1888 / 7 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Jan 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Die zuständige Behörde kann die Genehmigung zur Her- stellung, zum Vertrieb, zum Besiß sowie zur Einführung von Sprengstoffen aus dem Auslande dem Nachsuchenden nicht nur für seine Person, sondern auch für seine Vertreter oder ai (Betriebs-Beamte, Geschäfts-An estellte, Arbeiter 2c.) “ertheilen. Derartige Erlaubnißscheine sind nur unter Be-

schränkung auf bestimmt zu bezeihnende Zwecke und ODeritlich- Feiten auszustellen. Der namentlihen Aufführung der Vertreter oder Gehülfen bedarf es nicht.

Berlin, den 24. Dezember 1887.

Der Minister

für Handel und Gewerbe. In Vertretung : Magdeburg.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten. May bach.

Der Minister des 7Fnnern. Jn Vertretung : Herr furth. Der Finanz-Minister. Jn Vertretung : Meinedcke.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Der Forstmeister Richter zu Kassel ist auf die durch den |

Tod des Forstmeisters Gerike erledigte Forstmeisterstelle

Breslau-Brieg verseßt worden.

Abgereist: Se. Excellenz der Unter-Staatssekretär im Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-An- gelegenheiten, Wirkliche Geheime Rath Dr. Lucanus, nah der Provinz Posen.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 9. Januar. Fhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte gestern dem Gottes- dienst in der Kapelle des Augusta-Hospitals bei.

Das Familiendiner fand bei den Kaiserlichen Majestäten im Palais statt.

Wie „W. T. B.“ aus San Remo meldet, sind Fhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erb- großherzogin von Baden am Sonnabend dort einge- troffen. Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz machte an demselben Tage mit dem Erbgroß- herzog eine Spazierfahrt.

Durch die Erklärung in Nr. 1 des „Reichs-Anzeigers“ vom 2. d. M., daß der „Gothaische Genealogische Hofkalender für das Jahr 1888“ dem Prinzen Ferdinand von Sachsen - Coburg zu Unrecht das Prädikat „Königliche Hoheit“ beilegt, und daß der Gothaishe Hofkalender keinen amtlichen A hat, ist die Redaktion desselben zu fol- gender Mittheilung veranlaßt worden:

„Die Redaktion des Gothaischen Hofkalenders erlaubt \ich bierüber zu bemerken: wenn einer Publikation damit der offizielle Charakter zuerkannt werden muß, daß sie die Mittheilungen einer einzigen bestimmten Regierung enthält, fo ist der Gothaishe Hof- falender allerdings nicht offiziel. Denn er is eine Publikation, welcher amtlihe Mittheilungen von allen Regierungen zugehen.

Daraus entstehen der Redaktion mitunter Schwierigkeiten. Ein und derselbe politische Zustand wird zuweilen von den verschiedenen Regierungen ganz verschieden aufgefaßt. Die Redaktion erinnert hier unter Anderm an die Stellung Madagaskars zu England auf der einen und Frankreih auf der andern Seite.

Der Redaktion steht nun kein Richterspruh über politische Fragen zu, fondern sie erblickt ihre Aufgabe in der Wiedergabe der historisch gewordenen Thatsachen. Es würde eine auffallende Lücke in ihrem Artikel über Bulgarien gewesen fein, wenn die augenblicklih doch faktisch bestehende Regierung dieses Landes unerwähnt geblieben wäre. Diese Regierung aber \chrieb der Redaktion den vom „Reichs-Anzeiger“ getadelten Abschnitt wörtlih vor. Die Redaktion ihrerseits konnte dem Fürsten Ferdinand, wenn fie ihn überhaupt als thatsählichen Regenten Bulgariens nannte, keinen anderen Titel ertheilen, als denjenigen, welchen er felbst sih beim Antritt seiner Regierung zu- elegt hat. Dieser Titel aber ist „Königliche Hoheit“. Und es fei fhließlich noch bemerkt, daß der Titel „Hoheit“ dem Fürsten schon vorher zukam.* : | E

Es geht hieraus die bedauerlihe Thatsache hervor, daß für ein in Gotha, also im Deutschen Reih erscheinendes Unternehmen die amtliche E der eigenen Re- gierung nicht schwerer wiegt als Mittheilungen von jeder anderen Seite. Dazu kommt noch im vor- liegenden Falle, daß derartige amtlihe Mittheilungen der bulgarischen Regierung nur in so weit Bedeutung haben, als sie von der ODberherrlichen Macht, dem Sultan, sanktionirt sind. Bulgarien ist kein souveräner Staat und fann deshalb ebenso wie Egypten und früher noch verschiedene andere Staaten diplomatisch nur von der Pforte vertreten werden.

Wenn der „Gothaische Hofkalender“ in dieser Beziehung auf Genauigkeit kein Gewicht legt, so kann er allerdings auf die Bezeichnung als amtliche Quelle keinen Anspruh machen.

Im 2. Bromberger Wahlbezirk, Wirsiß- Schubin, ist an Stelle des verstorbenen Rittergutsbesitzers S der Ritlergutsbesißer Poll in Groß-Samoklensk,

reis Schubin (nationalliberal), mit 8794 von 16921 ab- gegebenen Stimmen zum Mitglied des Reichstages gewählt worden. Der Rittergutsbesißer Graf Skorzewski (Pole) erhielt 8122 Stimmen.

E Durch die im §. 152 der Reichs-Gewerbeordnung ge- währte Koalitionsfreiheit zum Behuf der Erlangung ünstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen werden, nah einem Ürtbeil des Reichsgerichts, 111, Strafsenats, vom 10. No- vember v. J., die 88. 8, 16 des preußischen Ide vom 11. März 1850 über politishe Vereine nicht berührt. Es unterliegen demnach Handwerker - 2. Vereini- gungen, welche neben den Verabredungen behufs Erlangung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen auch wirthschaf#ts- politische Gegenstände, also Alles, ‘was in Gesehgebung, Ver- (S eilfbe Verbältnisss darauf abzielt, die materiell wirth- aftlichen“ Verhältnisse des Arbeiterstandes, insbesondere die Lohnverhältnisse desselben aufzubessern, erörtern, -den Verbots: bestimmungen der 8. 8, 16 des preußischen Vereinsgeseßzes.

Durch Allerhöchste Ordre vom 7. Dezember v. J. ist der Stadtgemeinde Aachen auf Grund des Gesehes vom 11. Juni 1874 das Recht verliehen worden, behufs Anlegung eines neuen evangelischen und eines neuen katholishen Be- räbnißplaßzes das vor dem Vaels'er Thore hinter der Ueber- ührung der Welkenrather Eisenbahn über die Straße nah Vaels in der Gemeinde Laurensberg gelegene Terrain, welches einen Flächeninhalt von 11,4198 ha hat, im Wege der En t- eignung zu erwerben.

Æ— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial-Rath H eller ist hier eingetroffen.![

Das Flaggschif} des Schulgeshwaders, S. M. S. „Stein“, Chef des Geshwaders: Contre-Admiral von Kall, ist am 7. Januar in St. Vincent (Cap Verdishe nseln) eingetroffen.

S. M. Kreuzer-Fregatten „Moltke“ und „Gneisenau“, zum Schulgeschwader gehörig, sind am 7. bezw. 8. Januar cr. in St. Vincent (Cap Verdische Jnseln) eingetroffen. :

S. M. Kanonenboot „Eber“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Bethge, ist am 7. d. M. in Aden eingetroffen und beabsichtigt, am 15. dess. M. die Reise fortzusetzen.

Sachsen. Dresden, 8. Januar. (Dr. F.) Der König und die Königin haben gestern die Königliche Villa zu Strehlen verlassen und das hiesige Residenzschloß bezogen.

Ueber das Befinden des Prinzen Friedrich August ist La Morgen das nachstehende Bulletin ausgegeben worden :

Se. Königliche Hoheit Prinz Friedrih August haben den gestrigen Tag gut verbraht und in der vergangenen Nacht ruhig geschlafen. Der Ausschlag i} erblaßt. Kein Fieber mehr. Allgemeinbefinden gut. Regelmäßige Bulletins werden niht mehr ausgegeben.

Dr. Fiedler.

Der Ständeversammlung sind folgende weitere Königliche Dekrete zugegangen: betreffend die Rechte der Landes-Jrrenanstalten am Nachlaß der darin Verstorbenen ; betreffend die Ergebnisse der bei der Altersrentenbank für den Schluß des Jahres 1886 aufgenommenen Fnventur und be- treffend einen Nachtrag zu dem Gesez über die veränderte Einrichtung der Altersrentenbank vom 2. Fanuar 1879.

Württemberg. Stutigart, 6. Januar. Wie dem „St.-A. f. W.“ aus Florenz mitgetheilt wird, haben der König und die Königin am Vormittage des Neujahrsfestes in Villa Quarto die Glückwünsche der Personen des Gefolges entgegengenommen; weitere Empsänge haben jedoh bei JFhren Majestäten nicht stattgefunden. „Fm Laufe des Tages trafen zahlreiche telegraphishe und schriftliche Glückwünsche für den König und die Königin ein, von welchen insbesondere die aus der Heimath herrührenden die Majestäten hoch erfreuten. Die Spitzen der Behörden und der Notabilitäten von Florenz sowie die daselbst anwesenden Fremden von Distinction haben sich bei den Höchsten Herrschaften eingeschrieben. Die Wirkung der in den leßten Tagen über ganz Europa verbreiteten Schneestürme hat sih auch bis nah Florenz ausgedehnt, woselbst ein für diesen Himmelsstrich ungewöhnlich starker Schneefall stattgefunden und die Kälte sih bis auf 79 Cels. gesteigert hat. Glücklicherweise hat die Gesundheit der Majestäten bis jeßt durch diese ungünstigen Witterungsverhältnisse keinen. Schaden gelitten. Fn den leßten Tagen ist wieder klares Wetter“und Sonnenschein eingetreten, welcher die Kälte gebrohen hat und die Schneedecke rasch wieder vershwinden läßt.“ i

Der Prinz und die Prinzessin Wilhelm haben sich gestern hierher begeben und für längere Zeit Woh- nung im Wilhelmspalast genommen.

Baden. Karlsruhe, 6. Januar. Die „Karlsruher Ztg.“ schreibt: „Die Großherzogliche Negierung hegt die Erwartung, daß die bevorstehenden Kammerverhand- lungen über die kirhenpolitishe Vorlage den allein ersprießlichen Verlauf sahliher, von jeder Erbitterung ic frei haltender Erörterung nehmen werden. Die Regierung hat sich bis jeßt in den von einem Theil der Parteiblätter mit Leidenschastlichkeit geführten Streit über die Vorlage nicht eingelassen und gedenkt diese Haltung auh weiterhin zu be- wahren. Aber dazu kann nicht still geshwiegen werden, wenn in solche Kämpfe der Tagespresse selbst die Person Sr. König- lichen Hoheit des Großherzogs hineingezogen wird. Ein solches Vorgehen is mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen. Wer immer sich desselben bedient, verleßt die dem Landesherrn schuldige Ehrerbietung und muß darauf verzichten, einer Werth- schäßung sih rühmen zu dürfen, die seinen Veröffentlihungen Allerhöchsten Orts beigelegt werde.“

Oesterreich-Ungarn. Wien, 7. Januar. (W. T. B.) Der Kaiser empfing Mittags den Minister-Präsidenten Tisza in längerer Audienz.

Pest, 7. Januar. (Wien. Ztg.) Der Finanz-Aus#\{chuß des Abgeordnetenhauses hat nah eingehender Debatte den Gesezentwurf über die Modifikation des Vicinal- bahngeseßes angenommen.

Großbritannien und Jrland. (A. C) Die „Saturday Review“ meint: legi e- rung könne sih beim Beginn des neuen Jahres Glü wünschen, das Vertrauen des Landes in ungeshmälertem Maße zu besißen: „Vor 12“ Monaten gaben die Redner der Opposition der Regierung höchstens eine Frist von 6 Monaten. Dann, so prophezeiten sie, hätte die Regierung die Unterstüßung der liberalen Unionisten ver- loren, Streitigkeiten in der konservativen Partei würden ausgebrochen sein, während nach ihrer Vieinung der Abfall Lord R. Churchill's einen unheilbaren Niß zur Folge haben sollte. Kurz, Fehlschläge nah allen Seiten und besonders die Unmöglichkeit, das irishe Programm durchzuführen. Die 12 Monate sind dahingegangen, und obwohl die Gladstonianer, wenigstens dem Anschein nah, noch immer große Zuversicht besißen, so ist doch von ihren Prophezeiungen nicht das Ge- ringste erfüllt worden. Die ministerielle Partei ist numerish fast noch ebenso stark, und die erste Wahl im neuen Fahre in Winchester ist ein. Triumph für sie ge- wesen. Eine über ein ganzes Jahr ausgedehnte unskrupulöse Opposition ist niht im Stande gewesen, einen einzigen das Punkt in der Politik des Ministeriums zu ent- eden.“

Die vom Vizekönig geächtete parnellitishe Kund- gebung in Dromore, Grafschaft Tyrone, fand gestern nicht statt. Dagegen wurde etwa 2 (engl.) Meilen davon eine

London, 7. r O die 2

Volksversammlung abgehalten, die unbehelligt verlief, da die Polizei zu spät Kenntniß davon erhielt. Als eine Abtheilung Scchuytleute und Dragoner an Ort und Stelle erschien, hatten sich die Theilnehmer an dem Meeting bereits zerstreut. Es heißt, daß die Be- hörden die Kundgebung nur verboten, weil die Orangisten des Ortes eine Gegenkundgebung veranstalten wollten, in gege deren es ohne Zweifel zu einem blutigen Zusammen: toß gekommen wäre.

Dublin, 7. Januar. (W. T. B.) Das Tribunal in Portumna verwarf die Berufung des irischen Agi- tators Wilfred Blunt und bestätigte in einem heutigen Spruch das Urtheil des Tribunals in Woo dford, welches denselben wegen Gewaltthätigkeiten gegen die Polizei bei einer ungeseßlichen Versammlung in Woodford zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt.

8. Januar. (W. T. B.) Der irische Deputirte Lane wurde gestern Abend wegen einer am 4. v. M. ge- haltenen Rede, in welcher er zum Aufruhr reizte, verhaftet,

ie Verhandlung wurde jedoh auf 8 Tage verschoben, und Lane inzwischen gegen Kaution auf freien Fuß geseßt. Der irische Agitator Wilfred Blunt traf gestern Abend unter starker Bedeckung in Galway ein, und wurde von einer großen Menschenmenge enthusiastish begrüßt. Es kam hierbei zu Ruhestörungen; die Polizei mußte auf die Menge eindringen, wobei einige Personen verleßt wurden, Blunt wurde \{hließlich in das Gefängniß abgeführt.

Frankreich. Paris, 7. Januar. (Fr. C.) Vorgestern Abend fand im Elysée die erste amtliche Abendgesell- schaft statt. Ungefähr 1200 Personen waren zugegen, darunter Floquet, Ferry und Clémenceau. Der Abendgesellschaft ging ein diplomatishes Diner voraus, dem sämmtlihe in Paris beglaubigten Botschafter sowie die Minister Tirard und Flourens anwohnten.

(Köln. Ztg.) Der Deputirte Basly wird am nächsten Donnerstag einen Entwurf auf Amnestie auf den Tisch des Hauses legen, welcher die wegen politisher Verbrechen und Vergehen und wegen damit in Verbindung stehender Thatsachen, ferner die wegen Preßvergehen Verurtheilten sowie die wegen Vergehen gegen das Militärgeseß und die zu Dis- ziplinarstrafen verurtheilten Soldaten umfassen soll.

8. Januar. (W. T. B.) Präsident Carnot hielt heute in Rambouillet eine Jagd ab, an welcher auch der deutsche Botschafter Graf Münster Theil nahm.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Januar. (W. T. B) Anläßlih der Entlassung des ältesten Mannschaftsjahrgangs des Garde-Corps sagt die deutsche „St. Petersburger Zeitung“: die Kavalleristen und Artilleristen seien bereits entlassen, die Entlassung der FJnfanteristen erfolge in den nächsten Tagen. Das E begrüßt die frühzeitige Entlassung als ein Friedens- zeichen.

Ftalien. Rom, 7. Januar. (W. T. B.) Der Papst empfing heute den Grafen Brühl-Pförten, den Abgesandten des Ka1lsers Wilhelm anläßlih des Jubiläums, in feierlicher Audienz. : : È

8. Januar. (W. T. B.) Der bisherige \panische Gesandte, Graf Nascon, überreichte heute dem König seine Kreditive als Botschafter.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ «aus Massov ah, von gestern, befinden sih die italienischen Vorposten in Dogali; heute sollte das Hauptquartier nah Monkullo verlegt werden. Auf den Dogali be- herrshenden Höhen wird ein kleines Fort errichtet.

Schweiz. Der Bundesrath hat jeßt die telegraphisch schon angekündigte Verordnung über Einrichtung, Aufgebot, Ueberwachung und Verwendung des Landsturms erlassen. Dieselbe ist sofort in Kraft getreten. Die Hauptpunkte sind, dem „Bund“ zufolge:

Eintheilung des Landsturms in Bataillone. Das Bataillon be- steht in der Regel aus 4 Compagnien, jede höchstens 200 Mann stark, welche in 4 Sektionen zerfallen Je nach den örtlichen Ver- hältnissen kann die Stärke der Compagnien zwishen 80 und 200 Mann wechseln. In den Bataillonskreisen können unter ge- eigneten Verhältnissen Schützencompagnien und Sektionen gebildet werden, An der Spitze des Bataillons steht ein Major. Die Compagnien werden durch Hauptleute, die Sektionen durch Lieutenants geführt. Für jede Compagnie werden 1 Feldwebel, 1 Fourier, 16 Unteroffiziere und einige Spielleute ernannt. Jm Divisionskreise ist eine aus gedienten Kanonieren bestehende Ab- theilung von 300 Mann zu bilden. Der größte Theil der Hülfs- truppen ist der Pioniecr-Abtheilung zuzuwcisen, welhe aus Leuten zu bilden ist, die sich für Schanzarbeiten eignen. In den Bataillonskreisen sind cine oder mehrere Pionier - Abtkeilungen compagnieweise mit einer Stärke bis auf 200 Mann zu bilden. Die Compagnien können zu größeren Abtheilungen bis auf ein Bataillon zusammengezogen werden. Den bewaffneten Bataillonen werden diejenigen Leute zugetheilt, welhe mit der Handhabung der Handfeuerwaffen vertraut oder als Schützen bckannt und krästig sind. Die Gesammtstärke des bewaffneten Landsturms soll etwa 30 %/ der Landsturmpflichtigen betragen. Die Bekleidung der bewaffneten Leute besteht aus Caput, weichem Filzhut und Feldbinde, die Bewaffnung besteht aus einem kleinkalibrigen Hinterlader aus den eidgenössischen Beständen,

Bulgarien. Sofia, 7. Januar. (W. T. B.) Einem Telegramm der „Agence Havas“ zufolge machten etwa 50 Montenegriner einen Landungsversuch südlih von Burgas, wurden aber von Bauern daran verhindert. Darauf suchten sie in den Fluß bei Burgas tinzulaufen, wobei sie auf Truppen der Garnison stießen. Fn dem Gefecht, das sih alsbald entspann, wurden 12 Montenegriner und 8 Soldaten theils getödtet, theils verwundet. Die übrigen Montenegriner ergriffen die Flucht. Wie es heißt, wurden die Jnsurgenten von Nabokoff kommandirt.

Wie der „Agence Havas“ über den Pulsh bei Burgas weiter telegraphirt wird, wäre das Schiff mit Nabokoff und etwa 100 Jnsurgenten von Konstantinopel gekommen, und wären in dem Kampfe 20 Fnsurgenten und 8 bulgarische Soldaten getödtet worden.

Zeitungsstitrnmen.

Die „National- Zeitung“ schreibt:

Bis lest ist cine wirklihe Störung des europäischen Friedens durch das bloße Vorhandensein der Tripel-Allianz verhütet worden, und die Crfolge dieses Präventivsystems werden dasselbe mit ihrer wachsenden Zahl gewiß immer mehr in Kredit bringen.

_ Seine gegenwärtige Anwendung und das Veharren des Fürsten Bismark bei demselben hat aber jedenfalls auch noch einen tieferen Grund. Solche Präventivkriege, wie der siebenjährige, waren leichter

zu unternehmen in jenem Zeitalter der Kabinetskriege, während dessen die Heere ganz oder zum größeren Theil aus geworbenen Truppen be- standen. Ein ganz anderes Gesicht gewinnt eine Kriegserklärung heute, wo jeder Krieg von Anfang an, ob glücklich oder unglücklih geführt, alsbald das ganze Volk in Mitleidenschaft zieht; heute, im Zeitalter der Volksheere, der allgemeinen Wehrpflicht, ist, den rieden bis zum leßten möglihen Moment erhalten zu haben, ein P moralischer Machtgewinn, sowohl bei dem eigenen Volk, wie auh der durch den modernen Verkehr in so engen Wechsel- beziehungen lebenden übrigen Welt gegenüber. Auch unter diesem Gesichtspunkt also erscheint die allgemeine Wehrpflicht nicht als eine Vermehrung der Kriegsgefahr, niht als eine Erleichterung für die gewaltsame Durchführung ehrgeiziger Pläne, sondern geradezu als eine Garantie des Friedens, stärker als irgendwelche diplomatischen Ab- machungen sie bieten könnten. Ihre Verallgemeinerung hat für geraume Zeit jedenfalls dem Gedanken der Defensive in der Kultur- welt die maßgebende Bedeutung gewonnen, und die jeßt noch offffensiv gesinnten Elemerte werden sich der natürlichen Wirkung jenes Instituts ebenfalls nicht auf die Dauer entziehen können.

Jn einer Besprehung der Grundzüge für die Alters- und Jnvalidenversorgung macht die „Deutsche Volks- wirthschaftlihe Correspondenz“ verschiedene, nament- lih die Durchführung des in Aussicht genommenen Gesetzes betreffende Bedenken geltend und weist hauptsächlich darauf hin, daß die Frage, ob die deutschen Berufsgenossenschasten Träger der Alters- und Jnvalidenversiherung werden, oder ob, der Ueberzeugung des „Centralverbandes deutscher FFndustrieller“ ge- mäß, die Berufsgenossenschaften auf das von dem Geseh streng be- grenzte Gebiet der Unfallversicherung der Arbeiter zu beschränken sein jollen, zu ziemlich heftigen Kontroversen Veranlassung gegeben habe. Das die Jnteressen der Jndustrie vertretende Organ befürchtet, daß gerade die ewigen Verneiner des Reichs sich die Gelegenheit niht werden entgehen lassen, um die in der schwierigen Frage der Alters- und JInvalidenversicherung Seitens des Centralverbandes erhobenen Bedenken zum Gegen- stand der Verhöhnung und Verleumdung zu machen, und giebt, um dieser Agitation die Spiye abzubrechen, folgende Erklärung ab: E i

Demgegenüber wollen wir denn niht versäumen, wiederholt daran zu erinnern, daß unsere Bedenken der Ausführung des Geseßes, nit der Sache selbst gelten; daß wir unentwegt voll und ganz auf dem Boden der Kaiserlichen Botschaft vom 17. November stehen, und daß unsere Bemühungen nah wie vor dahin gerichtet bleiben werden, im Interesse der Allgemeinheit und ohne Partei- leidenshaft, die uns stets ferne liegt, vor allen Extremen zu warnen und allfällige Gegensäße unter den cinander prinzipiell nahe stehenden Gruppen zu beseitigen oder doch zu mildern. Die Frage der Alters- und Invalidenversicherung der Arbeiter, welhe nah maß- gebender Erklärung nicht unmittelbar zur Nerhandlung im Reichstage gelangen wird, is eine solche, daß alle Organe, denen es um das Zustandekommen dieses wichtigen Theils des sozialen Ausgleichswerkes zu thun ist, die Pflicht der gewissen- haften und sorgsamen Erwägung haben, damit endli ein Werk ges schaffen werde, welches in der That dem Reich wie den Arbeitern zum dauernden Heil gereicht. Sowohl die Frage der Organisation des neuen Versicherungsinstituts, die Bedenken, welche bei der Verschieden- artigkeit der Berufsgenossenschaften die Umgestaltung derselben zu Vertretern der wirthschaftlihen Gesammtinteressen der Industrie her- vorruft, dann die Erörterung der bestthunlihen Beschaffenheit der Geldmittel, welche sich über die Vorzüge des Umlagesystems vor dem in den „Grundzügen“ acceptirten Prämiensystem verbreiten wird, um- fassen derartig wichtige Interessen, daß eine Ueberstürzung in ter Wahl der zu betretenden Wege leichthin zu einem verkehrten Ziele führen könnte.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 1. Inhalt: Verfügungen: vom 30. Dezember 1887. Form der Ueberweisungs- Telegramme zu telegraphischen Postanweisungen. Vom s. Januar 1888. Packetverkehr nach den Anlaufhäfen der Reichs-Postdampfer- linien nach Asien und Australien. B

na

Post - Dampfschiffverbindungen päischen Ländern. Januar 1888.

Fustiz-Ministerial-Blatt. Nr. 1. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 27. Dezember 1887, betreffend die Behandlung von MWerth- und Einschreibsendungen an die Justizbehörden. Ueber das bei Kompetenzkonflikten und Konflikten von den Gerichten zu beobachtende Verfahren.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 1. Inhalt: Amtliches: Circular- Erlaß vom 22. Dezember 1887. Perfonal- nachrichten. Nichtamtliches: Neubau der Universitäts-Aula in Marburg. Herstellung feuersiherer Decken. Dienstwohnhaus für den Negierungs-Präsidenten in Aurich. Der Oder-Spree-Kanal. Vermischtes: Preisbewerbung zur Wiederherstellung des Bremer Domes. Entwürfe zu Lichtträgern für die elektrishe Beleuchtung der Straße Unter den Linden. Preisbewerbung für eine evangelische Kirche in Köln a. Rh Preisbewerbung für ein Geschäftshaus in Bernburg. Theaterbrand in London. Inhalt der Zeitschrift für Bauwesen. Neue Patente.

außereuro-

Statistische Nachrichten.

Die Auswanderung aus dem Deutschen Reich über deutsche

Häfen, Antwerpen, Motterdam und Amsterdam nah überseeischen Ländern betrug im Monat November 1887 6691 und in den 11 Monaten Januar dis November 1887 97247 Köpfe. Im gleichen Zeitraum der Vorjahre sind 1886 6140 bezw. 76 981 und 1885 4889 bezw. De deutshe Auswanderer über obengenannte Häfen befördert worden. _—_— Nach der soeben erschienenen Statistik der Krankenkassen in Bayern für das Iahr 1886 hat sih die Zahl dieser Kassen von 4362 im Jahre 1885 auf 4276 im Berichtsjahr vermindert, die Mitgliederzahl dagegen von 376 065 auf 397 508 vermehrt. Auf 1000 Personen der gesammten Bevölkerung kamen sonach 73 Ver- sicherte, gegen 69 im Jahre 1885. Von den Gemeinde-Krankenver- fiherungskassen kamen auf die Städte 37 gegen 38 im Jahre vorher mit 133735 Versicherten, gegen 136994 im Jahre 1885; auf die Bezirksämter 3785 Kassen dieser Art (1885 3906) mit 123 605 Versicherten (1885 117 566). 85 Kassen waren Distriktskassen, welche ihre Thätigkeit auf sämmtliche, zum Distriktsverbande gehörigen Gemeinden erstreckten ; die Zahl dieser Gemeinden betrug 2347, Außer der Gemeinde-Krankenversicherung bestanden noch 454 jonstige Kassen (gegen 418 im Jahre 1885). Von diesen waren 17 Orts- Krankenkassen (1885 8), 359 Betriebs-Krankenkassen (1885 329), 6 Bau-Krankenkassen (1885 6), 834 eingeschriebene Hülfskassen (1885 35), 38 anerkannte Vereine (1885 40). Die 17 Orks- Krankenkassen zählten 15 724 Mitglieder, die 359 Betriebs- Krankenkassen 91 685 Mitglieder, die 6 Bau-Krankenkassen 696 Mit- glieder, die 34 eingeschriebenen Hülfskassen 6945 Mitglieder, die 38 anerkannten Vereine 24118 Mitglieder. Bei sämmtlichen Krankenkassen kam-n 131 446 Erkrankungsfälle mit 1 896 244 Krank- heitstagen zur Anzeige (1885: 150597 Erkrankungsfälle mit 1879 719 Krankheitstagen). : i

Die Nr 400 der „Mittheilungen der Großherzogl ich Hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ hat folgenden Inhalt: Gesundheitszustand und Todesfälle im Großherzog- thum Hessen im 111. Quartal 1887. Bkîrufungen, Reklamationen und Rekurse in Betreff der Einkommen-, Kapitalrenten- und Gewerb- steuer 1868 bis 1887—88, Brutto- und Netto-Einnahmen an

ï Reichs\teuern 1886-—87, Post- und Telegraphenverkehr 1886,

Meteorologishe Beobachtungen zu_Dormstadt November 1887. Meteorologishe Beobachtungen zu Shweinsberg November 1887. Meteorologische Beobachtungen zu Kassel November 1887. Ver- gleichende meteorologishe Beobachtungen November 1887. Preise der gewöhnlichen Verbrauchsgegenstände November 1887. Sterblich- feitsverhältnisse November 1887. Anzeige. :

Von der „Statistik des Hamburgischen Staats“, bearbeitet und herausgegeben von dem Statistishen Bureau der Steuerdeputation, ist die I1. Abtheilung des RIV. Hefts erschienen (Hamburg, Otto Meißner, 1887). Dieselbe enthält die öffentliche Armenpflege im Hamburgischen Staat im Jahre 1885. Statistik der Wahlen. Die Gewerbebetriebe im Hamburgischen Staat 1882. Erwerb und Verlust der Reichs- und Staatsangehörigkeit im Ham- burgishen Staat 1876—1885. Die Auswanderung über Hamburg nach überseeischen Ländern 1885 und 1886. Die Bewegung der Be- völkerung 1885 und 1886. Wir fommen auf den Inhalt des Hefts noch zurück.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Kulturgeschichtliches Bilderbuh aus drei Jahr- hunderten. Herausgegeben von Georg Hirth (Leipzig und München, Verlag von Georg Hirth). V. Band. Lieferung 50, 51. Diese neuesten Lieferungen des Werks bieten in vor- zügliher heliographisher Reproduktion eine Reihe werthvoller Stiche nah Gemälden und Zeichnungen der niederländischen Meister Adrian van Ostade, David Teniers und Philipp Wouwerman. Von Adrian van Ostade sehen wir eine große Anzahl seiner harak- teristishen derb - komishen Schänk- und Bauerntanzscenen, dann Genrescenen aus der Familie und dem ländlihen Leben und Treiben, darunter Blätter, wie „Das Tischgebet“, „Die Familie“, „Das Vesperbrot“, welche uns den Künstler von der anziehendsten Seite zeigen. In anderen freilich bekundet sich wieder seine Vorliebe für das Niedrige, Rohe und Häßliche, das er mit rücksichtslos wahrem, aber geistreih-humoristishem Griffel festhält, so in den Blättern „Der Messerkampf“, „Der bucklige Geiger“, „Der Tanz in der Schänke“ 2. Sehr interessant ist ferner das „Der Maler“ betitelte Blatt, welhes das Atelier Ostade'é ver- anschaulicht und als Unterschrift zwei auf das Künstler-Loos bezügliche sinnreiche lateinische Distihen trägt. Das Werthvollste sind jedo einige kleine eigenhändige Radirungen des Meisters, in denen sich seine geistvolle, frappant carafterisirende Art besonders glänzend dokumentirt. Auch Ostade’'s Schüler uud Nachahmer, Cornelis Bega, ist mit mehreren Stichen vertreten, wie „Die alte Wirthin“ und andere Kneipscenen, sowie ferner einer Anzahl köstlicher kleiner Charakterfiguren und Scenen, wie „Die drei Trinker“, „Die Frau mit dem Korbe“ 2c. Von David Teniers finden wir mehrere sorg- fältig und fein ausgeführte Stihe nah Gemälden und Zeichnungen des Künstlers, u, a. „Die Kartenspieler“, „Der Landarzt “, „Der f\tillvergnügte Raucher“, „Die rauchende Frau“, „Der Mann mit dem Kruge“, „Die erfreuliche Lektüre“ 2c., ferner andere, die Art des Meisters kennzeichnende Genreblätter, wie „Das Tanzvergnügen im Hofe“, „Der Fleischhauer“, „Das zecende Liebesvaar“. Der überaus fruchtbare Philipp Wouverman ist auch in den vorliegenden Lieferungen durch eine Serie Lager- und Jagd- bilder vertreten, sowie dur vorzüglihe Stihe von Moyreau nach den Gemälden „Die Fischverkäuferin“, „Die Hufschmiede“, „Die Sarazenen-Niederlage“, „Der Quasalber auf dem Jahrmarkt“ 2c.

| Den genannten berühmten Genremalern schließen sich an: Leander

Bassan (da Ponte) mit 4 Bildern, welche ländliche Beschäftigungen in den vier Jahreszeiten zum Vorwurf haben; J. van Ossenbeeck mit mehreren zum Theil sehr figurenreihen Blättern (Kriegsgreuel, Vieh- markt auf dem Forum zu Nom, Gruppenbilder von Menschen und Thieren, darunter „Die Wahrsagerin“, „Die Viehtränke“ 2c.); ferner Gerrit Bleecker („Der vierrädrige Wagen“ 2c.); Peter van Laer („Die Saujagd“), Simon de Vlieger („Christus auf dem Meere“), San Miele (zwei sehr interessante Blätter „Der Hirte“ und „Die Alte“). Auch die niederländische Landschaftsmalerei ist reihlich und gut reprä- fentirt, namentli dur eine große Serie von niederländischen Land- {chaften von Roelant Roghman und Jan van Goyen (aus des Leßteren „Regiunculae amoenissimae“, gestochen von N. Visscher). Bau- und kulturgeshihtlich werthvoll und belehrend is endlich eine Kollek- tion Ansichten aus Paris unv Uugebung mit reicher Staffage, von dem Franzosen Israel Silvestre, welhe uns in lebendigster Weise in den baulichen Zustand der Stadt zwishen 1650 und 1660 zurü- versetzen. Dasselbe gilt von den Ansichten des Rathhausplaßes zu Lyon sowie des Heilbades von Bourbon d’Archambault. Beide Liefe- rungen bicten also dem Kunst- wie dem Geschichtsfreunde eine Fülle von Anregung, Belehrung und Genuß. i

Ver s\ocben erschienene Katalog Nr. 58 von Stoll u. Bader, Antiquariat und Buchhandlung in Freiburg i, Baden, Franziskanerstraße 3, enthält katholishe Theologie (I. Abtheilung): Kirchenväter, Kirchen- und Religionsgeshichte, Dogmatik, Hodegetik, Hermeneutik, Exegese, Philosophie, Konzilschriften und kirhenpolitische Streitschriften, Klöster und Orden wie auch JIncunabeln.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarautänewesfen.

Süd-Amerika.

Die Republiken Columbien und Ecuador haben ihre Häfen gegen alle direkt aus Chile kommenden Schiffe gesperrt, In Ecuador werden jedoch diejenigen Schiffe, welhe aus Chile kommen und einen peruanishen Zwischenhafen angelaufen haben, in Guayaquil zugelassen, falls sie einen reinen Gesundheitspaß führen.

Die Regierung der Republik Argentinien hat in den argentinishen Häfen eine 7tägige Quarantäne für Reisende ange- ordnet, während der e, keinerlei Beschränkung unterliegt.

gier.

Der General-Gouverneur von Algerien hot durch Verfügung vom 22, Dezember 1887 angeordnet, daß die Provenienzen von Sizilien bei ihrer Ankunft in Algerien einer Beobachtungs- Quarantäne unterworfen werden, welhe für Dampfschiffe auf sieben und für Segelschiffe auf fünf Tage festgeseßt ist.

Gewerbe und Handel.

In der Schweiz ist das Bundesgeseß vom 17. Dezember v. I., betreffend Abänderung des Zolltarifgeseßes vom 26. Juni 1884, veröffentliht worden. Die Einspruchsfrist gegen dieses Geseß, durh welches die Sätze des \chweizerishen Grenzzolltarifs vielfach er- höht werden, läuft verfassungsmäßig bis zum 23. März d. J. Ueber den Zeitpunkt des Inkrafttretens desselben wird nah Ablauf der obigen Frist noch eine besondere Bekanntmachung des s{chweizerischen Bundesraths erfolgen.

(B. P. N.) Der Antheil Deutschlands am Handel mit Portugal, den noch zu Anfang der 70er Jahre England gleihsam Per ist nah dem Ausweis der englischen Konjularberichte selbs in \tetigem Wachsthum begriffen. Während das englishe Geschäft mit Portugal im Jahre 1873, auf dem Höhepunkt seiner Entwikelung, etwa 59/0 des Gesammtimports umfaßte, ist es gegenwärtig bis auf 42 9/0 zurückgegangen, indeß die deutshe Einfuhr stetig zugenommen hat. Ein uns vor- liegender englischer Konsularbericht s{häßgt die deutshe Einfuhr nach

ortugal noch vor aht Jahren auf nur 60 000 Lstrl.; 1885 hatte ie ih bereits auf 833 000 Pfund gehoben und dürfte jeßt den Werth einer Million nicht unerheblich übersteigen. Der Hauptzuwachs entfällt auf Manufakturwaaren, Dieser Erfolg wird einmal dem wohlfeilen Preise der deutshen Erzengnisse, daneben aber auch dem Eifer, der Umsicht und der Beharrlichkeit zugeschrieben, welche die Vertreter der deutshen Firmen in Schaffung bezw. Erweiterung von Absatzmärkten für deutshe Industrie-Crzeugnisse bethätigen.

Die „Köln. Ztg.“ meldet aus Hagen unter dem 6. Januar, daß ih ein Verband deutscher Drahtstift-Fabrikanten gebildet habe, welher über Werke mit einem gesammten Jahres-

erzeugniß von 75 000 t verfügt. Der Verband wird eine gemeinfame

Verkaufsstelle in Berlin und eine Zweiganstalt für die Ausfuhr in Hamm errichten. ¿

Die Nr. 1 Jahrg. 1888 von dem „Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen“, Zeitschrift des Landesgewerb- vereins, hat folgenden Inhalt: a. Hauptblatt : An unsere Leser. Bekanntmachung, betr. die Correspondenz der Mitglieder des Landes- aats s mit der Großh. Centralstelle für die Gewerbe und den andesgewerbverein. Zur Hausentwässerungsfrage. Zu unserer Abbildung. (Mit Abbildung.) Ausstellungen zu München im Jahre 1888, Anzeigen. b. Anlage: Prosvekt des technischen Bureaus für Kunst und Gewerbe von Wagner u. Strecker zu Mainz, _ Die Hamburg-Amerikanishe Packetfahrt-Aktien- Gesellschaft hat, wie die „Hamb. Börsenhalle“ siher vernimmt, die weitere Vergrößerung ihrer Flotte um zwei Dampfer von zus sammen 6000 t beschlossen und war erfreuliherweise auch diejes Mal in der Lage, den Bau der Schiffe deutshen Werften zu über- tragen, indem sie das eine mit der NReiherstieg-Werfte & Maschinen- N das andere mit den Hrrn. Blohm & Voß hierselbst kon- rahirte.

Die Londoner Effektenbörse ist um ein neues Papier bereichert worden. Die 37 000 000 £ lokale Darlehns-Certi- fikate, die im Verfolg von Göschen's Vorschlag geshaffen wurden, um das System des Borgens auf Schaßwechsel für lokale Darlehens- zwecke zu ersetzen, sind jeßt in der Bank von England übectragbar und das neue O wird seit ei»igen Tagen an der Börse mit 34% Agio gehandelt, da es an Stelle von Konsols für gewisse Kategorien von Kapital - Anlagen gekauft wird, weil es weder umtauschbar noch einlösbar in 25 Jahren ift. Die Regierung hat sich bereit erklärt, das neue Papier gegen einen gleihen Betrag von Konsols umzutaushen. Anfangs war der Umtausch a] pari frei- gestellt, jetzt verlangt die Regierung 19/9 Prämie. Diese Operation wird die Wirkung haben, dem Schaßkanzler die Verfügung über 37 000 000 Konsols zu geben, wodurch die Lösung des Problems der geplanten Konversion der 3 9% Staatsschuld in 24 oder 24 9/0 Rente erleichtert werden dürfte. Beim Comité der Fondsbörse ist eine No- tirung für das neue Papier nachgesucht worden.

London, 7, Januar. (W. T. B) Nach dem offiziellen Handelsausweise betragen die Einfuhren im Dezember v. I. gegen die Einfuhren im Dezember des Jahres 1886 um 3k Mill. Pfd, Sterling mehr, die Ausfuhren um 34 Mill. Pfd. Sterl. mehr. Die Einfuhren des verflossenen Jahres sind um 124 Mill. Pfd. Sterl., die Ausfuhren um 8% Mill. Pfd. Sterl. größer als im Jahre 1886.

Glasgow, 7. Januar. (W. T. B) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 942 840 Tons gegen 840 454 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 83 gegen 75 im vorigen Jahre.

New-York, 7. Januar. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 7 856 568 Doll, davon für Stoffe 2 344 625 Doll. Der Werth der Einfuhr in der Vorwoche betrug 8 775 222 Doll., davon für Stoffe 2404 869 Doll,

Verkehrs - Anstalten.

Von jeßt ab können Postfrachtstücke ohne und mit Werth- angabe nah den asiatischen unb australischen Anlaufhäfen der Reichs-Postdampferlinien auch auf dem Wege über Genua oder Brindisi abgesandt werden. Die Sendungen müssen in der Aufschrift, außer mit der Bezeichnung des Cmpfängers und des Bestimmungsorts, mit dem Vermerk: „Durch Vermittlung der Post- dampf\chifs - Agentur des Norddeutschen Lloyd in Genua“ (bezw. „Brindisi“, je nah der Wahl des Absenders) versehen sein. Das Porto bis Genua bezw. Brindisi ist vom Absender vorauszubezahlen ; die Kosten für die Weiterbeförderung und die sonst etwa entstehenden Gebühren werden nachträglih vom Absender eingezogen.

Hambura, 8 Januar Wi T B) De Posta np fer „Bohemia“ der Hamburg-Ameriktanishen Padkz.fabrt- Aktiengesell\chaft ist, von New-York kommend, heute Nachmittag

auf der Elbe eingetroffen. e l S R B Pa S C: „Ettore“ is gestern Abend mit der ostindishen Post aus

Alerandria hier eingetroffen.

Theater und Musik.

WalTkner- Theater. Se. Königlihe Hoheit der Prinz Wilhelm beehrte die gestrige Sonntags-Vorstellung („Ein toller Einfall“ und „Der Mizekado“) mit Höcstseinem Besuch.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Bei der gestrigen Sonntags-Aufführung von Millöcker's „7 Schwaben“ war das Theater abermals ausverkauft.

Das Programm für das dicsjährige Niederrheinische Musik- fest in Aachen ist nunmehr festgestellt. Der erste Tag (Pfingst- fonntag) bringt neben der Ouverture „zur Weihe des Hauses“ noch Hän- del's „Messias“; der zweite Tag die Ouverturen zu „Manfred“ von Shhu- maun und „Euryanthe“ von Weber, „Benvenuto Cellini“ von Berlioz, Bruch's „Schön Ellen“, Mendelsfohn's VIII. Psalm, Brahm's neuestes Concert für Violine und Cello und Beethoven's neunte Symphonie. Das Kürsstlerconcert am dritten Tage bringt außer den Solo- vorträgen noch das Vorspiel und Scenen aus „Tristan“ und den Kaisfere marsch von Richard Wagner,

Mannigfaltiges. O ffizieller Fagdrapport.

Seitens des Königlichen Hof-Fagdamts wurden im Laufe der vergangenen Woche, und zwar am Dienstag, Freitag und Sonnabend Hasenjagden auf den Feldmarken von Tempelhof und Schöneberg bei Berlin, der Fnsel Töpliß bei

Zotsdam und den Feldmarken von Briß, Buckow und Groß- Zieten bei Berlin abgehalten, auf denen resp. 359, 267 und 563 zusammen 1189 Hasen erlegt sind. An den beiden leßtgenannten Jagden nahm auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm Theil und erlegte am Freitag auf der Jnsel Töpliß 46, am Sonnabend bei Buckow 95 Hasen, wäh- rend Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold nur am Sonnabend in Buckow anwesend war und dort 41 Hasen zur Strecke brachte.

Ueber die Thätigkeit der deutshenSeewarte während der ersten 12 Jahre ihres Bestehens von 1875—1886 ent- nimmt die „Kieler Ztg.“ der zur Feier des 50 jährigen Bestehens des naturwissenshaftlihen Vereins zu Hambuxg vor Kurzem erschienenen Festschrift (Abhandlungen aus dem Gebiet der Naturwissenschaften, herausgegeben vom naturwissenshaftlihen Verein zu Hamburg, Band X, Hamburg 1887) folgende Mittheilungen aus einem Bericht des Geheimen Admiralitäts-Naths Prof. Dr. Neumayer: Die be- wegenden Motive für die Gründung der Seewarte waren folgende: Der Aufschwung, welchen der Weltverkehr zur See seit der Mitte unseres Jahrhunderts genommen, die allseitige Entwickelung der Technik auf den verschiedensten Gebieten, sowie die immer mehr gelagerten Anforderungen an die Praxis der Navigation bildeten allmählich das Bedürfniß einer strengeren Pflege der nautishen Wissenschaften heraus, das sih noch mehr fühlbar machte, als durch die immer mehr zu- nehmende Anwendung der Eisenkonstruktion in der Schiffbautechnik, ein neues Element der Schwierigkeit in die nautische N getragen wurde, das niht ohne Beihülfe wissenshaftliher Forshung zu befei- tigen war. Zunächst waren es die hydrographishen Aemter der ver- chiedenen Kriegs8marinen, die sih den hier gestellten Aufgaben mit größerem oder geringerem Eifer und Erfolg widmeten, indem sie die Begründung von Observatorien zum Studium der Deviationslehre und zur Vervolllommnung der Kompaßkonstruktion, fowie zur Prüfung der Chronometer veranlaßten und Centralstellen zur Verarbeitung