1908 / 112 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 May 1908 18:00:01 GMT) scan diff

& 19,

Der Arbeitgeber ift verpflichtet, zur Kontrolle über den Wechsel und Bestand sowie über den Gesundheitszustand der Arbeiter ein Buch zu führen oder durch einen Betriebsbeamten führen zu lassen. Er ist für die Vollständigkeit und Richtigkeit der Einträge, soweit sie niht vom Arzte bewirkt werden, verantwortlich. j

Dieses Kontrollbuh muß enthalten:

1) Vor- und Zunamen, Alter, Wohnort, Laa des Ein- und Aus- tritts jedes Arbeiters sowie die Art seiner Beschäftigung,

3 den Namen dessen, welcher das Buch führt, 3) den Namen des mit der Ueberwahung des Gesundheits- zustandes der Arbeiter beauftragten Arztes,

5% den Tag und die Art der Erkrankung eines Arbeiters,

5) den Tag seiner Genesung, 9

6) die Tage und die Ergebnisse der im § 18 vorgeschriebenen alls gemeinen ärztlihen Untersuhungen. /

8 20.

Der Arbeitgeber hat für die bei der Herstellung von Akkumus- latoren beschäftigten Arbeiter verbindliche Bestimmungen über folgende Gegenstände zu erlassen: i .

1) Die Arbeiter dürfen Nahrungsmittel nicht in die Arbeitsräume mitnehmen. Das Mitbringen und der Genuß von Branntwein im Betrieb ist untersagt. Das Einnehmen von Makhlzeiten if nur außer- halb der Arbeitsräume gestattet.

2) Die Arbeiter haben die ihnen überwiesenen Arbeitskleider be- flimmunargenns zu benuzen.

3) Die Arbeiter dürfen ers dann den Speiseraum betreten, Mahlzeiten einnehmen oder die Anlage verlassen, wenn sie zuvor die Arbeitskleider abgelegt, Hände und Gesicht sorgfältig gewashen sowie den Mund aus8gespült haben.

4) Den Arbeitern ist das Rauchen, Schnupfen und Kauen von Tabak während der Arbeitszeit untersagt.

In den zu erlassenden Bestimmungen ist vorzusehen, daß Arbeiter, die troß wiederholter Warnung den vorstehend bezeichneten Bestim- mungen zuwiderhandeln, vor Ablauf der vertragsmäßigen Zeit und ohne Aufkündigung entlafsen werden können.

Ist für einen Betrieb eine Arbeitsordnung erlassen 134a der Gewerbeordnung), \o sind die vorstehend bezeihneten Bestimmungen in die Arbeitsordnung aufzunehmen.

8 21.

In jedem Arbeitsraum sowie in dem Ankleide- und dem Speise- raum muß eine Abschrift oder ein Abdruck der §8 1 bis 20 dieser Vorschriften sowie der gemäß § 20 vom Arbeitgeber erlassenen Be- stimmungen an einer in die Augen fallenden Stelle aushängen.

8 22.

Im Falle der Zuwiderhandlung gegen die §8 1 bis 21 dieser Vorschriften kann die Polizeibehörde die Einstellung des Betriebs, soweit er durch die Vorschriften betroffen wird, bis zur Herstellung des vorschriftsmäßigen Zustandes anordnen 147 Abs. 4 der Ge- werbeordnung). & 98

Die vorstehenden Bestimmungen treten mit dem 1. Juli 1908 in Kraft und an die Stelle der dur die Bekanntmachung des Reihs- kanzlers vom 11. Mai 1898 (Reichsgeseßbl. S. 176) verkündeten Bes ftimmungen.

Berlin, den 6. Mai 1908.

Der Stellvertreter des Reichskanzlers. von Bethmann Hollweg.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 22 des Reichsgeseßblatts enthält unter _

Nr. 3457 die Bekanntmachung, betreffend die Bildung von Weinbaubezirken, vom 2. Mai 1908, unter !

Nr. 3458 die Bekanntmachung, betreffend die Vereinbarung

leihterer Vorschriften für den wechselseitigen Verkehr zwischen |

den Eisenbahnen Deutschlands und Luxemburgs, vom 2. Mai 1908, und unter

Nr. 3459 die Bekanntmachung, betreffend die Einrichtung und den Betrieb von Anlagen zur Herstellung elektrischer A aioten aus Blei oder Bleiverbindungen, vom 6. Mai 1908.

Berlin W., den 11. Mai 1908.

Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : dem bisherigen Theatersekrêtär und Kassierer der Billett- fasse bei dem Königlichen Theater zu Cassel August Wichard aus Anlaß seines Ausscheidens aus dem Dienst den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : dem Kaufmann, Kommerzienrat Philipp Freudenberg, Mitinhaber der Firma Herrmann Gerson, dem Weinhändler und Restaurateur Louis Adlon, Jnhaber der Firma Carl ME zu Berlin, dem Kaufmann Willy Schlesinger, itinhaber der Firma H. Meyen u. Co., zu Berlin und der Witwe Marie Louise H auer, geb. Vent, und dem Architekten Georg Cornelius Hauer, Jnhabern der Firma Carl E zu Berlin das Prädikat als Königliche Hoflieferanten owie * e der Witwe Beate Sprung, geb. Tabbert, Jnhaberin der Firma Paul Eckert Nachfolger, zu Potsdam das Prädikat einer Königlichen Hoflieferantin zu verleihen.

T

Jhre Majestät die Königin haben Allergnädigst geruht : dem Kaufmann, Kommerzienrat Philipp Freuden- berg, Mitinhaber der Firma Herrmann Gerson, zu Berlin das Prädikat eines Hoflieferanten Allerhöchstderselben sowie der Witwe Cäcilie Loewy, geb. Dura, Mitinhaberin der Firma Max Samter Nachfolger, zu Berlin das Prädikat einer Hoflieferantin Allerhöchstderselben zu verleihen.

Finanzministerium.

Mit der K. K. österreichish-ungarishen Regierung ist folgendes vereinbart worden:

Den Bestimmungen des Schlußprotokolls zu dem preußisch- österreihishen Staatsvertrage wegen Vermeidung von Doppel- besteuerungen vom 21. Juni 1899 (Ausführungsanweisung um Cinkommensteuergesez, Erster Teil Seite 125) gilt als Punkt V nachstehende Bestimmung hinzugefügt:

„Der Staatsvertrag fd ug h sih nicht auf den Betrieb der Hausier- und Wandergewerbe.“

Euer Hohwohlgeboren wollen hiervon den Vorsißenden der Bente g issionen Jhres Bezirks zur Nachachtung Kenntnis geben. Berlin, den 7. Mai 190888 : Der Finanzminister. Freiherr von Rheinbaben. An die sämtlihen Herren Vorsißenden der Einkommen- steuerberufungsfommissionen.

Abschrift zur gefälligen Kenntnisnahme. Berlin, den 7. Mai 1908. : Freiherr von Rheinbaben. An die sämtlichen Königlichen Regierungen und an die

Königliche Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

u Eden Baugewerkshuloberlehrern* sind ernannt die Hifalehrer rndt in Frankfuri a. O, Meyer und Wolf in ehude, Pershbaher und Bandmann in Rendsburg, Schütte in Höxter, Henze in Münster und Schulze in Cöln.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Die QUE Ester stelle Nikolaiken im Regierungs- bezirk Allenstein is zum 1. Juli 1908 zu besegen. Bewerbungen müssen bis zum 20. Mai d. J. eingehen. G Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Arzt Dr. Oskar Zeller in Berlin ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw. Ernennungen, Beförde- rungen, Versetzungen usw. Adria, an Bord S. M. Jacht „Hobenzollern*, 5. Mai. Schmeling, Major und Bats. Kommandeur im Meter Inf. Regt. Nr. 98, mit der geseßlihen Pension zur Disp. gestelt und ¡um Fed Stabsoffizier bei dem Kommando des Landw. Bezirks Düsseldorf, Sandkuh l, Major aggreg. dem Meter If O v. Coler,

Nr. - 98, zum Bats. Kommandeur im RNegt., Hauptm. und Battr. Chef im 1. Gardefeldart. Negt, zum Kommandeur der Leibbattr. dieses Negts, ernannt. “Frhr. v. Freydag, Lt. im Oldenburg. Drag. Regt. Nr. 19, mit dem 15. Mai 1908 von dem Kom- mando als Ordonnanzoffizier bei des Großherzogs von Oldenburg Königl. Hoheit enthoben. v. Mah, Oberlt. im Oldenburg. Drag. Regt. Nr. 19, vom 15. Mai 1908 ab als Ordonnanzoffizier bei des Groß egoas bon deuburg Königl. Hoheit kommandiert. [oß S

. Erzherzog Leopold Salvator von erreich Kaiser und Königliche Hoheit, zum Chef des Inf. Regts. Prinz Louis Ferdinand von Preußen (2. Magde- burg.) Nr. 27 ernannt.

Donaueschingen, 8. Mai. v. Wegerer, Gen. Major und Kommandeur der 4. Inf. El in Genehmigung feines Abschieds- gesuches, unter Verleihung des Charakters als Gen. Lt., mit der ge- seßlihen Pension zur Disp. gestellt. v. Alt-Stutterheim, Gen. Major und Kommandeur der Inf. Schießshule, zum Komman- deur der 4. Inf. Brig. ernannt. Kreyenberg, Major im Kriegs- ministerium, mit Wahrnehmung der Geschäfte als Kommandeur der Inf. Schießshule beauftragt. v. Fransecky, Hauptm. und Komp. Chef im Gardefüs. Regt. und kommandiert zur Dienstleistung beim Kriegsministerium, in das Kriegsministerium verseßt. v. Brandens- stein, Hauptm. im Gardefüs. Regt, zum Komp. Chef ernannt. v. Below, Oberstlt. und Kommandeur der Unteroff. Schule in Treptow a. R., zum Stabe des 2. Garderegts. ¡. F. verseßt. Frhr. y. Dobeneck, Major und Bats. Kommandeur im Braunschweig. Inf. Regt. Nr. 92, zum Kommandeur der Unteroff. Schule in Treptow a. R. ernannt. v. Alt-Stutterheim, Major beim Stabe des Großherzogl. Mecklenburg. Grenadierregiments Nr. 89, als Bats. Kommandeur in das Braunschweig. Infanterieregiment Nr. 92 verseßt. v. Heynit, Major aggreg. dem Großherzogl. Mecklenburg. Gren. Regt. Nr. 89, zum Stabe des Regts. über- aetreten, Scherbening, Oberstlt. und Abteil. Kommandeur im Ostfries. Feldart. Regt. Nr. 62, unter Verseßung in den Generalstab der Armee, zum Chef des Generalstabes des V. Armeekorp3 ernannt. Frhr. v. dem Bottlenberg gen. v. Schiry, Major und Bats. Kommandeur im 1. Lothring. Inf. Regt. Nr. 130, mit der geseßlichen Nentton zur Disp. gestellt. Stu d, Major beim Stabe des 5. Lothring. Inf.

egts. Nr. 144, als Bats. Kommandeur in das 1. Lothring. Inf. Regt. Nr. 130 verseßt. Jaeger, Major aggreg. dem 5. Lothring. Inf, Regt. Nr. 144, zum Stabe dieses Negts. übergetreten. y. Karger, Major und Bats. Kommandeur im 2. Masur. Inf. Regt. Nr. 147, mit der geseßlichen Pension zur Disp. gestellt und zum Kommandeur des Landw. Bezirks Halberstadt ernannt. Wyneken, Major aggreg. dem Füs. Negt. Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Pojen. Nr. 40, als Bats. Kommand. in das 2, Masur. Inf. Negt.

r. 147 verseßt. Frhr. Knigge, Major u. Eskadr. Chef im Königs- Ulan. Regt. (1. Hannov.) Nr. 13, von dieser Stellung enthoben und zum Stabe des Negts. übergetreten. v. Naßmer, Nittm. und Adjutant der 5. Kav. Brig., als Eskadr. Chef in das Königulan. Regt. (1. Hannov.) Nr.- 13 verseßt. Gr. y. Wartensleben, Oberlt. im Hus. Regt. von Zieten (Brandenburg.) Nr. 3, zum Adjutanten der 5. Kav. Brig. ernannt. Prinz Hermann von Sachsen-Weimar, Herzog zu Sachsen, Hoheit, Lt. im Ulan. Regt. Graf Haeseler (2. Brandenburg.) Nr. 11, der Abschied bewilligt.

Beamte der Militärverwaltung.

Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 1. Mai. Richter, Intend. Sekretär von der Intend. des Gardekorps, zum Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator im RKriegs- ministerium ernannt. Gieß, Intend. Sekretär von der Intend. des X1V. Armeekorps, zu der des XV. Armeekorps, Sixt v. Armin, kontrolleführender Kaserneninsp. in Schweidniß, als Garn. Verwalt. Direktor auf Probe nah Wesel, versetzt.

Königlich Sächfische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw. 2. Mai. Neumann, Fähnr. im 4. Inf. Regt. Nr. 103, v. Hinüber, Fähnr. im Gardereiter- regt., zu Lts. mit einem Patent vom 2. November 1906 befördert, Gringmuth, charakterif. Fähnr. im 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz- Regent Luitpold von ans Wili#\ch, charakteris. Fähnr. im 4. Inf. Negt. Nr. 103, Bilharz, Unteroff. im 6. Inf. Negt. Nr. Ls König Wilhelm 11. von Württemberg, zu Fähnrichen ernannt.

7, Mai. Erzherzog Karl Franz Joseph von Oester- reich, Kaiserliße und Königliche Hoheit, à la suite des 1. Ulan.

brúünn, 7.

Regts. Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterrei, König von Ungarn gestellt.

Beamte der Militärverwaltung. Durch. Verfügung des Kriegsministeriums. 2. Mat, m

Uhlih, Oberveterinär 3. Feldart. Regt. Nr. 32, auf seinen Antrag unterm 1. September d. I. mit Pension in den Ruhestand

verseßt.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. Mai.

Jn der am 11. Mai 1908 unter dem Vorsiß des Staats- ministers, Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staats- sekretärs des Jnnern Dr. von Bethmann Hollweg ab- gehaltenen Plenarsißung des Bundesrats wurde über die vom Reichstag in den leßten Sißungen erledigten Geseß- entwürfe und internationalen Abkommen Beschluß gefaßt.

Der Vorlage, betreffend den Salzsteuerverwaltungskosten- etat für das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, und der Vorlage, betreffend den Zollverwaltungskostenetat für Lübeck, stimmte der Bundesrat zu. Ferner wurde über die Wahl von Mitgliedern des Kuratoriums der Reichsbank sowie über mehrere Eingaben Beschluß gefaßt.

Der Wirklihe Geheime Oberregierungsrat, Präsident Dr. Kelch ist nach dem Schlusse der Tagung der Reichs- \{chulkommission aus Braunshweig nah Berlin zurückgekehrt.

Laut Mo des „W. T. B.“ geht S. M. S. „See- adler“ am 14. Mai von Daressalam nah Zanzibar in See.

Sachsen.

Jn einer gestern abend abgehaltenen Sißung der außer- ordentlihen Wahlrehtsdeputation wurde aut Verlangen des Staatsministers Grafen von Hohenthal zunächst über den Regierungsentwurf paragraphenweise abgestimmt. Die ersten Paragraphen, die von' den Wahlen durch Vertretungskörper- schaften handeln, wurden, „W. T. B.“ zufolge, einstimmig ab- gelehnt. Ebenso einstimmige Ablehnung erfuhr das Prinzip der Verhältniswahlen. Auch der Abg. Goldstein (Soz.) stimmte gegen diese Verhältniswahlen, weil er solche nur tin Verbindung mit dem allgemeinen, gleichen, direkten Wahlrecht wünscht. Der Staatsminister Graf von Hohenthal erklärte, daß die Negierung auch jeßt noch auf ihrem Entwurf beharren müsse. Die Wahlrechtsdeputation beschloß, die bekannten Kompromiß- vorschläge in die übrigen Paragraphen der Regierungsvorlage hineinzuarbeiten. i

Baden. dre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin

R)

sind M tern von Donaueschingen bzw. Ses: um 6 Uhr 20 Minuten in Karlsruhe éltiétroffen und auf dem Bahnhof von Jhren Königlichen Hoheiten dem S FTNRESBSR, und der Großherzogin sowie Seiner Großherzog En Ne dem Prinzen Max mit Gemahlin empfangen worden.

ach der Begrüßung schritt Seine Majestät der Lide ¿B D D ZUÍolae, Die Front Der: Vom. 2 E en Grenadierregiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110 gestellten Ehren- kfompagnie ab, worauf ein Vorbeimaärsh stattfand. Sodann fuhren die Hohen Herrschaften durch die festlich geschmüdckten Straßen unter lebhaften Kundgebungen einer vieltausend- köpfigen Menge in offenen Wagen nach dem Schlosse. Vor dem Rathause fand eine Begrüßung durch den Oberbürger- meister und die Stadtvertretung statt. Der Oberbürger- meister hielt eine Ansprache, auf die Seine Majestät der Kaiser erwiderte. Jm Schlosse, wo eine Kompagnie des Badischen Leibgrenadierregiments aufgestellt war, erfolgte die Begrüßung seitens der übrigen in Karlsruhe anwesenden Fürstlihkeiten und Hofstaaten. Abends fand Familientafel der Fürstlichkeiten und Marschalltafel der Umgebungen im Schlosse statt.

Oesterreich-Ungarn.

Jn der gestrigen Sißung des österreihishen Abges- orbnetenhauses wurden die restlichen Kapitel des Budgets erledigt, darunter auch das Kapitel über den „Bau von Wasserstraßen“. Das Haus nahm eine Resolution des Be- richterstatters an, in der die Regierung aufgefordert wird, nah Durchführung von Erhebungen durch Sachverständige über den Bau von Wasserstraßen über die ursprünglich in diesem Geseße bewilligten Kredite hinausggehende Nachtra gs- forderungen auf dem verfassungsmäßigen Wege einzu- bringen.

m Laufe der Debatte betonte der Handel3minister Fiedler, wie das „W. T, B.* berichtet: mangels vorliegender Detailprojekte habe man beim Beschluß des Wasserstraßengeseß-3 im Jahre 1901 kein richtiges Bild über den Gesamtumfang der Kosten der darin enthaltenen Arbeiten gehabt. Angesichts der außerordentlißen Mehrerfordernifse könne die Regierung an die Durchführung des Wasserstraßengeseßes um so weniger herantreten, als im Jahre 1912 nah Erschöpfung der be- willigten Mittel neuerdings au an die Landtage herangetreten werden müsse. Für die Regierung bilde dieses Se allerdings eine bindende Richtschnur, insolange keine Abänderung des)elben von der Legislative beschlossen werde. Es sei notwendig, die Durhführung in richtige Bahnen zu lenken, und zwar glaube der Minister, daß zunächst die Elbregulierung sowie die Kanalifierung vollendet und der Donau- Oder Weichselkanal gebaut, endlich die Moldauregulierung und Kanalisierung festgeseßt werden müsse. Erst nachher kämen die übrigen Arbeiten. Sobald die Erhebungen durch Sachverständige über den Donau-Weichselkanal beendet und das Votum des Wasserstraßen- beirats eingeholt sein werde, werde die Regierung mit einer Vorlage an das Haus treten. S i

Das Haus nahm scließlich das Finanzgeseß für 1908 an, womit das Budget erledigt ist.

Der Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses- [längerer Debatte den Titel „Kunst“ und nahm:

erledigte na : s einstimmig eine Resolution an, in der die Regierung aufge- fordert wird, die für die A OLENA, im nächstjährigen Budget vorgesehenen Mittel auf eine Million Kronen zu er-

höhen. Ó Nach dem Bericht des „W. T. B." hatte sih der Finanzminister

Dr. von Korytowski im Laufe der Debatte aus staatsfinanziellen-

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Gründen bedingunz8weise nur für eine Erböhung auf 800 000 Kronen gubgelyroFen und den Ausschuß gebeten, bei dieser Ziffer zu verbleiben. Der Unterrihtsminister Dr. Marchet erklärte: der Vorwurf, daß zu wenig für die Kunst geschehe, treffe nicht das Unterrichtsministerium, da es sich hier um eine finanzielle Frage handele. Es sei im übrigen zuzugeben, daß alles getan werden müsse, was der Förderung der Kunstpflege dienen könne. In Kunstfragen dürfe es keine Scheidungen geben und er freue sih, daß der Kommissionsberichterstatter prinzipiell nihts egen die Gründung einer deutschen Akademie in Prag einwende. ollte in dieser Hinsicht eine gedeihliche Entwicklung nicht erfolgen, so müßte eine Trennung der Akademie in eine deutshe und eine Uchehishe Sektion eintreten. Jm ungarishen Abgeordnetenhause wurde gestern zum ersten Male die neue vershärfte Hausord- nung angewendet, indem, obiger Quelle zufolge, von 150 Ab- eordneten für die Verhandlungen des Staatsvoranschlags die ringlichkeit beantragt wurde. Die Annahme ‘dieses Antrags, die in der heutigen Sißgung erfolgen wird, wird zur Folge haben, daß dem Präsidenten eine größere diskretionäre Gewalt eingeräumt wird, und die Redner verschiedenen Beschränkungen unterworfen werden. Die Möglichkeit einer Obstruktion wird dadurch bedeutend erschwert.

Großbritannien und JFrland.

Wie das „Reutershe Bureau“ erfährt, hat die englische s von der russishen Regierung deren Antwort auf die von Sir Edward Grey am 4. April abgesandte Note, die macedonishen Reformen betreffend, erhalten. Die Antwort enthält einen Reformplan, der auf der Vershmelzung gewisser, vorher von der ehalisdien und der russishen Regierung vor- geshlagenen Punkte beruht. Sie hat keinen endgültigen Charakter und die Erörterungen zwischen den beiden Regierungen werden fortgeseßt. :

Im Unterhause kündigte der Premierministev Asquith an, daß eine Herbstse\sion des Parlaments unvermeidlih sei. Das Haus nahm sodann, „W. T. B.“ zu- folge, in zweiter Lesung den Gesehentwurf, der die Be- gründung zweier neuer Universitäten in Jrland vorschlägt, mit 352 gegen 38 Stimmen an.

Rußland.

Die Reichsduma hat, „W. T. B.“ zufolge, in ihrer

gerigen Sißung mit kleinen Veränderungen das Budget

es O und der Gefängnisver- waltung jowie eine von der Budgetkommission beantragte Uebergangsformel angenommen, die Maßregeln fordert, um die Finanzlage in Ordnung zu bringen, und die Beseitigung der Anhäufung von Schulden der Gefängnisverwaltung für notwendig erachtet. Ferner wird die Einrihhtung von Arbeits- häusern und eine Veränderung des Systems der Gefängnis- haft zwecks Verringerung der Ausgaben für die Unterhaltung der Gefängniswachen gefordert.

Amerika.

Jm amerikanishen Repräsentantenhause wurde gestern eine Botschaft des Präsidenten Roosevelt ver- lesen, die Mittel verlangt, um den Vereinigten Staaten die Beteiligung an einer internationalen Kommission zur Unter- suhung und Begutachtung der Handelsverhältnisse im fernen Osten zu ermöglihen.

Jn Gegenwart einer glänzenden Festversammlung er- folgie gestern durh den Präsidenten Roosevelt die Grundsteinlegung zu dem eim des Bureaus der amerikanishen Republiken. Dieses Bureau soll der Förderung engerer kommerzieller und politisher Beziehungen zwishen den Vereinigten Staaten und ihren amerikanishen Schwesterrepubliken dienen. Der Präsident hob in seiner Ansprache zunächst die hohe symbolishe Bedeutung des Hauses als Wahrzeihhen der JInteressengemeinschaft aller Nationen der Neuen Welt hervor und fuhr dann, „W. T. W.“ guietae, fort :

Durh Bestrebungen, wie sie im Bau dieses Hauses ihren symbolishen Ausdruck fänden, habe die westlihe Hemisphäre einen großen Schritt vorwärts getan in der Sicherung eines bleibenden Friedens unter den amerifkanishen Shwesterrepubliken. Er be- grüße die Vertreter dieser Republiken, die auf eine ältere und eine bisher ihre eigenen Wege gehende zivilisatorishe Entwicklung zurückblick:n. „Nunmehr haben wir uns“, er- klärte der Präsident, „zu gemeinschaftlißem Wachstum zusammen- gefunden.“ Die Entwicklung Nordamerikas sei im verflossenen Jahrhundert im großen und ganzen s{neller vor sich gegangen als die Südamerikas; er glaube aber, daß im neuen Jahrhundert kein anderer Teil der Welt einen so gewaltigen Aufschwung nehmen werde wie Mexiko, Zentral- und Südamerika. Der Präsident sprach alsdann seinen Dank für die gaslfreundlihe Aufnahme aus, welche die ameri- kanishe Flotte auf ihrer Fabrt nach der Westküste in Süd- amerika und Mexiko gefunden habe, und wies im Anschluß daran auf die vor einigen Jah:en erfolgte Reise des Staatssekretärs Noot nah den füdlihen Republiken und auf den herzlihen Empfang hin, der dem Staatssekretär, den die Geshichte zu den bervorragendsten amerikanischen Staatsmännern rechnen werde, im Süden bereitet worden sei. Root habe, so {loß der Präsitent, die Republiken der Neuen Welt in unermüdlicher Arbeit einander näher gebracht und sie in gemeinsamem Streben für die materielle und moralische Wokblfahrt der Bewohner der westlihen Hemisphäre geeinigt.

Heute ist das argentinishe Parlament vom Prä- sidenten mit einer Botschaft eröffnet worden, r uy es, „W. T. B.“ zufolge, heißt:

Das Dekret vom 2d. Januar, durh das die Parlamentss\ession eshlofsen und das Budget des Jahres 1907 auch für das Jahr 1908 n Kraft geseht worden sei, wäre eine lediglih administrative Maß-

regel gewesen. Diese sei notwendig gewesen, um eine entsprehende und annehmbare Ordnung der öffentlihen Ausgaben festzustellen. Keineswegs aber habe diese Maßregel einen Eingriff in den Wirkungskreis der geseßgebenden Gewalt gebildet. Der Präsident beteuerte dann seine besondere Achtung vor der Verfassung und den Rcchten des Parlaments. Die Botschaft kennzeihnet weiter die finanzielle Lage zu Ende des Jahres 1907. Die aus- wärtige Schuld, von der 4 620 608 Piaster Gold getilgt wurden, belief sich am 31. Dezember auf 319 612 507 Piaster, die innere Sqhuld, die am Schlusse des Jahres 1906 16 400 000 Piaster Gold betrug, erhöhte fich 1907 auf 55 505 700 Piafter. Diese Erhöhung wurde durch eine Anleihe von 35 Millionen Piaster Gold verursacht, die bestimmt war, einerseits die Morgananleibe zu tilgen, andererseits A ARA der Nationalbank um 16 876 000 iaster Gold zu ver- mehren

Statistik und Volkswirtschaft.

Der Anteil der Hausshlachtungen an den Gesamt- schlachtungen in Preußen. Bei der G Viehzählung am 1. Dezember 1907 hat bekanntlih in gleiher Weise, wie es bei der Viehzählung am 1. Dezember 1904 geschehen ift, eine Zählung der in den vorhergegangenen 12 Monaten

vorgekommenen Hauss{chlachtungen stattgefunden. Auß von dieser ählung ist für Preußen kürzlich das vorläufige Ergebnis eo öffentliht worden, sodaß nunmehr festgestellt werden kann, b die Hausshlahtungen eine Zunahme oder eine Ver- minderung im Vergleich mit 1904 erfahren haben. Um aber völlig vergleihbare Zahlen gegenüberstellen zu können, muß man die Schlahtungen, die einer allgemeinen Schlachtvieh- und leischbeschau unterlegen haben (die sogenannten gewerblichen dlahtungen), gleichfalls jeweils für den Zeitraum vom 1. Dezember bis 30. November heranziehen. Es ist dies für Preußen dadur er- mögliht, daß die Schlahtungen im Dezember 1903 auf Veranlassung der landwirtschaftlihen Verwaltung nachträglißh noch gezählt worden sind. Man erhält dann folgende Zahlen : 1. 12. 03—30. 11. 04.| 1. 12. 03—30. 11. 04 Gewerbliche Haus-

: Schlachtungen \{chlachtungen Rindvieh . . . 4036 796 124 115 Schweine. . . 8 852 352 3 688 086 Schafe .. .. 1465 032 541 969 ieden .., , 167302 503 918 dagegen 1.12.06—30.11.07| 1. 12. 06—30. 11. 07

Se {lein achtungen achtungen Rindvieh . . . 4250 205 139 144 Schroeine. . . 9714 005 3 861 366 Schafe . .. . 1477 658 504 906 Ziegen .... 176 858 468 819 645 677.

Eine absolute Zunahme der sogenannten Haus\{lachtungen bat biernach sowohl bei Rindern als auch bei S N aen a dagegen ist im Verhältnis zu den Gesamtshlahtungen nur bei Rindern eine kleine Steigerung vorhanden, während bei allen anderen Tiergattungen der Anteil der Schlahtungen, bei denen eine amtliche allgemeine Schlachtvieh- und Fleishbeshau unterblieben i, an den Gesfamtschlachtungen der betreffenden Tiergattungen kleiner geworden ist. Berehnet man nämlich auf Grund der obigen Zahlen den prozentualen Anteil der Hauss{chlachtungen an den Gesamt- s{lachtungen für Preußen, so ergibt si, daß eine amtliche allgemeine Scchlachtvieh- und Fleishbeschau bei einer Zahl von Tieren unter- blieben ist, die von den Gesamtshlahtungen ausmachte :

bei Rindern bei Schweinen bei Shafen bei Ziegen 1904 2,98 v. H. ‘29,41 v. H. 26,22 v. H 76,21 v. H. 1900 017 28,44 ,„ 29,48 M E Worauf die Steigerung der Rinderhaus\{chlachtungen zurückgeführt werden muß, ist aus dem vorliegenden Material Gt u E Sobald die endgültigen Zahlen veröffentliht sein werden, die die Kälber und die über drei Monate alten Rinder getrennt hehandeln dürften, wird hierüber vielleiht eher ein Urteil abgegeben werden können. Daß fonst eine prozentuale Abnahme \tattgefunden hat, ist dagegen durchaus erklärlih und eigentlich selbstverständlich, da der Kreis derjenigen Bezirke, in denen die Hausshlahtungen von der amtlihen allgemeinen Untersuchung befreit sind, immer enger wird. Auch ohne den Erlaß besonderer Polizeiverordnungen hört durch Eingemeindungen in Städte mit öôffentlihen Schlachthäusern, durch Errichtung neuer öffentlicher Sc(hlaŸhthäuser in Städten, die bisher noch ohne solche waren, in immer mehr Bezirken die Befreiung von der allgemeinen Shlacht- vieh- und Fleishbeschau auf und weiht dem Untersuhungszwange.

1.12. 03—30. 11. 04 Gesamt- \{lachtungen 4160911 12 540 438 2 007 001 661 220, 1. 12. 06—30. 11. 07 .__ Gesamt- s{chlachtungen 4 389 349 13 575 371 1 982 564

Die unvermieteten Wohnungen in Berlin Anfang 1908.

In Berlin hat am Anfang dieses Jahres wiederum eine Wohnungsmarktaufnahme stattgefunden, deren wichtigste Ergebnisse das städtische Statistishe Amt nah vórläufiger Feststellung im neuesten Heft (1908, Nr. 3) seiner „Monatsberichte* veröffentlicht hat. Danach wurden in Berlin im ganzen 16353 unvermietete Wohnungen (gegen 13 107 am Anfang des Jahres 1907) gezählt, und zwar 15 290 (gegen 12385) ohne Gewerberäume und 1063 (gegen 722) Wohnungen mit Gewerberäumen. Auf die verschiedenen Größenklassen verteilen ih die unvermieteten Wohnungen, wie folgt: 1—2 Zimmer haben 13 559, darunter 12 670 chne Gewerberäume, 3—4 Zimmer 1927, darunter 1776 ohne Gewerberäume, 5 und mehr Zimmer 867, darunter 844 ohne Gewerberäume. Die ermittelte Zahl der mit Wohnungen nicht verbundenen leerstehenden Geschäftslokale zeigt eine nur geringe Steigerung von 3618 bei Beginn des vorigen Jahres auf 3837 am Anfang dieses Jahres, d. i. um 6,05 9/.

Die Zunahme der Gesamtzahl der unvermieteten Wohnungen seit dem nfayvg des vorigen Jahres von 13107 auf 16 353 beträgt 3246 oder 24,77 9%. Für die mit Gewerberäumen niht ver- bundenen Wohnungen insbesondere ergibt sih eine Zunahme des An- gebots von 12 385 auf 15 290, d. i. um 23,46 %/. Verhältnismäßig bedeutend größer, wobei freilich die geringeren absoluten Beträge niht ohne Einfluß geblieben sind, ist die Zunahme des Angebots von mit Gewerberäumen verbundenen Wohnungen: von 722 auf 1063, Di L n ats 10: Ergebnifsé Lief

Sehr bemerken8werte Ergebnisse liefert der engere örtliche Ver- gleih für die Hauptgruppe der mit Gewerberäumen i ver- bundenen Wohnungen. Ein Nückgang des Angebots ist nur in drei Stande8amttbezirken eingetreten und zwar in den mit der öfllichen Weichbildgrenze abs{ließenden Standecamtsbezirken Stralauer Viertel, östlicher Teil, und Stralauer Viertel, südlicher Teil, sowie in dem zentral gelegenen Spandauer Viertel. Bei den ersteren beiden beläuft #ich die Abnahme auf 8,02 bezw. 7,87 9/9, beim Spandauer Viertel auf 20,94 °/,. Einen nur um ein weniges höheren Stand als im Vorjahr zeigen : das gleihfalls dem Mittelpunkt der Stadt benachbarte südwestlihe Königs- viertel und andererseits der an der nordwestlichen Peripherie gelegene, mit etwa 1 Selhstel des gesamten Angebots den Höchstanteil auf- weisende Standesamtsbezirk Gesundbrunnen, wo die D der unver- mieteten Wohnungen ohne Gewerberäume sich von 2530 auf nur 2556, d. i. um 1,03 9% erhöht hat. In allen übrigen Standes8amts- bezirken haben meist ganz bedeutende Steigerungen des Wohnungs- angebots stattgefunden. Besonders erheblih is die Angebotszunahme im Stande8amtsbezirk Wedding: von 1097 auf 1781, d. i. um 62,35 9/9; sie dürfte sich wohl in der Hauptsache auf die gerade in dieser Stadt- egend besonders lebhafte Bautätigkeit des vorigen Jahres zurück- ühren lassen. Verhältnismäßig stärker, wenn auch absolut sehr viel schwäher war die Zunahme in den Standesamtsbezirken Oranien- burger Vorstadt mit 85 9/0, Luisenstadt, östliher Teil, mit 85,19 0/9 und Moabit, westliher Teil, mit 90,23 9%.

Die Größengliederung des Angebots von mit Gewerberäumen niht verbundenen Wohnungen zeigt eine Vierfünftelmehrheit der kleinen Wohnungen von 1 und 2 Zimmern (82,86 9/6), während der Anteil der Mittelwohnungen mit 3 oder 4 Zimmern 1 Neuntel (11,62 9/0), der der größeren Wohnungen mit 5 und mehr Zimmern 98 u Ae ib 6 6 B

eit unter ihrer eben angegebenen Vertretung in der Gesamt- stadt stellt sich der Anteil der kleinen Wohnungen in den Sea amtsbezirken Friedrihs- und SMM Cts Vorstadt mit 33,17 9% und Pa mit 38,46 9/6. Den Höchstanteil dieser untersten Größen- lasse trifft man dagegen mit 93,11% in dem aus dem östlihen Teil des Stralauer Viertels und dem nordöstlihen Teil des Königsviertels bestehenden Standesamtsbezirk.

Die unvermieteten Wohnungen mittlerer Größe zeigen Shwan- kungen ihres Anteils, die sich von 6,3299 in dem letztgenannten Standesamtsbezirk bis zu 24,43 9/9 in der Friedrichstadt bewegen.

Was endlich die größeren Wohnungen mit 5 und mehr Zimmern anlangt, so trat deren Angebot niht nur verhältnismäßig, sondern auch absolut am stärksten hervor in dem aus der Schöneberger Vor- tadt und einem Teil der Friedrihsvorstadt gebildeten Standesamts-

zirk. Hier bildet dieses Angebot über 1 Fünftel (22,39 9%) seines Gesamtbetrages in der Stadt und beinahe die Hälfte (46,78 9/0) des Gefamtangebots an Wohnungen aller Größen in dem engeren örtlichen Gebiet des Standesamtsbezirks. Dagegen sinkt es in sämtlihen an

die Peripherie im Norden und Osten der Stadt berantretenden Standesamtsbezirken auf nur sehr geringe Ziffern herab S in eint

der letzteren, in der nordwestlihen Rosent E Pie N Q noci hen ofenthaler Vorstadt, ist es selbft

Zur Arbeiterbewegung.

Die Berliner Koffermacher (vgl. Nr. 110 d. Bl.) find, der „Voss. Ztg.“ infolge, estern in den Ausstand eingetreten. ) Mit bee Streik wollen die im Verband der Sattler or anisierten Gehilfen der Kofferindustrie ihre Forderungen dur(hsezen, die bei den leßten Ver- pantungen vor dem Einigungsamt des Berliner Gewerbegerichts von den Arbeitgebern abgelehnt wurden. Die Einigungsverhandlungen sollten heute vor dem M gers fortgeseßt werden, Die Ge- hilfen haben sich von vornherein bereit erklärt, einen etwaigen Schieds- spruch anzurrkennen. Der Ausstand würde damit sein Ende finden.

Die bei den Schmiedemeistern von Hannover und Linden beschäftigten Shmiedegesellen berieten, wie der „Hann. Cour.“ mitteilt, in einer von den Ortsverwaltungen des Deutschen Metalls arbeiterverbandes und des Zentralverbandes der Schmiede eins berufenen öffentlißhen Versammlung über ihre Stellungnahme - dem am 15. Juli ablaufenden Tarifvertrage. Obgleich die“ Orts- verwaltungen der vorgenannten Verbände und der Gesellenaus\{chuß in einer gemeinsamen Sigzung mit 10 gegen 7 Stimmen bes{chlofsen haben, den Schmiedegesellen der ungünstigen Konjunktur wegen zu empfehlen, den Tarif möglichst noch auf ein Jahr zu verlängern, beschloß die Ver- sammlung die Kündigung des Tarifs und beautirhaie die beiden Orts- verwaltungen mit der Ausarbeitung eines neuen Tarifs. Wie bestimmt verlautet, ist die Schmiedeinnung entschlossen, alle den Rahmen des jeßigen Tarifs überschreitenden Forderungen der Gesellen abzulehnen.

Die „Frkf. Ztg.“ berichtigt ihre vor einigen Tagen gebrachte Miiteilung, daß în den Mannheimer Hobelwerken und Holz- handlungen (val. Nr. 109 d. Bl.) der Betrieb wieder aufgenommen worden sei, dahin, daß nur einige dringende Lagerarbeiten bei zwet Firmen durch fremde Leute ausgeführt werden. Die Werke stehen nach ge a E L .

us London meldet ,W. T. B.*: Als Ergebnis der Konferenzere Churchills mit den Vertretern der Siemen E e Arbeiter wurde gestern ein Uebereinkommen getroffen, das den Arbeitern sobald als möglich zur Beschlußfaffung zugehen wird

__ Die ausftändigen italienischen Landarbeiter, die ih gestern

früh zur Wiederaufnahme der Arbeit stellten, wurden, wie dem „W. T. B.“ aus Parma telegraphiert wird, von den Besigern nit angenommen, da Arbeiter aus anderen Provinzen eingetroffen sind und weitere erwartet werden (val. Nr. 110 d. Bl.). Die Gerichts- behörde erließ eine Vorladung an die Sekretäre der Arbeitskammern von arma m ri Ms A

n Amsterdam ist, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, die Anzahk der Diamantarbeiter, die gestern die Arbeit wieder O haben, ftärker, als vorerst angenommen wurde. Sie dürfte sich auf etwa 1000 Kleinmeister und ebenfoviel Arbeiter belaufen.

Die Glasarbeiter. des Bezirks Charleroi haben, wie dem „Hann. Cour." von dort telegraphiert wird, die Lohnverminderung um 1009/9 angenommen. Zu dem befürchteten Ausstande ift es daher gestern niht gekommen.

Kunst und Wissenschaft. .

Die Deutsche Orientgesellschaft hat in diesen Tagen ihre diesjährige ordentliße Hauptversammlung abgehalten. Aus dem ihr vorgelegten Jahresbericht ist hervorzuheben, daß in dem Berichtsjahr neben einer Beihilfe aus dem Kaiserlihen Dispositionsfonds im Be- trage von 20000 Æ und einem Zuschuß von 130000 # für die mesopotamishen Grabungen aus der preußischen Staatskasse von den Mitgliedern des Vereins mehr als 114000 46 beigesteuert worden sind, daß {sich aber troßdem der Kassenbestand im Laufe des Jahres um 45000 verringert hat. Am Schluß der Sißzung hob der Vorsitzende, Staats- sekretär a. D., Admiral von Hollmann hervor, daß die Deutsche Drientgesellshaft mit Befriedigung auf die Leistungen dieses ihres zehnten Berichtsjahres zurückblicken könne, daß aber eine Mehrau8gabe von 120 000 4 notwendig war. Neu in den Vorstand gewählt wurden die Professoren Schäfer und Winckler.

E,

Tuberkulose in der jüngeren Ste inzeit. Bei Erdarbeiten auf dem städtishen Grubenhof in Heidelberg wurde, wie Dr. Paul Bartels in der „Umschau“ (Herausgeber Dr. Behhold in Frank- furt a. M.), berichtet, neben neusteinzeitigen Wohngruben eine gleih- falls der jüngeren Steinzeit angehörige Grabstätte aufgedeckt und von Professor Pfaff geborgen. Sie enthielt ein mens{hlihes Skelett, defsen Lage als die eines liegenden Hockers bezeihnet werden karn. Bei der Präparation und genaueren Untersuchung der Knochen fand Dr. Bartels nun zu seiner Ueberrashung an der Wirbelsäule die Spuren eines Krankheitsprozesses, deffen Ursache mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit Tuberkulose gewesen ist. Das ziemlih gut erhaltene Skelett, das wahrs{einlih einem in der Mitte der iwanziger Jahre ftehenden Manne angehört bat, zeigte im übrigen nirgends Anzeichen von überstandenen Knocenbrüchen, noch folhe von Gelenkerkrankungen; der dritte bis sechste Brustwirbel aber wies s{chwere krankhafte Veränderungen auf. Das Wesen dieser Ver- änderungen besteht bauptsächlih in einer mehr oder weniger ausgiebigen Zerstörung der Substanz der Wirbelkörper, die sich am meisten am 4. und 5. Brustwirbel bemerkbar maht. Es ist dabei zu einer Etn- {chmelzung von Knochensubftanz gekommen, die Wirbelsäule ift infolge dessen an dieser Stelle nah vornüber gesunken und so ist ein Buckel entstanden. Eine Reihe weiterer Veränderungen sind als Folgezustände aufzufafsen. Es kandelt sich also um Knochenfraß in den Wirbel- kôrpern, defsen gewöhnliche Urfahe nun die Tuberkulose ist. Es könnten zwar auch andere Möglichkeiten herangezogen werden, “vor allem eine Verleßung (Sturz, ein Schuß oder dergl.); doc glaubt Dr. Bartels mit Entschiedenheit die Tuberkulose als Entstehungs- ursahe ansprehen zu müssen, zumal an den übrigen Knochen \ich keine Spuren von Verletzungen fanden. Es darf somit als ziemli ge- sichert gelten, daß bereits zur jüngeren Steinzeit die Bewohner unseres Vaterlandes unter derselben furchtbaren Seuche zu leiden gehabt baben, die auch heute noch so viele Opfer fordert,

Verdingungen im Auslande.

Aegypten.

Ministerium des Innern, Generalinspektor der Gefängni i Kairo. 10. Zuni 1903: 2700 m Khakiserge. Meuster ls bet “m Igr fe A

aatseifenbahnverwalturng in Kairo, 28. Mai 1908; f von Altmaterial. Lastenheft beim „Reichsanzeiger“. E

Theater und Musik.

Im Königlihen Opernhause wird morgen, Mittwo „Mignon“ mit Fräulein Destinn in der Titelrolle aufceführt. de Mien lautet die Besetzung: Philine: Fräulein Dietrih; Wilhelm Meister: Herr Philipp; Lothario: Herr Hoffmann; Laërtes: Herr Dahn; Friedri: Herr Böttcher; Jarno: Herr Krasa.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Paul Lindaus Lustspiel „Ein Erfolg“, mit den ren Molenar, Staege- mann, Vallentin, Patry, Zeisler, Vollmer, Eggeling und den Damen C e Buyte, Eschborn und Steinsieck in den Hauptrollen, In der Komischen Oper wird am Freitag d’Alberts Oper „Tiefland“ zum 100. Male in dieser Spielzeit wiederholt Lieben: Der Direktor Gregor hat den Komporisten, der zur Zeit in Rom

weilt, eingeladen, das Werk an diesem Tage persönli zu dirigi ren ;. d’Albert hat bereits zugesagt. Das Ballett er Ba