1866 / 156 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Ministerium der geistliceu , Unterrichts - und Medizinal: Angelegenheiten.

Akademie der Wissenschaften.

Zur Feier des Leibnizischen Jahrestages tvird die Akademie der | Wissenschasten am Donnerstage, den 5. Juli, Nachmittags 5 Uhr, eine öffentliche Sigung veraystalten, zu welcher der Zutritt, auch ohne besondere Einladung durch Karten, freisteht.

Berlin, 1. Juli 1866.

Das Sekretariat der Königlichen Akademie der Wissenschaften.

Finanz: Ministerium.

Bekanntmachun g-

Jn der Bekanntmachung vom 21. v. M. wegen des Verbots der Ausfuhr und Durchfuhr von Waffen und Kriegsmunition aller Art, insbesondere von Geschossen , Schießpulver, Zündhütchen, imgleichen Blei , Schwefel und Salpeter habe ih mir vorbehalten, von dem gedachten Verbote Ausnahmen iîn- sowéit eintreten zu lassen, als die Ueberzeugung ge“ wonnen werden kann, daß in Folge der anzuwendenden Kontrol- maßregeln durch die Bewilligung der Zweck des Verbotes nicht be- einträchtigt werde. Zur Beschleunigung der Entscheidung auf Ge- suche wegen Bewilligung von Ausnabmen der oben bezeichneten Art sind, wie in dem zur öffentlichen Kenntniß gelangten Erlasse des Herrn Ministers für Handel u. \, wo. bereits ausgesprochen worden ist, die Königlichen Provinzial-Steuer-Behörden ermächtigt worden, unter geeigneter Kontrole die Versendung der in Frage stehenden Gegenstände nach neutralen Ländern zuzulassen. Dessenungeachtet werden viele Gesuche bierher gerichtet, deren Zulässigkeit ohne Rü- frage und obne Verhandlung der Provinzial-Steuer-Behörden mit den Betheiligten nicht zu ermessen ist. Jh sehe mich dadurch ver- anlaßt, die Betheiligten aufzufordern, sich mit ihren Gesuchen zunächst an die betreffenden Königlichen Provinzial - Steuer - Behörden zu wenden.

Berlin, den 2.- Juli 1866.

Der Finanz-Minister von der Heydt.

Die Ziehung der 1. Klasse 134. Königlicher Klassen - Lotterie wird nah planmäßiger Bestimmung am 4. Juli d. J., früh 7 Uhr, ihren Anfang nehmen, das Einzählen der sämmtlichen 95,000 Loosen- nummern nebs den 4000 Gewinnen gedachter 1. Klasse wird. hon beute Nachmittags 2 Uhr durch die Königlichen Ziehungs - Kom- missarien im Beisein der dazu besonders aufgeforderten Lotterie-Ein- nehmer Herren Hemptenmacher, Marcuse und Dittrich von hier öffentlich im Zichungssaal des Lotterie-Gebäudes stattfinden.

Berlin, den 3. Juli 1866.

Königliche General-Lotterie-Direction.

Berlin, 2. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnä- dig geruht: Dem Geheimen Legations-Rath und vortragenden Rath im Minifterium der auswärtigen Angelegenheiten, n i g, die Erlaubniß zur Anlegung des von des Königs der Niederlande Majesiät ihm verliehenen Groß-Offizierkreuzes des Großherzoglich [uxemburgischen Ordens der Eichenkrone zu ertheilen.

Amtliche Üachrichten vom Kriegsschauplaßze.

Berlín, 1. Juli. Nach neueren hier eingetroffenen Berichten aus Liebau vom heutigen Tage find die Ergebnisse der drei- tägigen Schlacht des 5. Corps noch bedeutend erheblicher, als bisher bekannt geworden. Am 27. siand befkfanntlih das bezeichnete preußishe Corps im Kampfe gegen das 6. österreichishe Corps Ramming. Der Oberbefehlshaber des leyteren hat in einem aufge- fangenen Briefe, welcher nach Josephstadt gerichtet war, an den General-Feldzeugmeister Benedek die Bitte gerichtet, ihm zwei frische Brigaden zu \{chicken, unter deren Schuy er bivouafiren fönne, und t Geständniß hinzugefügt, am folgenden Tage niht {lagen zu

nnen.

Die Kämpfe des 5. Corps am 28. uud 29. gegen die Corps 8. Erzherzog Leopold und 4. Festetics sind von noch viel größerer Be- deutung. Das österreichishe Corps Gablenz ist in den Waffengän- gen mit der preußischen Garde völlig aufgelöst worden. Der Gesammtverlust des Feindes ist auf 20 bis 28,000 Mann zu ver- anschlagen. Erbeutet wurden von den preußischen Truppen 20 Ge- s{chÜhe, 5 Fahnen und 2 Standarcten

Berlín , 2. Juli. Troy der anstrengenden und blutigen Kämpfe is der Geist unserer in Böhmen vorrückenden Armee, ge- stärkt dur die günstigen Erfolge, ganz vortrefflich. Die wichtige Vereinigung der beiden Armeen des Kronprinzen Königliche Hoheit und des Prinzen Friedrih Carl Königliche Hoheit ist in Folge des glüdcklihen Sturmes der preußishen Truppen gegen Gitschin als voll ständig hergestellt zu betrachten,

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 2. Juli. Jhre Majestät dit Königin empfing gestern früh Jhre Königliche Hoheit die Kronprinzessin auf dem Potsdamer Bahnhofe und geleitete dieselbe zur Stettiner Eisenbahn. Dem Gottesdienste wohnts Ihre Majestät in Bethanien bei. Vormittags empfing Aller- döchstdieselbe Seine Hoheit von Sachsen-Koburg, der bei der Königin mit Prinz Georg speiste und Abends in das Hauptquartier in Böh- men abgereist ist.

Breslau, 28. Juni. lung zugegangen :

Die preußischen Waffen haben sih wieder einmal glänzend be- währt und einen neuen Tag des Ruhmes in den Annalen unserer Geschichte verzeihnet. Am frühen Morgen gingen die Garden gegen das 50,000 Mann starke Corps des ¡Feldmarschall - Lieutenant Freiherrn von Gablenz vor, dem es am Abend vorher gelungen war, das erste Armee-Corps über Trautenau zurückzudrängen. Die Garde- Regimenter stürzten sih mit einer Kampfgier, der Nichts zu wider- stehen vermochte, auf den Feind. Leider war in Folge der langen Defiléen, die das Corps in dem Gebirgslande zu durcheilen hatte, es niht möglich gewesen, die Reserve- Artillerie mit ins Gefecht zu ziehen, so daß im Anfange nur 12 preußische Geschüße den Kampf gegen 64 österreichische führen mußten. Es begann ein Kampf, wie ihn die Kriegsgeschihte nur selten verzeihnet hat, ein Kampf auf Leben und Tod einer \{chwächeren Truppe gegen cinen übermächtigen Feind, die dabei stets im Avanciren blieb. In den kleinen Gehölzen, auf den Bergen , in den sieben Schluchten, die steil abfallen, überall waren die Garden im Avan- ciren und Überall erlag der (Feind, wenn er auch nicht weichen wollte. Die Erfolge dieses Heldenkampfes bei Staudenz und Trautenau wa- ren groß, 2000 Mann verloren die Oesterreicher an Todten, Ver- wundeten und Gefangenen, von denen gegen 4000 in den Kirchen von Trautenau aufbewahrt wurden. Leider forderte der glänzende Sieg auch {were Opfer, besonders die 2. Bataillone Kaiser-{Franz- Grenadier- und Garde - Füsilier - Regiment haben stark verloren. Mehrere Geshüyge eroberte die 1. Garde - Division auf dem Schlachtfelde. General v. Gablenz soll verwundet nach Pil- nikau gebracht sein. Während die Garden in heißem Kampfe ran- gen, entspann sich gegen Nachod ein Gefecht, das jenem nihts an Heftigkeit nahgab. Aus Josephstadt drang der Feind, der sein gestern geschlagenes Corps durch drei neue Brigaden verstärkt hatte, gegen Nachod vor, um den Preußen den so wichtigen Paß zu ent- reißen. Der Kampf war furchtbar, überall wurden die Oesterreicher ge- worfen, und stets kehrten sie mit erneuten Kräften zum Angriff zu- rück. Auch bier hatten wir manchen herben Verlust zu beklagen, aber stete Triumphe und Siege wogen ihn auf. War es nicht mög-

Der »Bresl. Ztg.« ist folgende Mitthei-

| li, Kavallerie vorzunehmen, da das durchschnittene Terrain sie in | ihrer Wirksamkeit hinderte, so waren auch die Preußen nicht ge-

hindert, mit ihren vordringenden Tirailleurs auf den Feind zu stürzen. Die Truppen hatten am vorigen Tage 3 Meilen zurück- gelegt und fast 8 Stunden im heftigsten Kampfe gestanden, und obne sih viele Ruhe gönnen zu können, dann- heute ein glänzendes Gefecht geführt. Der General Steinmey, der seine Befehle im heftigsten Granatfeuer ausgab, wurde von den Truppen überall mit Jubel begrüßt. Viele österreichische Gefangene und mehrere Geschüge, von denen 8 in Batterie stehend, von den Füsilieren mit dem Bajonnet genommen wurden, sind die Trophäen dieses shönen Tages. 30. Juni. (Schles. Ztg.) Mit einem Extrazuge der Frei- burger Eisenbahn langten heute Mittag um 3 Uhr 1224 Mann ge- fangener Oesterreicher hier an, welche in 60 Waggons dritter Klasse vertheilt waren und von Jnfanteristen vom 38. Regiinent esfortirt wurden. Die Mannschaften gehörten meist den Regimentern »Deutsch- meister, Prinz Wasa, Keller von Kellerstein« an. Der Zug ging um 65 Uhr nah Posen ab. | Pleß, 29. Juni. (Schles. Ztg.) Aus dem Gefechte bei Os- wiecim wurde vorgestern Nachmittag der Hauptmann Graf König s- dorff vom 62. Regiment {wer verwundet hierher gebracht. Troÿ bester ärztliher Hilfe und sorgsamster Pflege erlag derselbe hon Abends gegen 10 Uhr seinèên Wunden, Die Sehnsucht seine Gattin noch einmal sehen zu fönnen, blieb unerfüllt, dies war ihm leider nicht mehr vergönnt. Obgleich telegraphisch herbeigerufen, konnte sie doch erst, der weiten Entfernung wegen, am andern Tage hier eintreffen. Das Leichenbegängniß fand heute Vormittag 8 Uhr

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statt. Fast die ganze Einwohnerschaft , dec Königl, Landrath, der

Magistrat und die Stadtverordneten in corpore und in Amtstracht | an der Spiye , folgte dem mit Lorbeerreisern und Palmblättern ge-

{chmüdckten Sarge zur lehten Ruhestätte auf den evangelischen Kirch-

hof, wo Pastor Abicht die Grabrede hielt. Magdeburg, 1. Juli. (Magd. Corresp.)

über die Vorgänge auf dem böhmischen Kriegsschauplaye die unfin-

in unnöthige Sorge und Aufregung verseyten. Wir erfahren indeß gleichzeitig- daß diese Aufregung nicht allein in Magdeburg, sondern,

wie Reisende uns erzählen , auch in Hamburg , Berlin u. #. w. ge- | | Der Gesandte der 17, Kurie erklärte, daß er seine Thätigkeit bei

herrscht hat. Nach sicheren Erkundigungen is der Ursprung dieser ihrem wesentlichen Tnhalt nah deprimirenden Gerüchte in Wien zu

suchen, von 1vo falsche Nachrichten über die preußishe Armee nach | | Beschlag belegt hätten, und ruft um Bundeshülfe an.

einem bestimmten System zu verbreiten gesucht werden, und zwar

it der Gang dieser falschen Nachrichten über Paris , London nach |

Hamburg u. s. w. j : Ueber die in dem Gefechte von Thamsbrück bei Langensalza er-

littenen Verluste ter hannoverschen Armee können wir mittheilen, |

daß die Zahl der todten und verwundeten Offiziere 22, die Zahl der todten Unteroffiziere und Gemeinen 230— 240 , die Zahl der

verwundten Unteroffiziere und Gemeinen 1034 beträgt; der Verlust |

der Unsrigen is beträchtlih geringer und hat bis jeßt niht genau festgestellt werden fönnen, da noch täglich Versprengte zu ihren Truppentheilen zurückehren und viele unserer braven verwundeten Krieger in Privathäusern in Langensalza gepflegt werden. Nach einer annähernden Schäßung dürfte dies Berhált- niß der Verluste sich so stellen, daß dieselben auf hannoverscher Seite ?/;, auf preußischer Seite ?/, betragen. Die Wunden der Hannoveraner sind übrigens viel s{werer, als die der Unserigen. Tas irgend zur Pflege der Verwundeten geschehen fann, is auf- gewendet worden; General-Stabsarzt Dr, Grimm befindet sich mit 12 anderen Aerzten und einer großen Zahl von Diakonissinnen in Langensalza. Aus Leipzig sind große Eistransporte dort eingetroffen und die Privatwohlthätigkeit hat ihre reichen Schleusen zur Linde- rung der Noth der armen Verwundeten geöffnet. Der König von Hannover befindet sich gegenwärtig auf Schloß Hummelshein im UAltenburgischen, wohin er von Apolda gefahren ist. Sein umsfang- reiches Gepä, welches er bei sich geführt und in 61 Wagen bestan- den hat, ist auf seinen Befehl nah Hannover dirigirt, :

Hessen. Kassel, 28. Juni. Die Nr. 7 des Geseyblattes für Kurhesscn enthält folgende Bekanntmachung :

ck»Sr. Majestät des Königs von Preußen wiederholte Bemühungen, |

die Seitens des Kurfürsten von Hessen Königliche Hoheit unterbrochenen Beziehungen des Friedens und der Freundschaft zwischen den beiderseitigen Staaten wieder herzustellen , sind erfolglos geblieben. M jestät haben Sich hierdurch gezwungen gesehen, die Regierung Sr. König- lichen Hoheit des Kurfürsten zu suspendiren, dieselbe im Interesse des Landes einstweilen Selbst zu Übernehmen und des Kurfürsten Königliche Hoheit einzuladen, für die Dauer des Krieges Seinen Wohnsiy nach Preußen zu verlegen.

Se. Majestät der König haben geruht, den unterzeichneten (eneral |

der Jnfanterie zum Militairgouverneur von Kurhessen zu ernennen, unter dessen Autorität der unterzeichnete Regierungspräsident als Kommissarius Sr. Majestät die Verwaltung des Kurfürstenthums leiten wi

Indem wir unsere Functionen antreten , ertheilen wir dem kurhessischen Volke die Zusicherung, daß die Landesverfassung beobachtet und aufrecht erhalten und daß nach den rechtmäßigen Landesge)eyen verwaltet werden soll, so weit nicht der Kriegszustand Ausnahmen nothwendig macht,

Wir werden die Jnteressen des Landes gewissenhaft wahrnehmen, die Lasten, welche der Kriegszustand demselben auferlegt, so weit wir ver- mögen, zu mildern und die Wohlfahrt des Landes, }0 weit unsere Kraft reicht, zu fördern suchen. Wir rechnen in diesen Bestrebungen auf bereit- williges Entgegenkommen der Bevölkerung des Kurstaates.

Wir bestätigen den Auftrag, welchen der Generalmajor v. Beyer dem Geh. Regierungsrath Mittler, dem Oberfinanzrath Ledderhose und dem Obergerichtsrath Etienne ertheilt hat: die laufenden Geschäfte in den Ministerien des Jnnern, dez Finanzen und der Justiz nach der Landes- verfassung und den Landesgeseyen einstweilen fortzuführen. Wir weisen | die Landeskollegien und deren Mitglieder, sowie die übrigen Behörden, Beamten und Diener an, den Verfügungen des unterzeichneten Administra- tors des Kurfürstenthums und den Anordnungen der vorgedachten Mini- sterialreferenten Folge zu leisten, die ihnen obliegenden Pflichten zu erfüllen und die Geschäfte nah den Bestimmungen der Gesegze fortzuführen.

Kassel, 28. Juni 1866. Der Militairgouverneur von Kurhessen : v. Werder, Königl. preußischer General der Jnfanterie. Der Admini- ftrator des Kurfürstenthums Hessen: v. Moeller, Königl. preußischer Regierungspräsident. | / A /

Lich, 27. Juni. (Darmst. Ztg-) -Die Gemahlin des Prinzen | Hermann zu Solms - Hohensolms - Lich, geb. Gräfin zu Stolberg- Wernigerode, wurde heute von einem Sohne glücklich entbunden.

Darmstadt, 28. Juni. (Darmst. Ztg.) Sicherem Vernehmen nach hat die Großh. Regierung ihren Beitritt zu der Genfer Convention vom August 1864, betreffend die Behandlung der Verwundeten im

Felde, vor Kurzem erklärt. q Vom Mittelrhein wird der »Köln. Ztg.« vom 29. Juni | Folgendes berichtet : -Die zu Bingen eingerückten preußischen |

Des Königs Ma- | nah Braubach weiter.

Truppen haben gestern Abend ihre Stellung zu Bingerbrük wieder eingenommen. Zu Bingen wurden dieselben gestern , der an diese Stadt ergangenen Aufforderung gemäß, mit Mittagessen und Kaffee bewirthet. Seit gestern Abend sieht man von Bingerbrück aus feind-

| liche Soldaten bei Rüdesheim auf den Höhen des Niederwaldes, aber Gesiern liefen hier |

niht in der Ebene. Es scheinen nur einzelne Posten zu sein. Jn

1 l | der Richtung von Wiesbaden her, wo die Bundestruppen eingerückt nigsten und abgeshmacktesien Gerüchte im Publifum um , zu deren | Colportage wir uns um jo weniger verstehen konnten, als sie den Stempel der Fälschung an der Stirne trugen und die Bevölkerung | 15. Kurie Namens Schwarzburg-Rudolstadt seinen Austritt an und

sind, hörte man Kanonenschüsse. » __ Frankfurt a. M., 29, Juni. (Fr. P. Ztg.) Jn der beu- tigen Sigung des sogenannten Bundestags zeigte der Gesandte der

der Gesandte der 16. Kurie zeigte an, daß das Fürstlih lippesche Kontingent nicht zur Besayung von Mainz könnte entsendet werden.

der Bundesversammlung einstellen müsse. Nassau zeigte an, daß die Preußen bis Braubach vorgedrungen und öffentliche Kassen mit

Unter dem 29. Juni, Nachmittags 5 Uhr, bemerkt das „Fr. Journ.« : »Die rückständische nordishe und rheinishe Post ist

" auch Nachmittags nicht eingetroffen, und wir sind deshalb außer

Stande, unsern Lesern neuere Mittheilungen vom Kriegsschauplaß aus dem Norden mitzutheilen. Namentlich fehlen von dieser Seite

| noch alle Berichte über die Kämpfe in Böhmen, -

Und weiterhin fügt dasselbe Blatt hinzu: Das bereits erwähnte gänzliche Ausbleiben aller bisher über Köln und Bingen eintreffen- den Posten hat sih jeyt dahin aufgeklärt, daß die Preußen gestern

" Mittag gegen 6 Uhr den Bahnhof in Bingen besehten, zwei Loko-

motiven und den Jnhalt der Stationskasse nah Bingerbrück \{chaf}-

" ten und die Bahn und den Telegraphen unbrauchbar machten. Zwei

Zugführer und vier Conducteure, welche von ihnen verhaftet wur- den, sind heute wieder freigelassen worden. Der gestern Abend um 6% Uhr von Mainz abgegangene Zug konnte noch rechtzeitig ge- warnt werden, um nach Mainz zurüczukehren. Abends 6 Uhr. Der Einfall der Preußen in Nassau bestätigt sich. Sie scheinen je-

doch nicht weiter als Rüdesheim und Geisenheim gegangen zu. sein

und ih dann zurückgezogen zu haben, Ueber ihre Stärke verlautet nichts Zuverlässiges. Von Mainz und Wiesbaden aus sind die nöthigen Schugmaßregeln getroffen. „Der Dienst auf der nassauischen Staatsbahn is eingestellt. Auf dem hiesigen Bahnhof der Taunus- bahn befindet sih eine Sicherheitswache.

Nassau. Oberlahnstein, 29. Juni. Gestern unternahmen preußische Truppen eine größere Recognoscirung unseres Herzogthums. Bon Coblenz aus rückte eine Abtheilung nah Montabaur, eine an- dere nach Ems und eine dritte nah hier und Braubach. Außerdem seyte von St, Goar aus ein Bataillon über den Rhein und ging nah Wiesbaden. Ueberall wurden die Herzoglichen Kassen mit Be- schlag belegt. Von dem hier angekommenen Bataillon Nr. 39 ging eine Compagnie, nachdem sie das Gepäck abgelegt hatte, Auf der s{chon fürzlih einmal von densel- ben Truppen besuchten Marxburg fanden dieselben 71 Fässer PBul- ver, über 1090 Gewehre, 7 Kanonen und 1 Fahne. Von den Kanonen wurden 5 Stück vernagelt, die übrigen aber mit der an- deren Beute nah Koblenz geschafft. Auf dem hiesigen Bahnhofe wurden 9 Lokomotiven angehalten, Der Bahnverkehr hat vorläufig ganz aufgehört. Die Telegraphendrähte sind durchschnitten. Das Landwehr-Bataillon Nr. 39 bleibt vorläufig in Nieder- und Ober- Lahnstein liegen, um nach einigen Tagen nach Koblenz zurüdzu-

gehen. Während die Verwickelung mit den Hannoveranern durch Ca-

pitulation der leyteren glülicherweise ein shnelles Ende erreicht hat,

scheint der Kampf der Preußen gegen die Bundes - Conföderations- truppen, welche befanntlich dem Oberbefehl des Prinzen Karl von Bayern unterstellt, seinen blutigen Anfang nehmen zu sollen. Man berichtet, daß die Bundes - Armee, welche sich um Frankfurt gesam- melt hatte, nordwärts vorgerückt sei. Auf einen bevorstehenden

| Kampf deutet auch die Besegung Nassaus durch den Fürsten von

Hohenzollern.

Baden. Mannheim, 29. Juni. (Mannh. J.) Heute früh is das 1. (Leib-) Dragonerregiment von hier abmarschirt. Heute Vormittag is ein bayrishes Bataillon hier durchgefkommen.

Bayern. Bamberg, 26. Juni. (Bayer... Ztg.) Der Herzog von Meiningen, welcher am 20. Juni hier eintraf; an unsere Stadt wieder verlassen und ist nach Meiningen zurüfgeke rt. In unserer Stadt is es jetzt wieder stiller geworden. Einzelne nach- ziehende Abtheilungen passiren noch immer den Bahnhof und werden je nach ihrer Stärke und Bestimmung mit den Tarif- oder Expreß- zügen befördert.

Oesterreich. Wien. Die »Wiener Ztg.« vom 28. und 29. theilt ihren Lesern nachstehende Telegramme mit :

»FZM. v. Benedek an Se. Excellenz den Herrn Kriegsminister : Hauptquartier Josephstadt, 27. Juni 8 Uhr Abends. Das am 26. zum Marsche von Opocno nah Slfalic beorderte 6. Armeekorps wurde heute um halb 9 Uhr Morgens von den auf den Höhen von Wisokowo und Wenzelsberg entwidelten Preußen angegriffen. Nach voierthalbstündigem higzigen Kampfe erstürmte das sebste Corps die genannten Höhen und war auf allen Punkten Sieger.