Dea

dessen Bande Anfang vorigen Jahres mehrfaH angegriffen und zer\prengt worden war. Lambert hat auch an dem Gefeht am 16. März teilgenommen. Weitere Hottentottenführer sollen f nur vorübergehend bei Simon Copper aufgehalten haben, unler anderen der im Jahre 1906 viel genannte Bandenführer Vielding, der seinerzeit von den Kleinen Karrasbergen aus seine Raubzüge und Viehdiebstähle unternahm, bis er Ende November 1906 von den Patrouillen unter Oberleutnant Raush und Molière über die englishe Grenze gejagt wurde. Von dort hat er sich dann zu Simon Copper durhgeschlagen

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. Waren geraubt haben. : Befehl eingetroffen, {chleunigst ein Truppenkorps von 10 000 Mann zu bilden und gegen die Kurden abzusenden.

und soll nach kur¡iem Aufenthalt bei diesem in seine alten Schlupfs *

winkel in den Karrasbergen zurückgekehrt sein. Mit seiner Rückehr

hingen vermuilih die dort kürzliß wieder vorgekommenen Viehdieb- e

Durch Aussage Gefangener sowie durch Auffinden von Gegen- ständen in der feindlichen Werft ist bestimmt festgestellt, daß die in leßter Zeit am Wefstrand der Kalahari auf eine Patrouille und einen Verpfleg en unternommenen Ueberfälle von Leuten Simon Le rt worden find. Bei einem dieser Ueberfälle haben die eine Strede von 450 km in fünf Tagen zurück- ele; beñtt Beweis, welche außerordentliße Beweglichkeit der Setaae

Hauptmann Grüner, der Nahfolger des gefallenen Haupt- manns von Erckert in der Führung des Expeditionskorps, beurteilte die Lage nach dem Gefecht am 16. März folgendermaßen: Na seinem persönlihen Eindruck, nah den Ausfagen und Ansichten der Eingeborenen, die Aner bei Copper waren, fowie von Gefangenen und Landeskundigen sei das Gefeht am 16. vorigen Monats ein äußerst schwerer Schlag für Copper gewesen. Jn geshlossener Werft könne er mit dem ihm gebliebenen Vieh nicht bestehen, da nur noch einige alte Tsamas vorhanden und diese zur Wasser- bereitung und als Futter für längere Zeit unbraubar seten. Die neue Fruht komme vor vier Wochen niht in Betraht. Dadurh werde Simon Copper gezwungen fein, sich entweder der englischen Regierung zu stellen oder seine Truppe für die nähste Zeit in kleine Teile zu plittern, um die erforderlichen Lebensbedingungen zu finden. Aussage eines verwundeten Eingeborenen Men die Hottentotten infolge des {nellen Angriffs keine Zeit gehabt haben, einen späteren Sammelpunkt zu verabreden, und jegt weit zer- streut in ber Kalahari sigen, sodaß sie mindestens der Zeit bis zur nächsten Tsamasreife bedürften, um sch wieder zu sammeln. Hauptmann Grüner is daker mit dem gesamten Expeditionskorps unter Mitnahme der Besatzung der wasserlosen Stationen Geinab und Akanous an die Wassecstellen um Arahoab marschiert, um dort das Expeditionskorps wieder operationsfäbig zu machen. Um die Schwierigkeiten der Wasserversorgung bei einer er- neuten Unternehmung nad Möglichkeit zu verringern, werden die S runne ne MBgen am Nofsob mit allen Mitteln gefördert. Oberst- [leutnant von Cftorff und Landrat von Uslar haben ih an den Nossob- begeben, Teßterer um neue Wasserstellen aufzusuchen.

Oesterreich-Ungarn.

Im österreihishen Abgeordnetenhaus sind gestern Znterpellationen eingegangen, betreffend die Sprachverfügungen des Oberlandesgerihts in Prag, wegen des Verhaltens der ishechishen Bahnposten sowie wegen des Professor Feilbogen- schen Zwischenfalls in der Sixtinijchen Kapelle.

Großbritannien und Frland.

_Jm i Ps fragte gestern der Abg. Sassoon (Kön}), ob die Pforte irgend einen Teil der- erhöhten Z2ol[- einnahmen ihrem Zwecke entfremden und zur S Gaus einer Kilometergarantie verwenden könne, die jeßt von Deutshland zum Zwecke der Verlängerung der Bagdadbahn

angestrebt werde. Nach dem Bericht des ,W. T. B.“ erwiderte der Staatsfekretär 7 -roärtigen Amtes Sir Edward Grey, daß alle aus den er- bgaben herrührenden Einkünfte entschieden für das maze- 00 zu verwenden seien. Der Pforte stehe es daher nicht

Teil dieser Einnahmen anders zu verwenden.

tssekretär ferner erklärt hatte, daß der ¡de Vertrag aus dem Jahre 1856 in At berührt werde, wurde die

ic geseß fortgeseßt.

Tes d,

mit dem König Gustav, inKarl vonSchweden H begleitet von Zeshwader entgegen- ¿en mit dem Groß- , der sie am Hafen - nach Zarskoje Sselo

E: | de Budget für 1909 tocisi, „W. F ác, 1043720745 Pesetas Ausgaben und 1019919 366 Pesetas Einnahmen auf. Die Erhöhung des Heeresetats beträgt 4 865 018 Pesetas, des Marineetats 4 948 247 Pesetas. Die vorgesehenen Mehrerfordernisse sollen in der Hauptsache aus dem Tabakmonopol gedeckt werden.

Portugal.

In der Pairskammer erwähnte gestern der Feent das Attentat vom 1. Februar und würdigte die Verdienste des Königs Carlos. Nach einer Ang des „W. T. B.“ wurde eine Kommission von 12 Pairs estimmt, um dem Könige Manuel und der Königin-Witwe Amalie das Beileid der Pairs zu übermitteln. ;

Wie das „W. T. B.“ ferner meldet, haben sämtliche Offiziere der Reserve und des Ruhestandes unter Führung des Generals Franzisko Dacunha gestern nahmittag dem Könige ihre Huldigung dargebracht.

Amerika.

Der Ausschuß des amerikanischen Nepräsentanten- hauses für auswärtige Angelegenheiten empfiehlt die An- nahme der Gesezesvorlage, nah der jährlich eine Million Dollars bewilligt werden zum Zwecke des Ankaufs eigener Botschafts- und Konsulatsgebäude im Auslande. Die Vorlage sieht, wie das „W. T. B.“ meldet, zunächst die Bewilligung von 500 000 Dollars vor für die Erwerbung eigener Botschafts- gebäude in Berlin und Mexiko.

Einer Depesche des „W. T. B.“ aus Fort de France (Martinique) zufolge sind bei vorgestern nahmittag aus- gebrochenen politi ch en Unruhen verschiedene Personen S und viele verwundet worden. Unter den Getöteten be-

ndet sih der Bürgermeister der Stadt.

Afiéèn.

Nah Meldungen des „W. T. B.“ haben sich auch in der Umgegend von Soudjbulak und Miandoab von neuem Dewegungen der Kurden bemerkbar gemacht. Der Stadthauptmann von Urmia hat den Stadthauptmann Täbris telegraphish um Hilfe ersuht, da die Kurden mehr als 2000 Frauen und Kinder ge- fangen genommen und grausam mißhandelt haben. Die nah Urmia führenden Wege sind auf allen Seiten von Kurden beseßt, welche die unterwegs Mgen Aus Teheran is} in Täbris der

Wie das „W. T. B.“ aus Simla meldet, befindet sih eine Abordnung der Mohmands. auf dem Wege nach

Peschawar, um mit dem dortigen britishen Gouverneur zu verhandeln. / | Jm Territorium Battambang hat, einem Bericht des Gouverneurs von ‘Jndochina zufolge, eine Bande bewaffneter Räuber einen Gütertransport ange riffen und die Telegraphenlinien zerstört. Zur Wiederherstellung der Ordnung wurden Truppen entsendet. Die Räuber hatten mehrere Tote und Verwundete und scheinen si erstreut zu haben. Französischerseits sind Verluste niht zu beklagen. Die Agitation ging von siamesischen Unzufriedenen aus, die der französishen Öfkupation feindlih gegenüberstehen.

Auf der Sundainsel Flores sind, „W. T. B.“ zu-

folge, bei Endeh zwei Biwaks von einer großen Schar Aus- ständisher üb 2rICiea und in Brand gesteckt worden. Ein europäischer Soldat und zwei eingeborene Polizeisoldaten wurden getötet, vier Polizeisoldaten verwundet.

Afrika.

Die französishe Regierung hat, „W. T. B.“ zufolge, die Meldung erhalten, daß es Mulay Hafid gelungen sei, in das ide dem Atlas und Rabat gelegene Gebiet von Zair einzudringen. Man weiß noch nit, ob er seinen Marsch nah Fes fortsczen oder versuhen werde, nach Rabat zu marschieren. j

Dem „Temps“ wird aus Dagana in Senegambien vom 17. d. M. gemeldet, daß eine unter der Führung eines französischen Offizierstellvertreters und zweier französischer Unter- offiziere stchende Abteilung von 32 eingeborenen Schützen in der Nähe von Nuakschott von Mauren an-

A en worden sei. Nur der Offizierstellvertreter ist ent-

ommen, alle anderen sind niedergemaht worden. Die Waffen, |

die Vorräte und eine Summe von 7000 Frs. sind in die Hände der Angreifer gefallen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Reichse tags befindet sih in der Ersten Beilage.

In der heutigen 147. Sißung des N Loge stand zunächst die Vorlage wegen Aenderungen im Münzwesen zur Beratung.

Die XXVII]. Kommission hat den Entwurf mit nur redaktionellen Verbesserungen angenommen, sie hat also sowohl der Einführung einer 25 Z-Münze aus reinem Nickel wie der Erhöhung der Kopfquote für den Umlauf der Silberscheidemünzen von 15 auf 20 6 zugestimmt. Bezüglih der Ausgestaltung der Münzen ist folgende neue Fassung des Art. 3 § 3 des Münz- geseßes von 1878 vorgeschlagen :

Die übrigen Silbermünzen, die Nickel- und Kupfermünzen tragen die Wertangabe, die Inschrift „Deutsches Neich*, die Jahres- zahl, den Reichsadler und das Münzzeihen. Die näheren Bes stimmungen über die Verteilurg dieser Geprägemerkmale auf die beiden Münzseiten, über deren Verzierung und die Beschaffenheit der Ränder sowie über Zusammensetzung, Gewicht und Durchmesser dieser Münzen werden vom Bundesrat festgestellt.

Art. 13 Nr. 1 soll künftig lauten:

Der Bundesrat ist befugt, einzuziehende Münzen außer Kurs zu segen Die Anordaung der Außerkurssezung und Feststellung der für sie erforderlihen Vorschriften erfolgt dur den undesrat ; die Frist für die Außerkurssezung muß zwei Jahre betragen. Die Bekanntmachung über die Außerkurssezung if durch das- Reichs- gelePblart sowie dur die amtlihe Bekanntmachung der anderen

erwaltungsbehörden dienenden Tageszeitungen zu veröffentlichen.

Die Nr. 2 soll lauten: Der Bundesrat ift befugt, die zur Aufrechterbhaltung eines in edi Geldumlaufes erforderlichen polizeilichen Vorschriften n erlassen.

Die Kommission beantragt ferner folgende Resolutionen:

1) Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, darauf hinzuwirken, daß den Reihsmünzen künftighin eine den Anforderungen in künstlerisher Hinsicht mehr als bisher entsprehende Ausstattung gegeben und zur Erlangung künstlerisher Entwürfe ein allgemeines Preisausshreiben veranlaßt werde. Hierbei wäre insbesondere eine handlichere Form der 5 -Stüe anzustreben.

2) den Her:n Reichskanzler zu ersuchen, baldigst dem Reihs- tage eine neue Fassung der Münzgeseße von 1871 und 1873 vor- zulegen, in welcher die nicht mehr in Kraft befi-dlihen Vor- schriften derselben ausgeshteden und diejenigen Aenderungen arge- nommen werden, die sih aus den bisher dazu ergangenen Abände- rungs8gescßen und dem auf Grund des Entwurfs vom 19. März d. I. zu erwartenden Geseze ergeben.

Von den Abgg. Naab (wirtsh. Vgg.), Henning (dkons.) und Dr. Arendt (Np.) is beantragt, die 3 #6-Stüe -als Silberscheidemünze in das Geseß einzufügen; ferner liegt eine Resolution der Abgg. Weber (nl.), Dr. Arendt und Ortel (nl.) vor:

Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, für die Folge eine anderweite flusprägung der 5 4 - Stücke in einer gegenüber der jeßigen handliheren Form eintreten zu lassen.

_ Gleichzeitig soll über mehrere auf das Münzwesen bezüge liche Petitionen verhandelt werden.

Der Besiger der Prägeanstalt Drentwett in Augsburg hat die Au?prägung eines 4 (-Stückes empfohlen. Der Korvetttenkapitän a. D. Sebelin-Kiel und Senofsen empfehlen zur besseren Unterscheidung von den 50 4 -Stücken die 10 4 -Stücke mit einem gewellten Rande zu versehen; ein Herr Knauer in Grafenort verlangt absolut verschiedene Größe für jedes Münzstück und spricht sich für eine Verkleinerung des d #-Stücckes aus. Die Handelskammer Sorau tritt für die Ausprägung einer 25 „Z-Stheidemünze ein; der Zentral- verband Deuischer Kaufleute und Gewerbetreibender in Leipzig be- fürwortet Aenderung des Art. 10 des fia y i n wonach die Ver- pflichtung zur Annahme und zum Umtausch außer auf durchlöcherte auch auf „in anderer Weise augenscheinlich mit Absicht beshädigte Münzen“ keine Anwendung finden foll, ferner sollen alle dur Zufall beschädigten Münzen zum Nennwert eingelöst werden ; endli soll für amtlich unbrauchbar gemahte Münzen der Nennwert dem Einzahler erstattet werden. f

Die Petitionskommission beantragt Ueberweisung der E der Handelskammer für die östliche Niederlausiß in

orau zur Erwägung zu überweisen, dagegen über alle anderen Petitionen zur Tagesordnung überzugehen.

Es ist \{ließlich noch ein Antrag von Strombeck eingegangen, wona der Bundesrat ermächtigt sein soll, bei den 25 Z-Stücken den Reichsadler durhch eine andere Dar- stellung zu ersezen und andere besondere Unterscheidungsmerk- male zu beschließen.

Die Diskussion wurde darauf über den ganzen Jnhalt der Vorlage, die dazu gestellten Anträge, Resolutionen und Petitionen gemeinsam geführt.

Abg. Dr. Mayer - Kaufbeuren (Zentr.): Gegen die Einführung eines 25 A -Stückes hat mein Freund Speck in der ersten Lesung, unsere Bedenken ausgesprohen. Wir haben aber in der Kommission

diese Bedenken zurückstellen zu müfsen geglaubt, und Die Mehriahl

r diese Münze stimmen. ir. halten e O M E alelibanemern und Landwirts ftskammern das Bedürfnis dana anerkannt haben, für beahtenSxzvert genug. Ein Teil meiner Freunde kann sich aber der Befürchtung nit er- wehren, daß das % 4 -Stück in _ Süddeutshland Preiserhöhend wirken wird. Die Berbil nisse in Süddeutshland und STorddeutsh- land liegen insofern verschieden, als in Norddeutschland Dke Ausgaben hon heute nah 5 S abstufen, während wir in STeDdeutshland noch Zwischenstufen nah einzelnen Pfennigen haben.

(Schluß des Blattes.)

Mitglied des Herrenhauses Graf von der B Cure Te ampe, eTLOU RNetheT auf Trampe (Kreis Oberbarnim), ist am 28. April gestorben.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Verband der Baugeshäfte von BerTCärr undden Vororten hielt gestern mittag hier eine Generalverf amnlung ab, die sehr zahlreih besucht war. Als wesentlihster Punkt stand der Bericht über die CLarifverhandlungen mit den Organisa- tionen der Arbeitnehmer auf der Tagesordnung. Œs8 wurde, der „Voss. Ztg.“ zufolge, folgender Beschlußant r ag ange- nommen: „Der Vorftand wird beauftragt, die nezuzen Tarif- verträge mit Maurern, Zimmerern und BauhilfsarBeitern auf Grund der Vereinbarungen auf dem Berliner Rathaus vozn 23. April 1908 abzuschließen, sobald die in Betraht kommenden O raganisationen {hr Einverständnis damit erklärt haben. Die in den neuer Verträgen vorgesehenen Lohnsäße treten in Kraft, sobald die Zentralleitungen die Verträge genehmigt haben. Die Aenderung der LohnH S He soll nur an einem Sonnabend beginnen. Der Vorstand hat diefen Termin sämtlihen Mitgliedern durch RNundshreiben bekannt zu geben.“

Die Friedensverhandlungen im deutshex Maler- gewerbe (vgl. Nr. 102 d. Bl.) sind, nah demselben Blaxtie, gestern abend dur Fällung eines Schicdssprucchs beendet worden. Nachdem im Laufe des gestrigen Nachmittags die in 57 deutsWen Drten zur Zeit bestehenden Lohnsftreitigkeiten eingehend besproGen worden waren, verkündete Dr. Wiedfeldt folgenden einstimmig mit den beiden anderen Unparteiishen, dem WMagistratsrat Won Sulz sowie Dr. Prenner, gefaßten Schiedsspruch: 1) Fn Lohn- gebieten, wo die Arbeitszeit länger als zehn Stunden ist, wird sie vom Beginn des Vertrags ab auf 10 Stunden Berabgeseßt. Eine weitere Herabseßung der Arbeitszeit tritt gegenwärtig nit ein. 2) In Lohngebieten, wo zwischen den Parteien Lohnerhöhturgen für die

rtragsdauer vereinbart wurden, sind diefe Erhöhungen auz Fred zu er- halten. 3) Jn Lohngebieten, wo von der zuständigen X rbeitgeber- organisation anläßlih der gegenwärtigen Bewegung im deuten Maler- ewerbe Lohnerhöhungen shriftlich oder mündlißh angeboten murden, find diese Lohnerböhungen ohne Einschränkungen dDu=rhzuführen. 4) In den übrigen Lohngebieten ist, soweit im Fahre 1907 Leine Lohn- erhôhung vorgenommen ist, der Stundenlchn vom Begirzrz der Ver- tragsdauer um 1 und vom 1. Januar 1909 um einer: weiteren Pfennig zu erhöhen. 5) Für jeden Bezirk (Sau), nöôtigentfalls für jedes Lohngebiet, wird ein Schiedsgeriht unt-r einem Unparte fen dur die zuständigen Organisationen sofort eingeseßt, das alle _ außer der Frage der Arbebszeit und des Lohnes bestehenden Stre ttfragen bis zum 16. Mat dieses Jahres endgültig zu entscheiden hat. Wte Zentral- vorstände der den Vertrag \blichenden Parteien haberz bis zum Donnerstag, den 7. Mai, Vormittags 11 Ubr, im Kollegizzzn der un- partetishen Vorsißenden im Einigungsamt, Berlin, Zimme= ftraße, die Annahme oder Ablehnung dieses Schiede\spruches zu erklärez.

Aus Essen wird der „Voss. Ztg." geuteTDex: Der Arbeit- eberbund für das Baugewerbe in Rheinl r d-West- Liten, dessen Vertreter sih in Berlin der Abstimmung enthielten, haben jeßt der dort getroffenen Einigung zugestimmt. f

In Darmstadt haben, wie die „Köln. Ztg erfährt, die Schuhmacher die Kündigung eingereicht, weil die eifter cine von den Gesellen aufgestellte Lohntafel ablebnten. :

Die Amsterdamer Diamantarbeiter beabsihtigerx, wi: der „Frkf. Ztg.“ telegraphiert wird, den am 2. Mai ablaufenDezt General- streik noch weiter, vorläufig um eine Woche, zu ver? ärrgern. Die Antwerpener Diamantarbeiter werden den AmfterDamer Be- {luß abwarten, um eine Verlängerung des GeneralftretES um vier

Wogen zu beschließen.

Kunft und Wiffenschaft.

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 9. April unter dem Vorsiß ihres Sekreiars Herrn A uw ers tine Gesfamtsizung, in der Herr F. E. Schulze über Die Lungen des afrikanishen Straußes las. Durch stereo\koDifcke Dars- stellung feiner Schnitte von JnjektionEpräparaten wird Der sihere Nachweis erbraht, daß die lezten E+digung-en des [uFEführenden Kanalsystems der Straußenlunge niht wie bei den Säugetüteren aus blindendigenden, verzweigten, mit Alveolen beseyten Gängen, fondern aus einem allseitig anastomofiereaden System Won Luft- fapillaren besteht, dessen Lücken von einem entspreher Der: System der Blutkapillaren ausgefüllt sind Herr Emile Bo utroux, korrespondierendes Mitglied, überendet sein Werk: Science et Reli- go dans la philosophie contemporaine. Paris 1908; und Yerr

. Naville in Genf ein bei der dortigen Universität als Höfe ein- gereihtes Werk des inzwischen verstorbenen Pastors im Kaærz ton Neu- châtel Paul Dumont: Nicolas de Béguelin (171 4—1789), Fragment de l’histoire des idées philosophiques en A TIemagne dans la seconde moitié du XVIIle siècle. Neuütel 1 907.

Die Akademie hat durh ihre pHilosovhisch - HÈEtorishe Klasse zu wissenshaftlihen Unternehmungen Bewilligt: Herrn Sch midt zur Herausgabe einer von dem verstorbenerr Biblio, thekar Dr. Adalbert Schroeter im Manuskript Hbinterlasenen Geschihte der lateinischen Lyrik der Renaifsance 750 Æ; Dem Vber- [ehrer Dr. Ernst Gerland in Homburg v. d. H. als erste Rate zur Bearbeitung und Herauégabe eines Corpus notitiarum ePisC0-

atuum ecclesiíae orientalis Graecae 1000 A; bem Professor

r. Oskar Mann in Berlin zur Fortseßung seiner Fo rT\chungen über Kurdistan und seine Bewehner 1800 4; dem Profeffor Dr. Siegfried Sudhaus in Kiel zu einem Aufenthalt În Neapel behufs Vergleichung der dortigen, das Werk reo? @úoewc des Œpikuros enthaltenden Papyri 900 4.

In der am 23. April unter dem Vorsitz ihres Sekretærs8 Herrn Diels abgehaltenen Sißung der philosophisch-hift orishen Klasse las Herr Burdah über Schrift und SpraHB ewußt- sein im Althochdeutshen. Die [Priftache Ueberlieferung des Althochdeutshen ruht auf der karolingishen Shrifttefornx umd teilt mit dieser die grammatishen Tendenzen der christlih - [iterarishen Renaifsance Karls des Großen. Sie sucht zit den Mitteln der lateinishen Orthographie auszu ommer, gibt daher nur einen Los ¡wishen den gesprohenerz Lauten und einer spierbaren Normalform. Darüber hinausgeHende Ver- suche, Quantität und Satphonetik (Enklife, Wortkürzung, Anlaut- asfimilation) zu bezeichnen, dringen nicht dauernd durch. Die althoh- deutshe Sprahwifsenshaft muß in engerer Fühlung mit ŒSr ebnissen und Methote der mittelalterlihen lateinischen Paläogra7Þ Hie und Diplomatik und in gesteigerter Beachtung der urkundlichert Nieder- \hriften unserer Sprachtexte die Bestimmung des graphi\sen oder lautlihen Wertes der mannigfah \sich wandelnden Schreibun @en einer Revision unterziehen,

prien «Geisterseher“ und

In der an demselben Tage unter dem Vorsitß ihres Sekretars Herrn A uwers abgehaltenen Sitzung der phyli F IN e mathe: matischen Klasse machte Herr van't Hoff eine leßte Mitteilung aus seinen Untersuhungen über die Bildung der ozeanishen Salzablagerungen: LII, Der Verband für die wissenschaftliche Erforshung der deutschen Mager rae, Es wurde in ihr über den Stand der Untersuchungen Bericht erstattet, die unter Leitung des auf Initiative des n Rinne gegründeten Verbandes für Salilager- forschung in Angriff genommen sind. Anschluß daran wird die Untersuchung des Herrn Boeke über das Vorkommen von Brom und Jod in den natürlihen Salzbildungen vorgelegt.

In der Galerie Eduard Schulte is die Ausstellung H. v. Zügel “und Carl Steffeck bis zum 7. Mai verlängert worden. Von Steffeck wurde das interessante Rennbild (Endkampf „Wagehals*“) mit seinen zahlreichen ildnifsen aus der alten Berliner Gesellshaft neu aufgenommen.

Auf der diesjährigen großen AunsauMtung in Dresden befindet sich im Sächsishen Hause eine Sonderausstellung Kun st und Kultur unter den sähsischen“ Kurfürsten, die ein Ge- samtbild der künstlerischen und kulturellen Entwicklung des albertinischen Sachsens, soweit es dem Umfang des gegenwärtigen Königreichs ent- \priht, in der Zeit von 1547 bis 1806 gibt. Nah der SchlaŸt bei Mühlberg 1547 wurde Herzog Moriß, der Sohn Georgs des Bärtigen von Freibétg, von Karl V. mit der Kurwürde belehnt. Dem politishen Aufshwung, den Sachsen unter diesem ürsten nahm, folgte der wirtschaftliche unter August, der in Gemein- chaft mit seiner Gemahlin Anna von Dänemark den Boden für die weitere Entwicklung \{chuf. Unter seinen Nachfolgern Christian I. und Chriftian 11. errang \ich vor allem die Residenzstadt Dresden den Ruf einer der künstlerisch bemerkenswertesten deutschen Städte. Die schweren Zeiten, die dem Lande durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges unter dem Kurfürsten Iohann Georg 1. beschieden waren, sind au in den Er- sheinungen auf dem Gebiete der Künst und Kultur zu \püren. Troß- dem gelang es Johann Georg IIL., als Feldherr beim Entsay von Wien für sein Volk wenigstens kriegerishe Lorbeeren zu erringen. int August L, genannt August der Starke, war es, der im

etteifer mit Ludwig XIV. seinem Lande und in erster Linte seiner Residenz ein eigenes künstlerisches Gepräge zu verleiben \trebte. Wenn dur ihn das Barock zu glanzvollen architektonischen Leistungen gelangte, und im Meißner Porzellan vtelleiht seinen edelsten und vollkommensten Ausdruck fand, so ließ sein gleihgesinnter Nachfolger Friedrich Auguft Il. dem Stile des Rokoko veritändnisvolle Pflege angedeihen. Die Zeit des inneren Gedeihens und der ruhigen wirtschaftlichen Ent- wicklung unter der Regierung des“ Kurfürsten Friedri August II. endlih fand in den ruhigen s{lichteren Formen des Zopfstils ihren finngemäßen Ausdruck. Die politishe Entwicklung, die mit der künst- lerishen und kulturellen Hand in Hand geht, und die im wesentlichen durch das Wirken jener Herrscher bedingt ist, liegt der Anordnung der Ausftellung zu Grunde. Die sechs Raumbilder, die in den Rahmen der Ausstellung eingefügt wurden, entsprechen den angeführten wichtigften Kulturperioden. Sie sind bestimmt, eine Darstellung von dem Milieu zu geben, in dem die kunstfreundlihen Fürsten des Wettinschen Hauses lebten und wirkten. So ist der Naum der Kur- fürsten Moriß und -August im Stile der Hochrenaifsance gehalten, der Raum der Kurfürsten Christian T. und Chriftian 11. mit Beziehung auf die Vorliebe dieser Fürsten für Prunkwaffen als Waffensaal der Spätrenaifsance, während der Jagdsaal in seiner Schlichtheit die durch die Drangsale des ODreißigjährigen Krieges bedingte Abkehr von dem Glanz und Reihtum der vorhergehenden Epochen vor Augen führt. Dagegen entwickelt sch im Saale Augusts des Starken all der Prunk, all ‘die S#muckfreude, - die diesem kunstliebenden Fúrsten Lebensbedürfnis war Die Räume Friedri Augusts 11. und Freies Augusts Ill. endlih follen den Leihten graziösen Formenfluß des NRokoko und die kühle und strenge Lintenfü ung des Zopfstils in charakteristishen Beispielen vor Augea führen. Insbesondere ist der Raum Friedrih Augusts 111. eine genaue Kopie des Wohnzimmers dieses Fürsten im Lustshlosse Pillnitz An die Haupträume \{chließen fich im einfachen, zeitlosen Museums- stile gehaltene Nebenräume an, in denen die Erzeugnisse der ver- schiedenen Kulturperioden, Bilder, Skulpturen und Gegenstände des Kunsthandwerks nach künstlerishen und historischen Gesihts- punkten geordnet sind. Das Zustandekommen der Ausstellung ift in erster Linie der Förderung zu danken, die Seine Majestät der König dem Unternehmen dur Ueberlassung der in den Königlichen S{(löfsern befindlihen Kunstshäße zuteil werden ließ, einem Beispiel, dem o Ihre Königlichen Hoheiten Prinz Iohann Georg und Prinzessin Mathilde anschlossen. Auch die Königlichen Museen, die Städte Dresden, Leipzig, Zwickau, Bauten, Zittau und andere, die Mitglieder der sächsischen Aristökratie fowie viele Szmmler und Kunstfreunde haben ihren Besiß der Ausstellung zur Verfügung geitellt.

Literatur.

Auf seiner Befißung Haseldorf bei Uetersen in Holstein ift, wie die Blätter melden, der Dichter Emil Prinz von Schönaic- Carolath geftern nahmittag nach längerem Leiden aus dem Leben geshieden. Er wurde als Sproß des alten {chlesischen Adelsgeschlechts am 8. April 1852 in Breslau geboren und besuhte das Real- gymnafium in Breslau und Wiesbaden, wohin die Eltern nach einigen Jahren zogen, Er unternahm \chon als Knabe mit seinen Eltern größere Reisen und widmete sich, nachdem er fie frühzeitig verloren hatte, der militärishen Laufbahn, \hied aber bald aus dem aftiven Dienst wieder aus, um sih ganz dem Landleben und seiner Muse zu widmen. Seine Dichtungen und Novellen sind die Siege Es einer feinsinnigen Poetennatur, sie vereinigen inniges Naturempfinden mit tiefer Neligiosität und wirklihkeitsgetreuer Darstellung. Als seine Haupt- werke seien genannt: „Lieder an eine Verlorene“ U vetungen_ 1883), „Bürgerliher Tod“ (1894), die Novellen , Heiland der

tere“ (1896, 2. Aufl. 1903), „Lichtlein sind wir“ (Leipzig 1903). In seinen Dichtungen verriet er ein entshiedenes Ringen mit den Problemen der Zeit.

Die Götter des klassishen Altertums. Von H. W. Stoll. 8. Auflage. Neu bearbeitet von Or. Pu Lamer in Leipzig, In Leinwand geb. 4,50 4. Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. Eine ansprehende, dem Verständnis und den Interessen der heranwahsenden Jugend angemessene Darstellung der Sagen und der Gôtterwelt des fklassishen Altertums wird ftets den Ausgangspunkt bilden, von dem die Bekanntschaft mit den geistigen Schäßen der Antike am besten vermittelt wird. roß mancher entgegenarbeitenden Strömungen in der Gegenwart kann man wohl E TaA d nah einem Buche, das den Zwecken einer folchen ftändnievoll dient, selbs über den Kreis der Gymnasien besuht, auch heute noch vorhanden if. Der Name des ursprünglihen Verfassers der vorliegenden Schrift hat als der eines Mannes, der sich um die Verbreitung und die Popularisierung der Kenntnis des A ven Altertums Verdienste erworben hat, einen guten Klang. r Neuherausgeber hat es verstanden, das ihm gegebene gute Material gelegentlich weiter auszugestalten, an seiner Form zu feilen und dieses oder jenes richtig zu stellen, Besondere Erwähnung verdient der Bilderschmuck, dem Vans MURHENE und Bilder aus der klassishen Antike zu Grunde gelegt sind.

Die 7. Lieferung des 19. Jahrgangs der „Kunft unserer ee (Verlag von Franz Hanfstaengl in München; jährlich zwölf ieferungen, im Abonnement je 3 4; Einzellieferung 4 4), ift dem Maler Paul Thiem gewidmet, dessen künstlerische Persönlichkeit

das Bedürfnis inführung ver- Jugend, die unsere

von A. Spies in einem längeren Aufsaß gewürdigt wird. An Jllustrationen enthält das Heft 6 Vollbilder und eine große Anzabl von Textbildern nach den Werken des Künsklets. Unter jenen seien die trefflihen Wiedergaben der Gemälde „Hauptstraße in Dinkelsbühl“,

turm“, „Blick auf Donauwörth“ und „Der dritte Mensch*®

dervorgeboben Teßte Heft (17) des 22. Jah

Das leßte 2. Jahrgangs der im Verlag von R. Bong in Berlin erscheinenden Zeitschrift , Moderne Kunft * ift Holland und seiner Malerei gewidmet. (s des Vierzehntages- befts 60 S.) Ein Aufsaß von Ecnst Alt irh gibt einen Ueberblick über die moderne holländishe Malerei. Ueber das Land selbst, das staunenswerte Neg, seiner Kanäle, über seine Bewohner und ihre eigen- artigen Lebensgewohnheiten wissen holländische Schriftsteller wie Bode von Hensbroek aus vertrautester Kenntnis zu berihten. Auch die- reie Ausftattung mit Buntbildern und die vielseitige Abwechslung,

“die in den mannigfaltigen Reproduktionen zu Tage tritt, seien aus=

drücklih hervorgehoben.

Technik,

Die Tätigkeit des Königlichen Materialprüsúägsamts in Groß -Lichterfelde 1906/07.

Das in Sti terfelde befindliche , Königliche De CAN angs amt der Technishen Hochschule Berlin“, das aus der Verein gung der Königlihen Mechanisch-tehnischen Versuchsanstalt in Charlottenburg und der Königlichen Chemisch-tehnishen Versuhzanstalt in Berlin hervorgegargen und dem am 1. April 1905 noch die Zentralstelle für AONARO e Prüfungen angegliedert worden ift, hat einen Bericht über seine Tätigkeit im Betriebsjahre 1906/07 veröffentlicht, aus dem si ergibt, daß das Amt auch im Berichtsjahre nich? nur von Privaten und Behörden Deutschlands, sondern auch vom Auslande viel îmn Tru genommen wurde. Es bestehen außer dem allgemeinen tech- nishen und Verwaltungsbetriebe zwei versuhstehnische Betriebszweige,. ein mehanisher und ein hemischer, die ih in je drei Abteilungen gliedern. Der mechœnifche Betriebszweig umfaßt: Abteilung 1 für Metallprüfung, in der vornehmlich Materialien und Kon- struktionsteile für den Maschinenbau geprüft und Festigkeits- untersuchungen aller Art, physikalishe Prüfungen, Untersuhungen voa Prüfungsmaschinen , Apparaten usw. ausgeführt werden, Abteilung 2 für Baumaterialprüfung, in der Materialien und Konstruktionsteile für das Baufah, Steine, Bindemittel, Mörtel, Beton usw. auf Beschaffenheit und Festigkeit geprüft, Belastungs- proben, Brandproben, Abnuzungsversuche, Gefrierversuhe usw. vor- genommen, Einrihtungen und Geräte zur Baumaterialprüfung untersucht und verglichen werden, und Abteilung 3 für papiers und textiltechnishe Prüfungen, in der Papier- und Textil- faserstoffe (Rohstoffe, Halbstoffe und Erzeugnisse) auf ihre Art und Eigenschaften untersucht werden und namentlich die Prüfung des Papiers für amtlihe Zwecke durhgeführt wird. Der chemische Betriebszweig umfaßt: Abteilung 4 für Metallo- graphie, in dex besonders metallographische, mikroskopische, chemische und physikalishe UntersuGungen des Eisens und anderer Metalle aus- geführt werden, O 9 für allgemeine Chemie, in der die dchemish-analytishe Untersuchung der Materialien für die Technik be- sorgt wird, insbesondere Heizwertbestimmungen, Wafseranalysen, Erz- und Metalluntersuhungen, Anstrihfarben- und Tintenprüfungen usw. vorgenommen, Zollftreitfragen u. a. m: behandelt werden, und Abteilung 6 für Oelprüfung, in der die chemishen und physikalishen Untersuhungen von Oelen, Fetten, Seifen usw. ausge- führt, Zollstreitfragen u. a. m. behandelt werden. °

Im ganzen waren während des Jahres 1906/07 221 Personen inr Amte tätig. An maschinellen Hilfsmitteln sind im Betriebe: 2 Dampf- kefsel (je 70 qm Helzflähz) mit Speisepumpen, Injektor usw.; 2 Dampf- maschinen (je 90 PS) mit Kondensation und Rückühlanlage; 2 Gleich- strom-Nebenshlußdynamomashinen (je 60K W); 3 Zusat- und Umformer- dynamos; 35 Gleihstrom-Nebenshlußmotoren; 47 Arbeits- und Werk- ¡eugmaschinen; 4 Laufkranen (3 elektris, 1 von Hand betrieben) ; 4 Fahrstühle (elektrisch betrieben); 3 Hochdruck-Hydraulikpumpwerke mit je einem Hydraulikakkumulator (2 Dampfakkumulatoren, 1 Ge- wichtéakkumulator); 86 Prüfungsmaschinen für Materialprüfung (teils rats, teils mehanisch betrieben); 2 Eismaschinen (\{chweflige

ure).

In der Abteilung 1 für Metallprüfung wurden während des Berichtsjahres 1906/07 insgesamt 404 (im Vorjahre 425) Anträge erledigt, von denen 60 auf Behörden und 344 auf Private entfallen; diese Anträge umfaßten etwa 6000 Versuhe. Von den erledigten 404 Anträgen waren 322 (darunter 56 behördlihe) aus Preußen hiervon 133 (19 behördlihe) allein aus Berlin —, 72 (darunter 3 behördliche) aus anderen deutshen Staaten und 10 (darunter 1 be- D aus dem Auslande an das Materialprüfungsamt gerichtet worden.

Die Abteilung 2 für Baumaterialprüfung erledigte ins- gesamt 929 Anträge 183 von Behörden und 746 von Privaten mit 38 590 Versuchen (gegen 884 Anträge mit 33 473 Versuchen im Vorjahre). Von diesen 929 erledigten Anträgen entfallen 726 (darunter 152 behördlihe) auf Preußen und hiervon 167 (9 behördliche) allein auf Berlin, 162 (28 behördlihe) auf andere d:utshe Staaten und 41 (3 behördlihe) auf das Autland. Von den 38 590 Versuchen betrafen 21 178 Bindemittel und 17 412 Steine aller Art und Ver- \hiedenes. Zugenommen hat namentlih die Zahl der Bruchstein-, Kunststein- und Zementuntersuhungen sowie die der Nohstoffunter- suhungen für die Ton-, Zement- und Kalkindustrie und die Zahl der Belaftungsproben mit Decken.

In der Abteilung 3 für papier- und tertiltechnische Prüfungen wurden 1198 (im Vorjahre 1224) Anträge erledigt, 679 im Auftrage von Behörden und 519 im Auftrage von Privaten. Von den 1198 Anträgen gingen 974 (darunter 596 behöôrdlihe) aus Preußen und hiervon 193 (84 behördlihe) allein aus Berlin, 199 (83 behördlihe) aus anderen deutshen Staaten und 25 aus dem Auslande ein. Geprüft wurden 1484 Papiere, 26 Quittungskartenkartons, 24 Pappen, 10 Zellstoffproben, 4 Halbstoffe, 2 Holzstoffe, 1 Probe Papier- stoff, 1 Probe Vulkanfaserstoff, 7 Kartons. 4 Dachpappen, 6 Asphalt- filzplatten, 1 Probe Ruberoid, 2 Kohlepapiere, 1 Probe Asbest, 2 Asbeftpackungen, 217 Zeugstoffe, 188 Garne, 2 Schnüre, 3 Filze, 7 Proben Watte, 2 Kunstseiden, 3 Hanfliderungen, 1 Walzenbezug,. 1 Tau, 1 Wollprobe, 2 Treibriemen, 2 Proben Katgut, 21 Farb- bänder, 1 Stempelfarbe, 2 Farbstoffe, 1 Farbrolle, 1 Harzseife und 1 Festigkeitsprüfer. Gutachten wurden 25 abgegeben.

Die Jnanspruhrahme der Abteilung 4 für Metallographie durch Behörden und Private ist ebenfalls in stetiger Steigerung be-

riffen; es wurden im Berichttjahre 102 Anträge (gegen 77 und 68 n den beiden Vorjahren) erledigt, und zwar 15 von Behörden und 87 von Privatea gestellte. 81 Anträge (darunter 13 behördliche) waren aus Preußen und hiervon 25 (6 behördliche) allein aus Berlin und Vororten, 16 (eins{ließlch 1 behördlichen aus Bayern) aus anderen deutshen Staaten und 5 (1 bebhördlicher) aus dem Ausland eingegangen. Das rege nteresse von Behörden und Privatkceisen für metallographishe Arbeiten und Unter- suchungen bekundete sich auch im Berichtsjahre durd zablreihe An- fragen um Nat bei der Einrichtung N Le Laboratorien. In vielen Fällen wurde \{chriftlihe Auskunft über im Material- prüfungsamt ausgebildete Arbeitsverfahren und Apparate dara außerdem wurden zahlreihe mündlihe Auskünfte bei Besichtigungen: der Abteilung erteilt. Chemikern und Laboratoriumchefs von Hütten- werken, staatlichen und privaten Lehranstalten wurde Gelegenheit gegeben, die Einrichtungen und Arbeitsverfahren der Abteilvng zu \tudieren. um nach dem Vorbild des Amts ähnlihe Einrichtungen zu treffen. Durch Vorträge der Beamten der Abteilung und durh leihweise Ueberlassung von Diapositiven zu wifsenschaftlichen Vorträgen Fremder E au v rata Kreise Verftändnis und Interefse für die etallographie getragen.

E dee Beihue 5 für allgemeine Chemie wurden 377 Anträge mit 876 Untersuhungen erledigt (gegen 355 mit 693 Untersfuhungen im Vorjahre). 87 Anträge mit 384 Unter- fuhungen entfallen auf Behörden, 290 Anträge mit 492 Untersuhungerz