1866 / 173 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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wird aber noch nicht genannt und hängt vielleicht dessen Wahl von dem weiteren Vorgehen der 1. Armee ab. Prinz Friedrich Karl Königliche Hoheit ging gestern bereits bald nah dem Gottesdienst zu den Truppen ab, und gleih nah seinem Eintreffen bei denselben begann der. Kanonendonner bier hörbar zu werden. Nachträglich. Es sind jeyt umfänglichere Nachrichten über das gestrige Gefecht ein- gegangen, nach welchen dasselbe ein für die preußischen Waffen aber- mals sehr glänzendes gewesen zu sein scheint. Es is von Truppen der 11. Armee unter dem Kommando Sr. Königl. Hoheit des Kron- prinzen gegen eine noch ganz intafte, zum ersten Male ins Feuer gekommene Brigade geführt worden, und hat zwischen Pioßnih und Prerau, bei Tobitschau, stattgefunden. Die eroberten 16 Ka- nonen gehörten einer großen, noh feuernden österreichishen Batterie an, welche das Westpreußische Kürassier-Regiment Nr. 5 nahm. Auch das Schlesische Kürassier-Regiment Nr. 1 (Prinz Friedrich von Preußen) zeichnetesih sehr aus, indem es mehrere erfolgreiche Attacken auf feindliche darunter namentlich einige(säcsishe Jnfanterie-Quarrés machte, dabei aber 3 Offiziere verlor. So glänzend der taftishe Erfolg dieses Ge- fehtes ist, so wird er doch durch den strategischen noch Übertroffen, da er die noch bei Olmüy stehenden Truppen vollständig von

Wien abschneidet und die Eisenbahn bis Lundenburg ihrer weiteren | Unterdessen hat die 1. Armee unter dem Prinzen |

Benußung entzieht. Friedrich Karl nicht allein den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Lundenburg beseht, sondern ist au, nördlich von Lundenburg, bei Sfkalih über den Marchfluß gegangen, und beherrscht dadurch auch die Rückzugslinie des Feindes von Olmüg nah Preßburg! Armeen stehen aber für diesen lehteren Fall eines beabsichtigten Ausweichens na Ungarn bereits in der rehten Flanke des Feindes.

Nimmt derselbe keine Schlacht mehr an, was sih nah der Haltung

der feindlihen Truppen in dem gesirigèn Gefechte fast vermuthen läßt, # muß er sich bis an das weiße Gebirge (Karpathen) drän- gen lassen. Jegt is auch der Ort bekannt geworden , wohin Seine Majestät übermorgen daë Hauptquartier verlegt. Es ist Nico ls- burg, zwei Meilen wesilich von Lundenburg , und nur noch unge- fähr 10 Meilen von Wien entfernt.

Brünn, Hauptquartier Sx. Majestät des Königs, 17. Juli. Schon heute geht der größte Theil der Fuhrierke des Hauptquartiers nah Nicolsburg, beinahe 7 Meilen südlich von Brünn , und morgen bei guter Zeit wird Se. Majestät der König sein Hauptquartier ebenfalls dorthin verlegen , dann also nur noch 10 Meilen von Wien enlfernt sein. Vorgestern wurde der Bischof von Brünn, Graf Schaffgotsch, so wie der Bür- germeister Dr. Gisfra, und der Vice-Bürgermeister zur König- Abends

lichen Tafel gezogen , worauf Se. Majestät auf furze Zeit den sogenannten Schreibwald , die Villeggiatur der woblhabenden Brünner, und beliebtesten Promenade,

während gestern Abend in “dem vom Kaiser Joseph 11. den Brün- nern geschenkten Augarten der Thee eingénommen wurde. Sonst empfängt Seine Majestät, außer den Vorträgen der Chefs des Militair- und Civil-Kabinets, nur die höheren Offiziere des großen Generalstabes, die Couriere von Berlin und die Meldung der bei-

den Armeen. Wie stets, arbeitet Seine Majestät angéè- strengt, und fördert, neben der oberen Leitung aller Kriegs Operationen, auch die laufenden Regierungs- geschäfte für die ferne Heimath, wobei nux zu bedauern

bleibt, daß Eisenbabn- und Telegraphendienst noch immer nicht ganz wieder in Ordnung is. So z. B. kam heute erst die Meldung aus Aschaffenburg bier an, daß General von Goeben cine Divi- sfion Darmstädter bei Laufach geschlagen, also haben 4 Tage dazu gehört, um eine Nachricht bierher zu bringen, die leicht eine Stunde nach Beendigung des Gefechtes bätte bier sein können. Ein heute veröffentlichter Maueranschiag droht nun mit der ganzen Strenge des preußischen KriegSgesehes, wenn wieder Beschädigung an Eisenbahnen und Tele- graphen, oder sonst Vergeben gegen die Sicherheit der operirenden Krieg8macht vorkommen sollten. Ein anderer Maueranschlag seht den augenblicklichen Werth eines preußischen Thalers auf 210 Kreuzer fest wonach dem preußischen Soldaten für preußisches Geld Lebens- mittel und Bedürfnisse zu verkaufen sind.

Na den, von der 1. Armee eingegangenen Meldungen is |

Skaliÿ und Göding, beide Orte am Flusse March, von der 7. U. S. Divifion beseßt, während die andern Divisionen dieser Armee theils Lundenburg beseßt halten , theils im Laufe des heutigen Tages bis Wilfersdorf vordringen werden. Es würden dann morgen zwischen den Vortruppen der 1. Armee und dem Haupt-

quartier Sr. Majefiät 4 Meilen und die Vortruppen nur noch acht |

Meilen von Wien entfernt scin. Ob sich die Il. Armee von dem Karmpfplage bei Tobitschau aus sofort diesem Vormarsh nah Süden anschließen wird, hängt wabrscheinlich vôn der Zahl der

Truppen ab, welde noch în und bei Olmüg stehen Di ; uni jen, Die Berichte sprechen von 40 Militair - Extrazügen, welche bis zumi 15. von Olmüg nach Wien abgelassen worden sind.

Das würde bei der diesseits bekannten Leistungsfähigkeit dieser roi ; ten L roie aller Eisenbahnen, immer nur 40,000 Mann Cabén Es E sich

also, wo die übrigen Regimenter geblieben sind, ob bei Í | e i , ei Olmüg oder | Aschaffenburg und Frankfurt, wo m í bereits iîn Preßburg angelangt, oder noch auf dem Marsche dahin, | städter Angaben A die Entscheidung E Na Treue tee

Beide |

i

die Vorberge der Karpathen entlang. Bis diese Gewißheit

ist, dürfte wenigstens ein Theil da IE anes in arie L Stellung gefesselt sein. Jn die Floridsdorfer Schanzen Mibden unablässig Geschüye schwersten Kalibers aus den Festungen im Sntüèrn gebracht; man scheint es also dort auf ein Forciren dieser Schan M ankommen lassen zu wollen. Es fragt sich indeß, ob man überbau i versuchen wird, über Florisdorf nach Wien zu gelangen, oder ob n, die Donau, je nach der Gelegenheit, oberhalb oder unterhalb Wien auf Pontonbrücken überschreitet, um von Süden ber in die Stadt einzurücken. An Pontontrains fehlt es ja nicht und zu den zablreiche; preußischen sind au mehrere erbeutete österreichische gekommen. derer. seits steht die Möglichkeit einer großen rangirten Schlacht auf dem Mar ch i felde, bei welcher dann besonders die immer noch zahlreiche Kaiserliche Kavallerie in Thätigkeit kommen würde, in Aussiht. Unsere Tap, pen sehen dieser Möglichkeit mit cinem wahren Enthusiasmus ent. gegen, und würde die Campagne nicht für würdig beendet balten wenn sie sich niht noch einmal mit dem Feinde messen könnten. So sehr sie sich, und wadrlih mit Recht, auch einmal nach cinem Ruhetage gesehnt hatten, so waren sie doch schon am nächsten Tage froh, daß er vorüber war, und zogen singend und jubelnd aus dem gastfreien Brünn neuen Gefahren entgegen. Die Zeitung, welche in Brünn erscheinen und einer polizeilichen Censur vor dem Druck unterliegen, geben keine Veranlassung zum Einschrei- ten. Eine derselben hatte hoffentlith aus Nichtkenntniß die Nachricht gebraht, Se. Majestät der König von Preußen würde sein Hauptquartier am 18. nah Czernahora verlegen; das wären 3 Meilen rückwÄärts gewesen, während es in Wahrheit sieben Meilen vor verlegt wird. Auf desfallsige Belehrung war die Redac- tion sogleich bereit, die Notiz üb: rbaupt wegzulassen und die Nummer ohne dieselbe auszugeben. Die slawischen Blätter werden von einem hierher berufenen Seminar- Direktor aus Oppeln, Namens Semeräk vor der Ausgabe durchgeseben. Eins derselben, der » Morav fa E tre folgendes Entrefilet :

»Der löbli )e Gemeinderatb in Brünn hat von den Preusf gelernt, der Gleichberechtigung binsihtlich der Sprachen eine zu tragen, wie wir das ja vorausgesagt baben. Seit dem Eintreffen des Königlich preußischen Militairs in unserer Stadt wird uns von dem Gemeinderath Alles in beiden Sprachen angezeigt. Wie sehr haben wir früher über das Gegentheil geklagt. « S s 43

Aus Gran kfurt, 16. Juli, Abends, wird der »Köln. Ztg.« noch Uber den Einzug der Preußen Folgendes geschrieben : Seute Vormittag sagte man hier: »Zum Abend sind die Preußen bier.« Die Prophezeihung ist eingetroffen, denn die den Main berabkom- mende Division von Goeben bielt von 84 bis 95 Uhr ibren Ein- marsch. Jn Erwartung der Dinge hatte ih im Laufe des Nach- Une eine große Menschenmasse in den Straßen und selbst vor dem Allerheiligen-Thore auf der Hanauer Chaussee angesammelt. Um etwa 9 Uhr kamen die ersten Preußen mittels eines von Aschaffen- burg abgegangenen Bahnzuges in der Nähe des Niederhofes an, stiegen dort aus, nahmen Stellung auf der vorgenannten Chaussee und schickten einzelne kleine Trupps vorwärts. Die vom General v. Tres ckow geführte Avantgarde bestand aus dem westfälischen Kü- rassier-Regiment Nr. 4 und einer Escadron Husaren. Um 7 Uhr rue eine, von einem Offizier geführte, 10 Mann starke Husaren- Patrouille, die Pistolen in der rechten Hand, im Trabe durch das Allerheiligen-Thor, bog aber gleih rechts ab. Eine Viertelstunde nachher folgte als Tête der Avantgarde die 3. E3cadron des bezeich- neten Kürassier-Regiments mit den übrigen, zur Vorhut gebören- den Husaren. Das Verhalten der Menge war durchaus rubig. Aus einem herrschaftlichen Hause wurde mit geshwenkten Hüten und Tüchern gegrüßt. Die Escadron ritt die Zeil binab, dort wieder hier und da mit ehenden Tüchern begrüßt. Die Division rüdckte alsdann, den Kommandirenden, General Vogel von Falcken stein und die Generale v. Goeben, Wrangel und Treskow nebsi ibren Stäben an der Spigze, in folgender Ordnung in die Stadt: Zuerst das Kürassier- Regiment Nr. 4 die Trompeter ließen die Melodie von: »Jch bin ein Preuße« erschallen , binter den Kü- rassieren die Husaren, dann eine Batterie reitender Artillerie hierauf (ebenfalls mit flingendem Sviele) die .westfälischen Infanterie - Regi- menter Nr. 15 und 55, eine Batterie Fuß-Artillerie und \{ließlich der Wagenpark. Die Truppen waren staubbedeckt, ihre Haltung kräftig, die Stimmung woblgemuth, denn bald hier, bald dort wurde ein \röhli- es Lied angestimmt, unter Anderem auch »Die Wacht am Rheins, Die oer sangen ein Lied mit dem Refrain: »Eins, zwei, drei, Wir Fünfund- fünfziger Musfketiere schießen mit Blei.k« So bewegte sich, fast eine Stunde dauernd, der Zug der wackeren Kriegerschaar dur die Straßen und namentlich au die {öône Zeil hinab, inmitten einer unzähli- gen Menge, die unverkennbar große Theilnahme verrieth und, von dem bedeutsamen Vorgange vielleiht wider Willen bingerissen, zu verschiedenen Malen in ein stürmishes »Hurrah! « ausbrach. Um 9z Uhr war der Einmarsch beendet. Sofort wurden die Bahnhöfe und Telegraphenämter beseßt und die nöthigen Posten gestellt.

Ein Gefecht bei Seligenstadt, auf halbem Wege zwischen

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Generals v. Falckenstein und denen des Prinzen Alexander erwartete,

at t; v Odenwald zurügezogen.

_ Aus Frankfurt a. M., den 18. Juli, Vormittags, wird | P

durch W. T. B. über den Zusammenhang der kriegerischen Ereignisse

in den legten Tagen noch Folgendes berichtet :

Abend des 13. d. bei Laufach, wo die Brigade Wrangel die Hessen- | Darmstädtische Division spät Abends nach siegreichem Gefechte zurüge- |

{lagen und viele Hundert Gefangene gemacht hatte, rüdte diese Brigade zu

reichische Division unter Befebl des Grafen-Neipp erg, sowie die

hessische Division welcher sich Badenser und Württemberger ange- {lossen hatten und nahm denselben 2000 Gefangene ab. Pa Folge dieses siegreichen Treffens® verließ am anderen Tage der Rest des 1 Bundescorps Frankfurt und Hanau und wich nach dem Süden zurü. Die Brigade Wrangel wurde darauf in cinem forcirten Marsch am 16. d. M. von Aschaffenburg nach Fraukfurt dirigirt , und beseßte, Am 17. rückte die Brigade Kummer nach, und das 19. Regiment wurde nah Höchst vorgeschoben , wo dasselbe einen vollständigen hessischen Brückentrain nabm. General Vogel von Hauptquartier aufgeschlagen, 1 d erla Die Regierungsgewalt über das Herzogthum Nassau, über die Stadt Frankfurt und deren Gebiet, sowie über die von mir offupirten Landestheile des Königreichs Bayern und des Großherzogthums Hessen geht zur Zeit auf mich über. Die in den genannten Ländern fungirenden Verwaltungsbehörden verbleiben vorläufig in ihren Stellungen, haben aber fortan allein von mir Befehle anzunehmen, deren präziser Ausführung i entgegensehe. Die bekannten preußenfeindlichen Senatoren von und Spelh sind vorläufig auf freiem Fuß belassen, haben aber ihr Ebrenwort geben müssen, sich heute noch in Köln zu gestellen. Von biesigen Zeitungen sind die »Frankfurter Postzeitung«/, das »Tageblatt«, der » Volksfreund« und die »Latern'« vorläufig suspen-

dirt worden.

Neustadt in Oberschlesien, 17. Juli. (Prov. Ztg’ \; Schles.) Unter Führung des Lieutenants von Lindheim hat heute früh eine Abtbeilung der Neisser Besagungs - Eskadron Nr. 1 das Grenzzollamt Bartelsdorf aufgehoben, die Aerarialkasse mit Beschlag belegt, den Grenzbezirk für preußisches Gebiet erklärt und ist von Bartelsdorf wieder in ihr früheres Cantonnement zurügeritten.

Görliß, 16. Juli. (Schles. Ztg.) Die preußische Armee-Post- Rerwaltung is gegenwärtig mit Einrichtung der Feldpost-Relais in Böhmen und Mähren beschäftigt. Es traf heute zu diesem Behufe eine große Anzahl Feldpost-Beamte aus allen Landestheilen bier ein, welche demnächst nach Reichenberg, Pardubiß, Prag und Brünn ab- gehen werden. Ebenso trafen heut die ersten Landwehrtruppen ein, welche die Aufgabe haben, Böhmen und Mähren zu beseyen, um es dem Hauptheere zu ermöglichen, die im Rücken zurückgelassenen De- tachements heranzuziehen. Alle diese der Armee folgenden Landwwehr- Bataillone sind bereits mit Jündnadelgewehren bewaffnet.

Pleß, 16. Juli. (Schles. Ztg.) Die Beunruhigung der Grenze dur österreichishe Streifzüge dauert fort. Heute hatten sich wieder Oesterreicher an der Grenze bei Goczalkowiy aufgestellt. Sie hatten Z Geschüße und feuerten nah dem neuen Badehause, jedoch ohne Schaden anzurichten. Das hier stehende Militair rückte sofort aus, und die Oesterreicher zogen sich, ohne erheblichen Widerstand zu leisten, zurück. Einige unserer Gute wurden durch Schüsse ver- wundet. Heute wird noch ein Bataillon Infanterie erwartet. : Scchleusingen, 17. Juli. - (Magdb. Corresp.) Jn der heutigen Abgeordnerenwabl wurde zum Abgeordneten für den Kreis Schleu- fingen - Ziegenrück gewählt Herr Staatsminister von der Heydt.

Köln, 18. Juli. Deugt-Gießener Eisenbahn ein reichischer Kriegsgefangener | Deuy ein. Dieselben wurden zunächst

Falckenstein, welcher hierselb sein

Transport von 1200 Mann öster-

bierselbst untergebracht. l ein weiterer Transport Krieg8gefangener erwartet,

Kaserne am Meidenbach eingerichtet ist, Braunschweig 16. Juli, (D. R. 3.)

fürKliches Reskript , welches den Präsidenten des Auss\{usses Bürgermeister Caspari, publizirt wurde. geordnete, beurlaubt 2.

17, Juli. Ju der heutigen Landesversammlung wurde zu- ais

ä in landesberrliches Reskript publizirt , durch welches die Wahl nada E E i bestätigt wird. Durch

diesen wurdén sodann die Vorlagen der PLandesregierung U: enen

Bündniß und die

des Abgeordneten Caspari zum Präsidenten

zwei Schreiben des Herzoglichen Staatsministeriums, von

eines das mit der Krone Preußen ahzuschließende

ar niht mehr siattgefunden. Prinz Alexander hatte sih auf |

Nach dem Gefecht am |

sammen mit der Brigade Kummer unter dem Befehl des Generals | p. Goeben gegen Aschaffenburg und schlug dort total eine öôster- |

über Darmstadt |

wie bereits gemeldet, diese Stadt. |

hat folgende Bekanntmachung erlassen: |

Bernus |

Heute Mittag 125 Uhr traf mittels der

aus den Gefechten von Aschaffenburg in in die Kral mamelerne e Deuß gefübrt und später in der Jnfanterie-Kaserne in der Filzengasse R | Heute Nachmittag wird mit derselben Bahn

für welche die

Die Eröffnung

des durch die Verordnung vom 5. d. M. berufenen außerordentlichen Landtags erfolgte heute um die Mittagsstunde dur ein landes- den versammelten Übgeordneten durch der Landesversammlung, Ober- Erschienen waren 39 Ab-

| Kosten der Mobilmachung des Herzoglichen Truppencorps (des Jun- fanterie - Regiments zu 2 Bataillonen, des Husaren - Rrgiments zu | 3 Schwadronen, einer halben Batterie zu 4 Geshüyen und der ionier - Abtheilung), das andere die Erneuerung des Geseyes vom | Jahre 1855, wegen Aushebung der Pferde zum Kriegsdienste, be- | frift. Diese Vorlagen werden einer Kommission von 7 Mitglie-

| dern zur Vorprüfung überwiesen. Srankfurt a. M., 16. Juli. Der Senat hat noch kurz

vor dem Einmarsch der Preußen folgende Proclamation erlassen :

| Der Senat an die Bürgerschaft von Stadt und Land. Der zwischen deutschen Bruderstämmen ausgebrochene Krieg droht, auch | das Gebiet der freien Stadt Frankfurt zu überziehen. Die hohe deutsche | Bundesversammlung, welche in hiesiger freien Stadt ihren Siy hat, ist | bereits zu dem Entschlusse gelangt, diese Stadt zeitweise zu verlassen. | Unsere Stadt is eine offene Stadt und steht als solche unter dem Schuhe des dur die Anerkennung aller Nationen geheiligten Völkerrechtes. Leben und Eigenthum der Bürger und Einwohner erscheinen daher in keiner Weise bedroht. Dagegen fühlt der Senat in dieser verhängnißvollen Zeit sich gedrungen , der Bürgerschaft offen und freimüthig das Nachfolgende zu verkünden: Der Senat wird treu zu dem Bunde stehen, der als un- | auflöslicher Verein gegründet ist und die Erhaltung der Unabhängigkeit und Unverlegbarkeit der einzelnen deutschen Staaten zum Zwecke hat. Derselbe hält aber eine Umgestaltung der Bundesverfassung, die Schaffung einer starken Centralgewalt und die Einsezung einer wirksamen Vertre- tung des gesammten deutschen Volkes für dringend geboten und wird sich freudig allen hierauf gerichteten Bestrebungen anschließen. Es is der feste Entschluß des Senates, bis zu glücklich erreichter Um estaltung der Bundesverfassung die durch völkerrechtliche und Bundes-Verträge begründete und gewährleistete Unabhängigkeit und Unverleybarkeit hiesiger freien Stadt | zu wahren. Mag dieser Entschluß auch unserer freien Stadt , diesem fried- lichen Gemeinwesen , dieser Stätte des Handels und der Gewerbe , dieser Quelle des Wohlstandes und der Wohlthätigkeit, schwere Prüfungen aufer- legen, so hegt doh der Senat die feste Quversicht, daß die gesammte Bürger- schaft, in ihrem Rechtsgefühl und ihrer Treue für das deutsche Vaterland, | ihm zur Seite stehe und, im Bewußtsein , das Rechte gewollt und Treue bewahrt zu haben, die Prüfungen, die über uns fommen fönnen, standhaft erz tragen werde. Gott beschüge das deutsche Vaterland und die freie StadtFrankfurt ! Frankfurt a. M., 15. Juli 1866.

18. Juli. Einige Mitglieder des Redactions - Personals der

»Neuen Frankfurter Zeitung« sind verhaftet.

Baden. Karlsruhe, 17. Juli. Von unsern Truppen, meldet die » Karlsr. Ztg.«, sind befriedigende Nachrichten eingetroffen. Ein Gefecht, an welchem dieselben betheiligt gewesen wären, hat nicht stattgefunden.

Eisenbahn- und Telegraphenverbindung mit Frankfurt unterbrochen. Die Züge der Main-Neckar-Eisenbahn gehen in be- chränkter Zahl nur zwischen Heidelberg und Darmstadt.

Hesterreich. Wien, 15. Juli. Noch is die Entschließung des Kriegsrathes nicht bekannt. Die Blätter \prehen sich für den weiteren Widerstand aus, doch nur bedingt, Die »Presse« {reibt heute, gerade so wie gestern die » Ostdeutsche Post« :

»Was uns betrifft, so haben wir uns im vollen Einklange mit der öffentlichen Meinung für Fortsezung des- Widerstandes ausgesprochen, unter der Vorausseßung jedoch, daß die Südarmee in voller Stärke und rechtzeitig auf der Wahlstatt eintrifft und überhaupt alle disponibeln Streitkräfte des Reiches nach Thunlichkeit konzentrirt werden fönnen. Die Erhaltung der heutigen Großmachtstellung des Reiches, dessen traditionelle deutsche Mission und der brennende Rachedurst, der uns alle erfüllt, sind cines Versuches wohl werth. Nichtswürdig ist ein Volk, das nit sein Alles seht an seine Ehre. Ein einziger glücklicher Schlag kann und muß eine vollständige Veränderung der Dinge zu unsern Gunsten herbeiführen. Ein Frevel am

| Paterlande wäre es jedoch, die militairische Ehre retten zu wollen, wenn fast Alles für uns verloren ist. Bekannt ist, daß seit gestern bier ein großer Marschallsrath gehalten wird. Sollte derselbe nach nüchterner und reiflicher | Erwägung zu der Erkenntniß gelangen, daß die Möglichkeit, die Donaulinie zu halten, eine zweifelhafte sei, daß ein weiterer Rückzug nothwendig werden dürfte, so schließe man den Frieden lieber am linfen als am reten Donau-Ufer. Die Bedingungen des Feindes werden weitaus s{lechtere sein, wenn dieselben von der Reichshauptstadt aus diktirt werden sollten- Heute kann man den Bestand des Reiches noch retten; künftig fönnte selb dieser fraglich werden. Der Einzelne kann der Waffenehre fein Alles opfern, nicht aber der Staat. J noch Alles zu retten, 10 ege man auch Alles daran. Jm gegentheiligen Falle verschone man die Hauptstadt des Reiches vor den Schrecken des Krieges, welche bereits mehrere Provinzen so {wer getroffen haben«a e L

17 An. D. &- J Benedet ti fonferirte mit dem

Grafen Mensdorff. Der Kaiser weigert sich entschieden, den

Ausschluß Oesterreichs von Deutschland als Bafis der Verhandlungen

anzunehmen. M f : s Von Seite der K. K, mährischen Statthalterei wurde folgende

Kundmachung erlassen : a9 2 4M n den Fall einer feindlichen Juvasion erlassenen An- ordnung ist der Amtssig der K. K. Statthalterei und der K. K. Finanz» Landes-Direction mit der Landesbauptkasse zeitweilig na Ungarisch» radi\ch verlegt worden. Brünn, am 11. Juli 1866. Der K. K. Statthalter und Präsident der Finanz-Landes-Direction: Adolph Freiherr von Veoe. 16. Juli. Die heutige »Abendpost« _ bringt folgende tele e (Privat-) Depeschen : a Wp rau E 1d. Li (7 Uhr Abends). Siederem Vernehmen ua sollen die Preußen drei Wegstunden von Snaim südwärts auf der soge nannten Heide lagern, Den ganzen 20 üder ist dier über cin Zug mentreffen mit dem Feinde nichts bekannt geworden.